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Erstes Kapitel


Es regnete an dem Tag in San Diego, an dem Nulpi Semuta starb. Ihr Halbbruder Rai wusste weder von dem Regen, noch von dem plötzlichen Ableben seiner Schwester. Er lebte weit entfernt von ihr in Kansas City in Missouri und war ein Zauberer. Kein Zauberer, wie der Zauberer von Oz oder David Copperfield, obwohl er auch schon einige Blondinen gehabt hatte, er spielte im Fußballteam der Kansas City Wizards und war mit seinen 26 Jahren zwar nicht mehr der Jüngste aber der erfolgreichste Spieler im Team. Er war topfit, eigentlich, denn an diesem Morgen war er ziemlich verkatert.
„Rai, Telefon“, rief Rais Mitbewohner, als er auf dem Bett lag und in einem Playboy blätterte.
„Sag ich ruf zurück, hab’ Besuch“, rief Rai zurück.
„Miss Juni ist wohl kaum Besuch. Komm schon, ich bin nicht dein Sekretär“, rief sein Mitbewohner und er stand auf.
„Nein, du bist sicher nicht mein Sekretär, sonst hätte ich dich längst gefeuert. Ach, gib her“, murmelte er und riss seinem Kumpel das Telefon aus der Hand.
„Ja?“, fragte er mürrisch ins Telefon.
„Raiquen Semuta?“, fragte eine Frauenstimme.
„Rai Semuta, ja!“
„Ich bin eine Freundin Ihrer Schwester, ich muss Ihnen leider mitteilen, dass Ihre Schwester verstorben ist“, erklärte die Frauenstimme.
„Da müssen Sie mich verwechseln, ich hab’ keine Schwester“, erkannte Rai und gähnte.
„Nulpi Semuta ist also nicht Ihre Schwester?“, fragte die Frau am Telefon verwundert.
„Ach, das ist die Tochter von meinem Stiefvater, kenn‘ sie nicht wirklich. Es tut mir Leid, dass Sie verstorben ist, aber das interessiert mich nicht besonders“, berührte ihn das kaum.
„Oh man, auf diese Antwort war ich jetzt nicht gefasst“, murmelte die Frau.
„Ich kann keine Trauer empfinden, weil ich sie nicht gekannt habe, sonst noch irgendwas?“, erklärte Rai.
„Ja, es gibt noch etwas Wichtiges. Sie hat eine fünfjährige Tochter namens Suyai“, erklärte die Frau.
„Ich kenne Suyai nicht“, entschied Rai.
„Das werden Sie aber ab morgen, ich werde Suyai zu Ihnen bringen“, erklärte die Frau trocken.
„Okay, der war gut, bye“, wollte er schon auflegen.
„Das war mein voller Ernst Mr. Semuta, Sie sind der einzige Verwandte der Kleinen hier in den vereinigten Staaten und werden als Vormund eingesetzt“, erkannte die Frau.
Rai verstand in dem Augenblick die Ernsthaftigkeit dieses Anrufes.
„Wer sind Sie noch mal?“, fragte er mit ernster Stimme.
„Lucy Binder vom Jugendamt in San Diego. Sind die Räumlichkeiten Ihrer Wohnung kindergerecht?“, fragte Mrs. Binder und Rai sah sich um. Überall lagen Bierflaschen und Stapel von Pornoheften herum.
„Was verstehen Sie unter kindergerecht?“, fragte er vorsichtig.
„Dann machen Sie es kindergerecht, ich werde morgen 16 Uhr bei Ihnen eintreffen und mir selbst ein Bild über die Situation machen. Einen schönen Tag noch“, erkannte Mrs. Binder und er hörte nur noch ein Klicken vom anderen Ende der Leitung.
„Was wollte das Jugendamt von dir? Haben sie wegen Überfüllung wegen deiner unehelichen Kinder angerufen?“, fragte sein Mitbewohner hämisch.
„King, ich schmeiß dich raus“, bemerkte Rai tonlos. Lucian King, wie King mit bürgerlichem Namen hieß klappte die Kinnlade herunter.
„Das kannst du nicht machen, du hast mir versprochen, ich kann hier mietfrei wohnen, wenn ich genug Miezen anschleppe und du hast dich bis jetzt nicht beklagt, oder?“, fragte King verwundert.
„King, du weißt ich liebe dich wie einen verhassten Bruder, aber mein Leben wird sich ab morgen ändern“, erwiderte Rai und sammelte ein paar Bierflaschen um sich herum auf.
„Du schmeißt mich sofort raus?“, war King total verwirrt.
„Ja, tut mir leid“, entschuldigte er sich.
„Du wirst keine Miezen mehr bekommen, ohne mich, das ist dir klar, oder?“, fragte King sauer.
„Sei bloß nicht so von dir überzeugt, pack‘ deine Sachen und verschwinde hier“, entschied er ernst.
„Ich wusste doch, dass dein Ego-Trip sich irgendwann in eine Manie verwandelt, ach leck‘ mich doch“, erkannte King und rauschte in sein Zimmer, um sein Zeug zu packen.
„King, mach auf, ich muss dir das erklären“, bat Rai, als er wenig später gegen die Zimmertür seines Mitbewohners hämmerte.
„Du bist durch geknallt, da brauchst du nichts zu erklären. Ich hab’ meine Sachen zusammengepackt, ich nehm mit, was ich tragen kann, den Rest hol‘ ich morgen“, bemerkte King raunzend und schulterte seine Reisetasche.
„King, bitte, hör‘ mich an“, bat Rai.
„Rai, ich hab’ dich immer verteidigt, als dich alle ein egoistisches Arschloch genannt haben, was für eine Zeitverschwendung“, raunzte King und knallte die Eingangstür hinter sich zu.
King hatte über zwei Jahre bei ihm gewohnt und des hatte immer gut mit ihnen geklappt, aber jetzt musste sich plötzlich alles ändern. Er hatte 36 Stunden Zeit, um sich von einem spätpubertierenden Singlemann mit Trinkproblem in einen erwachsenen Mann zu verwandeln, der reif genug war, ein Kind zu erziehen.

Zweites Kapitel


„Rai, wir haben heute endlich einen Tag ohne Training, wie kommst du jetzt plötzlich darauf, deine Wohnung neu zu streichen?“, bemerkte Fox, Spieler bei den Wizards, und kam zusammen mit den anderen Mitgliedern des Teams in seine Wohnung, um sie seinem Wunsch nach zu streichen.
„Es ist Zeit für eine Veränderung, ich hab’ King raus gekickt und jetzt räum ich mein Leben auf“, entschied Rai.
„Kann ich deine Pornohefte haben?“, fragte Fox und grinste.
„Auch wenn es mir im Herzen wehtut, dir meine gesamte Playboy-Sammlung zu vermachen, pack‘ sie ein“, entschied Rai und schloss die Tür hinter dem letzten, der durch sie kam.
„Okay, ich hab’s oft befürchtet, du hast mit den Drogen angefangen“, war Fox erschreckt.
„Nein, ich nehme keine Drogen, ich bekomme morgen Besuch von meiner Nichte“, gestand Rai, obwohl er es eigentlich verschweigen wollte.
„Ist sie heiß?“
„Sie ist fünf, du Hornochse!“
„Oh, tschuldige!“
„Meine Schwester ist heut‘ Morgen gestorben“, erwiderte Rai.
„Das tut mir leid!“
„Ja danke, ich kannte sie nicht, ich hab’ sie nur ein Mal gesehen, sie ist die Tochter des zweiten Ehemanns meiner Mutter“, erklärte er.
„Wie lang wird die Kleine bei dir bleiben?“, fragte Fox.
„Wie es aussieht für immer, ich bin ihr einziger Verwandter in den Staaten und sie wird jetzt bei mir wohnen“, erklärte Rai.
„Und die Crackhäuser sind alle überfüllt?“, frotzelte Fox.
„So schlimm bin ich jetzt auch wieder nicht“, entschied Rai leicht verärgert.
„Aber fast. Welcher hirnrissige Idiot vertraut dir bitte ein Kind an?“, mischte sich ein anderer Spieler an.
„Ich kann gerade eure Hilfe gebrauchen, nicht euren Spott“, entgegnete er gereizt.
„Wir haben alle weder Kinder noch ein geregeltes Privatleben, auf welche Weise sollen wir dir bitte helfen“, schlussfolgerte Fox.
„Als erstes wär es toll, wenn ihr diese versiffte Tapete streichen helfen könntet“, bat Rai und die Jungs fingen an zu streichen. 2 Stunden später hatten sie die kleine Wohnung gestrichen, alle jugendfreien Sachen entsorgt und alle Fenster offen stehen, um frische Luft zu schaffen.
„Wie soll ich bitte für ein Kind sorgen? Ich bin grade erst vor zwei Jahren selbst zu Hause ausgezogen“, bemerkte Rai, als er auf dem Sofa sitzend mit Fox über alles diskutierte.
„Das frag‘ ich mich auch, vor allem kennst du dieses Kind nicht, es wird Jahre dauern, bis sie eine Beziehung zu dir aufbaut“, schlussfolgerte Fox.
„Danke Fox, sehr aufbauend“, murrte Rai.
„Ist doch nur die Wahrheit. Hast du deine Mutter schon in Santiago erreicht?“, fragte Fox.
„Sie werden Mum und Stiefpapi schon kontaktiert haben, wegen Nulpis Tod, hoffe ich mal zumindest, sonst muss ich annehmen, dass meine Mutter und der komische Kerl mich hassen“, konterte Rai.
„Du solltest sie trotzdem anrufen, er war 12 Jahre lang dein Dad und deine Mutter liebt ihn, er hat heute seine Tochter verloren, die er nicht öfter gesehen hat als du, weil seine Ex mit ihr ans Ende der Welt gezogen ist“, riet Fox ihm.
„Ich hab dir so einiges erzählt, als ich betrunken war, oder?“, fragte Rai.
„Du warst oft betrunken, also ja. Du musst jetzt nüchtern bleiben, schaffst du das überhaupt noch?“, fragte Fox und sah Rai an.
„Fox, ich bin Profisportler, kein Alkoholiker“, behauptete Rai.
„Ah, wie du meinst. Muss ich noch länger mit dir hier rumsitzen? Ich meine ich wollte eigentlich den Alkohol aus meinem Körper schwitzen, den ich gestern mit dir um die Wette getrunken habe“, fragte Fox.
„Geh‘ Fox, danke dass du geblieben bist. Du stinkst übrigens heftig nach Alkohol“, bemerkte Rai.
„Fass‘ dir an deine eigene Nase. Man, du kriegst fast jeden Monat einen Anruf von irgendeiner Tussi, die behauptet, dass du der Vater ihres Kindes bist, jetzt hat dir deine Schwester ein Kind untergejubelt“, bemerkte Fox schadenfroh. „Verschwinde, Fox“, bat Rai und Fox stand auf.
„Nichts lieber als das. Kopf hoch Kumpel, das wird schon“, entgegnete Fox und stand auf.
„Du bist echt mies im Aufbauen, aber danke. Lass mich kurz meine Turnschuhe anziehen, ich geh mit dir joggen“, erwiderte Rai und nachdem er sich die Schuhe angezogen hatte, folgte er ihm nach draußen.
„Rai, konzentrier‘ dich, wo bist du nur mit deinen Gedanken?“, nörgelte der Trainer, als sie am nächsten Tag kurz vor drei trainierten.
„Es tut mir leid Coach, ich muss gehen“, erwiderte Rai mit abwesendem Blick, ging zum Rand, nahm seine Tasche und ging zu seinem Wagen.
„Kann mir mal jemand erklären, was in den gefahren ist?“, fragte der Trainer naserümpfend.
„Keine Ahnung, was der Alki schon wieder hat“, bemerkte ein Spieler und sie sahen zu, wie ihr bester Spieler nach Hause fuhr um sich seiner Verantwortung zu stellen.

Drittes Kapitel


„Ich trage eine Krawatte, warum trage ich eine Krawatte, ich bin kein Krawattentyp“, murmelte Rai vor sich hin, während er kurz vor vier auf die Ankunft seiner Nichte wartete. Er lockerte seine Krawatte um sie gleich wieder fest zu ziehen, als es an der Tür klingelte.

Mit nassschwitzenden Händen öffnete er die Tür.
„Mr. Raiquen Semuta?“, fragte die Frau mittleren Alters, die an seiner Tür stand.
„Rai Semuta, bitte. Lucy Binder, nehm‘ ich an“, bemerkte Rai nervös und schüttelte ihre Hand.
„Ja, die bin ich, und das ist Suyai“, stellte Mrs. Binder ihm seine Nichte vor und ein kleines Mädchen kam hinter ihrem Rücken hervor.
„Suyai, meine Süße, das ist dein Onkel Rai, du wirst jetzt bei ihm bleiben“, erklärte Mrs. Binder, als sie sich zu dem Kind heruntergebeugt hatte.
„Bist du ein Zauberer?“, fragte Suyai mit piepsiger Stimme.
„Nein meine Kleine, ich bin dein Onkel. Süß, die Kleine, kommen Sie doch rein“, bat Rai und sie gingen mit ihm in die Wohnung.
„Frisch gestrichen, war sicher nötig. Haben Sie ein Zimmer für Suyai?“, fragte Mrs. Binder forschend und Rai machte die Tür zu Kings altem Zimmer auf, um ihr das Zimmer zu zeigen.
„Es ist noch etwas kahl, aber ich werde ein kindergerechtes Bett und Spielsachen kaufen. Ich hab’ schon den gekauft“, erwiderte Rai und nahm den Teddybären auf, den er auf dem Bett platziert hatte, um ihn Suyai zu geben.
„Sieh mal Suyai, ein Teddybär. Suyai bist du ein braves Mädchen und bleibst kurz hier drin, dass ich mich mit deinem Onkel unterhalten kann?“, bat Mrs. Binder und setzte Suyai aufs Bett.
„Wir sind gleich wieder da, meine Kleine“, bemerkte Rai und ging mit Mrs. Binder nach draußen.
„So, Mr. Semuta, hier sind die Papiere, herzliches Beileid noch mal, Sie müssen die Kanten noch kindersicher machen und das Kinderzimmer gestalten, sonst seh’ ich keinen Grund, warum sie nicht bei Ihnen wohnen sollte“, entgegnete Mrs. Binder und legte die Papiere auf die Küchenablage.
„Das ist doch alles Wahnsinn, ich bin ein Singlemann und Sportler, Sie wollen doch nur, dass sie nicht im Kinderheim landet, oder?“, verstand Rai nicht.
„Sie sind doch ein anständiger junger Mann, Sie haben die besten Absichten, wie ich sehe, Sie bekommen das hin“, versicherte Mrs. Binder und streckte ihm einen Stift hin.
„An was ist meine Schwester eigentlich gestorben?“, fragte er plötzlich.
„Überdosis, sie war stark medikamentenabhängig“, berichtete ihm Mrs. Binder.
„Wie lange war Suyai schon in einer Pflegefamilie gewesen?“, wollte er wissen.
„15 Monate, wir wollten sie ihr zurückgeben, aber sie starb, bevor sie clean wurde. Sie wird bei Ihnen ein sicheres, stabiles zu Hause haben, sonst komm‘ ich rüber geflogen und versohl‘ Ihnen den Hintern“, bemerkte Mrs. Binder versöhnlich.
„Ich werde mein bestes tun, aber ich kann nichts versprechen“, bemerkte er.
„Das ist mehr, als sie sonst in Ihrem Leben hatte. Unterschreiben Sie, ich muss einen Flieger kriegen“, bat Mrs. Binder und er unterschrieb.
„Ich weiß nicht was sie mag, ich weiß nicht, was sie hasst, ich hatte nie Kontakt zu einer Fünfjährigen“, bemerkte er nervös.
„Ich bin ihre Betreuerin seit 15 Monaten, ich hab’ ein paar Sachen notiert“, erläuterte Mrs. Binder und legte ihm einen dicken Ordner mit Zetteln hin.
„Das sind keine Notizen, das ist ne Doktorarbeit“, erwiderte er überrascht.
„Das ist ihre ganze Akte, die ich jetzt endlich schließen kann, ich danke Ihnen so sehr, dass Sie die Kleine nehmen, sie war so mein Kleines Sorgenkind“, gestand Mrs. Binder.
„Danken Sie mir nicht zu früh, ein Kind zu erziehen, vor allem ein Problemkind ist nicht so einfach“, erwiderte er.
„Sie können mich immer anrufen, wenn Sie Probleme haben, aber Suyai ist so ein wunderbares Kind, sie ist wie durch ein Wunder weder verbittert, noch anstrengend“, erklärte Mrs. Binder und nahm den Zettel vom Tresen.
„Das klingt fast einfach“, entschied er.
„Das wird schon, einen schönen Tag noch, Mr. Semuta“, verabschiedete sich Mrs. Binder und ging Richtung Tür.
„Das ist alles, schönen Tag noch?“, fragte Rai etwas überfordert.
„Alle 6 Monate wird einer meiner Kollegen Sie besuchen und überprüfen, ob Sie ihr ein gutes zu Hause schaffen“, erklärte Mrs. Binder und öffnete die Tür.
„Ich brauch nen Drink“, murmelte er.
„Wie meinen?“
„Einen schönen Tag noch“, verabschiedete er sich und Mrs. Binder ließ den frisch gebackenen Vater allein.
„Hola Mama, comò estas?“, fragte Rai seine Mutter, als er seine Mutter in Chile anrief.
„Ist sie schon da?“, fragte seine Mutter.
„Gerade angekommen. Habt ihr den Verstand verloren?“, fragte Rai flüsternd.
„Dein Stiefvater hält dich für einen geeigneten Vater!“
„Seine Tochter war ein Junkie, besser als sie bin ich allemal“, erwiderte Rai.
„Da siehst du es, du wirst das hinkriegen“, versprach seine Mutter.
„Könnt Ihr sie nicht nehmen?“
„Sie wird in den USA eine bessere Schulbildung bekommen als in Santiago. Sie kommt in die Schule in ein paar Wochen, kümmere dich darum“, bat seine Mutter.
„Ich bin Profifußballspieler, kein Fußballvater, das ist ein großer Unterschied“, stellte Rai klar.
„Du wirst es werden!“
„Warum wusste ich eigentlich nicht, dass ich Onkel bin?“
„Du wolltest von der Seite deines Stiefvaters nichts wissen, jetzt weißt du es. Ein guter Rat, such dir eine Ehefrau“, bemerkte seine Mutter.
„Das sagst du mir schon länger“, entschied Rai.
„Davon wird es nicht weniger wahr. Jetzt hast du einen Anreiz. Streng‘ dich an, sonst komm ich rüber und versohl‘ dir den Hintern“, drohte seine Mutter.
„Da musst du dich hinten anstellen. Was mögen denn fünfjährige Mädchen so?“
„Keine Ahnung, ich hatte keine Tochter!“
„Das ist keine Hilfe!“
„Frag die Verkäuferin im Spielzeugladen, die kennt sich sicher aus. Sie braucht einen Schulranzen, Bücher und Hefte, die kriegst du da auch“, riet ihm seine Mutter.
„Okay, das werde ich alles kaufen. Sonst noch was?“
„Möge Gott dir beistehen“, bemerkte sie schmunzelnd.
„Danke Mum, das hilft mir sehr!“, grummelte er und legte wieder auf.
„So, meine Kleine, da bin ich wieder. Oh je, da ist aber eine müde, war nen langer Flug von San Diego hier her, was? Ich denke, hier gehört eine ins Bett“, sagte Rai freundlich, als sie zurück ins Zimmer von Suyai kam und seine Nicht sah, die ganz müde schien.
„Hast du was zu lesen?“, fragte Suyai und sah ihn mit großen brauen Augen an.
„Du bist fünf Jahre alt, du kannst noch gar nicht lesen“, schmunzelte Rai und schlug die Bettdecke auf, um sie ins Bett zu legen.
„Ich kann lesen, ich hab’ grad „Horton hört ein Hoo“ gelesen“, murmelte Suyai schläfrig.
„Bist du ein Genie oder so?“, fragte Rai überrascht.
„Bist du ein Idiot oder so?“, fragte die Kleine keck.
„Du fühlst dich wohl schon ziemlich wohl hier, Frechdachs!“
„Nicht, wenn du keine Bücher hast. Du hast sicher nur Kicker Magazine, oder?“, fragte Suyai. In dem Moment merkte Rai, dass er sich eine freche junge Lady eingehandelt hatte, die für Alter verdammt viel zu wissen schien. Sie musste schon ziemlich viel erlebt haben.
„Willst du den Börsenteil der Zeitung haben, um deine Aktien zu checken?“, fragte er frotzelnd.
„Der Comicteil wird es auch tun, danke“, konterte Suyai altklug und kopfschüttelnd ging Rai in die Küche, um die Zeitung zu holen. Dabei fiel ihm der dicke Ordner mit Suyais Unterlagen in die Hände und er öffnete ihn.
„IQ 157? Oh man, ich hab’ eine Hochbegabte im Haus, das wird noch lustig“, erkannte Rai und setzte sich auf den Barhocker am Küchentresen, um die Akte weiter zu lesen.
Er war gerade in die Akte vertieft, als er kleine Fußschritte auf dem Boden hörte.
„Oh man, du bist nicht gut in Dienstbotenaufgaben, oder?“, fragte Suyai und zog die Zeitung vom Tresen, an den sie gerade ran reichte.
„Gute Nacht, Kleines“, erwiderte Rai.
„Gute Nacht, muss ich dir auch beim Ausziehen helfen?“, fragte sie keck.
„Muss ich dich das nicht fragen?“
„Ich kann das selbst, danke und ich putz mir auch brav die Zähne. Würde ich dir auch raten, du magst David Beckham kennen, aber du musst nicht so schlechte Zähne haben wie ein Engländer“, erwiderte Suyai und tapste zurück in ihr Zimmer.
„Ich hab’ grad den Grund rausgefunden, warum sie nicht in einer Pflegefamilie geblieben ist“, murrte er kopfschüttelnd und griff zu seinem Telefon.
„Sie haben mir eine kleine aber nicht unwichtige Tatsache verschwiegen“, moserte Rai, als er Mrs. Binder anrief.
„Ich muss gleich in den Flieger, um was geht es denn?“, fragte Mrs. Binder.
„Meine neue Mitbewohnerin könnte mir die Realitätstheorie erklären“, bemerkte Rai trocken.
„Ja, ich weiß, süß nicht?“
„Süß? Ich muss sie in ein paar Wochen einschulen, soll ich sie gleich aufs College schicken?“, fragte Rai überfordert.
„Oder sie könnten mit ihr auf Tour gehen, so wie es Mozarts Vater mit seinem Sprössling getan hat“, scherzte Mrs. Binder.
„Das ist nicht witzig, Mrs. Binder, ich weiß nicht, wie ich mit ihr umgehen soll“, erwiderte Rai überfordert.
„Nicht anders, als mit einem normalen Mädchen. Sie sollten nur ihren Lehrern sagen, was sie kann, dass sie sich speziell fördern. Werden sie eh nicht machen und in 10 Jahren ist sie genau so dümmlich wie die anderen, das wird sich von allein regeln“, versprach Mrs. Binder.
„Das klingt ja furchtbar. Wie kann ich verhindern, dass sie verliert, was sie weiß?“, fragte Rai.
„Schicken Sie sie auf eine Privatschule“, riet Mrs. Binder ihm.
„Ich bin nicht David Beckham, ich muss immer noch für meine Collegegebühren abbezahlen“, erläuterte er.
„Aber sie kennen David Beckham, fragen Sie ihn doch, er ist sicher entzückt davon, sie zu unterstützen“, witzelte Mrs. Binder.
„Ich kenne David Beckham nicht, dass ich ihm bei einem Spiel gegen Galaxy die Hand geschüttelt habe, heißt nicht, dass wir beste Freunde sind. Ich mag ihn eigentlich gar nicht, er hält sich für was Besseres“, erkannte er.
„Dann würde ich nicht anstreben, auch solche englischen Zähne zu haben“, konterte Mrs. Binder.
„Ach von Ihnen hat sie die ganzen Ideen? Das erklärt einiges“, bemerkte er grummelnd.
„Das war ein fast 9 Stunden Flug, unterhalten Sie mal ne fünfjährige Hochbegabte mit der Wahrheit, ich hab’ einfach etwas die Realität verändert“, entschied Mrs. Binder.
„Bin ich auch Präsident von irgendwas?“, fragte er sarkastisch.
„Ich hab’ nicht gelogen, nur geflunkert, das ist ein großer Unterschied. Ich muss jetzt echt an Bord gehen, schönen Abend noch Mr. Semuta“, legte Mrs. Binder wieder auf.
„Das war echt der falsche Tag um mit dem Alkohol aufzuhören“, murmelte er und widmete sich wieder der Akte.

Viertes Kapitel


„Das ist echt nicht fair Coach, ich hatte echt einen wichtigen Termin gestern“, murrte Rai, als er Tags drauf Strafrunden um den Platz laufen musste, als er zum Einzeltraining verdonnert worden war.
„Ich hab’ deine egomanischen Anfälle satt Rai, das muss ich dir austreiben“, entschied sein Coach und machte ein Zeichen, dass er noch ne Runde laufen sollte, als er anhielt.
„Was soll die Kleine eigentlich hier? Deine weiblichen Fans werden auch immer jünger“, entgegnete der Coach.
„Das ist meine Nichte, Coach, ich hab’ sie gestern zu mir genommen, meine Schwester ist gestorben“, erklärte Rai und sein Coach machte ein Zeichen, dass er anhalten sollte.
„Deine Schwester ist gestorben? Warum hast du nichts gesagt, dann hätte ich dir heute frei gegeben“, bemerkte der Coach und Rai kam keuchend zu ihm.
„Ich kannte meine Schwester fast nicht“, erklärte Rai.
„Warum übergibt sie dir Schwachmaten dann ihre Tochter?“, fragte der Coach.
„Weil ich der einzige bin, den sie noch hat“, entschied Rai und sah zu seiner Nichte, die in einen dicken Schmöker auf ihren dünnen Beinchen liegen hatte, in dem sie vertieft ließ.
„Das zieht vielleicht bei den Ladies, aber nicht bei mir“, kritisierte der Coach.
„Das ist mein Ernst, sie hat zwar noch meine Mutter und den Padre Diavolo, aber die wohnen in Chile seit ein paar Monaten“, entschied Rai.
„Wie alt ist die Kleine?“
„Sie ist fünf!“
„Sie liest ein Buch, so dick wie Krieg und Frieden“, sagte der Coach überrascht.
„Hat sie sich ausgesucht, wie es aussieht, ist sie ein Genie“, erklärte Rai nicht ohne etwas stolz in der Stimme.
„Wie kann sie bei deinem Hohlkopf ein Genie sein? Ihr leiblicher Vater muss echt dominante Gene haben“, frotzelte der Coach.
„Sehr nett danke. Ich hab’ nicht die gleichen Gene wie sieh, das ist die Enkelin von Padre Diavolo. Ihre Eltern sind beide tot, ihr Vater war ein Drogendealer der von der Polizei erschossen wurde und meine Schwester ist vorgestern an nem Medikamentencocktail drauf gegangen. Mehr versauen kann ich bei ihr auch nicht mehr“, konterte Rai.
„Wird sich das auf dein Training auswirken?“, fragte der Coach kritisch.
„Nein, Sir!“
„Dann viel Spaß beim Verhunzen deiner Nichte“, witzelte der Coach.
„Danke, Sir!“
„Und nun noch mal drei Runden, ich will ja nicht, dass du vor deiner Kleinen wie ein Schwächling dastehst“, bat der Coach und schickte ihn weiter rennen.
„Hast du eigentlich auch nen Job?“, fragte Suyai frech, als er später mit ihr einkaufen ging.
„Ich bin Profifußballer, das ist ein richtiger Job, du hörst dich schon an wie dein Großvater“, murmelte Rai und stieß die Tür zum Möbelladen auf.
„Warum gehen wir dann in einen Billigmöbelladen?“
„Weil ich zwar Geld habe, aber nicht im Luxus lebe, junge Dame. Kannst du nicht mal fünf Minuten eine fünfjährige sein?“, fragte Rai, der von ihrer Besserwisserei schon ziemlich genervt war.
„Krieg ich nen Eis?“, fragte Suyai mit penetranter Stimme.
„Was ist denn jetzt schon wieder?“, grummelte er.
„Du willst doch, dass ich wie mich wie eine fünfjährige benehme, das hab’ ich hiermit getan. Kann ich jetzt wieder ich sein?“, fragte sie trotzig.
„Sicher, meine Süße. Irgendwelche speziellen Wünsche für dein Bett?“, fragte er liebevoll.
„Nichts mit rosa oder Blümchen“, entschied Suyai.
„Das lässt sich einrichten. Das klappt ganz gut mit uns oder? Du fühlst dich doch wohl, richtig?“, fragte Rai.
„Ich war die letzten drei Monate bei einer Familie mit 6 Kindern, ich bin froh, dass ich bei dir Einzelkind bin. Du machst das ganz gut für nen Anfänger“, erwiderte sie keck.
„Danke, denke ich. Also, wir werden dir ein Bett für Erwachsene kaufen, denn du bist ja eine“, entschied er grinsend.
„Nein, ich bin doch erst fünf“, bemerkte sie.
„Das ist angemessene Antwort die ich heut von dir gehört habe. Ein Kinderbett also. Magst du grün?“, fragte Rai, als er ein Bett für sie sah.
„Grün ist schön, kaufen wir auch Bettwäsche, deine ist eklig“, bat Suyai.
„Sicher. Du bist echt so süß, wenn du 20 Jahre älter wärst, würde ich mit dir ausgehen“, war Rai amüsiert.
„Du hättest keine Chance bei mir, Onkel Rai“, entschied sie.
„Na toll, jetzt werde ich schon von fünfjährigen abserviert“, spielte er gekränkt und plötzlich merkte er ihre Hand in seiner.
„Wir finden dir auch noch ne Frau, Onkel Rai“, plante Suyai und ging mit ihm Hand in Hand durch das Einkaufszentrum.

Am Abend hatten sie Kings altes Zimmer so eingerichtet, dass sich eine fünfjährige darin wohlfühlen konnte und auch das kleine Genie Suyai hegte Sympathien für das Zimmer.

„Du bist gar nicht so unbegabt in Inneneinrichtung, das hätte ich bei deiner Wohnung nicht gedacht“, kommentierte Suyai ihr Zimmer, was aus grünen und gelben Sachen bestand.
„Hältst du auch mal die Klappe?“, fragte Rai grummelig.
„Du erträgst keine längere Unterhaltung, deshalb bist du vermutlich noch Single, oder?“, fragte Suyai frech.
„Hey, sei bloß nicht so frech, ich denke, ich muss anfangen dich zu Erziehen“, entschied er streng.
„Wie willst du das machen? Mit den komischen Büchern, die du vorhin gekauft hast?“, fragte Suyai.
„Ich lang dir gleich eine“, murrte er.
„Bitte schlag‘ mich nicht“, bat Suyai plötzlich völlig verschreckt.
„Nein meine Süße, das hab’ ich doch nur so gesagt, wer hat dich geschlagen?“, fragte er entsetzt.
„Niemand hat mich geschlagen“, log sie ziemlich schlecht.
„Du magst zwar ziemlich klug sein, lügen kannst du aber nicht. Wer hat dich geschlagen?“
„Mum hat das getan, bevor sie mich ins Heim gebracht haben“, schluchzte Suyai mit Tränen in den Augen.
„Ich werde dich niemals schlagen, meine Kleine!“
„Das hast du aber grade gesagt“, bemerkte sie schniefend.
„Das hab’ ich echt nur so gesagt. Du armes Ding, die hätten dich schon viel früher wegholen sollen. Aber ich bin nicht überrascht, dein Großvater ist auch nicht grad ein Heiliger. Solang du bei mir bist, wird dir keiner wehtun, das verspreche ich dir“, versprach Rai und wischte die Tränen aus ihrem Gesicht. In dem Augenblick sah Rai seinen Schützling das erste Mal so wie sie war, als eine unschuldige fünfjährige.

Die Tage und Wochen vergingen und die beiden sich eigentlich fremden Personen wurden eine kleine Familie. Eines Morgens kam der Tag von Suyais Einschulung.
„Na nervös, meine Kleine?“, fragte Rai, als er sein Ziehkind auf dem Rücksitz anschnallte.
„Nicht so sehr wie du. Wenn du noch länger an meinem Gurt ziehst, brauchst du mich gar nicht mehr zur Schule zu bringen, denn dann bin ich erstickt“, kritisierte Suyai und hielt ihre Hand zwischen ihren Brustkorb und den Gurt.
„Ja, tut mir leid, bin echt nervös. Ich hoff, wir haben jetzt alles“, entschied er und lockerte ihren Gurt.
„Die Schule ist 6 Minuten entfernt, im Notfall kannst du mir die Sachen bringen“, plante Suyai.
„Heute bin ich den ganzen Tag im Training. Ich hab’ doch das wichtige Spiel morgen. Du wirst heut Mittag von Mrs. Butters abgeholt, sie passt auf dich auf, bis ich zurückkomme. Du weißt noch, wer Mrs. Butters ist, oder?“
„Ja, die stinkt wie eine alte Oma“, bemerkte Suyai kritisch.
„Sag ihr das bloß nicht, sie ist die einzige, die ich bekommen konnte. Wenn ich es schaffe, hol‘ ich dich vielleicht auch ab, mal sehen“, entschied er und stieg in den Wagen.
„Wann kaufst du eigentlich ein kindertaugliches Auto?“
„Du bist echt schlimmer als jede Ehefrau, mein Auto ist in Ordnung. Jetzt lass uns fahren, bevor ich dich aus dem fahrenden Auto schmeiße“, bat er und sie grinste ihn an. Langsam hatten sie sich aneinander gewöhnt und verstanden ihre gegenseitigen Sticheleien.

Nach kurzer Fahrtzeit hielten sie an der Douglas Grundschule.

„Soll ich mit dir reinkommen?“, fragte Rai, als sie aus dem Wagen sprang.
„Ja, bitte, ich geh sonst noch verloren da drin. Du bist auch der einzige erwachsene Mensch, der mich ernst nimmt, Mrs. Butters tätschelt mir ständig den Kopf, wenn sie auf mich aufpasst“, erzählte Suyai und Rai stieg aus und gab ihm ihre Schultasche.
„Ich werde mit ihr darüber reden, dass sie das lässt. Du musst dich dran gewöhnen, dass dich hier alle wie ein Kind behandeln, so leid mir das tut“, konterte Rai und tat ihr den Ranzen auf.
„Das wird echt noch lustig“, murmelte Suyai und Rai wuschelte durch ihre Haare.
„Du wirst das wunderbar machen“, versprach Rai und nahm sie an die Hand.
„Hättest du nicht etwas anziehen können, was nicht sagt „Hey seht mich an, ich hab’ mich seit meinem fünften Geburtstag nicht weiterentwickelt“?“, fragte Suyai, während sie mit ihren kleinen Beinchen die große Treppe hinaufging.
„Du hörst dich an, wie meine Ex-Freundin“, entschied Rai.
„Wo sie Recht hat, hat sie Recht. Benimm dich anständig da drin, ich muss hier lang zur Schule gehen“, entschied Suyai und kopfschüttelnd ging Rai mit ihr in die Schule.
„Zimmer 5, das hier ist deine Klasse. Ich soll vermutlich nicht ganz mit reinkommen, oder?“, fragte Rai.
„Richtig gedacht. Jetzt geh‘ trainieren, dein Trainer scheint ein sehr strenger Kerl zu sein“, bemerkte Suyai.
„Er ist streng aber gerecht, das wirst du noch lernen“, erklärte Rai und öffnete ihr die Tür zum Klassenzimmer.
„Darf ich die Lehrerin hauen, wenn sie mir den Kopf tätschelt?“, fragte Suyai und sah zu seiner Lehrerin, die wie eine typische Grundschullehrerin aussah.
„Untersteh‘ dich. Viel Spaß, Kleine“, entschied Rai, schob sie in Richtung der Lehrerin und schloss die Tür hinter ihr.

Fünftes Kapitel


„Sie ist so unglaublich klug, das ist fast unheimlich“, erklärte Rai, als er sich mit Fox vor dem Training unterhielt.„Auch wenn ich euren Kaffeeklatsch ungern unterbreche, Ladies, morgen ist ein wichtiges Spiel, also los“, murrte der Coach und die beiden standen auf.

Sie waren gerade fest am Trainieren, als Rais Handy klingelte.
„Tut mir leid, da muss ich rangehen“, entschuldigte sich Rai und joggte zu seiner Sporttasche.
„Du bist nicht David Beckham, so wichtig bist du nicht“, nörgelte der Coach, aber sein Schützling war schon dran gegangen.
„Mr. Semuta ich bin Suyais Klassenlehrerin“, begrüßte ihn die Anruferin.
„Was hat sie gemacht?“, fragte er mit genervter Stimme.
„Was soll sie gemacht haben, sie ist den ersten Tag in der Schule!“
„Sie ist halt eine ganze besondere kleine Lady“, erkannte Rai.
„Ja, das ist sie, genau deswegen will ich mit Ihnen reden, könnten Sie nach dem Unterricht kurz mit mir persönlich sprechen?“, fragte die Lehrerin.
„Sicher, ich versuch’s einzurichten, ich bin noch bei der Arbeit, aber ich werde vermutlich um drei hier wegkommen. Ich muss jetzt wieder auflegen, mein Boss kommt grad‘ zu mir und er hat mordlustige Augen“, plante Rai und legte wieder auf.
„Was sagtest darüber, dass die kleine Lady nicht dein Training stört?“, fragte der Coach grantig.
„Wird sie nicht, wird sie nicht, ich fahr um drei schnell hin, red’ kurz mit der Lehrerin, bring die Kleine kurz zu Mrs. Doubtfire und bin dann flink wie ein Wiesel zurück“, versprach Rai.
„Ok, such dir ne Frau, die auf die Kleine aufpasst, ich bin kein Macho oder so, aber das ist ne Frauenaufgabe“, entschied der Coach und sie trainierten weiter.

Kurz nach drei ging er zu Suyais Schule.

„Du holst mich ja doch ab, das ist schön“, freute sich Suyai und umarmte Rai, der sich zu ihr runter gebückt hatte.„Ja, meine Süße, das ist doch dein erster Tag gewesen. Wie war es denn?“, fragte Rai.
„Die Leute sind nett, aber die Lehrerin scheint ein bisschen überfordert zu sein“, bemerkte Suyai cool.
„Ich werde mit ihr darüber reden. Gehst du solang schon mal ins Auto?“, bat Rai und gab ihr den Autoschlüssel.
„Aber beeil dich, ja“, erwiderte sie, zog den Schlüssel aus seiner Hand und eilte davon.
„Ein echter Wirbelwind. Sie müssen Mr. Semuta sein“, realiserte Suyais Lehrerin und begrüßte Rai mit einem Handschlag.
„Ja, der bin ich. Was wollten Sie mit mir besprechen, ich hab’ nicht ewig Zeit“, erklärte Rai etwas in Eile.
„Okay, dann fang‘ ich gleich an. Wie alt sagten Sie ist Suyai?“, fragte die Lehrerin mit seltsamen Unterton.
„Fünf, wird sechs in einer Woche, wieso?“
„Ich möchte Sie nicht kritisieren, aber wir haben Sie heute untersuchen lassen, dass machen wir mit jedem Erstklässler. Die Schulschwester hat gesagt, sie kann auf keinen Fall so jung sein, wie Sie sagen“, bemerkte ihre Lehrerin.
„Was?“, fragte Rai überrascht.
„Sie wussten nichts davon, oder?“, fragte die Lehrerin.
„Sie ist erst seit 5 Wochen bei mir, ich weiß nur, was sie mir vom Jugendamt gesagt haben“, entschied Rai.
„Sie ist sehr klein, aber von ihrem Wissen her würde ich sagen, dass sie sieben oder acht Jahre alt ist, die Schulschwester ist in derselben Meinung, aber sie sollten noch mit einem Arzt darüber sprechen“, konterte die Lehrerin.
„Wie kann dieser Fehler passieren?“, fragte Rai erbost.
„Ich weiß es nicht, Mr. Semuta, ich sage Ihnen nur, was ich weiß. Wenn festgestellt wird, dass sie wirklich älter ist, dann werden wir sie in eine andere Klasse bringen, dass sie nicht so unterfordert wird“, plante ihre Lehrerin.
„Ja, das ist das Beste. Sie ist also kein kleines Genie, nur ein Mädchen, die älter ist, als wir dachten“, entschied Rai.
„Ja, so sieht es aus. Danke für Ihre Zeit, bitte informieren Sie mich über die Lage, wenn Sie es wissen, bitte“, bat die Lehrerin ihn und er nickte.
„Süße, hast du Hunger?“, fragte Rai, als er zu Suyai kam.
„Ich hab’ schon in der Schule was bekommen“, bemerkte Suyai.
„Gut, gut, ich bring dich jetzt zum Babysitter, ich muss leider noch trainieren, wir gehen nach meinem Training heut Abend noch zu einem Doktor, die Schulschwester hat da was festgestellt, was wir untersuchen lassen sollten“, sagte Rai herumdrucksend.
„Wenn es um die Narben geht, Mum hat mich ab und zu mit einem Aschenbecher verwechselt“, erklärte Suyai trocken.
„Ich bin ehrlich gesagt froh, deine Mutter nie richtig kennen gelernt zu haben, sie war keine Person, mit der ich mich abgeben hätte wollen“, entschied Rai, dem jetzt erst klar wurde, was für ein problematisches Leben sein Schützling gehabt hatte.

Rai könnte sich vom Training wegeisen und ging mit Suyai zu einem Arzt, der sie noch an dem Tag empfangen konnte.

„So, Mr. Semuta, was ist das dringende Problem mit Ihrer Tochter?“, fragte Doktor Noland, als er Suyai auf den Untersuchungstisch gesetzt hatte.
„Meine Nichte hatte heute ihren ersten Tag in der Grundschule und die Schulschwester hat eine Auffälligkeit festgestellt“, erläuterte Rai.
„Das müssen Sie schon näher erklären“, entgegnete Dr. Noland und betrachtete Suyai.
„Für wie alt schätzen Sie meine Nichte?“, fragte Rai.
„Wird das hier ein Quiz?“ fragte Dr. Noland.
„Wie alt ist sie?“, fragte er erneut.
„Von der Größe her würde ich sagen, so fünf oder sechs Jahre, wollten Sie nur das wissen?“, fragte Dr. Noland verwundert.
„Mir wurde gesagt, sie ist älter als man mir bei der Übergabe vor sechs Wochen gesagt hatte“, erklärte Rai mit fragenden Augen.
„Haben Sie eine Geburtsurkunde von Ihrer Nichte?“, fragte Dr. Noland.
„Doktor, ich bin zwar Fußballspieler, aber kein Idiot, ich hätte längst drauf gesehen, wenn ich eine hätte, hab’ ich aber nicht, weil meine Stiefschwester eine drogenabhängige brutale Frau war, die ihr Kind nicht im Krankenhaus zur Welt gebracht hat“, erklärte Rai und hielt dabei Suyais Ohren zu, dass sie das nicht mitbekam.
„Oh, okay, schlimme Sache. Es gibt da einen Test, mit dem wir feststellen könnten, wie alt sie wirklich ist“, erwiderte Dr. Noland.
„Dann machen Sie den Test, bitte“, bat Rai.
„Das verlangt etwas Vorbereitung, kommen Sie morgen Nachmittag um 16 Uhr noch mal zu mir, dann habe ich das vorbereitet“, planen Dr. Noland.
„Das geht nicht, um die Uhrzeit hab’ ich morgen ein wichtige Spiel, ging dass nicht 2 Stunden später?“, fragte Rai bittend.
„Nein, leider nicht, wir haben morgen nur bis 17 Uhr die Praxis offen“, erwiderte Dr. Noland.
„Dann 16 Uhr, ich regle das irgendwie“, entgegnete Rai und nahm Suyai auf seinen Arm.
„Gut, ich sage es meiner Sprechstundenhilfe, dass sie es aufschreibt. Dann auf Wiedersehen, kleine Lady, willst du noch einen Lutscher haben?“, fragte Dr. Noland Suyai.
„Lutscher machen kaputte Zähne und machen dick, Sie können davon vermutlich nicht genug kriegen, so wie Sie aussehen“, konterte Suyai frech.
„Ja, das hatte ich vergessen zu erwähnen, Sie ist ein sehr intelligentes Kind für ne fünfjährige und ganz schön frech“, erwiderte er und kitzelte Suyais Bauch, die giegste.
„Das ist sie ganz eindeutig. Also bis Morgen dann, Mr. Semuta“, verabschiedete sie der Arzt verwirrt und entließ sie wieder.
„Leider muss ich dir ein anderes zu Hause suchen, mein Coach bringt mich um, wenn ich ihm erzähle, dass ich morgen nicht mitspiele“, bemerkte Rai und setzte Suyai wieder ab, als sie vor der Tür der Praxis waren.
„Du könntest mich auch hier absetzen, zu deinem Spiel gehen und mich dann wieder abholen, wär nicht das erste Mal, dass ich allein wäre“, schlug Suyai vor.
„Nein, ich lass‘ dich nicht allein, ich werd einfach mit ihm reden“, entschied er und ging mit ihr an der Hand wieder aus der Tür.
„Hast du den Verstand verloren? Du bist unser Starspieler, du kannst doch nicht einfach kommen und gehen wie du willst“, wütete der Coach, als Rai ihn auf seiner Couch sitzend anrief.
„Coach, es geht um die Kleine, ich kann sie kaum allein zum Arzt gehen lassen“, entschied Rai nörgelnd.
„Verdammt, du kannst nicht brav Daddy spielen und gleichzeitig Fußballspieler sein, entscheide dich“, wütete der Coach.
„Ich ruf‘ noch mal an“, murmelte er und legte wieder auf. Er sah Suyai zu, die mit ihrem Buch auf dem Boden saß und las. Sie war wie ein süßes Bambi mit Glubschaugen, das Schutz brauchte. Dann dachte er an die Narben auf ihrem kleinen Körper und die Narben, die seine Stiefschwester auf ihrer Seele hinterlassen haben musste.
„Hey, ich bin’s noch mal, ich werde morgen nicht dabei sein, lass dir was einfallen, schönen Abend noch“, sagte er nur zu seinem Coach und legte wieder auf. Auch wenn das ein großer Fehler in seiner Karriere sein mochte, für den Moment fühlte es sich richtig an.

