Cover

Erstes Kapitel


Das defekte Schild des Broken Souls flackerte, das tat es eigentlich schon seit sie dort angefangen hatte. Das war jetzt drei Jahre her. Dabei hatte ihre Karriere so viel versprechend angefangen. Second Lieutenent mit zwanzig, First Lieutenent mit 22, sie konnte nichts aufhalten, was sie sich in der Air Force vorgenommen hatte. Sie war arrogant und siegessicher und dann kam dieser Unfall, jetzt war sie mit 25 ehrenhaft aus der Air Force entlassen worden und arbeitete nun in der Kneipe ihres Navy Kollegen, der den Unfall verursacht hatte. Sie war eine Tomcat geflogen, vor dem Unfall, jetzt servierte sie Drinks. Ihr Kollege Toren hatte furchtbare Schuldgefühle wegen der Sache, schließlich war er der Erwachsene gewesen, er wollte ja unbedingt das Auto fahren, dachte nach einem Bier würde er das noch können. Doch es war Nebel aufgezogen und sie waren ins Wasser gestürzt. Er hatte zwei Finger verloren, Lola hatte ein kaputtes Knie und musste eine Beinschiene tragen. Aber nach drei Jahren konnte sie gut damit laufen. Nur in die Air Force konnte sie nicht mehr zurück.

„Lola, na wie geht’s dem Bein?“, fragte Toren, als sich Lola erschöpft auf den Barhocker setzte.
„War nen langer Abend, ich merke es leicht, es geht aber immer besser. Ich hab 25 Dollar Trinkgeld eingenommen, war ein guter Abend. Waren ganz schön viele Armeesoldaten da heute Abend, die meisten gerade aus Rammstein raus. Man, die Army spielt Bowling mit ihren Leuten, die können diesen Krieg nicht gewinnen, das muss jemanden ihnen doch mal sagen“, zog sie die Stulpe unter ihrer Schiene wieder gerade. Sie konnte kaum glauben, dass sie ihr Souvenir aus Kindertagen jetzt wieder gebrauchen konnte.
„Ja, ich hab das Broken Souls ja vor allem wegen diesen Leuten aufgemacht, denn hier können sie darüber reden was sie erlebt haben und sich laut über diesen furchtbaren Krieg beschweren. Was hier gesprochen wird, bleibt hier drin. Sonst kann man in D.C. ja nichts loswerden. Ich hab mich gestern mit einem Veteranen über den Vietnamkrieg ausgelassen, da kommt so ein Stöpsel in Uniform zu mir, keine 20 Jahre alt und scheißt mich zusammen, was ich mir dabei denke. Er hat vom Vietnamkrieg in der Schule erfahren, er war einer dieser Neulinge, die nicht wissen was Krieg ist. Wenn man monatelang vor der irakischen Grenze auf der Lauer liegt, eingepfercht in eine Mini-Kajüte und auf nichts und wieder nichts wartet. Versteh’ das nicht falsch, aber ich denke der Unfall war eine gute Sache. Ich hab zwar zwei Finger verloren, aber ich hab meine Freiheit wieder gewonnen“, hielt Toren eine flammende Rede und das war nicht die Erste, die Lola in den letzten drei Jahren gehört hatte.
„Ich wäre gern mal an die Front gegangen, nur um zu wissen wie es ist. Ich bin die Tom nur in der Gegend herumgeflogen, wir haben immer gehört, was wir tun sollten und es ständig trainiert, aber nie ausgeführt. Vielleicht ist es bei der Navy anders“, entschied sie.
„Ich hätte mir gewünscht, dass ich nie aus dem Training gekommen wäre. Du hast die harte Welt noch nicht kennen gelernt. Aber du hast dich verändert, als ich dich in dieser Bar kennen gelernt habe, warst du so arrogant, so selbstsicher. Du hast dir nichts sagen lassen, ist ja auch klar, ich bin auch in einer Soldatenfamilie aufgewachsen, aber jetzt bist du eine lebenslustige junge Frau, die ihre eigene Meinung deutlich sagt“, erklärte Toren. „Lebenslustig? Du bist zu lange unter deprimierten Ex-Soldaten und Verletzten gewesen? Lust am Leben hab ich sicher nicht“, erkannte Lola und stand wieder vom Barhocker auf.
„Tu nicht so, ich seh’ dich doch durch die Bar laufen, du lächelst, du bist gut drauf“, bemerkte Toren erkennend und Lola lief wieder los.
„Sie ist eine gequälte Seele wie wir alle. Aber sie hat heiße Beine“, bemerkte ein Soldat in Uniform und frischen Mullbinden.
„Du bist neu hier, du kannst es also nicht wissen, ich sag’s dir also noch Mal. Flossen weg von meinen Angestellten und wer glotzt, fliegt. Vor allem bei ihr. Noch nen Bier?“, erklärte Toren und schenkte ihm noch ein Mal ein.
„Lass ihn ruhig gucken, er wäre ja nicht der Erste. Hallo Soldat, wie ist das Wetter in Deutschland?“, kam Lola mit leerem Tablett zurück.
„Sehr stürmisch, Kyrill hat gewütet, wir haben drei Anläufe gebraucht, um heim zu kommen. Wie lange sind Sie denn schon zurück?“, fragte der Soldat erkennend.
„Ich war nicht dort, ich hab mir im Skiurlaub das Knie zertrümmert, bevor ich überhaupt rüber konnte. Tja, so ist das Leben“, erwiderte sie gespielt gut gelaunt.
„Tut mir leid für Sie, aber Sie können sich glücklich schätzen, ist furchtbar da drüben“, erklärte auch der Soldat und griff nach seinem Glas. Er hatte einen Stern in seiner Hand zwischen Daumen und linkem Zeigefinger tätowiert.
„Army, nehm ich an, das eiserne Fußvolk. Ihr seid stolze Kämpfer, aber ganz schön flügellahm“, philosophierte sie und stellte das Tablett auf dem Tresen neben seiner Hand ab.
„Air Force, ihr seid doch einfach nur Angeber, ohne eure Flieger wärt ihr gar nichts. Es sterben so viele von unseren Leuten, aber so wenig von euren. Das ist einfach zu unfair“, bemerkte der Soldat in seinem Suff.
„Es sterben Amerikaner drüben, wir sind alle Amerikaner, nicht grün, weiß oder blau. Hör auf zu vergleichen“, kam ein anderer Mann in Armeeuniform von der Toilette und setzte sich neben seinen Freund.
„Wade, da bist du ja wieder, bist du auf der Toilette eingepennt? Du warst ewig da drin“, meckerte der Soldat und trank aus seinem Bier.
„Ich hab gesagt, ich geh’ zu den Toiletten, ich hab nicht gesagt, dass ich pinkeln gehe“, erkannte Wade und rückte den Gürtel seiner Uniform zurecht.
„Du bist auch noch stolz darauf, eine volltrunkene Schlampe verführt zu haben. Gott sei Dank, bin ich verheiratet“, erwiderte der Soldat und Wade klemmte sich neben ihn auf den Barhocker.
„Noch, wenn du noch öfters hier abhängst, wird sie dich gegen jemanden austauschen, der auch mal da ist“, frotzelte Wade und trank unverfroren aus dem Glas seines Kollegen.
„Zumindest wartet zu Hause jemand auf mich“, ging der Soldat nicht auf seine Sprüche ein.
„Kann ich dir vielleicht auch ein Bier anbieten, Soldat“, beobachtete Toren die zwei Kerle vor sich.
„Ja, ich verdurste schon. Her damit“, erwiderte Wade und ging mit seinem Bierglas zu einem Tisch.
„Hey, Püppchen, Tequila, aber einen Doppelten“, bestellte Wade wesentlich später an diesem Abend und zog die junge Frau an sich.
„Hey, Soldat, Flossen weg“, kam Toren seiner Kollegin zur Hilfe geeilt und riss ihm den Arm auf.
„Hey, wo sind deine Finger, Alter? Handgranate?“, fragte Wade lallend und lehnte sich cool zurück.
„Nein, Budweiser. Du hattest genug, Kumpel, Zeit fürs Taxi“, entschied Toren und sah zu seiner Kollegin, die ihm mit den Augen sagte, dass es ihr gut ging.
„Nein, wo ist mein Kumpel, ich muss ihn heimfahren“, erkannte Wade und rappelte sich auf.
„Schon vor einer Stunde heim. Du warst der Fahrer? Warum trinkst du dann?“, fragte Lola, Wade.
„7up auf Dauer ist langweilig, ich bin es leid, immer das richtige zu tun“, erwiderte er und Toren ging kopfschüttelnd zur Bar um ein Taxi zu rufen.
„Ich war genau so arrogant wie du vor drei Jahren, bis es meine Kniescheibe erwischt hat. Schalt nen Gang runter, mit so ner Einstellung kommst du nicht weit. Wir schließen jetzt, also verpiss dich“, bemerkte Lola schroff und er wankte nach draußen.
„Du schmeißt unsere Kunden raus?“, fragte Toren, als Lola ihr Bein auf den Barhocker legte um ihre verrutschte Schiene wieder mal zu richten.
„Das war der letzte, ich geh’ jetzt heim“, schwang sie ihr Bein herunter und zog ihre Jeansjacke über ihre weiße Bluse.
„Gut, ist ja schon halb drei, du gehörst ins Bett. Entschuldige, dass du so lang arbeiten musstest, ich geb dir dafür morgen frei“, erwiderte Toren.
„Danke, du kannst mich zu Hause erreichen, wenn du mich doch brauchst“, zog sie ihre Tasche hinter dem Tresen hervor und ging zur Tür.
„Lola?“, fragte Toren ihr hinterher.
„Ja, was ist?“
„Fang an Schmerzmittel zu nehmen. Wenn du so Schmerzen hast, bist du unerträglich“, erkannte er.
„Gute Nacht, Toren“, bemerkte sie unberührt und schloss die dicke Eisentür der Kneipe hinter sich.

Zweites Kapitel


Vor der Tür stand der Armeesoldat und kotzte sich die Seele aus dem Leib und direkt in den großen Müllcontainer.
„Ich würde auch kotzen, wenn ich so einen Scheiß verzapfen würde“, lehnte sie sich cool an den Rand des Containers.
„Ach, halt bloß die Klappe“, murmelte Wade, als er sich entleert hatte.
„Du hast die Frauen lieber wortlos und gefügig, was?“, ließ sie kein gutes Haar an dem armen Kerl.
„Du kennst mich nicht, sonst würdest du nicht so über mich reden“, wischte er sich den Mund ab und setzte seine Mütze auf.
„Ich kenne Kerle wie dich, ich bin Soldatin aus 4. Generation und mit euch Kerlen aufgewachsen, ich weiß, dass ihr euch für unwiderstehlich haltet, dass ihr jede Frau rumkriegt“, erkannte sie provozierend.
„Wir halten uns nicht für unwiderstehlich, wir sind es einfach. Außer, den Momenten wenn wir in Mülleimer kotzen. Es gab keine Kleine auf der Toilette, das hab ich nur gesagt um Icarus zu ärgern, sein Liebesleben liegt ziemlich brach, ja, war etwas unpassend, aber er wird das verstehen“, erklärte Wade.
„Er wird das eher verstehen als die Tatsache, dass er mit dem Taxi zum Stützpunkt fahren musste, obwohl du eigentlich fahren wolltest“, bemerkte sie keck und reichte ihm ein Taschentuch.
„Danke, war nicht meine größte Leistung heute Abend, ich bin es nur so leid, ständig hier zu versauern, nur weil ich nachtblind bin, werde ich nicht in den Irak geschickt, ich patrouilliere nur stundenlang auf dem Stützpunkt rum, häng in Bars ab und am nächsten Tag beginnt das alles von neuem. 6 Jahre bin ich jetzt schon in der Army, aber einen Krieg hab ich noch nicht geführt“, beschwerte sich Wade über seine Situation.
„Was soll ich dann sagen, ich bin mit 25 schon Veteran, lebe mit meinem Onkel, einem echten Veteranen aus Vietnam zusammen, der beide Beine verloren hat und werde tagtäglich von meinen drei Brüdern und meiner großen Schwester daran erinnert, dass ich nicht mehr dabei bin“, hielt sie dagegen.
„Fünf Kinder, man ihr Flieger wisst es zu leben. Obwohl, ich hab auch zwei Brüder, beide drüben, beide der Stolz der Familie. Ich bin der kleine Nachzügler, niemand interessiert sich für mich“, erwiderte er
„Okay, das ist mehr, als ich wissen will, wesentlich mehr. Gute Nacht, Wade, wenn du mal nicht mehr diensttauglich bist, kannst du anfangen, dich zu beschweren“, humpelte sie weiter zu ihrem alten Chevy.
Sie musste ihre Schiene fürs Autofahren ausziehen und sie gegen einen Verband wechseln. Unter Schmerzen löste sie ihre Schiene und zog eine Mullbinde aus der Tasche um sie um ihr Bein zu wickeln.
„Es ist wirklich sexy, wie du dein Bein immer gen Himmel streckst“, kam Wade ihr hinterher.
„Wenn du grad versuchst mich zu verführen lass es, ich bin nicht einer deiner Mäuschen, ich habe in einer Kaserne mit 50 Männern übernachtet und kein einziger hat sich getraut, mich auch nur am Arm zu berühren. Denn die wussten was gut für sie war“, erwiderte sie und sicherte das Ende ihrer Mullbinde.
„Flieger sind trottelige Gentlemen, wir Armeesoldaten aber nicht“, legte Wade seine Hand auf ihren Hintern. Das hätte er aber lassen sollen. Eh er es sich versah, trat Lola ihm mit dem gesunden Bein in die Eingeweide und er krümmte sich am Boden.
„Krüppel heißt nicht gleich wehrlos, Süßer. Jetzt hast du einen Grund, warum dir schlecht sein könnte. Gute Nacht“, setzte sie sich in den Wagen, platzierte ihr Bein vor der Bremse und fuhr rückwärts weg und ließ ihn einfach dort liegen.
 
Auf dem Rückweg zu der Wohnung, in der sie mit ihrem Onkel lebte, nahm sie sich vor, obwohl es mit der Schiene umständlich war, beim nächsten Mal eine Hose zu tragen.
Als sie auf dem Parkplatz einfuhr, war sie zu müde, ihre Schiene wieder anzulegen. Sie humpelte einfach mit Schmerzen zum Fahrstuhl und setzte sich dann im Fahrstuhl hin.
Während sie hochfuhr, machte sie die Schiene über den Verband und rappelte sich schwermütig auf. Sie hatte Schmerzen, denn sie hatte sich bei ihrem Tritt auf das kaputte Knie stützen müssen, aber das war es wert gewesen, den Kerl dann so auf dem Boden liegen zu sehen. Sie war von ihrem Vater dazu erzogen worden, die Army und ihre Leute zu hassen, das war irgendwie in ihrem Hinterkopf hängen geblieben. Drei Jahre zuvor hätte sie nicht mal mit einem Armeesoldaten gesprochen, ihre Einstellung hatte sich ziemlich geändert, jetzt wo sie tagtäglich mit allen Arten von Soldaten der USA zu tun hatte. Ihr Onkel hatte leider da eine ganz andere Meinung dazu.
 
„Hey, wo warst du? Es ist mitten in der Nacht“, erwiderte eine Stimme im Dunkeln, als sie in den Dunkeln Flur humpelte.
„Arbeiten Onkel, es ist Samstag“, bemerkte sie trocken und machte das Licht an. Ihr Onkel saß im Eck der Wohnung, des Wohnheims speziell für Air Force Veteranen.
„Nein, es ist Sonntag, wir wollen in drei Stunden zu der Taufe deiner Nichte“, bemerkte der frühere Colonel Julian Headsmith.
„Ich hab schon gesagt, ich geh’ nicht mit, es reicht meiner Schwester nicht nur, mir ihre Sterne unter die Nase zu halten, jetzt muss sie es auch noch mit ihrer erstgeborenen Tochter tun. Ich geh’ ins Bett“, humpelte sie weiter.
„Lola, komm schon, die haben uns hier her abgeschoben, das heißt aber nicht, dass wir immer unsichtbar sein müssen“, versuchte Julian sie zu überreden.
„Wir werden auch unsichtbar sein, wenn wir dort sind, Tamara hat nicht mal gefragt, ob ich Patentante sein will, nein, Paten werden meine Brüder, denn sonst ist die Erziehung ihrer Tochter ja gefährdet iM Bezug auf die Air Force. Ich will wirklich nicht darüber diskutieren, ich hab Schmerzen und bin saumüde“, bog sie Richtung Bad ab.
„Du musst mich aber dorthin fahren, ich kann die 10 Meilen kaum mit der U-Bahn fahren“, rollte er seiner Nichte hinterher.
„Kann meine ach so perfekte Schwester dich nicht abholen?“, kam sie nuschelnd mit der Zahnbürste im Mund aus dem Badezimmer.
„Deine Schwester hat morgen vermutlich besseres zu tun, als ihren verhassten Onkel aus der dreckigsten Gegend von ganz D.C. abzuholen“, entschied Julian und sie zog die Zahnbüste aus ihrem Mund.
„Meinetwegen, aber ich geh’ nicht mit rein“, erwiderte sie und spuckte in ihren Becher aus.

„Verlangt keiner von dir, du musst mich nur absetzen und wieder abholen“, versprach er und sie sagte zu.

Drittes Kapitel


Doch bei dem Versprechen blieb es nicht.
„Oh man, ich hasse deine Tricks“, grummelte Lola, als sie neben ihrem Onkel auf der Bank in der Allerseelen Kirche und umringt von blau weiß in ihren Sonntagskleidern saß, in die sie sich gezwängt hatte, um wenigstens etwas ins Bild zu passen.
„Hass ist so ein heftiges Wort in einem Gotteshaus“, bemerkte Julian schmunzelnd.
„Du warst seit 1970 in keiner Kirche mehr, also tu nicht so auf guter Christ“, erkannte Lola.
„Ich war bei all drei Hochzeiten deiner Geschwister hier, schon vergessen“, verteidigte er sich.
Nein, das hatte sie nicht vergessen, wie konnte sie vergessen, dass sie längst überfällig war, zu heiraten, ihre Schwester war schon vor 5 Jahren in dieser Kirche getraut worden.
„Nein, natürlich, die Hochzeiten“, murmelte sie etwas absent.
Nach der Zeremonie ging sie ganz brav, Julian vor sich herschiebend zur Familie um zu gratulieren.
„Lola, meine Liebe, wir haben dich ja ewig nicht mehr gesehen, ich dachte nicht, dass du kommst“, umarmte Tamara ihre kleine Schwester.
„Ich auch nicht, aber ich bin schließlich Patentante“, erkannte sie trocken.
„Süße, du bist nicht Patentante“, verbesserte Captain Upton Lincoln seine Schwägerin.
„Ja, das weiß ich, ich hätt mich sonst die letzten sechs Monate mal gemeldet. Julian hat mich hier her gelockt“, erkannte sie.
„Danke Onkel Jules, es ist doch wichtig, dass du dabei bist, wir sind eine Familie“, bemerkte Tamara und umarmte ihren Onkel.
„Wir sind die einzigen zwei Personen hier in Zivil, wir sehen aus wie zwei Raben in mitten von irgendwelchen blauen Vögeln, mir fällt jetzt gerade keine Art ein, die blau ist. Wie auch immer, wir gehören nicht mehr zu dieser Familie“, entschied Lola standfest.
„Ihr wart Flieger, ihr seid Flieger und ihr werdet immer Flieger sein, egal was kommt“, entschied Upton.
„Wir sind nur Raben, flügellahme Raben. Darf ich meine Nichte mal halten, oder wollt ihr mir den Kontakt zu ihr ganz verbieten?“, fragte Lola trotzig.
„Nein, natürlich nicht, du hättest immer vorbeikommen können. Setz dich da hin, ich gebe sie dir in die Arme“, bemerkte Tamara und dann saß sie dort mit diesem weißen Bündel Leben und wusste nicht recht was sie mit ihr anfangen sollte.
„Dich Era zu nennen ist wohl schon so ein Stempel. Eins kann ich dir sagen, versuch erst gar nicht auszubrechen und was anderes zu werden als Soldatin, du wirst dann behandelt wie Bombenfutter“, sprach sie mit ihrer kleinen Nichte auf dem Arm.
In dem Moment klingelte ihr Handy.
„Ich weiß, es ist Sonntag und du willst sicher noch schlafen, aber ich brauch dich hier“, erkannte Toren am anderen Ende der Leitung.
„Du hättest dir keinen besseren Zeitpunkt aussuchen können, mein Süßer, ich bin sofort da“, gab sie das Baby wieder ab und ging zu Julian.
„Onkel Jules, ich muss arbeiten gehen, entweder du bleibst auf der Party, bis ich fertig mit Arbeiten bin, oder du bittest jemand anders dich heim zu fahren“, erkannte sie.
„Ich werde mich hier durch das Büfett Essen, du holst mich ab, wenn du Zeit findest“, erkannte er und sie humpelte aus der Kirche.
 
„Du siehst gut aus, wo bist du gewesen?“, fragte Toren erstaunt, als sich Lola eine Bauchschürze über ihren schwarzen Anzug band.
„In der Kirche“, hängte sie sich ihren Geldbeutel an.
„Der war gut, ernsthaft wo warst du?“, fragte er amüsiert und sie tauschte ihre schwarzen Lederschuhe gegen Turnschuhe.
„In der Kirche, meine Nichte wurde getauft, hab ich doch gesagt“, erkannte sie.
„Du wolltest doch nicht zur Taufe gehen. Aber schön, dass du es getan hast“, erkannte er.
„Ja, schön für meine Familie, eine Qual für mich“, begann sie die nassen Gläser trocken zu reiben.
„Behandeln sie dich immer noch wie eine Lepra-Kranke?“, fragte Toren mitfühlend.
„So sieht es aus, ich durfte meine Nichte halten, daran darf ich jetzt bis zu ihrem 18. Geburtstag zehren, oder bis zum Abschluss auf der Militärakademie, kommt darauf an was vorher kommt“, war sie nicht gut auf das Thema zu sprechen.
„Kommt mir bekannt vor, ich tu mir das nicht mehr an. Du siehst fertig aus“, sah er sie genau an.
„3 Stunden Schlaf schaffen jede hübsche Frau. Du siehst aber auch nicht gerade aus wie der junge Morgen“, schmunzelte sie und stellte die Gläser in den Schrank hinter ihr.
„Ich hab gar nicht geschlafen, ich hab einen Armeesoldaten verarztet, er ist verprügelt draußen liegen gelassen worden, wer macht so was?“, erkannte er und ihr Lachen erstarb.
„Kann jeder Mal einen schlechten Tag haben, oder?“, murmelte sie schuldbewusst.
„Ich wusste doch, dass nur du das gewesen sein kannst. Keine Sorge, der Kerl hat sich nur die Seele aus dem Leib gekotzt, ich hab ihn hinten bei mir einquartiert, er hat nicht aufgehört, mich über dich auszufragen, du hast einen bleibenden Eindruck bei ihm hinterlassen und ich rede nicht von seinem Bluterguss am Bauch“, neckte Toren sie.
„Manche Männer sind echt schwer von Begriff. Ich hab ihm doch deutlich zu verstehen gegeben, sogar mit Gewalt, was ich von ihm halte. Ist er noch da?“, war sie erbost.
„Ja, hinten, lass ihn schlafen, war nicht sein Tag gestern“, bat Toren, doch Lola war schon auf dem Weg ins Lager.
Lautstark stellte sie zwei Kisten aufeinander.
„Morgen, hab kein Eis mehr“, riss sie den Kühlschrank auf, dass er angeleuchtet wurde.
„Man, wo bin ich“, wachte Wade in zerzauster Uniform auf einer Matratze im Eck auf.
„Broken Souls, immer noch“, stocherte sie im Eisfach herum, nur um ihn zu ärgern.
„Tequila ist das Gesöff des Teufels“, entgegnete er und versuchte aufzustehen.
„Cooler Slogan, muss ich Toren mal vorschlagen. Tut mir leid, dass ich dich geschlagen hab, war nicht mein bester Auftritt gestern. Ist dir immer noch schlecht?“, fragte sie und lud Eiswürfel in eine Box.
„Sag ich dir, wenn ich stehe. Oh man, du hast einen ganz schönen Schlag drauf, Süße“, erwiderte er und zog sein grünes Hemd hoch. Ein heftiger Bluterguss zierte seinen muskulösen Bauch.
„Du hast meinen Hintern angepackt, das mag ich überhaupt nicht“, entgegnete sie und lud die Kiste auf ihre Hüfte.
„Darf ich mich dafür entschuldigen und wir fangen noch ein Mal von vorne an? Ich bin Wade, Wade Hollace“, stellte Wade sich höflich vor und streckte seine Hand hin. Auch er trug wie sein Kumpel einen Stern auf der Hand.
„Das Captain verschweigst du schnell mal, ist nicht so passend, wenn man im Lagerraum einer Kneipe aufwacht, oder?“, fragte Lola irritiert von seiner Höflichkeit.
„Ja, ich bin Captain, die hätten mich ruhig zum First Lieutenent degradieren können, die tun ja eh’ nichts, so wie ich“, erwiderte er und sie sah ihn böse an.
„Du warst FL, richtig? Oh man, das war ein Fettnäpfchen“, stellte er fest.
„Ich mag dich eh’ nicht, also ist mir das Wurst“, ging sie zur Tür.
„Ich bin eigentlich ein ganz umgänglicher Typ, wenn ich nicht trinke“, flirtete Wade heftig.
„Glaub ich dir, aber du trägst die falsche Farbe, mein Freund. Jetzt beweg deinen grünen Hintern entweder an die Bar, oder raus hier“, war sie sehr schroff zu ihm.
„Ihr Flieger seit so arrogant, wisst ihr das eigentlich?“, fühlte er sich angegriffen.
„Und ihr Armeesoldaten seid Kanonenfutter. Nur rein in die Wüste ohne Fragen zu stellen“, erwiderte sie und war aus der Tür verschwunden.
„Ihr seid nicht besser, ihr fliegt drüber. Oder besser gesagt die anderen, du spielst ja nur die Rolle der Barschlampe im Moment“, wurde er richtig wütend.
„Ich wusste doch, dass deine „Wir sind alle gleich Rede“ keinen ehrlichen Hintergrund hat. Und obwohl es dich nichts angeht, ich hätte bleiben können, aber ich wollte nicht hinter einem Schreibtisch versauern. Also, verzieh’ dich“, bat sie und er ging ohne ein weiteres Wort.
 
„Lola, die Armeejungs sind gut zahlende Kunden, du kannst doch nicht einfach meine zahlenden Kunden rausschmeißen“, ermahnte Toren seine Kollegin und strafte sie mit einem kritischen Blick.
„Dieser Kerl ging mir gehörig auf die Nerven, tut mir leid“, band sie ihre Haare zusammen.
„Diese Abneigung gegen die Armee kriegt man vermutlich nicht leicht aus dir raus, oder?. Kannst ja nichts dafür, du bist damit aufgewachsen“, erwiderte Toren und Lola pinnte ihr Namensschild an ihre schwarze Bluse.
„Du wiederholst dich, ich hab nichts gegen Armeetypen, nur gegen dämliche Grabscher. Der Typ ist zu weit gegangen und ich hab ihm seine Grenzen aufgezeigt. Dass hätte ich auch mit einem Navy, einem Forcie und einem Zivilisten gemacht, da mach ich keinen Unterschied“, erkannte sie und begann die Tische zu wischen.
„Aber deine spezielle Abneigung trifft die Armeesoldaten, das kannst du doch ruhig zugeben“, erwiderte Toren neckend und kam nah an sie heran.
„Okay, ja ich hab ne Abneigung gegen Armeesoldaten, aber ich bediene sie genauso, wie ich jeden anderen bediene. Kommt nicht mehr vor, rück mir nicht so auf die Pelle, das kann ich nicht ab“, erkannte sie und legte ihr Handtuch über ihre Schulter, so dass es ihn leicht streifte.
„Das hoffe ich, wär nicht gut für meinen Ruf und meine Bar, wenn rauskommt, das einer meiner Bediensteten die Größte Anzahl unserer Gäste nicht leiden kann“, erwiderte er und zog ihr das Handtuch von der Schulter.
„Ich werde mir nichts anmerken lassen, ich dachte, dass hätte ich inzwischen klar gemacht. Das brauch ich noch“, nahm sie ihm das Handtuch wieder ab und humpelte zum nächsten Tisch um ihn zu putzen.
„Falls es dir nicht aufgefallen ist, diese Aktion grad ging über „ich lass mir nichts anmerken“ weit hinaus“, erkannte Toren und sie strafte ihn wieder mit bösem Blick.
„Wollt ich nur sagen, brauchst mich ja nicht gleich auffressen“, erkannte er und ging zum Tresen.
„Es ist wieder einer dieser Tage, richtig?“, fragte die Kellnerin Bonnie, die immer sonntags aushalf und schon vor Lola da gewesen war.
„Die häufen sich echt langsam, wenn ich ihr nicht so viel schulden würde, wär sie längst gefeuert. Sie sollte endlich Schmerzmittel nehmen, dass sag ich ihr jeden Tag“, bemerkte Toren zu seiner Angestellten.
„Du hast es immer noch nicht gerafft, oder? Sie sieht jeden Tag wie diese Schmerzmittel einen Menschen verändern können. Ihr Onkel war vor dem Unfall ein stolzer, mutiger junger Mann, jetzt ist er ein winselndes Nichts. Klingelt da nichts bei dir? Sie hat Angst, ihren letzten Mut zu verlieren“, versuchte Bonnie ihm es klar zu machen.
„Oh man, das müsste ich als Chef eigentlich wissen, wenn es schon die Aushilfe weiß, ist ja klar, mit dir redet sie, du bist ne Frau“, entschied er und sie lud zwei Bier auf.
„Nicht über diese Gefühle, aber ich kenn das Gefühl, vor zwei Jahren war ich noch bei den Navy Seals, jetzt helfe ich in ner Bar aus, um meine kleine Tochter zu versorgen“, erkannte Bonnie und ging zu einem Tisch im Eck, wo schon die ersten Soldaten, die die Nacht durchgemacht hatten, nach Bier verlangten.
„Kleines, komm mal her“, rief Toren, Lola an diesem Mittag zu sich.
„Ich weiß, die 20 Dollar Trinkgeld darf ich nicht annehmen, aber ich bin diesen Monat echt knapp bei Kasse“, dachte sie, sie wüsste um was es ginge.
„Nein, behalt das Geld, ich muss die Auszahlung des Lohns eh’ diesen Monat um 2 Tage verschieben. Nein, was ich dir sagen wollte, du musst keine Schmerzmittel nehmen, wenn du nicht willst“, erkannte er.
„Hast du endlich kapiert, was Bonnie dir schon seit langem zu sagen versucht? Das ist gut, aber ich hab heut damit angefangen, ich hab heut furchtbare Schmerzen, vor allem in den Pumps. Aber danke, dass du aufhören wirst, mich unter Druck zu setzen“, entgegnete sie und ging weiter.
„Geh’ nach Hause Lola, Wallis kommt in einer halben Stunde, bis dahin schaffen wir zwei das schon“, nahm er ihr das Tablett ab.
„Dann warte ich noch ne halbe Stunde, trotzdem danke. Mir geht’s gut, versprochen“, entschied sie und machte weiter.
 
Nach ihrer Arbeit fuhr sie wieder zur Taufe. Dort merkte kaum jemand, dass sie wieder da war. Nur ihr Onkel lächelte sie an. Er saß in der Ecke, weit entfernt von den anderen.
„Haben Sie dich wieder ins Eck gesetzt, wo du keinem die Laune verderben kannst?“, erkannte sie bedrückt.
„Nein, ich hab mich selbst hier hin verfrachtet, als deine Schwester angefangen hat, ein 35 Strophen langes Gedicht über die Air Force in ein Kinderlied zu verwandeln“, schmunzelte er.
„Nicht dein Ernst, denen ist auch nichts zu peinlich. Wie sieht’s aus, sollen wir heim?“, fragte Lola und Julian rollte zum Tisch und schnappte sich eine volle Flasche Sekt.
„Ja, jetzt machen wir unsere eigene Party. Lass uns gehen“, erkannte er und verstaute den Sekt in seinem Rollstuhl.
„Onkel, wir sind beide auf Schmerzmitteln, das wäre wohl nicht so klug“, erkannte sie und schob ihn zum Ausgang.
„Kleines, wenn du wüsstest, was ich mir in deinem Alter alles rein gepfiffen hab, um high zu werden, dagegen ist das nichts“, behauptete Julian und sie verließen wieder fast unbemerkt, die Party der Air Force Gesellschaft.
„Was, ist warum hörst du auf zu trinken?“, erwiderte Julian, als sie zu Hause die Flasche leerten.
„Ich schlafe“, bemerkte sie angetrunken.
„Du hast die Augen offen“, erkannte Julian und sie kicherte.
„Man kann auch mit offenen Augen schlafen. Ich sollte ins Bett“, erkannte sie, stand torkelnd auf, fiel aber nur aufs Sofa.
„Das ist nicht dein Bett“, erkannte Julian, aber sie war schon eingepennt.
„War vielleicht doch nicht so ne gute Idee“, rollte er zu ihr und deckte sie zu.

Viertes Kapitel


„Das sag ich Dad, dass du mich dazu gebracht hast“, grummelte Lola als sie mit einem dicken Kopf am nächsten Morgen in die Küche geschlurft kam.
„Mach das ruhig, ich bin der ältere von uns beiden“, erwiderte Julian, dem es wesentlich besser ging.
„Aber Dad hat den höheren Rang“, schmunzelte sie und goss sich Kaffee ein.
„Oh man, wie ich diese Aussage hasse, dein Vater hat ne Frau bekommen, weil er den höheren Rang hat, er hat mehr Freunde, weil er einen höheren Rang hat, man, es gibt auch eine Welt außerhalb von Rängen“, entschied Julian gereizt.
„Oh man, nicht so laut, sorry, ist meine Erziehung. Ich verpetz dich nicht, keine Angst. Ich brauch heut echt einen starken Kaffee. Man, wo ist der Kaffee? Wir haben nur noch diesen Instand Mist hier“, kramte sie im Schrank herum.
„Du warst dran mit einkaufen, mach mich nicht an“, entschied er und sie stellte die Dose wieder in den Schrank.
„Bin ich das nicht immer? Ich werde einkaufen gehen und mir dort einen Kaffee holen“, erwiderte sie, band ihre Haare zusammen und schlurfte zur Tür.
 
Lustlos schlurfte sie durch die Gänge und sah nicht nach oben. Plötzlich bumste sie mit ihrem Einkaufswagen gegen einen anderen Einkaufswagen. Erschreckt sah sie auf.
„Ich hoffe, Sie fahren so nicht Auto“, bemerkte der Mann, der den anderen Wagen fuhr. Es war Wade.
„Oh man, nicht Sie“, bemerkte sie erschöpft.
„Hey, was kann ich dafür, wenn Sie mir in den Wagen reim bumsen, wollte Sie eigentlich auch nicht wieder sehen“, spielte er den Unschuldigen.
„Dann belassen wir es dabei. Oh man“, erkannte sie und hielt ihr Knie, dass durch den Aufprall noch mehr weh tat.
„Tut mir leid hab ich Ihnen wehgetan?“, fragte er vorsichtig und sie setzte sich auf die Kante der Eiskiste.
„Nein, das hat ein anderer Depp verzapft. Ich hab mich nur gestoßen. Warum kaufen Sie denn hier ein, haben Sie nicht einen riesigen Wal-Mart gleich neben Ihrem Stützpunkt?“, fragte sie, rückte ihre Schiene zurecht und griff in ihre Tasche, um sich ihr Schmerzmittel heraus zu holen.
„Ich hab heut frei, ich wohn hier gleich ums Eck und da liegt es nahe hier einkaufen zu gehen. Was sind das für Pillen?“, fragte er neugierig.
„Schmerzmittel, was sonst? Ich hab Schmerzen, was soll ich sonst dagegen tun, meditieren?“, zog sie eine Coladose aus der Kühlbox und schüttete sie hinter ihrer Tablette hinterher.
„Sie sollten das lieber nicht mit Cola mischen“, erkannte Wade rechthaberisch.
„Ich hab das letzte Nacht mit Wodka gemischt und ich lebe noch, also halten sie die Klappe“, warf sie die leere Coladose in ihren Einkaufswagen.
„Das erklärt ihre Frisur, auf dem Sofa gepennt, oder?“, fragte Wade schadenfroh.
„Dass Sie sich da auskennen, überrascht mich jetzt gar nicht. Aber Sie haben Recht, das war echt keine gute Idee“, packte sie eine andere Dose an ihren Kopf.
„Sie sollten die Schmerzen nicht mit Schmerzmitteln betäuben“, riet Wade ihr.
„Man, sind Sie Yoda, ich weiß was ich tue“, erkannte sie erschöpft.
„Ja, sicher. Ich geb Ihnen trotzdem mal die Nummer von meinem Chiropraktiker, er ist wirklich ein Gott, was den Körper angeht. Ich bin nachdem ich von den Schmerzmitteln runter war zu ihm gekommen. Seit dem hab ich keine Schmerzen mehr“, schrieb er eine Nummer auf die leere Dose, die er aus ihrem Wagen gefischt hatte.
„Sie waren auch schmerzmittelsüchtig?“, fragte sie und setzte die Dose wieder ab.
„Sie sind es sicher noch nicht, dafür sehen Sie noch zu gut aus. Jemand aus Ihrer Familie?“
„Ja, mein Onkel, er hat seine Beine nur noch bis zu den Knien, man warum erzähle ich das Ihnen, das geht Sie mal so gar nichts an. Entschuldigen Sie, dass ich Sie angebumst habe, aber ich mag Sie nicht, belassen wir es dabei“, erwiderte sie durcheinander und hüpfte von der Kühlbox. Dabei fuhr ein heftiger Schmerz ihr Bein hoch.
„Oh verdammt, das war keine gute Idee, die dummen Ideen häufen sich in letzter Zeit. Nein, nicht anfassen, lassen Sie mich in Frieden“, erwiderte sie, als Wade ihr aus ihrer gebückten Haltung aufhelfen wollte.
„Rufen Sie ihn an und machen einen Termin, bevor Sie nicht mehr ohne den Mist leben können“, erwiderte Wade und sie ließ die Dose in den Wagen gleiten.
„Mal sehen. Bye“, erwiderte sie und humpelte weiter.
„Lola?“, rief Wade ihr hinterher.
„Was?“, drehte sie sich genervt um.
„Ich lass mich immer wieder gern von Ihnen anbumsen“, rief er und einige drehten sich zu ihr um. Sie senkte beschämt den Kopf.
„Toll, jetzt muss ich mir einen anderen Supermarkt suchen“, ging sie eilig zur Kasse um den Blicken der Leute auszuweichen.
 
