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Erstes Kapitel


Tränen mischten sich mit Blut aus ihrer Kopfwunde und tropften auf ihr weißes Cocktailkleid. Sie fühlte sich schwach, was durch ihren Blutverlust kaum verwunderlich war. Sie rannte um ihr Leben, das Adrenalin pumpte sich durch ihre Venen und sie hörte ihr Blut in den Ohren pochen. Geschwächt fiel sie auf die Knie. War sie genug gerannt, um ihm zu entkommen? Sie konnte es nicht glauben, sie hatte wirklich ihren Ex-Freund, einen brutalen Plattenboss beklaut und war jetzt mit einer halben Millionen Dollar auf der Flucht. Sie war mit ihren Stöckelschuhen die Treppe des Studios heruntergefallen, deshalb blutete sie am Kopf, was sie aber nicht davon abhielt, zu rennen, denn ihr Überlebensinstinkt schrie sie laut an, auch gerade in dem Moment, als sie auf den Knien war und ihren ganzen Mut aufnahm, um wieder weiter zu laufen. Sie hatte gesehen, wie ein Mann erschossen wurde, als sie in seinem Tresor das Geld nahm. Ihr Ex-Freund hatte sie gesehen und da sie die bekannteste Countrysängerin Atlantas war, fiel sie in der Stadt auf, wie ein bunter Hund. Sie atmete auf, als sie im Atlanta Memorial Krankenhaus ankam. Dies war ihrer Ansicht weit genug entfernt, dass sie für diese Nacht in Sicherheit war. Keuchend ging sie an den Schalter.
„Bitte helfen Sie mir“, bemerkte sie und sie musste einen jämmerlichen Eindruck machen, in ihrem silbernen blutverschmierten Kleid und ihrer klaffenden Platzwunde, dass die Schwester am Tresen sich zu Tode erschrak.
„Oh mein Gott, wie sehen Sie denn aus?“, erkannte die Schwester besorgt.
„Ich bin die Treppe runtergefallen“, erwiderte sie tonlos.
„Ja, ja bei uns fallen jeden Tag Frauen die Treppe runter. Kommen Sie mit“, bat die Schwester und führte sie in die Notaufnahme.
 
„So Miss, Ihre Kopfwunde ist nicht so schlimm, wie es aussieht, ich hab' sie jetzt genäht, kann ich jemanden für Sie anrufen?“, fragte der Arzt, der sie ein paar Minuten später verarztet hatte.
„Ja, ein Taxi wär’ nicht schlecht“, erkannte sie noch leicht benommen.
„Sie sollten heut’ Nacht hier bleiben“, bat der Arzt.
„Ich sollte so einiges, vor allem, hier verschwinden. Wie viel schulde ich Ihnen?“, fragte sie und stand wackelig auf ihre Füße, die in zerwetzten Seidenstrümpfen steckten.
„Sie bekommen eine Rechnung, sagen Sie mir einfach Ihren Namen bitte“, bat der Arzt.
Sie war überrascht, eine Person, die sie noch nicht kannte, das war irgendwie angenehm.
„Meredith Falks“, erwiderte sie und benutzte so ihren bürgerlichen Namen, den Namen Lucky Diamond, ihren Künstlernamen, musste sie in dem Augenblick wirklich verschweigen.
„Dann Ms Falks, ich würde Ihnen raten zu bleiben, aber wenn Sie gehen wollen…“, bemerkte der Arzt.
„Ja, das möchte ich. Gibt es hier einen Supermarkt in der Nähe, ich brauche etwas anderes zum Anziehen“, erkannte Meredith und humpelte, weil sie sich den Fuß verstaucht hatte zu ihrer Tasche, die auch blutverschmiert auf einem Stuhl in der Nähe lag.
„Nein, leider nicht, aber ich gebe Ihnen meine Sportkleidung, die ist frisch, versprochen“, erwiderte der Arzt freundlich und kramte seine Tasche aus einem Eck hervor.
„Danke, das ist wirklich nett. Wenn jemand nach mir fragt, ich war nicht da, okay?“, erkannte Meredith und gab ihm einen 20er von ihrem geklauten Geld.
„Sie müssen mir nichts geben, ich werde als Arzt eh’ nichts sagen“, erwiderte der Arzt.
„Dann zahle ich Ihre Kleidung, ich werde sie nicht zurückgeben“, erkannte sie und mit dem Bündel Kleidung in der Hand humpelte sie zum Ausgang. Das war das letzte Mal, dass man Lucky Diamond in dieser Stadt sehen sollte. In der Nacht zum 7. September 2003 verschwand die junge Countrysängerin und wart nie wieder gesehen.
 
06.Januar 2009
 
Das Telefon des Fotografen Sheldon Henderson klingelte, aber er war mit seiner Lupe gerade so in seine letzten Schnappschüsse vertieft, dass er das gar nicht realisierte.
„Sheldon, Telefon“, bemerkte sein Kollege Kent und schmiss ihm ein zerknülltes Stück Papier an den Kopf, dass er aufsah.
„Das hab' ich schon gehört, Kent, ich will aber nicht drangehen“, erwiderte Sheldon und schmiss das Papierkügelchen, was auf seinen Abzügen lag, auf den Boden.
„Du verdienst kein Geld, wenn du deine Anrufe nicht entgegennimmst, das ist dir hoffentlich klar“, kritisierte Kent ihn.
„Wer war denn die letzten Male dran, als ich abgenommen habe?“, fragte Sheldon und sah Kent an.
„Candice! Was ist denn an der Frau wieder verkehrt?“, fragte Kent.
„Sie nervt mich halt“, grummelte Sheldon und das Klingeln hörte auf.
„Könnte auch National Geographic gewesen sein, wegen deinem Auftrag“, erkannte Kent.
„Man, du nervst auch“, erkannte Sheldon und ging zu seinem Telefon, um zu gucken, wer da angerufen hatte.
„Siehst du, war nur Candice, kann ich jetzt weiterarbeiten, ich muss heut’ noch ein Bild aussuchen“, erwiderte Sheldon und widmete sich wieder seinen Bildern.
Zwei Stunden später klingelte das Telefon wieder. Diesmal war es National Geographic.
„Wirklich? Sie wissen nicht, wie froh Sie mich damit machen, ich werde sofort packen“, erkannte Sheldon erfreut, als er von der Zeitschrift hörte, dass er für Fotos in den Amazonas fliegen konnte.

Zweites Kapitel


Nervös saß Sheldon an diesem Abend im Warteraum des Flughafens und trippelte mit den Fingern auf seiner Kameratasche herum.
„Flug 842 ist jetzt zum Boarding bereit“, tönte es aus den Lautsprechern und er stand auf. Er war müde, es war ein langer Arbeitstag gewesen, aber er konnte im Flieger ne ganze Weile schlafen. Er war viel in der Welt unterwegs gewesen und ein ziemlich erfolgreicher Fotograf, aber ein ziemlich mieser Lebensgefährte. Seine längste Beziehung dauerte über zwei Zwischenstopps, was ein Zeitraum von 4 Wochen war.
Sein Handy klingelte. Es war erneut Candice. Er öffnete sein Handy und löste seine Handykarte aus dem Handy. Er hatte eine Prepaid-Karte und da er ein paar Monate am Amazonas bleiben würde, würde er die Karte nicht mehr brauchen. Er gab seinen Bekanntschaften immer nur solche Nummern, er wollte frei bleiben. Er war Fotograf in der dritten Generation, sein Vater war ein Krisenfotograf im Irak gewesen, bis er sechs Monate zuvor in Rente gegangen war. Sein Großvater war sechs Jahre zuvor gestorben, als sechsfacher Preisträger und berühmter Mann. Sheldon war kurz davor, genau so berühmt zu werden, wie seine Vorfahren, er roch schon einen Preis.
Es war eine verdammt lange Reise und ziemlich erschöpft kam Sheldon am Flughafen von Sao Paulo an.
„Willkommen Mr. Henderson, ich bin Ihr Pilot, ich bringe Sie an Ihr Endziel. Brauchen Sie noch ein Mal eine Lehrstunde, oder wissen Sie, was zu tun ist, wenn sie mit den Einheimischen zusammenleben?“, fragte der Pilot, der ihn mit einem kleinen Helikopter weiterbrachte.
„Nein, ich kenn’ die Regeln, danke. Ich will nur ankommen und noch schlafen, bevor ich mich morgen an die Arbeit mache“, erkannte Sheldon und stieg in den Helikopter ein.
„Sicher, fliegen wir weiter, Sie sind nicht sehr gesprächig, oder?“, fragte der Pilot und stieg auch ein.
„Wären Sie das nicht, nach 17 Stunden unterwegs?“, fragte Sheldon und der Pilot startete schmunzelnd die Motoren.
 
Nach 19 langen Stunden landete Sheldon endlich in dem kleinen Amazonasdorf, in dem er in den nächsten Monaten Fotos machen sollte. Er hatte schon unter einer Brücke geschlafen, um Bilder über die Obdachlosensituation in Salem zu bekommen, aber die Situation am Amazonas war noch ganz anders. Es war eine brütende Hitze und die Stechmücken klebten in seinem Nacken. Er schlug nach den Mücken und sah sich um. Die Menschen am Amazonas waren mit brauner Erde bemalt und trugen nicht sehr viel. Er hatte sich lange darauf vorbereitet, wie man sich in so einer Situation verhielt, aber es war dann doch alles anders.
„Mr. Henderson, das sind Sie ja, wir haben Sie schon erwartet“, begrüßte ihn eine weiße Frau mittleren Alters, die nur einen Lendenschurz und ein Tuch über ihrem Busen trug.
„Shannon, nehm’ ich an“, begrüßte Sheldon seinen Kontakt.
„Ja, die bin ich. Kommen Sie rein“, bemerkte Shannon und führte ihn in eine einfache Hütte.
„Ich hoffe, Sie sind mir nicht böse, wenn ich erst Mal schlafen möchte“, erkannte Sheldon.
„Sicher, Ihr Zimmer ist das letzte im Gang. Morgen wird noch ein Arzt von „Ärzte ohne Grenzen“ ankommen, heute Nacht sind Sie allein im Zimmer“, erklärte Shannon und Sheldon ging ohne weitere Worte in das besagte Zimmer. Er war von seinen Reisen einiges gewohnt, aber diesen Raum, konnte man nicht als solchen bezeichnen. Eine dreckige Matte lag auf dem Boden und ein dreckiges Waschbecken schmückte das Eck des Raums.
„Na ja, das Ritz ist es nicht“, murmelte er vor sich hin und zog sein Hygienelaken aus seinem Rucksack, was er immer dabei hatte, um nicht krank zu werden. In seinen Mumienschlafsack schlief er zwar mörderisch schwitzend, aber in der Gewissheit ein, dass er einigermaßen sauber lag.
 
„Sie müssen echt schwitzen, Junge“, erkannte Shannon, die mit den ersten Strahlen des Tageslichtes an seinem Bett stand.
„Morgen“, murmelte Sheldon schläfrig und öffnete den Schlafsack.
„Sind Sie so ein kleiner Hypochonder?“, fragte Shannon kritisch.
„Ich hatte 4 Lebensmittelvergiftungen, bin von zwei giftigen Schlangen gebissen worden und hab' mehr Bakterien- und Vireninfektionen gehabt, als ich zählen kann, als hypochondrisch bin ich wohl kaum“, erkannte Sheldon und rappelte sich auf.
„Okay, Sie sind nicht hypochondrisch, ich nehm’s zurück. Ich bin wohl schon zu lange hier, um an einen Luxus wie Hygiene zu denken. Ich hab' Frühstück gemacht, kommen Sie“, bat Shannon und führte ihn in einen kleinem Raum mit einem Tisch, auf dem ein Teller mit Grütze und ein Apfel lag.
„Die Grütze ist Armeenahrung, der Apfel ist aus meinem Garten, alles bakterienfrei“, versprach Shannon.
„Armeegrütze, jummy, wie ich die vermisst habe. Als ich die in Afghanistan gegessen habe, war sie irgendwie grauer“, erwiderte Sheldon und begann zu Essen.
„Sie müssen ja einiges erlebt haben in ihrem jungen Leben“, erwiderte Shannon beeindruckt.
„Sagen wir mal so, einen Mietvertrag hab' ich noch nie unterschrieben, ich wohn’ seit meinem Studium der Fotographie in Hotelzimmern“, erkannte er mampfend.
„Das muss schwer sein für Ihre Familie“, erwiderte Shannon.
„Keine Familie, es gibt nur mich“, erklärte er.
„Wie alt mögen Sie sein, 30? Wollen Sie nicht anfangen, eine Familie zu gründen?“, fragte Shannon.
„Sie hören sich schon an, wie meine Mutter!“
„Autsch!“
„Ich hab' ja nicht gesagt, dass Sie so alt sind, wie meine Mum“, verteidigte er seine Aussage und biss in den Apfel.
„Das hoff’ ich schwer, Sie müssen sich gut mit mir stellen, ich bin Ihr Bindeglied zu allem hier“, erwiderte Shannon und grinste.
„Werd’ ich mir merken. Dieser Apfel ist echt gut“, erwiderte er mampfend.
„Eine Bewohnerin unseres Dorfes hat die Bäume angepflanzt, sie ist eine sehr nette Frau, sie spricht sogar ein paar Worte Englisch, ich weiß nicht woher, ich hab' es ihr nicht beigebracht und ich bin die einzige Frau, die sie in Ihrem Dorf akzeptieren, vielleicht hat sie es von den Ärzten aufgeschnappt, die hier herkommen, Sie sind übrigens der erste Fotograf der in dieses Dorf kommt, ich weiß nicht, wie sie darauf reagieren“, erwiderte Shannon.
„Deshalb hab' ich Zeit und viel Geduld mitgebracht, ich war fast 2 Monate obdachlos, bis ich die richtigen Fotos geschossen hab', die sie verwenden konnten“, erwiderte Sheldon, der damit beweisen wollte, dass er alles machen würde, um diese Fotos zu bekommen.
„Das ist gut, Sie werden nämlich eine ganze Zeit brauchen, Bilder überhaupt machen zu können. Nach dem Frühstück werden wir ins Dorf gehen, vorerst ohne Kamera, die Bewohner müssen Sie erst mal kennen lernen, Vertrauen zu Ihnen bekommen“, erkannte Shannon.
„Ja, ich kenne das Prozedere, ich bin kein Anfänger“, nörgelte Sheldon.
„Gut, wollt’ es nur mal gesagt haben. Sie haben da übrigens ne nette Narbe im Gesicht, was ist die Geschichte hinter dieser Narbe?“, fragte Shannon neugierig.
„Ich würde ja eine großartige Story über einen Kampf mit einem wilden Tiger erzählen, aber das wäre nicht wahr. Ich hab' meinen Schlafsack verteidigt und der andere Penner hatte ein Messer“, erkannte er schmunzelnd.
„Aber Sie haben Ihren Schlafsack wieder“, konterte Shannon.
„Bin nicht stolz darauf, aber ich hab' ihn mir von dem Penner wiedergeholt, als er tot war“, entgegnete er kleinlaut.
„Sie sollten ein Buch schreiben“, schlug Shannon vor.
„Wär’ mal ne Idee, ich weiß schon den Titel „Fotograf klaut totem Penner Schlafsack““, erwiderte er sarkastisch.
„Okay, die Story sollten Sie vielleicht auslassen. So, satt?“, fragte Shannon.
„Ich könnte noch so einen Apfel vertragen“, erwiderte er cool.
„Dann gehen Sie in den Garten und pflücken sich noch einen, Sie können gleich ein Paar für das Dorf pflücken, so können Sie Kontakte knöpfen“, erkannte Shannon und er nickte.
Mit einem Sack Äpfel auf den Rücken ging Sheldon hinter Shannon her ins Dorf. Seine Anwesenheit sorgte für Aufsehen. Die wenig bekleideten Männer, Frauen und Kinder kamen aus ihren Hütten und umringten sie.
„Geben Sie ihnen die Äpfel“, bemerkte Shannon und er öffnete den Beutel und verteilte die Äpfel.
„Meine“, erwiderte plötzlich eine Stimme und er drehte sich um. Es war eine junge Frau in seinem Alter, die wie die anderen Dorfbewohner mit Lehm bemalt war und verfilzte Dreadlocks bis zur Hüfte trug. Sie trug auch ein Band über ihren Busen und eine Shorts.
„Ich habe es ihm erlaubt, Mika“, erkannte Shannon und die Frau, die Shannon Mika genannt hatte, riss ihm den Apfel aus der Hand und ging weiter.
„Kontakte knüpfen, wie?“, fragte er und zog die Augenbrauen hoch.
„Das ist seltsam, sie ist sonst wirklich eine ganz liebe Person“, erwiderte Shannon erklärend.
„Ich muss viel Zeit mitbringen, haben Sie ja gesagt. Irgendwas ist an der Frau, ich weiß auch nicht“, bemerkte er nachdenklich.
„Fällt Ihnen das auch auf? Ich bin jetzt fast drei Jahre hier und kann sie einfach nicht knacken. Sie hat Charakterzüge von einer Frau, die in der Zivilisation aufgewachsen ist, doch dann ist sie wieder eine von ihnen. Sie ist ein Mysterium“, erklärte Shannon, während sie weiter durch das Dorf gingen.
„Vielleicht ist sie eine von uns, arrogant ist sie zumindest“, erwiderte er und verteilte dabei Äpfel.
„Wir Amerikaner sind nicht arrogant!“
„Und wie wir das sind, ich hab' so viele Menschen kennen gelernt in den letzten 10 Jahren, die Amerikaner waren immer die arrogantesten, egal in welchem Land ich welche getroffen habe“, erkannte Sheldon.
„Sie haben wohl ein bisschen zu viel Höhenluft in Ihrer Karriere geschnuppert was? Sie sind der arroganteste Arsch, den ich jemals kennen gelernt habe“, bemerkte Shannon, die das Gehabe des Fotografen nicht mehr hören konnte.
„Hey, wenn ich mich mit Ihnen gut stellen soll, gilt das auch umgekehrt“, nörgelte er.
„Äh, nein!“
„Sag’ ich doch, arrogant. Ich muss jetzt Kühe melken gehen, also viel Spaß noch“, erwiderte Shannon.
„Ist das so ein Code?“, fragte er verwundert.
„Nein, das bedeutet, ich werde Kühe an den Eutern ziehen, bis Milch rauskommt. Wenn Sie mich suchen, ich bin im Stall“, entgegnete Shannon und ging zurück zur Hütte, an die ein kleiner Stall grenzte.
„Okay, Kühe melken, hab' schon seltsameres gesehen. So, wen kann ich jetzt zu meinem besten Freund machen?“, redete er mit sich selbst, während er weiter Äpfel verteilend durchs Dorf ging.

Drittes Kapitel


Später als er die Äpfel verteilt hatte, ging er zu Shannon in den Stall, setzte sich wortlos ihr gegenüber auf den Melkschemel und molk eine Kuh.
„Lassen Sie mich raten, Sie haben das melken im tibetanischen Hochland bei einem störrischen Ziegenbock gelernt?“, fragte Shannon, die seine coole Art immer noch nicht gefiel.
„Nein, bin auf ner Farm aufgewachsen in Idaho und einen Ziegenbock zu melken wäre echt mal eine Herausforderung“, erwiderte er und sie grinste.
„Tut mir leid, ich bin nur Ihre Geschichten jetzt schon satt“, erkannte Shannon.
„Werd’ mich zurückhalten, versprochen. Wird nur ziemlich ruhig, wenn ich mit Ihnen nicht mehr reden kann, denn Sie sind hier der einzige, der mich in meiner Sprache anspricht“, entgegnete Sheldon und melkte weiter.
„Werden wohl nicht so schnell warm mit den Bewohnern, wie gedacht, was?“, fragte Shannon.
„Das ist der erste Tag, ich kann warten“, bemerkte er lässig.
 
Sheldon s Ausdauer wurde in den nächsten Tagen und Wochen extrem strapaziert. Es dauerte einen Monat, bis er ein paar Fotos machen konnte.
Als er eines Abends am Esstisch saß und im schwachen Licht der einzigen elektrischen Glühbirne im Hause seine Bilder auf seiner Kamera ansah, hörte er, wie die Dusche anging, die draußen vor dem Fenster angebracht war. Shannon hatte dort eine möglichst zivilisierte Methode gefunden, sich zu reinigen.
Sheldon sah auf. Wer duschte dort? Shannon war schon eine Stunde zuvor ins Bett gegangen und der junge irische Arzt Glenn, der von Ärzte oder Grenzen war, döste auf dem Sofa im Eingang. Er stand auf und ging durch die Glastüre nach draußen. Dort stand sie, bleich wie ein Hase und duschte die Tonerde von ihrem Körper.
„Verdammt, warum schläfst du nicht?“, grummelte Mika ertappt und wickelte ihr Tuch um ihren sehr hübschen Körper.
„Ich arbeite noch, du verstehst mich?“, fragte er stotternd.
„Natürlich versteh’ ich dich, Blödmann, ich leb’ zwar schone ne Weile hier, aber Englisch kann ich noch“, erkannte Mika und schlüpfte in Flip Flops von einer amerikanischen Firma.
„Du bist weiß“, stotterte er weiter.
„Okay, das haben wir festgestellt, ich Amerikanerin, du Amerikaner. Lässt du mich mal vorbei?“, fragte sie cool.
„Warum simulierst du hier eine Amazone? Um vom Volk anerkannt zu werden?“, fragte Sheldon, der sich langsam wieder gefangen hatte.
„Ja, genauso ist es. Versuch’s doch mal, vielleicht kannst du dann deine perversen Fotos schießen“, erkannte Mika sarkastisch und öffnete ihre Dreadlocks aus denen brauner Ton herausfloss. Als das passiert war, sah er, dass ihre Haare blond waren.
„Du bist blond“, stotterte er wieder.
„Könntest du mal damit aufhören!“
„Ja, tut mir leid!“
„Warum verkleidest du dich dann so? Versteckst du dich?“, fragte Sheldon neugierig.
„Oh man, bist du Reporter? Hörst du mal auf Fragen zu stellen?“, erwiderte Mika und band sich ein Tuch in die Haare, dass es ihre blonden Strähnen verdeckte.
„Irgendwoher kenn’ ich dich“, bemerkte er überlegend.
„Ja, tust du, du fotografierst mich seit 4 Wochen und guckst dir dann stundenlang die Bilder an“, erwiderte Mika, der es gar nicht gefiel, wie er sie ansah.
„Nein, ich mein’ so wie du jetzt aussiehst“, erkannte er und sah ihr in die Augen.
„Geh' einfach schlafen und kein Wort zu deinen Mitbewohnern“, bat sie ernst.
„Shannon weiß es nicht?“, fragte er erstaunt.
„Nein, sie weiß es nicht und ich geb' mir seit drei Jahren riesige Mühe, sie davon zu überzeugen, dass ich zur Dorfgemeinschaft gehöre, also klappe“, entgegnete Mika und verschwand in die Nacht.
„Führst du Selbstgespräche?“, fragte plötzlich Glenn, der aufgewacht war.
„Äh nein, ich hab' nur laut nachgedacht, hab' ich dich geweckt?“, fragte Sheldon und drehte sich zu Glenn um, der in der offenen Tür stand.
„Nein, ich wollt’ nur duschen, bevor ich ins Bett gehe, oh man, du warst heut’ nicht dran mit duschen, jetzt hast du sicher das ganze warme Wasser verbraucht“, konterte Glenn und schob ihn zur Seite, als er sah, dass der Wasserspeicher leer war.
„Ich hab' nicht geduscht“, verteidigte sich Sheldon.
„Ja, wie du meinst“, bemerkte Glenn ungläubig.
„Riech’ an mir, ich hab' seit vier Tagen nicht mehr geduscht“, bemerkte Sheldon und Glenn roch an ihm.
„Oh man, ja du stinkst echt. Wer war’s dann?“, suchte Glenn den Schuldigen.
„Frag’ mich was Besseres, ich könnt’ mal wieder ne Dusche gebrauchen, wenn du Wasser holst, bring’ die Doppelte Menge mit, dass ich das morgen kann“, bat Sheldon.
„Sonst noch Wünsche? Geh' selbst zum Fluss, ich muss nicht unbedingt duschen“, entschied Glenn und ging wieder rein.
„Na, toll, das hab' ich nun von meiner Verschwiegenheit“, grummelte er und nahm den Behälter aus der Anbringung, um ihn am Fluss aufzufüllen. Als er gerade loslaufen wollte, kam Mika mit einem vollen Container Wasser zurück.
„Der Doc ist wach“, flüsterte Sheldon und sie versteckte sich an der Häuserwand.
„Warum ist der wach? Der sollte doch auch schlafen“, erwiderte Mika genervt.
„Kann ich nichts für. Danke fürs Wasserbringen“, bedankte er sich.
„Ich hab's ja verbraucht. Hör’ auf mich Anzuglotzen“, bat sie.
„Ja, mach’ ich, jetzt weiß ich endlich, wer du bist, mein Kollege hat drei Milliarden Bilder von dir an seiner Pinnwand hängen, er hat es zu seiner Lebensaufgabe gemacht, deinen Tod aufzuklären“, erkannte er flüsternd, während er sich auch an die Wand presste, dass Glenn dachte, dass er weggegangen war.
„Meinen Tod aufklären? Bin ich in den Staaten tot?“, fragte Mika.
„Der Sparkling Diamond ist tot, ja!“
„Lucky Diamond, man den Namen zu benutzen ist irgendwie seltsam. Du kannst deinem Freund sagen, er soll aufhören zu suchen, aber sag’ ihm nicht, dass ich noch lebe“, erwiderte Mika.
„Was ist mit dir passiert? Wo ist das Geld?“, fragte Sheldon neugierig.
„War ja klar, dass die Presse das aufputscht, sagen wir mal so, meine Eltern und meine Schwestern haben das Geld gebrauchen können“, erkannte Mika.
„Du hast das ganze Geld deiner Familie gegeben?“, fragte er überrascht.
„Ist das so unwahrscheinlich, dass Lucky Diamond das Geld für Ihre Familie ausgeben will?“, fragte Mika.
„Du redest von dir, als wär sie eine ganz andere Person“, bemerkte Sheldon.
„Das ist sie auch, sie ist tot, belassen wir es dabei. Ich muss jetzt zurück, ich muss mich noch neu bemalen, es ist ganz schön Arbeit so auszusehen, mehr Schminke hab' ich nur getragen, als sich als Countrysängerin auf der Bühne stand“, schmunzelte Mika und verschwand wieder ins Dunkle.
Sheldon füllte den Wasserspeicher wieder auf, wusch sich mit Katzenwäsche und ging dann schlafen. Während er eindöste, überlegte er, ob er Kent davon erzählen sollte. Einerseits machte Kent ihn mit seiner Spurensuche wahnsinnig, andererseits würde er wissen wollen, woher er wusste, dass die Countrysängerin noch lebte.
 
„Schläfst du noch?“, fragte Glenn, als er tags drauf breitbeinig über Sheldons Matratze stand.
„Wenn du da nicht weggehst, wirst du nie wieder aufwachen“, bemerkte Sheldon und Glenn ging einen Schritt zur Seite.
„Man, hast du schlechte Laune, wollt’ nur wissen, ob du mir hilfst, die Säuglinge zu impfen, Shannon kann nicht“, bat Glenn grummelnd.
„Ja, klar, entschuldige, ich bin nur kein Morgenmensch“, stimmte Sheldon dem zu.
„Ich verschaff’ dir auch ein paar gute Bilder“, versprach Glenn.
„Das wäre toll, ich hab' noch keine brauchbaren Fotos, die preisverdächtig wären“, erkannte Sheldon, während er sich aus seinem Schlafsack igelte.
„Das ist schon irgendwie pervers, du machst Fotos von nackten Menschen, um einen Preis einzuheimsen“, erwiderte Glenn, während Sheldon seinen Körper nach Stichen absuchte.
„Ich hab's dir doch erklärt, das ist mein Job, ich bin kein Fotograf für den Hustler, das ist was Seriöses“, bemerkte Sheldon und stellte erfreut fest, dass er auch diesmal ohne Mückenstiche die Nacht überstanden hatte.
„Ja, das hab' ich verstanden, ich kann’s trotzdem pervers finden, oder?“, fragte Glenn.
„Das musst du grad’ sagen, als frührer Schönheitschirurg“, konterte Sheldon und zog sein T-Shirt aus.
„Man, ich sollte dieses Zeug, was die im Dorf brauen nicht mehr trinken, was hab' ich noch erzählt?“, fragte Glenn.
„Keine Ahnung, du hast plötzlich gälisch gesprochen“, schmunzelte Sheldon.
„Oh man, dann muss ich echt dicht gewesen sein. Wenn du mir hilfst, musst du aber Handschuhe anziehen, nein, erst musst du dich duschen und dann Handschuhe anziehen, du bist nur nicht gestochen worden, weil die Mücken angeekelt von dir waren“, erkannte Glenn.
„Ich lass dir den halben Container, dass du auch noch duschen kannst“, versprach Sheldon und tapste nur in Shorts zur Dusche.
„Oh man, an manchen Tagen bräuchte ich hier echt nen Kaffee“, erwiderte Shannon, die mit einem Kräutertee in der Hand auf dem Tisch saß und ein Buch las.
„Morgen, du bist schon wach?“, fragte Sheldon, dem das etwas peinlich war, so vor seiner Gastgeberin zu stehen.
„Das muss dir echt nicht peinlich sein, Kleiner, ich seh’ jeden Tag halbnackte Menschen“, erwiderte Shannon und widmete sich wieder ihrem Buch.
„Ich geh' dann mal duschen“, erwiderte er hektisch und ging zur Dusche.
„Weiß er, dass du ihn von hier aus auch beim Duschen beobachten kannst?“, fragte Glenn, als er, während Sheldon duschte auf dem Sofa auf ihn wartete.
„Psst, ich hab' seit drei Jahren keinen Mann gehabt, ich brauch’ auch mal etwas zum Gucken“, erwiderte Shannon verteidigend.
„Den letzten Mann den du hattest hab' ich kennen gelernt, wie hat er dich genannt ach ja „Gottesanbeterin“, du hast dem armen Kerl das Herz gebrochen“, erwiderte Glenn cool.
„Ich hab' mich doch bei dir entschuldigt, jetzt leb’ ich ohne Sex und widme mich voll und ganz meiner Studien“, erkannte sie.
„Na toll, das will ja jeder Mann hören, dass man einer Frau den Sex abgewöhnt hat“, bemerkte Glenn grummelnd.
„Ich bin ja keine Nonne geworden, ich hab' hier nur nicht so eine arg große Auswahl“, erwiderte Shannon beruhigend.
„Also bei mir brauchst du nicht mehr suchen, ich bin fertig mit dir“, entschied Glenn ernst.
„Schon klar, ist auch drei Jahre her, du hast sicher in der Zeit jemand neues kennen gelernt, oder?“, fragte Shannon neugierig.
„Nichts Ernstes, ich bin viel in der Welt unterwegs gewesen in den letzten Jahren, war fast nicht zu Hause, war an Weihnachten das erste Mal seit zwei Jahren wieder bei meinen Eltern“, erkannte Glenn.
„Das kenn’ ich gut, ich hab' nicht Mal ne eigene Wohnung. Kann gut verstehen, dass ihr beide eines Nachts einsam wart“, bemerkte Sheldon, der mit einem Handtuch um die Hüfte zu ihnen kam.
„Oh man, ich hätte die Klappe halten sollen“, erwiderte Shannon ertappt.
„Das mit euch ist mir schon am ersten Tag aufgefallen, als er hier herkam. Wir Fotografen sind keine Paparazzi, wir schießen nicht einfach drauflos, wir haben eine gute Auffassungsgabe. Aber jetzt ist doch nichts mehr zwischen euch, oder?“, fragte Sheldon und beide schüttelten den Kopf.
„Nichts, dass mich das was angehen würde, wollte es nur wissen. Also, ich geh' mich dann mal anziehen, dann können wir los“, erwiderte Sheldon und ging ins Schlafzimmer.

Viertes Kapitel


Ausgerüstet mit Handschuhen und einem Koffer voller Spritzen gingen die beiden Männer ins Dorf um an die Arbeit zu gehen.
Sheldon hoffte so sehr, dort endlich einige gute Fotos zu machen, aber der Schlafmangel und die ganz andere Welt schafften ihn so, dass er nicht zu Höchstleistungen kommen konnte. Er hatte vor diesem Trip einen Multimillionär einen Monat begleitet, um Bilder für die Biographie des Ölhändlers zu schießen, er hatte sich dort irgendwie an einen hohen Lebensstandard gewöhnt, was auch dazu geführt hatte, dass er seine Freundin Candice kennen lernte, die jetzt irgendwie dachte, dass sie weiter ihren hohen Lebensstil zusammen mit ihm führen konnte. Deshalb hatte er einfach beschlossen, sie zu ignorieren, denn welcher Mann sagte schon gern, dass er die Wünsche einer Frau nicht erfüllen konnte?
„Hey Jimmy Olsen, schläfst du?“, fragte Glenn, als Sheldon in Gedanken versunken war, als er Glenn seine Kiste geben sollte.
„Entschuldige, war in Gedanken, hier“, erwiderte Sheldon und gab ihm den Koffer.
„So, jetzt musst du das Baby halten“, erwiderte Glenn, der ein süßes dunkelhäutiges Baby auf den Arm genommen hatte.
„Halten? Du hast nichts von Halten gesagt!“, erkannte Sheldon radebrechend.
„Sheldon, das ist ein Baby, keine Atombombe, du hast doch schon mal ein Baby gehalten, oder?“, fragte Glenn und Sheldon schüttelte verstört den Kopf.
„Oh man, wirklich nicht zu fassen. Mika, könntest du dann bitte?“, fragte Glenn Mika, die etwas abseits von ihnen stand und Mika nahm das Baby liebevoll auf ihren Arm, so dass Glenn spritzen konnte.
„Er wird ganz bleich, sieh mal“, erwiderte Mika grinsend.
„Du weißt auch, wer sie ist?“, fragte Sheldon Glenn verwundert.
„Ja, du hast echt lang gebraucht, um das zu schnallen, wir haben uns schon über dich lustig gemacht, du bist echt ein bisschen langsam“, erkannte Mika grinsend.
„Du hast es ihm gesagt, aber nicht mir?“, war Sheldon etwas eingeschnappt.
„Ich hab' es ihm auch nicht gesagt, er hat mich auch nackt gesehen, bei einer Untersuchung, leider ist er Schönheitschirurg und hat gemerkt, dass meine Brüste unecht sind“, schmunzelte Mika und gab das Kind der Mutter zurück.
„Deine Brüste sind nicht echt?“, fragte Sheldon.
„Ach komm’ schon, ich hab' Brüste wie Dolly Parton, mein damaliger Freund meinte, dass hilft meiner Karriere, hat es auch, er war ein Arsch und ich hab' in beklaut, so einfach ist das. Ich hol’ das nächste Kind“, erwiderte Mika und ging etwas zur Seite, um das nächste Kind zu holen.
„Du hast sie nackt gesehen?“, fragte Sheldon, Glenn.
„Rein professionell, ich vögele nicht alle weißen Frauen in diesem Dorf“, konterte Glenn.
„Sie hat nen scharfen Körper“, erwiderte Sheldon.
„Ja, wer darauf steht, ein guter Job von einem Kollegen halt“, erkannte Glenn, während er eine neue Spritze aufzog.
„Sie hat noch mehr machen lassen?“, fragte Sheldon.
„Lippen, Fettabsaugung, Nase, die normalen Sachen, die man machen lassen muss, um wie eine Countrysängerin zu wirken“, erwiderte Mika, die mit einem kleinen Säugling im Arm zurückkam.
„Wirklich? Das sieht man gar nicht“, erkannte Sheldon.
„Dann hast du wirklich nicht die Auffassungsgabe, wie du denkst, ihr Brüste sind auf künstlich getrimmt, hast du das so wollen?“, fragte Glenn, Mika frech.
„Ja, das wollte ich, warum reparierst du eigentlich keine Zinken mehr?“, konterte Mika cool.
„Ich hab' keinen Sinn mehr darin gesehen. Sieh’ dir dieses Baby an, durch diese Spritze wird dieses Kind überleben und vielleicht eines Tages so wie Barrack Obama neuer Präsident werden“, erklärte Glenn seine Absichten und lächelte zufrieden.
„Das Baby müsste Amerikaner sein, um Präsident zu werden“, erkannte Sheldon cool.
„Ach ja, richtig, aber du verstehst was ich meine, oder? Wir können hier etwas bewegen, deshalb bist du doch auch hier, richtig?“, erwiderte Glenn zu Mika.
„Nein, ich bin hier um mich zu verstecken, vor meinem Ex“, erkannte Mika.
„Weißt du es nicht? Er ist tot, er hat auf Hip-Hop Produzent gemacht und so ein Tupac Verschnitt hat ihn erschossen, das ist so 3 ½ Jahre her“, erklärte Sheldon.
„Er ist tot?“, fragte Mika und knickte zur Seite, Sheldon konnte gerade noch das Baby halten.
„Mika? Hörst du mich, Mika?“, fragte Glenn, der sich über die bewusstlose Mika beugte.
„Das hätte ich ihr wohl etwas schonender beibringen sollen, was?“, fragte Sheldon kleinlaut und Glenn sah ihn böse an.

Fünftes Kapitel


Beunruhigt saß Sheldon neben Mika. Sie war immer noch ohnmächtig und lag auf einem Lagerplatz in einem Zelt.
„Sie scheint dehydriert zu sein, ich hab' sie schon öfters deswegen behandelt, sie hat Angst das Wasser hier zu trinken, kann ich gut verstehen. Ich leg ihr jetzt ne Kochsalzlösung, ich hab' keine Stange hier, um das aufzuhängen, kannst du es solang halten?“, fragte Glenn und legte ihr einen Zugang.
„Sicher, mach’ ich. Hast du jemand gefunden, der dir hilft?“, fragte Sheldon.
„Ja, Shannon kann mir jetzt helfen, bleib’ einfach hier, ich will sie noch beobachtet wissen, bis sie aufwacht“, erkannte Glenn und drückte Sheldon die Kochsalzlösung in die Hand.
„Ruf’ mich einfach, wenn du mich brauchst“, erkannte Sheldon.
„Und du rufst mich, wenn sie aufwacht. Brauch’ höchstens ne halbe Stunde, dann komm’ ich wieder hier her“, erwiderte Glenn und ging zurück, um weiter die Kinder zu impfen.
5 Minuten später wachte Mika wieder auf.
„Hey, das bist du ja wieder“, erkannte Sheldon ruhig und Mika sah auf ihren Arm.
„Du hast mir Drogen gegeben?“, fragte sie benommen.
„Das ist ne Kochsalzlösung, die hat Glenn dir gesetzt. Du hast Angst vor dem Wasser hier?“, fragte Sheldon und stand auf, dass die Kochsalzlösung richtig laufen konnte.
„Gilt hier keine ärztliche Schweigepflicht?“, fragte sie grummelnd.
„Das muss dir nicht peinlich sein, ich koch das Wasser auch fast 10 Minuten, bevor ich es trinke“, erkannte Sheldon beruhigend.
„Ich wohne seit 6 Jahren hier und wälze mich im Dreck, dass es nicht auffällt, dass ich weiß bin, da werde ich wohl keine Angst vor etwas schmutzigem Wasser haben“, konterte sie.
„Das erklärt, warum du so einen dunklen Hautton hast. Warum bist du dann dehydriert?“, fragte er neugierig.
„Keine Ahnung, ich gebe zwei der Kinder des Dorfes die Brust, vielleicht liegt das daran“, erkannte Mika.
„Du tust was? Hast du ein Kind?“, fragte Sheldon verwundert.
„Ich hab' ein Kind verloren, vor sechs Monaten, ich hab' einfach die Babys gestillt, deren Mütter bei der Geburt gestorben sind, das machen viele Frauen in unserem Dorf“, erkannte sie trocken.
„Du scheinst ziemlich gefasst zu sein, dass du das Kind verloren hast“, entgegnete Sheldon etwas irritiert über ihre Ruhe.
„Ich weiß nicht mal, von wem ich schwanger war, hab' mich ziemlich gehen lassen, vor so einem Jahr oder so, ich hatte eine Todgeburt und jetzt reden wir nicht mehr darüber, bitte“, bemerkte sie.
„Klar, kein Wort mehr darüber. Du solltest nur ein Kind säugen, das ist vermutlich zu viel für dich“, erkannte Sheldon.
„Das ist nicht zu viel für mich, Zwillingsmütter stillen ja auch immer zwei Kinder, hast du grad’ keine anderen Themen?“, fragte Mika.
„Ich könnte dir die Geschichte erzählen, wie ich in Deutschland auf dem Oktoberfest mit einem Australier und einem Österreicher um die Wette gesoffen habe“, erkannte Sheldon und begann zu erzählen.
Ne halbe Stunde später kam Glenn zurück.
„Danke, dass du mich geholt hast“, erwiderte Glenn grummelnd, als er sah, dass Mika schon wieder saß.
„Ihr ging es gut, da wollt’ ich dich nicht stören. Okay, dann lass’ ich euch mal alleine, das du sie noch untersuchen kannst“, erwiderte Sheldon und zog die Handschuhe aus, die er immer noch trug.
„Sheldon?“, fragte Mika, als er am Ausgang stand.
„Ja?“
„Danke für die Geschichte“, erkannte Mika.
„War schön, dass ich sie erzählen konnte. Gute Besserung“, bemerkte Sheldon und ging aus dem Zelt.
 
Etwas später ging Sheldon durch das Dorf und machte noch Fotos.
„Na Romeo, wie läuft’s mit den Fotos?“, kam Glenn zu ihm.
„Was heißt Romeo?“
„Du flirtest mit Mika!“
„Ach quatsch, ich war nur nett!“
„Wir Männer sind nur nett, wenn wir Sex wollen“, erwiderte Glenn.
„Wenn du meinst, komm’ ihr einfach nicht zu nah, sie ist nach der Vergewaltigung noch sehr verstört“, erkannte Glenn.
„Vergewaltigung?“
„Ja, deswegen hatte sie ja ein Kind erwartet, ich sollte jetzt mal die Klappe halten, ich verstoße hier die ganze Zeit gegen die ärztliche Schweigepflicht. Wir sehen uns später“, entgegnete Glenn, packte sein Zeug zusammen und ging zurück zur Hütte.
 
Am nächsten Tag ging es Mika besser und sie saß mit Sheldon an dem Tisch vor der Hütte und sah seine Bilder an.
„Du bist echt gut, hast du schon mal deine Bilder ausgestellt?“, fragte Mika, die, die Bilder auf seinem Laptop ansah.
„Nein, ich mach’ dies nur des Geldes wegen, ich seh’ sie ja dann in den Büchern und Zeitschriften. Hast du irgendwas studiert?“, fragte Sheldon.
„Nein, ich hab' die Britney Spears gemacht, bin mit 16 von der Schule abgegangen und hab mit 17 einen Plattenvertrag erhalten. Das ich jetzt mit 27 in einem unbekannten Dorf am Amazonas wohne, hätte ich mir nie erträumen lassen, aber das ist jetzt mein Leben, ich könnte mir nicht mehr vorstellen, zurück zu gehen“, erkannte sie nachdenklich.
„Das glaub' ich dir nicht so ganz, ich hab' doch gemerkt, wie es dich gestern verwirrt hat, dass dein Ex tot ist“, erkannte er.
„Das hat nichts zu bedeuten, du hättest genauso reagiert, wenn du von ihm fast zu Tode gejagt worden wärst“, erkannte sie trocken.
„Du musst große Angst gehabt haben, dass du so weit weg gegangen bist“, erkannte Sheldon.
„Oh ja, ich hatte große Angst, man klaut dem Coronel nicht einfach eine halbe Millionen und bleibt dann seelenruhig an dem Platz. Hat er eigentlich gesessen für den Mord, den er begangen hat?“, fragte sie neugierig.
„Ich kenn’ mich jetzt nicht so sehr in deiner Geschichte aus, wie mein Kollege, aber da der Coronel als freier Mann gestorben ist, wohl nicht“, erkannte Sheldon trocken.
„Zumindest hat er auf irgendeine Weise seine gerechte Strafe erhalten. Du hast Recht, nach meiner Totgeburt hatte ich kurz den Wunsch, wieder nach Hause zu gehen. Aber jetzt bleibe ich hier“, erkannte Mika.
„Ah, wenn du meinst. Wenn ich hier weggehe, kannst du mitkommen“, bot er an.
„Nein, ich käme in der Zivilisation gar nicht mehr zurecht. Es denken eh’ alle, dass ich tot bin, also bin ich es, warum denken die das eigentlich? Ich war vor meiner Abreise noch in einem Krankenhaus, die haben mich wieder zusammengeflickt“, erwiderte Mika.
„Da hab' ich echt keine Ahnung, auf den Bildern die Kent hatte, war nur ein großer Blutfleck zu sehen“, erkannte Sheldon erklärend.
„Kann schon sein, ich hab' ganz schön geblutet, bin fast abgekratzt“, erkannte sie.
„Erzählst du mir die Geschichte, wie du von Atlanta hierhergekommen bist?“, fragte Sheldon und sie schüttelte den Kopf.
„Musst du nicht, ich kann mir schon vorstellen, dass du irgendwann in irgendeinen Flieger gestiegen bist, um hierher zu kommen“, erkannte Sheldon und sie lächelte matt.
„Kann mich nicht viel an meine Reise hierher erinnern, hab' damals Schmerzmittel geschluckt wie Tick Tacks. Aber ja, ich hab' einen Flieger betreten, denk’ ich“, erwiderte sie und er grinste.
„Sheldon, ich könnte deine Hilfe im Stall brauchen. Sieh’ mal an, wer sich da anfreundet, das ist schön zu sehen“, erkannte Shannon, die zu ihnen kam.
„Ich wollte ihr nur die Bilder zeigen, die ich gemacht habe“, erwiderte Sheldon erklärend.
„Denkst du nicht, dass das sie etwas verstören würde?“, fragte Shannon und Sheldon klappte den Laptop zu.
„Sieht sie etwa verstört aus?“, fragte Sheldon trotzig.
„Nein, eigentlich nicht. Kannst du mir Kartoffeln ernten, Mika?“, fragte Shannon.
„Klar, kann ich machen“, erwiderte Mika und hielt sich den Mund zu.
„Was hast du da grad’ gesagt?“, fragte Shannon überrascht.
„Oh man, warum kann ich nicht stumm sein“, bemerkte Mika ertappt.
„Du verstehst mich, du hast bis jetzt alles verstanden, was ich gesagt habe?“, fragte Shannon verdattert und Mika nickte beschämt.
„Wer hat dir unsere Sprache beigebracht?“, fragte Shannon, die nach einer Antwort suchte.
„Meine Mutter, ich bin Amerikanerin, so wie du Shan’“, erwiderte Mika und Shannon setzte sich verdutzt neben sie.
„Du bist Amerikanerin? Du siehst nicht aus, wie eine Amerikanerin“, stammelte Shannon.
„Nichts für Ungut, du siehst nach den drei Jahren, die du jetzt hier bist, auch nicht mehr aus wie eine typisch amerikanische Frau“, bemerkte Mika und sah Shannon an. Sie trug heute nicht mehr, als ein Halstuch um die Brust und um die Hüfte.
„Du wusstest das?“, fragte Shannon, Sheldon vorwurfsvoll.
„Hab's auch grad’ erst rausgefunden. Es hat auch was Gutes, jetzt musst du nicht mehr die Zurückgebliebene spielen, was?“, munterte Sheldon, Mika auf.
„Ich spiel’ nicht die Zurückgebliebene, die Leute hier sind nicht Zurückgeblieben“, grummelte Mika wütend.
„Klar, klar, tut mir leid. Die Leute sind natürlich nicht Zurückgeblieben, nur einfach. Das wollte ich eigentlich damit sagen … hilf mir doch Shannon“, bat Sheldon, der sich um Kopf und Kragen redete.
„Nein, Kleiner, das hast du dir selbst eingebrockt. Ich muss zurück zum Stall, kommst du?“, fragte Shannon und stand wieder auf.
„Ja, ich komme, hier werde ich durch Blicke getötet“, erwiderte Sheldon und unter den harschen Blicken von Mika ging er Shannon hinterher in den Stall.
„Du magst sie, oder?“, fragte Shannon mit einem gewissen Unterton, als er zusammen mit ihr, die Milch umschüttete.
„Was hast du denn für einen Ton drauf, ich dachte, ich sollte mich mit ihnen anfreunden“, kritisierte Sheldon, sie.
„Aber da sie jetzt eine von uns ist, ist das was ganz anderes“, erkannte Shannon schmunzelnd.
„Nein, sie ist zu labil, um nur daran zu denken“, erkannte Sheldon und drehte den Deckel auf den Milchtank.
„Als wärst du als Fotograf noch nie mit einer psychisch labilen Frau zusammen gewesen“, schmunzelte Shannon und Sheldon machte ein Gesicht, was ihr verriet, dass sie Recht hatte.
 