Sechstes Kapitel


Als Rai gerade bei seinem zweiten Kaffee saß, klopfte es am nächsten Morgen an der Tür.
„Ich bin nicht da“, rief er dem Besucher entgegen.
„Mach auf und ich töte dich“, rief ein aufgebrachter Fox.
„Heißt das nicht „oder ich töte dich“?“, verbesserte Rai seinen Kumpel.
„Nein, nicht in diesem Fall. Mach‘ sofort die Tür auf, sonst trete ich sie ein, ich hab’ einen Hammerkick, du weißt, dass ich das kann“, rief Fox und Rai stand schwerfällig auf, um ihm die Tür zu öffnen.
„Nicht so aggressiv, du Idiot, ich hab’ ein Kind hier“, zischte Rai, als er ihm die Tür öffnete.
„Ach ja, du bist ja jetzt Mary Poppins“, murrte Fox und trat ein.
„Ich bin kein Babysitter, ich erziehe jetzt meine Nichte. Hat der Coach dich geschickt?“, fragte Rai nicht begeistert.
„Ja, ich soll dir was geben“, erklärte Fox.
„Okay, her damit“, entgegnete Rai und Fox verpasst ihm ne Kopfnuss.
„Wenn’s ihm damit besser geht. Su, es ist halb neun, wir müssen los“, rief Rai und Suyai kam aus ihrem Zimmer.
„Hast du mein Vesper gemacht?“, fragte Suyai und setzte sich aufs Sofa, um ihre Schuhe zu binden. Das fiel ihr sichtlich schwer.
„Ja, steht auf dem Tresen. Warte, ich helf‘ dir“, entgegnete Rai und band ihr die Schuhe.

Fox beobachte die Situation kopfschüttelnd.

„Ihr seid echt putzig. Das Training wartet, Mary!“
„Ich bring jetzt meine Nichte zur Schule und danach komm‘ ich vielleicht. Musst du mir noch was ausrichten, einen Tritt in die Eier vielleicht?“, fragte Rai und zog das Vesper vom Tresen, um es Suyai zu geben, die es in ihre Tasche packte.
„Du verhältst dich unmöglich, das passt gar nicht zu dir“, entschied Fox.
„Wie verhalte ich mich denn? Wie ein Erwachsener? Tja, kann halt nicht jeder so ein Kleinkind bleiben, so wie du. Alles dabei Su?“, fragte Rai und Suyai nickte.
„Okay, dann los. Zieh die Tür zu wenn du gehst, Fox, wiedersehen“, entgegnete Rai und ging mit Suyai zur Tür.
„Du ruinierst unser Team, das weißt du hoffentlich!“, rief Fox ihm hinterher.
„Ich war nie ein guter Teamspieler, das hast du selbst gesagt. Schönen Tag noch“, rief Rai und ging aus der Tür.

Nachdem er Suyai in die Schule gebracht hatte, ging er in einen Buchladen, um einige andere Erziehungsratgeber zu kaufen. Als er am Selbsthilferegal stand, lugte ihm eine junge Frau in seinem Alter über die Schulter.

„Nicht Ihr Ernst, das Buch ist absoluter Humbug“, erkannte die junge Frau keck.
„Wie meinen?“, fragte er höflich aber verwirrt.
„Dieses Buch, das fordert die Eltern auf sich intensiv mit seinem Kind zu beschäftigen, wer hat diese Zeit heut‘ noch“, erklärte die junge Frau.
„Entschuldigen Sie mal, vielleicht will ich mir Zeit für mein Kind nehmen“, war er entrüstet.
„Erstes Kind, oder? Den Fehler macht jeder beim ersten Kind, hab’ ich auch getan. Wie alt ist Ihr Kind denn?“, fragt die junge Frau dreist.
„So genau weiß ich das gar nicht, deshalb geh‘ ich mit ihr auch heute zum Arzt, warum erzähl ich Ihnen das eigentlich, das geht Sie gar nichts an“, schlussfolgerte er kopfschüttelnd und ging mit dem Buch zur Kasse.

„Ich will Ihnen nur davon abraten, Geld zu verschwenden für etwas, was von allein kommt“, erklärte die Frau, die ihm zur Kasse gefolgt war.
„Eins sag ich Ihnen, wenn Sie eine Stalkerin sind, ich hatte schon mit weiblichen Stalkern zu tun, ich kann damit umgehen“, war Rai verwirrt.
„Ich bin keine Stalkerin, warum sollte ich ein Stalkerin sein?“, fragte die junge Frau freundlich aber penetrant.
„Keine Ahnung wie ich darauf komme, weil Sie mich vielleicht verfolgen? Ich werde jetzt dieses Buch kaufen und aus dem Laden gehen und Sie werden mir nicht mehr folgen, ist das bei Ihnen angekommen?“, fragte Rai extra mit lauterer Stimme und die junge Frau ging etwas verwirrt davon.

Als die junge Frau weg war, stellte er fest, dass es gar nicht so dumm wäre, sich mit anderen Eltern anzufreunden. Als er nach draußen kam, war die junge Frau schon weg. 

Kurz nach drei ging er wieder zu Suyais Schule und traf im Flur ihre Lehrerin.
„Mr. Semuta, schön Sie zu sehen. Haben Sie etwas herausgefunden?“, fragte die Lehrerin freundlich.
„Noch nicht Mrs … wie war Ihr Name noch mal schneller?“
„Miss O’Connor, Suyai ist gerade auf der Toilette, haben Sie schon mal daran gedacht, bei Ihr einen IQ-Test machen zu lassen, sie ist unglaublich“, schwärmte Ms O’Connor von ihrem Schützling.
„Das hat ihre Betreuerin beim Jugendamt schon mit ihr gemacht, sie hat einen unglaublichen von 157. Sagen Sie jetzt bloß nicht, dass sie jetzt wieder denken, dass sie so alt ist, wie ich denke, dass sie ist, ich hab’ ein wichtiges Spiel heute abgesagt, um mit ihr zu diesem Arzt zu gehen“, war Rai etwas aufgebracht.
„Gehen Sie zu dem Arzt mit ihr, es kann nicht schaden, dass sie ein Arzt sieht und untersucht, ob sie schwere Schäden von den Misshandlungen ihrer Mutter davon getragen hat. Das arme Ding, sie wirkt so erwachsen, sie ist der Kindheit beraubt worden“, erklärt Ms O’Connor etwas traurig.
„Ich werde ihr ihre Kindheit zurückbringen, da können Sie sich auf mich verlassen. Da ist sie ja, hey Su, Süße, wir müssen los, der Doktor wartet“, erkannte Rai, als er Suyai sah, die auf ihn zu gerannt kam.
„Auf Wiedersehen, Ms O’Connor“, verabschiedet sich Suyai höflich.
„Auf Wiedersehen Suyai, wir sehen uns morgen“, bemerkte Ms O’Connor mit einem Lächeln und Suyai ging an Rais Hand zum Ausgang.

Als Rai mit Suyai im Wartezimmer saß, lasen beide ein Buch. Suyai ihren Roman und Rai seinen Ratgeber.

Als Rai ein Stimmengewirr von draußen hörte, was immer lauter wurde, saß er auf. Da stürmte sie hinein, die Frau aus dem Buchladen, zwei Kinder an der Hand und ein drittes auf ihrem Rücken in der Babytrage. Die junge Frau schien sichtlich genervt zu sein.

„Was war das noch mal mit dem „Das funktioniert nach dem ersten von ganz allein?“, frotzelte Rai und erst in dem Moment erkannte die Frau ihn wieder.

„Oh man“, murmelte sie nur und brachte ihre Kinder zu Spielecke des Wartezimmers.
„Wir haben wohl den gleichen Kinderarzt, witzig nicht?“, fragte er charmant.
„Zum Totlachen. Meine Kinder sind nicht immer so, ehrlich“, versprach die junge Frau und setzte sich geschafft mit ihrem jüngsten Kind auf den Stuhl neben ihm.
„Ja, klar. Süßes Baby, Ihrs?“, fragte Rai um Smalltalk zu führen.
„Nein, draußen war so ein riesiger Korb, da konnte man sich eins gratis mitnehmen“, bemerkte sie sarkastisch.
„Ja, blöde Frage, entschuldigen Sie. Sie hatten übrigens Recht, das Buch ist Mist“, gestand Rai ein.
„Dazu sag ich jetzt lieber nichts. Ist die kleine Leseratte Ihre?“, fragte sie.
„Ja, das ist Suyai, meine Nichte, ihre nichtsnutzige Mutter ist gerade gestorben und sie wohnt jetzt bei mir“, konterte Rai und sah zu Suyai, die immer noch ganz vertieft in ihr Buch war.
„Das ist toll, dass Sie sich ihrer annehmen. Ist schon schwer genug, seine eigenen Kinder lieb zu haben, aber Kontakt zu seiner Nichte zu finden, stell‘ ich mir sehr schwierig vor“, erklärte die Frau.
„Ist nicht einfach, ja! Ich bin übrigens Rai, Rai Semuta“, stellte Rai sich vor und gab ihr die Hand.
„Dana Bailey, sehr erfreut. Weshalb sind Sie hier, Murmel verschluckt, Arm gebrochen, irgendwelche Dinge in Öffnungen, wo sie nicht reingehören?“, fragte Dana charmant.
„Nein, nein, und sie machen mir Angst“, entschied er.
„Sie ist eigentlich zu groß um so etwas zu tun, aber man kann nie wissen“, entschied Dana lächelnd. Er lächelte zurück.
„Auch alleinerziehend, was?“, wollte Rai nach einer Weile des Schweigens wissen.
„Ist das so offensichtlich? Keiner meiner Ex-Freunde wollte mich heiraten, Kinder mit mir wollten sie, heiraten kam aber nie in Frage“, erkannte Dana und sah zu ihren Kindern, die zwischen 6 Jahre und 6 Monate schienen.
„Drei Kinder, drei Väter?“, fragte Rai.
„Ich weiß, was für ein Klischee, aber ich bin halt furchtbar fruchtbar“, sagte Dana gut gelaunt.
„Erinnern Sie mich dran, nie mit Ihnen zu schlafen“, schmunzelte Rai.
„Das können Sie ruhig, nach klein Dewey hier hab’ mich sterilisieren lassen, nur um sicher zu gehen“, erklärte Dana und ließ ihren kleinen Sohn auf ihrem Arm mit ihrem Finger spielen.
„Wie alt sind Sie?“
„25, ich weiß, ziemlich früh für ne Sterilisation, aber ich hab’ mit 18 mein erstes Kind bekommen, drei Kinder sind mehr als genug“, entschied Dana.
„Und wenn Sie den Mann Ihrer Träume finden?“
„Dann soll er sich ein Kind wegnehmen“, konterte Dana und er grinste.
„Mr. Semuta?“, fragte die Sprechstundenhilfe und Rai stand auf.
„War nett mit Ihnen zu reden, viel Erfolg weiterhin“, verabschiedete sich Rai und nahm Suyai an die Hand.
„Ihnen auch, ich schreib Ihnen mal den Titel von nem guten Buch auf, das sollten Sie sich kaufen“, riet Dana ihm und schrieb ihm etwas auf.
„Danke, hey das Buch wurde von Ihnen geschrieben“, bemerkte Rai, als er den Autor las, den sie notiert hatte.
„Ich bin Kinderbuchautorin, hab’ mal nen Ratgeber geschrieben, lesen Sie ihn einfach“, schmunzelte Dana und er ging grinsend von dannen.

Siebtes Kapitel


„Okay, ich hab’ jetzt alle Sensoren an den Körper Ihrer Tochter angebracht, bringen Sie sie jetzt dazu, ein paar Schritte zu gehen“, erklärte der Arzt, als sie im Untersuchungsraum waren und Suyai mit Sensoren vollgekleistert war.
„Sie kann Sie hören, Doktor“, entschied Rai und Suyai begann zu laufen.
„Ach ja, richtig. Jetzt werde ich den Gang Ihrer Nichte analysieren. So werden wir herausfinden, ob sie noch in der Altersspanne zwischen 4-7 Jahren ist, oder älter, das ist ein Versuch eines sehr renommierten Kollegen“, plante der Arzt und ließ sie noch etwas laufen.
Okay, der Computer hat jetzt die Resultate. Nach ihrer Körperhaltung und Gangart zu schließen ist Ihre Kleine noch in der Alterspanne von 4-7 Jahren, also kann sie ziemlich sicher fast 6 Jahre alt sein“, erklärte der Arzt, als er die Resultate bekam.
„Das ist gut, das ist sehr gut. Sie ist einfach nur ein kleines Genie“, bemerkte Rai beruhigt.
„Ja, das ist sie, sie ist wirklich was außergewöhnliches“, entschied der Arzt.
„Suyai, Süße, könntest du noch Mal ins Wartezimmer gehen? Ich will mit dem Doktor kurz allein sprechen“, bat Rai und nachdem er Suyai von den Sensoren befreit hatte und ihr geholfen hatte, sich wieder anzuziehen, ging sie nach draußen.
„Wir müssen noch über ihren körperlichen Zustand reden, Doktor“, bat Rai ernst.
„Sie hat ein paar Narben auf der Haut und hinkt etwas von einem schlecht verheilten Bruch am Bein, aber sonst ist sie gesund, wie ich das sehen kann. Aber das wollten Sie nicht wissen, oder?“, fragte Dr. Noland.
„Sie wurde geschlagen und als Aschenbecher missbraucht und dabei ist sie noch keine sechs Jahre alt, ich kann mir gar nicht vorstellen, was sie durchgemacht haben muss, sie ist seelisch vermutlich verletzter als körperlich. Was denken Sie?“, fragte Rai.
„Sie scheint mir seelisch stark, vor allem für jemanden der in jungen Jahren so etwas durchmachen musste“, versicherte Dr. Noland.
„Sie ist mir etwas zu aggressiv, sie ist unfreundlich, aufmüpfig gegenüber mir und ihren Lehrern, ich hab’ keine Ahnung von Kindererziehung, aber das ist doch nicht normal, oder?“, fragte Rai.
„Wenn Sie das wollen, überweise ich sie an einen Kinderpsychologen“, schlug Dr. Noland vor.
„Das wäre nett, danke. Es hat sich gelohnt, hier her zu kommen, ich krieg zwar ziemlich viel Ärger, weil ich mein Team im Stich gelassen habe, aber das erste Mal ist mir eine Person wichtiger als ich mir selbst. Das ist ein seltsames Gefühl“, erkannte Rai nachdenklich.
„Die Kleine kann jetzt alle Liebe gebrauchen, die Sie ihr geben können“, riet Dr. Noland ihm und Rai ging zur Tür.
„Und Mr. Semuta!“
„Ja?“
„Spielen Sie beim nächsten Mal wieder mit, ich hab einen Hunderter auf Ihr Team gesetzt“, schmunzelte Dr. Noland.
„Haben wir verloren?“, fragte Rai und rieb seine Augen.
„0:1 für das gegnerische Team, tut mir leid“, erkannte Dr. Noland.
„Ich wollte eigentlich jetzt zu meinem Coach fahren und mich entschuldigen, aber das lass‘ ich dann lieber, danke für die Info“, bedankte sich Rai und schloss die Tür hinter sich.
„Onkel Rai, sieh mal, Dana kann Origami“, kam Suyai mit einem gefalteten Vogel in der Hand ihm entgegen gerannt.
„Na wunderbar, ich krieg‘ so was von den Arsch voll von meinem Coach und jetzt hab’ ich noch meinen persönlichen Stalker, dieser Tag wird besser und besser“, murmelte Rai.
„Hier, den schenk‘ ich dir“, bemerkte Suyai und übergab ihm den Vogel feierlich.
„Der ist wunderschön und passt perfekt auf unseren Kaminsims. Hey Dana, schön dass Sie noch da sind, danke dass Sie auf meine Nicht aufgepasst haben“, bedankte sich Rai und kam auf Dana zu, die mit ihren Kindern auf dem Boden der Spielzeugecke saß.
„Ich musste noch auf ein paar Untersuchungsergebnisse warten und als ich hier zurückgekommen bin, sah ich Ihre Nichte, die hier ziemlich verloren herumlief“, erwiderte Dana und stand auf.
„Ich musste noch was mit dem Arzt besprechen. Komm Su, wir müssen los, danke noch mal“, erwiderte Rai und ging Richtung Ausgang.
„Haben Sie ne Visitenkarte, Superstar?“, fragte Dana und er drehte sich vor der Tür noch mal um.
„Wollen Sie mit mir ausgehen oder was?“, fragte er keck.
„Nein, ich brauch Ihre Adresse, ich will Ihnen ein signiertes Buch zukommen lassen, mein neuestes Kinderbuch, Su wird’s lieben“, konterte Dana.
„Ich erwarte Ihren Anruf. Ist das Testresultat so ausgefallen, wie Sie es erhofft haben?“, fragte Rai und steckte seine Visitenkarte an den Griff von er Ausgangstür.
„Ja, alles bestens, danke der Nachfrage. Wenn das Buch bei Ihnen ist, hat Ihre Kleine ihr anderes Buch sicher schon gelesen. Ist alles klar mit der Kleinen?“, fragte Dana und nahm Dewey hoch.
„Ja, alles bestens. Komm, du kleines Genie, wir müssen jetzt heim, dein Onkel hat furchtbaren Hunger“, bat Rai und ging mit Suyai aus der Praxis.

Als er zu seinem Apartment kam, standen Fox und zwei andere Spieler vor seiner Tür.

„Wir müssen mit dir über was sprechen“, bat Fox ernst und verschränkte seine Arme vor der Brust.
„Su, Süße, gehst du schon mal in die Wohnung, ich hab’ Schokolade im Kühlschrank, du kannst was davon haben. Bleib‘ im Apartment, bitte“, bemerkte Rai und schloss die Tür auf, um sie gleich nachdem Suyai reingegangen war, wieder zu schließen.
„Okay, bringen wir’s hinter uns“, entschied Rai und schloss seine Augen.

Fox schlug ihm brutal in den Bauch.

„Lass uns nie wieder so hängen“, bemerkte Fox, der sich zu Rai runter gebeugt hatte, der sich vor Schmerzen auf dem Boden krümmte.
„Ja, okay“, keuchte Rai und nach zwei Tritten der anderen in seinen Bauch ließen sie von ihm ab und gingen davon.
Er lag fünf Minuten dort, bevor er wieder versuchte aufzustehen. Ein Schmerz durchfuhr ihn, welcher ihn wieder auf die Knie zwang.
„Hey, Sie müssen doch nicht vor mir knien, ein einfacher Knicks tut es auch“, witzelte eine Stimme und er sah auf. Er sah nur verschwommen, aber er konnte die Umrisse von Dana erkennen.
„Bitte helfen Sie mir“, bat er und es fiel ihm sichtlich schwer, um Hilfe zu bitten.
„Kommen Sie, ich bring‘ Sie rein. Sind Sie überfallen worden?“, fragte Dana und schleppte ihn in seine Wohnung.
„Nein, meine Freunde wollten mir nur zeigen, das ist nicht immer an mich denken soll“, erkannte Rai und sie lud ihn aufs Sofa.
„Was für Freunde sind das denn? Soll ich einen Krankenwagen rufen?“, fragte Dana mitfühlend.
„Nein, bleiben Sie nur kurz bei Suyai, bis ich mich erholt habe, bitte. Nicht das ich nicht dankbar bin, ohne Sie läge ich immer noch da draußen, aber was machen Sie hier?“, fragte Rai und setzte sich unter Schmerzen auf.
„Suyai hat ihr Buch liegen gelassen, ich komm auf dem Weg nach Hause hier vorbei, ich dachte, es wäre ihr wichtig“, konterte Dana.
„Ja, das ist ihr sehr wichtig. Su, bist du in deinem Zimmer?“, rief Rai, Suyai entgegen.

Sie antwortete ihm nicht.

„Könnten Sie mal nachschauen, ob es ihr gut geht?“, bat Rai.
„Sicher, ich bring Ihnen auch gleich einen Eisbeutel“, versprach sie und ging in Suyais Zimmer. Fünf Minuten später kam sie mit Suyai auf dem Arm zurück. Die Kleine hatte ihren Kopf auf Danas Schulter gelegt und schien geweint zu haben.
„Hey Mäuschen, was war los?“, fragte er besorgt und Dana setzte sich mit der Kleinen neben ihn aufs Sofa.
„Sie hat gesehen, wie Sie verprügelt worden sind und hatte Angst um Sie“, erklärte Dana und Suyai krabbelte von Danas Schoß auf Rais und umarmte ihn. Er lächelte mit schmerzverzerrtem Gesicht.
„Mir geht es gut, meine Kleine, mir geht es sehr gut. Okay, nicht sehr gut, aber du musst keine Angst hat um mich haben“, versprach Rai.
„Ich bring Ihnen mal den Eisbeutel, willst du was trinken, meine Süße?“, fragte Dana und stand auf.
„Ja, bitte“, bemerkte Suyai höflich und Dana ging in die Küche.
„Kann ich euch beiden Chaoten allein lassen? Meine Kinder sitzen in meinem Auto und ich muss sie noch beim Babysitter abladen, bevor ich zu meiner Besprechung mit meinem Verleger fahre“, bat Dana und gab Suyai ein Tetra Pak mit Orangensaft.
„Sicher, danke … für alles“, bedankte sich Rai und nachdem Dana, Suyais Haare durch gewuschelt hatte, verschwand sie so leise, wie sie gekommen war.
„Sie ist nett, Onkel Rai und sie mag mich, heirate sie Onkel Rai“, bemerkte Suyai und trank mit einem lauten Schlurfgeräusch aus der Packung.
„So einfach ist das nicht, Su, so einfach ist das nicht. Bringst du mir mal deine Liste, die Miss O’Connor gemacht hat, was du noch für die Schule brauchst“, bat Rai nachdenklich und Suyai stand auf, um sie zu holen. 

Achtes Kapitel


Rai fühlte sich wie nach einer durchzechten Nacht, als er munter wurde. Er setzte sich auf und sein Bauch schmerzte furchtbar. Schwerfällig stand er auf und zog mit einem Arm sein T-Shirt aus. Er hatte eine starke Prellung am Bauch, die in allen Regenbogenfarben strahlte.
„Man sollte nie Fußballspieler verärgern“, murmelte er und ging duschen. Als er sich angezogen hatte, ging er in Suyais Zimmer. Sie schlief noch friedlich.

Er setzte sich auf den Sessel neben ihr Bett und betrachtete sie. Er hatte seine Stiefschwester nur zwei Mal kurz gesehen, aber Suyai hatte Ähnlichkeit mit ihr. Ihr Vater musste ein Weißer sein, denn Nulpi war eine Chilenin gewesen, so wie er. Er war in den vereinigten Staaten geboren worden, seine Eltern waren zwei Jahre vor seiner Geburt eingewandert. Sein Dad war kurz vor seinem 10. Geburtstag an Krebs gestorben, seine Mutter hatte lang getrauert, aber 6 Jahre zuvor hatte sie in Nulpis Vater eine neue Liebe gefunden. Rai war schon mit 16 Jahren als neues Fußballtalent in die Staaten gekommen um sein eigenes Leben aufzubauen. Nulpi hatte er nur auf der Hochzeit gesehen und an dem Weihnachten im Jahr drauf, weil seine Mutter ein Mal glückliche Familie spielen wollte. Er hatte Nulpi als normale junge Frau in Erinnerung, sie musste damals schon schwanger gewesen sein, aber er hatte das nicht realisiert zu dem Zeitpunkt. War sie damals schon drogenabhängig gewesen? Sie kam ihm damals ganz normal vor.

„Onkel Rai?“, fragte Suyai und weckte ihren Onkel damit.
„Oh man, ich muss eingeschlafen sein, wie spät ist es?“, fragte Rai, der auf dem Sessel eingeschlafen war.
„Halb neun. Warum schläfst du auf meinem Sessel?“, fragte Suyai, die schon vollkommen angezogen ihren Schulranzen packte.
„Ich wollte dich wecken, bin irgendwie wieder eingeschlafen. Ich kann dir jetzt kein Frühstück mehr machen, ich kauf‘ dir was auf dem Weg zur Schule. Fertig?“, fragte Rai und stand schwerfällig auf.
„Tut dir was weh, Onkel?“, fragte Suyai und schulterte ihren Rucksack.
„Das geht schon, mach dir keine Sorgen. Hast du alles gepackt?“, fragte Rai und ging zur Tür.
„Ja, hab’ ich, besorgst du noch den Rest für die Schule?“, fragte Suyai und lächelte. Sie war richtig aufgeblüht in der kurzen Zeit, in der sie bei ihm war.
„Ja, meine Süße, mach ich. Was willst du denn zu Frühstück essen?“, fragte Rai, während er mit ihr aus der Tür ging.
„Du lachst sicher, aber ich liebe diese Donuts mit der rosa Glasur“, gestand Suyai.
„Die lieb ich auch, kein Wort zu jemand, das ist voll mädchenhaft“, schmunzelte Rai und schloss die Tür hinter sich.
Nachdem sie in einem Donuts-Laden waren, brachte Rai sie zur Schule. Als Suyai in die Klasse gegangen war, kam Ms O’Connor heraus zu ihm.
„Wir sollten aufhören uns so zu treffen, sonst denken die Schüler noch, Sie wären mein Freund. Also, was hat der Arzt gesagt?“, fragte Ms O’Connor und schloss die Tür hinter sich.
„Sie ist so alt wie ich gesagt habe und hochbegabt. Ich könnte sagen, das war ziemlich unnötig, aber zumindest hab’ ich jetzt einen Arzt für sie gefunden, der ihren speziellen Bedürfnissen gerecht wird. Jetzt entschuldigen Sie mich, ich muss mich bei meinem Coach entschuldigen, dass ich gestern bei dem Spiel nicht dabei war“, sagte Rai etwas kühl und ging an ihr vorbei zum Ausgang.

Mit flauem Gefühl im Wagen, und das kam nicht von seinen Verletzungen, ging er an diesem Tag zum Training.

„Gut, zumindest bist du heut pünktlich, ich dachte, du würdest deine Diva Allüren weiterführen“, bemerkte der Coach, als er zum Training kam.
„Sie haben mir ja gestern deutlich gemacht, wie ich mich verhalten muss. Trainieren wir jetzt, oder nicht?“, fragte er ziemlich angepisst.
„Hey, gib mir nicht die Schuld für deine Fehler. Was meinst du mit gestern, hab’ ich dir das gesagt? Wir haben gestern gar nicht gesprochen“, fragte der Coach verwundert.
„Malfoy, Crab und Doyle mussten auch nichts sagen, Taten sprechen mehr als tausend Worte“, entschied Rai und deutete auf Fox und seine Gesellen.
„Malfoy, Crab und Doyle?“, fragte der Coach jetzt total irritiert.
„So nennt meine Nichte sie, das sind die drei Bösewichte bei Harry Potter, er hat sie gesehen, wie sie die Scheiße aus mir raugeprügelt haben“, erwiderte Rai und setzte sich unter Schmerzen hin, um seine Schuhe anzuziehen.
„Fox, Hanson, Ringe, antreten“, rief der Coach und die drei Schläger kamen angetrottet.
„Ach, seht mal wer da eine fiese, fiese Petze war“, bemerkte Fox abfällig, als er bei dem Coach angekommen war.
„Ach halt doch die Klappe, Fox“, grummelte Rai und stand unter Schmerzen wieder auf.
„Du kleiner Simulant, du kannst nicht beweisen, was wir getan haben“, war Fox sauer und Rai zog sein Trikot aus, das jeder seine blauen Flecken sehen konnte.
„Oh mein Gott“, war Fox entsetzt von seiner Tat.
„Tu nicht so entsetzt, du wusstest genau, was du da tust“, entschied Rai verärgert und zog sein Trikot wieder an.
„Ich wollte dir nie so wehtun“, bemerkte Fox ernsthaft entrüstet über seine Taten.
„Ich bin kein Fußball, Fox, ich kann Schmerzen empfinden, wenn man auf mich eindrischt. Spielen wir jetzt, oder was?“, fragte Rai und ging aufs Spielfeld.
„Kann ich dir ein Bier ausgeben, heute Abend?“, fragte Fox, als er nach dem Training zu Rai kam.
„Spar’s dir, Fox, ich muss jetzt los, muss noch ein paar Schulsachen für meine Nichte kaufen, ich hatte übrigens höllische Schmerzen beim Training heute, danke noch Mal“, erkannte Rai und schulterte seine Tasche.
„Kann ich wenigstens deine Tasche zum Wagen tragen, das macht dir doch Schmerzen“, bat Fox.
„Auch wenn du meine Bücher trägst, mein Süßer, ich geh nicht mit dir auf den Abschlussball“, konterte er sarkastisch und ging an ihm vorbei zu seinem Wagen.
„Wir müssen darüber reden“, bat Fox, als Rai in seinen Wagen stieg.
„Nein, müssen wir nicht. Bis morgen“, entschied Rai und fuhr davon.

Er war gerade mit Suyai beim Abendessen, als es klingelte.
„Gehst du mal hin, Su, ich muss hier noch was machen“, bat Rai und Suyai ging zur Tür.
Er hörte Suyai schreien.

„Was? Was ist los?“, fragte Rai und kam heraus gestürmt.
Die Tür stand auf, aber von Suyai war keine Spur zu sehen.
„Sie ist weggerannt, als sie mich gesehen hat“, erklärte Fox, der in der Tür stand.
„Die Kleine hat Geschmack. Willst du dich mal wieder austoben?“, fragte Rai schroff.
„Was trinken?“, fragte Fox und streckte ihm ein Six-Pack entgegen.
„Ich trinke nicht mehr, netter Versuch. Such dir nen anderen Saufkumpanen“, entschied Rai und knallte die Tür vor seiner Nase wieder zu.
„Ach Rai, komm schon, ich war gestern nur etwas sauer, ich wollte dir wirklich nicht so sehr wehtun“, rief Fox ihm entgegen, doch Rai war längst in das Zimmer seiner Nichte gegangen, um sie zu beruhigen.
„Es ist gut, dass du auch so etwas machst, so vergessich nicht, dass du noch so jung bist“, realisierte Rai und setzte sich zu Suyai, die etwas verstört am Boden saß.
„Mein Vater hat meine Mutter auch immer so fest geschlagen, dass sie weinen musste“, erklärte Suyai und sah ihn mit ihren großen Kulleraugen an, die ihn wie immer alles Böse auf der Welt vergessen ließ.
„Und wo ist dein Daddy jetzt?“, fragte Rai mitfühlend.
„Er ist tot!“
„Meiner ist auch tot!“
„Hat sich dein Vater auch erschossen?“, fragte Suyai mit leiser Stimme.
„Nein Süße, er war krank. Es ist gut, dass du jetzt bei mir bist, jetzt wird alles gut“, bemerkte Rai.
„Aber du wirst auch geschlagen“, schlussfolgerte sie und legte ihren Kopf auf seinen Schoß.
„Das wird nicht mehr passieren, versprochen“, versprach er und strich durch ihre Haare.
„Hat dich Fox auch lieb? Mami hat immer gesagt, dass Papi sie lieb hat, wenn er sie geschlagen hat“, erklärte Suyai.
„Fox hat mich lieb, meine Süße, er musste nur seiner Wut Ausdruck verleihen. Dein Papi war einfach nur ein böser Mensch und deine Mami auch, jetzt bist du hier und ich werde dir eine Mutter finden, das verspreche ich dir“, versprach Rai und zog sie auf seinen Schoß, um sie in die Küche zu tragen, wo sie in Ruhe zusammen zu Abend aßen.

2 Tage später bekam Rai ein werkwürdiges Päckchen von dem Buchladen, in dem er Tage zuvor den Ratgeber gekauft hatte.

„Hast du Bücher bestellt, Su?“, fragte Rai, als er verdutzt vom Briefkasten kam.
„Onkel, ich bin sechs Jahre alt, na ja, beinahe“, erwiderte Suyai, die gerade ihre Hausaufgaben machte.
„Aber du verhältst dich manchmal wie 16, wollt‘ nur sicher gehen. Ich werde mal bei dem Laden anrufen, vielleicht nen Versehen“, dachte Rai laut nach, legte das Paket aufs Sofa und griff nach dem Telefon.
„Reading Reptile, Dana Bailey“, meldete sich Dana an der anderen Seite der Leitung.
„Okay, das beantwortet die Frage, die ich Ihnen eigentlich gerade stellen wollte“, war Rai verwirrt.
„Ach, Sie haben’s gekriegt, schön“, freute sich Dana.
„Ist das nicht ein ziemlich großes Päckchen für nur ein Buch?“, fragte Rai und nahm das Päckchen wieder auf.
„Ich hab’ noch zwei Bücher dazugelegt, meinen Ratgeber und mein erstes Kinderbuch, ist nen Geschenk des Hauses, dafür, dass Sie uns einen von unseren schlechtesten Ratgebern abgekauft haben“, bemerkte sie scherzhaft.
„Hätten sie nicht einfach sagen können, dass Sie in dem Laden arbeiten? Dann hätt ich Sie nicht für ne Stalkerin gehalten“, bemerkte er erkennend.
„Mein Chef sieht es nicht gern, wenn ich für meine eigenen Bücher Werbung mache, hab’ das wohl schon zu oft getan, also wollte ich das einfach verschicken und sie bezahlen. Keine Sorge wegen der Kosten, ich krieg für jedes verkaufte Exemplar Geld, also krieg‘ ich mein Geld irgendwann zurück. Lesen Sie den Ratgeber und geben Sie Su die Bücher, sie wird sie echt mögen. Wenn Sie wollen, können Sie Su, sobald sie sechs Jahre alt ist, zu unserem Buchclub bringen, wir lesen kindergerechte Bücher und für 35 Dollar bekommen sie alle Bücher die wir dort lesen und Snacks“, machte Dana Werbung in eigener Sache.
„Klingt gut, überleg ich mir ernsthaft, ist wohl die einzige Möglichkeit, sie aus dem Haus zu kriegen, denn außer Lesen macht sie nicht viel. Darf ich Sie als kleine Wiedergutmachung heut‘ Abend um Acht zum Essen bei uns einladen. Ich meine, Sie können die ganze Rasselbande mitbringen, ist gut, wenn Suyai mal Freunde findet“, schlug er vor.
„Das klingt gut, das machen wir gern. Bis dahin schön lesen, ich frag‘ sie heut‘ Abend ab“, scherzte Dana und legte wieder auf.

Kurz vor acht Uhr klingelte es an der Tür der kleinen Familie.
„Da sind sie. Glaubst du wirklich, sie mögen Kartoffeln mit Fischstäbchen?“, fragte Rai nervös und sah zu Suyai, die wie immer las.
„Also ich mag’s“, bemerkte Suyai und sah von ihrem Buch auf.
„Gut, dann schmeckt es den anderen Kindern sicher auch. Man, warum bin ich so nervös? Ist ja kein Date oder so“, murmelte Rai und öffnete ihren Gästen die Tür.
„Hey, hier sind wir“, begrüßte Dana ihn, als sie mit ihren drei Kindern vor der Tür stand.
„Ja, wunderbar, kommt rein“, entgegnete er und ließ sie rein.
„Also, das sind Daniel und Devon, und Dewey kennen Sie ja schon“, stellte Dana ihm seine Kinder vor.
„Alle Namen mit D, nicht sehr einfallsreich für ne Schriftstellerin, oder?“, fragte er keck.
„Alle unsere Namen in der Familie beginnen mit D, ist so ne Art Tradition“, erläuterte Dana.
„Ah, interessant. Lassen Sie uns Essen“, bat Rai und führte sie in die Küche.
„Hey, er hat unser Lieblingsessen gekocht“, realisierte Dana, als sie Dewey abgelegt hatte und zurück in die Küche kam.
„Gut, Ihre Kinder essen das?“, fragte Rai, während er das Essen auftat.
„Ja sicher, wir essen auch fast nichts anderes. Es ist ganz toll, dass Sie uns eingeladen haben, ich war heut so geschafft nach der Arbeit“, bedankte sich Dana und setzte sich hin.
„Bitte nenn mich Rai, wir sind ja gleich alt“, bat Rai.
„Dana!“
„Also Dana, du arbeitest in einem Buchladen?“, fragte Rai, um mit dem Smalltalk anzufangen.
„Du hast mich heut dort angerufen, oder?“
„Ja, sicher, ich bin nicht so gut in Smalltalk, tut mir leid“, entschuldigte er sich und begann zu essen.
„Was machst du dann bei einem Date?“, fragte Dana schmunzelnd.
„Ich sag, ich bin ein Fußballspieler“, sagte er trocken.
„Okay, und dann?“, fragte Dana.
„Was und dann?“, fragte er keck.
„Du sagst doch nicht nur das!“
„Doch, eigentlich schon, ihr Ladies liebt doch Fußballspieler“, erwiderte er cool.
„Also ich nicht, ich hab’ gar nicht gewusst, dass du Fußballspieler bist, bis ich dich in dem Trikot gesehen hab. Ich find‘ dich nett, weil du dich gut um deine Nichte kümmerst, nicht weil du einen Ball kicken kannst“, entschied Dana.
„Ich hab von euch Frauen gehört, ihr geht erst drei Mal mit Kerlen aus, bevor ihr mit ihnen schlaft, wie edel“, witzelte er.
„Ja, wir werden immer mehr. Du solltest öfters mit den Ladies sprechen, du bist ein echt witziger Kerl“, flirtete Dana.
„Wenn ich nicht gerade neben deinen Kindern sitzen würde, könnte ich denken, du flirtest mit mir“, erkannte er verwundert.
„Ich hab drei Kinder ständig um mich herum, das ist die einzige Möglichkeit, die ich habe“, bemerkte sie und lächelte ihn an. In dem Moment klingelte es.
„Erwartest du noch jemanden?“, fragte Dana verwundert.
„Ja, ich hab da diese ganz nette Frau kennen gelernt, sie hat fünf Kinder, sehr sexy“, witzelte er und ging zur Tür. Dort stand Fox, der zwei Frauen im Schlepptau hatte.
„Hey Bruder, darf ich dir Casey und Lacey vorstellen?“, fragte Fox und legte seine Arme auf die spärlich bekleideten Damen.
„Ich kenne Casey und Lacey schon, sie waren die Überraschung an meinem letzten Geburtstag“, reagierte Rai abweisend.
„Ach ja, das war echt eine geile Party. Also, kommst du?“, fragte Fox cool.
„Ich hab’ Gäste Fox und ich red ’immer noch nicht mit dir“, entschied Rai und versuchte die Tür zuzumachen, doch Fox hielt ihn davon ab.
„Du kannst doch nicht jeden meiner Vorschläge ablehnen“, nörgelte Fox.
„Ich hab’ wirklich eine nette junge Frau hier“, erkannte Rai.
„Warum sagst du das nicht gleich. Lern ich Sie kennen?“, fragte Fox und lugte in die Wohnung.
„Sicher, Dana kommst du mal, bitte?“, rief Rai und Dana kam heraus.
„Entweder du hast deine Ansprüche runter geschraubt, oder du bist high“, musterte Fox, Dana skeptisch.
„Einer deiner Pseudofreunde?“, fragte Dana unberührt von seinen Sprüchen.
„Ja, scheint so. Tut mir leid, wegen seiner Unhöflichkeit, Fox wollte grad‘ gehen“, entschied Rai.
„Ja, das wollte ich. Schönen Abend noch“, verabschiedete sich Fox und Rai drückte die Tür vor ihm zu.
„Waren das grad zwei Nutten?“, fragte Dana und sah ihn an.
„Äh, ja, er versucht alles um sich bei mir zu entschuldigen, außer sich ehrlich zu entschuldigen. Gehen wir weiter essen“, bat Rai und sie gingen zurück in die Küche 

Als sie gerade beim Nachtisch waren, klingelte es erneut.

„Wenn er das wieder ist, schlag‘ ich ihn und das auch vor den Kindern“, entschied Rai grummelig und stand schwerfällig auf.

„Hey Kumpel, was geht?“, begrüßte King seinen Kumpel, der sehr überrascht war.
„Na, haben dich deine Eltern rausgeschmissen?“, fragte Rai keck.
„Ich muss mir echt mal nen Job suchen, dass ich mir ne Wohnung leisten kann. Hast du dich wieder eingekriegt, kann ich wieder zu dir kommen?“, fragte King hoffend.
„Äh nein, ich hab’ auch grad Gäste“, bemerkte Rai abweisend.
„Ja, sicher, mein Zimmer ist noch da wo es immer ist, oder?“, fragte King und ging mit seiner Tasche geschultert zu seinem alten Zimmer. Er blieb in der Tür stehen und starrte auf den Traum in rosa.
„Entweder du hast einen schwulen Mitbewohner oder deine Regeln gebrochen, keine Ladies einziehen zu lassen“, konterte King mit offenem Mund.
„Ich hab’ keine andere Wahl gehabt“, versuchte Rai zu erklären.
„Bei Frauen hast du immer eine Wahl, mein Freund. Oh man, du hast dir doch kein Kind andrehen lassen, oder?“, fragte King und hieb eine Barbiepuppe auf.
„Sie ist meine Nichte, meine Schwester ist vor sechs Wochen gestorben und ich musste die Kleine bei mir aufnehmen“, erkannte Rai.
„Du hast keine Schwester, mein Freund!“
„Meine Stiefschwester, die Tochter vom Padre Diavolo. Sie hat niemanden außer mir“, erklärte Rai.
„Und da spielst du guter Samariter oder was? Kinder sind die Brut des Teufels“, entschied King und pflanzte sich dreist auf das Sofa.
„Und genau aus dem Grund hab’ ich mich von dir getrennt, Lucian“, konterte Dana, die von der ihr bekannten Stimme ins Wohnzimmer gelockt worden war.
„Dana, hey, du hier?“, fragte King nervös und lächelte charmant.„Ja, ich hier, was für eine Überraschung“, erkannte Dana nicht besonders begeistert.
„Ihr kennt euch?“, fragte Rai verwirrt.
„Muss ich wohl, er ist Devons Vater“, entschied Dana und sah King böse an.