„Die Dose ist leer“, schlussfolgerte Julian als seine Nichte später an diesem Tag längere Zeit die Dose mit der Nummer drauf anstarrte.
„Das ist mir klar Onkel. Ich denke, ich werde meinen Arzt wechseln“, bemerkte sie und griff zum Telefon.
„Hast du im Colasatz gelesen, oder wie kommst du jetzt darauf?“, war er verwundert und sie wählte die Nummer.
„Erzähl ich dir gleich“, wartete sie auf einen Anschluss und warf die Coladose in den Mülleimer.
„Guten Tag, mein Name ist Lola Headsmith. Ich habe Ihren Namen von Wade Hollace. Ich bräuchte einen Termin bei Ihnen“, meldete sie sich in der Praxis.
 
„Ich werde das mit den Medis wieder sein lassen, ich werde zu einem Chiropraktiker gehen“, erkannte sie, als sie aufgelegt hatte.
„Ein Chiropraktiker? Der lässt deine Knochen knacken, was soll er denn mit deinem zertrümmerten Knie machen“, war Julian nicht so überzeugt davon.
„Ist zumindest besser, als sich die Birne voll zuknallen. Ich muss zur Arbeit, warte nicht auf mich, wird spät“, zog sie ihre Schiene an, nahm die Beine vom Stuhl auf den sie sie gelegt hatte und stand auf.
„Du hast wenigstens noch Beine, ich hab nur meine Schmerzmittel. Ruh dich zwischen drin etwas aus, du siehst nicht gut aus“, erwiderte Julian besorgt.
„Das will eine Frau nicht hören Onkel, merk dir das mal, ich will endlich mal ne Tante haben. Schlaf gut“, erkannte sie, zog ihre Tasche über die Schulter und ging.
 
Als sie in die Bar ging, traute sie Ihren Augen nicht. Auf der Bar stand ein großer Strauß mit Rosen.
„Bitte lass sie für jemand anders sein“, murmelte sie vor sich hin und ging langsam auf den Strauß zu.
„Für meine Bumsfreundin, gute Besserung“, stand auf der Karte.
„Ich bring ihn um, nein, erst vierteile ich ihn, dann röste ich ihn über einer heißen Flamme und dann töte ich ihn“, grummelte sie und zerknüllte die Grußkarte.
„Gibt es da irgendwas, was ich wissen sollte?“, schmunzelte Toren, der auf sie gewartet hatte.
„Hör auf meine private Post zu lesen, Tor‘, ich kann diesen Typ nicht ausstehen“, entschied sie gereizt.
„Lola, du magst ihn, spiel hier nicht die Unnahbare. Geh’ mit ihm aus, er scheint nett zu sein“, erwiderte Toren und bekam einen von Lolas berühmten brennenden Blicken zugeworfen.
„Ist ja nicht so, dass die Kerle in letzter Zeit Schlange stehen bei dir. Und dabei bist du so ein hübsches Mädchen“, erkannte er und sie donnerte die Rosen in den Mülleimer.
„Wenn du jetzt noch Pumps an hättest, wärst du meine Mutter. Ich werde Armeeleute tolerieren, aber nicht mit ihnen ausgehen, okay!“, ging sie zur Arbeit.
„Das ist Diskriminierung was du da machst, der arme Junge macht sich doch so eine Mühe“, erwiderte erkannte Toren.
„Jetzt halt die Klappe“, murrte sie und ließ ihn links liegen.

Fünftes Kapitel


„Man, ich könnte mein Bein echt abhacken“, erwiderte Lola, als sie nach einem anstrengenden Arbeitstag, ihr Bein auf dem Barhocker platzierte.
„Du nimmst doch Schmerzmittel, oder?“, fragte Toren verwundert.
„Nicht mehr, die machen mich vollkommen bamm bamm“, erwiderte sie.
„Bamm Bamm?“
„Familie Feuerstein, der Kleine mit der Keule, er haut mir immer imaginär auf den Kopf, bamm, bamm, du verstehst“, erkannte sie und klopfte sich mit der Faust an den Kopf.
„Ah, verstehe. Aber du hast Schmerzen“, erwiderte Toren und reichte ihr einen Eisbeutel.
„Das ist der Nachteil, wenn man keine Schmerzmittel nimmt. Ich hoffe dieser Chiropraktiker, zu dem ich gehen werde, kann mir helfen“, erwiderte sie und drückte den Eisbeutel aufs Knie.
„Ein Chiropraktiker lässt nur Knochen knacken, du hast ein zertrümmertes Knie, da kann er wirklich nicht viel machen“, entschied auch Toren.
„Tor‘, ich hab mich im Internet informiert, er kann auch helfen, neues Gewebe zwischen den Knochen bilden zu lassen. Ich werde es versuchen, ich bin langsam zu allem bereit, dass diese furchtbaren Schmerzen aufhören. Wenn du deine Finger wieder bekommen würden könntest, würdest du es doch auch tun, oder?“, fragte sie und legte den heruntergerutschten Eisbeutel wieder auf ihr Bein.
„Irgendwie würde ich das gar nicht mehr wollen, mir würde die allabendliche Frage fehlen, was mit meinen Fingern passiert ist“, schmunzelte er und begann zu arbeiten.
 
Als sich Lola an diesem Abend ihre Trinkflasche aus ihrem Spind holte, erwartete sie dort schon ein Gast.
„Sie wissen hoffentlich, dass ich eine Waffe habe“, erkannte sie im Halbdunkeln Wade an ihrem Spind stehen.
„Das hoffe ich sogar, sonst wird es doch langweilig“, erwiderte er keck und stieß sich vom Spind ab, dass sie dran kam.
„Hören Sie auf, mir Blumen zu schicken“, erkannte sie genervt.
„Ich schicke Ihnen keine Blumen“, log er schlecht.
„Und von wem sind die Rosen dann gekommen, die jetzt im Mülleimer vergammeln?“, fragte sie und öffnete den Spind. Dort lag der Rosenstrauß, den sie in den Mülleimer geschmissen hatte.
„Ihr Spind ist zwar etwas unaufgeräumt, aber als Mülleimer würde ich ihn nicht bezeichnen“, erkannte Wade rechthaberisch.
„Toren, du verlierst noch deine restlichen Finger, wenn du noch Mal an meinen Spind gehst“, rief Lola zu Toren.
„Der Strauß ist zu schön um ihn weg zu schmeißen und wie ich sehe, hat er seine Wirkung nicht verfehlt. Hi Wade“, bemerkte Wade, als er zu ihnen kam und lächelte, als er Wade sah.
„Hi Toren, wie läuft das Geschäft?“, plauderte Wade.
„Kann nicht klagen, wie läuft es mit der Brautwerbung?“, fragte Toren.
„Nicht schlecht, stimmt’s nicht Süße?“, erkannte Wade und legte die Hand auf ihre Schulter.
„Wenn du die da nicht gleich weg tust, kannst du mit Toren Kriegsgeschichten über verlorene Finger austauschen“, drohte sie und er zog seine Hand erschreckt zurück.
„Ich hab ziemliche Schmerzen und schlucke keine Medikamente, also geht mir nicht auf den Senkel“, zog sie ihre Tasche auf ihre Schulter, knallte ihren Spind zu und ging ein paar Schritte zu Tür.
„Übrigens Brautwerbung ist so ein altes Wort, such dir ein neues, du hörst dich an wie Rhett Butler aus „Vom Winde verweht““, erkannte sie und ging ganz aus der Tür.
 
„Hey, so früh hab ich dich gar nicht zurück erwartet“, schien Julian etwas überrascht, als er am Küchentisch saß und zu Abend aß, als sie heim kam.
„Es ist fast Mitternacht, sagen wir es mal so, du bist spät dran mit deinem Abendessen. Warst du noch aus?“, fragte sie verwundert.
„Ja, ich hab mich in mein fahrstuhlgerechtes Auto geschwungen und bin mit einem meiner Freundinnen was essen gegangen“, bemerkte er sarkastisch.
„Sorry, doofe Frage, die Schmerzen bringen mich um. Ist noch was für mich übrig, ich kam irgendwie nicht zum Essen“, bemerkte sie und er rollte zum Kühlschrank, um nachzusehen.
„Bohnen und Nudeln, reicht dir das?“, fragte er.
„Klar, Moment, das mach ich schon selbst warm“, nahm sie es ihm ab.
„Wie war die Arbeit?“, fragte er und versuchte so Small Talk zu betreiben.
„Anstrengend, da ist so ein Gast, der mir ständig nachstellt“, erkannte sie und stellte den Topf noch mal auf den Herd.
„Ich hab dir immer gesagt, du sollst dir einen besseren Job suchen“, war Julian besorgt um seine Nichte.
„Onkel, ich hab gleich nach der Highschool die Militärakademie besucht, den einzigen anderen Job den ich machen kann ist mit einem Papierhütchen verbunden. Und das willst du auch nicht für deine Lieblingsnichte. Aber ernsthaft, ich mag den Kerl irgendwie, das ist vermutlich das Problem“, erwiderte sie und stellte den Herd an.
„Das ist doch klasse, du solltest wieder anfangen zu leben“, stimmte Julian dem zu.
„Er ist bei der Armee“, fügte sie zu ihrer Aussage hinzu.
„Oh man, mein Bruder würde ausflippen“, dachte Julian laut nach.
„Von dem Standpunkt aus, hab ich das noch gar nicht betrachtet. Ich könnte ihn echt wütend machen“, dachte sie auch laut darüber nach.
„Ich stimme unter einer Bedingung deinem Plan zu“, handelte Julian.
„Klar, was ist es?“, fragte sie neugierig.
„Ich will es ihm sagen“, handelte er.
„Du musst es ihm sogar sagen. Glaubst du ich geh’ hin und sage „Hallo Sir, wie läuft die Arbeit, übrigens ich schlaf jetzt mit einem von der Armee. Ganz sicher nicht“, schmunzelte sie.
„Oh ja, da will ich unbedingt dabei sein. Also wer ist der Kerl?“, bekam Julian gute Laune und sie erzählte ihm alles.
 
„Er hat dich an gegrabscht?“, unterbrach Julian ihre Erzählung.
„Ja, er war betrunken, ich hab mich verteidigen können, das ist jetzt egal. Er scheint echt nett zu sein“, erklärte sie die Situation.
„Man, ich könnt dem Typen in den Arsch treten“, wurde Julian wütend.
Die Situation war aufgeladen von Anspannung, bis Julian begann zu lachen.
„Du willst ihm in den Arsch treten? Das würde ich gern sehen“, prustete sie und beide lachten herzhaft.
„Willst du ihn darauf ansprechen? Ich dachte nicht, dass du diejenige bist, die die Initiative ergreift“, bemerkte Julian, während Lola das Essen mampfte.
„Ne, sicher nicht, ich wüsste auch gar nicht, wie ich ihn erreichen sollte“, erkannte sie und setzte sich verkehrt herum auf einen Stuhl.
„So ist es richtig, die Armeeleute müssen uns respektieren lernen und an gekrochen kommen“, freute sich Julian.
„Wegen so einer Einstellung hab ich Schuldgefühle dabei auch nur darüber nachzudenken, mit einem Armeesoldaten auszugehen. Es reicht mir, dass wir die armen Soldaten als billiges Fußvolk ansehen. Sie sind mehr als das“, bat Lola um Verständnis.
„Man Kind, du bist schon zu lange in dieser Bar. Wir sind nicht alle eine große glückliche Familie, vergiss das nicht. Jetzt geh’ schlafen, du siehst müde aus“, bemerkte er.
„Ja, wir sind wirklich keine große glückliche Familie. Gute Nacht“, ging sie ins Bett.
 
Lola war etwas skeptisch, als sie den Arzt besuchte, weil sie irgendwie auf die Kommentare hörte, dass dies nichts bringen würde.
„Miss Headsmith“, wurde sie aufgerufen und sie stand mühsam auf.
„Der Doktor empfängt Sie jetzt, kommen Sie bitte mit“, erkannte die Sprechstundenhilfe und führte sie in den Untersuchungsraum.
 
„So, Miss Headsmith, ich bin Dr. Lonesman, Wade hat mir schon gesagt, dass Sie kommen“, begrüßte der Arzt sie freundlich.
„Wade ist ganz schön von sich eingenommen, was?“, erkannte Lola und gab ihm die Hand.
„Ja, so ist unser Wade. So, nehmen Sie Platz, ich seh’ mir das mal an“, erwiderte Dr. Lonesman und sie setzte sich auf den Untersuchungstisch.
„Ich werde jetzt ihre Schiene abnehmen, Ihr Knie ist angeschwollen“, bemerkte der Arzt und nahm ihre Schiene ab.
„Ja, ich hab den ganzen Tag gestanden, das schwillt es öfters mal an. Man, das tut weh“, erwiderte sie mit schmerzerfülltem Gesicht.
„Das glaub ich, eine ganz schöne Schlamperei, was sie da mit ihrem Knie gemacht haben. Wer ist ihr behandelnder Arzt?“, fragte der Arzt entsetzt.
„Dr. Spidelson von der Air Force Basis, was meinen Sie mit Schlamperei?“, fragte sie und sah auf ihr Knie.
„Ja, ist kein Wunder, dass er ein Verfahren am Hals hat. Was für ein Quacksalber. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich bin kein Arzt, der einen Kollegen schlecht macht, aber dies ist eindeutig. Also, ich kann Ihnen nicht viel helfen, das ist nicht mein Fachgebiet, aber ich kenne einen tollen Arzt, mit gutem Ruf, der Ihnen ein 1a Titaniumknie verpasst. Damit können Sie dann alles wieder tun, was sie vorher gemacht haben“, erwiderte der Arzt und legte ihr einen Eisbeutel aufs Knie.
„Heißt dass, ich kann dann wieder eine Tomcat fliegen?“, fragte sie hoffend.
„Wenn Sie wollen, dass ihr Knie zerfetzt wird, können Sie das ruhig tun. Okay, fast alles, zumindest müssten Sie dann keine Schiene mehr tragen“, erkannte der Arzt und schrieb ihr eine Überweisung.
„Tja, hätte ich auch nicht gedacht. Aber das klingt schon mal nicht schlecht“, erwiderte sie etwas enttäuscht.
„Sie sind also eine Tomcat geflogen? Wow, Sie sind so jung“, war der Arzt erstaunt.
„Alt genug um schon ein Veteran zu sein. Ich hab mich geirrt, es war eine gute Idee hier her zu kommen“, entschied sie und der Arzt untersuchte ihr Knie weiter.
 
„Ich wusste es“, begrüßte Wade sie nach ihrer Untersuchung im Flur.
„Wie kommen Sie mit so einem großen Ego überhaupt durch die Tür, sagen Sie mir das“, erwiderte Lola und humpelte an ihm vorbei zum Fahrstuhl.
„Ich geh’ halt nur durch breite Türen. Sie lächeln, ist das ein Zeichen, dass mein Rat richtig war?“, fragte er und ging zu ihr in den Fahrstuhl.
„Das sehen wir nach der Operation. Wie gut kennen Sie den Doktor eigentlich, wenn ich fragen darf?“, fragte sie charmant lächelnd.
„Er ist der Mann meiner Cousine, sagte ich das nicht?“, fragte er cool und die Türen des Fahrstuhls schlossen sich.
Als die Fahrstuhltüren sich wieder öffneten, war für sie klar, wohin die Sache laufen sollte.
„8 Uhr, Indique, tragen Sie zivile Kleidung“, konterte sie, als sie vor ihm ausstieg.
„Gut, wenn Sie Uniform tragen, ich hab noch nie ein Date mit einem Forcie gehabt“, konterte er keck.
„Ich bin jetzt Zivilist, tut mir leid, aber ich könnte meinen kurzen Marinefarbenen Rock anziehen, wenn Sie das wollen. Ich freu mich“, bemerkte sie und Wade blieb im Fahrstuhl stehen, die Türen schlossen sich wieder, als sie aus dem Haus ging.

Sechstes Kapitel


„Indique? Ich muss den Verstand verloren haben, in so ein feines Restaurant gehen zu wollen, ich mag doch nicht mal indisches Essen“, stand Lola an diesem Abend verzweifelt vor ihrem Kleiderschrank und wühlte in ihren Anziehsachen.
„Du könntest eine Tomcat theoretisch durch Feindesgebiet steuern, aber du hast vor einem Date?“, fragte Julian, der in Seelenruhe im Eck sein Kreuzworträtsel löste, was er jeden Donnerstagabend tat.
„Onkel, es ist drei Jahre her, er ist auch der erste Kerl, den ich wirklich mag und der nicht für mich ausgesucht wurde“, entgegnete sie und warf das 10. Oberteil ins Eck.
„Zieh’ doch die schwarze Tunika zu dem Rock an, die sieht doch etwas indisch aus“, schlug Julian vor und sie sah ihn an.
„Will ich wissen, woher du so was weißt?“, fragte sie und nahm die Tunika auf.
„Bei meinem Arzt liegen meistens nur Frauenmagazine aus, erzähl das bloß niemandem. Zieh’ sie an“, bat er und sie tat es.
„Perfekt, manchmal überrascht du mich echt. Ich hab auch die perfekten Ohrringe für das Outfit“, freute sie sich und ging ins Badezimmer.
„Und wer räumt jetzt alles auf?“, rief er ihr entgegen.
„Lass es liegen, ich räum auf, wenn ich heimkomme. Es ist noch Essen im Kühlschrank, im Notfall rufst du im Restaurant an. Aber bitte lass es zu keinem Notfall kommen. Hab dich lieb, aber ich bin echt spät dran“, eilte sie aus dem Haus.
 
„Wow, Sie sehen wahnsinnig gut aus“, begrüßte Wade sie mit einem Küsschen auf die Wange.
„Das hör ich gern, Sie sehen auch gut aus“, bemerkte sie geschmeichelt und er führte sie mit seiner Hand an ihrem Rücken zum Tisch.
 
„Ernsthaft, nur in Shorts? Du bist ganz schön mutig“, kommentierte Lola amüsiert eine Geschichte, die Wade erzählt hatte.
„Seit dem werde ich respektiert auf dem Stützpunkt, das ist mir wichtig. Was war das verrückteste, was du getan hast, um Respekt zu erlangen?“, fragte Wade.
„Ich hab jedes Mal zusammen mit den Männern geduscht, ich glaub, das hat mir genug Respekt eingebracht“, bemerkte sie und lächelte.
„Ja, auch ganz schön mutig. Du hast den blauen Rock an“, stellte er fest.
„Hab ich doch versprochen. Ich hoffe, du bist nicht so ein Kerl, der nur Sex machen kann, wenn ich eine Uniform von Foreplay anhabe“, schmunzelte sie.
„Nein, wirklich nicht, aber schaden kann es nie“, war er sichtlich amüsiert.
„Tut mir leid, so was besitze ich nicht. Erzähl mir was von deinen Eltern, das interessiert mich“, bemerkte Lola, die das Date sichtlich genoss.
„Meine Eltern sind typische Militärangehörige. Mein Vater arbeitet im Pentagon, aber er wurde erst nach dem 11. September dahin versetzt und meine Mutter ist ein MP im Innendienst, nichts Besonderes und deine“, erzählte er.
„Mein Dad ist geflogen, 35 Jahre, unter anderem im Golf-, Irak- und Afghanistankrieg. Jetzt bildet er Flieger aus, meine Mum ist eigentlich Zivilistin, aber sie arbeitet gelegentlich bei der Air Force“, erkannte sie.
„Das ist seltsam, eigentlich haben wir die gleiche Kindheit erlebt, aber trotzdem sind wir mit grundverschiedenen Einstellungen aufgewachsen“, konterte sie nachdenklich.
„Wenn ich nicht genau wüsste, dass ich dann von meiner gesamten Familie verstoßen werden würde, hätte ich schon längst den Dienst quittiert“, gestand Wade plötzlich.
„Bleib lieber dabei, das schwarze Schaf der Familie zu sein, ist scheiße, glaub mir das. Ich war jetzt gerade auf der Taufe meiner Nichte, als einzige nicht in Air Force Uniform, ich hab mich so fehl am Platz gefühlt, dass glaubst du gar nicht. Aber es war auch ein gutes Gefühl, ein eigenes Individuum zu sein, niemandes Befehle mehr zu folgen“, überlegte sie laut.
„Du bist also noch gespaltener Meinung was das Thema angeht, ich auch noch. Was hat der Doc eigentlich zu deinem Knie gesagt?“, lenkte er ein anderes Thema ein.
„Er hat mich zu einem Spezialisten überwiesen, er hat gesagt, dass mein Arzt sich eine Schlamperei geleistet hat und ich deshalb diese Schmerzen habe. Das soll sich nun verbessern. Nicht, dass es schlimm ist, dass ich humple, ich hab es ja schon geschafft, dass ich damit kellnern kann, aber die Schmerzen würden sich reduzieren“, erklärte sie.
„Das klingt toll, aber du scheinst nicht glücklich darüber zu sein“, stellte er fest.
„Nicht vollständig, fliegen kann ich trotzdem nicht mehr“, erwiderte sie nachdenklich.
„Du sagtest gerade, du bist froh, keinen Befehlen mehr zu gehorchen“, erkannte er verwundert.
„Aber mir fehlt der Adrenalinstoß, den man kriegt, wenn man auf der Startbahn rollt und Gas gibt, das ist besser als Sex“, schwärmte sie.
„Dein Sexleben muss ganz schön langweilig sein“, schmunzelte er.
„Da kannst du Recht haben, aber jetzt wo auf der Erde bleibe, kann ich ja mal Vergleiche ziehen“, flirtete sie heftig.
„Wollen Sie mich etwa anmachen, Lieutenent?“, flirtete Wade zurück.
„Kommt darauf an, ob es funktioniert“, erkannte sie und beugte sich zu ihm rüber.
„Besteht die Chance, dass ich dich küssen kann, ohne dass du mir den Kopf abreißt?“, fragte er und sie begann ihn zu küssen.
„Ich bin eine moderne Frau, ich entscheide selbst, wann ich küsse. Und das war eine gute Entscheidung, du küsst verdammt gut“, bemerkte sie und wischte ihren Lippenstift von seinen Lippen.
„Sag ich auch. Wie wär’s, wollen wir noch was trinken gehen?“, fragte Wade mit glänzenden Augen.
„Klingt gut, hast du ne Ahnung wohin?“, fragte er und sie stand auf.
„Ich bin mich schnell mal frisch machen, könntest du zahlen, wir treffen uns dann draußen“, hauchte sie und er sah ihr hinterher, wie sie zu den Toiletten schlenderte.
 
5 Minuten später trafen sie sich wie ausgemacht vor der Tür wieder.
„Klever gemacht, einfach auf die Toilette zu verschwinden, wenn es ums Bezahlen geht“, bemerkte Wade, als er zu ihr kam.
„Ich danke dir für die Einladung, ich lad dich dafür auf einen Drink ein. Mir ist gerade die perfekte Bar eingefallen, wo wir hinlaufen können“, schmunzelte sie und hakte sich bei ihm ein.
 
„Das Broken Souls? Bist du sicher?“, fragte Wade, als sie nach ein paar Schritten vor Lolas Arbeitsstelle standen.
„Ja, ist doch ideal für uns, hier können wir reingehen, weil hier jeder willkommen ist“, entgegnete sie.
„Ja, wieso nicht, eure Drinks sind klasse. Lass uns reingehen“, nahm er ihre Hand und sie gingen rein. Für einen Donnerstagabend war reger Besuch im Broken Souls.
„Da hinten am Eck sieht’s gemütlich aus“, schlug Wade vor.
„Gute Wahl, die Kuschelecke“, schmunzelte sie und er zog sie nach hinten.
Als sie fast an dem besagten Platz waren, platzierte sich ein Stock vor ihnen.
„Hey Kinder, wusste doch, dass ihr hier herkommt“, erwiderte Julian, der ohne Rollstuhl auf einer Bank saß.
„Onkel, was machst du hier, wie kommst du hier überhaupt her?“, war Lola total verwirrt.
„Mit der Sozialstation, ich wollt was trinken gehen“, erwiderte er schadenfroh.
„Du hast mir immer gesagt, du wärst lieber tot, als von Pflegern abhängig zu sein“, erkannte sie.
„Dann bin ich wohl jetzt tot. Du hast mir immer von dieser Bar vorgeschwärmt, da musste ich einfach mal herkommen. Sie müssen Wade sein, ich hab schon viel Gutes über Sie gehört, ich bin Lolas Onkel Julian“, streckte Julian ihm seine Hand hin.
„Freut mich, die Drinks sind wirklich gut hier, Sie sollten den Tequila Sunrise probieren“, bemerkte Wade freundlich.
„Das werde ich, danke. Einen schönen Abend noch, Kinder“, ließ Julian sie passieren.
„Es tut mir leid, ich weiß nicht, was in ihn gefahren ist, eigentlich ist er um die Uhrzeit schon vor dem Fernseher eingepennt“, entschuldigte sich Lola, als sie weiter gingen.
„Er hat keine Beine mehr“, war das einzige was Wade dazu sagen konnte.
„Eine gute Auffassungsgabe, das muss ich dir lassen. Er hat im Vietnamkrieg seine Beine verloren, da war er grad 18 Jahre alt. Seine Narbe im Gesicht hat er auch von seinem Absturz. Er ist aus einem brennenden Flieger gesprungen und auf einer Landmine gelandet. Also hatte er genau genommen zwei Unfälle auf ein Mal gehabt, war nicht sein Tag. Aber er ist der einzig normale Mensch in meiner Familie“, entschied sie und setzte sich auf die Bank.
„Er scheint nett zu sein, was willst du trinken? Ich bestell was“, erwiderte er.
„Ein Tequila Sunrise hört sich echt nicht schlecht an“, erwiderte sie erleichtert, dass ihn das nicht abgeschreckt hatte.
„Bring ich dir, nicht weggehen, ja“, erwiderte er liebevoll und ging zum Tresen.
„Hi Mr. Army, freut mich Sie hier wieder zu sehen. Was kann ich Ihnen bringen?“, begrüßte Toren ihn freundlich an der Bar.
„Zwei Sunrises, wenn das geht“, bestellte er.
„Na klaro, soll ich Ihnen nicht gleich einen Doppelten machen, das spart ein Glas“, entschied Toren.
„Diesmal bin ich in Begleitung. Ich bin mit Lola hier“, erwiderte er stolz.
„Das ist toll, meine Kleine geht mal wieder aus. Hier, ich geb euch noch eine Schale Nüsse“, erwiderte er und stellte ihm eine Schale Erdnüsse hin.
„Danke, das ist nett“, bedankte sich Wade und wartete auf die Drinks.
 
„Dein Boss ist echt in Ordnung, er hat uns Nüsse gegeben“, erkannte Wade, als er wieder an den Tisch kam.
„Nett, schuldbewusst, was auch immer. Man, die Sunrises sehen klasse aus, jetzt kann ich sie auch wieder genießen ohne die Schmerzmittel“, bemerkte sie lächelnd und er setzte sich lächelnd zu ihr.
 
„Wie geht’s deinem Bauch?“, fragte sie nach einer Weile.
„Geht so, hab schon schlimmeres abbekommen, von ner Frau noch nicht, kannst stolz auf dich sein“, bemerkte er und lächelte verschmitzt.
„Bin ich auch, hat mir ja selbst Schmerzen bereitet“, erkannte sie. Sie konnte ihren Blick nicht von ihm wenden, sie war lange nicht mehr so verknallt gewesen. In dem Moment waren sie nicht Soldaten, nicht Kinder von jemandem, nur ein Mann und eine Frau.
Versteckt von den Blicken der andren küssten sie sich leidenschaftlich eine ganze Weile.
Bis zu dem Augenblick, als die Tür aufsprang und eine Gruppe Armeesoldaten rein kamen. Wade sah sie von seinem Platz aus und sein Blick wendete sich zu der Gruppe.
„Süßer, du beißt mir auf die Lippe“, nuschelte sie und drehte seinen Kopf wieder in ihre Richtung.
„Au, ich glaub ich blute“, grummelte sie und zog ihn an seinen Haaren von ihren Lippen weg.
„Entschuldige, tut mir furchtbar leid“, riss er sich aus seinen Gedanken.
„Was ist denn so interessant da hinten?“, wunderte sie sich und hielt eine Serviette an ihre blutende Lippe.
„Das sind Männer von meinem Stützpunkt“, erklärte er.
„Dann geh’ rüber und begrüß sie“, lispelte sie und tupfte ihre Wunde mit Alkohol aus ihrem Glas ab.
„Ach was, das ist ein Date, ich bleib bei dir“, widersprach er ihr.
„Gut, dann konzentrier dich bitte wieder auf mich, ich hab beim Küssen gern die Aufmerksamkeit meines Partners“, erwiderte sie und er küsste sie weiter.
„Au, ne, das tut mir zu sehr weh, lass uns lieber reden“, erkannte sie und lehnte sich zurück.
„Ich bin wohl etwas zu stürmisch gewesen. Hat dein Onkel eigentlich einen Spitznamen?“, sprach er ein neues Thema an.
„Firestarter, wegen dem Feuerstart, du willst doch nicht wirklich über meinen Onkel sprechen, oder?“, fragte sie gereizt.
„Es hat schon gebrannt, als er los geflogen ist, es war Krieg, er wollte nur da weg. Erzählt er zumindest immer. Gibt es in deiner Familie auch irgendwelche Kriegsopfer?“, fragte Lola, da er anscheinend das Thema weiter diskutieren wollte.
„Mein Großvater starb im zweiten Weltkrieg, sonst sind wir bis jetzt mit viel Glück gesegnet“, erkannte er.
„Ja, scheint so. Irgendwie ist grad die Luft raus, oder?“, spürte er die plötzliche Barriere zwischen ihnen.
„Wir sollten den Abend hier beenden, du hast Recht“, erkannte auch sie und rutschte von der Bank.
„Telefonieren wir mal?“, fragte er hoffend.
„Ich ruf dich an“, erwiderte sie, gab ihm einen kurzen Kuss und ging zu Toren.
„Tor, hey, ich bin morgen doch eh’ in der Frühschicht eingeteilt, kann ich auf deiner Matratze im Lagerraum schlafen?“, fragte sie bedrückt.
„Hey, Süße, was ist denn jetzt, was ist mit deinem Süßen?“, fragte er besorgt.
„Kann ich, oder kann ich nicht?“, fragte sie, die keine Lust hatte, darauf ein zu gehen.
„Sicher, aber ich kann dich auch heimfahren“, erwiderte er.
„Das wäre klasse, danke“, bemerkte sie.
„Wo steht denn dein Auto?“, fragte er.
„Hier ums Eck, da kann er stehen bleiben. Können wir dann gehen?“, fragte sie.
„Bon, ich bin ne halbe Stunde weg, du passt hier so lang auf, ja?“, bemerkte Toren zu seiner Kellnerin und führte seine Freundin zu seinem Auto.
„Du willst nicht darüber reden, oder?“, fragte Toren, als er sie heimfuhr.
„Nein, will ich nicht!“
„Hat er was Negatives über die Air Force gesagt?“
„Nein, hat er nicht“
„Hat er dich unsichtlich berührt?“
„Schon, aber er hatte meine Zustimmung. Könntest du bitte einfach nur auf die Straße sehen, das wäre ganz toll, danke“, bemerkte sie gereizt.
„Gut, ich bin still. Ich wollt nur sagen, dass meine Schwester am Wochenende grillt, ich soll jemanden mitbringen, du kannst mitkommen, wenn du willst“, schlug er vor.
„Mal sehen, ich sag dir Bescheid. Da hinten musst du links fahren“, erwiderte sie grummelig und er bog links ab.
 


„Hey, du bist schon wieder da, nachdem was ich gesehen hab, dachte ich, ich seh’ dich heut Nacht gar nicht mehr“, begrüßte Julian seine Nichte, der noch vor dem Fernseher hockte.
„Musstest du unbedingt an dem Abend ausgehen, wenn ich das tue?“, bemerkte sie trocken und lehnte sich mit dem Kopf an den Türrahmen.
„Entschuldige, hab ich dein Date platzen lassen?“, fragte er schuldbewusst.
„Nein, das hab ich schon allein hingekriegt, obwohl du auch deinen Teil dabei mitgetragen hast.  Ich geh’ jetzt ins Bett, ich muss morgen früh arbeiten. Gute Nacht“, ging sie ins Bett.

Siebtes Kapitel


„Geht’s dir gut?“, fragte Toren, als Lola am nächsten Morgen nicht so ganz auf der Höhe schien, als sie an einem Tisch die Rechnungen durchgingen.
„Ja, alles Bestens, wieso?“, fragte sie.
„Weil du die Rechnungen nach Farbe sortierst, anstatt dem Fälligkeitsdatum“, erkannte er.
„Oh, tut mir leid, ich war echt in Gedanken. Wegen deiner Frage von gestern, ich komm mit am Wochenende, ist mal was anderes auf ein Fest von Zivilisten zu gehen“, nahm sie die Einladung an.
„Schön, ich sag ihr Bescheid. Ich besorg uns mal einen Krug Eistee, sortiert du das bitte neu, ja?“, stand er auf und ging in den Nebenraum.
Als er gerade nach hinten war, ging die Tür zur Bar auf.
„Wir haben noch nicht offen“, bemerkte sie, ohne aufzusehen, weil sie das Klingeln an der Tür hörte.
„Du hast noch nicht angerufen, wir müssen uns unterhalten“, erkannte Wade und sie sah auf.
„Sag bloß nicht, dass du eine Klette bist, ich arbeite schon den ganzen Tag“, erwiderte sie genervt.
„Ich bin keine Klette, ich dachte nur, dass wir nach gestern reden sollten, ich hab grad Mittagspause, kannst du nicht auch mal ne Pause machen?“, fragte er hoffend.
„Nein, es ist noch viel zu tun“, murrte sie.
„Geh’ in die Mittagspause, du schaffst schon seit 6 Stunden durch“, bemerkte Toren, der mit dem Eistee zurückkam.
„Danke Tor, du bist ein echter Freund“, erwiderte sie sarkastisch und stand auf.
„Nur 15 Minuten, wir können zu deinem Auto gehen und damit irgendwo hinfahren“, schlug er vor.
„Was ist mit deinem Wagen?“, fragte sie und ging mit ihm mit.
„Ich bin hier hin gejoggt, ich musste den Alkohol aus meinem Körper kriegen“, erkannte er und hielt ihr die Tür auf.
„Wie lang brauchst du, um den Alkohol von einem Tequila aus deinem Körper zu kriegen?“, fragte sie kritisch.
„Ein Tequila und ein Sechserpack Bier, ich bin mit den Jungs noch um die Häuser gezogen, nachdem du weg warst“, erklärte er kleinlaut.
„Ihr Männer seid unverbesserlich, also wirklich. Ich weiß, wo wir hinfahren können, wo du auch in deinen Sportklamotten nicht auffällst“, erkannte sie und ging vor ihm her zu ihrem Auto.
„Wie bist du gestern eigentlich noch nach Hause gekommen?“, fragte sie, als sie zu dem Café fuhren.
„So genau weiß ich das gar nicht mehr, ne, ich weiß nur noch dass ich heut Morgen in meinem Bett aufgewacht bin“, erkannte er verschmitzt.
„Hattest du eine Frau in deinem Bett?“
„Ja, im Miniformat, meine vierjährige Nichte lag heut Morgen neben mir, meine Schwester und sie kamen gestern Abend noch zu mir, bevor ich los bin, meine Schwester und ihr Mann brauchen gerade eine Auszeit voneinander“, erklärte er.
„Das ist nett, dass du sie aufnimmst“, erwiderte sie und lächelte.
„Dafür sind kleine Brüder doch da, oder? Was ist da gestern passiert?“, fragte er nachdenklich.
„Du hast mich gebissen, das ist passiert“, sagte sie verschmitzt.
„Tja, Liebe tut weh, Baby“, erkannte er und sie hielt an.
„Zumindest hat es dazu geführt, dass ich gleich beim Frühstück wieder an dich denken musste“, schmunzelte sie und stieg aus.
„Musste ich auch. Wir müssen das irgendwie hinkriegen, ich würde nämlich liebend gern noch Mal mit dir ausgehen und dir in andere Körperteile beißen“, flirtete er.
„Nicht so schnell Casanova, lass mich erst mal einen starken Kaffee trinken, bevor du weiter so rangehst“, entschied sie und stieß die Tür des Cafés auf.
 