„Oh man, diese Medizinmänner machen mich noch wahnsinnig, ich hab' ein Kind mit hohem Fieber und sie reiben nur die Stirn und wollen so die Geister vertreiben“, nörgelte Glenn, als er zu den anderen in den Stall kam.
„Du legst dich aber nicht wieder mit ihnen an, so wie vor drei Jahren, oder?“, fragte Shannon vorwurfsvoll.
„Nein, nur helfen, nicht einmischen, das hast du mir ganz deutlich gemacht. Nerven kann es mich doch trotzdem, oder?“, fragte Glenn.
„Hast du schon deinen ersten Frust?“, fragte Shannon und Glenn vergrub nickend den Kopf in seinen Händen.
„Das geht vorbei, wenn du dein erstes Kind hier zur Welt bringst. Nächste Woche ist das Fruchtbarkeitsfest, das ist immer ganz lustig“, erkannte Shannon aufmunternd.
„Glenn, die Hebamme braucht deine Hilfe“, erkannte Mika, die auch zu ihnen kam.
„Siehst du, eine Geburt. Das wird dich aufmuntern“, erwiderte Shannon und Glenn huschte davon.
„Willst du nicht mitgehen? Bessere Fotos als die wirst du nicht kriegen“, schlug Mika vor und Glenn rannte in sein Zimmer, nahm seine Kamera und rannte dann Glenn hinterher.

Sechstes Kapitel


Sheldon hing über dem Plumpsklo und übergab sich. Er hatte noch nie so etwas Ekelhaftes gesehen.
„Kann man dir irgendwas bringen?“, fragte Mika, die schadenfroh im Schneidersitz neben ihm auf dem Brett saß.
„Sei nur nicht so schadenfroh, dass würde mir schon helfen. Und ein bisschen Wasser, vielleicht“, entgegnete er und sie gab ihm eine Wasserflache.
„Hab' mitgedacht, hab' mich vor einem Jahr auch ständig übergeben müssen, ist ziemlich ätzend“, erkannte sie mild lächelnd.
„Muss ziemlich schlimm für dich gewesen sein, das tote Baby wegzubringen, so kurz nach dem Tod des eigenen Kindes“, erkannte er mitfühlend und lehnte sich erschöpft an das Holzbrett.
„Nicht so schlimm, Glenn hat es mehr getroffen, er sitzt ganz benommen auf seiner Matratze und starrt die Wand an. Kotzen musste er nicht, aber nur, weil er Arzt ist und so. Seine erste Geburt gleich ne Todgeburt, wirklich traurig“, erkannte sie gefasst.
„Warum bist du so unberührt? Ich kann sicher Monate keine Frau mehr nackt sehen“, konterte er und trank einen Schluck.
„Ich bin irgendwie abgestumpft hier, das ist noch schlimmer als damals, als ich in den schäbigsten Absteigen meine Lieder geträllert habe und damals fühlte sich alles wie taub an“, erklärte sie trocken.
„Aber dir gefällt es hier, ja klar“, erwiderte er cool.
„Das hab' ich nicht gesagt, ich sagte, dass ich hier bleiben will“, stellte sie klar.
„Du hast Angst zurück zu gehen, wieso? Hast du Angst, dass sie dich verhaften? Nach all den Jahren wird sich niemand mehr daran erinnern und du hattest sicher einen guten Grund, das Geld zu nehmen. Er ist tot, er kann dich deswegen nicht mehr anzeigen“, erwiderte er cool.
„Ich hatte einen guten Grund, ja, dieser Mistkerl hat all meine Einnahmen einbehalten, oh man, warum bist du hier? Ich wollte nie wieder darüber nachdenken“, erwiderte sie und sah nach draußen, wo es langsam dunkel wurde.
„Entschuldige“, bemerkte er mitfühlend.
„Schon gut, ist irgendwie schön, mal über solche Dinge zu reden, überhaupt in einer Sprache zu kommunizieren, die meine eigene ist“, erkannte sie und wischte ihm den Sabber aus dem Gesicht.
„Ging mir genauso, ich bin froh, dass du hergekommen bist, für einen Moment fühle ich mich normal“, erkannte sie nachdenklich.
„Du bist normal“, erkannte Sheldon und sie legte ihre Hand auf seine Schulter.
„Ich bin schon seit meinem 17. Geburtstag nicht mehr normal. Mit 18 hab' ich diese Mördertitten bekommen, die mir immer noch Rückenschmerzen machen. Ich wollte immer Kinderärztin werden, nur leider bin ich mit dieser gnadenlos tollen Stimme gesegnet worden“, erzählte sie von ihrer Vergangenheit.
„Singst du mir was vor?“, fragte er lächelnd.
„Irgendeinen Wunsch?“, fragte sie trocken.
„Sing einfach los“, entgegnete er und ihre geschmeidige Countrystimme hallte durch das Dorf, während langsam die Sonne unterging.
 
„Könnt ihr mir vielleicht verraten, was ihr da macht?“, fragte Shannon schmunzelnd, als sie Mika und Sheldon am nächsten Morgen Arm in Arm schlafend auf der Sitzbank vor der Hütte vorfand.
„Was zum …?“, fluchte Sheldon und fiel mit Mika zusammen von der Bank.
„Autsch“, bemerkte Mika trocken.
„Tschuldige, ist wohl etwas klein die Bank. Also bis vor fünf Minuten hab' ich noch geschlafen. Geht’s dir gut?“, fragte Sheldon und zog Mika hoch.
„Ich hab' dein Knie in den Bauch bekommen, sonst geht’s mir gut“, erkannte sie keuchend.
„Das tut mir leid, tut’s weh?“, fragte er fürsorglich.
„Ja, tut es, ist aber nicht so schlimm. Wie spät ist es?“, fragte Mika und Shannon sah sie verwirrt an.
„Hast du gerade gefragt, wie spät es ist?“, fragte Shannon verwirrt.
„Ja, wenn es Morgen ist, muss ich die Babys stillen, meine Brust ist schon ganz voll, ja ich weiß, man sieht es durch die Implantate nicht, aber es muss sein. Also wie spät ist es?“, fragte sie erneut.
„Die Sonne ist aufgegangen, was weiß ich, ich hab' meine Uhr gar nicht umgestellt, seit ich hier bin, merk’ ich grad’, hier brauch man eigentlich keine Uhr, geh' sie stillen, wenn du musst“, erkannte Sheldon und starrte unbeabsichtigt die ganze Zeit auf ihre Brust.
„Also dich stillen werde ich nicht“, erkannte sie und zog seinen Kopf wieder in ihre Augenhöhe.
„Äh, ja, sorry. Dann geh' bevor es dich zerreißt“, erwiderte Sheldon und Mika ging kopfschüttelnd davon.
„Bevor es dich zerreißt?“, fragte Shannon kritisch.
„Ja, du weißt, was ich meine. Brauchst du mich heute?“, fragte er, der langsam wach wurde.
„Nein, eigentlich nicht, es haben nur schon ein paar Bewohner gestarrt, dass du so offen mit ihr dort lagst. Das ist eine kleine Gemeinde“, erkannte Shannon kritisierend.
„Es ist nichts passiert“, entgegnete er grummelnd.
„Das wär’ auch noch schöner, die Regel, dass du nichts mit einer Frau des Dorfes anfangen sollst, gilt immer noch“, erwiderte sie.
„Sie ist keine Frau des Dorfes, sie ist Amerikanerin“, entgegnete er trotzig.
„Nein, ist sie nicht, sie ist jetzt so lange hier, dass sie eine von ihnen ist. Und wage es gar nicht, sie mitzunehmen, wenn du wieder verschwindest, sie würde sich nicht mehr zurechtfinden“, erkannte Shannon ratend.
„Sie will nicht mitkommen“, erklärte er trocken.
„Recht hat sie. Kümmer’ dich um den Doc, er hat glaub' ich gar nicht geschlafen“, bat Shannon.
„Ja, Mom“, nörgelte er.
„Uh, pass’ auf Kleiner, ich hab' zwar Kinder, die volljährig sind, aber so alt bin ich dann auch wieder nicht. Übrigens, du bist verdreckt mit Ton“, erkannte Shannon und wischte ihm mit dem Handrücken den Dreck aus dem Gesicht.
„Wie alt sind deine Kinder und machst du das mit ihnen auch noch?“, fragte er und hielt ihre Hand fest.
„18 und 20, und ja“, schmunzelte Shannon und Sheldon ging in die Hütte. Glenn starrte mit leerem Blick immer noch die Wand an.
„Hey Doc, schläfst du mit offenen Augen?“, fragte Sheldon und wedelte mit seiner Hand vor Glenns Gesicht herum. Glenn hielt ihm die Hand fest.
„Was ist der Sinn des Lebens?“, fragte Glenn weiter starrend.
„Oh man, ich bräuchte einen Kaffee, um diese Frage zu beantworten“, entgegnete Sheldon cool.
„Mein Leben ist sinnlos“, erwiderte Glenn und ließ Sheldon s Hand wieder los.
„Hast du geschlafen?“, fragte Sheldon besorgt.
„Ist es morgen?“, fragte Glenn benommen.
„Ja, es ist hell. Komm’ raus mit mir, sieh’ dir die schönen Sachen des Lebens an“, erwiderte Sheldon aufmunternd.
„Oh man, du bist verknallt, oder?“, fragte Glenn und löste seinen starren Blick, um ihn mit müden Augen anzusehen.
„Ach quatsch, aber es ist ein schöner Tag draußen“, erwiderte er und zog Glenn hoch.
„Warum bist du so voll mit Ton?“, fragte Glenn plötzlich.
„Diese seltsamen Leute, grabschen mich immer an“, erkannte Sheldon herumdrucksend.
„Du riechst nach ihr“, erkannte Glenn und roch an Sheldons T-Shirtkragen.
„Kannst du mal nicht so nah an mich ran gehen?“, fragte Sheldon, dem das unangenehm war und schob ihn an der Stirn mit seiner flachen Hand weg.
„Ich riech’s ganz deutlich, Mika reibt sich mit den Blüten ein, um den strengen Geruch zu verdecken. Sheldon, du solltest dich nicht mit einer von denen einlassen, Shannon wird dich umbringen“, riet Glenn ihm.
„Oh man, ich fühl’ mich, als wär’ ich wieder bei meinen Eltern eingezogen, ich bin 30 Jahre alt, verdammt“, wurde Sheldon wütend.
„Ja, wieso solltest du auch auf eine Verhaltensforscherin und einen Arzt hören, die 15 Jahre älter als du sind und jede Menge Erfahrung mit anderen Kulturen haben?“, erkannte Glenn kritisch und ging nach draußen.
„Du kannst doch nicht einfach verschwinden, während wir diskutieren“, ging Sheldon ihm hinterher.
„Oh man, ist das hell“, trat Glenn in die brütende Sonne des Amazonasgebietes.
„Hat Sonne so an sich, dass sie hell ist. Alles klar bei dir?“, fragte Sheldon, als sich Glenn die Augen mit der Hand zuhielt.
„Ich sollte etwas schlafen“, erwiderte Glenn benommen und ging indem er Sheldon zur Seite drückte wieder zurück in die Hütte.
„Lass ihn schlafen, wenn er geschlafen hat, ist er sicher wieder er selbst. Er ist auch nicht mehr der Jüngste“, erwiderte Shannon, die auf der Bank saß, auf der Sheldon zuvor geschlafen hatte, und etwas schrieb.
„Ich geh' jetzt Fotos machen, ihr erinnert mich viel zu sehr an meine Eltern, also echt jetzt“, erkannte Sheldon kopfschüttelnd und machte sich auf, wieder ein Mal Bilder zu machen. Bei seinem Streifzug kam er an einem Zelt vorbei, in dem Mika gerade ein Baby stillte. Er fand die Frauen in der Stadt, die so offen stillten eigentlich ziemlich lästig, doch wie Mika so ganz ästhetisch mit einem Tuch über dem Kopf des Kindes stillte, war sehr schön. Sie bemerkte, wie er versteckt vor dem Zelt stand und sah ihn an.
„Tut mir leid, ich wollte nicht …“, stotterte er verlegen.
„Hey, kein Problem, ich bin hier zwei Jahre fast nackt rumgerannt, ich hab' kein Schamgefühl. Willst du Fotos machen?“, fragte Mika und Sheldon kam vorsichtig näher zu ihr.
„Bist du sicher? Die werden vielleicht veröffentlicht“, erkannte Sheldon nachfragend.
„Ich bin gleich fertig mit stillen“, erkannte sie drängend und er knipste los.
 
„Was ist mit deiner Familie? Sollten sie nicht wissen, dass du noch lebst?“, fragte Sheldon, als sie eine halbe Stunde später durch das Dorf schlenderten.
„Sie wissen es, du bist echt verdammt neugierig, hat dir das eigentlich schon jemand gesagt?“, fragte sie und er blieb grinsend stehen.
„Du bist einfach so ein Mysterium für mich. Ich kannte dich nicht als Countrysängerin, ich komme aus dem anderen Teil des Landes, erzähl’ mir was von dir“, erkannte er.
„Ich liebe Blumen“, begann sie.
„Okay, das ist ne Information, keine wichtige Information aber ein Anfang. Ich musste mal so’n Kurs in Verkehrserziehung mitmachen, weil ich betrunken Auto gefahren bin“, gab er ihr eine Info von sich.
„Du bist betrunken Auto gefahren?“, fragte Mika nach.
„Oh nein, jetzt kommst du wieder mit einer Information dran“, bat er.
„Mein Name ist Meredith Falks“, gestand sie plötzlich.
„Hi Meredith“, erwiderte er mit einem Lächeln auf den Lippen.
„Hi Sheldon“, erwiderte sie und so blieben sie etwa eine Minute einfach so stehen und sahen sich an.
„Ich würde dich jetzt gern’ küssen, aber dann krieg’ ich sicher Hausarrest von Mum und Dad“, erwiderte er.
„Mum und Dad?“
„Shannon und Glenn, die führen sich auf wie meine Eltern, sie haben mir geraten, nichts mit dir anzufangen“, erklärte er.
„Ich glaub' zwar nicht, dass ich das sage, aber sie haben Recht. Du bist bald wieder hier weg und ich werde nicht weggehen, das bringt nichts“, erkannte sie logisch.
„Versuchst du gerade Logik in Gefühle zu bringen?“, fragte er unschlüssig.
„Entschuldige, ich bin halt so. Aber es ist trotzdem schön, dass du da bist, du hast mir wieder ein bisschen Vergangenheit zurückgeholt“, erwiderte sie tröstend.
„Gibst du mir gerade einen Korb? Mir hat noch keine Frau nen Korb gegeben“, erwiderte er verdattert.
„Dann wird’s mal Zeit, das erklärt deine Arroganz, Kleiner. Hey Mika, kannst du mir ein paar Eier geben, ich will Glenn Rührei machen, wenn er aufwacht“, erkannte Shannon, die plötzlich hinter ihnen stand.
„Ich werd’ hier jeden Morgen mit Soldatenverpflegung abgespeist und du machst ihm Rührei?“, fragte er motzend.
„Ich hab' nur ein Huhn, so viele Eier hab' ich nicht, ich kann dir zwei geben“, erkannte Mika.
„Zwei reichen, danke. Hast du auch eins gegessen, du musst gesund essen, wenn du stillst“, bemerkte Shannon mütterlich.
„Ja, hab' ich, aber ich schätze deine Fürsorge. Ich werd’ mal die Eier holen, komm’ gleich wieder“, entgegnete sie und verschwand.
Als Mika außer Sichtweite war, gab Shannon, Sheldon einen Klaps auf den Hinterkopf.
„Au, für was war das denn?“, fragte er und rieb sich den Kopf.
„Wenn ich dir nächstes Mal sage, dass du was lassen sollst, tust du das“, befahl sie.
„Aber sie hat etwas Besonderes“, erkannte Sheldon und bekam wieder einen Klaps.
„Ja, sie hat sogar zwei Besonderheiten. Lass es“, erwiderte Shannon schroff.
„Ach, die hab' ich schon gesehen“, erwiderte er schmunzelnd und wurde wieder geschlagen.
„Rein beruflich, ich durfte sie ziemlich offen fotografieren vorhin“, erkannte er und bekam wieder einen drauf, diesmal auf die Stirn.
„Oh man, kannst du mal aufhören damit? Ich krieg’ noch ne Gehirnerschütterung“, bemerkte Sheldon grantig.
„Man, wir sind hier nicht beim Hustler, du kannst hier nicht Fotos für den Eigengebrauch machen“, erwiderte Shannon und stellte sich vor ihn, um ihn böse anzusehen.
„Das war nicht privat, ich hab' 90 Prozent der Menschen hier nackt fotografiert“, verteidigte sich Sheldon.
„Und wie viele waren unsere Landsleute?“, fragte sie nach.
„Keine von ihnen“, erwiderte er trotzig.
„Hast du endlich verstanden, dass sie hierher gehört, gratuliere. Du löscht diese Fotos, sofort“, erkannte sie fordernd.
„Tut mir leid, Pressefreiheit, du kannst mich zu gar nichts zwingen“, bemerkte er cool und ging zurück zur Hütte.

Siebtes Kapitel


„Pressefreiheit? Du bist freiberuflicher Fotograf, für dich gilt das nicht“, erwiderte Shannon, als sie zu Sheldon kam, der am Tisch saß und seine Bilder auf den PC zog.
„Sie hat zugestimmt und ich hab' sie fotografiert, der Rest geht dich nichts an“, entschied er.
„Auch ne Abfuhr stutzt deine Flügel nicht, was?“, fragte Shannon grantig.
„Nicht im Mindesten. Machst du mir auch Frühstück? Oder kriegt das nur dein Schätzchen?“, fragte er und sah von seinem PC auf.
„Oh, manchmal würde ich dich gerne richtig vermöbeln. Du kriegst das Gleiche wie immer. Du kannst auch mal deinen Arsch bewegen und dir selbst was kochen“, wurde sie laut.
„Oh man, du klingst wie meine Ex-Frau“, grummelte Glenn, der mit zerzausten Haaren aus dem Gästezimmer kam.
„Entschuldige, hab' ich dich geweckt?“, fragte Shannon.
„Hab' nicht geschlafen, ist viel zu heiß dafür. Ich hab' aber Hunger, muss ich mir das auch selbst machen?“, fragte Glenn und setzte sich erschöpft neben Sheldon.
„Nein, ich mach’ dir Rühreier, das magst du doch, oder?“, fragte Shannon hilfsbereit.
„Ja, das tu’ ich, danke. Ist das Mika oben ohne? Alter, ihr rast ja durch eine Beziehung“, begutachtete Glenn, Sheldons Bilder und der klappte seinen Laptop zu.
„Das waren professionelle Fotos, ich hab' keine Beziehung mit ihr, denn wie es aussieht, hat jeder hier eine negative Meinung zu meinen Gefühlen“, erwiderte Sheldon, zerrte seinen Laptop aus der Steckdose und verschwand im Schlafzimmer.
„Der Womanizer ist verliebt, wie passiert so was? Du bist doch Verhaltensforscherin, sag’ mir das?“, erkannte Glenn und sah Shannon an.
„Er ist nicht verliebt, er steht nur auf sie, das ist ein großer Unterschied. Auf eine gewisse Weise stehst du immer noch auf mich, aber verliebt bist du sicher nicht“, entschied Shannon.
„Nein, ich kann nicht mehr lieben, seit meine Ex-Frau mich verlassen hat, ist irgendwie alles anders“, erwiderte Glenn nachdenklich.
„Das ist über 10 Jahre her“, entgegnete Shannon.
„Bei dir sind es acht Jahre, seit dein Mann gestorben ist und du verkriechst dich am anderen Ende der Welt, du hast ihn sehr geliebt oder?“, fragte Glenn.
„Ich war nicht lang mit ihm verheiratet, aber er war meine einzige große Liebe und die gibt es nicht oft. War das jetzt gemein, dir gegenüber?“, fragt sie vorsichtig, während sie die Eier auf dem Gaskocher briet.
„Nein, wir hatten ja nur diese eine Nacht, da waren keine Gefühle im Spiel“, erkannte Glenn.
„Denkst du?“, fragte Shannon mit ernster Miene.
„Du bist verliebt in mich?“, fragte Glenn verwundert und stand auf, um zu ihr zu kommen.
„So toll bist du dann auch nicht, du hast einen netten Akzent, aber den hat Colin Ferrell auch“, schmunzelte Shannon und grinste breit.
„Colin Ferrell ist nichts gegen mich, was der kann, kann ich schon lange. Kann ich heut’ Nacht in deinem Bett schlafen, nur schlafen, ich kann auf dieser Matratze einfach nicht liegen“, erwiderte er bittend.
„Was soll Sheldon denken?“, fragte Shannon skeptisch.
„Das Kind soll denken, was er soll, wir sind doch immer noch Freunde, oder?“, fragte Glenn.
„Sicher, das sind wir. Du kannst bei mir schlafen, aber anfassen is’ nich‘, okay?“, erklärte sie und er nickte.
„Ich hab' Hunger“, kam Sheldon grummelnd zurück.
„Setz’ dich hin, ich mach’ dir was. Ich glaub' die Orangen im Garten sind auch schon reif, ich könnte Orangensaft machen, wer will?“, fragte Shannon und beide bejahten es.
 
„Hey, kann ich auch ne Orange haben?“, fragte Mika, die durch die Gartentür hinein lugte.
„Sicher, ich ess’ ja auch deine Äpfel. Ich mach’ grad Rührei, soll ich deins auch mitmachen?“, fragte Shannon.
„Ja, ich hab' zwei Eier dabei. Der Vater des einen Kindes das ich stille hat mir übrigens gerade ein zweites Huhn gegeben, er meinte, ich bräuchte es jetzt. So kann ich dir öfters Mal Eier geben für deine starken Helden. Wen muss ich eigentlich hier bestechen, um nen Hahn zu bekommen? Nach all den Jahren hab' ich zwar langsam raus, was die hier alle sagen, aber es ist immer noch ein Kampf, einen Hahn zu organisieren“, bemerkte Mika und kam in die Hütte.
„Woher wisst ihr das eigentlich, ich mein’ wie man Sachen anbaut und so?“, fragte Sheldon.
„Man lernt so was schnell hier, ich hab' dieses Haus auch selbst gebaut mit der Hilfe der Dorfbewohner. Die Glastür hab' ich schicken lassen, die war drei Monate unterwegs, bis sie da war. Ich hab' meinen Mann früh verloren, da lernt man das Handwerk schnell. Den Tisch hat mir übrigens Glenn gebaut, stimmt’s nicht, Süßer?“, fragte Shannon stolz.
„Ja, merkt man“, erwiderte Sheldon und wackelte am unebenen Tisch.
„Hey, werd’ nicht frech, ich kann dir im Schlaf eine Michael Jackson Nase verpassen“, erkannte Glenn.
„Ist das nicht nett? Die Jungs haben sich angefreundet“, bemerkte Shannon und tat Glenn und Mika Rührei auf.
„Willst du was von meinem Rührei ab?“, fragte Mika, Sheldon.
„Iss es selbst auf, Mika, du brauchst die Energie“, bat Shannon.
„In solchen Momenten vermisse ich meine Mutter. Wenn die wüsste, was ich hier mache, sie würde es nicht verstehen“, erkannte Mika nachdenklich.
„Deine Mutter weißt doch, dass du noch lebst, was denkt sie, wo du bist?“, fragte Sheldon.
„In Sicherheit, mehr muss sie nicht wissen, ich hab' drei Schwestern, sie werden mich nicht vermissen“, erkannte Mika und aß ihr Rührei.
„Ich bin zwar ein Einzelkind, aber ich glaube nicht, dass ein Kind einfach so von seinen Eltern vergessen wird“, bemerkte Sheldon, traurig über ihre Worte.
„Ich hatte nie so ein arg enges Verhältnis zu meinen Eltern“, erwiderte Mika.
„Aber trotzdem vermisst du sie“, fügte er hinzu.
„Sicher, sie sind trotz allem meine Eltern. Wie ist es mit dir? Wie ist das Verhältnis zu deinen Eltern?“, fragte Mika neugierig.
„Gut, gut, wenn ich sieh’ nicht sehen muss, ist es eigentlich gut. Meine Mutter will ne Schwiegertochter, mein Vater will ein preisverdächtiges Foto, nur keiner fragt mich, was ich will“, erwiderte er auch nachdenklich.
„Bist du deshalb hier? Um deinem Vater zu gefallen?“, mischte sich Shannon ein.
„In gewisser Weise schon, ja. Das ist erbärmlich, oder?“
„Ja, schon ein bisschen. Aber du siehst was von der Welt, du könntest auch irgendeinen 0815 Bürojob haben“, konterte Shannon.
„Dann wär’ ich längst selbstmordgefährdet. Es ist schön, hier so in einer Gruppe zu sitzen, das hab' ich lang nicht mehr gemacht“, erkannte Sheldon zufrieden.
„Geht mir genauso. Da muss ich 10.000 Meilen reisen, um so was Alltägliches zu erleben“, bemerkte Glenn und trank seinen O-Saft leer, den Shannon zuvor gepresst hatte.
„Was machst du eigentlich, wenn du nicht Mutter Theresa spielst?“, fragte Mika neugierig.
„Ich arbeite in einer Klinik in der Nähe von Dublin. Was hast du eigentlich in deinem früheren Leben gemacht?“, fragte Glenn, Mika.
„Ich war nichts, nur ein schwach funkelender Stern im Countryhimmel. Aber das ist jetzt nicht mehr wichtig, deine Lebensaufgabe ist wirklich wichtiger. Kannst du mich nachher Mal untersuchen? Ich fühl’ mich immer so schwach, nachdem ich gestillt habe“, erkannte Mika.
„Sicher, kann ich machen. Ich geb' dir noch Mal ne Kochsalzlösung, du trinkst immer noch nicht richtig, oder?“, fragte Glenn.
„Ich sollte wohl mehr Apfel- und Orangensaft machen, dass du das trinkst. Hier, iss noch etwas Brot“, erwiderte Shannon und tat Mika noch ein Mal auf.
„Du mästest mich noch“, erkannte Mika.
„Da müsste ich dir noch viel mehr auftun, du bist so dünn“, entschied Shannon.
„Für eine Amerikanerin schon, hier kriegt man halt nicht so viel zu essen“, entschied Mika.
„Dann muss ich dafür sorgen, dass du es bekommst. Die Kinder sind auch groß genug, wir werden sie jetzt mit der Flasche füttern“, bemerkte Shannon.
„Das werden die Väter nicht zulassen“, bemerkte Mika.
„Oh doch, wenn ich mit ihnen rede werden sie das. Wenn die Männer wieder weg sind, wirst du hierher ziehen, du solltest nicht mehr in einem Zelt schlafen“, bemerkte Shannon.
„Du musst mir nicht die Mutter ersetzen“, erwiderte Mika kritisch.
„Aber ich würde es gerne. Du erinnerst mich an meine Tochter, sie war 15, als ich wegging, ich hab' sie bei meiner Schwester gelassen, sie hat ein männliches Vorbild gebraucht, mein Schwager war so jemand. Sie ist so ein Emu, oder wie dieser furchtbarer Trend heißt“, erkannte Shannon.
„Das heißt Emo und das ist eine Lebenseinstellung. Ich hab' einen Emo kennen gelernt, als ich auf der Straße gewohnt habe, das sind ganz friedliche Leute. Du solltest sie mal besuchen gehen, ich denk’ mal, jetzt ist sie ganz anders“, bemerkte Sheldon.
„Nein, ich werde nicht nach Amerika gehen, denn ich weiß, wenn ich erst mal wieder einen Cafe Latte getrunken habe, werde ich nicht zurückgehen und meine Arbeit ist hier noch lang nicht beendet“, entschied sie.
„Es hat sich viel verändert in den letzten drei Jahren. Wir haben jetzt einen schwarzen Präsidenten“, erwiderte Sheldon.
„Ach quatsch, red’ keinen Scheiß“, bemerkte Mika ungläubig.
„Ich war bei einer Wahlveranstaltung in Salt Lake City dabei, wir haben einen schwarzen Präsidenten, ernsthaft“, entgegnete Sheldon und Mika blieb der Mund offen stehen.
„Na, eigentlich ist er gemischtrassig“, erkannte Glenn.
„Du bist ja nicht mal ein Ami, klappe!“
„Er hat ne weiße Mutter und ist von der Insel Hawaii, ich bin zwar kein Ami, aber ich guck’ Nachrichten“, grummelte Glenn.
„Könnt’ ihr mal aufhören, euch so anzumachen? Was habt ihr denn?“, fragte Shannon schlichtend.
„Gar nichts, vergiss es. Ich werde noch Fotos machen gehen, dass ich bald hier weg kann“, entgegnete Sheldon, stand mit Lärm auf und verließ die Hütte.
„Was sollte das, Glenn? Es ist nicht einfach für ihn hier“, entschied Shannon gereizt.
„Es ist für jeden nicht einfach hier. Ich hätte jetzt Zeit, Mika, soll ich dich jetzt untersuchen?“, fragte Glenn, Mika freundlich.
„Ja, bitte, ich will mich nur noch davor duschen. Können wir das hier machen, Shannon?“, fragte Mika und Shannon nickte.
 
Als Mika nach ihrer Dusche von Glenn angefasst wurde, zuckte sie zusammen.
„Entschuldige, hab' ich kalte Hände?“, fragte Glenn entschuldigend.
„Nein, bin es nur nicht gewöhnt, angefasst zu werden“, erwiderte Mika leicht nervös.
„Ja, sicher, nachdem dieser seltsame Fotograf dich überall angefasst hat kann ich das verstehen“, erwiderte Glenn und tastete ihren Hals ab.
„Nein, das ist es nicht, dass ich von einem Mann wieder begehrt werde nach all der Zeit ist eigentlich ganz schön, aber du weißt doch noch, wie ich dir erzählt habe, wie ich schwanger wurde, oder?“, fragte Mika.
„Ja, es tut mir immer noch Leid für dich. Natürlich hast du da noch Berührungsängste, ich muss trotzdem deine Brust untersuchen, vielleicht hast du ne Entzündung“, bemerkte Glenn und Mika zog ihr Tuch um die Brust aus. Sie war jetzt hellhäutig und sauber.
„Leg’ dich aufs Bett“, erwiderte Glenn.
„Ja, klar!“
„Dann kann ich dich besser untersuchen, was du immer denkst“, bemerkte Glenn und Mika legte sich hin. Glenn tastete ihre Brust ab. Plötzlich verfinsterte sich seine Miene.
„Oh, man“, murmelte er.
„Ja, ich weiß, du magst den künstlichen Look nicht“, erkannte Mika.
„Nein, ich meine, ja den mag ich nicht, es tut mir leid, dir dass sagen zu müssen, aber ich muss deine Implantate entfernen, durch das ständige Stillen sind sie verrutscht“, erwiderte er trocken.
„Nein, du machst nen Witz“, erwiderte sie, aber Glenn schüttelte den Kopf.
„Du kannst mich doch nicht einfach so hier aufschneiden, das ist hygienisch hier nicht möglich“, bemerkte Mika nervös.
„Das ginge schon, ich hab' alles dafür dabei, aber ein Risiko gibt es schon“, erkannte Glenn.
„Ist das lebensbedrohlich?“, fragte Mika.
„Sie sollten schon raus“, erwiderte Glenn.
„Das ist nicht meine Frage gewesen!“
„Es könnte es werden, wenn es sich noch mehr entzündet“, erkannte Glenn.
„Dann mach’ sie raus“, entschied sie.
„Ich brauche eine harte Unterlage, die einzige die mir einfällt, ist der Esstisch“, entschied Glenn.
„Dann müssen wir ihn stabilisieren, er ist wirklich wackelig“, entgegnete Mika.
„Das werde ich noch machen. Ich werde es gleich morgen früh machen, jetzt hab' ich nicht mehr genug Licht dafür“, erklärte Glenn.
„Okay, dann morgen. Ich hab' die Dinger eh satt“, erwiderte Mika und lächelte matt.
 
„Hast du den Verstand verloren? Du kannst sie hier nicht operieren“, bemerkte Sheldon, als sie an diesem Abend hitzig über die Operation diskutierten.
„Ich Arzt, du nix. Wenn ich nen Rat von dir brauche, welche Digicam ich mir kaufen soll, sag’ ich dir Bescheid“, bemerkte Glenn, der ein Fachbuch las, um für den nächsten Tag vorbereitet zu sein.
„Ich mag die Kleine, versau’ das nicht, ja?“, bat Sheldon ernst.
„Ich verlier’ meine Zulassung, wenn ich das versaue, ich hab' das schon 100 Mal oder so gemacht, ist nur etwas her, deshalb lern’ ich noch Mal, dass ich total fit bin, morgen“, erwiderte Glenn.
„Gut, dann lass ich dich lernen. Ich werde mal zu ihr gehen und nach ihr sehen“, entschied  Sheldon und ging zu Mika, die auf dem Bett von Shannon lag und die Decke anstarrte.
„Hey, alles klar?“, fragte Sheldon und setzte sich neben sie.
„Ich werd’ morgen von nem Iren aufgeschlitzt, eher weniger“, entgegnete sie müde.
„Er weiß was er tut“, versprach Sheldon.
„Das denk’ ich auch, bin trotzdem nervös. Siehst du die Narbe hier? Das ist die Kopfwunde, die ich hatte, als ich hier her gekommen bin. Ich hatte so viel Schiss, dass ich nicht Mal eine Nacht im Krankenhaus geblieben bin, ich bin einfach nach dem Nähen wieder abgehauen, weiß immer noch nicht, wie ich das geschafft habe. Das ist ein echt bequemes Bett, das hat sie auch selbst gebaut, ohne Hilfe, kannst du das glauben?“, fragte Mika und er legte sich neben sie.
„Bei ihr schon. Du bist so ungewohnt hell heute, hast du was mit deinen Haaren gemacht?“, witzelte Sheldon, um sie aufzumuntern.
„Ja, so in etwa. Glenn sagt, ich darf danach auch ein paar Wochen mich nicht mehr mit Ton einfärben, dann werde ich wohl in dieser Hütte bleiben müssen“, dachte sie laut nach.
„Oder du gibst dich als amerikanische Touristin aus“, schlug er vor.
„Das könnte funktionieren, sollte es mal versuchen. Das wäre das erste Mal seit sechs Jahren, dass ich ne Hose anziehen würde“, erkannte sie.
„Du hast so einige Hosentrends verpasst in den letzten Jahren, grade tragen alle schwarze Hosen aus Neopren“, erwiderte Sheldon.
„Ernsthaft?“, glaubte sie ihm.
„Nein, immer noch Jeans, hat sich nicht viel verändert, du glaubst auch alles“, prustete er und sie schlug ihm mit ihrem Handrücken auf seine Brust.
„Idiot! Du könntest mir auch sagen, dass jetzt alle Amis auf dem Mond leben würden, ich würde es dir glauben. Stimmt das wirklich mit dem schwarzen Präsidenten?“, fragte Mika und legte sanft ihre Hand auf seiner Brust ab.
„Jep, er müsste jetzt im Amt sein, als ich weg bin, stand er kurz davor. Heute wünscht du dir, du würdest morgen in den Staaten operiert werden, oder?“, fragte Sheldon und nahm ihre Hand in seine.
„Das würde jeder an meiner Stelle tun, aber ich vertrau’ Glenn. Wenn er mich umbringt, knallst du ihn ab für mich, okay?“, fragte sie und er lächelte sie an.
„Ja, mach’ ich. Du bist naturblond, oder?“, fragte er und nahm mit seiner freien Hand eine Strähne ihres Haares in seine Hand.
„Ja, wohl die einzige natürliche Blondine im Countrybusiness. Du guckst mich an“, erkannte sie.
„Du bist so hübsch“, flirtete er heftig mit ihr.
„Du bist ein kleiner Schleimer“, erwiderte sie und begann ihn zu küssen. Als sie gerade wild am Knutschen waren, kam Shannon hinein.
„Mika, willst du noch was … wie ich sehe, hast du schon was im Mund. Dieses Bett scheint echt eine erotische Wirkung zu haben, ich konnte Glenn darin auch nicht wiederstehen“, erkannte Shannon.
„Wenn du damit bezwecken willst, dass wir damit aufhören, das kannst du vergessen“, entschied Sheldon und Mika grinste.
„Nein, tut euch keinen Zwang an, bezieht nur das Bett danach neu“, entschied Shannon, legte zwei Äpfel hin und verschwand wieder.
„Wir sollten das lassen, mir tut die Brust weh“, erkannte Mika und schob ihn zur Seite.
„Ach komm’ schon, morgen könntest du tot sein“, neckte er sie, was sie aber noch weniger in Stimmung brachte.
„Ich hab' Angst“, erwiderte sie kleinlaut.
„Ich werde morgen deine Hand halten, das wird schon gut gehen“, versprach er und sie lächelte matt. Kurz danach waren sie aneinander gekuschelt eingeschlafen.

Achtes Kapitel


„Mika, wach auf, es ist fast Mittag, das ist die beste Zeit, da ist am besten Licht“, weckte Glenn, Mika tags drauf sanft.
„Ich will nicht“, erwiderte sie schläfrig.
„Ich weiß, Kleines, aber es muss sein. Komm“, bat Glenn und sie stand schwerfällig auf.
„Weck’ deinen Lover auf, wir brauchen seine Hilfe“, bemerkte Glenn und Mika weckte Sheldon.
 
„Okay Sheldon, zieh’ die Handschuhe an und leg die Folie aus“, bat Glenn, als sie die Operation vorbereiteten.
„Ich finde das immer noch irrsinnig“, ließ Sheldon wissen.
„Das hilft mir nicht wirklich, ich werd’ hier auf geschnippelt“, bemerkte Mika nervös.
„Ja, halt die Klappe Sheldon, ich muss mich jetzt echt konzentrieren“, erkannte Glenn. Die ganze Situation war sehr nervenaufreibend, Shannon bereitete sich darauf vor, die Krankenschwester zu spielen und Glenn zu assistieren.
„Okay, leg’ dich hin, ich muss dich jetzt betäuben“, erwiderte Glenn und Mika legte sich auf die quietschende Folie.
„Das sagst du zu jeder Frau, oder?“, fragte Mika nervös.
„Ja, so in etwa. Ich werde jetzt deinen Oberkörper betäuben und geb' dir ein Mittel zur Entspannung. Du wirst leider die ganze Operation über wach sein, ich hab' kein starkes Betäubungsmittel, tut mir leid“, erkannte Glenn und zog eine Spritze auf.
„Das ist nicht witzig“, entschied sie.
„Sollte auch kein Witz sein, ich bin hier her gekommen, um Spritzen an Babys zu verteilen, nicht für größere Operationen. Aber du wirst während der Operation keinen Schmerz spüren, versprochen“, versprach Glenn und setzte ihr die Beruhigungsspritze.
„Ich hoffe, das Zeug lässt mich das alles ein bisschen lockerer sehen, im Moment würde ich überall lieber sein als hier“, entgegnete Mika.
„Das glaub' ich dir gern, jetzt mach den Oberkörper frei und leg’ deine Arme nach oben, dann kann ich die Betäubung setzen“, bat Glenn und Mika tat dies.
Sheldon setzte sich hinter Mika und hielt ihre Hände fest.
„Okay, jetzt warten wir kurz, bis die Betäubung einsetzt. Ich werde jetzt mit der Rückseite des Skalpells an deiner Seite hoch und runter fahren, wenn du es nicht mehr spürst, sag Bescheid“, erkannte Glenn.
„Ja, okay“, bemerkte Mika benommen und Glenn rieb sie mit Jod ein.
„Okay, das Beruhigungsmittel wirkt langsam“, erkannte Glenn und begann damit, mit dem Skalpell auf und ab zu fahren.
„Ich merk’ nichts mehr“, erwiderte Mika nach einigen Minuten.
„Gut, dann können wir anfangen. Mach’ am besten die Augen zu, das wird kein schöner Anblick“, erwiderte Glenn und Sheldon legte Mika ihr Brusttuch auf die Augen.
„Oder so. Ich schneide jetzt“, erwiderte Glenn und setzte das Skalpell an. Als das Blut floss, kippte Sheldon vom Stuhl.
„Was ist passiert?“, fragte Mika unter ihrem Tuch.
„Nichts, unser großer Held kann nur kein Blut sehen, der kommt wieder zu sich“, beruhigte Glenn, Mika und machte weiter.
15 Minuten später war Mika müde eingeschlafen und Shannon half Glenn, sie zu verbinden. Sheldon saß noch etwas benommen auf dem Sofa und hatte seinen Kopf in seinem Schoß.
„Alles klar bei dir, Sheldon?“, fragte Glenn und schloss den Verband unter Mikas Brust.
„Mir ist echt schlecht“, erwiderte Sheldon kleinlaut.
„Du bist so ein Weichei“, murmelte Mika, die wieder wach wurde.
„Da hat sie Recht, reiß dich zusammen, was deine Freundin gerade über sich ergehen lassen hat, war echt mutig. Bring’ sie ins Bett, sie sollte nicht laufen“, erwiderte Glenn. Sheldon stand auf und nahm Mika vorsichtig auf die Arme.
„Sie soll heute liegen bleiben, ich werde den Verband heute Abend wechseln“, erwiderte Glenn und Sheldon trug Mika in Shannons Bett.
 
„Hast du Schmerzen?“, fragte Sheldon mitfühlend, als er später neben Mika auf dem Bett lag.
„Ja, ziemliche Schmerzen, aber ich hab' das schon mal mitgemacht, das wird bald wieder besser“, erwiderte Mika noch etwas benommen.
„Du bist echt hart im nehmen, das hast du gut gemacht“, lobte Glenn sie, der zu ihnen stieß.
„Ja, du auch. Du bist ein echt guter Arzt“, erwiderte Mika.
„Sonst hätte ich das nicht gemacht, heute, da ist es wohl gut, dass du gestillt hast, sonst wäre dir das gar nicht aufgefallen“, bemerkte Glenn und setzte sich neben Mika, um ihre Stirn zu fühlen.
„Gut, du kriegst kein Fieber, das heißt, du hast keine Entzündung, du musst die Wunden aber wirklich so steril wie möglich halten. Hast du noch westliche Kleidung, die du drüber tragen kannst?“, fragte Glenn.
„Ich hab' ein T-Shirt“, bemerkte Mika.
„Wo hast du es? Ich hol’ es dir“, erkannte Sheldon.
„In meinem Zelt“, erwiderte Mika.
„Bin gleich wieder da“, erkannte Sheldon, rutschte vom Bett und ging nach draußen.
„Willst du allein sein?“, fragte Glenn, Mika.
„Nein, bleib’ bei mir, bitte“, bat Mika und Glenn nahm ihre Hand.
„Willst du noch ein Schmerzmittel?“, fragte Glenn.
„Nein!“
„Du musst nicht die Starke markieren, ich könnte es verstehen“, erkannte Glenn.
„Nein, geht schon. Was hast du mit den Implantaten gemacht?“, fragte sie.
„Weggeschmissen, wolltest du sie behalten?“, fragte Glenn.
„Nein, ganz sicher nicht, gut, dass ich hier keine BHs trage, sonst müsste ich jetzt echt Neue kaufen“, schmunzelte Mika.
„Ein Stütz-BH wäre jetzt gar nicht schlecht, du solltest dein Tuch in den nächsten Wochen hinter dem Nacken binden, das hat den gleichen Effekt“, erwiderte Glenn.
„Was war eigentlich das Meiste, was du an einem Patienten rum gedoktert hast?“, fragte Mika.
„Ich hatte mal ne Patientin, bei der musste ich wirklich fast jedes Körperteil rekonstruieren, das war aber notwendig, im Vergleich zu den anderen Puppen, die schon vorher schön waren“, bemerkte Mika.
„Ich war auch schon schön, bevor sie mich operiert haben, aber mir wurde von verschiedenen Stellen eingeredet, dass ich das nötig hätte, um berühmt zu werden“, bemerkte Mika.
„Zumindest hattest du nen guten Chirurgen, hätte auch schief gehen können. Aber dieser künstliche Look bei deinem Busen war echt daneben“, erkannte Glenn.
„Hab' verstanden, das nächste Mal komm’ ich zu dir“, schmunzelte sie.
„Hey, da bin ich mal fünf Minuten weg und du machst dich schon an meine Kleine ran“, erwiderte Sheldon gespielt sauer, als er mit einem T-Shirt und einer Sporthose in der Hand zurückkam.
„Hey, du hast es gefunden“, erwiderte sie matt.
„Ich bin verwirrt, das ist Männerkleidung“, entgegnete Sheldon und legte sie auf ihre Beine.
„Das ist das, mit dem ich hier angekommen bin, ich hatte nur ein ziemlich blutverschmiertes Partykleid an, als ich ins Krankenhaus kam, der Arzt, der mich zusammengeflickt hat, hat mir die Sachen gegeben, dass ich was zum Anziehen habe“, erwiderte sie.
„Das erklärt dieses „Harvard Medical School“ T-Shirt. Du hast sonst gar nichts mitgenommen?“, fragte Glenn ungläubig und half ihr, sich aufzusetzen.
„Nein, gar nichts, ich hab' nur meine Flipflops im Duty Free Shop gekauft und ein paar Hygieneartikel, ich wusste nicht, wo ich hinwollte, bis ich in Südamerika war. Irgendwie bin ich dann hier gelandet“, erzählte sie und die Jungs zogen ihr das T-Shirt an.
„Was hast du mit dem Kleid gemacht, damals?“, fragte Glenn.
„In die Mülltonne geschmissen natürlich“, entschied sie.
„Das erklärt, warum die dich für tot halten, deine Klamotten zu finden, dazu noch blutig, das ist ein sicheres Indiz, dass irgendwo deine Leiche liegt“, bemerkte Sheldon.
„Darüber hab' ich noch nie nachgedacht, du kannst Recht haben. Ob ich für tot erklärt worden bin?“, dachte sie laut nach.
„Das kann dir doch egal sein, du willst ja eh hier bleiben“, erkannte Sheldon.
„Ist es mir auch, ich überleg’ nur. Erzählt mir noch was aus der Realität, sind unsere Soldaten immer noch im Irak?“, fragte Mika.
„Ja, leider immer noch, aber Barrack Obama versucht, die Truppen abzuziehen, ich könnte dir meinen Laptop hinstellen, dann kannst du meine Bilder von Kabul ansehen“, schlug Sheldon vor und sie nickte matt.
„Okay, ich bring’ ihn dir. Kann ich dich allein lassen? Ich muss noch ein paar Fotos machen, ich muss bald dem National Geographic 100 Fotos vorab schicken“, entgegnete er.
„Ja, du musst arbeiten, das verstehe ich. Mir geht’s gut, ich hab' ja den Doc bei mir“, erkannte Mika und er brachte ihr seinen Laptop, bevor er zurück zur Arbeit ging.
 