Neuntes Kapitel


„Du bist Vater?“, fragte Rai und setzte sich verdutzt neben seinen Kumpel aufs Sofa.
„Dass er vor 3 Jahren ein Kind gezeugt macht ihn nicht zum Vater“, erwiderte Dana stinkig.
„Ja, Gott sei Dank. Toll, hast du jetzt erfahren, dass du noch Unterhalt von mir haben kannst?“, fragte King trotzig.
„Nein, ich brauch kein Geld, irgendein anonymer Spender hat ein Konto auf Devons Namen eingerichtet und zahlt dort regelmäßig etwas ein, übrigens vielen Dank dafür“, war Dana versöhnlich gestimmt.
„Du hast kein Geld für eine Wohnung, sparst aber für deinen Sohn?“, fragte Rai kritisch.
„Ich arbeite ab und zu mal und was dabei rumkommt leg ich für meinen Sohn zurück, das ist kein Verbrechen, oder?“, fragte King keiner Schuld bewusst.
„Nein, überhaupt nicht, überrascht mich nur, das ist alles. Wär es da nicht praktisch, einen festen Job zu suchen, dass du sparen und leben kannst?“, fragte Rai vorschlagend.
„Ich bin nicht auf dem College gewesen Rai, ich hab’ nicht mal einen Highschool-Abschluss, ich hab schon in der zehnten geschmissen“, entschied King.
„Ach richtig, aber du wirst irgendwo schon Arbeit finden, ich kann dir helfen, wir brauchen immer Hilfe im Sportstation“, sagte Rai hilfsbereit.
„Na toll, Balljunge, wie aufregend“, bemerkte King nicht begeistert.
„Lucian, er will dir nur helfen, sei nicht so undankbar“, entschied Dana und gab ihm einen Klaps auf den Hinterkopf.
„Au, genau deswegen bin ich abgehauen, du bist so bemutternd“, entschied King und rieb sich den Hinterkopf.
„Ich bin von dir abgehauen King, verdreh hier nicht die Tatsachen“, konterte Dana und setzte sich neben Rai auch aufs Sofa.
„Ich kann euch allein lassen, wenn ihr allein sein wollt“, fühlte sich Rai fehl am Platz.
„Ich sollte gehen, unterhaltet euch weiter“, erwiderte Dana und stand wieder auf.
„Nein, bitte bleib‘, beachte ihn einfach nicht“, bat Rai.
„Du bist witzig, er sitzt neben dir auf dem Sofa“, bemerkte Dana und sah zu King herüber.
„King, könntest du noch ne Weile spazieren gehen? Ich ruf dich an“, bat Rai und King stand schwerfällig auf.
„Lass dich bloß nicht mit ihr ein, sie ist hinterhältig“, riet ihm King und ließ sie allein.
„Ich hab ihn verlassen, er ist nur stinkig“, erklärte Dana cool.
„Du hast ihn verlassen mit zwei kleinen Kindern?“, fragte Rai überrascht.
„Du kennst ihn doch, nach zwei Jahren Beziehung konnte ich einfach nicht mehr“, entschied Dana.
„Ja, kann passieren. Ihr solltet mal darüber reden“, bemerkte Rai freundschaftlich.
„Würde es dir was ausmachen, wenn wir das hier machen und du solang auf die Kinder aufpasst?“, fragte Dana.
„Sicher, hol ihn zurück, ich bleib‘ solang in der Küche“, versicherte Rai und ging zurück in die Küche.
„Wo ist Mami?“, fragte Devon, als er 15 Minuten später mit Rai und Suyai am Tisch saß.
„Im Wohnzimmer Devon, mit deinem Dad“, erkannte Rai ruhig.
„Ah, der Faulpelz und Nichtstuer?“, fragte Devon neunmal klug.
„Deine Mutter hat dir von ihm erzählt?“, fragte Rai schmunzelnd.
„Ja, schon irgendwie, aber nicht viel. Darf ich zu ihm reingehen?“, fragte Devon, der gern seinen Vater richtig kennen lernen wollte.
„Da muss ich erst deine Mutter fragen, bin gleich wieder da“, erklärte Rai und stand auf, um ins Wohnzimmer zu gehen.
„Leute, ich muss euch kurz stören, Devon möchte zu euch, wenn er darf“, bemerkte Rai vorsichtig.
„Klar, er kann reinkommen. Das ist doch okay, oder?“, fragte Dana, King.
„Ja, sicher, ich würde ihn gern sehen“, erwiderte King und Rai ließ Devon zu ihnen.

Ohne viele Worte saß Rai eine ganze Zeit mit Daniel und Suyai in der Küche.

„Kann ich aufstehen, Onkel Rai, mir ist langweilig und ich würde Daniel gern mein Zimmer zeigen“, bat Suyai, die unruhig auf ihrem Stuhl herumrutschte.
„Sicher Su, aber seit bitte still, Dewey schläft dort“, bat Rai und ließ die Kinder gehen. Nun saß er allein dort, nicht wissend, ob er jetzt dort drin bleiben sollte, oder ob er als Gastgeber so höflich sein sollte, anwesend zu sein.
„Hey Rai, du kannst ruhig zu uns reinkommen, ist schließlich deine Wohnung“, erwiderte Dana, als sie zu ihm in die Küche kam.
„Smalltalk liegt mir noch eher als Gäste zu bewirten, sagen wir mal so, ich bin in Sozialkontakten eine absolute Niete“, war Rai beschämt.
„Kein Thema, du bist sicher unterhaltsamer als mein verhasster Ex. Komm zu uns, bitte“, bemerkte Dana freundlich und Rai stand auf und ging mit ihr mit.
„Hey Kumpel, da bist du, ich dachte schon, du wärst abgehauen“, entgegnete King, als sich Rai neben ihn pflanzte.
„Das hättest du wohl gern, dass ich die Wohnung für dich räume. Hey Devon, gehst du mal zu den anderen, ich würde mich gern mit deinem Daddy unterhalten“, bat Rai und Devon trottete davon.
„Also, was willst du mir jetzt vorhalten, Schwachkopf?“, entgegnete Rai trotzig.
„Ich will dir gar nicht vorhalten, ich dachte nur, dein Sohn würde lieber mit anderen Kindern spielen, statt bei einem Kerl zu sitzen, den er kaum kennt“, erkannte Rai.
„Da hast du Recht, danke. Du bist also jetzt Ersatzvater, du, ich hab’ mir nie gedacht, dass du zu so was fähig bist, du schaffst es ja nicht mal ein Haustier zu halten“, konterte King, als Rai gedankenverloren in die Leere starrte.
„Es ist immer noch seltsam und mein Kater ist einfach abgehauen, dafür konnte ich nichts, ehrlich nicht“, verteidigte sich Rai.
„Bevor deine Kleine abhaut, schick sie zu mir, bitte“, bat Dana etwas besorgt.
„Sie war eine uralte Katze, ich kann mich um Suyai kümmern“, raunzte Rai beleidigt.
„Das glaub ich, das war ein Witz. Aber du kannst wirklich immer auf mich Zählen, ich kenn das, alleinerziehend zu sein“, sicherte Dana zu und sah vorwurfsvoll zu King.
„Ja, hab’s kapiert, ich bin furchtbar“, nörgelte King.
„Du bist nicht furchtbar, nur zu kindisch. Du musst nur etwas erwachsen werden, du bist fast 30, King“, bat Dana.
„Du hörst dich an wie meine Mutter“, grummelte King.
„Ich mochte deine Mutter nie besonders, aber wo sie Recht hat, hat sie Recht“, erwiderte Dana und King sah sie trotzig an. Rai fühlte sich wieder unwohl zwischen ihnen.
„Wollt ihr nen Kaffee?“, fragte er unterbrechend.
„Ja, bitte“, bemerkte Dana lächelnd und Rai stand auf um zurück in die Küche zu gehen.
Als er den Kaffee gerade aufgesetzt hatte, begann Dewey im Nebenzimmer an zu weinen, der aufgewacht war. Augenrollend ging er in Suyais Zimmer.
„Wir haben nichts gemacht“, bemerkte Suyai, als Rai plötzlich in der Tür stand. Die Kinder spielten ganz brav mit Legosteinen.
„Ja, das glaub ich dir, meine Süße, hey Dewey, ist es dir hier zu laut?“, fragte Rai und nahm Dewey auf, um ihn an die Brust zu nehmen.
„Ich bring‘ ihn mal zu seiner Mami, spielt ruhig weiter“, erklärte Rai und ging aus dem Zimmer.
„Ach, du bist hingegangen, gut, ich muss jetzt langsam, die Kinder gehören ins Bett“, bemerkte Dana und sah ihn an.
„Was?“, fragte er irritiert.
„Hast du jemals ein Baby gehalten?“, fragte Dana.
„Nein, eigentlich nicht, wieso?“
„Du machst das gut, für nen Anfänger“, lobte Dana ihn und nahm Rai, Dewey ab.
„Danke, du willst mich nur einlullen, dass ich mal babysitte, oder?“, fragte Rai und Dana lächelte.
„Erwischt! Ich muss jetzt echt los, danke, dass du mich eingeladen hast, das war echt süß, aber ich bin gerade in meiner abstinenten Phase, was Männer angeht“, entgegnete Dana herumdrucksend.
„Für mich gibt’s grad auch nur eine junge Lady, das versteh‘ ich. Aber wir können uns trotzdem öfters mal treffen, so als Freunde meine ich, du bist schließlich die Ex meines unfreiwilligen Mitbewohners“, entschied er.
„Ja, dann kann er Devon mal öfters sehen, ich glaub‘, sie können eine Beziehung zueinander aufbauen“, bemerkte Dana nachdenklich.
„Das klingt gut, ich dachte schon, dass du mir den Kopf abreisst, weil ich ihn und dich wieder zusammen gebracht habe“, bemerkte Rai erleichtert.
„War ja nicht deine Schuld, aber es war eine gute Gelegenheit. Ich muss jetzt echt los, ich muss noch ein paar Seiten schreiben, mein Verlag sitzt mir wegen meinem neuen Buch im Nacken“, entschied Dana und rief nach ihren Kindern.
„Du bist unglaublich, du arbeitest, kümmerst dich um drei Kinder und schreibst nebenbei noch wirklich gute Ratgeber, ja ich hab dein Buch gelesen, ich bin noch nicht fertig, klar, ist ja ein dickes Buch, aber der Anfang ist echt interessant, was wolltest ich jetzt noch mal sagen?“, lobte Rai sie.
„Ich sag jetzt einfach mal, danke. Gute Nacht Lucian, ich ruf‘ dich an“, erwiderte Dana und ging mit ihren Kindern aus der Tür.
„Ich brauch‘ jetzt ein Bier“, bemerkte King, als Rai sich wieder neben ihn setzte.
„Tut mir leid Kumpel, das ist jetzt ein alkoholfreier Haushalt, ich musste meinen Alkoholkonsum einstellen, wegen der Kleinen. Ich hab’ ganz schön viel gesoffen für einen Sportler, weißt du das eigentlich?“, warf Rai ein.
„Und ich muss jetzt darunter leiden?“, fragte King nörgelnd.
„Du bist ein ungebetener Gast, also klappe. Ich bring jetzt meine Nichte ins Bett, eine Decke ist dort im Schrank, wenn du Hunger hast, es ist zu Essen übrig, aber Alk gibt’s hier nicht“, erwiderte Rai und stand wieder auf.
„Ich hab’ wirklich Hunger, danke. Bring‘ deine Kleine ins Bett“, bedankte sich King und ging in die Küche.

Die nächste Zeit verbrachte King auf Rais Sofa und half als Assistent bei den Wizards aus. Eines Tages kam King nach Hause und sah etwas, was ihn sehr verwirrte.
„Oh man, so was ekelhaftes hab’ ich echt noch nie gesehen“, bemerkte King, als er erschöpft ins Wohnzimmer schlurfte. Dort saßen Dana und Rai auf dem Sofa. Rai machte ein Kreuzworträtsel und Dana saß im Schneidersitz und mit ihrem Skript vor ihm auf dem Sofa, eine Brille auf der Nase.
„Du weißt echt, wie man Komplimente vergibt. Alles aufgeräumt?“, fragte Rai und sah ihn an.
„Ja, hab’ ich. Ihr seid zwei junge, erwachsene Menschen, ihr benehmt euch wie ein alterndes Ehepaar“, kommentierte King die Szenerie und schmiss seine Jacke auf den Haken neben der Tür.
„Ich arbeite, ich hab endlich ein gescheites Kindermädchen gefunden, aber bei mir zu Hause ist es einfach zu laut zum schreieben, hast du vor, so laut zu bleiben, dann muss ich mir nen anderen Platz suchen“, murmelte Dana ohne aufzusehen.
„Ihr sitzt auf meinem Bett“, sagte er trocken.
„Ja, tut mir leid, du kannst dich solang in Suyais Zimmer ausruhen, sie ist bei Dana und dem Babysitter“, entgegnete Rai und widmete sich wieder seinem Kreuzworträtsel zu.
„Ich werde erst mal was Essen, bevor ich mich in Barbies Traumhaus schlafen lege“, erwiderte King sarkastisch und ging in die Küche. Zwei Minuten später kam er mit einem Glas Milch in der Hand aus der Küche.
„Das ist dein Essen? Ein Glas Milch?“, fragte Rai verwundert.
„Du weißt auch nicht was du willst, gestern hast du noch gemotzt, dass ich so viel esse“, murrte King und nahm einen Schluck aus seiner Milch.
„Die Milch schmeckt irgendwie komisch“, realisierte King, während er den letzten Schluck aus dem Glas trank.
„Die Milch ist frisch, hö‘ auf zu meckern“, bat Rai beschäftigt.
„Du hast doch hoffentlich nicht die Milch aus der Flasche mit dem blauen Deckel genommen, oder?“, fragte Dana und sah auf.
„Äh schon, oh man war das etwa deine komische Ziegenmilch?“, fragte King angeekelt.
„Nein, das war das Abendessen meines Jüngsten“, entschied sie cool.
„Mein Sohn trinkt noch Muttermilch, das ist ja widerlich“, verzog King das Gesicht „Ich hab’ noch einen Sohn, Torfnase, er ist sechs Monate alt und ich hab’ mir grad mit Mühe und Not Milch abgepumpt, die er nachher hätte bekommen sollen. Oh man Lucian, kannst du nicht aufpassen, jetzt muss ich Milchpulver zusammenrühren, das mag er überhaupt nicht. Aber echt jetzt“, erwiderte Dana ohne aufzusehen.
„Ist dein Sohn von diesem Verbrecher mit der komischen Karre?“, fragte King und stellte sein Milchglas ab.
„Winny hat wenigstens einen Job, Lucian!“
„Ja, Drogendealer!“
„Deshalb hab’ ich mich auch von ihm getrennt, Klugscheißer, du dachtest, du erzählst mir jetzt was Neues und Schockierendes, oder?“, fragte Dana und sah ihn wieder an.
„Tut mir leid, du hast ihn sicher sehr gemocht“, entschuldigte sich King mitfühlend.
„Nicht mehr als dich, oh man, ich geh in die Küche, hier ist es mir zu hektisch“, nörgelte Dana, nahm ihre Sachen und verschwand in die Küche.

King setzte sich auf den freigewordenen Platz.

„Du Idiot trinkst Muttermilch“, frotzelte Rai und sah ihn an.
„Du Idiot fasst sie nicht an“, konterte King.
„Ich bin nur ein Gentleman!“
„Du bist nur ein Idiot!“
„Ach halt die Klappe!“
„Sie hat zwar etwas zugelegt, aber ich würde sie immer noch nicht von der Bettkante stoßen“, entschied King cool.
„Dann viel Vergnügen!“
„Du willst sie nicht?“
„Wenn ich sie wollte, wär sie schon mein, alter Freund!“
„Auch wenn du das nicht gern hörst, alter Freund, du kriegst nicht jede“, kritisierte King.
„Ich will sie nicht!“
„Du kriegst sie auch nicht!“
„Du kriegst sie auch nicht mehr, dafür kennt sie dich zu gut!“
„Du bist ein echter Arsch!“
„Danke für das Kompliment!“
„Gern geschehen!“
„Hey ihr Streithähne, wenn ich zwei Jungs streiten hören will, geh‘ ich nach Hause“, kam Dana zurück.
„Tut mir leid, ich muss hier raus, ich werde joggen gehen, jetzt kannst du dich auch hier ausruhen King, das wolltest du doch“, erklärte Rai grummelig und stand auf.
„Oh ja, danke“, bedankte sich King und breitete sich auf dem Sofa aus.
„Du bist echt unmöglich, King“, nörgelte Dana.
„Er ist einfach nur er, das bin ich schon gewöhnt. Wenn ich zurückkomme, werden wir zu dir fahren, ich hab’ Suyai etwas vernachlässigt in letzter Zeit, ich sollte was mit ihr unternehmen“, entschied Rai und zog seine Turnschuhe an.
„Okay, das können wir machen, ich krieg‘ hier einfach nichts geschrieben, kannst du das joggen verschieben und wir fahren gleich?“, fragte Dana.
„Sicher, ich hab’ heut‘ eigentlich genug trainiert. Fahren wir“, beschloß Rai und nahm seinen Autoschlüssel.
„Was ist jetzt mit mir? Ich hab’ Hunger“, erwiderte King motzend.
„Dann koch dir was, Idiot. Sollen wir noch beim Chinesen vorbeifahren, ich hab’ Hunger auf was Asiatisches“, schlug Dana vor, während sie aus der Tür gingen.
„Ich mag chinesisch auch“, nörgelte King.
„Klingt gut, ich hab Hunger auf Frühlingsrollen“, erwiderte Rai, ohne ihn zu beachten und schloss die Tür hinter sich.

Zehntes Kapitel


„Dein Ex-Freund ist also Drogendealer?“, fragte Rai, als er an diesem Abend mit Dana auf ihrer Feuertreppe saß, während die Kinder immer noch drinnen spielten, weil sie sie einfach nicht auseinander gebracht hatten.
„Das willst du nicht wirklich wissen, oder?“, fragte Dana, der das Thema unangenehm war.
„Eigentlich schon. Wie trifft man als Mutter auf einen Drogendealer? Das interessiert mich wirklich“, erwiderte er.
„Wir waren in der gleichen freien Klinik und hatten die gleiche Geschlechtskrankheit, ich weiß echt romantisch“, erklärte Dana und sah in die Ferne.
„Du bist ehrlich, das gefällt mir. Ich bin so froh, dass wir uns angefreundet haben, ich wüsste nicht, wo ich sonst eine Erziehungsperson kennen gelernt hätte“, sagte er nachdenklich.
„Elternabend?“
„Oh man, das kommt jetzt auf mich zu, oder?“, fragte Rai.
„Oh ja, ich war letzte Woche bei dem ersten von Daniel, echt sehr traurig. Warst du in letzter Zeit mal aus?“, fragte Dana.
„Wie kommst du denn jetzt da drauf?“, fragte Rai und sie sah ihn an.
„Du kommst mir vor wie ein Mönch, wenn du ein Freund von King bist, bist du sicher kein Kind von Traurigkeit“, entschied Dana und lehnte sich ans Gatter.
„Irgendwie ist alles Private bei mir ins Stocken geraten, seit die Kleine bei mir ist, ich hab’ keinen Schluck angerührt und das seit fast 10 Wochen und vor 10 Wochen war ich noch etwas was mein Hausarzt einen Alkoholiker nennt“, erklärte Rai.
„Du bist Alkoholiker und Profisportler?“, fragte sie erstaunt.
„Ja, weiß echt nicht, wie ich das unter einen Hut gebracht habe, ich hab’ Entzugserscheinungen nachts, das ist echt die Hölle“, gestand er.
„Du bist auch nicht so schlecht, nicht jeder schafft es, die Alkoholsucht zu bekämpfen und gleichzeitig ein Kind aufzuziehen“, entschied sie.
„Aber nicht so gut, wie du. Jetzt hab’ ich dich vom Schreiben abgelenkt, ich sollte meine Kleine schnappen und euch in Ruhe lassen“, erwiderte Rai und stand auf.
„Ich schreibe heute Nacht, ich bin noch fit. Aber meine Kinder sollten ins Bett, sonst komm ich echt nicht mehr zum Schreiben. Du wolltest ja mit deiner Kleinen noch was machen, du kannst ihr ja was Vorlesen oder so“, entgegnete Dana und stand auch auf.
„Ja, ist auch zu spät für was anderes. So, bringen wir sie jetzt auseinander“, entschied Rai und beide gingen rein.
„Heiratest du Dana?“, fragte Suyai, als Rai sie ins Bett brachte.
„Nein Su, wie kommst du jetzt darauf?“, fragte er überrascht.
„Du magst sie doch, oder?“, fragte Suyai unschuldig.
„Ja, aber ich mag auch Onkel Fox, aber den heirate ich sicher nicht“, erwiderte Rai und lächelte.
„Fox ist auch ein Idiot, doch Dana ist echt cool“, entgegnete Suyai und legte sich auf ihre Kissen.
„Ja, das ist sie, ich werde dir eine Mutter finden, meine Süße, das verspreche ich dir“, versicherte Rai und deckte sie zu.
„Warum nicht Dana, sie liebt Kinder!“
„Schlaf jetzt, meine Süße“, entschied er und machte das Licht aus.
„Sie mag dich auch“, ergänzte Suyai.
„Gut Nacht, Su!“
„Sie mag dich wirklich!“
„Bist du gar nicht müde?“, fragte Rai etwas nörgelig.
„Es würde mir helfen, wenn du mir noch was vorliest“, entgegnete Suyai.
„Du bist eine kleine Erpresserin, okay noch ne kleine Geschichte“, gab Rai nach und fischte nach einem Buch.
„Wir waren bei Kapitel 4“, erinnerte ihn Suyai und lächelte ihn an.
„Du wirst jeden Mann um den kleinen Finger wickeln, wenn du erwachsen bist, ganz sicher“, erwiderte Rai, während er das Buch aufschlug.
„Das kann ich jetzt schon, Onkel“, bemerkte sie und grinste breit.
„Ich glaub‘, ich muss dich einsperren, wenn du Teenager bist“, erkannte Rai.
„Wenn ich ein Teenager bin, bin ich dir Haushoch überlegen, was meine Intelligenz angeht“, entschied sie.
„Ich glaub, ich brauch wirklich eine Ehefrau, das wird echt noch lustig mit dir“, realisierte Rai und begann zu lesen.


„Man, er ist überhaupt nicht mehr pünktlich, seit er sich um das Gör kümmern muss“, maulte Fox, als er mit dem Team auf die Ankunft ihres Starspielers warteten.
„Aber eins muss man sagen, er kommt wenigstens nüchtern zum Training“, erwiderte ein anderer Spieler.
„Auch wahr. Aber er könnte echt mal kommen“, war Fox ungedulding und in dem Moment bremste Rai mit einem SUV vor dem Spielfeld.
„Mit großem Auftritt, ja klar, wo hat er den Wagen jetzt schon wieder her?“, moserte Fox und ging zu ihm hin.
„Du bist ein arroganter Arsch!“, begrüßte Fox, Rai.
„Du bist ein sexsüchtiger Alkoholiker, das ist doch ein Kräftemessen, oder?“, fragte Rai und nahm cool seine Brille ab.

Ohne ein weiteres Wort zu sagen, ging Fox auf Rai los.

„Hey, hey Leute, auseinander, was zum Henker ist jetzt schon wieder?“, fragte der Trainer wütend und die anderen Spieler zerrten die Streithähne auseinander.
„Du bist doch nur wütend, dass ich mein Leben in den Griff bekommen habe und du nicht“, wütete Rai.
„Du und dein Leben in den Griff bekommen, du schaffst es ja nicht mal pünktlich zum Training zu kommen“, maulte Fox, den zwei Spieler festhalten mussten.
„Ich musste meine schwer misshandelte Nichte zu ihrem Therapeuten bringen, du Arsch!“
„Es reicht, ich werde jetzt etwas tun, was ich schon vor langem machten wollte. Wir werden eine Woche einen Trip in die Wildnis machen. Ihr müsst wieder lernen, euch gegenseitig zu vertrauen“, plante der Trainer und alle sahen ihn fragend an.
„Ist das so eine Art Managertraining? Das ist lächerlich, Coach“, maulte Fox.
„Auch wenn es lächerlich ist, ihr tut das, das ist ein Befehl“, bemerkte der Coach und so war es entschieden.
„Hey Dana, kannst du mir einen ganz großen Gefallen tun?“, fragte Rai säuselnd, als er Dana in der Trainingspause anrief.
„Oh man, das wird teuer für mich, oder?“, fragte Dana erkennend.
„Nein, gar nicht, ich muss für eine Woche weg, kannst du Su für die Zeit nehmen?“
„Klar!“
„Wirklich?“
„Nein Rai, ich hab drei Kinder, einen Job und schreib ein Buch!“
„Bitte Dana, du bist die einzige, die mir jetzt noch helfen kann“, bettelte er.
„Kleiner Erpresser, was ist mit King?“
„King kann sich glaub‘ ich allein um sich kümmern“, schmunzelte er.
„Das mein‘ ich nicht, er kann sich doch um Su kümmern“, schlug sie vor.
„Das ist glaub‘ ich nicht so ne gute Idee, meine Mutter würde mich umbringen, wenn ich meine Nichte verhungern ließe, King kann sich ja selbst nicht versorgen“, entschied Rai.
„50 Mäuse und ich darf ihr Kleidchen anziehen“, handelte sie.
„Warum willst du meiner Nicht ein Kleid anziehen?“
„Ich hab drei Söhne, ist so ein Frauending“, bemerkte sie.
„Äh okay, wenn sie das auch will, ist das okay. Ich fahr schon morgen früh, kann ich sie heute Abend zu dir bringen?“
„Okay, ich hab’ so gegen halb sechs Schluss, komm so um sechs und bring was zu Essen mit“, bat sie und er stimmte zu.

Als Rai mit Suyai nach Hause kam, stand eine junge Frau vor seiner Tür.

„Wenn Fox sie schickt, ich hab’ kein Interesse“, erwiderte Rai und schloss die Tür nehmen ihr auf.
„Ich weiß zwar nicht von was Sie reden, aber ich hab wirklich ein Angebot für Sie. Ich bin Ella Perkins, von Sport’s Run, ich leite die PR-Abteilung dort“, begrüßte Ella Perkins ihn höflich.
„Das ist ne Sportfirma, oder?“
„Ja, das ist es. Wir wollen Sie als Werbepartner“, erklärte Ella und Rai bat sie rein.
„Das ist Musik in meinen Ohren, Kaffee?“, fragte Rai und schloss die Tür hinter sich.
„Gerne. Sie wissen schon, dass Sie Ihre Tochter vor der Tür stehen lassen haben, oder?“, fragte Ella und er ging zur Tür, um sie aufzumachen. Suyai stand dort mit verschränkten Armen.
„Entschuldige Süße, kommt nicht wieder vor. Das ist meine Nichte, nicht meine Tochter. Wir essen gleich bei Dana Su, wenn du Hunger hast, nimm dir Cornflakes“, bat Rai und ließ seine Nichte rein.
„Wenn du mich loswerden willst, sag‘ es einfach“, grummelte sie und stampfte in die Küche, um sich Cornflakes zu machen.
„Süß, die Kleine. Okay, wo waren wir stehen geblieben?“, fragte Rai und Ella setzte sich auf sein Sofa.
„Sie wollten mir Kaffee machen!“
„Richtig, Kaffee. Komm sofort wieder“, erkannte Rai und eilte in die Küche.
„Was macht eine PR-Agentin?“, fragte Suyai und sprang mampfend auf den Küchentresen.
„Sie tut alles, um jemand gut aussehen zu lassen. Seit wann Essen wir auf dem Küchentresen?“, fragte Rai und hob sie auf den Boden.
„War nen Versuch wert“, schmunzelte sie und setzte sich an den Tisch.
„Das ist ein Erwachsenengespräch da draußen, könntest du solang in der Küche bleiben, bis ich dich hole?“, fragte Rai.
„Was willst du dann bei dem Gespräch?“, fragte sie frech.
„Frechdachs. Wird nicht lang dauern, bist nen Schatz“, erkannte Rai und ging mit zwei Tassen Instand-Kaffee wieder aus der Küche.
„Also, Miss Perkins, Sie wollen mir Geld geben?“, fragte Rai keck, als er die Tassen abstellte.
„Ich will Ihnen kein Geld schenken, Sie müssen schon was dafür tun. Werbeaufnahmen, Fototermine so etwas, für unseren neuen Sportschuh“, erklärte Ella.
„Solang das nicht diese Woche ist, ich fahre morgen für eine Woche weg“, konterte Rai cool.
„Die Aufnahmen beginnen nächsten Monat, eine Millionen Dollar für einen Monat, klingt das gut für Sie?“, fragte Ella.
„Das klingt sehr gut, damit könnte ich meine Nichte auf eine Privatschule schicken. Sie schickt echt der Himmel“, entgegnete er erfreut.
„Nein, eigentlich nur Sport’s Run, aber ich weiß, was Sie meinen. Also, der Vertrag ist hier, unterschreiben Sie ihn und schicken Sie ihn mir bis zum Ende des Monats zu. Das wäre auch schon alles“, bat Ella und stand auf.
„Dann danke ich Ihnen für Ihre Zeit und einen schönen Abend noch“, verabschiedete sich Ella und Rai brachte sie zur Tür. Als die Tür hinter ihr schloss, ließ er einen Schrei der Freude aus.
„Was? Was ist passiert?“, fragte Suyai, die herausgerannt kam.
„Su, Su, Su, du kannst auf eine Privatschule gehen, dein Wissen wird nicht vergeudet sein“, war Rai glücklich und hob Suyai in die Luft.
„Ich will die Schule nicht wechseln“, erwiderte sie trocken.
„Was meinst du?“
„Ich habe Freunde gefunden in meiner Schule und es ist schön, die Klügste zu sein in der Klasse“, erkannte Suyai stolz.
„Gut, dann keine Privatschule, dann fliegen wir im Urlaub auf Hawaii, wie klingt das?“
„Hawaii ist viel zu heiß“, erwiderte Suyai.
„Du bist wirklich ein schwieriges Publikum, wir überlegen uns was. Oh man, ich kann meinen neuen Wagen abbezahlen, das ist so toll“, war Rai ganz aufgekratzt.
„Komm wieder runter, Onkel, das ist nur Geld. Du könntest dir auch einen schönen Anzug kaufen und Dana zum Essen ausführen“, erwiderte Suyai.
„Du kommst auch immer auf seltsame Ideen. Mach deine Hausaufgaben, wir müssen halb sechs wieder los zu Dana und ich will deine Hausaufgaben noch kontrollieren“, bat Rai und als Suyai in ihrem Zimmer verschwunden war, kam King zurück.
„Hey, du bist früh da, ist wirklich alles aufgeräumt?“
„Ja, ich hab alle ekelhaften Suspensorien aufgesammelt“, grummelte King müde.
„Ich will ja nichts sagen, aber wir tragen keine Suspensorien“, grinste Rai.
„Ich muss duschen, sprich mit bitte die nächsten Stunden nicht an“, bat King mürrisch und schlurfte zum Badezimmer.

Das King nach seiner anstrengenden Arbeit seine Ruhe hatte, ging Rai die Wäsche machen. Er hatte gelernt zu waschen, was ihn für die Frauen noch mehr attraktiver machte.
„Was machst du da?“, fragte King, als Rai auf dem Boden kniete und die Wäsche sortierte. Rai antwortete ihm nicht.
„Ich meinte, du sollst mich nicht ansprechen, nicht mich ignorieren“, bemerkte King genervt.
„Entschuldige, hast du was gesagt, ich hör grad das neue The Hives Album“, erklärte Rai und tat den Stöpsel seines Mp3 Players aus seinem Ohr.
„Oh, entschuldige. Wäscht du meine Sachen auch mit?“, fragte King und Rai sah ihn an.
„Du wäscht auch unsere Suspensorien, klar“, witzelte Rai.
„Das ist gar nicht witzig, wo kamen die her?“, fragte King erschöpft.
„Ich hab’ keine Ahnung, wirklich nicht. Ich bin ab Morgen eine Woche weg“, erzählte Rai ihm.
„Du fährst mit der Kleinen weg?“
„Nein, sie bleibt bei Dana!“
„Du machst Urlaub mit ner Tussi und schiebst das Kind zu meiner Ex ab?“
„Nein, Idiot, ich muss geschäftlich weg!“
„Ja klar, du bist Fußballspieler, nicht Manager“, erwiderte King ungläubig.
„Dir wurde nicht gesagt, dass wir dich diese Woche nicht benötigen, oder?“, fragte Rai nachfragend.
„Nein, mir sagt man eh nichts, heißt dass ich werde nicht bezahlt?“, fragte King.
„Das heißt es, aber du kannst hier wohnen, schlafen und der Kühlschrank ist voll, ich hab’ erst gestern eingekauft, du wirst es überleben“, entschied Rai.
„Du musst wirklich geschäftlich weg, Auswärtsspiele?“
„Wenn’s doch nur so einfach wäre, unser Coach schickte uns zu so einem Managertraining wo man lernen muss, sich wieder zu vertrauen, frag mich nicht wieso, könnte damit zusammenhängen, dass ich mich mit Fox geprügelt habe“, bemerkte Rai kleinlaut.
„Du meinst, Fox hat dich verprügelt?“, frotzelte King.
„Klugscheißer, ja das hat er, vermutlich hat ihn mein neuer Wagen zur Weißglut gebracht, aber ich brauch den, der ist familientauglicher“, entschied Rai.
„Du hast nicht wirklich gerade das Wort „Familientauglich“ benutzt, oder?“
„Oh man, erschieß‘ mich bitte“, bat Rai erkennend.
„Dann müsste ich Su aufziehen!“
„Dann erschieß‘ mich bitte nicht. Gibt’s was zu Essen?“, fragte King.
„Du musst dir selbst was kochen, tut mir leid, ich esse mit Dana, wenn ich Su zu ihr bringe“, bat Rai.
„Meine Ex und du, ihr seid verdächtig oft zusammen“, realisierte King.
„Wir sind Freunde, was soll die Frage?“
„Ach ja, Freunde, wer’s glaubt. Dann koch‘ ich mir halt was selber, wasch schön weiter“, entschied King und ging zur Küche.

„Ihr seid spät dran“, begrüßte Dana ihn müde, als sie ihm die Tür öffnete.
„Oh man, nicht auch noch du“, erwiderte Rai und kam rein.
„Ist schwer Kinder und Arbeit unter einen Hut zu bringen, was?“, erkannte sie sein Problem.
„Da sagst du was, ist wohl auch stressig gewesen bei dir heute“, bemerkte Rai, als er das etwas unordentliche Wohnzimmer seiner Bekannten sah.
„Ja, entschuldige, sieht furchtbar aus, ich weiß. Oh man, ich hab’ jetzt Hunger, her mit dem Essen“, forderte Dana und Rai gab ihr die Tüte mit Essen.
„Dan, Devon, Essen“, rief Dana und ihre Kinder kamen angerannt.
„Ich hab’ gar kein Hunger, Mum“, jammerte Daniel, der kränklich aussah.
„Oh nein, werde mir bloß nicht krank, das fehlt mir grad‘ noch. Komm‘ her“, bemerkte Dana erschöpft und fasste Daniel an die Stirn.
„Ab ins Bett, mein Süßer, ich mach dir ne Suppe“, schickte sie ihren Sohn zurück ins Zimmer.
„Ist hoffentlich nichts ansteckendes, ein krankes Kind kann ich auch nicht gebrauchen“, erwiderte Rai und setzte sich an den Tisch.
„Tja, entweder nimmst du sie wieder mit, oder du gehst das Risiko ein, dass sie krank wird“, bemerkte Dana und setzte sich neben ihn.
„Ich will nicht krank werden“, bemerkte Suyai unsicher.
„Ich werde die kleine bei Dewey unterbringen wird schon gut gehen, sonst werde ich sie gesund pflegen, werde meinen Tagesplan eh wegen Daniel umstellen müssen“, bemerkte Dana und begann zu Essen.
„Ich mach dir hoffentlich nicht zu viel Umstände“, erwiderte Rai und gab Suyai ihr essen.
„Eigentlich schon, aber das klappt schon. Man, das Essen ist gut, gute Auswahl“, erwiderte Dana und schnitt Devon das Essen klein.

„Langjährige Erfahrung im Fast Food bestellen. Ich hab’ ihnen extra gesagt, sie sollen nicht Hund oder Ratte braten“, witzelte Rai und die Kinder sahen ihn entsetzt an.
„Nicht witzig?“, fragte Rai, als Dana ihn böse ansah.
„Ich esse Ratte?“, fragte Suyai.
„Nein Süße, tust du nicht!“
„Aber du hast doch gerade…!“
„Das meinte ich nicht ernst, vergiss es einfach, das ist einfach nur Hühnchen, Su“, bemerkte Rai und sie aß weiter.

 
Eine Stunde später ging Rai allein wieder nach Hause. Er musste noch packen, er tat solche Sachen eigentlich nicht in letzter Minute, aber sein Lebensrhythmus war irgendwie total aus den Fugen geraten.

„Ola Mama, comó estas?“, fragte Rai im Stress, als er spät an diesem Abend seine Mutter anrief.
„Was hast du mit der Kleinen gemacht?“, fragte seine Mutter kritisch.
„Gar nichts, ihr geht’s gut, ich wollte mich nur mal melden“, erwiderte Rai hektisch.
„Du hörst dich aber nicht so an, was ist los?“, fragte seine Mutter, die sofort merkte, dass es Rai nicht gut ging.
„Mir geht’s gut, ich muss nur packen, ich fahr für ne Woche weg“, erwiderte er und zog den Reisverschluss ihres Koffers zu.
„Du kannst nicht wegfahren, du hast nen Kind“, nörgelte seine Mutter.
„Ach, der Penner unten an meinem Hauseingang wird schon für sie sorgen“, konterte er trocken.
„Wiederhol das bitte!“
„Sie ist bei einer Freundin, die hat selber drei Kinder und versorgt sie liebevoll“, erklärte Rai und zog seinen Koffer auf den Boden.
„Du kannst nicht einfach in den Urlaub fahren, verdammt“, wütete seine Mutter.
„Ich fahr nicht in den Urlaub, der Coach schickt uns zu so einem blöden Managertraining, die Jungs verprügeln mich und das ist meine Strafe, ich musste sie anbetteln, dass sie sie nimmt und jetzt ist auch noch ihr Sohn krank, egal, ich muss echt fertig packen jetzt, ich wollte nur mal deine Stimme hören, gute Nacht“, wollte Rai nicht mit ihr reden.
„Warte Rai, du willst doch reden, erzähl mir, was dich bedrückt“, bat seine Mutter.
„Ist nur hart, ein Vater zu sein, so Knall auf Fall, das ist alles so seltsam und das Team hasst mich, Fox hat mich schon zwei Mal verprügelt, vor zwei Monaten waren wir noch beste Freunde und jetzt streiten wir nur noch“, entgegnete Rai.
„Fox hat dich verprügelt, das hat er seit der Highschool nicht mehr gemacht, bist du verletzt?“, fragte sie fürsorglich.
„Ich war es, jetzt nicht mehr. Jetzt geh‘ schlafen, mir geht es gut“, versprach Rai und legte wieder auf.

Elftes Kapitel


Fox traute seinen Augen nicht, als er zum Teambus kam. Er war immer der Erste, doch an diesem sehr frühen Morgen saß Rai auf seinem Koffer vor der Tür des Teambusses und döste vor sich hin.
„Hey Schleimer, hast du hier geschlafen?“, fragte Fox und stupste seinen Teamkollegen an, der ihn mit müden Augen ansah.
„Ich war etwas zu früh hier und bin wohl wieder eingepennt, ja ich kann auch pünktlich sein, sind schon seltsamere Sachen passiert. Und lass das mit dem Schleimer, wer ist hier als erster da“, entschied Rai und rappelte sich auf.
„Überraschenderweise du, was ist passiert, ist die Kleine endlich vom Jugendamt wieder abgeholt worden?“, fragte Fox und erntete dafür einen bösen Blick.
„Nein, sie ist bei ner Freundin von mir für die Woche. Kommt der Busfahrer noch irgendwann?“, fragte Rai, dem es unangenehm war, mit Fox zu reden.
„Der kommt immer kurz vor dir, noch so’n Alkoholiker“, erwiderte Fox.
„Es ist zu früh am Morgen um mich über deine blöden Aussagen aufzuregen, ich werde mir nen Kaffee besorgen“, raunzte Rai, schob seinen Koffer unter den Bus und ging zu einem Cafè in der Nähe um sich Kaffee zu holen. Als er zurückkam, hatte er zwei Kaffeebecher in der Hand.
„Schwarz, zwei Stücke Süßstoff, richtig?“, fragte Rai freundlich und reichte dem verwunderten Fox seinen Becher.
„Ja, danke“, bedankte sich Fox.
„Gern geschehen. Also wenn dich prügeln willst, stellen wir den Kaffee erst mal ab“, sagte Rai trocken.
„Ich will mich nicht prügeln, warum kommst du auf den Mist?“, fragte Fox, der sich zu Unrecht beschuldigt fühlte.
„Die letzte Zeit hast du mich immer verprügelt, wenn du mich gesehen hast oder irr‘ ich mich da“, entschied Rai schlussfolgernd.
„Das ist gar nicht … warte mal du hast Recht, ich hab’ echt keine Ahnung, was mich da geritten hat, bin wohl eifersüchtig, dass du erwachsen wirst und ich immer noch das 15-jährige Fußballass bin, das auf jeden Fall rebellieren muss. Vergibst du mir bitte, ich halt keinen ach so unabsichtlichen Fußtritt von dir aus, wenn wir spielen“, bat Fox und streckte ihm seine Hand hin.
„Ob uns der Coach wohl mit dem Trip verschont, wenn wir uns jetzt wieder einkriegen?“, fragte Rai und Fox grinste.
„Das glaub ich eher weniger“, bemerkte Fox und grinste auch, als Rai ihm die Hand zur Versöhnung reichte.

„Wie süß, muss ich zu eurer Hochzeit kommen?“, fragte Lime, einer der Teammitglieder, der zu ihnen stieß.
„Ach halt den Rand, hast du bei einer deiner Liebschaften übernachtet, oder was bist du so früh dran?“, fragte Fox und Lime grinste breit.
„Okay, jetzt beneide ich ihn“, entschied Rai und schlug mit Lime ein.
„Ich musste aus dem Fenster klettern, so beneidenswert ist das nicht, ich hab nen Socken verloren“, erklärte Lime.
„Schon wieder ne Verheiratete, Lime?“
„Die sind am liebeshungrigsten, du hattest auch die ein oder andere. Jetzt brauch‘ ich erst mal nen bisschen Schlaf, wo fahren wie überhaupt hin?“, fragte Lime und pflanzte seinen Rucksack auf den Boden.
„Big Muddy, ein bisschen Rafting wird euch wieder zusammenschweißen, hoff ich mal“, entschied der Coach, der jetzt auch kam.
„Zum Missouri River, das ist nicht Ihr Ernst, Coach, ich kann nicht schwimmen“, nörgelte Lime.
„Dann musst du wohl auf die Fähigkeiten deiner Teamkollegen vertrauen, dass sie dich aus den Fluten retten. Wen haben wir denn hier, das Trödeltrio, was hat euch denn geritten, dass ihr so früh da seid?“, fragte der Coach überrascht.
„Wir wollten mit gutem Beispiel voran gehen, vor den jüngeren Teamkollegen. Wo bleiben die Stöpsel eigentlich?“, fragte Rai.
„Trance hat noch ne Zwischenprüfung, er kommt mit dem Auto nach, bei den anderen hab ich keine Ahnung. Ach da kommt der Busfahrer, wurde auch mal Zeit“, war der Coach beruhigt, als er den Busfahrer auf der anderen Straßenseite sah.
„Er schwankt ja gar nicht, es scheint ja fast so, als wäre er nüchtern“, entgegnete Fox cool.
„Natürlich ist er nüchtern, der Verein würde doch keinen Alki einstellen“, konterte der Coach standhaft.
„Wenn Sie meinen, Coach, man ich muss in den Bus, ist schon etwas kalt so früh am Morgen“, fröstelte Fox.
„Sissy!“, bemerkte Rai und bekam von ihm den Ellenbogen in die Schulter.
„Dieser Trip ist echt bitter nötig, wie ich sehe. Wo waren Sie, Kid?“, fragte der Coach, als der Busfahrer bei ihnen angekommen war.
„Kippen holen, Coach, wird ne lange Fahrt. Also Jungs, ab in den Bus, hey da fehlen doch welche, oder?“, fragte Kid und schloss den Bus auf.
„Toll, er kann noch zählen, also ist er nüchtern“, erwiderte Lime und drängte sich an Kid vorbei in den Bus und setzte sich hin.
„Die kommen noch, Kid, hoffe ich. Also Jungs, reinspaziert, je schneller wir drin sind, umso schneller sind wir weg, wenn die Jüngelchen mal kommen“, bat der Coach und setzte sich schnaufend auf den ersten Sitz im Bus.
„Wir könnten uns nen Schlückchen gönnen, jetzt wo wir noch unter Erwachsenen sind“, schlug Fox vor und zog ein Sixpack Bier aus seiner Tasche.
„Hey Jungchen, hier im Bus wird nicht getrunken“, rief Kid nach hinten.
„Sie dürfen nichts trinken, wir schon“, bemerkte Lime großspurig und schnappte sich zwei Biere. Er drückte Rai eine Flasche in die Hand, die er nachdenklich in der Hand rumdrehte.
„Vergessen wie man ein Bier öffnet, großer Meister?“, fragte Lime verwundert.
„Ich heb es mir auf, es ist erst sieben Uhr morgens“, erkannte Rai.
„Klar, wenn du meinst. Also Fox auf die Gesundheit“, stieß Lime mit Fox an.