Als sie gerade einen Schluck von ihrem Kaffee getrunken hatte, kam Wade nah zu ihr hin.
„Und?“, fragte er keck.
„Du musst es echt nötig haben, mein Freund“, schlürfte sie am zweiten Schluck.
„Es ist kaum auszuhalten, ich wollte dich schon, als du diesen scharfen Rock angehabt hast“, erkannte er lustvoll.
„Du brauchst dringend ne kalte Dusche, ganz eindeutig. Ich hab Hunger, wir sollten was bestellen“, schlug sie vor und sah mit einer Hand in die Karte.
„Wie wäre es mit zwei weiteren Dates, ist das eine Verhandlungsbasis?“, handelte er und sie senkte die Karte.
„Wie kannst du nur mit einem Kater so gut drauf sein, sag mir das?“, murmelte sie kopfschüttelnd.
„Ich sehe in deine Augen, da kann ich doch nur gut drauf sein, oder?“, fragte er lächelnd.
„Zwei Dates klingt gut. Das klingt sehr gut. Ich hätte Lust auf ein großes saftiges Stück Fleisch, wie klingt das“, bemerkte sie geschmeichelt und er beugte sich zu ihr rüber.
„Ich glaub nicht, dass du hier im Café ein Steak kriegst“, erwiderte er.
„Ich hab nicht gesagt, dass ich ein Steak will“, flirtete sie heftig und er küsste sie wieder.
„Erzähl mir was von deinen Ex-Freundinnen“, bemerkte sie, als sie ein Stück Kuchen aßen.
„Du willst doch nicht wirklich was von meinen Ex-Freundinnen wissen?“, bemerkte er mampfend.
„Sicher, sonst hätte ich nicht gefragt, oder?“, fragte sie und zog die Augenbrauen hoch.
„Du willst einen Grund finden, mich loszuwerden, oder?“, war er kritisch auf diese Frage eingestellt.
„Nein, erzähl mir ruhig von deinen Ex-Freundinnen, ich will nur deinen Typ raus finden“, ermunterte sie ihn zum Erzählen.
„Okay, ich hab dich gewarnt. Also meine erste Freundin war eine Cheerleaderin, ja was für ein Klischee, aber ich war fünfzehn, ich stand auf Miniröcke, danach kam eine Austauschstudentin aus Paris, ein Travestie Künstler, frag nicht, ich war in der Zeit dauerstoned von Schmerzmitteln und meine letzte Freundin war Femi eine afrikanische Studentin, sie ist wieder zurück in Afrika“, zählte er seine Freundinnen auf.
„Einen Travestie-Künstler?“, prustete sie.
„Ich hab doch gesagt, frag nicht. Ich hab nicht mit ihm geschlafen, wenn du dass wissen willst“, erkannte er peinlich berührt.
„Hey, ist ein freies Land, ist okay, wenn du bi bist“, bemerkte sie schadenfroh.
„Ich bin nicht bi, nicht dass ich was gegen Leute hab, die sich nicht entscheiden können, aber ich weiß, dass ich Frauen liebe“, erwiderte er rumdrucksend.
„Hey, ich zieh’ dich doch nur auf. Also, ich danke dir für deine Offenheit“, bedankte sie sich.
„Und?“, forderte er auch etwas dafür.
„Und was?“
„Die schmutzige Wahrheit über deine Ex-Freunde“, erkannte er.
„Ich bin nicht so aufregend, ein Schüler der Militärakademie, Air-Force Flieger, Air-Force Flieger und ach ja … Air-Force Flieger“, war sie schnell fertig mit erzählen.
„Dein Typ ist leichter zu ermitteln, als meiner. Also bin ich dein erster außerhalb der Norm, wie’s aussieht“, schlussfolgerte er.
„Du bist der erste Interessante, den meine Eltern nicht für mich ausgesucht hätten“, fügte sie hinzu.
„Deine Eltern werden mich also nicht mögen“, schlussfolgerte er.
„Nicht wirklich, aber deine genauso wenig!“
„Stimmt, aber Gott sei Dank sind wir jetzt erwachsen, oder?“, fragte er matt lächelnd.
„Ja, sind wir. Wie geht’s Lindberg?“, fragte sie um das heikle Thema nicht mehr weiter zu besprechen.
„Du meinst Icarus, ich hab ihn seit dem Abend nicht mehr gesehen, aber das ist ein gutes Zeichen, wenn er mal zu Hause bleibt. Ich sollte ihn mal anrufen, du hast Recht“, erkannte er und schlürfte den letzten Schluck aus seiner Kaffeetasse.
„Sag ihm einen Gruß von mir, wenn er weiter Probleme mit seiner Frau hat, soll er mich anrufen, die beste Freundin meiner Mutter ist eine klasse Paartherapeutin“, entgegnete sie.
„Das wäre toll, das sag ich ihm. Man, es ist schon 2 Uhr, ich muss in 15 Minuten wieder auf meinem Posten sein“, sah er auf die Uhr.
„Ich fahr dich schnell hin. Wenn dir das Recht ist“, erkannte sie.
„Das wäre mir sogar sehr recht, weil ich immer noch nicht genau weiß, wo mein Wagen ist“, erwiderte er lächelnd.
„Okay, lass uns gehen“, legte sie das Geld auf den Tisch und sie gingen zu ihrem Wagen.
 
„Wie wär es mit heut Abend mit unserem zweiten Date?“, fragte Wade, als er an seinem Stützpunkt ausstieg.
„Du willst unbedingt noch vor Ende der Woche zum Stich kommen, oder?“, fragte sie lächelnd.
„Na, auf jeden. Also, was ist jetzt?“, fragte er zügig, weil er es etwas eilig hatte.
„Du bestätigst grad die Sicht die ich auf eure Armeeleute habe, als Primitivlinge, die ihre Frauen mit der Keule hauen und dann in die Höhle schleifen um sie zu beglücken“, erwiderte sie leicht ironisch.
„Süße, ich muss mich noch umziehen, ja oder nein?“, war er in Hektik.
„Tarzan kann heut Abend ins Broken Souls kommen, ich muss arbeiten, dann sehen wir weiter“, küsste sie ihn und er eilte davon.
 
„Denk mal darüber nach, ich war grad drüben in Japan, die kriegen ihre Läden rammelvoll, wenn sie die Karaokemaschine anschmeißen“, handelte gerade Torens stiller Teilhaber mit ihrem Chef, als sie an diesem Abend zur Arbeit kam.
„Kleines, sag diesem Spinner, dass Karaoke schon seit Jahren tot ist“, sprach Toren seine Angestellte auf das Thema an.
„Eigentlich nicht, Karaoke ist wieder im Kommen, aber ihr seid die Chefs hier, macht das untereinander aus. Hi Mujtaba“, begrüßte sie ihren algerischen Bekannten mit einem Küsschen auf die Backe.
„Genau da liegt das Problem. Wir sind aus verschiedenen Generationen, ich komm aus der Pepsi Generation, er aus der Contergan Kind Generation“, erkannte Mujtaba frotzelnd.
„Den Gag hast du dir die ganze Zeit von Japan bis hierher ausgedacht, oder?“, fragte Toren genervt von Mujtabas ständigen Verstümmelungswitzen.
„Nein, das war eigentlich ganz spontan ausgedacht. Was ist jetzt, überlegst du dir das noch mal?“, fragte Mujtaba und legte seine Aktentasche auf den Tresen.
„Mal sehen. Bleibst du noch ne Weile in der Stadt?“, fragte Toren und bekam ein paar Unterlagen von seinem stillen Teilhaber in die Hand gedrückt.
„Nur noch bis Montag, ich wollte Dienstag zu meiner Mutter fliegen, brauchst du was?“, fragte er und klappte seinen Koffer wieder zu.
„Nein, wollte es nur wissen. Bist du wieder im Ramada Inn?“, fragte Toren.
„Wo denn sonst. Also, ich komm noch mal vorbei, bevor ich fliege“, zog er die Tasche vom Tresen und ging aus der Tür.
„Ist echt schade, dass der stille Teilhaber nicht still bleibt. Hi Kleines, danke, dass du früher kommen konntest“, erkannte Toren und sie band ihre Schürze um.
„Klar, dafür bin ich ja da. Was soll ich machen?“, fragte sie freundlich.
 
Als wieder volles Haus war, kam Wade an die Bar.
„Hey Süße, machst du mir einen Mojito?“, fragte er cool.
„Ich dachte, du hättest nen Kater?“, fragte sie keck.
„Alkohol verbessert den Kater wieder, glaub mir. Bist du heut am Tresen?“, fragte er lächelnd.
„Ja, er läuft heut Mal, ich kann mich hier hinten besser hinsetzen, mein Knie macht heut was es will. Aber ich darf keinem Gast einen Drink verwehren, einen Mojito, kommt sofort“, erwiderte sie und tippte am PC den Befehl für den Drink ein, der dann produziert wurde.
„Was hältst du eigentlich von Karaoke?“, fragte sie, während sie den Drink verzierte.
„Du schleppst mich bitte nicht in eine Karaokebar, ich kann so gar nicht singen“, erkannte er flehend.
„Nein, du Depp, mein Chef überlegt, ob er hier eine Karaokemaschine aufbaut, ich wollte nur deine Meinung dazu wissen“, steckte ein Minze-Blättchen an sein Glas und gab es ihm.
„Karaoke ist out, nächste Frage“, erkannte er und begann zu trinken.
„Sag ich doch, Karaoke ist tot“, erwiderte Toren, der gerade zurückkam.
„Aber ist doch eine gute Idee, dass die Männer und Frauen die hier herkommen ihre Gefühle in Musik ausdrücken können“, versuchte sie es Toren schmackhaft zu machen.
„Ich bin gar nicht begeistert darüber, dass du dich mit Muj so gut verstehst, ihr sprecht mir viel zu viel ab“, murrte Toren und ging wieder los.
„Wer ist Muj?“, fragte Wade mit Eifersucht in seiner Stimme.
„Mein Lustsklave, deshalb schlaf ich nicht mit dir, ich bin einfach viel zu viel ausgelastet“, erkannte sie sarkastisch und er sah sie mit einem bösen Blick an.
„Mujtaba Zaranj, der stille Teilhaber von dem Laden hier, er rauscht hier drei- viermal im Jahr rein mit einer neuen Geschäftsidee. Wirklich niemanden, auf den Mal eifersüchtig sein könnte, obwohl, schlecht sieht er nicht aus, aber er ist zehn Jahre älter als ich, keine Sorge, viel zu alt für mich“, entgegnete sie.
„Der Name klingt arabisch“, bemerkte er nur.
„Ja, er ist aus Algerien, ich hatte auch noch so eine Einstellung, als ich hier her kam, aber dann hab ich diesen Mann kennen gelernt und er ist der angenehmste, netteste und freundlichste Mann, den ich je kennen gelernt hab“, erkannte sie schwärmerisch.
„Das klingt ganz danach, dass ich Konkurrenz zu befürchten habe“, dachte er laut nach und sie gab ihm einen langen Kuss.
„Ne, du küsst wesentlich besser, kleiner Scherz“, erkannte sie und lächelte ihn an.
„Das hoff ich für dich. Obwohl ich diese vom Computer zusammen gemixten Getränke nicht mag, ist der Drink hier echt genial“, lobte er sie für seinen Drink.
„Süßer, du trinkst hier immer welche, die zusammengemixt wurden, ich hab noch nie jemanden gesehen, der die mit Hand gemixt hätte“, erkannte sie amüsiert.
„Dein Boss mixt manchmal die Drinks noch so, hab ich schon öfters gesehen“, widersprach er ihr dazu.
„Glaub ich nicht, da musst du dich verguckt haben. Da kommt er ja grad, ich frag ihn grad mal. Tor, stimmt dass das du die Drinks noch per Hand mixt?“, fragte sie den vorbeigehenden Toren.
„Ja manchmal schon, ich hab 600 Dollar für einen Barkeeperkurs ausgegeben, nur weil Muj plötzlich die hirnrissige Idee hatte, so einen Computer anzuschleppen, muss ich doch nicht auf mein Handwerk verzichten, oder?“, fragte Toren rechthaberisch.
„Deshalb brauchst du manchmal so lang. Lass das den Computer machen, bitte, es ist auch einfacher für mich, wenn ich nicht sechs Mal nachfragen muss, ob der Drink fertig ist“, bat sie und er ging Augen rollend weiter.
„Man, du kannst ja mit deinem Boss umspringen, ich wär längst degradiert worden, wenn ich so einen Spruch abgelassen hätte“, erwiderte er beeindruckt.
„Schuldgefühle sind so was Wunderbares. Hey, ich hab ganz die Nüsse vergessen“, erwiderte sie und stellte ihm Nüsse hin.
„Schuldgefühle, warum hat er Schuldgefühle?“, verstand er nicht.
„Hab ich dir das nicht erzählt. Wegen dem Unfall“, erkannte sie.
„Wegen deinem Skiunfall?“
„Wie kommst du den auf einen Skiunfall?“, fragte sie verwundert.
„Du hast Icarus erzählt, dass wäre ein Skiunfall gewesen, das mit deinem Knie“, bemerkte er trocken.
„Ach ja, das sag ich öfters, ist einfacher zu erklären. Okay, hier ist die längere Version. Toren hatte getrunken, ich hatte mehr getrunken, er wollte mich heimfahren. Wir sind im Wasser gelandet, ich bin mit dem Knie gegen das Armaturenbrett geknallt, ich weiß nur noch, dass ich auf dieser Trage lag, ich fror und mein Bein fühlte sich an wie taub. Sie haben Toren seine zwei Finger amputieren müssen, die waren vollständig zerquetscht. Er macht sich immer noch Schuldgefühle, obwohl ich ihm ständig sage, dass mich genau so viel Schuld trifft. Deshalb arbeite ich hier, was sollte ich denn sonst machen, ich konnte ja nicht mit 22 in Rente gehen“, erklärte sie und wischte den Tresen ab.
„Musste er nicht vor Gericht wegen dem Vorfall, ich meine in den Knast, oder so?“, fragte Wade und sah zu Toren.
„Nein, hat ihn ja keiner angezeigt, wenn ich ihn angezeigt hätte, wäre ich genauso dran gewesen. Wir haben lang kämpfen müssen, um unseren Versicherungsschutz nicht zu verlieren“, sah sie auch zu Toren.
„Warum arbeitest du nicht im Büro, die haben sicher viele Bürojobs übrig“, überlegte Wade laut.
„Den Fliegern nur zusehen, wie sie fliegen und selber nicht fliegen? Lieber würde ich tot sein. Ich meine, für deine Eltern ist das vermutlich was, aber für mich wär das überhaupt nichts“, erkannte sie und schnitt Früchte.
„Dann weißt du ja, wie ich mich fühle bei der Arbeit. Es ist so lächerlich, wegen dem einen Vorfall darf ich nicht mehr, ich meine darfst du nicht mehr zum Dienst erscheinen“, erwiderte er und wurde still, weil er sich versprochen hatte.
„Du hast ich gesagt, was ist passiert?“, erkannte sie es sofort.
„Ich bin nicht nachtblind“, gestand er.
„Ich weiß“, bemerkte sie mitfühlend.
„Woher weißt du das?“, fragte er verwundert.
„Ich glaub nicht, dass die Armee Soldaten als Wachposten abstellt, die nachtblind sind“, bemerkte sie verschmitzt.
„Ich hab Schmerzmittel aus dem Lazarett geklaut und bin völlig drauf bei einer Panzerübung über drei Autos gerast, eins davon gehörte meinem Vorgesetzten“, gestand er kleinlaut.
„Ich dachte mir schon so etwas Ähnliches. Dein Vater konnte da nichts drehen, irgendwie?“, fragte sie.
„Das hat er, dieser Dienst und das ich meinen Rang behalten durfte, war das einzige, was er dabei rausschlagen konnte“, erkannte er und nahm noch einen Schluck aus seinem Glas.
„Ist scheiße, wenn man nur sich selbst schuld an der aktuellen Lage geben kann, oder?“, fragte sie mitfühlend.
„Ja, das hab ich aber hinter mir, ich hab in der Klinik genug darüber nachgedacht. Dass mein Vater mir befohlen hat, dahin zu gehen, war der einzige Befehl von ihm, den ich gern angenommen habe“, bemerkte er und lächelte matt.
„Wir sind beide zwei gebrochene Seelen, es ist kein Wunder, das wir uns hier getroffen haben“, erwiderte sie nachdenklich.
„Ihr solltet hier wirklich eine Karaokemaschine aufstellen, mir ist grad nach singen“, erkannte er plötzlich.
„Du bist so blöd, ich hoffe, du weißt das“, erkannte sie und küsste ihn wieder.
„Nein, im Ernst, mir ist jetzt nach singen“, erwiderte er.
„Man, ich glaub in deinem Mojito war ein Tick zu viel Rum. Wie kommst du eigentlich nach Hause?“, fragte sie und stellte zwei Cocktails auf Bonnies Tablett.
„Ich hab gehofft, du kannst mich heimfahren“, erkannte er säuselnd.
„Ich muss aber bis Mitternacht hier arbeiten“, erkannte sie.
„Klingt gut, solang ich mit dir zusammen sein kann“, säuselte er.
„Du bist echt ein Spinner. Setz dich an einen Tisch, ich bring dir was zu essen“, war sie geschmeichelt und er ging zu einem Tisch, wo sie ihm was zu essen brachte.
 
Es wurde schon halb eins, bis sie die Bar verließen.
„Du hast richtig gut da hinter der Bar ausgesehen, du könntest Toren ja mal fragen, ob du das immer machen könntest“, schlug Wade vor, als sie zu ihrem Auto gingen.
„Es hat mir auch richtig Spaß gemacht und meine Schmerzen sind nicht so schlimm, wie wenn ich kellnere. Ich konnte auch flache Schuhe anziehen, das ist ein großer Vorteil“, erkannte sie und schloss ihren Wagen auf.
„Zählt dieser Abend als unser zweites Date?“, fragte er, als er einstieg.
„Nein, Süßer!“
„Du bist eine echt schwer zu knackende Nuss, wirklich“, bemerkte er kopfschüttelnd und sie fuhr los.
 
Als sie zu seiner Wohnung kamen, waren laute Stimmen von drinnen zu hören.
„Komm sofort heim, sonst tu ich mir was an“, schrie eine Männerstimme und Wade eilte mit einem leisen „Scheiße“ zu seiner Tür und schloss auf. Dort stand sein Schwager, seine Waffe an die Schläfe gedrückt und seine Frau saß auf dem Sofa, auch mit der gleichen Position.
„Was zum Henker ist hier los?“, fragte Wade entrüstet.
„Er bedroht mich mit dem Mist, dann kann ich das genauso tun“, erwiderte seine Schwester in aller Seelenruhe.
„Könntest du das bitte lassen, vor allem, weil eure Tochter hier in der Wohnung ist“, bat Wade und seine Seelenruhe beunruhigte Lola.
„Ich hab sie im Badezimmer eingeschlossen, sie muss das hier nicht sehen“, erwiderte seine Schwester.
„Weißt du, wer das noch nicht mit ansehen sollte? Meine neue Freundin. Du ruinierst hier grad irgendwie unsere sexuell aufgeladene Stimmung“, entschied Wade und sah dann wieder zu seinem Schwager, der die Waffe nicht senken wollte.
In dem Augenblick machte er mit ihr Zeichen mit den Augen. Lola verstand. Eh’ sie sich versah, saß sie auf dem Rücken von Wades Schwager und hatte ihn entwaffnet.
„Endlich bringst du mal eine Soldatin in unser Haus, ich dachte schon, das passiert nie“, senkte Wades Schwester Yadira die Waffe und steckte sie cool in ihr Halfter.
„Süße, das war klasse, ich wusste doch, dass du nichts verlernt hast, aber du kannst jetzt wieder von ihm runter steigen“, schmunzelte Wade und beugte sich zu seinem Schwager runter, um die Waffe an sich zu nehmen.
„Würde ich gern, aber ich hab wohl ein bisschen zu heftig mein Knie auf den Boden gehauen, ich hab höllische Schmerzen“, erwiderte sie fast weinend.
„Oh Süße, daran hab ich nicht gedacht. Komm, ich zieh’ dich runter“, zog er sie runter und trug sie aufs Sofa.
„Yade, könntest du bitte deinen Mann rausschmeißen und mir dann bitte einen Eisbeutel bringen“, bat Wade und Yadira zog ihren Mann kurzerhand aus dem Zimmer, schloss die Tür ab und gab ihm den Eisbeutel.
„Oh mein Gott, Elise“, erkannte Yadira, als sie sich gerade wieder setzen wollte und stürmte zum Badezimmer. Aber ihre vierjährige Tochter war friedlich auf der Badematte eingenickt.
„Ihr beiden macht das eindeutig zu oft, wenn sie dabei einschläft. Schlaft in meinem Bett, hier läuft heut eh’ nichts mehr“, erkannte Wade und Yadira brachte ihre Tochter in Wades Schlafzimmer.
„War nicht das erste Mal, dass so was passiert ist, oder?“, fragte Lola und verzog das Gesicht unter Schmerzen, als er ihr Knie kühlte.
„Nein, nicht wirklich, ein Ehestreit mit zwei Soldaten in der Familie ist echt verrückt, ich sollte mal anfangen, ihnen die Waffe abzunehmen. Aber du hast das gut gemacht, du bist die erste Freundin, die das mitgemacht hat, ohne schreiend weg zu rennen“, erwiderte er und zog liebevoll ihre Strumpfhose aus.
„Was wird das, wenn ich fragen darf?“, säuselte sie.
„Ich will mir dein Knie ansehen“, bemerkte er und lächelte sie an.
„Hast du eine Ausbildung im medizinischen Bereich?“
„Nein, ich seh’ mir nur gern dein Knie an“, erkannte er und begann ihr Bein zu küssen.
„Süßer, ich hab mir vermutlich alte Wunden wieder aufgerissen, ich hab jetzt sicher keine Lust auf Sex“, zog sie seinen Kopf an seinen Haaren von ihrem Bein weg.
„Sex soll Schmerzen lindern, hab ich gehört“, erkannte er und vergrub sich in ihrem Schoß.
„Yade“, rief Lola und Yade kam zurück.
„Was ist Süße, oh man, das muss ich jetzt nicht wirklich sehen“, erwiderte Yadira und hielt sich eine Hand vor Augen.
„Könnten Sie bitte so freundlich sein und Ihren Bruder von mir runter holen, ich hab da grad keine Kraft mehr dazu“, bat sie und Yadira zog ihren Bruder von ihr runter.
„Was soll das, lass mich los“, murrte er und sie schleppte ihn in sein Zimmer und schloss die Tür.
„Das es die Männer immer nicht kapieren, dass nein, nein heißt. Geht es Ihnen gut?“, fragte Yadira fürsorglich.
„Nicht wirklich, könnten Sie mich in die Notaufnahme fahren, bitte?“, fragte sie unter Schmerzen.
„Sicher, tut’s sehr weh?“, fragte Yadira.
„Ich geh’ nicht gern in die Notaufnahme, wenn das Ihre Frage beantwortet. Ich war das letzte Mal nach meinem Unfall dort und hab nicht so wahnsinnig gute Erinnerungen“, erkannte sie und versuchte aufzustehen. Aber sie konnte nicht auftreten.
„Das ist zwar eine blöde Frage, aber Sie können mich nicht zufällig zu meinem Auto tragen, oder?“, fragte sie und lächelte matt.
„Wade, antreten“, rief Yadira und Wade kam auf den Fuß.
„Trag sie ins Auto, ich fahr deine Freundin in die Notaufnahme. Du passt auf Elise auf, ja“, bat sie und Wade lud Lola auf seine starken Arme.
„Ach das ist die Tonart, in der man ihn ansprechen muss, darauf muss man erst mal kommen“, witzelte sie und Wade lud sie in ihren Wagen.
„Wenn sie wach wird, gib ihr ein Glas Milch, aber ohne Kakao drin, okay?“, bat Yadira, während sie Lola etwas umständlich auf dem Rücksitz festschnallte.
„Ich weiß, sonst muss sie wieder Zähne putzen, ich pass nicht das erste Mal auf meine Nichte auf, spiel hier bloß nicht die Übermutter, du hast dir grad eine Waffe an die Schläfe gehalten, ihr solltet gar keine Waffen bei euch haben, wenn ihr ein Kind im Haus habt. Aber das kann ich euch wohl nicht oft genug sagen“, erwiderte er, um ihr Paroli zu bieten.
„Wade, geh’ ins Bett und schlaf deinen Rausch aus, ich ruf dich morgen an“, forderte sie im gleichen Ton wie zuvor Yadira und er schlurfte davon.
„Sind Sie eigentlich nüchtern?“, fragte Lola erkennend, als Yadira den Motor startete.
„Natürlich, ich trinke nie, wenn meine Tochter bei mir ist“, bemerkte sie überzeugend.
„Das macht die Tatsache, dass Sie sich vorhin eine Waffe an die Schläfe gehalten haben nicht gerade logischer“, erkannte Lola und es ging los.
 
„So Miss Headsmith, wie es aussieht, ist Ihre Kniescheibe gebrochen, das ist weniger gut, denn das verhindert, dass sie ohne Schmerzen auftreten können. Ich würde gern eine künstliche Kniescheibe einsetzen, denn der Bruch ist mit einem langwierigen Heilungsprozess verbunden, der auch nicht immer gewährleistet ist“, erklärte der Notarzt, als sie weit nach Mitternacht halb dösend von den Schmerzmitteln auf einem Bett lag.
„Das wäre mir Recht, ich hatte sowieso schon in Erwägung gezogen, dies zu tun. Das ist eine richtige Operation, richtig?“, fragte sie benebelt.
„Ja Miss, können wir irgendjemanden für Sie anrufen?“, fragte der Arzt und sie schüttelte den Kopf.
„Niemanden? Nicht mal Ihre Mutter?“
„Vor allem nicht sie. Wann können Sie die Operation machen?“, fragte sie.
„Morgen früh, ist das okay?“
„Wunderbar, könnten Sie mir noch mal was von dem Zeug spritzen, dass ich schlafen kann?“, fragte sie hoffend.
„Sicher, war eine lange Nacht, oder?“, fragte der Arzt und sie nickte.
Mit starken Schmerzmitteln war sie etwas später eingeschlafen.

Achtes Kapitel


„Hast du vergessen, wie man ein Telefon benutzt?“, fragte eine Stimme und weckte sie unsanft aus ihrem Schmerzmittel bestimmenden Alptraum.
„Oh man, schalt deine Kommandier-Stimme mal ein paar Dezibel runter, bitte“, flehte sie und hielt sich den Kopf.
„Weißt du, wie viele Krankenhäuser ich anrufen musste, bis ich eins gefunden hab, dass dich aufgenommen hat?“, hielt ihr Onkel Julian ihr eine gehörige Standpauke.
„Ich wollte dich nicht aufwecken und du hättest eh’ nicht herkommen können“, versuchte sie zu erklären, aber in ihrem Kopf drehte sich alles.
„Ich war wach, ich hab um 2 Uhr Nachts bei deiner Arbeit angerufen, Toren sagte zu mir, du wärst um Mitternacht weg. Ich hab gedacht, dass du einen Unfall gehabt hättest“, erklärte er und sie schlug ihre Bettdecke zur Seite.
„Wie du siehst, hab ich das auch. Meine Kniescheibe ist hin, die wollen mir heut Morgen eine Neue einsetzen“, erklärte sie und versuchte sich aufzusetzen.
„Hattest du das nicht eh’ vor, machen zu lassen?“, fragte er verwundert.
„Ja, schon, jetzt hat sich der Wartezeitraum verkürzt. Wie bist du eigentlich hier her gekommen?“, fragte sie und er stopfte ein Kissen unter ihr geschientes Knie. Das Knie mussten die Schwestern geschient haben, als sie geschlafen hatte.
„Hi Süße“, kam Wade mit einer Flasche Wasche Wasser in ihr Krankenzimmer.
„Hatte ich nicht gesagt, ich ruf dich an?“, begrüßte sie ihn etwas unwirsch.
„Jemand mussten deinen armen Onkel doch ins Krankenhaus fahren, hier was zu trinken, du hast sicher Durst“, erkannte er und war keinen Moment irritiert von ihrer schlechten Laune.
„Ja, hab ich, furchtbaren, ist wohl immer so nach einem Schmerzmittelrausch, oder?“, fragte sie, weil sie vermutete, dass er da Bescheid wusste.
„Nein, ich dachte nur, die hier im Krankenhaus haben sicher vergessen, dir Wasser hinzustellen, das haben sie zumindest bei mir gemacht, als ich mal hier war“, erkannte er und gab ihr die Flasche.
„Das stimmt, das haben sie tatsächlich nicht, danke“, wurde sie netter und trank einen Schluck.
„Es tut mir leid, wegen gestern, ich hab mich wie ein Fünfjähriger verhalten“, entschuldigte er sich reumütig.
„Nein, ein Fünfjähriger kennt schon den Unterschied zwischen ja und nein. Onkel, ich hab auch einen Wahnsinnshunger, könntest du mir etwas zu Essen besorgen?“, wollte sie ihren Onkel loswerden.
„Natürlich Kleines, ich lass euch mal allein. Ich komm gleich wieder“, rollte er aus dem Zimmer.
„So wie du mich gestern erlebt hast, so bin ich sonst nicht“, versprach er.
„Doch, bist du, aber die meisten Männer in deinem Alter sind so, das hab ich oft genug erlebt. Vor allem, die von der Armee, nichts für ungut. Also, wie geht das jetzt weiter mit uns?“, wollte sie wissen.
„Ich gelobe Besserung und werde dich bis zum OP begleiten?“, fragte er handelnd.
„Ich leg noch ein weiteres Date drauf und wir sind im Geschäft“, erwiderte sie lächelnd und er küsste sie leicht.
„Hey, ich will nicht stören, die Schwester hat gesagt, du musst nüchtern bleiben, tut mir leid“, kam Julian wieder rein gerollt.
„Okay, werde es überleben. Wie bist du eigentlich drauf gekommen, Wade anzurufen, was war mit dem Sozialdienst?“, fragte sie und sah auf ihre zitternden Hände.
„Du weißt doch, ich hasse den Sozialdienst. Wades Nummer war die erste die ich in deinem Zimmer gefunden habe, tut mir leid, war das falsch?“, fragte Julian, der jetzt eher wie ein kleiner Schuljunge klang als wie mutiger Air-Force Flieger.
„Nein, schon okay, hat mich nur gewundert. Oh man, es ist fast 10 Uhr, ich müsste um 12 Uhr in der Bar sein, könntest du Toren anrufen und ihm sagen, dass ich nicht kommen kann?“, bat sie.
„Hab ich schon gemacht, nachdem ich raus gefunden hab, dass du im Krankenhaus liegst. Ich hab deine Eltern nicht angerufen, ich dachte, du würdest das nicht wollen“, erkannte er.
„Ja, ich will sie wirklich nicht hier haben. Den wievielten haben wir eigentlich?“, fragte sie und sah in die fragenden Augen der Männer.
„Den 02.Dezember, morgen Miss Headsmith, ich hab gehört, Sie haben Hunger“, kam der Arzt mit einem Clipboard in der Hand zu ihnen ins Zimmer.
„Mist, heute ist doch das Rollstuhlbasketballspiel von deinen alten Kumpels aus der Therapiegruppe, da wollt ich dich doch noch vor der Arbeit hinfahren“, entgegnete sie überlegend.
„Ich kann ihn dahin fahren, oh nein, ich wollte dich doch bis zum Operationssaal begleiten“, war Wade hin und her gerissen.
„Es ist schon okay, wär zwar schön gewesen, aber ich seh’ sie sicher ein anderes Mal“, erkannte Julian einsichtig.
„Nein, Wade soll dich dahin fahren, ist ja nicht so, als würde ich bei dem Eingriff in Lebensgefahr schweben und ihr würdet eh’ nur dumm rum sitzen“, wollte sie ihrem Onkel den Wunsch erfüllen.
„Bist du wirklich sicher?“, fragte Wade nachfragend.
„Ja, bitte fährst du ihn dahin, das würde mir echt helfen. Wenn du zurückkommst, kannst du immer noch Fingernägel kauend auf mich warten“, bat sie und Wade küsste sie, um dann ihren Onkel raus zu rollen.
„Sie haben einen guten Fang gemacht, Ihr Freund scheint etwas ganz besonderes zu sein“, erwiderte der Arzt.
„Wir sind erst ganz frisch zusammen, das kann ich nicht so ganz genau sagen. Zumindest verhält er sich noch sehr frühreif, ich hoffe, ich kann das noch abstellen. Sind Sie verheiratet?“
„Ja, Miss!“
„Ich wäre es auch schon längst, wenn ich auf den Druck meiner Eltern nachgegeben hätte. Jetzt bin ich das schwarze Schaf der Familie. Na ja, jede Familie muss ein schwarzes Schaf haben, wir haben gleich zwei. Man, was habt ihr mir da gegeben, ich bin sonst nicht so gesprächig. Wann operieren Sie eigentlich?“, fragte sie.
„In einer halben Stunde, wir wollen ja nicht, dass Sie uns verhungern, oder?“, fragte der Arzt freundlich und überprüfte ihre Infusion.
„Ich hab bei meinem Überlebenstraining vier Tage ohne Essen ausgehalten, so schnell verhungere ich nicht. Wann haben die eigentlich mein Bein geschient?“, fragte sie immer noch benommen.
„Das war ich gestern Nacht noch, es tut mir leid, aber Sie sind schon eingeschlafen, bevor ich das machen konnte. Wir hatten nur die Befürchtung, dass Ihre Knochen dann irgendwie verrutschen könnten. Ist Ihnen das unangenehm?“, fragte er und fummelte an ihrem geschienten Knie herum.
„Nein, nicht wirklich, ich hab sonst immer so eine Schiene an, die zieh’ ich nur zum Autofahren ab und natürlich, auf dem Weg zu der Wohnung meines Freundes muss ich stürzen“, erkannte sie.
„Sie sind nicht gestürzt, Sie haben auf was gekniet, wir Ärzte sehen so was sofort. Und Sie haben der Schwester erklärt, was passiert ist, als sie eingeliefert wurden. Sie sind etwas verrückt, wenn Sie sich auf einen Mann knien, der sich eine Waffe an die Schläfe hält“, erkannte der Arzt, während er etwas aufschrieb.
„Die Menschen, die sich Waffen an die Schläfe halten, sind eher die Verrückten. Was haben Sie gemacht, ich fühl mich schon wieder so dösig“, stellte sie fest, weil sie schläfrig wurde.
„Nur ein leichtes Beruhigungsmittel, ich nehm die Schiene jetzt wieder ab und das wird erstens höllisch wehtun und zweitens werden sie sich im Dämmerzustand weniger bewegen. Legen Sie sich einfach zurück, Ihr Knie liegt schon gut so“, erkannte er.
„Sie halten nicht viel davon, Patienten in ihre Tätigkeiten einzuweihen, oder?“, fragte sie und legte sich schläfrig zurück.
„Entschuldigen Sie, ich komm grad erst von meinem 15-monatigen Außendienst aus dem Irak zurück, die Soldaten sind nicht so darauf erpicht, zu wissen, was läuft“, erkannte er und zog vorsichtig das Kissen unter ihrem Bein weg.
„Man, das ist eine riesige Millionenstadt, aber die einzigen Menschen, mit denen ich Kontakt habe, scheinen im Dienste des Staates zu stehen. Ich meine, meine Familie, eine Familie in 4. Generation bei der Air Force, mein Freund der Armeesoldat und seine verrückten Verwandten die auch Dienst schieben, mein Boss, ein ehemaliger Navysoldat, meine Kollegin war bei den Navy-Seals. Wo waren Sie, wenn ich fragen darf?“, fragte sie, während sie vor sich hin döste.
„US-Marine, ich war auf einem Schiff die ganze Zeit. Sie müssen einfach mal in andere Clubs gehen, als die üblichen, da treffen Sie auch Zivilisten“, schlug er vor.
„Sie sind witzig, ich arbeite meistens die ganze Nacht und tagsüber bin ich für meinen Onkel zuständig, denn meine liebe Familie hat ihn mir aufs Auge gedrückt. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich mag ihn sehr, er ist der einzige vernünftige in unserer Familie, aber ist wirklich hart mit einem schmerzmittelabhängigen Doppelamputierten zusammenzuleben“, erkannte sie und nickte dann langsam ein.

Neuntes Kapitel


„Sie liegt da wie tot, sind Sie sicher, dass es Ihr gut geht?“, hörte sie Wades beunruhigte Stimme, als sie langsam wieder aufwachte.
„Mir geht es gut Süßer, mir geht’s gut“, erkannte sie und leckte sich ihre trockenen Lippen.
„Hast du Durst?“, fragte Julian und hielt ihr einen Eiswürfel an die Lippen, an dem sie dann saugte.
„Ich hab Hunger“, erkannte sie und öffnete ihre Augen.
„Darfst du auch haben, ist ja fast schon Abend. Wade, können Sie den Arzt fragen, ob sie was Essen darf?“, fragte Julian und mit verschwommenen Augen sah sie, wie er ging.
„Wie war das Spiel?“, fragte sie benommen.
„Gut, sie waren echt klasse. Willst du nicht wissen wie die OP gelaufen ist?“, fragte Julian und wischte den Schweiß von ihrer Stirn.
„Momentan nicht, nein. Ich will nur was zu essen“, entgegnete sie schläfrig.
„Kann ich gut verstehen. Ich werde dir einen Schokoriegel oder so besorgen, willst du noch einen Eiswürfel?“, fragte er und sie nickte.
„Bin gleich wieder da“, versprach er und steckte ihr einen Eiswürfel zwischen die Lippen.
 
Es vergingen etwa 10 Minuten, dann kam Wade zurück.
„Hey Süße, bist du immer noch dösig?“, fragte er, als er über ihr Gesicht fuhr, während sie vor sich hin döste.
„Hast du mir was zum Essen mitgebracht?“, fragte sie müde.
„Die Schwester bringt dir gleich was, du hast ganz schön Hunger. Wo ist dein Onkel?“, fragte er und sie sah zur Seite.
„Ich glaube, er wollte einen Schokoriegel holen oder so, man, was haben die da in mich rein gepumpt, ich werde einfach nicht richtig wach“, murmelte sie und Wade machte ihr Bett hoch, dass sie sitzen konnte.
„Das kommt schon wieder, sie haben etwas länger gebraucht, als sie dachten, sie mussten ziemlich lang an deinem Knie rumhantieren, aber dem Arzt zufolge soll die Operation ein voller Erfolg gewesen sein. Aber du wirst eine ganze Weile an Krücken gehen müssen, aber das hast du dir vermutlich schon gedacht“, kam Julian mit einem Schokoriegel in der Hand nun auch zurück.
„Essen toll, her damit“, bemerkte sie und schnappte sich den Schokoriegel.
„Hast du gehört, was ich gesagt habe?“, fragte Julian und sie steckte sich den Riegel in den Mund.
„Ja, hab ich, ist klasse, man, mir hat noch nie ein Schokoriegel so gut geschmeckt“, erkannte sie mampfend.
„Wir müssen uns mal darüber unterhalten, wie es jetzt finanziell weiter gehen soll“, erwiderte Julian und Lola sah ihn schmatzend an.
„Hat die Krankenversicherung nicht gezahlt? Toren hat geschworen, dass er eine abgeschlossen hat“, bemerkte sie verwundert.
„Ja, hat er, aber du kannst jetzt eine ganze Weile nicht arbeiten“, erkannte Julian und in dem Moment wurde ihr Essen gebracht.
„Onkel, darüber musst du dir keine Sorgen machen, das regle ich schon. Oh ja, Essen, her damit“, erwiderte sie und bekam das Essen hingestellt.
„Wie du meinst. Lass es dir schmecken ich werde noch mal zum Arzt gehen“, rollte er etwas bedröppelt raus.
„Was ist mit ihm? Was habt ihr erfahren?“, fragte sie erkennend.
„Gar nichts, iss einfach dein Essen und ruh dich aus“, erwiderte Wade und setzte sich ans Fenster auf einen Stuhl.
Als Wade und Julian gerade draußen waren und sich nett unterhielten, kam ein hoch gewachsener Mann in Air Force Uniform an ihnen vorbei, der direkt Lolas Zimmer ansteuerte.
„Ich glaub, ich sollte meine Dosis Schmerzmittel runtersetzen, ich echt grad meinen kleinen Bruder da lang gehen sehen“, bemerkte Julian kopfschüttelnd und dann riss er seine Augen auf.
„Der General ist gekommen, verdammt, halt ihn auf“, erkannte er und Wade sah ihn fragend an.
„Mach, los“, forderte er und Wade eilte zum General.
„Sir, Sie können hier nicht rein, sie braucht Ruhe“, hielt Wade den General an der Tür fest.
„Wer sind Sie Kadett?“, fragte der General schroff.
„Captain Wade Hollace, Sir, ein Freund Ihrer Tochter. Ich will ja nicht unwirsch klingen, aber was machen Sie hier, Sir?“, fragte er.
„Ich will meine Tochter besuchen, könnten Sie endlich meinen Arm loslassen, bevor ich Ihnen den Arm abreiße?“, fragte der General und er ließ ihn los.
„Jetzt weiß ich, wo Ihre Tochter das Temperament her hat“, erkannte er und der General sah ihn verwirrt an.
„Wollen Sie mich anmachen?“, fragte er kritisch.
„Ich sitze da hinten“, erwiderte er eingeschüchtert und ging zurück.
 