Die nächsten Tage verbrachte Mika in Shannons Bett und Sheldon pflegte sie liebevoll. Eine Woche später war Mika wieder auf den Beinen.
„Halt’ die Wunden sauber, aber sie heilen gut, ich bin echt überrascht, positiv überrascht, ich hab' echt ne Entzündung erwartet“, bemerkte Glenn, während er sie noch ein Mal untersuchte.
„Das sagst du mir jetzt?“, fragte Mika kopfschüttelnd.
„Die mussten echt raus, wenn ich dir das vorher gesagt hätte, hättest du gekniffen. Für deinen Rücken ist das wirklich nicht schlecht. So, ich bind’ dir das Tuch hinter dem Rücken, ich hab' dir noch ein T-Shirt von mir mitgebracht, es ist sauber, zieh’ es noch ne Woche drüber, nur um sicher zu gehen“, bemerkte Glenn, band ihr ein Tuch hinter den Nacken und half ihr, das T-Shirt anzuziehen.
„Da brauch’ ich medizinische Hilfe für meine Implantate und wen treff' ich mitten im Amazonas, einen der besten Chirurgen Irlands“, war Mika immer noch verblüfft, wie sie Hilfe fand.
„Also, es gibt wirklich bessere, deshalb bin ich es auch nicht mehr. Ich wollte immer Kinderarzt werden“, gestand Glenn und Mika stand auf.
„Gut, dass du es nicht geworden bist, sonst hätt’ ich jetzt höllische Schmerzen“, erkannte sie schmunzelnd, schlüpfte in ihre Flipflops und ging aus dem Schlafzimmer.
„Hey, sieh’ mal an, wer da aufgestanden ist. Ich mach’ grad Frühstück, setz’ dich hin und iss mit mir“, erwiderte Shannon, die an ihrem Gasgrill stand und etwas briet.
„Sehr gern, danke. Tut mir leid, dass ich die ganze Woche dein Bett blockiert habe“, erkannte Mika und setzte sich hin.
„Kein Problem, du warst krank und das Sofa ist gar nicht so unbequem, wie man denkt. Man, du hast echt an Oberweite verloren“, erkannte Shannon und kam zu ihr her.
„Ja, es ist toll, meine natürliche Oberweite ist mir echt um Längen lieber. Was ist eigentlich mit den Kindern gewesen, während ich krank war?“, fragte Mika.
„Da kommt ja eins“, erwiderte Shannon und Mika drehte sich um. Sheldon hatte eines der Babys im Arm, was er gerade mit einem improvisierten Fläschchen fütterte.
„Du? Hast du nicht Angst vor Babys?“, fragte Mika überrascht.
„Ich hab' rausgefunden, dass Babys gar nicht so schwer zu Handeln sind, wie ich dachte. Ist schön, dich wieder auf den Beinen zu sehen, wie geht’s dir?“, fragte Sheldon und küsste ihren Kopf, bevor sie sich neben Mika setzte.
„Gut, dank’ dem Doc. Man, ist das ein schönes Gefühl, dass du mir endlich mal in die Augen siehst und nicht in den Ausschnitt“, erwiderte Mika lächelnd.
„Ich hab' dir schon öfters in die Augen gesehen“, entgegnete er verteidigend.
„Ja, klar, sag’ mir, welche Augenfarbe habe ich?“, fragte sie, während sie ihre Augen mit einer Hand zuhielt.
„Eine Mischung aus mittel- und azurblau, ich bin Fotograf, ich kann beides gleichzeitig machen“, erkannte Sheldon, während er ihr die Hand vom Gesicht zog.
„Du bist ja so toll, willst du auch was?“, fragte Shannon und tat Mika Frühstück auf.
„Ja, bitte. Nimmst du kurz das Kind, Mika?“, fragte Sheldon.
„Ich nehm’ das Kind, Mika sollte noch nicht so schwer heben“, erwiderte Glenn, der zu ihnen kam und nahm das Baby.
„Ich werd’ nicht mit dir schlafen, Doc“, erkannte Mika, der seine Fürsorge unangenehm war.
„Hey, ich bin einfach nett, ich kann auch anders, Kleines“, bemerkte Glenn und legte das Baby an seine Brust, dass es ein Bäuerchen machen konnte.
„Du bist auch nicht schlecht mit dem Kind. Hast du Neffen und Nichten?“, fragte Sheldon.
„Hallo? Ich bin Ire, ich hab' acht Neffen und vier Nichten“, erkannte Glenn und grinste.
„Warum hast du selbst keine?“, fragte Mika und Glenns Grinsen verschwand.
„Ich wollte Kinder, meine Ex-Frau nicht, jetzt muss ich mir entweder eine junge Geliebte suchen oder auf Kinder verzichten“, erwiderte Glenn betrübt.
„Adoptiere doch ein Kind, so wie du mit diesem Kind umgehst, würdest du sicher ein toller Vater sein“, schlug Shannon vor.
„Ich bin 8 Monate im Jahr im Ausland, ohne Frau geht das wohl kaum“, entschied Glenn.
„Auch wahr. Aber du machst das echt gut“, erwiderte Shannon und strich dem Baby über den Kopf.
„Danke, macht auch Spaß. Ich muss heut’ noch mal ins Dorf, begleitest du mich, Mika?“, fragte Glenn.
„Sicher, muss mich etwas bewegen. Kommst du auch, Sheldon?“, fragte Mika und stand auf.
„Nein, ich muss keine Fotos mehr machen, ich hab' genug Fotos“, entgegnete Sheldon.
„Du hast genug Fotos? Heißt dass, du gehst wieder?“, fragte Shannon überrascht.
„Ja, ich fliege in drei Tagen“, entgegnete Sheldon trocken.
„Hast du vorgehabt, mir das zu sagen?“, fragte Mika vorwurfsvoll.
„Du wusstest, dass ich wieder heim fliege, irgendwann“, war sich Sheldon sicher, nichts falsch gemacht zu haben.
„Kannst du mir noch kurz helfen, mein Bett neu zu beziehen, Glenn?“, fragte Shannon, die, die beiden allein lassen wollte.
„Sicher, hier“, erkannte Glenn und gab Sheldon das Baby wieder, bevor er mit Shannon im Schlafzimmer verschwand.
„Du kannst doch kaum sauer sein, ich bin hier am Arbeiten, mehr nicht“, erkannte Sheldon cool.
„Bist du immer so? Ex- und Hopp?“, fragte Mika verärgert.
„Gehört zu meinem Job“, erwiderte er cool.
„Was bin ich dann? Eine Geschäftspartnerin?“, fragte Mika, die immer verärgerter wurde.
„Du willst doch nicht mitkommen, oder? Wie soll ich mich deiner Meinung nach verhalten?“, fragte Sheldon gereizt.
„Ich will mitkommen“, gestand sie plötzlich.
„Was?“, fragte er mit Erstaunen.

Neuntes Kapitel


„Hab' ich das grad’ wirklich gesagt?“, fragte Mika und setzte sich verblüfft über ihre eigenen Worte hin.
„Ich hab's zumindest gehört. Ist das dein Ernst?“, fragte er ungläubig.
„Bis gerade eben wusste ich nicht, dass ich das will, aber während ich diese Woche im Bett lag und gehofft hab', dass ich keine Entzündung bekomme, hab' ich darüber nachgedacht. Ich hab' keinen Grund, länger hier zu bleiben, aber einen Guten, zu gehen“, erwiderte sie und lächelte ihn an.
„Ich kann dich mitnehmen, aber ich kann nicht mit dir zusammen sein“, erwiderte er trocken.
„Wär es so schlimm, eine Beziehung mit mir zu haben?“, fragte sie traurig.
„Es ist schön, mit dir zusammen zu sein, aber ich wäre nicht zu Hause, ich hab' nicht Mal nen zu Hause“, konterte er erklärend.
„Ist das deine Ausrede? Du bist ein Nomade und deshalb kannst du keine Freundin haben?“, fragte Mika enttäuscht.
„Das ist keine Ausrede, das ist nur Tatsache“, erkannte er.
„Gut, wenn du das so siehst, werden wir getrennt zurück in die Staaten gehen“, erkannte sie. Ihre Miene nach zu beurteilen, war sie zu tiefst enttäuscht.
„Bitte guck’ mich nicht so an, du würdest nur Wochen auf mich warten, ich hab' Gefühle für dich, aber ich kann dir meinen Lebensstil nicht antun“, erwiderte Sheldon mit Schuldgefühlen.
„Ich würde für dich auch hier weggehen, das bedeutet dir gar nichts, oder?“, fragte sie traurig.
„Nein, du willst hier weg, das ist ein großer Unterschied. Ich hab' damit nichts zu tun, außer, dass ich dir einen guten Platz bieten könnte, um dort zu wohnen“, erkannte Sheldon.
„Nein, kannst du nicht, vergiss’ es einfach. Glenn, ich geh' schon mal vor“, rief sie Glenn entgegen und verließ die Hütte.
„Siehst du, deshalb hab' ich dir geraten, nichts mit ihr anzufangen“, erkannte Shannon, die ihm Türrahmen ihres Zimmers stand.
„Ach, halt die Klappe“, grummelte er und verzog sich ins Gästezimmer.
 
Die nächsten 2 Tage ging Mika, Sheldon aus dem Weg. Aber sie hatte immer noch die Absicht, zurück in die USA zu reisen.
„Kann ich reinkommen?“, fragte Sheldon, als Mika am Tag seiner Abreise ihr weniges Hab' und Gut zusammenpackte.
„Man, ich bin echt froh, nach Hause zu kommen, da gibt es Türen, die man abschließen kann“, war sie nicht glücklich über seine Anwesenheit.
„Flieg’ doch zusammen mit mir zurück, du weißt doch gar nicht, wie du nach Hause kommen sollst“, bemerkte Sheldon hilfsbereit.
„Ich brauch keine Hilfe, danke“, erkannte sie und lud ihre Sachen in ein Tuch.
„Ich könnte eine Begleitung gebrauchen“, bat er liebevoll.
„Meinetwegen, ich flieg’ bis in die Staaten zusammen mit dir, aber danach trennen sich unsere Wege“, gab sie nach.
„Das ist schön, wird ne lange Reise. Hast du eigentlich einen Reisepass?“, fragte Sheldon.
„Ja, ich hab' all meine Papiere immer in einem Schließfach deponiert gehabt, das hab' ich besucht, bevor ich das Land verlassen hab'“, erklärte sie und zog ihren Reisepass aus dem Tuch.
„Darf ich mal?“, fragte Sheldon und Mika gab ihm den Reisepass.
„Der ist abgelaufen“, erkannte Sheldon.
„Ich weiß, aber ich bin Amerikanerin, das gilt doch nur für Reisen ins Ausland, oder?“, fragte Mika unschlüssig.
„Da fragst du mich was, keine Ahnung. Du wirst es merken, wenn du am Flughafen bist“, entgegnete Sheldon.
„Noch so ein Punkt, was mich noch nervöser macht. Hast du dein Handy dabei?“, fragte Mika.
„Ja, aber das wird hier nicht funktionieren“, erkannte er.
„Schon klar, aber ich würde gerne meine Mutter anrufen, wenn wir in den Staaten sind“, erwiderte sie.
„Ich hab' keine Handykarte, aber ich kann am Flughafen eine kaufen“, entgegnete er.
„Warum hast du keine Handykarte, aber ein Handy?“, wunderte sie sich.
„Ich schmeiß meine Handykarte immer weg, bevor ich das Land verlasse, zu viele lästige Anhängsel“, bemerkte Sheldon.
„Du hast also ne Freundin“, erkannte sie trocken.
„So in etwa, aber das ist nicht der Grund, warum ich nicht mit dir zusammen sein will, das mit meiner Freundin ging nicht lange und wird auch nicht weitergehen“, bemerkte er erklärend.
„Das überrascht mich jetzt gar nicht. Hast du dich von ihr getrennt?“, fragte Mika.
„Nicht so ganz!“
„Du hast sie einfach aus deinen Gedanken gelöscht, oder?“, fragte Mika erkennend.
„Nein, ich hatte ihr nur etwas vorgemacht, was ich nicht bin, ich wollte ihr nicht sagen, dass ich ihren Ansprüchen nicht genüge“, erkannte er drucksend.
„Sag’ es ihr, sogar verwöhnte Gören haben einen sauberen Abschied verdient. Du wirst mich auch einfach mit deiner Handykarte wegschmeißen, oder?“, fragte Mika traurig.
„Vermutlich, aber es war einer der schönsten Trips die ich je gemacht habe“, erkannte Sheldon und nahm ihre Hand.
„Toll, davon kann ich mir jetzt was kaufen“, entgegnete sie und zog ihre Hand weg.
„Apropos kaufen, wie willst du dir das Ticket nach Hause kaufen?“, fragte Sheldon.
„Ich hab' genug Geld, wann kommt der Hubschrauber?“, fragte sie kühl.
„Eine Stunde, willst du wirklich hier weg?“, fragte Sheldon nach.
„Ja, das will ich, wird Zeit. Ich gehe noch Mal durchs Dorf, verabschiede mich und so. Versuch’ bis dahin, Alkohol aufzutreiben, wenn ich in einen wackeligen Helikopter steigen muss, brauch’ ich Alkohol“, erwiderte sie und ging aus dem Zelt, was jetzt lange Zeit ihr zu Hause gewesen war.
 
„Ich hab' zwar keinen Alkohol gefunden, aber ich hab' dieses Zeug bekommen, was einen berauscht, das müsste dir auch helfen“, erkannte Sheldon, als sie sich etwa eine Stunde später auf dem Platz trafen, an dem der Helikopter sie abholen sollte.
„Das müsste auch funktionieren. Oh man, ich seh’ echt erbärmlich aus, die werden mich nie in die Staaten lassen“, sah Mika sich an.
„Wir werden dir in der Stadt richtige Kleidung kaufen, wär’ doch gelacht, wenn wir dich nicht nach Hause bringen würden“, beruhigte Sheldon sie.
„Hey, ihr wolltet doch nicht aufbrechen, ohne auf Wiedersehen zu sagen“, kam Glenn mit Shannon im Schlepptau zu ihnen.
„Tja, war ja schwer, euch aus dem Bett zu holen, habt ihr gedacht, da wir unsere Romanze nicht verlängern, tut ihr das jetzt?“, fragte Mika neckisch.
„Ich bin noch ne Weile hier und in meiner freien Zeit muss ich doch was zu tun haben, oder?“, fragte Glenn und umarmte Shannon von hinten.
„Dann wünsch’ ich euch viel Spaß. Danke, für deine Gastfreundschaft, Shannon, tut mir Leid, dass ich dir manchmal auf den Geist gegangen bin“, erkannte Sheldon und umarmte Shannon.
„Schon gut, bist ja bescheidener geworden in den letzten Wochen. Komm' gut zurück und ich will ne Ausgabe von National Geographic bekommen“, bemerkte Shannon und Sheldon nickte.
„Und du, du Eingeborene, ich bin enttäuscht von dir. Drei Jahre hast du mich erfolgreich an der Nase rumgeführt und dann kommt ein Kerl und du lässt deine Tarnung auffliegen. Ich hoffe, du hast gefunden, was du hier gesucht hast. Wenn du irgendetwas brauchst, ruf’ diese Nummer an, dass ist die Nummer von meinem Schwager, er hilft dir, wenn du sie brauchst, er wohnt nicht weit entfernt von deiner Heimatstadt“, erkannte Shannon und steckte Mika einen Zettel zu, während sie sie umarmte.
„Du hast mir viel geholfen in den letzten Jahren, du hast nicht viel mit mir kommuniziert, hast mir aber gezeigt, dass ich dir wichtig bin. Dafür danke ich dir. Ich werde deine Tochter besuchen und ihr sagen, dass du sie liebst“, erkannte Mika.
„Nein, tu’ das nicht, sie soll mich vergessen“, bat Shannon.
„Wie du meinst, aber wenn du jemals wieder Kontakt zu ihr aufnehmen willst, ruf’ mich an, schreib’ mir, sende mir ne Brieftaube, tu’ halt irgendwas, dass ich erfahre, dass du sie sprechen willst“, erwiderte Mika mit Tränen in den Augen und löste die Umarmung.
„Ja, mach’ ich. Noch irgendwelche letzten Worte, Doc?“, fragte Mika zu Glenn.
„Werd’ zu Hause einem Arzt vorstellig, sag’ ihm, was passiert ist und er soll noch Mal nachschauen, ob alles in Ordnung ist“, bat Glenn.
„Sicher, werd’ ich machen. Du hast mir echt einen Gefallen getan, ich fühl’ mich jetzt viel besser“, entschied Mika.
„Du solltest den Kerl verklagen, der dir die Dinger eingesetzt hat, denn von seinem Handwerk hat er nicht viel verstanden“, erwiderte Glenn.
„Das Geld könnt’ ich gebrauchen, mal sehen. Achte gut auf Shannon, sie wird hier noch gebraucht“, erkannte Mika und umarmte Glenn.
„Klar, mach’ ich das. Was bist du eigentlich für eine emanzipierte Frau? Lässt dich von einem Fotografen einlullen“, erkannte Glenn neckend.
„Eigentlich bist du Schuld daran, dass ich jetzt abreise, du hast mir wieder gezeigt, dass ich nicht hierher gehöre, dass ich auf meine Gesundheit achten muss, ich werde erst mal einen Ärztemarathon hinter mich bringen, wenn ich heimkomme“, konterte Mika erklärend.
„Das ist vielleicht keine schlechte Idee. Aber im Allgemeinen bist du in guter Verfassung“, erwiderte Glenn.
„Das ist gut zu hören. Hab' mir schon Sorgen gemacht. Rette noch ein paar Babys für mich, ja?“, erkannte Mika.
Ein Windstoss wirbelte Mikas Haare zurück. Sie streckte den Kopf in den Himmel. Ein Hubschrauber bewegte sich im Landeanflug. Sie hatte schon oft Hubschrauber gesehen, sie war als kleines Starlet auch schon damit geflogen, doch das laute Gerät war jetzt nach sechs Jahren im Nirgendwo ziemlich erschreckend.
„Geht’s dir gut?“, fragte Sheldon, als sie rückwärts ging.
„Ja, ist nur ungewohnt. Ich flieg’ tatsächlich von hier weg“, erkannte Mika und hielt ihre Haare fest, die ihr ins Gesicht fielen.
„Der Hubschrauber fliegt auch ohne dich weiter“, entschied Sheldon.
„Willst du mich etwa nicht dabeihaben?“, fragte sie schmunzelnd.
„Nein, ich mein’ nur. So Doc, wirst du mich vermissen?“, fragte Sheldon.
„Ehrlich gesagt, nein!“, konterte Glenn.
„Ich dich auch nicht. Komm' gut heim, wir kriegen den National Geographic schlecht, in dem Dorf, in dem ich lebe, hier ist meine Adresse, schick’ mir ne Ausgabe“, bat Glenn und gab ihm einen Zettel.
„Wenn ich jede Ausgabe von der Zeitung aufkaufe, bin ich bald umsonst hier her geflogen“, schmunzelte Sheldon und gab Glenn die Hand.
„Ich denke, du verdienst genug. Jetzt geh', sonst bleibst du auch noch hier hängen“, bemerkte Shannon und Sheldon ging mit Mika zu dem Hubschrauber.
„Hey, ich bin Ihr Pilot für die Reise. Hüpfen Sie rein“, erkannte der Pilot und Sheldon hielt Mika die Tür auf, dass sie rein steigen konnte.
Sie sah sich noch ein Mal um und stieg dann in den Hubschrauber.
„Okay, jetzt musst du dich anschnallen“, erwiderte Sheldon, als er neben ihr Platz genommen hatte.
„Ich weiß, manche Sachen verlernt man auch nach sechs Jahren im Dschungel nicht. Oh man, ich hoffe, mir wird nicht schlecht“, erwiderte sie nervös.
„Das hoff’ ich auch, dass dir nicht schlecht wird“, erwiderte er lächelnd und streckte ihr seine Hand hin, die sie in ihre nahm. Sie betrachtete noch ein Mal die Landschaft, die sie so oft gesehen hatte und dann flogen sie davon.

Zehntes Kapitel


Nach einem längeren Flug mit dem Hubschrauber kamen sie in die nächste Stadt, von der sie weiterfliegen konnten. Sheldon hatte es nicht eilig nach Hause zu kommen, so konnte er mit Mika ein paar Kleidungsstücke kaufen, die sie wie eine Touristin aussehen ließen.
„Können wir noch zu einem Frisör gehen, ich will kurze Haare“, bat Mika, als sie frisch angekleidet aus dem Laden ging.
„Sicher, wenn du’s bezahlst. Aber ich mag deine langen Haare“, erkannte Sheldon.
„Schön für dich, ich nicht mehr. Setz’ dich irgendwo in ein Internetkaffee oder so, ich mach’ nicht lang, wir treffen uns in einer Stunde wieder hier, okay?“, fragte sie und er zog Augenrollend ab.
Eine Stunde später war er wieder an der Stelle zurück, sie nicht.
„Sie hat sich schnell wieder die Marotten von westlichen Frauen angewöhnt“, erkannte er kopfschüttelnd.
„Ich hab' keine Uhr, noch so was, was ich mir kaufen muss, entschuldige, wie seh’ ich aus?“, fragte sie ein paar Minuten später, als sie zurückkam. Sie trug jetzt raspelkurzes braunes Haar.
„Okay, das ist kurz“, stotterte er.
„Ja, ich hab' doch gesagt, ich will kurze Haare. Jetzt brauch’ ich nur noch Ohrringe“, erwiderte sie und er zog eine kleine Plastiktüte mit schönen silbernen Kreolen heraus.
„Du hast mir Ohrringe gekauft?“, war sie verblüfft.
„Ich bin nicht das erste Mal mit ner Frau einkaufen. Ohrringe wollt ihr immer haben, auch wenn ihr keine Ohrlöcher habt“, schmunzelte er und sie grinste.
„Aber beeil dich bitte“, bat er und sie zog los, ihre Ohrlöcher nachstechen zu lassen.
 
Eine Stunde später konnten sie endlich ihre Tickets kaufen.
„Ihr Reisepass ist abgelaufen“, bemerkte die Frau am Schalter.
„Ehrlich? Ist mir gar nicht aufgefallen“, entgegnete Mika gespielt überrascht.
„Wie lange waren Sie denn in unserem Land?“, fragte die Frau kritisch.
„2 Wochen“, log sie.
„Ah, Sie haben keine Koffer bei uns eingecheckt, etwas wenig für zwei Wochen, oder?“, ließ sich die Frau nicht beirren.
„Mein Gepäck ist verloren gegangen, hab' mir Sachen geliehen und heute Morgen für die Rückreise neue Sachen gekauft“, erkannte Mika.
„Ah, dumme Sache. Okay, gute Reise“, erkannte die Frau und ließ sie passieren.
 
„Oh man, ich kann nicht glauben, dass das funktioniert hat“, erwiderte Mika erfreut, als sie im Flieger neben ihm Platz genommen hat.
„Ich auch nicht, könnte noch sein, dass du am Flughafen verhaftet wirst“, erwiderte Sheldon und ihr Lächeln verschwand.
„Keine Angst, das wird nicht passieren“, versprach er.
„Dein Wort in Gottes Ohr!“
„Du bist Amerikanerin!“
„Ich kann auch schon längst für tot erklärt worden sein!“
„Das könnt’ natürlich auch sein“, erwiderte Sheldon.
„Das hilft mir gar nicht!“
„Entschuldige, ruh’ dich erst mal aus, wir fliegen ein paar Stunden, am Flughafen werden wir dann sehen“, erwiderte er beruhigend und sie lehnte sich müde an ihn.
Einige Stunden später landeten sie in New York City.
„Oh man, warum mussten wir unbedingt in der skeptischsten Stadt des Landes landen“, erkannte Mika nervös, als sie das Flugzeug verließen.
„Das wird schon gut gehen, jetzt bist du schon im Land, viel können sie nicht mehr mit dir machen, sonst rufst du einfach deine Mutter an“, beruhigte er sie und nahm ihre Hand.
„Das wär’ ja ein toller Start „Hey Mum, ich werd' grad’ am Flughafen festgehalten, kannst du der netten burschikosen Sicherheitsbeamtin sagen, dass ich deine Tochter bin?“. Das wär’ extrem peinlich“, erkannte Mika.
„Ja, das wär’ peinlich, ich kenn’ auch nen Anwalt“, erwiderte er und sie kamen an der Kontrolle an.
„Egal was jetzt passiert, ich werde bei dir bleiben“, versprach er.
„Es wäre schön, wenn du das auch noch nach dieser Barriere wärst. Was ist dein nächster Auftrag?“, fragte sie traurig.
„Wenn ich meine Bilder abgegeben hab' und meinen Scheck in der Hand halte, werd' ich erst mal paar Tage Urlaub machen, die Dauer kommt darauf an, wie hoch der Scheck ausfällt“, entgegnete er und blieb an der Kontrolle stehen.
„Klingt gut, kann ich mitkommen?“, fragte sie nervös.
„Du wirst nicht drum herum kommen, deinen Eltern zu erklären, warum du sechs Jahre im Ausland warst“, entgegnete Sheldon und streckte dem Beamten seinen Pass hin.
„Das meinte ich eigentlich nicht damit“, erwiderte sie und gab dem Beamten aus ihren Pass.
„Der ist abgelaufen“, bemerkte der Beamte kaugummikauend.
„Ja, ist er, tut mir leid“, entgegnete sie charmant.
„Wann waren Sie das letzte Mal in diesem Land?“, fragte der Beamte.
„9. November 2003, hehe“, erkannte sie witzelnd und die Miene des Beamten verfinsterte sich.
 
„Dachtest du wirklich, Humor wär’ ihn so einer Situation das Beste?“, fragte Sheldon gereizt, als die beiden etwas später in der Sicherheitsabteilung des Flughafen saßen.
„Das sollte eigentlich Sarkasmus werden“, bemerkte sie mit dem Kopf an die Wand gelehnt.
„Ich bin zu lange wach, um darauf was Kluges zu antworten“, erkannte er.
„Ihre Mutter hat Ihre Geschichte bestätigt, Sie können gehen“, bemerkte der unfreundliche Beamte und Mika stand auf.
„Gott sei Dank, ich muss dringend ins Bett. Danke, dass du gewartet hast, bye“, erkannte Mika und ging den Gang lang.
„Gern geschehen. Verschwindest du jetzt?“, fragte Sheldon verwundert.
„Ich werd' mir ein Hotelzimmer nehmen und morgen weiterfliegen“, erkannte Mika.
„Äh, okay, dann alles Gute“, erkannte Sheldon.
„Alles Gute? Das ist alles? Das ist ja noch trauriger als das Wegwerfen deiner Handykarte“, erwiderte sie unglücklich.
„Das ist die Telefonnummer meiner Agentur, die geb' ich nur wichtigen Kunden, keine Frau hat die vorher bekommen, ruf’ mich an, wenn du angekommen bist“, erkannte Sheldon und gab ihr eine Visitenkarte von seiner Fotoagentur.
„Bleibst du heute Nacht bei mir?“, fragte sie plötzlich hoffend.
„Sicher, teilen wir uns ein Zimmer, ich hab' auch keine Energie mehr, noch sieben Stunden zu fliegen“, erkannte er und ging mit ihr aus dem Flughafen.
„Aber ich schlaf’ nicht mit dir, auch wenn du solche netten Sachen machst“, entschied sie.
„Schon verstanden. Ich will nur noch schlafen“, erwiderte er und ging Hand in Hand mit ihr zu einem Taxi.

Elftes Kapitel


Die Sonne ging an diesem Morgen früher als sonst in New York City auf. Mika drehte sich um, um die Sonne nicht ins Gesicht zu bekommen und tastete nach dem Mann, mit dem sie die Nacht verbracht hatte. Sheldon war weg.
„Ex- und hopp, wie er gesagt hat“, murmelte sie verschlafen und setzte sich auf. Sie war 10 Jahre zuvor ein Mal mit ihrem damaligen Manager in New York City gewesen, sie hatte die Stadt damals für nicht so riesengroß erachtet, aber an dem Morgen, an dem der Straßenlärm ins Hotelzimmer dröhnte, war alles so gigantisch.
Er hatte sie einfach so allein gelassen in dieser riesigen Stadt. Sie hatte noch ein paar Hundert Dollar in ihrer Tasche, die mussten reichen, um nach Atlanta zu reisen. Sie war furchtbar nervös darüber, sie hatte eigentlich ihr ganzes Leben zurückgelassen, wollte nicht mehr in die Realität zurück, doch nun lag sie auf einem Seidenlaken in einem schicken Hotel. Nachdenklich zog sie ihre Ohrringe an und stand auf. In dem Moment klingelte das Telefon im Hotelzimmer und erschreckte sie fürchterlich. Sie hatte dieses Geräusch so lange nicht mehr gehört.
Fast ehrfürchtig nahm sie den Hörer ab.
„Ja?“, fragte sie in den Hörer.
„Ihr Taxi ist da“, erkannte die Frau von der Rezeption.
„Ich bin gerade aufgestanden und hab' kein Taxi gerufen“, entgegnete sie verwirrt.
„Entschuldige, hat sir dich aufgeweckt, das ist mein Taxi“, erwiderte Sheldon, der aus dem Badezimmer kam. Er trug einen Pullover und Jeans.
„Du bist noch da?“, fragte sie überrascht.
„Ja, natürlich, ich geh' doch nicht, ohne mich zu verabschieden. Aber ich muss jetzt los, mein Flieger geht in einer Stunde“, entgegnete er und sie kam zu ihm.
„So, das ist also das Ende?“, erwiderte sie traurig.
„Nein, ruf’ mich an, vielleicht hab' ich ja mal das geregelte Leben für eine Freundin“, erkannte er und küsste ihre Stirn.
„Geh' einfach“, bat sie genervt über seine Sprüche und sah ihm hinterher, wie er sie verließ.
 
Sechs Stunden später landete Mika mutterseelenallein auf dem Flughafen von Atlanta. Sie wusste nicht, ob ihre Mutter sie abholen würde, so sah sie sich unsicher um. Dort stand sie, sie war etwas älter geworden, aber hatte immer noch die gleichen liebevollen Augen.
„Meredith?“, fragte ihre Mutter überrascht, als Mika auf sie zukam.
„Hi, Mum“, bemerkte sie mit Tränen in den Augen und zog ihre Mutter fest an sich.
„Sechs Jahre Kind, sechs Jahre haben wir gehofft und gebangt dich wieder zu sehen und heute ist dieser Tag gekommen. Nach sechs Jahren, in denen wir ständig gehört haben, dass du vermutlich tot bist, haben wir es fast selbst geglaubt, obwohl wir wussten, dass du zufrieden am anderen Ende der Welt bist. Kind, du siehst so ganz anders aus“, erkannte ihr Vater, der neben seiner Mutter stand.
„Dad? Du siehst so anders aus“, erwiderte Mika und umarmte ihren Vater herzlich.
„Ich seh' anders aus? Sieh’ dich an, du bist ein ganz anderer Mensch“, erwiderte ihr Vater.
„Ja, hab' einiges an mir verändert, wir sollten das woanders besprechen“, erwiderte Mika, der es unangenehm war, wie ihr Vater sie ansah.
„Sicher, gehen wir zu uns nach Hause. Komm'“, bat ihre Mutter und führte sie aus dem Flughafenterminal.
 
Es wurde schon dunkel, als Mika nachdenklich auf der Bank neben dem Fenster saß und auf die Straße starrte, auf der sie als kleines Mädchen mit Zöpfen gespielt hatte.
„Hast du Hunger, Liebes?“, fragte ihre Mutter von dem Tisch aus, an dem sie saß und einen Schal für ihre Tochter strickte.
„Nein, ich hab' im Flugzeug was bekommen, danke“, erwiderte Mika, ohne sie anzusehen.
„Da kriegt man nie was Gescheites, ich mach’ dir was“, bemerkte Mrs. Falks und stand auf.
„Nein Mum, wirklich, du musst mir nichts machen“, erwiderte Mika und sah ihre Mutter an. Mika hatte eine Träne im Auge.
„Süße, was ist los? Vermisst du deine andere Heimat?“, fragte ihre Mutter mitfühlend.
„Nein“, schniefte sie.
„Oh man, du vermisst einen Mann, oder?“, fragte ihre Mutter erkennend.
„Ja“, gestand sie kleinlaut.
„Oh Kind, was hab' ich dir über Männer gesagt?“, fragte sie forsch.
„Nimm’ dir nie nen Ehemann als Lover?“, fragte sie keck.
„Nein, das nicht!“
„Männer sind nur für das Eine gut und nicht Mal das machen sie gut?“
„Nein!“
„Nur der richtige Mann ist es wert, um ihn zu weinen?“, fragte sie.
„Genau das ist es. Ist er derjenige?“
„Glaube schon, aber er wohnt auf der anderen Seite des Landes, das könnte nichts werden und so wie er mich heute Morgen behandelt hat, will ich ihn gar nicht mehr“, erkannte sie trocken.
„Was hat der Idiot gemacht?“, fragte Mylie, Mikas 18-jährige Schwester, die gerade zu Hause war.
„Mylie, bist du das?“, fragte Mika. Sie hatte ihre Schwester die ganze Teenagerzeit über nicht erlebt, aus dem kleinen Mädchen war eine Frau geworden.
„Wer sollte ich sonst sein? Ist dein Selbstfindungstrip jetzt zu Ende?“, fragte Mylie etwas kritisch.
„My’, sei nicht so fies zu deiner Schwester, sei doch froh darüber, dass sie wieder da ist“, bat Mrs. Falks.
„Toll, wie lang’ bleibst du jetzt? Wieder bis zu meinem 12. Geburtstag? Wo du mir versprochen hast, nach deiner Party noch mit mir Pizza zu essen?“, fragte Mylie.
„Es tut mir so leid Schätzchen, ich hatte Panik und bin weg gegangen, ohne nachzudenken. So viel Zeit haben wir verloren, du bist jetzt erwachsen, gehst sicher aufs College, oder arbeitest schon“, entschuldigte sich Mika.
„Ich bin auf der Columbia seit nem halben Jahr. Ich studiere BWL“, erkannte Mylie trocken.
„Das ist toll, dann wird aus dir eine fleißige Geschäftsfrau, sehr schön“, erwiderte Mika erfreut.
„Ja, scheint so. Was hast du jetzt vor? Spielst du wieder das Anhängsel von irgendeinem schmierigen Produzenten?“, fragte Mylie böse.
„My’ ich bin diese Person, die ich vor sechs Jahren war, nicht mehr. Sieh’ mich an, ich hab' mich körperlich und geistig verändert“, erwiderte Mika und deutete auf sich selbst.
„Ja, du hast dir die Oberweite wieder auf Normalmaß machen lassen, sieht gut aus“, erkannte Mylie versöhnlich.
„Ja, ist erst eine Woche her, ich muss dir die irre Geschichte erzählen“, bemerkte Mika und begann zu erzählen.
„Du bist auf einem Küchentisch mitten im Urwald operiert worden?“, fragte Mylie ungläubig.
„Ich kann’s selbst noch nicht so ganz glauben“, entgegnete Mika und zeigte ihrer Schwester und ihrer Mutter die Wunden, die Glenn vernäht hatte.
„Ich muss noch die Fäden ziehen lassen, aber ich bin heilfroh, die Dinger los zu sein“, erkannte Mika.
„Ja, das sieht viel natürlicher aus. Du willst keine Countrysängerin mehr sein, oder?“, fragte ihre Mutter.
„Das war ich doch nie, Mum. Ich war nur ein Püppchen, wie viel ist von meinem Geld übrig geblieben?“, fragte sie plötzlich.
„Wir haben noch 20.000 für dich aufgehoben, das ist das, was du verdient hast und er unterschlagen hat. Ich hab' nachgerechnet“, erkannte ihr Vater, der zu ihnen stieß.
„Ich werde meinen Highschool-Abschluss nachmachen und Sozialarbeit studieren“, erkannte Mika.
„Das klingt gut, das klingt sehr gut, dafür müsste das Geld reichen, du kannst solang bei uns wohnen, die Uni von Atlanta hat gute Erwachsenenkurse. Schön, dass du wieder zu Hause bist“, bemerkte ihr Vater.
„Ja, wenn du meinst. Ich muss jetzt los, die Mädels warten auf mich vor dem Kino“, entschied Mylie und verschwand aus dem Haus.
„Gib ihr Zeit, es ist etwas ungewohnt für sie“, erkannte Mr. Falks.
„Klar, versteh’ ich gut. Kann ich heute Nacht in eurem Gästezimmer schlafen?“, fragte Mika müde.
„Klar kannst du das, aber du kannst auch Monas Zimmer haben, deine Schwester ist vor einem Jahr mit ihrem Freund zusammengezogen“, erkannte Mrs. Falks.
Mona war die mittlere Tochter, sie musste jetzt 24 Jahre alt sein.
„Ich würde sie gern besuchen gehen, ist sie genau so feindlich eingestellt mir gegenüber?“, fragte Mika und stand auf.
„Ich weiß es nicht, wenn du Probleme mit ihr kriegst, sag’ ihr einfach, du hast ihre Kaution gezahlt“, erkannte Mr. Falks und sie lächelte matt.
„Komm', ich bring’ dich ins Gästezimmer, du musst etwas schlafen“, konterte Mrs. Falks und brachte Mika in das besagte Zimmer.
„Willst du noch Mal über den Mann reden, den du verloren hast?“, fragte Mrs. Falks, als sie neben ihrer Tochter auf dem Bett saß.
„Nicht mehr heute, morgen vielleicht“, erkannte Mika.
„Sicher, wann auch immer du willst. Ich lass’ dich jetzt schlafen, wir sehen uns morgen“, erwiderte Mrs. Falks und ließ ihre zurückgekehrte Tochter allein.
Mika zog Sheldons Nummer aus der kleinen grauen Handtasche, die sie sich am Flughafen gekauft hatte und drehte sie in der Hand herum. Warum hatte er ihr nur diese Nummer gegeben? Er wollte doch keine Freundin haben, war diese Geste mit der Telefonnummer nur ein Akt der Nächstenliebe, wollte er sie nur in Sicherheit wiegen? Sie legte die Nummer neben das Telefon im Gästezimmer, zog ein T-Shirt an und legte sich ins Bett. Es war inzwischen dunkel, aber müde war sie irgendwie nicht. Sie musste sich an so viel wieder gewöhnen, das Brummen der Klimaanlage, die wohltuenden Stimmen ihrer Eltern und die Musik. Im Eck stand eine Countrygitarre, sie gehörte ihrer Mutter, sie war selbst Sängerin gewesen, bevor Mika geboren wurde. Sie schlüpfte aus dem Bett und nahm die Gitarre in den Spielgriff. Sie spielte die Gitarre an und drückte dann ihre Hand auf die Saiten um den Ton zu ersticken. Das machte sie ein paar Mal.
„Hey, zieht dich die Musik wieder in den Bann?“, fragte ihre Mutter, die zu ihr reinkam.
„Entschuldige, war ich zu laut?“, fragte Mika und sah ihre Mutter an.
„Nein Süße, ist ja noch nicht spät. Ich hab' oft hier drin gesessen und darauf gespielt, das hat mich irgendwie näher zu dir gebracht. Weißt du noch, wie du als Kind auf meinem Schoß gesessen hast und ich dir Gitarre spielen beigebracht habe?“, fragte Mrs. Falks.
„Ja, das waren immer die schönsten Momente in meiner Kindheit. Mir fallen gar keine Songs mehr ein, die ich spielen könnte“, entgegnete Mika nachdenklich.
„Das kommt wieder, keine Sorge. Ich hab' für dich bei meinem Hausarzt einen Termin gemacht, er wird sich morgen deine Wunden ansehen. Ist das wirklich war, diese Operationsgeschichte?“, fragte ihre Mutter neugierig.
„Jedes einzelne Wort, das war eine aufregende Zeit, aber diese Operation hat mich aufgeweckt, das war hirnrissig, dahin zu fliehen“, bemerkte Mika schlussfolgernd.
„Nein, es war richtig, die Gefahr für dich war hier einfach zu groß. Dieser Kerl, er tauchte hier ständig auf, bedrohte deine Schwestern, wir mussten eine Klage gegen ihn erwirken, dass er nicht mehr in die Nähe von unserem Hause kommen konnte“, erkannte Mrs. Falks.
„Wirklich? Das tut mir schrecklich leid“, entschuldigte sich Mika.
„Ist schon in Ordnung, jeder macht Fehler, jetzt ist es ja vorbei. Du weißt, dass er tot ist, oder?“, fragte ihre Mutter.
„Ja, hab' ich gehört, das ist auch einer der Gründe, warum ich wieder hier bin“, erklärte sie.
„Wir haben nie jemandem gesagt, wo wir plötzlich so viel Geld her hatten. Wir haben es immer zu Hause aufbewahrt im dem kleinen alten Tresor deines Vaters. Das Geld hat uns durch eine schwere Zeit gebracht, das waren alle dummen Fragen von ihm wert. Aber das hat niemals wettgemacht, dass du nicht da warst. Ich hab' zwei Töchter großgezogen, aber immer im Hinterkopf gehabt, dass etwas fehlt. Bist du glücklich gewesen, mein Schatz?“, fragte Mrs. Falks.
„Ja, für eine Zeit lang“, erwiderte Mika grübelnd.
 „Das ist schön Kind, aber es ist noch schöner, dass du wieder hier bist. Du solltest wirklich zu meinem Arzt gehen, es kommt Flüssigkeit aus deiner linken Brust, das ist sicher nicht gesund“, erkannte ihre Mutter plötzlich.
„Oh verdammt, warum trage ich auch ein helles T-Shirt wenn ich Milch gebe“, murmelte Mika.
„Du gibst Milch, hast du ein Kind geboren?“, fragte ihre Mutter total überrascht.
„Mum, ich muss dir was erzählen“, begann sie, ihrer Mutter von ihrem toten Kind zu erzählen.a

Zwölftes Kapitel


Etwas benommen saß Mrs. Falks neben ihrer Tochter am Küchentisch. Sie waren nach einem längeren Gespräch im Gästezimmer in die Küche gegangen, um einen Tee zu trinken.
„War dieser Mann, der dich vergewaltigt hat, der Mann, dem du nachtrauerst?“, fragte ihre Mutter.
„Nein Mum, so einen schlechten Männergeschmack hab' ich dann doch nicht. Ich kannte den Mann gar nicht, irgendeiner aus dem Dorf, in dem ich gewohnt habe. Der Mann, dem ich nachtrauere ist derjenige, der mich hier hin mitgenommen hat. Obwohl er mir von Anfang an klar gemacht hat, dass das mit uns nicht funktionieren kann, hab' ich mein Herz verschenkt, das mach’ ich immer wieder“, erkannte Mika nachdenklich.
„Ich hab' mein Herz deinem Vater geschenkt und mich dabei aufgegeben, es ist nicht immer das Richtige, dem Herz zu folgen“, beruhigte ihre Mutter sie.
„Bist du unglücklich mit Dad?“, fragte Mika überrascht.
„Nein, überhaupt nicht, aber ich wäre auch gern das Vorprogramm für Reba Mackentire gewesen“, erwiderte Mrs. Falks.
„Du wärst das Vorprogramm für Reba Mackentire gewesen?“, fragte Mika überrascht. Die Countrysängerin war Mikas großes Vorbild gewesen.
„Nein, aber ich hätte es werden können. Oder auch nicht! Das war nur ein Beispiel. Denke einfach daran, dein Leben nicht auf Eis zu legen, nur weil ein Mann etwas anderes will als du. Ich muss jetzt echt ins Bett, meine Süße, ich hab' Morgen noch viel zu erledigen. Kann ich dich allein lassen?“, fragte ihre Mutter und Mika nickte.
„Dann schlaf’ schön, meine Süße. Wenn du Hunger kriegst, ich hab' noch Suppe da“, erwiderte Mrs. Falks und ging aus der Küche.
Mika stand auf und ging zum Kühlschrank. In Gedanken versunken streckte sie den Kopf in den Kühlschrank. All diese technischen Geräte, die sie sechs Jahre nicht benötigt hatte, sie wusste nicht, ob sie all dem Luxus wieder brauchte. Shannon hatte in ihrer Hütte einen kleinen Kühlschrank gehabt, Mika hatte sich ab und zu vor diesen kleinen Kühlschrank gestellt, um sich abzukühlen, den Sinn, darin Sachen zu kühlen hatte sie in dieser Zeit nicht für notwendig empfunden.
„Ist dir heiß?“, fragte Mr. Falks, der in die Küche kam.
„Nein, wohl kaum, ist sehr kalt hier. Ich such’ die Suppe“, erwiderte Mika ertappt.
„Ganz unten. Wolltest du nicht ins Bett?“, fragte ihr Vater.
„Ja, kann nicht schlafen, liegt sicher am Jetlag. Wie läuft die Arbeit?“, fragte Mika ihren Vater.
„Nichts besonderes, ich wurde letztes Jahr bei der Beförderung mal wieder übergangen“, bemerkte Mr. Falks.
„Manche Leute erkennen einfach nicht den Wert einer guten Arbeitskraft. Es ist unglaublich, dass du jetzt 30 Jahre in dieser Firma arbeitest“, erkannte Mika.
„Ich kann es noch weniger glauben. Es ist ein Job, der getan werden muss“, erkannte Mr. Falks. Er arbeitete in einem mittelständischen Betrieb in der Logistik.
„Ich konnte mir nie vorstellen, so wie du zu werden, ein fleißiges Bienchen der Arbeitswelt, aber nun bin ich wirklich erwachsen geworden. Ich hätte jetzt mit meiner Musikkarriere beginnen sollen, jetzt wo ich so viel von der Welt gesehen hab'“, erwiderte sie nachdenklich und schüttete etwas Suppe in einen tiefen Teller.
„Du wirkst wirklich erwachsen, machst du mir auch nen Teller Suppe?“, fragte Mr. Falks und setzte sich an den Tisch.
„Sicher, ich esse nicht gern allein. Kann ich mir morgen deinen Roller borgen? Ich muss zum Arzt“, bat sie.
„Sicher, du wolltest nie meinen Roller fahren, früher“, erwiderte Mr. Falks.
„Ich bin seit sechs Jahren kein Auto mehr gefahren, ich geh' erst mal kleine Schritte“, erklärte sie.
„Versteh’ ich gut, mein Roller freut sich sicher, mal wieder aus der Garage raus zu kommen. Ich guck’ ihn mir nachher noch mal an, ob er noch in Ordnung ist“, versprach er.
„Das ist nett, danke. Ihr habt euer Versprechen, dass ich immer zurückkommen kann wirklich eingehalten“, erkannte sie zufrieden.
„Du bist unsere Tochter und du hast uns geholfen, es ist das Mindeste, was wir tun können“, entgegnete Mr. Falks.
„Ich werde mein altes Leben so schnell wie möglich wieder aufnehmen, obwohl ich keine Karriere mehr haben will, werde ich wieder auftreten, um an Geld zu kommen“, entgegnete Mika.
„Du musst nicht singen, wenn du nicht willst“, erklärte Mr. Falks.
„Ich weiß, ich will aber wieder singen, es fehlt mir irgendwie. Gibt es immer noch die Open Mike Night am Freitagabend?“, fragte Mika.
„Nein, leider nicht, aber wir haben eine neue Bar, wo junge Künstler auftreten können, da solltest du mal vorbeischauen“, erkannte Mr. Falks und sie nickte.
 
Müde fiel sie spät in dieser Nacht in das weiche Federkissen des Gästebetts. Im Vergleich mit der kratzigen Decke, die sie jetzt sechs Jahre als Kissen benutzt hatte war dieses Kissen fast eklig wohltuend. Während sie einschlief, dachte sie an Sheldon und musste schmunzeln.
 
Der Lärm der realen Welt weckte Meredith Falks am nächsten Tag. Auf der anderen Seite des Landes wurde Sheldon urplötzlich mitten in der Nacht wach. Der Jetlag hatte seinen Körper irgendwie voll unter Kontrolle, er schlief gar nicht mehr richtig. Er knipste das kleine Licht des Hotelzimmerbetts an und griff sich die Bilder von dem Amazonas Shoot. Er hatte die Bilder noch nicht dem National Geographic geschickt, er konnte sich immer noch nicht für die richtigen Bilder entscheiden. Vor allem die Bilder von Mika waren toll gelungen und er musste sie eigentlich mit reinnehmen, aber das wäre nicht möglich ohne ihre Zustimmung und er konnte sie ja nicht einfach anrufen, dann würde sie sonst was denken. Am nächsten Tag wollte er wieder in seine Agentur gehen, es würde ihm sicher schwer fallen sofort wieder in den Alltag einzusteigen. Das Gefühl hatte er zuvor noch nie gehabt, er konnte immer gleich wieder einsteigen, aber der Trip war irgendwie anders gewesen. Sein 3-Tage-Bart war zu einem richtigen Bart geworden und seine Haare waren viel zu lang. Er nahm sich vor, vor der Arbeit noch zu dem arabischen Barbier in der Nähe seiner Agentur zu gehen. Als Leiter einer Agentur musste er seriös wirken.
 
Als Mika zum Arzt ging, um sich durchchecken zu lassen, war Sheldon gerade aufgestanden und ging zum Barbier um sich rasieren und frisieren zu lassen.
„Schon wieder auf der Straße gelebt?“, fragte der Barbier, als Sheldon reinkam.
„Wie meinen?“, fragte Sheldon noch etwas unausgeschlafen.
„Ich schneid’ Ihre Haare jetzt schon regelmäßig seit 4 Jahren, ich erinner’ mich an all unsere Gespräche“, entgegnete der Barbier und drückte Sheldon auf den Stuhl.
„Sie haben nicht viel Kundschaft, was?“, fragte er keck.
„Eigentlich schon, aber Ihre Geschichten sind immer die Besten, die merk’ ich mir gern. Also runter mit der Matte?“, fragte der Barbier und Sheldon nickte.
 