Rai konnte seinen Kumpels nicht sagen, dass er jetzt abstinent lebte, er würde noch mehr ausgelacht werden, als er eh schon ausgelacht wurde. Er stellte die Bierflasche auf den Boden des Busses und packte sein Buch aus, um zu lesen.
„“Wie mache ich mein Kind glücklich“? Das ist nicht dein Ernst, oder?“, fragte Fox, als er den Buchtitel des Buches las, was sein Kumpel grad studierte.
„Das ist nen Ratgeber, lass mich lesen“, bat Rai ohne aufzusehen.
„Kein normaler Mensch liest Ratgeber“, zog Fox ihn auf.
„Dann bin ich halt kein normaler Mensch, trink‘ dein Bier und lass mich in Frieden!“
„Hey, warum plötzlich wieder so abweisend“, nörgelte Fox.
„Könnt ihr eure Beziehungskrise verschieben, solang wir im Bus sitzen, bitte?“, bat Lime.
„Der Kerl hat langsam echt Prügel verdient, findest du nicht, Rai?“, fragte Fox und Rai sah auf.
„Tu dir keinen Zwang an, drauflos prügeln kannst du ja gut“, entschied Rai abgelenkt.
„Lass uns nach hinten gehen Lime, lassen wir den Grummelheini alleine“, sagte Fox kopfschüttelnd und ging mit Lime ganz nach hinten in den Bus. Rai war froh, jetzt Ruhe zu haben.

20 Minuten später trudelten auch die anderen ein und sie konnten losfahren. Rai las viel, schlief viel und wurde erst wieder wach, als er einen Klaps auf den Hinterkopf bekam.

„Hey Schlafmütze, wir sind da, steh‘ auf, wir müssen noch die Zelte aufstellen, bevor es dunkel wird“, bemerkte der Coach und er rappelte sich auf.
„Wieder so’n Witz, den ich nicht lustig finde, Coach“, entschied Rai und nahm seine Tasche.
„Immer noch kein Witz, Kleiner, wir zelten“, entschied der Coach und schob ihn aus dem Bus.
„Mir gefällt dieser Trip immer weniger“, nörgelte Rai und ging hinaus. Die anderen saßen schon um ein kaltes Lagerfeuer herum, einige betrunken, einige hundemüde.
„Wenn ich den Haufen hier sehe, hab’ ich Angst, dass wir hier alle erfrieren“, bemerkte der Coach, als er in die Runde sah.
„Okay, wir machen erst mal ein Feuer, dann bauen wir die Zelte auf, los“, begann Rai die Kontrolle zu übernehmen.
„Wer hat dich zum Anführer gemacht?“, fragte Fox angetrunken.
„Hört auf Rai, hopp“, drängte der Coach und grummelnd stand das Team auf um das Lager aufzubauen. Rai half natürlich mit, aber er hatte einfach bei diesem Trip die Kontrolle übernommen. Vermutlich weil er der einzige Erwachsene war, der noch nüchtern war.
„Ich bin stolz auf dich Junge, ich hab’ dich gar nicht für eine Führungsperson gehalten, du bist auch nüchtern, das ist irgendwie gruselig“, lobte der Coach ihn, als die beiden in der Dunkelheit am Lagerfeuer saßen, während die anderen schliefen.
„Ich bin nüchtern, 10 Wochen schon, ich hab ein Alkoholproblem und jetzt wo ich mich um die Kleine kümmern muss, bin ich das endlich angegangen“, erwiderte Rai ernst.
„Das ist toll, das kann deiner Karriere nur helfen, du bist nicht mehr der Jüngste, du kannst nicht mehr so viel Party machen, wie die anderen“, erwiderte der Coach.
„Ja, hab ich gemerkt. Die Kleine ist mein ein und alles geworden, das ist so seltsam, ich hatte nie viel Kontakt zu meinem Stiefvater, weißt du ja, aber dann kommt dieses kluge kleine Mädchen und braucht Hilfe, die ich ihr geben kann. Ich hab’ nie dran gedacht, Kinder zu bekommen oder zu heiraten, doch jetzt kann ich das“, war Rai nachdenklich.
„Sag bloß, du hast endlich eine Frau gefunden, die so blöd war auf deine Sprüche reinzufallen“, frotzelt der Coach.
„Das noch nicht, aber es verängstigt mich nicht mehr, erzähl‘ das bloß nicht den Jungs“, bat Rai und sah auf das Gruppenzelt, in denen die anderen ratzten.
„Keine Sorge, du bist wie ein Sohn für mich, ich kann schweigen. Kannst du das glauben, dass ich schon vor über zehn Jahren die Vormundschaft für dich übernommen habe?“, fragte der Coach nachdenklich.
„Kann’s auch nicht glauben, du hast mich durch die Hölle geschickt, aber ich hab auch gleichzeitig die beste Zeit meines Lebens erlebt“, erklärte Rai.
„Nach dem Tod deines Vaters musste dich ja jemand zu einem Mann erziehen. Aber so erfolgreich war ich wohl bis jetzt nicht, du hast lang gebraucht, um erwachsen zu werden. Hast du schon ne Idee was du nach deiner Fußballkarriere machst?“, fragte der Coach.
„Nach meiner Fußballkarriere?“
„Du glaubst doch nicht etwa, dass du das hier dein ganzes Leben machen kannst, du hast noch gute 5, vielleicht auch 10 Jahre in diesem Business, danach sind die Jungs dran“, erklärte der Coach ernst.
„Man, darüber muss ich jetzt auch noch nachdenken, was? Trainer vielleicht oder was im Bürobereich, ich hab’ ja auch noch einen Abschluss in BWL“, erwiderte Rai.
„Du im Anzug, ich glaub eher nicht“, schmunzelte der Coach.
„Denk ich auch nicht. Aber das mit dem Trainer ist gar keine so schlechte Idee“, erwiderte Rai.
„Du als Trainer? Dir ist schon klar, dass du dann Spielern was beibringen musst, oder?“, fragte der Coach scherzhaft.
„Ja, das ist mir klar, danke. Du würdest mir doch dann mit Rat und Tat zur Seite stehen, oder?“, fragte Rai.
„Natürlich, ich kann mir gar nicht vorstellen, wie du das ohne Hilfe sonst schaffst“, foppte der Coach ihn.
„Was ist denn aus “Ich bin so stolz auf dich“ geworden?“, fragte Rai grummelig.
„Ich bin stolz auf dich, ich trau’s dir nur nicht zu, aber das ist nur, weil ich dich schon kenne seit du ein rebellischer Teenager warst. Aber du gehst gute Schritte in die richtige Richtung“, lobte der Coach ihn.
„Okay, ich muss schlafen gehen, bevor du mir noch den Hintern küsst. Gute Nacht“, erklärte Rai und stand auf.
„Gute Nacht, lass dich nicht unterkriegen Junge, das machst du gut hier, Junge“, versicherte der Coach und lächelnd ging Rai in das Gruppenzelt. Dort stank es nach Bier und Schweiß. Das würde ein langer Trip werden, das wusste er jetzt schon.

Zwölftes Kapitel


„Lass dich fallen, bitte“, bat der Coach genervt, als Rai sich zwei Tage später weigerte als Vertrauenstest Rückwärts in Fox Arme fallen zu lassen.
„Er lässt mich fallen“, nörgelte Rai.
„Das werde ich nicht tun, verdammt“, entschied Fox, der hinter Rai stand.
„Gut, ich mach‘ es“, erwiderte Rai nachgebend und fiel nach hinten. Fox zog in letztem Moment seine Arme weg und Rai plumpste ungebremst auf den Waldboden.
„Verdammt, ich hab’s gewusst, Arschloch“, jammerte Rai, während er sich aufrappelte.
„Das war nur aus Protest, weil du mir nicht vertraust hast, jetzt können wir mit dem Vertrauenstest ernsthaft beginnen“, konterte Fox grinsend.
„Bei der piepst wohl, ich geh ne Runde joggen“, grummelte Rai beleidigt und verschwand in den Wald.
„Fox, kannst du dich nicht ein Mal so benehmen wie der 24-jährige, der du bist? 10 Strafrunden“, forderte der Coach.
„Was ist hier im Wald eine Strafrunde?“, fragte Fox amüsiert.
„Ich sag‘ dir, wann du aufhören kannst, los“, donnerte der Coach und missmutig lief Fox los.
„Oh man, ich hab’ echt die Hoffnung gehabt, dass das im Alter bei den besser wird. Okay, solang unsere Streithammel laufen, machen wir Pause“, erwiderte der Coach und löste die Runde auf.
„Coach, wie lang noch?“, rief Fox erschöpft, als er 15 Minuten später immer noch um den Platz joggte.
„Du bist ein Trainingsmuffel, du wirst noch ne Weile laufen“, entschied der Coach, der auf einem Campingstuhl ein Bier trank.
„Ich glaub‘, er hat genug gelitten Coach, lass‘ ihn“, bemerkte Rai, der neben dem Coach auf einem Stuhl saß.
„Warum bist du eigentlich schon wieder hier? Du bist auch ziemlich faul geworden“, entschied der Coach und sah Rai an.
„Okay, okay ich lauf‘ noch ein paar Runden, ich nehm‘ den Scherzkeks mit“, erklärte Rai, rappelte sich auf und ging zu Fox.
„Hey, komm‘ mit“, bat Rai, als er zu Fox ging, der keuchend an einen Baum gelehnt war.
„Ich kann nicht mehr“, bemerkte Fox erledigt.
„Komm‘ einfach mit“, bat Rai und schleppte ihn außer Reichweite des Coachs.
„Das war echt nur ein Witz, du kannst mir vertrauen“, bemerkte Fox und Rai setzte sich an den Fluss.
„Ich weiß nicht mehr, was ich denken soll, ich hätte dich sehr gebraucht in den letzten Wochen, ich hätte meinen besten Freund gebraucht, aber du musstest ja die Eifersuchtsschiene fahren. Mein Leben ist nicht so toll, wie du vielleicht denkst, es ist überhaupt nicht toll, es ist furchtbar und ich könnte nur flennen, das ist doch das, was du wissen wolltest, oder?“, gestand Rai und sah auf den Fluss.
„Brauchst du meine Hilfe?“, fragte Fox hilfsbereit und setzte sich neben ihn.
„Das hab’ ich doch grad‘ gesagt, du könntest mir helfen, indem du aufhörst mich dauernd in Versuchung zu führen. Ich muss jeden Tag damit kämpfen, trocken zu bleiben und du wedelst ständig mit Alkohol vor meiner Nase herum. Ich bin kein Alkoholiker, aber ich bin kurz davor gewesen, es zu werden. Ich übergebe mich drei Mal pro Nacht, ich kriege meine Hand nicht dazu, still zu stehen“, gestand Rai und hob seine zitternde Hand.
„Das hab’ ich nicht gewusst, entschuldige“, bemerkte Fox.
„Dann weißt du es jetzt. Und diese Frauen, ich hab’ ein Kind bei mir, das geht einfach nicht“, bat Rai.
„Sag bloß, du hast ne Durststrecke“, schmunzelte Fox.
„Das ist genau das, was ich damit sagen wollte, mach‘ dich ruhig über mich lustig“, erwiderte Rai beschämt.
„Tu‘ ich nicht, kann’s verstehen, mein Vater war auch alleinerziehend, hab’ nicht viele Frauen mit ihm gesehen“, war Fox verständnisvoll.
„Das erklärt dein Verhalten, Frauen gegenüber. Wann ist deine Mutter abgehauen?“, fragte Rai.
„Ich war drei oder vier, weiß nicht mehr genau. Mein Vater hat mir beigebracht, Frauen wie die Schlampen zu behandeln, die sie sind“, gestand Fox.
„Also ist dein Vater schuld daran, dass du jetzt bist, wer du bist? Da machst du es dir aber sehr einfach“, entschied Rai und sah ihn an.
„Das hab’ ich nicht gesagt, ich meinte nur …“, begann Fox.
„Hey, sehr schlau, aus meiner Sichtweite zu verschwinden, dass er faulenzen könnt. Ich will sehen, wie ihr richtig schwitzt und ich erkenne es, denn ihr Wasser nehmt, um schweißnasse Hemden zu simulieren“, bemerkte der Coach, der sie entdeckt hatte.
„Hab’ ich erwähnt, dass du ein Sadist bist, Coach?“, fragte Rai und rappelte sich auf.
„Nein, bin ich nicht, ihr nur stinkfaul. Ihr müsst mit 6 Zwanzigjährigen und 2 18-jährigen spielen, ihr müsst fit bleiben“, entschied der Coach und schickte sie laufen.
„Langsam versteh‘ ich die Topmodel, die klagen, dass sie immer früher von jüngeren ersetzte werden“, schnaufte Fox, während sie durch den Wald joggten.
„Ich werde bald aufhören Fox, ich werde die jüngeren trainieren“, gestand Rai und bog an einem Baum ab.
„Mach‘ kein Scheiß, von welchem Zeitraum sprechen wir?“, fragte Fox überrascht.
„Fünf bis 10 Jahre, keine Angst, ich bin noch ne Weile dabei. Aber ich muss jetzt an die Zukunft denken, wie erschreckend das auch ist“, entschied Rai und Fox stupste ihn an die Schulter.
„Einer von uns muss ja erwachsen werden, los Wettrennen“, forderte Fox ihn heraus und beschleunigte.
„Hey Junior, nicht so schnell“, bemerkte Rai und eilte ihm hinterher.

2 Stunden später versuchte es der Coach noch ein Mal mit dem Vertrauensspiel. Diesmal konnte Rai, Fox vertrauen und ließ sich fallen.

„Wir hätten uns nicht den ganzen Alkohol am ersten Tag rein pfeifen sollen, mir ist langweilig“, erwiderte Lime, als sie zu dritt an dem Abend am Lagerfeuer saßen.
„Wie wäre es, wenn wir uns unterhalten?“, fragte Rai, der etwas schnitzte.
„Sissy!“ neckte Lime ihn und bekam von Rai das Holzstück an den Kopf, das er in der Hand hatte.
„Au, jetzt hab’ ich Kopfschmerzen“, nörgelte Lime und rieb seinen Kopf.
„Siehst du und das ganz ohne Alkohol, musst nur kreativ sein“, schmunzelte Rai und grinste breit.
„Du bist ein Idiot“, erwiderte Lime und schmiss das Holzstück ins Feuer.
„Hey, das hab’ ich grad‘ zu einer Ballerina geschnitzt“, ärgerte sich Rai.
„Sag ich doch, Sissy!“
„Für meine Nichte, Holzkopf. Hey, Holzkopf passt grad‘ echt gut, hab’ ich dir wehgetan?“, fragte Rai.
„Nein, bin ein bisschen benebelt, ist ganz angenehm. Wo ist dein Hosenscheißer eigentlich diese Woche?“, fragte Lime und gab ihm ein anderes Holz.
„Bei ner Freundin, deine Hände zittern, ist dir das schon aufgefallen?“, fragte Rai und Lime hielt seine Hand fest, mit dem er im Feuer stocherte.
„Mir ist kalt, das ist nichts“, log Lime ertappt.
„Ja, mir ist auch immer kalt, wenn ich Entzugserscheinungen hab“, bemerkte Rai und fing wieder an zu schnitzen.
„Du redest Blödsinn, ich bin kein Alki“, motzte Lime.
„Wie du meinst. Oh man, seht ihr das, die Junioren trainieren noch, ich hab’ fast Schuldgefühle“, versuchte Lime abzulenken.
„Ernsthaft?“, fragte Fox.
„Oh Gott, nein, ich bin grad genug gerannt. Was willst du eigentlich in zehn Jahren machen, Lime?“, fragte Fox neugierig.
„10 Jahre? Ich hoffe, dass ich mich in fünf Jahren zu Tode gesoffen habe“, erwiderte Lime und starrte in die Dunkelheit.
„Das ist nicht dein Ernst!“, war Rai entsetzt.
„Ich übernehme die Eisenwarenhandlung meines Vaters in fünf Jahren“, erklärte Lime.
„Jetzt ernsthaft?“
„Ja, das ist jetzt mein Ernst, ist schon alles vorbereitet“, bemerkte Lime ernsthaft.
„Das überrascht mich jetzt, du willst in der Zukunft einem ernsthaftem Job nachgehen, du weißt schon, dass du dann jeden Morgen früh aufstehen musst, oder?“, fragte Rai erstaunt.
„Ja, das weiß ich, was sind deine Pläne, Alter?“, fragte Lime.
„Ich will Jugendfußballgruppen trainieren“, verriet ihm Rai.
„Du hast einen Collegeabschluss, hast du keine anderen Pläne?“, fragte Fox, der sich noch mal Gedanken über die Pläne seines Freundes gemacht hatte.
„Ich hab’ BWL studiert, ich könnte in irgendeinem Büro versauern, aber das ist nicht mein Leben“, entschied Rai.
„Du kannst also den ganzen Computer-Büro-Mist?“, fragte Lime überrascht.
„Ja, kann ich, aber ich hab’ das nur gemacht, um dem Padre Diabolo zu gefallen, hab’ nicht vor, so was je anzufangen“, erwiderte Rai.
„Wer ist der Padre Diabolo?“, fragte Lime.
„Mein Stiefvater, ich nenn ihn immer so, er hat zwar mein College bezahlt, aber sonst will ich nichts mit ihm zu tun haben“, entschied Rai mit harschem Ton.
„Verbessere mich, wenn ich mich irre, aber ziehst du nicht gerade seine Enkeltochter auf?“, mischte sich Fox in das Gespräch ein.
„Ich ziehe die Tochter meiner Schwester auf, das ist alles“, entschied Rai standhaft.
„Wenn du damit leben kannst, red’ dir das ruhig ein. Wer ist eigentlich diese Freundin, bei dem deine Kleine ist?“, fragte Fox neugierig.
„Du kennst sie, du hast sie schon beleidigt“, konterte Rai.
„Oh man, ich hab’ schon so viele Frauen beleidigt, hilf mir mal auf die Sprünge“, bat Fox keck.
„Du meintest, ich hätte meine Ansprüche runter geschraubt“, half Rai ihm.
„Ach richtig, die Fette!“, erinnerte sich Fox.
„Sie hat Kleidergröße 40, ich will gar nicht wissen, wie du aussehen würdest, wenn du drei Kinder in 6 Jahren zur Welt gebracht hättest“, verteidigte Rai, Dana.
„Erstens, das würde ich auch gerne sehen und zweitens du stehst auf die Kleine“, schmunzelte Fox.
„Wir sind Freunde, mehr nicht“, entschied Rai standhaft.
„Aber du hast sie hoffentlich genagelt, bevor ihr Freunde wurdet, oder?“, fragte Fox.
„Weißt du was, ich mochte den Padre Diabolo nie, aber zumindest hat er mir beigebracht, wie ich eine Frau zu behandeln habe“, entschied Rai ernst.
„Oh man, du bist verknallt in sie, du behandelst Frauen sonst auch wie Objekte, außer du bist verknallt“, bemerkte Fox.
„Ich bin nicht verknallt in sie, wenn ich verknallt wäre, dann würde ich ihr Sachen bringen und lange Gespräche mit ihr … oh verdammt, ich bin verknallt in sie“, realisierte Rai und fasste sich an den Kopf.
„Sagst du es ihr?“
„Nein, sie will keine Beziehung und das würde alles verkomplizieren. Jetzt hören wir auf, so ernsthafte Themen anzusprechen, wer hat die Fußball-EM angeguckt?“, fragte Rai und sie begannen ein oberflächliches Gespräch.
„Ich glaub, das würde von der Genfer Convention als Folterung angesehen werden, ich hab’ Höhenangst“, maulte Lime, als das ganze Team auf einem Holzbalken 2 Meter über dem Boden stand.
„Hör auf zu wackeln, wir fallen sonst runter“, maulte Fox, weil der Holzbalken schon verdächtig wackelte.
„Leute, ihr versteht den Sinn dieser Übung glaub‘ ich nicht. Ihr müsst zusammenarbeiten, dass ihr nicht runter …“, begann der Coach, doch bevor er den Satz beenden konnte, fiel einer der jungen Spieler vom Baumstumpf und landete brutal auf seinem Bauch auf dem Boden des Waldes.
„…fallt. Hey, wie habt ihr geschafft, dass nur Shorty runtergefallen ist?“, fragte der Coach und ging zu Shorty, der sich aufrappelte.
„Er ist der Kleinste, wir können wohl besser balancieren. Alles klar bei dir Shorty?“, fragte Rai.
„Ja, alles Bestens Captain, ich komm‘ wieder hoch, haltet euch gerade“, bat Shorty und kletterte den Baum hinauf, auf dem der Baumstumpf lag.
„Okay, macht euch bereit, ich komm wieder drauf“, bat Shorty und stellte sich wieder drauf. Mit lautem Schrei fielen sie alle runter.
„Okay, 15 Minuten Pause, ist jemand verletzt?“, fragte der Coach und alle verneinten dies.
„Diese Übungen rauben mir echt den letzten Nerv“, nörgelte Rai und zog sich zum Baum, um sich aufzusetzen.
„Merkst du deine Muskeln, alter Mann?“, fragte Shorty und setzte sich neben ihn.
„Werde nicht frech Kleiner, du bist schuld, dass wir runtergefallen sind. Du hast das mit Absicht gemacht, oder?“, fragte Rai und Shorty grinste ihn an.
„Du kleiner Saboteur, wir können uns echt gegenseitig echt nicht vertrauen, diese kleinen Spielchen helfen überhaupt nichts“, schlussfolgerte Rai und Shorty nickte.

Rai hatte Recht, sie machten zwar alle brav die Übungen, aber irgendwie schliefen sie alle mit offenen Augen, weil sie kein Vertrauen zueinander hatten.

Am letzten Tag stand Rafting an. Das Team stand mit roten Schwimmwesten an um ein Schlauchboot herum, etwas unsicher über ihre nächsten Schritte.
„Ich werde ertrinken, das weiß ich jetzt schon“, meckerte Lime.
„Du trägst eine Schwimmweste, du wirst nicht ertrinken, Blödsack“, grummelte Fox erschöpft.
„Prima, du hast dich grad‘ freiwillig für den Sitz vorne gemeldet, einsteigen“, bemerkte der Coach und mit einem unverständlichen Gemurmel stieg Fox ins Boot ein.
„Keiner von uns war jemals raften“, erkannte Rai, als er einstieg.
„Das ist ein kleiner Fluss, das packt ihr schon. Warum steigt ihr eigentlich schon ein, wir schleppen das Schlauchboot nicht mit euch drin ins Wasser“, bemerkte der Coach und die beiden stiegen wieder aus.
„Ja, sicher, klar“, stotterte Rai und sie schoben das Floß ins Wasser, um dann alle einzusteigen.
„Okay, bei dieser Übung müsst ihr einander vollkommen vertrauen und eine Symbiose bilden, dass ihr nicht rausfallt, die Koordination müsst jetzt ihr allein hinkriegen, ich fahr mit dem Bus nach unten, viel Erfolg“, plante der Coach und stieß sie an.
„Okay, alles hört auf mein Kommando, Shorty, Lime, ihr nehmt die Paddel links, Fox und ich sind rechts, die anderen nicht bewegen“, begann Rai zu planen, während sie den Fluss hinunterfuhren.
Zuerst ging alles glatt, doch dann kamen sie irgendwie aus dem Takt.
„Lime, gegensteuern, Fox, rechts, das anderes Rechts, man, hört mir einfach zu“, bat Rai, doch sie kenterten.
„Haltet euch fest“, rief Rai und paddelte wie ein Hund durch die Stromschnellen. Er sah, dass Lime panisch wurde und packte seinen Kumpel, was ihn aber nur schneller wegtreiben ließ. Als ein dicker Stein vor ihm auftauchte umklammerte er mit seinen Beinen Limes Körper und packte nach dem Stein. Schnell packten die anderen bei Lime an und schnell hingen sie alle einander wie an einer Kette.
„Leute, ich kann das nicht lange halten“, keuchte Rai.
„Klettert rüber, einer nach dem anderen, ihr könnt zum Land springen“, rief Fox und der letzte kletterte über alle. So machten sie es weiter, bis Fox auf dem Stein stand.
„Nimm ihn mir ab, er hat eine Panikattacke, glaub‘ ich“, bat Rai und Fox zog Lime hoch. In dem Moment rutschte Rai ab, weil seine Hände wie Hölle schmerzten. Fox konnte ihn grad noch packen und hielt ihn an der Weste fest.
„Nehmt ihn mir ab“, rief er zu den anderen und die zogen Lime an Land, dass Fox seinen Kumpel hochziehen konnte.

Dreizehntes Kapitel


„Das war vielleicht ein Erlebnis, Wahnsinn“, bemerkte Shorty aufgekratzt, als das Team keuchend auf dem Kies am Flussrand lagen und sich von ihrem Unfall erholten.
„Halt‘ den Rand, Shorty“, bemerkte Rai, der seine Hände ansah. Sie bluteten.
„Du bist verletzt“, erkannte Fox und nahm Rais Hände in seine.
„Klar bin ich verletzt, ein Fußballteam hing an meinen Händen“, murmelte Rai benommen und sah dem Blut zu, wie es floss.
„Das müssen wir verbinden“, bemerkte Fox, zog seine Schwimmweste aus, riss sein T‑Shirt was er trug in Fetzen und verband die Hände seines Freundes.
„Danke, das blutet schon ziemlich. Was ist mit Lime, er sieht aus wie ne Leiche“, erwiderte Rai und sah zu Lime, der seine Beine umklammernd etwas abwärts saß und in die Ferne starrte.
„Du kennst die Geschichte nicht. Mit zwei Jahren ist er fast ertrunken, er kann nicht schwimmen, weil er panische Angst vor Wasser hat“, erklärte Fox.
„Ich dachte immer, er übertreibt, aber er ist total absent grade, ich musste ihn packen, er wär sonst einfach davon getrieben“, entgegnete Rai.
„Er tut mir fast etwas Leid, gerade. Ich denke mal, dem Coach wird wohl bald das Schlauchboot entgegenkommen, er wird schon merken, dass wir da nicht mehr drinsitzen, oder?“, fragte Fox und plötzlich brachen alle in schallendes Gelächter aus. Ohne dass sie es merkten, hatten sie eine Vertrauensübung gemacht, die ihnen wirklich ihr Vertrauen aneinander zurückbrachte.

„Wie geht’s den Händen?“, fragte Fox, als er aus dem Weg nach Hause zu Rai kam, der wieder allein vorne im Bus seinen Ratgeber las.
„Tut ziemlich weh, was macht der Rainman?“, fragte Rai.
„Lime reißt schon wieder Blondinenwitze, ich denke gut, ein Therapeut wird zu Hause noch mit ihm sprechen. Zu Hause, das scheint so weit entfernt, ich glaube, ich werde dem Alkohol auch abschwören, diese Woche ohne Alkohol war gar nicht so hart wie ich dachte“, entschied Fox.
„Das ist schön zu hören, ich werde dich daran erinnern. Gott sei Dank ist diese Woche vorbei, ich hatte vergessen, wie sehr ich campen hasse“, erwiderte Rai und Fox stimmte ihm zu.

Leises Gekicher weckte Rai an diesem Morgen. Sein Kopf fühlte sich an wie ein Wattebausch und das Kichern wie eine Sirene. Hatte er getrunken? Mit verschwommenem Blick sah er auf. Er war in einem sehr weiblich eingerichteten Schlafzimmer und die Bettwäsche, die um ihn herumgewickelt war, fühlte sich an wie mit Weichspüler gewaschen. Er war auf keinen Fall zu Hause. Wo war er sonst?

„Morgen Trantüte“, hörte er die laute Stimme von Dana und Geschirr klapperte, als sie eine Frühstückstablett neben ihn aufs Bett stellte.
„Dana?“, fragte Rai benommen.
„Nein, ich bin die Kleine, die du gestern in der Bar abgeschleppt hast, als du da raus gekrochen bist, natürlich bin ich es. Da lass‘ ich dich eine Woche allein und dann tust du so’n Mist“, entschied Dana und begann ihn mit Pancakes zu füttern.
„Mir ist schlecht, ich will nichts essen“, war Rai müde.
„Du hast dich drei Mal übergeben, übrigens meinen Wohnzimmerteppich lässt du mir reinigen, du musst vollkommen leer sein, du isst jetzt was“, forderte sie und fütterte ihn weiter.
„Ich kann selbst Essen, danke“, murrte Rai und nahm ihr die Gabel ab. Ein Schmerz durchfuhr seine Hand.
„Du bist verletzt, ich füttere dich nicht aus Spaß, ich hab’ genug Kinder, bei denen ich das machen muss. Also, was ist passiert, Gruppenzwang?“, fragte Dana und stoppte.
„Ich hab’ ehrlich gesagt keinen blassen Schimmer, was passiert ist, war ich betrunken?“
„Betrunken ist echt untertrieben, du kamst hier rein gekrochen. Ein Glück schliefen die Kinder schon, das hätte ich ihnen echt nicht erklären können. Du wolltest so betrunken deine Nichte abholen, frag‘ mich nicht, warum. Ich dachte, du hättest mit dem Scheiß aufgehört“, maulte Dana und stellte den Teller ab.
„Eigentlich schon, wir waren in dieser Bar, ich wollte nichts trinken und dann weiß ich nichts mehr“, gestand Rai und setzte sich auf. Dabei stützte er sich auf seine Hände.
„Das ist jetzt genug, mir reicht es verdammt noch mal, ich bin zu alt für den Scheiß“, murrte er und hielt seine schmerzenden Hände, die frisch bandagiert waren.
„Das mein‘ ich jetzt auch und hör auf zu fluchen, es sind Kinder in dieser Wohnung. Du hattest einen Rückfall, kann passieren, ich helf dir da durch. Iss auf, ich muss mich um die Kinder kümmern. Übrigens, das gestern war echt wundervoll“, schmunzelte Dana und stand auf.
„Was war gestern? Wir beiden haben doch nicht, oder?“, fragte Rai verwirrt.
„Dafür hätte ich dich wecken müssen, ganz sicher nicht. Ich meine das, was du gesagt hast, ich finde das auch“, versicherte Dana und ging zur Tür. Die Bändel ihres Morgenmantels, unter dem sie nur Shorts und einen Body trug, schleiften über den Boden.
„Ja, ich hab’ auch alles davon ernst gemeint“, bemerkte Rai verlegen. Er hatte keine Ahnung, was er ihr gesagt hatte. Er kramte in seiner Hose, die neben ihm auf einem Stuhl lag und zog sein Handy heraus.
„Verdammt Kumpel, was war gestern?“, fragte Rai, als er Fox erreichte.
„Man Alter, den Satz hatte ich von dir schon vermisst. Keine Ahnung, Mann, ich bin gestern halb zehn mit Lime abgerauscht, nüchtern war die Party nicht so der Bringer, aber du kleiner Heuchler hast einen nach dem anderen gekippt. Wo bist du aufgewacht, im Park, im botanischen Garten oder im Wasserpark?“, fragte Fox kritisch.
„Nein, noch schlimmer, in Danas Bett“, erklärte ihm Rai und sah auf die Blümchenmuster der Bettwäsche.
„Alter, dann bist du gestern echt abgestürzt. Wie war sie?“, fragte Fox begeistert.
„Ich hab’ nicht mit ihr geschlafen, wie es aussieht, hab’ ich ihre Bude vollgekotzt und ihr dann irgendwas gesagt, was ihr total gefallen hat, ich hab’ aber keinen blassen Schimmer, was es war. Was mach ich jetzt?“, fragte Rai in Not.
„Frag‘ mich das doch nicht, Alter, das ist dein Fettnäpfchen!“
„Was soll eigentlich das Alter-Gequatsche?“, fragte Rai genervt.
„Entschuldige, zieh‘ mir grad „Hey Man wo ist mein Auto“ auf DVD rein, ist ansteckend. Halt die Ohren steif Junge und wenn du heut‘ noch zum Schuss kommst, Kondome liegen bei den Weibern immer in irgendeiner Schale am Bett, also keine Sorge“, entschied Fox und legte wieder auf.
„Kondome sind echt nicht mein Problem grade“, erwiderte Rai murmelnd und vergrub sein Gesicht in seinem Schoß.
„Bist du krank, Onkel Rai?“, fragte plötzlich Suyai, die zu ihm rein geschlichen gekommen war.
„Äh, morgen Su, ja, hab’ mir auf meinem Ausflug wohl ne Grippe eingefangen oder so“, bemerkte Rai.
„Du hast zu viel Alkohol getrunken, du stinkst noch danach, du vergisst immer, dass ich aus einem Suchthaushalt komme“, bemerkte Suyai keck.
„Du solltest echt nicht damit in Kontakt kommen, ich wollte mich ändern für dich Su, aber es ist so schwer“, entschuldigte sich Rai erschöpft.
„Du machst das gar nicht so schlecht, Onkel, jetzt geh‘ duschen, Dana mag es nicht, wenn man dreckig ist“, entschied Suyai und tapste wieder heraus.
„Entschuldige, ich hätte die Tür abschließen sollen. Du siehst echt furchtbar aus, da hat sie Recht. Komm, ich helf‘ dir beim Duschen, ist mit den kaputten Händen sicher nicht so einfach“, bemerkte Dana, die zurückkam und brachte ihn ins Badezimmer.
„Okay, ich denke von hier aus krieg‘ ich das allein hin“, entschied Rai.
„Du hast Verletzungen an beiden Händen, ich glaub‘ nicht, dass du dich mit deinen Zehen waschen kannst, sonst meld‘ ich dich heut noch beim Zirkus an“, witzelte Dana und zog ihm das verschwitzte Hemd aus, das er immer noch trug.
„Hinsetzen“, bat sie und zog seine Socken aus.
„Die Shorts lassen wir schön an, mehr Enthüllungen als die von gestern brauch‘ ich heut wirklich nicht“, plante sie und schob ihn unter die Dusche.
„Du stinkst wirklich höllisch, campen ist echt nur was für echte Männer“, entschied sie und drehte ihm den Duschhahn auf. Nachdem sie ihn einshampooniert hatte, rieb sie ihm die Haare trocken.
„Hier, eine Shorts von meinem Ex, ihr müsstet die gleiche Größe haben, das ist das gute an so vielen Ex-Freunden, ein paar Sachen bleiben bei mir immer liegen. Ich wasch‘ deine Sachen schnell durch, dann kannst du sie nachher wieder anziehen, bis gleich“, bemerkte sie und verschwand mit seinem T-Shirt aus dem Badezimmer.

In eine Decke gewickelt und nur mit der Shorts eines Fremden an, saß Rai 20 Minuten später wieder auf ihrem Bett.

„Deine Sachen brauchen noch etwas, tut mir leid, du musst wohl noch die anderen Sachen auch noch von meinem Ex anziehen“, plante Dana und gab ihm eine Jeans und ein Hemd.
„Solang die nicht so eng sind wie die Shorts, die kneifen ziemlich“, nörgelte er cool.
„Ja, ganz toll für dich, anziehen, die Kinder fragen schon, warum ich dich verstecke“, entschied sie und er zog die Sachen schnell über.
„Dana, wegen gestern Abend…“, begann Rai plötzlich das Gespräch.
„Ja, ich weiß, du warst betrunken, da sprach der Alkohol aus dir, ist schon okay“, versicherte Dana.
„Ja, blöder Alkohol, gut, dass damit jetzt Schluss ist“, bemerkte er trocken.
„Ich muss gleich zur Arbeit, wenn du noch bleiben willst, aber ich denke, du willst Su zur Schule bringen“, erwiderte Dana und er zog seine Schuhe an.
„Ja, sicher, bin ich ihr wohl schuldig. Hab’ ich mich arg schlimm benommen, gestern?“, fragte Rai und steckte sein Handy in die Tasche.
„Ich muss dir was gestehen, du hast gestern überhaupt nichts mehr gesagt, du warst viel zu betrunken für einen glorreichen Auftritt“, bemerkte Dana schmunzelnd.
„Du kleines Luder, lässt mich hier einfach schwitzen. Suyai, Süße, mach‘ dich fertig, wir fahren heim“, bat Rai, als er aus dem Schlafzimmer kam.
„Bist du noch betrunken, Onkel?“, fragte Suyai, als Rai etwas Probleme mit der Orientierung hatte.
„Nein, bin ich nicht, ich hab’ dich Frechdachs echt vermisst. Danke für alles Dana, hier ist dein Fünfziger und ich hoffe, du hast meiner Nichte nicht zu viele Kleider angezogen, dass sie jetzt nur noch damit herumlaufen will“, verabschiedete sich Rai und nahm Suyais Sachen.
„Du hast sie verkorkst, in der kurzen Zeit, sie hat sich geweigert, ein Kleid anzuziehen“, gestand Dana enttäuscht.
„Ich bin stolz auf dich, meine Süße, gehörst also doch zu meiner Familie. Komm Chè Guevara, bevor wir noch zu spät zu deiner Schule kommen“, entgegnete Rai und schob seine Nichte aus der Wohnung.

„Da sind Sie ja wieder Mr. Semuta, ich dachte schon, Sie wären verschollen“, begrüßte Miss O'Connor, Rai, als er Suyai in der Klasse ablieferte.
„Ich war beruflich unterwegs, Sie haben gedacht, ich hätte mich abgesetzt, oder?“, fragte Rai und Miss O'Connor schloss die Tür hinter sich, dass sie im Flur ungestört reden konnten.
„Waren Sie bei einem Alkoholentzug?“, fragte Miss O'Donnell kritisch.
„Nein, ich war geschäftlich unterwegs, hab’ ich doch gesagt, wüsste auch nicht, was Sie das angeht. Das wichtigste ist, das ich jetzt hier bin und das in Zukunft auch bin. Sonst noch etwas Miss O'Connor?“, fragte Rai etwas grummelig.
„Nein, alles bestens, nur wenn Sie das nächste Mal ihre Nichte in die Schule bringen, trinken Sie nicht, sonst muss ich Sie beim Jugendamt melden“, drohte Miss O'Connor ihm.
„Ja, verstanden, das kommt nicht mehr vor“, bemerkte der sonst um keinen dummen Spruch verlegene Rai kleinlaut.
„Das hoffe ich sehr. Jetzt fahren Sie nach Hause, schlafen Ihren Rausch aus und ich will Sie heute püntklich um drei Uhr wieder hier sehen“, forderte Miss O'Connor und Rai schlurfte von dannen. Ihm war zum Heulen zumute, er gab sich doch so Mühe, alles richtig zu machen. Er wollte Trost suchen, doch es kam nur eine Person in Frage, bei der er Trost finden konnte und die wohnte in Chile. Also saß er Gedankenverloren einsam auf dem Sofa und starrte die Wand an, als es klingelte.
„Hey, was machst du hier?“, fragte Rai, als Dana vor der Tür stand.
„Man, hast du das schon wieder vergessen, ich komm hier her um zu schreiben, während die Nanny da ist, sag bloß, du hast es dir anders überlegt“, erkante Dana, die ihr Skript in der Hand hatte.
„Nein, sicher, komm‘ rein, mi casa es su casa, willst du was trinken?“, fragte Rai und ließ sie rein.
„Wasser wäre gut, danke. Du siehst echt beschissen aus, wenn ich das sagen darf, hast du geweint?“, fragte Dana und Rai wendete sich von ihr ab.
„Nein, Männer weinen nicht“, behauptete er und ging in die Küchenzeile.
„Ich hab Männer schon zum Weinen gebracht, sie können das, glaub‘ mir. Ist was mit Suyai?“, fragte sie mitfühlend.
„Ich verliere sie Dana, irgendwann kommen die vom Amt und nehmen sie mir weg“, schluchzte Rai und begann zu weinen.
„Red keinen Blödsinn, es gibt keinen Grund, warum sie das tun sollten, ich werde nichts sagen und du wirst dich zusammenreißen und dem trocken werden weitermachen, du bist stärker als du denkst. Komm‘ her“, bat Dana und umarmte den weinenden Rai.
„Suyais Lehrerin ist unberechenbar, sie wird bei jedem Vorfall, der noch kommen wird mich mit Argusaugen begutachten“, erklärte Rai und Dana brachte ihn aufs Sofa.
„Miss O'Connor ist furchtbar, an der ist ein Bulle verloren gegangen, mich hat sie auch schon tausend Sachen gefragt, als ich Suyai in die Schule gebracht habe. Aber Hunde die bellen, beißen nicht, das weißt du doch. Ich hätte dich heut‘ nicht mit ihr in die Schule schicken sollen, du warst in deinem Zustand ein leichtes Opfer. Hey, komm‘ hör auf zu weinen, sonst muss ich auch losflennen“, bat Dana und um ihn vom Weinen abzuhalten, begann sie ihn leicht zu küssen. Dies führte zu einem Rumgeknutsche auf dem Sofa und einem Nooner in seinem Schlafzimmer.
„Man, ich hoffe, du tröstet nicht jeden so“, bemerkte Rai, als Dana später in seinem Arm lag.
„Nur, die Leute, die ich mag. Das war ein Fehler, oder?“, frage Dana und löste sich von ihm.
„Ja, ein Riesenfehler, wir sind Freunde, mehr nicht, ich war schwach, du überfordert, am besten wir vergessen das jetzt einfach“, bemerkte Rai und Dana zog sich schnell an.
„Ich darf trotzdem hier bleiben, oder?“, fragte sie hoffend.
„Sicher, bist du so lieb und holst Su von der Schule ab, ich sollte mich auf dem Trainingsplatz sehen lassen, das die anderen nicht denken, dass ich in alte Muster zurückgekehrt bin“, erwiderte er und zog sich auch an.
„Sicher, ich kann mich gerade eh nicht konzentrieren, war ne lange Nacht gestern. Ich werd‘ dann mal gehen“, erwiderte Dana, nahm ihre Tasche und eilte aus der Wohnung.
Rai fühlte sich wie ein Wasserstrudel, der sich ungebremst in den Abguss ergoss. Seine Stabilität, sein Kartenhaus fiel in tausend Stücke. Benommen nahm er seine Tasche und ging zur Arbeit.
„Hey, unser Held, wie geht’s dir, Mann?“, begrüßte Fox seinen Kumpel.
„Nicht grad heldenhaft. Du hast Recht, ich bin ein Heuchler, ich bin dir eine Erklärung schuldig“, bemerkte Rai.
„Das kann passieren, aber ich möchte wissen wann und mit wem du geschlafen hast und wie es war“, schmunzelte Fox.
„Du hast nen Schaden, als würde ich mit jemandem schlafen können, grad‘, schön wär's. Also, wie sieht das Training heut‘ aus?“, fragte Rai herumdrucksend.
„Leichtes Training, du kannst mir nichts vormachen, dafür kennen wir uns zu lange. Es ist Dana, richtig? Heute Nacht ist doch was gelaufen bei euch“, erwiderte Fox erkennend.
„Nein, nicht heute Nacht, gerade eben“, gab Rai beschämt zu.
„Ein Nooner? Alter Schwede, du wirst ja noch kreativ auf deine alten Tage. Und nun nennen dich ihre Kinder jetzt Daddy?“, frotzelte Fox.
„Es ist nicht passiert, wir sprechen nie wieder darüber, okay“, bat Rai.
„Das beantwortet die Frage, wie es war, keine Sorge, eine Sexpleite kann jedem Mann mal passieren, du kommst jetzt in ein gewisses Alter“, frotzelte Fox.
„Ich hab’ kein Problem mit Sex, es war sogar sehr gut, wir waren nur beide der Meinung, dass es besser so bleibt, wie es war“, entschied Rai.
„Du musst noch einiges lernen über Frauen, Kumpel, für sie wird es niemals so sein, wie es war“, ermahnte Fox ihn und er sollte Recht behalten. Als Dana zwei Tage später zum Abendessen kam, war die Stimmung ganz anders. King bemerkte dies sofort. Als die Kinder bei Suyai im Zimmer spielten, sprach King sie darauf an.
„Wie lang wollt ihr eigentlich noch so tun, als wär zwischen euch nichts gewesen?“, fragte er direkt und die anderen sahen ihn an.
„Du hast Wahnvorstellungen Lucian, wir sind nur Freunde“, erwiderte Dana.
„Ihr seid so wenig Freunde wie wir das damals waren, bevor du schwanger wurdest. Wie geht das jetzt mit euch weiter?“, fragte King.
„Du hast die Frau gehört King, wir sind Freunde, Ende dieser Befragung. Hast du die Halle abgeschlossen, als du gegangen bist?“, fragte Rai.
„Ja, ich hab’ die Halle abgeschlossen, das hast du mich schon gefragt, als ich heimgekommen bin. Also, mich stört es nicht, wenn ihr ein Paar seid, ehrlich nicht“, bemerkte King.