„Oh man, die geben mir echt zu viele Schmerzmittel, ich hab schon Halluzinationen“, erwiderte Lola daneben, als sie ihren Vater sah.
„Hallo Lola, wie geht’s dir, meine Kleine?“, erkannte ihr Vater distanziert.
„Man, die Wahnvorstellung redet sogar, das ist echt ein guter Stoff!“
„Lass den Mist, seit wann sagst du nicht mehr, wenn du ins Krankenhaus kommst?“, fragte er schroff.
„Weil es dich nichts angeht, ich bin über 21“, erkannte sie genau so schroff.
„Du bist meine Tochter und ob mich das was angeht“, war er entrüstet.
„Du hast andere Töchter, anständige Töchter, Töchter, die nicht in schäbigen Bars arbeiten müssen, um zu überleben, genau das hast du gesagt, das ist keine sechs Monate her“, erinnerte sie ihn daran, wie er sich von ihr verabschiedet hatte.
„Ich entschuldige mich dafür, das wird längst mal Zeit. Also, wie geht’s dir?“, fragte er erneut.
„Ich bin gerade 2,5 Stunden am Knie operiert worden und bin grad voll auf Schmerzmitteln, was denkst du, wie es mir geht?“, fragte sie kritisch.
„Echte Forcies ertragen Schmerzen ohne Schmerzmittel“, kritisierte General Ian Headsmith.
„Sag dass den Ärzten, die pumpen mich mit dem Zeug voll. Wie geht’s Mum?“, erwiderte sie etwas freundlicher.
„Wie immer, du hast sie ja letzte Woche noch gesehen. Wir waren alle überrascht, dass du im Krankenhaus bist, wir dachten alle, dir geht’s besser“, erklärte er und stellte die Blumen ab, die er mitgebracht hatte.
„Ging es mir auch, ich bin gestürzt und hab mir das Knie gebrochen und da sie eh’ schon da drin waren, dachten sie, sie machen aus mir gleich eine sechs Millionen Dollar Frau. Das wird mir das Leben ziemlich erleichtern, fliegen kann ich zwar nicht mehr, aber es ist ein Anfang. Mein Arzt hat gesagt, Dr. Spidelson hätte Mist gebaut, ich weiß, er ist unser Familienarzt seit über 30 Jahren, aber ich werde seien Dienste nicht mehr in Anspruch nehmen“, erkannte sie.
„Ich geh’ auch nicht mehr zu ihm, seit er verklagt wird. Ein Skandal ist das, ohne ihn könntest du vielleicht noch in einer Tomcat sitzen“, erwiderte General Ian und für einen Moment war es fast so, als würden sie wie Vater und Tochter reden.
„Nein Dad, der Unfall hat das zunichte gemacht. Aber ich hab ein neues Leben angefangen und mich damit abgefunden. Wie geht es den anderen?“, fragte sie.
„Deine Schwester ist vollends mit deiner Nichte beschäftigt, die anderen sind gerade im Einsatz“, erkannte er.
„Weißt du wo?“, fragte Lola, die immer besorgt war, wenn ihre Geschwister in der Luft waren.
„Nicht direkt, im mittleren Osten, denk ich. Deine Mutter lässt dich grüßen, ich kann leider nicht so lang bleiben, deine Mutter wartet unten im Auto, wir sind auf einer dieser Bälle eingeladen, du kennst das ja“, erkannte er und sie nickte.
„Danke, dass du da warst“, erkannte sie und so militärisch wie er gekommen war, ging er wieder.
„Was zum Henker war das?“, fragte Julian, als er sich wieder rein traute.
„Ich hab keinen blassen Schimmer, ich bin nur froh, dass die Schmerzmittel noch wirken. Mein Vater war fast, ich weiß nicht, ob ich das Wort dafür finde, ach ja … nett“, erwiderte Lola verwirrt.
„Man, dein Vater ist ganz schön gut im einschüchtern, er könnte mal mit meinem Vater um die Wette Untergeordnete runtermachen spielen“, schmunzelte Wade, der sich auch wieder rein traute.
„Mir ist er noch viel unheimlicher, wenn er auf die nette Tour kommt. Da weiß man nie, was er als nächstes plant. Kommt Dr. Betäubungsmittel heut auch noch irgendwann?“, fragte sie und sah sich um.
„Dr. Westcott ist wieder im OP, aber er wird nach dir sehen, sobald er fertig ist. Ich weiß, dass du das wie die Pest gehasst hast letztes Mal, aber ich meld dich mal für die Physiotherapie an, Dr. Westcott besteht darauf“, erkannte Julian und rollte wieder heraus.
„Oh man, das hat ich ganz vergessen, dass die blöde Physio wieder ansteht. Man fühlt sich wie ein Baby, das wieder laufen lernen muss, bei diesen Therapiestunden“, maulte sie erkennend.
„Ich werde dich dahin begleiten, dann können wir uns währenddessen unterhalten, oder?“, fragte er liebevoll.
„Musst du nicht nach Hause zu deiner Familie?“, fragte er und es klang etwas, als wollte sie ihn loswerden.
„Yade und Elise sind wieder zu Hause und Stanley hat sich entschuldigt und ich werde heute Abend noch mal nach ihnen sehen“, erklärte er und versuchte die Stimmung zu ignorieren, die plötzlich im Raum herrschte.
„Süßer, ich wollte es eigentlich nicht so offen sagen, aber ich wäre gern allein, ich ruf dich an, wenn ich dich brauche“, wurde sie etwas deutlicher.
„Ja, du musst mich ja langsam satt haben, das verstehe ich. Ich bin morgen bei meinen Eltern zum Essen, ich komm aber danach wieder zu dir“, versprach er etwas enttäuscht und trottete aus dem Zimmer.
„Was hast du mit ihm gemacht? Er sieht aus wie ein geprügelter Hund“, kommentierte Julian, der zurückkam.
„Das geht dich nichts an, Jules“, bat sie etwas schroff.
„Und ob mich das was angeht, ich muss doch irgendwie heim kommen“, erwiderte Julian und sah Wade hinterher, der zum Fahrstuhl ging, einstieg und verschwand.
„Mist, das hatte ich vergesse. Ruf doch die Sozialstation an, die sollen dich heimfahren“, plante sie.
„Ich fahr nicht mit der blöden Sozialstation!“
„Und was war Donnerstag?“
„Da muss ich gucken, ob sich meine Lieblingsnichte nicht in einen Schwachkopf verknallt. Aber der junge Mann ist wirklich in Ordnung, für einen von der Armee“, erwiderte er versöhnlich und rollte zur ihr.
„Danke, denke ich. Aber ich hab’s mal wieder versaut, ich geh’ wieder auf militärischen Widerstand, wenn mir jemand zu nahe kommt. Meine Eltern haben mich echt verkorkst“, erwiderte sie und er grinste.
„Das ist ein zäher Kerl, so schnell wird der nicht aufgeben, der kommt wieder, keine Sorge. Okay, ich werde die Sozialstation anrufen, ich hab ganz vergessen, wie abhängig ich von deiner Hilfe bin, ich hab mich noch nie so richtig dafür bedankt, dass du immer für mich da bist“, erwiderte Julian.
„Du wirst mir in nächster Zeit auch helfen müssen, so gut es geht, dann kann ich mich schnell wieder um dich kümmern. So helfen wir uns gegenseitig, so wie wir es uns versprochen haben, als ihn zur dir gezogen bin. Oh man, ich werde sentimental, wird Zeit, dass diese blöden Schmerzmittel ihre Wirkung verlieren“, erkannte sie und lehnte sich zurück.
„Sie werden heut Nacht noch dankbar dafür sein, dass Sie betäubt sind, das würde sonst eine schlaflose Nacht werden“, kam Dr. Westcott zu ihnen.
„Sollten Sie nicht noch im OP sein?“, fragte sie überrascht.
„Sagen wir so, ich hab früher frei bekommen“, schmunzelte er gut gelaunt.
„Der Patient ist tot, richtig? Sind nehmen das ganz schön leicht, lässt Sie das einfach kalt?“, fragte sie leicht entrüstet.
„Ich teste eine neue Chipeinheit des Militärs, der Gefühle unterdrücken soll“, erwiderte er.
„Wirklich?“
„Nein, er verarscht dich nur“, mischte sich Julian ein.
„Ja, ich hab schon drei Patienten diese Woche verloren, wenn ich da immer Gefühle zulassen würde, wäre ich den ganzen Tag am heulen“, erkannte Dr. Westcott und sie rollte mit den Augen.
„Sie sind also ein richtiger Softie. Also Doc, was ist mit mir? Ich will alles wissen“, erkannte sie.

Zehntes Kapitel


Zwei Tage später begann sie mit der Physiotherapie.
Als sie ihren Physiotherapeuten sah, war sie angenehm überrascht.
„Lawrence? Hey, dich habe ich hier nicht erwartet“, kam sie an Krücken zu ihrem alten Bekannten gehumpelt. Lawrence war einer ihrer alten Freunde von der Akademie gewesen. Er war nun wohl ein Zivilist, aber das tat seinem guten Aussehen keinen Abbruch.
 
„Ich hab mich echt gefreut, deinen Namen auf meiner Liste zu sehen, aber ich vermisse die Kopie von deiner Verletzung im Einsatz“, erkannte Lawrence und sie setzte sich auf einen Stuhl.
„Kann daran liegen, dass es nicht im Dienst passiert ist, ich bin seit drei Jahren Zivilistin“, erwiderte sie und stellte die Krücken zur Seite.
„Wow, hat nicht lang gedauert deine glänzende Karriere, die du so penetrant geplant hast, damals in den Nächten auf der Akademie“, schlussfolgerte er.
„Ich war ganz schön krank, das weiß ich jetzt. Du bist also dafür da, das ich bald wieder ohne diese Dinger laufen kann?“, fragte sie lächelnd.
„Genau, warte, ich helf dir auf, wir werden erst mal ein paar Schritte am Barren gehen, dass sich dein Knie an den Druck gewöhnt, okay?“, erwiderte er und zog sie hoch um sie dann zum Barren zu geleiten.
„Ich weiß, das hab ich schon vor drei Jahren hinter mich gebracht, sag mir nur, wenn ich etwas falsch mache“, bat sie und lief langsam los.
„Darf ich fragen, was damals passiert ist?“, fragte Lawrence, als er ihr beim Laufen half.
„Das gleiche, was dir vermutlich passiert ist, dass du jetzt Physiotherapeut bist“, wollte sie nicht darüber reden.
„Hat deine Frau auch einen tödlichen Autounfall gehabt und musst du dich jetzt allein um deine Tochter kümmern?“, fragte er kritisch.
„Nein, aber ich hatte auch einen Autounfall, aber sonst wow, tut mir leid für dich, wie geht’s dir?“, stützte sie sich ab.
„Man lebt jeden Tag, weiter laufen, deine Muskeln dürfen nicht entspannen“, erwiderte er und schob sie weiter.
„Wie alt ist deine Tochter?“, fragte sie und ging langsam weiter.
„14 Monate, meine Frau ist vor sechs Monaten gestorben, ich bin erst seit 6 Wochen wieder bei der Arbeit. Bedauere mich bitte nicht, das tu ich mir schon selbst genug an“, erwiderte er und mit feuchten Augen stützte er sie weiter.
„Es tut mir wirklich leid, ich hätte nicht so unsensibel sein dürfen“, bemerkte sie mitfühlend.
„Wusstest du ja nicht, ist schon okay. Hast du Schmerzen?“, fragte er und sie nickte.
„Mach langsam, du musst morgen noch keinen Marathon laufen. Und, bist du verheiratet?“, fragte er, um das Thema auf sie zu lenken.
„Nein, obwohl alle unsere Mitrekruten für mich eine Laufbahn als Ehefrau eines Generals vorausgesehen haben. Tja, das kann ich jetzt wohl abschreiben, welcher General will schon ein humpelndes Anhängsel, was in einer Bar arbeitet und seinen kranken Onkel versorgen muss. Na ja, vielleicht kann ich nach der Therapie wenigstens das Humpeln abstellen“, erkannte sie und lief weiter.
„Ganz sicher, aber dein Leben scheint ja wieder ganz in Ordnung zu sein“, bemerkte er und half ihr sich umzudrehen, dass sie zurückgehen konnte.
„Ich bin noch dabei, es geht ganz langsam aufwärts. Wo ist deine Tochter wenn ich fragen darf?“
„Im Krankenhauskindergarten, meine Eltern haben sich von mir abgewendet, als ich den Dienst quittiert habe. Die sind echt so stur“, erkannte er.
„Das kenn ich irgendwo her, ich hab zwar noch Kontakt mit meinen Eltern, aber sie ignorieren mich. Also, wenn du mal einen Babysitter brauchst, ich geb dir nachher meine Nummer“, entgegnete sie hilfsbereit.
„Hast du irgendwelche Erfahrungen mit Kindern?“
„Nein, du?“
„Erwischt, aber ich schlag mich ganz wacker, an manchen Tagen ist es die Hölle, vor allem, weil sie gerade zahnt. Die ganze Zeit, während ich in Afghanistan war, hat meine Frau jede Nacht Angst gehabt, dass ich umkomme, aber dass ich dann allein bleiben würde, hab ich nie für möglich gehalten“, bekam er wieder feuchte Augen.
„Okay, das Thema ist zu aufwühlend für dich, lassen wir das. Hast du in letzter Zeit mal welche von unseren Freunden getroffen?“, versuchte sie das Gespräch wieder auf etwas anderes zu lenken.
„Nein, ich geh’ auch nicht viel aus in letzter Zeit. Wie geht es mit den Schmerzen, ist es erträglich?“, fragte er und sie nickte.
„Was ist mit deinem Leben, bist du mit jemandem zusammen?“, fragte Lawrence, als er nach dem Laufen ihr Bein in der Hand hielt um ihr Knie sanft zu beugen.
„Ich geh’ grad mit jemandem aus, ist irgendwie kompliziert, er spielt in einer anderen Liga“, bemerkte sie und verzog das Gesicht.
„Ich weiß, das tut weh, muss aber sein. Was heißt dass, ist er zu gut aussehend oder zu hässlich für dich?“, fragte Lawrence neugierig.
„Nein, du weißt doch, dass mir das egal ist. Er ist bei der Armee und du weißt doch, wie allergisch mein Vater darauf reagiert“, erwiderte sie und Lawrence setzte ihr Bein ab.
„Dein Vater erlaubt dir mit einem Armeesoldaten auszugehen?“
„Na ja, er weiß ja irgendwie nichts davon, ich sag es ihm, wenn es mir ernst mit dem Kerl wird. Er ist wirklich ein ganz lieber Kerl, er hat meine Meinung die Armeesoldaten betreffend grundlegend geändert“, erwiderte sie und er legte ihre Schiene wieder an.
„Du kennst doch den Ruf dieser Kerle, in jedem Hafen eine andere“, ermahnte er sie zur Vorsicht.
„Das sind die Navy-Jungs, aber danke. Ich muss meine Sachen noch zusammen packen, er holt mich gleich ab, ich werde heut entlassen“, nahm sie die Krücken und humpelte davon.
 
„Na, wie war die Therapie?“, fragte Wade, als er rein kam, als sie gerade auf dem Bett sitzend ihre Sachen zusammenpackte.
„Schmerzhaft, aber es muss halt sein. Danke, dass du mich abholst“, erwiderte sie und stellte ihre Krücke auf den Boden um aufzustehen.
„Ist doch selbstverständlich, ich werde morgen noch mal herkommen und deinen Wagen zu holen. Wie ist der Therapeut?“, fragte er und schulterte ihre Tasche.
„Nett, ist ein alter Freund von mir, er macht grad eine schwere Zeit durch, seine Frau ist gerade gestorben und er muss jetzt seine Tochter allein groß ziehen. Der arme Kerl“, erwiderte sie und stellte sich auf ihre Krücken.
„Ja, klingt furchtbar. Du hast sicher Hunger, wir sollten was Essen gehen“, erwiderte er und ging vor hin aus der Tür.
„Ich bin immer noch auf Schmerzmitteln, das ist kein Date“, erkannte sie rechthaberisch.
„Hab ich nicht gesagt, nur dass du sicher Hunger hast“, verteidigte er sich.
„Gut, dann kannst du auch zu Hause was kochen, dann hat mein Onkel auch was davon und muss nicht schon wieder das Essen von der Sozialstation essen“, schmunzelte sie.
„Ich kann nicht kochen!“
„Dann holen wir drei Pizzas auf der Rückfahrt. Sei nicht sauer, aber mir ist jetzt gerade nicht nach Essen gehen“, erkannte sie und er nickte verständnisvoll.
 
„Wie schmeckt dir deine Pizza?“, fragte Lola, als sie alle drei mit aufgeklappten Pizzaschachteln um den kleinen Küchentisch herum saßen.
„Gut, aber wir sollten nicht mehr so häufig Pizza holen, wir kochen lieber hier“, bat Julian und nahm ein weiteres Stück aus der Schachtel.
„Ja, wie du meinst. Ich hab heut Morgen überlegt, dass ich ja so einen Call-Center Job annehmen kann, bis ich wieder gescheit laufen kann“, schlug sie vor.
„Ja, das klingt gut. Ich hab das grad zusammengerechnet, wir brauchen deine Einnahmen wirklich“, erkannte er.
„Ja, ich krieg ja auch noch etwas Geld von der Versicherung, solang ich krankgeschrieben bin. Warte mal, seit wann fasst du so klare Gedanken, bist du etwa auf Schmerzmittelentzug?“, fragte sie verwundert.
„Ja, ich hab ihn dazu überredet, er hat seit langer Zeit keine Schmerzen mehr, er tut das nur, um seine Seele zu betäuben“, mischte sich Wade ein.
„Ja, dein Freund hier, hat mir die Augen geöffnet, ich könnte so viele Sachen machen, wenn ich nicht dauernd voll gedröhnt wäre. Ich könnte mit den Jungs mitspielen, oder?“, fragte Julian der wirklich ausgeglichener schien.
„Auch wenn ich deine Euphorie schätze Onkel, du bist 63 Jahre alt, die Rocky Mountains kannst du nicht mehr besteigen“, erwiderte sie.
„Ist mir schon klar, ich bin ja nicht doof“, grummelte er und Wade sah sie böse an.
„Was? Ist doch wahr. Aber ich freue mich, dass du die Schmerzmittel absetzen willst. Ich freu mich auch darauf, wenn ich sie nicht mehr nehmen muss. Meine Pizza ist auch gut“, mampfte sie und es herrschte wieder Stille wie zuvor.
 
Eine Woche später saß sie an einem Tisch im Broken Souls. Sie ging die aktuellen Rechnungen der Bar durch.
„Das ist ganz lieb, dass du dich um die Rechnungen kümmerst, du machst das ja jetzt so lange, ich bin schon ganz abhängig von deiner helfenden Hand“, erwiderte Toren, der am Tresen stand und die Trinkgelder in Umschläge verteilte, die er seinen Mitarbeitern dann immer am Monatsende gab.
„Es ist gut, dass du angerufen hast, ich werde wahnsinnig zu Hause. Seit mein Onkel die Schmerzmittel weglässt, redet er ununterbrochen, ich bin kurz davor Wade für diese hirnrissige Idee noch ein Date aufzudrücken, bis er ran darf, aber ich glaub dann sucht er sich irgendein anderes Schnittchen“, bemerkte sie arbeitend.
„Wir Männer mögen das gar nicht, wenn man uns hinhält“, riet Toren ihr.
„Ist das deine Weisheit des Tages? Das weiß ich doch, aber bei dem hier will ich es mir nicht versauen, ja ich hab Sorge dass sich meine vor gefasste Meinung über die Armeesoldaten bewahrheiten könnte“, gestand sie.
„Nein, ich glaub, er ist anders und wenn er das abzieht, was du befürchtest, kenn ich da ein paar Typen, die sich gern darum kümmern“, versprach er.
„Untersteh’ dich ihm einen Schlägertrupp auf den Hals zu schicken, wenn es soweit ist“, bemerkte sie und zeigte mit ihrem Kugelschreiber auf ihn ohne aufzusehen.
„Ja, okay, aber auf deinen Befehl hin schon. Ich geh’ nach hinten und mach mir ein Fertiggericht in der Mikrowelle, willst du auch was?“, fragte er und als sie nicht antwortete ging er einfach nach hinten.
„Wusste ich doch, dass ich dich hier finde, bist du nicht noch krankgeschrieben?“, fragte Wade, der seine Mittagspause wieder für sie opferte.
„Wade, hey, ja, aber er brauchte dringend meine Hilfe bei den Rechnungen. Waren wir verabredet?“, fragte sie und sah auf.
„Nein, aber ich dachte, ich bring die Verabredung zu dir, du magst doch chinesisch, oder?“, fragte er freundlich und stellte ihr eine Tüte mit chinesischem Essen hin.
„Ja, man da hab ich grad Hunger drauf, das hast du gut ausgewählt. Okay, ich lass das als Date gelten, aber solang ich die Antibiotika nehme, dass meine Wunde heilt, ist Sex eh’ tabu, hat Dr. Narkotika gesagt“, schmunzelte sie und machte sich über das Chop Suey her.
„Das ist unfair, ich bin schon so scharf auf dich, ich war so kurz davor Roberto anzurufen, meinen kleinen Travestie Ex-Freund“, witzelte er und sie küsste ihn lange.
„Das muss erst mal für heute reichen, die Dinger muss ich ja nur noch zwei Tage schlucken, du führst mich Freitag schön aus und dann sehen wir weiter“, gab sie nach.
„Wirklich? Du weißt nicht, wie glücklich du mich damit machst“, freute er sich und küsste sie stürmisch.
„Ich hab eingesehen, dass du vielleicht anders sein könntest als deine Kameraden“, erwiderte sie und er lächelte.
„Hat auch lange genug gedauert. Wie kommst du heute eigentlich zur Therapie?“, fragte er hilfsbereit.
„Toren hat mir angeboten, mich zu fahren, trotzdem danke“, erkannte sie und in dem Moment kam auch passend Toren zurück.
„Du hast also einen persönlichen Lieferjungen, da willst du ja kein eingeschweißtes Essen, ist klar“, erwiderte er und stellte sein Essen auf den Tisch um sich dann breitbeinig verkehrt herum auf einen Stuhl zu setzen und anfing zu essen.
 
„Entschuldige, diese Information ist wohl ganz an mir vorbeigegangen. Willst du auch was davon? Ist lecker“, entschuldigte sie sich mampfend.
„Nein, danke, mein Essen reicht mir. Ich steh’ auch nicht so auf chinesisches Essen, das weißt du doch. Wie geht’s dir, Wade?“, fragte er höflich.
„Danke, gut. Wie läuft das Geschäft?“, fragte Wade und führte so den Smalltalk.
„Ich spiele mit dem Gedanken, eine Karaokemaschine hier aufzustellen“, plauderte er.
„Wirklich? Du hast dich also dazu durchgerungen, gratuliere“, erwiderte Lola erfreut.
„Mein ziemlich laut sprechender stiller Partner hat mich solang damit genervt, bis ich es eingesehen hab. Die Maschine kommt nächste Woche“, gestand er und sie grinste.
„Du hast ja nicht so lang überlegt, wenn die Maschine schon nächste Woche kommt“, zog sie ihn auf.
„Ihr beide seid so zwei Nervensägen, ich hoffe das wisst ihr. Wenn ihr nicht so wichtig für mein Team wärt, hätte ich euch längst gefeuert“, nörgelte er, aber sie grinste nur.
„Entschuldige Süßer, du hast uns noch länger am Hals, Muj wegen des Geldes und mich, weil ich dein einziger Freund bin, der bei die geblieben ist, nach all dem“, erwiderte sie und sein Lächeln erstarb.
„Ich glaub, ich hol mir ein Bier“, stand er auf und ging nach hinten.
„Was sollte das? Das war nicht nett“, kritisierte Wade seine Freundin.
„Was? Ist die Wahrheit, er kommt gar nicht mehr hier raus“, erwiderte sie rechthaberisch.
„Wann hast du dich das letzte Mal mit deinen Freunden getroffen?“, fragte er gegen.
„Ich hatte vorher keine Freunde, ich war eine egoistische Schlampe, die sich nichts gefallen lassen hat, da war kein Platz für Freunde. Lawrence ist der einzige, der an einen Freund ran reicht“, erkannte sie schroff.
„Ist scheiße, wenn man keine Freunde hat, oder?“, fragte Toren, der sich cool mit einer offenen Bierflasche in der Hand an die Tür gelehnt hatte.
„Damals haben ein Dutzend Freunde dich besucht, deine Familie, sogar deine Verwandten aus Idaho, ich musste meinen Vater selbst anrufen, dass er mal vorbeikam, sonst kam keiner vorbei, wieso auch, es wollte ja keiner was mit mir zu tun haben, ich hab gelogen und betrogen um an mein Ziel zu kommen, nur um vor Daddy gut auszusehen“, erinnerte sich Lola an die Zeit.
„Wir sind Freunde, ich dachte zumindest, dass wir das sind. Wir dürfen uns so was nicht vorhalten, du musst mir endlich mal die Schuld für alles geben. Du nutzt mich aus, wo du nur kannst, aber „du hast mein Leben ruiniert“ hab ich noch nie von dir gehört“, erkannte er und kam zu ihr hin.
„Okay, du hast mein Leben ruiniert, das ändert auch nichts mehr, wir sind beide jetzt hier, oder?“, fragte sie und sah sich in der Bar um.
„Ich bin zufrieden mit meinem Leben, ich hab es akzeptiert. Ich bin auch froh, dass meine Familie sich keine Sorgen mehr um mich machen muss, dass ich in einem Blechsarg nach Hause komme. Das ist bei deiner Familie ja leider anders“, entschied er.
„Ich hab dir nie dafür gedankt, dass du das alles für mich machst, weißt du das eigentlich? Niemand hat Schuld an diesem Unfall, oder wir beide, wie auch immer, du musst aufhören, mir alles in den Arsch zu schieben, ich hätte damals auch das Auto lenken können, doch ich wäre nicht so nett zu dir gewesen“, bat sie mit Nachdruck.
„Gut, dann fällt mir das, was ich jetzt sage wesentlich leichter, ich muss dich leider feuern, ich muss jemand anders einstellen“, erwiderte Toren und ihr Kinn klappte nach unten.
„So hab ich das jetzt nicht gemeint, das kannst du nicht tun“, erkannte sie stotternd.
„Wenn ich dich nicht als Kellnerin feure, kann ich dich nicht als Buchhalterin einstellen“, bemerkte er und grinste.
„Du willst mich als Buchhalterin einstellen? Ist das dein Ernst? Ich hab doch gar keine Erfahrung damit“, sagte sie strahlend.
„Deshalb will ich dich auch in Kurse schicken, dass du das lernst, solang kannst du das hier lernen, ein Mal pro Woche kommt ein Freund von mir und schaut nach dir und sieht, ob du das drauf hast, wie klingt das“, erwiderte er und sie lächelte ihn an.
„Ich würde dich ja umarmen, aber ich komm hier so schlecht raus“, erwiderte sie erfreut.
„Dein Lächeln sagt schon alles. Es wird viel Arbeit sein, aber du hast bessere Arbeitszeiten und du kannst in aller Ruhe dein Knie heilen lassen. Muj ist auch einverstanden“, erkannte er und sie warf ihm eine Kusshand zu.
„Das ist klasse und dein Onkel hatte Angst um euer Einkommen“, bemerkte Wade gratulierend und küsste sie.
„Ich muss ihn gleich anrufen, der wird Ohren machen. Krieg ich ein Büro?“, fragte sie gut gelaunt.
„Siehst du hier irgendwo einen Raum für ein Büro?“, fragte er neckisch.
„Aber ich könnte mir ein kleines Büro im Lagerraum einrichten, oder?“, fragte sie und er lächelte.
„Wenn du Platz findest, klar. Ich hab noch einen Schreibtisch bei mir zu Hause stehen, den müssen wir uns dann aber teilen, wenn ich hier die Bestellungen durchgehen muss“, entgegnete er.
„Sicher, klingt toll. Das tust du jetzt aber nicht wieder als Gefälligkeit, oder?“, fragte sie misstrauisch.
„Du misstrauisches kleines Biest, ich hab diese Woche überlegt, wie ich dir helfen könnte und das ist mir dabei eingefallen, ich wollte schon immer einen Buchhalter einstellen, ich hab bis jetzt immer nur meinem Kumpel vertraut, aber der hat noch einen Job beim Staat und nur wenig Zeit gehabt“, entgegnete er.
„Danke, dass du mir vertraust, ich werde dich nicht enttäuschen“, erkannte sie stolz und aß weiter.

Elftes Kapitel


„Man, ich bin so stolz auf dich, auch wenn das wieder so eine Gefälligkeit von ihm ist“, freute sich Julian, als sie nach Feierabend zusammen zu Abend aßen.
„Das wird uns helfen, das wird mein Leben wieder in richtige Bahnen lenken, scheiß drauf, dass es eine Gefälligkeit von ihm ist“, erwiderte sie und ignorierte damit sein Kommentar.
„Ja, es ist eine Gefälligkeit, aber es wird uns helfen. Vielleicht können wir uns dann einen Van leisten mit dem ich dich besser transportieren kann“, schmiedete sie große Pläne
„Das klingt wunderbar aber wir warten am besten noch etwas, bis wir das entscheiden“, erkannte Julian amüsiert.
„Ja, richtig, aber man braucht doch was zum Träumen, oder? Ich werde mir ein paar seriöse Kleidungsstücke besorgen müssen, das ich einen guten Eindruck bei dem Buchhalter mache, ich will ja nicht, dass er mich für eine daher gelaufene Hure hält“, erwiderte sie aufgekratzt.
„Aber bevor du dir einen Armanianzug kaufst, guck erst mal in deinem Schrank was noch verwertbar ist“, riet ihr Onkel.
„Du kannst einem auch jeden Spaß vermiesen, Onkel. Ich muss mich ablegen, mein Knie tut weh. Aber ich werde morgen bei deinem Spiel dabei sein, versprochen, ich will doch nicht verpassen, wie du dein erstes Basketballspiel absolvierst“, schmunzelte sie.
„Du willst mich nur verlieren sehen, oder?“, fragte er erkennend.
„Nein, wie kommst du da drauf? Du wirst klasse sein“, erwiderte sie gespielt stolz.
„Du bist so gemein, echt gemein“, schmunzelte er und sie stand auf.
„So bin ich halt. Ne, ich bin wirklich stolz auf dich, du bist schon über eine Woche von den Schmerzmitteln runter, du hast zwar immer noch zittrige Hände, aber das legt sich“, erkannte sie.
„Das hoffe ich, ist schwer mit diesen Händen Kaffee zu machen“, erwiderte er und zeigte seine zittrigen Hände.
„Kein Problem, ich werde dir Kaffee machen, willst du noch einen?“, fragte sie hilfsbereit.
„Morgen wieder, ich schlaf eh’ schon so schlecht. Schlaf gut“, entgegnete er und sie ging in ihr Zimmer.
„Ich wusste doch, dass du dich ganz nach vorne setzt, du perfekte Nichte“, erkannte Wade, als er sich mit einem Softdrink in der Hand am nächsten Nachmittag neben sie auf die Tribüne setzte.
„Der Captain ist ja schon wieder fahnenflüchtig, du hast verdächtig viel frei, scheint mir“, erwiderte sie kritisch, aber erfreut ihn zu sehen.
„Ich bin in einer hochoffiziellen Mission unterwegs, ich möchte meine Freundin zu unserem alljährlichen Ball der US-Armee mitnehmen und will dich fragen, ob du Freitag kannst“, erwiderte er lächelnd.
„Bist du sicher? Ich meine, dein Vater wird einen Rappel kriegen, wenn er raus findet, dass du eine Forcie anschleppst“, war sie nicht so sicher.
„Genau das ist meine Absicht, du hast nicht zufällig deine Uniform noch, oder?“, fragte er neckisch.
„Schon, die passt mir nur nicht mehr, ich hab etwas zugelegt, seit ich Veteran bin. Ich glaub, so angezogen, würden die mich auch erst gar nicht rein lassen“, erwiderte sie amüsiert über die Idee.
„Kennst du nicht jemanden, der dir das ne Nummer oder so größer besorgen könnte? Ich meine das würde ihn echt auf 180 bringen“, war er total fixiert auf den Gedanken, seinen Vater zu ärgern.
„Süßer, das ist kein albernes Fasnachtskostüm, ich hab mir meinen Silberstreifen verdient, so wie du deine zwei goldenen hier. Aber mir fällt grad ein, meine Tante arbeitet in der Firma, die unserer Uniformen herstellt, vielleicht kann ich sie fragen, ob sie mir meine Uniform anpasst“, stellte sie fest.
„Das wäre klasse, ich weiß du wolltest Freitag schön essen gehen und dann Captain Kirk und Lieutenent O’Hura spielen, aber wo kann man besser essen als auf solchen Bällen“, erkannte er neckisch.
„Captain Kirk und Lieutenent O’Hura?“, fragte sie prustend.
„Du verstehst doch, so wie Cowboy und heiße Squaw“, umschrieb er das Offensichtliche.
„Ich hab das schon verstanden, ich hab dich nur nicht für einen Trekkie gehalten“, erwiderte sie amüsiert.
„Du wirst erstaunt sein, was du noch so über mich erfährst. Ich find cool, dass du da mitmachst“, erwiderte er und küsste sie.
„Wenn ich meinen Vater damit ärgern kann, dass ich auf einen Armeeball gehe, immer“, erkannte sie und sah weiter dem Spiel zu, in dem ihr Onkel gerade wieder dran war.
 
„Man, ich hätte nie gedacht, dass ich das Ding jemals wieder anziehe, ist irgendwie seltsam“, stand Lola an diesem Freitagabend vor dem Spiegel und passte ihre Uniform an, die ihre Tante ihr erst Minuten zuvor gebracht hatte.
„Dein Vater wäre so stolz auf dich, zumindest bis du einen Fuß in die Hallen des Feindes setzt“, kommentierte Julian, der gerade sein wöchentliches Sudoku löste.
„Ich lauf doch nicht schnurstracks in Husseins Versteck, wann hört ihr endlich auf mit diesen Anfeindungen“, war sie verärgert.
„Entschuldige, ich wünsch dir einen schönen Abend“, erkannte er und sie setzte ihren Hut auf.
„Werde ich haben, du rufst Dad doch an, wenn ich weg bin, dass er es auch mitkriegt, oder?“, fragte sie und zog ihre Kniestütze fest, die ihr helfen sollte, den Abend zu überstehen.
„Nein, wieso sollte ich das machen?“, fragte er gespielt unschuldig.
„Weil du auch angerufen hast, als ich ihm Krankenhaus lag, sonst hätte ich nie Besuch vom General bekommen, oder?“, bemerkte sie erkennend.
„Ich dachte, er sollte es wissen, ich wusste nicht, dass er wirklich kommen würde, tut mir leid“, erwiderte er schuldbewusst.
„Es ist okay, es war schön, dass er da war, also ruf ihn an, sonst macht das nur halb so viel Spaß. Hier kommt eine 1 rein, hier drei und hier fünf“, ging sie zum Tisch und half ihm beim Rätsel.
„Danke, das war was mir gefehlt hatte. Amüsier dich ich tu das was nötig ist, dass du deinen Spaß hast“, versprach er und sie lächelte.
„Auch ohne dein Purple Heart wärst du mein Held, Onkel. Ich hab mein Handy an, wenn was ist, meine Schmerztabletten hab ich weggeschlossen, nichts für ungut, ich kann nur besser schlafen, wenn ich weiß, dass du nichts nimmst. Hab dich lieb, muss jetzt los“, entgegnete sie und humpelte an einer Krücke zur Tür.
Vor dem Haus wartete schon Wade, der an seinen Wagen gelehnt erfreut ihr zulächelte.
„Oh man, ich glaub nicht, dass wir es bis zum Ball schaffen, so scharf wie du aussiehst“, musterte er sie und zog sie an sich.
„Na toll, ein Uniformfetischist, das kommt jetzt total überraschend“, bemerkte sie scherzend und küsste ihn kurz.
„Das sagt die richtige, du hattest bis jetzt nur Männer in Uniform“, erwiderte er aufziehend.
„Dann werden wir heut wohl früh ins Bett kommen, oder?“, fragte sie schmunzelnd und lief mit ihm Arm in Arm zum Auto.
 