Eine halbe Stunde später kam Sheldon in der Agentur an. Er leitete die Agentur, Kent war der ruhige Pol, er war für das Büro zuständig, während sein Geschäftspartner durch die Welt tingelte und der fast noch weniger anwesende Prantis war der Paparazzo im Trio und immer auf der Suche nach dem Schnappschuss einen Promis.
„Wegen mir musstest du dich nicht so fein machen“, frotzelte Kent, als Sheldon ins Büro kam und seine verdreckte Kameratasche abstellte. Er hatte eine schicke Hose und eine schwarze Weste über einem weißem Hemd an.
„Hab' dich auch vermisst, Kent. Was passiert, während ich weg war?“, fragte Sheldon und machte den Klettverschluss seiner Tasche auf.
Wortlos stellte Kent ihm einen Notizständer vor die Nase.
„Nach 2 Wochen hat sie aufgehört anzurufen. Ich hoffe, du gibst keiner Tussi mehr deine Geschäftsnummer, ich regle gern deine geschäftlichen Sachen, aber die privaten sind nicht mein Job“, erwiderte Kent und Sheldon nahm den Notizständer, der Randvoll war, in die Hand.
„Ich hab' ihr die Nummer auf geschäftlichem Wege gegeben“, erkannte Sheldon und warf die Notizen samt Ständer in den Papierkorb.
„Was auch immer, mach’ das nie wieder. Und, ist bei dir irgendwas Interessantes passiert?“, fragte Kent. Sheldon sah auf die Zeitungsartikel mit den Bildern von Mika mit denen Kent seinen Teil des Büros gepflastert hatte.
„Ne, war ein ganz normaler Job. Hast du Kaffee gemacht?“, fragte Sheldon herumdrucksend.
„Ja, hab' ich, du kannst auch keinen Job ausführen, ohne ne Frau flach zu legen, oder?“, fragte Kent.
„Du hättest dein Klatschreporterstudium echt nicht aufgeben sollen, du bist von Natur aus neugierig“, erwiderte Sheldon ertappt.
„Ich will es gar nicht wissen. National Geographic hat vorhin angerufen, sie erwarten deine Fotos bis Montag. Soll ich dir einen Kaffee bringen?“, fragte Kent.
„Ja, bitte. Gut, dann hab' ich noch ein paar Tage, die Bilder durchzugehen. Ich stell’ das Telefon so ein, dass es Candices Nummer blockiert, dann wirst du nicht mehr belästigt. Hab' ich sonst andere Aufträge in den letzten Monaten bekommen?“, fragte Sheldon, der wieder voll in seinem Arbeitsmodus war.
„Wär’ schlimm, wenn nicht. Ich hab' dir die Termine in den Kalender eingetragen. Komm' gleich wieder mit deinem Kaffee“, erkannte Kent und schlurfte in die Küche.
 
„Das sind ja alles Aufträge im Inland“, rief Sheldon seinem Geschäftspartner zu.
„Ja, ich dachte, du könntest nach diesem Trip ein paar Jobs in der Nähe machen, um zur Ruhe zu kommen“, erkannte Kent, der mit dem Kaffee in der Hand zurückkam.
„Du denkst manchmal zu viel, ich bin nicht gern länger an einem Ort“, entgegnete Sheldon grummelig.
„Du solltest mal ruhiger treten, deine jungen Jahre sind vorbei“, erwiderte Kent und gab ihm den Kaffee.
„Oh man, meine Mutter hat dich hier besucht, oder?“, fragte Sheldon.
„Du hattest ihr gar nicht gesagt, dass du gar nicht im Lande bist“, bemerkte Kent.
„Nein, hab' ich nicht, na toll, jetzt muss ich sie anrufen. Noch andere gute Nachrichten?“, fragte Sheldon genervt.
„Prantis ist nach seiner Unterkühlung wieder aus dem Krankenhaus raus und kann bald wieder arbeiten“, erwiderte Kent.
„Nicht schon wieder, wir müssen dem armen Kerl mal ne Winterjacke schicken, der pennt doch ständig in seinem Wagen ein, das ist bei den Temperaturen irgendwann tödlich“, erkannte Sheldon.
„War das gerade Mitgefühl, was du versucht auszudrücken?“, fragte Kent überrascht.
„Hey, ich kann mitfühlend sein!“
„Bin überrascht, dass du überhaupt was fühlst, das ist alles. Du fliegst in drei Tagen nach Florida“, erwiderte Kent planend.
„Ich hab's gesehen, was gibt es in Jacksonville interessantes zu fotografieren?“, fragte Sheldon etwas lustlos.
„Deine Jobs müssen nicht immer Abenteuer sein, ich würd’ liebend gern mit dir tauschen manchmal“, entschied Kent.
„Vergiss es, Florida ist warm, das klingt gar nicht so schlecht. So, jetzt werde ich mich mal an die Entwicklung der Fotos machen, ich setz’ mich mit dem Laptop oben in den Besucherraum, ich nehm’ das mobile Telefon mit, falls jemand anruft“, erkannte Sheldon, schnappte sich Kameratasche, Laptop und Telefon und verzog sich in dem Loft, in dem sie die Agentur hatten, einen Stock höher.
 
Nervös wartete Mika am späten Nachmittag bei dem Frauenarzt ihrer Mutter, bis sie dran war.
„Miss Falks?“, rief sie die Sprechstundenhilfe auf und sie sprang auf.
„Der Doktor hat jetzt Zeit für Sie“, bemerkte die Sprechstundenhilfe und brachte sie zu dem Doktor.
„Miss Falks, verzeihen Sie, dass sie solang warten mussten. Ihre Mutter hat mich schon informiert, wir werden jetzt erst mal die Fäden ziehen, die Brust neu verbinden und dann checken wir sie durch“, erkannte der Arzt freundlich und sie setzte sich zögerlich hin.
„Sie waren lange aus dem Lande hab' ich gehört“, führte der Arzt Smalltalk um sie etwas aufzulockern.
„6 Jahre, ja“, erkannte sie trocken.
„Dann wird es Zeit, dass wir sie mal wieder durchchecken. Machen Sie sich bitte oben rum frei“, erkannte der Arzt und sie zog ihr T-Shirt aus. Sie trug immer noch die Brust verbunden und nach oben gestreckt mit einem Tuch.
„Nette Konstruktion, war ne Idee meines Kollegen, oder?“, fragte der Arzt schmunzelnd.
„Im Urwald hat man einfach nicht so viel Alternativen zur Improvisation. Hat er es nicht richtig gemacht?“, fragte sie unruhig.
„Nein, so war es genau richtig, keine Sorge. So, jetzt mach’ ich das Tuch auf, das wird vermutlich noch etwas wehtun, aber wir machen ihnen danach gleich einen andren Verband um die Wunden zu entlasten“, erklärte der Arzt und band das Tuch auf. Er hatte Recht, Mika durchzog ein Schmerz, als er den Verband wechselte.
„Ja, das tut noch weh, ich weiß, ich geb' Ihnen gleich was gegen die Schmerzen. So, sehen wir uns das mal an, schön, schön, sieht alles so aus, wie es aussehen soll. Sie haben also gestillt, dass sollte eigentlich nicht problematisch mit den Implantaten sein, doch vermutlich waren die Implantate nicht richtig gesetzt. Da ist es wohl echt ein Wunder, dass sie mitten im südamerikanischen Urwald einen Schönheitschirurgen treffen. Legen Sie sich hin, ich werde jetzt die Fäden ziehen“, konterte der Arzt und sie legte sich auf den Rücken.
„Okay, ich setze jetzt die Spritze an, es kann etwas kalt sein, ich hab' es gerade erst aus dem Kühlfach genommen. Okay, nicht erschrecken“, entgegnete der Arzt und spritzte ihr ein Schmerzmittel.
„Okay, jetzt werde ich die Fäden ziehen, sie sollten nichts spüren“, entschied der Arzt und zog die Fäden.
„Ich werde noch ein Pflaster drauf tun, es blutet noch etwas“, entschied der Doktor und verband die Wunde.
„Sie können gleich liegen bleiben, ich werde ihre Gebärmutter mit dem Ultraschall untersuchen, ich will wissen, ob die Schwangerschaft durch einen medizinischen Grund so ein schlechtes Ende nahm“, erkannte der Arzt mit ruhiger Stimme.
„Glauben Sie, es stimmt mit mir was nicht?“, fragte sie beunruhigt.
„Wir werden sehen, aber Todgeburten können passieren. Ich will nur ganz sicher sein“, entschied der Arzt und verteilte Gel auf ihrem Bauch um danach das Ultraschallgerät anzusetzen.
„Okay, wie ich das sehe, sieht das alles gut aus, wie lange sagen Sie ist diese Schwangerschaft her?“, fragte der Arzt.
„Knapp 7 Monate, das war keine geplante Schwangerschaft, ich wurde vergewaltigt“, gestand sie.
„Ja, hat mir Ihre Mutter gesagt. Nein, ich sehe von der Gebärmutter aus sieht es gut aus, ich würde gern noch die Eierstöcke untersuchen, dafür müssten Sie sich untenherum frei machen, wenn das für Sie nicht zu unangenehm ist“, erkannte der Arzt.
„Ich bin jetzt sechs Jahre fast nackt rumgerannt, kein Problem“, bemerkte sie und zog ihre Hose aus.
 
20 Minuten später hatte der Arzt sie untersucht und nichts Auffälliges festgestellt.
„Sie sollten sich keine Vorwürfe machen, es war tragisch, dass Sie das Kind verloren haben, aber Sie haben kein erweitertes Risiko, dass das noch ein Mal passiert“, erkannte der Arzt, während er ihre Brust verband.
„Das ist schön zu hören. Ich hab' noch ne Frage. Wann werde ich aufhören Milch zu geben, ich hab' zwei fremde Kinder gestillt und habe erst vor vier Tagen damit aufgehört, ich meine dort hat es mich nicht gestört, aber es soll nicht jeder erfahren, dass ich ein Kind bekommen habe. Wenn ich aber rumrenne wie eine Milchfabrik fällt das schon auf“, entschied sie.
„Das wird sich bald regulieren, solange müssen sie Stilleinlagen tragen, um sich vor peinlichen Momenten zu schützen“, erkannte der Arzt.
„Ich bin froh, dass sie das sagen“, erwiderte sie.
„Das denke ich mir. Ich nehme jetzt nur noch eine Blutprobe, ich möchte Ihr Blut noch untersuchen und dann können Sie auch schon wieder gehen“, erkannte der Arzt und nahm ihr Blut ab.
„Okay, ich ruf’ Sie an, wenn ich die Resultate habe. Bis dahin sollten Sie die Wunde trocken halten, ich weiß, dass kann unangenehm werden, aber Sie sollten nicht duschen in den nächsten Tagen“, erwiderte der Arzt und sie grinste.
„Das ist kein Problem, es ist für mich fast unangenehm, mich regelmäßig zu waschen“, erwiderte sie.
„Dann ist ja gut. Bitte treiben Sie keinen Sport in nächster Zeit, Sie sollten nicht schwitzen. Also keine sportlichen Aktivitäten mit Ihrem Freund“, erwiderte der Arzt.
„Ich hab' keinen Freund“, erwiderte sie peinlich berührt.
„Miss Falks, Sie wollen doch Ihren Frauenarzt nicht darüber anlügen, was ihr Sexualleben angeht“, erwiderte der Arzt.
„Ich hatte Sex mit einem Mann vor ein paar Tagen, wir sind aber nicht zusammen, nicht, dass Sie das was angehen würde“, bemerkte Mika.
„Tut es nicht, denken Sie aber an Schutz, bis wir wissen, ob sie den HIV-Virus haben“, bat der Arzt.
„AIDS? Ich hatte ganz vergessen, dass ich das haben könnte“, entschied sie leicht erschreckt.

Dreizehntes Kapitel


„Warten wir die Resultate ab, Miss Falks, es besteht ein Risiko, nicht unbedingt wegen der Vergewaltigung, das Risiko entsteht in Dritt-Welt-Ländern immer“, bemerkte der Arzt.
„Ich hätte nie dort hingehen sollen, ich habe in Amazonien ein Paradies gesehen, was so viel besser ist, als diese Welt hier, das war es auch für eine Weile, doch dann wurde es seltsam und nicht mehr tragbar, deshalb bin ich jetzt wieder hier“, erkannte sie traurig.
„Sie vermissen Ihre andre Heimat, oder?“, fragte der Arzt erkennend.
„Ein wenig, es ist alles so laut und so voll hier, ich muss mich halt wieder daran gewöhnen“, erkannte sie und stand auf.
„Das werden Sie, früher oder später. Gehen Sie zu meiner Sprechstundenhilfe und lassen sich einen Termin für den Sommer machen, ich möchte sehen, wie die Wunden geheilt sind“, bemerkte der Arzt.
„Okay, mache ich. Vielen Dank noch mal, dass Sie so kurzfristig Zeit für mich hatten“, bedankte sich Mika höflich und gab dem Arzt die Hand.
„Ich habe Sie das erste Mal gesehen, da waren Sie noch im Bauch Ihrer Mutter, es war schön, Sie endlich kennen zu lernen. Ich wünsch’ Ihnen alles Gute für die Zukunft“, entgegnete der Arzt und entließ sie. Nachdenklich lief sie zu dem alten Roller ihres Vaters. Es war recht frisch draußen, aber für sie war es eiskalt, da sie wesentlich heißere Temperaturen gewohnt war. Ihre Mutter hatte ihr eine Winterjacke gekauft, die Mika jetzt neu zuband, bevor sie sich auf den Roller setzte. Sie hatte nach ihrem Arztbesuch noch einen anderen Ausflug geplant. Sie musste jemanden besuchen, dem sie viel verdankte. Sie fuhr zu dem Krankenhaus, wo sie sechs Jahre zuvor behandelt und beschenkt worden war.
„Guten Tag, ich suche einen Arzt aus Ihrem Krankenhaus“, bemerkte Mika, als sie an den Tresen des Krankenhauses kam.
„Ein Name wär’ nicht schlecht, hier arbeiten über 80 Ärzte“, erkannte die Schwester am Tresen freundlich aber bestimmt.
„Ja, natürlich, tut mir leid, Dr. Lipton“, erkannte sie erklärend.
„Dr. Lipton arbeitet heute, dritter Stock“, erklärte die Schwester.
„Danke, Sie haben mir weiter geholfen“, bedankte sie sich und ging zum Fahrstuhl.
 
Nach kurzer Suche fand sie den Arzt, der sie damals behandelt hatte.
„Sie sind alt geworden“, erwiderte Mika, als sie dem Arzt gegenüberstand.
„Kann an den drei Jahren mit 80 Stunden die Woche liegen, kenn’ ich Sie?“, fragte Dr. Lipton und setzte müde seine Brille ab. Aus dem damaligen Assistenzarzt war ein ausgelaugter Mediziner geworden.
„Verzeihen Sie, Sie erinnern sich sicher nicht mehr an mich. Vielleicht hilft Ihnen das, Ihr Gedächtnis aufzufrischen“, erwiderte sie und überreichte ihm die gewaschene Sporthose und das T-Shirt seiner Universität.
„Das sind meine Sportsachen, man war ich damals abgebrannt. Sie sind das?“, erinnerte er sich an einer seiner ersten Notfallpatienten.
„Ja, ich bin das. Ich wollte Ihnen noch mal danken, dass Sie mir die Sachen geliehen haben“, erwiderte sie lächelnd.
„Ich wollt’ Sie Ihnen eigentlich schenken. Warum kommen Sie jetzt damit? Dass ist sechs Jahre her“, bemerkte er amüsiert.
„Ich war jetzt sechs Jahre nicht im Land, musste untertauchen“, erklärte sie.
„Hat er Sie gefunden?“
„Nein, hat er nicht, Sie erinnern Sich also immer noch daran, warum ich damals bei Ihnen war, obwohl doch so viele Frauen die “Treppe runterfallen“?“, fragte sie frotzelnd.
„Sie sind damals wirklich die Treppe runtergefallen, das war am nächsten Tag in allen Medien, halten sie Sie nicht für tot?“, fragte Dr. Lipton.
„Soweit ich weiß, schon, müsste ich mal aufklären, was? Ich hatte nie vor, meinen Tod vorzutäuschen oder so, das haben die Medien aufgeputscht. Ich wollte nur meine Ruhe und bin halt weg“, erklärte Mika.
„Das nächste Mal, wenn Sie einfach so weggehen, nehmen Sie mich bitte mit“, schmunzelte Dr. Lipton, der sich auch gut vorstellen konnte, abzuhauen.
„Tun sie es nicht, es hört sich spannender an, als es ist. Und Ihre Frau macht da sicher nicht mit“, erwiderte Mika.
„Ich bin Single“, erwiderte er und sie lächelte ihn an.
„Was denken Sie, können wir in den 88 Stunden an denen sie nicht arbeiten mal ausgehen, ich würde mich gern noch Mal bei Ihnen bedanken“, erwiderte sie flirtend.
„Freitagabend hätte ich Zeit“, sagte er zu.
„Das ist gut, das „Six Feet Under“ um acht Uhr?“, fragte sie.
„Ich werd' da sein. Freu’ mich“, erkannte er und ging mit einem Grinsen weiter.
Sie konnte es nicht glauben, Sie hatte gerade ein Date ausgemacht, sie war doch noch gar nicht bereit, wieder eine Beziehung einzugehen, vor allem nach der Sache mit Sheldon, die immer noch an ihr nagte. Doch absagen konnte sie jetzt nicht mehr.
 
„Hey, da bist du ja wieder, was hat der Arzt gesagt?“, fragte ihre Mutter, als sie zurückkam.
„Meine Wunden heilen gut, meine Blutergebnisse bekomme ich irgendwann nächste Woche. Alles im Allem ist er zufrieden“, erkannte Mika.
„Gut, das hör’ ich gern. Ich hab' dir ein paar Sachen zum Anziehen gekauft, als ich in der Stadt war, dir passt doch jetzt M, wo du keine große Oberweite mehr hast, oder?“, fragte ihre Mutter und sie nickte stumm.
„Hier sind auch noch Winterstiefel, es wird noch eine Weile kalt bleiben. Dein Vater bringt dir noch ein Handy mit, ihr jungen Leute könnt’ ja heut’ zu Tage gar nicht mehr ohne die Dinger“, bemerkte ihre Mutter.
„Das ist wirklich nett, danke, ich werde mir einen Nebenjob suchen, dass ihr nicht alles bezahlen müsst“, erwiderte Mika dankbar.
„Mach’ dir darüber erst mal keine Sorgen, du musst erst mal zur Ruhe kommen. Hast du Schmerzen?“, fragte ihre Mutter fürsorglich.
„Ich hab' Schmerzmittel verschrieben bekommen, es geht mir gut, Mum!“
„Das ist gut, ich bin nur besorgt um dich, das ist die Last einer Mutter. Ich hab' was gekocht, wir Essen gleich. Du scheinst verstört, alles klar mit dir?“, fragte ihre Mutter und Mika zog ihren Mantel aus.
„Ich hab' so was wie ein Date, glaub' ich“, erwiderte Mika und spielte mit dem Salzstreuer auf dem Tisch.
„Ein Date? Du bist erst wieder zurückgekommen, findest du das nicht etwas zu früh?“, fragte ihre Mutter verwundert.
„Ich will ja nicht morgen heiraten, ich hab' nur ein Treffen mit einem alten Bekannten, das ist alles. Ist trotzdem komisch“, entgegnete sie.
„Das packst du schon, vielleicht helfen dir deine alten Sachen, zu deiner alten Stärke zurückzukommen. Wir haben deine Wohnung ausgeräumt, als du weg warst, die meisten Sachen sind unten im Keller“, erkannte ihre Mutter.
„Ihr habt meine Sachen noch?“, fragte sie gerührt.
„Nicht alles, aber deine Auszeichnungen und andere unersetzliche Sachen, deine Möbel konnten wir nicht lagern“, erwiderte ihre Mutter.
„An denen hab' ich eh nicht gehangen, ist schon okay. Aber meine Auszeichnungen aus der Highschool sind mir schon wichtig, vielen Dank, dass ihr sie aufgehoben habt. Ich werde gleich in den Keller gehen und meine Sachen durchgehen“, bedankte sie sich und ging in den Keller.
Nachdenklich ging sie ihre Sachen durch. Sie hatte in ihrer Highschoolzeit 2 Dutzend Gesangswettbewerbe gewonnen, aber äußerst beliebt war sie nicht gewesen, sie war eher ein kleines Mauerblümchen gewesen was von der Plattenindustrie zur Sexbombe operiert wurde. Jetzt sah sie ganz anders aus, ihre alten Schulfreunde würden sie sicher nicht wiedererkennen, sie erkannte sich ja selbst nicht wieder. Sie bekam ihr altes Jahrgangsbuch in die Hand. Ihr damaliger Freund hatte ihr damals etwas Nettes reingeschrieben. Er war so nett gewesen, der netteste Mann, den sie je als Freund gehabt hatte, danach folgten nur noch Idioten.
Sheldon hatte sie etwas an ihren ersten Freund erinnert, der war auch nicht fähig dazu, sich festzulegen. Er hatte sie verlassen, als sie berühmt geworden war, sie hatte nie ein gutes Händchen oder einen guten Zeitpunkt für Männer gehabt, dieses Date mit Dr. Lipton war der beste Beweis dafür.
„Hey, bist du noch da unten?“, rief ihre Mutter von oben.
„Ja, Mum, komm' gleich wieder hoch. Kannst du mir was tragen helfen? Ich darf nicht so schwer tragen“, rief Mika zurück.
„Sicher, ich komm' gleich runter, ich stell’ nur noch die Töpfe vom Herd“, rief ihre Mutter und kam kurze Zeit später runter zu ihr.
„So, was kann ich dir tragen helfen?“, bemerkte ihre Mutter freundlich, als sie unten bei ihr angekommen war.
„Könntest du die Kiste hier nehmen?“, fragte Mika und drückte ihrer Mutter eine Kiste in die Hand.
„Sicher, gehen wir hoch. Ich hoffe, du hast Hunger, ich hab' T-Bone-Steak und Bohnen gemacht, das magst du doch, oder?“, fragte ihre Mutter.
„Das klingt toll, das klingt sogar spitze, ich merk’ grad’ erst, wie viel Hunger ich habe“, bemerkte sie lächelnd und folgte ihrer Mutter nach oben.
 
Die nächsten Nächte schlief sie sehr gut, doch sie wurde früh wach, weil sie der Lärm der Straße störte.
Am dritten Tag blieb sie etwas liegen und kam erst später nach unten. Sie war noch etwas verschlafen und trug nur Shorts und ein T-Shirt.
„Schatz, du hast Besuch“, erwiderte Mr. Falks und als sie um die Ecke kam, stand dort Sheldon.
„Shel’, was machst du hier?“, fragte sie und richtete nervös ihre Haare.
„Auch wenn du gerade sehr sexy bist, ich bin geschäftlich hier“, erwiderte Sheldon trocken.
„Dachte auch nichts anderes, Ich bin nicht richtig angezogen, für Geschäfte, ich werde mich anziehen gehen, wurde dir nen Kaffee angeboten?“, fragte sie trocken.
„Ich trink’ keinen Kaffee mehr, danke“, erwiderte Sheldon.
„Dann setz’ dich hin, ich bin gleich wieder da“, bat sie und ging zurück nach oben, um sich anzuziehen.
Kurze Zeit später kam sie wieder runter. Sheldon hatte eine Akte ausgepackt und lächelte sie an, als sie die Treppen herunter kam.
„So, jetzt hab' ich mehr an, was willst du?“, fragte sie und setzte sich in ihrer schicken Bluse und Jeans zu ihm.
„Es geht um die Fotos, die ich von dir gemacht habe, ich möchte sie verwenden“, erwiderte Sheldon und öffnete die Akte, um die Fotos herauszuholen.
„Deshalb bist du 10. 000 Meilen geflogen, um mich das zu fragen?“, fragte sie verwundert.
„Ne, bin grad in Florida für ne Fotoserie und hab' mir freigeschaufelt, um das zu erledigen“, erklärte Sheldon.
„Man, du bist wirklich nur geschäftlich hier. Wo soll ich unterschreiben?“, fragte sie etwas enttäuscht über seine Kühle.
„Du hast nichts dagegen, dass ich die Fotos verwende?“, fragte er überrascht.
„Nein, warum sollte ich? Sind gut geworden“, entschied sie und sah sich die Bilder an.
„Die Bilder zeigen dich oben ohne“, wollte Sheldon sich vergewissern, dass sie wusste, um was es ging.
„Schon klar!“
„Die werden landesweit zu sehen sein!“
„Ja, du bist toll, Papiere, bevor ich es mir anders überlege“, drängte sie und er zog einen Schrieb aus der Akte.
„Das sind nicht deine ersten Oben Ohne Fotos, oder?“, fragte Sheldon.
„Natürlich sind sie das, für wen hältst du mich? Aber mich erkennt man auf diesen Fotos nicht, das ist die Person, die ich in Amazonien zurückgelassen habe, das ist alles. Hier, unterschrieben zurück, du kannst wieder verschwinden“, entgegnete sie jetzt genauso kalt wie er.
„Gut, dann wie geht’s dir wieder zu Hause?“, stellte er eine persönliche Frage.
„Alles noch ungewohnt, aber geht. Gute Reise“, verabschiedete sie ihn.
„Ich kann auch erst in einer Stunde fahren und wir können nen Kaffee trinken gehen“, erwiderte Sheldon.
„Ich denke nicht, Sheldon. Danke, dass du mich gefragt hast, wegen den Fotos, aber das mit uns war in New York vorbei“, entschied sie.
„Ja, das verstehe ich. Ich guck’ mir ein paar Wohnungen an, wenn ich wieder zu Hause bin“, sagte er plötzlich.
„Schön für dich, wenn ich mir eine eigene Wohnung leisten könnte, würde ich mir auch eine nehmen“, konterte sie.
„Ich werde mir ne Wohnung kaufen und öfters zu Hause sein“, machte er deutlich, dass er ihr entgegen kam.
„Du gibst schon wieder an“, erkannte sie, die nicht verstand.
„Ich geb' nicht an, ich wollte dir nur zeigen, dass ich ruhiger werde“, grummelte er verärgert.
„Das ist schön für dich, aber ich warte nicht auf dich“, entschied sie.
„Du tust ja fast so, als würdest du wieder ausgehen“, entgegnete er trotzig.
„Ehrlich gesagt geh' ich Freitag aus“, bemerkte sie genauso trotzig.
„Ach, red’ keinen Mist“, glaubte er ihr nicht.
„Ich muss dir keine Rechenschaft ablegen, glaub' es, oder lass’ es sein“, bemerkte sie und er stand auf.
„Dann leb’ dein Leben, du hast ja meine Nummer, falls du es dir anders überlegst, ich schick’ dir ne Ausgabe, wenn sie rauskommt“, erkannte er kühl.
„Brauchst du nicht, ich kauf’ mir eine. Also…“, verabschiedete sie sich.
„Also, schönen Tag noch“, konterte er und ging zur Tür.
„Komm' heil nach Hause“, bemerkte sie plötzlich liebevoll.
„Werd' ich. Und du viel Spaß bei deinem Date“, erwiderte er und verschwand wieder aus ihrem Leben.

Vierzehntes Kapitel


Dieser Besuch von Sheldon warf Mika in ihrem Bestreben, ein neues Leben zu beginnen, stark zurück. Sie war furchtbar nervös, als sie sich an diesem Freitag zurecht machte.
„Du siehst sehr hübsch aus“, erwiderte ihre Mutter, als sie zu ihr kam.
„Ich dachte nicht, dass mich so was gewöhnliches wie ein Date so stressen könnte“, erwiderte Mika und änderte ihre Frisur zum vierten Mal an diesem Abend.
„Hey, mach dir keine Sorgen, das ist nur ein Treffen, du kannst es immer noch abbrechen, wenn es sich nicht richtig anfühlt“, erkannte ihre Mutter hilfsbereit.
„Das sagst du so einfach, ich kann doch nicht einfach abhauen, wenn mir danach ist“, erkannte Mika nervös.
„Deine Mutter hat es damals getan, bei unserem ersten Date“, erzählte ihr Vater, der auch zu ihnen stieß.
„Das ist nicht dein Ernst“, erwiderte sie ungläubig, aber ihre Mutter grinste.
„Du würdest auch wegrennen, wenn dein Kerl zum ersten Date mit weißen Socken in schwarzen Schuhen auftauchen würde“, frotzelte ihre Mutter.
„Ich hatte keine sauberen schwarzen Socken mehr“, erkannte ihr Vater auch amüsiert.
„Wie ist es dann mit euch weitergegangen? Dass habt ihr mir nie erzählt“, konterte Mika.
„Ich bin ihr nach Hause gefolgt, erst wollte sie die Polizei rufen, dann hat sie mich rein gelassen und ich hab' ihr gezeigt, dass ich auch schwarze Socken habe“, bemerkte ihr Vater und sah ihre Mutter verliebt an.
„Ich werde nicht wegrennen, wenn er weiße Socken trägt, er ist Arzt“, erwiderte Mika cool.
„Du bist keine vier Tage in der Stadt und schnappst dir nen Arzt? Du schaffst wirklich alles“, erkannte ihre Mutter überrascht.
„Noch ist er nicht mein. Warten wir den Abend ab, ob er plötzlich vor meiner Tür steht“, schmunzelte Mika. Die Geschichte ihrer Eltern hatte sie beruhigt und sie war jetzt bereit, auf ihr Date zu gehen.
 
Mika sah sich um. Dr. Lipton saß schon an einem Tisch und stand auf. Er trug einen schicken schwarzen Anzug.
„Miss Falks, schön, dass Sie da sind“, bemerkte Dr. Lipton und rückte ihr den Stuhl zurück.
„Meredith, bitte“, bat sie.
„Dann bin ich Ianto für Sie“, bat Ianto und sie setzte sich hin.
„Ianto, ein schöner Name“, flirtete sie unabsichtlich.
„Werd' ich meiner Mutter sagen. Was willst du trinken?“, fragte Ianto und nahm die Getränkekarte in die Hand.
„Nichts alkoholisches, ich nehm’ grad Schmerzmittel“, erkannte sie.
„Das ist ne gute Idee, das sollte man wirklich nicht mischen. Darf ich fragen, warum du die nimmst?“, fragte Ianto.
„Du bist wirklich mit Leib und Seele Arzt, was?“, fragte sie etwas verwirrt.
„Entschuldige, bin etwas nervös, mein letztes Date ist ne Weile her“, erwiderte er schmunzelnd.
„Was soll ich da sagen? Als ich mein letztes Date hatte, hatten wir noch alle Hoffnungen in unseren letzten Präsidenten gesetzt“, beruhigte sie ihn.
„Das sagst du jetzt nur so, oder?“, fragte er.
„Nein, ich hatte 2002 mein letztes Date, ehrlich und das mit dem Typen, wegen dem ich „die Treppe runter“ gefallen bin. Er hat mich damals nicht geschlagen, ich bin wirklich die Treppe runtergefallen, aber er ist schuld daran“, erklärte sie.
„Du schlägst dich gut, soweit ich das beurteilen kann“, erkannte er und sie lächelte.
„Danke, du dich auch. Also, was sollen wir essen?“, fragte sie und sie bestellten.
 
Mika erlebte ein angenehmes Date, was sie nicht erwartet hatte. Doch noch etwas Unerwartetes und von ihr nicht Gesehenes passierte außerhalb des Restaurants. Ein junger Mann mit wilder Punkfrisur schoss mit einer professionellen Kamera Fotos von dem Date, bis sein Handy klingelte und er sein Headset aufzog.
„Hey Boss, willst du mir endlich verraten, was ich hier tue?“, fragte der Kerl mit der wilden Frisur.
„Ich hoffe für mich Fotos machen, Prank“, entgegnete Sheldon, die seinen Mitarbeiter geschickt hatte, für ihn zu spionieren.
„Warum brauchst du überhaupt Fotos davon? Ich kenn’ weder ihn noch sie“, erwiderte Prantis, während er fleißig weiterknipste.
„Das hat dich früher auch nicht davon abgehalten oder? Mach’ die Fotos, schick sie mir und dann verschwinde wieder“, bat Sheldon.
„Du bist der Boss. Noch was, krieg’ ich nächstes Mal auch mal einen Auftrag in Florida? Ich hab' immer noch Hände die nicht warm werden vom letzten Auftrag“, moserte Prantis.
„Du musstest ja unbedingt in einem Auto einschlafen, das war echt unprofessionell“, entgegnete Sheldon amüsiert.
„Manche Fotografen müssen noch hart arbeiten für gute Fotos“, bemerkte Prantis etwas eingeschnappt.
„Ich hab' auf der Straße gelebt für Fotos“, verteidigte Sheldon sich.
„Toll, damit schmückst du dich jetzt lang genug, find’ ne bessere Story“, erkannte Prantis.
„Mach’ die Fotos und jammer’ nicht. Wir sehen uns zu Hause, kann etwas dauern, ach noch was, zeig’ Inspector Clouseau die Fotos nicht“, bat Sheldon.
„Ja, okay, ich frag’ jetzt nicht wieso, ist mir eh’ alles sehr suspekt. Darf ich kurz Pause machen und nen Kaffee holen, ich frier’ hier echt“, bat Prantis.
„Was machen sie gerade?“, fragte Sheldon.
„Vorspeise essen, die gehen nicht so schnell weg, ich steh’ nur fünfzig Meter von nem Café entfernt“, erwiderte Prantis.
„Klar, mach’ das. Aber beeil’ dich. Danke, dass du das machst“, erwiderte Sheldon mit Verwirrung in seiner Stimme und legte auf.
„Und ich dachte, er könnte nicht verwirrter wirken“, erkannte Prantis kopfschüttelnd, drückte sein Telefon aus, steckte seine Kamera ein und ging zu dem Café.

Fünfzehntes Kapitel


Verträumt kam Mika spät an diesem Abend zurück in ihr Elternhaus. Sie hatte einen schönen Abend gehabt, dachte aber nicht, dass sie mit Ianto eine Zukunft haben könnte. Er war wirklich nett und auch ihr Typ, aber sie war noch nicht soweit, wirklich nicht.
„Hey, hattest du einen schönen Abend?“, fragte ihre Mutter, die in einem Sessel saß und etwas las.
„Ja, war nett, ich bin müde und möchte jetzt schlafen“, erwiderte sie.
„Klar, geh' schlafen, wir reden morgen“, erkannte ihre Mutter und Mika ging langsam die Treppe zum Gästezimmer hoch.
 
In dieser Nacht träumte sie Seltsames. Sie war wieder der gefeierte blonde Countrystar und ein Mann in ihrem Alter mit wilder blauer und roter Punkfrisur fotografierte sie und blendete sie sehr damit. Dann tauchte plötzlich Sheldon und Ianto neben ihr auf und redeten beide gleichzeitig auf sie ein. Sie konnte nicht verstehen, was sie wollten und sie hielt sich die Ohren zu.
„Meredith, bist du wach?“, weckte ihre Schwester Mona sie und sie schreckte auf.
„Mona?“, fragte Mika verschlafen und versuchte wach zu werden.
„Ich hab' dich geweckt, entschuldige. Ich hab' nur nicht so viel Zeit und wollte dich sehen. Du bist tatsächlich wieder zu Hause“, bemerkte Mona sanft, die sich ganz eindeutig freute, sie wieder zu sehen.
„Nein, ist schon okay. Du siehst so erwachsen aus, du wohnst jetzt mit deinem Freund zusammen?“, führte sie mit ihrer Schwester Smalltalk, während sie sich aufsetzte.
„Ja, musste einfach hier raus. Die gleiche Idee hattest du wohl auch, sechs Jahre lang. Wo zum Henker warst du?“, fragte Mona neugierig.
„Das willst du gar nicht wissen. Aber das Wichtigste ist, dass ich wieder da bin, du wirkst gar nicht sauer auf mich“, erkannte Mika.
„Ich war sauer auf dich und eifersüchtig, dass du deinen Traum gelebt hast, aber jetzt ist mein Leben auch ein Traum, ich habe den Mann gefunden, den ich liebe und ein Studium was mir wirklich gefällt, ich bin glücklich“, erkannte Mona. Mika sah ihre kleinere Schwester an. Sie sah wirklich zufrieden aus. Sie hatte ein paar Kilo zugenommen, sie war als Teenager furchtbar dünn gewesen, jetzt sah sie gesund aus.
„Das ist schön, das ist sehr schön. Wann musst du zur Uni?“, fragte Mika.
„Erst in zwei Stunden, ich wasch’ grad meine Wäsche, wir haben noch keine Waschmaschine. Kommst du heut’ Abend zu mir? Ich will dir meinen Freund vorstellen“, bat Mona.
„Sehr gerne. Du siehst gut aus, ich mag deine langen Haare“, erkannte Mika und fuhr durch die langen braunen Haare ihrer Schwester.
„Ich mag deine kurzen Haare nicht, sorry, lange stehen dir besser“, erwiderte Mona und grinste.
„Ich weiß, ich musste sie abschneiden, ich hatte verfilzte Rastalocken“, erklärte Mika.
„Nein, hattest du nicht“, bemerkte Mona amüsiert.
„Doch hatte ich, die gingen mir fast bis zum Hintern“, erklärte sie.
„Du warst auf Jamaika?“, fragte Mona.
„Nein, ich war nicht auf Jamaika, wie kommst du denn auf das?“, fragte Mika grinsend.
„Wegen den Rastalocken!“
„Man kann auch außerhalb von Jamaika Rastalocken tragen, ich war in Südamerika, Amazonasdelta“, erklärte Mika.
„Hör’ auf“, entgegnete Mona ungläubig.
„Ich weiß, ich hab' früher sogar Angst vor Minispinnen gehabt, hab' mich sehr verändert“, konterte Mika.
„Das würde ich heut’ Abend alles gern von dir hören. Ich muss noch eine Präsentation vorbereiten, ich bin grad’ unten am Arbeiten. Kommst du mit mir runter?“, fragte Mona.
„Sicher, kann ich machen. Unten sitzt nicht dein Freund oder so? Ich hatte vor kurzem eine unangenehme Begegnung mit meinem Ex, als ich morgens in die Küche kam, frag’ mich nicht“, erkannte Mika und stand aus dem Bett auf.
„Du hast nen Ex, nach so kurzer Zeit?“, fragte Mona.
„Ich sagte, frag’ nicht. Hat was mit einem Fotografen und ner langen Reise zu tun. Oh man, ich hatte nen seltsamen Traum, ich brauch’ jetzt nen starken Kaffee“, entgegnete sie und ging mit ihrer Schwester nach unten.
Obwohl Mona eigentlich arbeiten wollte und Mika nicht reden, redeten sie eine lange Zeit über alles. Sogar all’ die ekligen Details über ihre Vergewaltigung und ihre Todgeburt erzählte sie ihrer Schwester, denn sie war alt genug, um damit umgehen zu können.
„Man und ich dachte immer, du würdest deinen Traum leben“, erkannte Mona, die bleich wurde, so wie ihre Mutter, als sie die Geschichte gehört hatte am Küchentisch saß, ihre Kaffeetasse umklammernd.
„Ich war glücklich, aber jetzt bin ich wieder da und werde hier mein Glück finden“, erkannte Mika nachdenklich. In dem Moment kam ihre Mutter mit einem Wäschekorb die Treppe runter.
„Hey, du bist wach. Mona, hier ist deine Wäsche, steck’ sie in den Trockner, dann sind sie trocken, bis du los musst. Willst du was frühstücken, Meredith?“, fragte Mrs. Falks und stellte einen Wäschekorb mit nasser Wäsche auf den Tisch.
„Ich mach’ mir selbst was, danke. Wann soll ich heut’ Abend kommen, Mona?“, fragte Mika, als Mona aufstand, um ihre Wäsche zu trocknen.
„Ist halb acht okay?“, fragte Mona und nahm den Wäschekorb.
„Halb Acht ist perfekt. Soll ich was mitbringen?“, fragte Mika.
„Du brauchst nichts mitbringen, wir haben alles. Danke, dass du gefragt hast. Ich geh' jetzt runter und trockne meine Wäsche“, erwiderte Mona, die von der Geschichte ihrer Schwester noch etwas benommen schien, und ging in den Kellner zum Trockner.
„Du hast es ihr erzählt, oder?“, fragte ihre Mutter, Mika.
„Ja, hab' ich, sie wollte es wissen, sie wird drüber wegkommen. Kannst du mir vielleicht doch was zum Essen machen?“, fragte Mika.
„Sicher, willst du Eier mit Speck?“, fragte ihre Mutter.
„Ja, klingt gut. Hätte ich es ihr nicht erzählen sollen?“, fragte Mika.
„Sie ist erwachsen, sie konnte es erfahren. Wie ist das Date gestern gelaufen?“, fragte ihre Mutter.
„Es war schön, wir lassen es langsam angehen, denke ich“, erkannte Mika.
„Das ist gut, du musst es jetzt echt langsam angehen, du musst erst mal hier ankommen. Fehlt dir noch irgendwas? Verhütungsmittel, ein paar neue BHs, irgendwas?“, fragte ihre Mutter fürsorglich.
„Verhütungsmittel hat mir dein Arzt verschrieben, ein paar BHs könnt ich wirklich gebrauchen, können wir welche einkaufen gehen?“, fragte Mika.
„Sicher, ich hab' heut Vormittag nichts anderes vor. Zieh’ dich an, dann gehen wir“, entschied ihre Mutter und sie tat es.
 
Etwas fragend stand Mika mit einem BH in der Hand vor dem Spiegel.
„Du musst ihn schon anziehen“, erkannte ihre Mutter helfend.
„Ich kann ihn nicht anziehen, ich hab' noch einen Verband um“, erwiderte Mika in Gedanken.
„Ach, richtig, aber das war deine Größe, bevor du die OP hattest, oder? Das müsste dir passen!“, entschied ihre Mutter.
„Ich hab' ein Kind geboren und zwei andere gestillt, ich denke, meine Brüste haben sich verändert“, erkannte sie unschlüssig.
„Du könntest Recht haben, ich hatte ne kleinere Brustgröße, nachdem ich euch gestillt habe. Wir sollten warten, bis deine Wunden geheilt sind. Fangen wir mit Unterhosen an, magst du immer noch schwarze Unterwäsche?“, fragte ihre Mutter.
„Langsam wird das Gespräch seltsam“, entschied Mika.
„Tut mir leid, such’ dir einfach was aus. Da hinten hab' ich schöne gesehen“, bemerkte ihre Mutter verständnisvoll und ließ sie selbst aussuchen.
 
„Du hast ein paar schöne Sachen ausgesucht“, erkannte ihre Mutter, als sie eine Stunde später zusammen einen Kaffee zusammen tranken.
„Ja, find’ ich auch, ich hab' bei zwei Unterhosen die BHs dazu zurücklegen lassen“, erwiderte Mika.
„Das ist gut. Erschreck’ jetzt nicht, aber ich glaube, du wirst fotografiert. Da ist so ein Paradiesvogel, der Fotos von dir schießt von einem Auto aus“, erkannte ihre Mutter plötzlich.
„Ernsthaft?“, fragte Mika und sah sich hektisch um.
„Da hinten“, erkannte ihre Mutter und Mika stand auf.
„Entschuldige mich kurz“, bat Mika, stand auf und ging nach draußen.
„Hey, können Sie mal erklären, was Sie da machen?“, fragte Mika und baute sich vor dem Fotografen auf.
„Oh verdammt, Sie sollten mich eigentlich nicht sehen“, erkannte Prantis ertappt.
„Das glaub' ich auch. Sagen Sie mir, wieso Sie mich fotografieren?“, fragte Mika cool.
„Da würde ich nicht drauf wetten“, machte Prantis dicht.
„Toll, jetzt machen Sie dicht, wirklich sehr erwachsen“, konterte sie.
„Mein Boss killt mich, wenn ich was sage“, entgegnete Prantis.
„Sagen Sie mir, wer Ihr Boss ist und ich kläre das mit ihm“, erkannte Mika versprechend.
„Ach kommen Sie, für wie blöd halten Sie mich?“, bemerkte Prantis trotzig. Mika griff Prantis ins Gemächt und quetschte ihm was ab.
„Na, tut’s weh?“, fragte sie und er nickte unter Schmerzen.
„Ich frage noch mal, wer ist dein Arbeitgeber?“, fragte sie.
„Passport Photographs, bitte löse den Griff, bitte“, flehte er.
„Wer ist dein Boss?“, fragte sie erneut.
„Sheldon Henderson, ich weiß nicht, was du ihm getan hast, aber er will Fotos von dir, bitte, lass los“, bekam Prantis einen roten Kopf und sie ließ los.
„Sehen Sie, war doch nicht so schwer. Warum macht er das?“, fragte Mika.
„Bitte nicht wieder wehtun, ich weiß es nicht“, wich Prantis zur Seite.
„Verzeihen Sie, ich wollt’ Ihnen nicht wehtun. Sie machen nur Ihren Job, gehen Sie einfach“, bat sie nachdenklich und ließ Prantis ziehen.
 
„Was war das eben?“, fragte ihre Mutter, als Mika sich wieder zu ihr setzte.
„Nur ein Gruß aus meiner Vergangenheit, jetzt hab' ich Hunger auf Kuchen, du auch?“, fragte Mika, als wäre nichts gewesen.
„Ich werd' an die Theke gehen und welchen holen“, erkannte ihre Mutter und ging dorthin. Mika zog ihr Handy aus der Tasche und wählte Sheldons Nummer.
„Passport Photographs, Ulric Kent, was kann ich für Sie tun?“, meldete sich eine freundliche Stimme.
„Hey, ich bin eine Freundin von Sheldon Henderson, könnte ich Ihn bitte sprechen?“, fragte Mika.
„Sheldon ist auf einer Tour in Florida, kann ich Ihm was ausrichten?“, fragte Kent, der dran gegangen war.
„Ja, das können Sie, sagen Sie ihm, wenn er mich noch ein Mal beschatten lässt, von diesem Papageien, dann mach’ ich mit ihm das gleiche, was ich dem Paradiesvogel angetan habe“, entschied Mika mit ernstem Ton.
„Okay, das hab' ich notiert. Sagen Sie mir noch Ihren Namen?“, fragte Kent amüsiert.
„Meredith Falks, aber er weiß, wer ich bin“, erkannte Mika.
„Die Meredith Falks? Der Lucky Diamond?“, fragte Kent, den es fast vom Stuhl riss.
„So wurde ich auch mal genannt, ja. Richten Sie es ihm einfach aus, ich geb' ihn noch meine Handynummer, falls er zurückrufen will“, entgegnete sie und gab ihm die Nummer.
„Darf ich Sie noch was fragen?“, fragte Kent höflich.
„Nein, sie waren nicht echt und ich hab' die Implantate nicht mehr“, beantwortete Mika die Fragen, bevor er sie gestellt hatte.
„Nein, das meinte ich nicht und sehr schade. Ich wollte wissen, warum Sie Ihren Tod vorgetäuscht haben“, erwiderte Kent.
„Ich hab' meinen Tod nicht vorgetäuscht, ich musste das Land verlassen, lange Geschichte. Sie sind also ein Fan?“, fragte sie gerührt.
„Sozusagen, Ihr Fall hat mich irgendwie verfolgt. Geht es Ihnen gut?“, fragte Kent.
„Ja, mir geht es gut, danke. Sie können jetzt wieder ruhig schlafen, mein Tod ist gerecht“, entgegnete sie schmunzelnd.
„Irgendwie schade, war ne tolle Story“, erkannte Kent.
„Sind Sie Reporter?“, fragte sie etwas beunruhigt.
„Nein, nur ein verkappter, ich hab' nicht studiert“, entschied Kent.
„Ich auch nicht, aber das wissen Sie sicher schon!“
„Ja, das weiß ich. Ich weiß so einiges über Sie. Was haben Sie mit meinem Boss zu tun?“, wollte Kent wissen.
„Ich war so blöd mit ihm zu schlafen, das hab' ich mit ihm zu tun“, erwiderte sie.
„Da sind Sie nicht die erste Frau, die so blöd war. Das hätte ich nicht sagen sollen“, erkannte Kent.
„Ich kenne ihn gut genug, um das zu wissen. Sie sind also anders?“, erwiderte Mika.
„Als er schon. Können Sie sich einen Reim daraus machen, warum ich für ihn ne Wohnung suchen muss?“, fragte Kent.
„Ach, fragen Sie mich was Besseres. Fragen Sie ihn am Besten selbst. Ich muss jetzt Schluss machen, es war schön, mit Ihnen zu reden“, erwiderte Mika und legte auf.
„Hey, da bin ich wieder, tut mir leid, ich musste lang anstehen. Was hältst du von Kirschkuchen?“, fragte ihre Mutter die zurückkam und stellte ihr einen Kirschkuchen vor die Nase.
„Kirschkuchen ist ideal, danke. Lass uns Essen“, bemerkte sie und begann ein Gespräch mit ihrer Mutter.

Sechzehntes Kapitel


An diesem Abend ging Mika zu Mona und ihrem Freund Jabilo. Der Afroamerikaner war ein hübscher junger Mann mit einem kleinen Bäuchlein.
„Kann ich dir was helfen?“, fragte Mika, die an den Tresen gelehnt zusah, wie Jabilo Gemüse klein schnitt.
„Du bist Gast hier, trink’ deinen Wein und ruh’ dich aus“, bemerkte Mona, die neben ihrem Freund stand und Fleisch anbriet.
„Ich bin es nicht mehr gewohnt, mich bedienen zu lassen. Der Wein ist echt gut“, erwiderte sie.
„Ja, ist ein Französischer. Hat uns Dad zur Einweihung geschickt. Nur das Beste für dich. Wir müssen feiern, dass du wieder da bist. Ich hab' Mylie auch eingeladen, ich hoffe, dass ist okay“, erwiderte Mona.
„Weiß sie, dass ich komme?“, fragte Mika kritisch.
„Ja, das weiß sie. Sie kann doch nicht ewig sauer auf dich sein“, bemerkte Mona und drehte sich zu ihrer Schwester um.
„Sag’ ihr das, nicht mir. Aber sie hat ja Recht, ich hab' sie enttäuscht. Ich hab' damals sehr egoistisch gehandelt“, erwiderte Mika nachdenklich.
„Du hast um dein Leben gefürchtet, so egoistisch durftest du sein, ich weiß wovon ich rede, siehst du die Narbe hier? Vor zwei Jahren haben mich eine Gruppe Nazis fast zu Tode gehetzt“, bemerkte Jabilo und zeigte auf eine Narbe, die von seinem Nacken bis zu seinem Schulterblatt zeigte.
„Oh mein Gott, das sieht echt heftig aus. Meine Narbe ist Gott sei Dank durch meine Haare verdeckt. Nein warte, jetzt wo meine Haare so kurz sind, müsste man sie sehen, siehst du sie?“, fragte Mika und beugte sich nach unten.
„Ja, ich seh' sie, auch ziemlich übel. Ich hab' so viele Varianten durch die Medien gehört, beim Essen musst du mir mal die ganze Geschichte erzählen“, bemerkte Jabilo und sie lächelte matt.
„Ja, kann ich machen. Wann kommt Mylie?“, fragte Mika und in dem Moment klingelte es.
„Machst du mal auf? Dass muss sie sein“, erwiderte Mona und Mika ging zur Tür.
„Ach, du bist auch da“, erkannte Mylie, als Mika ihr aufmachte.
„Also hat es Mona dir auch nicht gesagt, das war so was von klar. Komm' rein, wir sollten uns mal unterhalten“, bat Mika und Mylie kam rein.
„Hey, da bist du ja, hast du gut hergefunden?“, fragte Mona, die mit der Flasche Wein in der Hand aus der Küche kam.
„Ja, war ja schon mal hier. Krieg’ ich auch nen Glas Wein?“, fragte Mylie.
„Netter Versuch, im Kühlschrank ist Cola“, erkannte Mona und führte sie in die Küche.
 
 
10 Minuten später saßen die beiden schweigend am Tisch.
„Ihr könnt ruhig reden“, bemerkte Jabilo, um das Schweigen zu brechen.
„Ich hab' nichts zu sagen“, konterte Mylie.
„Ich kann nicht rückgängig machen, was ich gemacht habe, aber sag’ mir, was ich machen kann, dass du nicht mehr so sauer auf mich bist“, bat Mika versöhnlich.
„Ich bin nicht mehr sauer auf dich, das ist so lang her, aber ich weiß nicht, wie ich mit dir umgehen soll. Bist du nur vorläufig hier, oder bleibst du länger? Du bist immer kurz da gewesen um dann wieder in dein Luxusleben zu verschwinden“, erklärte Mylie.
„Ich werde nie wieder weggehen, kleine Schwester, dass verspreche ich“, versprach Mona ernst.
„Wenn ich dir doch nur glauben könnte. Doch du bist nicht lang an einem Ort“, erwiderte Mylie. Mika runzelte die Stirn. Sie dachte über das Gesagte nach und stand auf.
„Wo willst du hin?“, fragte Mylie genervt.
„Tut mir leid Süße, ich muss kurz telefonieren, bin sofort wieder da“, bemerkte sie und ging in den Flur.
„Genau darüber rede ich die ganze Zeit“, bemerkte Mylie kopfschüttelnd.
 
Mika wählte Sheldons Nummer. Es war spät und im Büro war sicher niemand mehr, aber trotzdem blieb sie dran.
„Passport Photographs, Ulric Kent am Apparat?“, meldete sich Kent.
„Hey, ich bin es noch Mal, Meredith Falks, ich weiß, er ist in Florida, aber ich muss mit ihm reden“, erwiderte Mika.
„Weil Sie es sind, geb' ich Ihnen seine Handynummer, aber die haben Sie nicht von mir“, gab Kent ihr Sheldons Nummer.
„Sie sind ein Engel, vielen Dank, keine Sorge, ich lüg’ ihm was vor, das kann ich ziemlich gut, ich war im Showbusiness. Sind Sie immer noch am Arbeiten?“, fragte Mika.
„Ja, aber ich mach jetzt Feierabend. Sie tun das Richtige“, entschied Kent.
„Was meinen Sie damit?“
„Sie wissen schon, er mag Sie, Sie mögen Ihn, es ist einfach das Richtige“, entschied Kent geheimnisvoll und nachdem er ihr die Nummer gegeben hatte, legte sie nachdenklich auf.
„Hey, alles klar bei dir?“, fragte Mona, die zu ihrer großen Schwester in den Flur kam.
„Ja, alles klar. Lass uns Essen“, erwiderte Mika, klappte das Handy, bei dem sie seine Nummer fast gewählt hatte zu, und ging mit ihrer Schwester ins Esszimmer.
 
„Das Essen ist richtig lecker, ihr kocht echt gut“, erwiderte Mika, als sie fertig gegessen hatten.
„Wir kochen schon seit einiger Zeit zusammen, das ist sehr entspannend, solltest du auch mal versuchen mit deinem Date. Wann seht ihr euch wieder?“, fragte Mona neugierig.
„Mm, keine Ahnung“, konterte Mika verlegen.
„Mm keine Ahnung ist keine Antwort für ein zweites Date mit einem Doktor. Du solltest ihm eins überbraten und ihn in deine Höhle schleppen“, bemerkte Mona grinsend.
„Funktioniert das nicht andersrum?“, fragte Mika schmunzelnd.
„Du warst lang außerhalb der Zivilisation, wir Frauen sind das dominante Geschlecht heutzutage“, erkannte Mylie.
„So lang war ich jetzt auch nicht weg, die Emanzipation hab' ich schon mitbekommen“, entgegnete Mika und lächelte, als sie bemerkte, dass sich Mylie in das Gespräch einbringen wollte.
„Wir haben einen neuen Präsidenten“, entgegnete Mylie.
„Ja, hab' ich mitbekommen, die Zeit war reif dafür. Unserer Wirtschaft geht es ziemlich mies, mit unserem Finanzsystem steht es auch nicht zum Besten, hab' heut’ ein bisschen Zeit im Internet verbracht, die Entwicklung dort ist auch unglaublich, so viel Triviales, was man eigentlich gar nicht wissen will. Britney Spears war zwei Mal verheiratet, während ich weg war?“, führte Mika Smalltalk.
„Ja, ich glaub' du bist zum richtigen Zeitpunkt aus dem Showbusiness zurückgetreten. Das hätte dir auch passieren können“, erwiderte Mylie.
„Du hältst mich für so naiv?“, fragte Mika kritisch.
„Nicht mehr, du bist gereift bei deinem Abenteuer, aber davor warst du schon etwas naiv“, entschied Mona.
„Kann schon sein, dumme Fehler mach’ ich immer noch. Ich hab' grade fast meinen Ex-Lover angerufen, das zeugt nicht gerade von Standhaftigkeit, oder?“, bemerkte Mika nachdenklich.
„Handy“, erkannte Mona und Mika reichte ihr, ihr Handy.
„Nur um sicher zu gehen, wenn ich meinen Ex damals angerufen hätte, wie ich es vorgehabt hätte, hätte ich kein Gespräch mit dem süßen Kerl neben mir geführt und würde jetzt nicht mit ihm zusammenwohnen“, erwiderte Mona und sah ihren Freund verliebt an.
„Das beantwortet die Frage, die ich später noch stellen wollte, wann und wie ihr euch kennen gelernt habt“, erwiderte Mika.
„Vor zwei Jahren in der U-Bahn in New York City. Ich hab' dort Urlaub gemacht und er ist hier hergekommen, um mit mir zusammen zu sein“, erklärte Mona.
„Das ist wirklich eine sehr süße Story, ich bin so froh, dass du dein Glück gefunden hast“, bemerkte Mika zufrieden.
„Ja, das habe ich. Wie läuft es eigentlich mit dir und deinem Freund, My’?“, fragte Mona ihre kleine Schwester.
„Mm, keine Ahnung“, wiederholte Mylie die Aussage, die ihre große Schwester kurz zuvor gemacht hatte.
„Nicht so gut also. Er ist auch nicht der Richtige für dich, das fand’ ich immer“, erwiderte Mona.
„Ich bin noch mit ihm zusammen, es läuft nur nicht mehr so rund, das ist alles. Man kann mit seinem Highschoolfreund auch nicht ein Leben lang zusammen sein, oder?“, fragte Mylie.
„Da hat sie Recht, also ich würde es nicht mehr sein wollen“, erkannte Mika.
„Dein Ex-Freund war ein Vollhonk“, entschied Mona.
„Einer von vielen. Krieg’ ich mein Handy wieder?“, fragte Mika zappelig.
„Äh, nein, nicht vor dem Ende des Abends. Erzählst du uns noch eine deiner Geschichten, aber diesmal nicht so eine schlimme“, schlug Mona vor und Mika begann zu erzählen.
„Du hast deine eigenen Äpfel angepflanzt?“, fragte Mylie ungläubig, als Mika fertig erzählt hatte.
„Ja, eins meiner vielen Talente. Das sollte ich gleich in meine Bewerbung schreiben „Äpfelanbauerin““, witzelte Mika.
„Ich dachte, du wolltest studieren?“, wunderte sich Mona.
„Dafür muss ich erst mal die Highschool fertig machen und solang will ich arbeiten, um Mum und Dad zu unterstützen“, bemerkte Mika.
„Wirklich erwachsen von dir. Ich arbeite während meiner Semesterferien immer in diesem Cafe, du hast doch auch mal gekellnert, oder? Viel wirst du vermutlich nicht verlernt haben“, schlug Mona vor.
„Das wäre klasse für den Anfang, danke. Bitte lass mich meinen Ex anrufen, ich will das nur klären, nur einen Anruf“, bat Mika.
„Einen Anruf und wenn ich ein liebes Wort höre, nehm’ ich es dir wieder weg“, erwiderte Mona und gab ihr das Handy.
„Verstanden, nur fünf Minuten, ich geh' in den Flur dafür“, erwiderte Mika, stand auf und rief Sheldon an.
„Ja?“, fragte eine verschlafene Stimme auf der anderen Seite der Leitung.
„Entschuldige, hab' ich dich geweckt?“, fragte Mika vorsichtig.
„Mika? Hey, nein, hab' nur etwas gedöst. Woher hast du die Nummer? Ich hab' das Handy erst zwei Tage“, erwiderte Sheldon etwas verschlafen.
„Entschuldige, ich hab' die Nummer von deinem Mitarbeiter, ich sag jetzt nicht von welchem, hab' ich ihm versprochen“, erkannte Mika.
„Da ich nur zwei Mitarbeiter habe und der eine davon nie im Büro ist, weiß ich von wem du redest“, konterte Sheldon schmunzelnd.
„Ich will dich nicht lange stören, ich will dich nur was fragen“, begann sie.
„Klar, frag’!“
„Hast du den Verstand verloren? Warum lässt du mich von diesem Papagei-Mann beschatten? Glaubst du, dass tut mir gerade gut?“, begann sie ihn aus heiterem Himmel anzuschreien.
„Ich verstehe, du bist sauer und dass ich dich mit diesem Typen fotografieren lassen hab' tut mir wirklich leid“, entschuldigte sich Sheldon.
„Du hast mich auch bei meinem Date fotografieren lassen? Das war so kindisch, warum machst du das?“, wütete sie.
„Ich bin eifersüchtig, ist das nicht offensichtlich?“, schrie er sie zurück an und schwieg dann.
„Mach’ das nicht. Ich hab' mich damit abgefunden, dass du keine Beziehung willst. Du kannst jetzt nicht zurückrudern“, erwiderte sie verärgert.
„Ich will nicht zurückrudern, du gehst mir einfach nicht aus dem Kopf“, gestand er.
„Du mir auch nicht“, gestand sie auch.
„Warum hast du dann ein Date mit einem anderen, sag mir das?“, fragte er vorwurfsvoll.
„Das war nur ein Essen und ich werde ihn nicht wiedersehen, aber das geht dich wirklich nichts an. Ich werde jetzt auflegen und deine Nummer vergessen, bye“, erwiderte Mika und klappte ihr Handy zu.
„Du mir auch nicht?“, fragte Mylie, die das Telefonat belauscht hatte.
„Haben dir deine Eltern nicht beigebracht, dass man fremde Gespräche nicht belauscht?“, fragte Mika.
„Nein, haben Sie es dir beigebracht? Alles klar bei dir?“, fragte Mylie fürsorglich.
„Nein, eigentlich nicht. Aber lass uns wieder reingehen, ich hab' Hunger auf Schokoladennachtisch“, erwiderte Mika und eingehakt in den Arm ihrer Schwester ging sie zurück ins Esszimmer.
 
2 Stunden später hatte Mika ihren Frust über Sheldon in Alkohol ertränkt und war ziemlich betrunken.
„Alles klar bei dir?“, fragte Mona ihre Schwester erneut an diesem Abend.
„Alles bestens“, murmelte Mika, die leicht benommen mit dem Kopf und den Armen auf dem Tisch lag.
„Komm' ich bring dich heim, du hattest glaub' ich genug“, erwiderte Mylie und zog sie hoch.
„Warum kann es nicht so einfach sein, wie im Film?“, brabbelte sie.
„Weil dann keine Filme mehr gedreht werden würden. Komm’ schon, du kannst doch nicht wegen einem Kerl so traurig sein, das ist kein Kerl wert, nichts für ungut, Schatz“, erwiderte Mona.
„Sie hat Recht, das ist es echt nicht wert“, bemerkte Jabilo.
„Da treff' ich ein Mal einen Kerl, mit dem ich mir meine Zukunft vorstellen kann und dann ist es ein Nomade ohne Ziel“, lallte Mika und wurde von ihrer Schwester an ihr Auto geführt.
„Wenn du kotzen willst, mach’ es jetzt, putzen will ich mein Auto nicht“, erwiderte Mylie und lehnte Mika an die Beifahrertür.
„Mir geht’s gut. Ach nein, doch nicht“, erwiderte Mika und übergab sich neben ihr.
„Du bleibst noch etwas hier draußen stehen, ich hol dir was zum Trinken“, erkannte Mylie und ging ins Haus zurück.
Kurz danach kam Mylie mit einem Glas Wasser und einem feuchten Waschlappen zurück. Mika saß auf den Boden gesackt ihre Handtasche in den Händen festgeklammert.
„Meredith, steh’ auf, der Boden ist kalt“, bat Mylie und zog ihre Schwester hoch.
„Ist doch egal“, erwiderte Mika deprimiert.
„Mir ist es nicht egal, wenn du hier erfrierst. Komm' her“, erwiderte Mylie und wischte Mikas Mund sauber. Danach setzte sie ihre große Schwester ins Auto und fuhr sie nach Hause.

Siebzehntes Kapitel


Das Brummen der Vibrationsfunktion ihres Handys weckte Mika an diesem Morgen. Sie lag in voller Montur auf dem Gästebett, ihr Handy klingelte neben ihren Kopf in ihrer Tasche.
Mit geschlossenen Augen tastete sie nach ihrer Tasche und zog ihr Handy heraus.
„Ja?“, fragte sie mit belegter Stimme.
„Mika?“, fragte Sheldon, der nicht ganz sicher war, ob er die richtige Nummer gewählt hatte.
„Oh man, mit dir will ich jetzt wirklich nicht reden“, entschied sie und legte wieder auf.
„Meredith, bist du zu Hause?“, rief ihre Mutter von draußen.
„Nein“, murmelte Mika in ihr Kissen.
„Kann ich reinkommen?“, fragte ihre Mutter.
„Tu’ dir keinen Zwang an“, entschied Mika und ihre Mutter kam rein.
„Hey, alles klar bei dir?“, fragte ihre Mutter, als sie ihre Tochter in unbequemer Lage in voller Montur auf dem Bett liegen sah.
„Ja, alles bestens“, log Mika.
„Dann war diese Schnapsleiche die ich gestern zusammen mit deiner Schwester ins Bett gebracht habe nur Einbildung?“, erwiderte ihre Mutter.
„Alles ein böser Traum, ja“, entschied Mika und setzte sich erschöpft auf.
„Gut, dann muss ich jetzt nicht zu dir hingehen und fragen, was mit dir los ist“, entschied ihre Mutter und setzte sich auf die Bettkante.
„Gar nichts ist los, ich hab' nur zu viel getrunken, das ist alles“, spielte Mika das herunter, was am vorigen Tag passiert war.
„Du warst lang wo anders und musst dich jetzt wieder an diese Art zu leben gewöhnen, lass mich dir helfen“, bat ihre Mutter.
„Ich hab' mich inzwischen wieder gut an diese Art zu leben gewöhnt, nur mein Herz hinkt nur etwas hinterher“, erwiderte Mika und zog ihre Ohrringe aus, die sie noch anhatte.
„Immer noch derselbe Kerl?“, fragte ihre Mutter.
„Immer noch derselbe Kerl, wenn ich mich verliebe dann wirklich richtig, das ist echt ätzend“, erkannte sie und lächelte mild.
„Ja, sieht ganz so aus. Willst du darüber reden?“, fragte ihre Mutter.
„Später, erst mal will ich duschen und mich noch Mal übergeben, glaub' ich“, erkannte Mika und stand auf, um ins Bad zu gehen.
 
Als Mika nach einer ganz heißen Dusche nach unten kam, streckte ihre Mutter ihr eine große Tasse Kaffee entgegen.
„Danke, das brauch’ ich jetzt. Ich hab' Hunger, schlecht ist mir aber auch“, erkannte Mika und musste aufstoßen.
„Ich mach’ dir nen Toast den du trocken essen kannst und einen Tee, das müsstest du vertragen. Man, das ist wieder wie nach deinem ersten Kater, doch jetzt bin ich nicht extra laut, um dich zu ärgern“, versprach ihre Mutter und brachte sie in die Küche.
„Darum würde ich echt bitten. Hat mein Handy geklingelt?“, fragte Mika und setzte sich in der Küche auf einen Stuhl.
„Ja, so zwei drei Mal, er?“, fragte ihre Mutter erkennend.
„Vermutlich, aber er ist für mich gestorben“, erwiderte Mika trocken.
„Was hat er gemacht?“, fragte ihre Mutter interessiert.
„Weißt du noch der Typ, der uns gestern fotografiert hat?“, fragte Mika.
„Ja, hat dein Ex-Freund was damit zu tun?“, fragte ihre Mutter.
„Jep, er hat einen seiner Mitarbeiter los geschickt, um mich auszuspionieren“, erkannte sie gefasst.
„Nicht dein Ernst? Du solltest ihn verklagen!“, bemerkte ihre Mutter entrüstet.
„So schlimm war es nicht, er wird die Dinger nur für sein privates Vergnügen benutzen, denk' ich, obwohl das schon eklig genug ist“, entschied sie und ihre Mutter legte ihr zwei Toastscheiben hin.
„Danke“, erwiderte Mika und knabberte an einer Scheibe.
„Gern geschehen. Willst du darüber reden?“, fragte ihre Mutter.
„Nein, nicht wirklich. Momentan würde ich gern einfach hier sitzen und essen“, bemerkte Mika.
„Sicher, tu das. Hier ist dein Tee, ruf’ mich, wenn du was brauchst“, erkannte ihre Mutter, stellte ihr ihren Tee hin und verschwand.
In dem Moment klingelte ihr Handy erneut.
„Man, ich hätte dich echt mit unterdrückter Nummer anrufen sollen“, nahm sie genervt ab.
„Warum nimmst du nicht ab?“, fragte er leicht gereizt.
„Weil ich nicht mit dir reden will vielleicht, du Egoist“, erkannte
„Warum nimmst du dann ab?“, fragte er.
„Ach, weiß auch nicht. Ich hab' mich gestern besoffen wegen dir“, entgegnete sie und hielt ihren Kopf.
„Du nimmst Schmerzmittel und betrinkst dich?“, fragte er kritisch.
„Verdammt, lässt du mich jetzt auch noch beschatten?“, wütete sie.
„Du bist vor einer Woche an der Brust operiert worden, ich hab' deine Hand gehalten, ich denk' mir halt, dass du noch Schmerzmittel nimmst“, erklärte er.
„Oh ja klar, entschuldige, mein Kater ist ziemlich übel. Bist du noch in Florida?“, fragte sie freundlicher.
„Ja, noch bis Dienstag. Ist nett hier, schön warm“, erwiderte er.
„Können wir uns sehen?“, fragte sie plötzlich.
„Sicher, wenn du das willst. Ich hab' morgen den halben Tag frei, kommst du hergeflogen?“, fragte er erfreut über ihre Reaktion.
„Ich leih’ mir den Wagen von meinem Vater, ich fahr’ heut’ Mittag los, dann kann ich Morgen Mittag da sein. Wir sollten uns echt unterhalten“, erwiderte sie.
„Ja, das sollten wir, ruf’ mich an, wenn du in Jacksonville einfährst, okay?“, fragte er und sie stimmte zu.
So war es ausgemacht, sie packte ihre Sachen und machte sich bereit zum Fahren.
„Bist du sicher, dass du das machen willst?“, fragte ihr Vater, als sie gehen wollte.
„Ja, so ziemlich. Ich bring’ dir deinen Wagen heil zurück, versprochen“, erwiderte sie und schulterte ihre Tasche, was ihr Schmerzen bereitete.
„Du solltest dich noch ausruhen“, bemerkte ihre Mutter.
„Mir geht es gut, ich hatte es nur vergessen gerade. Ich werde nicht lange weg sein, habt keine Angst“, versprach sie.
„Lass dich zu nichts überreden, was du nicht willst“, bat ihre Mutter.
„Mum, ich glaub' ich bin alt genug um eigene Entscheidungen zu treffen“, erwiderte Mika und zog ihre neu gekaufte Sonnenbrille auf, weil die Sonne in ihren Augen brannte.
„Das weiß ich doch, Schätzchen, das war ja nur ein Rat. Ruf’ an, wenn du in Florida bist, okay?“, erwiderte ihre Mutter und umarmte sie.
„Mach’ ich. Danke, dass du mir deinen Wagen leihst, Dad“, erwiderte Mika.
„Ich will ihn aber an einem Stück zurück, okay? Wenn du müde bist, such’ dir ein Hotelzimmer, nimm’ meine Kreditkarte mit, du musst sicher noch tanken irgendwann“, erwiderte ihr Vater und gab ihr seine Kreditkarte.
„Ich kann euch gar nicht genug danken, für alles“, erkannte sie dankbar.
„Komm' einfach zurück, ja?“, entschied er und umarmte sie auch.
„Ich kommt zurück, das ist ganz sicher, ich muss das jetzt nur tun. Ich hab' euch lieb“, bemerkte sie und schloss die Tür hinter sich.

Achtzehntes Kapitel


Müde erreichte sie an diesem Abend spät die Grenze nach Florida und entschied dort, zu übernachten. Sie war nie zuvor in Florida gewesen, obwohl das gar nicht so weit von ihrer Heimatstadt war. Müde setzte sie sich auf das etwas schäbige Hotelzimmerbett. Sie musste eigentlich ihren Verband wechseln, das wollte sie aber nicht in dieser unsauberen Umgebung tun. Die Zivilisation hatte sie wieder, übermäßige Hygiene und Make-up prägten wieder ihr Leben.
Sie griff nach ihrem Handy und rief Sheldon an.
„Hey, bist du noch wach?“, fragte Mika.
„Ja, ich geh' grad ein paar Bilder durch, bist du schon da?“, fragte Sheldon, der beschäftigt schien.
„Ich bin kurz hinter der Grenze, ich schlaf’ heut Nacht hier. Ich werd' mir jetzt ungesundes chinesisches Essen rein pfeifen und mit der Hilfe von Schmerzmittel einschlafen, klingt wie eine Tour eines Rockstars, was?“, erwiderte sie.
„Ja, wie Amy Winehouse!“
„Wer?“
„Ach richtig, sechs Jahre Urwald, das ist so eine seltsam aussehende Sängerin aus England, echt schade, hast ihre guten Zeiten verpasst, jetzt spielt sie nur noch Schnapsleiche, muss dir mal ne CD von ihr geben. Aber du mischt das nicht mit Alkohol? Ich will meinen halben freien Tag nicht damit verbringen, deine aufgequollene Leiche zu identifizieren“, erwiderte Sheldon gut gelaunt.
„Nein, ich werd' in nächster Zeit keinen Alkohol mehr anrühren, dass kannst du mir glauben. Die Lektion hab' ich gelernt. Ich freu’ mich, dich wieder zu sehen“, erkannte sie plötzlich flirtend.
„Ich freu’ mich auch. Warum bist du plötzlich wieder so erfreut, mich zu sehen?“, fragte er überrascht.
„Was weiß ich, ich bin eine komische Engländerin auf Drogen“, erkannte sie schmunzelnd und er lachte.
„Du erwartest jetzt aber nicht zu viel, oder?“, fragte er abweisend.
„Im Moment erwarte ich nur, dich zu sehen, keine Angst“, entschied sie ernst.
„Ich bin nur bis Dienstag in der Stadt, ich kann nicht hier bleiben“, erklärte er fast entschuldigend.
„Man, du verlierst deine Freiheit schon nicht, keine Sorge“, entschied sie gereizt.
„Ich hab' zwei Wohnungen in engerer Auswahl“, erkannte er plötzlich.
„Warum fängst du jetzt schon wieder damit an?“
„Ich wollte nur das Thema ändern!“
„Ich meine, dass leidige Wohnungskaufthema passt perfekt zu dem leidigen „Wir können keine Beziehung führen“ Thema. Du hältst mir das ja nur vor, weil du auf eine verdrehte Art sagen willst, dass du dir eine Beziehung mit mir vorstellen kannst“, entgegnete sie genervt von dem Thema.
„Lass uns das morgen besprechen, ja?“, bat er.
„Okay, morgen, ich muss mich jetzt noch voll dröhnen. Gute Nacht“, entschied sie und legte wieder auf.
Schlafen konnte sie trotz der vielen Sachen, die ihr durch den Kopf gingen eigentlich gut. Vermutlich war sie einfach erschöpft.
 
Es war wieder das Handy, was sie aufweckte. Es war noch dunkel, aber sie hatte es so eingestellt, dass sie früh aufwachte. Die Schmerzmittel machten sie groggy und sie hatte starke Schwierigkeiten aufzustehen. Sie zog ihr T-Shirt aus und betrachtete ihre verschnürte Brust im Spiegel. Sie dachte an die Zeit zurück, als sie ihre Brustoperation gehabt hatte. Sie war so stolz gewesen, eine gewaltige Oberweite zu haben. Sie wurde von jedem nett behandelt und bekam fast alles was sie wollte. Damals dachte sie, das läge nur an ihr, dass sie so herzlich behandelt worden war, jetzt mit ihrer neu gewonnen Reife kannte sie die Wahrheit. Sie würde so gern duschen, doch der Arzt hatte es ihr verboten. Mit Feuchtigkeitstüchern reinigte sie sich so gut sie konnte und zog eine schicke Bluse und Jeans an. Sie hatte immer noch Probleme damit, sich anständig anzuziehen. Schnaufend knöpfte sie ihre Bluse neu, die sie falsch geknöpft hatte. Sie war nervös, obwohl sie genau wusste, wie seine Antwort lauten würde. Sie stopfte ihr Handy in ihre kleine grüne Handtasche, packte den Rest in ihren Koffer und verließ das schäbige Hotelzimmer um weiter zu ziehen.
 
Am frühen Nachmittag kam sie in Jacksonville an. Sie hielt an und rief Sheldon noch en Mal an.
„Ich bin in der Stadt, wo treffen wir uns?“, fragte sie kurz angebunden.
„Etwa eine Meile hinter dem Stadtschild ist ein Café, das Scribes heißt. Fahr’ dort hin, wir treffen uns auf dem Parkplatz“, entschied er freundlich.
„Ja, können wir machen, wie heißt die Straße?“, fragte sie.
„Lomax Street Nr. 820, ich fahr’ jetzt los, dann bin ich in 10 Minuten da“, erkannte er.
„Gut, dann sehen wir uns da“, erwiderte sie und legte wieder auf.
Sie fand das Café schnell, es war ein kleines gemütliches Kaffee. Sie stieg aus und lehnte sich an den Wagen.
Kurz danach kam Sheldon zu ihr. Er sah wieder so unverschämt gut aus.
„Hey Süße“, erkannte er charmant und kam nah zu ihr. Doch sie blockte ihn ab, als er sie küssen wollte.
„Klar, tut mir leid, ich bin zu offensiv, lass und reingehen“, entgegnete er und führte sie mit einer Hand an ihrer Hüfte in das Cafe.
„Du siehst gut aus“, erwiderte Sheldon schmeichelnd als sie sich nach einem Kaffee schweigend gegenüber saßen.
„Nein, tu’ ich nicht“, erwiderte sie kühl.
„Gut, du siehst furchtbar aus“, erwiderte er und sie grinste.
„Das ist wenigstens ehrlich, Ehrlichkeit könnte ich bei dir gerade wirklich gebrauchen“, entschied sie trotzig. Sie hatte aus ihm nichts Ehrliches rausbekommen.
„Ich möchte dir schon länger was sagen. Bist du bitte nicht so kindisch für einen Moment?“, bemerkte Sheldon.
„Sicher, schieß los“, erkannte sie.
„Ich hab' doch gesagt, dass ich mir ne Wohnung suche“, erwiderte er.
„Ja, das Thema ist jetzt echt breitgetreten“, erwiderte sie.
„Kannst du dir mal zwei Angebote ansehen?“, fragte er.
„Ich hab' keine Ahnung von Wohnungen, ich hab' grad’ sechs Jahre in einem Zelt gewohnt“, entschied sie.
„Guck’ sie dir einfach an, bitte“, bat er und legte ihr zwei ausgedruckte Blätter hin.
„Wenn du meinst“, erwiderte sie nicht begeistert und nahm die Blätter. Sie las es durch und lächelte ihn an.
„Das sind Wohnungen in Atlanta“, erkannte sie erfreut.
„Ja, ich dachte wenn ich schon ständig unterwegs bin, könnte ich meine Wohnung in der Nähe einer Frau haben, die mir viel bedeutet“, erklärte er.
„Man, du Idiot, warum sagst du so was nicht, ich dachte immer „was hat der Kerl nur ständig mit der Wohnung?““, erkannte sie.
„Du hast den Wink nicht verstanden, tut mir leid. Also, was denkst du?“, fragte er, eine Antwort erwartend.
„Was machst du dann mit deiner Firma?“, fragte sie.
„Ich bin da eh so selten und meine Jungs leisten gute Arbeit, ich werde dann ein paar Mal im Monat rüber fliegen und schauen, ob alles gut läuft“, entschied er.
„Das ist wirklich dein Ernst, oder?“, fragte sie nach.
„Ja, das ist wirklich mein Ernst. Ist das okay für dich?“, fragte er.
„Ja natürlich, ich würd’ mich freuen. Hast du nicht Freunde, die du zurücklassen musst?“, fragte sie.
„Nein, nicht wirklich, meine Mitarbeiter sind die einzigen, die mir was bedeuten“, erkannte er.
„Ja sicher, wenn du meinst. Wann gehst du und siehst dir die Wohnungen an?“, fragte sie.
„Nächstes Wochenende, vermutlich. Ich möchte mir dir zusammen sein Meredith, ich will es versuchen, bist du dabei?“, fragte er planend.
„Ja, ich bin dabei, wir können zusammenziehen, da du eh wenig da bist, ist das doch fast wie ein Mitbewohnerverhältnis“, schlug sie vor.
„Bist wohl schon genervt von deinen Eltern, was?“
„Es ist bisschen eng bei meinen Eltern, ich werde einen Job als Kellnerin annehmen, dann kann ich dich finanziell unterstützen“, entschied sie.
„Das musst du nicht, ich könnte auch uns zwei versorgen“, bemerkte er.
„Ich werde mich erst mal an der Schule anmelden und meinen Abschluss machen, dann sehen wir weiter“, plante sie.
„Ja, das tun wir. Es ist so schön, dass du mir noch eine Chance gibt“, erwiderte er.
„Ich hab' dich vermisst“, gestand er und beugte sich zu ihr rüber.
„Ich dich auch“, bemerkte sie, legte ihre Hand an seine Backe und küsste ihn sanft.
„Danke, dass du mir vertraust“, entschied er.
„Ich werde dir vertrauen, aber wenn du mein Vertrauen missbrauchst, bin ich weg“, entschied sie.
„Ich werde dich nicht enttäuschen, versprochen. Kann ich vielleicht bei dir übernachten, bis ich die Wohnung habe?“, fragte er.
„Das muss ich mit meinen Eltern abklären, wir können uns ja auch ein Hotelzimmer nehmen“, bemerkte sie.
„Willst du da weitermachen, wo wir in New York aufgehört haben?“, fragte er säuselnd.
„Das hättest du wohl gern“, schmunzelte sie.
„Du hast mit dem Hotelzimmer angefangen“, erkannte er.
„Mein Bett ist nur nicht sehr groß und meine Mutter lässt dich sicher nicht auf dem Sofa schlafen. Man, du willst tatsächlich nach Atlanta ziehen, ich glaub's noch nicht“, erkannte sie zufrieden.
„Atlanta ist nicht der schlechteste Platz zum Leben“, erkannte er.
„Nein, wirklich nicht. Hast du ein Hotelzimmer hier in der Nähe?“, fragte sie.
„Aber Miss Falks, du hast es aber eilig“, erwiderte er schmunzelnd.
„Ja, ich hab' es eilig ins Bett zu kommen, mir geht’s nicht besonders“, konterte sie.
„Ja, sicher. Ich werde zahlen und dann kannst du dich ausruhen. Ich kann es nicht erwarten neben dir einzuschlafen“, erkannte er glücklich.
„Ja, das hab' ich auch vermisst. Ich hab' mir eingeredet, dass ich aus Südamerika weg bin, weil ich die Sicherheit vermisst habe, aber ehrlichgesagt bin ich wegen dir zurückgegangen, als du dann gesagt hast, dass du nicht mit mir zusammen sein willst, ist fast eine Welt für mich zusammen gebrochen“, erwiderte sie.
„Ich hab' dir schon dort gesagt, dass wir nicht zusammen sein können, das wusstest du“, entschied er.
„Aber was ist jetzt anders?“, fragte sie kritisch.
„Ich hab' mich verliebt, das ist passiert, das erste Mal in meinem Leben hab' ich mich nicht in einen Ort oder ein Bild verliebt, sondern in eine wahre Person, eine wunderschöne Frau“, erwiderte er säuselnd.
„Du verliebst dich in Bilder?“, fragte sie und grinste ihn an.
„Du weißt, was ich meine. Fühlst du auch so?“, fragte er hoffend.
„Ja, das tue ich. Deshalb war ich ja so enttäuscht, du Trottel“, erkannte sie und küsste ihn erneut.
„Ich muss mich echt ausruhen“, entgegnete sie. Er zahlte und brachte sie in sein Hotelzimmer.
„Dein Hotelzimmer ist eindeutig schöner als meins“, bemerkte Mika, als sie sich auf das Bett des Sternehotels legte.
„Ich hab' einen Gönner der mir hier den Aufenthalt bezahlt. Wenn du duschen willst, Handtücher sind im Schrank“, erkannte er.
„Ich würd’ gern, aber mein Arzt will, dass ich die Wunden trocken halte. Aber ich könnte meine Brust neu verbinden, hilfst du mir?“, fragte sie und begann ihre Bluse aufzuknöpfen.
„Das ist eine Gelegenheit dich oben ohne zu sehen, natürlich“, bemerkte er schmunzelnd und sie setzte sich auf, um ihre Bluse ganz auszuziehen.
„Also eine schöne Ansicht ist das ja nicht“, entschied sie, während er ihr half, den Verband aufzumachen.
„Eine hübsche Frau wie dich kann nichts entstellen, oh man, das sieht echt übel aus“, entschied er, als er seine Brust sah.
„Danke, sehr aufbauend, wirklich“, erkannte sie.
„Nein Schatz, das hat sich entzündet“, erkannte er.
„Verdammt, ich hab' gehofft, dass das nicht passiert. Das erklärt die Schmerzen“, erwiderte sie.
„Wir sollten zu einem Arzt gehen“, entschied er.
„Es ist Sonntag, wir werden keinen Arzt finden“, erwiderte sie.
„Dann gehen wir in ein Krankenhaus, ich will nicht, dass sich das noch weiter entzündet“, entschied er.
„Wir gehen morgen zu einem Arzt, jetzt bin ich echt zu müde dafür“, bat sie.
„Okay, das machen wir. Ruh’ dich erst mal aus. Leg’ dich hin und lass Luft an deine Wunden“, entgegnete er.
„Das hättest wohl gern, dass ich hier den ganzen Abend oben ohne rumlaufe“, erwiderte sie.
„Du bleibst schön liegen und siehst einfach schön aus“, bat er.
„Ich kann doch nicht einfach so“, erkannte sie.
„Natürlich kannst du. Leg’ einfach ein Handtuch über die Brust und lass die Wunden heilen, du kannst auch ganz oben ohne da liegen, dass gefiele mir natürlich am Besten“, schmunzelte er und gab ihr ein Handtuch.
„Du hast Glück, ich weiß nicht, ob die Handtücher so sauber sind, ich lass’ es so. Ich hab' Hunger, bezahlt dein mysteriöser Gönner auch Essen aufs Zimmer?“, fragte sie.
„Sicher, ich hätt’ Hunger auf Hühnchen“, bemerkte er.
„Hähnchen klingt gut. Ich glaub', ich zieh’ einen Bademantel über, ich fühl’ mich wie ne Hure“, entschied sie, zog ihren Morgenmantel aus dem Koffer und zog ihn über.
„Du bist schnell wieder zurück in die Realität gekommen, oder?“
„Ja, viel zu schnell. Ich bin wieder voll in meiner Rolle als brave Tochter. Das ist echt ätzend. Ich würde gern wieder die leidenschaftliche Amazonasfrau sein, die frei von irgendwelchen Regeln lebt, diese Sachen sind so einengend“, bemerkte sie und zog ihre Jeans aus.
„Wenn du bei mir wohnst kannst du den lieben langen Tag nackt rumlaufen, ich würd’s lieben“, witzelte er.
„Klar, das glaub' ich dir. Bestellst du jetzt das Hähnchen? Dann können wir bis dahin was machen, wofür du auch keine Klamotten brauchst“, flirtete sie und zog langsam sein Hemd aus.
„Das ist nicht New York City“, erkannte er breit grinsend.
„Ganz eindeutig nicht, aber das ist mir im Moment egal“, erkannte sie und zog sein Hemd aus.
„Hast du nicht zu arge Schmerzen dafür?“, fragte er besorgt.
„Du darfst mich nur nicht oberhalb der Hüfte zu fest anpacken“, entschied sie und lächelte.
„Wir sollten das lassen, bis es dir besser geht. Wir haben alle Zeit der Welt“, erwiderte er und stieß sie sanft zur Seite.
„Man, du meinst es wirklich ernst mit mir, wenn du so liebevoll bist. Lass und was zu Essen bestellen“, entschied sie, zog ihren Morgenmantel wieder fester zusammen und griff zum Telefon.

Neunzehntes Kapitel


Zwei Stunden später saßen sie mit Tellern auf dem Bett verteilt auf diesem und unterhielten sich.
„Ernsthaft, du fotografierst eine Hochzeit?“, fragte sie grinsend, als er von seinem Job erzählte.
„Es ist eine riesige Hochzeit von dem Sohn eines hoch angesehenen Generals, es erinnert mich irgendwie an meine Anfänge nach dem Studium, die Hochzeit dauert Tage, morgen ist die Zeremonie, würdest du gern mitkommen? Ich kann jemand mitbringen“, schlug er vor.
„Ich würde dich sehr gerne auf diese Hochzeit begleiten. Ich stand schon immer auf Männer in Uniform, wenn du mir bis dahin auf den Geist gehst, nehm ich mir so einen“, schmunzelte sie und aß ihre letzte Pommes.
„Okay, ich muss mir ne Uniform kaufen“, erwiderte er und knabberte an einer Scheibe Brot.
„Keine schlechte Idee, dann fällst du da wenigstens nicht auf. Du solltest mir mal die Nummer von deinem Mitarbeiter geben, ich sollte mich mal dafür entschuldigen, wie ich ihn wortwörtlich angepackt habe“, erwiderte sie.
„Er ist ein ziemlich guter Fotograf und kennt die Risiken. Er sollte sich nur ne andere Frisur zulegen, er fällt zu sehr auf“, entschied Sheldon.
„Ja, findest du das auch? Er sieht aus wie ein Papagei“, konterte Mika.
„Ja, er hat diesen schrägen Paradiesvogel zum Vorbild, diesen britischen Papparazzi, er macht ihm alles nach, vor allem bei den Haaren. Ich wollte ihn schon länger mal so betäuben, dass ich seinen Kopf rasieren kann, aber er ist ein vollkommener Abstinenzler, das ist echt schwierig“, erwiderte er.
„Er hat sicher Schiss vor mir nach dieser Sache, ich krieg’ ihn schon dazu, dass er das macht“, versprach sie.
„Das wäre klasse, danke. Wie geht’s dir grade?“, fragte er fürsorglich.
„Geht so, die Schmerzmittel wirken langsam. Ich glaub', ich krieg Fieber, mir ist irgendwie heiß“, entgegnete sie und er fühlte ihre Stirn.
„Ja, du hast Fieber, man, das ist nicht gut“, entgegnete er.
„Ist nicht so schlimm“, tat sie das ab.
„Das ist mehr als nichts, meine Süße, ich bring’ dich jetzt in ein Krankenhaus“, entschied er übervorsichtig.
„Das ist nur Fieber“, erwiderte sie.
„Wenn sich die Entzündung ausbreitet, müssen sie dir vielleicht die Brüste abnehmen“, machte er ihr Angst.
„Du fährst“, entschied sie und zog ihre Jeans über.
 
„Wie ich das sehe ist das eine ziemliche Infektion, hat der Arzt, der Sie operiert hat Ihnen nicht erklärt, wie Sie die Wunde trocken halten müssen?“, fragte der Notfallarzt, als sie in diesem knappen rosa Plastikhemd auf einem Untersuchungstisch saß.
„Das ist so eine Geschichte, haben Sie etwas Zeit?“, fragte sie und erzählte ihm die Geschichte.
„Das erklärt natürlich so einiges. Ich gebe Ihnen Antibiotika und verbinde die Wunden neu. Sie müssen Sie jetzt wirklich sehr steril halten und den Verband alle 24 Stunden wechseln. Ich gebe Ihnen Mullbinden mit, Sie sind hier nur zu Besuch, oder?“, fragte der Arzt.
„Ja, ich bin mit meinem Freund hier. Ich bin erst so kurz wieder zurück, bin aber schon das zweite Mal in medizinischer Behandlung, vor einer Woche sagte mein Arzt noch, alles wäre in Ordnung“, erkannte sie müde.
„Das kann passieren, mit den Antibiotika müsste das bald besser sein. Ruhen Sie sich aus, dann wird es Ihnen bald besser gehen“, versprach der Arzt und sie zog das Plastikhemd zur Seite, dass der Arzt sie verbinden konnte.
 
„Und, alles klar bei dir?“, fragte Sheldon besorgt, als sie zurückkam.
„Toll, ich bin hierhergekommen, um nicht krank zu werden und jetzt bin ich es“, erwiderte sie und rieb müde ihre Augen.
„Süße, das kann passieren, du siehst fertig aus, lass uns wieder gehen, du brauchst etwas Ruhe“, erwiderte er beruhigend.
„Meine Mutter hatte Recht, ich hätte zu Hause bleiben sollen“, erwiderte sie.
„Dann hättest du nie erfahren, was ich für dich empfinde. Ich bin gern mit dir zusammen, weißt du das eigentlich?“, fragte er liebevoll.
„Ja, ich auch, aber ich bin grade zu krank, um romantisch zu sein, tut mir leid“, erkannte sie.
„Klar, versteh’ ich vollkommen. Ich bin einfach bei dir“, entgegnete er und führte sie zum Auto.
 
Mika hatte in der Nacht wirre Fieberträume. Sie träumte unter anderem von Prantis, wie er zu einem Vogel wurde und wegflog. Stark schwitzend wachte sie aus ihrem Traum auf.
„Hey, du bist wach, gut, ich muss leider gleich los, die Hochzeit beginnt in zwei Stunden. Man, du glühst immer noch, ich würde so gern bei dir bleiben, aber die Braut hat schon zwei Mal angerufen, wo ich stecke. Hier ist die Fernbedienung, deine Medikamente und Wasser liegen gleich neben dir. Oh man Süße, du siehst echt hundselend aus“, erwiderte Sheldon, der in einem schicken Anzug und einer Kameratasche über der Schulter an ihrem Bett stand.
„Das will jede Frau am Morgen hören“, murmelte sie matt.
„Schlaf einfach weiter Schätzchen, ruh’ dich aus, ich mach’ nicht lang, spätestens gegen vier Uhr bin ich wieder da. Nimm’ deine Medizin und steh’ ja nicht auf, ich hab' Frühstück bestellt, dass müsste in einer halben Stunde aufs Zimmer gebracht werden. Dir wird es an nichts fehlen, außer vielleicht an Gesundheit, aber das wird wieder“, versprach er und küsste ihre heiße Stirn.
„Ich wäre so gern mitgegangen“, murmelte sie.
„Das weiß ich Schätzchen, das weiß ich. Mach’ dir keinen Kopf und schlaf’ einfach“, bat Sheldon.
Die Tür war noch nicht ins Schloss gefallen, als Mika zurück in einen Dämmerzustand fiel. Als sie danach wieder aufwachte, war es wieder, oder noch dunkel. Sie fühlte sich benommen und müde.
Sie sah auf ihr Handy auf dem Nachttisch.
„Es ist halb neun“, erwiderte eine Stimme aus dem Eck. Es war Sheldon, der mit einem schwachen Licht am Laptop saß.
„Abends oder morgens?“, fragte sie.
„Abends, Schatz, ich bin erst vor ner Stunde heimgekommen, ging ziemlich lang, wie fühlst du dich?“, fragte Sheldon und setzte sich zu ihr an die Bettkante.
„Wie seh' ich aus?“, fragte sie.
„Ehrlich?“
„Ja, ehrlich!“
„Ähm, toll?“, log er schlecht.
„Genauso fühl’ ich mich auch. Arbeitest du?“
„Ja, seh' meine Bilder durch. Deine Medikamente hast du nicht genommen, oder?“, fragte er.
„Medikamente?“, fragte sie benommen.
„Ja, Medikamente. Hast du den ganzen Tag geschlafen?“, fragte Sheldon und fühlte ihre Stirn.
„Da der Tag vorbei ist, sieht das ganz so aus. Ich sollte die Dinger nehmen, oder?“, fragte sie.
„Ja, das solltest du. Hier“, bat er und gab ihr die Tabletten mit einem Glas Wasser, welche sie einnahm.
„Ich muss morgen zurück zu meiner Agentur fliegen und die Fotos entwickeln. Ich werde ein paar Tage bleiben und einiges regeln, aber ich werde zurück nach Atlanta kommen und wir planen unsere Zukunft, okay?“, erklärte er.
„Das wäre schön“, entgegnete sie und dämmerte wieder weg. Als sie erneut aufwachte, war ihr Fieber weg, aber auch ihr Freund.

Zwanzigstes Kapitel


Mika checkte an diesem Tag aus und verließ Jacksonville und damit Florida.
 
Drei Wochen später war sie wieder bei ihren Eltern und rief zum 10-ten Mal bei Sheldon an. Er war nicht erreichbar, er hatte er sie auch nicht angerufen.
„Verdammt, warum war ich so dumm, ihm zu glauben?“, fragte sie ihre Schwester, die zusah, wie sie telefonierte.
„Wir machen alle Fehler, du bist halt grad ziemlich schnell überzeugbar, das kann passieren. Ich hab' übrigens heut’ Morgen mit meinem Freund Schluss gemacht“, entgegnete Mylie.
„Das tut mir leid“, erwiderte Mika mitfühlend.
„Muss es nicht, ich hab' mit ihm Schluss gemacht, es war die richtige Entscheidung“, entschied Mylie.
„Du klingst so erwachsen, ich hab' so viel verpasst in deiner Jugend, ich hätte da sein müssen für dich auf deinem Weg zum Erwachsenwerden“, bemerkte Mika nachdenklich.
„Ja, das hättest du. Aber jetzt kannst du nichts mehr daran ändern. Willst du darüber reden, ich meine über dein Ende der Beziehung mit Jimmy Olson“, erwiderte Mylie.
„Ich hab' mich nicht von ihm getrennt“, protestierte sie.
„Nein, das hat er gemacht, als er einfach abgehauen ist. Willst du dich nicht vielleicht doch an den Doktor halten?“, fragte Mylie vorschlagend.
„Diese Sache mit Sheldon hat mir gezeigt, dass ich jetzt ne Weile Single sein muss, um mich zu finden, bevor ich jemand anders finden kann. Verstehst du meine Logik?“, fragte sie ihre Schwester.
„Ja, tu’ ich und ich bin auch vollkommen deiner Meinung. Ich hab' mich nach vierjähriger Beziehung getrennt, ich will auch erst mal als Single rumlaufen. Jetzt müssen wir nur noch Mona davon überzeugen, sich von ihrem Usher zu trennen, schon können wir zu dritt ausgehen“, erwiderte Mylie etwas scherzhaft.
„Das lässt du schön bleiben, sie hat ihren Seelenverwandten gefunden und das machen wir ihr nicht madig, zu zweit ausgehen reicht doch für den Anfang auch, oder?“, fragte Mika und Mylie lächelte sie an. Diese Gemeinsamkeit, die sie teilten, verband sie in dem Moment. Mylie erkannte, dass ihre Schwester immer noch die gleiche war, die ihr mit 10 Jahren das Make-up geklaut hatte.
 
Mika machte sich kurz später Tee, als das Telefon klingelte.
„Passport Photographs, Sie hatten mich angerufen?“, fragte die Stimme aus dem Telefon.
„Kent, sind Sie das? Entschuldigen Sie, dass ich Sie belästigt habe mit meinen Anrufen, ich wollte nur Sheldon erreichen, Sie halten mich sicher jetzt für eine Psychopatin, dass ich so oft angerufen habe“, erwiderte Mika etwas beschämt.
„Nein, da sind Sie nicht die Erste, keine Sorge, man das klang jetzt abwertender als es sollte, verzeihen Sie. Sheldon ist nicht da, er hat massive familiäre Probleme, ich hab' ihn seit etwa 2 Wochen nicht mehr gesehen. Sein Handy hat er hier gelassen, er will jetzt gerade nicht von Kunden belästigt werden“, erwiderte Kent erklärend.
„Oder von Frauen, die er was versprochen hat, ich verstehe. Sagen Sie ihm nur, dass Meredith Falks angerufen hat, falls er sich noch schwach erinnert“, entgegnete Mika und legte wieder auf.
„Mach’ ich, er meldet sich sicher nur nicht, weil er gerade andere Probleme hat, das müssen Sie nicht auf sich beziehen“, erkannte Kent.
„Sagen Sie das zu jeder seiner Ex-Freundinnen?“, fragte sie kritisch.
„Nein, wirklich nicht, mit seinen anderen Exen rede ich nicht, dass er noch das Gleiche Handy hat, obwohl Sie seine Nummer haben deutet schon darauf hin, dass Sie ihm wirklich wichtig sind“, versprach Kent.
„Ah, okay, richten Sie ihm einfach aus, dass ich an ihn denke und dass ich hoffe, dass er sich irgendwann mal wieder meldet“, erkannte sie.
„Kein Problem, das wird er sicher. Geht es Ihnen besser? Er hat mir erzählt, Sie wären krank gewesen?“
„Ja, mir geht es besser, danke. Vielen Dank für den Anruf, bye“, erwiderte sie und legte etwas verwirrt auf.
 
„War der Anruf für dich?“, fragte Mylie, die zurück in die Küche kam.
„Ja, es war Sheldons Büro, Sheldon ist wegen familiärer Probleme nicht da, deshalb hat er nicht angerufen“, erkannte Mika in Gedanken.
„Ah, wenn er meint. Ich glaub' das nicht so ganz“, konterte Mylie kritisch.
„Ich auch nicht wirklich, er hätte mich angerufen, nach allem was wir durchgemacht haben, würde er mich sicher dabei haben wollen“, erwiderte Mika.
„Schätzchen, lass es sein. Er hat Schluss gemacht und du kannst das nicht verstehen, das ist normal, aber spioniere ihm nicht hinterher, ich bitte dich“, bat ihre kleine Schwester.
„Ich spioniere ihm nicht hinterher, das war nur eine Überlegung“, entschied sie.
„Dann hör’ auf zu überlegen, lass’ uns shoppen gehen, du brauchst endlich gescheite BHs, jetzt wo wieder alles gesund ist“, konterte Mylie.
„Ja, das sollten wir tun. Lass uns gehen“, entschied sie.
 
„Der ist schön, rosa steht dir echt gut“, bemerkte Mylie, als sie mit ihrer Schwester in der Umkleide BHs probierte.
„Ja, den nehm’ ich, glaub' ich. Und noch einen Schwarzen, ich steh’ auf Schwarz“, erwiderte Mika gutgelaunt.
„Ja, dann würd’ ich den auch noch in Weiß nehmen und schon hast du erst mal genug“, erkannte Mylie beratend.
„Das macht richtig Spaß mit dir einkaufen zu gehen“, erwiderte Mika.
„Ja, endlich bin ich nicht neidisch auf deine Oberweite“, schmunzelte Mylie.
„Die Dinger waren wirklich ekelhaft, auf die hättest du echt nicht eifersüchtig sein müssen. Willst du auch noch was Scharfes suchen?“, fragte Mika, aber Mylie schüttelte den Kopf.
„Echt nicht, ich war jetzt ewig mit meinem Ex-Freund zusammen, ich freu mich endlich mal Shorts zu tragen und etwas weniger Anstrengung in scharfe Unterwäsche zu stecken“, erkannte Mylie.
„Ja, das glaub' ich dir. Ich hab' allgemein Probleme, Klamotten zu tragen, ich hab' da drüben nicht sehr viel Kleidung getragen, ich vermisse das irgendwie, sag’ das bloß nicht Mum und Dad, die würden das nicht verstehen“, erwiderte Mika nachdenklich.
„Als 17-jährige bist du auch ziemlich offenherzig rumgelaufen, sie würden es verstehen“, erwiderte Mylie neckend.
„Oh man, ich kann mich erinnern, ich hoff’ du hast mir das nicht nachgemacht“, erwiderte Mika und musterte Mylie.
„Ne, ich bin nur ne Schlampe, ich hab' dir nichts nachgemacht“, konterte Mylie keck.
„Entschuldige, ich wollte dich nicht kritisieren“, erwiderte Mika.
„Nicht schlimm, ich steh’ dazu, wie ich mich anziehe, ich denke, es hat trotz der Freizügigkeit immer noch Stil“, entschied Mylie.
„Ja, find’ ich auch, heutzutage ist es auch viel mehr akzeptiert als vor zehn Jahren. Du willst aber nicht in die Countrybranche wechseln, oder?“
„Nicht wirklich nein, ich sing’ auch ziemlich grausig. Das Studium der Wirtschaft ist wirklich wichtiger für mich. Meine Frühlingsferien sind bald vorbei, ich wollte eigentlich mit meinen Freundinnen nach Florida fahren, doch dann bist du zurückgekommen. Es tut mir leid, dass ich dich blöd angemacht habe, ich bin froh, dass du wieder da bist“, erkannte Mylie.
„Das ist gut zu hören. Oh man, ich kann einfach nicht aufhören, an ihn zu denken“, gestand Mika plötzlich.
„Das kenn’ ich, ich hab' auch ständig an meinen Ex gedacht vorhin. Aber das müssen wir abschütteln, vor allem die Gedanken, dass dein Ex-Freund Hilfe braucht. Er braucht sie nicht, er braucht nur ein bisschen Anstand, denn das war wirklich nicht nett von ihm, sich einfach nicht mehr zu melden“, erkannte Mylie und sah wieder zu ihrer Schwester, von der sie sich kurz abgewendet hatte. Die schrieb gerade eine SMS.
„Man, ich dachte, ich könnte dir das Handy lassen, her damit“, erwiderte Mylie augenrollend und griff nach dem Handy.
„Nein, lass mich“, ging Mika einige Schritte zurück und ihre Schwester ging hinterher. Plötzlich klingelte das Handy.
„Ja?“, nahm Mika hektisch ab und wehrte mit der anderen Hand ihre Schwester ab, die versuchte ihr das Handy wegzunehmen.
„Hey Süße, du hast mich versucht zu erreichen?“, fragte Sheldon freundlich.
„Sheldon, endlich erreiche ich dich. Wo bist du?“, fragte sie erfreut.
„Sacramento, mein Vater liegt im Koma“, erkannte Sheldon. Seine Stimme klang erschöpft.
„Oh mein Gott, das tut mir leid, was ist passiert?“, fragte Mika mitfühlend.
„Er hat Krebs im Endstadium, ich war nicht zu Hause, ich hab' das nicht mitbekommen“, erwiderte Sheldon weinerlich.
„Du solltest nicht allein sein, ich komme zu dir“, versprach sie.
„Würdest du das für mich tun?“, fragte er schniefend.
„Natürlich würde ich das, ich nehm’ den nächsten Flieger. Du bist nicht allein“, versprach sie und legte auf.
„Nein, das machst du nicht, Meredith, hörst du mich? Meredith!“, erwiderte ihre Schwester, doch sie hörte nicht, sie konnte nur noch an Sheldon denken, wie schwach er klang und wie hilfebedürftig. Sie konnte nur noch daran denken, zu ihm zu fliegen und ihn zu umarmen. Sie legte die Sachen, die sie kaufen wollte, auf eine Ablage und ging tief in Gedanken versunken nach draußen.
„Man, wär’ schön, wenn du auf mich hören würdest, ach vergiss es“, entgegnete Mylie und ließ ihre Schwester gehen.

Einundzwanzigstes Kapitel


Mika packte ihre Sachen zusammen. Ihr Vater hatte verstanden, dass sie fliegen musste und hatte ihr ein Ticket gebucht.
„Du weißt schon, dass du einen Schaden hast, oder?“, fragte Mylie, die ihre Schwester beobachtete, wie sie packte.
„Er war da, als ich ihn brauchte, jetzt bin ich da, wenn er mich braucht. Das heißt nicht, dass ich wieder mit ihm zusammenkomme. Was hältst du da eigentlich so standhaft fest?“, fragte Mika und deutete auf eine Tüte, die Mylie in der Hand verkrampft hielt.
„Deine BHs, ich hab' sie gekauft, du brauchst BHs, vor allem jetzt, wo du zurück zu ihm gehst“, erwiderte Mylie versöhnlich und gab ihr die etwas deformierte Tüte.
„Danke, du bist ein Schatz, ich kann wirklich nicht die ganze Zeit mit einem Tuch um die Brust rumlaufen“, erwiderte Mike zufrieden, dass ihre Schwester ihr zustimmte.
„Euch verbindet etwas, das verstehe ich. Aber lass es nicht so nah an dich rankommen, du bist sehr anfällig für das gerade“, entschied Mylie und Mika zog ihren frischgekauften Koffer von ihrem Bett.
„Ja, ich werd' aufpassen, versprochen. Ich weiß nicht, ob ich wiederkomme, bevor du nach New York zurückgehst, aber ich komm' dich an der Uni mal besuchen, versprochen“, erkannte sie.
„Aber meld’ dich vorher an, jetzt wo ich wieder auf dem Markt bin, such’ ich mir einen zukünftigen Bill Gates, der mich reich machen kann“, schmunzelte Mylie.
„Du stehst auf Streber?“, wunderte sich Mika.
„Oh Gott nein, ich steh’ auf Geld und die Streber verdienen später mal das Meiste davon, glaub' mir. Ich hoffe, du kannst deinem Ex helfen, das zu überstehen“, bemerkte Mylie und umarmte ihre große Schwester.
„Das hoff’ ich auch. Bringst du mich zum Flughafen, Dad arbeitet noch und Mum ist bei Tante Amy heute“, bat sie und Mylie nickte. Sie blieb am Flughafen, bis ihre große Schwester in den Flieger gestiegen war. Mylie hatte nur vorgegeben, zufrieden damit zu sein, was ihre Schwester machte, insgeheim war sie sehr besorgt um sie.
 
 
Mika war müde, aber die Sorge um Sheldon hielt sie den ganzen Flug über wach. Sie trug einen Rollkragenpullover und schwarze Jeans. Es war heiß in Sacramento und sie schwitzte ziemlich. Sie zog ihre Jacke aus und legte sie auf den Koffer, während sie auf ihr Taxi wartete. Das Taxi fuhr vor und sie stieg ein.
„Sutter Medical Krankenhaus“, bemerkte sie und der Taxifahrer fuhr los.
Mit flauem Gefühl in der Magengrube kam sie im Krankenhaus an.
„Ich möchte zu Clarence Henderson“, bemerkte Mika müde und rieb ihre Augen.
„Das tut mir leid, Mr. Henderson ist heute Morgen verstorben“, erwiderte die Schwester an der Rezeption.
„Wirklich? Das ist eine traurige Nachricht. Sind seine Angehörigen noch bei ihm?“, fragte Mika betrübt.
„Ja, die sind noch bei ihm, Zimmer 123“, erwiderte die Schwester.
„Danke“, erkannte Mika und ging schwermütig zu dem besagten Zimmer.
Sheldon saß in einem Eck des Raums, das Gesicht in den Händen vergraben.
„Sheldon?“, fragte Mika vorsichtig. Sheldon sah nicht auf. Langsam ging sie auf ihn zu und umarmte ihn liebevoll. Sheldon hatte stark verweinte Augen. Er brachte keinen Ton heraus, doch sie fühlte, wie froh er war, dass sie jetzt bei ihm war. Mrs. Henderson starrte Mika die ganze Zeit an, während sie Sheldons Hand haltend, ihr gegenüber saß.
„Sie sind also Meredith?“, fragte Mrs. Henderson plötzlich.
„Ja, das bin ich“, erwiderte Mika fast lautlos.
„Könnten Sie uns noch einen Kaffee bringen?“, fragte Mrs. Henderson.
„Sicher, ich werde schnell einen richtigen Kaffee holen. Dieser Kaffee aus dem Automaten ist sicher furchtbar“, erkannte Mika und versuchte aufzustehen. Aber Sheldon hielt sie fest.
„Bitte lass mich nicht allein“, erkannte er. Er hatte die ganze Zeit, während sie da war keinen Ton gesagt und auch jetzt klang seine Stimme sehr schwach.
„Komm' mit, du brauchst etwas frische Luft. Wir sind gleich wieder da, Madam“, erkannte Mika und führte ihn nach draußen.
„Es ist so furchtbar hell hier draußen“, erkannte Sheldon, als sie aus dem Krankenhaus gingen.
„Du hast die ganze Nacht an seinem Bett gesessen, oder?“, fragte Mika.
„Meine Mutter hat mich ständig angerufen, ständig hatte ich was Besseres zu tun, diese verdammte Hochzeit, ich hab' eine Woche meines Lebens für diesen Blödsinn verschwendet, anstatt sie mit meinem todkranken Vater zu verbringen“, erwiderte Sheldon, der vollkommen benommen war.
„Mach’ dir keine Vorwürfe, das war deine Arbeit“, erwiderte Mika liebevoll.
„Ich will nicht mehr fotografieren, das hat doch alles keinen Sinn mehr“, erwiderte Sheldon.
„Nein, sag’ das nicht, du bist ein toller Fotograf und dein Vater würde wollen, dass du sein Erbe weiterführst“, entschied Mika.
„Das hat er auch gesagt, aber ich bin es müde, müde zu reisen, müde zu suchen, ich möchte ankommen und bleiben“, erwiderte er.
„Für den Moment bin ich dein Hafen, bei mir bist du angekommen“, entgegnete Mika.
„Nichts für Ungut, aber du redest absoluten Blödsinn gerade“, erwiderte Sheldon.
„Tschuldige, bin ziemlich müde. Du siehst aber auch nicht besser aus. Hast du heut’ Nacht geschlafen?“, fragte Mika und fuhr mit der Hand über sein Gesicht.
„Er ist heute Morgen halb vier von uns gegangen, ich war die ganze Zeit bei ihm. Ich hätte mich so gern von ihm verabschiedet, aber er ist nicht mehr wach geworden“, erwiderte er wieder den Tränen nahe.
„Das glaub' ich dir, es tut mir so leid für dich. Hier, wir sind da, setz’ dich da hin, ich hol’ den Kaffee“, bat Mika und Sheldon setzte sich müde auf einen Stuhl an der Tür des Kaffeeladens, während sie drei Kaffee holte. Sie war so müde zu dem Zeitpunkt, aber für ihn musste sie das abschütteln und weitermachen.
„Wie hast du gewusst, wie ich meinen Kaffee mag?“, fragte Sheldon plötzlich, als er seinen Kaffee ausgetrunken hatte. Sie hatten seinen Vater weggebracht, seine Mutter war mit ihnen gegangen, um alles Weitere zu klären.
„Das ist nur Kaffee ohne alles gewesen, Schätzchen, ich hab' keine Ahnung, wie du ihn trinkst“, entgegnete sie.
„Ah“, entschied er und senkte seinen Kopf wieder.
„Du solltest schlafen, so nützt du deiner Mutter gar nichts“, erkannte sie fast bittend.
„Ich kann nicht schlafen“, entschied er, aber man merkte, dass er fast nicht wach bleiben konnte.
„Komm' ich bin auch müde, lass uns ein paar Stunden Schlafen gehen“, bat sie und wortlos ging er mit ihr mit.
 
Als sie aufwachte, war sie genauso müde, wie sie vorher ins Bett gegangen war. Sie tastete nach ihm. Er war nicht da. Plötzlich war sie hellwach.
Sie setzte sich auf. Er saß in einem Eck, eine Flasche Whiskey in der Hand und starrte auf den Boden.
„Sheldon?“, fragte sie vorsichtig und rutschte aus dem Bett, um zu ihm zu gehen.
Die Whiskeyflasche purzelte mit einem Klirren auf dem Boden.
„Sheldon, bist du betrunken?“, fragte sie und zog seinen Kopf hoch. Er war nicht ansprechbar.
„Verdammt, hast du das alles getrunken? Ich bin zu müde für diesen Scheiß. Wach auf, du Idiot“, erwiderte sie und tätschelte sein Gesicht, während sie den Notruf wählte.
 
Sheldon wurde an diesem frühen Morgen der Magen ausgepumpt. Er hatte einen gefährlich hohen Alkoholspiegel gehabt, aber sie konnten ihn retten. In ihrer Schlafanzughose und T-Shirt saß Mika am späten Vormittag neben seinem Bett und wartete darauf, dass er erwachte. Sie wollte so gern schlafen, aber die Angst um ihren Freund hielt sie wach.
Als sie gerade einnickte, zog Sheldon an seiner Hand, die sie festhielt.
„Wasser“, hauchte Sheldon benommen.
„Endlich wachst du auf, wir haben uns so Sorgen um dich gemacht“, erwiderte ihre Mutter, die mit einem Kaffee in der Hand ins Krankenzimmer kam.
„Mum? Wo bin ich?“, fragte Sheldon benommen.
„Im Krankenhaus. Sie haben dir den Magen ausgepumpt“, erwiderte Mika sanft.
„Der Whiskey? Es tut mir leid, ich konnte einfach nicht aufhören zu trinken. Ich war schlaflos und dann bin ich so rumgefahren und irgendwie in diesem Alkoholladen gelandet, dann hab' ich diese Whiskeymarke gesehen, die Dad immer so gern getrunken hat, ich weiß, total blöd, das weiß ich jetzt auch“, bemerkte er erklärend.
„Ja, das war extrem blöd. Glaubst du, ich will dich auch noch verlieren? Ich hab' doch nur noch dich“, erwiderte seine Mutter schimpfend.
„Ich wollte mich nicht umbringen, Mum“, erwiderte er weinerlich.
„Das sah aber danach aus. Du hast doch so eine wunderschöne Freundin, warum freust du dich nicht, dass sie bei dir ist?“, munterte seine Mutter ihn auf.
„Mika, du bist gekommen“, bemerkte Sheldon und sah sie das erste Mal richtig an. Damit machte er deutlich, dass er nun endlich realisierte, dass sie da war.
„Ja, natürlich bin ich gekommen. Du brauchst mich jetzt. Wie geht’s deinem Kopf?“, fragte Mika.
„Oh, frag’ mich nicht, Dad hat zwar immer gesagt, so ein Glas Whiskey hilft gegen Kummer, hab's wohl etwas übertrieben“, erwiderte er und fing an zu kichern.
„Warum lachst du jetzt?“, fragte seine Mutter verärgert.
„Er hat sicher noch ein paar Promille zu viel im Blut, lassen Sie ihn einfach noch Mal schlafen“, bemerkte Mika.
„Da haben Sie Recht, Miss Falks, er hat noch ziemlich viel getankt. Er meint das sicher nicht böse. Nettes Outfit, Gucci?“, fragte der Arzt cool, der zu ihnen kam.
„Oh toll, noch so jemand mit Humor. Was starren Sie mich so an?“, fragte Mika verwirrt.
„Irgendwoher kenn ich Sie“, erwiderte der Arzt.
„Ich war mal Countrysängerin, vielleicht deswegen?“, fragte sie.
„Nein, bin allgemein Countryhasser. Es ist irgendwas anderes“, erwiderte der Arzt.
„Sie haben die letzte Ausgabe vom National Geographic gelesen?“, half Sheldon ihm auf die Sprünge.
„Ja, gestern Abend in meiner Nachtschicht, ja, Sie sehen einer der Frauen auf den Bildern ähnlich“, erwiderte der Arzt.
„Danke, Schätzchen“, erkannte Mika etwas beschämt.
„Ja, Sie sind die stillende Frau. Ich wusste doch, die Dinger sind nicht echt, ich hab' mich mit einer Kollegin darüber unterhalten, Sie haben an Umfang ja ziemlich verloren“, erwiderte der Arzt cool.
„Ja, lange Geschichte. Bitte waren Sie Haltung, ich bin hier nicht allein“, bat sie um Respekt.
„Ja, natürlich, verzeihen Sie. Ich wollte nur Mr. Henderson untersuchen und ihm einen neuen Tropf anlegen“, entschuldigte sich der Arzt und ging an Sheldon heran.
„Sie flirten mit meiner Freundin, Doc, dafür könnte ich Sie schlagen“, erkannte Sheldon und tätschelte das Gesicht des Arztes, der sich zu ihm runter gebeugt hatte.
„Ja, ja, die Kochsalzlösung wird ihnen vermutlich sehr gut tun. Er ist über den Berg, Miss Falks, gehen Sie nach Hause, ziehen Sie sich um, Mrs. Henderson, könnten Sie uns vielleicht auch kurz allein lassen?“, fragte der Arzt und die Frauen verließen den Raum.
 
Am nächsten Tag konnte er entlassen werden. Noch rechtzeitig, um die Beerdigung vorzubereiten.
„Soll es einen Leichenschmaus nach der Beerdigung geben?“, fragte Mika, als sie mit Sheldon auf dem Hotelzimmerbett saß und plante.
„Ich mag das Wort nicht, das ist nicht taktvoll“, entschied er abwesend. Er war leichenblass und musste sich immer noch regelmäßig übergeben.
„Ja, mir auch nicht. Also, gibt es ein Essen nach der Beerdigung?“, fragte sie mitfühlend.
„Meine Mutter will eins machen, doch ich glaub' ich ertrag’ meine ganze Verwandtschaft gerade nicht“, entschied er.
„Ich bin bei dir, Schätzchen und alle würden es verstehen, wenn du nicht lange bleibst“, erwiderte sie hilfsbereit.
„Ja, da hast du vermutlich Recht. Nur schade, dass mir der Arzt Alkohol für die nächsten Wochen verboten hat“, konterte er trocken und sie sah ihn an.
„Das ist nicht witzig“, entschied sie.
„Das sollte auch nicht witzig sein, du kennst meine Verwandten nicht“, entschied er.
„Werde ich sie kennen lernen?“, fragte sie hoffend.
„Natürlich wirst du das, Schätzchen, ohne dich steh’ ich das nicht durch“, erkannte er und sie legte ihren Kopf auf seinen Schoß.
„Es war wohl Schicksal, dass ich dich kennen gelernt habe, denn du bist die Person, die mir da durchhelfen soll“, erkannte er und fuhr durch ihr Haar.
„Du solltest auch für mich da sein, es ist zwar schwer, hier wieder neu anzufangen, aber ich musste zurückkehren, das war das einzig richtige. Was wäre, wenn mein Vater krank geworden wäre? Ich hätte es nicht mitbekommen“, überlegte sie laut.
„Das ist eigentlich das Schlimmste daran, meine Mutter hat mir keinen Moment vorgehalten, dass ich nicht da war, sie hatte einen Schwiegervater gehabt, der nie da war, und einen Mann der die Geburt seines einzigen Sohnes verpasst hat. Ich will nicht so sein, ich will jetzt mit meiner Mutter zusammen sein, sie unterstützen, ich werde nach Sacramento ziehen“, erkannte er plötzlich.
„Ah, verstehe“, erwiderte sie und setzte sich wieder auf.
„Ja, ich weiß, ich hab' dir was anderes versprochen, aber jetzt hat sich alles verändert“, entgegnete er entschuldigend.
„Ich kann auch hier in Sacramento wieder zur Schule gehen und dann aufs College“, entschied sie.
„Du willst auch hierher ziehen?“, fragte er überrascht.
„Ja, hier ist es eh viel wärmer, ich hab' mich so an die Wärme gewöhnt, es gefällt mir hier“, entschied sie.
„Du wärst 10.000 Meilen entfernt von deiner Familie“, erwiderte er.
„Das ist näher, als ich es vorher war. Ich möchte dich nicht mehr verlassen“, entgegnete sie und kuschelte sich an ihn.
„Das ist schön, ich möchte jetzt auch nicht allein sein. Wie sagst du das jetzt deinen Eltern?“, fragte er und sie küsste ihn sanft.
„Die werden das verstehen, bin auch alt genug meine eigenen Entscheidungen zu treffen. Ich hab' eh fast alles was ich besitze in meinem Koffer dabei. Momentan wohne ich eh nur zu Besuch, richtig zu Hause fühl’ ich mich dort eh nicht mehr. Ich werd' was zu essen holen, schlaf’ noch etwas, willst du was Chinesisches?“, fragte sie und löste sich von ihm.
„Sicher, muss mich ja eh schon übergeben“, schmunzelte er.
„Also nicht Chinesisch?“, fragte sie verwundert.
„Ne Hühnersuppe wär’ mir lieber“, entschied er.
„Ja, Hühnersuppe ist gebongt. Schlaf bitte“, bat sie, nahm ihre Tasche und ging los, um Essen zu holen. Als sie zurückkam, war er endlich eingeschlafen.

Zweiundzwanzigstes Kapitel


Es war ein verhangener, regnerischer Tag, als Clarence Henderson beerdigt wurde. In der Kirche saß Mika mit gesenktem Blick und in einem hübschen schwarzen Kleid mit Spitze, was sie sich noch gekauft hatte, neben Sheldon und hielte seine Hand fest.
„Wir allen kannten Clarence als liebevollen Vater und hervorragenden Fotografen. Heute sind wir hier mit seiner Familie, mit seinen Freunden und Bewunderern. Er hinterlässt uns wunderschöne Bilder aus verschiedenen Ländern, seine Arbeit wird fortgesetzt von seinem Sohn, denn die Kunst muss weiterleben, um ihn unsterblich zu machen“, sprach der Priester. Mika sah zu Sheldon auf. Er weinte ganz offen, aber ganz still.
„Möchte jemand aus der Familie noch etwas sagen?“, fragte der Priester und ruckartig stand Sheldon auf. Mika ließ seine Hand los und sah ihm zu, wie er den Weg auf die Kanzel ging.
„Hallo, ich bin Sheldon Henderson, Clarences einziger Sohn, zumindest soweit ich weiß“, begann Sheldon seine Rede mit einem Scherz und schnäuzte in ein Taschentuch, um seine Rede beginnen zu können. Er sprach mit brüchiger Stimme, aber seine Worte waren voller Liebe und Zuversicht. Er sprach nicht lange, aber seine Worte hatten etwas Bedeutendes an sich. Sie ging auf ihn zu und umarmte ihn, als er fertig war.
„Das ist meine Muse Mika. Sie wird wieder einen Menschen in unsere Familie bringen“, stellte Sheldon, Mika der Gemeinde vor.
 
„Danke, dass du mich vorgestellt hast und so, aber wie du das gemacht hast, war das echt missverständlich“, erkannte Mika, als sie nach dem Leichenschmaus im Wohnzimmer seiner Mutter auf seinem Schoß in einem Sessel saß.
„Wie meinst du das?“, fragte er verwundert und sie machte eine Handbewegung, die einen gewölbten Bauch simulierte.
„Ja, das war wirklich nicht so passend gewählt. Wie viele Verwandte haben dich danach gefragt?“, fragte Sheldon.
„Sechs, darunter auch deine Mutter. Das kannst du ihnen später erklären. Willst du noch was essen?“, fragte sie.
„Nein, danke, mir ist immer noch übel. Hast du schon was gegessen?“, fragte er.
„Da bin ich bis jetzt nicht dazu gekommen“, erwiderte sie.
„Dann hol’ dir was, dein Magen knurrt schon länger. Ich komm' für die zwei Minuten klar“, versprach er und sie stand auf und ging an das kleine Buffet was sie zuvor zusammen mit Sheldons Mutter aufgebaut hatte.
„Der Kirschkuchen ist lecker“, erwiderte sie, als sie später neben ihm die Ausbeute des Büfetts aß.
„Den hat meine Schwester gebacken. Du isst wohl schon für zwei, was?“, fragte Mrs. Henderson, die sich neben sie setzte.
„Sie ist nicht schwanger, Mum“, entgegnete Sheldon, der aus dem Fenster starrte.
„Du hast es doch vorhin gesagt“, wunderte sich Mrs. Henderson.
„Das war ein Versprecher“, entgegnete er, ohne seine Mutter anzusehen.
„Ah, dann entschuldige, Kleines“, erkannte Mrs. Henderson.
„Hätte ja sein können, kein Problem. Wie geht es Ihnen?“, fragte Mika.
„Ich bin Nancia für dich“, bat Mrs. Henderson.
„Vielen Dank, ich bin Meredith“, erkannte Mika erfreut.
 
Als das Zusammentreffen zu Ende war, räumte Mika mit Mrs. Henderson das Buffet ab.
„Ich werde mir eine kleine Wohnung nehmen, dieses Haus ist zu groß für mich alleine“, bemerkte Mrs. Henderson plötzlich.
„Du willst dieses Haus verkaufen?“, fragte Sheldon überrascht.
„Nein, eigentlich will ich es dir geben, deiner Freundin und dir“, erkannte Mrs. Henderson und vor lauter Schreck ließ Mika einen Teller fallen.
„Du willst uns ein Haus schenken?“, fragte Mika stotternd.
„Ja, wieso nicht? Ihr wolltet doch hierher ziehen, spart das Geld für die Miete und zieht hier ein“, schlug Mrs. Henderson vor.
„Das müssen wir noch miteinander besprechen, Mum“, erklärte Sheldon, der sich etwas überrumpelt fühlte.
„Sicher, ist ja nicht gleich für morgen, ich hatte nur so ne Idee“, entschied seine Mutter.
„Das ist wirklich nett, Nancia“, erkannte Mika und hob den Teller auf, den sie runtergefallen lassen hatte.
 
Den ganzen Abend über schwieg Mika. Sheldon war noch so von seiner Trauer überwältigt, dass er das gar nicht merkte. Sie bekam Angst, sie konnte sich schon als Hausfrau sehen, die auf drei Kinder aufpasste und nebenbei das Essen machte. Als Sheldon eingeschlafen war, packte sie ihre Sachen und verschwand. Sie musste weg, sie wusste nicht wohin, aber dort konnte sie nicht bleiben.
 
Ihr Handy summte auf dem Tisch des Flughafens, an dem sie saß und einen Kaffee trank. Sie hatte es nur bis zum Flughafen geschafft, sie hatte nicht Mal ein Ticket gekauft, sie konnte ihn doch nicht einfach verlassen, aber sie konnte im Moment auch nicht neben ihm liegen. Sie nahm das Handy auf. Es war Sheldon.
„Wollen Sie nicht drangehen?“, fragte eine Frau, die neben ihr auf der Bank saß.
„Im Moment nicht, nein“, entschied sie und legte das Handy wieder auf den Tisch zurück. In dem Moment hörte es auf zu klingeln.
„Sie sollten drangehen“, erwiderte die Frau.
„Ach, sollte ich?“, entschied sie müde.
„Sie ignorieren seinen Anruf schon seit ner Weile, was hat er denn so Schlimmes gemacht?“, fragte die Frau neugierig.
„Er hat nichts gemacht, ich hab' was gemacht. Seine Mutter will uns ihr Haus schenken, ich kenn’ den Kerl weniger als 2 Monate. Das geht doch nicht“, erkannte sie nachdenklich.
„Armes Ding, ich hab' selbst so eine nervige Schwiegermutter. Reden Sie mit ihm, wegrennen ist keine Lösung“, erwiderte die Frau.
„Ich kann doch nicht einfach zurückkommen, was soll ich ihm sagen?“, fragte sie hilfesuchend.
„Das wird ihnen auf dem Rückweg schon einfallen. Wo wollen Sie sonst hingehen?“, fragte die Frau.
„Danke für Ihre Hilfe“, stand Mika auf.
„Immer wieder gern. Ich bin übrigens Isolde, ich bin als Touristin hier, ich komme aus Deutschland. Kommen Sie aus dieser Stadt?“, fragte Isolde.
„Nein, ich komm' aus nem anderem Teil des Landes, aber mein Freund wohnt hier. Wenn er jetzt noch mein Freund ist“, erwiderte sie und nahm ihre Tasche auf die Schulter.
„Das wird schon wieder, solang sie zu ihm zurückgehen. Es wird sich alles regeln“, erkannte Isolde.
„Danke, das ist wirklich nett von Ihnen. Ich geh' dann Mal“, erkannte Mika nachdenklich und ging schlendernd aus der Flughafenhalle.
 
20 Minuten später klopfte sie mit verschwitzten Händen an Sheldons Hotelzimmertür.
„Da bist du ja, ich hab' versucht dich anzurufen, mindestens zwei Dutzend Mal“, erwiderte Sheldon, der verschlafen und beunruhigt aussah.
„Es tut mir leid, es tut mir so leid“, erkannte sie schwer entschuldigend.
„Ich bin aufgewacht und du warst nicht da, ich hatte Angst um dich“, entgegnete er und drückte sie fest an sich.
„Ich hab' Panik bekommen, das war so blöde“, erwiderte sie und kuschelte sich an ihn.
„Ich vergess’ immer, dass du gerade sehr zerbrechlich bist, ich hab' mich gestern nicht um dich gekümmert, es ist halt alles so schwer für mich“, erwiderte er erklärend.
„Das ist schon in Ordnung, ich hätte nicht gehen sollen. Das war kindisch und hirnlos“, entgegnete sie.
„Ist schon okay, ich konnte eh nicht gut schlafen“, entschied er tonlos.
„Bitte sei sauer auf mich, ich will, dass du Emotionen zeigst“, bat sie, weil sie seine Lethargie ängstigte.
Wortlos nahm Sheldon die Lampe auf dem Tisch und warf sie gegen die Wand.
„Das war keine Emotion, das war Sachbeschädigung, Schätzchen“, entschied sie leicht erschreckt.
„Das hat aber verdammt gut getan“, entschied er schnaubend.
„Ja, es ist ein Anfang. Aber das nächste Mal lässt du deine Emotionen in unserem Haus aus, okay?“, bat sie und er sah sie verwundert an.
„Unser Haus? Du willst also in das Haus ziehen?“, fragte er erfreut.
„Ja, das will ich. Ich wollte schon immer ein Haus besitzen, aber ich will es trotzdem langsam angehen, kannst du das verstehen?“, fragte sie.
„Du meinst so was wie eine Wohngemeinschaft?“, fragte er.
„Ja, ist das okay?“
„Ja, das ist wirklich total okay, wir sollten es langsam angehen, wir können auch erst mal getrennt schlafen, bis du dich an die Situation gewöhnt hast“, schlug er vor.
„Das würdest du wirklich für mich tun?“, fragte sie erfreut.
„Sicher, ich mag dich sehr gern und würde alles tun, dass du bei mir bleibst“, entschied er und sie begann ihn leidenschaftlich zu küssen. An diesem Morgen schlief sie das zweite Mal mit ihm, doch diesmal war es wunderschön und er konnte sie auch überall anfassen, ohne dass sie Schmerzen verspürte.
 
„Man, ich wollte tatsächlich das gegen ein Leben bei meinen Eltern tauschen, Gott sei Dank war ich dazu nicht fähig“, erwiderte sie geschafft, als sie nur in eine Decke gewickelt in seinen Armen lag.
„Das wär’ echt eine Schande gewesen. Übrigens nette Unterwäsche“, schmunzelte er.
„Danke, hat mir meine Schwester geschenkt. Ich hatte die erste Zeit Probleme mit ihr, aber jetzt verstehen wir uns echt gut. Darf ich sie in ihren nächsten Semesterferien mal zu uns einladen?“, fragte sie planend.
„Klar, ich will deine Schwestern gern kennen lernen, du kannst jeden einladen den du willst, wir sehen das doch erst mal als WG, so lang kennen wir uns dann ja auch nicht“, erkannte er.
„Ich hätte echt früher mit dir darüber reden müssen, dann hätte ich mir die nächtliche Fahrt zum Flughafen sparen können“, erkannte sie.
„Ja, hättest du wirklich. Was machen wir jetzt mit der Lampe?“, fragte er, als er die zertrümmerte Lampe auf dem Boden betrachtete.
„Sie ist uns runtergefallen?“, fragte sie und grinste.
„Ja, klar, waagrecht. Für so was hab' ich meine American Express. Musst du auch grad’ an Shannon und Glenn denken?“, fragte Sheldon und spielte mit Mikas Hand.
„Ehrlich gesagt nicht, wieso tust du es gerade in der Situation?“, fragte sie etwas verwirrt.
„Weiß auch nicht, vielleicht liegen die beiden jetzt auch Arm in Arm im Bett“, überlegte er laut.
„Das glaub' ich weniger, ich denke eher, sie ist wieder allein, weil er zurück nach Dublin ist“, erkannte sie.
„Denkst du wirklich?“
„Ja schon, er ist einfach nicht die Person, die so einfach im Dschungel lebt“, dachte sie laut.
„Das hast du von dir sicher auch nicht gedacht, als du damals in den Dschungel gegangen bist“, erwiderte er.
„Ich bin ja auch geflüchtet, er arbeitet nur da“, erkannte sie.
„Das werden wir wohl nie erfahren“, entgegnete er.
„Ich werde eines Tages dahin zurückgehen, es war jetzt lange Zeit meine Heimat“, bemerkte sie.
„Du willst wieder im Urwald leben?“, fragte Sheldon verwundert.
„Nein, nicht wirklich, aber ich werde irgendwann wieder nach dem Rechten sehen, sehen ob die Kinder das Säuglingsalter überlebt haben und so“, erwiderte sie.
„Das ist eine gute Idee, dann werde ich mit dir kommen. Also, bereit für Runde zwei?“, fragte er keck.
„Eigentlich sehr gern, aber ich bin in einer Stunde mit deiner Mutter verabredet!“, erwiderte sie und schlüpfte aus dem Bett.
„Nicht dein Ernst, du ziehst meine Mutter mir vor?“, fragte er gespielt enttäuscht.
„Wenn ich wirklich hier bleiben will, muss ich mich mit ihr gut stellen“, entschied sie und zog sich an.
„Was soll ich solang machen?“, fragte er.
„Etwas schlafen, wär nicht schlecht, du siehst erschöpft aus“, erkannte sie.
„Du hast mich ja auch wach gehalten“, erkannte er grinsend.
„Tja, ich hab' halt viele versteckte Talente. Nein, im Ernst, schlaf’ dich mal richtig aus, ich bin den ganzen Tag bei ihr, du hast also genügend Zeit dazu. Ich ruf’ dich an, wenn es später wird“, entgegnete sie, nahm ihre Tasche und verschwand.
 
Es wurde schon dunkel, als sie zurückkam. Er saß auf dem Bett und arbeitete am Laptop. Um ihn herum lagen jede Menge Bilder.
„Hey, was machst du da?“, begrüßte sie ihn verwundert und küsste ihn zur Begrüßung.
„Shannon hat immer gesagt, ich sollte meine Geschichten aufschreiben, statt sie andauernd zu erzählen und das tue ich jetzt“, erwiderte er in Gedanken versunken.
„Das ist toll, das solltest du wirklich machen. Ich würd’ das Buch kaufen“, erwiderte sie und stand wieder von ihrem Kniestand auf.
„Ich werde das Buch nicht wirklich schreiben, aber ich hab' einen Freund, der Autor ist, der soll das verfassen und ich arbeite nur als Ghostwriter. Ja, hatte viel Zeit zum Nachdenken heute, aber es hat mir gut getan. Und du? Hattest du Spaß mit meiner Mutter?“, fragte er und tat die Bilder zur Seite, dass sie sich hinsetzen konnte.
„Ja, sie ist wirklich eine interessante Frau. Wusstest du, dass deine Mutter Country-Sängerin war?“, fragte sie erzählend.
„Ja, so wie du!“
„Meine Mutter war es auch, die beiden hätten sich sicher viel zu erzählen. Meine Mutter hat mich übrigens heut drei Mal angerufen, sie kann nicht verstehen, warum ich hier bleibe, ich denke, wir müssen in nächster Zeit mal zu mir fahren und es ihr erklären“, entgegnete sie.
„Das können wir machen, ist es okay, wenn wir schon morgen im Haus einziehen, ich meine dann müssten wir das Hotel nicht mehr bezahlen und ich muss eh nach Salem um einige Sachen zu erledigen und bei meiner Mutter bist du nicht so allein“, erkannte er.
„Ich möchte mitkommen und deine Firma sehen, ist das okay?“, fragte sie hoffend.
„Sicher, Prank freut sich sicher, dich wieder zu sehen“, erkannte er und sie grinste breit.
„Ich freu’ mich auch, ich will mich eh noch bei ihm entschuldigen. Hab' mich etwas unfair vrehalten ihm gegenüber“, entschied sie.
„Der arme Kerl kriegt nur ständig alles ab, er tut mir irgendwie leid. Er war vor kurzem im Krankenhaus wegen Unterkühlung, aber daran ist er schon selbst schuld, wer zieht auch nur ne Lederjacke zu ner Observation an“, bemerkte Sheldon etwas schadenfroh.
„Vielleicht hat er keine warme Jacke“, entgegnete sie schlussfolgernd.
„Ich sollte ihm wirklich eine kaufen, obwohl es langsam wärmer wird, denke ich“, erwiderte er.
„Kauf’ ihm trotzdem eine, Er kann sie immer noch gebrauchen. Wir sollten ihm eine aussuchen und mitbringen, er würde sich freuen. Ich beteilige mich auch mit der Hälfte, das ist das Mindeste, was ich für ihn tun kann“, schlug sie vor.
„Das wäre wirklich nett, wir werden morgen gleich in einen Laden gehen und eine kaufen und dann nach Salem fahren“, schlug er vor.
„Ja, das sollten wir tun“, entgegnete sie und kuschelte sich an ihn. Kurz danach waren die beiden Arm in Arm eingeschlafen.

Dreiundzwanzigstes Kapitel


Kurz vor Mittag am nächsten Morgen gingen die beiden Hand in Hand in eine Boutique um nach einer passenden Jacke für Prantis zu suchen.
„Was hältst du von der?“, fragte Mika und zog eine Jacke vom Ständer.
„Hm, auch gut“, erkannte er abwesend.
„Süßer, du musst mich schon etwas unterstützen, ich kenn’ ihn nicht, ich weiß nicht, worauf er steht“, erkannte sie.
„Ja, entschuldige, er ist der ausgefallene Typ, das Ding mit dem Pelz sieht gut aus“, erkannte er und zeigte auf eine Jacke.
„Steht Prank auf Frauen?“, fragte sie keck.
„Soweit ich weiß steht er auf Frauen!“
„Dann nichts mit Pelz. Hier ist ne bunte Jacke, die ist doch schön, oder?“, fragte sie.
„Ja, die würd’ ihm gefallen, wie viel kostet sie?“, fragte er und wendete sich zu ihr.
„60 Dollar, sie ist reduziert, kaufen wohl nicht viele bunte Jacken“, erwiderte sie.
„Dann nehmen wir sie. Du hasst das hier, oder?“, fragte sie erkennend und sah ihn an.
„Nein, es ist nett, dass du mich abzulenken versuchst, aber mein Dad ist erst eine Woche tot, es geht mir immer noch so viel im Kopf herum“, entgegnete er mit fragenden Augen.
„Ach Schätzchen, es tut mir alles so leid, ich würde dir so wünschen, dass du ihn noch mal gesprochen hättest, bevor er gestorben ist“, konterte sie mitfühlend.
„Ja, ich auch, er hat mir nie gesagt, dass er stolz auf mich ist, ich hätte es so gern gehört“, erwiderte er und ganz plötzlich brach er in Tränen aus. Sie drückte ihn an sich und vergrub sein Gesicht an ihre Brust, dass niemand sah, dass er weinte.
 
„Also, ich hab' zwei Flaschen Wasser, frei Frischkäsebagels für jeden für uns und eine große Tüte Kekse, glaubst du, dass reicht für die Reise?“, fragte Mika, als sie die Einkaufstüte und die Vorräte in Sheldons Wagen verstaute.
 
„Sonst gibt es auch Tankstellen, ich weiß, dass ist ne lange Reise, wir können auch irgendwo zwischendrin übernachten, ich kann es eh kaum erwarten, weiter zu schreiben, ich bin so voller Ideen gerade“, erwiderte er und stieg in den Wagen.
„Das ist wirklich schön, dass wird dir sicher helfen, das alles zu verarbeiten. Komm' ich in deinem Buch eigentlich auch vor?“, fragte sie und stieg auch ein.
„Natürlich, du bist meine Muse, deine Geschichte wird einen großen Teil des Buches ausmachen“, erkannte er mit einem Lächeln auf den Lippen.
„Du wirst aber nicht meinen wahren Namen benutzen, oder?“, entgegnete sie nervös.
„Natürlich nicht, Schätzchen, du hast immer noch Angst, oder?“, fragte er.
„Ich weiß, dass er tot ist und alles, aber das Gefühl ist immer noch da. Ich muss vermutlich erst mal sein Grab sehen, um es zu verstehen. Ich war noch nicht dort, bis jetzt“, entschied sie.
„Wir gehen zusammen dahin, wenn wir deine Schwestern besuchen, versprochen. So, können wir los?“, fragte er und sie nickte.
 
Sie kamen gut voran und kamen mitten in der Nacht in Salem an. Dort nahmen sie ein Hotelzimmer.
„Ich kann gar nicht verstehen, wie du ständig nur in Hotelzimmern gewohnt hast, hast du dir nie ein zu Hause gewünscht?“, fragte sie, als sie ins Hotelzimmer kamen.
„Ich hab' mir jedes Hotelzimmer zum Zuhause gemacht, denn man ist da zu Hause, wo man sich zu Hause fühlt“, erwiderte er.
„Red’ dir das bloß ein, das ist doch traurig. Wie stellst du dir das eigentlich vor? Willst du wieder monatelang weg sein?“, fragte sie und setzte sich aufs Hotelbett.
„Nein, ich will in der Nähe meiner Mutter und natürlich auch in der Nähe von dir sein, deshalb zieh’ ich mich in den nächsten Monaten zurück und schreib mein Buch. Prantis hat sich seine Beförderung verdient, er macht sogar unter Druck klasse Fotos, er kann meine Aufträge für die nächsten Monate machen. Da kann er die Jacke gut gebrauchen, ich hab' einen Auftrag in Sibirien angenommen, so ein reicher Millionär will Fotos von seinen zahlreichen Anwesen, der wird echt frieren“, erklärte er etwas schadenfroh.
„In Sibirien ist es im Frühling oft genauso warm, wie hier“, erkannte Mika und zog ihre Schuhe aus. Er sah sie verwundert an.
„Was? Auch wenn ich ne Countrysängerin ohne Schulabschluss bin, hab' ich doch den Discovery Kanal“, erwiderte sie und grinste.
„Willst du deinen Abschluss noch machen?“, fragte er.
„Ja, den brauch’ ich wohl, wenn ich Sozialarbeit studieren will“, entschied sie.
„Sozialarbeit? Das ist toll, sehr erfüllend“, erkannte er.
„Du willst nicht, dass ich studiere, oder?“, fragte sie kritisch.
„Natürlich will ich das, du kannst doch alles machen, was du willst“, erwiderte er verwundert.
„Ja, entschuldige, ich glaub' dir. Mir geht gerade nur so viel im Kopf herum. Meiner Schwester wird es nicht gefallen, dass ich sie schon wieder verlasse, ich hab' ihr eigentlich versprochen, jetzt bei ihr zu bleiben“, erkannte sie nachdenklich.
„Hast du wieder Zweifel?“, fragte er und setzte sich neben sie.
„Schon etwas, ich hab' meine Familie gerade erst wiederbekommen“, entschied sie und senkte ihren Blick.
„Wir können das auch auf später verschieben, ich kann dorthin ziehen und du kommst nach, wenn du bereit dazu bist“, entschied er überlegend.
„Nein, ich will mit dir zusammen sein, für immer und ewig und ich kann mir nicht vorstellen, ohne dich zu sein“, bemerkte sie und legte ihren Kopf auf seinen Schoß.
„Wir kriegen das irgendwie hin, oder?“, fragte er hoffend.
„Das wird die Zukunft zeigen, im Moment genießen wir einfach, dass wir zusammen sind“, erwiderte sie und er beugte sich zur ihr runter und küsste sie sanft.
„Warum kann das alles nicht so einfach sein, wie im Dschungel, eine Familie gründen, Land anbauen, einfach mit dem Einfachsten glücklich sein“, erwiderte sie und er strich durch ihr Haar.
„Du hast Fernweh nach deiner Heimat, oder?“, fragte er und sie setzte sich wieder auf.
„Es ist seltsam, aber irgendwie schon. Aber ich werde nicht mehr zurückkehren, sonst würde ich vermutlich nicht zurückkommen, glaub' ich“, entschied sie.
„Ich hab' nicht gedacht, dass du so denkst“, erwiderte er etwas traurig.
„Ich werde hier nicht weggehen, das verspreche ich dir. Ich werde für immer bei dir bleiben“, erkannte sie. Er wollte ihr so sehr glauben, aber er konnte es nicht. Um den Abschied so leicht wie möglich zu machen, wollte er verschwinden, bevor sie aufwachte. Er hinterließ einen Brief, küsste ihre Stirn und verschwand in den dunklen, kühlen Morgen.

Vierundzwanzigstes Kapitel


Ausgeschlafen drehte sich Mika am nächsten Morgen zufrieden zur Seite. Doch der Platz neben ihr war leer.
„Sheldon, bist du im Badezimmer?“, rief sie, erhielt aber keine Antwort.
„Man, wo steckt der?“, fragte sie sich selbst und schlüpfte aus dem Bett. In dem Moment sah sie, dass seine Sachen weg waren.
Leicht geschockt setzte sie sich aufs Bett und dort fiel ihr der Brief in die Hände. Sie las ihn, schüttelte den Kopf, zog sich an und verließ das Hotelzimmer mit ihren Sachen.
 
Zur gleichen Zeit kam Sheldon in seinem Büro an. Er war tief in Gedanken und so übersah er fast die hübsche Blondine, die vor der Tür stand.
„Ignorieren kannst du mich so lang du willst, wir müssen trotzdem darüber reden“, entschied die Blondine und stieß sich von der Wand ab, an der sie gelehnt hatte.
„Candice?“, fragte er überrascht.
„Ja, Candice, du tourst hier in der Weltgeschichte herum und ich warte hier sehnsüchtig auf dich. Warum meldest du dich nicht mehr bei mir, sag mal?“, entschied sie und wollte ihn küssen, aber er blockte ab.
„Ich hab' Schluss gemacht, hast du das nicht kapiert?“, fragte er schroff.
„Äh nein, so einfach mach’ ich dir das nicht, wir sind noch nicht fertig miteinander“, entschied sie.
„Geh' einfach, bitte“, erwiderte er und schob sie zur Seite, um die Tür aufzumachen.
„Sag mir doch einfach, warum du Schluss machst“, erwiderte sie.
„Weil ich jemand anderen kennen gelernt habe und sie liebe, deshalb“, entschied er.
„Weiß sie, dass du offiziell noch mit mir zusammen bist?“, fragte Candice cool.
„Nein, bin ich nicht, du bist nur schwerer loszuwerden, als ich dachte“, erkannte er.
„Wie kann man nur so arrogant sein“, bemerkte sie und versuchte ihn zu küssen.
„Es ist aus, kapier’ das endlich“, erwiderte er und ging durch die Eingangstür. Sie ging ihm einfach hinterher.
„Sag nicht, dass ich wegen dir die Polizei rufen muss“, erwiderte er und drehte sich zu ihr um.
„Verhalt’ dich bitte nicht wie ein Fünfjähriger“, bat sie.
„Tu’ ich nicht, aber ich werde wirklich die Polizei rufen, wenn du jetzt nicht verschwindest“, bemerkte er.
„Mach’ mir erst mal nen Kaffee“, entschied sie penetrant.
„Meinetwegen, setz’ dich an meinen Schreibtisch, ich bring’ dir einen“, bemerkte er grummelig und während die hübsche Blondine in ihrem roten Kleid auf seinem Schreibtischstuhl Platz nahm, ging er in die Küche und machte Kaffee.
„Verrätst du mir, warum deine Ex in all ihrer Pracht auf deinem Stuhl sitzt?“, fragte Kent, der mampfend mit einer Schüssel Cornflakes in der Hand auf dem Küchentresen saß.
„Ach, frag’ mich nicht. Dir geht’s wohl zu gut, wenn ich nicht da bin, runter vom Tresen“, erwiderte Sheldon und Kent sprang vom Tresen.
„Sorry, Boss. Schon wieder mit einer Schluss gemacht?“, fragte Kent erkennend.
„Du arbeitest schon viel zu lang für mich, du kennst mich einfach zu gut“, erwiderte Sheldon genervt und machte den Kaffee an.
„Nein, so gut kenn’ ich dich auch nicht, nur dein Gesicht spricht Bände. Wer war sie?“, fragte Kent neugierig.
„Ach niemand, kennst du nicht“, entschied Sheldon und stellte zwei Tassen auf die Ablage.
„Sie hat dir viel bedeutet, oder?“, fragte Kent erkennend.
„Stell’ die Schale in die Maschine, wenn du fertig bist, ja?“, erwiderte Sheldon, schenkte den Kaffee ein und verschwand wieder.
„Renn’ nicht einfach weg, red’ mit mir“, bat Kent und ging hinter ihm her.
„Man, könnt’ ihr mich nicht alle in Ruhe lassen“, erwiderte er gereizt und knallte Candice den Kaffee hin.
„Du magst keine Gäste, oder?“, fragte Candice etwas erschreckt.
„Entschuldige, ich hab' letzte Woche meinen Vater beerdigt, ich bin etwas leicht reizbar“, erwiderte er entschuldigend.
„Dein Vater ist tot? Warum sagst du das nicht?“, fragte Kent.
„Äh, weil es dich nichts angeht, vielleicht? Wie lange hast du vor, hier zu bleiben, Can?“, fragte Sheldon.
„Es tut mir leid wegen deinem Vater“, bemerkte sie mitfühlend.
„Danke. Also?“
„Okay, ich gehe. Gibst du mir die Adresse deiner Mutter, ich will ihr Blumen schicken“, bat Candice.
„Netter Versuch, verschwinde einfach“, bat er erschöpft und sie drehte sich in Sharon Stone Manier im Drehstuhl, stand auf und verschwand.
„Okay, jetzt warst du angepisst genug, sie loszuwerden“, entschied Kent und grinste.
„Man, das nächste Mal, reiz mich bitte nicht mit Absicht“, erkannte Sheldon und gab Kent den Kaffee, den er noch in der Hand hielt.
 
„Werd's mir merken, danke. Also, wer war sie?“, fragte er erneut.
„Ich sag’s dir immer noch nicht“, entschied er trotzig und setzte sich auf seinen jetzt leeren Stuhl.
„Du verheimlichst mir doch sonst nichts“, wurde Kent neugierig.
„Dann fang’ ich jetzt damit an. Also, was hab' ich für Aufträge?“, erwiderte Sheldon und sah Kent an.
„Du hast dich ein paar Tage nicht gemeldet, ich dachte, du wolltest keine Aufträge in nächster Zeit“, erwiderte Kent.
„Das Denken überlässt du lieber mir, häng’ dich ans Telefon und besorg’ mir einen Auftrag“, entschied Sheldon.
„Wird gemacht, Boss“, erwiderte Kent kopfschüttelnd und hängte sich ans Telefon. Als sein Assistent Aufträge einholte, starrte Sheldon auf die Bilder von Mika an Kents Wand.
„Boss, hör’ auf mich anzustarren, das irritiert mich“, bat Kent, der ihn aus der Grüblerei riss.
„Tut mir leid, ich hab' nur nachgedacht, lass dich nicht stören“, bemerkte Sheldon und sah auf seinen Schreibtisch. In dem Moment kam ein Taxi vorgefahren und er sah wieder auf. Aus dem Taxi stieg Mika, die nicht glücklich aussah.
„Oh, verdammt“, fluchte er und kroch unter seinen Schreibtisch.
„Verrätst du mir, was du da machst, Boss?“, fragte Kent, als er aufgelegt hatte.
„Gar nichts, ich bin nicht da“, erwiderte er flüsternd.
„Wieder ne Ex?“, fragte Kent schadenfroh.
„Bitte sei ein braver Assistent und wimmle sie ab, ja?“, bat Sheldon.
„Du bist der Boss, Boss“, entgegnete Kent kopfschüttelnd und ließ ihn in Ruhe.
„Hi, ich möchte zu Sheldon, ist er hier?“, fragte Mika, Kent aufgebracht, als er in die Agentur kam.
„Nein, leider nicht“, erwiderte Kent schlecht lügend.
„Ah, Sie sollten echt besser lügen lernen“, entschied sie ungläubig, beugte sich über den Schreibtisch und zog Sheldon hervor.
„Du hast mich gesehen, als du angekommen bist, oder?“, fragte Sheldon beschämt.
„Jep, hab' ich. Kannst du mir verraten, was deine Nachricht sollte?“, fragte Mika und Sheldon setzte sich zurück auf den Schreibtischstuhl.
„Ich hab' dich freigegeben, das ist alles“, erwiderte er cool.
„Du hast den Schwanz eingezogen, von wegen freigegeben, es ist dir zu eng geworden, ganz einfach“, entschied sie verärgert.
„Du willst doch gar nicht hier sein, du bist in Gedanken doch wieder zurück im Dschungel“, bemerkte er trocken.
„Willst du wissen, woran ich denke, willst du wirklich wissen woran ich heute Morgen gedacht habe?“, fragte sie.
„Spuck’s aus“, erwiderte er.
„Ich hab' an dich gedacht, ich hab' die letzten Wochen immer nur an dich gedacht, du bist der Grund warum ich dort weg bin, du bist der Grund, warum ich hier bleiben will“, erwiderte sie.
„Wirklich?“, fragte er erfreut.
„Ja, wirklich, ich will bei dir bleiben, du Idiot“, erwiderte sie und er zog sie auf seinen Schoss, um sie leidenschaftlich zu küssen.
„Wenn ihr jetzt allein sein wollt, sagt es, dann mach’ ich noch mal ne Frühstückspause“, erwiderte Kent etwas irritiert.
„Entschuldige, Kent, das ist Meredith, meine Freundin, Meredith, das ist Kent, mein Assistent“, erwiderte Sheldon und Mika stieg von seinem Schoß.
„Hi, Sie sind also der nette Mann vom Telefon, der meine Anrufe ertragen musste“, entgegnete Mika und reichte ihm die Hand.
„Ja, der bin ich, sehr erfreut. Ich wollte Sie schon lang kennen lernen“, bemerkte Kent und Mika sah sich um. An seinem Schreibtisch hingen über ein Dutzend Bilder und Zeitungsartikel von ihr.
„Das ist irgendwie gruselig“, entschied sie.
„Verzeihen Sie, das sieht fast manisch aus, ich weiß, ist so ne Macke von mir. Ich häng’ sie ab, versprochen, Ihr Fall hat mich nur so furchtbar interessiert“, entschied er.
„Das merk’ ich, ich schick Ihnen mal nen Anständiges Foto von mir“, erwiderte sie schmunzelnd.
„Da würd’ ich mich drüber freuen. Also, ich hab' dir einen Auftrag in Miami aufgemacht, nächste Woche“, erkannte Kent.
„Danke, ich werd's mir aufschreiben. Ist Prank grad’ in der Gegend? Wir wollen ihm was geben“, erwiderte Sheldon.
„Du hast doch nicht gerade das tödliche „Wir“ verwendet, oder?“, fragte Kent.
„Doch, musst dich dran gewöhnen, das wird ne ganze Weile so bleiben“, erkannte Sheldon und umarmte Mikas Hüfte.
„Kotz! Prank ist bei seinem Dad und macht Urlaub auf dessen Sofa. Ich kann ihn ran pfeifen, soll ich?“, fragte Kent.
„Nein, ich werd' gleich bei ihm vorbei fahren, danke. Nimm dir auch etwas frei, du hast eh viel zu viel gearbeitet in letzter Zeit, flieg’ zu deiner Tante, die freut sich sicher, dich mal wieder zu sehen“, erwiderte Sheldon.
„Ich war seit zwei Jahren nicht mehr in England, ist das dein Ernst?“, fragte er überrascht.
„Sonst würd’ ich es ja nicht sagen“, erwiderte Sheldon und Kent grinste.
„Danke, du bist der Beste. Ich werd' sie gleich anrufen“, bemerkte Kent erfreut und griff zum Telefon.
„Das war nett von dir“, erkannte Mika und setzte sich wieder auf Sheldons Schoß.
„Ich weiß, er hat es verdient. Er macht einen tollen Job, schade, dass er keine Ausbildung im Fotografie-Bereich hat, sonst würd’ ich ihm mehr Aufgaben zuteilen“, erwiderte er.
„Ich hab' ne Ausbildung angefangen, doch ich musste aufhören, als meine Eltern gestorben sind“, erkannte Kent, der fertig telefoniert hatte.
„Das tut mir leid zu hören, ich hab' meine Karriere auch beendet, bevor sie begonnen hat, ich kenn’ das Gefühl. Und hat sich Ihre Tante gefreut?“, fragte Mika.
„Ja, sie freut sich sehr. Ich hab' den Termin eingegeben, hab' es dir noch Mal auf deinen PDA geschickt, hier ist noch Mal ein Ausdruck davon“, erkannte Kent und gab seinem Boss ein Blatt.
„Danke, jetzt verzieh’ dich, bevor ich es mir noch anders überlege“, erwiderte er.
„Das lass ich mir nicht zwei Mal sagen. Ihr seid echt süß zusammen, kann ich Sie mal für meine Internetseite interviewen?“, fragte Kent, Mika.
„Klar, ich lass meine Nummer hier, rufen Sie mich an, wenn Sie mich interviewen wollen. Schöne Reise“, bemerkte sie und Kent verschwand.
„Also, wo waren wir?“, fragte Sheldon und küsste Mika wieder.
„Du willst mich doch nicht etwa auf diesem schäbigen Stuhl verführen?“, fragte sie schmunzelnd.
„Äh nein“, schmunzelte er und begann sie zu befummeln.
„Auch wenn ich es liebe, dich zu lieben, hier will ich das nicht machen“, entschied sie und stoppte ihn.
„Klar, ich auch nicht, entschuldige. Wir sollten los, ich muss hier noch einiges erledigen, jetzt wo ich Kent in den Urlaub geschickt habe. Ich hoffe, Pranks Onkel ist noch nicht zu bekifft um uns rein zulassen“, erkannte Sheldon und Mika stand auf.
„Ist Prank von seinem Onkel aufgezogen worden?“, fragte sie neugierig.
„Soweit ich weiß, schon. Wieso?“
„Das würde einiges erklären. Gehen wir“, bemerkte sie.
 
Nach kurzer Fahrzeit kamen sie bei einer einfachen Wohnhaushälfte an.
„Nett“, erwiderte sie nur.
„Er arbeitet jetzt schon drei Jahre für mich, ich war aber noch nie bei ihm, fällt mir grad auf. Nicht gerade die beste Gegend“, entschied Sheldon nachdenklich.
„Nein, wirklich nicht. Ich dachte, er wäre nur bei seinen Besuchen hier“, wunderte sich Mika.
„Prank ist auch so ein Nomade wie ich, der schläft jede Nacht wo anders, aber am längsten ist er bei seinem Onkel. Steig’ du schon mal aus, ich such’ noch einen Parkplatz“, erwiderte er und sie stieg aus.
 
Erst fünf Minuten später kam er zurück.
„Tut mir leid, musste ein bisschen suchen. Du siehst heute so scharf aus, weißt du das eigentlich?“, fragte er und packte sie.
„Später Süßer, später. Lass uns erst mal reingehen“, erwiderte sie und zog ihn zur Tür.
„Cowan, hier ist es. Glaubst du, der ist grad klar genug, uns aufzumachen?“, fragte sie nachdenklich.
„Aufmachen, das ist eine Razzia“, erkannte Sheldon und hämmerte gegen die Tür. Nicht mal eine Minute später wurde die Tür aufgerissen und Prantis stand in der Tür, nur mit einer Shorts und einer Socke bekleidet.
„Boss?“, fragte er verwirrt.
„Oh man, auf diesen Anblick war ich echt nicht vorbereitet“, erkannte Sheldon und verdeckte Mikas Augen mit seiner Hand.
„Verzeihung, ich habe keine Gäste erwartet. Kommt rein“, erwiderte Prantis und ließ sie rein.
Sheldon sah sich um. Die Wohnung war wirklich sehr einfach und nicht sauber.
„Das seh' ich. Entschuldige, ich hätte anrufen sollen. Haben wir dich geweckt?“, fragte Sheldon und sah auf das Sofa, was zerwühlt aussah.
„Ja, schon irgendwie, war gestern noch auf ner Party. Ich geh' mich schnell duschen und anziehen, macht’ es euch gemütlich“, erwiderte Prantis und schlurfte davon.
Gerade als Mika sich aufs Sofa setzen wollte, schüttelte Sheldon wild den Kopf und sie blieb stehen.
„Man, was wollt ihr hier?“, fragte ein Mann in den Fünfzigern, der zu ihnen stieß.
„Mr. Cowan, ich bin Sheldon Henderson, Prantis’ Boss“, begrüßte Sheldon den Alt-Hippie höflich.
„Was hat der Junge angestellt?“, fragte Mr. Cowan.
„Nichts, Sir, ich wollte ihn nur besuchen und ihm was schenken“, erwiderte Sheldon und Mika stellte sich etwas hinter Sheldon, weil Mr. Cowan sie nervös machte.
„Das ist schön, er hat schon viel von Ihnen einstecken müssen in letzter Zeit“, entgegnete Mr. Cowan und musterte Sheldon.
„Ja, das tut mir Leid, Sir. Kriegen wir einen Kaffee?“, fragte Sheldon und Mr. Cowan schlurfte weg.
„Danke, der Kerl ist mir unheimlich. Du hättest wirklich vorher anrufen sollen, das war peinlich für Prantis“, erkannte Mika überlegend.
„Prank ist ein Paradiesvogel, ihm ist nichts peinlich“, entschied Sheldon.
„Mir sind schon Sachen peinlich, doch weniger als anderen Leuten“, erkannte Prantis, der nur mit einem Handtuch bekleidet zurückkam.
„Oh man, zieh’ dich an, ich kann Teile von dir sehen, die ich niemals sehen wollte“, entschied Sheldon beschämt.
„Mich stört’s nicht, vermutlich muss er seine Edelsteine noch etwas lüften, nachdem ich ihn etwas fest angepackt habe“, schmunzelte Mika.
„Ach Sie sind das. Sie sollten mal nen ne Aggressionsbewältigungstherapie machen, Süße“, entschied Prantis und trank Milch direkt aus einer Milchtüte.
„Ich war über fünf Jahre im Dschungel, da wird man einfach hart, gewöhnen Sie sich dran. Sie sollten sich wirklich was anziehen, Sheldon kann nicht aufhören, Sie anzustarren“, erwiderte sie schmunzelnd.
„Neidisch, Boss?“, fragte Prantis cool.
„Eher angeekelt. Zieh dich an, bitte“, erkannte Sheldon.
„Klar, kann ich machen. Machst du meinen Gästen einen Kaffee, Onkel?“, fragte Prantis, während er zurück ins Badezimmer ging.
„Ach, das wollte ich machen“, erwiderte Mr. Cowan verwirrt.
„Schon okay, wir sind eh keine großen Kaffeetrinker. Wir nehmen einfach einen Saft“, entgegnete Sheldon und sie bekamen es.
„So, jetzt bin ich angezogen“, entschied Prantis, als er mit einem T-Shirt eines bekannten Designers und auf alt aussehend getrimmten Jeans barfuß zurück zu ihnen kam.
„Ja, wenn du das angezogen findest. Entschuldige, wollt’ dich nicht beleidigen, wollte eigentlich herkommen und mich für den Stress den ich dir in letzter Zeit gemacht habe, entschuldigen und dir was schenken“, erkannte Sheldon.
„Du hast mir schon Urlaub geschenkt, das ist schon ziemlich großzügig“, entschied Prantis etwas verwirrt.
„Freut mich, das zu hören. Aber ich hab' noch was anderes“, erwiderte Sheldon und stellte die mitgebrachte Tüte auf den Küchentresen.
„Du hast mir wirklich ein Geschenk gekauft?“, war Prantis nun ganz verwirrt.
„Eigentlich waren wir es, wir beide“, entgegnete Mika.
„Oh man, ihr seid+ doch nicht eine von diesen „wir“, Paaren, oder?“, fragte Prantis.
„Kent hat schon gemeckert, was ist an „wir“ auszusetzen?“, fragte Sheldon irritiert.
„Gar nichts, wir sind es nur nicht gewöhnt von dir, es freut mich, dass du jemanden gefunden hast“, entgegnete Prantis.
„Mach dein Geschenk auf“, bemerkte Mika.
„Du versuchst mir doch nicht schon wieder einen Armani Anzug anzudrehen, oder?“, fragte Prantis skeptisch.
„Guck’ es dir einfach an, bitte“, erwiderte Sheldon und Prantis packte es aus.
„Du hast einen Clown überfallen?“, fragte Prantis cool.
„Ich wusste, die Jacke gefällt ihm nicht“, entschied Mika nervös.
„Die Jacke ist cool, schön bunt. Das ist ne Winterjacke“, erwiderte Prantis.
„Ja, ich will nicht, dass du erfrierst, magst du sie wirklich?“, fragte Sheldon.
„Ja, sie ist cool und wird mich warm halten, danke. Wir haben uns länger nicht mehr unterhalten, Boss, seit wohl nicht aus dem Bett rausgekommen, was?“, fragte Prantis und zog die Jacke über.
„Ich hatte familiäre Probleme“, entschied Sheldon und wurde ruhig.
„Oh ja, die „familiären Probleme“ hatte ich auch mal mit ner Kleinen aus Reno“, entgegnete Prantis grinsend.
„Sein Vater ist gestorben, zeigen Sie etwas Respekt“, bat Mika.
„Clarence Henderson ist tot? Oh man, das ist ein schwerer Schlag für unsere Branche, für dich natürlich auch, Boss. Mein herzliches Beileid“, erkannte Prantis entschuldigend.
„Danke. Man, damit siehst du echt aus wie ein Clown, aber sie passt zu deinen Haaren. Ich will heute nicht darüber reden, ich möchte noch über was Wichtiges mit dir reden. Wie klingt Florida für dich?“, fragte Sheldon.
„War ich noch nicht, soll toll sein, du spendierst mir nen Urlaub?“
„Nein, ich geb' dir einen guten Job, du wirst ab heute gleichgestellt mit mir sein, in der Firma, du hast lang genug gelernt bei mir, jetzt wirst du richtige Fotos machen“, erwiderte Sheldon.
„Das ist wirklich dein Ernst? Du beförderst mich?“, fragte Prantis überrascht.
„Ja, so in etwa, du fliegst an meiner Stelle nach Florida, hier ist die Liste mit den Details, nennen wir das einen Probelauf, wenn das funktioniert, wird Kent dir auch Aufträge besorgen, richtige Aufträge, wo du Leute kennen lernst und wirklich hochwertige Fotos machen kannst. Ich will kürzer treten und nach Sacramento ziehen, werde also nicht mehr so häufig im Büro sein. Du wirst mein Stellvertreter sein und wehe du wirtschaftest meine Agentur herunter“, erklärte Sheldon.
„Ich kann’s gar nicht fassen, danke“, erwiderte Prantis begeistert und umarmte seinen Boss überschwänglich.
„Gern geschehen. Krieg’ ich jetzt endlich einen Kaffee in diesem Laden?“, fragte Sheldon, erfreut über seine Reaktion und bekam einen heißen Kaffee.

Fünfundzwanzigstes Kapitel


„Hast du gerade einen Job weggegeben?“, fragte Mika ungläubig, als sie nach dem Besuch zu seinem Wagen liefen.
„Ich hab' grade keinen Kopf für Jobs, im Moment ist mir mein Privatleben wichtiger. Keine Sorge, ich hab' fleißig gespart, ich kann ne Weile ohne leben“, entgegnete er und sie hakte sich bei ihm ein.
„Zum Beispiel Miete zu sparen, indem man auf der Straße lebt. War das hier in der Stadt?“, fragte sie neugierig.
„Du willst die Geschichte wirklich hören?“, fragte er überrascht.
„Klar, du hast sie glaub' ich schon jedem erzählt, nur nicht mir“, entgegnete sie und lächelte ihn an.
„Es ist nicht weit von hier, am besten zeig’ ich es dir“, erklärte er und sie liefen weiter.
 
„Okay, zieh’ die über“, erwiderte Sheldon, als sie angehalten hatten und gab ihr eine sehr verwaschene Kapuzenjacke.
„Ich will hier aber kein Method Acting machen“, erwiderte sie verwundert.
„Keine Sorge, das würde ich dir nicht zumuten, ich denke nur, es ist einfacher, wenn wir nicht als das schicke trendy Paar da auftauchen, hier zieh’ meine Sportschuhe an, ich weiß, die sind dir etwas zu groß, aber keine Frau die auf der Straße lebt trägt Stiefeletten“, entgegnete Mika.
„Klar, du solltest die Dinger aber mal waschen. Warum schleppst du die Sachen mit dir rum? Warte, du gehst öfters hierher, oder?“, fragte sie erkennend.
„Schon ne Weile nicht mehr, aber ja. Auf der Straße trifft man Freunde fürs Leben, ich geh' ab und zu mal hierher, nur um zu schauen, ob es meinen Freunden noch gut geht“, erwiderte er nachdenklich.
„Das ist wirklich süß, wissen die nicht, dass du nur Undercover warst?“, fragte sie überrascht.
„Nein, nicht das ich wüsste. Du kennst das ja, wenn man keine Medien hat, kriegt man keine Informationen“, entschied er und verkleidete sich auch.
„Das werden wir gleich sehen. Wie lange hast du eigentlich auf der Straße gelebt?“, fragte sie und zog die Turnschuhe an.
„3 Monate, ich wurde echt dreckig, das kannst du mir glauben. Ich hab' ein Mal pro Woche bei meinen Eltern geduscht, meiner Mutter hat gar nicht gefallen, was ich gemacht habe, mein Dad musste immer meiner Mutter erklären, dass das nur meine Arbeit war“, entgegnete Sheldon und fiel wieder in tiefe Gedanken.
„Er hat mir danach gesagt, wie stolz er auf meine Aktion war, das hatte mir so viel gegeben, das werde ich mein ganzes Leben nicht vergessen“, erkannte er nachdenklich, während die beiden sich vom Wagen entfernten und zu der Brücke gingen, unter den Sheldon seine Nächte verbrachte hatte.
„Warum schlurfst du so?“, fragte Sheldon, als ihm Mikas seltsamer Gang auffiel.
„Ich hab' Schuhgröße 38 und das ist 43, zieh’ du mal meine Stiefeletten an und lauf’ damit“, murmelte sie.
„Schon gut, dein komischer Gang sieht aus, als hättest du ne Verletzung, dann fällst du noch weniger auf. Also, starr die Leute nicht an, sie sind keine Ausstellungsobjekte“, erwiderte er erklärend.
„Süßer, du warst nicht der einzige, der in mein Dorf gekommen ist, ich kenn das mit dem Anstarren“, entschied sie.
„Ach richtig, Tschuldige, mich hat das nur immer furchtbar gestört. Bist du sicher, dass du das hier sehen willst? Das ist nichts für schwache Nerven“, erkannte er.
„Ja, das halt ich aus. Gehen wir“, entschied sie.
„Also, wenn dir das zu viel wird, dann mach das deutlich, dann gehen wir wieder, okay?“, entschied er und sie gingen los.
„Leo, Alter, wo hast du gesteckt?“, kam ihnen ein ziemlich wüst aussehender Mann mittleren Alters entgegen.
„Hab' eine Wohnung vom Sozialamt bekommen, doch die wollten meine Süße dort nicht, deshalb bin ich dort abgehauen. White, das ist Kelly“, erwiderte Sheldon und stellte „Kelly“ vor.
„Ja, die sind da knallhart, das war richtig von dir, Alter. Süßes Ding deine Kelly, halt sie fest“, entschied White und zog weiter.
„Leo?“, fragte sie verwundert.
„Komm' schon, du würdest bei der Aktion auch nicht deinen richtigen Namen verwenden, vor allem wenn du eine renommierte Agentur leiten würdest“, erwiderte er verlegen.
„Warum Leo?“
„Leo der Löwe, mein Sternzeichen, hatte ne Esoterikerin als Freundin zu der Zeit, sie kam auf die Idee. Ja, ich hab' mal ne Esoterikerin gedatet, hatte vor dir keinen guten Frauengeschmack“, erwiderte er.
„Nettes verstecktes Kompliment, danke. Hattest du auch eine kleine, als du hier Undercover warst?“, fragte sie neugierig. In dem Moment kamen ihnen zwei Frauen entgegen, die ihn beide böse ansahen.
„Äh, möglich“, erwiderte er und sah zu Boden.
„Hattest du die beiden gleichzeitig?“, fragte sie verwundert.
„Nein, so einer bin ich nicht, ich bin eine treue Person“, entschied er standhaft.
„Wie ist das möglich, wenn du mit keiner deiner Ex-Freundinnen richtig Schluss gemacht hast?“, fragte sie keck.
„Man, ich hätte dich nicht mit meiner Mutter allein lassen sollen“, murmelte er ertappt.
„Wenn du mir je so etwas antust, kastrier’ ich dich und frag’ Prantis, ich bin dazu in der Lage“, meinte sie plötzlich ernst.
„Okay, das war deutlich“, entschied er stotternd.
„Dann ist ja gut. Gehen wir weiter“, erwiderte sie und sie gingen weiter.
Wortlos gingen sie durch die Gegend, wo die Obdachlosen hausten.
„Du hast wirklich drei Monate hier gelebt?“, fragte sie verwirrt.
„Ja, es war wirklich nicht einfach. Ich hab' noch niemand vorher das alles hier gezeigt, ich hab' den Leuten die Bilder gezeigt, klar, aber so richtig teilen will ich das nur mit dir“, erkannte er und nahm ihre Hand.
„Du bist echt süß, aber das glaub' ich dir nicht so ganz“, entschied sie schmunzelnd.
„Okay, ich hab' es meinem Dad gezeigt, nachdem die Bilder erschienen sind, er wollte es wissen“, erkannte er herumdrucksend.
„Schaffst du das? Ich meine in Sacramento zu leben? Du wirst vermutlich jeden Tag an deinen Vater erinnert werden“, entgegnete sie.
„Das will ich auch, im Moment ist es noch die Hölle, doch vielleicht in ein paar Wochen oder ein paar Monaten werde ich meine Inspiration aus diesem Haus schöpfen und so gut werden, wie er“, erwiderte er nachdenklich und sie lächelte.
„Zeigst du mir mal ein paar Bilder von deinem Vater, wenn wir zu Hause sind?“, fragte sie liebevoll.
„Ja, sehr gern. Kannst du noch?“, fragte er.
„Ja, alles klar. Zeigst du mir, wo du meistens geschlafen hast?“, fragte sie und er führte sie dorthin.
„Man, kann kaum glauben, dass das jemand freiwillig auf sich nimmt. Hab' wohl schnell wieder in meine arrogante Art zurückgefunden, entschuldige, manche Leute müssen hier leben“, erwiderte sie entschuldigend und er lächelte sie an.
„Schon gut, so war ich auch, bevor ich hierher kam. Danach hat sich alles bei mir verändert, das ist schwer zu erklären, aber ich bin bodenständiger geworden“, erwiderte er.
„So bodenständig bist du auch nicht mehr“, schlussfolgerte sie.
„Auch irgendwie wahr. Wir sollten uns beide mal wieder erden, wie wäre ein weiterer Monat auf der Straße?“, fragte er.
„Klar, sehr witzig, oh man, du meinst das ernst. Lass uns gehen, bevor du noch durchdrehst“, entgegnete sie kopfschüttelnd und zog ihn zurück zum Wagen.
 
Nach einer langen, gemeinsamen Dusche ging Sheldon zurück ins Büro, um alles Wichtige zu regeln und Mika sah sich eine Soap an. Sie döste grad etwas ein, als ihr Handy klingelte.
„Ianto, hey, schön, dass du anrufst, wie geht’s dir?“, fragte sie erfreut von ihm zu hören.
„Gut, gut hab' ein paar Tage frei. Gehen wir mal wieder Essen?“, fragte er gut gelaunt.
„Oh man, tut mir leid, dass ich mich nicht gemeldet habe, ich bin jetzt wieder mit meinem Ex-Freund zusammen, sei mir nicht böse“, erwiderte sie ertappt.
„Nein, das bin ich nicht, das ist schön, das wird dir helfen, zurück zu kommen. Aber wenn er dich absägt, du weißt wo du mich findest“, erwiderte er nicht arg verärgert.
„Klar, mach’ ich, ich wünsch’ dir einen schönen Urlaub“, entgegnete sie und legte wieder auf.
„Man, der Kerl ist echt in Ordnung. Wirklich eine Schande“, murmelte sie, während sie ihr Handy weglegte.
 
An diesem Abend kamen bei Mika wieder Zweifel auf. Es wurde immer später und später und schnell war es Mitternacht.
„Verdammt, wo bist du?“, fluchte sie das Telefon an und legte zum 10. Mal das Telefon ohne Kontakt zu ihrem Freund auf.
In dem Moment ging die Tür auf.
„Hey, du bist noch wach?“, fragte er überrascht.
„Ich versuch’ dich seit Stunden zu erreichen, wo zum Henker warst du?“, fragte sie aufgebracht.
„Hab' ein paar Sachen erledigt, entschuldige, hab' mein Handy im Büro liegen lassen, dachte, es wäre nicht wichtig, wollte es morgen holen. Was ist so wichtig?“, fragte er und küsste ihre Stirn, als er zu ihr kam.
„Ich hab' mich nur gewundert, wo du steckst, sonst nichts. Was hast du denn gemacht, darf man das erfahren?“, fragte sie kritisch.
„Ich hätte anrufen sollen, tut mir leid. Ich wollte eigentlich erst morgen darüber reden, aber ich möchte mein Elternhaus zum Obdachlosenheim umbauen lassen“, erkannte er.
„Was?“, fragte sie verwirrt und leicht verärgert.
„Gib’ es zu, du willst gar nicht mit mir in dieses Haus ziehen“, erkannte Sheldon.
„Nein, ehrlich gesagt will ich das nicht. Ich werde mich jetzt anziehen und dich verlassen, Sheldon“, erkannte sie kühl.
„Du willst mich verlassen?“, fragte er entsetzt.
„Nein, du willst, dass ich es tue, du willst keine Zukunft mit mir und ich bin zu alt für das ständige Hin und Her. Leb wohl, Sheldon“, erwiderte sie, zog sich an und verschwand in die Nacht. Diesmal kehrte sie nicht um.

Sechsundzwanzigstes Kapitel


6 Wochen später

 
Mika stellte müde das Tablett auf den Tresen des Cafés, in dem sie jetzt einen Monat arbeitete. Sie war nach ihrer Rückkehr nach Atlanta zu ihrer Schwester und ihrem Freund gezogen und arbeitete nun, um ihr Leben wieder zu regeln. Sie hatte den Kontakt zu Sheldon abgebrochen, ihre Beziehung war so plötzlich zu Ende gewesen, sie wusste irgendwie gar nicht, wie das passiert war, aber in den Stunden, in denen sie auf ihn gewartet hatte, hatte sie eingesehen, dass das nicht funktionieren konnte, sie musste erst mal ihr Leben in den Griff bekommen, bevor sie wieder in eine Beziehung eintauchte.
„Hey Meredith, Feierabend, wir teilen die Trinkgelder auf“, rief ihre Kollegin aus dem Hinterraum und sie nahm ihren Gürtel mit ihrer Bedienerbörse ab und ging zu ihnen. Die vier Kellnerinnen saßen um einen Tisch herum und hatten das Geld auf dem Tisch verteilt.
„Man, du siehst echt fertig aus, war nen langer Tag, was?“, fragte eine ihrer Kolleginnen.
„Das kannst du laut sagen. Es ist echt schwer, nicht ständig an ihn zu denken“, erkannte sie und setzte sich an den Tisch.
„Das glaub' ich dir, zumindest hast du ihn nicht geheiratet, wie ich das getan habe“, erwiderte ihre Kollegin, die neben ihr saß.
„Wie lang’ dauert es noch, bis du offiziell geschieden bist?“, fragte Mika.
„Ich hoff’ das ist in zwei Monaten geklärt, wir haben ja beide nicht viel. So, lasst uns verteilen, wie viel Geld hast du heut’ eingenommen, Frischling?“, fragte ihre Kollegin.
„Ich denk' Mal so 20 Dollar, ist nicht viel, das ist das erste Mal, dass ich meine Brustimplantate vermisse“, schmunzelte sie und legte ihr Geld auf den Tisch.
„Du hattest Brustimplantate?“, fragte eine andere Kollegin verwundert.
„200 ml auf jeder Seite, ich hatte Footballs in der Brust“, erwiderte sie schmunzelnd und ihre Kollegin grinste.
„Das hast du für einen Mann gemacht, oder?“, fragte eine andere Kollegin.
„So nen Mist macht man doch immer nur für Männer, oder?“, schlussfolgerte Mika und die Runde lachte.
„So, das ist gerecht verteilt, wir sehen uns morgen wieder, Mädels, ruht euch aus“, erwiderte die Chefin des Cafés, die selbst kellnerte und die Gruppe trennte sich.
 
Mika wollte nur noch schlafen, sie schlief seit der Trennung nicht besonders, sie hatte sich auch manche Nacht geschämt, ihn verlassen zu haben, er hatte ja nur ausgesprochen, was sie sich nicht getraut hatte.
Sie musste noch zur Bushaltestelle laufen, das würde anstrengend werden.
Als sie an der Bushaltestelle saß, bremste ein Wagen vor ihr und das Fenster wurde heruntergekurbelt.
Erst versuchte sie krampfhaft wegzusehen, weil sie einen Angreifer erwartete, doch dann ging die Beifahrertür auf.
„Steig’ ein“, hörte sie eine bekannte Stimme.
„Ich bin keine Nutte“, erwiderte sie genervt.
„Entschuldige, das war unhöflich“, erwiderte die Stimme und stieg aus. Es war Sheldon.
„Oh man, wie hast du mich jetzt schon wieder gefunden?“, erwiderte sie müde.
„Deine Schwester, wir müssen reden“, bemerkte er bestimmt.
„Mein Bus kommt in acht Minuten, Zeit läuft“, erkannte sie kühl.
„Bitte steig’ ein, ich fahr’ dich heim“, bat er und sie rollte mit den Augen.
„Bitte“, bat er erneut und sie erhob sich mühsam.
„Meinetwegen, wird eh kalt“, entschied sie und stieg in den Wagen.
„Wie geht’s dir?“, fragte er mitfühlend.
„Bestens“, log sie ziemlich schlecht.
„Ja, so siehst du aus. Deine Schwester hat mir erzählt, dass du nicht schläfst“, erkannte er.
„Sie ist ne Verräterin!“
„Sie macht sich nur Sorgen um dich und ich übrigens auch. Du gehst nicht in die Abendschule“, entschied er.
„Ja, weil ich arbeiten muss, wir sind nicht mehr zusammen, das geht dich kaum was an“, erwiderte sie trotzig.
„Du wolltest aufs College gehen, was ist aus den Plänen geworden?“
„Jetzt plötzlich willst du mich auf dem College sehen, du wolltest mich doch zur gebärenden Hausfrau machen“, zeterte sie.
„Was wollt’ ich? Ich hab' dich doch immer unterstützt“, erwiderte er verwundert.
„Ja, nach außen, aber eigentlich wolltest du mich als Hausfrau“, entschied sie.
„Ach red’ keinen Scheiß, glaubst du ich hätte dich aus diesem Dschungel geholt, wo du ein Leben als Amme geführt hast, um dich wieder als Amme zu halten? Okay, das war jetzt schlecht ausgedrückt“, erkannte er, als sie ihn böse ansah.
„Du weißt, was ich meine“, stammelte er.
„Ich weiß, hier muss ich mir von schmierigen Typen an den Arsch langen lassen, um Trinkgeld zu bekommen und dort hab' ich es ja so schlimm“, erwiderte sie sarkastisch.
„Wenn du die Schule weiter machst, dann musst du das nicht mehr machen“, entschied er und bog in die Straße ein, in der Mona wohnte.
„Eigentlich mach’ ich das auch ganz gern“, entschied sie.
„Gut, wir sind da“, entschied er und hielt vor einem ihr unbekannten Wohnhaus an.
„Nein, hier wohn’ ich nicht’“, erwiderte sie.
„Ich aber. Kommst du mit rauf?“, fragte er keck.
„Du wohnst hier? In meiner Nachbarschaft? Seit wann?“, fragte sie verwirrt.
„So 2 Wochen, ich hab' noch nicht viele Möbel, hatte ich eigentlich auch sonst nicht gehabt, ich bin dabei, welche zu kaufen, momentan bin ich dabei, Bilder auf Hochzeiten und Betriebsfeiern zu machen, nicht sehr spannend, aber ich will mir nen Leben hier aufbauen, mit dir“, gestand er und stieg aus dem Wagen.
„Du bist doch verrückt. Du kannst doch nicht einfach dein renommiertes Leben aufgeben, um Kindergeburtstage zu fotografieren“, erwiderte sie kopfschüttelnd.
„Ich hab' jetzt seit dem College auf der Überholspur gelebt, ich will jetzt lieber die Geburtstage meiner Kinder fotografieren, als noch einen exzentrischen Millionär, der nach Perfektion schreit“, erwiderte er und sie stieg auch aus.
„Du willst also Kinder. Sonst noch Wünsche?“, fragte sie schmunzelnd.
„Heißt das, du willst es mit mir versuchen?“, fragte er hoffnungsvoll.
„Ich will erst heiraten, bevor wir mit der Familienplanung weitermachen“, entschied sie.
„Geht klar!“
„Meinen Abschluss in Sozialarbeit will ich auch haben!“
„Ja, hab' verstanden, worauf du hinaus willst!“
„Ich kann nicht glauben, dass du das gemacht hast“, erwiderte sie.
„Ich kann nicht ohne dich leben, das ist alles und du willst nicht ohne deine Familie leben“, erwiderte er.
„Das ist das Süßeste, was je jemand für mich getan hat“, erkannte sie und begann ihn zu küssen.
„Ich liebe dich, du Idiotin, verlass’ mich bitte nie mehr“, erkannte er und strich ihr sanft über die Haare.
„Werd' ich nicht, jetzt bin ich da, wo ich hinwill. Darf ich bitte Möbel kaufen? Denn auf dem Boden will ich nicht mehr schlafen“, schmunzelte sie und er grinste.
„Tob’ dich aus, ich lass dir freie Wahl. Ich hab' übrigens schon ein Bett“, erkannte er säuselnd und zog sie zur Wohnung.
 
Die Lampe im Flur flackerte, während sie hinter ihm her ging.
„Das sollte mal jemand reparieren, ist der Hausmeister gut?“, fragte sie nachdenklich.
„Denk' schon, ich hab' ihn noch nicht kennen gelernt. Wir sind hier, bereit?“, fragte er und zog den Schlüssel heraus.
„Solang das da drin hübscher ist, als hier draußen, schon“, schmunzelte sie und er schloss auf. Sie sah in die Wohnung. In der Wohnung gab es eine hübsche, kleine Küche, ein großes Himmelbett und ein Tisch mit zwei Stühlen.
„Das ist wirklich nicht viel, aber nett“, erwiderte sie.
„Es gefällt dir nicht!“
„Doch, doch es gefällt mir, ich hab' auf einer Decke auf Stroh geschlafen, alles darüber ist traumhaft. Dieses Bett ist wunderschön“, entgegnete sie und ging hinein.
„Willst du was trinken?“, fragte er und machte das Licht in der Küchenzeile an.
„Wasser wär gut“, erkannte sie und setzte sich aufs Bett.
„Kriegst du. Sexy Uniform“, musterte er sie. Mika trug immer noch ihre hellblaue Uniform.
„Ja, total. Das sag’ ich auch jeden Tag. Ich würd’ das Ding gern verbrennen“, erwiderte sie müde und er schmiss ihr ein Feuerzeug hin.
„Das hättest du wohl gern, ich bin ziemlich müde, krieg’ ich nen T-Shirt von dir?“, fragte sie.
„Klar, da hinten in der Reisetasche. Du willst nur schlafen, oder?“, fragte er erkennend.
„Oh ja, tut mir leid“, erwiderte sie entschuldigend.
„Schon gut, versteh’ ich gut. Hast du auch Hunger?“, fragte er und gab ihr das Glas Wasser.
„Nein, ich hab' vorher was gegessen, danke. Ich werd' mich jetzt umziehen gehen, wo ist das Badezimmer?“, fragte sie und nahm ein weites T-Shirt aus der Reisetasche.
„Gleich da hinten. Da liegt eine angefangene Zahnbürstenschachtel, nimm dir eine, wenn du willst“, erwiderte er.
„Danke, bin gleich wieder da“, erkannte sie und ging ins Badezimmer.
Das Badezimmer war schlicht, aber mit ein paar weiblichen Accessoires sicher leicht zu verschönern.
Als sie zurückkam, saß er mit einer Lesebrille auf der Nase auf dem Bett, nur mit Shorts an und mit dem Laptop auf dem Schoß.
„Du brauchst eine Lesebrille?“, fragte sie schmunzelnd.
„Ja, brauch’ ich jetzt, hab' ich gemerkt, nachdem ich jetzt immer länger am PC arbeite. Hab' viel geschrieben, in letzter Zeit, vor allem das Kapitel über die Obdachlosen hat mich sehr berührt, deshalb wollte ich ihnen ein zu Hause geben, es tut mir leid, dass ich nicht mit dir darüber gesprochen habe, ich war so fixiert darauf, es kamen all die alten Gefühle auf, die ich gehabt hatte, als ich da war. Wenn du das Kapitel liest, wirst du es verstehen“, bemerkte er und setzte seine Lesebrille ab.
„Ihr Männer seit so stur. Ich hätte es vollkommen verstanden. Du hast es mir gezeigt, es gehört zum Teil deines Lebens. Ehrlich gesagt, war ich etwas erleichtert, als du mir gesagt hast, dass du das Haus verkaufst, ich meine wie lange kennen wir uns jetzt, wir kennen uns nicht gerade gut, ich kenn’ nicht mal deinen zweiten Vornamen“, erwiderte sie und setzte sich zu ihm aufs Bett.
„Clarence, nach meinem Vater“, erwiderte er mit traurigem Blick.
„Wie geht’s dir jetzt mit ein bisschen Abstand zu allem?“, erwiderte sie mitfühlend.
„Es ist schwierig, meine Mutter hat eine schöne Wohnung, wo sie sich ganz wohl fühlt, das ist schon mal gut. Es ist so schön, dass du jetzt hier bist, ich hab' mich so allein ohne dich gefühlt“, erkannte er und fuhr über ihr nacktes Bein.
„Geht mir genauso, das kann ich endlich zugeben, das hab' ich die ganze Zeit versucht zu verdrängen, aber du bist der Mann, den ich liebe, klingt das blöd?“, fragte sie unsicher.
„Na endlich, das ist genau das, was ich dir seit langem versuche klar zu machen. Jetzt schlaf’ dich aus, wir frühstücken morgen mit Mona und ihrem Freund“, erkannte er und sie kuschelte sich ins Kissen.
„Das ist schön, ich freu’ mich schon“, entgegnete sie schläfrig und döste langsam ein.
 
Als sie in der Nacht aufwachte, hörte sie ein leises Weinen. Es klang wie das Weinen eines Kindes. Sie drehte sich zu ihrem Freund. Der war nicht da. Sie schlurfte ins Badezimmer, aus dem sie das Weinen vermutete.
Sie klopfte an die Tür, weil sie verschlossen war.
„Süßer, ich muss aufs Klo“, entgegnete sie sanft.
„Entschuldige, hab' ich dich geweckt?“, fragte er schniefend und schloss auf.
„Nein, muss nur aufs Klo. Warum schließt du dich im Bad ein?“, fragte sie und tat so, als hätte sie ihn nicht weinen gehört.
„Ach nichts, wollte dich nur nicht wecken. Ich geh' zurück ins Bett“, entgegnete er und schlurfte zurück ins Bett.
„Man, warum können Männer nicht zu ihren Gefühlen stehen“, entschied sie verwundert und schloss die Tür hinter sich.
„Du vermisst deinen Vater sehr, oder?“, fragte sie, als sie zurück ins Bett kroch.
„Es ist so seltsam, ich war so viel unterwegs und ich hatte nie Heimweh, doch plötzlich überkommt mich das nachts“, erwiderte er und sie legte sich in seinen Arm.
„Das ist normal, vollkommen normal. Du musst dich nicht verstecken, um zu weinen, ich hab' dich am Tag, an dem er gestorben ist gesehen, ich versteh’ alles“, bemerkte sie mitfühlend.
„Ich wurde von meinem Vater zum Mann erzogen und Männer weinen nicht“, entgegnete er kleinlaut.
„Dein Vater, möge er in Frieden ruhen, hat überhaupt keine Ahnung gehabt. Ich hab' meinen Vater schon weinen gesehen und viele anderen Männer und es gibt nichts Seltsames dabei“, bemerkte sie und kurz nachdem er das gehört hatte, weinte er wieder.
 
Am nächsten Morgen gingen die beiden zu Mona und Jabilo.
„Wusste doch, dass dich die Wohnung überzeugt, kommt rein“, freute sich Mona, als ihre Schwester Händchenhaltend mit ihrem Freund vor ihrer Tür stand.
„Ich bin so leicht bestechlich, ich weiß. Ich hab' einen Mordshunger, lässt du uns rein?“, fragte Mika und Mona ließ sie grinsend passieren.
„Schatz, du schuldest mir nen 20iger“, erwiderte Mona zu Jabilo.
„Ich hätte nicht gegen dich wetten sollen, du kennst sie einfach zu gut. Ich werd' dir davon was Schönes kaufen. Endlich sieht man dich wieder lächeln, Meredith, das ist schön. Setzt euch“, erwiderte Jabilo und sie setzten sich zu viert an den Tisch.
 
„Das ist so schön, dass ihr beiden jetzt wieder zusammen seid, denn jetzt können wir es endlich sagen, ohne dass du Depressionen kriegst. Wir beide haben uns letzten Monat verlobt“, gestand Mona und nahm Jabilos Hand liebevoll in ihre.
„Ihr seid schon einen Monat verlobt und ich weiß nichts davon? Ich hab’ unter eurem Dach gewohnt“, fragte Mika etwas verärgert.
„Du hattest Liebeskummer, hättest du das ertragen können?“, fragte Jabilo entschuldigend.
„Natürlich hätte ich das, ich freu’ mich so für euch. Du trägst keinen Ring, warum trägt meine Schwester keinen Ring?“, fragte Mika, Jabilo vorwurfsvoll.
„Hey, ich hab’ ihr einen Ring geschenkt“, verteidigte sich Jabilo und Mona zog eine Kette aus ihrem Ausschnitt, an dem ein Ring hing.
„Zieh’ ihn auf. Wissen Mum und Dad dass ihr verlobt seid?“, fragte Mika und sah den Ring an.
„Natürlich wissen sie es, Mum kam ja auf die Idee, es dir zu verschweigen. Man, ist das eine Erleichterung, das endlich sagen zu können“, erkannte Mona erfreut und zog den Ring an.
„Schwester, ich hab’ einen Mordversuch, eine Todgeburt und sieben Jahre im Dschungel überlebt, das hätte ich ausgehalten“, konterte Mika standhaft.
„Ja klar, ich vergess’ immer, wie stark du jetzt bist, entschuldige. Man, es ist so schön, dass ihr jetzt wieder zusammen seid. Das hab’ ich dir so gewünscht“, erwiderte Mona glücklich.
„Wir wohnen sogar in der gleichen Nachbarschaft, das hab’ ich mir heimlich immer gewünscht. Wann wollt ihr eigentlich heiraten?“, fragte Mika neugierig.
„Nächstes Frühjahr, um den Valentinstag herum. Aber so ganz genau wissen wir das noch nicht. Gott sei Dank weißt du es endlich, das war so anstrengend die Verlobungsparty hinter deinem Rücken zu planen“, erwiderte Mona.
„Dann hatte ich keine Wahnvorstellungen, dass du was hinter meinem Rücken geplant hast? Das war vielleicht verwirrend“, erkannte Mika.
„Und für mich erst, du glaubst gar nicht, an welchen Orten ich Notizzettel versteckt habe“, konterte Mona schmunzelnd.
„Ich hab’ endlich eine Erklärung für den „Floristen anrufen“ Zettel im Gefrierfach“, konterte Mika auch grinsend.
„Man, den Floristen hab’ ich ganz vergessen“, erwiderte Mona erschreckt.
„Ich hab’ den Zettel gefunden, als ich gestern das gute Eis gemampft hab’, ich hab’ ihn heute angerufen“, entgegnete Jabilo beruhigend.
„Du hast mein gutes Eis gegessen?“, fragte Mona.
„Gern geschehen“, grummelte Jabilo.
„Ja, natürlich, vielen Dank, Schatz. Lasst uns Essen, ich will nur ein paar Leute anrufen, bevor ich zur Uni muss“, entschied Mona und sie begannen zu Essen.

Siebenundzwanzigstes Kapitel


An diesem Nachmittag fuhren Mika und Sheldon zu Mikas Eltern zum Kaffeetrinken.
„Man, das wurde auch verdammt mal Zeit, dass du einsiehst, dass er der Richtige ist“, begrüßte Mikas Mutter die beiden, als sie ihnen die Tür öffnete.
„Kann es sein, dass ihr ein bisschen zu viel in mein Leben eingreift?“, fragte Mika kritisch.
„Manchmal muss man dich zu deinem Glück zwingen“, bemerkte ihre Mutter und ließ sie rein.
„Was hat das mit Glück zu tun wenn ich nicht erfahren darf, dass meine Schwester heiraten will?“, fragte Mika.
„Oh Gott sei Dank, du weißt es endlich, das war vielleicht ein Stress, das geheim zu halten“, entschied Mikas Mutter und sie setzten sich.
„Ihr seid alle so blöd, wann seht ihr endlich ein, dass ich ganz anders bin als früher? Ich kann alles aushalten!“
„Du bist nicht so stark, wie du denkst meine Kleine. Entschuldigen Sie Sheldon, jetzt hab’ ich Sie ganz ignoriert, willkommen in unserem Haus“, begrüßte Mikas Mutter Sheldon höflich.
„Vielen Dank Mrs. Falks, ich freu’ mich hier zu sein“, bedankte sich Sheldon.
„Hallo? Werd’ ich jetzt in diesem Haus ignoriert, weil ich mich länger nicht gemeldet habe? Ich musste viel arbeiten“, fühlte sich Mika vernachlässigt.
„Das wissen wir Schätzchen, aber jetzt hast du sicher andre Sachen im Kopf, ihr wollt’ doch sicher heiraten“, bemerkte Mikas Mutter.
„Nicht in nächster Zeit, nein“, bemerkte Mika kurz.
„Klar, klar, lasst euch Zeit. Du willst also weiter in diesem Cafe arbeiten?“
„Vermutlich ja, aber ich mach’ auch endlich meinen Abschluss. Ich hab’ das im letzten Monat etwas schleifen lassen. Doch jetzt hab’ ich wieder die Kraft, um das wieder aufzunehmen“, bemerkte Mika und nahm Sheldons Hand.
„Das ist wirklich toll, ich hatte mir so Schuldgefühle gemacht, dass ich damals zugelassen hab’ dass du die Schule abgebrochen hast. Ich hab’ dir ein paar Broschüren mitgebracht, die lagen bei meinem Yogakurs aus, ich hab’ sie nur mitgenommen, ohne Hintergedanken“, erwiderte ihre Mutter und zog zwei Broschüren aus einer Schublade.
„Das find’ ich nett, danke, ich hätte nicht gewusst, wo ich Informationen herholen sollte. So viel hat sich verändert, in den letzten Jahren, das Internet, die Telefone und was zum Henker hat das mit dem I-Pod und I-Phone auf sich?“, fragte sie schmunzelnd.
„Das erklär’ ich dir mal bei einem langen Abendessen. Oder besser frag’ deinen Vater, ich kenn’ mich mit diesen modernen Sachen nicht aus. Sheldon, ich hätte eine Bitte an Sie. Würden Sie bitte die Fotos bei der Verlobungsfeier machen? Ich weiß, Sie sind auch Gast, aber meine Tochter würde sich sehr freuen“, bemerkte Mrs. Falks.
„Es wäre mir eine Ehre“, erkannte Sheldon und lächelte.
„Gut, gut, wir haben nämlich niemanden gefunden, der so gut ist wie Sie. Stimmt das, dass Sie eine Auszeichnung für eine Fotografie bekommen?“, führte Mrs. Falks Smalltalk.
„Ja, Süße, das wollte ich dir eigentlich im Privaten erzählen, das Bild von dir ist so gut angekommen, dass ich jetzt eine Auszeichnung dafür bekomme“, gestand er stolz.
„Das oben ohne Bild? Es weiß aber hoffentlich keiner, dass ich das bin“, bemerkte sie etwas nervös.
„Nein Süße, natürlich nicht. Aber du weißt, dass ich die Rechte an diesem Bild habe“, entschied er mit professioneller Stimme.
„Ja, das weiß ich. Entschuldige, das ist toll, das wolltest du doch immer, oder?“, fragte sie und küsste ihn.
„Ich wünschte, mein Dad wäre noch am Leben, er hätte das gern gesehen“, bemerkte er nachdenklich.
„Ich werde dich auf diese Veranstaltung begleiten und stolz an deiner Seite sein“, versprach Mika.
„Auch wenn ich dich liebend gern an meiner Seite hätte, die Leute würden dann sehen, dass du das auf dem Bild bist, das sind alles Fotografen mit sehr gutem Blick“, entschied Sheldon erklärend.
„Da mach’ dir keine Sorgen Kind, ich hab’ einige Sachen im Schrank, die du anziehen kannst, wo dich nachher niemand erkennt“, erwiderte Mrs. Falks.
„Ich hab’ deine Bühnenoutfits gesehen Mum, nein danke“, schmunzelte Mika.
„Ich hab’ auch andre Sachen die ich eher im privaten Bereich trage, frag’ mich nicht bei was im Speziellen“, erkannte Mrs. Falks und Mika machte ein angeekeltes Gesicht, als sie begriff, auf was Ihre Mutter hinauswollte.
 
2 Stunden später waren Mika und Sheldon in Mikas altem Zimmer und probierten Kleider an.
„Das kannst du glaub’ ich nur zu den Country Music Awards tragen“, erwiderte Sheldon amüsiert, als Mika in einem Folklore angehauchten Kleid vor ihm stand.
„Hey, mach’ dich nicht über diese Veranstaltung lustig, vor zehn Jahren hätte ich meinen linken Arm gegeben, um da aufzutreten. Aber das ist wirklich etwas extrem. Wie hat dir das kleine Schwarze von eben gefallen, ich fand’ das nicht schlecht“, bemerkte sie nachdenklich.
„Ich würd’ das nehmen und dazu die lange braunhaarige Perücke, ich fänd’ das echt scharf“, schmunzelte er und zog sie zu ihm aufs Bett.
„Du willst doch nicht etwa hier mit mir schlafen“, erkannte sie, was er wollte.
„Du hast doch sicher schon immer davon geträumt, hier Sex zu haben“, erwiderte er flirtend und zog die Träger des Kleides herunter.
„Auch wenn jetzt eine Welt für dich zusammenbricht, aber ich hatte hier drin schon Sex, ich hatte sogar mein erstes Mal hier drin“, erklärte sie.
„Man, du glaubst gar nicht, wie scharf ich grad’ auf dich bin“, hauchte er und zog ihr das Kleid aus.
 
„Mer’ ich hab’ gehört, dass du hier bist, oh man, das Bild krieg’ ich jetzt nie wieder aus dem Kopf“, platzte Mylie in Mikas Zimmer und erwischte die beiden.
„Schon mal was von anklopfen gehört, kleine Schwester?“, fragte Mika und bedeckte ihren Körper mit dem scheußlichen Kleid.
„Ja, hab’ ich. Wie ich sehe feiert ihr grade Versöhnung, na Gott sei Dank, ich hab’ keine Lust mehr Partyplanerin für meine Schwester zu spielen, weil sie es nicht kann“, entgegnete Mylie und starrte die beiden an.
„Ich komm’ gleich runter, Mylie“, erwiderte Mika peinlich berührt.
„Klar, entschuldigt, wollt’ ihr nen Tee?“, fragte sie und Mika nickte.
„Gut, gut dann mach’ ich uns welchen, bis gleich“, bemerkte Mylie und stolperte aus der Tür.
„Das war vielleicht doch nicht so eine gute Idee“, erkannte Sheldon amüsiert und fischte nach seiner Shorts auf dem Boden, die er anzog.
„Mir hat’s gefallen, ich hab’ das echt vermisst. Ich hab’ dich vermisst, verzeih’ mir noch Mal, dass ich dich allein gelassen habe“, erwiderte Mika und strich über seine Backe.
„Mach’ dir keinen Kopf, jetzt hab’ ich dich ja wieder. Ich kann nicht glauben, dass ich um die halbe Welt reisen musste, um eine amerikanische Frau zu treffen, die ich lieben kann“, konterte er liebevoll und küsste sie sanft.
„Und ich musste erst einige Jahre im Dschungel leben, um zu erkennen, wie gut ich es hier habe“, entschied sie und zog ein T-Shirt und ihre Hose wieder an.
„Die Erfahrung hab’ ich auf der Straße auch gemacht. Man sieht alles mit ganz anderen Augen. Ich hab’ mich damals stundenlang mit meinem Dad darüber unterhalten, er hat das alles so gut verstanden. Man, mir fällt grad’ ein, dass ich meine Mutter noch anrufen muss, um ihr die gute Nachricht zu erzählen, kann ich euer Telefon benutzen?“, fragte Sheldon und sie bejahte dies. Während Sheldon in Mikas altem Zimmer telefonierte, ging Mika runter zu ihrer Schwester.
„Man, da kommen alte Erinnerungen hoch“, entschied sie, als sie runter kam und ihre Mutter und ihre Schwester auf sie am Tisch warteten.
„Aber diesmal bist du erwachsen. Dein Freund ist ein toller Liebhaber, hab’ ich den Anschein“, erwiderte ihre Mutter.
„Ja, das ist er, oh man, du hast uns gehört, wie peinlich“, entschied sie beschämt.
„Ist nen kleines Haus. Aber eine gesunde Sexualität ist sehr wichtig“, entschied ihre Mutter.
„Oh Mum, hör’ auf damit“, bat Mylie und Mika grinste.
„So Kleines, jetzt müssen wir nur noch dir einen Kerl besorgen“, entschied ihre Mutter zu Mylie.
„Ich treff’ mich mit jemandem Mum, danke“, entschied Mylie.
„Wirklich? Wer ist er?“
„Ein Mann Mum, er ist ein Mann, wenn es ernst wird, stell’ ich ihn dir vor“, bemerkte Mylie kurz.
„Du bist immer noch die alte Romantikerin“, schmunzelte Mika und tätschelte die Schulter ihrer Schwester.
 
4 Wochen später begleitete eine stolze Mika ihren Freund zu seiner Preisverleihung.
„Man, du siehst aus wie ich 1978 bei meinem ersten Auftritt auf der großen Bühne“, erwiderte ihre Mutter, die Mika half, sich zu verkleiden.
„Ist das gut oder schlecht?“, fragte Mika nervös.
„Du siehst wunderschön aus“, bemerkte Sheldon verliebt, der einen Smoking trug.
„Danke, das beruhigt mich sehr. Ich war lang nicht mehr bei solchen Veranstaltungen, ich weiß gar nicht mehr, wie ich mich verhalten soll“, entschied Mika mit Feuchtgeschwitzten Händen.
„Das wirst du schon hinkriegen, ich vertrau’ ganz auf dich“, erwiderte er und führte sie nach draußen.
 
Vor der Halle, in der die Preisverleihung steigen sollte, standen Prank und Kent, beide grinsend und in Smokings.
„Was macht ihr denn hier?“, fragte er erfreut, seine Mitarbeiter zu sehen.
„Entschuldige Mal, du wärst doch gar nicht hier, wenn wir nicht wären, das ist auch unser Abend. Hey Chica, wer ist denn die Hübsche? Du hast dich ja schnell von deiner Ex gelöst, Alter, gut gemacht“, bemerkte Prank, der Mika nicht erkannte.
„Ich sag’ doch immer, kein Mann für eine eine Frau“, entgegnete Sheldon cool und Mika boxte ihn in die Seite.
„Man, meine Verkleidung ist wirklich gut genug, ich hatte noch Zweifel. Hi Prank“, erwiderte Mika.
„Mika, bist du das? Wie siehst du denn aus? Ist es dir peinlich hier her zu kommen?“, fragte Kent überrascht.
„Heut’ wird ein oben ohne Bild von mir prämiert, muss ja nicht jeder wissen, dass ich das bin“, erklärte Mika.
„Ihr amerikanischen Frauen seid echt so prüde. Das ist ein wunderschönes Bild von dir und du solltest stolz darauf sein. Wir sollten reingehen“, erwiderte Kent und sie gingen zu viert rein.
„Mr. Henderson, da sind Sie ja endlich. Wie ich sehe, haben Sie eine ganze Gefolgschaft mitgebracht, wir werden einen Platz für alle finden“, entgegnete ein Verantwortlicher und brachte sie zu ihrem Platz in der ersten Reihe. Dort stand ihr Bild was riesig vergrößert war.
„Man, darauf sieht man ja auch den kleinsten Leberfleck, größer hätten sie es echt nicht machen können“, bemängelte Mika das Bild.
„Entschuldige, das wusste ich nicht, aber dich erkennt sicher keiner heute Abend. Für heute Abend bist du einfach meine Begleiterin, nicht mehr“, entschied Sheldon und sie setzten sich.
„Klar, ich halt’ die Klappe“, bemerkte sie etwas eingeschnappt.
„So meinte ich das nicht“, erwiderte er besänftigend.
„Ich hab’ schon verstanden, du bist der Mittelpunkt des Abends und ich das hübsche Anhängsel“, grummelte sie.
„Ärger im Paradies?“, fragte Prank, der sich zu ihnen gelehnt hatte.
„Nein, alles Bestens, guck’ nach vorne“, bemerkte Mika und Prank zog sich zurück.
„Was willst du? Du wolltest doch nicht erkannt werden“, erwiderte Sheldon verwirrt.
„Ich hab’s mir anders überlegt“, entschied sie und zog ihre Perücke aus.
„Willst du mir jetzt die Schau stehlen?“, fragte Sheldon.
„Nein, aber das Mistding juckt, ich hab’ kurze schwarze Haare, das reicht auch als Verkleidung“, entschied sie grummelnd.
„Ich wusste gar nicht, dass du eine Perücke trägst“, erwiderte Prank.
„Du hast mich erst vor sechs Wochen gesehen, glaubst du meine Haare wachsen so schnell?“, fragte Mika genervt und ging zu den Toiletten.
„Deine Freundin hat ganz schöne Stimmungsschwankungen, hast du ihr nen Braten in die Röhre geschoben?“, fragte Prank, Sheldon.
„Halt die Klappe, Prank“, konterte Sheldon und sah beunruhigt zu den Toiletten.
„Ich sollte nach ihr sehen“, entschied Sheldon und ging zu Mika.
„Shel’ die Veranstaltung geht gleich los“, rief Prank hinter ihm her, aber er hörte ihn nicht.
„Schatz, alles klar da drin?“, fragte Sheldon und klopfte gegen die Tür.
„Komm rein“, hörte er eine leise Stimme und er schlüpfte schnell durch die offene Tür.
„Was ist los mit dir, Süße?“, fragte Sheldon, als er seine Freundin etwas an die Wand gekauert vorfand.
„Ich dachte ich kann das, aber ich kann es nicht“, erwiderte sie benommen.
„Hey, machst du grad’ mit mir Schluss?“, fragte er verwirrt.
„Oh Gott, nein, was denkst du denn, ich meine diese Veranstaltung, diese ganzen Leute die einen anstarren, ich weiß auch nicht“, erwiderte sie.
„Bist du etwas paranoid? Keiner guckt dich an, Kleines“, erwiderte er beruhigend.
„Du verstehst das nicht“, grummelte sie und rieb ihre kalten Arme.
„Ist dir kalt?“, fragte er besorgt und hängte ihr seine Jacke um.
„Ja, schon etwas, danke. Ich weiß auch nicht, irgendwie engt mich das alles hier ein“, versuchte sie zu erklären.
„Geh’ nach Hause, ich versteh’ das“, versprach er.
„Bist du sicher?“, fragte sie vorsichtig.
„Mach’s dir zu Hause gemütlich, du brauchst halt noch etwas Zeit. Ich werd’ nicht solang machen, versprochen, du kannst meine Jacke mitnehmen, mir ist eh’ zu heiß“, entschied er und führte sie raus.

Achtundzwanzigstes Kapitel


Kurz bevor die Veranstaltung begann, setzte sich Sheldon wieder auf seinen Platz.
„Wo ist deine Kleine?“, fragte Prank verwundert.
„Zu Hause, frag’ nicht, lass uns das hinter uns bringen“, erwiderte Sheldon und sah nach vorne.
 
Sheldon hatte Mika in ein Taxi gesetzt. Diese war nun wieder in ihrer Wohnung und legte sich müde auf das Doppelbett. Sie wusste nicht, was mit ihr los war. Sie zitterte am ganzen Körper und hatte eine Panikattacke. Was war los mit ihr? Sie war doch jetzt schon länger wieder zu Hause und war sonst auch unter Leuten. Sheldon war ziemlich enttäuscht gewesen. Sie roch an seiner Jacke. Sie roch sein minziges Rasierwasser in der Jacke. Sie liebte diesen Geruch.
Plötzlich merkte sie etwas Hartes in seiner Jacke und fischte es raus.
„Oh ne, das will er nicht machen“, murmelte sie vor sich hin.
Zu gleichen Zeit hatte Sheldon realisiert, was er mit seiner Jacke wegegeben hatte.
Leider stand er grade auf der Bühne und hatte seine Auszeichnung in der Hand.
Wortlos drückte er die Auszeichnung dem Moderator wieder in die Hand und eilte nach draußen.
„Man, haben die hier heute alle nen Knall? Ich bin sein Assistent, ich nehm’ die Auszeichnung für ihn“, sprang Kent auf und bekam die Auszeichnung von einem verwirrten Moderator gereicht.
 
Sheldon raste nach Hause. Er hoffte, dass sie es noch nicht gefunden hatte.
„Schatz, ich bin zu Hause“, bemerkte Sheldon vorsichtig und trat in dem Raum. Plötzlich knallte ihm etwas an den Kopf.
„Du hast es gefunden“, erwiderte er, während er seine Stirn rieb.
„Wie kannst du mir so was antun? Du weißt genau, wie ich darüber denke. Wie soll das jetzt mit uns weitergehen?“, fragte sie weinerlich und er kam vorsichtig näher zu ihr.
„Wenn du mich gefragt hättest, hätte ich es dir erklären können, meine Mutter hat mir ihren Verlobungsring geschickt, dass ich ihn dir eines Tages an den Finger stecken kann, ich schlepp’ ihn genau aus dem Grund mit mir rum, dass du ihn nicht aus Versehen findest. Man, du hast echt ne kräftige Wurfhand, warst du mal in einem Baseballteam?“, fragte er etwas benommen.
„In der Junior High, ja. Tut mir so leid“, entschuldigte sie sich schniefend.
„Ja, kann passieren. Man, ich hab’ grad einen schnellen Abgang auf der Verleihung hingelegt, ich krieg’ wohl nie wieder einen Preis“, fiel die ganze Anspannung des Abends von ihm und er brach in schallendes Gelächter aus.
„Wieso lachst du jetzt? Das ist nicht witzig“, erkannte sie, die am ganzen Körper zitterte.
„Schatz, es ist alles in Ordnung, du bist hier in Sicherheit“, erkannte Sheldon und nahm seine am ganzen Körper zitternde Freundin in die Arme.
„Ich weiß nicht, was mit mir los ist, ich kann nicht aufhören zu zittern“, entschied sie.
„Komm’, ich helf’ dir aus dem Kleid, du musst glaub’ etwas schlafen“, bemerkte sie und half ihr aus dem Kleid. Kurz danach war sie eingeschlafen. Er betrachtete den Ring noch länger in seiner Hand. Wie gern hätte er sie an diesem Abend gefragt, die Situation wäre so perfekt gewesen. Sein Handy empfing eine SMS. Er fluchte leise, doch sie wachte nicht auf.
 
Darf ich deinen Preis jetzt behalten? Hätte nichts dagegen!
Kent
 
Von wegen, ich hol’ ihn mir morgen bei dir ab, danke fürs Entgegennehmen, hatte ein Privates Problem, erzähl’ ich dir mal bei einem Bier, entschuldige noch Mal
Sheldon
 
„Schatz, du musst langsam aufstehen, deine Schicht beginnt in einer halben Stunde“, weckte Sheldon seine Freundin sanft, die wie ein Stein schon 10 Stunden, nur mit Unterwäsche bekleidet, schlief.
„Oh man, was auch immer ich getrunken habe, das werde ich nie wieder tun“, murmelte sie benommen.
„Du hast nichts getrunken, Liebling“, entschied Sheldon und fuhr mit seiner Hand über ihr Gesicht.
„Dann bin ich wohl krank“, entschied sie benommen.
„Ich ruf’ deine Chefin an, bleib’ einfach liegen“, erwiderte er fürsorglich und ging zum Telefon.
„Nein, ich muss los, es ist sicher viel los heute“, entschied sie und rappelte sich auf. Doch sie war zu schwach, um zu laufen.
„Okay, jetzt reicht’s, ich bring’ dich zum Arzt“, entschied Sheldon und brachte sie zu einem Arzt.
 
„Also, Sie hatten eine gewöhnliche Panikattacke, das kann mal passieren, sind Sie in letzter Zeit extremen Stress ausgesetzt gewesen?“, fragte der Arzt, nachdem er Mika untersucht hatte.
„Ich bin erst gerade aus dem Ausland zurück gekommen, ich hab’ große Anpassungsschwierigkeiten“, erklärte sie ruhig.
„Schatz, warum sagst du mir das nicht? Ich hätte dich doch unterstützt“, war Sheldon überrascht.
„Mir ist das peinlich, ich bin um die halbe Welt gereist und hab’ mich selbstständig gemacht und nun fühl’ ich mich wieder wie 15“, erkannte sie.
„Ich verschreib’ ihnen ein kleines Antidepressivum, dies hilft ihnen wieder auf die Leute zuzugehen. Dieses Medikament macht nicht abhängig und ist sehr verträglich. Das wird schon wieder“, entschied der Arzt.
„Gott sei Dank, ich dachte schon, es wäre was Schlimmeres. Kann ich sie mit nach Hause nehmen, Doktor?“, fragte Sheldon beruhigt.
„Natürlich, aber beobachten Sie sie in den nächsten Tagen noch etwas“, entschied der Arzt.
„Klar, das hilft mir total, mich nicht mehr wie eine 15-jährige zu fühlen“, erwiderte sie sarkastisch.
„Ich werde dich nicht bevormunden, keine Sorge, nur unterstützen. Lass uns heimgehen“, erwiderte Sheldon und brachte sie heim. An diesem Nachmittag besuchte Mona sie.
„Hey, was muss ich da hören, du hast Panikattacken?“, fragte Mona besorgt, als sie ihre große Schwester auf einem Sessel in ihrer Wohnung vorfand.
„Ich hab’ keine Panikattacken, ich hatte eine Panikattacke und jetzt geht es mir schon besser. Musst du nicht irgendeine Verlobungsfeier vorbereiten?“, fragte Mika schlecht gelaunt.
„Ich muss nicht irgendeine Party vorbereiten, sondern meine eigene. Aber heut’ hab’ ich Uni, da nehm’ ich mir frei von den Hochzeitsvorbereitungen“, erkannte Mona und setzte sich neben sie.
„Das ist gut, du darfst dich nicht zu arg stressen. Hat Sheldon dich rein gelassen?“, fragte Mika.
„Einen Schlüssel hab’ ich wohl kaum. Warum hat dein Freund eigentlich ne Beule am Kopf?“, fragte Mona.
„Ich hab’ ihm gestern eine Schachtel mit einem Ring an den Kopf geworfen“, konterte Mika cool.
„Das hat er nicht gemacht! Ihr seid doch erst so kurz zusammen“, bemerkte Mona verständnisvoll.
„Nein, hat er nicht, war ein Missverständnis. War aber genug um mir den Schweiß auf die Stirn zu treiben. Was hab’ ich mir dabei gedacht, dass ich zurückkomme und alles ist wie immer?“, fragte Mika nachdenklich.
„Lass dir Zeit, du warst so lang weg. Wenn dir das Recht ist würde ich gern, dass du meine Trauzeugin bist“, erwiderte Mona.
„Klar, ich würde mich geehrt fühlen, aber was ist mit Mylie?“, fragte Mika.
„Sie ist meine erste Brautjungfer, das liegt ihr eher. Das ist schön, ich werde dich auch nicht überfordern, du musst nur ein paar kleinere Sachen machen“, konterte Mona.
„Ich werd’ schon klarkommen, gib’ mir nur etwas Zeit. Man, war das gestern peinlich, das sollte der große Moment für Sheldon werden und ich krieg’ ne Panikattacke“, erwiderte Mika beschämt.
„Er ist dir nicht böse, solche Prämierungen sind meistens eh’ sehr trocken, die haben sicher noch nie einen gehabt, der mitten in der Preisverleihung abhaut, um zu seiner Freundin zu gehen“, erwiderte Mona und grinste.
„Er hat es dir erzählt?“, fragte Mika.
„Wir haben uns kurz unterhalten vorhin. Er ist jetzt weggefahren um irgendwas zu holen, keine Ahnung, er wollte gleich wiederkommen. Ich bleib’ solang bei dir, ich tipp’ nur schnell was ab, aber ich bin ganz in deiner Nähe“, versprach Mona, stand auf und ging in die Küchenzeile.
„Den ist gar nicht klar, dass mich das gar nicht beruhigt“, grummelte Mika und nahm einen Keks vom Teller, den sie auf dem Schoß hatte. Ihre Mutter hatte ihr Kekse gebracht.
Eine halbe Stunde später kam Sheldon zurück. Er hatte seine Auszeichnung in der Hand, eine goldene Digitalkamera.
„Mika, ich bin zurück“, rief Sheldon, als er durch die Tür kam.
Als Mika in sein Sichtfeld kam, duckte er sich.
„Wirklich witzig, Schatz. Man, ist das eine hässliche Auszeichnung“, erkannte Mika und kam auf ihn zu.
„Hey, die ist mir wirklich wichtig“, erkannte Sheldon und Mika küsste ihn sanft.
„Dann ist sie mir auch wichtig. Kann ich meinen Babysitter jetzt nach Hause schicken, ich glaub’ sie hat grad’ genug Stress“, erwiderte Mika und sah zu ihrer kleinen Schwester, die am Laptop saß und tippte.
„Sie ist kein Babysitter, sie wollte dich besuchen kommen“, behauptete er.
„Klar, deshalb ist sie ja auch gekommen, als du wegmusstest. Ich hatte eine Panikattacke, ich bin nicht selbstmordgefährdet, oder so“, bemerkte sie.
„Klar Süße, das weiß ich doch. Willst du was Essen gehen? Wir können Mona mitnehmen, aber ich würd’ gern mal richtig mit dir ausgehen, das haben wir in unserer Beziehung irgendwie übersprungen“, konterte er.
„Das klingt mal nach einem Plan. Ich zieh’ mir nur schnell mal was anderes an. Wir sollten wirklich allein gehen, ich muss mit dir über was sprechen“, entschied sie und ging ins Bad, um sich umzuziehen.

Neunundzwanzigstes Kapitel


Etwas später saßen die beiden in einem kleinen romantischen Restaurant in der Innenstadt.
„Es ist schön hier, der perfekte Platz für ein erstes Rendezvous“, erwiderte Mika und Sheldon nahm ihre Hände.
„Du wolltest mit mir über was reden?“, fragte Sheldon.
„Ich möchte nicht mehr als Kellnerin arbeiten“, erkannte sie plötzlich.
„Klar, musst du nicht, du wolltest doch eh’ wieder zur Schule gehen“, konterte er.
„Ich hab’ zwar noch etwas Geld von meinem Vater, aber du wärst dann der einzige, der Geld verdient“, erkannte sie.
„Das ist kein Problem, das kriegen wir hin. Ist das dein einziges Problem?“, fragte Sheldon und strich mit der Hand über ihr Gesicht.
„Ich bin schwanger“, gestand sie und ihm kippte die Kinnlade herunter.
„Das war das, was der Arzt dir gesagt hat, als ich nicht da war. Freuen wir uns darüber?“, fragte Sheldon verwirrt.
„Ich will studieren, ich weiß nicht“, erwiderte sie unentschlossen.
„Ich bin selbstständig, das bekommen wir hin, du wirst studieren können“, bemerkte Sheldon beruhigend.
„Also kriegen wir dieses Baby?“, fragte sie hoffnungsvoll.
„Du hast schon ein Kind verloren, das werde ich dir nicht noch ein Mal antun und ich liebe dich und möchte mein Leben mit dir verbringen, egal als Ehemann oder als Lebensgefährte“, bemerkte er.
„Ich möchte dich heiraten, bevor wir unser Kind bekommen“, erwiderte sie.
„Dann machen wir das. Meine Mutter wird begeistert sein“, erwiderte Sheldon.
„Bist du es auch, glücklich mein’ ich?“
„Ja, natürlich bin ich glücklich, die Frau, die ich liebe bekommt ein Kind von mir. Das ist wunderbar. Wissen es deine Schwestern schon?“, fragte Sheldon.
„Nein, ich wollte noch warten, bis die Verlobungsfeier vorbei ist. Das ist ja schon nächste Woche“, konterte sie.
„Klar, wenn du das willst. Wie lange bist du denn schon schwanger, weißt du das?“, fragte Sheldon, der sich richtig zu freuen schien.
„2 Wochen etwa, denkt der Arzt. Keine Sorge, die Medikamente sind verträglich für das Baby. Mein Gott, da fällt mir echt ein Stein vom Herzen, ich dachte schon, du wärst sauer“, erkannte sie.
„Warum denkst du so was? Nach allem was wir durch gestanden haben, ist das doch was tolles, oder?“, konterte er und küsste sie.
„Wir sollten das feiern, was willst du essen?“, fragte er und sie bestellten.
 
Eine Woche später feierte Mona ihre Verlobungsparty. Mika war seit zwei Tagen ziemlich übel, ihrer Schwester gegenüber behauptete sie, sie hätte eine Lebensmittelvergiftung und so schöpfte sie keinen Verdacht.
„Schatz, hör auf damit, du sollst die Gäste fotografieren, nicht nur mich“, bat Mika und hielt sich die Hand vors Gesicht, als Sheldon nicht aufhörte, sie auf der Party zu fotografieren.
„Du siehst nur so wunderschön aus, heute“, erkannte er.
„Ich hab’ mich erst vor 10 Minuten übergeben, ich muss fürchterlich aufsehen“, bemerkte sie.
„Quatsch, du siehst toll aus. Ich sollte wirklich die Gäste fotografieren, sonst wird Mona sauer. Ruf’ mich, wenn du Hilfe brauchst, ich besorg’ dir was zum Knabbern“, erkannte er, küsste ihren Kopf und ging weiter.
„Schatz, deine Schwester gönnt mir mal ne Pause, wie wär’s mit ein bisschen Knutschen?“, fragte Sheldon, als er nach einer halbe Stunde zurück zu seiner Freundin kam.
Wortlos rannte Mika ins Badezimmer, um sich zu übergeben.
„So ne Reaktion auf einen Kuss hab’ ich noch nie gesehen“, kam Jabilo scherzend zu Sheldon und setzte sich zu ihm aufs Sofa.
„Ja, keine Ahnung was sie gegessen hat, ich hoffe, der Armen geht’s bald besser“, erkannte Sheldon besorgt.
„Shel’, sie hat keine Lebensmittelvergiftung, oder?“, fragte Jabilo erkennend.
„Ihr wisst es also?“, erwiderte Sheldon ertappt.
„Nur ich, ich hab’ vier größere Schwestern die alle Kinder haben“, konterte Jabilo cool.
„Oh man, ich wollte ihr nicht die Show stehlen“, konterte Mika, die zurückkam. Sheldon zog seine Freundin auf seinen Schoß.
„Sie weiß es nicht, ich dachte mir schon, dass du es bis Morgen geheim halten willst. Du armes Ding, bei meinen Schwestern war es auch immer schlimmer beim ersten Kind“, bemerkte Jabilo beruhigend.
„Das ist nicht mein erstes Kind“, erkannte Mika kurz.
„Das ist nicht dein erstes Kind?“, fragte Jabilo verwundert.
„Ich hatte eine Todgeburt, das ist noch nicht lange her, deshalb hat mein Körper vermutlich so seine Probleme mit der Schwangerschaft. Man, ich dachte, Mona hätte dir das erzählt, das erzähl’ ich dir Mal zu einem anderen Zeitpunkt, nicht heute. Heute wollen wir feiern, obwohl ich mich fühle, als ob ich das schon getan hätte“, bemerkte sie und lächelte matt.
„Hey Süße, hier sind Salzstangen, die helfen dir sicher. Schatz, kommst du bitte, ich möchte dir meine Patentante vorstellen“, erwiderte Mona, die zu ihnen kam, stellte ihr ein Schälchen mit Salzstangen hin und zog ihren Verlobten hoch.
„Danke, sag’ Tante Edna nen’ Gruß von mir. Du hast übrigens ein tolles Kleid an“, entgegnete Mika und Mona dankte ihr.
 
Der Tag nach der Verlobungsparty begann früh für Mika. Sie war früh in ihre Wohnung gefahren, weil es ihr wirklich dreckig ging, doch jetzt ging es ihr wesentlich besser.
Sie löste sich von ihrem Freund und stand auf. Sie hatte lang nicht mehr über das Kind nachgedacht, dass sie verloren hatte, doch dieser Morgen brachte die Erinnerung. Sie wusste nicht, ob es die Hormone waren, die dort durch ihren Körper rasten, aber das erste Mal konnte sie wirklich trauern. Sie weinte bis keine Träne übrig war. Sheldon hatte die Nacht zuvor ziemlich getrunken und bekam so nichts mit. Mit einem Kamillentee in der Hand setzte sie sich auf einen Sessel.
„Oh, hast du mir auch so einen? Heut’ ist mir schlecht“, kam Sheldon mit einem ziemlichen Kater zu ihr.
„In der Küche steht noch welcher. Ich hab’ viel über den Amazonas nachgedacht gerade, wir haben Glenn und Shannon gar nicht mehr kontaktiert, ich würd’ gern wissen, wie es ihnen geht“, dachte sie laut.
„Du willst doch nicht etwa zurück, oder?“, fragte er verwundert.
„Nein, nie wieder, ich habe grade mein Leben hier wieder, aber nachdenken ist doch nicht verboten, oder?“, fragte sie und er nickte.
„Nein, überhaupt nicht. Ich werd’ jetzt duschen gehen, in einer Stunde ist das Frühstück bei Mona und Jabilo. Ich sollte sie mal anrufen, dass sie da wach sind“, entschied Sheldon.
„Geh’ duschen, ich mach’ das schon. Wie du aussiehst, wirst du heut’ derjenige sein, der sich ständig übergibt, sollen wir zusammen duschen?“, fragte sie schmunzelnd.
„Bist du sicher?“, fragte er.
„Wir sollten ausnutzen, dass es mir gut geht“, entschied sie.
„Dann komm’“, erkannte er und zog sie ins Badezimmer.
 
Eine Stunde später eilten Sheldon und Mika Hand in Hand zu Mona und Jabilo.
„Ihr seid spät“, bemerkte Mona, die ihnen die Tür öffnete.
„Wir hatten so ganz private Verpflichtungen“, erkannte Sheldon, der ganz verliebt seine Freundin fest im Arm hatte.
„Klar, ich verstehe, kommt rein, ihr Turteltauben“, erkannte Mona grinsend und ließ sie rein. In dem kleinen Esszimmer saßen schon die restlichen Familienmitglieder.
„Morgen“, entgegnete ihre Mutter.
„Morgen Mum, tut mir leid, dass ihr warten musstest“, entschuldigte sich Mika und sie setzten sich.
„Kein Problem, jetzt seid ihr ja hier. Lasst uns Essen“, konterte ihr Vater und so begannen sie zu Essen.
Als sie fast fertig waren, stand Mika etwas ruckartig auf. Das Geschirr klirrte, weil sie an den Tisch stieß.
„Jesus Kind, was ist los? Ist dir wieder übel?“, fragte ihr Mutter erschreckt.
„Nein, mir ist nicht schlecht, ich muss euch was Erzählen“, bemerkte sie und legte nervös ihre Hand auf die ihres Freundes.
„Du bist schwanger, oder?“, fragte ihre Mutter erkennend.
„Jabilo“, raunzte Mika.
„Er hat nichts gesagt, ich hab’ drei Kinder auf die Welt gebracht, ich kann Morgenübelkeit von einer Lebensmittelvergiftung unterscheiden. Wolltest du uns das nicht sagen?“, fragte ihre Mutter vorwurfsvoll.
„Mum, das ist der Zeitpunkt, an dem ich es dir sage, euch allen sage. Aber keine Sorge, wir werden heiraten, ich werde meine Schule beenden und studieren, meine Pläne haben sich nicht geändert“, versprach Mika.
„Das will ich auch schwer hoffen, ich werde mich natürlich auch um den Kleinen oder die Kleine kümmern, dafür sind Großmütter doch da. Ach’ komm’ her, ich bin so glücklich“, freute sich Mrs. Falks und zog ihre Tochter glücklich über den Tisch in ihre Arme.
„Danke, ich bin froh, dass du das sagst. Ich hätte gern noch einen Kaffee, bitte“, erwiderte sie und setzte sich wieder hin.
„Ich geb’ dir koffeinfreien, ist besser für das Baby. Nein, ich werde dich nicht noch mehr bemuttern, das ist nur ein gut gemeinter Rat“, erkannte ihre Mutter.
„Danke, den Rat nehm’ ich gern an. So, genug von mir, wir haben eine Hochzeit zu planen“, entschied Mika.
„Klasse, jetzt muss ich dein Kleid umnähen lassen“, erwiderte Mona kühl.
„Ich bin die Trauzeugin, ich hab’ kein Kleid“, erkannte Mika verwundert.
„Jeder hat nen Kleid, ich muss telefonieren“, erwiderte Mona verwirrt und ging in einen Nebenraum.
„Sie hat grad’ viele Sachen im Kopf, das meint sie nicht bös’“, erkannte Jabilo und folgte seiner Verlobten in den Nebenraum.
„Gut, das ist wohl das Ende dieses Frühstücks, wir gehen dann mal“, entschied Mika enttäuscht und stand wieder auf.
„Nein, bleib’ bitte, ich hab’ sie gleich wieder beruhigt“, bat Jabilo, der zurückkam.
„Ich hab’ ihr ihren Moment versaut, ich versteh’ das“, erklärte Mika verständnisvoll.
„Sie hatte ihren Moment gestern, du warst respektvoll und hast bis heute gewartet, bitte setz’ dich wieder hin, wir kommen gleich wieder raus“, versprach Jabilo und verschwand wieder.
„Oh man, ich hätte noch bis nach der Hochzeit warten sollen“, konterte Mika und setzte sich wieder hin.
„Das sind noch fünf Monate, dann müsstest du das niemanden erzählen, dann wüssten es alle. Sie beruhigt sich schon wieder, Jabilo wird sie umstimmen können“, entschied Sheldon und nahm Mika in den Arm.
 
10 Minuten später kam Mona wirklich wieder aus dem Nebenraum.
„Entschuldigt, ich hatte eine kleine Panikattacke, es ist nicht einfach Studium und Hochzeit unter einen Hut zu bringen. Meredith, Süße, ich freu’ mich wahnsinnig für dich, für euch, tut mir leid“, erkannte Mona und ging zu ihrer Schwester, um sie zu umarmen.
„Man, du hast mich erschreckt, ich dachte schon, du wärst sauer auf mich. Okay, ich bekomme ein Baby, das wissen jetzt alle, gut, jetzt ist wieder Zeit über die Hochzeit zu sprechen, also welche Farbe hat dieses dubiose Kleid?“, fragte Mika und die Gesellschaft unterhielt sich wieder.
 
5 Jahre später
 
„Lucy, lauf’ nicht so weit weg, ich will dich noch sehen können“, rief Mika zu ihrer vierjährigen Tochter. Der Lockenkopf düste durch das kleine Dorf im Amazonas. Mika und Sheldon waren zwei Jahre zuvor zurück in das Dorf gegangen, in dem Mika so lange gelebt hatte. Sie hatte kurz nach dem dritten Geburtstag ihrer Tochter die Sehnsucht gepackt und sie wanderte mit ihrem Ehemann aus. Sie hatte geschafft zu studieren und hatte einen Abschluss in Entwicklungshilfe. Sie wollte Shannon unterstützen und das tat sie bei Kräften. Shannon hatte auch ihre nun erwachsene Tochter eingeladen, bei ihr zu wohnen, die meistens als Lucys Babysitter fungierte, während Shannon und Mika arbeiteten.
„Ich pass’ auf sie auf“, versprach Shannons Tochter, die neben Mika stand und ging zu Lucy.
Mika wirkte glücklich und gelassen. Sie strich ihre Hände an ihrer Schürze ab. Unter der Schürze wölbte sich ein Babybauch. Sie war im 5 Monat mit ihrem zweiten Kind, einem Jungen, schwanger. Sie würde für die Geburt in die Zivilisation zurückkehren, aber nur dafür, sie war in diesem Ort jetzt wirklich zu Hause und sogar ihr Mann hatte dort nun sein Glück gefunden. Er hatte in den letzten Jahren zwei Bücher über seine Erlebnisse geschrieben und war gerade dabei das Dritte zu schreiben.
„Schatz, machst du mal ein paar Fotos von deiner Tochter? Ich möchte Mum und Dad neue schicken“, bat Mika, als sie zurück in die einfache Hütte kam, in der sie wohnten. Sheldon war vertieft in sein Skript, dass er mühsam per Hand schrieb.
„Klar, mach’ ich sofort, ich muss nur schnell was weiter schreiben, fünf Minuten. Wie geht’s dir, verträgst du die Hitze?“, fragte Sheldon und zog seine Frau an sich, um über ihren gewölbten Bauch zu streichen.
„Ich hab’ hier lang gewohnt, mir ist nicht mal heiß. Darf ich lesen, was du grad’ schreibst?“, fragte sie neugierig und bekam das Skript gereicht.
„Du schreibst über unsere Familie?“, fragte sie, als sie ein paar Zeilen gelesen hatte.
„Ja, ist das okay für dich?“, fragte er hoffend.
„Ja, das find’ ich klasse, darf ich weiter lesen, während du die Fotos machst?“, fragte sie und er nickte und stand auf. Während sie zusah, wie ihr Mann ihre kleine Tochter jagte um sie zu fotografieren, lächelte sie. Nie hätte sie erträumen können, dass sie in dem Land, das sie als Fluchtort benutzt hatte ihr Glück finden würde, aber sie hatte es.

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Tag der Veröffentlichung: 26.09.2010

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