„Es ist nichts und es war nichts, also hör endlich auf damit“, bat Dana und so war die Sache besprochen.

Vierzehntes Kapitel


Die nächste Zeit nach diesem Vorfall war total seltsam für beide. Obwohl sie es nicht wollten, mieden Dana und Rai jeglichen Kontakt. Zwei Wochen später begannen die Aufnahmen für Rais Werbefotos. Als er gerade anfing, sich bereit zu machen, stürmte Fox hinein.
„Du kannst nicht glauben, wie sauer ich grad‘ auf dich bin, wie sauer wir alle auf dich sind“, bemerkte Fox wutentbrannt.
„Kennen Sie den Kerl, Mr. Semuta?“, fragte Ella, die mit Brille auf der Nase zu Fox sah.
„Versprechen Sie mir, dass ich Schutz vom Sicherheitsdienst bekomme, wenn ich jetzt nein sage?“, fragte Rai hoffend.
„Der Sicherheitsdienst hat ihn hier rein gelassen, Vertrauen können Sie darauf nicht“, entschied Ella.
„Ich kann das erklären“, erwiderte Rai verteidigend.
„Diese Erklärung würde ich gern hören, du hast über David Beckham immer gelästert, weil er sich verkauft und jetzt tust du das auch. Aber das Schlimmste ist, dass du uns nicht rein gebracht hast, du kannst dich echt gut verstellen, ich dachte, dir wäre das Team wäre dir wichtigste, aber das hab’ ich mir vermutlich nur eingebildet“, war Fox erbost.
„Du bist hoffentlich allein hier“, reagierte Rai cool.
„Ja, ich bin allein hier, aber ich komme im Auftrag der anderen. Also, wie entscheidest du jetzt?“, fragte Fox.
„Ich bin zwar ein vollständiges Teammitglied und stolz darauf, aber ich bin jetzt auch ein Erziehungsberechtigter und das von einem Kind, was besondere Fähigkeiten hat und ich kann ihr mit dem Geld eine Privatschule bezahlen und vielleicht auch einen Teil des Colleges, sie soll die Chance haben aufs College zu gehen, so wie ich“, erklärte Rai.
„Nette Rede, du musst auch den sauteuren SUV abbezahlen, oder?“, fragte Fox rechthaberisch.
„Du denkst, ich hab’ den SUV gekauft, weil ich angeben wolle, richtig? Ich hab’ einen Familienwagen gebraucht, den Dodge hab’ ich gehabt, seit ich 16 war, dieser Wagen hatte keine Airbags und auch sonst noch drei Milliarden andere Schäden. Ja, ich werde meinen Wagen von dem Geld teilweise abbezahlen, aber dieser Wagen war notwendig. Also wenn du mich jetzt entschuldigst, werde ich jetzt weiter arbeiten“, erwiderte Rai großspurig.
„Du bist so ein Wichser, ich hoffe, das weißt du. Ich bin nicht im Namen des Teams gekommen, ich hab’ nur zufällig gehört, was du hier abziehst und wollte wissen, ob das wahr ist. Du bist so arrogant, ich hab’ das den anderen nicht sagen wollen, aber du lässt mir jetzt keine andere Wahl“, entschied Fox und rauschte davon.
„Können wir weiter machen, Mr. Semuta?“, fragte Ella.
„Ja, machen wir weiter“, versicherte Rai nachdenklich und die Kameras schossen auf sie ein.

Mit miesem Bauchgefühl ging Rai nach seinem Shooting zum Training. Er erwartete alles, aber nicht das eisige Schweigen.
„Was ist denn jetzt schon wieder, ich kann euch nicht ständig wegschicken, dass ihr euch zusammenreißt, Rai hat schon blutige Knie, vom ganzen Treten“, erwiderte der Coach, als er bemerkte dass alle still auf Rai losgingen während dem Training.
„Ich hab’ verstanden, ich werde gehen, gebt euch keine Mühe“, raunzte Rai, zog sein Trikot aus und verließ einfach den Platz ohne ein weiteres Wort.

 
Rai saß gerade mit Suyai beim Abendessen, als es klingelte.

„Wir sollten unsere Essenszeiten ändern oder umziehen, iss die Erbsen auf, die du versuchst zu Brei zu verarbeiten“, bat Rai und ging zur Tür.
„Dir ist schon klar, dass du mehr Diva-Allüren hast, als meine Ex“, entschied der Coach, der an seiner Tür stand.
„Ich hab’ gekündigt Coach, ihr müsst euch einen anderen Stürmer suchen, einen, der reisen kann und kein Kind zu versorgen hat. Es tut mir leid, aber ich brauche das Geld, ich bin nicht geldgierig, ich hab’ kein zu großes Ego, egal was das Team gesagt hat, aber sie können das ruhig glauben, das ist jetzt egal. Ich hatte meinen Abgang viel später geplant, doch nun ist die Zeit gekommen. Sie haben in der Highschool in der Nähe eine Stelle für einen Trainer frei, ich hab’ morgen ein Vorstellungsgespräch. Ich müsste in der nächsten Zeit nicht arbeiten, aber ich tue es, weil ich Fußball liebe und Kindern beizubringen, was Fußball wirklich bedeutet. Wenn du mich entschuldigst, ich esse gerade zu Abend mit meiner Nichte, und danach muss ich mich noch für mein Vorstellungsgespräch vorbereiten“, erklärte Rai trocken.
„Ich bin eigentlich hergekommen, weil ich dachte, dass du Probleme hast, aber wie ich sehe, geht’s dir gut. Ich war auch Trainer an der Highschool, bevor ich die Wizards trainiert habe, hast du das gewusst? Ich hab’ den Job gehasst, Highschoolschüler hassen ihre Trainer, ich will dir keine Angst machen, aber so ist es“, bemerkte der Coach.
„Du willst mich nur zurückholen, richtig?“, stellte Rai fest.
„Ach komm‘ schon, die Jungs kriegen sich wieder ein“, bat der Coach.
„Ich werde meinen Platz einem Jüngeren freimachen, das kann nur von Vorteil für euch sein, ich danke dir für die 10 wunderbaren Jahre, die du mir gemacht hast, aber ich muss weiterziehen“, bedankte sich Rai.
„Dann will ich dich nicht aufhalten, du kannst nicht mehr zurückkommen, das ist dir klar, oder?“, fragte der Coach ernst. Rai sah zu Suyai, die ihre Erbsen zerstampfte und dann wieder zum Coach.
„Das verstehe ich, ich werde nicht zurückkommen, ich hab’ jetzt andere Pflichten“, erklärte Rai.
„Ich hab’ echt nicht gedacht, dass ich dich so früh zu Rechten und Pflichten erziehen kann, trotz allem was heute passiert, bin ich echt stolz auf dich. Du solltest dich aber mit den Jungs aussprechen, dass ihr Freunde bleiben könnt“, bat der Coach.
„Ja, das werde ich. Schönen Abend noch Coach, schönen Gruß an deine Ex, werd ihr nicht verraten, dass du sie eine Diva genannt hast“, erwiderte Rai und schloss die Tür wieder vor dem Coach.

Fünfzehntes Kapitel


Tags drauf stand Rai mal wieder vor Danas Tür.
„Hallo Fremder, was verschafft mir die Ehre deines Besuchs?“, fragte Dana skeptisch, als sie ihm aufmachte.
„Auch wenn sich das nach unserer gemeinsamen Nacht im Sand verlaufen hat, sind wir immer noch Freunde, oder?“, fragte Rai vorsichtig.
„Natürlich sind wir das, was willst du?“, fragte Dana und es klang etwas genervt.
„Hast du ne Stunde oder so Zeit?“, fragte Rai vorsichtig.
„Wenn du das meiner Verlegerin erklären kannst, schon, was willst du Sex? Nen Babysitterjob?“, fragte sei etwas schroff.
„Ich brauch nen Anzug, meinen letzten Anzug hab’ ich für meinen Abschlussball gekauft“, sagte Rai kleinlaut.
„Für was brauchst du einen Anzug. Hast du ein heißes Date mit deiner PR-Tussi?“, fragte Dana.
„Nein, die treff‘ ich Freitag, ich hab’ nen Vorstellungsgespräch in zwei Stunden“, bemerkte Rai.
„Vorstellungsgespräch, für nen richtigen Job und so?“, fragte Dana schmunzelnd.
„Ja, ich werde Trainer an der Kansas City High. Willst du mir jetzt helfen, oder dich nur über mich lustig machen?“, fragte Rai gereizt.
„Sicher, ich helf‘ dir. Ich war auf der KC High, das ist witzig, ich wurde von einem Trainer wie du einer werden willst gequält, ich hab’ auch meine ganze Highschoolzeit Fußball gespielt, hab’ ich dir nicht erzählt, oder? Ich hol meine Tasche, dann können wir los. Du hast Glück, die Nanny ist vor ner halben Stunde gekommen, wollte eigentlich gerade in die Bibliothek fahren, um da zu schreiben, da kann ich aber auch von der Stadt aus hinfahren. Du hast also deine Androhung wahrgemacht und das Team verlassen? Das war ganz schön mutig, aber notwendig. Du musst für die Kleine trocken bleiben, sie darf nicht noch eine Bezugsperson an die Sucht verlieren, sie hat mir erzählt, was mit ihren Eltern passiert ist, furchtbare Sache“, erwiderte Dana und nahm ihre Tasche, in den sie ihren Laptop verstaut hatte.
„Ja, das ist es. Langsam wünschte ich, ich hätte meine Stiefschwester besser gekannt, vielleicht hätte ich sie retten können“, erwiderte Rai nachdenklich.
„Du wirst sie retten können, indem du ihre Tochter rettest, vor allem, was ihr passiert wäre, wenn du nicht für sie da gewesen wärst. Du brauchst auch noch nen neuen Haarschnitt, ich kenn da nen Frisör, der das schnell hinkriegt“, entschied Dana und schob ihn aus der Tür.

20 Minuten später stand Rai mit bravem Bürstenschnitt und noch braverem Anzug bei einem Herrenausstatter.
„Man, so schick angezogen siehst du fast aus, wie ein richtiger Mann“, erkannte Dana, als sie Rai betrachtete, der sich sichtlich unwohl fühlte.
„Sehr nett, danke, ich glaub, das ist zu viel, ich seh’ aus wie ein Broker, nicht wie ein Trainer, ich glaub, ich nehm eher den braunen“, entschied Rai unschlüssig.
„Damit siehst du aus, wie ein Grundschullehrer, was war mit dem Blauen, der war doch nett, oder?“, fragte sie beratend.
„Ich seh aus wie David Tennant damit“, bemerkte Rai grummelnd.
„Du bist viel zu muskulös, um wie David Tennant auszuziehen, Rai“, erwiderte Dana.
„Du meinst fett, oder?“, fragte Rai gekränkt.
„Ich hab 20 kg mehr als jedes Model, ich darf mir kein Urteil darüber erlauben, aber mager bist du nicht“, bemerkte Dana und er zog das Jackett wieder aus.
„Ich sollte echt mehr trainieren, ich hab’ zugenommen, seit ich nicht mehr trinke. Ich denke ein Hemd und eine Stoffhose wird reichen für das Vorstellungsgespräch“, plante Rai.
„Damit fühlst du dich sicher wohler. Wenn du mich nicht mehr brauchst, geh ich jetzt, ich hab’ nur noch drei Stunden zum Schreiben, bevor ich Dan abholen muss“, war Dana in Aufbruchsstimmung.
„Ja, sicher, vielen Dank, dass du mitgekommen bist. Wenn du mal Hilfe brauchst, du hast meine Nummer ja noch, oder hast du sie verloren?“, fragte Rai.
„Nein, ich hab’ deine Nummer noch, ich ruf dich heut‘ Abend an, um zu fragen, wie das Gespräch gelaufen ist. Aber ich muss jetzt echt, nimm den blauen Anzug, damit kannst du nie was falsch machen“, erwiderte Dana und verließ den Laden.
„Haben Sie eine Entscheidung getroffen, Sir?“, fragte die Verkäuferin, die zu ihm zurückkam.
„Ich nehm den himmelblauen“, erwiderte Rai sicher.
„Sehr gute Wahl“, bemerkte die Verkäuferin freundlich und ging mit dem Anzug zur Kasse.

 
Nach dem Vorstellungsgespräch holte Rai, Suyai im Anzug von der Schule ab. Miss O’Connor fiel das positiv auf.
„Übertreiben müssen Sie es jetzt aber nicht, Mr. Semuta“, bemerkte sei schmunzelnd.
„Ich hatte ein Vorstellungsgespräch, ich wechsle gerade das Berufsfeld“, erklärte Rai ihr und sah zu Suyai, die noch fleißig an ihrem Platz saß und etwas schrieb.
„Sie sind gefeuert worden?“, fragte sie frotzelnd.
„Ich hab gekündigt, ich konnte meinen alten Beruf nicht mit der Erziehung von Suyai in Einklang bringen. Ich gebe mir echt verdammt Mühe, es wäre mir also sehr Recht, wenn Sie mich nicht ständig triezen würden“, bemerkte Rai trocken.
„Ich will nur das Beste für Suyai, sie ist etwas besonders und so sollte sie behandelt werden“, entschied Miss O’Connor.
„Verdammt, ich behandle sie wie eine Prinzessin, sie wird nicht geschlagen, bekommt richtig zu Essen und ich helf‘ ihr soweit ich kann mit den Hausaufgaben, es gibt also nichts, worüber Sie besorgt sein müssten“, raunzte Rai und Miss O’Connor streckte ihm ein Glas entgegen.
„Was soll das denn jetzt, wollen sie noch ne Urinprobe?“
„50 Cent für jedes Schimpfwort, was in diesem Klassenzimmer gesagt wurde, Sie schulden mir nen Dollar“, entschied sie stur und er stopfte einen Dollar ins Glas.
„Kann ich sie jetzt mitnehmen, wär’s das dann?“, fragte er genervt.
„Ja, das wär’s für heute, ich will nur das Beste für Suyai, das dürfen Sie nicht vergessen“, bemerkte Miss O’Connor und ging aus der Tür.
„Su, Süße, wir müssen, bist du fertig?“, fragte Rai und kam zu Suyai hin, die sich von dem Gespräch ihre Onkels mit ihrer Lehrerin nicht ablenken lassen hatte.
„Fluch nächstes Mal auf Spanisch, da versteht sie es nicht und du musst nichts zahlen“, bemerkte Suyai, ohne aufzusehen.
„Fluchst du hier etwa?“, fragte Rai kritisch.
„Sagen wir mal so, das Glas wär schon voll von meinem Essensgeld, wenn ich das nicht auf Spanisch machen würde. Du siehst wirklich seltsam aus in dem Anzug, aber auch schick, hat Dana gut ausgesucht. Warum kommt Dana eigentlich nicht mehr zu uns, ist sie sauer auf mich?“, fragte Suyai und sah mit ihren brauen Kulleraugen auf.
„Nein Süße, wieso sollte sie auf dich sauer sein? Dana und ich haben gerade nur nicht so viel Zeit, uns zu treffen. Was hältst du eigentlich davon, dass ich jetzt auf der Kansas City High arbeiten werde?“, fragte Rai und zog seine Nichte auf seine Hüfte.
„Das ist gut, du musst nur da weg sein, bis ich in einigen Jahren dort antrete. Du hast die Stelle also gekriegt?“, fragte sie erfreut.
„Ja, ich fang‘ Montag da an, sie waren ganz begeistert einen ehemaligen Starspieler als Trainer zu haben. Ich hab’ leider heut nicht arg viel Zeit für dich, ich muss noch ein paar Werbeaufnahmen machen, aber Onkel Lucian ist ja da und ihr werdet euch Filme ansehen, bis ich wiederkomme, okay?“, erwiderte er, packte ihre Sachen zusammen und trug sie aus der Klasse.
„Onkel Lucian hat doch viel zu viel Angst vor den Hexen in den Filmen“, schmunzelte Suyai und Rai grinste sie an.
„Dann musst du ihm halt beistehen, dass er keine Angst mehr hat. Was hältst du davon, wenn wir uns heut Pizza holen, zur Feier des Tages“, erwiderte Rai.
„Keine Erbsen?“, hoffte Suyai.
„Nein, keine Erbsen, du verarbeitest die eh nur zur Brei, hab ich den Anschein. Wir werden Tante Dana noch eine in die Bücherei bringen, sie ist sicher schon verhungert“, entschied Rai und ging mit ihr nach draußen.

 
Als Rai in die Bücherei kam, saß er Dana, wie sie ganz offen mit einem anderen Mann flirtete. Obwohl er das nie zugeben würde, war er furchtbar eifersüchtig auf die Szenerie.
„Hey Dana, wir dachten, du könntest eine Stärkung gebrauchen, Salamipizza magst du doch, oder?“, fragte Rai und kam mit Suyai und drei Schachteln Pizza zu dem Tisch, an dem Dana gerade flirtete.
„Rai, hey, das ist ja ne Überraschung. Ich hab’ wirklich Hunger, danke“, war Dana erfreut und rutschte zu ihnen an den Tisch.
„Ich hab den Job, danke noch mal fürs Anzug aussuchen helfen“, bedankte sich Rai und gab ihr ihre Pizzaschachtel.
„Gern geschehen und danke dir kleine Maus, das du dran gedacht hast, dass ich Salamipizza am liebsten esse, dein Onkel wusste es sicher am Pizzastand nicht mehr, oder?“, begrüßte Dana, Suyai freundlich.
„Du bist die Hexe des Westens, du kannst Gedanken lesen“, erwiderte Suyai.
„Nein Süße, wenn du älter wirst, wirst du noch verstehen, wie Männerhirne ticken. Ist die Hexe des Westens nicht die Böse?“, fragte Dana, während sie begann zu Essen.
„Nicht in meiner Vorstellung. Ich hab heut‘ eine Eins geschrieben im Diktat“, bemerkte Suyai stolz.
„Das ist wunderbar, da hat das Lernen mit mir ja was gebracht. Du hast also den Job gekriegt, du wirst wirklich Trainer, an ner Highschool, das ist echt klasse“, bemerkte Dana.
„Wer war der Kerl da vorhin?“, fragte Rai plötzlich.
„Ein ehemaliger Kollege aus dem Buchladen. Du bist doch nicht etwa eifersüchtig, oder?“, fragte Dana verwundert.
„Nein, war nur neugierig. Die Pizza ist echt gut“, lenkte er ab und begann zu Essen.
„Oh man, ich muss los zu meinem Shooting, kannst du Suyai nach Hause bringen, King ist zu Hause“, bat Rai, als er auf die Uhr sah.
„Ich muss noch ne Weile schreiben und dann noch Dan von der Schule abholen“, erklärte Dana mampfend.
„Okay, klar, dann nehm‘ ich sie halt mit zum Shooting“, erwiderte Rai und nahm die leeren Pizzaschachteln.
„Warte, sie kann ja Hausaufgaben machen, während ich schreibe und das mit der Schule dauert auch nicht arg lang“, gab Dana nach.
„Danke, du bist ein Schatz, kannst du sie dann bei dir lassen, bis ich fertig bin?“, fragte Rai und nahm seine Tasche.
„Sicher, mach‘ ich!“
„Sei brav, meine Süße, ich mach‘ schnell“, bat Rai und eilte davon.
„Wie lang wird es dauern, bis er merkt, dass sein Werbevertrag ohne die Wizards null und nichtig ist?“, fragte Dana, ohne eine Antwort zu erwarten.
„Spätestens, wenn er dort auftaucht, wird er es merken. Du hast keine Antwort von mir erwartet, oder?“, fragte Suyai keck.
„Du bist echt gruselig manchmal, bist du wirklich sicher, dass du erst 6 Jahre alt bist?“, fragte Dana kopfschüttelnd.
„Meine Lehrerin fragt das auch ständig, ja ich bin erst sechs Jahre alt. Warum kommst du eigentlich nicht mehr zu uns?“, fragte Suyai und widmete sich ihren Hausaufgaben.
„Es tut mir leid, das mit deinem Onkel und mir ist grad etwas kompliziert“, erklärte Dana, während sie tippte.
„Ich bin zwar noch nen Kind, aber du magst ihn und er mag dich, so kompliziert kann das nicht sein“, erkannte Suyai in ihrer kindlichen Naivität.
„Es wär so schön, wenn es so einfach wäre. Ich verspreche, jetzt wieder öfters zu euch zu kommen. Jetzt mach deine Hausaufgaben, dann gehen wir nachher noch ein Eis essen“, versprach Dana und Suyai machte brav ihre Hausaufgaben.

Später an diesem Abend wartete Dana ungeduldig auf die Ankunft von Rai.
„Willst du was Essen?“, fragte Dana, als sie mit Suyai auf dem Sofa saß.
„Nein, danke, bin noch satt genug von der Pizza und dem Eis. Werde ich jetzt hier wohnen?“, fragte Suyai skeptisch.
„Nein, ich werde deinen Onkel jetzt anrufen, solang‘ kann das Shooting doch nicht dauern“, bemerkte Dana und griff zum Telefon. Sie erreichte ihn weder auf dem Handy noch zu Hause.
„Okay, das reicht, ich bring dich jetzt Hause, er muss zu Hause sein“, konterte Dana und nahm Suyais Rucksack.
„Glaubst du, ihm ist was passiert?“, fragte Suyai besorgt.
„Nicht, bis ich ihn in die Finger bekomme. Wehe, er hat schon wieder gesoffen“, murmelte Dana und ging mit ihr an die Hand zur Tür.
„Susan, Sie müssen kurz noch Mal auf die Kinder aufpassen, sie kriegen die Überstunden bezahlt, ich muss schnell Su nach Hause bringen“, rief Dana zu ihrem Kindermädchen und ging aus der Tür.

Bei Rai öffnete King ihr die Tür.
„Wo ist er?“, fragte Dana, King genervt.
„Wo ist wer?“, fragte King unwissend.
„Rai, wer sonst. Sag bloß, er ist wieder auf Sauftour“, erwiderte Dana gereizt.
„Nein, er ist … na ja … im Bett“, erwiderte King herumdrucksend.
„Ist er krank oder was?“, fragte Dana.
„Das hab’ ich nicht gesagt“, schmunzelte Kind und Dana hörte verdächtige Geräusche aus dem Schlafzimmer.
„Nein, das macht er nicht“, entgegnete sie und hielt Suyai die Ohren zu.
„Und wie er das macht und das seit über einer Stunde, scheint, als wäre er über dich weg“, konterte King.
„Ich geh jetzt mit der Kleinen in die Küche und holst unseren Romeo jetzt von seiner Mieze runter“, schnaubte Dana und trug Suyai, der sie immer noch die Ohren zuhielt, in die Küche.


2 Minuten später kam King zu ihnen in die Küche.
„Er hat mich angebrüllt das ich verschwinden soll“, entgegnete King kleinlaut.
„Der traut sich echt was, bleib‘ bei der Kleinen, ich knöpf‘ ihn mir jetzt vor“, erkannte Dana und stürmte in Rais Zimmer.
„Verdammt, King, ich hab’ dir doch gesagt, du sollst draußen … Dana, hey was machst du hier?“, fragte Rai entsetzt und verdeckte das Nötigste mit einem Laken.
„Ich dachte, wenn du mich bittest auf Suyai aufzupassen, meinst du nicht die ganze Nacht“, musterte Dana die Frau in Rais Bett.
„Oh, verdammt“, bemerkte Rai beschämt.
„Ja, verdammt, sie ist jetzt da, ich hab’ drei Kinder zu Hause und eine Nanny, die ich jetzt für Überstunden bezahle, weil ich deine Nichte nach Hause bringen musste. Viel Spaß noch, und bitte mich nie wieder um einen Gefallen“, war Dana wütend und stürmte heraus.
„Dana, warte, geh‘ nicht einfach so“, bat Rai und eilte nur mit dem Laken um ihr hinterher. Seine Bettgefährtin folgte ihm nicht mehr bekleidet.
„Man, ich wollte eigentlich ins Kino gehen, aber das ist echt viel spannender hier“, erwiderte King, der Cornflakes mampfend zu ihnen kam.
„Geh zurück zu Su, sofort“, bat Dana und sah ihn böse an.
„Man, Spielverderber“, maulte King und latschte zurück.
„Ich sollte gehen“, erwiderte Rais Bettgefährtin, die niemand geringeres als Ella war.
„Keine Umstände, ich gehe. Mich hält hier eh nichts mehr“, raunzte Dana und knallte die Tür hinter sich zu.
„Du hast gesagt, du wärst Single, ich hab’s gewusst“, moserte Ella und pflanzte sich in ihrem Laken aufs Sofa.
„Ich bin Single, El, hab’ ich doch gesagt“, bemerkte Rai ziemlich laut.
„Ich denke, ich sollte gehen, du hast da noch etwas zu klären mit deiner Freundin. Danke für den Nachmittag, ist gut, dass du das mit dem Shooting nicht so persönlich genommen hast. Man sieht sich“, erwiderte Ella, zog sich schnell an und verschwand dann wieder.
„Alter, du kriegst echt die schärfsten Frauen ab“, bemerkte King, als Rai 10 Minuten später in Shorts und T-Shirt in die Küche kam.
„Su, komm‘, wir bringen dich ins Bett“, entschied Rai, ohne auf King zu achten und brachte Suyai in ihr Zimmer.
„Du hast ihr sehr wehgetan, ich hoffe das weißt du“, erwiderte Suyai, als Rai sie zum Schlafen zudeckte.
„Es wär viel einfacher, wenn ich nicht ständig versuchen würde, dich vor allem zu beschützen, oder?“, fragte Rai erkennend.
„Ja, denke schon. Du musst mich nicht beschützen Onkel, ich hab’ echt schon alles gesehen und gehört, glaub mir“, erklärte Suyai trocken.
„Aber ich will, dass du normal aufwächst, dass du solang‘ Kind sein kannst, wie du willst“, entschied Rai und fuhr über ihre Haare.
„Dann hör‘ auf, dich wie ein Kind zu benehmen und werde endlich erwachsen, das ist nicht so schwer, oder?“, fragte King, der zu ihnen kam.
„Das sagt grad‘ der Richtige. Wer mampft hier Cornflakes zum Abendessen. Süße, soll ich dir noch was vorlesen?“, fragte Rai und sah zu Suyai.
„Danke, ich werde selber was lesen. Ruf du Dana an, ihr solltet euch unterhalten“, bat Suyai.
„Lies dein Buch und dann schlaf. Lass mich die Gedanken für Erwachsene haben, tauch du in die Weiten von Herr der Ringe ab. Du liest Herr der Ringe? Ich hab’ die Geschichte nie kapiert, du musst mir die Geschichte mal erklären, wenn du die Bücher ausgelesen hast“, bemerkte Rai und gab ihr das Buch in die Hand.
„Ich glaub nicht, dass ich dir das erklären kann, ist eine ziemlich schwere Geschichte“, schmunzelte Suyai.
„Gute Nacht, Scherzkeks“, erwiderte Rai und ging mit King raus.
„Hey, ich dachte, du hättest diese zwei Frauen zur gleichen Zeit Masche nach dem College abgelegt“, bemerkte King, als er mit Rai auf dem Sofa Platz genommen hatte.
„Ich hab’ keine zwei Frauen zur gleichen Zeit, dass mit Ella war eine einmalige Sache und Dana und ich sind nur Freunde“, entschied Rai grummelig.
„Ja, das hat man an ihrer Reaktion gemerkt. Deine Kleine hat Recht, du solltest sie anrufen, sonst seid ihr auch keine Freunde mehr“, schlug King ihm vor.
„Hast du sie so verloren?“, fragte Rai und sah King an.
„Nein, ich bin einfach nur ein Idiot, aber du hast nur noch diese eine Chance“, ermunterte King ihn und Rai stand auf.
„Ich werde zu ihr gehen, ich glaube, ich liebe sie“, bemerkte Rai plötzlich.

Sechzehntes Kapitel


„Du liebst sie? Bis heut Abend wusste ich nicht mal, dass ihr was am Laufen hattet und jetzt liebst du sie?“, fragte King überrascht, über die Aussage seines Freundes.
„Tu‘ nicht so, du hast es gewusst, war ja nicht schwer zu übersehen, wir waren ja nicht gerade diskret. Ich glaub‘ zwar nicht, dass ich dir das jetzt sage, aber pass‘ bitte auf Suyai auf, ich muss zu ihr“, bat Rai und ging zur Tür.
„Rai?“
„Das schaffst du, sie kann sich schon selbst versorgen!“
„Nein, ich wollte dir raten, dich zu duschen, den Geruch einer anderen bei einer Liebeserklärung ist nicht so toll“, riet King ihm.
„Danke Mann, manchmal könnte man fast denken, du hättest ein Hirn“, bemerkte Rai und eilte ins Badezimmer.

20 Minuten später stand Rai nervös vor Danas Tür.
„Ist deine kleine Freundin wieder weg?“, fragte Dana murrend, als sie ihm öffnete.
„Ich hab’ in letzter Zeit viele Fehler begangen, aber ich will das jetzt ändern“, begann Rai.
„Schön für dich, viel Erfolg damit“, grummelte Dana und drückte die Tür zu, aber er tat einen Fuß in die Tür.
„Ich lass‘ dich nicht rein Rai, vergiss es“, erwiderte Dana verärgert.
„Wir sind doch Freunde, oder?“, fragte er hoffend.
„Nein, Freunden kann man vertrauen, ich vertrau‘ dir nicht mehr. Ich wollte meine Kinder ins Bett bringen, verschwinde“, war sie aufgebracht und trat ihm auf den Fuß, dass er ihn wegzog und sie die Tür zuknallte.
„Aber ich liebe dich“, murmelte Rai und ging traurig den Gang entlang um wieder nach Hause zu gehen.

 
„Sie hat zu viel von Kerlen wie uns, so einfach wird sie nicht zu knacken sein“, entschied King, als Rai bedrückt neben ihm auf dem Sofa saß und fernsah.
„Ich könnte jetzt so ein Bier gebrauchen“, gestand Rai, während er auf den Fernseher starrte.
„Keine Sorge, ich werde bei dir bleiben, bis du eingeschlafen bist“, versprach King.
„Danke, dass du mein Freund bist, obwohl ich so fies zu dir war“, bemerkte Rai und sah King an.
„Du warst nicht fies, du musstest mich rauswerfen, aber jetzt hast du mir diesen Job besorgt, den ich komischerweise langsam richtig gerne mache. Mein Leben hat ne Richtung bekommen“, bedankte sich King und Rai lächelte matt.
„Schön, dass wenigstens einer von uns seine Richtung gefunden hat. Weißt du was noch schlimmer ist als eine Abfuhr von ihr bekommen zu haben? Sie als Freundin zu verlieren. Ich kenn sie jetzt erst drei Monate, aber ich fühle mich, als würde ich sie schon ewig kennen. Tut mir leid, du kennst sie viel länger als ich, ich darf mir so was nicht anmaßen“, entschied Rai und sah wieder auf den Fernseher.
„Anmaßen? Hast du was eingeworfen?“, fragte King überrascht.
„Ich hab’ studiert, ich verwende auch manchmal solche Worte, King“, nörgelte Rai.
„Ach ja, klar, du guckst den Wahrsager-Kanal, das ist dir klar, oder?“, fragte King.
„Lass mich das gucken, das lenkt mich ab“, bat Rai.
„Sicher, tu das. Ist nicht das Schlimmste, was du gucken kannst. Ich dös‘ ein bisschen vor mich hin, das ist okay, oder?“, fragte King und als Rai nicht antwortete, legte er sich einfach hin.

Als King wieder aufwachte, war es schon hell. Rai saß immer noch auf dem Sofa, war aber mit dem Kopf nach hinten gelehnt eingeschlafen. Der Fernseher lief noch mit einer nervigen Kindersendung.
„Oh man, Alter, du bist ihr so was von verfallen, ist uns allen so gegangen. Ich werd mal nach Suyai sehen, schlaf‘ du ruhig weiter“, führte King Selbstgespräche und sah in Suyais Zimmer. Es war Samstagmorgen und Suyai schlief noch.
So ging er in die Küche und machte Frühstück. 10 Minuten später kam Rai mit zerzaustem Haar, und Nacken reibend, in die Küche.
„Morgen, Prinzessin, was macht der Nacken?“, fragte King und schenkte ihm Kaffee ein.
„Ach, halt die Klappe. Man, es ist schon neun, Suyai muss in die Schule“, wurde Rai plötzlich hellwach.
„Nein, muss sie nicht, ist Samstag“, machte King ihm klar und trank seinen Kaffee.
„Ah, gut, dann kann ich wieder ins Bett gehen“, erwiderte Rai und schlurfte zur Tür.
„Vergiss es, du gehst heut mit der Kleine in den Park, es ist tolles Wetter draußen“, forderte King.
„Geh du doch mit ihr, ich hab’ keine Lust“, grummelte Rai und verschwand in seinem Zimmer.
„Das wird noch ne ganze Weile ziemlich hässlich werden“, murmelte King vor sich hin und ging ins Kinderzimmer um Suyai zu wecken. Da er erst in ein paar Stunden arbeiten musste, ging er mit Suyai in den Park spielen.
Als er sich neben den Schaukeln auf eine Bank setzte, kam eine Frau mit einem Kinderwagen zu ihm und setzte sich neben ihn.
„Du bist doch nicht so ne miese Vaterfigur, wie ich dachte“, lobte die Frau ihm und er sah sie an. Es war Dana.
„Es gibt so einiges, was du nicht von mir weißt. Wo sind deine restlichen Kinder?“, fragte King und sah in den Kinderwagen, in dem Dewey schlief.
„Ich hatte sie satt und habe sie an den Zirkus verkauft“, bemerkte Dana cool.
„Ah, interessant!“
„Sie sind fürs Wochenende bei meiner Mutter, ich brauch grad‘ mal Zeit für mich. Wo ist Rai?“, fragte Dana und sah zu Suyai, wie sie vergnügt schaukelte.
„Der hat sich gestern aus Liebeskummer von der Brücke gestürzt“, bemerkte King ernst.
„Was?“
„Du bist schon immer so einfach zu verarschen gewesen. Er hat sich in seinem Zimmer eingesperrt, hat echt ziemlich Liebeskummer, der Arme“, erklärte King.
„Ja, das kommt halt davon, wenn man sich mit so einer Art von Frau einlässt“, entschied sie trocken.
„Gehst du nicht etwas streng mit dir ins Gericht?“, fragte King skeptisch.
„Er hat Liebeskummer wegen mir? Ich wusste gar nicht, dass er solche Gefühle für mich hat“, war sie überrascht.
„Hat er dir gestern nicht seine Liebe gestanden?“, fragte King jetzt auch überrascht.
„Nein, ich glaub, ich hab’ ihn abgewimmelt, bevor er das konnte. Ich dachte, er wollte sich entschuldigen, dass er Su nicht abgeholt hatte, dabei wollte er sich entschuldigen, dass er mit der Barbie im Bett war“, schlussfolgerte sie.
„Sag‘ bloß, du stehst auch auf ihn“, bemerkte King.
„Ja, schon länger, ich dachte aber immer, er wollte nur mit mir befreundet sein, das überrascht mich jetzt echt“, war Dana überrascht.
„Ihr seid beide Idioten, das gleiche hat er von dir gedacht. Geh‘ zu ihm, klärt das, am besten schnell, bevor Rai sich wirklich noch was antut, er ist wirklich nicht gerade in der besten Stimmung“, bat King.
„Du hast Recht, das sollte ich tun, könntest du Dewey solang nehmen, ich komm‘ dann nachher zurück hier her“, versprach Dana und ging einfach von dannen.
„Na toll, dabei wollte ich heut‘ eigentlich ausschlafen“, murmelte King und nahm Dewey zu sich.

Dana klingelte bei Rai. Sie hatte schwitzende Hände, die sie an ihrer Jeans abstreifte. Dann ging die Tür auf.
„Ah, du“, erwiderte Rai tonlos.
„Du bist echt ein Wortkünstler, Shakespeare wäre stolz auf dich“, erwiderte sie cool.
„Danke, geb mir Mühe. Also was willst du?“, fragte Rai und Dana fing plötzlich an, ihn zu küssen.
Überrascht stieß er sie sanft weg.
„Was war das?“, fragte Rai.
„Ich liebe dich, du Idiot, warum könnt ihr Männer einfach nicht eure Gefühle ganz offen preisgeben, dass würde es für uns Frauen echt viel einfacher machen“, schmunzelte sie und sah ihm direkt in die Augen.
„Du auch?“, fragte Rai und lächelte.
„Ja, du hättest das doch merken müssen, ich hab’ dir so viele Signale gegeben“, flirtete Dana und er küsste sie zurück.
„Es tut mir leid, ich war so auf mich fixiert, aber jetzt bin ich ganz dein, ich möchte mir dir zusammen sein, Dana“, erwiderte Rai liebevoll.
„Es ist so wunderschön, dass von dir zu hören, ich dachte immer, du würdest keine Beziehung wollen so wie die anderen“, stellte Dana klar.
„Ich verhalte mich zwar manchmal wie die anderen, aber ich bin es nicht“, erklärte Rai.
„Du denkst nicht, das ich dir das abkaufe, oder?“, fragte Dana skeptisch.
„Okay, ich bin genau, wie die anderen, aber die anderen sind nicht wahnsinnig verliebt in dich“, versuchte er es logisch.
„Du kannst ja wirklich mit Worten umgehen“, schmunzelte Dana und umarmte ihn liebevoll.

 

„Hey, ich dachte, du würdest dein Kind wiederhaben, vor allem weil es ununterbrochen schreit, aber ich will euch bei nichts unterbrechen“, bemerkte King, als er eine halbe Stunde später mit Suyai und Dewey zu ihnen kam. Er sah seine Freunde, die wie Wochen zuvor, wie ein altes Ehepaar auf dem Sofa saßen und arbeiten.
„Oh Leute ihr macht mich fertig, seit ihr jetzt wieder Freunde oder was?“, fragte King kopfschüttelnd.
„Nein, wir sind ein Paar, wir gehen nur Danas Skript durch, sie hat durch das ganze Theater ziemlich viel Zeit verloren“, konterte Rai lesend.
„Leute, es ist Samstag und wunderschönes Wetter. Nimmst du mir mal den Schreihals ab, ich glaub, er hat Hunger“, bat King und drückte Dana, Dewey in die Hände.
„Ich hab’ jetzt nichts dabei, ich werde ihm die Brust geben, ich geh schnell in dein Zimmer, okay?“, fragte Dana und Rai nickte.
„Dir ist schon klar, dass deine Freundin gerade oben ohne auf deinem Bett sitzt und du hier ein Buchskript korrigierst“, bemerkte King, als sie etwas später auf Danas Rückkehr warteten.
„Wir wollen es langsam angehen“, bemerkte Rai ohne aufzusehen.
„Ihr habt eher ein paar Kapitel in eurer Beziehung übersprungen, ihr wirkt wie meine Eltern“, bemerkte King.
„Ach red’ keinen Mist. Su, Süße, hast du Hunger?“, fragte Rai, Suyai, die wieder Mal in ein Buch vertieft war.
„Schon, ich hatte nichts zum Frühstück“, bemerkte Suyai, ohne aufzusehen.
Rai sah King böse an.
„Was? Du musstest ja den Grummelbär spielen, ich kann nicht an alles denken“, verteidigte sich King.
„Dann koch ich dir jetzt Spagetti, was hältst du davon?“, fragte Rai und stand auf.
„Klingt gut, ich freu‘ mich, dass Dana jetzt deine Freundin ist, ich mag sie wirklich sehr“, erwiderte Suyai, als sie zusammen in die Küche gingen.
„Oh man, es reicht echt mit dem Stillen, meine Brüste sind schon völlig ausgeleiert“, erwiderte Dana, als sie allein zurückkam.
„Diese Information war jetzt wichtig weil?“, fragte King angeekelt.
„Oh man, du bist ja immer noch hier. Danke, dass du auf Dewey aufgepasst hast, ist der Kinderwagen noch im Auto?“, fragte Dana.
„Kinderwagen?“, fragte King.
„Ja, Kinderwagen, sag bloß, du hast ihn stehen lassen“, murrte sie.
„Ja, ich hab’ ihn stehen lassen, hier im Flur. Ihr unterschätzt mich echt ständig, ich bin nicht dämlich“, entgegnete King.
„Entschuldige, ich wollte dich nicht beleidigen, ich sollte dich besser kennen“, entschuldigte sich Dana.
„Ja, das solltest du. Reicht schon, dass Rai und die Kleine mich für total Blöde halten. Meinst du das ernst mit Rai? Ich meine, er macht grad‘ eine echt harte Zeit durch, da braucht er keinen Liebeskummer“, wollte King ernst wissen.
„Ich mein es ernst mit ihm, er ist der erste Mann, mit dem ich mir eine lange Zukunft vorstellen kann“, schlussfolgerte Dana und sah zur Küchentür.
„Dann ist es gut, dass du mich damals nicht geheiratet hast, was?“, fragte King scherzhaft.
„Ja, scheint so. Ich war damals aber auch noch viel zu jung dafür“, bemerkte Dana.
„Sieht so aus. Müssen wir diesen Smalltalk weiterführen?“, fragte King, der sich sichtlich unwohl fühlte.
„Nein, müssen wir nicht. Ich geh in die Küche, willst du was Trinken?“, fragte King.
„Nein Lucian, danke“, bemerkte Dana und Rai ging in die Küche.

Die nächste Zeit verlief für Rai wesentlich besser. Dana trug sehr dazu bei, dass er nüchtern blieb, sich um Suyai kümmerte und seinen Job gewissenvoll machte.
„Ich muss heut halb sechs bei meiner Verlegerin sein, kannst du Dan zum Baseballtraining fahren?“, fragte Dana, als sie an einem Herbstmorgen zusammen frühstückten.
„Ich müsste mich heut‘ Abend beeilen, aber das ginge. Su ist heute Nachmittag bei ner Freundin, könntest du sie abholen, wenn du bei der Verlegerin fertig bist?“, fragte Rai und Dana nickte.
„Ihr werdet immer gruseliger, wisst ihr das eigentlich?“, fragte King, der in die Zeitung vergraben war.
„Musst du nicht los, Lucian?“, fragte Dana und sah ihn an.
„Nein, ich muss erst gegen Mittag los, hab’ ganz viel Zeit“, bemerkte King grinsend.
„Wunderbar, dann kannst du deinen Sohn in den Kindergarten bringen“, bemerkte Dana und grinste.
„Ist er nicht etwas jung für den Kindergarten?“, fragte King.
„Er ist fast vier, also nein. Du könntest auch einkaufen gehen, wenn du soo viel Zeit hast“, ergänzte Rai.
„Ihr seid echt blöd“, grummelte King und die beiden grinsten ihn an.