„Oh man, ich hasse diese Veranstaltungen, ich trau mich immer kaum was zu sagen“, erwiderte Wade als sie Hand in Hand durch einen langen Gang mit edlem Mahagoni an den Wänden zum Ballsaal gingen.
„Das glaub ich fast nicht, du mit deiner Klappe“, erwiderte Lola amüsiert.
„Hier bin ich nur ein kleiner Fisch, hier muss ich salutieren und mir jede Menge Scheiß von meinem Vater anhören, da wird man schnell kleinlaut“, erkannte er. Sie fühlte seine verschwitzen Hände.
„Ich bin dabei, die ganze Aufmerksamkeit wird sich auf mich fokussieren, keine Sorge“, versprach sie.
„Mein Vater ist ein Macho, der ignoriert Frauen einfach“, konterte er so nebenbei.
„Das erklärt einiges. Deine Mutter muss eine starke Frau sein, dass sie das aushält und dir gezeigt hat, wie man eine Frau respektiert“, erwiderte sie. Es kostete sie einige Mühe ohne Krücken zu gehen, sie hoffte bald sitzen zu können.
„Hast du Schmerzen?“, fragte er, als er es bemerkte.
„Etwas, geht schon. Ich hab was geschluckt. Das ist wirklich eine schöne Vorhalle“, erwiderte sie und er öffnete ihr die Tür.
„Ja, das ist ein über 100 Jahre altes Gebäude, ist wirklich schön, aber das interessiert die Leute hier gar nicht. Bist du bereit?“, fragte er und sie nickte.
„Captain Wade Hollace mit Begleitung“, meldete sich Wade an der Tür zum Ballsaal höflich an.
„Captain Hollace, sicher, Ihre Familie hat Tisch 10“, fand der Mann an der Tür ihn auf der Liste.
„Danke, Sir“, erkannte er und führte seine Begleiterin hinein.
„Wir sitzen an einem Tisch mit deinen Eltern?“, fragte sie nervös.
„Ja sicher, meine Familie reserviert die Tische immer sechs Monate im Voraus. Ist nen großer Tisch, hoffe ich“, erkannte er und ging direkt auf einen Tisch zu, auf dem die 10 gut zu sehen war.
„Wade, du bist gekommen, danke“, erkannte General Hollace, als er sich hinsetzte.
„War ja ein Befehl, Sir“, erkannte er genauso trocken, wie er begrüßt worden war.
„Du hast endlich auf mal wieder eine Begleiterin dabei, gut, ich war kurz davor dich für schwul zu halten“, frotzelte der General und würdigte Lola keines Blickes, was sie nicht gewohnt war, denn als ranghoher Offizier war sie immer mit Respekt behandelt worden, wenn sie ihre Uniform getragen hatte.
„3 Monate Dad, ich war nur 3 Monate Single“, entgegnete Wade störrisch.
„Lang genug, es wird Zeit, dass du dir eine Ehefrau suchst und dein Lotterleben aufgibst. Wie sieht es mit Ihnen aus?“, mischte sich auch Mrs. Hollace ein und Lola kam dieses Gesprächsthema so furchtbar bekannt vor.
„Mum, das ist erst unser drittes Date, lass die arme Frau in Ruhe“, ergriff Wade für sie Partei.
„Was haben Sie da überhaupt an ist das so eine Air Force Persiflage?“, fragte General Hollace verwirrt.
„Das ist meine Ausgehuniform, Madam“, erkannte sie ganz trocken.
„Dann sind Sie …“, fragte General Hollace mit rotem Kopf.
„Bei der US Air Force, das bin ich, Sir!“, erkannte sie und schenkte sich ein Glas Wasser ein.
„Hast du das gewusst, Wade?“, erwiderte Mrs. Hollace, was lächerlich erschien, schließlich war sie in dieser Uniform mit ihm dort erschienen.
„Nein, ich trag die rosarote Brille, ich seh’ kein blau“, erwiderte Wade sarkastisch.
„Du willst uns also ärgern“, entgegnete General Hollace aufgebracht.
„Eigentlich wollte ich nur meine Freundin als Begleiterin mitnehmen, mehr nicht“, erkannte er und das neckische stand ihm ins Gesicht geschrieben.
„Wer sind Sie, sind Sie Schauspielerin?“, fragte Mrs. Hollace immer noch nicht überzeugt.
„Du ziehst das öfters durch, oder?“, fragte Lola ihm zuflüsternd.
„So ein bis zwei Mal pro Monat, aber du bist meine Geheimwaffe“, erwiderte er flirtend.
„Nein Madam, ich bin die Tochter von General Ian Headsmith“, erwiderte sie höflich.
„Ah, nett“, wusste Mrs. Hollace nicht genau, was sie darauf antworten sollte.
„Sei nett, Mum, ich mag sie wirklich“, zischte Wade seiner Mutter entgegen.
„Ist schon gut, sie kann ja nichts dafür dass sie in diese Familie rein geboren ist. Wie ich sehe sind Sie verletzt, kommen Sie gerade aus einem Einsatz?“, fragte Mrs. Hollace gespielt höflich.
„Ja Madam, ich bin aus dem Flieger gesprungen und etwas unsanft gelandet. Na ja, etwas ist gut, ich hab mir das ganze Knie zertrümmert, sie mussten mir jede Menge Titanium einpflanzen“, erwiderte sie und musste bei ihrer Lügengeschichte kein einziges Mal stocken, was sie selbst überraschte.
„Eine mutige junge Frau, das lob ich mir, meine Tochter hat ihren Ehemann 6km von Towraghondi in Afghanistan bis an die Grenze nach Turkmenistan getragen, als er verletzt von ihrer Truppe allein gelassen worden waren und das alles in einer Burka, dass sie keiner erkennt, sie müssen Sie mal kennen lernen“, erzählte Mrs. Hollace stolz von ihrer Tochter und Lola lächelte. Sie konnte sich das bildlich vorstellen sie kannte ja Yadiras Kraft.
„Ich kenne sie, Madam, wir sind uns kurz bei Wade zu Hause über den Weg gelaufen“, erkannte sie.
„Yade ist schon wieder bei dir? Ich mach mir langsam Sorgen um sie“, wendete sich Mrs. Hollace an ihren Sohn.
„Ihnen geht es wieder gut, ich war erst grad bei ihnen, Stan knallt halt manchmal durch, aber du weißt ja, wie sie sich lieben“, versprach er und tätschelte ihre Hand.
„Das hoffe ich die kleine Lisa soll das nicht immer mitbekommen“, erwiderte Mrs. Hollace.
„Elise, Mum, die kleine heißt Elise“, erkannte er schnippisch.
„Was hab ich gesagt?“
„Lisa, Jeffs Tochter heißt Lisa, merk dir das endlich mal“, war Wade über die Ignoranz seiner Mutter seiner Nichten gegenüber erbost.
„Ich hab 6 Enkelkinder, da kann man die Namen doch mal verwechseln“, fühlte sich Mrs. Hollace angegriffen.
„Solang Jeff nicht da ist, schon, aber danach hältst du einfach die Klappe“, entschied General Hollace und das Lächeln seiner Frau erstarb.
10 Minuten saßen sie einfach wortlos nebeneinander und nippten ab und zu an ihrem Wasserglas.
„Könnt ihr euch das mal abgewöhnen, dass ihr mir immer einen viel zu frühen Termin sagt, dass ich ja pünktlich komme“, bemerkte Wade in die schweigende Runde.
„Ich dachte nur, dass du das gleiche abziehst, wie letztes Jahr und da wollten wir einen Vorlauf vor dem Essen haben“, erwiderte General Hollace kühl.
„Ich hab dir deinen Ausgehanzug doch reinigen lassen, nachdem ich drauf gekotzt hatte“, bemerkte Wade kleinlaut.
„Ich hätte an diesem Abend eine Rede halten müssen, du bist volltrunken und viel zu spät hier rein gestürmt, ich musste meinen Assistenten schicken, dass er die Rede hält, das war so peinlich“, erwiderte General Hollace rechtfertigend.
„Aber das war letztes Jahr, heute bin ich anständig angezogen und mit netter Begleitung hier und werde der perfekte Spross dieser verkorksten Familie sein, so wie ihr es von mir verlangt“, erkannte er peinlich berührt.
„Das mit der netten Begleiterin würde ich mir noch mal überlegen“, erkannte General Hollace und sah Lola das erste Mal richtig an.
„Ich kann auch gehen, wenn Ihnen mein Anblick Unbehagen bereitet“, erwiderte sie höflich.
„Ja, das wäre mir recht, danke“, erwiderte General Hollace kühl.
„Gut, eine Air Force Frau weiß, wann sie gehen muss, schönen Abend noch“, erkannte sie und stand auf.
„Bleib sitzen, ich hab dich eingeladen, du bleibst hier“, befahl Wade mit einem ungewohnten harschen Ton und sie setzte sich eingeschüchtert wieder ein.
„Sohn, du hast endlich Eier in deiner Hose gefunden, gratuliere“, war General Hollace angenehm über das Verhalten seines Sohnes überrascht.
„Du nutzt das ganz schön aus, dass ich keinen Ranghöheren schlagen kann, du kommst hier her und beleidigst meine Freundin, sie hat dir nichts getan“, murmelte er kleinlaut und sie rollte mit ihren Augen. Zur ihr konnte er harsch sein, doch bei seinem Vater konnte er den Mund nicht aufmachen.
„Was ist jetzt schon wieder? Könnt ihr nicht mal einen Ball durchstehen, ohne zu streiten“, kam Jeff mit seiner wunderschönen Frau Joselyn, die in einem schicken ärmellosen langen Kleid ein wunderschönes Anhängsel ihres Mannes war.
„Was ist mit deiner Uniform Jos, in der Reinigung?“, neckte Wade seine Schwägerin, die Platz nahm.
„Der General mag es nicht, wenn wir in Uniform hier auftauchen, stimmt’s nicht, General?“, erwiderte Jos schleimend.
„Richtig Joselyn. Wieder so eine Regel die unser Junior nicht mitbekommen hat“, frotzelte der General und bekam einen bösen Blick zugeworfen.
„Was? Wenn du mal ab und zu, zu Hause wärst, wüsstest du das, das haben wir letzten Monat beim Abendessen besprochen“, erwiderte er.
„Entschuldige, ich war damit beschäftigt, das schwarze Schaf zu sein, dass keiner dabei haben will“, erkannte Wade trotzig.
„Das ist überhaupt nicht wahr“, entschied Jos, die immer gern den Streit schlichtete.
„Okay, wenn das so ist, sag mir eins wieso bin ich bei keinem der sechs Kinder in der Familie Patenonkel“, fing er mit dem Thema an, was auch Lola kein unbekanntes Thema war.
„Weil du ein unzuverlässiger Single bist und wir einen riskanten Job haben. Wir müssen unsere Kinder sicher wissen wenn, Gott bewahre, uns etwas passiert“, erklärte Jos mit vernünftiger Stimme.
„Klar, was auch immer. Dass ich jetzt fast 2 Jahre mehr ein Vater für Elise bin, als ihr eigener, zählt wohl nicht“, fühlte er sich missverstanden.
„Ich wusste doch, dass sie Hilfe von jemandem haben warum deckst du deine Schwester?“, mischte sich Mrs. Hollace ein.
„Ich decke niemanden, ich helfe meiner Schwester nur ihre Eheprobleme in den Griff zu bekommen“, verteidigte sich Wade und trank einen Schluck.
„Als wärst du der richtige, du hast keine Ahnung von Beziehungen“, mischte sich Jeff ein.
„Ich hab ja nicht gesagt, dass ich sie therapiere, ich babysitte nur und hab ab und zu eine Couch für Gäste frei“, erkannte er und in dem Moment kamen Stanley und Yadira zum Tisch.
„Wir kommen noch nach Wade, wir müssen echt spät dran sein“, erwiderte Stanley amüsiert und zog seiner Frau den Stuhl vor, dass sie sich setzen konnte.
„Nein, ich komm jetzt immer pünktlich. Ich hab dich gar nicht erkannt, so aufrecht stehend“, bemerkte Wade schlagfertig und Lola grinste Stanley an.
Stanley wusste nicht genau wo er sie einordnen sollte und lächelte verwirrt zurück.
„Jetzt wo wir alle hier zusammensitzen, können wir jetzt endlich mal darüber reden, was hier sich keiner zu besprechen traut?“, fing Stanley ganz unerwartet mit dem Thema an, über das die anderen nicht sprechen wollten.
„Wir sind eine Familie, ihr müsst uns sagen, wenn ihr Probleme habt. Wir sind fast ein Jahr in Therapie gegangen, ihr habt uns dabei unterstützt, glaubst du, dass wir das nicht für euch tun würden?“, fragte Jos verständnisvoll.
„Wir sind Armeesoldaten, wir reden nicht über unserer Gefühle“, war das Yadira unangenehm.
„Wer spricht hier von Gefühlsduselei, wir haben unsere Gefühle verdrängt, so wie ihr das auch tun müsst, sonst lassen diese Ehetherapeuten-Futzis euch nie in Ruhe“, erkannte Jeff.
„Oh man und ich dachte wir Forcies wären die Könige im Verdrängen“, murmelte Lola vor sich hin.
„Du schleppst einen Forcie an? Du musst Dad echt hassen“, bemerkte Jeff erst jetzt, was sein Bruder da angeschleppt hatte.
„Sie ist meine Freundin verdammt, ich hab sie mitgebracht, weil ihr mir immer vorhaltet, dass ich allein komm!“
„Schrei nicht so laut, muss ja nicht jeder erfahren, was bei uns abgeht“, murrte Yadira.
„Das sagt die richtige. Weißt du, wie viele Beschwerden von meinen Mietern bei mir eingegangen sind? 12, wir sind nur 14 Mieter im Haus, der alte Stone ist so taub dass er das nicht hört wie ihr euch in meiner Wohnung anschreit, übrigens, macht das zu Hause wie jedes vernünftige Ehepaar“, wurde er leiser und in dem Moment wurde das Essen gebracht.
„Okay, esst, wir haben wie es aussieht schon genug dreckige Wäsche gewaschen für heute“, entschied Mrs. Hollace und sie begannen wortlos zu Essen.

Zwölftes Kapitel


„Das war ein langer Abend, das ist nicht so gelaufen, wie ich das geplant hatte“, erwiderte Wade etwas durcheinander, als sie wieder durch den Gang zum Auto liefen.
„Komm mal zu mir, ich will dir was sagen“, bat sie und er drehte seinen Kopf zu ihr. Es folgte eine schallende Ohrfeige.
„Au, wofür war die?“, war er überrascht.
„Verbiete mir nie wieder zu gehen, um deinen Vater zu beeindrucken“, zischte sie.
„Geht’s dir jetzt besser?“, fragte er unbeeindruckt.
„Oh ja, das wollt ich jetzt schon zwei Stunden lang machen. Wie sieht’s aus sollen wir deinen Nachbarn wieder einen Grund geben, sich zu beschweren?“, säuselte sie und fuhr über seine Brust.
„Ernsthaft? Ich dachte schon, du willst mich nie wieder sehen“, erwiderte er überrascht.
„Ach komm schon ich hab solche Abende auch an die tausend Mal erlebt, nichts was mich schockiert hat“, bemerkte sie und zog ihn weg.
 
„Oh man, das hat diesen Abend gerettet, ganz eindeutig“, schnaufte Wade, als sie erschöpft in seinem Arm einschlummerte.
„Du bist ja ziemlich von dir überzeugt, wie es aussieht auch im Bett. Du warst gut, aber es geht besser“, murmelte sie schlaftrunken.
„Das will ein Mann hören, du hältst nicht viel von Anstandslügen oder?“, fragte er leicht gekränkt.
„Nein, wieso sollte ich, dann denkt ihr Männer noch, das ihr immer gut seid. Aber du warst gut“, erwiderte sie schläfrig.
„Du hast doch einen Orgasmus bekommen“, war er verwirrt.
„Süßer, ich hatte drei Jahre keinen Sex, ich krieg schon einen Orgasmus bei einer guten Tasse Kaffee“, erwiderte sie und grinste.
„Du rächst dich jetzt, dass ich dich blöd angemacht hab, oder?“, fragte er und sie grinste breit.
„Ihr Männer seit so sensibel bei dem Thema. Es war wundervoll, ich hab es voll genossen, jetzt schlaf, war ein langer Tag“, schlief sie in seinem Arm ein.
 
„Engelchen, es ist fast Mittag, willst du nicht mal aufstehen?“, fragte Wade liebevoll und weckte seine Freundin so sanft.
„Mittag? Ich hab 12 Stunden geschlafen?“, fragte sie benommen.
„Ja, liegt vermutlich an den Schmerzmitteln, du hast dich gestern ja ganz schön voll gedröhnt. Du weißt noch, dass wir miteinander geschlafen haben, oder?“, fragte er und sie grinste mit geschlossenen Augen.
„Ich habe nichts an, außer diesem Laken, ich hab mir schon so was Ähnliches gedacht. Du hast mich ganz schön lange schlafen lassen, das war schön. Aber jetzt muss ich los“, rutschte sie mit dem Laken an ihre Brust gepresst aus dem Bett.
„Wo willst du hin?“, fragte er verwundert.
„Heim, das war wunderschön mit dir, das hab ich jetzt echt gebraucht, aber wir sind uns zu gleich, das kann nicht funktionieren“, suchte sie auf dem Boden ihre Sachen.
„Was soll das heißen? Ich kenn die Ausrede dass man zu verschieden ist, aber das wir uns zu ähnlich sind, ist lächerlich“, erwiderte er entsetzt.
„Ich mag dich wirklich, aber das kann nicht gut gehen“, erkannte sie, fand ihre Bluse und zog sie über.
„Es ist wegen gestern, meine Familie war eklig, wir müssen nie wieder zu ihnen gehen“, versuchte er sie davon zu überzeugen zu bleiben.
„Doch, genau jetzt musst du für sie da sein, überzeuge sie davon, dass sie ihre Gefühle nicht in sich rein fressen, sonst landet noch einer von denen in der Leichenhalle mit einer Kugel im Kopf. Pass auf deine Nichte auf, biete ihnen an, Babysitter zu spielen, das hilft auch ihre Ehe aufzupeppen. Siehst du meinen Rock hier irgendwo? Man, mein Knie tut weh“, setzte sie sich wieder aufs Bett.
„Warte ich helf dir, die Schiene anzulegen. Das hast du gestern schon gewusst, oder?“, fragte er und legte ihr ihre Schiene an.
„Ich wollte dich nicht enttäuschen, ich hatte es dir doch versprochen“, bemerkte sie betrübt.
„Ich kann dich nicht zum bleiben überreden, oder?“, fragte er und fand ihren Rock.
„Danke, ich brauch meine Unterhosen, ohne kann ich nicht Taxi fahren“, schmunzelte sie mit einer Träne im Auge.
„Zieh’ ne Shorts von mir an, ich schick dir die Unterhose zu“, erwiderte er und zog eine saubere Shorts aus seiner Schublade.
„Hör auf, hör auf so ein netter Mensch zu sein“, schluchzte sie, zog die Shorts an und humpelte zur Tür.
„Deine Schuhe, ich würde auch nicht barfuß in ein Taxi steigen“, hielt er ihr ihre Stöckelschuhe hin.
„Hast du mir Turnschuhe und Socken?“, fragte sie und er gab ihr was sie wollte.
„Regel das mit deiner Familie, sie brauchen dich jetzt, vielleicht sehen wir uns mal wieder“, schnappte sie sich ihre Tasche und ihren Mantel und ging einfach davon.
Während sie mit dem Taxi nach Hause fuhr weinte sie.
 
Als sie den Schlüssel im Schloss drehte und heimkam, saß ihr Onkel schon an der Tür.
„Was hat der Depp gemacht?“, fragte er schlussfolgernd.
„Er hat nichts gemacht, er war ein Gentleman. Ich bin die Frau mit dem verkorksten Sozialleben. Hast du Hunger? Ich mach dir Mittagessen“, erkannte sie und ging in die Küchezeile.
„Geh’ dich erst mal umziehen, ich werde dir was kochen. Dein Vater würde einen Anfall kriegen, wenn er sehen würde, wie schlampig du deine Uniform trägst“, kritisierte er ihr Outfit.
„Danke, ich geh’ in die Badewanne“, erwiderte sie benommen und ging ins Badezimmer.
Die Badewanne war behindertengerecht, was zwar ziemlich peinlich war aber ihr in dem Moment ziemlich gelegen kam. Nachdenklich fuhr sie in der Badewanne über ihre Narbe am Knie.
Ihren letzten Freund hatte sie kurz nach ihrem Unfall verloren, er wollte nicht mit einem Krüppel zusammen sein. Wade war das egal gewesen, er war so ein wunderbarer Mann, doch er hatte sein Leben nicht unter Kontrolle, sie begann gerade wieder ein Leben aufzubauen, ihn konnte sie dort nicht gebrauchen.
„Was willst du Essen?“, rief Julians ins Badezimmer und riss sie aus ihren Gedanken.
„Egal, was da ist. Hast du Dad jetzt gestern angerufen?“ fragte sie zurück.
„Ich hab ihn nicht erreicht, was wohl auch gut so war. Wir haben noch Spagetti da, ist das okay?“, fragte er.
„Klingt gut, ich komm gleich raus“, erkannte sie und stieg aus der Badewanne.
 
„Willst du mir erzählen, was letzte Nacht passiert ist?“, fragte Julian, als sie zusammen zu Mittag aßen.
„Nein!“
„Hat er dich zu etwas gedrängt?“
„Nein, könntest du mit deiner Fragerei aufhören?“, bat sie trotzig.
„Sicher, wenn du mir sagst, was los ist!“
„Ich musste ihn loslassen“, erwiderte sie nur.
„Du tust es schon wieder, du kannst nicht ständig die Leute die dir was bedeuten auf der Strecke lassen, ich dachte, diese Marotte hättest du inzwischen abgelegt“, war er enttäuscht von ihr.
„Das ist keine Marotte, das ist einfach normaler Menschenverstand. Wir müssten mal den Kühlschrank ausmisten, das Zeug schmeckt irgendwie komisch“, erkannte sie und schob ihren Teller weg.
„Kannst du ja machen, wie es aussieht, willst du ja allein sterben, da hast du ja genug Zeit“, erwiderte Julian verärgert.
„Was soll das schon wieder heißen? Du musst mich bei meinem Vorhaben unterstützen“, entschied sie.
„Ich werde doch sicher nicht zusehen, wie du zwei Schritte zurück machst. Ruf ihn an“, bat er.
„Ich werde in meinem Schrank gucken, ob ich etwas Gescheites für Montag hab, wenn der Buchhalter kommt. Lass die Sachen stehen, ich spül nachher ab“, erwiderte sie, stand auf und ging in ihr Zimmer.
 
Als es langsam dunkel wurde und Lola immer noch nicht aus dem Zimmer raus gekommen war, sah Julian nach.
Lola lag auf ihren Sachen, die sie auf ihrem Bett verteilt hatte und bewegte sich nicht. Auf dem Nachttisch lag ein leerer Streifen mit Schmerztabletten.
„Lola, hörst du mich, Lola?“, zog er seine leblose Nichte entsetzt auf seinen Schoß und rollte schnell zum Badezimmer und legte sie in die Badewanne um sie mit kaltem Wasser abzuduschen.
„Verdammt, was soll das, ich hab geschlafen!“, fragte sie verwundert und pudelnass.
„Wie viel hast du genommen?“, fragte er und strich ihre Haare aus ihrem Gesicht.
„Eine, bevor ich geschlafen habe. Hast du den Verstand verloren?“, fragte sie verwirrt und stieg aus der Badewanne.
„Aber da lag doch ein leerer Streifen auf dem Nachttisch“, stotterte Julian verwundert.
„Ja, weil ich die letzte genommen hab, du Depp, glaubst du, ich nehm mir jetzt das Leben wegen einem Kerl? Du kennst mich echt nicht gut genug“, schlang sie ihren Bademantel um sich, weil ihr kalt wurde.
„Es tut mir leid, ich hab dich da auf deinen Klamotten gesehen so leblos, entschuldige“, erkannte er.
„Ich hab mich beim Anprobieren etwas verausgabt, ich bin dann wohl eingeschlafen. Zumindest hast du mir nicht einen Eimer Wasser über den Kopf geschüttet, als ich im Bett lag“, erwiderte sie und rubbelte ihre nassen Haare ab.
„Das wäre meine zweite Idee gewesen. Leg dich aufs Sofa, ich räum dein Bett frei“, erwiderte er und sie legte sich wortlos aufs Sofa.
Als Julian ihr Bett leer geräumt hatte, war sie schon in ihren Bademantel gewickelt eingeschlafen.
„Ach Süße, was mach ich nur mit dir?“, entgegnete er liebevoll und deckte sie zu.

Dreizehntes Kapitel


„Ich werde gleich zu Maria fahren, sie muss mir die Haare machen, ich hab heut Morgen gesehen wie furchtbar meine Haare aussehen“, erkannte sie, als sie ihre Tasche packte.
„Wie du meinst. Sollen wir darüber reden, was gestern war?“
„Äh, nein. Bis später“, erkannte sie und zog ihre Tasche vom Tresen.
 
„¿Digame Maria, què tal? Soy yo Lola[1]?“, fragte Lola an der Sprechanlage.
„Lola, Senorita de aires, venga en el segundo piso[2]“, antwortete Maria und die Tür sprang auf.
“Sí, un momento”, kam sie hinein.
„Na, wer steht denn da vor der Tür, ich glaub‘s nicht, ich dachte schon, die hätten dich abgeschossen“, umarmte Maria ihre alte Freundin aus Kindertagen.
„Nein, ich steck nur grad in einer Lebenskrise, kann nicht mehr Fliegen und so. Wird Zeit für ne neue Frisur, ich bin ab morgen Buchhalterin“, erkannte sie und Maria bat sie hinein.
„Buchhalterin ist wirklich eine Lebenskrise, ich dachte eigentlich ich hätte meinen Vater am meisten geschockt, als ich statt auf die Militärakademie zu gehen in einem Frisörsalon gelernt habe. Du musst deinen Vater inzwischen ganz schön hassen“, erwiderte sie und rückte ihr einen Stuhl hin.
„Nein, nicht mehr als sonst, aber ich hab das Angebot bekommen und ist besser als Kellnern. Verpass mir irgendwas konservatives, ich treff mich morgen mit diesem Buchhalter, der mich einlernen will und ich darf nicht schlampig rüberkommen“, bemerkte sie.

[1]
 Guten Tag, Maria. Ich bin es Lola
[2] Lola, Frau der Lüfte komm in den zweiten Stock 


„Ist zwar ein Verbrechen bei dem hübschen Gesicht, aber der Kunde ist König“, entschied sie und schnitt los.
„Oh Gott, ich seh’ aus wie meine Mutter“, erkannte Lola, als Maria fertig geschnitten hatte.
„Du hast Recht, da wär Conduleza Rice noch neidisch, ich mach’s ein kleines bisschen peppiger“, erkannte Maria und schnitt weiter.
„Das ist besser, das könnte hinhauen. Kann ich mit dir über privates plaudern, oder stört dich das?“, erwiderte sie plötzlich.
„Sicher, Madame Frieda ist ganz Ohr“, entgegnete Maria.
„Du bist Madame Frieda? Ich hab deine Anzeige in der Zeitung gesehen“, bemerkte sie schmunzelnd.
„Du hast gedacht, ich wäre eine von diesen Telefonsextussis richtig?“, schlussfolgerte Maria und wischte ihren Nacken aus.
„Nein … äh, schon irgendwie. Ich wusste es ja nicht. Ich hab ein Problem mit Männern, mit einem Mann im Speziellen“, begann Lola zu erklären.
„Dachte ich mir schon, die meisten der Frauen die zu mir kommen, brauchen einen neuen Haarschnitt wegen eines Mannes. Erzähl mal“, erkannte sie und Lola begann zu erzählen.
„Ja, das ist wirklich gruselig, du solltest wirklich erst wieder dein Leben in den Griff bekommen“, erkannte Maria zustimmend.
„Gut, dass du das verstehst, mein Onkel hält mich für wahnsinnig“, erkannte sie und lehnte sich zurück.
„Du solltest endlich beim ihm ausziehen, er beeinflusst dich viel zu sehr“, erwiderte Maria und begann Lolas Augenbrauen zu zupfen.
„Ich kann ihn nicht allein lassen“, erwiderte sie.
„Du musst, du bist jung, du kannst dein Leben nicht mit einem alternden Krüppel verbringen“, bemerkte Maria.
„Er ist die einzige Familie die ich im Moment habe“, erwiderte sie und Maria hielt einen Eiswürfel an ihre Braue.
„Du musst ja nicht wegziehen, nur etwas entfernt von ihm leben“, erwiderte Maria.
„Das wird ihm das Herz brechen“, entschied sie.
„Er wird es verstehen, es wird Zeit. Ein neuer Job, eine neue Frisur, wird Zeit für eine neue Wohnung“, schlug Maria vor.
„Weißt du was? Du hast Recht. Ich werde mir ne neue Wohnung besorgen. Ich werde gleich, wenn ich weiß, was ich verdiene losziehen und mir was suchen“, entschied Lola, die noch gut das Bild der letzten Nacht im Sinn hatte.
„Das ist das Richtige, glaub mir. Wo arbeitest du eigentlich jetzt? Ich hab gehört, du würdest in ner Bar arbeiten“, führte Maria Smalltalk.
„Mach ich immer noch, aber jetzt in der Buchhaltung, da durch meine Verletzung das lange Stehen ein Problem wird“, erkannte sie.
„Du konntest in der Schule nie still sitzen, das will ich echt sehen“, erkannte Maria amüsiert.
„Dann komm mich morgen doch mal besuchen, ich geb dir einen Drink aus“, bemerkte sie und Maria hörte auf zu zupfen.
„Dir ist schon klar, dass ich meine Dienste nicht in Naturalien bezahlen lasse, oder? Es gibt einen Grund, warum ich mit einem lächerlichen mexikanischen Dialekt von 8 Uhr abends bis Mitternacht Tipps zum Leben gebe“, wollte Maria klarstellen.
„Sicher, ich werde dich bezahlen, keine Sorge. Ich werde mich mal umhören, ob ich neue Kunden für dich anwerben kann, ich bin immer begeistert von deiner Kunst“, entgegnete sie und Maria zupfte weiter.
„Das will ich dir auch geraten haben, du hast dich fast fünf Jahre bei mir nicht mehr blicken lassen“, erkannte sie.
„Kommt nicht wieder vor, versprochen. Jetzt werde ich wohl auch mehr Zeit dafür haben. Wenn du willst, kann ich dich auch mal vertreten am Telefon, ich glaub, das könnte ich auch“, erkannte Lola und Maria stellte sich vor sie.
„Das glaub ich eher nicht“, bemerkte Maria kritisch.
„Wieso nicht? Ich könnte das wirklich“, war sie leicht enttäuscht.
„Sei nicht böse Lola, aber du hast wirklich keine Ahnung von Beziehungen“, belächelte Maria die Aussage ihrer Freundin.
„Und du hast mehr Ahnung? Ich seh’ hier keinen Ehemann“, fühlte sich Lola angegriffen.
„Kann daran liegen, dass Carlos noch in der Arbeit ist, du müsstest mal nen Peeling machen, dein Gesicht ist ein einziger Krater“, bemerkte Maria und fuhr über ihr Gesicht.
„Ich hab die Schönheitspflege in letzter Zeit etwas schleifen lassen, ich weiß. Du bist also verheiratet?“, fragte Lola neugierig.
„Das wollte ich mit der Aussage bezwecken, ja, seit fast 2 Jahren. Er ist ein Schatz, er arbeitet nur leider sehr viel. Deshalb hab ich auch mit dem Kummerkasten angefangen, dass ich ihn etwas entlasten kann, er ist ein einfacher Busfahrer, meine Eltern hassen ihn, aber genau deswegen liebe ich ihn. Irgendwann wirst du auch einsehen, dass es nur um die Liebe geht, nicht um unsere Eltern, nicht um die Arbeit, nur um die Liebe. So weit bist du wohl noch nicht“, erwiderte Maria und legte die Pinzette weg.
„So, schon besser. Denk über meine Worte nach. So, jetzt siehst du wieder anständig aus“, erwiderte Maria und sie stand auf.
„15 Dollar, richtig?“, fragte Lola und gab ihr das Geld.
„Entschuldige, ich wollt das nicht so sagen, du hast richtig gehandelt“, erkannte sie, als Lola Gedanken versunken zur Tür ging.
„Du machst eine wirklich gute Arbeit, ruf mich an, wenn du mal vorbeikommen willst“, erkannte sie und ging zum Ausgang.
 
„Ich will dir ja nicht zu nahe treten, aber du siehst aus wie deine Mutter“, begrüßte Julian seine Nichte, als sie zurückkam.
„Danke Onkel, das war jetzt genau die Aussage, die ich gebraucht habe. Was willst du Essen?“, fragte sie und ging zum Kühlschrank.
„Ich hab schon gekocht, ich mach dir was warm. Bist du ihm begegnet, oder warum bist du so seltsam drauf?“, bemerkte er und rollte zum Kühlschrank.
„Nein, ist nur hart, das ist alles. Hat er angerufen?“, fragte sie und setzte sich an den Küchentisch.
„Nein, sollte er?“
„Nein, wollte es nur wissen. Was hast du gekocht?“, fragte sie und spielte mit dem Salzstreuer.
„Makkaroni mit Käse, ich kann nicht wirklich kochen. Ruf ihn an“, erkannte Julian und rollte mit einer Schüssel zur Mikrowelle.
„Nein, nicht heute. Ich brauch jetzt Zeit für mich. Apropos, ich werde hier ausziehen“, erwiderte sie und er drehte sich zu ihr.
„Nein, tu das nicht, brich nicht alle Brücken ab, du brauchst uns noch“, bat Julian enttäuscht.
„Gerade jetzt brauch ich nur mich selbst, mein Leben muss endlich wieder anfangen, ich werde nur ein paar Blocks weiter ziehen, vielleicht auch in die Nähe der Arbeit. Aber wir werden einen Van kaufen und ich werde auch zu deinen Spielen kommen“, versprach sie.
„Wenn du meinst, ich halte es für einen Fehler. Deine Makkaroni kommen gleich“, stellte er die Schale in die Mikrowelle.
„Onkel, bitte, der Sozialdienst wird sich wunderbar um dich kümmern, so wie sie es gemacht haben, als ich noch nicht hier war. Ich hab hier ein zu Hause gefunden, ich bin auch unheimlich glücklich, dass du mich aufgenommen hast, aber der Vorfall gestern Abend hat mal wieder gezeigt, dass du mich nicht kennst und nie kennen wirst. Ich werde ausziehen, sobald ich weiß, was ich mir leisten kann. Hilfst du mir ein Kostüm auszusuchen für morgen?“, bat sie und er nickte.
 
Sie war so nervös, es war seltsam, sie ging seit drei Jahren in diese Kneipe, doch diesmal war sie adrett gekleidet mit einer Mappe unter dem Arm.
„Ich glaub Sie haben sich verlaufen, die Sitzung der frustrierten Bankerinnen ist nebenan“, begrüßte Toren seine Mitarbeiterin amüsiert.
„Das ist überhaupt nicht witzig, hörst du. Ich bin nervös genug. Ist er schon da?“, fragte Lola nervös.
„Ja, er ist hinten. Denkst du, dass du ihn damit beeindrucken kannst?“, fragte Toren, was sie noch nervöser machte.
„Zu viel? Zu wenig? Komm sag schon“, war sie unsicher.
„Hey Dude, wo steckt die Schnecke“, kam ein Althippie mit langen schwarzgrauen Haaren und einem Van Halen T-Shirt aus dem Nebenraum.
„Zu viel, würde ich sagen. Lola, das ist Jarom, Jarom, das ist Lola“, stellte Toren die beiden aneinander vor.
„Sie sind so ganz anders als ich Sie mir vorgestellt hab“, erkannte sie stotternd.
„Dito, Toren hatte mir erzählt, du wärst eine Mischung aus Amy Winehouse und G.I. Jane, aber du siehst eher aus wie meine Kolleginnen“, entgegnete Jarom amüsiert.
„Daran ist Tor schuld, er hat mir ein falsches Bild von dem Auftritt hier gezeichnet. Ich bin genau dass, was er gesagt hat“, bemerkte sie und sah Toren an.
„Kann ich ahnen, dass du dich anziehst wie Hillary Clinton?“, fragte er schadenfroh.
„Okay, lass uns anfangen, das wird ein Spaß“, erwiderte Jarom und führte sie in den Nebenraum.
Jarom war wirklich nett und es lief ganz angenehm. Er gab ihr gute Ratschläge und zeigte gab ihr ihren Stundeplan für ihre Abendkurse. Sie musste drei Tage die Woche abends Kurse belegen und sie freute sich schon irgendwie darauf, sie hatte die Schule eigentlich immer gemocht.
„Mist, es ist fast fünf Uhr, ich muss um halb sechs bei meiner Physio sein, können wir hier Schluss machen?“, sah Lola auf die Uhr.
„Sicher, du läufst schon gut, dein Therapeut muss echt gut sein“, erwiderte Jarom, als er ihr beim Laufen zusah.
„Ja, er ist streng, aber er hilft mir wirklich. Was war deine Verletzung?“, erkannte sie.
„Ich hab ein Metallbein, ist schon vierzig Jahre her, Vietnam“, schlug er gegen sein Bein.
„Mein Onkel hat auch seine Beine verloren, auch in Vietnam, aber er hat nicht weiter gemacht danach“, bemerkte Lola nachdenklich.
„Ist dein Onkel Colonel Julian Headsmith?“
„Kennst du ihn?“
„Er hat mir mein Leben gerettet, ich hab ihn seit Saigon nicht mehr gesprochen, er hat also den posttraumatischen Stress nicht verarbeitet, armer Kerl. Musst mir mal seine Nummer geben, ich muss mich dringend mal bei ihm bedanken, ganz dringend. Okay, wir machen morgen die gleiche Zeit weiter, danach komm ich wieder Freitag und überprüfe, was du in der Schule gelernt hast. Aber du hast Talent, das seh’ ich schon“, erkannte Jarom lobend.
„Danke, das hör ich gern. Hier, seine Nummer. Er würde sich freuen, wenn du mal anrufen würdest, er hat nicht viel Kontakt mit den Männern von früher. Also, ich muss jetzt los“, erkannte sie und ging nach vorne. Dort stand Yadira mit einem Korb Muffins am Arm.
„Sag bloß, du kannst backen“, war Lola überrascht Yadira zu sehen.
„Ehrlich gesagt nein, das ist ein Geschenkkorb von einem Bäcker in der Nähe. Ich wollte mich entschuldigen, für meine Familie“, erkannte Yadira und streckte ihr den Korb hin.
„Das brauchst du nicht, ich kenn das von meiner Familie, dein Bruder hat dich nicht geschickt, oder?“, fragte Lola unsicher.
„Nein, das kam allein von mir, da kannst du ihn fragen. Hast du meinen Bruder dieses Wochenende mal gesehen? Ich erreiche ihn nicht“, setzte sich Yadira auf einen Barhocker.
„Nicht, seit eine grausame Ex-US-Air-Force Pilotin sein Herz mit Füßen getreten hat und ihn sitzen gelassen hat, nein“, erwiderte Lola schuldbewusst und stellte den Korb auf den Tresen.
„Hatte mir schon so was gedacht, er verkriecht sich immer nur, wenn er mal wieder abgeblitzt ist. Meine Familie ist ein Beziehungskiller vor dem Herrn, der Junge tut mir langsam echt leid“, erkannte Yadira und folgte mit dem Blick Lola zum Ausgang.
„Auch wenn ich liebend gern über das verkorkste Liebesleben deines Bruders diskutieren würde, ich muss zur Physiotherapie, ich bin schon spät dran. Gib den Korb zu den Jungs im Hinterraum, ich würde sie zwar gerne Essen, aber dann würde ich aufgehen wie ein Wattebausch. Ist wirklich nett, aber war nicht nötig. Geh’ mit deiner Tochter in den Park, verschwende deine Zeit nicht damit Ex-Freundinnen deines Bruders nachzurennen. Bye“, verabschiedete sie sich von Yadira und verschwand auf den Parkplatz.
 
„Glaubst du das? Sie stand da mit einem Korb voller Muffins, wie die perfekte Hausfrau und erinnerte mich schmerzhaft daran, dass ich eigentlich einen netten Kerl verlassen hab, der sich jetzt in irgendeine Ecke verkrochen hat, wo er niemanden sprechen will“ ließ sich Lola bei Lawrence aus.
„Wenn du nur halb so viel Mühe in dein Training stecken würdest, wie in die Lästerei, kämen wir hier echt weiter“, nörgelte Lawrence, der das Thema nicht mehr hören konnte.
„Entschuldige, das hat mich nur grad belastet. Okay, ich bin wieder voll bei der Sache. Wie geht’s dir denn so? Du siehst müde aus“, erkannte sie, als sie in sein müdes Gesicht sah.
„Meine Tochter zahnt wie du noch weißt, ich hab heute Nacht etwa eine viertel Stunde geschlafen, danke der Nachfrage“, erkannte er müde.
„Du Armer, du solltest mal mit ein paar Freunden ausgehen, ich hätte Mittwoch nach meinem Buchhalterkurs Zeit, Baby zu sitten“, schlug sie vor und er sah auf.
„Wirklich? Das würdest du machen?“, fragte er hoffend.
„So wie ich es sage. Und, wie sieht’s aus?“, fragte sie und drehte sich am Barren herum, an dem sie schon ganz allein lief.
„Du würdest mir das Leben retten, ich glaub, ich hab seit keine Ahnung wie vielen Tagen nicht mehr geduscht oder durchgeschlafen oder sonst was“, war Lawrence so dankbar.
„Ich komme Mittwoch um acht Uhr zu dir, ich bleibe über Nacht, dann kannst du auch schlafen, wenn du heimkommst, du hast doch ein Sofa, oder?“, fragte Lola planend.
„Ich werde auf dem Sofa schlafen, du solltest mit deinem Knie nicht auf dem Sofa liegen, das Kinderbett steht eh’ im Schlafzimmer“, bemerkte er und so war es ausgemacht.

Vierzehntes Kapitel


Sie war schon spät dran, als sie zu Lawrences Haus eilte. Sie hatte ihre Bücher dabei, um zu lernen.
„Hey, wenn du schon so hetzen kannst, ist meine Arbeit ja schon fast getan“, begrüßte Lawrence seine Bekannte mit einem Lächeln an der Tür.
„Entschuldige, ich musste noch was in der Schule klären. So wo ist die Süße?“, kam sie hinein.
„Sie schläft, gerade, gewöhn dich aber nicht an den Zustand. Die Babynahrung ist im Kühlschrank, ich hab dir ne Liste gemacht, ich bin dir echt so dankbar, ich hab meine Freunde seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen. Ich weiß nicht, wann ich heimkommen werde, aber ich hab meine Handynummer an den Kühlschrank gepinnt. Bedien dich aus dem Kühlschrank, aber lass die Sachen im Schlafzimmer bitte so wie sie sind, ja“, bat er und sie nickte verständnisvoll.
„Das hab ich echt nicht gedacht, Lola Headsmith passt auf mein Kind auf, früher war das mal ein Albtraum“, schmunzelte er und sie waren in der Küche angekommen.
„Hab ein bisschen Vertrauen zu mir, ich bin nicht ganz unfähig in sozialen Aktionen. Amüsier dich, trink was, wir beiden Hübschen schaffen das schon“, versprach sie hoch und heilig und nachdem Lawrence noch ein Mal nach seiner Tochter gesehen hatte, ging er.
Lola setzte sich ins Wohnzimmer und begann zu Lernen. Sie hatte keine halbe Stunde Ruhe, bis die Kleine losbrüllte.
„Hey Kleines, ich kenn nicht mal deinen Namen, aber das wird uns nicht davon abhalten Spaß zu haben, nicht meine Süße?“, nahm sie die Kleine auf die Hüfte.
„Hast du Hunger? Lass uns mal sehen“, bemerkte sie und ging mit dem schreienden Säugling in die Küche.
„Dein Daddy hat überhaupt kein Vertrauen zu mir, wie es aussieht, das sind zehn Seiten. Du armes kleines Ding, wie konnte deine Mutter so ein Risiko eingehen und dich allein lassen“, redete sie mit der Kleinen und fütterte sie, während sie die Liste durchlas die Lawrence gemacht hatte.
Sie wiegte die Kleine auf der Hüfte und ging an den Glasfenstern entlang. Plötzlich stand ein sehr zerzauster Wade vor ihr hinter der Glasscheibe. Sie erschreckte sich fürchterlich.
„Jesus, Maria und Josef was zum …“, riss sie mit ihrer freien Hand die Glastür auf.
„Kannst du mir verraten, was du hier machst?“, fragte sie etwas gereizt.
„Spielst du jetzt Mutter, Vater, Kind oder wie?“, war er nicht begeistert sie dort zu sehen.
„Oh nein, du kannst unmöglich eifersüchtig sein“, belächelte sie die Situation und wendete ihm den Rücken zu, um wieder zur Küchenzeile zu gehen.
„Was soll ich denn denken? Du bist hier mitten in der Nacht in seiner Wohnung und trägst sein Kind auf den Hüften spazieren, was ist mit seiner Frau, schmort sie im Irak, während ihr beide euch vergnügt?“, fragte Wade extrem eifersüchtig.
„Du kannst echt von Glück reden, dass er nicht da ist, seine Frau ist vor sechs Monaten gestorben, er hat nen Abend für sich gebraucht, ich babysitte. Ist dir irgendwie langweilig?“, setzte sie die Kleine auf den Tresen.
„Ich glaub echt nicht, dass du mit diesem Muskelprotz nur befreundet bist“, murrte Wade und Lola nahm die Kleine wieder auf ihre Hüfte um sie ins Bett zu tragen.
„Wenn du denkst, dass diese Eifersuchtstour mich wieder dazu bringt, zurück zu dir zu gehen, das törnt mich echt voll ab“, legte sie die Kleine behutsam zurück ins Bett und schob ihn aus dem Schlafzimmer.
„Entschuldige, ich hab wenig geschlafen die letzten Nächte. Du gehst mir einfach nicht aus dem Kopf. Du bist also wirklich nur der Babysitter?“, erkannte er, als sie sich zurück zu ihren Lernsachen setzte.
„Deine schweinischen Gedanken über Babysitter kann ich mir gut vorstellen“, erkannte Lola amüsiert.
„Du tust fast so, als würden wir Männer immer nur an das Eine denken“, entgegnete er gespielt gekränkt.
„Ihr denkt auch nur an das eine. Ist noch was, ich muss noch lernen, ich werde Freitag zu dem Thema abgefragt“, ging sie wieder an die Arbeit.
„Können wir Freitag was Essen gehen und darüber reden?“, hoffte er.
„Über was reden? Ich dachte, ich hätte mich klar ausgedrückt“, bemerkte sie verwundert.
„Du hast gesprochen, aber die Worte sind bei mir auf Unverständnis gestoßen. Ich dachte, ich lasse dich ein paar Tage und du kommst zur Besinnung“, bemerkte er mit fragenden Augen.
„Süßer, ich hatte zwar noch Reste von Schmerzmitteln im Blut, aber ich hab schon ziemlich klar gesehen. Diese Beziehung kann nicht funktionieren“, bestätigte sie noch ein Mal die Aussage der Woche zuvor.
„Das ist nur so ein absoluter Blödsinn, das will einfach nicht in mein Hirn rein“, tippte er mit zwei Fingern an die Seite seines Kopfes.
„Wirst du mich solang verfolgen, bis du es kapierst?“, fragte sie genervt.
„Schon möglich“, beugte er sich zu ihr rüber um sie zu küssen.
„Das kratzt ganz schön an deinem Ego, dass mich das nicht anmacht, oder?“, fragte sie und rutschte auf dem Sofa weiter.
„Heißt das, ich soll gehen?“, fragte er enttäuscht.
„Bingo, du hast es kapiert“, bemerkte sie erleichtert.
„Gut, ich gehe, aber dann ist es endgültig aus zwischen uns“, drohte er.
„Das war mit meiner Aussage gemeint, ist das versprochen?“, fragte sie.
„Du bist sauer, dass ich dir hier aufgelauert habe, das verstehe ich. Aber du musst nicht beleidigend werden“, regte er sich auf und wurde laut.
„Sei still, du weckst das Kind auf“, bat sie zischend.
„Du weißt nicht mal, wie das Kind heißt, hab ich Recht? Du knatterst ihn doch, gib es zu“, machte er seinem Ärger Luft.
„Schrei hier nicht rum, der arme Kerl hat vor sechs Monaten seine Frau verloren, er heult noch, wenn er über sie redet, er wird mich sicher nicht besteigen wollen, auch wenn er ein attraktiver Kerl ist, dass kann ich nicht verleugnen“, erwiderte sie mit einem Schmunzeln.
In dem Moment wachte die Kleine wieder auf.
„Na, wunderbar, du hast es geschafft. Ich will im Moment nicht mit dir und auch nicht mit ihm zusammen sein, ich will nur meinen Schein als Buchhalterin machen und dafür lernen. Dass ihr Männer immer so schwer von Begriff seid, echt jetzt. Könntest du jetzt bitte gehen, wenn das deine sensitive Seite nicht zu sehr belastet“, entgegnete sie und nahm das Kind wieder auf den Arm.
„Gut, bin schon weg. War eine wunderschöne Nacht mit dir, es hätte echt was mit uns werden können“, bemerkte er ruhig und ohne ein weiteres Wort verließ er die Wohnung wieder.
 
„Lass dir Zeit mit dem Erwachsenwerden, Kleines, Männer sind Idioten. Man, ich kann dich nicht den ganzen Abend Kleines nennen, wie ist denn dein Name? Lass uns mal suchen“, lief sie wieder im Raum herum und suchte ein Indiz dafür wie die Kleine heißen könnte.
„Okay, hier ist dein Geburtsbuch, das ist perfekt. Amy heißt du, ein schöner Name. So ein Trottel, ich mag deinen Papa, aber ich will den armen Kerl doch nicht verführen, er braucht jetzt einen Freund, genau dies will ich ihm auch geben. Die Männer sagen immer, wir wären kompliziert, ich hab die meisten Komplikationen aber mit den Männern. Süße, weißt du was, du bleibst jetzt bei mir, du hast sicher Angst ganz allein im Zimmer“, legte sie Amy auf ein paar Kissen und deckte sie zu.
Kurz danach war sie wieder eingeschlafen und sie hoffte dies mal für die ganze Nacht, als sie sie zurück ins Bettchen brachte.
 
Ein Schreien hallte durch den Raum. Ihr Nacken schmerzte. Sie war auf dem Sofa eingeschlafen, auf einem Buch.
„Amy Süße, warum schläfst du nicht?“, hörte sie Lawrence Stimme aus dem Schlafzimmer. Seine Stimme klang verzerrt, er schien betrunken zu sein und zu weinen.
Sie setzte sich auf und ging zu ihm hin. Er saß auf dem Bett, wiegte seine weinende Tochter in den Armen und weinte.
„Hey, gib sie her, Amy, meine Süße es ist zwei Uhr nachts, lass doch deinen armen Vater schlafen. Ich hab etwas geschlafen, leg dich hin, ich nehm sie. Bist du grad heim gekommen?“, nahm sie ihm Amy ab.
„Ich bin so müde, so müde“, hielt er seine Hände immer noch so verkrampft vor sich.
„Leg dich hin, ich zieh’ deine Schuhe aus“, bemerkte sie und er rutschte auf dem Bett nach hinten. Lola setzte Amy ins Bett und zog ihm die Schuhe aus.
„Es tut mir leid, Schatz, ich hab dich geweckt“, murmelte er betrunken, weil er sie für seine Frau hielt. Sie stieg darauf ein.
„Ist okay, Schatz, ich ess nur kurz was, ich nehm Amy mit, dass du schlafen kannst“, bemerkte sie und deckte ihn zu.
Sie nahm Amy und ging aus dem Schlafzimmer. Das Lawrence so fertig war, nahm sie so mit, das sie auch zu weinen begann.
„Engelchen, lass uns rausgehen, etwas spazieren gehen. So, wo sind deine Wintersachen?“, schniefte sie und packte Amy dick ein, um mit ihr spazieren gehen zu können. Es begann zu schneien. Es war der erste Schnee in diesem Jahr. Sie lief etwa eine Meile, bis Amy in ihrem Arm schwer wurde und einschlief.
Müde legte sie Amy ins Bett und müde wie sie war kroch sie einfach auf die Bettdecke und schlief ein.
 
„Morgen, es war schön, jemanden nehmen mir liegen zu haben, nur wegen dem Gefühl. Ich hoffe, ich hab dich nicht angefasst. Wie hast du es geschafft, dass Amy einschläft?“, begrüßte Lawrence, Lola am nächsten Morgen, als sie Lola fütterte.
„Ich bin mit ihr spazieren gegangen, ne ganze Weile, die kalte Luft hat uns beiden gut getan, vor allem meinem Bein, das war ganz steif vom schlafen auf dem Sofa. Ich bin ein besserer Babysitter als ich dachte, hat es dir gestern Spaß gemacht, konntest du etwas abschalten?“, fragte Lola und stand mit Hilfe ihrer Krücke auf.
„Nein, konnte ich nicht, ich hab mich nur volllaufen lassen, das Ergebnis hast du ja gesehen, im betrunkenen Zustand bin ich ein furchtbarer Vater“, erwiderte er und fuhr über den Kopf seiner Tochter die fröhlich schmatzte.
„Nein, bist du nicht, du bist nur grad etwas überfordert. Ruf beim Amt an, sie werden dir eine Haushaltshilfe stellen, wir ehemaligen Soldaten werden fürstlich behandelt vom Staat, wegen unserer Aufopferung für den Staat“, schlug sie vor.
„Dann werden sie mich kontrollieren können und nehmen mir Amy weg“, erkannte Lawrence erledigt.
„Nein, das werden sie nicht, du kümmerst dich wunderbar um sie, ich werde dir helfen, soweit ich kann, aber diese Frauen verstehen ihr Handwerk. Vielleicht kriegst du sogar eine Manny, wenn dir das rechter ist“, erwiderte sie hilfsbereit.
„Manny?“
„Männliche Nanny, ihr Jungs müsst ja auch was von der Gleichberechtigung haben“, schmunzelte sie und rang Lawrence ein kleines Lächeln ab.
„Das überleg ich mir, aber danke für den Versuch mir einen netten Abend zu verschaffen. Vielleicht eines Tages werde ich ausgehen und wieder Spaß haben, aber nicht morgen und nicht übermorgen. Es war einfach zu früh“, erkannte er matt lächelnd und stellte den Kaffee an.
„Tja, es war einen Versuch wert. Amy wird bald ihre Zähne haben, dann wird es auch besser. Sie ist ein wunderschönes Kind, ihre Mutter muss eine wunderschöne Frau gewesen sein“, sah sie Amy an, während sie sich an den Tischtresen setzte.
„Sie war wunderschön, sie war so blond wie du, warum ist sie gefahren? Wir haben uns gestritten, darüber dass sie in den nahen Osten fliegen wollte, ich fand es zu früh, viel zu früh, sie wollte nicht nur Mutter sein. Sie wollte ihrem Land dienen, weil ihre Eltern ihr das eingetrichtert haben, ihre Eltern sind scheiß Republikaner mit einem Drang zur Selbstzerstörung. Ich kann nicht beschreiben wie sehr ich sie hasse, ich kann nicht beschreiben wie sehr ich sie brauche. Das ist ein Teufelskreis. Wie gerne würde ich sie anrufen und sie darum bitten, dass sie ihre Enkelin zu sich nehmen würden, denn dann würde sie so aufwachsen, wie meine Frau Meredith es wollen würde, doch sie rufen nicht an, ich erreiche sie nicht, ich spreche auf ihren Anrufbeantworter, sie haben nicht zurück gerufen, sie geben mir die Schuld dafür, was sie verbockt haben“, ließ Lawrence seinen ganzen Gefühlen freien Lauf. Er weinte diesmal nicht, obwohl er so aussah als wollte er es.
„Dieser verdammte Krieg dauert schon viel zu lang, ich muss mir Sorgen um vier Geschwister machen, die meisten von ihnen sind im Irak, ich steh’ meinen Geschwistern zwar nicht sehr nahe, aber ich vermisse sie trotzdem sehr. Meine große Schwester ist auch frischgebackene Mutter, meine Nichte ist auch nicht viel älter als Amy damals war, als deine Frau weggehen wollte. Warum hören wir in unserer Jugend nicht auf unsere Eltern, aber als Erwachsene hören wir auf sie, weil wir Soldaten sind, weil wir es gewohnt sind, Befehle zu befolgen. Wenn ich jetzt kein Krüppel wäre, würde ich auch über den Irak fliegen, mit stolzgeschwellter Brust, stolz unser Land in diesem sinnlosen Krieg zur Seite zu stehen“, bemerkte Lola und ein Moment der Stille stellte sich ein in dieser kleinen Küche.
„Eins sag ich dir, meine Tochter werde ich niemals zur Air-Force schicken, egal was kommt“, tönte Lawrence in die Stille hinein.
„Das hoffe ich für dich, sonst war diese Ansprache von mir nur heiße Luft gewesen“, schniefte Lola, die sich eine Träne verdrücken musste.
„Unsere Großväter waren im zweiten Weltkrieg, unsere Väter waren in Vietnam und im Golf und unsere Brüder und Schwestern kämpfen im Irak, das muss endlich ein Ende haben“, unsere Kinder werden nicht mehr kämpfen, es wird Zeit dass wir Pazifisten aufziehen“, entschied Lawrence und Lola setzte sich hin, weil sie Schmerzen hatte.
„Verkrampft dein Bein wieder? Sollen wir es kurz trainieren, dass du während der Arbeit keine Schmerzen hast?“, schlug Lawrence vor, weil er das Thema wechseln wollte.
„Das wäre toll, danke, du hast Recht, auf dem Sofa zu schlafen ist tödlich. Ich glaube, ich werde in nächster Zeit keine Kinder bekommen, so wie ich einen gestörten Sinn von Beziehungen hab. Gesternabend stand plötzlich mein Ex hier vor dem Fenster, wollte mit mir reden, ich hab ne ganze Weile gebraucht, um ihn los zu werden“, gestand sie und ging zum Trainingsraum, den sich der Fitnessfreak Lawrence eingerichtet hatte. Er war süchtig nach Sport, das war er schon gewesen, als sie zusammen zur Schule gegangen waren.
 
„Du bist spät dran“, erkannte Toren, als sie zur Arbeit kam.
„Ich weiß, ich hoffe ich bin nicht schwanger“, konterte sie furztrocken.
„Was?“
„Kleiner Scherz, tut mir leid, ich musste heute Nacht Babysitten, hat länger gedauert als ich dachte, musste mit Lawrence noch ein paar Übungen durchgehen, man das klang jetzt perverser als es war, wie auch immer, ich bin sofort im Büro“, eilte sie nach hinten.
„Schläfst du jetzt mit deinem Physiotherapeuten?“, fragte Toren, als er mit einer Tasse Kaffee in seiner Hand ihr nach hinten folgte.
„Obwohl dass dich nichts angeht, nein, tu ich nicht. Also Boss, was kann ich zusammenrechnen?“, erwiderte sie gespielt gut gelaunt.
„Lo, wir waren zusammen bei der Gesprächsgruppe für Krüppel, hör auf die Glückliche zu spielen“, entgegnete Toren erkennend.
„Wade war gestern Abend bei mir, er verfolgt mich, glaub ich, ich hab jetzt echt keine Energie für einen Stalker“, konterte sie, während sie den PC in ihrer kleinen Arbeitsecke anmachte.
„Er ist kein Stalker, ich hab ihm gestern Abend gesagt, wo er dich finden könnte, es tut mir leid, ich wusste nicht, dass er dich belästigt“, erklärte Toren.
„Tor, warum schickst du meinen Ex zu mir? Ich hab dir doch erzählst, dass ich ihn nicht wieder sehen will“, erkannte sie und humpelte zur Kaffeemaschine.
„Das wusste ich nicht, tut mir leid, ich hielt ihn für einen netten Kerl…“, erwiderte Toren.
„Mein Onkel und du stecken doch nicht unter einer Decke, oder? Ich werde ihn nicht anrufen, ich werde mich mit ihm auch nicht essen gehen, das hab ich ihm gestern auch noch mal deutlich gemacht“, grummelte sie.
„Kleines, du magst ihn gern und er scheint dich auch gern zu haben, hör auf Angst zu haben und beginne dein Herz wieder sprechen zu lassen, das hat lang genug geschwiegen“, bat Toren und in dem Moment wusste Lola, was Maria gemeint hatte.
„Ich mach heut etwas früher Mittag, ich arbeite auch länger“, versprach sie und schnappte ihren Mantel.
„Wo willst du hin?“, rief Toren ihr hinterher, doch sie wusste genau, wo sie hinwollte.

Fünfzehntes Kapitel


Ein Van fuhr weg und sie sah frei auf ihn. Er stand da stattlich in seiner Uniform vor der Kaserne und bewegte sich nicht. Sie eilte über die Straße und stellte sich vor ihn.
„Was ist? Hast du einen Teil von meinem Herzen vergessen, was du gestern raus gerissen hast?“, fragte er schroff.
„Ich bin um sieben Uhr mit meinem Kurs fertig, holst du mich danach ab, dass wir was Essen gehen können?“, fragte sie vorsichtig.
„Was spricht dagegen, dass ich dich nicht einfach ignoriere?“, war er nicht grad gut auf sie zu sprechen.
„Das sind nur die Worte, die mein Herz dir sagen wollte, ich bin nur der Bote. Ich muss zurück zur Arbeit, ich bin schon zu spät gekommen, heut Morgen. Danke, dass du mir zugehört hast“, küsste sie seine Wange und drehte sich wieder zur Straße.
„Ich werde dich dort abholen, ich bring chinesisches Essen mit“, erwiderte er leise und sie drehte sich ruckartig rum und küsste ihn kurz aber leidenschaftlich.
„Mein Herz dankt dir, ich freu mich schon“, wischte sie ihm den Lippenstift ab und eilte wieder über die Straße.
 
Zehn nach sieben stand sie immer noch zitternd vor der Abendschule. Sie befürchtete immer mehr, dass er sie versetzt hatte, doch dann kam er um die Ecke.
„Entschuldige bei Cho war die Hölle los, danke, dass du gewartet hast“, zeigte er die Tüte mit dem chinesischen Essen.
„Es hat gestern Nacht angefangen zu schneien, es beginnt spät zu schneien, dieses Jahr“, sah sie den Schneeflocken zu, wie sie fielen. Es war so friedlich, für einen Moment konnte sie ihre Sorgen vergessen.
„Ich liebe den Schnee, es ist so friedlich“, streckte er ihr seine Hand hin, die sie in ihre nahm.
Sie aßen das Essen im Auto, fuhren noch eine ganze Weile herum und kamen dann an seiner Wohnung an.
„Willst du noch mit hochkommen?“, fragte er hoffend.
„Wenn ich endlich schlafen kann, ja, ich bin hundemüde“, bat sie und er lächelte.
„Genau dass wollte ich auch vorschlagen, es ist anstrengend den ganzen Tag Wache zu stehen, ich will gar nicht wissen, wie das die Beaf Eater in England machen. Verpasst du mir eine Rückenmassage?“, fragte sie flirtend.
„Sicher, wenn du das auch bei mir machst“, erwiderte sie und stieg aus.
 „Es ist so schön, einfach in deinen Armen zu liegen“, bemerkte sie, als sie in seinem Arm eindöste.
„Ich kann auch endlich wieder schlafen, jetzt wo du bei mir bist“, erkannte er zufrieden und zusammen schliefen sie ein.
 
„Wade, bist du wach, Wade, ich muss mit dir reden“, rief Yadira durch den Raum und weckte Lola unsanft.
„Schätzchen, wach auf, deine Schwester will was von dir“, murmelte sie verschlafen und stupste den noch schlafenden Wade.
„Ich weiß, ich hör sie, ich will aber nicht aufstehen“, murmelte er in sein Kissen.
„Du kleiner Faulpelz, ich gehe“, schnappte sie sich ihre Hose und ging nach draußen.
„Morgen, Wade schläft noch, kann ich dir helfen?“, fragte Lola und Yadira drehte sich wieder zur Tür um.
„Lola, hey, dich hab ich hier nicht erwartet. Ist was persönliches, das würde ich gern mit ihm besprechen“, bat Yadira.
„Sicher, willst du nen Kaffee?“, fragte Lola freundlich und Yadira nickte.
„Ihr seid also wieder zusammen, wie es aussieht“, wollte Yadira wissen.
„Sieht so aus ja, wir gönnen unserem Hirn mal ne Sendepause und denken nur mit unserem Herzen“, erklärte Lola und setzte den Kaffee auf.
„Das würde ich euch mal raten, bei ihm sind schon viel zu viele Beziehungen wegen meiner Eltern in die Brüche gegangen“, erwiderte Yadira erfreut.
„Na ja, teilweise wegen unsere Eltern, ich hab auch einige Schuld daran. Morgen Schwester, es ist immer schön, wenn du morgens zu mir kommst, dann brauche ich schon keinen Wecker“, erkannte Wade, der mit freiem Oberkörper, nur in Schlafanzughose zu den Frauen kam.
„Wusste doch, dass du wach bist, morgen Bruder, ich muss mit dir reden“, erkannte Yadira mit einer ernsten Stimme.
„Warte noch, bis ich meinen ersten Kaffee hatte vor der Verkündung deiner schlechten Nachricht“, bat Wade und küsste seine Freundin.
„Woher willst du wissen, dass es eine schlechte Nachricht ist?“, fragte sie verwundert.
„Weil es bei dir in 90 % der Fälle so ist. Was ist, liegt Stan mit einer Kugel im Kopf in eurem Wohnzimmer? Soll ich Elise nehmen, bis du aus dem Knast raus bist? Was ist es?“, erwiderte er und ging zum Kühlschrank.
„Nein, es ist nichts dergleichen. Stan lebt … noch. Man es ist wirklich persönlich, ich würde gern mit dir allein darüber reden“, bat sie nervös.
„Ich geh’ unter die Dusche, tu dir keinen Zwang an“, erkannte Lola und ging ins Badezimmer.
„Ich bin wieder schwanger“, platzte es aus Yadira heraus.
„Das ist doch schön, ihr habt euch doch immer ein Geschwisterchen für Elise gewünscht, du freust dich nicht darüber, oder?“, fragte Wade und sie schüttelte den Kopf.
„Ich sollte in einem Monat in den Irak, das wäre die Vorstufe für meine Beförderung gewesen“, erkannte Yadira.
„Sieh’ es als Zeichen Gottes an, endlich deine Familie wieder in Angriff zu nehmen, du hast einen guten Rang, such dir einen Bürojob, beginn endlich Ehefrau und Mutter zu sein“, mischte sich Lola ins Gespräch ein und die anderen sahen sie an.
„Was? Ich brauch ein Handtuch. Ich halt die Klappe“, ging sie zum Schrank und holte sich ein Handtuch heraus.
„Sie hat gar nicht so Unrecht, wird Zeit erwachsen zu werden“, erkannte Wade.
„Das von dir zu hören, überrascht mich jetzt echt. Du bist ja selbst immer noch nicht erwachsen. Ich dachte, ich könnte mit dir darüber reden, war wohl falsch gedacht“, ging sie einfach wieder.
„Entschuldige, ich hätte die Klappe halten sollen, das wollte deine Schwester jetzt nicht hören“, entschuldigte sie sich, als er sie zurück zu ihrem Auto fuhr, was immer noch an der Schule stand.
„Die kriegt sich wieder ein, du hattest Recht, irgendwann wird sie das auch kapieren, ich hoffe nur, sie kapiert es bevor sie irgendwas falsches macht“, erwiderte er und hielt vor der Schule an.
„Glaubst du, sie macht dass, was du befürchtest?“, nahm sie ihre Tasche.
„Wir sind streng katholisch erzogen worden, ich hoffe es nicht. Aber ich hab auch schon einige Gebote übertreten, ich hab weder Vater noch Mutter geehrt, gestohlen und sonst noch was, aber ich glaub sie ist anders. Sie hat keine gute Ehe, doch sie hält daran fest, nein, sie wird das nicht tun“, dachte er laut nach.
„Ich werde mit ihr reden, wenn du willst“, erkannte sie und stieg aus.
„Nein, danke, das ist ganz lieb, aber ich glaub nicht dass sie mit dir sprechen will, sie wollte mit mir sprechen, bis du dazu gestoßen bist“, bemerkte er.
„Es tut mir wirklich leid, ich hätte mich nicht einmischen sollen“, entschuldigte sie sich noch mal.
„Du hast es nicht gewusst, ist schon okay, aber bitte lass mich das nächste Mal allein mit ihr reden. Viel Spaß bei der Arbeit, ich werde an dich denken, bis ich dich wieder sehe“, säuselte er und sie grinste.
„Du bist ein ganz schöner Schleimer für einen Armeesoldaten, gefällt mir irgendwie. Ich ruf dich heut Abend an. Tschüss“, erwiderte sie und ging zu ihrem Auto.
 
„Na, wer strahlt denn da wie ein Honigkuchenpferd?“, begrüßte Toren seine Angestellte, die das Grinsen nicht aus ihrem Gesicht bekam.
„Mir geht’s einfach gut, mehr nicht“, verteidigte sie sich und ging zu ihrem Arbeitsplatz.
„Ja, das seh’ ich. Ich will deine gute Laune ja nicht verderben, aber es liegt viel Arbeit auf deinem Tisch“, erwiderte Toren und legte ihr einen Stapel Papier hin.
„Kein Problem“, war sie nicht von ihrer guten Laune abzubringen.
„Gut, wird lang werden heute, denk ich, übrigens die Karaokemaschine kommt heut Nachmittag, heut Abend werden alle Angestellten Probe singen. Wallis und Bonnie haben sich schon einen Song ausgesucht, der Katalog liegt auf dem Tisch, such dir noch einen aus“, erkannte Toren.
„Nein, ich singe nicht“, belächelte sie seine Aussage.
„Alle werden singen, auch du meine Süße“, schmunzelte Toren rechthaberisch.
„Du lässt sonst den großen Boss raushängen, richtig?“, gab sie nach.
„Ganz recht, meine Süße. Such dir ein Lied aus und arbeite schön“, erwiderte Toren gut gelaunt und ging wieder nach vorne.
 
Es war schon dunkel, als Lola zur Abendschule gehen konnte. Etwas zu spät klemmte sie sich an die Schulbank und öffnete ihre Unterlagen.
Nach der Schule, rief sie Wade an.
„Hey Schätzchen, rate mal, was ich heut Abend tue…“, begrüßte sie ihren Freund.
„Kellnern im Hooters?“, fragte Wade keck.
„Das hättest du wohl gern, unsere Karaokemaschine ist da, ich muss nen Song singen“, bemerkte sie amüsiert.
„Echt? Da muss ich unbedingt dabei sein. Ich komm heut Abend in den Club“, versprach er und sie bedankte sich.
Danach rief sie Toren an.
„Hey Boss, ich muss schnell nach Hause, mich umziehen, wann beginnt denn die Show?“, fragte sie.
„In einer Stunde, hast du dir schon einen Song ausgesucht, wir müssen das vorbereiten“, erkannte er.
„Ich hab mir P!NK – My Vietnam ausgesucht das ist eins meiner Lieblingssongs“, erkannte sie.
„Perfekt. Ich bereite alles vor. Du musst deinen Onkel etwas besänftigen, denk ich, er hat schon drei Mal hier angerufen, er sucht dich seit gestern“, erkannte er.
„Man, ich bin doch keine 12, er muss aufhören, sich Sorgen um mich zu machen. Danke für die Warnung. Ich seh’ dich“, klappte sie ihr Handy wieder zu.
 
Während sie nach Hause fuhr, versuchte sie krampfhaft zu überlegen, was sie ihrem Onkel sagen wollte. Doch dann löste sie sich von dem Gedanken, sie war jetzt erwachsen, sie musste niemandem Rechenschaft ablegen.
 
„Onkel, hey, ich bin wieder zu Hause, tut mir leid, dass ich nicht angerufen hab, ich war letzte Nacht bei Wade, wir haben uns wieder vertragen, weißt du. Onkel, wo bist du“, suchte sie in der Wohnung herum.
Auf dem Tisch lag ein Zettel.

Bin bei den Jungs, kann spät werden
Julian
 
„Jungs, Jules hat keine Jungs, was hat der Spinner vor“, dachte sie laut nach und setzte sich an den Küchentisch um seine Handynummer zu wählen.
„Onkel Julian, ruf mich an, wenn du das abhörst, es tut mir leid, dass ich mich nicht gemeldet hab, aber das ist lächerlich“, sprach sie auf seine Mobilbox und vergrub ihre Hände in ihren Haaren.
Sie ging zum Spiegel.
„Man, siehst du bieder aus, Mädchen, wir müssen was mit deinen Haaren machen“, redete sie mit sich selbst und ging ins Badezimmer. Sie stylte ihre Haare mit dem Haargel, was ihr Onkel immer benutzte und zog ein aufreizendes schwarzes Outfit an, was sie sonst immer anhatte, wenn sie ins Broken Souls ging.
„Man, das tut gut, ich hab ja noch einen Körper unter diesen Klamotten. Ich mach die Jungs heut heiß“, redete sie wieder mit sich selbst.
„Suchst du nen Neuen?“, fragte Julian, der sie begrüßte, als sie aus dem Bad stolzierte. Sie erschreckte sich fürchterlich, weil es dunkel war im Wohnzimmer.
„Man, erschreck mich nicht so, ich dachte du wärst weg“, fasste sie sich an die Brust.
„Wo soll ich sein? Wir haben uns seit gestern nicht mehr gesehen, du kamst so spät heim, da hab ich schon geschlafen und heut Morgen warst du schon weg. Wo willst du hin?“, fragte Julian und musterte sie.
„Ins Broken Souls, es ist Karaokenacht. Willst du mitkommen?“, fragte sie gut gelaunt, weil er ihre Abwesenheit nicht bemerkt hatte.
„Nein, dafür bin ich wohl zu alt. Seit wann habt ihr eine Karaokemaschine?“, fragte er verwundert.
„Seit heute, wir Angestellten sind die Testpersonen. Könnte witzig werden, du willst wirklich nicht?“
„Nein, ich geh’ ins Bett, ich war gestern länger aus, den Zettel hast du vermutlich gefunden, ich war mit den Jungs vom Team was trinken“, erkannte er vergnügt.
„Du hast Jungs, das ist wunderbar“, freute sie sich.
„Ja, ich musste 63 werden um Jungs zu haben, das musst du dir mal vorstellen. Ich wünsch dir einen schönen Abend, ruf an, wenn es später wird, ja?“, erkannte er und sie nickte verständnisvoll.
„Mamacita, was für eine heiße Schnecke kommt denn da angerauscht, hast du endlich die Buchhaltermaus gekillt und wieder deinen Körper übernommen?“, begrüßte Toren, Lola, als sie in der Bar ankam.
„Die Kleine war ganz schön hartnäckig, ich musste drei Mal duschen, um die Kleine abzuschütteln, bin ich zu spät?“, fragte sie und legte ihre Jacke hinter den Tresen.
„Nein, genau richtig und viel Ärger gekriegt vom Onkel?“, fragte Toren schadenfroh.
„Was hast du da für einen Mist erzählt? Er hatte keinen Schimmer, wo ich gewesen bin. Du wolltest, dass ich es ihm stecke, richtig?“, schlussfolgerte sie.
„Kluges Kind, hast es ihm also nicht erzählt. Dein Soldat Private Ryan sitzt hinten im Eck“, erwiderte er und zeigte in das Eck des Raumes, wo Wade saß.
„Danke, hau mich fünf Minuten vor meinem Auftritt noch ein Mal an, ja?“, bat sie und ging zu ihrem Freund.
„Tut mir leid Missy, aber ich will meiner biederen Buchhalterfreundin treu bleiben“, witzelte Wade, als sie sich zu ihm kuschelte.
„Es ist eine Befreiung mal wieder so rum zu laufen und meine Krücke aus Metall passt besser zu Schwarz als zu biederem Buchalter weiß. Wartest du schon lange auf mich?“, fragte sie und er küsste sie kurz.
„Die Stunden waren so ewig ohne dich“, säuselte er.
„Okay, hör auf damit, langsam wird’s lästig“, schmunzelte sie.
„Okay, ich hör auf. Wirst du mich zwingen, auch mal hier zu singen?“, fragte Wade fürchtend.
„Äh, ja, klar, ich erleide diese Schmach sicher nicht allein. Irgendein schnulziges wär nicht schlecht, aber ich warte damit bis zu dem Abend wenn das Haus gerammelt voll mit Armeesoldaten ist“, frotzelte sie.
„Du bist die Brut des Satans, ich hoffe, du weißt das“, grummelte er und sie grinste.
„Sicher doch und ich will dich mit in die Hölle nehmen. Wie war dein Tag?“, fragte sie.
„Langweilig, wie immer. Wie geht’s deinem Knie?“, fragte er zurück.
„Hab noch Schmerzen, aber ich denke, ich kann in ein, zwei Wochen die Schmerzmittel absetzen“, erwiderte sie und er freute sich darüber.
 
„Fünf Minuten, Süße“, kam Toren nach einer Weile zu ihr und sie stand auf die Krücke gestützt auf.
„Jetzt gibt es wohl kein Zurück mehr, oder? Ich hoffe nur, dass ich nicht dafür verantwortlich gemacht werde, wenn die Leute hier schreiend raus rennen“, schmunzelte sie, gab ihrem Freund einen kurzen Kuss und ging zur Bühne.
„Guten Abend Leute, mein Name ist Lola, einige Leute hier kennen mich schon, ich kellnere hier ab und zu und heute Abend hat mein Boss hier mich gebeten, seine Kundschaft zu verscheuchen, indem ich einen Song zum Besten gebe. Also mein Song heute Abend ist P!NK mit My Vietnam, ich widme diesen Song meinem Onkel der den Vietnamkrieg erlebt hat und meinen Geschwistern, die mir sehr fehlen und gerade drüben sind. Also ich denk an sie und an alle eure Angehörigen und Freunde die gerade drüben sind, mögen sie beschützt sein“, bemerkte sie und begann sie zu singen.
Sie sang gar nicht so schlecht, nicht dass sie damit irgendwelche Wettbewerbe gewinnen würden konnte, aber niemand ging aus der Bar.
„Danke Lola, das war sehr charmant vorgetragen. Okay, mit diesem Auftritt ist die Karaokemaschine offiziell frei gegeben, versucht euer Glück“, kam Toren zu ihr auf die Bühne und führte sie hinunter.
 