Rai machte sich gerade zur Arbeit fertig, als es klingelte.
„Oh man, wer ist das jetzt?“, fragte Rai und ging zur Tür. Fox, Lime und Shorty standen dort.
„Lorenzo Frederico Sigmund“, begrüßte Rai sie mit ihren vollständigen Namen.
„Bist du dir jetzt zu gut um Spitznamen zu benutzen?“, fragte Fox, der seinen Namen Frederico, und damit seine lateinamerikanischen Wurzeln, im Gegensatz zu Rai nicht zu schätzen wusste.
„Ich gebe nur meinen Freunden Spitznamen. Wollt ihr länger bleiben? Manche von uns müssen zur Arbeit“, raunzte Rai schroff.
„Wir müssen kurz mit dir reden, Rai“, bat Lime ernst.
„Meinetwegen, fünf Minuten. Schatz, bringst du mir ne Flasche Wasser und vier Gläser?“, rief Rai in die Küche, in der Dana gerade Dewey fütterte.
„Das erklärt, warum du in den letzten Monaten nicht erreichbar warst, du hast ne Freundin“, erwiderte Fox und legte ihm die Hand auf die Schulter.
„Ich war nicht erreichbar, weil ich mich nicht bei euch melden wollte“, entschied Rai und zog Foxs Hand von seiner Schulter.
„Ach komm schon, du kannst doch nicht immer noch sauer sein“, bat Fox versöhnlich.
„Du hast mich angeschwärzt, dabei wollte ich nur eine geregelte Zukunft für meine Nichte haben. Dich wird freuen, dass ich den Auftrag verloren hab, weil ich kein Wizard mehr bin. Aber ich verdien‘ als Trainer auch ganz gut, wird vermutlich 10 Jahre dauern, bis ich den Wagen abbezahlt habe, aber es ist ehrliche Arbeit. Also was wollt ihr, ne Entschuldigung? Entschuldigt, dass ich abhängig von Geld war, könnte euch ja nie passieren“, bemerkte Rai und die Küchentür ging auf, aus der Dana kam.
„Könnte sein, dass ich ein bisschen eifersüchtig war“, murmelte Fox entschuldigend.
„Das Gefühl kenn‘ ich, ich hab’ ihn fast verloren, durch meine Eifersucht“, bemerke Dana und stellte die Wasserflasche und die Gläser an den Wohnzimmertisch, an dem die Männer Platz genommen hatten.
„Dana nehm‘ ich an“, begrüßte Fox, Dana höflich und Dana setzte sich auf Rais Schoß.
„Der Idiot, der meinen Freund ständig verprügelt, nehm‘ ich an?“, fragte Dana keck zurück.
„Ist das nicht süß, ihr erzählt euch alles“, bemerkte Fox.
„Ich hab’ ihn gepflegt, nach eurem letzten „freundschaftlichen“ Angriff, er musste nichts erzählen“, bemerkte Dana cool.
„Du magst mich nicht besonders, oder?“, fragte Fox erkennend.
„Du hast mich beleidigt, bevor du mich kennen gelernt hast, ich kann Leute ziemlich gut einschätzen, vor allem, wenn sie so Idioten sind, wie du“, entschied Dana und spielte mit Rais Hand, die immer noch Streifen von seiner Rettungsaktion hatte.
„Okay, das hab’ ich verdient. Gibst du mir ne zweite Chance?“, fragte Fox versöhnlich.
„Gibst du ihm noch ne Chance?“, fragte Dana, Rai.
„Oh man, keine Ahnung wieso das ich immer tue. Freunde?“, fragte Rai und reichte Fox die Hand zur Versöhnung.
„Immer doch Amigo, dann kommst du wieder zurück zum Team?“, fragte Fox und schlug ein.
„Du hast das falsch verstanden, ich werde immer dein Freund bleiben, aber ein Wizard werde ich nie wieder“, bemerkte Rai.
„Du bist ein Wizard auf Lebzeiten, du hast einen Zauberstab auf deinem Unterschenkel tätowiert, so wie wir alle hier. Du weißt was das bedeutet, oder?“, fragte Lime und zeigte seinen Unterschenkel.
„Es bedeutet ich darf nie mehr saufen, bevor ich mich tätowieren lasse“, bemerkte Rai schmunzelnd.
„Hey, die meisten von uns waren dabei nüchtern, zwar gezwungenermaßen weil wir noch keine 21 sind, aber das ist jetzt nicht das Thema. Es gibt um die Gruppendynamik“, entschied Shorty und zeigte sein Tattoo.
„Ihr spielt diese Woche wieder gegen Beckham, richtig?“, fragte Rai erkennend.
„Ja, leider, wir brauchen dich, Rai“, bat Fox.
„Was sagt der Coach dazu?“, fragte Rai.
„Was denkst du, wer uns geschickt hat“, erwiderte Lime.
„Oh man, nur solang‘, bis ihr jemand anderes habt, das muss aber schnell geschehen“, gab Rai nach.
„Du bist echt schnell zu überzeugen gewesen, du hast das Fieber also immer noch“, bemerkte Fox zufrieden.
„Ich bin ein Zauberer, ich hab’ insgeheim gehofft, dass ihr mich bittet, zurückzukommen“, erwiderte Rai erfreut.
„Schätzchen, kann ich kurz mit dir reden?“, fragte Dana und ging mit ihm in die Küche.
„Ich freu‘ mich sehr, dass du dich mit deinen Kumpels versöhnst, aber wie willst du das managen? Du hast nen Job und nen Kind und ach ja, auch mich“, erkannte Dana etwas gereizt.
„Das krieg ich schon hin, vertrau‘ mir“, versprach Rai.
„Dein Wort in Gottes Ohren“, erkannte Dana nicht so sicher.

Siebzehntes Kapitel


„Oh man, kannst du Dewey nicht zum Schweigen bringen, ich bereite grade einen Trainingsplan vor“, rief Rai 2 Monate später, als Dana neben ihm ihren Sohn schaukelte, während er am Küchentisch über einem Trainingsplan brütete.
„Entschuldige dass ich es nicht geschafft habe, mein Kind zu füttern, weil ich deinem Kind die halbe Nacht ein Kostüm für die Schulaufführung genäht habe. Hast du übrigens die 300 Dollar für den Schulausflug überwiesen?“, fragte Dana und setzte Dewey die Flasche an.
„Oh man, hab’ ich vergessen, mach‘ ich morgen“, erwiderte Rai abwesend.
„Morgen fährt sie, Idiot, dann muss ich heut‘ noch in ein Internetcafe und das online überweisen. Als hätte ich nicht schon genug zu tun, Daniel zum Baseballtraining zu fahren oder Devon beim Kindergarten abzusetzen“, grummelte Dana müde.
„Warum wohnst du eigentlich seit einer Woche bei mir? Gibt es Probleme in deiner Wohnung?“, fragte Rai und sah auf.
„Da ist nicht dein Ernst, oder? Ich erziehe grad Suyai, weil du ja unbedingt zwei Jobs haben musst, wann hast du sie das letzte Mal ins Bett gebracht?“, fragte Dana vorhaltend.
„Verdammt, du hörst dich schon an wie meine Frau“, nörgelte Rai.
„Solang‘ du dich so verhältst, wir das nie passieren. Ich gehe jetzt, ich komm‘ gar nicht mehr zum Schreiben, Devon und Daniel sind vor 15 Minuten von der Babysitterin abgeholt worden, du musste Suyai zur Schule bringen, das kriegst du hoffentlich noch hin. Ruf‘ mich nicht an, ich brauch‘ etwas Abstand von dir, ich meld‘ mich“, gestand Dana, nahm ihre Tasche, schulterte Dewey und verschwand ohne ein weiteres Wort.
„5 Monate, Alter, das ist ein neuer Rekord für dich, ich bin fast etwas stolz auf dich“, konterte King, als er an diesem Abend mit Rai auf dem Sofa saß und sein Kumpel wieder auf den Fernseher starrte.
„Wir haben uns nicht getrennt, wir sehen uns nur ne Weile nicht mehr“, erklärte Rai.
„Ah, wenn du meinst. Jetzt hast du ja ein paar Probleme weniger, mit der Alten außer Haus und der Kleinen im Camp“, schlussfolgerte King.
„Bleibst du heute Nacht wieder bei mir?“, fragte Rai hoffend.
„Sicher, wir sollten das aber nicht zur Gewohnheit werden lassen, die Leute reden langsam“, scherzte King.
„Idiot, ich kann auch allein bleiben“, bemerkte Rai und schlurfte zu seinem Zimmer.
„Ich glaub, es reicht, wenn ich hier draußen schlafe, gute Nacht“, erwiderte King und pflanzte sich aufs Sofa.

Rai konnte nicht schlafen. Es lag zum Großen Teil daran, dass es erst 8 Uhr abends und noch hell war, aber seine Sehnsucht verstärkte seine Schlaflosigkeit umso mehr. Er hatte sich daran gewöhnt, jemanden an seiner Seite zu haben und hatte vernachlässigt sich um die Sache zu kümmern. Sie waren wirklich sofort in den Elternmodus gesprungen, hatten nie ein Date gehabt. Das war vermutlich ihr Fehler gewesen. Er würde sie mal richtig ausführen, aber erst würde er ihr ihre Zeit geben, die sie brauchte.

 
„Hopp, Hopp rennt ein bisschen schneller, wir haben morgen ein Spiel und müssen topfit sein“, triezte Rai seine Schüler, als sie auf dem Trainingsplatz ihre Runde liefen.
„Wir spielen morgen, Trainer, nicht Sie“, nörgelte ein Spieler.
„Ja, sicher, tut mir leid, es ist schwierig Spieler und Trainer zu sein“, entschuldigte sich Rai.
„Sie sind echt zu beneiden Coach, Profispieler, Trainer und eine heiße Freundin, wann schlafen Sie eigentlich?“, frage ein anderer Spieler.
„Nachts meistens, ja ich bin ja so ein Glückspilz. Noch drei Runden und dann Tortraining, hopp“, war Rai nachdenklich und die Spieler liefen weiter.
„Du hast gut gelernt, junger Yedi“, lobte der Coach sie, der von der Seite an Rai herantrat.
„Ja, ich hab’ nicht gedacht, dass das so gut klappt bei mir. Willst du mich ermahnen, weil ich gestern nicht beim Training erschienen bin?“, fragte Rai und sah zu seinen Schützlingen.
„Nein, ist schon okay, du hast andere Verpflichtungen. Du hast deine Freundin vergrätzt, hab’ ich gehört“, bemerkte der Coach.
„Fox sollte Moderator werden, er hat immer so ein Mitteilungsbedürfnis. Ja, ich hab’ wieder eine Freundin verloren, doch leider war sie die Richtige und ich hab’ es nicht ein Mal gemerkt“, erwiderte Rai und sah den Coach an.
„Woher weißt du, ob es die Richtige war, du kennst sie erst 5 Monate, Junge“, erwiderte der Coach.
„Ich glaub zwar kaum, dass ich jetzt mit dir über meine Gefühle rede, aber ich weiß es einfach, ich fühle es tief in mir drin. Ich werde sie nicht so schnell aufgeben“, versprach Rai siegessicher.
„Gut, tu das, aber zuerst solltest du bei den Wizards aufhören. Versteh‘ mich nicht falsch, ich liebe dich wie einen Sohn und du bist eine echte Bereicherung für uns, aber wir brauchen einen Neuen. Deshalb bin ich hier, sag mir einen von deinen Jungs, der dich ersetzen könnte“, bat der Coach.
„Du willst also noch so einen 17-jährigen Knilch ins Team nehmen?“, fragte Rai etwas enttäuscht.
„Als ich das vor zehn Jahren bei dir gemacht habe, hast du dich nicht beschwert. Also, wer soll es sein?“, fragte der Coach.
„Es gibt da einige gute, was für einen Typ suchst du denn?“, fragte Rai professionell.
„Einer der so scharf schießt, wie du, wär‘ nicht schlecht“, erwiderte der Coach.
„Okay, wollt‘ eh grad Tortraining machen, ich stell‘ mich ins Tor“, plante Rai und tat dies. Er ließ ein paar vom Team schießen die mittel bis mäßigen Erfolg hatten und Rai wurde unvorsichtig.
„Sie sind sicher etwas nervös, weil jemand zuguckt, Cade, schieß aufs Tor, ich hoffe, du triffst zumindest den Rahmen diesmal“, bat Rai zu seinem schlechtesten Spieler, während er mit dem Coach redete. Plötzlich schoss ein Ball auf ihn zu und traf in voll im Gemächt.
„Das war echt ein schneller Ball, der hatte ja fast Schallgeschwindigkeit drauf“, bemerkte der Coach und kam zu seinem früheren Schützling, der sich auf dem Boden krümmte.
„Ich hab’ nie verstanden, warum die Abwehr die Hände vor das beste Stück hält, jetzt weiß ich es. Könntest du einen Krankenwagen holen, ich glaub‘ mein Weihnachtsgeschirr hat was abbekommen“, keuchte Rai und der Coach rief einen Krankenwagen.

 

„So Mr. Semuta, wir haben jetzt die Testergebnisse, ihrem Penis geht es gut, nichts gebrochen, trotz des Volltreffers, Prellungen an den Hoden sind leider schon da und das wird noch eine ganze Weile weh tun und da ist noch etwas was ich Ihnen gerne unter vier Augen sagen möchte“, erklärte der Arzt, als Rai 2 Stunden später immer noch schmerzverkrümmt auf dem Untersuchungstisch lag. Der Coach stand neben ihm.
„Er ist mein Vater, er kann es ruhig hören“, bemerkte Rai trocken.
„Okay, wir machen routinemäßig auch eine Untersuchung ihrer Spermozyten und mögliche Schäden der Zeugungsfähigkeit auszuschließen, dabei haben wir festgestellt, dass ihr Spermozytenzahl sehr gering ist. Dies ist nicht durch den Vorfall passiert, es ist möglich, dass dies schon immer so war. Also wenn Sie Kinder möchten, müssten wir bald mit einer Therapie beginnen um die Zeugungsfähigkeit wieder anzukurbeln“, plante der Arzt und ließ sie allein.
„Verstehst du, was der Arzt dir grad gesagt hat?“, fragte der Coach fürsorglich.
„Es sind nur wenige Soldaten stationiert, wo eigentlich eine ganze Bataillon sein sollte?“, fragte Rai erkennend.
„Richtig, es tut mir leid“, bemerkte der Coach einfühlsam.
„Schon okay, das beweist nur umso mehr, dass Dana und ich zusammengehören!“, entschied Rai.
„Da kannst du dir aber auch was zusammenreimen. Das ist zwar ein ziemlich schlechter Zeitraum, aber ich würde mir diesen Cade gern mal zu einem Probetraining bei uns einladen“, gestand der Coach.
„Nein, er ist nicht der Richtige, ihm fehlt noch viel Übung“, entschied Rai.
„Das war bei dir nicht anders, als du zu mir kamst, du hattest nur einen Wahnsinnskick drauf, wie der Junge“, entschied der Coach.
„Er hat meilenweit danebengeschossen“, murmelte Rai.
„Mit etwas Training, passiert das nicht mehr“, versprach der Coach.
„Okay Coach, morgen ist noch ein Spiel, oh man das Spiel, ich kann sie doch nicht allein lassen“, fiel ihm plötzlich ein.
„Das mach‘ ich für dich, morgen ist eh ein freier Tag bei den Wizards, du musst mir nur deinen Strategieplan geben“, bat der Coach.
„Warum bist du so nett zu mir, Coach?“, fragte Rai überrascht.
„Weil du mich Dad genannt hast, das hat mir viel bedeutet!“
„Du bist mein Dad, zumindest mehr als Padre Diavolo. Könntest du gleich zurück zum Team fahren, die wollen sicher auch wissen, wie’s mir geht“, bat Rai.
„Kann ich dich allein lassen?“, fragte der Coach.
„Ja, außer immer schön kühlen kann ich nicht viel machen. Ich nehm‘ ein Taxi, wenn ich hier raus kann“, konterte Rai und der Coach ging weg.

2 Stunden später konnte Rai wieder entlassen werden. Gekrümmt schlurfte er zum Taxi und stieg ein.
„Liberty Boulevard 6, machen Sie schnell, ich kann nicht lange sitzen“, bat Rai und legte seine Beine auf den Sitz.
„Ehekrach?“, fragte der Taxifahrer scherzhaft.
„Nein, ich bin Fußballtrainer“, erklärte Rai und legte den Eisbeutel auf seinen Schritt.
„Kein guter, wie mir scheint“, schmunzelte der Taxifahrer.
„Hab’ nur kurz nicht aufgepasst, das ist alles. Könnten Sie mich jetzt ohne weitere Kommentare fahren, bitte?“, bat Rai und der Taxifahrer fuhr los.

Als Rai nach Hause kam, war King zu Hause.
„Na, hast einen Versuch bei Dana gemacht?“, fragte King, als er seinen Kumpel rein schlurfen sah.
„Sehr witzig, wirklich, hatte einen kleinen Unfall bei der Arbeit“, erwiderte Rai und legte sich mit Schmerzen aufs Sofa.
„Fußball in die Weichteile?“, fragte King grinsend.
„Nein, ich halt‘ mir einen Eisbeutel an die Weichteile, weil ich Kopfschmerzen habe“, grummelte Rai.
„Ja, blöde Frage, was gebrochen?“, fragte King, der nicht aufhören konnte, zu grinsen.
„Nein, nur geprellt, Gott sei Dank. Ich bitte dich, das diskret zu behandeln, wenn du jetzt zur Arbeit gehst“, bat Rai.
„Sicher, ist doch klar. Ich muss dann mal los, kommst du klar?“, fragte King und nahm seine Jacke.
„Sicher, Su ist noch ne Weile weg und sonst hab’ ich nicht viel zu tun, du könntest einkaufen, nach der Arbeit, das wär‘ echt nett“, bat Rai.
„Sicher, kann ich machen. Kann ich dann deinen Wagen haben?“, fragte King.
„Klar, ne warte, mein Wagen steht noch an der Schule, die Schlüssel sind in meiner Jacke, du musst ihn halt an der Schule mitnehmen“, erwiderte Rai und King zog den Schlüssel aus Rais Jacke.
„Na ganz toll, jetzt muss ich auch noch Fahrer spielen“, grummelte King.
„Du willst den Wagen, kann ich ja nichts dafür, dass er nicht hier ist“, erwiderte Rai.
„Dachte schon, der fiese Rai wäre ganz abgetaucht, willkommen zurück“, begrüßte King ihn grinsend.
„Der fiese betrunkene Rai ist nicht mehr da, ich hab’ nur höllische Schmerzen, tut mir leid“, entschuldigte sich Rai.
„Sei mir nicht böse, aber mir gefiel „Böser Junge Rai“ besser als „Heulsuse Rai“, gestand King, ließ den Schlüsselbund in seine Hand schnellen und verschwand aus der Tür.

Achtzehntes Kapitel


King war keine fünf Minuten weg, als es klingelte.
„Keiner da“, rief Rai.
„Das hat noch nie geklappt Rai, außer du willst mit deiner Süßen kuscheln“, bemerkte Fox.
„Es hat sich ausgekuschelt, sie ist weg“, bemerkte Rai und hörte den Schlüssel im Schloss drehen.'
„Na endlich dachte schon, du wirst monogam“, entschied Fox cool und stieß die Tür auf.
„Dir ist schon klar, dass ich dir diesen Schlüssel für Notfälle gegeben habe“, murrte Rai.
„Du willst mir nicht aufmachen, das ist ein Notfall. Was liegst du so gekrümmt auf dem Sofa, geht’s dir nicht gut?“, fragte Fox und kam zu seinem Kumpel.
„Doch, alles bestens, ruh‘ mich nur aus“, erwiderte Rai.
„Du kleiner Lügner“, konterte Fox.
„Ich hab’ einen Fußball in die edelsten Teile bekommen“, gestand Rai und setzte sich mit Schmerzen auf.
„Ach ja, mein letzter Fußball hieß Sheela“, schmunzelte Fox.
„Man, warum red’ ich überhaupt mit dir“, moserte Rai und legte seinen Eisbeutel auf.'
„Weil sonst keiner da ist, Kumpel, also nen Fußball, seit wann machst du auf Torwart? Ich dachte immer, Torwart wär was für Luschen“, frotzelte Fox.
„Okay, ich seh’s ein, dein Job als Torwart ist ein wirklich gefährlicher Job. Du wirst das jedem erzählen, oder?“, fragte Rai beschämt.
„Oh ja und wie ich das tue, darauf kannst du Gift nehmen. Wie lange fällst du aus?“, fragte Fox.
„Ich denk mal so vier bis sechs Monate“, erklärte Rai trocken.
„Was?“, fragte Fox entsetzt.
„Eine Woche, maximal 10 Tage, Idiot“, schmunzelte Rai.
„Hör auf, mich so zu erschrecken, Schwachkopf. Was machen wir jetzt ohne dich?“, fragte Fox und knuffte ihm an die Schulter.
„Lance spielen lassen, so wie er es getan hat, bevor ich zurückgekommen bin“, entgegnete Rai gelassen.
„Aber wir wollten eigentlich gewinnen“, erwiderte Fox und Rai grinste.
„Ach komm‘ schon, so schlecht spielt er doch gar nicht“, entschied Rai.
„Du hast ihn noch nie spielen sehen, er wird immer schlechter, obwohl das eigentlich fast unmöglich ist, so oft wie der Coach ihn trainiert. Wir haben übrigens nächste Woche ein Auswärtsspiel in Los Angeles“, erzählte Fox.
„Gut, dann spring‘ ich hier ab, ich kann nicht nach L.A.“, plante Rai.
„L.A., Hollywood, geile Miezen wohin das Auge reicht“, lockte Fox.
„Ich hab nur eine Frau im Kopf!“
„Deine Ex ist Geschichte, dachte ich!“
„Es geht um Su, sie kommt in zwei Tagen aus dem Lager zurück“, bemerkte Rai.
„Du meinst das wirklich ernst mit der Kleinen, ich hab das für einen Gag gehalten“, entgegnete Fox.
„Ich hab grad die Adoptionspapiere unterschrieben, ja, ich denk‘ ich mein das verdammt ernst“, war Rai standhaft.
„Warum musst du sie adoptieren, ist sie nicht deine Nichte?“, fragte Fox verwundert.
„Sie ist nicht blutsverwandt, deshalb muss ich sie adoptieren. Gott sei Dank war ich während der Anmeldung noch mit Dana zusammen, ich bin ja eigentlich noch mit ihr zusammen, irgendwie, ach ich weiß auch nicht“, murmelte Rai nachdenklich.
„Hast du sie angerufen, heut bei deinem Unfall?“, fragte Fox.
„Ja, aber sie ist nicht dran gegangen“, sagte Rai kleinlaut.
„Vergiss sie, sie hatte zu viel Ballast was sie mit sich rumgetragen hat und dann noch ihre Kinder“, spielte Fox auf Danas eigentlich normale Figur an.
„Du nutzt es jetzt echt aus, dass ich mich kaum bewegen kann, erinnere mich dran, dir eine zu knallen, wenn’s mir besser geht. Und sonst, was gibt’s bei dir Neues?“, fragte Rai neugierig.
„Ich hab mit deiner PR-Tussi geschlafen“, gestand Fox.
„Willkommen im Club!“
„Du auch?“
„Ja, war ein verzweifelter Versuch meinen Werbevertrag zu retten“, gestand Rai.
„Hat Dana dich deswegen verlassen?“, fragte Fox.
„Nein, das war vor unserer Beziehung, Gott sei Dank, ich würde es mir nie verzeihen, sie wegen dieser blöden Idee verloren zu haben“, erwiderte Rai nachdenklich.
„Warum hat sie dich dann verlassen, erzählst du mir das?“, fragte Fox neugierig.
„Ach, das waren verschiedene Dinge“, murmelte Rai.
„Es war wegen uns, oder?“, fragte Fox erkennend.
„Könnte sein, dass das einen Beitrag dazu getragen hat, aber ich war nicht gerade nett zu ihr “Böser Rai“ ist echt ein Arschloch“, schlussfolgerte Rai.
„Der “böse Rai“?“
„King nennt mein besoffenes, egomanisches Ich so, er zeigt sich noch viel zu oft, ich dachte, das hört auf wenn ich nüchtern bin, aber ich bin vermutlich ein geborener Arsch, der auch als Arsch stirbt“, war Rai traurig.
„Du bist kein Arsch, Lime ist ein Arsch, du bist nur ziemlich von dir eingenommen“, munterte Fox ihn auf.
„Ist das nicht das gleiche?“, fragte Rai.
„Eigentlich schon. Aber du bist viel fügsamer geworden, seit du trocken bist“, lobte Fox ihn.
„Toll, davon kann ich mir jetzt was kaufen“, grummelte Rai.
„Du hast heut echt ne Stimmung. Ich würde dir ja jetzt ein Bier bringen, aber das wär‘ glaub‘ ich nicht so passend“, konterte Fox.
„Na endlich siehst du das auch ein. Wie steht es eigentlich mit dir und dem Alkohol?“, fragte Rai forschend.
„Gut, ich schränke den Konsum drastisch ein“, murmelte Fox verlegen.
„Du trinkst nur noch 6 Bier, statt einen ganzen Kasten?“, fragte Rai ironisch.
„Ja, genau“, erwiderte Fox und grinste.
„Das ist ein echt schlechter Kompromiss, dass weißt du hoffentlich“, war Rai enttäuscht.
„Genau so ein schlechter Kompromiss wie der, den du für Dana und dich getroffen hast? Du liebst sie wirklich, das hast du vor allen zugegeben, als wir auf Sauftour waren, nach unserem Ausflug. Na ja, als wir getrunken haben und dir ein Betäubungsmittel untergejubelt haben, dass du denkst, dass du besoffen warst“, gestand Fox.
„Ihr habt was getan?“
„Wupps, hab mich wohl verplappert. Wir wollten testen, ob du die ganze Sache wieder auf uns schiebst am nächsten Tag. Du hast es nicht getan, na ja du hast mich angeschnauzt, dass ich dich allein gelassen hab, aber du hast die Schuld nicht bei uns gesucht“, erklärte Fox.
„Aber ich hab nach Alkohol gerochen, als ich aufgewacht bin“, entgegnete Rai überrascht.
„War die Idee von Dana, ja sie war auch eingeweiht, sie hat mit medizinischem Alkohol ausgeholfen, keine Ahnung, wie sie das im Detail gemacht hat“, erklärte Fox weiter.
„Hatte das einen tieferen Sinn?“, fragte Rai genervt.
„Es ging um Vertrauen und Misstrauen, man, das klang echt besser, als wir es geplant hatten. Sei uns nicht böse, bitte“, bat Fox verlegen.
„Ich hab gedacht, ich hätte einen Rückfall gehabt, verschwinde!“, brüllte Rai und Fox stand auf.
„Wir meinen es nur gut mit dir, vergiss das nie“, erwiderte Fox ruhig.
„Wenn ihr es gut mit mir meint, lasst mich einfach in Frieden“, entgegnete Rai tonlos und schickte ihn weg.
„Hat er es dir abgekauft?“, fragte Dana, die versteckte von Rai an die Wand gelehnt stand und auf Fox wartete.
„Er ist sauer auf uns und was wir getan haben, aber im Inneren ist er immer noch sauer auf sich selbst. Er kann seine Sucht nicht besiegen, wenn er nicht einsieht, dass er Hilfe braucht. Du solltest ihm erzählen, seine Jacke hätte in verschüttetem Bier gelegen, das war der Text, du hast es echt versaut, du hättest dich schon an den Text halten müssen“, bemerkte Dana.
„Das mit dem medizinischem Alkohol hat er geschluckt, oder? Also ich find die Idee, ihn allein zu lassen nicht so toll, er braucht doch seine Freunde um sich“, war Fox in Gedanken.
„Er ist ein Arsch, ich liebe ihn, aber er muss sich erst mal selbst finden, bevor ich zu ihm zurückkehren kann. Jetzt komm, Daniel wartet darauf, dass sein Vater ihm das Baseballspielen beibringt“, erkannte Dana.
„Wie lang wird es dauern, bis er rausfindet, dass ich Daniels Vater bin?“, fragte Fox.
„Das wird nie passieren, hast du mich verstanden? Du bist sein bester Freund, das würde so seltsam werden, vor allem weil er denkt, dass ich dich erst kennen gelernt habe“, bemerkte Dana.
„Wir kennen uns aber schon ne ganze Weile, Süße!“
„Ich wünschte, ich hätte dich erst kennen gelernt, dann hätte ich aufs College gehen können, statt Windeln zu wechseln“, erwiderte Dana.
„Wie oft muss ich sagen, dass mir das alles leid tut?“, fragte Fox genervt.
„Du könntest öfters mal deinen Sohn besuchen kommen, das würde als Entschuldigung mal reichen“, bemerkte Dana.
„Ja, ich weiß, ich bin selten bei ihm, bin halt viel auf Tour“, erwiderte Fox.
„Ja, von einem Ehebett ins Nächste. Ist dann aber eher eine Einstädtetour“, bemerkte Dana sarkastisch.
„Ich sag‘ nur drei Kinder von drei Männern, du bist auch kein Kind von Traurigkeit gewesen seit unserer Trennung“, konterte Fox.
„Musste ja einen Vater für meinen Sohn finden, du bist ja einfach abgehauen“, nörgelte sie.
„Aber statt einem Mann hast du zwei Kinder bekommen“, frotzelte Fox cool.
„Du bist immer noch das gleiche Arschloch wie früher, werd Erwachsen, Fox“, grummelte Dana und Fox grinste.
„Rai sagt das auch immer“, erkannte Fox.
„Rai ist wohl doch gefestigter als ich dachte. Vielleicht hast du Recht und es ist doch nicht so ne gute Idee, ihn allein zu lassen“, erwiderte Dana und ging zu Rais Haustür zurück.
„Oh nein, du wirst nicht zu Kreuze kriechen, komm wir gehen was Essen, du musst deine freie Zeit ausnutzen, bis deine Racker der Nanny zu lästig werden“, bemerkte Fox und stieg in den Wagen ein.
„Fahr‘ du los, ich geh‘ rein, halt mich ruhig für schwach, aber er bedeutet mir sehr viel“, entschied Dana.
„Vielleicht ist es diesmal der Richtige, ich hoffe es für dich. Ich ruf‘ dich heut Abend noch Mal an, wegen dem Treffen mit Daniel, bye“, bemerkte Fox und fuhr davon.

Neunzehntes Kapitel


Dana resümierte noch ein Mal ihre letzten Beziehungen durch und lief dabei auf und ab. Plötzlich wurde die Tür aufgerissen.
„Kommst du jetzt rein, oder was?“, fragte Rai, der sie aus dem Fenster schon längst gesehen hatte. Dana ging wortlos hinein.
„Hast du mich mit Fox gesehen?“, fragte Dana und Rai schloss die Tür hinter ihr.
„Ja, hab ich, ihr seid jetzt zusammen, das ist schön für euch, ich hoffe, du weißt, was du tust, er ist nicht grade treu und so“, bemerkte Rai.
„Ich mit ihm zusammen? Nein, ich bin nicht mit ihm zusammen, er ist Daniels Vater, also war ich mal mit ihm zusammen, aber das war in meinem früheren Leben, ich meine es war Ewigkeiten her, du verstehst was ich meine, oder?“, fragte Dana plappernd.
„Es ist echt verwunderlich, dass wir uns nicht viel früher kennen gelernt haben, du hast ein Kind von zwei meiner besten Freunde“, bemerkte Rai tonlos.
„Dewey ist nicht von Lime, oder?“, fragte Rai etwas scherzhaft.
„Lass mich überlegen, äh nein, nicht das wüsste ich. Aber meine Wahl war auch nicht weniger schlecht. Tut mir leid, dass wir diese dumme Show abgezogen haben, um dich darin zu bestärken, dass du stärker bist, als du denkst“, säuselte Dana liebevoll.
„Ich weiß, ich kenn‘ Fox und dich glaub‘ ich lang genug um zu erkennen, wenn ihr lügt und ach ja, ich weiß wie sich ein Kater anfühlt und im College hab ich den ein oder anderen Medikamentencocktail genommen, ich weiß auch wie sich das anfühlt“, gestand Rai.
„Sind deine wilden Jahre jetzt vorbei?“, fragte Dana.
„Ja, das sind sie. Ich bin jetzt Vater, fahr einen Familienwagen und lass mich von pickligen Fünfzehn-Jährigen mit einem Fußball ins Gemächt treten, meine besten Zeiten sind vorbei, denk’ ich“, sagte Rai etwas betrübt.
„Das erklärt deine komische Haltung“, bemerkte Dana prustend.
„Ich fall eine Woche aus, vielleicht fällt ihnen dann ein, mich endlich mal zu ersetzen. Ich hab im Training von Schülern meine Bestimmung gefunden, mir gefällt das echt, außer, wenn sie mich attackieren, natürlich“, konterte Rai.
„Es tut mir leid, dass ich dich so angefahren habe, wir sind beide ziemlich im Stress gewesen, denk‘ ich. Können wir es noch ein Mal versuchen?“, fragte Dana hoffend.
„Natürlich, du Dummerchen, ich kann nicht mehr ohne dich“, erwiderte Dana und fiel ihm um den Hals. Rai stöhnte vor Schmerzen auf.
„Entschuldige, hat ich vergessen. Dann wird das wohl nichts mit dem Versöhnungssex oder?“, fragte Dana säuselnd.
„Oh, bitte lass‘ das, bei mir darf sich nichts regen, das tut höllisch weh“, bat Rai, als Dana anfing, seinen Nacken zu küssen.
„Zu schade, dann geh‘ ich wohl lieber wieder zu meinen Kindern, so schwer wie mir das auch fällt, meine Kinder sind extrem anstrengend grade, ich denke, sie vermissen dich“, erklärte Dana.
„Sie fehlen mir auch, Sonntag gehen wir mal zusammen in den Park. Ich brauch‘ jetzt nur etwas Ruhe, aber du kannst jederzeit vorbeikommen“, plante Rai und Dana ließ ihn los.
„Das werd’ ich, drück die Kleine von mir, ich vermisse sie“, erwiderte Dana und steckte ihre Hände in ihre Jeanstasche.
„Werde ich ihr ausrichten. Danke fürs Vorbeikommen“, bemerkte Rai und küsste sie sanft.
„Immer wieder gern. Leg‘ dich ins Bett und ruh‘ dich aus, du bist stark Rai, vergiss das niemals“, bat Dana und mit einem letzten Kuss verschwand sie wieder.

An diesem Abend nahm Rai seinen ganzen Mut zusammen und ging zu den Anonymen Alkoholikern. Als er sich in dem rauchigen Raum hinsetzte, sprach gerade eine ältere Dame.
„10 Jahre sind eine lange Zeit und es ist jeden Tag noch ein Kampf, aber meine Familie war mir eine riesige Stütze. Meine Tochter und mein Ehemann sind heute hier, kommt bitte zu mir“, bat die Frau und zu Rais Verwunderung kamen Dana und ein älterer Herr zu der Frau.
„Meine Tochter hat mir drei wunderbare Enkel geschenkt, es wäre zwar schön, wenn sie mir noch dazu einen Schwiegersohn geschenkt hätte, wäre das perfekt, aber sie ist glücklich und so bin ich es auch. Und mein Ehemann, der trotz meiner Alkoholsucht schon 32 Jahre zu mir hält“, bemerkte Mrs. Bailey und umarmte ihre Familie.
Als Dana ihre Mutter umarmte, sah sie Rai und lächelte ihn an, er lächelte zurück.

In einer Pause, kam Dana zu Rai, der gerade einen Kaffee einschenkte.
„Du bist endlich auch mal hier, der Kaffee ist hier beschissen“, entschied Dana und nahm sich einen Bagel.
„Du bist auch Alkoholikerin?“, fragte Rai überrascht.
„Ich bin schon fast so lange trocken wie meine Mutter, ja, ich weiß, mit 20 trocken zu werden ist echt heftig, aber drei Kinder von drei Männern ist auch nicht gerade normal. Ich hab Fox schon ewig dazu überredet hier her zu kommen, aber du kennst ihn ja“, erklärte Dana.
„Ja, stur bis zum letzten Moment. Na ja, eines Tages vielleicht. War für mich auch nicht gerade einfach, hier her zu kommen“, entgegnete Rai.
„Denk ich mir, ist aber trotzdem schön, dass du da bist. Willst du heute sprechen?“, fragte Dana.
„Heute noch nicht, anderes Mal vielleicht. Ich sollte auch nicht so viel Aufsehen erregen, bin schließlich nicht ganz unbekannt“, erwiderte Rai.
„Du bist ganz schön von dir eingenommen, ich bin auch nicht gerade unbekannt, aber ich komm trotzdem hier her. Hier sind wir alle gleich, Rai, hier sind wir kein Fußballspieler und Autorin sondern nur zwei Alkoholiker, die jeden Tag gegen den Alkohol kämpfen“, konterte Dana.
„Man, ich hab immer gedacht, du trinkst nicht, weil du noch stillst, ich hab mich immer gewundert, warum du so gut mit dem Thema umgehst, jetzt weiß ich es. Du bist stolz auf deine Mutter, oder?“, fragte Rai und sah zu Danas Mutter.
„Sicher, jeden Tag. Ich würde dich gern meinen Eltern vorstellen“, bat Dana.
„Bist du sicher?“, fragte Rai unsicher.
„Ja, ganz sicher. Bist du bereit?“, fragte Dana und nahm sanft seine Hand.
„Nicht wirklich, aber los geht’s“, erwiderte er und ging mit Dana zu ihren Eltern.
„Mum, Dad, das ist Rai“, stellte Dana ihren Eltern ihren Freund vor.
„Bist du ein Drogendealer, Junge?“, fragte Mr. Bailey kritisch.
„Nein Sir!“
„Du machst dich Tochter, also ein gewöhnlicher Alkoholiker?“, frage Mr. Bailey.
„Ich bin Fußballtrainer und Spieler bei den Kansas City Wizards“, erzählte Rai von sich.
„Und Alkoholiker?“, ergänzte Mrs. Bailey.
„Ein Laster muss man haben, oder? Ich bin in Behandlung“, versprach Rai.
„Das ist gut, das ist sehr gut. Freut mich Sie kennen zu lernen Rai, entschuldigen Sie meinen Mann, wir sind kritisch eingestellt was die Wahl der Männer angeht, die meine Tochter nach Hause bringt“, entschuldigte sich Mrs. Bailey und gab ihm die Hand.
„Ich weiß, ich kenn‘ zwei davon, kann ich gut verstehen. Ich nehme diese Beziehung aber sehr ernst, ich liebe Ihre Tochter“, gestand Rai und küsste Danas Hand, die er immer noch in der Hand hielt. Dana sah ihn verliebt an.
„Ihr scheint sehr verliebt zu sein, das ist wunderbar. Zumindest können Sie Ihr kein Kind mehr machen“, konterte Mr. Bailey und lächelte dann.
„Ja, das ist wahr, ich bin zeugungsunfähig“, bemerkte Rai cool und das Lächeln von Mr. Bailey verschwand.
„Das meinte ich eigentlich nicht damit, Sie wissen schon, dass meine Tochter sich sterilisieren lassen hat, oder?“, fragt Mr. Bailey beschämt.
„Ja, das weiß ich, aber sie weiß noch nicht von meiner Zeugungsunfähigkeit, das weiß ich auch erst seit heute. Aber das ist in Ordnung, ich hab eine adoptierte Tochter und liebe auch ihre Kinder wie meine eigenen, das passt alles perfekt zusammen“, war Rai glücklich.
„Ja, das ist wirklich perfekt. Könntest du die Nanny ablösen, Mum, dann könnte ich mit Rai heute noch was Essen gehen“, bat Dana und ihre Mutter nickte.
„Ich wünsch euch einen schönen Abend“, verabschiedete sich Mrs. Bailey und das Paar verließ die Versammlung.
„Guter Trick, ihnen zu sagen, du wärst zeugungsunfähig“, bemerkte Dana, als sie mit Rai in einem Cafe saßen.
„Es ist die Wahrheit, ich hab’s heut‘ Morgen erfahren“, erkannte Rai trocken.
„Das tut mir leid“, erkannte Dana mitfühlend.
„Mir nicht, ich bin glücklich damit, wie es ist. Ich hab dich gefunden, vermutlich die einzige Frau in dieser Stadt, die keine Kinder mehr will“, witzelte Rai und küsste sie.
„Das ist das erst Mal, dass ich ernsthaft mit einem Mann über Kinder spreche und dann darüber, dass wir kein gemeinsames bekommen. Gerade bin ich etwas traurig darüber, kein Kind mehr zu bekommen, aber das liegt vermutlich an meinen Hormonen“, bemerkte Dana schmunzelnd.
„Du bist heut’ eindeutig zu lang getrennt gewesen, von deinen Kindern. Sollen wir zu ihnen fahren? Ich würd’ sie gern sehen“, schlug Rai vor und Dana nickte.

Wie eine Familie saßen die zwei mit den drei Kindern eine Stunde später in Danas Wohnzimmer.
„Ich wünschte Su wäre jetzt hier“, gestand Rai zufrieden.
„Sie kommt ja morgen wieder. So, wann lern‘ ich deine Eltern kennen?“, fragte Dana plötzlich.
„Wie wär es mit Thanksgiving?“, fragte Rai.
„Klingt gut, wo wohnen deine Eltern, etwas außerhalb?“, fragte Dana.
„Kann man so sagen, Santiago“, erkannte Rai und Dana starrte ihn an.
„Das ist Chile, oder?“, fragte Dana skeptisch.
„Ja, dort bin ich geboren, das könnte kompliziert werden, mit vier Kindern, oder?“, fragte Rai.
„Könnte sein, ist ja noch etwas Zeit bis dahin. Können deine Eltern nicht zu uns kommen?“, fragte Dana, während sie Dewey in den Schlaf wog.
„Meine Mutter vielleicht, aber mein Stiefvater ist sicher nicht so erpicht darauf, mich zu besuchen. Es könnte sein, dass er denkt, dass ich ihn nicht mag“, bemerkte Rai verlegen.
„Wie kommt er denn da drauf?“, fragte Dana.
„Äh, vielleicht weil ich ihn nicht mag?“
„Kennt deine Mutter deine Meinung?“, fragte Dana.
„Äh ja, schon, das hab ich nie verheimlicht“, erklärte Rai ihr.
„Und wie ist das Verhältnis zu deiner Mutter?“
„Sehr gut, sie respektiert, dass mein Vater, mein Vater war und mein Stiefvater halt nicht. Ich hab ihn nie angegriffen, ich ignoriere ihn einfach“, bemerkte Rai.
„Glaubst du nicht, dass du jetzt erwachsen genug bist, dich mit ihm zu verstehen? Thanksgiving ist ne gute Zeit dafür“, entgegnete Dana schlussfolgernd.
„Oh man, das ist dein Ernst, oder?“, fragte Rai genervt.
„Oh ja, das ist mein voller Ernst. Lad‘ sie doch ein, das wär doch ein gutes Zeichen der Versöhnung“, schlug Dana vor.
„Weißt du was, ich denke, ich werde mir das ernsthaft überlegen“, gestand Rai und sie kuschelte sich an ihn.
„Das ist schön. Bist du so lieb und bringst Dewey in sein Bettchen?“, fragte Dana und gab ihm Dewey.
„Sicher, ruh‘ dich aus. Bin gleich wieder da“, plante Rai und ging mit Dewey ins Kinderzimmer.
Eine Stunde später lagen die beiden erschöpft in Danas Bett.
„Oh man, Gott sei Dank sind jetzt alle im Bett. Ich bin so müde“, sagte Dana schläfrig und legte sich in seinen Arm.
„Glaub‘ ich dir, ich bin auch ziemlich müde, wegen den Schmerzmitteln. Das war vielleicht ein Tag, morgens krieg‘ ich einen in die Eier, abends lieg ich mit einer wunderschönen Frau in einem verdammt gemütlichen Bett“, erwiderte Rai zufrieden.
„Ich weiß, bei drei Kindern brauchte ich einen Entspannungsort. Schläfst du grade ein?“, fragte Dana schläfrig.
„Mm“, murmelte Rai eindösend.
„Schlaf gut, mein Süßer, morgen geht’s dir sicher besser“, bat Dana und schlummerte in seinem Arm ein.

Zwanzigstes Kapitel


„Morgen, wie geht’s dir?“, fragte Dana liebevoll, als sie ihren Freund an nächsten Morgen weckte.
„Ein Engel weckt mich grade, könnt mir nie besser gehen“, säuselte Rai benommen von seinen Schmerzmitteln.
„Du bist immer noch voll auf Droge, oder?“, fragte Dana schmunzelnd.
„Ein bisschen vielleicht. Aber du bist wunderschön, heut’ morgen“, machte Rai ihr ein Kompliment.
„Danke, brauchst du einen Eisbeutel?“, fragte Dana und Rai setzt sich auf.
„Uh ja, das wäre klasse, danke“, bemerkte Rai unter Schmerzen und Dana stand lächelnd auf und ging in die Küche.
Als sie zurückkam, saßen Devon und Daniel mit Rai im Bett und redeten gleichzeitig auf ihn ein.
„Oh man, ihr werdet von Jahr zu Jahr flotter. Zumindest habt ihr nicht Dewey aufgeweckt“, schlussfolgerte Dana und bevor ihre Worte ausgesprochen waren, hörte sie ihren Sohn durch das Babyphone weinen.
„Na ja, daran musst du dich gewöhnen, ist immer viel Trubel morgens hier. Jungs, geht in euer Zimmer und zieht euch an, wir frühstücken in 10 Minuten“, bat Dana und seine Jungs sprangen vom Bett und eilten in ihr Zimmer.
„Ich geh mal zu Dewey, er hat sicher Hunger. Hier ist dein Eisbeutel! Mach ruhig langsam, ich arbeite grad nicht, hab mir diese Woche freigenommen, um mein Buch fertig zu schreiben. Wärst du so lieb und passt auf Dewey auf, während ich Dan zur Schule bringe?“, fragte Dana.
„Sicher, kann ich machen. Wie läuft’s mit deinem Buch?“, fragte Rai.
„Erzähl‘ ich dir gleich, muss erst mal zu Dewey, der beruhigt sich leider nicht, wenn ich ihn schreien lasse“, erklärte Dana und ging in den Nebenraum zu ihrem Jüngsten.

15 Minuten später saßen sie alle beim Frühstück.
„Mum, krieg‘ ich ein Eis?“, fragte Devon.
„Nach dem Mittagessen vielleicht, nicht jetzt, Süßer. Freust du dich schon auf den Kindergarten?“, fragte Dana.
„Holt Daddy mich ab?“, fragte Devon und Dana saß von ihrem Skript auf.
„Ja, Daddy bringt dich hin. Weiß zwar nicht, wie er das machen will ohne Auto, aber er hat’s versprochen“, entgegnete Dana.
„Ich hab Gerücht gehört, er hätte sich ein Auto angeschafft, mal sehen. Wenn es King nicht schafft, fahr‘ ich ihn in den Kindergarten“, versprach Rai und Dana dankte ihm stumm.

15 Minuten später, klingelte es.
„Er kommt tatsächlich, kannst du mal aufmachen?“, fragte Dana, die gerade Dewey fütterte und Rai machte die Tür auf.
„Morgen, dich hab ich hier nicht erwartet“, begrüßte King, Rai überrascht.
„Tja, ich war heut‘ Nacht hier. Du willst Devon abholen?“, fragte Rai und grinste.
„Ah, ich verstehe. Ja, das will ich. Hat Dana also deine Wunden geleckt?“, fragte King.
„Du bist echt pervers, King. Hüte deine Zunge, wenn du mit Dev unterwegs bist, er ist drei, er wiederholt alles wie ein Papagei. Devon, dein Dad ist da“, rief Dana und Devon eilte zu den beiden.
„Hey Großer, bist du fertig?“, fragte King und fuhr seinem Sohn über den Kopf.
„Krieg ich ein Eis, Dad?“, fragte Devon.
„Was hat deine Mutter gesagt?“, fragte King.
„Nein!“
„Dann kriegst du keins, du Schlawiner. Komm!“, bat King und nahm ihn an die Hand.
„Lucian!“, rief Dana ihm entgegen.
„Ja, ich fahr‘ vorsichtig“, nörgelte King.
„Das weiß ich, der Kindersitz steht neben der Tür“, bemerkte Dana.
„Ach ja, richtig, Tschuldige. Ich kann ihn leider nicht abholen, ich muss arbeiten“, entgegnete King und nahm den Kindersitz auf.
„Das ist okay, ich bin ja schon froh, dass du einen Job hast. Fahr‘ bitte langsam, es hat geregnet“, entgegnete Dana und kam zu Rai und King.
„Mach‘ ich. Dann wünsch ich euch Hübschen noch einen schönen Tag“, erwiderte King, grinste und verschwand.
„Sie werden so schnell erwachsen“, bemerkte Rai gespielt stolz.
„Mach‘ dich nicht lustig über ihn, er versucht sein Leben wieder in den Griff zu bekommen“, bat Dana.
„Ja, das find‘ ich auch toll, war nicht so gemeint. Also, wann musst du los?“, fragte Rai und ging zurück zum Küchentisch.
„Muss gleich los. Also Dewey ist satt, er quengelt vielleicht etwas, aber füttern musst du ihn nicht, während ich weg bin. Sing ihm bloß nichts vor, das hasst er, keine Ahnung wieso, aber ich denk‘ nicht, dass du so ein musikalischer Typ bist“, plante Dana, während sie Daniel Tasche packte.
„Du hast schon seltsame Kinder, das weißt du hoffentlich“, schmunzelte Rai.
„Ich nenn das eher kreativ. Wie geht’s dir?“, fragte Dana und setzte Daniel seine Mütze auf.
„Die Schmerzen sind jetzt wieder völlig da, aber geht schon. Zumindest bin ich jetzt nicht mehr so dösig. Eis wird’s für Erste tun. Gibt’s noch was, was dein Kleiner nicht mag?“, fragte Rai und setzte sich wieder hin.
„Er ist 11 Monate alt, er hat noch nicht viele Vorlieben. Lass‘ ihn einfach Schlafen“, bat Dana.
„Okay, mach‘ ich. Jetzt fahr‘, ich komm‘ hier schon klar“, erwiderte Rai.
„Da bin ich ganz sicher. Ich bin gleich wieder da“, verabschiedete sich mit Dana und ging mit Daniel nach draußen.

Dana war keine fünf Minuten weg, als Dewey anfing zu weinen.
„Das ist nicht dein Ernst, das machst du mit Absicht“, nörgelte Rai und ging in Deweys Zimmer. Dewey schrie laut.
„Süßer, komm‘ her, was ärgert dich denn?“, fragte Rai und nahm Dewey an seine Brust.
„Sollen wir Flugzeug spielen, wie findest du das?“, fragte Rai und schleuderte ihn sanft herum. Dewey spuckte auf sein Hemd.
„Okay, kein Flugzeug. Da ich noch länger mit deiner Mami zusammen sein will, brauchen wir eine Liste. Also, erst mal ziehen wir das Hemd aus und waschen es. Vielleicht beruhigst du dich, wenn wir rumlaufen“, redete Rai mit sich selbst und legte ihn wieder ab, zog sein Hemd aus und nahm ihn wieder an die Brust.
„Lass mir das Unterhemd bitte sauber, ich will hier nicht oben ohne rumlaufen“, bat Rai schmunzelnd und ging mit Dewey in einem Arm und dem Hemd über dem Anderen ins Badezimmer und wischte das Hemd sauber.
„Sollen wir was spielen, magst du Spielzeugautos?“, fragte Rai, ließ das Hemd im Waschbecken und ging mit Dewey, der immer noch quengelte, ins Zimmer seiner Brüder, um sich mit Dewey auf den Boden zu setzen. Als Dana zurückkam, spielten die beiden Jungs mit den Spielzeugautos.
„Da schau‘ mal an, es steckt wohl noch etwas Kind in dir. Dewey scheint begeistert zu sein“, bemerkte Dana erfreut und nahm ihm den Kleinen ab.
„Er schreit nicht, wenn er ein Auto in der Hand hält, das solltest du dir merken. Oh man, das wird jetzt wehtun aufzustehen“, erkannte Rai und rappelte sich unter Schmerzen auf.
„Weißt du, wie sexy du bist, wenn du dich um meine Kinder kümmerst?“, fragte Dana und küsste ihn lange mit Dewey auf dem Arm.
„Und weißt du, wie sexy du bist, wenn du ein Kind auf den Hüften trägst?“, fragte Rai.
„Kleiner Schleimer. Wann kommt Su eigentlich zurück?“, fragte Dana, während sie in die Küche gingen.
„Ach, erst halb elf“, erklärte Rai.
„Du weißt, dass es viertel nach zehn ist?“, fragte Dana und Rai sah auf die Uhr.
„Oh verdammt, Miss O’ Donnell killt mich, wenn ich zu spät komme. Könntest du mitkommen, dass sie besänftigt ist?“, fragte Rai in Eile.
„Du willst nicht, dass meinen Ratgeber in nächster Zeit fertig wird, oder?“, fragte sie schmunzelnd.
„Halbe Stunde, nicht mehr, versprochen“, erwiderte Rai und zog seine Jacke über das Unterhemd.
„Ich muss Dewey noch schnell fertig anziehen, dann können wir, geh‘ du schon mal ins Auto“, gab sie nach und Rai ging schon mal raus.


Fünf Minuten später konnten sie fahren.
„Fahr‘ nicht so schnell, bitte“, bat Dana, die Dewey auf dem Schoß hatte, als sie fuhren.
„Tut mir leid, wir sind gleich da“, entschuldigte sich Rai und bog links ab.
5 Minuten zu spät kamen sie an der Schule an.
„Wir sind zu spät“, erwiderte Rai nervös.
„Fünf Minuten, das ist gar nichts, keine Sorge“, erkannte Dana und nahm mit ihrer freien Hand seine Hand.

Suyai stand mit dem rosa Koffer, den Rai ihr gekauft hatte neben Miss O’ Donnell.
„Halb elf, Mr. Semuta“, erkannte Miss O’ Donnell.
„Sie sind echt eine geborene Lehrerin, Miss O’ Donnell“, erwiderte Dana kritisch.
„Hey Süße“, begrüßte Rai seine Nichte und kniete zu ihr runter.
„Bist du jetzt wieder mit ihr zusammen?“, fragte Suyai verwirrt, als sie Dana sah.
„Ja, das bin ich. Ist das okay mit für dich?“, fragte Rai hoffend. Wortlos umarmte Suyai erst Rai und dann Danas Beine.
„Du weißt gar nicht, wie glücklich du mich damit machst. Hat es dir gefallen?“, fragte Rai und nahm ihren Koffer.
„Onkel Rai, bringst du mir Schwimmen bei?“, fragte Suyai.
„Sicher, ich bin ein paar Tage krankgeschrieben, wir können das gleich morgen machen nach der Schule. Musstest ihr Schwimmen?“, fragte Rai und ging mit ihr voran zu seinem Wagen.
„Ja, die anderen haben mich ausgelacht“, erwiderte Suyai betrübt.
„Es ist nicht schlimm, nicht schwimmen zu können, ich hab einen Freund, der kann auch nicht schwimmen, der ist viel älter als du“, war Rai hilfsbereit.
„Du lügst, Erwachsene können schwimmen“, war Suyai skeptisch.
„Hey Süße, manchmal gibt es auch Erwachsene, die nicht schwimmen können, die können das aber immer noch lernen“, erkannte Dana, die zu ihnen gestoßen kam.
„Du bringst mich auf ne Idee“, dachte Rai laut nach.
„Das ist so lächerlich und so peinlich“, nörgelte Lime, als er tags drauf mit Fox, Suyai und Rai vor dem Becken des lokalen Schwimmbads stand.
„Ich bringe meiner Nichte schwimmen bei und Fox hilft dir, Schwimmen zu lernen, daran ist nichts peinlich, wir wissen alle, dass du nicht schwimmen kannst“, beruhigte Rai ihn.
„Das ist das Kinderbecken, das ist extrem peinlich“, murrte Lime.
„Ich will dich nicht schon wieder aus dem Wasser zerren müssen, Lime, ich hab immer noch Muskelkater vom letzten Mal. Das, oder Schwimmflügel“, handelte Fox.
„Also, los geht’s“, gab Lime nach und sie stiegen ins Wasser.
„Oh man, ich kann das nicht“, erwiderte Lime nervös.
„Das Wasser ist nicht tief, du Mimose“, nörgelte Rai.
„Der Wasserpegel macht mir nicht die Schwierigkeiten, es ist das Element allgemein“, jammerte Lime.
„Okay, mach‘ dich erst mal damit vertraut, lauf etwas durch, du sagst mir, wenn du soweit bist“, bat Fox.
„Wie wär’s mit niemals?“, fragte Lime, der sich sichtlich unwohl fühlte.
„Kannst du mal damit aufhören, ich muss hier auch jemanden motivieren“, bat Rai, der Suyai mit Schwimmflügel an neben sich hatte.
„Kein Problem, ich hab nicht so viel Schiss wie er“, entschied Suyai cool.
„Hast du das gehört, Schisshase, das nenn ich ne Herausforderung“, frotzelte Rai und zog Suyai ihre Schwimmflügel aus.
„Also wir fangen ganz leicht damit an, dass ich dich auf meinen Armen über das Wasser führe, das du schon mal das Gefühl bekommst“, plante Rai und kniete sich hin.
„Ich will dich ja nicht kritisieren, aber bist du sicher, dass du ein guter Lehrer bist?“, fragte Lime, der sie beobachtete.
„Werde du deinen Ängste los, ich mach hier meine Show, okay“, bat Rai und nahm Suyai auf die Arme.
„Hör auf meinen Schüler zu demotivieren, Rai“, nörgelte Fox.
„Wir machen das besser getrennt, wir gehen etwas weiter rein“, bemerkte Fox und ging mit Lime ein Stückchen weg, um dort Schwimmen zu lernen.
„Also Süße, lass dir Zeit, ich lass dich ab und zu mal los, du versuchst dich oben zu halten, keine Sorge, wenn du runter sackst, bin ich sofort da und fang dich auf“, erwiderte Rai und senkte die Arme. Suyai planschte wie ein Hund an der Oberfläche.
„Beweg deine Beine etwas weniger und die Arme etwas mehr“, bat Rai und sie tat es.
„Gut, das ist schon gut, ich nehm‘ dich wieder, okay?“, erwiderte Rai und lud sie wieder auf.
„Das sieht voll blöd aus“, maulte Suyai.
„Ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, das wird schon“, lobte Rai sie.
„Warum macht Onkel Lime nichts?“, fragte Suyai und Rai sah zu den anderen.
„Hey Jungs, macht was“, rief Rai ihnen entgegen und ließ sie wieder los. Das machten sie ein paar Mal, bis Suyai lockerer wurde.
„Das machst du echt gut, meine Süße. Was denkst du, sollen wir mal Distanz probieren?“, fragte Rai und Suyai stimmte zu.
„Okay, du bist echt mutig“, war Rai stolz.
„Aber du bist doch da, wenn ich sinke oder?“, fragte Suyai nervös.
„Ja, du wirst nicht ertrinken, keine Sorge“, versprach Rai und setzte sie auf den Rand.
„Okay, ich setz‘ dich jetzt ins Wasser, du kannst dich am Rand festhalten und dann schwimmst du zu mir hin, okay?“, bat Rai und setzte sie runter.
„Lass mich nicht ertrinken, bitte“, bat Suyai.
„Hab keine Angst, ich bin bei dir“, versprach Rai und zeigte ihr, wo sie sich festhalten konnte, bevor er ein paar Schritte im Wasser zurückging.
„Jetzt lass los und schwimm‘ zu mir, keine Angst ich kann sofort bei dir sein“, versprach Rai und zaghaft ließ sie los.
„Okay, jetzt schwimm‘ zu mir hin“, entschied Rai und etwas ungelenk schwamm sie in seine Arme.
„Das hast du toll gemacht“, lobte Rai sie stolz.
„Können wir Pause machen, ist anstrengend“, erwiderte Suyai keuchend.
„Ja, sicher fünfzehn Minuten Pause, ich muss eh mal den Jungs da drüben in den Hintern treten, weil sie das hier irgendwie nicht ernst nehmen“, erwiderte Rai und setzte Suyai am Beckenrand ab.

„Hey Jungs, was wird das hier?“, fragte Rai, als er zu den Jungs gekommen war, die lässig an den Rand gelehnt standen und sich unterhielten.
„Ich mach mich mit der Materie vertraut“, konterte Lime cool.
„Meine Nichte kann schon fast schwimmen, ihr seid vielleicht faule Säcke. Kommt schon, ich helfe euch“, erwiderte Rai.
„Ich muss nicht schwimmen lernen“, nörgelte Lime.
„Oh doch, du musst, ich rette dich noch mal, das kannst du vergessen. Je älter du wirst, umso schwieriger wird es“, bat Rai.
„Okay, was muss ich machen“, gab Lime nach.
„Braver Junge. Also wir knien uns hin und nehmen dich auf die Arme. Dann versuchst du zu paddeln und dann zu schwimmen, das wird schwieriger, weil du schwerer bist als Suyai, aber das kriegen wir hin“, versprach Rai und kniete sich hin.
Fox zögerte.
„Das ist ziemlich schmerzhaft für mich gerade, also beweg‘ dich, Fox“, bat Rai und Fox kniete sich Augenrollend neben ihn.
„Okay, leg‘ dich auf unsere Arme und beweg‘ deine Arme und Beine“, bat Rai und Lime tat dies.
„Die anderen starren mich an“, grummelte Lime, als er paddelte.
„Ich kann dich auch ins tiefe Becken schmeißen und allein lassen“, bemerkte Rai genervt.-
„So geht’s auch“, war Lime kleinlaut und grinsend half Rai ihm weiter.
„Man, mir tun langsam die Arme weh, er ist echt schwer“, nörgelte Fox nach ner Weile.
„Du trainierst echt zu wenig, Kumpel, streng‘ dich etwas an“, bat Rai.
„Vielleicht ist Lime einfach zu schwer“, murrte Fox.
„Werde niemals Motivationstrainer, okay?“, erkannte Lime und paddelte weiter.

 
Erschöpft kamen die vier an diesem Mittag aus dem Schwimmbad.
„Das hast du wirklich gut gemacht, Su“, lobte Rai seinen Schützling noch mal.-
„Und was ist mit mir?“, fragte Lime gespielt eifersüchtig.
„Du paddelst immer noch wie ein Hund, aber das wird schon. Man, ich brauch jetzt erst mal ein Mittagsschläfchen“, realisierte Rai und nahm Suyai auf die Schultern.
„Du bist echt so faul geworden, seit du entschieden hast, nicht mehr zu spielen“, frotzelte Fox.
„Ich kann dich immer noch in allem besiegen, Schwabbelbauch“, geifte Rai zurück und Fox knuffte ihn in die Seite.
„Also, danke noch mal, ich muss jetzt los, ich will vor dem Training noch etwas joggen. Kommst du mit, Schwabbelbauch?“, fragte Lime und Fox ging mit ihm zum Wagen.
„Also Süße, was machen wir jetzt noch?“, fragte Rai.
„Eis essen?“, fragte Suyai.
„Klingt gut, das hast du dir echt verdient. Was hältst du eigentlich davon, wenn ich Oma und Opa zu Thanksgiving einlade?“, fragte Rai.
„Viel Erfolg, Oma verlässt Chile nicht“, erkannte Suyai erkennend.
„Wie kommst du denn da drauf?“, fragte Rai verwundert.
„Weil sie zu Mum gesagt hat, dass sie es nicht tut“, erklärte Suyai.
„Aber jetzt wohnst du bei mir und zu mir wird sie kommen. Warte mal, du sprichst Spanisch?“, fragte Rai verwundert.
„Ich bin Halb-Chilenin, natürlich!“
„Echt klasse, ich hab bis ich vor zehn Jahren kein Englisch gesprochen“, erkannte Rai.
„Mum hat nur Spanisch mit mir gesprochen, ich hab Englisch auch erst im Kinderheim gelernt“, erzählte Suyai.
„Du warst nur ein Jahr im Kinderheim, das ist unglaublich!“
„Tja, ich bin halt ein Genie, das müsste dir langsam klar sein, oder?“, fragte Suyai grinsend.
„Ja, schon, ich kann’s aber immer noch nicht glauben. Ich kenn die perfekte Eisdiele, das gibt’s das beste Eis der Stadt“, entgegnete Rai und ging mit ihr zum Auto.

Als Rai an einer Ampel hielt, sprang plötzlich ein Mann auf seinen Beifahrersitz.
„Hey, kannst du mir verraten, was du hier machst?“, fragte Rai erschreckt.

Der Mann drückte ihm ne Waffe auf das Knie.
„Fahr‘ weiter“, erkannte der Mann nur und Rai fuhr langsam weiter.
„Ich hab meine sechsjährige Nichte hinten im Auto, bitte lass sie aussteigen“, sagte Rai ruhig, aber verängstigt.
„Das ist was persönliches, sie bleibt hier“, war der Mann genauso ruhig, was Rai noch mehr ängstigte.
„Bist du Danas Ex?“, fragte Rai plötzlich.
„Halt die Fresse, Mann“, konterte der Mann aggressiv und in dem Moment wachte Suyai auf, die auf dem Rücksitz eingeschlafen war.
„Was ist los, Onkel?“, fragte sie verschlafen.
„Nichts Süße, ich hab nur einen Freund mitgenommen, ich bring ihn jetzt nach Hause, schlaf‘ weiter“, erwiderte Rai gespielt gut gelaunt.
„Ach, okay, ich schlaf‘ noch ein bisschen, okay?“, murmelte Suyai und döste wieder ein.
„Was willst du, sag’s mir, Geld? Ich hab leider nichts dabei, 20 Dollar vielleicht, du kannst auch meine Uhr haben“, handelte Rai flüsternd.
„Ich will nichts von dir, ich hab‘ nur eine Nachricht an Dana. Halt an“, bemerkte der Mann und er bremste.
„Bitte bring mich nicht um, die Kleine hat nur noch mich“, bettelte Rai um sein Leben.
„Ich bring‘ dich nicht um Schwachkopf, dann kannst du Dana ja keine Nachricht mehr hinterlassen“, entschied der Mann und knüllte Rais Jacke zusammen.
„Was willst du dann?“, fragte Rai ängstlich.
„Sag‘ Dana, ich bin zurück“, erkannte der Mann, schob die Jacke unter die Waffe und drückte ab.

Einundzwanzigstes Kapitel


Rai wurde schwindelig, er sah noch wie der Mann ausstieg, seine Waffe versteckte, und in der Menschenmenge verschwand. Dann sah er nur noch einen Schatten und er wurde ohnmächtig.

 
Als er wieder erwachte, sah er in das liebevolle Gesicht seiner Nichte, die nah neben ihm saß.
„Lüg mich nie wieder an, Onkel“, bat Suyai ernst.
„Du hast gar kein Eis gekriegt“, bemerkte er benommen.
„Geht’s dir nicht gut, Onkel?“, fragte Suyai besorgt.
„Er hat starke Medikamente bekommen, Su, lass‘ ihn etwas schlafen“, erwiderte der Coach und hob sie von Rais Krankenbett.
„Hey Coach, wo bin ich?“, fragte Rai.
„Im Krankenhaus, schon wieder, langsam denk‘ ich, es gefällt dir hier“, frotzelte der Coach.
„Heiße Krankenschwestern und Wackelpudding, was gibt’s besseres. Ich bin angeschossen worden, oder?“, fragte Rai benebelt.
„Ja, du hast echt eine kluge Nichte, sie hat den Notruf gewählt und dem Krankenwagen genau gesagt, wo sie hinmüssen. Was ist passiert, Junge, wen hast du so sehr verärgert?“, fragte der Coach.
„Ist was privates“, war Rai wortkarg.
„Ich bin so was wie dein Vater, wie privat kann das sein?“, fragte der Coach.
„Es geht um Dana, meine Freundin, ich hab sie dir noch nicht vorgestellt oder?“, fragte Rai.
„Nein, hast du nicht, aber ich bin nicht sicher, ob ich sie kennen lernen will, wenn sie auf dich schießt“, entgegnete der Coach kritisch.
„Sie hat nicht auf mich geschossen, es war ihr Ex-Freund, das denk‘ ich zumindest, er hat sich nicht vorgestellt“, erklärte Rai, dessen Kopf zu explodieren schien.
„Ich wusste, dass das eines Tages passiert, du immer mit deinen Frauengeschichten. Ich dachte, du wärst erwachsen geworden“, schüttelte der Coach den Kopf.
„Was hat das mit Erwachsenwerden zu tun, ich führe seit Monaten eine erwachsene Beziehung mit Dana“, murrte Rai.
„Ja, das glaub‘ ich dir glatt. Die sollten dir nicht so viele Schmerzmittel geben, eine erwachsene Beziehung, ja klar. Komm Kleine, wir besorgen dir was Süßes“, erwiderte Rai und ging mit Suyai auf dem Arm aus dem Zimmer. Rai fiel wieder in einen Art Dämmerzustand. Als er das nächste Mal erwachte, lag Dana mit ihren Kopf schlafend auf seinem Bett.

Sanft strich er ihr über den Kopf.
„Hey, du bist wieder wach, wie geht’s dir?“, fragte Dana und hob ihren Kopf.
„Ich bin mit Schmerzmitteln vollgepumpt, eigentlich ganz gut“, war Rai immer noch leicht weggetreten.
„Was ist passiert? Ihr wolltet doch eigentlich nur schwimmen gehen“, entgegnete Dana und strich über sein Gesicht.
„Da war so ein Mann, der stieg zu mir ins Auto und dann hat er mich angeschossen, ich kann mich nur noch daran erinnern, dass er gesagt hat “Sag Dana, das ich wieder da bin“, oder so ähnlich“, erzählte Rai und Dana wurde kreidebleich.
„Oh mein Gott, es tut mir leid, aber ich muss zu meinen Kindern, es tut mir so leid“, erwiderte Dana und eilte davon.

Rai rief nach dem Coach mit aller Kraft die er aufbringen konnte.
„Ich bin hier, Rai, ich bin hier, was ist?“, fragte der Coach, der keuchend zu ihm eilte.
„Wo ist Su?“, fragte Rai.
„Bei ner Schwester, wieso?“, fragte der Coach.
„Ich würde sie gern bei mir haben, hol‘ sie her“, bat Rai ernst.
„Sicher, mache ich. Ist alles in Ordnung bei dir?“, fragte der Coach beunruhigt.
„Ich will sie nur bei mir haben, bitte“, bat Rai.
„Sicher, ich hol‘ sie her. Wo ist deine Freundin hin?“, fragte der Coach.
„Bei ihren Kindern, sie vertraut der Nanny nicht. Bitte hol‘ sie“, erklärte Rai und der Coach ging um Suyai zu holen.

Eine halbe Stunde döste Rai wieder ein, die Hand seiner Nichte fest umklammert.
Dana kam mit ihrem jüngsten an der Brust und ihren anderen Kindern im Schlepptau wortlos zu dem Coach und den Semutas.
„Hey“, begrüßte sie den Coach leise, der Suyai auf dem Schoß hatte.
„Hey, er lässt sie gar nicht mehr los, er ist nur sporadisch mal wach, die Schmerzmittel machen ihn ziemlich müde. Ist gut, dass er das mit dem Fußballspielen aufgegeben hat, den als Stürmer kann er jetzt nicht mehr arbeiten. Aber er hatte Glück, er wird vermutlich nur leicht humpeln. Also, was für ne Erklärung haben Sie, dass Sie meinen Sohn so in Gefahr bringen?“, fragte der Coach und sah sie streng an.
„Sie sind nicht sein Vater“, bemerkte Dana kritisch.
„Rein biologisch nicht, aber er ist wie ein Sohn für mich. Sie sollten ihn nicht mehr wiedersehen“, entschied der Coach ernst.
„Nichts für Ungut, aber wir sind beide erwachsenen, das wird er selbst entscheiden“, sagte Dana cool.
„Nein, das wird er nicht, er ist ein guter Junge, er wird Sie heiraten wollen, dass die Kinder einen Vater haben, aber Sie glauben wohl kaum, dass er Sie liebt, oder?“, fragte der Coach.
„Doch, das tut er, er hat es mir gesagt und zeigt es mir jeden Tag“, blieb Dana standhaft.
„Wenn Sie meinen, wie lange kennen Sie ihn, fünf Minuten? Ich hab ihn erwachsen werden sehen, er ist ein Schwerenöter, das kann er nicht ablegen“, entschied der Coach.
„Hören Sie auf“, bat Dana, die sich unwohl bei dem Thema fühlte.
„Sie wissen, dass ich Recht habe, geben Sie’s zu“, bemerkte der Coach.
„Ich glaub‘, ich sollte jetzt gehen“, war Dana irritiert.
„Ist vielleicht besser so“, entschied der Coach und sah zu, wie die alleinerziehende Mutter mit ihren Kindern etwas verwirrt das Krankenzimmer verließ.

Eine Woche später konnte Rai entlassen werden. Er hatte der Polizei alles gesagt, was er wusste, er bestand auch darauf, dass Dana und ihre Kinder unter Polizeischutz gestellt wurden. Doch von Dana hatte er seit dem Tag, an dem er angeschossen wurde, nicht mehr gesehen. Deshalb wollte er sie sofort nach dem er entlassen wurde, besuchen.
„Rai, vielleicht will dich die Kleine nicht mehr sehen, wär‘ nicht die Erste. Lass‘ sie in Ruhe“, bat der Coach, als er ihn abholte.
„Bei ihr ist es anders, ich liebe sie“, konterte Rai ernst.
„Das hab ich auch schon gehört, du siehst ja, wie sehr sie dich liebt, wenn sie hier nicht mal auftaucht“, kritisierte der Coach Dana und reichte ihm die Krücken, womit Rai aufstand.
„Irgendwas ist faul, das spüre ich“, schlussfolgerte Rai.
„Ach, das bildest du dir nur ein, ich glaub‘ nicht, dass sie dich auch liebt“, bemerkte der Coach kritisch.
„Das kannst du nicht wissen, ich werde zu ihr fahren und du kannst mich nicht aufhalten“, bemerkte Rai standhaft.
„Ich muss dich fahren, Rai!“
„Dann nehm‘ ich ein Taxi!“
„Oh man, du bist echt verknallt, ich werde dich fahren, Sturkopf“, entschied der Coach und nahm Rais Tasche.
„Ja, ich liebe sie wirklich. Also los und danke noch mal, dass Suyai diese Woche bei dir bleiben konnte“, erkannte Rai.
„Ist doch Ehrensache. Sie ist wirklich ein liebes Mädchen. Ich werde sie nachher nach der Schule abholen und zu dir bringen. Was hältst du eigentlich davon, ihr Fußballspielen beizubringen? Als sie bei mir war, hat sie mich stundenlang über das Thema ausgequetscht. Ich könnte es ihr beibringen“, erkannte der Coach.
„Also wenn ihr hier jemand Fußballspielen beibringt, bin ich das“, schmunzelte Rai und grinste leicht.
„Wie lange arbeitest du als Trainer, ein paar Monate? Ich mach das über 20 Jahre, also ich denke, ich kann das wirklich besser“, war der Coach rechthaberisch.
„Wenn du meinst, du hast mich gut trainiert, du wirst sie auch gut trainieren“, gab Rai zu.
„Das mein’ ich doch auch, los geht’s“, erwiderte der Coach und ging mit ihm aus dem Krankenhaus.

20 Minuten später kamen sie an Danas Wohnung an.
„Soll ich mitkommen?“, fragte der Coach.
„Geht schon, danke. Du könntest was zum Einkaufen holen, ich ruf‘ dich an, wenn ich hier fertig bin“, entgegnete Rai und stieg aus dem Wagen.
„Kann ich machen. Bis später“, verabschiedete der Coach ihn und als Rai ausgestiegen war, fuhr er weiter.

Schwerfällig humpelte Rai die vier Stockwerke hoch bis zu Danas Wohnung.
„Man, du wohnst eindeutig zu weit oben“, schnaufte Rai, als Dana ihm die Tür öffnete.
„Hey, was machst du hier?“, fragte Dana überrascht.
„Ich freu mich auch, dich zu sehen. Warum hast du mich nicht besucht?“, fragte Rai kritisch und küsste sie.
„Es tut mir leid, aber ich denke, wir sollten uns nicht mehr sehen“, war Dana kühl.
„Das kannst du nicht ernst meinen, bitte sag‘ mir, dass du einen Witz machst“, entgegnete Rai entsetzt.
„Ich hab jemand anders kennen gelernt“, entschied Dana trocken.
„Nein, hast du nicht, so bist du nicht“, erwiderte Rai ungläubig.
„Es tut mir wirklich leid“, entschied Dana und hielt ihn auf Distanz.
„Okay, wenn du das ernst meinst, sollte ich gehen“, war Rai entsetzt. Eine Träne kullerte über seine Backe.
„Es war wirklich eine wunderschöne Zeit mit dir, ich danke dir für jede Minute“, bedankte sich Dana und Rai humpelte benommen davon.
„Gut gemacht, Kleines und jetzt setz‘ dich brav wieder an den Tisch“, murrte Danas Ex, der alles mit angesehen hatten. Dana setzte sich wie ihr gesagt wurde an den Tisch zurück, an dem ihr Ex mit den Kindern saß.
„Warum tust du das? Du wolltest doch nie wieder kommen“, erwiderte Dana trocken.
„Ich möchte mit meiner Familie zusammen sein, ist das so schwer zu verstehen?“, fragte ihr Ex und legte seine Hand wieder auf die Waffe, die er auf dem Tisch in die Richtung von Deweys Kinderstuhl, in dem der Kleine saß, gerichtet hatte.
„Wir sind nicht deine Familie, du hältst uns jetzt schon zwei Tage als Geiseln, das macht kein vernünftiger Familienvater“, bemerkte Dana leise.
„Ich verstehe, dass du sauer bist, dass ich dich gebeten hab, mit deinem Kerl Schluss zu machen, doch es ist kein Platz hier für ihn“, bemerkte ihr Ex ruhig und ängstigte sie damit sehr.
„Dieser Kerl ist der Mann, den ich heiraten will und du kannst mit deinem kleinen Spielchen daran nichts ändern“, konterte Dana standhaft.
„Das ist kein Spiel Dana, das mein ich todernst“, wurde ihr Ex lauter und Dewey fing an zu weinen.
„Okay, ich nehm‘ dich ernst, nur bitte, lass‘ die Kinder gehen, sie haben nichts damit zu tun“, bat Dana nervös.
„Sie haben alles damit zu tun, ohne sie sind wir keine Familie“, blieb ihr Ex standhaft.
„Wenn du uns als Familie gewollt hättest, hättest du mich nicht verlassen sollen, jetzt ist es zu  spät“, grummelte Dana.

„Nein, es wird wieder wie früher, wir werden wieder eine Familie“, donnerte ihr Ex und Dana blieb still.

Zweiundzwanzigstes Kapitel


King starrte seinen Kumpel an, der auf dem Sofa saß, sein Bein hochgelegt hatte und aus dem Fenster starrte.
„Was denkst du, wie lang er das noch macht?“, fragte Fox, der neben King stand.
„Keine Ahnung, musst du irgendwo hin?“, fragte King, ohne den Blick von Rai zu wenden.
„Nein, hat er was zu dir gesagt?“, fragte Fox und King schüttelte den Kopf.
„Wann bist du heimgekommen?“, fragte Fox.
„Vor vier Stunden, ich hab nicht rausbekommen, was mit ihm ist“, entgegnete King.
„Ich geh mal zu ihm hin. Was ist mit der Kleinen?“, fragte Fox.
„Die ist in ihrem Zimmer und liest. Ich hab Dana nicht erreicht, irgendwas muss zwischen den beiden passiert sein“, schlussfolgerte King.
„Ich werde ihn fragen. Könntest du ne Suppe oder so machen, er sollte was Essen“, bat Fox und King ging in die Küche.
„Hey Kumpel, geht’s dir gut?“, fragte Fox und setzte sich neben Rai.
„Dana hat nen anderen“, erklärte Rai und sah Fox an. Er hatte verweinte Augen.
„Nein, das kann nicht sein, so ist sie nicht“, verstand Fox nicht.
„Sie hat es mir direkt ins Gesicht gesagt, Fox“, murrte Rai.
„Heftig, tut mir leid, Mann. Kann ich dir was helfen?“, fragte Fox und Rai schüttelte den Kopf.
„King macht grad ne Suppe, iss was, du kannst dich nicht nur von Schmerzmitteln ernähren“, bat Fox.
„Ich hab keinen Hunger“, bemerkte Rai.
„Iss es trotzdem, geh‘ zu deiner Nichte, sie ist besorgt um dich“, bat Fox.
„Es tut weh, zu laufen“, bemerkte Rai.
„Ach ja, Schusswunde. Du willst mir nicht sagen, was da passiert ist, oder?“, fragte Fox.
„Ich bin angeschossen worden, das ist alles, was du wissen musst. Kannst du sie zu mir bringen, sie sollte auch was Essen“, bat Rai.
„Ja, kann ich machen. Soll ich mal zu Dana fahren und mit ihr reden?“, fragte Fox hilfsbereit.
„Nein, sie hat nen Neuen, das muss ich respektieren, aber danke. Müsst ihr nicht für nen Spiel trainieren?“, fragte Rai.
„Ich bleib‘ heut‘ bei dir, du solltest nicht allein sein, du machst grad viel durch. Dafür sind Freunde doch da, oder?“, fragte Fox und lächelte ihn an.
„Ja, danke, das ist lieb. Jetzt fall‘ ich wohl doch 6 Monate beim Fußball aus, was?“, fragte Rai schmunzelnd.
„Es tut mir leid, aber wir haben einen Ersatz für dich gefunden, er spielt ab morgen mit“, erwiderte Fox plötzlich.
„Hey, das ist gut, ich will ihn spielen sehen, ich komm morgen zu dem Spiel, ich bring‘ die Kleine mit, sie steht auch voll auf Fußball“, konterte Rai.
„Ja, tu das. Das wird schon alles wieder gut, wir sind beide von ihr verlassen worden, wir stehen das zusammen durch“, versprach King, der zurück aus der Küche kam.
„Danke, das ihr heute da seid. Mein Wunsch, was zu Trinken ist heute so stark wie nie“, gestand Rai.
„Deshalb sind wir da, wir lenken dich jetzt ab. Su, Essen“, rief King und Suyai kam aus ihrem Zimmer.
„Ich riech‘ nichts Gekochtes“, erkannte Suyai altklug.
„Es ist Nudelsuppe, da ist nicht viel zu riechen. Setz‘ dich an den Tisch und iss, bitte“, bat King und stellte einen Teller Suppe an den Wohnzimmertisch.
„Das gilt auch für dich, Rai“, bat King und grummelnd setzte sich Rai richtig hin.
„Einen guten Appetit. Rai, iss bitte, deine Schmerzmittel auf leeren Magen sind echt nicht gut“, bat Fox und Rai begann zu Essen.
„Ich ruf sie an, ich bin mit Dana aufgewachsen, sie ist kein Kind von Traurigkeit, aber sie würde ihn nicht so abservieren, da stimmt irgendwas nicht“, bemerkte King, als sie spät im Wohnzimmer saßen und sich unterhielten, während Rai schlief.
„Gut, dann bin ich nicht der Einzige mit dem seltsamen Gefühl. Das letzte Mal, dass Dana so was abgezogen hat, war als sie sich mit diesem drogendealenden Loser getroffen hat. Oh man, er ist zurück“, realisierte Kin
„Wir werden zu ihr fahren, kommst du mit?“, fragte Fox.
„Ja, vor allem wegen der Kinder, ich befürchte unsere Söhne sind in Gefahr“, erklärte King und ging mit Fox zu Dana.

Sie klingelten, aber keiner machte auf.
„Ihr Auto ist draußen, sie muss da sein“, bemerkte King.
„Aber sie macht nicht auf, das gefällt mir immer weniger“, entgegnete Fox.
„Sollen wir die Polizei rufen?“, fragte King unschlüssig.
„Weiß nicht, wär schon keine so blöde Idee“, bemerkte Fox und wählte den Notruf.
„Sie haben gesagt, sie schicken einen Polizisten, vermutlich kommt ein übergewichtiger Uniformierter her, klopft ein Mal und sagt dann zu uns, dass sie nicht da ist. Wir sollten die Tür aufbrechen“, schlug Fox vor.
„Gut, Rambo, tu‘ dir keinen Zwang an“, entschied King und trat zur Seite.
„Von wegen, ich bin Torwart, ich brauch meine Schultern noch, das machst schön du“, bat Fox.
„Ja, richtig, ich kann aber nicht versprechen, dass ich das hinbekomme“, plante King.
„Tu’s einfach“, bemerkte Fox.
„Okay, geh zur Seite“, erkannte King und nahm Anlauf. Gerade als er an die Tür angekommen kam, ging sie mit einem Ruck auf. Dort stand Danas Ex mit geladener Waffe, die er jetzt auf den am Boden liegenden King richtete.
„Lucian King, ich dachte, du hättest dich aus dem Staub gemacht“, bemerkte Danas Ex.
„Dick, das Arschloch, das gleiche hab ich auch von dir gedacht. Was machst du für einen Mist? Du bist ein kleiner Drogendealer, kein Geiselnehmer“, verhandelte King und Dick zog ihn hoch.
„Wie ich dir schon gesagt hab, als du mich kritisiert hast, dass ich mit Dick ausgehe, du kennst ihn nicht“, entschied Dana, die müde auf dem Stuhl am Wohnzimmertisch saß. Sie war mit Handschellen ans Tischbein gefesselt, ihre Söhne verängstigt neben ihr.
„Fox, beweg‘ deinen Arsch hier rein“, raunzte Dick, zu Fox, der wie versteinert vor der Tür stand und auf die Waffe starrte.
„Ganz ruhig, Dick, wir wollen dir nichts tun“, bemerkte Fox ruhig und ging Schritt für Schritt hinein.
„Er ist der Kerl mit der Waffe, ich denke nicht, dass er Angst hat“, murmelte King.
„Sehr clever, Lucian, da hast du ganz Recht. Setzt euch“, befahl Dick.
„Wir haben keinen Platz am Tisch“, stellte Fox fest.
„Dann nehmt eure Kinder auf den Schoß. Los jetzt“, bemerkte Dick und sie taten es.
„Dick, das zieht sich langsam ins Lächerliche. Sieh dir das an, die Kinder sind bei ihren Vätern, wir können keine Familie sein, das geht einfach nicht“, versuchte Dana zu verhandeln.
„Halt‘ die Klappe, sie sind nicht ihre Väter, das bin nur ich“, erwiderte Dick laut.
„Gut, du hast Recht, du liebst sie wie deine eigenen Kinder. Lass‘ sie mit den Männern gehen, du kannst mit mir machen, was du willst“, bat Dana müde. Sie schien lang nicht mehr geschlafen zu haben.
„Das hättest du wohl gern, dann gehen sie direkt zu den Bullen“, tönte Dick und legte die Waffe wieder auf den Tisch.
„Das werden wir nicht, versprochen“, zitterte King am ganzen Leib.
„Du hast die Polizei schon verständigt, oder?“, fragte Dick.
„Ja, aber die kommen sicher nicht, ich hab ihnen nur gesagt, dass vermutlich was hier nicht stimmt“, erklärte Fox.
„Das hoffe ich für dich. Ich werde ans Fenster gehen und Wache halten, ich will von euch keinen Mucks hören, verstanden“, befahl Dick und ging ein paar Schritte zum Fenster.
„Du siehst furchtbar aus, Kleines, wie lange hält er euch hier schon fest?“, bemerkte Fox, der sich zu Dana runtergebeugt hatte.
„Ist es noch Donnerstag?“, fragte Dana müde.
„Ja, ist es!“
„Seit Dienstag, er gibt den Kindern nur Kekse und Milch, sie brauchen was Richtiges zu essen“, war Dana vollkommen erledigt.
„Ich hab dir immer gesagt, dass der Kerl Ärger bringt“, entgegnete King und strich Devon über den Hinterkopf, der auf dem Schoß seines Vaters einnickte.
„Deine „Ich hab’s dir doch gesagt“-Ansprache kann ich grad überhaupt nicht gebrauchen, Lucian“, zischte Dana.
„Warum hat er dich an den Tisch gekettet?“, fragte Fox.
„Nachdem ich Rai gesagt hab, dass ich ihn nicht mehr wiedersehen kann, hab ich versucht zu flüchten. Das war nicht eine meiner besten Ideen. Mein Rücken tut weh“, erzählte Dana.
„Mach sie los bitte“, bat Fox, Dick.
„Sie rennt wieder weg, vergiss es“, sagte Dick vom Fenster aus.
„Bitte, ich renn‘ nicht mehr weg, versprochen“, flehte Dana.
„Gut, ich mach‘ dich los, ich bin es langsam leid, mich allein um unseren Sohn zu kümmern“, gab Dick nach und machte sie los.
„Danke, wenn ich gewusst hätte, dass du die Handschellen, die ich dir geschenkt habe, mal für so was benutzen würdest, hätte ich sie dir nicht geschenkt“, maulte Dana und rieb ihr schmerzenden Armgelenke.
„Sei still, ich hatte nicht vor, sie zu benutzen, aber du bist schon immer so ein widerspenstiges Biest gewesen“, grummelte Dick.
„Könnte ich mich bitte duschen und umziehen? Ich hab noch Milch gegeben, jedes Mal, wenn Dewey geschrien hat, mein T-Shirt ist total verdreckt“, bat Dana.
„Ja, du kannst duschen gehen, aber versuch‘ nicht wieder zu flüchten“, gab Dick nach.
„Das ist der vierte Stock hier, ich bin nicht Catwoman“, murmelte Dana und ging ins Badezimmer.
„Dick, du hältst deine Ex-Freundin und unsere Kinder seit zwei Tagen als Geiseln, was soll das bitte? Hast du irgendwelche Forderungen? Ich könnte dir alles besorgen, von Drogen bis zu Nutten, wir können das in aller Ruhe besprechen, wenn du die Kinder schlafen lässt, sie schlafen auf unserem Schoß ein“, bat Fox.
„Die Großen können gehen, aber mein Sohn bleibt bei mir“, forderte Dick.
„Ja, sicher, alles was du sagst, ich bring sie jetzt in ihr Zimmer und schließ die Tür ab, so dass sie nicht mehr rauskommen, ist das in Ordnung für dich?“, fragte Fox vorsichtig und Dick schickte ihn weg. Er nahm Devon und Daniel und brachte sie in ihr Zimmer. Als Fox gerade die Tür zum Kinderzimmer abschloss, hörten sie einen dumpfen Schlag aus dem Badezimmer.
„Dana, alles klar bei dir da drin?“, rief Fox hinein. Dana antwortete nicht.
„Ich geh‘ rein zu ihr, sie muss umgekippt sein“, erwiderte Fox.
„Du kannst da nicht reingehen, vielleicht ist sie nackt“, war Dick planlos.
„Sie hat nichts, was ich nicht schon gesehen hätte, wir waren fast vier Jahre ein Paar“, erwiderte Fox und öffnete die Badezimmertür. Dana lag dort nur mit Unterhose und BH bekleidet, die Dusche rannte. Sie war ohnmächtig geworden.
„Sie ist ohnmächtig, was hast du ihr zu Essen gegeben?“, fragte Fox und zog sie auf seinen Schoß.
„Sie wollte nichts essen“, erwiderte Dick nervös.
„Sie hat seit zwei Tagen nichts gegessen? Was für ein Monster bist du eigentlich? Sie braucht einen Arzt“, erkannte King und kam zu Fox.
„Nein, keinen Arzt“, brüllte Dick und zerzauste sich die Haare mit der Waffe in der Hand.
„Wenn dir noch irgendwas an ihr liegt, holst du einen Arzt“, forderte Fox.
„Ich weiß nicht, ich kann nicht“, stotterte Dick.
„Oh man, ich fühle keinen Puls“, erkannte Fox.
„Mach was!“, bemerkte Dick in Panik.
„Jetzt bist du an der Reihe, was zu tun, bitte, wenn nicht für sie, tu’s für euren Sohn“, bat Fox und Dick drehte sich entsetzt weg. King nutzte die Gunst der Stunde und sprang auf Dick. Die Waffe rutschte auf dem Boden davon.
„Nimm die Handschellen“, rief King und Fox eilte zum Tisch, zog die Handschellen herunter und King legte sie seinem Opfer an.
„Du bist verhaftet, Freundchen“, tönte King.
„Du bist kein Bulle, Idiot“, erkannte Fox.
„Ich wollt das immer schon sagen, lass mich doch. Bist du okay, Dana?“, fragte King und Dana rappelte sich auf.
„Ja, das bin ich. Man, wenn du mich nicht geschwängert hättest, Fox, hätt ich vielleicht Schauspielerin werden können“, bemerkte Dana, die alles nur vorgetäuscht hatte
„Ich hab’s fast geglaubt, du warst echt gut. Wir waren schon immer ein gutes Team“, erwiderte Fox leicht flirtend.
„Vergiss es Freundchen, der Zug ist abgefahren, ich liebe jetzt einen anderen. Ich muss jetzt aber echt duschen, ich stinke vielleicht. Ich bin so froh, dass ihr vorbei gekommen seid“, entschied Dana erschöpft und machte die Tür zu Dusche wieder zu.

Es verging noch eine halbe Stunde bis die Polizei eintraf. Sie waren überrascht, die beiden Männer auf dem gefesselten Dick sitzend anzufinden.
„Kommt ihr auch mal? Ich denke mal, der ist für euch“, bemerkte Fox mit stolz geschwollener Brust und die zwei Polizisten zogen Dick hoch.
„Was ist hier passiert?“, fragte einer der Polizisten.
„Das erzähl ich Ihnen auf dem Polizeirevier, Officer. King, befreie die Kinder und gib ihnen was Richtiges zum Essen, ich begleite Dana aufs Polizeirevier“, bat Fox und warf King den Schlüssel zum Kinderzimmer zu.
„Mach‘ ich. Rai wär sicher gern hier gewesen um die Prinzessin vor dem bösen Drachen zu beschützen“, schmunzelte King.
„Er ist auch ohne das mein Prinz. Ich fühl‘ mich endlich wieder halbwegs wie ein Mensch, ich nehm‘ die Kinder mit, ich will sie von einem Arzt und einem Therapeuten untersuchen lassen, ich will wissen, ob es ihnen gut geht“, bat Dana.
„Sicher, lass‘ uns alle mitgehen“, konterte King, befreite die Jungs wieder und die Männer gingen mit ihren Söhnen an der Hand mit den Polizisten mit.

Als sie alle zusammen auf dem Polizeirevier saßen, kam Rai rein gehumpelt.
„Rai Semuta, ich sollte hier her kommen, um jemanden als Schützen zu identifizieren“, bemerkte Rai am Tresen und sah sich dann um. Dort entdeckte er die müden Krieger auf der Bank warten.
„Hey, was macht ihr hier? Was ist passiert?“, fragte Rai verwundert.
„Das war Danas Ex, der dich angeschossen hat, oder?“, fragte Fox, der seinen schlafenden Sohn auf dem Schoß hatte.
„Ja, denk schon, sie haben ihn gefangen genommen, ich soll ihn identifizieren. Dana, hey was machst du hier? Meine Freunde auf einem Polizeirevier anzutreffen ist für mich nichts neues, aber dass du mit der ganzen Familie hier bist, überrascht mich jetzt schon“, erkannte Rai und ging langsam zu Dana.
„Du bist ein Idiot“, erwiderte sie trocken.
„Reicht es nicht, dass du mir das Herz gebrochen hast, musst du mich jetzt noch verbal fertig machen?“, fragte Rai grummelig.
„Ich wurde von meinem Ex gefangen gehalten, ich würde dich nie für einen anderen verlassen, du Trottel“, erzählte sie und umarmte ihren Freund.
„Oh mein Gott, tut mir leid, ich bin wohl noch ziemlich high von den Schmerzmitteln. Sag‘ bloß, die beiden Chaoten haben dich gerettet?“, erwiderte Rai und sah auf seine Kumpels.
„Ich kann aufhören, meinen Kindern zu erzählen, dass ihre Väter Idioten sind, ab heute sind sie Helden. Na ja, außer Dick, aber ich will das Dewey einen neuen Vater bekommt. Ich hab‘ da schon einen im Sinn, doch ich weiß nicht, ob er eine Mutter von drei Kindern heiraten würde“, hoffte Dana.
„Natürlich würde er das, das wollte ich schon am ersten Tag, als ich dich kennen gelernt habe“, bemerkte Rai und küsste sie leidenschaftlich.
„Oh man, das ist ein Polizeirevier, gegen so was gibt es hier sicher Gesetze“, grummelte Fox, grinste aber dann.
„Es tut mir so leid, dass ich nicht erkannt habe, dass du in Gefahr bist“, entschuldigte sich Rai noch Mal ausdrücklich, als er mit Dana im Warteraum saßen, während die anderen Beiden mit ihren Kindern bei den Polizisten waren.
„Hör auf, dich zu entschuldigen, das konntest du wirklich nicht wissen. Das wichtigste ist, dass es den Kindern gut geht und wir da heil rausgekommen sind“, entgegnete Dana und drückte ihren jüngsten Sohn an sich.
„Wenn du die Kinder zu einer Therapie schicken willst, Sus Therapeut leistet gute Arbeit bei ihr“, erkannte Rai.
„Ja, das sollte ich machen, danke. Oh man, ich hab so gehofft, den Kerl nie wieder zu sehen“, murmelte Dana fertig.
„Jetzt wirst du ihn ne ganze Weile nicht mehr sehen, die werden ihn wegen schwerer Körperverletzung und Geiselnahme anklagen, zusammen mit seinen früheren Strafen wird er nicht rauskommen, bevor Dewey aufs College geht“, erwiderte Rai zuversichtlich.
„Dass hoff‘ ich so sehr. Können wir heut Nacht bei dir bleiben, ich will heute nicht allein zu Hause sein“, bat Dana.
„Sicher, bleibt so lang ihr wollt. Ihr habt sicher Hunger, wenn sie da drin fertig sind, gehen wir was Essen, okay“, bemerkte Rai und Dana lehnte sich an seine Schulter.
„Das klingt gut. Ich will etwas dösen, bis die mich rein rufen, okay?“, fragte Dana und Rai nickte.

Dreiundzwanzigstes Kapitel


Keine zehn Minuten später schreckte Dana schreiend auf.
„Hey Süße, du bist bei mir, dir passiert nichts“, beruhigte Rai sie und drückte sie an seine Brust, bis sie sich beruhigte.
„Ich denk‘, ich könnte auch ne Therapie gebrauchen“, murmelte Dana leicht zitternd.
„Wenn du keinem was davon sagst, geb’ ich dir die Nummer von meinem Therapeuten“, versprach Rai und grinste.
„Du kleiner Schlawiner lässt dich also doch behandeln, ich bin so stolz auf dich“, lobte Dana ihn und Rai legte seinen Finger auf seinen Mund.
„Das bleibt aber unter uns, das muss das einzige sein, was ich wirklich geheim halten kann“, bat Rai.
„Sicher, das versteh’ ich gut. Kleine Geheimnisse sind immer wichtig im Leben. Aber die großen sollte man schon gestehen. Hab ich schon erzählt, dass ich einen brutalen Ex habe, der ziemlich penetrant ist?“, fragte Dana und lächelte matt.
„Nein, hast du nicht, aber wär’ sinnvoll gewesen, dann hätte ich mir ne Waffe zugelegt“, entschied Rai sarkastisch.
„Du hättest nicht ernsthaft eine Waffe bei dir getragen, oder?“, fragte Dana.
„Sicher nicht, aber ich hätte vielleicht besser aufgepasst. Ich bin jetzt Vater, oder Onkel, man ich hab noch gar nicht mit ihr darüber gesprochen, wie sie mich jetzt nennen soll, ich denk‘ mal, ich denk’ ich bleib bei Onkel. Hast du das eigentlich gerade erst gemeint, als du sagtest, du willst mich heiraten?“, fragte Rai.
„Das war jetzt kein Heiratsantrag oder so. Wir kennen uns ja jetzt noch nicht so lang und das sieht sicher nicht so gut aus, wenn eine Mutter von drei Kindern einem angesehenen Fußballspieler einen Antrag macht, nach so ner kurzen Zeit“, erklärte Dana.
„Aber du willst mich heiraten, irgendwann, mein‘ ich?“, fragte Rai.
„Ja, das will ich. Oh Gott, das will ich“, erkannte Dana glücklich und küsste ihn mit seinem Kopf in ihren Händen.
„Miss Bailey, wir brauchen Sie jetzt drinnen“, bemerkte ein Mann in Uniform und Dana ging rein.
„So, wir sind jetzt fertig hier, wir können fahren“, entschied King, der mit seinem Sohn an der Hand aus dem Revier in die Vorhalle kam.
„Hast du nen Wagen?“, fragte Rai und stand mit seinen Krücken auf.
„Ach richtig, du bist sicher mit dem Taxi da. Ich werde ein Taxi rufen, wir sind ja mit der Polizei gekommen. Devon, bleib’ bitte kurz bei Onkel Rai, ich geh’ nur grad‘ mal raus, um zu telefonieren“, entgegnete King, fuhr seinem Sohn über die Haare und ging nach draußen, um zu telefonieren.
„Wo will er hin?“, fragte Fox, der kurz nach King mit seinem Sohn folgte.
„Er holt ein Taxi. Man, ich hab euch nie zusammen gesehen, ist schon komisch, dass der Sohn meiner Freundin, auch der Sohn meines besten Freundes ist“, erkannte Rai und Fox ließ Daniels Hand los, dass er mit Devon in der Spielecke spielen konnte.
„Ja, geht mir genauso. Geht’s dir besser?“, fragte Fox.
„Ich hab noch Schmerzen vom Bauchnabel bis zum Knie, Gott will wirklich, dass ich nicht mehr Fußball spiele“, schmunzelte Rai.
„Gott? Hast du jetzt zu Gott gefunden, ist das so ne Nah-Tod Geschichte?“, fragte Fox skeptisch.
„Nein, das ist so eine Religions-Sache, ich bin streng katholisch erzogen worden“, bemerkte Rai.
„Du und streng katholisch, das ich nicht lache, außer Mord hast du alle der 10 Gebote mehr als ein Mal gebrochen“, entgegnete Fox.
„Ich hab auch noch nie jemandes Frau genommen“, erkannte Rai rechthaberisch.
„Ich kann dir schon drei Frauen aufzählen, die du mir ausgespannt hast, da sind die ganzen Ehefrauen nicht mitgerechnet“, entschied Fox grinsend.
„Das war der alte Rai, ich werde Dana heiraten und das endgültig hinter mir lassen“, erklärte Rai.
„Du willst sie heiraten? Wirklich? Das ist toll, dann bringst du fertig, was ich damals nicht geschafft habe. Das machst du aber nicht nur, dass unsere Kinder einen Vater haben, wir beiden sind zwar nicht Überväter, aber wir kümmern uns um Dana, sie bekommt alles, was sie braucht“, versprach King, der zurückkam.
„Nein, ich liebe sie und will, dass sie meine Frau wird, mir macht es nur nichts aus, bald vier Kinder zu haben“, entschied Rai standhaft.
„Deine Verwandlung in den letzten Monaten ist unglaublich, ich kann kaum glauben, dass du noch vor sechs Monaten ein Loser warst, der immer bis mittags schlief und öfters Pornohefte las, als die Tageszeitung“, lobte Fox ihn.
„Dieses kleine Mädchen hat mein Leben auf so viele Weisen verändert, ohne sie hätte ich keinen Draht zu Dana aufgebaut, vermutlich hätte ich sie gar nicht kennen gelernt, wann wär‘ ich sonst in einen Buchladen gegangen, um einen Ratgeber zu kaufen? Ich hab’ das Trinken aufgegeben, noch rechtzeitig genug, bevor es zu einer Sucht wurde, die mein Leben bestimmt und das Wichtigste, ich hab eingesehen, dass ich nur Fußball gespielt habe, weil ich Weiber abschleppen wollte. Ach ja, ich hab‘ die besten Freunde gefunden, die ich je kennen gelernt habe. Ich werde mich morgen offiziell aus dem Fußball zurückziehen, das waren schöne 10 Jahre, aber auch die schönsten Zeiten müssen mal zu Ende gehen“, erklärte Rai.
„Oh ja, das war eine Ära. Durch dich ist mir klar geworden, und das sprech’ ich glaub’ ich auch im Namen von King, dass mir mein Sohn das Wichtigste auf der Welt ist“, bemerkte Fox und sah zu den spielenden Kindern.
„Jetzt müssen wir es nicht übertreiben, er ist nicht Gandhi. Das Taxi kommt gleich, hoffentlich, Dana braucht sicher eh noch etwas, vielleicht kann sie ja mit uns mitfahren“, entgegnete King und setzte sich wieder hin.
„Ich werde auf sie warten, sie soll nicht allein sein heute. Ihr könnt ja mit den Jungs vorfahren, aber behaltet sie immer im Auge“, bat Rai und ging rein zu Dana.
„Hey, ich dachte, du bräuchtest mich jetzt“, erwiderte Rai und nahm Danas Hand, während sie an einem Schreibtisch einem Uniformierten Fragen beantwortete.
„Danke, dass du mir helfen willst, du könntest Dewey nehmen, ich denke, er fühlt sich nicht wohl bei der Polizistin“, bat Dana und Rai sah zu der Polizistin, die den quengelnden Dewey auf dem Schoß hatte.
„Ja, sicher, mach‘ ich gern. Die anderen fahren schon vor, ich denk’ die Jungs sind bei ihren Vätern gut aufgehoben“, erwiderte Rai und nahm der Polizistin neben ihm den Kleinen ab.
„Ich glaub’ nicht, dass ich das sage, aber du hast Recht“, erwiderte Dana und spielte mit Deweys Fingerchen.
„Okay Miss Bailey, ich hab nur noch ein paar Fragen, geht wirklich nicht mehr lang“, versprach der Polizist, der kurz gegangen war, um etwas zu holen und begann wieder damit, die Aussage aufzunehmen.

Vierundzwanzigstes Kapitel


„Oh man, jetzt will ich nur noch zwei Tage schlafen, schade, dass ich das nicht machen kann“, entgegnete Dana müde, als sie an Rai gekuschelt mit Dewey im Arm auf das Taxi warteten.
„Warum kannst du das nicht?“, fragte Rai und löste sich von ihr, als das Taxi vorfuhr.
„Du bist witzig, ich hab drei Kindern und bin echt ziemlich im Verzug mit meinem Buch, das Schicksal hat echt was gegen mich“, erwiderte Dana und Rai öffnete ihr die Tür des Taxis.
„Ich nehm’ dir die Kinder ab, solang du willst, ich kann eh ne ganze Weile nicht arbeiten“, versprach Rai.
„Du kannst aber dich auch nicht viel bewegen, ich weiß nicht“, erkannte sie, als sie Rais Bein zu ihr hinzog, weil er es nicht knicken konnte.
„Geht schon, ihr zieht einfach so lang zu mir, wir können auch zusammenziehen, in ne größere Wohnung dann kann King meine alte Wohnung nehmen“, schlug Rai vor.
„Bist du sicher?“, fragte Dana skeptisch.
„Ja, ganz sicher, so kann ich euch besser beschützen, dass so etwas nie wieder passiert“, erkannte Rai logisch.
„Wenn dir das recht ist, gern. Besprechen wir das, wenn ich mein Schlafdefizit ausgeglichen hab, man ich merk‘ erst jetzt, wie müde ich bin“, entgegnete Dana und lehnte sich an ihn.
„Dann schlaf’, ich zerr‘ dich einfach an den Haaren in die Wohnung“, erwiderte Rai schmunzelnd.
„Wenn du das tust, musst du dir keine Sorge über deine Schmerzen im unteren Körperbereich mehr machen, weil ich dir den Kopf abreißen werde“, erwiderte Dana eindösend.

 

Am nächsten Morgen war Dana um kurz vor 12 immer noch im Bett.
„Stimmt das Gerücht, dass ihr zusammenziehen wollt?“, fragte King, der mit Rai vor dem Fernseher saß und Football ansah.
„Wir haben darüber gesprochen ja, keiner unserer Wohnungen ist groß genug für alle von uns. Jetzt kannst du dir auch meine Wohnung leisten, du kannst hier wohnen bleiben“, entgegnete Rai und King sah ihn an.
„Das meinst du ernst, du vererbst mir den Liebestempel?“, fragte King erfreut.
„Ich denk’ mein neues Leben ist erst komplett, wenn ich einen Tapetenwechsel gemacht habe. Wir werden nicht weit weg ziehen, wir können immer noch um die Häuser ziehen“, versprach Rai.
„Du denkst doch nicht wirklich, dass du noch um die Häuser ziehen kannst, wenn du erst mal mit ihr zusammenwohnst, oder?“, fragte King und Rai grinste.
„Auch wahr, aber wir müssen es echt versuchen“, erwiderte Rai und sah zur Schlafzimmertür.
„Sie schläft jetzt schon seit über 12 Stunden“, erkannte Rai nachdenklich.
„Ja, schon ziemlich lang, das hat sie bei mir nur gemacht, wenn wir die Nacht zuvor wilden Sex hatten“, bemerkte King und Rai sah ihn böse an.
„Das war ne Information, die du nicht gebraucht hättest, oder?“, fragte King verlegen und Rai schlug mit seiner flachen Hand an Kings Stirn.
„Au, das heißt wohl ja. Du musst dir mal anhören, was Fox so zu erzählen hat“, bat King und rieb sich die Stirn.
„Ich brauch‘ eindeutig neue Freunde, wenn das mit der Beziehung funktionieren soll“, murmelte Rai und nahm seine Krücke vom Tisch hinter seinem Sofa auf. King zuckte zusammen.
„Ich will nur aufstehen, Schisshase. Ich muss Dana wecken, wir müssen in zwei Stunden bei dem Spiel sein. Was machst du eigentlich noch hier, musst du nicht Trikots bügeln, oder so?“, fragte Rai und stand auf seine Krücke gestützt auf.
„Ich werde danach alles wegräumen, davor hab ich schon alles erledigt, konnte nicht gut schlafen, jemand hat geschnarcht wie ein Bauarbeiter“, konterte King müde.
„Ich weiß, sie verzieht dabei immer so ihre Nase, das ist so süß“, schmunzelte Rai.
„Du bist echt verknallt, mein Freund, mich hat das immer gestört“, erwiderte King und reichte ihm die andere Krücke.
„Und deshalb ist sie jetzt meine Freundin und nicht mehr deine“, entschied Rai und ging ins Schlafzimmer.

Liebevoll fuhr Rai mit seinen Händen über ihre Oberarme. Dana wachte auf, starrte ihn mit Angst in den Augen an und grub ihre Fingernägel in seine Oberarme.
„Au, Au, Au“, jammerte Rai.
„Entschuldige, bin immer noch etwas leicht schreckhaft, hab ich dir wehgetan?“, fragte Dana entschuldigend und rieb seine Arme.
„Dieser Schmerz lenkt mich von meinen anderen Schmerzen ab, ist schon okay. Tut mir leid, dass ich dich wecke, aber ich hab den Jungs versprochen, dass ich zu dem Spiel komme und das fängt in einer Stunde an“, erklärte Rai und küsste sie sanft.
„Klar, bin wach, muss nur noch duschen“, erwiderte Dana und stand auf.
„Lass dir Zeit, muss mich eh noch umziehen. Die Kinder sind alle angezogen und sind im Kinderzimmer. Wenn wir zusammenziehen sollten, brauchen wir ein weiteres Kinderzimmer, die Kinder sind ganz schön zusammengequetscht in Sus Zimmer“, entschied Rai und Dana nickte.
„Ich geh noch schnell zu ihnen rein, ich hatte so seltsame Träume heut‘ Nacht, ich muss sie einfach mal drücken“, bemerkte sie und ging zur Tür.

Eine halbe Stunde später konnten sie fahren. Rai war etwas aufgeregt, diese Verabschiedung war so offiziell, das Leben würde nie wieder so sein, wie vorher. Doch er hatte jetzt eine wunderschöne Frau an seiner Seite, kümmerte sich um ein Kind und war nicht ständig betrunken, es konnte nicht besser laufen.
„Das ist echt ein seltsames Gefühl, ich hab’ nie gedacht, dass ich mir mal ein Spiel von den Wizards ansehen würde“, entschied Rai, als sie auf der Tribüne Platz nahmen.
„Das ist sicher fast so ein Gefühl wie einer Lesung des eigenen Buches zu lauschen“, schlussfolgerte Dana und hakte sich bei ihm ein.
„Ja, vermutlich. Ich bin echt mal gespannt auf den neuen Spieler“, konterte Rai und öffnete die Tür zum Team-Raum.
„Kannst du mir verraten, wo du hinwillst?“, fragte ein Mann in Uniform und hielt Rai zurück.
„Hugo, ich hab doch gesagt, dass es mir leid tut, was muss ich noch tun?“, fragte Rai den Sicherheitsmann.
„Hier ist dein Besucherausweis, du bist jetzt Besucher, mein Freund“, entgegnete Hugo und pinnte ihm einen Ausweis an die Jacke.
„Ach ja, klar, das hatte ich ganz vergessen. Hast du deine Uniform sauber gekriegt?“, fragte Rai schuldbewusst.
„Hab‘ sie reinigen lassen, der Coach hat die Reinigung bezahlt. Hey, du tanzt ja mit der ganzen Familie an, Sie müssen seine Schwester sein“, begrüßte Hugo, Dana.
„Nein, ich bin seine Freundin, er hat keine Schwester mehr“, entgegnete Dana und gab Hugo die Hand.
„Freundin? Sie meinen Sie haben mit ihm eine ernsthafte Beziehung?“, fragte Hugo überrascht.
„Ja, das haben wir, ihr müsst echt aufhören, dass so seltsam zu finden“, erwiderte Rai grummelig.
„Bei so vielen Kindern ist es wohl mal Zeit für was ernsthaftes“, erkannte Hugo cool.
„Nicht meine, noch nicht zumindest, diese junge Lady hier ist meine“, erkannte Rai und zog Suyai zu sich.
„Hey Süße, du siehst gut aus, hast du ne Nanny die dich versorgt?“, fragte Hugo frech.
„Hey, ich bin nicht so schlimm, das mach‘ ich alles alleine“, bemerkte Rai.
„Okay, wenn du meinst, was hast du am Bein gemacht?“, fragte Hugo und gab Dana auch einen Besucherausweis.
„Ich bin angeschossen worden“, sagte Rai trocken.
„Von ihrem wütendem Ex-Freund?“, fragte Hugo.
„Woher weißt du das jetzt schon wieder?“, fragte Rai überrascht.
„Ich hab geraten, Junge, du bist echt nicht zu beneiden. Die anderen Jungs haben schon die eine oder andere Schramme von wütenden Ehemännern abgekriegt, du bist aber der erste mit ner Schusswunde“, war Hugo amüsiert.„Toll, dass dich das so amüsiert. Wo sind die anderen?“, fragte Rai.
„In den Umkleiden, der Coach hat gesagt, ihr könnt in die Ehrenloge, da sollte er auch schon sein“, erkannte Hugo.
„Danke Hugo und entschuldige noch Mal, dass ich dich vollgekotzt hab’“, erwiderte Rai und ging mit Dana und den Kindern in die Ehrenloge.
„Man, ist das hier alles komfortabel, ihr könntet glatt den Präsidenten hier hin einladen“, erkannte Dana begeistert, als sie sich auf einen roten Samtsessel setzte.
„Der Gouverneur saß schon mal hier drin und Fox ist hier manchmal mit seinen Ladies“, entgegnete Rai und setzte hin.
„Die erste Information ist interessant, die zweite nur eklig“, schmunzelte Dana und setzte Dewey auf den Boden, wo er herumkrabbeln konnte.
„Ich geh mal zu den Jungs, kann ich dir hier allein lassen, ich bin wieder da, bevor das Spiel beginnt, versprochen“, versprach Rai.
„Klar, amüsier dich, bringst du auch noch Süßigkeiten und Getränke mit?“, fragte Dana und Rai nickte.

 

„Hey, hey, seht mal, wer da kommt, der Senior“, begrüßte Lime seinen ehemaligen Teamkollegen, als Rai in die Kabine kam.
„Werde nicht frech, Kleiner, na bereit zum Spielen?“, fragte Rai und knuffte ihn in die Seite.
„Bin nervös, ich hoffe der Neue hält, was er verspricht. Es war so seltsam, er ist pünktlich zum Training erschienen und auch jetzt ist er schon da“, frotzelte Lime.
„Seltsamer Kerl. Wir sitzen in der Ehrenloge, kannst du das glauben, wir haben die Leute, die dort sitzen sonst immer aufgezogen“, erzählte Rai und jemand hielt von hinten seine Schultern fest.
„Hey ho, Alter, du bist gekommen, das ist toll“, war Fox gut gelaunt.
„Klar, dass lass ich mir nicht entgehen. Was ist denn in dich gefahren, heute?“, fragte Rai verwundert.
„Frag eher, in wen ich gefahren bin, man, ich hatte den besten Sex meines Lebens heute Nacht“, erkannte Fox aufgekratzt.
„Du Blödmann, das sagst du jetzt doch nur, weil du weißt, dass ich schon ne ganze Weile verzichten muss“, grummelte Rai gespielt verärgert.
„Nein, das meint’ ich nicht damit, obwohl das schon etwas witzig ist“, schmunzelte Fox amüsiert.
„Wird Zeit, dass ich hier verschwinde, Hugo hat sich vorhin schon über mich lustig gemacht“, erkannte Rai trocken.
„Nein Kumpel, du bist hier immer willkommen, hör nicht auf die Idioten“, entschied Shorty, der nur in Shorts bekleidet zu ihnen kam.
„Immer noch ein kleiner Schleimer, du brauchst mir nicht mehr in den Arsch kriechen, ich bin nicht mehr Captain, das ist Fox jetzt“, bemerkte Rai.
„Ich danke dir noch mal, dass du beim Coach ein gutes Wort eingelegt hast“, mischte sich Fox ein.
„Hey, du bist mein bester Freund und ein sehr guter Spieler, das war doch Ehrensache“, entgegnete Rai und klopfte ihm auf die Schulter.
„Ich werde dich nachher offiziell ablösen, es gibt nach dem Spiel so ne Art Zeremonie für dich, ich hoffe das ist dir nicht peinlich, aber schließlich warst du 10 Jahre dabei“, erklärte Fox.
„Das ist okay, ich hab Dana und die Kinder dabei“, erwiderte Rai.
„Die wirst du wohl nicht mehr los, was?“, fragte Fox und Rai grinste.
„Das will ich auch nicht, ich will sie nie wieder verlieren“, erkannte Rai.
„Oh man, wir haben ihn verloren, er ist verliebt“, behauptete Lime.
„Ja, das bin ich, ich werde diese Frau heiraten und ihre Kinder mit ihr aufziehen“, erklärte Rai.
„Unsere Gesprächsthemen haben sich echt verändert in den zehn Jahren, ich weiß noch genau, dass wir uns hier über Frauen, Biersorten und limitierte Hussler Magazine unterhalten haben und jetzt nimmt ausgerechnet der Captain das große H-Wort in den Mund“, realisierte Shorty und alle sahen ihn an.
„Was? Ich bin erst drei Jahre dabei, heißt aber nicht, dass ich alles schon gehört hab bei euch“, bemerkte Shorty.
„Der Kurze spricht die Wahrheit, endlich macht er mal den Mund auf. Wenn du jetzt noch genau so aggressiv spielst, dann könnte aus dir fast noch was werden“, frotzelte Rai.
„Danke Captain, sehr nett, dass du das sagst. Leute, wir müssen raus, wir könnten zum Gedenken an Rai alle zu spät kommen, aber ich denke, das käme nicht so gut“, konterte Shorty und zog sein Trikot an.
„Ich ruf‘ dich aus, wenn du runterkommen musst, okay?“, fragte Fox und eilte mit den anderen aus der Kabine aufs Spielfeld. Rai hörte den Jubel der Fans und wurde melancholisch. Grüblerisch ging er zurück in die Kabine.
„Alles klar bei dir?“, fragte Dana, die bemerkte, dass ihr Freund geknickt war.
„War härter sie da allein raus zu lassen, als ich dachte. Aber Fox wird sie zum Sieg führen, da bin ich ganz sicher“, war er besinnlich und sie nahm seine Hand.
„Ich bin bei dir, wenn du weinen musst, sieht das keiner hier, tu einfach, was du willst“, versprach sie liebevoll und er küsste sie sanft.
„Das wollt’ ich jetzt machen. Danke, dass du in meinem Leben bist“, bedankte sich Rai und sie lehnte sich an ihn. So sahen sie zusammen das Spiel an. Dana war an seiner Schulter eingenickt, als es im Lautsprecher krackste.
„Mr. Semuta bitte aufs Spielfeld, ich wiederhole Mr. Rai Semuta bitte aufs Spielfeld“, sagte eine Männerstimme durch den Lautsprecher durch.
„Süße, ich muss jetzt runter, du kannst mich gleich auf der Leinwand sehen“, bemerkte Rai liebevoll, gab seiner Freundin ein Küsschen auf die Stirn und ging an seinen Krücken nach unten.

Fünfundzwanzigstes Kapitel


Die Fußballfans tobten, als Rai seine letzten Schritte aufs Spielfeld machte. Seine abgeschafften Teammitglieder, die einen klaren Sieg verbuchen konnten, warteten in einem Halbkreis aufgestellt auf ihn.
„Sie haben sicher gemerkt, dass ein wichtiger Teil in unserem Team seit kurzem fehlt. Dieser Teil wird uns immer im Hinterkopf bleiben, denn mit ihm verlieren wir einen Teil von uns und unserem Team. Heute ist er das letzte Mal in unserer Runde, geben Sie mir bitte einen herzhaften Applaus für unseren Stürmer und meinen besten Freund –Rai Semuta“, begrüßte Fox seinen Freund durch das Mikrophon und gab es an Rai weiter.
„Der Kerl will mich nur zum Weinen bringen, aber das kann er vergessen. Ich bin heute hier um mich offiziell aus diesem Team zu verabschieden, weil ich dachte, dass ich meinen Fans so etwas schuldig bin. Ich beginne jetzt einen Abschnitt in meinem Leben, was viele auch als Anzeichen sehen, dass ich erwachsen geworden bin. Als ich vor zehn Jahren in dieses Land kam, war ich ein schmächtiger Junge, der nur ein paar Brocken Englisch sprach und sich verloren fühlte in diesem großen Land. Doch dann trafen ich dieses Team, sie wurden meine Brüder, ich will nicht sagen, dass wir immer harmonisch zusammen saßen, es gab Konflikte zuhauf, doch wir sind immer noch eng miteinander verbunden, es ist wahr, dass ich durch einen dieser Konflikte das Team verlassen habe, aber ich habe im Trainieren von potentiellen Fußballprofis an der lokalen Highschool meine Berufung gefunden, die ich jetzt als Erwachsener mit Freude mache. Doch es gibt noch einen guten Grund, warum ich jetzt hier stehe und Auf Wiedersehen sage. Es gibt da eine Frau, die mich nicht nie als den Fußballprofi gesehen hat, der ich war, sondern als liebevollen Vater, der ich jetzt bin, denn um endlich alle Gerüchte der Klatschpresse zum Schweigen zu bringen, werde ich das ein für alle Mal klarstellen. Das Mädchen, was seit sechs Monaten an meiner Seite ist, ist kein unerwünschtes Kind, was mir eine Ex-Freundin aufs Auge gedrückt hat, sie ist meine Nichte und ich hab sie adoptiert, nachdem meine Schwester gestorben ist. Ich liebe sie wie mein eigenes Kind und führ sie bin ich Erwachsen geworden. Jetzt bin ich ganz vom Thema abgekommen, ich wollte eigentlich einer Frau danken, die mich wachgerüttelt und klammheimlich in mein Herz gekrabbelt ist. Danke Dana, ohne dich säße ich jetzt immer noch ohne Ziel auf meinem Sofa und würde mein Leben verschwenden. Ich liebe dich so unheimlich und auch deine Kinder sind mir so ans Herz gewachsen, dass ich sie nicht mehr missen will. Seht sie euch an, da oben in der Ehrentribüne steht sie. Wisst ihr, was sie mir gerade gesagt hat? Du kannst weinen, wenn du willst, noch niemand hat mir so etwas liebes gesagt, aber ich sag dir eins Baby, ich werde heute nicht heulen, sieh‘ dir das an, hier sind doch viel zu viele Menschen dafür“, hielt Rai eine wunderbare Rede und Dana warf ihr mit Dewey auf dem Arm von der Ehrentribüne aus, eine Kusshand zu.
„Man, das war jetzt mehr als das, was er in den letzten 10 Jahren von sich gegeben hat. Gebt dem Jungen eine Laolawelle zum Abschied, das er nie vergisst, wo er hingehört“, bat Fox und die Fans machten eine Welle, die so atemberaubend war, dass Rai jetzt doch die Tränen nicht verkneifen konnte.
„Seht ihr das, Kansas City, ihr habt ihn zum Weinen gebracht, ich will einen Applaus haben, vielleicht bringen wir ihn noch dazu, dass er weinen zusammenbricht“, erkannte Fox schäkernd und eine Welle des Applauses tönte durch das Stadion.
„Man, das hab ich gar nicht verdient“, bedankte sich Rai ohne Mikro zum Team.
„Nein, hast du nicht, wir lieben dich trotzdem, Idiot“, entschied Lime und mit seinem Team im Rücken, humpelte Rai vom Spielfeld.
„Ich weiß nicht, ob ich stolz auf euch sein soll, dass ihr das ohne mich geschafft habt, oder traurig, dass ihr ohne mich auskommt“, bemerkte Rai nachdenklich, als er mit den Jungs in der Umkleide saß.
„Wir haben nur gewonnen, weil der Neue aus Sheffield kommt“, erwiderte Lime.
„Ihr habt nen Briten ins Team geholt. Dann kann Beckham ja einpacken“, schmunzelte Rai und grinste.
„Oh ja, wir spielen nächste Woche wieder gegen ihn, wir werden ihn platt machen“, behauptete Fox.
„Das würde ich gern sehen. Vielleicht komm ich zum dem Spiel auch. Hey, da kommt King, Kingster, die Loser haben schon wieder gewonnen“, begrüßte Rai, King, der zum Aufräumen gekommen war.
„Wird euch das nicht langsam langweilig, Jungs? Kyle war übrigens Spitzenklasse, hab’ doch gesagt, dass er was taugt“, entschied King und begann die Trikots vom Boden aufzusammeln.
„Kyle war deine Entdeckung?“, fragte Rai, King überrascht.
„Äh ne, die vom Coach, aber sie wollten ihn erst nicht in die engere Auswahl nehmen, bis ich sie überzeugt hab“, entschied King und warf die Trikots in einen Wäschewagen.
„Woher weißt du eigentlich so viel von Fußball, King?“, fragte Fox.
„Ich hab über 5000 Spiele mit euch und mindestens 100 Spiele von euch gesehen, man kriegt ein Auge dafür“, konterte King und hob ein Handtuch auf.
„Wir haben dich ziemlich gequält mit Fußball, tut mir leid“, entschuldigte sich Rai.
„Es ging, eure Nächte, als ihr sternhagelvoll heimgewankt kamen, waren viel schlimmer. Und wieder räum’ ich hinter euch her, wie ich es schon gemacht hab’ als ich eure Partynächte in Rais Wohnung verlegt habt“, erkannte King.
„Wir haben dir nie für das gedankt, was du für uns gemacht hast, oder?“, fragte Rai erkennend.
„Ich konnte mit dem coolsten Team der Stadt abhängen, das ist Dank genug. Aber wenn ich dann allein in der Wohnung wohne, mach’ ich euch nicht auf, wenn ihr mitten in der Nacht klingelt“, erwiderte King.
„Was heißt allein? Wirst du umziehen, Rai?“, fragte Lime überrascht.
„Ich werde mit Dana zusammenziehen, es ist mir wirklich ernst mit ihr“, erzählte Rai.
„Das seh’ ich, Alter, die haben dir im Krankenhaus zu starke Schmerzmittel verschrieben, ganz eindeutig“, erkannte Lime frotzelnd.
„Ich muss jetzt auch los, Dana wartet. Ihr wart echt spitze heut’ Jungs“, lobte Rai sie und stand auf.
„Kommst du nachher noch zur Party?“, fragte Fox hoffend.
„Eher nicht, aber nehmt King mit, er hat es echt verdient, mal mitzufeiern“, konterte Rai, nahm seine Krücken und mit einem wortlosen Danke von King verschwand er nach draußen.

Vor der Tür wartete eine strahlende Dana auf ihn.

„Weißt du eigentlich, was für ein wunderbarer Mann du bist?“, fragte sie und legte liebevoll ihre Arme um seinen Hals.
„Du kannst es mir gern noch mal sagen“, schmunzelte er und begann sie intensiv und leidenschaftlich zu küssen.

Als sie gerade wild am Knutschen waren, kam der Coach zu ihnen.
„Angelina, Brad, eure Kinder warten auf euch“, witzelte er grinsend und Dana kletterte von der Wand herunter auf die sie sich gestützt hatte.
„Wie könnt ihr solche Kunststücke machen, trotz seiner Verletzung?“, fragte der Coach verwirrt.
Die beiden sahen ihn verwundert an.
„Ach, vergesst es, ich war auch mal jung. Kinder, Onkel Tray braucht jetzt ein kühles Bier und seine Ruhe“, bat der Coach und schickte die Kinder zu ihren Eltern.
„Der Coach heißt Tray?“, fragte Dana, während sie mit Rai und den Kindern zum Auto ging.
„Wir nennen ihn alle Coach, hatte schon ganz vergessen, dass er so heißt. Wir sollten mit ihm Thanksgiving feiern, er ist so was für ein Vater für mich“, schlug Rai vor.
„Nein, du Schisshase, wir feiern mit deiner Mutter und dem Padre Diavolo, du musst mir noch sagen, wie er wirklich heißt, ich kann ihn kaum so nennen, wie du ihn schimpfst“, erwiderte Dana, während sie Dewey in den Kindersitz setzte.
„Mateo Semuta“, sagte Rai mit Ekel in der Stimme.
„Du hast seinen Nachnamen angenommen?“, fragte Dana überrascht.
„Meine Mutter wollte das unbedingt, ich wollte sie nicht verärgern, aber ich vermisse unseren alten Nachnamen“, gestand Rai und schnallte Suyai an.
„Wie hießt du früher?“, fragte Dana neugierig.
„Peréz, Ich bin mit diesem Namen hier eingewandert, das war vielleicht ein Akt, meinen Namen hier zu ändern ohne als illegaler Einwanderer abgestempelt zu werden“, entgegnete Rai und setzte sich auf den Beifahrersitz.
„Das glaub’ ich. Aber du heißt wie eine Kaffeesorte, das ist doch auch was“, schmunzelte Dana und stieg auch ein.
„Du kennst den Semuta Kaffee?“, fragte Rai verwundert.
„Ja, einer meiner Ex-Freunde war ein Kaffeeverrückter, echt schräger Kerl, er hat diesen Kaffee vergöttert“, konterte Dana und fuhr los.
„Aber er hat Recht, unser Kaffee ist der Beste“, erwiderte Rai.
„Das ist die Firma deines Stiefvaters?“, fragte Dana überrascht.
„Ja, schon, aber ich profitiere nicht davon“, entschied Rai.
„Das wär mir auch nicht wichtig. Geld war mir noch nie wichtig und ich verdiene selbst auch genug. Was machen wir heut’ Abend?“, fragte Dana und bog ums Eck.
„DVD-Abend?“, fragte Rai.
„Klingt gut, hab’ lang Findet Nemo nicht mehr gesehen“, schmunzelte Dana und so war es ausgemacht.

 
An diesem Abend gingen sie zusammen in Rais Lieblingsvideothek.
„Hey Rai, ich hab’ grad‘ die ganz perversen Filme reingekriegt, du kennst dich ja aus“, erklärte der Angestellte der Videothek. Der Kerl trug schwarze Klamotten mit einer offenen Weste der Videothek an und öffnete mit seiner Hand, die voller Ringe war, den roten Vorhang zum Raum, wo die Pornostreifen standen.
„Frank, das ist meine Freundin Dana“, entgegnete Rai peinlich berührt.
„Hey, ich hab auch ein paar Filmchen, die auch Frauen gefallen“, sagte Frank grinsend.
„Wir haben Kinder im Auto, die einen Zeichentrickfilm sehen wollen“, bemerkte Rai.
„Du hast dich an die Leine legen lassen, armer Junge. Die Zeichentrickfilme sind da hinten“, erkannte Frank, aber Dana ging durch den Vorhang, den Frank immer noch hochhielt in den Raum mit den freizügigen Videos.
„Was willst du hier drin?“, fragte Rai verwundert.
„War noch nie hinter dem Vorhang, ich bin sonst immer mit meinen Kindern unterwegs, wenn ich in eine Videothek gehe“, entschied Dana und nahm einen Streifen aus dem Regal.
„Es sind Sexfilmchen, nichts interessantes“, entgegnete Rai, dem das peinlich war.
„Hey, das muss dir nicht peinlich sein, ich weiß dass ich nicht die erste Frau in deinem Leben bin und vermutlich auch nicht die letzte“, war Dana amüsiert. Ganz plötzlich fiel Rai vor ihr auf die Knie.
„Ich will keine Frau mehr nach dir haben, heirate mich Dana Bailey“, bat er und nahm ihre Hand.
„Süßer, wir sind gerade in der Pornoabteilung einer Videothek“, erkannte Dana überrascht.
„Süße, ich hab einen verletzten Oberschenkel, ich kann das nicht lang machen“, bemerkte er unter Schmerzen.
„Natürlich will ich dich heiraten, auch wenn du mich grade etwas unter Druck setzt“, bemerkte Dana glücklich, kniete sich zu ihm und küsste ihn, während sie ihn wieder auf die Beine zog.
„Ich hab gar keinen Ring, ich hatte das gar nicht geplant, aber plötzlich kam es über mich. Warte hier, ich hab’ ne Idee“, erkannte Rai und humpelte zu Frank. Er kam mit einem silbrigen Ring zurück, mit einer dicken Rose drauf.
„Der Ring ist echt extrem hässlich, aber er erfüllt seinen Zweck“, schmunzelte Ray und steckte ihr den Ring auf.
„Ich liebe ihn, sag‘ Frank danke von mir“, erwiderte Dana und küsste ihn erneut.

Zufrieden schliefen die beiden später am Abend in Arm auf dem Sofa ein, während die Kinder ihren Zeichentrickfilm sahen.

Rai und Dana verbrachten Thanksgiving zu Hause und zog kurz danach zusammen. Den Sommer drauf heirateten sie in Chile, zusammen mit den Kindern, Fox und King und ihren Eltern. Es war eine einfache Zeremonie, aber wunderschön. Rai wusste nicht, ob diese Familiensache bis zum Ende seines Lebens funktionieren würde, aber jetzt gerade war er sehr glücklich.

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Tag der Veröffentlichung: 10.05.2010

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