„Du hast Talent, das muss man dir lassen, wusste gar nicht, dass noch jemand außer mir in der Familie singen kann“, kam Julian von hinten zu ihr gerollt.
„Onkel, du bist ja doch gekommen, ich frag dich jetzt lieber nicht, wie du schon wieder her gekommen bist“, erwiderte sie erfreut.
„Ist auch egal, ich danke dir zumindest für diesen wunderbaren Song, ich wusste gar nicht, wie schwer dich dass mitnimmt, dass deine Geschwister im Irak sind“, erwiderte Julian.
„Ich geb meine Gefühle auch nicht so gern preis. Sonst überschwemmen sie mich. Ich hab mich bei Lawrence geöffnet, er hat dieselben Gefühle, mit ihm kann ich darüber reden, Wade hat kein Wort darüber verloren, ich weiß nicht, was er fühlt, ich weiß nicht, wie ich ihn darauf ansprechen soll“, erwiderte sie, während sie den Außengang entlang gingen.
„Lass ihm Zeit, irgendwann wenn ihr euch besser kennt, wird er dir sagen, was er fühlt“, bemerkte Julian gelassen.
„Er ist so nicht erzogen worden, so wie ich erzogen wurde, erst kommt die Uniform, dann kommt das Herz, er wird es mir nicht sagen, weil ich es ihm auch nicht sagen kann“, erkannte sie und hielt an der Toilette.
„Setz dich zu ihm, bestell dir was zu trinken, ich komm gleich wieder“, stieß sie die Toilettentür auf.
„Du hast echt gut gesungen, mehr musst du über deine Gefühle nicht sagen“, bemerkte er nur und rollte zurück.

Sechzehntes Kapitel


Die Weihnachtszeit brach an. Da sie nicht mit ihren Eltern allein essen wollte, weil die Stimmung eh’ schon getrübt war, aßen nur Julian, Wade und sie zusammen zu Abend. Es war eine gemütliche Runde, doch richtige Weihnachtsstimmung wollte irgendwie nicht aufkommen. Viel zu groß war die Sorge um ihre Verwandten und Freunde.
„Der Truthahn ist richtig lecker“, erwiderte Julian in die Stille.
„Dafür, dass ich das zum erste Mal gekocht habe, ist das gar nicht schlecht geworden“, erwiderte sie mampfend.
„Ja, wirklich gut. Kocht deine Mutter jede Weihnachten etwas?“, fragte Wade.
„Der war gut, meine Mutter kann nicht kochen, zumindest hab ich sie noch nie kochen sehen. Wir haben das jedes Jahr liefern lassen“, schmunzelte Lola und auch Wade erzählte etwas ähnliches.
„Dann wird es Zeit, mit der Tradition zu brechen, das klingt wirklich furchtbar. Als ich noch jung war, kochte meine Mutter noch dieses köstliche Weihnachtsessen. Sie starb kurz nachdem ich aus Vietnam zurückgekommen bin. Dein Vater war damals noch so jung, er hat nie richtige Liebe erfahren, deshalb konnte er es auch nicht an euch Kinder weitergeben. Ich bin so froh, dass ich euch so sehe, junge Liebe, es ist wunderbar“, hatte Julian schon einem im Tee.
„Onkel, ich glaube, es wird Zeit für dich ins Bett zu gehen“, erkannte Lola lächelnd und schob ihn in sein Zimmer und brachte ihn ins Bett.
„So, jetzt machen wir es uns vor dem Fernseher bequem und gucken „Ist das Leben nicht schön““, schlug sie vor und legte ihre Arme um Wades Hals, der immer noch am Tisch saß.
„Du willst wohl alle Klischees von Weihnachten erfüllen, oder?“, fragte er amüsierte und küsste sie lang.
„Ja, sicher, man muss doch was erzählen können“, erkannte sie und zog ihn zum Sofa. Von dem Film bekamen sie nicht viel mit, sie knutschten wild auf dem Sofa herum. Plötzlich hörte er auf.
„Was ist?“, fragte sie.
„Können wir uns kurz unterhalten“, lehnte er sich zurück an die Sofalehne.
„Sicher, was gibt’s?“, freute sie sich, dass er sich öffnen wollte.
„Stanley ist vor einer Woche in den Irak gegangen“, bemerkte er trocken.
„Ich weiß, hast du mir schon gesagt“, erwiderte sie.
„Ach ja, richtig, ich hab heut mit ihm telefoniert, ich hab ihn angelogen“, erwiderte er.
„Er weiß also immer noch nicht, dass sie schwanger ist?“, erwiderte sie mitfühlend.
„Sie will nicht, dass ich es ihm sage, er hat mich gefragt, ob ich weiß, warum sie so komisch ist und ich hab gesagt, ich wüsste es nicht“, erkannte er.
„Sie wird es irgendwann sagen, mach ihr so lange den Gefallen“, schlug sie vor.
„Sie ist gerade in einer richtig schwierigen Phase, sie fühlt sich so unnütz, jetzt wo sie nicht in den Irak kann. Kannst du mit ihr vielleicht mal über ihre Gefühle sprecbhen?“, fragte er hoffend.
„ist du sicher, dass sie mit mir darüber sprechen will?“, fragte Lola, weil sie noch vom letzten Zusammentreffen mit Yadira wie sie darauf reagierte.
„Ihr müsst ja nicht die besten Freundinnen werden, es ist nur einfacher, wenn sie von einer Frau erfährt, die das durchgemacht hat, wie das ist, ich kenn mich da ja nicht aus“, erwiderte er.
„Ich bin nicht schwanger geworden!“
„Aber du durftest nicht den Dienst antreten, sie will irgendwas hören, was sie aufbaut“, bat er.
„Was soll ich ihr da sagen? Ich hab selbst drei Jahre gebraucht, ich gewöhn mich erst gerade wieder an ein anderes Leben“, war sie nicht ganz sicher.
„Versuch es einfach, mehr als dich rausschmeißen, kann sie ja nicht“, bat er. Ihm war das ziemlich ernst.
„Sicher ich kann es ja mal versuchen, wo ist sie eigentlich gerade?“, fragte sie und er lächelte.
„Bei meiner Mutter“, erwiderte er amüsiert.
„Weiß deine Mutter dass mit dem Baby?“, fragte sie verwundert.
„Ja, sie waren schon Babysachen einkaufen, Yadira hat das gehasst, wie der Teufel das Weihwasser. Also sprich mit ihr nicht über das Baby, nur darüber wie sie sich fühlt zu Hause bleiben zu müssen“, erkannte er.
„Wie soll ich das machen, du Scherzkeks? Wie soll ich über das Problem reden, dass sie nicht in den Irak darf ohne es zu erwähnen?“, fragte sie skeptisch.
„Dir fällt schon was ein“, erwiderte er und sie rollte mit den Augen.
„Das wird echt lustig. Wie wär’s, gehen wir ins Bett?“, fragte sie und stand auf.
„Ich bin noch gar nicht müde“, erkannte er.
„Ich hab nicht gesagt, dass ich schlafen will, es ist nur einfacher dass von vorhin weiter zu führen, wenn ich nicht auf meinem Knie knien muss“, erwiderte sie verführend.
„Oh ja, ich bin plötzlich auch so müde, lass uns ins Bett gehen“, säuselte er und sie zog ihn ins Schlafzimmer.
 
Am 2. Weihnachtsfeiertag fuhr Lola wie versprochen zu Yadira. Sie fuhr immer noch ihren alten Wagen, ihr großer Reichtum blieb bis jetzt bei ihr aus. Sie konnte auch noch nicht bei ihrem Onkel ausziehen, was sie schon ziemlich ärgerte.
Sie schämte sich fast mit ihrer Karre in den schicken Wohnblock von Yadira einzufahren. Sie hielt vor einem Haus mit einem weißen Gartenzaun. Sie sah noch mal auf die Adresse, die sie von Wade auf einen Zettel geschrieben bekommen hatte und verglich sie mit der Hausadresse. Irgendwie hatte sie eine Crackhütte vermutet, weil Yadira ständig bei ihrem Bruder war, dessen Wohnung nicht gerade einladend war.
„Okay, sie wohnt tatsächlich in der Wisteria Lane wie es aussieht. Das wird lustig“, erwiderte sie zu sich selbst und stieg aus.
Sie klingelte. Sie hörte Kindergetrappel und Elise öffnete die Tür.
„Hallo Elise, kennst du mich noch? Ich bin Lola, ist deine Mami da?“, fragte sie Elise, die nach ihrer Mutter rief.
„Yade, hey wie geht’s dir?“, fragte Lola mitfühlend.
„Wenn du schon so kommst, red ich gar nicht mit dir“, war Yadira nicht in bester Laune.
„Gut, wie es aussieht, ich will mich etwas mit dir unterhalten, kann ich reinkommen?“, fragte sie hoffend.
„Mein kleiner Bruder kann einfach seine Nase nicht aus meinen Angelegenheiten halten, was hat er dir gesagt?“, erwiderte sie.
„Nichts, ich weiß nur wie du dich jetzt fühlst, ich dachte, wir könnten uns nett unterhalten“, erwiderte Lola freundlich.
„Du weiß also, wie es ist, nutzlos rum zu hocken, während dein Ehemann sich den Arsch aufreißt wegen einem Rang, den er gar nicht braucht?“, fragte sie trotzig.
„Nicht direkt, aber auch ich muss zu Hause bleiben, während meine Geschwister drüben sind, also kann ich das irgendwie verstehen“, versuchte sie rein zu kommen.
„Okay, komm rein, eine halbe Stunde werde ich wohl Zeit haben“, entschied sie und bat sie rein.
 
„Was mache ich, wenn er nicht wieder kommt, ich hab nichts gelernt, ich kann doch nicht zurück zu meiner Mutter ziehen“, erkannte Yadira, als sie sich eine Weile unterhalten hatten.
„Oh Gott, nein, sicher nicht, aber ihm wird nichts passieren. Aber wenn irgendwas passiert, werden wir für dich da sein, versprochen“, versprach sie und sah zu Elise, die mit Bauklötzen auf dem Boden spielte.
„Ich weiß nicht, warum ich es ihm nicht sagen kann, wenn er jetzt stirbt, wird er nie was von dem Kind erfahren“, erkannte Yadira und fuhr über ihren Bauch.
„Dann ruf ihn an, sag es ihm, was hast du für Befürchtungen?“, fragte Lola.
„Er wird sich quälen wenn ich es ihm jetzt sage, er muss mindestens ein Jahr da drüben bleiben, das bringt ihn doch um“, erkannte Yadira.
„Wenn er ein Jahr weg ist musst du ihm das unbedingt sagen dass du schwanger bist, sonst kommt er nächstes Weihnachten heim und fragt sich, was das Kind in der Krippe soll“, erwiderte Lola keck und lächelte.
„Danke, dass ich mit dir reden konnte, mein Brüderchen hat manchmal doch nicht so doofe Ideen“, erkannte Yadira und Lola lächelte.
„Ja, kluger Kerl dein Bruder. Wenn du mal einen Babysitter brauchst, ich hab noch bis Neujahr frei, ich sitte auch manchmal die Tochter eines Freundes und die Kleine lebt noch, also macht mich das zu einem kleinen Experten“, witzelte Lola.
„Danke, ich komm sicher mal auf dein Angebot zurück. Wie geht’s eigentlich deinem Knie?“, fragte Yadira um das Thema zu wechseln.
„Heilt gut, der Arzt sagt, ich kann vermutlich in 2 Wochen vollkommen auf die Krücke verzichten, das wäre das erste Mal in drei Jahren, ich freu mich schon. Kann ich dir sonst was helfen? Ab und zu einkaufen, oder so? Ich hab noch ein paar Tage frei“, erwiderte sie hilfsbereit.
„Meine Nachbarin hilft mir ab und zu, trotzdem danke. Man, jetzt hab ich dich schon zwei Stunden aufgehalten, ich muss langsam Mittagessen kochen für die Kleine“, stand Yadira auf.
„Sicher, ich hab dir hier meine Handynummer aufgeschrieben, ruf mich an, wenn du was brauchst“, erwiderte Lola und ging zur Tür.
„Danke, das ist wirklich nett von dir. Weißt du eigentlich, dass du die erste Freundin meines Bruders bist, die ich leiden kann?“, lobte Yadira, Lola und sie lächelte.
„Ich freu mich, dass zu hören. Ruf mich einfach an, egal wann“, erwiderte Lola und ging wieder.
„Was? Das hat sie gesagt? Man, ihr muss es echt dreckig gehen“, kommentierte Wade, als sie zusammen zu Mittag aßen.
„Kann es vielleicht auch sein, dass sie mich einfach mag?“, fragte Lola etwas eingeschnappt.
„Das wäre wirklich sehr ungewöhnlich, versteh’ das nicht falsch, du bist wirklich liebenswert, aber meine Schwester ist speziell, was Freunde angeht. Sie hat nur Freundinnen aus dem Armeebereich“, erkannte Wade herumdrucksend.
„Dann wird es Zeit, dass wir das ändern, sie braucht jetzt jeden Freund. Apropos, du bist doch ein lieber Freund und begleitest mich heut Abend zu meinen Eltern, oder?“, erwiderte sie schmunzelnd.
„Du hast das bis zum letzten Moment zurückgehalten, dass ich kaum noch nein sagen kann, oder?“, fragte Wade erkennend.
„Kluges Kerlchen, halb acht, zieh’ nen Anzug an“, bemerkte sie und tätschelte auf seine Backe.
„Muss ich eine Waffe dabei haben?“, fragte Wade nervös.
„Nein, ich werf mich vor dich, wenn er dich töten will, okay?“, scherzte sie und sah in das angespannte Gesicht ihres Freundes.
„Hey, wird schon nicht so schlimm, zumindest nicht schlimmer als bei deiner Familie. Kauf noch Blumen für meine Mutter, bitte“, erkannte sie und biss in ihr Brotstück.
„Darf ich noch absagen?“
„Äh, nein!“
„Wollt ich nur mal abklären. Ich muss dann los, ich muss heut Nachmittag noch arbeiten. Ich hol dich ab“, küsste er sie und ging aus dem Restaurant.
 
Wie ihm befohlen worden war, stand Wade um halb Acht bei ihr vor der Tür. Er trug einen schwarzen Anzug und hatte einen Strauß Blumen in der Hand.
„Das ist dein Anzug für die Kirche richtig?“, fragte sie frotzelnd.
„Ja, sieht man, oder? Ich hab keinen anderen“, erwiderte er und zupfte an sich herum.
„Nein, ist perfekt. Die Blumen sind schön, die werden meiner Mutter gefallen“, erwiderte sie und küsste ihn.
„Nein, die sind für dich, die für deine Mutter hab ich im Auto. Wenn ich schon so adrett angezogen kommen muss, kann ich auch mal einen Abend Gentleman spielen“, erwiderte er und grinste.
„Dass ich das noch erleben darf, danke“, freute sie sich.
„Hier, ich hab noch was für dich, ich weiß, ich hab dir schon was geschenkt, aber die Ohrringe sehen sicher noch besser aus mit der hier“, reichte er ihr eine Schachtel, in dem eine Kette war.
„Die ist wunderschön, aber freikaufen kannst du dich auch nicht“, erwiderte sie erkennend.
„Oh man, du bist wirklich nicht bestechlich“, erwiderte er und legte ihr die Kette um, weil sie schon die Silberohrringe trug, die sie von ihm bekommen hatte.
„Ganz genau. Jetzt lass uns gehen, meine Eltern sagen mir immer den wirklichen Zeitpunkt, dann müssen wir wirklich dort sein“, erwiderte sie und nahm seine Hand.
„Ich hab Angst“, gestand er.
„Und ich erst. Lass uns gehen“, bemerkte sie und zog ihn zum Auto.
Pünktlich Acht Uhr trafen sie an dem Haus ihrer Eltern ein.
„Ich will nicht“, jammerte er.
„Du bist so ein Waschlappen Captain, du hast Truppen von Leuten angeführt, hast aber Angst vor meinen Eltern?“
„Du hattest genau so Schiss, also spuck keine großen Töne. Wir könnten doch ins Kino gehen, oder?“, fragte er mit nervöser Stimme.
„Zu spät mein lieber, du wolltest doch unbedingt mein Freund bleiben“, schmunzelte sie und klingelte.
„Lola, schön, dass du kommen konntest. Kommt rein“, begrüßte Ian sie mit einem Lächeln, was sie noch nervöser machte.
„Danke, es ist schön, dass du mich eingeladen hast“, erwiderte sie durcheinander und Wade trottete brav hinterher.
„Linda, kommst du runter, die Kinder sind da. Tut mir leid, sie hat heut keinen guten Tag, es ist Weihnachten und ihre Kinder sind nicht da. Da ist es schön, dass du kommen konntest“, erwiderte Ian, dessen freundliche Stimme Lola jetzt völlig irritierte.
„Ist sie immer so drauf, wenn wir im Einsatz sind?“, kannte Lola diese Seite ihrer Mutter gar nicht.
„Oh ja, vor allem bei dir war es so schlimm, dabei warst du gar nicht drüben. Aber sie hat ja jetzt die Kleine, das lenkt sie etwas ab“, erkannte Ian und führte sie ins Esszimmer.
„Sie haben die Kleine bei euch gelassen? Ist Upton denn auch gegangen?“, fragte Lola etwas entrüstet.
„Natürlich, er hat einen Auftrag bekommen, die anderen Kinder sind bei den Bancrofts, nette Familie, sie bekommt gerade ihr drittes Kind“, erkannte Ian, als wäre dass das natürlichste der Welt.
„Ihr gebt eure Enkel zu wildfremden Leuten?“, konnte Wade es nicht fassen.
„Natürlich Jungchen, wir sind nicht mehr die jüngsten, wir müssen uns um ein Baby kümmern, dann können wir die anderen Kinder nicht auch noch im Haus haben. Warten Sie mal, ich kenn Sie doch“, musterte er Wade.
„Wir sind uns schon im Krankenhaus begegnet, als Lola operiert wurde“, half Wade.
„Richtig, wie war Ihr Name noch mal?“, fragte er neugierig.
„Wade Sir, Captain Wade Hollace“, erkannte Wade mit stolz geschwellter Brust.
„Einen Armeesoldaten, sind dir unsere Jungs nicht mehr gut genug, oder wie?“, wendete sich Ian zu seiner Tochter und seine herrische Stimme kam zurück.
„Doch, aber ich hatte alle Air Force Männer durch und musste auf Armee umsatteln“, frotzelte sie trotzig.
„Bitte hört auf, streitet euch bitte erst nach dem Essen“, kam Linda Headsmith, die einzige Zivilistin in der Familie mit ihrer Enkeltochter auf dem Arm die weißen Treppen des imposanten Gebäudes herunter.
„Mutter, du siehst müde aus, alles klar bei dir?“, begrüßte Lola ihre Mutter mit einem Küsschen.
„Danke für das Kompliment, kümmere du dich mal die halbe Nacht um ein Baby“, legte sie die Kleine in das Kinderbett am Ende der Treppe.
„Ihr hättet sie davon abhalten sollen, so früh schon zurück zu gehen“, erkannte Lola.
„Das haben wir versucht, aber du kennst doch deine Schwester, nie zufrieden mit dem, was sie hat. Du hast Besuch mitgebracht, wie schön, guten Abend ich bin Linda Headsmith, die einzige Zivilistin in der Familie, ich meine nach Lola. Wie ist Ihr Name, Junge?“, stellte Linda sich höflich vor.
„Captain Wade Hollace, Madam“, reichte er ihr höflich die Hand, doch sie nahm seine Hand nicht.
„Gehören Sie der Air Force an, junger Mann?“
„Nein Madam, der US Armee“, bemerkte er verwundert.
„Dann waschen Sie sich noch ein Mal die Hände, bevor Sie an meinem Tisch essen“, bemerkte sie ziemlich herablassend.
„Mum!“, raunzte Lola.
„Was? Ich spreche nur aus Erfahrung. Das Badezimmer ist da hinten links“, erkannte sie und Wade ging sich die Hände waschen.
„Könntet ihr einen Abend so tun, als würdet ihr ihn mögen, wäre das möglich“, erkannte Lola gereizt und ging Wade hinterher.
„Was hat sie denn, ich war doch nett“, verstand Linda nicht.
„Du musst das nicht tun“, erwiderte Lola, als sie zu ihm ins Bad kam.
„Das ist ihr Haus, wenn sie das will, soll sie es so kriegen“, wusch er etwas ruppig seine Hände gründlich mit Seife.
„Nicht so brutal, du schrubbst dir ja sonst noch die Haut ab“, hielt sie seine Hände fest und nahm ein Handtuch.
„Die Hände sind nur etwas dreckig, weil ich ihre Blumen gehalten hab, verdammt. Sie hat sie nicht mal bemerkt“, raunzte er und setzte sich auf den geschlossenen Toilettendeckel.
„Kann daran liegen, dass wir die Blumen im Auto gelassen haben“, erkannte sie schmunzelnd und er lächelte sie an.
„Ich kann eine MP in einer Minute zusammenbauen, ohne in Stress zu geraten, aber zwei Minuten mit deiner Mum und ich brauch ne Valium“, erwiderte er und knüllte das Handtuch in seiner Hand fest zusammen.
„Das Schlimmste hast du hinter dir, jetzt iss einfach, sprich wenn sie dich was fragen und im Nullkommanichts sind wir wieder draußen, versprochen“, erkannte sie und sie gingen wieder zu ihren Eltern.
 
„Deine Eltern mögen mich nicht“, erkannte Wade, als sie nach Hause fuhren.
„Und deine Eltern haben den roten Teppich für mich ausgerollt? Sieh’ einfach ein, dass wir als Paar bei unseren Eltern nicht gern gesehen sind, das hält uns aber nicht davon ab, zusammen zu bleiben, oder?“, fragte sie und sah ihn an.
„Äh, ja, richtig“, bemerkte er nachdenklich.
„Nein, denk nicht mal eine Millisekunde darüber nach, was meine Mutter gesagt hat. Ich werde mir niemand anders suchen und du auch nicht“, erkannte Lola entrüstet.
„Richtig, ist Blödsinn, lass uns aufhören darüber zu reden“, erwiderte er und bog ab.
„Du hast schon darüber nachgedacht, hab ich Recht?“, stellte sie fest.
„Ja, fünf Minuten, unnötig darüber zu reden“, erwiderte er abweisend.
„Ich find schon, dass wir darüber reden sollten, wenn mein Freund darüber nachdenkt, mich zu verlassen“, wurde sie wütend.
„Nicht wirklich, nur so tun, du tust so als würdest du Lawrence daten und ich such mir auch irgendeine Frau“, schlug er vor.
„Du spinnst doch, wenn ich mit jemandem zusammen bin, geh’ ich mit niemand anderem aus“, erwiderte sie entrüstet.
„Gut, war nur so ne Idee!“
„Ne dumme Idee, würde ich sagen, bringst du mich heim, bitte?“, war sie eingeschnappt und schweigend fuhren sie zu ihr nach Hause.
 
Etwas laut öffnete Lola die Tür und schmiss ihre Sachen in die Ecke.
„Hi, habt ihr Streit gehabt?“, fragte Julian, der aus dem Wohnzimmer gerollt kam.
„Nein, alles bestens“, erwiderte Lola und pflanzte sich auf den Sessel neben der Tür.
„Ah, glaub ich dir nicht. Was ist passiert?“, fragte er mitfühlend.
„Nichts, alles bestens. Ich geh’ unter die Dusche“, stand sie auf und ging ins Badezimmer.
 
In den nächsten Tagen herrschte irgendwie Funkstille bei den beiden. Lola nutzte ihre freie Zeit zum Lernen und war öfters bei Lawrence um sich zu unterhalten und um Baby zu sitten. 2 Tage vor Sylvester war sie wieder bei Lawrence.
„Das ist echt eine dumme Idee von ihm gewesen, obwohl ich nichts dagegen hätte, deinen Freund zu spielen“, erkannte Lawrence, als Lola von ihrem Streit mit Wade erzählte.
„Du stehst also auf mich?“, fragte sie verwundert.
„Ich trag immer noch meinen Ehering, was denkst du?“
„Gut, das kann ich jetzt wirklich nicht gebrauchen. Wo gehst du heut hin?“, fragte sie, als sie zusah, wie er sich schick machte.
„Auf den Geburtstag eines Kollegen, wir gehen ins Hooters“, erwiderte Lawrence schmunzelnd.
„Dann viel Spaß. Hat die Kleine immer noch einen Schnupfen?“, fragte sie und fuhr über die Haare von Amy.
„Einen Kleinen, geht aber schon wieder. Ist echt klasse, das du heut hier bleiben kannst“, erkannte er und lächelte. Sie lächelte zurück.
„Ich bin gern mit Amy zusammen, sie ist eine wirklich Süße“, erkannte sie und sah Amy an.
„Sie sieht ihrer Mutter so ähnlich, es ist schön, dass ein Teil von ihr immer noch bei mir ist. Das ist mir heut Nacht klar geworden. Jetzt wo ich ab und zu meine Ruhe hab, kann ich darüber nachdenken“, bemerkte er dankend.
„Gern geschehen. Jetzt geh, ich komm allein klar“, erwiderte sie und legte ihre Hand auf seinen Oberarm.
„Ich ruf an, wenn’s später wird. Tschüss“, verabschiedete er sich und nachdem er seine Tochter geküsst hatte, ging er aus dem Haus.
„Deinem Dad geht es besser, wie es aussieht, du bist auch ein braves kleines Mädchen. So, was machen wir beiden nun?“, nahm sie Amy auf den Arm.

Siebzehntes Kapitel


Lola wurde von ihrem Handy geweckt. Es war dunkel. Sie war beim Lernen wieder eingeschlafen.
„Ja, was gibt’s?“, meldete sie sich ohne zu gucken, wer es war.
„Hast du geschlafen?“, meldete sich Wade.
„Ja, hab ich. Was willst du?“, fragte sie müde.
„Mit dir reden, ich hab dich länger nicht gesehen, ich wollt nur wissen, wie es dir geht“, erkannte er.
„Gut, bin grad bei Lawrence, hast du schon eine Freundin für dich gefunden?“, fragte sie frotzelnd.
„Du bist jetzt mit Lawrence zusammen, oder wie?“, fragte er verärgert.
„Ich wollt dich nur ärgern, Dummbatz, ich bin babysitten bei ihm, er ist gar nicht hier. Warum rufst du mich nicht an?“, fragte sie gereizt.
„Das tu ich doch, das soll ich dir jetzt glauben?“
„Tu es oder lass es bleiben. Verdammt, ich will niemand anderen, ich will nur dich, warum verstehst du das nicht?“, wurde sie laut und weckte Amy damit.
„Verdammt, jetzt hab ich die Kleine geweckt. Treffen wir uns morgen Mittag in der Bar, wir müssen reden“, bat sie abgelenkt.
„Gut, ist 15 Uhr okay?“, fragte er und sie stimmte zu.
„Dann sehen wir uns dann, bye“, erwiderte sie, klappte ihr Handy zu und ging zu Amy.
 
Am nächsten Tag um drei trafen sie sich in der Bar. Die Stimmung war angespannt.
„Hi, danke, dass du gekommen bist“, begrüßte Wade seine Freundin mit einem Küsschen auf die Backe.
„Du bist immer noch mein Freund, oder seh’ ich das falsch?“, erkannte sie und küsste ihn auf den Mund.
„Ich hab wirklich eine blöde Idee gehabt, tut mir wirklich leid. Wir müssen jetzt zusammen halten, wenn wir zusammen bleiben wollen“, nahm er ihre Hand.
„Das ist das schönste, was du je zu mir gesagt hast, ja, ich will mit dir zusammen bleiben, egal was kommt, unsere Eltern können uns mal“, erwiderte Lola zufrieden und küsste ihn stürmisch.
„Hi Leute, was kann ich euch bringen?“, kam Wallis zu dem Pärchen.
„Einen Kaffee, Wallis, bring mir einen Kaffee“, erwiderte Lola gut gelaunt und auch Wade bestellte einen.
 
„Auch wenn ich noch ewig bei dir bleiben könnte, ich muss zurück zur Arbeit“, erwiderte Wade, als sie sich eine halbe Stunde unterhalten hatten.
„Sehen wir uns Sylvester?“, fragte Lola hoffend.
„Toren feiert hier in der Bar mit ein paar Leuten, er hat mich auch eingeladen, ich dachte, du kommst hier her“, erkannte Wade.
„Klar, hatte ich ganz vergessen, dann sehen wir uns dann“, erwiderte sie und küsste ihn.
„Freu mich schon“, erwiderte er und ging zurück zur Arbeit.
 
„Gott sei Dank, habt ihr euch versöhnt, ich hab mir schon Sorgen um dich gemacht“, erkannte Toren, der aus einem Nebenraum kam.
„Woher weißt du das jetzt schon wieder?“, erwiderte Lola lächelnd.
„Ich weiß alles meine Kleine, dein Onkel hat es mir gestern erzählt, als er bei mir war“, erwiderte Toren rechthaberisch.
„Ach, geht er einfach auf Tour, wenn ich nicht da bin, sehr interessant“, erwiderte Lola erkennend.
„Er ist alt genug, selbst auszugehen. Behandle ihn nicht wie ein Baby. Du wolltest doch ausziehen, was ist damit?“, erkannte Toren plötzlich.
„Hat er sein Herz bei dir ausgeschüttet, hast du deine Barkeepermine aufgesetzt?“, erwiderte sie trotzig.
„Ich kann ihn gut verstehen, du hast ihm erst die Pistole auf die Brust gesetzt, dass du ausziehen willst und dann passiert gar nichts mehr“, erklärte Toren.
„Zahl mir das Doppelte und er hat seine Wohnung wieder ganz für sich allein“, bemerkte sie cool.
„Du verdienst genug für ne kleine Wohnung“, erwiderte Toren.
„Ich hab mich umgesehen, ich krieg nicht mal ne zwei Zimmer Wohnung“, entschied sie.
„Okay, zwanzig Prozent, aber kein Wort zu den anderen“, gab Toren nach.
„Klingt gut, dann kann ich mir das überlegen“, erwiderte sie.
 
„Dann willst du das also wirklich tun. Bist du sicher?“, fragte Wade, als die beiden sich am Sylvestermorgen die Anzeigen in der Zeitung ansahen.
„Das ist wirklich nötig, ich hab jetzt drei Jahre in einer Sozialwohnung gewohnt, es wird Zeit, dass ich mal wieder lebe, ich bin zu jung um dort alt zu werden, wenn du verstehst was ich meine“, erwiderte sie und machte Kreise um Anzeigen in der Zeitung.
„Vollkommen. Wie ist es mit der, die klingt gut“, hielt er ihr eine Anzeige vor die Nase.
„Nein, die hat kein fließendes Wasser, das brauch ich“, tippte sie auf einen Teil der Anzeige.
„Was die heute alles vermieten, unglaublich. Zieh’ doch in meine Wohnung“, schlug er vor und sie sah auf.
„Wir sind erst knapp acht Wochen zusammen, bist du sicher?“, fragte sie nicht so sicher.
„Ist besser als eine Wohnung ohne Wasseranschluss, oder?“
„Ich weiß nicht, klingt riskant, wir sind nicht gerade Mitbewohnererprobt“, erkannte sie skeptisch.
„Ein Versuch ist es wert, was sagst du?“, fragte er lockend.
„Okay, versuchen wir’s, aber ich kann gehen, wann immer ich will“, handelte sie.
„Sicher, dann besorg ich dir auch persönlich eine Wohnung. Warte, ich hab noch ne Idee, wir könnten auf den Stützpunkt ziehen, Paare können dort kostengünstig wohnen, Captains bekommen sogar eine recht große Wohnung, ich wollt schon länger dort hin, aber das kann ich nur mit Partnerin“, erwiderte er.
„Das ist dir gerade erst eingefallen?“, war sie skeptisch.
„Nein, nicht direkt, okay ich hab da schon gewohnt, sie hat mich verlassen, dumme Sache, ist schon zwei Jahre her, reden wir nicht darüber. Die Wohnung in der ich grad lebe war eigentlich nur als Übergangslösung gedacht“, gestand er.
„Lass mich raten, nachdem du mit einem Panzer das Auto des Generals platt gemacht hast und du auf den Entzug musstest, hat sie dich verlassen, richtig?“
„Du bist unheimlich“, erkannte er ertappt.
„Nein, nur eine Frau und ich hätte in dem Moment dasselbe gemacht“, erwiderte sie.
„Dann muss ich dran denken, dass nicht zu wiederholen“, bemerkte er trocken.
„Das will ich dir auch geraten haben, ja, ich wollt schon immer mal auf einem Stützpunkt wohnen, wird sicher interessant“, erkannte sie und so war es abgemacht.
 
Am 2. Februar bezogen sie die geräumige Wohnung auf dem Stützpunkt, es war ihre persönliche Liebeshöhle, nichts konnte sie trennen. Mit dem Geld, was sie jetzt extra verdiente konnten sie sich schöne Möbel leisten. Irgendwie schien sich alles wieder zum Guten zu wenden. Der Frühling ging, der Sommer legte seine warmen Sonnenstrahlen über Washington und sie fühlte sich zu Hause. Doch dann kam sie eines Abends von der Arbeit zurück und beobachtete einen Streit von Wade und seinem Vater.
„Bist du wahnsinnig, diese Möglichkeit bietet sich nicht noch mal“, raunzte der General.
„Ich werde es mir mal überlegen, wenn du dann zufrieden bist“, gab Wade bei dem Streitgespräch nach.
„Guten Abend, General, schön, dass Sie uns mal besuchen kommen“, umarmte Lola ihren Freund, als sie zu ihnen kam.
„Du bist mit ihr zusammen gezogen?“, fragte der General überrascht.
„Mit wem hast du gedacht bin ich hier eingezogen, mit der Frau von der Tankstelle?“, fragte Wade sarkastisch.
„Wär vielleicht besser gewesen. Schönen Abend noch“, ging er ohne sie angesehen zu haben.
„Er liebt mich wie am ersten Tag, wie schön“, erkannte sie wenig überrascht und löste sich von ihm, um ins Haus zu gehen.
„Wir hatten ja gesagt, wir lassen uns von dem dummen Geschwätz nicht einschüchtern. Ich hab was zu essen gemacht, steht im Kühlschrank“, erwiderte er und ging hinter ihr her.
„Um was ging es da gerade in eurem Streit?“, fragte sie neugierig und ging zum Kühlschrank.
„Finanzen, er wollte das ich in so ne Aktie investieren, wollt ich aber nicht“, erkannte er.
„Ich mach unsere Finanzen, schon vergessen? Du musst das vorher mit mir absprechen“, bemerkte sie, obwohl sie genau wusste, dass es nicht darum gegangen war.
„Ja, hätte ich noch gemacht, bevor ich investiert hätte. Wie war die Arbeit?“, versuchte er das Thema zu wechseln.
„Viel zu tun, wie immer. Die Bar läuft echt gut, seid wir die Karaokemaschine haben. Da fällt mir grad ein, du hast noch gar nicht gesungen“, erwiderte sie und er grinste.
„Das wirst du auch nicht erleben, glaub mir“, entschied er und sie nahm ihn in ihre Arme.
„Oh doch, eines Abends werde ich dich mal so abfüllen, dass du singen wirst“, erwiderte sie und küsste ihn lange.
 
Ihr Glück schien ein kleines bisschen perfekt, bis zu den Nachmittag, als Wade in das Büro des Generals gerufen wurde.
„Captain, setzen“, forderte der General und Wade setzte sich brav hin.
„Gratulation Captain, Sie haben ihre Strafe abgebrummt, Sie können wieder vollständig eingesetzt werden. Sie werden ab Morgen eine Truppe in Bagdad kommandieren“, bemerkte der General mit einem leichten Stolz in der Stimme.
„Aber Sir, ich hatte meinem Vater gesagt, dass ich das nicht tue, ich hab mein Mädchen, ich wollte sie eigentlich heute Abend fragen, ob Sie meine Frau wird, ich will nicht mehr aufs Schlachtfeld“, erkannte er etwas verwirrt.
„Aber soweit ich weiß, bin ich Ihr Vorgesetzter. Morgen 06:00 Captain, nehmen Sie Ihre Wüstenausrüstung mit, wird verdammt heiß in der Wüste“, war der General nicht milde gestimmt.
„Verstanden Sir, 06:00, werde da sein“, erkannte er und salutierte, bevor er das Büro des Generals wieder verließ.
Wie sollte er das Lola sagen? Sie hatte Ihre halbe Familie im nahen Osten, er konnte jetzt doch nicht verkünden, dass er auch wegfuhr. Ach nein, er würde ihr an diesem Abend den Antrag machen, als zukünftige Frau eines Armeesoldaten musste sie das einfach verstehen.
 
An diesem Abend hatte er die Wohnung schön romantisch mit Kerzen dekoriert und hatte etwas Schönes gekocht. Nervös wartete er auf ihre Ankunft. Geschafft kam Lola an diesem Abend von der Arbeit zurück.
„Hi Schatz, wie war die Arbeit?“, begrüßte Wade sie, mit einer Rose in der Hand.
„Was hast du gemacht?“, fragte sie skeptisch.
„Ich hab nichts gemacht, wie kommst du darauf?“
„Du bist kein geborener Romantiker, ich rate nur“, war sie geschmeichelt und legte ihre Tasche ab, während sie ihm entgegen lief.
„Ist auch ein besonderer Abend mit einer besonderen Frau“, säuselte er und sie küsste ihn.
„Was ist hier los?“, verstand sie nicht, aber er führte sie zum Bett.
„Setz dich hin“, bat er und sie setzte sich.
„Wenn du jetzt Sex willst, lass mich vorher noch duschen, ich hab heut viel geschwitzt“, erkannte sie mit fragenden Augen.
Er ging wortlos vor ihr auf die Knie.
„Meine Güte ein Mann in Uniform vor mir auf den Knien, ich muss im falschen Film sein“, erwiderte sie erfreut.
„Lola Headsmith, ich hatte nicht gedacht, dass ich das jemals sagen werden würde, aber willst du meine Frau werden?“, kramte er einen Ring aus seiner Tasche.
„Ja ich will, schon deswegen, um am Altar das Gesicht deines Vaters zu sehen“, erwiderte sie und steckte sich den Ring mit dem kleinen Diamanten an den Finger.
„Was so ein bisschen Romantik bewirken kann, Wahnsinn“, war er gerührt und sie begann ihn zu küssen.
„Was spricht eigentlich dagegen, duschen und Sex miteinander zu verbinden?“, zog sie ihn an seinem Schlips ins Badezimmer.
 
Die Sonne ging gerade auf, als Wade in seine Uniform stieg. Er hatte es ihr nicht sagen können, was war er nur für ein Weichling, sein Vater hatte schon Recht. Er musste sich beeilen, der Morgenappell musste bald sein, sie durfte nicht aufwachen. Er legte den Brief, den er in der Nacht geschrieben hatte, auf sein Kissen, küsste die Stirn seiner schlafenden Verlobten und machte sich im Morgengrauen davon.
 
10 Minuten später war Morgenappell und Lola wurde davon geweckt.
„Oh man, eigentlich müsste ich das von meiner Dienstzeit gewöhnt sein, aber irgendwie gewöhnt man sich nie daran. Du kannst natürlich dabei schlafen, typisch Armee Zögling“, murmelte sie im Halbschlaf und tastete nach ihrem Verlobten. Sie bekam aber nur seinen Brief zu fassen. Sie öffnete die Augen und nahm den Brief.
„Süß, er schreibt mir einen Liebesbrief“, dachte sie und begann zu lesen.
 
Liebe Lola
 
Es ist so schwer, diese Zeilen zu schreiben, vor allem nach allem was du mir bedeutest. Ich musste heut Morgen nach Bagdad fliegen, ich wusste einfach nicht, wie ich dir das sagen könnte, deshalb schreibe ich es auf. Ich liebe dich sehr mein Engel, mehr als ich dachte, dass ich eine Frau je lieben könnte. Aber ich bin Soldat, das ist mein Beruf und auch meine Berufung. Ich weiß nicht, wann ich zurückkomme, ich wollte dir das nie antun, aber Befehl ist Befehl. Wenn ich zurückkomme und du immer noch willst, werde ich dich heiraten, aber ich werde auch verstehen, wenn du mich jetzt verlassen willst, weil du den Schmerz nicht noch ein Mal erleben willst.
 
Dein Wade
 
„Dieser Mistkerl, der hat das geplant, sich wieder ins Armeeleben einzuschleichen, dass er wieder in den aktiven Dienst übernommen wird. Ich wollt mit der Sache nichts mehr zu tun haben und verliebe mich ausgerechnet in einen gottverdammten Patrioten. Natürlich bleib ich bei dir, du Idiot, so wie es meine Mutter und auch schon meine Großmutter gemacht haben“, redete sie mit sich selbst und betrachtete ihren Verlobungsring lange. Dann machte sie, was jede brave Soldatenfrau machen würde, sie zog sich an und wartete auf die Ankunft ihres Liebsten. Aber natürlich ging sie auch zur Arbeit, schließlich waren das nicht die 50er und sie eine selbstständige Frau.
 
„Einen Penny für deine Gedanken“, riss Bonnie sie aus ihren Gedanken, als sie hinten bei ihr war und sie zeigte ihr ihren Verlobungsring.
„Kind, was hast du gemacht? Jetzt ist es mit der Freiheit vorbei“, kommentierte Bonnie, was sie da sah.
„Danke Bon, das sind genau die aufmunternden Worte, die ich hören wollte. Aber das Beste weißt du noch nicht, er hat sich heut Morgen nach Bagdad verabschiedet, kannst du das glauben? Er macht mir einen Antrag und fliegt dann in den nahen Osten“, erwiderte sie, die ihren Frust bei irgendjemand abladen musste.
„Bei meinem verstorbenen Mann war es genau so, dann kam er zurück, wir haben eine Tochter bekommen und dann stirbt er bei ner Barschlägerei, nur weil er helfen wollte, es kann überall passieren Kleines, mach dir keinen Sorgen“, entgegnete sie.
„Man, ich dachte immer, dass …“, begann sie.
„… mein Mann uns verlassen hätte. Ich hab so ne Aura einer sitzen gelassenen Frau, irgendwie hat er mich auch sitzen gelassen, er musste ja unbedingt Held spielen, auch zu Hause. Aber lassen wir das, ich muss weiter Gläser spülen“, ging sie nachdenklich wieder nach vorne.
 
An diesem Abend ging sie zu Yadira, die mit kugelrundem Bauch immer noch auf die Rückkehr ihres Mannes aus dem Irak wartete.
„Er ist ein Idiot“, begrüßte Yadira sie an der Tür und umarmte sie.
„Wem sagst du das. Wie geht’s dir?“, fragte Lola und ging mit ihr ins Wohnzimmer.
„Meine ganze Familie ist im Irak und mein Bauch ist langsam so kugelrund, dass ich meine Schuhe nicht mehr binden kann“, erkannte sie und setzte sich schwerfällig auf einen Sessel.
„Wo ist Elise?“, sah Lola sich um.
„Bei meinen Eltern, ich kann mich grad nicht um sie kümmern“, erwiderte Yadira. Sie sah müde und angespannt aus.
„Du siehst nicht gut aus, warst du beim Arzt?“, fragte Lola besorgt.
„Mir geht’s gut, ich bin nur schwanger und die Hitze macht mich wahnsinnig, sonst ist alles bestens“, erkannte Yadira gereizt.
„Ich bin eigentlich zu dir gekommen, um mir einen Rat von dir zu holen, aber ich glaub, du brauchst eher Hilfe“, erwiderte Lola und nahm ihre Freundin in den Arm.
„Nein, mir geht’s gut, was ist dein Problem?“, fragte Yadira und Lola zeigte ihr den Verlobungsring.
„Idiot“, bemerkte Yadira kurz.
„Nein, er ist kein Idiot, er liebt mich“, entgegnete sie verwundert.
„Nein, ich mein dich damit, dieser Ring ist die ewige Verpflichtung auf ihn zu warten, das ist echt idiotisch, aber es ist so“, war Yadira nicht in bester Laune.
„Ich hätte auch ohne den Ring auf ihn gewartet, ich liebe ihn“, entschied Lola rechtfertigend.
„Man, wahre Liebe, ich hab nie gedacht, dass mein Bruder das jemals erleben würde. Ich wünschte, bei mir wäre es auch die wahre Liebe“, erwiderte Yadira nachdenklich.
„Yade, du hast deinen Mann durch die Wüste getragen, wenn das nicht wahre Liebe ist“, bemerkte Lola erkennend.
„Ich wollte ihn nicht verlieren, ich verliere nicht gern, oh man warum lieb ich ihn so sehr, wenn ich ihn nicht so sehr lieben würde, wäre es einfacher für mich ohne ihn zu sein“, erkannte sie mit Tränen in den Augen.
„Er wird schon wieder kommen, sie kommen alle wieder, wenn er nicht wieder kommt, schlepp ich seinen Arsch zur Turkmenischen Grenze“, witzelte Lola und konnte ihrer zukünftigen Schwägerin ein Lächeln abringen.
„Das würdest du nicht mehr schaffen, er hat ziemlich zugelegt, seit ich ihn damals über die Grenze getragen hab, er hat in den letzten Jahren mindestens 20 Pfund zugenommen, er war ein ziemliches Fliegengewicht damals, meine Mutter erzählt die Story immer, als hätte ich einen Muskelprotz auf einem Arm getragen“, erwiderte sie und legte ihre Beine hoch.
„Sie ist halt stolz auf dich, meine Eltern waren das auch mal, ist schon ne Weile her. Wenn du willst, kannst du auch zu uns nach Hause kommen, dann können wir beide auf Elise aufpassen, ich bin in der Wohnung eh’ viel zu allein“, schlug Lola vor.
„Sonst gerne aber …“, erwiderte Yadira herumdrucksend.
„Ach richtig, deine Eltern hassen mich“, erkannte Lola traurig.
„Nein Kleines, sie hassen dich nicht, Hass ist so ein starkes Wort, sie akzeptieren dich nicht, das ist es“, erwiderte Yadira.
„Das ist auch nicht viel besser. Ich freu mich schon auf den Gesichtsausdruck deiner Mutter, wenn ich ihr sage, dass ihr Sohn um meine Hand angehalten hat“, entgegnete Lola trotzig.
„Sie weiß es noch nicht? Man, da will ich echt dabei sein“, erkannte Yadira amüsiert.
„Du bist die erste, die ich anrufe, wenn ich es ihr sage. Aber du kannst immer zu mir kommen, du hattest Obhut in seiner alten Wohnung und auch in seiner neuen Wohnung“, versprach sie.
„Das ist wirklich lieb, aber ich hab hier alles was ich brauch, danke“, entschied Yadira und Lola stand auf.
„Ruh dich aus, du musst dich jetzt nur um dich kümmern, alles andere ist gerade unwichtig“, bat Lola und ging wieder.
 
Die Hitze in der Stadt war an diesem Abend unerträglich, doch Lola musste einkaufen gehen. Als sie gerade an der Kasse stand, tippte ihr einer auf die Schulter und sie drehte sich um.
„Hi Kleines, hab dich länger nicht mehr gesehen“, begrüßte Julian seine Nichte. Sie war total irritiert, er stand, er stand auf Beinen, träumte sie vielleicht? War die Tatsache, dass Wade in den Irak gegangen war nur ein furchtbarer Alptraum? Sie bekam kein Wort heraus.
„Da bist du baff, ich bin ganz schön groß, oder?“, fragte er und umarmte sie. Er trug Beinprothesen, er hatte die ganze Zeit während sie sich erinnerte darüber gesagt, dass er das nie als Option für sich wollte.
„Aber was? Warum?“, fragte sie erstaunt.
„Ich hab bei der Mardi Gras Party im Februar einen Kollegen von Lawrence getroffen, wir haben uns lang unterhalten, er hat mir die neusten Techniken der Prothesen vorgestellt, ich dachte, ich kann es doch mal versuchen, zu meinem Lebensende noch aufrecht gehen, was denkst du?“, fragte Julian, dem es sehr gut zu gehen schien.
„Ich find das unglaublich, ich freu mich so für dich, meine Güte, wissen die anderen schon davon?“, fragte Lola aufgeregt.
„Welche anderen? Die anderen geht das nichts an. Ich hab jemand kennen gelernt, kannst du das glauben? Auf meine alten Tage treffe ich mich noch mit jemanden“, erwiderte Julian, der wie ausgewechselt war.
„Wurde auch mal Zeit, ich will endlich mal ne Tante haben. Ich will sie unbedingt mal kennen lernen. Oh man, das könnte eine wunderbare Zeit sein, ich hab mich grad mit Wade verlobt, er ist aber heut Morgen in den Irak geflogen, der Idiot“, erwiderte sie und zeigte ihm den Verlobungsring.
„Ich wusste doch, dass das irgendwann passiert, er ist ein guter Kerl, aber ein Soldat ist ein Soldat“, entschied er.
„Ja, damit muss ich leben. Man, wir haben uns seit Februar nicht mehr gesehen, wie schnell die Zeit vergeht. Was ist, kommst du mit deiner Freundin am Freitag zu mir? Ich koche was“, lud sie ihn ein.
„Sehr gerne, ich muss noch mit ihr reden, ich ruf dich an“, erkannte er.
„Mein Onkel hat ne Freundin, es geschehen noch Zeichen und Wunder“, erkannte sie und drehte sich lächelnd wieder zur Kasse um.

Achtzehntes Kapitel


Die Nächte ohne ihn schienen endlos. Sie schlief schlecht, träumte ständig davon, dass plötzlich ein Soldat vor ihr stehen und ihr die schlechte Nachricht überbringen würde.
8 Wochen nachdem Wade sich im Schutz der Nacht aufgemacht hatte, seinem Land zu dienen, erhielt sie einen Anruf, als sie gerade zur Tür rein kam.
„Lola, Kleines, es geht um Tamara, sie ist schwer verletzt worden, wir fliegen in zwei Stunden nach Rammstein, willst du mitkommen?“, fragte Linda Headsmith. Ihre Stimme klang besorgt, fast liebevoll.
„Welcher Airport?“, fragte sie nur und griff nach ihrer Reisetasche, die sie immer gepackt in ihrem Kleiderschrank verstaut hatte.
„Okay, ich wohn nicht weit davon, ich bin in einer halben Stunde dort“, entschied sie und legte wieder auf.
 
„Ich hab ihr gesagt, sie soll ein Jahr pausieren, sich auf das Kind konzentrieren, deine Schwester ist so ein Dickkopf“, erwiderte Linda, als Lola zwischen ihren Eltern in einem Flugzeug in Richtung Deutschland flog.
„Du kennst sie doch, sie muss immer das letzte Wort haben. Warum habt ihr die Kleine mitgebracht?“, betrachtete sie den kleinen Floh, der auf ihrem Schoß schlief.
„Sie soll dabei sein. Wenn sie stirbt, soll sie ihre Tochter im Arm halten, dass sie weiß, was sie getan hat. Verstehst du?“, fragte Linda mit Tränen in den Augen.
„Sie wird nicht sterben, hörst du, sie ist eine Kämpferin, Kämpferinnen sterben nicht“, erkannte Lola mit fester Stimme und nahm die Hand ihrer Mutter.
„Ich bin so froh, dass du mitgekommen bist, ich weiß nicht, was ich heute Nacht ohne dich tun würde“, erwiderte Linda und nun weinte auch Lola.
Ian mischte sich sonst in solche sentimentalen Szenen mit einem dummen Kommentar ein, doch jetzt zog er nur den Kopf seiner Tochter auf seine Schulter und tröstete sie.
 
10 Stunden später, es war früher Morgen kamen sie in der Krankenstation in Rammstein an. Lola hatte sich das alles ganz anders vorgestellt, von ihren Gästen in der Bar wurde Rammstein immer nur als das Zwischenstück zwischen dem nahen Osten und zu Hause beschrieben, doch es war ganz anders, es waren so viele Soldaten, die dort lagen, manche nur mit einer gebrochenen Schulter, manche, die ihre letzten Stunden in diesem Krankenhaus verbrachten. Mit Era schlafend auf ihrer Brust, saß sie mit ihren Eltern im Wartesaal. Nicht viele Angehörige waren dort, um ihren Lieben bei zu stehen, doch diese Familie gehörte in diesem Moment einfach zusammen. Ian telefonierte herum und als der Morgen graute, waren ihre Geschwister und Upton dort gelandet, um alle zusammen auf Resultate zu warten.
„Wir müssen jetzt einfach zusammen sein, nur wir alle zusammen können das hier überstehen“, erklärte der General. Lola erlebte alles wie in einem Traum. Türen schwangen auf und zu, Hubschrauber landeten auf dem Dach und brachten weitere Verletzte die schnell in Untersuchungsräume gebracht wurden.
Als Lola gerade Kaffee für sich holte, wurde sie fast von einem Mannschaftssanitäter überrannt. Sie rollten einen jungen Mann in Armeeuniform durch die kalten, weißen Gänge. Die Hand des Soldaten fiel schwach zur Seite. Es war ein Stern zwischen Daumen und Zeigefinger tätowiert. Sie schreckte auf. Es war dieselbe Tätowierung, wie Wade sie hatte. Sie eilte dem Trupp hinterher, wollte das Gesicht des Soldaten sehen, doch konnte es nicht erkennen, bevor er in den OP gerollte wurde. Sie schniefte in ihre Hand.
„Lola?“, hörte sie plötzlich Wades Stimme und sie drehte sich um. Da stand er, mit zerzauster Frisur und blutiger Uniform vor ihr und sie konnte nichts anderes tun, als ihm weinend in die Arme zu fallen.
„Es ist Stanley, sie haben ihn vor zwei Stunden aus einem Auto gezogen, dass neben einer Autobombe auf Patrouille stand. Ich war nur 500m entfernt, es hätte auch mich treffen können“, bemerkte Wade, der unter Schock zu stehen schien.
„Weiß Yade schon Bescheid?“
„Ja, aber sie kann nicht her kommen, sie hat erst vor einer Woche Stanley jr. zur Welt gebracht“, erwiderte Wade abwesend.
„Warum hat sie mich nicht angerufen?“
„Sie hatte Probleme bei der Geburt gehabt, sie liegt immer noch im Krankenhaus. Ihn hat’s schwer erwischt. Was machst du hier?“, tauschten sie Informationen aus.
„Meine Schwester, sie schafft es vielleicht nicht“, schniefte sie.
„Stanley hat es auch arg erwischt, ich weiß nicht, ich glaub er schafft es nicht“, erwiderte er.
„Das Leben ist nicht fair, ich wollte nicht in diesen Krieg ziehen, ich wollte einfach nur meine Freundin heiraten und ein ruhiges Leben führen“, erwiderte er.
„Dann hättest du nicht in die Armee eintreten sollen, meine ganze Familie kommt nur zusammen, wenn es um die Air Force geht, im Moment sitzt meine ganze Familie in dem Wartezimmer dort, wir wirken fast wie eine richtige Familie“, erwiderte sie wütend.
„Ich wünschte, meine Familie wär jetzt hier, ich hab keine Ahnung was ich tun soll“, war Wade aufgewühlt und in dem Moment kam General Hollace zu ihnen.
„Gott sei Dank, dir geht’s gut, ich hab nur gehört, dass in der Nähe deines Patrouillenpunktes eine Bombe hochgegangen ist. Wie viele von deinen Männern hat es erwischt?“, fragte der General und umarmte Wade stürmisch, was ihn noch viel mehr verwirrte.
„Keinen, wir waren in sicherer Entfernung. Aber Stanley hat es schwer erwischt, sie glauben, er schafft es nicht“, erwiderte Wade gespielt stark, aber Lola erkannte, dass ihm eigentlich nur zum Heulen zumute war.
„Idioten, ich hatte ihnen ausdrücklich nahe gelegt, ihn in den Innendienst zu platzieren, jetzt wo er wieder Vater geworden ist. Weiß es unsere Kleine schon?“, fragte er verärgert.
„Ich habe im Krankenhaus angerufen, in dem sie legt, eine Schwester wollte zu ihr gehen. Sind die anderen auch da?“, fragte er und sah zu Lola.
„Was macht sie hier, hast du sie extra einfliegen lassen?“, wusste der General nicht, was er mit Lola anfangen sollte.
„Nein, meine große Schwester kämpft auch gerade mit dem Tod, ja auch Air Force Piloten können sterben, wir sind nicht viel anders als ihr Armeeleute. Meine ganze Familie ist hier, die Frage nach ihrer Familie haben Sie Ihrem Sohn noch nicht beantwortet“, erkannte sie trotzig.
„Jeff und die anderen werden gerade aus Bagdad raus geflogen, wir müssen jetzt alle zusammen sein“, erwiderte General, der nicht auf Lolas Beschimpfungen hörte, was sie noch viel rasender machte. Mit ihrer aufgestauten Wut aufs Militär machte sie damit Luft, dass sie dem General einen gekonnten Kinnhaken verpasste, der ihn umhaute.
„Sie können vielleicht mit ihren weiblichen Untergebenen so rum springen, aber den Frauen Ihrer Familie sollten Sie etwas Respekt entgegen bringen, haben wir uns da verstanden?“, schnaubte sie und ging zurück zu ihrer Familie.
„Unverschämtheit, sobald wir zu Hause sind, will ich mit Ihrem Vorgesetzten sprechen“, rappelte sich der General verdattert auf.
„Tut mir leid, so weit reicht dein Arm nicht, sie ist Zivilistin. Hat sie dir wehgetan?“, fragte Wade, der trotz der Tragik des Moments grinsen musste.
„Nur mein Ego hat was abbekommen, ich hab noch nie was von einer Frau abbekommen“, entschied er verärgert.
„Es gibt immer ein erstes Mal, lass uns ins Wartezimmer gehen und dort auf die anderen warten“, bat er.
So kam es, dass die Hollace Familie das erste Mal auf die Headsmith Familie traf und dort im Wartezimmer aufeinander starrte.
„Warum starrt der Mann dich da so an?“, fiel Ian auf, wie General Hollace sie böse ansah.
„Kann daran liegen, dass ich ihm gerade eine verpasst hab, sexistischer Bastard“, grummelte Lola vor sich hin.
„Du hast einen General geschlagen, spinnst du? Hat er dich angegriffen?“, fragte Linda entsetzt.
„Nicht körperlich, nein. Ich wollt euch das eigentlich in einer ruhigen Minute sagen, aber ich werde bald seinen Sohn heiraten, leider damit auch diese Familie“, erkannte sie in aller Seelenruhe.
„Nein, du wirst keinen Armeesoldaten heiraten“, zischte Linda.
„Oh doch, werde ich. Ich hab dir das nicht gesagt, um nach Erlaubnis zu fragen. Aber das besprechen wir später noch“, entgegnete sie und setzte sich demonstrativ zu ihrem Verlobten und hielt seine Hand.
„Kommst du hier her!“, war Ian ganz entrüstet, dass zu sehen.
„Ich bin kein Hund, Dad, lass mich in Frieden“, zischte sie zurück und in dem Moment sprang die Schwingtür auf und der Arzt der Hollaces stand im Raum.

Neunzehntes Kapitel


„Captain Hollace?“, fragte er in den Raum und Wade sprang auf.
„Der bin ich“, erkannte er mit schwacher Stimme.
„Ihr Schwager ist über den Berg, aber wir mussten ihm den linken Unterarm abnehmen, er war total zerfetzt“, erkannte der Arzt mit ernster Miene.
„Aber er wird es überleben?“, fragte Wade mit etwas festerer Stimme.
„Wenn die Wunde sich nicht weiter infiziert, ist er auf dem besten Weg dahin. Man, Sie sind alle Hollaces hier, ich hatte noch nie mehr als einen Angehörigen hier drin, Sie müssen echt eine starke Familienbindung haben“, stellte der Arzt fest.
„Wenn es um die Army geht, kommen alle schnell gesprungen. Habt ihr es gehört, er wird nicht krepieren, also schleicht euch“, wütete Wade und die Gruppe löste sich wieder auf.
Die Headsmith mussten noch weitere zwei Stunden dort sitzen und auf den Arzt warten. Auch Tamara sollte diesen Tag überleben. Sie war beim Landen auf einen Flugzeugträger über das Ziel hinausgeschossen und ihr Flugzeug hatte sich überschlagen, weil es sich im Fangseil verhangen hatte. Sie hatte sich ihr Bein kompliziert gebrochen und hatte ein schweres Schädelhirntrauma, sie würde eine ganze Zeit außer Dienst sein.
„Ich will dich gar nicht loslassen“, hielt Wade seine Verlobte fest an sich.
„6 Wochen, dann kommst du wieder und dann heiraten wir, okay?“, sah Lola das mit optimistischen Augen und küsste ihn.
„Du willst mich also immer noch heiraten?“, fragte er erfreut.
„Ich hab deinen Vater geschlagen, ich gehör jetzt doch irgendwie zur Familie, oder? Sag deinem Vater, dass es mir Leid tut, ich musste meinen Frust nur irgendwo abladen“, erkannte sie lächelnd.
„Entschuldige dich nicht bei ihm, er hat das erste Mal bei einer Frau seine freche Klappe gehalten, das hat mir gefallen. Hier, du wirst doch sicher Yade in den nächsten Tagen besuchen, bring ihr das für Stan jr. vorbei, sag ihr, dass ich sie lieb hab und bald wieder heim komme“, erkannte er und gab ihr einen Teddybär, der eine Armeesoldatenuniform trug.
„Werde ich. Wird Stan senior heut noch in die Staaten geflogen?“, fragte sie.
„Nein, er muss noch ne Woche hier bleiben, das wird Yade gar nicht gefallen. Wie geht’s deiner Schwester Tamara?“, fragte Wade und sah zur der Familie Headsmith, die bei Tamara war.
„Wir nehmen sie heut noch mit nach Hause, eigentlich sollte sie noch hier bleiben, aber mein Vater hat ein Mal die Stimme erhoben und schon wird sie First Class nach Hause geflogen“, entgegnete sie mit einem giftigen Unterton.
„Ist doch gut für Era, sie braucht ihre Mutter. Oh man, ich würde so gern mit dir nach Hause kommen“, erkannte er und küsste sie wieder.
„Und ich würde gern bei dir bleiben, aber ich müsste schon längst bei der Arbeit sein. Ich liebe dich, pass auf dich auf“, erkannte sie und sah zu, wie ihr Verlobter zurück zu seinem Flieger ging.
 
Während dem Flug nach Hause, hütete Lola ihre kleine Nichte, während sie neben Tamara beim Krankentransport saß. Ihre Eltern schliefen, sie hatten ja die Nacht nicht geschlafen, sie eigentlich auch nicht, aber sie hatte sich irgendwie daran gewöhnt nicht zu schlafen.
„Kleines, du siehst müde aus, ruh dich aus, die Stewardess kann sie doch kurz nehmen“, erwiderte Tamara, die zusah, wie sich ihre Schwester rührend um ihre Tochter kümmerte.
„Hey, du bist wach, wie geht’s dir?“, fragte Lola, die erfreut war, dass ihre Schwester wach war.
„Ich seh’ verschwommen, wo sind wir?“, fragte Tamara und blinzelte.
„Auf dem Weg nach Hause, wir haben dich fast verloren, Schwester“, erkannte Lola und kam zu ihr hin.
„Sieht ganz so aus, aber ich lebe noch“, bemerkte sie mit einem Lächeln.
„Du findest das witzig, oder? Fang endlich mal an, Ehefrau und Mutter zu sein, du lebst nicht nur für dich“, wollte Lola das mal loswerden.
„Du hast Recht, da sollte ich mal mit anfangen“, erkannte Tamara schuldbewusst.
„Du bist auf Schmerzmitteln, oder?“
„Voll drauf, aber ich hab verstanden, was du meintest“, erwiderte Tamara und Lola setzte Era auf Tamaras Schoß.
„Mein Gott, sie ist so groß, was hab ich getan?“, stellte Tamara fest.
„Merk dir das Gefühl, wenn du nächstes Mal so einen Mist machst. Jetzt schlaf ein bisschen, wir sind in einer Stunde in Washington“, erwiderte Lola und nahm Era wieder zu sich.
 
Nach der Arbeit ging Lola zu Yadira ins Krankenhaus.
„Hey Mummy, wie geht’s dir?“, fragte Lola liebevoll, als sie zu Yadira ins Zimmer kam.
„Lola, Süße ich hätte dich ja angerufen, aber mir ging es nicht so gut“, erwiderte Yadira erfreut sie zu sehen.
„Ich hab’s von Wade erfahren, ich hab ihn in Rammstein kurz gesehen. Ich hab deinen Mann gesehen, hast du ihn schon gesprochen?“, fragte Lola und ging zu dem Babybettchen.
„Nein, sie haben ihn die ganze Zeit ruhig gestellt, der Arme hat furchtbare Schmerzen, sie wollen ihn so viel wie möglich schlafen lassen. Er wird zwar seinen Sohn nicht in seinen Armen fest halten können, aber er wird leben und dass ist das was zählt. Wie geht es deiner Schwester?“, fragte Yadira.
„Sie hat ziemlich was abbekommen, aber das bringt sie mal dazu, inne zu halten und ihr Leben zu überdenken. Wann kannst du hier raus? Ich hol dich ab“, erwiderte Lola und setzte den Bär ins Babybett.
„Meine Mutter holt mich ab, trotzdem danke. Was ist das für ein Teddy?“, fragte Yadira und Lola nahm den Bären wieder in die Hand.
„Von Wade, er wollte, dass ich ihn Stan jr. bringe“, erwiderte Lola und gab ihr den Teddy.
„Ich werde euch zu seinen Paten machen, das wollt ich euch eigentlich erst sagen, wenn er wieder zurück ist, aber wir sind beide im Moment im Krankenhaus, es kann immer was passieren, ich will dich als Patin eintragen lassen, wenn dir das Recht ist“, entgegnete Yadira.
„Das ist das Beste, was ich je von einem Menschen gehört hab, außer dem Heiratsantrag von deinem Bruder natürlich“, erwiderte sie strahlend.
„Also nimmst du an?“
„Ja, natürlich, das meinte ich damit, du wirst aber nicht um drei Uhr nachts anrufen, dass ich den Kleinen nehme, oder?“
„Nein, nur ein bis zwei Mal die Woche. Nein, im Ernst, bei dir und Wade weiß ich, dass mein Kleiner nicht irgendwo hin abgeschoben wird, wenn ich irgendwo hin muss, wo auch immer das sein wird“, entschied sie mit sanfter Stimme.
„Wo muss ich unterschreiben?“, fragte Lola zustimmend und so war es abgemacht.
 
„Ja, wir sind Stan jrs. Paten, ist das nicht unglaublich?“, telefonierte Lola zwei Wochen später mit Wade.
„Sie musste unter Drogen gestanden haben, ich glaub das nicht“, war auch Wade erfreut.
„Doch, ich hab die Kopie ihres Schreibens vor mir. Wenn du in einem Monat zurückkehrst, werden wir mit ihm in den Park gehen und ihm die Welt zeigen, eine Welt ohne Gewalt“, freute sich Lola schon.
„Das klingt wunderbar, ich kann schon von dem Gedanken zehren“, erwiderte er müde.
„Komm zu mir zurück bitte, versprech mir das“, bat sie flehend.
„Ich werde alles tun, um zurück zu dir zu kommen“, versprach er und sie legten auf.
 
Der Monat bis zu seiner Rückkehr verging wie eine Ewigkeit. Nach einem Besuch bei Maria kam sie mit einem schönen Sommerkleid am Washingtoner Flughafen an. Sie war noch nie so glücklich darüber einen Mann in Uniform zu sehen. Sie schlang ihre Beine um seine Hüften und küsste ihn leidenschaftlich.
„Genauso wollt ich begrüßt werden, hey Schatz“, holte er Luft uns ließ sie runter.
„Bitte verlass mich nie wieder, hörst du?“, wollte sie ihn gar nicht mehr los lassen.
„Ich werde jetzt bei dir bleiben, ich hab meinen Vater angefleht, dass er mir einen Job im Pentagon besorgt, war nicht die glorreichste halbe Stunde meines Lebens“, erwiderte er etwas beschämt.
„Das hast du wegen mir gemacht? Dass du nicht mehr weg musst?“, fragte sie gerührt.
„Ich hab immer gedacht, dass der Einsatz mein Leben ist, aber durch Stanleys Unfall ist mir klar geworden, dass ich wirklich sterben kann“, erwiderte er.
„Du bist also wach geworden, so wie meine Schwester auch. Jetzt können wir heiraten“, freute sie sich und brachte ihn zu ihrem Wagen.
„Du hast einen Van gekauft? Einen Familienvan?“, fragte er, als sie zu einem großen Wagen mit Schiebetüren ging.
„Damit kann ich Julian besser abholen, ich hab dir noch gar nicht erzählt, was er gemacht hat“, erkannte sie und flippte den Wagen auf.
„Er beginnt sein Leben neu, das hat was. Ich will unbedingt noch zu meiner Schwester und meinem Patenkind, sein Bild, was Stanley mir auf dem Handy geschickt hat, hat mich durch eine sehr schwere Zeit geführt“, erkannte er und zeigte das Bild auf seinem Handy.
„Da bin ich auch drauf, auf dem Bild“, erwiderte sie gerührt, als sie das Bild sah, auf dem sie Stan jr. im Arm hielt.
„Ja, das ist das Bild, was Stanley gemacht hat, als er zurückgekommen ist. Die zwei wichtigsten Menschen in meinem Leben“, bemerkte er und sie lächelte.
„Ich werde bei ihnen vorbei fahren. Und danach werde ich dir geben, was du jetzt eine ganze Weile sehnsüchtig vermisst hast“, säuselte sie.
„Oh ja, ein Mal durchschlafen in meinem großen gemütlichen Bett“, freute sich Wade schon.
„Oh nein, erst die Arbeit, dann das Vergnügen, mein Süßer“, erkannte sie.
 
„Oh Gott, das tut so gut dich zu sehen“, erwiderte Yadira, als sie ihren Bruder begrüßte und drückte ihn fest.
„Ebenso, man du siehst toll aus, wie eine richtige Mutter. Du strahlst richtig. Wie geht’s Captain Hook?“, fragte Wade und sah sich um.
„Ich geb dir gleich Captain Hook, Kleiner. Wen haben wir denn da, den Jungen, der mir den Job im Pentagon vor der Nase weggeschnappt hat“, begrüßte Stanley seinen Schwager. Er hatte beide Arme noch.
„Hey Alter, kannst du zaubern?“, fragte Wade verdattert.
„Nein, aber ich habe einen Onkel, der das kann. Mein Onkel hat mir die neuste Prothese besorgt, die es auf dem Markt zu kaufen gibt. Das fällt gar nicht mehr auf. Ich kann zwar meinen Sohn damit nicht halten, aber ich kann meiner Frau eine Flasche aufmachen. Auch wenn das dämlich klingt, aber dieser Unfall hat mir die Augen geöffnet. Mein Gott, ich bin dreißig, hab zwei wundervolle Kinder und eine hinreißende Frau, das hätte ich fast alles verloren“, erwiderte Stanley.
„Alle erwachen langsam aus ihrem Traum von Patriotismus und der Tatsache den Eltern gefallen zu wollen. Okay, nicht alle, eine große Anzahl von unseren Familienmitgliedern ist immer noch da draußen, aber ich bin dankbar für jeden, der hier bleibt“, freute sich Lola.
„Dad wird nie zustimmen, dass ihr heiratet“, stellte Yadira plötzlich klar.
„Ich brauche Dads Zustimmung nicht. Ich brauche nur euch als Trauzeugen, ein Standesamt und meine wundervolle Verlobte“, erwiderte Wade zufrieden.
„Das klingt echt zu schön um wahr zu sein. Sagt uns wo und wann und wir sind da“, erkannte Yadira zustimmend.
 
Einen Monat später an einem wundervollen Oktobermorgen gingen die vier zum Standesamt. Sie hatten geplant, die Familie, zumindest die, die in der Stadt waren am Abend einzuladen, angeblich zu einer Verlobungsfeier.
 
Lola trug zur Hochzeit einen schlichten schwarzen Anzug und Stiefel, Wade hatte beinahe dasselbe an, nur trug er ein Hemd unter dem Jackett.
„Meine Mutter kriegt sicher einen Herzinfarkt, wenn sie die Fotos sieht“, schmunzelte Wade, als sie vor dem Standesamt standen.
„Das ist unsere Uniform, die Uniform der schwarzen Schafe. Du hast die beiden wirklich dazu gebracht, weiß zu tragen“, erkannte Lola, als sie sah, wie Yadira und Stanley mit den Kindern aus dem Wagen stiegen.
„Das wird allen Parteien gefallen, dann kann sich niemand über die Farben beschweren. Hey Leute, hier sind wir“, winkte Wade sie her.
„Entschuldigt, wir sind etwas spät, so ist das, wenn man Kinder hat, werdet ihr noch schnell genug herausfinden“, eilte Yadira mit ihrer Tochter an der Hand zu ihnen.
„Hoffentlich nicht so bald, mit dem Kleinkind, was ich hier neben mir hab. Können wir?“, witzelte Lola und sie gingen hinein.
 
Eigentlich wollten sie den Tag mit einem gemütlichen Zusammentreffen im Broken Souls abrunden, doch es kam anders.
„Hey, da seid ihr ja endlich, wo habt ihr so lang gesteckt?“, kam Toren in einem schicken Anzug zu ihnen an die Tür.
„Schwester, du kannst wohl kein Geheimnis für dich behalten, oder?“, fragte Wade und sah seine Schwester an, die ihre schlafende Tochter auf dem Arm trug.
„Ich war es nicht, versprochen“, tat Yadira unschuldig.
„Du kleine Lügnerin, das kann nur dir einfallen, heimlich eine Party für uns zu geben“, glaubte Wade ihr nicht.
„Beschuldige deine arme Schwester nicht, das ist nicht nett“, kam Icarus zu Toren hin.
„Ice, man, ich dachte du wärst noch in Afghanistan“, umarmte Wade seinen Freund.
„Ich bin seit gestern wieder hier, ich hab Toren getroffen und der sagte mir, dass du heiraten willst. Ich konnte doch nicht wieder hier abhauen, ohne meinem Kumpel eine Party auszurichten“, erkannte Icarus und stieß die Türen zur Halle auf. Dort war ein Büfett und es waren viele Tische zu einer Tafel aufgebaut.
„Tor, du machst mir langsam Angst“, bemerkte Lola freudig überrascht.
„Kleines, ich war über 8 Jahre lang ein Jag-Anwalt, ich weiß mehr als Gott“, schmunzelte Toren und führte sie in den Saal.
„Für wen ist das ganze Essen? Wir sind nur zu siebt“, lief Wade an dem Büffet vorbei.
„Leute, wenn ich ne Party schmeiße, lad ich doch Leute ein“, erwiderte Toren und nacheinander kamen Julian mit seiner Freundin, Lawrence, Bonnie, Wallis und noch ein paar andere Leute, die Lola jetzt nicht auf Anhieb erkannte in den Saal.
„Eure Freunde, meine Freunde, denn es ist eine Schande seine Hochzeit ganz allein zu feiern, wenn ihr das wirklich hättet machen wollen, wärt ihr nach Vegas geflogen“, erwiderte Toren und das Brautpaar begrüßte die Anwesenden erfreut. Es wurde ein rauschendes Fest und alle hatten viel Spaß.
 
Als das frisch verheiratete Paar kurz vor Halloween Dekoration für das Broken Souls kaufen wollten, kamen sie an dem Cafe vorbei, in dem sie ihr zweites Date gehabt hatten. Durch das Fenster konnten sie sehen, wie sich ihre beiden Väter angeregt unterhielten. Sie schienen sich gut zu verstehen.
„Die beiden sind Freunde, ich glaub es nicht“, erwiderte Wade erkennend.
„Die wollten uns nur quälen, das ganze Gequatsche, dass wir die Gegenseite hassen sollen, nur Lügen“, erwiderte Lola und wollte hineingehen.
„Ganz ruhig Schatz, wir gehen hier ganz cool rein, wir wollen nur einen Kaffee trinken“, beruhigte Wade seine Frau und zog sie ins Cafe.
„Ich will einen Capuccino mit fettfreier Milch, hey, Dad, General, das ist ja überraschend euch hier zu sehen“, bat sie ihren Mann einen Kaffee zu holen und ging auf die beiden zu.
„Lola, hey, das sollte eigentlich eine Überraschung werden. Wir beide haben uns getroffen und einen Waffenstillstand vereinbart. Es wird Zeit unsere alten Vorurteile über Bord zu werfen, jetzt wo wir eine Familie sind“, erkannte Ian.
„Lass mich raten, Yadira?“, fragte Wade, der mit dem Kaffee zurückkam.
„Deine Schwester ist nicht gerade das Fort Knox der Geheimnisse. Wir werden nicht die besten Freunde werden, sicher nicht, aber wir werden in Gegenwart der Schwiegersohn oder Schwiegertochter uns zurückhalten und sie oder ihn mit Respekt behandeln“, erklärte Terry trocken.
„Das ist nett, danke. Das ist das einzige was wir wollten. Schönen Tag noch, Sirs!“, erwiderte Wade, nahm seine Frau an die Hand und ging mit ihr in das rege Treiben der Stadt zurück.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 23.09.2010

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /