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“Claire liest du schon wieder eines dieser schrecklichen Bücher?”, hörte man die schrille Stimme von Mrs. Sullivan durch das Haus schallen. Mit einem tiefen Seufzen klappte die braunhaarige junge Frau ihr Buch zu und ging zu ihrer Mutter in den Nebenraum. An den Türrahmen gelehnt sagte sie mit gelangweilter Stimme zu ihr: “Du wirst es mir nie abgewöhnen können, Mutter, das weißt du doch.” Mrs. Sullivan seufzte. Sie ließ sich gerade von ihrer Haushälterin helfen ein Ballkleid für diesen Abend anzuziehen. “Wie siehst du überhaupt aus, Claire? Willst du dich in diesem Aufzug Mr. Kent vorstellen?” Mit einer scheuchenden Handbewegung schickte Mrs. Sullivan die junge Frau aus dem Raum zum Umziehen. Es war immer da selbe Theater sobald ein neuer Bewohner nach Derby zog. Diesmal schien es sich um einen reichen, jungen, gutaussehenden und vor allem ledigen Mann zu handeln, der ihn Dungton Hall, einem der größten und somit auch teuersten Häusern in Derby, eingezogen war. Da es Mrs. Sullivans einigstes Lebensziel war, ihre Töchter unter die Haube zu bringen, schickte sie noch am selben Morgen, an dem sie die Botschaft des neuen Nachbarn erreichte, ihren Mann, Mr. Sullivan nach Dungton Hall um ihm seine Aufwartung zu machen. “Er soll ja so ein gutaussehender und höflicher Mann sein, Claire, ich hoffe du bist nett zu ihm und vergraulst ihn nicht mit deinen Worten”, rief Mrs. Sullivan Claire hinter, die bereits in ihrem Zimmer verschwunden war um sich umzuziehen. Dort saß schon ihre Schwester, Nicole, vor dem Spiegel und steckte sich die Haare hoch. Mit einem wissenden Lächeln, sah sie Claire an. “Lass mich raten. Sie hofft mal wieder einen potenziellen Heiratskandidaten für uns gefunden zu haben?” Das blonde Mädchen steckte sich eine Haarsträhne hinter das Ohr und sah Claire mit ihren strahlenden blauen Augen an. Claire nickte nur und ließ sich auf das Bett fallen. “Sieht ganz danach aus… Sie wird erst Ruhe geben, sobald einer von uns verheiratet ist. Ob nun glücklich oder nicht. Aber…” Claire stand wieder auf und umarmte ihre Schwester, die sich so sehr von ihr selbst unterschied, von hinten und drückte ihr einen Kuss auf den Kopf. “…Da du die älteste von uns Beiden bist, wirst du leider die Bürde der ersten verheirateten Tocher tragen müssen.” Nicole musste Lächeln und sah ihre Schwester vorwurfsvoll an. Das war der erste Unterschied zwischen den beiden Schwestern. Claire war die lustige von den Beiden. Immer hatte sie einen Witz oder einen entwaffnenden Spruch auf den Lippen und sie trug ihr Herz auf der Zunge. Claire fiel es leicht Kontakte zu knüpfen und war überall in Derby beliebt. Auch wenn sie mit ihren neunzehn Jahren drei Jahre jünger war, als ihre Schwester , hielten sie die Meisten für die ältere der Beiden. Denn Nicole war im Gegensatz zu Claire sehr verschlossen. Sobald eine ihr fremde Person den Raum betrat, fühlte sie sich unwohl und wollte am liebsten den Raum verlassen. Wurde sie angesprochen, errötete sie bis über beide Ohren und versank in verlegendes Schweigen. Nur alleine mit ihrer Schwester, konnte sie so offen sein, wie bei niemanden sonst. Es war also nicht schwer zu erraten wem die Bürde der ersten Heirat zu fielen sollte, wenn es nach ihrer Mutter ging. “Du solltest dich jetzt wirklich umziehen, ansonsten bekommt Mutter noch einen Tobsuchtsanfall”, erwiderte Nicole nur und erhob sich von dem Stuhl. Sie hatte sich bereits umgezogen und stand in ihrem hellblauen Ballkleid vor Claire. Diese blies ihre Backen auf und verschränkte trotzig die Arme, ehe sie zum Schrank ging und ein schlichtes beige-fabendes Kleid hervor holte. “Hilfst du mir mit meinen Haaren, Nicole? Ich bekomm das nie so hin…”, fragte Claire während sie sich umzog und spielte mit einer ihrer dunkelbraunen Locken. Nicole nickte zur Bestätigung und wartete darauf, dass Claire sich auf den Stuhl vor dem Spiegel setzte um ihr dann die Haare zu einem wunderschönen Knoten hochzustecken.
“Nicole? Claire? Jetzt kommt doch endlich! Die Kutsche wartet!”, rief ihre Mutter ungeduldig nach oben und die beiden Frauen verließen das Zimmer. Claire konnte es nicht lassen, die Augen zu rollen, als ihre Mutter die beiden ansah. “Claire… Du siehst umwerfend aus… Mr. Kent wird verzaubert von dir sein.”, quiekte Mrs. Sullivan bei Claires Anblick und Nicole stupste ihrer Schwester in die Seite. “Ich glaube nicht, dass es meine Bürde heute Abend sein wird, einen Verlobten zu finden.”, flüsterte sie ihrer geliebten Schwester leise ins Ohr und lächelte sie aufmunternd an. In der Kutsche durften sich die Mädchen, insbesondere natürlich Claire, anhören, wie sie sich zu verhalten hatten. Auf gar keinen Fall sollte Claire vorlaut werden, oder den Herren des Hauses mit ihren Worten verärgern. ‘Als ob ich das je tun würden. Was kann ich denn dafür, dass die Worte einfach so rauskommen?’, dachte sich die angesprochen und verschränkte wieder die Arme, was ihr gleich ein “Dieses trotzige Verhalten möchte ich auf den Ball auch nicht sehen” einhandelte.
In Dungton Hall angekommen staunten die Sullivans nicht schlecht. Innerhalb von einer Woche hatte sich der Garten und die Frontansicht des Anwesen so sehr verändert, dass man es kaum glauben konnte. “Wir sollten sie fragen, ob sie und mal ihren Gärtner leihen.”, lachte Claire und wieder bekam sie einen strafenden Blick ihrer Mutter. Aber noch bevor diese noch etwas sagen konnten, kam ein junger Mann aus dem Anwesen. Er war groß, hatte hellbraune Haare und grüne Augen. Claire sah ihn und schon verschlug es ihr die Sprache. Das war Mr. Kent? Sie hatte viel darüber gehört, aber auch andere Männer waren in den Augen ihrer Mutter gutaussehend und entpuppten sich als alte Männer oder picklige Jugendliche. Aber dieses Mal schien sie recht zu haben. Mr. Kent war gutaussehend. “Willkommen in Dungton Hall, Mrs. und Mr. Sullivan. Wie ich sehe haben Sie Ihre hinreißende Töchter mitgebracht.”, begrüßte Mr. Kent die Sullivans und verbeugte sich höflich vor ihnen. Claire und Nicole knicksten vor ihm und auf Nicoles Gesicht erschien wieder die verlegende Röte. “Oh ja, Mr. Kent, das sind meine Töchter.” Mr. Sullivan stellte sich zwischen Claire und Nicole und stellte die beiden vor. “Das hier ist meine Älteste, Nicole.” Die Worte ließen Nicole zu Boden schauen und sie nickte nur Mr. Kents Schuhen zur Begrüßung zu. “Und zu meiner Linken ist Claire.” Mit einem schüchternen Lächeln, knickste Claire noch einmal ehe Mr. Kent wieder das Wort ergriff. “Ich hoffe doch, dass Miss Sullivan mir den ersten Tanz schenken wird.” Er ging auf Nicole zu und gab ihr einen Handkuss, was ihre Röte nur verstärkte. Claire lächelte, doch innerlich gab es ihren einen kleinen Stich. Sie war es, die immer als erstes von den Hausherren aufgefordert wurde. Und sie war es, die immer die Herzen der Männer gewann, die man ihnen vorstellte. Nicht ihre Schwester. Aber der Abend war ja noch lang. Vielleicht merkte Mr. Kent ja, wie bezaubernd sie war. Mr. Kent bot Nicole seinen Arm an und ging mit ihr, gefolgt von dem Rest der Familie in das Anwesen. Drinnen waren schon viele Leute versammelt. Alles in allem Bewohner von Derby und so auch Bekannte von den Sullivans.
“Miss Claire!”, hörte das braunhaarige eine männliche Stimme und ein hochgewachsender dunkel-braunhaariger Mann um die 32 Jahre kam auf Claire zu. “Mr. Jones”, erwiderte Claire die Begrüßung und knickste vor dem Mann. Sie kannte ihn schon, seit sie vierzehn Jahre alt war. Er war ein Bekannter ihres Vaters und hatte in den vergangenen Jahren öfters mit ihr gespielt oder ihr vorgelesen. Allerdings, hatten sie sich schon sein zweieinhalb Jahren nicht mehr gesehen. Claire freute sich aufrichtig und sah ihn mit einen Lächeln an. “Wie geht es Ihnen Mr. Jones?”, fragte sie ihn und er nickte. “Mir geht es gut. Es ist schön endlich wieder in Derby zu sein. Du… Sie sind zu einer ansehnlichen jungen Frau geworden Miss Claire.” Mr. Jones betrachte Claire von oben bis unten und lächelte sie an. “Danke, Mr. Jones.”, Claire lächelte ihn leicht verlegen an. Sie war es nicht gewohnt von ihm gesiezt zu werden, geschweige denn ein Kompliment zu bekommen. Doch ehe sie noch etwas sagen konnte, hatte sich Mr. Jones schon an ihren Vater gewandt und sie führten ein anregendes Gespräch über die Jagd. Seufzend sah Claire sich um. Ihre Schwester tanzte mit Mr. Kent und schien ihre Schüchternheit ihm gegenüber ein wenig verloren zu haben. Claire freute sich aufrichtig. Sie vertrieb die bitteren Gedanken, die sie am Anfang der Bekanntschaft gehabt hatte und begab sich zu einen kleinen Tisch auf dem sich Getränke und einige kleine Häppchen für Zwischendurch befanden. Sie wollte sich gerade ein Glas Wein nehmen, als man es ihr aus der Hand nahm. Erstaunt sah Claire zu der Person, der ihr Weinglas nun in der Hand hielt und Mr. Jones sah sie mit einem tadelnden Blick an. “Miss Claire. Sind Sie dafür nicht noch etwas jung?”, fragte er Claire und nahm sich derweil selbst einen Schluck. Mit einem fragendem Blick schaute sie Mr. Jones an. Hatte er vergessen, dass sie noch in diesem Jahr 20 wird? Mr. Jones bemerkte ihren Blick und erschrak ein klein wenig. “Oh Verzeiht. Ich vergesse immer, dass Sie bereits erwachsen sind… Ich werde es wahrscheinlich nie lernen, dass Sie nicht mehr die kleine Claire sind, die am liebsten vor dem Kamin mit einem Buch sitzt oder etwas vorgelesen bekommt.” Mit einem entschuldigenden Lächeln reichte er Claire ein neues Glas Wein und prostete ihr zu. Claire lächelte ihn an. “Daran wird sich auch nicht viel ändern, Mr. Jones. Ich bevorzuge es immer noch vor dem Kamin zu sitzen und zu lesen. Allerdings lasse ich mir nicht mehr so gerne vorlesen, sondern lese selbst gern vor.” Claire drehte sich zur Seite, sodass sie die Tanzfläche im Auge hatte. Mr. Jones nickte nur und beobachtete Claire. “Sie beobachten mich, Mr. Jones.” bemerkte Claire ohne ihn anzusehen. Mr. Jones sah sie wieder entschuldigend an. “Ich fragte mich nur gerade, ob Sie vielleicht Lust haben mit mir zu Tanzen.” Entgeistert sah Claire ihn an. Mr. Jones und mir ihr Tanzen? Das waren Sachen, die nicht zusammenpassten. “Ich würde sehr gerne mit Ihnen Tanzen, Mr. Jones.”, antwortete Claire und biss sich im selben Moment auf die Zunge. Sie konnte einfach nicht mit ihm Tanzen. Fünf Minuten später fand sie sich auf der Tanzfläche wieder und tanzte einen langen Tanz mit Mr. Jones. Während des ganzen Tanzes sprachen sie kein Wort miteinander.
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“Stell dir vor Claire, er ist so unglaublich höflich und zuvorkommend.”, schwärmte Nicole abends in ihrem gemeinsamen Schlafzimmer. “Er hat den ganzen Abend nur mit mir getanzt und sich auch nur mit mir unterhalten. Findest du nicht auch, dass er total gut aussieht?” Nicole ging aufgeregt im ganzem Raum hin und her, während Claire im Bett lag und an die Decke starrte. Normalerweise war es nach Bällen immer andersrum: Claire redete wie ein Wasserfall und Nicole lag nachdenklich auf dem Bett. “Ach komm. Sag doch nun auch mal was Claire…”, nörgelte Nicole und setzte sich zu ihr auf das Bett. Claire schreckte hoch und sah Nicole an. “Tut mir Leid. Ich war im Gedanken…”, sie lächelte ihre Schwester liebevoll an und legte ihren Kopf auf ihre Schulter. “Ich freue mich für dich Nicole. Er sieht wirklich gut aus.” Claire lachte auf. “Und vor allem, wenn er es geschafft hat, dass du deine Schüchternheit überwindest, ist er einfach perfekt für dich, meine Liebe.” Sie fing an ihre Schwester zu kitzeln und so kappelten sie sich einige Minuten lang. “Und ich möchte gerne wissen, Claire, wer zum Henker hat dich so aus dem Konzept gebracht? Ich weiß, dass du mit jemanden getanzt hast, aber ich konnte sein Gesicht nicht erkennen. Sag! Wer war das?”, schnaufte Nicole und ließ sich erschöpft neben Claire aufs Bett sinken. Claire seufzte tief und rollte sich auf den Bauch. “Glaub mir. Das wirst du mir eh niemals glauben…”, verträumt spielte sie mit einer Haarlocke und sah Nicole an. “Erinnerst du dich noch an Mr. Jones. Der Freund von Vater, der mir immer vorgelesen hatte?” Nicole nickte und hielt sich eine Hand vor den Mund um so ein Kichern zu unterdrücken. “Du meinst den Freund von Vater, der dir immer vorgelesen hatte, den du damals immer so brillant fandest und unbedingt heiraten wolltest?!”, fragte sie noch einmal nach und Claire ließ ihren Kopf zwischen ihre Arme fallen. Ein klägliches “Jahaa….” war zu hören und als sie nach ein paar Augenblicken wieder auftauchte und Ihre Schwester ansah seufzte sie. “Ich hoffe, er weiß das nicht mehr…” Nicole konnte nun nicht mehr und musste laut lachen. “Glaub mir, dass vergisst kein Mann, wenn man jeden Tag mehrmals zu ihm sagt: Und wenn ich groß bin, werde ich Sie heiraten, Mr. Jones.” “Weißt du noch wie er mir dann immer über den Kopf gestrichen hat und sagte: Ach Kleine du träumst zuviel?” Nicole nickte und Claire ließ ihren Kopf wieder senken und seufzte tief. “Allerdings war es heute anders. Er war…” Claire suchte nach den Worten und sah Nicole fragend an, als ob sie ihre Gedanken lesen konnte. Doch Nicole sah sie nur weiterhin ohne ein Wort zu sagen an. “… Er war so, als hätte ich ihn total aus den Konzept gebracht. Ich wollte Wein trinken und er nahm mir das Glas aus der Hand. Außerdem sagte er, dass ich zu einer sehr ansehnlichen jungen Frau herangewachsen sei.” , seufzend und ratlos sah sie Nicole an. Ihre Schwester nickte Verständnisvoll und strich ihrer kleinen Schwester über den Kopf. “Wir warten ab, was noch so passiert…”
Es war der nächste Morgen. Die gesamte Familie Sullivan saß am Frühstückstisch und ließ den Ball noch einmal Revue passieren. Mr. Sullivan las derweil die Zeitung und warf seiner Jüngsten immer wieder einen prüfenden Blick zu. Er wusste genau, dass sie gestern mit einem guten Freund von ihm getanzt hatte und auch welche Wirkung sie auf diesen Freund hatte. Er wusste nicht wie er damit umgehen sollte, aber sollte seine Tochter genauso empfinden, wie er es von seinem Freund glaubte, dass er es tut, würde er ihnen das Glück gönnen. Doch wie es schien, dachte Claire nicht ein Stück darüber nach, Mr. Jones näher kennen zu lernen. Ansonsten hätte sie es schon mehr als einmal gesagt, wie schön es war, ihn wieder zu sehen oder mit ihm zu tanzen. Er kannte seine Tochter nur zu gut und wusste, dass sie ihr Herz auf der Zunge trug. Ein Klopfen an der Tür ließ die gesamte Familie hochschrecken. Es war der Diener mit einem kleinen Silbertablett auf dem die allmorgendliche Post lag. Es waren zwei Briefe für Mr. Sullivan und einer für Nicole. Alle starrten Nicole neugierig an, während sie den Brief las und als sie am Ende des Briefes errötete, riss Claire ihr den Brief aus der Hand.
“Liebe Miss Sullivan”, lass Claire vor. “Ich Danke Ihnen für diesen überaus schönen Abend. Sie und Ihre Familie sind eine wirklich angenehme Gesellschaft. Leider lassen die Geschäfte es nicht zu, dass ich Sie in den nächsten zwei Wochen zu einem Essen einladen kann, weil ich geschäftlich nach London muss. Dies möchte ich gerne nachholen, sobald ich wieder in Derby bin. Miss Sullivan, ich schreibe Ihnen nur, damit Sie nicht in Sorge leben müssen, da ich mich nicht melde. Ich freue mich auf unser Wiedersehen. Hochachtungsvoll A. Kent.”
Claire musste kichern, als sie den Brief zu Ende vorlas. Nicole saß mit hochroten Gesicht auf ihrem Stuhl und stocherte in ihrem Essen rum. “Oh, Nicole das ist ja so wunderbar!”, rief ihre Mutter und lief einmal um den Tisch rum um ihre Älteste zu umarmen. Diese ließ die Umarmung zu und sah dann mit einen verschwörerischen Blick an. Claire kannte diesen Blick. Er bedeutete, dass sie unter vier Augen miteinander sprechen müssen. Claire nickte zum Verständnis und erhob sich vom Tisch. Gerade als sich die beiden Mädchen vom Tisch entfernen wollten, hob ihr Vater die Hand. “Wartet bitte einen Augenblick, ich habe noch was zu sagen.” Die Schwestern blieben stehen und sahen ihren Vater an. “Wir haben heute Abend einen Gast. Ein alter Freund, Mr. Jones bittet uns für ein paar Tage hier nächtigen zu können, da sein Haus gerade renoviert und neu eingerichtet wird.” Mr. Sullivan hielt einen längen Brief in den Händen und sah über ihn hinweg zu seinen Mädchen. “Könntet ihr auf den Weg nach draußen bitte den Dienstmädchen Bescheid geben, dass sie das Gästezimmer herrichten?”, bat er und entließ seine Töchter, als diese gehorsam nickten. Vor der Tür zum Speisezimmer nahm Claire Nicoles Hände in ihre. “Er kommt hier her. Und er bleibt ein paar Tage. Ist das Schicksal, Nicole?”, fragte sie ihre große Schwester mit geröteten Wangen. Diese zuckte mit den Schultern. “Lass uns das draußen besprechen, Claire, wer weiß, wer alles zuhört.” Nicole deutete auf die Tür und ging mit ihrer Schwester nach draußen. Natürlich nicht ohne vorher Bescheid zu geben, dass das Gästezimmer hergerichtet werden muss. Bei einem langen Spaziergang unterhielten sich die Schwestern über alles mögliche. Sie wollte nur nicht über ihre Gefühle reden, die bei beiden momentan Amok zu laufen schienen. Am Ende war es doch Claire die das Thema wechselte: “Was sagst du zu dem Brief von A. Kent? Was heißt eigentlich das A.?” Fragend sah sie Nicole an. Nicole seufzte. “Ich finde es… schön zu wissen, dass er mir Bescheid gibt, auch wenn es nur für zwei Wochen ist.”, gab sie zur Antwort. “Und nein ich weiß nicht was das A. bedeutet. Vielleicht Andrew? Oder Adam?”, kicherte sie und hakte sich bei Claire unter. Ein plötzliches Hufgetrappel hinter ihnen ließ die Schwestern aufschrecken. Es war Mr. Jones zu Pferd. “Miss Sullivan, Miss Claire, schön Sie beiden zu sehen.”, rief er ihnen schon von weitem zu und als er bei ihnen angelangt war, stieg er von seinem Ross ab. “Ich war gerade auf den Weg zu Ihnen, und hoffe nicht zu stören.” Claire und Nicole schüttelten mit den Kopf und verneinten. “Wie fanden Sie den Ball gestern, Miss Sullivan?”, fragte Mr. Jones die Ältere. Verlegen schaute die junge Frau zu Boden. “Ich fand den Ball sehr schön. Es war angenehm mal tanzen zu können.” Mit einem Seitenblick sah sie Claire an. “Ansonsten ist es Claire, die von den Hausherren aufgefordert wird und die man den gesamten Abend nicht zu Gesicht bekommt.” Mr. Jones hob eine Augenbraue und sah Claire durchdringend an. ”So?” Diese hielt nur für einige Momente seinen Blick stand und sah dann verlegen zu Boden. “Nicole übertreibt. Eigentlich sind wir zu selten auf Bällen, als das man dies sagen könne”. Mit einem bitterbösen Blick sah sie Nicole an, was Mr. Jones dazu brachte zu schmunzeln. Den ganzen Weg über sprachen sie kein Wort mehr. Nicole beobachtete immer wieder Mr. Jone und Claire, doch eine tiefe Zuneigung außer Freundschaft, war nicht festzustellen. Entweder war da nichts von Seiten Mr. Jones oder er versteckte dies nur zu gut. Angekommen bei dem Anwesen der Sullivans verschwand Nicole gleich im Haus, während Claire Mr. Jones den Weg zu den Stallungen zeigte. Ein Hausdiener nahm ihm allerdings gleich das Pferd ab und kümmerte sich um alles. “Miss Claire?”, fragte Mr. Jones und sah die junge Frau besorgt an. Diese schaute vom Boden auf, den sie schon seit geraumer Zeit anstarrte und sah Mr. Jones an. “Ja?”, fragte sie nach und lächelte zaghaft. Mr. Jones ging einen Schritt auf sie zu und Claire spürte, wie ihr Herz schneller schlug. ‘Bitte komm nicht noch näher… Bitte nicht…’, flehte sie innerlich und schluckte einmal. “Ich fragte mich nur, ob alles in Ordnung mit Ihnen ist. Sie sind schon den ganzen Tag so ruhig.”, Mr. Jones ging noch einen Schritt auf sie zu, sodass er nun direkt vor ihr stand. Claire sah wieder zu Boden. Sie fühlte sich ein klein wenig ertappt und wusste nicht, was sie sagen sollte. “Ich… Ich habe nur nicht so gut geschlafen heute Nacht. Der.. Wein…”, antwortete sie stotternd und sah zu ihm auf. Sie standen nun so dicht voreinander, dass sie seinen Atem auf ihrem Gesicht spüren konnte. Mr. Jones strich ihr eine Haarlocke aus dem Gesicht und nährte sich ihren Lippen mit seinen, während er ihr tief in die Augen schaute. “Das… beruhigt mich. Ich dachte schon sie verunsichert zu haben.”, flüsterte er leise, schloss die Augen und wollte sie gerade an sich ziehen, als: “Claire? Mr. Jones? Wo bleibt ihr denn, dass Essen ist gleich fertig”, Nicole rief nach den Beide und Claire wandte sich von Mr. Jones ab. “Wir sind gleich da, Nicole!”, rief sie zurück und hörte wie eine Tür zuging. Mit einem nervösen und schüchternen Lächeln, sah sie zu Mr. Jones. “Wir sollten uns beeilen, sonst machen sich die anderen noch Sorgen.” Mr. Jones nickte. ‘Bin ich zu weit gegangen?’ fragte er sich im Gedanken. ‘Immerhin bin ich um einiges älter. Und Gott, was würde William, ihr Vater, dazu sagen?’ Claire war schon an der Tür, als sie sich noch einmal zu Mr. Jones umdrehte. “Sie verunsichern mich nicht, Mr. Jones. Auch wenn Sie sich dies insgeheim vielleicht wünschen”, sagte sie mit einem Lächeln und zwinkerte ihm zu. Mr. Jones lächelte zurück. Das Claire noch scherzen konnte beruhigte ihn. Mochte sie ihn vielleicht, genauso, wie er sie?
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Das Abendessen verlief friedlich. Mr. Sullivan und Mr. Jones redeten über die letzten Jahre in denen sie sich nicht gesehen hatten, während Mrs. Sullivan sich mit ihren Mädchen über Mr. Kent unterhielt. “Ist es nicht reizend von ihm, ihr einen Brief zu schreiben, nur weil er für 2 Wochen nach London reist? “, fragte sie Claire und diese bejahte dies mit einem Nicken, da sie immer dafür sorgte, etwas im Mund zu haben, nur um nicht sprechen zu müssen. “Mr. Jones würden Sie Ihrer Liebsten auch schreiben, wenn Sie für ein paar Wochen die Stadt verlassen müssten?”, fragte Mrs. Sullivan ihren Gast und Claire verschluckte sich beinahe bei dieser Frage, was ihr einen fragenden Blick von Mr. Sullivan einbrachte, der nun seinen Freund ansah und gespannt auf eine Antwort wartete. “Aber natürlich. Gerade wenn die Liebe noch jung ist, würde ich dies tun. Nicht das Sie während meiner Abwesenheit mit einen anderen anbändelt und verlobt ist, wenn ich wiederkomme.”, gab er zur Antwort, was Mrs. Sullivan verzückt kichern ließ. “Ihre Herzensdame muss sich glücklich schätzen können, Mr. Jones.”, sagte sie und sah ihn an. Claire tupfte sich mit einer Serviette die Mundwinkel und sah auf ihren Teller. “Gibt es denn momentan eine Dame in ihrem Leben, Mr. Jones?” Mrs. Sullivan konnte es sich nehmen ihn das zu fragen. Noch nie hatte sie ihn in Begleitung einer Dame gesehen. Und anscheinend war ihr es auch entgangen, dass er den vorigen Abend nur mit ihrer jüngsten Tochter tanzte. Nicole, die die ganze Situation einfach nur erniedrigend gegenüber Mr. Jones fand, stand ruckartig auf. “Mutter dürfte ich ein wenig das Piano Forte spielen?”, fragte sie und handelte sich einen dankbaren Blick von Mr. Jones ein. Verwirrt sah ihre Mutter sie an und nickte nur. “Ja.. Mein Kind mach das ruhig. Mr. Jones haben sie Nicole schon einmal spielen gehört? Sie spielt so wunderbar.” Das Gespräch über die Herzensdame schien damit für beendet, was Claire erleichtert aufatmen ließ. Nach dem Essen gesellten sich alle in den Salon. Nicole nahm sich ihr Nähzeug und begann ein wenig zu nähen, während Claire sich an das Fenster stellte und nach draußen sah. Sie hatte eigentlich vor, nach dem Essen noch ein wenig spazieren zu gehen, wie sie es so oft nach dem Abendessen tat, allerdings machte ihr an diesem Abend das Wetter einen Strich durch die Rechnung: Es regnete in Strömen. Ihre Eltern unterhielten sich über mögliche Veränderungen des Gartens, denn Mr. Kent hatte ihnen versichert, dass sein Gärtner ruhig auch mal bei ihnen tätig werden konnte. Mr. Jones hörte einen Moment zu, stand dann jedoch auf um sich neben Claire zu stellen. Mit einem leisen Räuspern, machte er auf sich aufmerksam. Claire sah ihn von der Seite an und lächelte. “Entschuldigen Sie die Fragen meiner Mutter, Mr. Jones, sie merkt es manchmal nicht, wenn es zu weit geht.” Wieder wandte sie sich von ihn ab und sah den Regentopfen dabei zu, wie sie gegen das Fenster tropften. “Ich kenne Ihre Mutter nur zu gut, Miss Claire. Sie war noch nie besonders taktvoll.” Claire kicherte leise. “Das stimmt allerdings.” Sie erinnerte sich an so viele kleine Situationen in denen es sicher angebrachter gewesen wäre zu schweigen, aber ihre Mutter alles aussprach. “Miss Claire… Wegen der Situation von vorhin. Es tut mir Leid. Ich wollte ihnen nicht zu nahe treten. Ich…” Er wollte noch soviel sagen, doch Claire unterbrach ihn. “ Es ist schon okay, Mr. Jones. Vergessen wir die Sache einfach und legen den Schleier des Schweigens rüber.” Claire zwinkerte ihm wieder aufmunternd zu. Mr. Jones nickte zustimmend und sah mit ihr nach draußen. Während der gesamten Unterredung merkten sie nicht, wie die wachsamen Augen der großen Schwester auf ihnen ruhten.
Der Tag neigte sich dem Ende zu und die Schwestern wünschten ihren Eltern und Mr. Jones gute Nacht um ins Schlafzimmer zu gehen. Dort nahm sich Nicole ihre kleine Schwester vor: “Mein Gott, Claire! Er ist total hin und weg von dir…”, kicherte sie und knuffte Claire liebevoll in die Seite. Claire seufzte nur und begann sich umzuziehen. “Meinst du?”, fragte sie vorsichtig nach und legte sich in Bauchlage auf das Bett. “Wenn er dir am Ende seines Besuches keinen Antrag gemacht hat, dann ess ich die alten Putzlappen.”, entgegnete Nicole und setzte sich zu ihr. “Wo wart ihr vor dem Essen eigentlich?”, fragte sie noch einmal und sah Claire wieder fragend an. Claire wusste nicht, ob sie ihr die Wahrheit sagen konnte, entschied sich aber dagegen. “Wir sind ein wenig durch den Garten gegangen und er hat die Rosen von Vater bewundert.”, antwortete sie und deckte sich zu. Nicole sah ihre Schwester aufmerksam an. Claire wusste, dass Nicole ihr nicht glaubte, wollte aber nicht mehr groß darüber reden. “Claire… Wenn ist etwas gibt, was dich bedrückt, dann weißt du, dass du mit mir darüber reden kannst, okay?” Claire nickte und schloss die Augen. “Gute Nacht Nicole…”, flüsterte sie und schlief kurze Zeit später ein.
Es war erst 5 Uhr am Morgen und Claire lag schon hellwach in ihrem Bett. Sie konnte nicht mehr schlafen und stand schließlich auf um sich anzuziehen. Es dauerte nicht lang, da stand sie auch schon unten im Salon und sah wieder nach draußen. Langsam ging die Sonne auf und färbte den Himmel in ein sanftes rosa. Claire nahm die alten verdorrten Blumen aus den Vasen und trug diese zu dem Komposthaufen hinten im Garten. Eigentlich war dies eine Aufgabe der Dienstmädchen, dennoch hatte sie heute Lust rauszugehen und einen frischen Sommerstrauß zu pflücken. Schnell ging sie noch einmal rein um sich einen kleinen Korb zu holen, als sie hart mit jemanden zusammenstieß und zu Boden fiel. “Oh Gott, Miss Claire, haben Sie sich verletzt?”, fragte eine tiefe männliche Stimme und half Claire wieder auf die Beine. “Ich habe nicht erwartet, dass so früh jemand wach ist.” Claire sah nach oben und erkannte Mr. Jones. Mit einer Röte im Gesicht, sah sie ihn an. “Ja… ich… konnte mal wieder nicht schlafen. Das Wetter ist so schön ich wollte Blumen pflücken gehen.” Eigentlich wollte sie noch ein “Wollen sie mich begleiten?” hinzufügen, traute sich aber nicht es zu sagen. “Dürfte ich Sie begleiten, Miss Claire?”, fragte an dieser Stelle Mr. Jones. Claire lächelte ihn freundlich an und nickte. Eine Zeit gingen sie nur schweigsam nebeneinander her. Claire pflückte hier und da ein paar Wildblumen. Mr. Jones beobachtete sie immer wieder. “Warum sind sie so früh wach, Mr. Jones?”, fragte Claire schließlich nach einigen Schweigsamen Minuten und lächelte ihn an. Mr. Jones überlegte eine Weile ehe er antwortete. “Ich möchte ehrlich zu Ihnen sein Miss Claire. Ich konnte wegen Ihnen nicht schlafen.” Claire sah ihn erstaunt an. ‘Wegen mir?’, dachte sie innerlich und sah zu Boden. Wieder wurde sie rot. Mr. Jones nickte nur. Er würde es bei einer anderen Gelegenheit näher erläutern, aber nun war nicht der richtige Zeitpunkt dafür, was er Claire auch so sagte. Diese schluckte einmal und machte sich wieder dabei Blumen zu pflücken. ‘Ich habe Claire noch nie sprachlos erlebt.’, dachte Mr. Jones in diesem Moment und kniete sich neben sie um ebenfalls einige Blumen für ihren Strauß zu sammeln. Claire lächelte ihn nur von der Seite an. Allerdings lenkte seine Abwesenheit sie ein klein wenig ab, so dass sie sich mit dem kleinen Messer, was sie dabei hatte in den Finger schnitt. “Au…”, quietschte Claire und hielt sich den Finger. Ihr Begleiter sah ihren blutenden Finger und holte sogleich ein Taschentusch hervor, welches er ihr auf den verwundeten Finger drückte. “Wir sollten die Wunde lieber auswaschen gehen, nicht das sie sich entzündet.”, sagte er und sah Claire an. Immer noch hielt er das Taschentuch auf den Finger gedrückt und hatte so ihre Hand in seiner. Claire schüttelte allerdings nur den Kopf. “Es geht schon. So schlimm ist es nicht.”, sagte sie und lächelte Mr. Jones an. Ohne zu fragen sah er sich den Finger an und nickte zustimmend. Beide wollten noch nicht zurück, sondern die Nähe des anderen genießen, was aber niemand zugeben wollte. “Aber das Taschentuch bleibt drauf, nicht das Schmutz in die Wunde kommt.” Claire sah den Mann vor sich an und musste anfangen zu lachen. “Was ist daran denn jetzt so lustig, Miss Claire?”, fragte Mr. Jones und sah sie mit gespielt bösen Blick an. Doch diese strich sich nur eine Lachträne aus den Augen und deutete auf eine etwas weit entfernter Stelle. “Dort drüben gibt es noch schönen Schlafmohn, wollen wir nicht dorthingehen, Mr. Jones?”, fragte sie und hörte auf zu Lachen. Mr. Jones sah sie an und nickte. Claire stand auf und legte ihre gepflückten Blumen in den Korb, den sie mitgenommen hatte. “Kennen Sie Mr. Kent oder wie kommt es, dass Sie auf seinem Ball waren?”, fragte Claire, während sie sich daran machte ein wenig Schlafmohn zu pflücken. Mr. Jones hatte sich derweil an einen Baum gelehnt und beobachtete sie dabei. “Wir sind Geschäftspartner in London. Wie Sie sicherlich noch wissen, bin ich Anwalt und er war eine Zeitlang mein Schützling. Und als er dann erwähnte, nach Derby zu ziehen, dachte ich mir, dass ich ja mal meinen alten Freund, Mr. Sullivan und seine Familie besuchen könnte.” Er lächelte Claire an und wollte noch was hinzufügen, was er allerdings unterließ. Er hatte sie schon zu sehr verwirrt. “So? Und ich dachte Ihr Haus wird renoviert?”, fragte Claire nach und sah ihn mit einem verwirrten Gesichtsausdruck an. Mr. Jones nickte. “Ja… Ich werde mein Haus, was ich hier in Derby habe wohl zu meinem Sommer- oder Wintersitz machen. Hier ist es einfach so schön ruhig und weniger hektisch, als in der Stadt. Waren Sie inzwischen einmal in London, Miss Claire?” Claire schüttelte den Kopf. “Nein. Im Winter besuchen wir allerdings meine Tante und Onkel, Sie müssten die beiden noch kennen. Vor ein paar Monaten sind sie nach London gezogen.” Mr. Jones nickte. “Sollte ich zu der Zeit in der Stadt sein, hoffe ich, dass Ihre Familie mich in der Zeit doch einmal besuchen kommt. Ihr seit alle herzlich eingeladen.” Claire errötete wieder und wandte sich von Mr. Jones ab. “Das werden wir bestimmt tun”, sagte sie leise. Claire hatte nun genug Blumen für ihren Strauß beisammen und so beschlossen sie beide zurückzugehen. Während des ganzen Weges sprachen sie über unwichtige Dinge, wie das Wetter oder die Landschaft. An dem Anwesend wieder angekommen wurden sie schon von einer besorgten Mrs. Sullivan begrüßt. “Gott sei dank, Mr. Jones, dass Sie Claire gefunden haben. Nicht auszudenken, was passiert wäre, hätte sie sich verlaufen.”, rief sie ihnen schon von Weitem zu und lief ihnen entgegen. Gefolgt von einer grinsenden Nicole. “Du hast Blumen gepflückt, Claire? Du wirst mir immer fremder, mein Kind.”, lachte ihre Mutter und nahm ihrer Jüngsten den Korb ab. “Aber ich danke dir, sie sind wirklich schön Claire.” Claire sah ihre Mutter verwirrt an und blickte darauf zu ihrer Schwester. Ihr Blick sagte: “Was ist mit Mutter los?” Nicole grinste nur weiter. “Wir haben Besuch. Mr. Evans.” Claire sah Nicole fragend an. “Wer ist Mr. Evans?” , fragte sie nur und ging in Richtung Haus. Nicole zuckte mit den Schultern. Mr. Jones, der inzwischen kreidebleich geworden war, klärte die Mädchen auf. “Es ist ein Bekannter von mir. Ungefähr drei Jahre älter als Ihr Miss Claire. Und ebenfalls einer meiner Schützlinge.” ‘Dem ich auch noch sagte, dass ich eine Familie mit zwei reizenden Töchtern besuchen werde, wovon eine ihn interessieren könnte. Wie konnte ich nur so blöd sein…’ Mr. Jones Miene verfinsterte sich bei diesen Gedanken. Ja. Er hatte einem seiner Schützlinge geraten, ihn in Derby zu besuchen. Und Ja. Er hatte ihm auch geraten sich bei den Sullivans vorzustellen. Und noch viel schlimmer: Er hatte ihm Miss Claire als hübsche und intelligente junge Frau vorgestellt. Hätte er doch damals gewusst, wie hübsch und intelligent…
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“Mr. Jones. Schön sie wieder zu sehen!”, begrüßte Mr. Evans seinen Mentor und verbeugte sich vor ihm. Nicole kannte er bereits, doch als er Claire sah, lächelte er sie mit einem bezaubernden Lächeln an. “Und Sie müssen Miss Claire sein. Mr. Jones erzählte bereits sehr viel von ihnen.”, begrüßter er sie und trat vor Claire um sich ein weiteres Mal zu verbeugen. Claire erwiderte die Begrüßung mit einem Knicks. Als sie Mr. Evans ansah, musste sie feststellen, dass dieser hübsch war. Er hatte etwas längere dunkelblonde Haare, die er zu einem Zopf gebunden hatte und graublaue Augen. Wenn er lächelte umspielten kleine Grübchen seine Wangen. “So? Mr. Jones erzählt von mir?”, fragte sie nach und sah Mr. Jones an, ehe sie sich wieder an Mr. Evans wandte. “Ich hoffe doch nur Gutes.” “Oh ja… Er sagte, dass sie überaus hübsch seien und auch sehr intelligent.” Claire errötete, was Mr. Evans strahlend ließ. “Und soweit ich das beurteilen kann, ist das überaus hübsch eine Untertreibung.” Mit einem Räuspern unterbrach Mr. Jones das Gespräch. Gott, er wollte nicht mitbekommen wie ein Schönling mit seiner, wie Mrs. Sullivan es genannt hatte, Herzensdame anbändelt. Und doch brachte er ihn selbst dazu. “Wir sollten die Hausherren nicht verärgern und uns zu Ihnen gesellen, Mr. Evans. Miss Claire, es war sehr angenehm mit ihnen Spazieren zu gehen. Waschen Sie sich bitte noch die Wunde aus, nicht das es wirklich noch schlimmer wird.” Er verbeugte sich vor Claire und Nicole und schubste Mr. Evans in Richtung Salon. Nicole nahm ihre Schwester an die Hand und zog sie in das weiter entfernte Speisezimmer. “Was bitte war das denn gerade?”, stellte sie Claire zur Rede. “Ihr wart spazieren? Und was ist mit deinen Finger? Zeig her.” Ohne die Widerworte von Claire zu beachten, griff Nicole nach ihrer Hand und entfernte das Taschentuch. “Autsch… Mal wieder ein Anfall von Ungeschicklichkeit?” Claire nickte nur und zog ihre Hand weg. “Nicole?”, fragte sie leise und sah ihre Schwester an. Diese verzog ihr Gesicht zu einer besorgten Miene. Ohne was zu sagen, wartete sie darauf, dass Claire fortfuhr. “Er konnte wegen mir nicht schlafen. Er sagt einem seiner Schützlinge, dass ich überaus hübsch bin und all diese Sachen und gestern…”, sie wollte schon fortfahren und von dem fast passierten Kuss erzählen. Allerdings unterbrach sie sich in diesem Moment selbst. “Ich verstehe es nicht. Er tut so, als würde er mich mögen und nun schickt er einen anderen Mann her, der mir seine Aufwartung machen soll. Warum?” Claire war ziemlich aufgewühlt und Nicole nahm sie in den Arm. “Vielleicht hat er Mr. Evans das alles erzählt und als er dich dann vorgestern sah gemerkt, wie viel ihm an dir liegt.” Claire seufzte wieder und setzte sich auf einen Stuhl. In ihren Händen hielt sie das Taschentuch von Mr. Jones und in dem Raum lag die unausgesprochene Frage: “Was soll ich denn jetzt machen?” “Wenn du meinen Rat als große Schwester hören willst: Halte dich an Mr. Evans. Er ist dein Alter und er scheint ebenfalls nicht dumm zu sein, immerhin wird er auch Anwalt. Mr. Jones mag vielleicht ein richtiger Gentleman sein, allerdings ist er mehr als 10 Jahre älter. Aber letzten Endes musst du deinem Herzen folgen.” Sie küsste ihre Schwester auf die Stirn. “Und nun auf. Sie werden sich sicherlich fragen wo wir bleiben.” Claire nickte.
Im Salon fanden sie Mr. Jones angeregt in einem Gespräch mit Mr. Evans, aber als die Mädchen eintraten, wandte sich Mr. Evans sofort an Claire. “Miss Claire, man sagte mir sie lesen gerne?” Er stellte sich neben sie und sah Claire mit einem Lächeln an. Mr. Jones wandte sich ab und ging zu dem Vater der Schwestern. Claire und Mr. Evans unterhielten sich und je mehr Claire mit ihm redete, desto sympathischer wurde dieser Mann ihr. Dennoch spürte sie Mr. Jones Blicke auf sich und schaute auch immer wieder zu ihm. Es wurde Zeit für das Abendessen und Mrs. Sullivan , die den Braten gerochen hatte, was Mr. Evans betrifft, bestand darauf, dass sich ihre Jüngste neben ihn setzte.
“Waren Sie schon einmal in London, Miss Claire?”, fragte Mr. Evans Claire während des Essens. Er saß rechts von ihr. Claire, die gerade in diesem Moment den Mund voll hatte schüttelte den Kopf. An ihrer Stelle antwortete Mr. Jones für sie, der links von ihr saß. “Nein war Miss Claire noch nie. Aber diesen Winter wird sie vielleicht für ein paar Wochen in die Stadt kommen, wenn ich sie vorhin richtig verstanden hatte.” Claire sah Mr. Jones verwirrt an und nickte. Als sie ihr Essen runtergeschluckt hatte fügte sie hinzu. “Unser Onkel und unsere Tante wohnen in London seit ein paar Monaten und Nicole und ich werden sie besuchen.” Mr. Evans strahlte wieder über das gesamte Gesicht. “Ich hoffe, dass Sie mich auch mit Ihrer Besuch beglücken werden, Miss Claire.” Claire sah Mr. Evans an. Ihr kam das Gespräch ziemlich bekannt vor. Hatte sie das nicht erst heute Morgen mit Mr. Jones. “Sofern sich dies einrichten lässt, würden wir das sicherlich gerne tun.”, lächelte Claire Mr. Evans an und wandte sich ihrem Essen zu. Mr. Jones sah aus, als hätte man ihm ins Gesicht geschlagen. “Miss Sullivan, könnte ich nach dem Essen einmal mit Ihnen sprechen?”, fragte Mr. Jones Nicole leise, sodass es die Anwesenden nicht mitbekamen. Nicole nickte. “Das dürfen Sie gerne, Mr. Jones.”
Nach dem Essen gingen Mr. Evans, Mr. Jones, Claire und Nicole spazieren. Nicole und Mr. Jones gingen einige Meter hinter Claire und Mr. Evans, die sich angeregt unterhielten. “Miss Sullivan. Dieses Gespräch führe ich mit Ihnen unter größter Geheimhaltung. Bitte erzählen sie davon nichts ihrer Schwester.” Nicole schüttelte den Kopf. “Nein, Mr. Jones, ich würde nie mit ihr über etwas reden, dass Sie mir im Vertrauen erzählen, Mr. Jones.” Dieser nickte nur und sah zu Claire, die gerade herzhaft über einen Witz von Mr. Evans lachte. Dieser bot ihr in diesem Moment seinen Arm an und sie hakte sich unter. Dies war für Mr. Jones zu viel und er fing an zu erzählen: “Bevor ich herkam erkundigte ich mit bei Ihren Vater über das Wohlbefinden der Familie. Er schrieb mir das übliche. Unter anderem auch, das Ihre Frau Mutter Sie beide endlich verheiratet wissen möchte. Als guten Freund fragte er mich, ob ich vielleicht einen jungen Mann kenne, der für Miss Claire in Frage kommt und darauf hin erzählte ich ihm von Mr. Evans.” Mr. Jones seufzte, denn Claire und eben angesprochener Mr. Evans verschwanden gerade einen kleinen Nebenweg. Anscheinend um nicht weiter von den beiden verfolgt zu werden. “Er war es auch, der vorschlug Mr. Evans einzuladen und ihn Claire vorzustellen. Also musste ich Mr. Evans davon überzeugen, nach Derby zu kommen. Und schon während meines Redens schien sein Interesse geweckt.” “Aber dann haben Sie auf den Ball gemerkt, dass Claire nicht mehr das junge Mädchen von damals war.”, fuhr Nicole fort und schloss damit das Thema. Mr. Jones nickte und sah Nicole an. “Es ist unmöglich, dass Miss Claire mich einem jungen Schönling vorzieht. Ich bin alt, und auch noch ein Freund ihres Vaters. Es ist alles gegen irgendwelche Regeln. Ich kenne sie noch, als sie ein junges Mädchen war. Damals war ich schon über 20. Und jetzt diese Gefühle. Ich verstehe mich selbst nicht mehr.”, geknickt sah er Nicole an und sie suchte nach tröstenden Worten. “Sie sollten Claire nicht aufgeben. Wenn Sie wirklich etwas für sie empfinden, dann kämpfen Sie um sie. Denn wenn Sie Claire kampflos Mr. Evans überlassen, werden Sie sich immer fragen, warum sie nicht gekämpft haben.” Mr. Jones sah Nicole an. Solche Worte hatte er der normalerweise so schüchternen unbeholfenen jungen Frau nicht zugetraut. “Mr. Evans ist ihr Schützling. Sollte er wirklich Interesse an Claire haben. Und sie dieses Interesse erwidern und gehen wir einen Schritt weiter: Die beiden Heiraten. Immer hätten Sie das junge Glück vor ihrer Nase.” Mr. Jones dachte einige Minuten über die Worte von Miss Sullivan nach, sodass er gar nicht bemerkte, wie sie wieder bei dem Anwesen der Sullivans ankamen. “Ich danke Ihnen Miss Sullivan. Sie waren mir eine große Hilfe.” Den Rest des Abends verbrachten sie mit Kartenspielen im Salon. Mr. Evans machte Claire am laufendem Band Komplimente und Claire schien sich über jedes einzelne zu freuen. Immer wieder lachte sie über seine Witze und man merkte, dass es Mr. Jones wurmte. Aber was niemand merkte, waren die Blicke, die Claire Mr. Jones zu warf. Niemand bis auf Nicole.
“Was hältst du von Mr. Evans, Claire?”, fragte Nicole abends als sie in den Betten lagen. Claire zuckte nur mit den Schultern. “Ich weiß es ehrlich gesagt nicht.” Seufzte sie und drehte sich auf den Bauch. “Er ist nett, zuvorkommend und ein Gentleman. Allerdings finde ich sein Auftauchen etwas seltsam finde. Allerdings hat er einen ähnlichen Humor wie ich ihn habe.” Wieder seufzte sie und machte sich auf eine weitere Schlaflose Nacht bereit. “Aber ich denke, dass ich ihm eine Chance geben werde”, flüsterte sie bevor ihr die Augen zufielen.
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Die nächsten zwei Wochen gingen ziemlich schnell vorbei und je näher das Wiedersehen mit Mr. Kent kam, desto nervöser wurde Nicole. Ihre Schüchternheit ihm gegenüber war wieder voll da und sie wusste nicht, wie sie reagieren sollte, wenn er plötzlich vor ihr stand. Mr. Evans wich während der Zeit kaum einen Schritt von Claires Seite. Immer wieder suchte er mit ihr das Gespräch und sie erzählten sich aus ihrem bisherigen Leben. Claire schien immer mehr Gefallen an ihm zu finden, sie lachte über seine Witze, freute sich über seine Komplimente und genoss die Spaziergänge mit ihm. Mr. Jones beobachtete alles mit einem mulmigen Gefühl im Bauch. Es schmerzte ihm zu sehen, wie sich Claire einem anderen zuwandte, so dass ihm gar nicht auffiel, wie Claire ihm hin und wieder Blicke zuwarf. Es war wieder früh am Morgen, als Claire nicht schlafen konnte und noch im Schlafzeug in die Küche schlich, um sich etwas zu trinken zu holen. Gerade als sie sich mit ihrem Glas Wasser umdrehen wollte, bemerkte sie, dass Mr. Jones in der Tür stand. Vor Schreck, da sie niemanden in der Früh erwartete, ließ sie das Glas zu Boden fallen. “Ich.. Ich habe nicht erwartet jemanden hier unten anzutreffen.”, stammelte Claire und wollte sich gerade daran machen, die Scherben aufzusammeln, als Mr. Jones neben sie trat und das gröbste aufhab. “Sie sollten das nicht machen, Miss Claire, nicht das sie in die Scherben treten oder sich schneiden.”, sagte er nur trocken und entsorgte die gröbsten Scherben in einer Art Mülleimer. Claire, der bei seinen Worten bewusst wurde, dass sie nur Schlafzeug trug, schaute stumm zu Boden. Sie kam sich wieder wie das kleine Mädchen vor, dem Mr. Jones vorlas. “Es… es tut mir Leid…”, sagte sie und wollte sich an den Tisch setzten, doch Mr. Jones hielt sie auf. “Es sind immer noch kleine Scherben auf dem Boden. Ich möchte nicht, dass sie sich verletzten.”, Mr. Jones trat auf Claire zu und hob sie hoch, so dass er sie auf Händen trug. Claire errötete, machte aber keine Anstalten runter zu wollen. Für einen kleinen Augenblick schmiegte sie sich an ihn und schloss die Augen, aber nur um sie sogleich wieder zu öffnen. Mr. Jones trug Claire aus der Küche in den Salon und setzte sie auf dem Sofa ab. Es schien ihm keine große Anstrengung zu bereiten, das Mädchen zu tragen. Betroffen schaute Claire zu Boden. “Danke, Mr. Jones.”, flüsterte sie leise und sah ihn mit einem schüchternen Lächeln an, dass genauso unsicher von ihm erwidert wurde. Einige Minuten saßen sie schweigsam da. Claire auf dem Sofa mit angezogenen Beinen und Mr. Jones ihr gegenüber auf einem anderem Sofa. Keiner sah den anderen an, als würden sie unter Beobachtung stehen. Schließlich unterbrach Mr. Jones das Schweigen: “Ihre Mutter hofft anscheinend auf einen baldigen Antrag von Mr. Evans.”, seine Stimme hatte einen grimmigen Unterton angenommen. Claire schaute auf und sah einen traurigen Blick in seinen Augen. “Ich denke es ist noch zu früh um von einer baldigen Verlobung zu reden.”, erwiderte sie und lächelte vorsichtig. “Würden Sie es mir sagen, sobald der Fall eintritt?”, fragte Mr. Jones und seine Augen wirkten noch trauriger. “Immerhin war ich früher Ihr engster Vertrauter.” Claire sah den Mann vor ihr weiter an. Was sollte sie darauf antworten? Dennoch nickte sie zustimmend. “Sie wären einer der Ersten, der es erfahren wird, Mr. Jones”, antwortete sie wieder mit einem Lächeln. Mr. Jones seufzte tief und stand auf um sich an das Fenster zu stellen. “Sie haben es verdient glücklich zu sein, Miss Claire”, sagte er nur und lehnte seinen Kopf an das Fenster. Die Sonne ging langsam auf und schien Mr. Jones in das Gesicht. Claire sagte zu seinen Worten nichts sondern stand vorsichtig auf um sich neben ihn zu stellen. “Mr. Jones?”, fragte sie leise und er blickte Claire an. “Sie… Sie wirken in letzter Zeit so bedrückt. Ich frage mich, was der Grund für diese Betrübtheit ist.” Sie legte ihre Stirn in Sorgenfalten und sah ihren Gegenüber an. Diese blickte zu der jungen Frau und seufzte einmal. “Miss Claire, ich frage mich in den letzten Tagen, ob es wirklich richtig war nach Derby zurückzukehren.” Claire sah ihn mit ihren großen brauen Augen an. “Ich finde es schön, Sie nach so langer Zeit einmal wieder sehen , Mr. Jones. Sie waren ziemlich lange Zeit in London.” Claire errötete und entfernte sich wieder ein paar Schritte von Mr. Jones um zu dem Sofa zurückzugehen. “Wir alle, aber vor allem Vater, haben Sie vermisst, nachdem Sie so lange Zeit bei uns waren.” Mr. Jones drehte sich zu Claire um und sah sie überrascht an. “Verzeiht… Aber die Geschäfte ließen es nicht zu Ihnen früher einen Besuch abzustatten”, antwortete Mr. Jones und setzte sich neben Claire auf das Sofa. In dem Moment erklangen Schritte auf der Treppe und Claire schreckte hoch. “Ich sollte… eigentlich nicht in diesem Aufzug mit Ihnen reden Mr. Jones”, sagte sie mit verwirrter Stimme und stand auf um zur Tür zu gehen. Doch bevor sie diese öffnen konnte, ging sie von außen auf und Mr. Evans stand vor ihr. Mit einem kleinen Knicks begrüßte Claire den jungen Mann und eilte mit schnellen Schritten an ihm vorbei in ihr Schlafgemach. Mr. Evans schaute ihr verwirrt hinterher und trat in den Salon. “Was haben Sie Miss Claire angetan, Mr. Jones, dass sie so aufgewühlt ist.”, fragte Mr. Evans witzelnd und Mr. Jones zuckte nur einmal mit den Schultern. “Ich wollte mit Ihnen reden, Mr. Jones. Es geht um Miss Claire.” Mr. Jones sah ihn ernst an und deutete auf den Sessel vor sich. “Worum geht es denn.” Mr. Evans seufzte und ließ sich auf dem Sessel nieder. “Sie ist so wunderbar. Besser, als Sie sie beschrieben haben. Allerdings…” Wieder folgte ein tiefer Seufzer. “Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob sie das gleiche für mich fühlt. Wissen Sie ob es da vielleicht noch einen anderen Mann in ihrem Leben gibt?” Mr. Jones seufzte. Das hatte sein Schützling ihn doch nicht wirklich gerade gefragt? Dennoch wollte er ihm eine Antwort geben. “Ich denke schon, dass Miss Claire Sie sehr gerne hat, James, allerdings sollten Sie noch ein wenig warten, wenn Sie gedenken das Mädchen zu ehelichen. Nach zwei Wochen ist dies einfach noch ein klein wenig zu früh.” Mr. Jones lächelte seinen Schützling aufmunternd an. Er wusste, dass er noch mehr Zeit brauchte, um um Claire zu kämpfen. Sollte Mr. Evans sich jetzt mit ihr verloben, würden alle seine Chancen verfliegen. James nickte nur und stand wieder auf. “Ich danke Ihnen, Mr. Jones.”
Die Sonne war bereits aufgegangen und Claire saß verwirrt in ihrem Bett. Nicole lag noch schlafend neben ihr und hatte das nächtliche Verschwinden gar nicht bemerkt. Langsam regte die älteste Schwester und wachte langsam auf. “Guten Morgen Sonnenschein!”, wurde sie von Claire begrüßt, die ihre Schwester freundlich anlächelte. Sie hatte gute Laune und wusste, dass es damit zusammenhing, dass Mr. Jones sie heute auf Händen trug. Claire stand auf und begann sich zu waschen. “Claire? Was ist heute los mit dir? Du entwickelst dich zu einem Frühaufsteher”, Nicole sah Claire aufmerksam an, doch die lachte nur. “Ach was. Nur weil ich heute mal früher wach bin als üblich.” Claire war gerade dabei sich umzuziehen und kämmte ihre Haare. “Ich hasse meine Locken. Immer ziept das. Was würde ich für deine glatten Haare tun, Nicole.”, seufzte sie und betrachtete sich im Spiegel. “Findest du nicht auch, dass ich total fertig aussehe?”, fragte sie ihre große Schwester, die gerade aufstand und sich wusch. Diese verneinte und beteuerte ihr, dass sie schön sei wie eh und je. Claire strahlte sie daraufhin an und ging zur Tür. “Ich werde schon einmal runtergehen. Ich habe wahnsinnigen Hunger.”, seufzte sie und verschwand aus dem Zimmer. Nicole sah ihr lächelnd hinter und schüttelte nur den Kopf. “Endlich ist sie wieder die Alte.”, seufzte sie laut und musste kichern.
Am Frühstückstisch saßen schon alle beisammen und warteten auf die Mädchen. Mr. Sullivan las wie immer seine Zeitung, Mrs. Sullivan unterhielt sich mit Mr. Evans und Mr. Jones sah gedankenverloren aus dem Zimmer. “Guten Morgen”, flötete Claire, während sie sich auf ihren Platz zwischen Mr. Evans und Mr. Jones fallen ließ. Ihre Mutter unterbrach das Gespräch und sah ihre Jüngste lächelnd an. “Guten Morgen Liebes, gut geschlafen? Wo bleibt denn Nicole?” Claire griff nach einen Brötchen und strahlte mit der Sonne um die Wette. “Ich hab eigentlich ganz gut geschlafen. Nicole macht sich noch fertig. Sie hatte glaub ich einen Albtraum. Wie war deine Nacht, Mutter?” Die fremden Männer sahen dem Gespräch zwischen Mutter und Tochter zu und Mr. Evans suchte immer wieder Claires Blick, die seinen mit einem bezaubernden Lächeln erwiderte und gleich darauf auch Mr. Jones eines schenkte. Nach einigen Minuten betrat auch Nicole das Zimmer. “Morgen…”, sagte sie nur und setzte sich neben ihre Mutter. Das morgendliche Gespräch zog sich noch eine Weile hin, als auch schon der Diener an der Tür klopfte und mit der morgendlichen Post eintrat. Es war ein Brief für Mr. Sullivan und einer für Mr. Jones. Mr. Sullivan lächelte, als er den Brief las. “So Nicole, es scheint als wäre Mr. Kent wieder in Derby. Wir sind heute Abend auf einen Ball bei ihm eingeladen.”, sagte er, als er den Brief geendet hatte. Nicole errötete und sah auf ihr Essen. “Ein Ball? Ist das nicht wunderbar!”, lachte Claire und wurde so gleich von Mr. Evans gefragt, ob sie ihm den ersten Tanz schenken würde. Doch sie wurden von einem Räuspern unterbrochen. “Ich glaube nicht, dass wir auf einen Ball gehen werden, James.”, sagte Mr. Jones und reichte ihm den Brief. Mr. Evans nahm ihn und überflog ihn schnell. “Reisen wir gleich ab?”, fragte James und sah Mr. Jones an. Claire sah Mr. Jones mit offenem Mund an. “Sie reisen ab? Wann?” Mr. Jones überlegte einen Moment lang. “Ich denke wenn wir Morgen gleich in der Früh abreißen, wird es reichen. So können Sie wenigstens noch einmal mit dieser bezaubernden jungen Dame tanzen, James.”, gab Mr. Jones zur Antwort. “Entschuldigen Sie mich bitte, Mr. Sullivan, aber ich muss gleich ein Schreiben mit meiner Ankunft zurücksenden. Sie wissen ja, die Geschäfte.” Er erhob sich vom Tisch und verließ das Speisezimmer. Claire wandte sich ihrem Essen zu. Man merkte, dass ihre Laune sich verschlechterte, doch sie hatte sich geschworen, heute gute Miene zum Bösen Spiel zu machen. “Nicole, dass ist doch wunderbar! Heute Abend siehst du den Mr. Kent wieder.”, sagte sie und strahlte ihre Schwester an. Nicole errötete wieder und nickte. “Entschuldigt mich, aber ich muss noch mein Ballkleid ein wenig abändern.”, sagte diese und stand auf. Das Frühstück schien anscheinend für beendet.
Mr. Evans und Claire sind nach draußen gegangen um das Wetter zu genießen. Sie spazierten ein wenig durch den nahe gelegenen Wald. “Ich finde es schade, Sie schon wieder verlassen zu müssen, Miss Claire.”, unterbrach Mr. Evans das längere Schweigen, dass zwischen ihnen herrschte. Claire nickte. “Sie waren wirklich eine sehr angenehme Gesellschaft, Mr. Evans” “James…” “Wie bitte?” “Nennen Sie mich James, Miss Claire.” Sie waren stehen geblieben und standen nun voreinander. “Miss Claire, ich muss Ihnen gestehen, Sie haben mich verzaubert.” James trat näher an ihr heran und strich ihr sanft eine Haarsträhne aus dem Gesicht. “Mr. Evans, sagen sie so was bitte nicht…”, Claire wandte sich ein wenig von ihm ab und ihr Gesicht durchzog eine leichte Röte. “Ich… Ich muss es Ihnen aber sagen, Miss Claire. Meine Gefühle Ihnen gegenüber sind mehr als nur rein freundschaftlicher Natur. Ich liebe Sie!” Er war um Claire rum gelaufen und nahm ihre Hände. “Ich liebe Sie, Miss Claire. Mehr als alles andere auf dieser Welt. Ich möchte Sie nicht verlassen, ohne Ihnen das gesagt zu haben.” James sah Claire liebevoll an und strich ihr sanft über die Wange. “James…”, flüsterte Claire und wandte sich wieder von ihm ab. “Ich fühle mich Ihren Gefühlen gegenüber sehr geehrt, aber…” “Bitte Miss Claire. Wenn Sie meine Gefühle auch noch nicht in der selben Intensität empfinden können, geben Sie mir wenigstens die Gelegenheit, sie noch besser kennen zu lernen.” James hatte wieder nach ihren Händen gegriffen und sah sie liebevoll an. “Begleiten Sie mich mit nach London. Ich bin kein schlechter Mensch, Miss Claire. Lernen Sie mich besser kennen.” Claire lächelte. Sie war angetan von seinem Vorschlag, dennoch wusste sie nicht, ob er es falsch auffassen würde, wenn sie mit ihm ging. “James. Ihr Vorschlag ehrt mich zutiefst. Ich würde die Einladung gerne annehmen, aber noch nicht morgen.” Claire lächelte ihn an und ließ es zu, dass er ihr durch das Haar strich. “Meine Schwester macht gerade viel durch und ich möchte gerne an ihrer Seite sein.” James sah sie enttäuscht an und strich ihr wieder über die Wange. “Ich kann solange nicht warten, Miss Claire…”, flüsterte er leise. Claire sah ihn weiterhin an und überlegte nach einer Lösung. “Ich werde Sie in 3 Wochen besuchen kommen, James. Bis dahin werde ich ihnen regelmäßig schreiben, dass verspreche ich Ihnen.” James strahlte seine Herzensdame an und nickte. “Ich danke Ihnen, Miss Claire.” Er küsste ihre Wange und bot ihr den Arm an, um zurückzugehen. “Ich werden Ihnen dann auch mit Sicherheit antworten, wenn Sie mir schreiben”, James strahlte über das gesamte Gesicht, während sie sich auf den Rückweg machten.
Währendessen saßen Nicole und Mr. Jones zusammen im Salon. Mr. Sullivan hatte sich in seine Bibliothek zurückgezogen und Mrs. Sullivan war mit einem Buch im Wintergarten. “Mr. Evans schätzt Miss Claire sehr. Ich glaube das eine Verlobung nicht mehr lange auf sich warten lässt.”, sagte Mr. Jones und sah Nicole aufmerksam an. “Hat Ihre Schwester irgendetwas in diese Richtung erwähnt?” Nicole ließ von ihrer Näharbeit ab. Sie hatte ein paar Nähte an ihrem Kleid angebracht, sodass es nicht mehr aussah wie das Alte. “Mr. Jones auch meine Schwester redet mit mir über solche Sachen, allerdings tut sie es wie Sie im Vertrauen. Es wäre ihr gegenüber ungerecht, wenn ich mit Ihnen darüber rede würde.”, Seufzte sie und legte das Kleid neben sich, damit sie ihre Hände in ihrem Schoß falten konnte. Mr. Jones nickte: “Ich verstehe.” “Wollten Sie nicht um meine Schwester kämpfen, Mr. Jones?”, hakte Nicole nach und sah Mr. Jones aufmerksam an. Dieser schnaufte einmal kurz auf und sah Nicole an. “Ich möchte sie nicht zu sehr verunsichern. Es reicht schon, wenn ein Mann um ihre Gunst buhlt und sollte dieser ihr Herz gewinnen, dann sollte ich sie glücklich werden lassen.”, seufzte er und sah Nicole an. “James ist jünger als ich, er sieht besser aus und er ist kein alter Freund ihres Vaters. Er hat ihr nicht, als sie klein war, Gute-Nacht-Geschichten vorgelesen. In allen Punkten ist er der bessere Partner für sie.”. Seine Augen wirkten traurig und er sah Nicole an, die ihn mit einem Lächeln ansah. “Wenn Sie mich fragen, ist Claire nicht gut genug für Mr. Evans. Sie hat jemanden verdient, der alles für sie tun würde. Sie hat Sie verdient, Mr. Jones. Geben Sie Claire nicht auf, Tanzen Sie heute Abend mit ihr und sie wird James vergessen.” Nicole stand auf. Es war Zeit sich umzuziehen und vorher wollte sie noch nach Claire suchen. Mr. Jones sah Nicole an. Noch bevor sie den Raum verlassen hatte, sagte er: “Sie haben gerade verraten, das Claire in mir doch mehr sieht als den alten Bekannten, Miss Sullivan” Nicole drehte sich um und grinste ihn an. “Ich sagte nur, dass Sie nicht aufgeben sollen, Mr. Jones. Guten Tag” Sie knickste vor ihm und verschwand.
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Es draußen dunkel geworden und eine 3-spannige Kutsche fuhr vor dem Anwesen der Sullivans vor. Die Damen stiegen zuerst ein. Als Claire einsteigen wollte merkte sie eine Hand, die ihr in die Kutsche half. Ihr erste Gedanke galt natürlich James Evans, der sich schon den ganze Tag so liebevoll um sie kümmerte. Doch als sie zu der Herkunft der Hilfe ansah, sah sie in Mr. Jones Augen, die sie liebevoll anlächelte. “Beeilen Sie sich, Miss Claire, ansonsten kommen wir noch zu spät.”, sagte er mit einem Lächeln und stieg ihr hinterher in die Kutsche. Claire wusste nicht so recht damit umzugehen, zumal James Mr. Jones hin und wieder einen verwirrten Blick zu warf. “Miss Claire, würden Sie mit mir den ersten Tanz tanzen?”, fragte Mr. Jones und lächelte die junge Frau freundlich an. Diese schaute verwirrt zu ihrer Schwester, die nur ein kleines Lächeln auf den Lippen hatte. Dann nickte sie Mr. Jones zu. “Das würde ich sehr gerne.”, antwortete sie und sah zum Fenster hinaus. Mr. Evans, der sie heute morgen schon fragte, wollte zunächst protestieren, erinnerte sich aber, dass sie ihm auf die Frage keine Antwort gab, da Mr. Jones das Gespräch unterbrach. Es kam James komisch vor, dass Mr. Jones plötzlich Interesse an Claire zeigte.
In Dungton Hall angekommen kam ein aufgeregter Mr. Kent auf die Kutsche zu und öffnete sie von außen. “Miss Sullivan, schön sie wieder zu sehen!”, lächelte er Nicole an und half ihr raus. Claire ließ sich wieder von Mr. Jones helfen, der sie unentwegt anlächelte. ‘Was ist nur mit den Männern heute los?’, fragte sie sich während sie sich in Richtung Anwesen bewegten. Mr. Kent erzählte währenddessen Nicole, wie es in London gewesen ist. Es war zu sehen, wie sehr er sich freute, Miss Sullivan wieder zu sehen. “Sieht so aus als würde Adam Miss Sullivan mögen.”, hörte sie James Stimme neben ihrem Ohr. Sie lächelte ihn an und flüsterte zurück: “Ja. Genauso mag Nicole ihn. Allerdings zeigt sie dies nicht so offen.” “Dies sollte sie aber lieber tun. Männer verlieren das Interesse, wenn sich die Frauen sich rar machen.” “Sprechen Sie aus eigenen Erfahrungen oder aus Erzählungen von Ihren Freunden, Mr. Evans?”, fragte Claire nach und grinste verschmitzt. “Da ich bisher nur einer einzigen Frau zugetan bin, und diese mich bislang noch nicht abgewiesen hat, spreche ich aus den Erfahrungen meiner Freunde und engsten Vertrauten.”, lächelte er Claire zu während sie durch die Tür von Dungton Hall gingen. Claire dachte über seine Worte nach. Es stimmt. Abgewiesen hat sie Mr. Evans noch nicht, aber sie hatte ihm auch nicht ihre Zuneigung beteuert. “Du denkst zuviel nach, Schwesterchen.”, hörte sie die Stimme ihrer Schwester und sie zuckte leicht zusammen. “Genieße einfach den Abend, ab morgen früh wirst du erst einmal für drei Wochen deine Ruhe haben” Claire hatte ihrer Familie in Abwesenheit der Gäste mitgeteilt in drei Wochen nach London zu reisen um ihre Verwandten zu besuchen. Ihre Mutter war ganz begeistert von dieser Idee und stimmte ihrem Vorhaben voll und ganz zu, da sie hoffte, dass ihre Jüngste verlobt wieder nach Derby zurückkommen wird. Claire sah ihre große Schwester dankbar an, als auch schon der Erste Tanz angestimmt wird. Mr. Kent kam auf die beiden Schwestern zu. “Miss Claire ich hoffe, Sie sind mir nicht böse, dass ich Ihre Schwester nun entführen muss.”, lachte er und nahm Miss Sullivan an die Hand. Claire nickte den beiden zu und suchte mit ihren Blicken den Saal ab. Wollte Mr. Jones nicht mit ihr Tanzen? “Suchen Sie zufällig nach mir, Miss Claire?”, hörte Claire seine tiefe Stimme neben ihrem Ohr und ihr Herz rutschte zwei Etagen tiefer. “In der Tat, Mr. Jones, immerhin baten Sie mich um den ersten Tanz”, lächelte sie ihm zu und hakte sich bei ihm unter, als er ihr den Arm anbot. Im Gegensatz zu dem letzen Tanz, den sie zusammentanzen, schwiegen sie nicht sondern unterhielten sich: “Sie und Mr. Evans waren heute ziemlich lange spazieren.”, bemerkte Mr. Jones und sah sie aufmerksam an. “Ja, dass stimmt. Wir haben uns nett unterhalten.”, bei dem Gedanken an die Unterhaltung von heute Morgen errötete Claire und wandte sich mit ihrem Gesicht von Mr. Jones ab. “Das kann ich mir vorstellen…”, Mr. Jones Stimme hatte einen mürrischen Unterton angenommen. Claire sah zu ihm auf und sah ihn fragend an. Mr. Jones entschuldigte sich mit einem Lächeln. “Tut mir Leid, Miss Claire. Ich bin nur nicht so begeistert davon morgen abreisen zu müssen. Ich habe das Gefühl viel zu wenig Zeit mit Ihnen verbracht zu haben.” Ein Lächeln huschte über Claires Lippen und sie dachte an die kleinen zufälligen Treffen in den frühen Morgenstunden. “Konnten Sie heute Nacht wieder nicht schlafen?”, fragte sie ihren Tanzpartner, der mit einem Nicken antwortete. “Mir schwirrt momentan einfach soviel im Kopf herum. Aber nichts, was von Bedeutung oder wirklich wichtig wäre. Konnten Sie auch wieder nicht schlafen?”, stellte er die Gegenfrage. “Es war in unserem Schlafgemach sehr warm und ich bekam Durst. Deswegen ging ich nach unten heute früh. Ich dachte nicht, dort jemanden anzutreffen, deswegen war ich noch in meinen Schlafkleidern.”, sie errötete und fügte hinzu. “Ich hoffe, dass es sie nicht allzu sehr gestört hat.” Mr. Jones schüttelte den Kopf und beruhigte sie. “Keinesfalls. Sie sahen wie in allen Sachen bezaubernd aus, Miss Claire.” Der Tanz war zu Ende und Mr. Jones verbeugte sich vor Claire. “Es tut mir Leid, dass ich nicht länger in Derby bleiben kann. Ich hoffe, dass wie uns während ihres Aufenthaltes im Winter wieder sehen. Es würde mich sehr freuen.” Er gab Claire noch einen Handkuss, ehe er sie zum ausgestellten Buffet begleitete. Ohne weitere Worte reichte Jones ihr einen Wein, den sie dankend annahm. “Auf Ihre Schönheit, Miss Claire.”, prostete Mr. Jones ihr zu und zwinkerte. Claire sah verlegen zur Tanzfläche und sah Nicole wieder mit Mr. Kent tanzen. Auch Mr. Evans tanze. Mit ihrer Mutter, die es sichtlich genoss mit dem dem Jungen Mann zu tanzen. “Mr. Evans ist ein ehrenhafter Mann, Miss Claire. Und er mag Sie wirklich gerne.” Mr. Jones war ihrem Blick gefolgt und bemerkte, dass sie lächelte, als sie seine Worte hörte. “Ich weiß, Mr. Jones.”, antwortete sie und wandte sich ihren Gesprächspartner zu. “Unter Freunden: Er sagte mir heute morgen, was er für mich empfindet und fragte mich ob ich ihn morgen früh begleite und mit nach London komme.”, sprach sie endlich aus. Sie hatte es nicht einmal Nicole gegenüber erwähnt. Mr. Jones sah sie mit hochgezogener Augenbraue an. “Er hat Ihnen einen Antrag gemacht?”, fragte er nach, während er sich zusammenreißen musste, das Glas in seiner Hand nicht zum platzen zu bringen. Claire schüttelte den Kopf und Jones atmete erleichtert auf. “Er hat mir noch keinen Antrag gemacht, Mr. Jones. Er beteuerte mir nur seine Gefühle. Es wäre noch zu früh, nach zwei Wochen des Kennenlernens von einer Verlobung zu sprechen.”, Claire nippte an ihrem Wein und sah Mr. Jones an. Dieser nickte nach einigen Sekunden des Schweigens. “Sie haben Recht. Es wäre noch zu früh über eine Verlobung zu reden. Kommen Sie denn mit nach London?”, fragte Jones mit einem hoffnungsvollen Unterton. Claire schüttelte den Kopf. “ Nein, noch nicht. Ich werde allerdings in drei Wochen meine Verwandten besuchen und bis zum Ende des Jahres in London bleiben.” Mr. Jones sah sie an und strahlte. “Sie bleiben sechs Monate in London? Das freut mich. Ich hoffe, dass ich Sie in der Zeit einmal sehen werde.” Er stellte sich direkt neben Claire und sie lächelte ihn an. In diesem Moment kam Mr. Evans auf die Beiden zu und Claire konnte Mr. Jones noch ein schnellen: “Ich hoffe dies auch…” zuflüstern. Mr. Evans sah Claire so liebevoll an, wie heute Morgen bei ihrem Gespräch. “Ich hoffe, dass sie mir auch noch einen Tanz schenken, Miss Claire. Ich wäre untröstlich wenn nicht.”, sagte er und nickte Mr. Jones zu. Claire nickte und deutete auf die Tanzfläche. “Wie wäre es, wenn wir dies gleich machen.” schlug sie vor und Mr. Evans nahm Claire an die Hand um sie zur Tanzfläche zu führen. Mit einem Blick über die Schulter sah Claire zurück zu Mr. Jones, der die beiden jungen Menschen beobachtete. Ihm entging dieser Blick nicht und es versetzte ihn innerlich in eine helle Freude, Den Rest des Abends tanzte Claire nur mit Mr. Evans und bemerkte die Blicke nicht, die Mr. Jones ihr zuwarf. Nicole führte den Abend nette Gespräche mit Mr. Kent, der immer wieder seine Bewunderung aussprach. Am nächsten Abend sollten sie gemeinsam bei den Sullivans zu Abend essen, was ihre Mutter vor Freude verzückt kichern ließ. Sie machten sich auf den Heimweg und wieder half Mr. Jones ihr in die Kutsche und Mr. Evans beobachtete dies mit ziemlichen Unmut.
Wieder bei dem Anwesen der Sullivans gingen alle ziemlich früh ins Bett und allen fielen sofort die Augen zu. Allen bis auf Mr. Jones und Claire. Claire lag ihm Bett und starrte an die Decke. Sie wusste nicht, was sie von diesem Tag halten sollte. Sollte sie ihr Herz ganz an Mr. Evans verschenken, oder doch noch warten, was in London alles passieren wird? Sie wusste es nicht. Genauso von Zweifeln geplagt, lag Mr. Jones im Bett. Sollte er Claire sagen, was er empfand und sich somit gegen seinen Schützling stellen, oder sollte er seinem Schützling das Glück gönnen, das er ihm noch empfohlen hat? Für beide wurde es zu einer schlaflosen Nacht.
Am nächsten Morgen, Claire war wieder früh aufgestanden und hatte sich bereits angezogen, ehe die anderen wach wurden. Sie stand im Salon und sah in den verregneten Garten, als sich hinter ihr die Tür öffnete. Claire drehte sich nicht um, sondern sah weiter nach draußen. “Sie sind schon wieder so früh wach, Miss Claire. Ich glaube Sie sollten keinen Wein mehr trinken.”, begrüßte sie die tiefe Stimme Mr. Jones. Claire sah zu Seite, als er neben sie trat. “Und sie sollten nicht soviel nachdenken, Mr. Jones.” lächelte sie und sah nach draußen. Es war ein kühler Sommertag und Claire hatte sich eine leichte Decke über die Schultern gelegt. Nach dem sie längere Zeit so da standen musste Claire schmunzeln. “Das Wetter ist passend zu der Aufbruchstimmung, die hier heute herrschen wird.”, erklärte Claire dem fragendem Gesicht von Mr. Jones. Dieser sah sie noch verwirrte an und Claire ging zur Tür. “Kennen Sie den Spruch: ‘Wenn Engel reisen, weint der Himmel’, Mr. Jones?”, fragte Claire mit einem schüchternem Lächeln und verließ den Salon. Mr. Jones sah hier hinterher und ein Lächeln umspielte seine Lippen. “Wenn Engel reisen weint der Himmel.”, wiederholte er schmunzelnd und dachte über ihre Worte nach. “Fragt sich nur, wer für Sie der Engel ist, Miss Claire.”, seufzte er und sah wieder aus dem Fenster.
Das Frühstück verlief ziemlich schweigsam. Die ganze Familie Sullivan war bedrückt, den ihnen waren die Gäste ans Herz gewachsen. Auch der Abschied verlief sehr kühl. Mr. Evans flüsterte Claire ein: “Ich freue mich auf unser Wiedersehen, Miss Claire, bitte schreiben Sie mir bald.”, sagte er und gab ihr vor allen Anwesenden einen Kuss auf die Wange. Mr. Jones verabschiedete sich von allen Damen mit einem Handkuss und versprach Mrs. Sullivan bald wieder nach Derby zu kommen. Dann fuhr die Kutsche ab und ließ die Sullivans in ihrem altem Leben zurück.
- 7 - Nicole wusste nicht, was sie von der Liebesgeschichte ihrer Schwester halten soll. Es war für alle offensichtlich, dass Claire auf die Annährungsversuche von Seiten Mr. Evans einging. Allerdings waren die Blicke, die sie Mr. Jones zu warf mehr als eindeutig. Jedenfalls für Nicole. Aber wenn sie ihre kleine Schwester darauf ansprach, wich sie ihr immer wieder aus. Auch das war ein eher untypisches Verhalten für Claire. Nicole wurde einfach nicht mehr schlau aus ihr. Eines Abends sah sie Claire in ihrem Zimmer einen Brief schreiben. “Seit wann schreibst du deine Briefe nicht mehr im Salon?”, fragte Nicole sie und Claire errötete. Sie machte keine Anstalten sofort zu antworten, sondern schrieb noch ihren angefangenen Satz zu Ende. “Ich schreibe immer dort, wo ich meine Ruhe habe. Vorhin waren noch Mutters Freundinnen im Salon. Du weißt doch wie sie sind.” “Mr. Evans?”, fragte Nicole und deutete auf den Brief. Claire errötete und sah auf den Brief. Als würde sie sich für das was sie tut schämen, nickte sie und sah ihre ältere Schwester nicht. “Claire. Ich werde einfach nicht schlau aus dir…”, seufzte Nicole, “Hast du Mr. Evans etwas versprochen? Habt ihr euch heimlich verlobt?”, sprach sie ihre innerliche Befürchtung aus und sah Claire mit verschränkten Armen an. Claire sah sie entgeistert an und stand ruckartig auf. “Wie kommst du auf so was, Nicole? Ich würde mich nie heimlich verloben und schon gar nicht nach 2 Wochen.” “Wie kommt es dann, dass ihr euch regelmäßig schreibt?” “Ich habe ihn versprochen, ihm zu schreiben, sobald ich nach London kommen, was ist daran verkehrt?” “Das, dass dies nicht der erste Brief ist, Claire…” Claire setzte sich wieder hin und schwieg. Sie hätte nie gedacht, dass ihre Schwester ihr so etwas unterstellen würde. Mit einem Seufzen wandte sie ihr Gesicht ab, denn Claire merkte, wie ihr die Tränen kamen. Sie war enttäuscht. “Claire? Claire, es tut mir Leid. Ich… Ich weiß nur nicht was ich denken soll”, Nicole eilte zu ihrer Schwester, die aufstand und zum Fenster ging. “Glaube was du willst…”, antwortete sie und biss sich auf die Unterlippe. Nicole seufzte. “Du liebst ihn, richtig?” “Ich kann es dir ehrlich gesagt nicht sagen.” “Würdest du mir das sagen?” Claire sah ihre Schwester an und hielt sich eine Hand an die Stirn. “Es ist alles nicht so einfach. Ich brauche einfach nur Zeit für mich, deswegen fahr ich nach London.” Nicole schluckte. Noch nie wollte ihre Schwester Zeit für sich haben. Was war es nur, was sie innerlich so beschäftigt? “Du wirst das Richtige tun, Schwesterchen. Folge einfach deinem Herzen.”, Nicole nahm Claire kurz in dem Arm und verließ das Zimmer. ‘Meinem Herzen folgen? Wenn das so einfach wäre…’, Claire ließ einen lauten Seufzer von sich und setzte sich wieder an ihren Brief.
“Mr. Evans, Nun schreibe ich Ihnen schon meinen Dritten Brief und kann Ihnen immer noch keine Neuigkeiten mitteilen, weswegen mein Brief wieder kürzer ausfallen wird, als Ihrer. Meine Familie erfreut sich bester Gesundheit. Und ich befinde mich im Aufbruch. Meine Koffer sind gepackt und morgen früh geht meine Reise nach London los. Ich werde Ihnen schreiben, sobald ich in London ankomme. Ich denke, dass die am Samstag den 6. sein wird. Mit lieben Grüßen verbleibe ich Claire Sullivan”
Claire seufzte tief, als der Brief endete. Sie sollte auf ihr Herz hören. Aber was ist, wenn das Herz von einem verlangt, etwas anderes zu tun, als alle von einem erwarten? Hört man in einer solchen Situation auf das Herz oder den Verstand? Claire beschloss so lange auf ihren Verstand zu hören, wie sie es für möglich hielt. Und so versiegelte sie den Brief und gab ihm den Boten mit. Im ganzen Haus herrschte aufgrund Claires Abreise reges Treiben. Alle waren dabei noch die letzten Sachen einzupacken und ihrer Tochter und Schwester einige Ratschläge für die erste Reise allein mitzugeben. “Und vergesse mir ja nicht, meinen Bruder Edward von mir zu grüßen. Und bedanke dich bei seiner Frau Charlotte für die Einladung.”, erinnerte Claires Mutter sie immer wieder. Dann war der große Augenblick gekommen. Claire stieg in die Kutsche und machte sich auf den Weg nach London. Während der langen Fahrt gingen ihr die verschiedensten Gedanken durch den Kopf. Was sollte sie machen, wenn sie in London nicht nur auf Mr. Evans, sondern auch auf Mr. Jones trifft? Es war zum Haareraufen.
Währenddessen erhielt Mr. Evans ihren Brief. Er war gerade dabei einen Gesetzestext auswendig zu lernen und saß neben Mr. Jones im Arbeitszimmer seines Mentors, als der Diener mit der Post eintrat. Mit einem Strahlen nahm er den Brief entgegen, sah kurz auf die Handschrift und sah seinen Mentor an. “Von Miss Claire…”, erklärte er und Mr. Jones stand auf um zum Fenster zu treten. Es regnete wieder in Strömen, was aber in England nicht unbedingt selten vorkam. Er fragte sich, warum Miss Claire und James sich so viel schreiben. War zwischen ihnen doch mehr als beide sagten? “Sie… sie ist bereits auf dem Weg nach London. Vielleicht trifft sie jeden Moment in London ein!”, rief James laut aus und stand vor Freude auf. Jones drehte sich zu James um. “Sie kommt nach London?”, fragte er seinen Schützling ungläubig und glaubte es kaum. “Wie sie kommt nach London.” “Vielleicht ist Miss Claire schon bei ihren Verwandten…”, gab James nur zurück und setzte sich wieder. Mr. Jones trat zum Fenster. Als er auf die Straße sah und den Regen beobachtete, flüsterte er leise: “Wenn Engel reisen, weint der Himmel…” “Haben Sie was gesagt, Mr. Jones?”, fragte Mr. Evans, denn er hatte seine Stimme vernommen. Der Angesprochene drehte sich um und lächelte. “Ich habe mich nur an ein Zitat erinnert. ‘Wenn Engel reisen, weint der Himmel’ Miss Claire ist unterwegs und es regnet…” “Sie ist wahrlich ein Engel. Stimmen Sie mir zu Mr. Jones?”, James hob eine Augenbraue und sah sein Gegenüber durchdringend an. Er hatte bereits in Derby das Gefühl, dass Mr. Jones Claire mehr als nur mochte. Allerdings schien er es selbst nicht zu wissen. Dennoch würde er, Mr. James Evans, es nicht zulassen, dass ihm jemand zuvorkam. Claire sollte sich für ihn entscheiden. Und nicht für jemanden, der 12 Jahre älter war. “Allerdings… Das ist sie.”, antwortete Mr. Jones, der nicht über seine Worte nachdachte. Er freute sich einfach nur innerlich, dass Claire nach London kam. Er hatte nicht gehofft, sie so früh wieder zusehen, lagen doch nur ein paar Wochen hinter ihrem letzen Wiedersehen. “Sie dürfen gehen, Mr. Evans. Ich denke, dass Sie noch viel vorhaben.”, sagte Mr. Jones großzügig und lächelte James an. Dieser lächelte zurück und sammelte seine Sachen ein. “Danke, Mr. Jones.” “Richten Sie Miss Claire Grüße von mir aus”, sagte der Mentor und machte sich wieder an seine Arbeit. “Werde ich machen, Mr. Jones. Einen schönen Tag noch.”, James lächelte Mr. Jones noch einmal an, ehe er das Zimmer verließ. Jones ließ sich auf seinen Arbeitsstuhl sinken und sah weiter nach draußen. “Sie ist in London…”, seufzte er leise.
“Ich bin in London.”, flüsterte Claire und reckte ihren Kopf um besser von der Kutsche nach draußen zu sehen. “Wie viel hier doch los ist… Das ist… fantastisch…”, sie strahlte über das ganze Gesicht und würde am liebsten aus der Postkutsche aussteigen und den Rest zu Fuß gehen. Doch das ließ der Regen leider nicht zu. Vor dem Haus ihrer Verwandten wartete schon ihre Tante Charlotte auf sie. “Claire mein Liebes. Da bist du ja. Nur schnell rein mit dir, damit zu nicht allzu nass wirst. Lass das Gepäck darum kümmern sich die Diener.” Charlotte schloss ihre Nichte in ihre Arme und drückte sie fest an sich. Claire freute sich über diese herzliche Begrüßung und erwiderte sie ebenso herzlich. Schnell verschwanden sie in die trockenen Räumlichkeiten des Hauses. im Salon sah Claire nach draußen. Trotz Regens war auf den Straßen ein reges Treiben zu beobachten. "Ich mag London jetzt schon, Charlotte... Es ist einfach immer etwas zu beobachten und all diese Menschen.", lachte Claire begeistert und sah sich zu ihrer Tante um die an dem bereits gedeckten Tisch saß und auf ihren Mann wartete. "Wart ab, Claire, in zwei Wochen möchtest du wieder nach Derby.", antwortete ihre Tante und Claire gesellte sich zu ihr an den Tisch, als auch schon Edward, ihr Onkel, das Zimmer betrat und sie freudig begrüßte. "Claire! Wie schön dich zu sehen, wie geht es deiner Mutter, meiner lieben Schwester.", fragte er und begrüßte seine Frau mit einem Kuss auf die Wange. "Mutter geht es gut, danke der Nachfrage.", antwortete Claire und schon begann das Abendessen. Es wurden unbedeutende Gespräche geführt. Was es in Derby denn alles Neues gibt und warum Claire denn schon früher nach London und vor allem alleine gekommen ist. Claire erklärte erst einmal wieso alleine dort war: "Nicole hat jemanden kennen gelernt, einen Mr. Kent aus London, der sich nun in Derby niedergelassen hat." "Mr. Kent? Adam Kent?", rief Charlotte entzückt und Claire nickte noch einmal zur Bestätigung. "Er ist ja so ein reizender junger Mann. Wir haben nach einem Theaterstück kennen gelernt und er war so höflich und zuvorkommend. Warst du einmal im Theater, Claire?", fragte ihre Tante und Claire verneinte. "Dann werden wir sobald ein schönes Stück gespielt wird, einmal hingehen, mein Liebes. Aber nun erzähl, was schickt dich nach London? Etwa auch ein junger Mann?" Die zarte Röte, die sich auf Claires Gesicht ausbreitete, reichte schon als Antwort und Charlotte lächelte ihre Nichte liebevoll an. "Ist das nicht schön? Zwei Schwestern zur selben Zeit verliebt.", schnalzte sie und schob ihren Teller von sich. Claire wollte nicht widersprechen. "Ich denke nicht, dass man hier schon vom Lieben reden kann. Dafür ist es einfach noch nicht soweit." Claire wurde das Gespräch ein wenig unangenehm, weswegen sie sich nun voll und ganz ihrem Essen zuwandte. Ihre Verwandten verstanden das Verhalten und ließen es auf sich beruhen. Sie würden den Mann, der sich in Claires Herz geschlichen hatte, noch früh genug kennen lernen.
Claire war nun schon eine Woche in London, hatte aber Mr. Evans nicht einmal geschrieben. Dies hatte einen guten Grund: Ihre Verwandten nahmen sie so unter Beschuss, dass sie kaum einmal fünf Minuten für sich alleine hatte. Doch es war ihr Recht: Je länger sie das Treffen hinausschob, desto mehr Zeit hatte Claire zu überlegen, wie sie auf ihn reagieren sollte. Dennoch wurde es nun einmal Zeit, dass sie sich an den Brief setzte. Claire überlegte lange, was sie Mr. Evans schreiben sollte.
"Lieber Mr. Evans, Entschuldigen Sie bitte mein nachlässiges Verhalten. Ich habe viel zu lange gewartet Ihnen zu schreiben und ich entschuldige mich in aller Form bei Ihnen. Morgen Abend werden meine Tante und ich uns das Theaterstück ansehen. Ich würde mich sehr freuen, Sie dort zu treffen. Anbei habe ich Ihnen auch die Adresse meiner Tante beigelegt. In den letzten Tagen habe ich mir London in aller Ruhe ansehen können und ich muss mir eingestehen. dass ich es mir nicht schöner hätte vorstellen können: Es ist herrlich die Menschen zu beobachten, die auf den Straßen umherlaufen. Oder die Stände auf den Märkten zu betrachten. Ich werde dieses Leben in Derby sicher missen, sollte ich in ein paar Monaten wieder dorthin zurückkehren. Ich hoffe Sie sind wohlauf! Mit den allerliebsten Grüßen Claire Sullivan"
Claire las sich den Brief mehrmals durch. 'Verdammt er klingt so förmlich...', schimpfte sie innerlich über sich selbst und biss sich auf die Unterlippe. Dennoch faltete Claire den Brief ordentlich und versiegelte ihn, als ihre Tante den Salon betrat. "Du hast einen Brief geschrieben?", fragte sie Claire, die es mit einem Nicken bejahte. "Gib ihn Jonathan mit, er wird ihn sicher zu seinen Empfänger bringen.", freundschaftlich zwinkerte Charlotte ihr zu und klingelte schon nach ihren Diener. "Ist er an den geheimnisvollen jungen Mann?", fragte sie weiter und Claire fand nun endlich ihre Sprache wieder. Sie gab Jonathan, dem Diener, den Brief und wandte sich ihrer Tante zu. "Ja. Ich hoffe, dass er morgen auch im Theater sein wird. Allerdings befürchte ich, dass ich ihn ein wenig verärgert habe. Ich hatte ihm versprochen ihm gleich nach meiner Ankunft in London zu schreiben, aber ihr habt mich so unter Beschuss genommen.", Claire lachte und setzte sich auf das große Sofa. Ihre Tante setzte sich zu ihr und Claire erzählte weiter. Sie hat in der letzten Woche großes Vertrauen zu ihr gewonnen. "Er heißt James Evans. Vielleicht kennst du ihn. Er arbeitet mit Mr. Jones zusammen. Als Mr. Jones bei uns Gast war, kam James ein paar Tage später nach." Ihre Tante hörte ihr aufmerksam zu und Claire fuhr fort. "Er ist ein netter junger Mann und in vielerlei Hinsicht eine gute Partie.", endete die junge Frau und sah zu ihrer Tante auf. Diese lächelte und legte eine Hand auf die von Claire. "Eine gute Partie ist in den heutigen Zeiten sehr gut, aber Claire, lasse dich nicht von all den Vorzügen verleiten eine Dummheit zu begehen. Handle nicht so voreilig, sondern lerne diesen Mann erst einmal kennen.", liebevoll lächelte sie ihre Nichte an, die nun mit einem ernsten Gesicht aus dem Fenster sah. "Vielleicht hast du Recht, allerdings...", Claire errötete leicht und sah wieder zu ihrer Tante, "...mag ich Mr. Evans sehr." Ihre Tante stand auf und ging zur Tür. "Wenn du ihn magst, dann mache dir keine Gedanken, wie du reagieren sollst, wenn du auf ihn triffst. Sei einfach du selbst. Ich werde mich nun zu Bett begeben. Ich fühle mich nicht besonders.", mit einem Zwinkern ließ sie Claire allein. Claire dachte über ihre Worte nach und stand auf um durch den Raum zu gehen. 'Wieso mache ich mir aber diese Gedanken. Ich weiß ich sollte es nicht tun, aber ich mache es.’. Gedankenverloren wanderte Claire umher und merkte gar nicht, wie es an der Tür klopfte. Erst als diese geöffnet wurde, schreckte sie zusammen. "Entschuldigen Sie, Miss Claire, ich wollte sie nicht erschrecken.", erklang eine tiefe Stimme und Claire sah nun zu dem Besucher. Es war Mr. Jones. "Mr. Jones! Ich habe nicht mit Ihnen gerechnet!", Claire machte einen höflichen Knicks und stand nun ein wenig verloren im Raum. Mr. Jones stand ein paar Minuten schweigend da und sah die junge Frau liebevoll an. "Ich...", begannen beide den Satz und sie lachten über den Zufall im selben Moment gesprochen zu haben. Claire bat Mr. Jones zuerst zu sprechen. "Ich wollte eigentlich zu ihren Onkel. Er bat mich in einer dringenden Angelegenheit mit ihm ein paar Dinge zu besprechen." "Edward ist momentan nicht im Hause. Sie können sich aber gerne zu mir setzten und mir ein wenig Gesellschaft leisten, Mr. Jones.", Claire lächelte ihren alten Freund an und deutete auf das Sofa um sich im selben Augenblick selbst zu setzten. Mr. Jones folgte ihrem Beispiel und setzte sich neben Claire. "Dann ist es also wahr, Sie sind in London.", begann er das Gespräch. "In der Tat. Und ich bin begeistert. Würde meine Familie beschließen nach London zu ziehen, würde ich nur allzugern mitgehen.", Claire lächelte schüchtern und sah ihn an. "James erwähnte, dass sie nach London kommen. Haben sie sich schon gesehen? Sie und Mr. Evans?" Claire verneinte und Mr. Jones Herz machte einen Satz. "Ich bin zwar bereits eine Woche hier, allerdings haben meine Verwandten mich ziemlich auf Trab gehalten. Ich muss sagen ich habe ein ziemlich schlechtes Gewissen Mr. Evans gegenüber." "Das brauchen Sie nicht, Miss Claire." Claire sah Mr. Jones erstaunt an und dieser lächelte wieder freundlich. "Ich meine, er liebt Sie, Miss Claire. Wäre ich an seiner Stelle könnte ich Ihr Verhalten in der Tat entschuldigen. London ist wunderschön, es hätte mich gewundert, wenn Sie der Schönheit dieser Stadt widerstehen konnten.", Mr. Jones kratzte sich am Hals und sah Claire verlegen an, die zum Zweiten Mal an diesem Tag einen Roten Kopf bekam. Ein Schweigen ging wieder durch den Raum, als ein erschöpfter Edward das Zimmer betrat. "Mr. Jones... Ich habe nicht so schnell mit Ihnen gerechnet. Wie ich sehe haben Sie sich mit meiner bezaubernden Nichte unterhalten?" "Mr. Watson! Schön Sie wohlauf zu sehen. Ja, Miss Claire hat mir während des Wartens Gesellschaft geleistet." "Ist Sie nicht zu einer hinreißenden junge Lady herangewachsen? Wenn Sie nicht mindestens ein Herz bricht hier in London sobald sie wieder nach Derby fährt, verkaufe ich mein gesamtes Hab und Wohl.", er zwinkerte seiner Nichte zu, deren Röte nun ziemlich ausgeprägt war. "Entschuldigt mich bitte, ich werde nach Charlotte sehen, sie fühlte sich nicht gut.", sagte Claire mit leiser Stimme und stand auf. "Auf Wiedersehen, Mr. Jones. Grüßen Sie James von mir, falls Sie ihn sehen." Mit einem schüchternen Lächeln sah sie Mr. Jones noch einmal an. Vielleicht zu lange, denn Mr. Jones räusperte sich nach einer Weile und wandte sich von ihr ab und Claire verschwand aus dem Zimmer. Nach dem Schließen der Tür lehnte sie sich an die gegenüberliegenden Wand. 'Ich bin so... dumm... Warum ist mir nichts besseres eingefallen...' Claire wollte am liebsten laut schreien, verzog sich dann aber in ihr Zimmer.
- 8 -
Claire ärgerte sich in ihrem Zimmer immer noch über ihre Worte, als es an der Tür klopfte. Erschrocken sah Claire auf und ging zur Tür. Es war Mr. Jones. "Darf ich kurz reinkommen, Miss Claire?", fragte er und lächelte sie verlegen an. Claire schaute ihn überrascht an und öffnete die Tür ein wenig weiter, so das er an ihr vorbei in den kleinen Raum treten konnte. Claire schloss die Tür hinter ihm und sah ihn fragend an. "Ich... ", Mr. Jones suchte nach den Worten und sah Claire einfach nur an, als würde er in ihr eine Antwort finden. “Ist alles in Ordnung mit Ihnen, Mr. Jones?”, fragte Claire und trat zu ihm. “Ja… Nein… Ich… kann es Ihnen nicht sagen, Miss Claire. Ich mache mir… irgendwie Vorwürfe.”, Er sah zu Boden und Claire trat nun noch näher an ihn ran. “Vorwürfe? Weswegen?”, fragte sie und wunderte sich immer noch über sein Erscheinen, sie dachte, er wäre schon längst gegangen, immerhin war es bereits nach 10 Uhr am Abend. “Mögen Sie James?”, fragte Mr. Jones. Claire runzelte die Stirn. “Ja ich mag Mr. Evans in der Tat, aber was hat dies mit ihren Vorwürfen zu tun?”, immer noch verwirrt sah sie Mr. Jones weiterhin an. “Ich…”, Mr. Jones atmete tief ein und aus, “Ich bat James nach einigen Briefen mit Ihrem Vater nach Derby zu kommen. Weil… Damit…” stammelte er und Claire war bereits an das Fenster getreten und hatte ihm den Rücken zugewandt. “Ihre Vater bat mich ihm eine Empfehlung für einen geeigneten Partner für sie zu finden. Ich habe… Ich habe James von all ihren Vorzügen erzählt und so kam er nach Derby.” Er sah Claire an und seufzte. “Ich… ich habe nie geahnt, dass… dass meine Gefühle…” wollte er gerade ansetzten, als Claire sich umdrehte. Ihr Gesicht hatte eine leichte Röte angenommen, allerdings nicht durch Verlegenheit, sondern durch Wut. “Mr. Jones ich danke Ihnen für Ihre Bemühungen. Dennoch bin ich durchaus in der Lage einen Mann für mich zu finden. Und selbst wenn dies nicht der Fall wäre, wäre ich nicht auf Ihre Hilfe angewiesen!”, sagte sie in einem beherrschten Ton und ging auf Mr. Jones zu. Dieser sah sie mit einem traurigen Blick an. “Dennoch muss ich Ihnen danken, Mr. Jones, denn Sie haben mir wirklich einen reizenden, höflichen und einen wahren Gentleman vorgestellt.” “Miss Claire, ich… was ich eigentlich sagen möchte ist.” “Ich denke, dass es nichts mehr gibt, was Sie mir sagen können, Mr. Jones.” Claire schritt zur Tür und öffnete diese. “Gute Nacht, Mr. Jones.” Herausfordernd sah sie ihn an und wartete darauf, das er das Zimmer verließ. Sie wusste nicht, wieso sie so sauer auf ihn war, allerdings fühlte sich Claire innerlich ziemlich verletzt, da sie dachte, dass Mr. Jones sie mehr als einfach nur mögen würde. Anscheinend war sie für ihn doch nur die kleine Tochter seines besten Freundes. Am liebsten wollte Claire weinen, doch solange Mr. Jones noch hier war, wollte sie vor ihm nicht das Gesicht verlieren. “Es ist besser wenn Sie jetzt gehen, SIR.”, Claire betonte die letzten Silben um ihn damit deutlich zu machen, das sie ihn nun als älteren Mann sah. Mr. Jones sah Claire an. “Claire… Bitte… hör mir doch zu!” das duzen verwirrte Claire und sie schaute zu Boden. “Ich… ich habe nicht geahnt…” “Gehen Sie jetzt bitte Mr. Jones ich fühle mich nicht gut…”, Claires Stimme hatte einen gewissen Nachdruck und sie hielt die Tür noch weiter auf. Mr. Jones seufzte und ging zu der Tür. “Er… er ist nicht der Richtige für Sie…”, versuchte er es noch einmal. “Ob er der Richtige für mich ist, entscheide ich noch immer selbst. Sie haben sich schon zu sehr in mein Leben eingemischt, Mr. Jones und sollten Sie nicht augenblicklich gehen, rufe ich Jonathan.” Claire blickte ihn nicht an, sondern hielt die Tür noch weiter auf. Jones seufzte und gab auf. Es würde keinen Sinn mehr machen, heute das Gespräch weiterzuführen. “Gute Nacht, Miss Claire…”, flüsterte er und ließ Claire allein. Claire hatte eine schlaflose Nacht hinter sich, als sie am nächsten Morgen aufstand. Sie wusste nicht, was sie mehr beschäftigte: Die Wut über sich selbst darüber, dass sie sich ernsthafte Gedanken über Mr. Jones und sie gemacht hat oder die Enttäuschung darüber, dass Mr. Jones sie an einen anderen Mann empfohlen hatte, als wäre sie ein Gegenstand. Auch das ihr Vater Mr. Jones den Auftrag gab nach einen passenden Mann zu suchen. Es waren zu viele Dinge, die sie innerlich beschäftigen, als sie sich zu ihren Verwandten an den Tisch setzte. “Claire Liebes, fühlst du dich nicht gut?”, fragte ihre Tante Claire und sah sie mit einer tiefen Sorgenfalte auf der Stirn an. Claire sah ihre Tante überrascht an. Sie war noch tief im Gedanken versunken und lächelte nun peinlich berührt. “Es ist alles in Ordnung. Ich… habe nur nicht so gut geschlafen.”, winkte sie ab und begann zu essen. “Dann solltest du dich nachher noch einmal hinlegen, wenn wir in das Theater wollen.” Claire sah überrascht auf. “Das Theater… Das habe ich ganz vergessen…”, flüsterte sie und freute sich auf den Abend, auch wenn sie nicht wusste, wie sie auf Mr. Evans reagieren sollte. Ihm machte sie keine Vorwürfe. Immerhin schien er sie wirklich zu mögen. Doch ehe sie den Gedanken zu Ende fassen konnte, klopfte es an der Tür. Jonathan trat ein gefolgt von Mr. Evans. Claire stand auf und ging auf ihn zu. “James!”, sagte sie erfreut und er ging mit einem strahlenden Lächeln auf die junge Frau zu. “Miss Claire, wie schön sie zu sehen.”, sagte er und griff nach ihren Händen. “Verzeiht mir, ich konnte nicht mehr bis heute Abend warten Sie zu sehen.” Er wollte ihr gerade einen Kuss auf die Wange geben, als er die Tante und den Onkel von Claire bemerkte. Höflich wie er war, entschuldigte er sich in aller Form und Claire stellte ihn vor. Es folgte ein kurzes Gespräch über allgemeine Themen, bis Charlotte und Edward die beiden alleine ließen. Sie sahen sich ein paar Moment schweigend an, bis James das Wort ergriff. “Mr. Jones erwähnte heute in der früh, dass er gestern hier war?”, fragte er und sah Claire interessiert an. Claire nickte. “Das stimmt. Er hatte geschäftlich etwas mit meinem Onkel zu besprechen und traf im ersten Moment nur mich an.”, von dem Streit am Abend erzählter Claire ihm nichts. Sie hielt es nicht für angebracht. “Ja. Er erzählte, dass er sich mit Ihnen unterhalten hat. Ich muss gestehen, dass es mich ein klein wenig verärgert hat, dass er die Ehre hatte mit Ihnen vor mir zu sprechen.”, sagte James leicht verlegen und wurde ein wenig rot. Claire lächelte ihn verlegen an. “Ich freue mich, dass Sie hier sind James. Es ist schön Sie zu sehen.” Durch ihr ganzen Nachdenken in der Nacht, ist sie zu dem Schluss gekommen, James eine Chance zu geben. Sie wollte zu ihm so höflich und zuvorkommend sein, wie es ihr möglich war. Vielleicht würden ihre Gefühle dann auch mit der Zeit wachsen. Claire hatte sich inzwischen auf das Sofa gesetzt, während James am Kamin stand und sie immer wieder anschaute. “Sie sehen bezaubernd aus, Miss Claire. Ich würde mein letztes Hemd darauf verwetten, dass Ihnen die neuste Mode aus London sicherlich sehr gut stehen würde.”, schmachtete James sie an und Claire errötete. “Ich habe leide noch nichts von dieser Mode zu Gesicht bekommen.”, erwiderte sie und lächelte James schüchtern an. “Wollen Sie mit mir in ein Einkaufsviertel fahren? Ich möchte Ihnen gerne etwas schenken, Miss Claire.” James setzte sich neben Claire und nahm ihre Hand in seine. Eine Weile schwiegen sie wieder und warfen sich immer wieder schüchterne Blicke zu. Claire nickte schließlich. “Aber Sie müssen mir nichts schenken, James.” “Ich bestehe darauf!” “Aber…” “Miss Claire… Sie sollten so langsam gemerkt haben, dass Sie mehr wert sind, als alles andere…”, flüsterte er ihr zu und stand auf. “Kommen Sie. Wir suchen ein schönes Kleid für sie aus, dass Sie heute im Theater vorführen können.” Claire widersprach nicht. Sie merkte, dass es eh keinen Sinn hatte. Dennoch kicherte sie leise und folgte James nach draußen zu seiner Kutsche. Allerdings nicht ohne vorher ihren Verwandten Bescheid zu geben.
Im Einkaufsviertel bekam Claire den Mund vor Staunen nicht mehr zu. Ihre Tante war mir ihr nicht hier gewesen. Wahrscheinlich aus einem guten Grund: Claire fand an jeder Ecke etwas, was ihr gefiel. Doch als James sie in ein sehr teueres Geschäft führte, wurde ihr die Sache doch ein wenig unangenehm. “James. Sie müssen mir nichts schenken. Schon gar nicht so etwas teures.”, flüsterte sie ihm zu, als sie sich umschauten. “Miss Claire. Nehmen Sie mein Geschenk bitte an. Achten Sie nicht darauf wie viel es kostet.” Noch bevor Claire widersprechen konnte, kam ein junger Verkäufer aus dem Hinterzimmer. Überrascht sah er sine beiden Kunden an. “Mr. Evans! Wie schön sie zu sehen. Wie geht es Ihrer Mutter? Und ihrer bezaubernden Schwester?”, fragte er und Claire schaute peinlich berührt zu Boden. Sie merkte, dass sie kaum etwas über James wusste und es tat ihr ein wenig Leid, ihm bislang so wenig Beachtung diesbezüglich geschenkt zu haben. “Meiner Familie geht es sehr gut. Allerdings bin ich nicht hier um über meine Familie zu reden.” Er stupste Claire ein klein wenig nach vorne. “Wir suchen etwas schönes für einen Theaterabend. Das ist meine wunderschöne Begleitung Miss Claire Sullivan.” Der Verkäufer ging auf Claire zu und musterte sie von oben bis unten. Seine Augen glänzten interessiert und er schritt sofort zurück nach hinten um ein paar Kleider für sie zu holen. Wobei ein paar Kleider ziemliche Untertreibung war: Er hatte mindestens 15 Kleider auf den Armen. “Suchen Sie sich fünf Kleider raus, Miss Claire, und gehen Sie nach hinten. Dort wartet Emma, die Ihnen beim Einkleiden hilft.” sagte der Verkäufer und Claire sah sich die Kleider an. Eins war schöner als das andere und die Auswahl viel ihr schwer, doch James half ihr bei der Auswahl. Am Ende hatte sie ein Schwarzes schlichtes Kleid, ein hellblaues mit vielen Stickereien verzierte, ein zartes weinrotes Kleid aus Seide und zwei beige Kleider. Claire ging nach hinten und probierte erst die beiden beigen Kleider an. Doch keines wollte so richtig passen: Claire hatte eine zu zierliche Figur. Auch bei den anderen Kleider gab es Problem, bis sie zu dem Roten Kleid kam. Claire zog es an und Emma zog zischend die Luft ein. Kleinlaut sagte das junge Mädchen: “Sie sehen so wunderschön aus.” Claire errötete und bedankte sich höflich, als der Verkäufer wieder den Raum betrat. “Miss Claire! Sie sehen wunderbar aus!”, rief er entzückt und trat auf sie zu. “Vielleicht sollten sie zu diesem Kleid ihr Haar offen tragen. Freie Schultern sind ja so verpönt zur Zeit. Oder… Folgen Sie mir.” Er ging mit ihr nach vorne in den Verkaufsraum. James sah sich die wenigen Kleider an, die dort ausstanden und der Verkäufer rief schon von weiten: “Mr. Evans schauen Sie sich Ihre Verlobte an. Sieht sie nicht bezaubernd aus?” Claire errötete. Sie wollte den Verkäufer nicht darauf hinweisen, dass sie nicht verlobt waren und überließ James das Wort, während sie ihren Haarknoten löste und die braunen Locken sanft über ihre Schultern fielen. James kam aus dem Staunen nicht raus. “Ja das sieht sie. Miss Claire. Das Kleid ist wie geschaffen für Sie.”, er nahm Claire an die Hand und sie drehte sich einmal, so dass er sie von allen Seiten bewundern konnte, als erneut die Türglocke ertönte und ein Mann um die dreißig Jahre betrat den Laden. Es war Mr. Jones. Claire wandte sich ab und wurde von dem Verkäufer nach hinten geschickt um sich wieder umzuziehen. Mr. Jones schien sie nicht zu erkennen, denn er sah sie nur von hinten. “Mr. Evans? Kaufen Sie wieder für ihre Schwester ein neues Kleid?”, fragte er seinen Schützling und gab den Verkäufer ein Kleid in die Hand, was James mit einem Stirnrunzeln kommentierte. “Ich wollte das Kleid verschenken. Allerdings… Hat sich das nun erledigt.”, erklärte Mr. Jones und war bereits wieder am gehen, als der Verkäufer mit einer großen Schachtel, gefolgt von Claire nach vorne. “Ich lege Ihnen das Tuch hinzu, Miss Claire, das würde ihnen dazu sicherlich sehr gut stehen.” Als sich die Blicke von Mr. Jones und Claire sich trafen, wich Claire diesen aus. Mr. Evans nahm die Schachtel entgegen und bot Claire seinen Arm an, als der Verkäufer sich noch einmal an ihn wandte: “Wir schicken Ihnen einen Boten, der mit der Rechnung kommt, Mr. Evans. Und schicken Sie ihre Verlobte ruhig einmal öfters vorbei!” Mr. Evans lächelte freundlich und dementierte das ganze nicht, während Claire rot wurde und es nicht wagte Mr. Jones anzusehen. Dieser konnte einfach nichts mehr sagen, sondern verließ den Laden kommentarlos.
Claire und James waren nach ihrem Einkaufsbummel in ein kleines Café gegangen und unterhielten sich nett und so gut wie nie zu vor: “James. Ich danke Ihnen für dieses wunderschöne Kleid. Das ist wirklich nett von Ihnen.”, bedankte sich Claire immer wieder bei ihm und dieser winkte jedes Mal freundlich ab. “Das ist keine Rede wert, Miss Claire.”, vorsichtig legte er seine Hand auf ihre und streichelte diese sanft. Miss Claire lächelte Ihn an und trank langsam ihren Kaffee. “Sie haben eine Schwester?” “Zwei. Eine ist 2 Jahre älter, als ich es bin. Also 25. Sie ist bereits verheiratet und wohnt hier in London. Die andere ist 16. Sie müssen sie unbedingt kennen lernen, ich denke, das sie sich sehr gut verstehen werden.” “Es wäre mir eine große Freude.”, Claire lächelte und sah ihn weiterhin an. Während sie ihn musterte, viel ihr auf, dass er wirklich ausgesprochen hübscher Natur war. Mr. Evans erwiderte ihre Blicke ebenfalls sehr intensiv, bis er sich von ihr löste und seine Hand zurückzog. “Ich hoffe, dass es Ihnen nicht allzu unangenehm war, dass Mr. Bennet Sie für meine Verlobte hielt.” Er sah in seine Tasse und Claire tat es ihm wieder gleich. “Nein… Es war mir nicht unangenehm.” “Wenn ich ehrlich sein soll, Miss Claire,” setzte Mr. Evans an und fuhr mit einem immer röter werdendem Gesicht fort, “Fand ich den Gedanken ziemlich angenehm.” Er schaute auf und sah Claire mit einem schüchternem Lächeln an. Claire sah weiter in ihre Tasse, ehe Mr. Evans fortfuhr. “Sie wissen, wie es um meine Gefühle zu Ihnen steht. Sollten… sollten Sie auch… auch nur annährend das Gleiche für mich empfinden…”, er konnte nicht weiter sprechen, denn Claire hatte diesmal ihre Hand auf die seine gelegt. “James…”, flüsterte sie flehend, “Ich habe Sie sehr gern… Sehr sehr gern… Aber…” Diesmal unterbrach James die junge Frau. “Ich gebe Ihnen alle Zeit der Welt, Miss Claire. Aber bitte… bitte sagen Sie mir, ob es da noch einen anderen Mann gibt.” Er sah Claire an und legte seine andere Hand auf ihre. Vorsichtig umfasste er ihre Hand mit seinen Händen und hauchte darauf einen sanften Kuss. Innerlich flehte er darum, dass es keinen anderen gibt. Claire lächelte ihn beruhigend an. Sie hatte lange auf diese Frage gewartet und sich schon eine passende Antwort parat gelegt. “Es gibt keinen anderen, James, es gibt nur Sie…”, flüsterte sie leiste, als hinter ihnen eine Tasse zu Bruch ging und jemand eilig das Café verließ…
- 9 - “Es gibt keinen anderen, James, es gibt nur Sie…”, hallten die Worte noch Stunden nach dem sie gesprochen worden sind in den Ohren zweier Männer. Dem einen waren sie zuwider. Hatte er doch gehofft Claire irgendetwas zu bedeuten. Vielleicht sagte sie die Worte aber nur um Mr. Evans damit einen Gefallen zu tun. Ja das wird es sein! Sie wollte dem jungen Mann einfach nicht vor den Kopf stoßen. Und hätte Miss Claire gewusst, dass er anwesend war, hätte sie es bestimmt nicht so ausgedrückt. Immer wieder beruhigte sich mit diesen Gedanken nur um Minuten später wieder wie ein Verrückter durch den Salon seiner Wohnung zu tigern.
Der andere hingegen freute sich über diese Worte, während er sich für einen gemeinsamen Abend im Theater zurecht machte. Immer wieder lächelte er sein eigenes Spiegelbild vor Freude an. Er dachte innerlich schon darüber nach, wie er ihr einen Antrag machen konnte, dennoch wollte er damit noch mindestens einen Monat warten und Claire noch ein wenig besser kennen lernen.
Mr. Jones fasste einen Entschluss. Er würde heute Abend ins Theater gehen. Und er würde sich bei Miss Claire für die Worte des vorherigen Abends entschuldigen und ihr seine Liebe beteuern. Bestimmt hatten sie die Worte so sehr verletzt, dass es wirklich keinen anderen MEHR gab. Einfach nur, weil sie so verletzt war.
Claire hingegen machte sich keine Gedanken über die Dinge, die sie sagte oder dachte. Sie war derweil dabei sich umzuziehen, was alleine nicht gerade sehr einfach war. Nach einigen vergeblichen Versuche in das Kleid zu kommen, rief sie ihre Tante zur Hilfe. “Meine Güte, Claire! Das Kleid ist einfach umwerfend. Wo hast du das her?”, fragte ihre Tante, als sie das Kleid erblickte und eilte zu Claire um ihr den Rücken zu schnüren. “Mr. Evans schenkte es mir. Wir waren heute zusammen im Einkaufsviertel und er bestand darauf mir dieses Kleid schenken zu dürfen.”, erklärte Claire, während sie versuchte flach zu atmen. “Das ist eine edle Geste von Mr. Evans. Gab es für dieses Geschenk einen Anlass?”, fragte Charlotte weiter und Claire sah sie eine Weile an, bis sie begriff worauf sie hinauswollte und herzhaft zu lachen begann. “Nein. Oh Gott nein. Soweit ist es nicht, Charlotte.” “Dennoch macht ein Mann einer Frau nicht ohne Grund ein solches Geschenk. Du solltest ihm im Gegenzuge heute Abend deine volle Aufmerksamkeit schenken. Wir werden uns dezent von euch wegsetzten, sodass ihr ungestört miteinander reden könnt.” Charlotte zwinkerte ihr liebevoll zu und half ihr die Haare hochzustecken, während unten die Türglocke erklang.
“Miss Claire. Sie sehen bezaubernd aus.”, flüsterte James ihr im Theater zu und nahm ihre Hand, die er während der ganzen Vorführung nicht mehr losließ. Claire errötet und schenkte ihm als Dankeschön ein schüchternes Lächeln. Am Ende des Stückes gab es noch ein kleines Dinner für bestimmte geladene Gäste. Zu denen die Watsons und Mr. Evans eindeutig gehörten. James wich Claire nicht von der Seite und warf ihr immer wieder bewundernde Blicke zu. Claire erwiderte diese Blicke und ließ sich nicht von den Blicken ihrer Tante verwirren, die mit Argusaugen auf sie Acht gab. Dabei spürte sie nicht die Blicke eines anderen Mannes, die ständig auf ihr ruhten. Claire und James standen gerade an einem offenem Fenster und unterhielten sich über ihre Familien. “Ich finde Mr. Kent und ihre Schwester wären ein wunderbares Paar. Sind sie bereits verlobt?”, fragte James und Claire schüttelte den Kopf. “Soweit ich das weiß Nein, allerdings habe ich schon seit einigen Tagen nichts von ihr gehört.” Claire sah in ihr leeres Glas, dass Mr. Evans ihr aus der Hand nahm. “Ich bringe Ihnen ein neues Glas Wein, Miss Claire.”, sagte er und verschwand. Claire sah ihn mit einem Lächeln hinterher und sah sich im Raum um, als jemand nach ihrer Hand griff und sie auf den Balkon zog. Claire wollte mit einem lauten Aufschrei protestieren, als sie einen Finger auf ihren Lippen fühlte mit einem dazugehörigen “Sschh…” Die junge Frau verstummte und sah in die dunklen Augen von Mr. Jones. “Verzeiht mir, Sie erschrocken zu haben, Miss Claire, aber ich muss mit Ihnen reden.”, sagte er in einem leisen, aber dennoch hektischen Ton. Immer noch hielt er sie fest und Claire begann sich aus dieser Berührung zu lösen und trat ein paar Schritte von Mr. Jones zurück. “Ich wüsste nicht, worüber wir miteinander reden sollten, Sir.”, sagte sie mit Nachdruck und wollte zur Balkontür gehen, doch Mr. Jones versperrte ihr den Weg. “Wegen gestern. Es tut mir Leid, Miss Claire. Ich weiß, dass ich Ihre Gefühle damit verletzt habe, aber Sie ließen mich gestern nicht weiter erklären.” Er sah sie mit einem bittenden Blick an, der sie darum bat ihm zu zuhören. “Ich erinnere mich noch an die Zeiten, als ich in Derby gelebt habe. Und Ihre Gefühle damals zu mir.” “Mr. Jones, damals waren es kindliche Gedanken meinerseits, die meine jetzigen Gefühle für Sie in kleinster Weise widerspiegeln. Es wäre ein Fehler zu denken, dass sich meine Gefühle nicht geändert haben…”, Claire wollte weiterreden, wurde aber durch eine innige Umarmung daran gehindert. Mr. Jones hatte sie an sich gezogen und umarmte sie nun. “Sollte ich sie hiermit in eine missliche Lage bringen, Miss Claire, so tut es mir Leid. Ich weiß, dass es für Sie keinen anderen Mann neben Mr. Evans gibt. Ihre Worte im Café waren nicht zu überhören.”, Claires Augen weiteten sich bei diesen Worten. ‘Er war dort??’, fragte sie sich und Mr. Jones sprach weiter: “Ich bestreite nicht, dass mich Ihre Worte nicht getroffen haben, Miss Claire, hatte ich doch in Derby den Eindruck, das dies anders sei.” Claire, die ihren Körper versteift hatte, als er sie in seine Arme schloss, lockerte sich ein wenig und es machte den Anschein, als würde sie sich sanft an ihn schmiegen. “Ich…. Ich lieb… Ich liebe Sie, Miss Claire. Seit ich sie das erste Mal nach all den Jahren wieder sah.” Mr. Jones drückte sie noch enger an sich und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. “Ich habe nicht geahnt, dass ich Ihnen und auch mir damit wehtun würde, wenn Mr. Evans nach Derby kommt… Ich… Es… Es war ein Fehler…” Als Claire James Namen hörte, löste sie sich aus der Umarmung und sah Mr. Jones betroffen an. “Es tut mir Leid, wenn ich Sie mit den Worten verletzt haben sollte, Mr. Jones, aber ich sollte nun gehen. James wartet sicher und…” Sie sprach nicht weiter, sondern ging auf die Tür zu. Innerlich war sie ziemlich aufgewühlt und sie wünschte sich nichts sehnlicher, als mit ihrer Schwester über ihre Gefühle reden zu können. Mit einem verwirrten Blick sah sie den traurig dreinblickenden Mr. Jones noch einmal an, ehe sie wieder in den Raum trat. “Miss Claire, da seit ihr ja.”, ein strahlender James kam auf sie zu nur und reichte Claire ein Glas Wein. “Ich… ich brauchte nur einmal kurz etwas frische Luft. Hier… ist es ziemlich stickig gewesen.”, versuchte Claire ihr Verschwinden zu erklären, merkte allerdings, das sie dies gar nicht brauchte. “Das stimmt. Die Luft ist hier wirklich nicht sehr gut. Soll ich Sie nach Hause bringen, Miss Claire? Sie sehen so aus, als würden Sie sich nicht gut fühlen.” Liebevoll strich James ihr über die Wange und nahm wieder ihre Hand. Claire nickte dankbar. “Das wäre sehr nett von Ihnen, James, der Tag war für mich heute ziemlich lang.” James nickte und gab den Watsons Bescheid. Diese nickten nur und sagten, dass sie später nachkommen wollte. So machten sich James und Claire auf den Weg. “Wann darf ich Sie wieder sehen, Miss Claire?”, fragte James vor dem Haus ihrer Verwandten und hielt ihre Hände. Claire dachte einen Moment über einen passenden Augenblick nach, als ihr einfiel, dass ihre Tante in ein paar Tagen einen kleinen Hausball für ihre Freundinnen ausrichtete. Sie lud ihn dazu ein, denn es war sicher in Charlottes Sinne, wenn er kam. James versicherte er ihr zu kommen. Claire nickte und verabschiedete sich. Gerade wollte Sie die Türe öffnen als: “Miss Claire?”, fragte James und Claire drehte sich mit einer fragenden Miene um. James war ihr die Stufen raufgefolgt und stand nun vor ihr. “Miss Claire. Verzeiht mit bitte.” “Was soll ich Ihnen verzeihen James?”, fragte sie nach, als James sie mit einer Hand um die Hüfte fasste und sie an sich heranzog. Claire sah ihn überrascht an, als er mit der anderen über ihre Wange strich und ihr tief in die Augen blickte. Claire bemerkte ein seltsames Gefühl in ihrer Magengegend, dass einem Kribbeln gleich kam, während sie seinen tiefen Blick ebenso tief erwiderte. “Verzeiht… dass ich mich gerade nicht beherrschen kann…”, flüsterte er langsam und schloss die Augen, während er sein Gesicht langsam dem vom Claire nährte. In Claires Kopf schwirrten in diesem Moment hunderte von Gedanken und sie wusste nicht, was genau sie tun sollte. Noch ehe sie sich versah umschlossen James Lippen die ihre und er küsste sie sanft, aber dennoch innig. Im ersten Moment riss Claire die Augen weit auf, schloss diese aber sogleich wieder. James zog sie noch ein wenig näher an sich, während er sie sanft weiter küsste. Nach Stunden, so kam es zumindest Claire vor, löste er den Kuss und sah ihr mit einem schüchternen Lächeln ins Gesicht. “Bitte hasst mich dafür, Miss Claire…”, flüsterte er wieder und Claire schüttelte mit einer Röte im Gesicht den Kopf. “Ich hasse Sie nicht James…” flüsterte sie zurück und James löste sich von ihr. “Ich… ich wünsche Ihnen eine angenehme Nacht, Miss Claire. Schlafen Sie gut.” Er verbeugte sich höflich vor ihr und ging die Stufen hinab. “James?” Der Gerufene drehte sich um und sah Claire an. “Ihnen sei verziehen.”, lächelte Claire ihn an und verschwand in das Haus.
- 10 -
Mit einem strahlendem Lächeln betrat James am nächsten Morgen das Büro von ihm und Mr. Jones. “Guten Morgen, Mr. Jones. Ist das heute nicht ein herrlicher Tag?”, fragte er seinen Mentor, der ihn nur mit einem fragenden Gesichtsausdruck ansah, denn draußen regnete es in Strömen. “Sie scheinen ja einen netten Abend verbracht zu haben, Mr. Evans.”, hakte er nach, auch wenn es ihn nicht besonders reizte zu hören, wie er den Abend mit Miss Claire verbracht hatte. “Ja, Sir. In der Tat. Der Abend war… wie soll man das am Besten umschreiben? Er war einfach fantastisch.”, begann James ein Lobeslied über den vorherigen Abend zu singen. “Stimmt das Gerücht, dass Miss Claire und Sie verlobt sind James? Ich hörte so etwas in dem kleinen Laden wo wir uns gestern trafen.” Mr. Jones wusste selbst nicht genau, warum er dies fragte, wusste er doch bereits aus dem Gespräch im Café zwischen Claire und Mr. Evans, das dies nicht stimmen konnte. Mr. Evans lächelte bei der Frage, beantwortete sie aber wahrheitsgemäß: “Nein, das ist, wie Sie es bereits sagten, noch ein Gerücht. Der Herr wusste es nicht besser und wir wollten ihm auch nicht vor dem Kopf stoßen.” Das “Noch” im ersten Satz beunruhigte Mr. Jones. Hatte Mr. Evans in der Tat vor, Claire zu ehelichen? Wenn dem so wäre, konnte er nichts weiter machen. Damit wären alle seine Chancen dahin, sollte es dazu kommen. Aber solange sie noch nicht verlobt waren, war auch noch nichts verloren. “Mr. Jones?”, fragte James, denn er stellte seinem Mentor bereits zum zweiten Male die Frage, ob er sich den gestern ebenfalls das Stück angesehen hatte. Mr. Jones schreckte aus seinen Gedanken hoch. “Verzeiht James, was hatten Sie mich gefragt?” “Ob Sie sich das Stück ebenfalls angesehen haben.”, wiederholte James zum 3. Male. “Oh ja. Es war ein ausgezeichnetes Stück.” antwortete Jones und sie begannen mit der Arbeit.
Claire fand in der gesamten Nacht keinen Schlaf. Innerlich führten ihr Herz und ihr Verstand einen harten Kampf miteinander. Worauf sollte sie hören? Immer wieder stand sie auf und starrte gedankenverloren in den Himmel, während sie sich über die Lippen strich. Ihr erste Kuss. Von einem Mann, der sie liebte. Der alles für sie tun würde. Doch liebte sie ihn? Draußen wurde es so langsam hell und Claire hatte immer noch nicht schlafen können. Die Worte von Mr. Jones wollten ihr einfach nicht aus dem Kopf gehen. Seufzend legte sie sich wieder in das Bett und versuchte für einen Moment die Augen zu schließen. Es gelang ihr nicht. Schloss sie die Augen schwirrten all ihre Gedanken noch wilder durcheinander. Also stand sie wieder auf und ging im Raum umher. Wäre Nicole nur hier, dachte sie immer wieder. London hatte über Nacht den verführerischen Glanz verloren und um Claire breitete sich nun eine gewisse Einsamkeit aus. Sie wollte über das Geschehne reden. Sich etwas erleichtern. Sicher Claire konnte einen Brief schreiben, doch dieser würde niemals das ausdrücken können, was sie fühlte. Zumal Claire auch nicht wüsste, was genau sie schreiben sollte. In ihr war nur Chaos. Riesengroßes Chaos. Sie blickte wieder auf die Straße. Das städtische Treiben schien langsam zu beginnen und auch im Haus hörte man, wie die einzelnen Diener anfingen ihrer Arbeit nachzugehen. Claire seufzte. Es schien nicht mehr viel Sinn zu machen, sich jetzt noch hinzulegen. Zumal Claire die Hoffnung verloren hatte jetzt noch schlafen zu können. Also begann Claire sich für den Tag fertig zu machen. Am Frühstückstisch saßen bereits ihre Verwandten. Auch sie sahen noch nicht wirklich munter und fit aus, sodass Claires Müdigkeit nicht weiter auffiel. “Guten Morgen, Liebes”, begrüßte Charlotte ihre Nichte und Edward nickte ihr nur über seine Zeitung hinweg zu. “Guten Morgen, Tante Charlotte.”, antwortete Claire und setzte sich. Es wurde kaum ein Wort gesprochen. Einzig der vorherige Theaterbesuch wurde kurz thematisiert. Claire stimmte den Beiden einfach nur zu, da sie momentan keinen Drang nach einer längeren Konversation verspürte. Eigentlich hatte sie vorgehabt ihre Gedanken bei einem längeren Spaziergang zu ordnen, doch das Wetter schien ihr dabei einen Strich durch die Rechnung zu machen. Mit einem tiefen Seufzen erhob sie sich nach dem Essen von ihrem Platz und ging zum Fenster. “Solltest du noch müde sein, Claire, so würde es niemanden von uns stören, wenn du dich wieder hinlegen solltest.”, sagte ihre Tante, denn sie bemerkte wie müde Claire war. Claire nickte dankbar. “Ich werde aber vorher noch einen Brief an meine Schwester schreiben, Tante Charlotte. Ich glaube ich habe das schon zu lange aufgeschoben.” Mit einem Nicken wandte sich ihre Tante ab und Claire begann ihren Brief.
“Meine liebste Schwester, Du ahnst nicht, wie schön London ist. Selbst nach 2 Wochen habe ich mich noch nicht an den Schönheiten dieser Stadt satt sehen können. Dir würde das hier gefallen. Gestern waren Mr. Evans und ich in einem kleinen Laden und er kaufte mir dieses wunderschöne Kleid aus rotem Stoff. Der Verkäufer dachte ich wäre seine Verlobte, aber keine Sorge: Sollte dieser Fall eintreten, wärst du die erste, die es erfährt! Am Abend waren wir dann im Theater und sahen uns ein Stück von Shakespeare an. Frage mich nicht welches, denn meine Gedanken sind momentan so aufgewühlt, dass ich mich nicht mehr erinnere. Nach dem Stück war ein kleines Dinner, auf dem ich eine Unterredung mit Mr. Jones hatte, die mich sehr verwirrte. Er erzählte mir von seinen Gefühlen mit gegenüber, die mehr als nur rein freundschaftlicher Natur sind. Und alles was ich erwidern konnte, war nur Stille. Immer noch schulde ich ihm eine Antwort auf die Frage, was meine Gefühle für ihn betrifft. Doch was kann ich ihm antworten? Du weißt, was ich über ihn denke. Dass ich ihn mehr schätze, als viele andere Menschen. Doch meine Gefühle haben sich geändert, als er mir sagte, dass er Mr. Evans nach Derby schickte, um ihn mir als eine gute Partie vorzustellen. Wenn er gewusst hätte, wie sehr ich mich veränderte in den letzten Jahren, sagte er, hätte er ihn nie nach Derby kommen lassen. Doch nun ist es geschehen. Und ich kann nicht anders, als zu sagen, dass Mr. Evans eine wirklich angenehme Gesellschaft darstellt. Am Anfang hielt ich nicht viel von ihm, da mich sein Auftauchen verwirrte, aber je mehr ich ihn hier in London kennen lernen durfte, desto lieber mag ich ihn. Es ist verwirrend nicht zu wissen, was man fühlt und ich weiß, dass dein Rat folgender sein wird: Folge deinem Herzen! Doch wie kann ich meinem Herzen folgen, wenn ich nicht einmal weiß, wie es sich entscheiden würde? Ich hoffe Mutter geht es gut und du und Mr. Kent seit euch ein wenig näher gekommen. Verzeih mir, dass ich erst so spät schreiben konnte, aber die oben genannten Dinge machten es mir nicht gerade Leicht meine Gefühle in Worte zu fassen. Ich freue mich auf unser Wiedersehen. Deine liebe Schwester Claire”
Claire las sich den Brief mehrmals durch. Wie verzweifelt sie doch rüber kam, dachte sie und seufzte wieder leise, während sie den Brief versiegelte und dem Diener übergab. Die dunklen Regenwolken hatten sich etwas verzogen und so machte Claire sich fertig für einen Spaziergang. Als sie gerade die Tür öffnete, sah sie Mr. Evans, der gerade klopfen wollte. “Mr. Evans!”, rief Claire erstaunt aus und lächelte ihn an. “Miss Claire, ich wollte gerade zu Ihnen. Gehen wir ein Stück?”, fragte er und bot ihr seinen Arm an. Claire hakte sich bei ihm unter und gemeinsam gingen sie durch London. Ein weiteres Mal wurde der Abend besprochen. Wie schön doch das Stück war und wie lecker das Essen. Nach einigen Minuten des Schweigens ergriff James wieder das Wort. “Heute Morgen bekam ich einen Brief meiner Mutter. Sie wünscht sich, dass ich nach Bath komme, da mein Vater sehr krank ist.”, er seufzte und sah Claire an. “Das tut mir sehr Leid, James, kann ich irgendetwas für Sie tun?”, fragte Claire ihn und James errötete. “Es gäbe da etwas, aber ich glaube, dass kann ich nicht von Ihnen verlangen.” Er räusperte sich verlegen und fuhr fort. “Würden Sie mich nach Barth begleiten, Miss Claire?”, fragte er schließlich und sah sie mit einem Lächeln an. Claire war überrascht über die Frage und wusste nicht, was sie antworten sollte. “Ich reise morgen ab… Ich weiß, dass ich viel von Ihnen verlange, Miss Claire.” Sie gingen weiter und Claire überlegte, was sie ihn antworten könnte. “Ich fühle mich durch diese Einladung sehr geehrt, James, dennoch muss ich sie leider ablehnen.” Geknickt sah James Claire an, ehe sie weiter sprach. “James…”, sie griff nach seinen Händen und sah ihn mit einem Lächeln an, “das hat Absolut nichts damit zu tun, dass ich nicht möchte oder Sie nicht mag. Ich denke aber das es besser ist, dass es Ihren Vater erst einmal besser geht. Da würde eine Fremde im Hause nur lästig sein.” Die Worte schienen James zu beruhigen und er nickte. “Sie haben Recht, Miss Claire. Dennoch werde ich Ihnen schreiben!” Er gab ihr einen sanften Handkuss, während er seine Augen nicht von ihren abwandte. Claires Gesicht errötete und James bot ihr mit einem charmanten Lächeln seinen Arm an, den sie dankend annahm. Sie führten nur noch unwichtige Gespräche auf dem Heimweg. Claire bot James an, noch kurz mit rein zu kommen, denn es begann wieder mit leichten Tropfen zu regnen. Doch James verneinte. “Das macht mir den Abschied nur noch schwerer, meine Liebe Miss Claire.”, begründete er seine Entscheidung und strich ihr sanft eine Strähne aus dem Gesicht, während er ihr sanft die Wange küsste. “Bitte vergessen Sie mich nicht!”, flüstere er ihr zu und drückte ihr ein winziges kleines Kästchen in die Hand. Mit einem langen und auch tiefen Blick sahen sie sich noch einmal an, ehe James sich umdrehte und ging.
- 11 -
Wieder im Haus ihrer Verwandten, sah Claire auf das Kästchen. Es war nicht sehr groß, viereckig und aus Holz. ‘Was könnte dort drin sein?’, fragte sie sich im Gedanken und begann es vorsichtig zu öffnen. Das erste, was sie vorfand war ein kurzer Text auf hellem Pergament geschrieben.
“Für meine Liebe Miss Claire, auf das Sie mich nie vergessen werden…”
Claire lächelte bei diesen Worten, dennoch fragte sie sich, warum er so etwas schrieb, wenn er sie noch überreden wollte nach Barth zu kommen? Wusste er, dass sie nicht mitkommen wollte, oder steckte etwas anderes dahinter? Sie nahm das Pergament und legte es neben sich. Das was sie dann vorfand ließ sie die Luft anhalten und einmal tief schlucken. Es war eine kleine silberne Kette mit einem Anhänger in Form eines kleines Herzens. Claire betrachtete die Kette gedankenverloren und lächelte in sich hinein. “Wie schön die doch ist…”, flüsterte Claire leise und konnte nicht aufhören die Kette von einer Hand in die andere fallen zu lassen. Dies machte sie einige Minuten lang, ehe sie aufstand und zu einem Spiegel ging um sich die Kette umzuhängen. Mit einem Lächeln sah sie in den Spiegel und irgendwie war dies der Moment, indem sie sich entschloss ihren Gefühlen James gegenüber freien Lauf zu lassen.
Es war eine Woche vergangen, seitdem Claire ihrer Schwester geschrieben hatte und seitdem James Evans nach Barth gefahren war, als die Antwort ihrer Schwester am frühen Morgen beim Frühstückstisch eintraf. Claire stand sofort auf und begab sich in den Salon um den Brief in aller Ruhe lesen zu können.
“An meine liebste Claire, Das deine Gefühle sind wahrlich verwirrend, dennoch habe ich versucht sie zu einem Teil nachzuvollziehen. Ich denke, dass du Mr. Evans sehr hoch schätzt und auch Gefühle für ihn hast, allerdings verwirrte es dich, das Mr. Jones nun, wo ein anderer Interesse für dich zeigt, auch seine Gefühle für dich bekundet. Dennoch muss ich dir etwas beichten: Damals, als Mr. Evans und Mr. Jones bei uns waren, führte ich ein kleines Gespräch mit Mr. Jones. Er erzählte mir damals schon von seinen Gefühlen, die er für dich hat, aber auch von seinen Ängsten. Er wusste nicht, ob du ihn jemals lieben könntest. Aufgrund seines Alters und der Freundschaft zu Vater. Er sagte mir, dass Mr. Evans in allen Punkten die bessere Partie für dich sei, als er. Sei mir nicht böse, dass ich es dir nicht früher sagen konnte, allerdings erzählte Mr. Jones mir dies im Vertrauen. Solltest du immer noch nicht wissen, was du tun sollst, dann denke daran, dass Mr. Jones dir nur das Beste wünscht!
Bei uns zu Hause hat sich sehr viel geändert. So gut wie jeden Tag sehen Adam und ich uns und ich muss sagen, dass ich ihn sehr sehr lieb gewonnen habe. Bitte komm bald nach Derby zurück, denn ich denke, dass es bald etwas zu feiern geben wird. Vielleicht ist es auch besser und du kommst hier ein wenig zu Ruhe. Mutter geht es sehr gut. Sie klagt Vater jeden Tag ihr Leid, dass du nicht hier bist. An mir findet sie nichts, was sie betadeln könnte! Deine liebe Schwester”
Claire las sich den Brief mehr als einmal durch. Es erschütterte sie, dass Mr. Jones solche Ängste hatte und warum Nicole ihr denn nicht vorher sagte, was er empfand. Vielleicht hätte dies einiges geändert… Claire wusste mal wieder nicht, was sie tun sollte. Seufzend überflog sie den Brief ein weiteres Mal und langsam wurde ihr klar, dass sie nicht mehr in London bleiben konnte. Sie wollte und brauchte Abstand zu allem, was mit James oder Mr. Jones zu tun hatte. Entschlossen stand sie wieder auf und sagte ihren Onkel und ihrer Tante, dass sie nach Derby zurück wollte. Diese reagierten nicht im geringsten überrascht, hatten sie doch den Eindruck, dass Claire hier nicht glücklich war. Verständnisvoll nickte Tante Charlotte und wies ihre Diener an die Sachen für Claire zu packen. Claire ging dies alles ein wenig zu schnell. Dennoch sagte sie nichts. Lieber ein schneller Abschied von London, als noch einmal auf Mr. Jones zu treffen. Sie hatte sich schon vor geraumer Zeit für James Evans entschieden und würde nun nicht wegen eines Briefes alles ändern. Dazu würde sie James auch zu sehr verletzten. Und, ja Claire wurde es allmählich selbst klar, sie mochte James. Vielleicht war es noch keine Liebe, aber es war mehr als einfache Zuneigung. Claire war sogar bereit soweit zu gehen, dass wenn James ihr einen Antrag machte, sie ja sagen würde.
Am nächsten Morgen war es soweit. Der große Abschied. Es gab viele Tränen von Seiten Charlottes. Claire musste ihr versprechen, in ein paar Monaten zusammen mit Nicole nach London zu kommen. Gerade als Claire in die Kutsche steigen wollte, hörte sie die Stimme eines alten Bekannten. Mr. Jones kam. “Miss Claire? Sie reisen ab?”, fragte er, als er die Kutsche erreichte und Claire nickte und sah ihn verlegen an. “Ja ich denke es ist besser so… Meine Schwester schrieb mir, dass es vielleicht in ein paar Wochen etwas zu feiern gibt und ich möchte dieses Ereignis nicht verpassen.”, Claire ihm und Mr. Jones nickte. “Dann möchte ich Sie nicht aufhalten, Miss Claire. Wir werden uns sicher bald in Derby wieder sehen, denn ich denke den Winter dort zu verbringen.” Claire nickte und es folgte ein kurzer, aber kühler Abschied. Seufzend ließ Claire sich in den Sitz der Kutsche fallen und begann sich auf ihr Zu Hause zu freuen. Keine zufälligen Begegnungen und keine peinlichen Höflichkeitsfloskeln. Und vielleicht, so hoffte Claire, sah sie James bald wieder.
Wieder in Derby wurde sie herzlich von ihrer Familie und Mr. Kent empfangen. Claire freute sich wieder zu Hause zu sein. Während Claire ihre Sachen auspackte, kam Nicole zu ihr. “Hast du meinen Brief noch bekommen?”, fragte sie ihre jüngere Schwester und diese bejahte mit einem Nicken. “Es tut mir Leid. Ich wollte es dir schon früher sagen, aber ich wusste nicht, ob dies gut ist.”, entschuldigend sah Nicole Claire an, doch diese schüttelte nur den Kopf. “Ist schon okay… “ Sie nahm das Kleid, dass ihr James schenkte und hing es in den Schrank. “Ich denke nicht, dass ich jemals glücklich gewesen wäre, hätte ich von seinen Gefühlen vorher gewusst. Ich muss zugeben, ich war überrascht, dass er mit dir über seine Gefühle gesprochen hat.” Claire lächelte Nicole an und packte ihre restlichen Sachen aus. “Was ist mit Mr. Evans?”, fragte Nicole und Claire errötete. “James… James ist…”, sie suchte nach den passenden Worten, “James ist ein wunderbarer Mensch. Er ist höflich, zuvorkommend. Ich könnte dir viele gute Eigenschaften nennen, aber nur wenige die schlecht sind.” Unbewusst spielte sie mit der Kette, die um ihren Hals hing und lächelte. Nicole stand auf und sah sich die Kette an. Überrascht weitete sie die Augen und sah Claire erstaunt an. “Die ist hübsch… Hat er sie dir geschenkt?” Claire nickte und Nicole lächelte sie an. “Er scheint dich wirklich gern zu haben, Claire.” Von unten rief ihre Mutter nach oben, dass das Abendessen fertig sei und sie doch bitte zum Essen kommen sollten. Claire ging zur Tür, doch Nicole hielt sie noch einmal auf. “Liebst du Mr. Evans?”, fragte sie direkt geradeaus und Claire sah verlegen zu Boden, ehe sie antwortete. “Ich…”, stammelte sie leise und musste schlucken. "Ich würde sagen... ja..."
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Die Wochen vergingen und Familie Sullivan saß gerade am Frühstückstisch, als Mr. Kent den Raum betrat. Es wunderte niemanden, dass er einfach zu Besuch kam, denn eigentlich konnte man sagen, dass er fast täglich mit Nicole spazieren ging. Mit seinem Hut in der Hand, sah er die Familie an und wünschte ihr einen schönen Guten Morgen. “Guten Morgen, Mr. Kent, schön, dass sie wieder vorbeischauen.”, begrüßte ihn Mrs. Sullivan überschwänglich und wedelte während des Sprechens mit ihrer Gabel umher. Mr. Kent lächelte ihr mit einem Nicken zu und sah dann Nicole an. “Dürfte… Ich um ein persönliches Gespräch mit Miss Sullivan bitten?”, fragte er in die Runde und sah dabei bewusst den Vater etwas länger an. Nicole errötete und griff unter dem Tisch nach Claires Hand. Jeder in dem Raum wusste, worum es gehen konnte und Mr. Sullivan nickte mit einem Seufzen. “Der Salon ist momentan frei, dort wird Sie niemand stören.”, antwortete er und sah dabei Claire mit durchdringenden Blicken an. Nicole stand auf, lächelte Claire noch einmal zu, die nun stumm dasaß und zurücklächelte. Mit ihren Lippen formte sie die Worte: “Viel Glück” Nicole und Mr. Kent verließen das Zimmer und der Rest der Familie verfiel in ein tiefes Schweigen.
Mr. Kent stand im Salon eine Weile schweigend vor Nicole, ehe er nach ihrer Hand griff und sie mit einem liebevollen Lächeln ansah. Nicole errötete. Ihr erster Impuls war es einfach zu Boden zu sehen, dennoch erwiderte sie seinen Blick ebenso liebevoll. “Miss Sullivan… Nicole… Ich…”, Mr. Kent begann zu stottern und errötete, was Nicole verlegen zu Boden schauen ließ. “Ich… liebe Sie… dich… “, seine Stimme klang weich und er kniete vor Nicole nieder, was sie überrascht blicken ließ. Sie wusste nicht, was sie sagen, geschweige den tun sollte. Nervosität lag in der Luft und erfüllte den Raum, als Mr. Kent weiter sprach. “Ich bitte Sie… Werden Sie meine Frau…” Die Röte wurde mehr und er küsste ihre Hand. “Ich werde Ihnen alles geben, was sie sich wünschen, Sie glücklich machen… Ich werde dich auf Händen tragen, Nicole…” Immer wieder wechselten seine Worte von Sie zu Du und er konnte es nicht verbergen wie angespannt er war. Nicoles Röte breitete sich noch mehr aus und ihr Herz schlug schneller, als sie zu Nicken begann. Freudentränen rollten ihre Wange hinab als sie mit einem leisen: “Ja… ich möchte gerne deine Frau werden!” antwortete. Mr. Kent schaute auf. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, als er Nicole an sich zog und sie in den Arm nahm. Die Angespanntheit fiel von ihm ab, als er sie in seinen Armen hielt. An seiner Brust spürte Mr. Kent Nicoles schnellen Herzschlag, als sie sich sanft an ihn schmiegte und ihren Kopf in seine Halsbeuge vergrub. Mr. Kent strich ihr über den Rücken und hielt sie noch ein wenig fester, als würde sie sich jeden Moment wieder umdrehen und verschwinden. Nach vielen Minuten räusperte er sich. “Ich danke dir, Nicole. Du… machst mich so glücklich gerade.” Nicole sah auf und lächelte ihn an. “Du mich auch… Adam”, es war das erste Mal, dass sie ihm bei seinem Vornamen nannte und wieder errötete Mr. Kent, ehe er sich vorbeugte und ihr einen langen innigen Kuss gab, den sie ebenso erwiderte.
Claire saß angespannt am Esstisch. Sie wusste, was Nicole antworten würde. Und in ihr kam das Gefühl der Einsamkeit wieder auf. Sollte Nicole Mr. Kent heiraten, würde sie nicht mehr hier sein. Sie könnten sich nachts nicht mehr über ihre Gefühle unterhalten. Seufzend stand Claire auf. “Entschuldigt mich bitte.”, sagte sie zu ihren Eltern und verschwand aus dem Esszimmer nach draußen auf den Hof. In ihr tobte ein Kampf. Sie freute sich für Nicole, aber gleichzeitig auch nicht. Sie konnte es selbst nicht erklären, was mit ihr los war. Um ihren Kopf frei zubekommen, ging Claire einfach drauf los und spazierte durch den kleinen Wald, der das Anwesen der Sullivans von der Stadt und ihren Nachbarn abgrenzte. Auf einer kleinen Lichtung ließ sie sich auf einen mit Moos bewachsenen Stein fallen und atmete tief ein und aus. ‘Freu dich Claire… Mach dir keine Gedanken’, sagte sich Claire immer wieder und sah zwischen den Blättern hindurch in den Himmel.
Nicole und Mr. Kent verließen den Salon um den Sullivans die Botschaft ihrer Verlobung zu bringen. Als Nicole aber merkte, dass Claire fehlte, stutzte sie. “Wo ist Claire?”, fragte sie ihrer Mutter, die mit einem Schulterzucken antwortete: “Ich weiß es nicht. Ich glaube sie wollte hinaus einen kleinen Spaziergang machen.” Sie stand auf um ihrer Älteste in die Arme zu schließen und gleich darauf auch Mr. Kent. “Ich freue mich für euch…”, sagte sie und Nicole errötete erneut und sah mit einem schüchternen Lächeln zu Mr. Kent.
Es vergingen einige Monate. Inzwischen war es Ende November, als die Hochzeit stattfinden sollte. Eigentlich sollte sie erst im Frühjahr stattfinden, da aber Mr. Kent im Dezember für einige Monate nach London musste und seine Nicole mitnehmen wollte, zogen sie die Hochzeit vor. Die Zeremonie war traumhaft. Alles passte und eine glückliche Miss Kent verließ mit ihrem Mann die Kirche. Alle hatten noch Tränen der Freude in den Augen und Claire schloss ihre Schwester in die Arme. “So Miss Kent, wie geht es Ihnen?”, fragte Claire sie mit einem Lachen und ihre Schwester konterte: “Wunderbar Miss Claire…” Beide vielen in ein Gekicher und Claire schloss ihre Schwester erneut in die Arme. “Ich werde dich vermissen…”, flüsterte sie leise und wieder rollte eine Träne über ihre Wange. Allerdings nicht vor Freude. “Ach Kleines…”, ihre Schwester wischte ihr die Tränen aus dem Gesicht, “Weine nicht. Du kannst mich jederzeit besuchen. Du bist jeder Zeit willkommen!” Sie drückten sich erneut, als sich die Hochzeitgesellschaft auch schon auf den Weg nach Dungton Hall machte. Es sollte dort nun einen kleinen Empfang und Abends einen Ball geben, ehe sich das Hochzeitspaar auf den Weg in den Norden machte um dort ihre Flitterwochen zu genießen. Claire half ihrer Schwester in die Kutsch, die sie nach Dungton Hall bringen sollte und sah dieser dann einige Zeit hinterher, als sie einen leichten Druck auf ihrer Schulter spürte. “Wir werden sie vermissen…” Mit einem Glitzern in den Augen sah Mr. Sullivan auf seine jüngste Tochter hinab und seufzte. Claire nickte. “Ja… das werden wir…”
In Dungton Hall angekommen erfüllten die Stimmen der Gäste das gesamte Anwesen. Überall wurde gelacht und sich unterhalten. Die Bediensteten bauten gerade in dem einem Raum ein prächtiges Buffet auf. Ein anderer Raum war leer geräumt, da man dort am Abend tanzen wollte. Er war prächtig geschmückt und Claire stand alleine in diesem Raum um sich ein wenig von den ganzen Gesprächen zu erholen. Am Rande der Tanzfläche hatte man einige Stühle und kleine Tische gestellt, damit man den Tanzenden zusehen konnte. Claire ließ sich auf einem dieser Stühle nieder und sah sich im Raum um. Es gefiel ihr, wie der Raum geschmückt war und während sie die Ruhe genoss, ließ sie die Gedanken schweifen. Sie dachte daran, wie sie zum ersten Male hier war und nach Jahren wieder auf Mr. Jones getroffen war. Es kam ihr vor, als läge dies schon ewig zurück. Sie merkte gar nicht, wie sich die Tür öffnete und ihre Schwester den Raum betrat. Claire schreckte hoch, als Nicole sie ansprach: “Wir suchen dich schon überall. Das Essen fängt gleich an…”. Mit einem strahlenden Lächeln sah Nicole die Jüngere an und hielt ihr die Hand entgegen. “Na komm…”, sagte sie und Claire griff nach der Hand und gemeinsam gingen sie in den Nebenraum, wo sich der frischgebackene Ehemann sogleich zu seiner Frau gesellte, die ihn mit einem Kuss auf die Wange begrüßte. “Und Miss Claire, haben Sie hier schon ihren zukünftigen Ehemann entdeckt? Ich hoffe doch, dass Sie ihn auf unserer Hochzeit kennen lernen, meine liebe Schwägerin”, Mr. Kent zwinkerte Claire zu und begleitete sie mit Nicole im Arm zum Buffet. “Bislang habe ich ihn noch nicht entdeckt, mein lieber Schwager, aber wer weiß. Einige Gäste wollen auch erst später zum Ball kommen, vielleicht begegne ich ihm dort.” Claire lachte und nahm sich einen Teller um ihn mit einigen Leckerrein zu füllen. Ihre Antwort schien sowohl Mr. Kent, als auch Nicole zu überraschen, denn sie hofften, dass als Antwort etwas anderes kam. Etwas wie: “Den habe ich bereits kennen gelernt.” Doch wie immer hatte Claire sie überrascht.
Am Abend trudelten wie von Claire vorhergesagt noch einige Gäste ein und Miss Kent und Mr. Kent eröffneten den Tanz. Claire stand am Rande und sah den Tanzenden zu, als sie wieder einen leichten Druck auf ihrer Schulter spürte. Da sie dachte, dass es sich wieder um ihren Vater handelte, drehte sie sich gar nicht um. “Sie sieht glücklich aus… Ich freue mich für sie.”, lächelte Claire und klatschte, da der Tanz vorbei war. “Das stimmt. Sie allerdings nicht, Miss Claire.”, antwortete ihr eine tiefe Stimme, die Claire dazu veranlasste sich überrascht umzudrehen. “Mr. Jones…”, sagte sie überrascht und merkte, dass sich etwas in ihrer Magengegend verkrampfte. Mr. Jones nahm die Hand von ihrer Schulter und lächelte sie freundlich an. “Schön Sie wieder zu sehen.”, sagte er nur und sah zur Tanzfläche, auf der gerade ein neuer Tanz begann. Claire nickte und folgte seinem Blick. Anscheinend ruhte er auf dem Brautpaar. Claire sah den Beiden eine Weile zu, ehe sie einen der Diener anhielt und zwei Gläser Sekt besorgte, wovon sie eines Mr. Jones reichte. Überrascht sah der Mann die junge Frau vor sich an und nahm das Glas an sich. “Danke.”, sagte er und Claire antwortete mit einem “Bitte, gern geschehen”. Sie standen eine Weile schweigend nebeneinander und beobachteten die Tanzenden, als Claire wieder ihre Worte fand: “Wie geht es Ihnen? Seit wann sind Sie wieder in Derby?”, fragte sie und sah Mr. Jones an. Dieser hatte gerade das Glas angesetzt und trank erst einmal einen Schluck. “Seit einer Woche in etwa. Mir geht es sehr gut und Ihnen?, stellte er sogleich die Gegenfrage. Claire hatte ihr inzwischen leeres Glas auf eine Tisch gestellt und spielte nun mit ihren Fingern, denn aus irgendeinem Grund war sie nervös. Hatte sie nicht erst heute Morgen an ihn gedacht? “Mir geht es recht gut, Mr. Jones, danke der Nachfrage.”, lächelte sie ihn an und klatschte wieder. “Tanzen Sie mit mir?”, fragte Mr. Jones zugleich und bot ihr einladend seinen Arm an. Claire nickte und hakte sich bei ihm ein und ließ sich zur Tanzfläche führen. Die vorherigen Tänze waren ziemlich schnell und somit überraschte es nicht sonderlich, dass nun ein ruhiges Lied angestimmt wurde. Claire blickte Mr. Jones während der Tanzen aufmerksam an. Sie musterte die Züge seines Gesichtes und stellte überrascht fest, dass es sich in den letzten Monaten geändert hatte. Seine Wangen waren ein wenig eingefallen und die Augen hatten den fröhlichen Glanz verloren, den sie noch bei ihren letzten Treffen besaßen. Mir. Jones bemerkte Claires musternde Blicke und lächelte sie freundlich an. “Wie geht es Mr. Evans?”, fragte er, mehr aus Neugier, wie es um ihn und Claire nun stand, als irgendein persönliches Interesse über seine Gesundheit. Claire seufzte und ihr Blick wandte sich ab. “Ich weiß es nicht. Seit meiner Abreise in London hörte ich nichts mehr von ihm… Ich schrieb ihm einige Male, allerdings antwortete er mir nicht.” Ihre Stimme begann zu Zittern. Sie hatte darüber noch nicht einmal mit Nicole gesprochen, da sie sich keine bewussten Gedanken machen wollte, um nicht verletzt zu werden. Es wurde ihr ein wenig unangenehm mit Mr. Jones darüber zu sprechen, trotzdem wollte sie es nun genauer wissen. “Ist er denn wieder aus Bath zurück in London?”, fragte sie Mr. Jones, der die Frage verneinte. “Er schrieb mir vor einem Monat, dass er sich um seine Mutter kümmern müsse, da sein Vater verstorben sei. Nach Außen hin zeigte er, dass er Mitleid hatte, dass Claire solange nichts von ihm hörte, doch im Inneren freute er sich riesig, da er Claire anscheinend vergessen hatte. Auch wenn er nicht wollte, dass die junge Frau litt. “Sein Vater ist verstorben? Ihm geht es jetzt bestimmt nicht gut…”, sagte Claire. Mehr zu sich selbst, als zu Mr. Jones, der jedoch mit einem Nicken antwortete. “Machen Sie sich keine Sorgen, Miss Claire, er wird sich sicherlich melden, sobald es ihm besser geht.” Claire nickte und versuchte zu lächeln. Mr. Jones erwiderte das nicht gelungene Lächeln mit einem aufheiternden, als der Tanz endete. Claire verneigte sich höflich vor ihrem Tanzpartner, als sie sich auch schon umdrehte und ohne ein Wort verschwand, wobei sie einen ziemlich überraschten Mr. Jones stehen ließ. Anscheinend machte sie sich auf den Weg nach draußen auf den Balkon. Mit einem Seufzen folgte Mr. Jones ihr.
Claire wollte einfach nur ein wenig Luft schnappen und ihre Ruhe haben. Das Gespräch mit Mr. Jones hatte sie mitgenommen. Nicht nur, dass er sie auf Mr. Evans ansprach, sondern auch die Tatsachen, dass dieser sich nicht bei ihr gemeldet hatte, machten ihr zu schaffen. War er etwa sauer, da sie nicht mit nach Bath kam? Claire konnte nicht anderes. Sie begann zu schluchzen und stützte sich mit dem Rücken zur Tür am Geländer ab. Die Tränen rannen ihr über die Wangen. Der Verlust ihrer Schwester und die Tatsache, dass der dem sie ihr Herz geöffnet hatte anscheinend kein Interesse mehr zu haben schien, nahmen sie so sehr mit, dass sie sich die erste Zeit gar nicht beruhigen konnte. Mr. Jones trat leise auf den Balkon und sah nur, wie aufgelöst Claire war. Das er daran Mitschuld trug versuchte er auszublenden, denn sie so zu sehen tat ihm so schon weh. Vorsichtig trat er an sie ran und stellte sich neben sie. Claire bemerkte ihn immer noch nicht. Langsam begann sie zu Zittern, denn die Kälte machte sich nun bemerkbar. Nun konnte Mr. Jones nicht mehr. Er zog Claire an sich und drückte sie fest. “Schh…”, flüsterte er und strich ihr über das Haar. Claire vergrub sich in der Umarmung. Auch wenn es Mr. Jones war und sie ihm damit vielleicht ein falsches Zeichen sendete, es tat in diesem Moment einfach nur gut, dass jemand für sie da war. Auch wenn es für Außenstehende den Anschein zu machen schien, dass dies den Umstand nur noch verschlimmerte, denn Claire konnte sich einfach nicht beruhigen. Mr. Jones sagte nichts sondern hielt sie nur noch fester. Die Erinnerung an das Gespräch in London auf dem Balkon kam ihm wieder in den Sinn und er fühlte sich nun wieder unwohl. Auch wenn sich an seinen Gefühlen nach wie vor nichts geändert hatte, hat er akzeptiert, das Claire James zugetan war und wollte nicht mehr kämpfen. Gegen einen Jungspund hatte er, seiner Meinung nach, keine Chance. Immer wieder strich er Claire durch das Haar und als er tief einatmete, nahm er so auch ihren Duft auf, was ihn fast wahnsinnig machte. Am liebsten hätte er das Mädchen geküsst um sie so zu beruhigen, doch das konnte er nicht. Claires Beine ließen nach und Mr. Jones rutschte mit ihr zusammen zu Boden, sodass Claire nun auf seinem Schoß lag. Immer noch am Zittern und Weinen lag sie in seinen Arm und Mr. Jones strich ihr über den Rücken. Er beschloss, dass Schweigen besser war, ein falsches Wort würde die Situation nur verschlimmern. Nach einer halben Ewigkeit löste sich Claire mit geröteten Augen und Gesicht von Mr. Jones. Sie saß immer noch halb auf seinen Schoß. Peinlich berührt sah sie zu Boden, während Mr. Jones ihr stumm ein Taschentuch reichte. Claire nahm es und wischte sich damit die Augen trocken und schnäuzte ihre Nase aus. Mr. Jones nahm wieder eine Hand und strich ihr über den Rücken. “Geht es wieder?”, fragte er und lächelte sie vorsichtig an. Claire nickte und sah ihn mit einem schüchternen Grinsen an, als sie merkte, dass sie sein Hemd an der Schulter nass geweint hatte. Vorsichtig strich sie über die Stelle. “Ich habe Sie ganz nass geweint… Tut mir Leid…”, sagte sie und blickte wieder zu Boden. Mr. Jones sah zu ihrer Hand und nahm diese in seine. “Nicht so schlimm…”, antwortete er und zog Claire wieder in eine Umarmung, was sie mit einem überraschten Aufruf kommentierte, sich dann aber wieder an ihn schmiegte. Mr. Jones zog noch einmal Claires Duft ein, als er mit einem Seufzen sagte: “Wir sollten lieber wieder reingehen, Miss Claire, sollte uns jemand so sehen, könnte es eventuell zu Missverständnissen kommen.” Doch seinen Worten zum Trotz drückte er sie noch ein wenig enger an sich. Claire nickte und löste sich wieder von Mr. Jones. “Sie haben Recht… Ich…”, ihr wurde die Situation jetzt erst richtig Bewusst und eilig rappelte sie sich auf. Sie wagte es nicht Mr. Jones anzusehen, denn irgendwie war ihr die Situation ein wenig peinlich. “Danke…”, sagte Claire nur, bewegte sich aber nicht von der Stelle. Mr. Jones stand ebenfalls auf und strich Claire wieder über den Rücken. Mit einem Lächeln ging er zur Tür und sah noch einmal zu Claire zurück. “Ich fahre in zwei Tagen nach Bath. Sollten Sie mitwollen, melden sie sich einfach bis Morgen Abend bei mir. Vielleicht können Sie dann mit James reden.”, bot er ihr an und wollte schon die Tür öffnen, als Claire ihn noch einmal umarmte. “Ich danke Ihnen… Robert…”, sagte sie und drückte ihn an sich, ehe sie wieder ins Haus ging und einen wieder einmal überraschten Mr. Jones zurückließ. “Sie… weiß noch meinen Vornamen…”, stotterte er und ein Lächeln huschte über seine Lippen.
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Es war der nächste Tag, als Claire am frühen Morgen aufstand. Sie ging in den Nebenraum um ihre Schwester zu wecken, aber im gleichen Moment feststellen zu müssen, dass diese ja nicht mehr da war. Seufzend strich sie sich verwirrt durch die Haare und ging zurück in ihr Zimmer um sich für den Tag fertig zu machen. Ihre Mutter saß gut gelaunt mit ihrem Vater am Tisch und sie ließen den gestrigen Tag noch einmal Revue passieren. Irgendwann fragte Mrs. Sullivan ihre Tochter: “Wo warst du eigentlich auf einmal. Eben hattest du noch mit Mr. Jones getanzt und einen Moment später wart ihr BEIDE weg…”, mit durchdringenden Blick sah sie ihre Tochter an und auch der Vater sah nun interessiert zu Claire rüber. Claire hatte auf diese Frage gewartet und sich während der Nacht eine Ausrede überlegt, was sie ihnen erzählen könnte. “Wir haben uns über James unterhalten. Mr. Jones fährt morgen nach Bath und ich ließ ihn etwas ausrichten. Und da fragte er mich, ob ich nicht gleich mitkommen möchte um persönlich mit James zu reden.”, sagte sie trocken und errötete ein wenig, “Sein Vater ist gestorben und ich mache mir Sorgen um ihn.” Mit einem vernichtenden Lächeln nahm sie sich ein Brötchen und begann es zu belegen. Ihre Mutter nickte. “Du möchtest also nach Bath?”, fragte sie und blickte Claire wieder an. Ihr Vater hatte sich wieder abgewandt und las die Zeitung. Claire nickte. “Gerne… Es würde mir viel bedeuten.” Wieder errötete sie und biss herzhaft in ihr Brötchen, was ihre Mutter daran hinderte weitere Fragen zu stellen. “Dann denke ich solltest du fahren… Aber bitte bleibe nicht allzu lange…”, mit einem bittenden Blick sah sie ihre Jüngste an, während sie sich selbst ebenfalls noch etwas zu Essen nahm. Claire nickte und antwortete ihr noch: “Höchstens Zwei Wochen… Ich denke aber nur eine”, dann aß sie ihr Brötchen auf und stand auf um schon einmal einige Sachen zu packen. Es war am späten Vormittag, als sie damit fertig war, begab sie sich wieder in den Salon mit dem Vorhaben eine Nachricht an Mr. Jones zu schreiben, dass sie mitkommen würde, als es an der Tür klopfte. Claire war allein, denn Mutter und Vater waren nach Dungton Hall aufgebrochen um sich dort ein wenig mit den Eltern ihres Schwiegersohnes zu unterhalten. Mit fragendem Blick sah sie zu Tür, die sich jeden Moment öffnen sollte. Es war Mr. Jones der das Zimmer betrat und Claire mit einem strahlendem Lächeln begrüßte, was sie mit einem freundlichen Lächeln erwiderte. “Mr. Jones!”, sagte sie überrascht und sah auf das Blatt Papier vor sich. “Ich wollte ihnen gerade schreiben wegen Bath.” Verlegen sah sie weiter auf das Blatt und legte die Feder, mit der sie schrieb weg. Mr. Jones hustete. Er hatte sich gestern Abend ein wenig erkältet, als er mit Claire auf den Balkon stand. Er wunderte sich, dass sie nun wieder zu dem Mr. Jones rübergewechselt war, wo sie ihn doch gestern Robert genannt hatte. Dennoch stellte er sich neben Claire und legte ihr wieder eine Hand auf den Rücken. Schnell überflog er den Brief und lächelte bei den kleinen Zeilen. “Sie haben sich also entschieden mitzukommen, Miss Claire?”, fragte er noch einmal nach und sah Claire freundlich an, die mit einem Nicken antwortete. “Ja… Ich denke das ist nötig.”, sagte sie und schraubte das Tintenfass fest zu und stellte es zurück an seinen Platz. Robert nickte verständnisvoll und nahm den Brief in seine Hände. “Darf ich ihn behalten?”, fragte er und überflog ein weiteres Mal die Zeilen. Auch wenn Claire erst ein paar Sätze geschrieben hatte, freute er sich darüber, dass sie ihm überhaupt schreiben wollte. Claire nickte und räumte das Briefpapier in die Schublade aus der sie es geholt hatte. “Ich habe sogar schon einige Sachen eingepackt. So komme ich wenigstens nicht heute Abend in die Verlegenheit alles einfach schnell in die Koffer zu werfen.” Sie musste lachen, denn eigentlich machte sie solche Sachen immer auf den letzten Drücker. Mr. Jones nickte. “Sehr löblich, Miss Claire,”, lachte er und setzte sich auf das Sofa neben dem Schreibtisch, “wir werden morgen sehr früh losfahren und sie abholen.” Er sah Claire aufmerksam dabei zu, wie sie auf dem Schreibtisch Ordnung schaffte. Er wusste, dass ihr Vater es hasste, wenn dort Unordnung herrschte. “Wo ist unsere Unterkunft in Bath?”, fragte Claire und setzte sich schließlich auf das Sofa neben Mr. Jones. Sie dachte an die Situation von gestern Abend und an die Nähe und Vertrautheit, die zwischen Ihnen herrschte. Es war angenehm daran zurückzudenken, allerdings erfüllte es sie auch mit einem gewissen Unwohlsein, da sie wusste, was Mr. Jones über sie dachte. Sie hatte Angst ihm damit in irgendeiner Weise wehgetan zu haben. “Wir werden in der Wohnung meiner Tante leben. Sie ist zur Zeit nicht da, sondern in London.”, antwortete Robert und hustete wieder. Claire stand auf. “Ich werde Ihnen einen Tee machen lassen, Mr. Jones. Ihr Husten klingt fürchterlich.”, sagte sie mit einem Lächeln, das Robert erwiderte und verließ das Zimmer um in der Küche eine Tee machen zu lassen. Doch wieder war niemand da. Anscheinend waren alle damit beschäftigt das Haus winterfest zu machen. Also machte Claire sich selbst an das Werk. Als sie darauf wartete, dass das Wasser zu kochen begann, erinnerte sie sich an die Situation vor ihrer Reise nach London, als sie das Glas fallen ließ. Es war merkwürdig, wie sie sich immer wieder in den verschiedensten Situationen trafen und immer nur, wenn sie alleine waren eine gewisse Nähe zu spüren war. Seufzend füllte sie die Teekanne und stellte diese mit zwei Tassen auf ein Tablett und ging zurück in den Salon. Mr. Jones war inzwischen aufgestanden und sah aus den Fenster hinaus in den Garten. Er ließ sich gar nicht stören, als Claire den Raum betrat und das Tablett auf den Tisch stellte. Claire schenkte Tee in beide Tassen und setzte sich wieder auf das Sofa, als Mr. Jones wieder zu husten begann. “Haben… Haben Sie sich gestern Abend erkältet?”, fragte Claire und sah zu Mr. Jones, der immer noch mit den Rücken zu ihr gewandt am Fenster stand. Seufzend drehte er sich um und gesellte sich zu Claire auf das Sofa. Claire sah ihn inzwischen besorgt an. Sie wollte nicht Schuld daran sein, dass er vielleicht ernsthaft krank wurde. “Vielleicht, aber mir ging es vorher schon nicht so gut. Und ich wollte Sie nicht alleine lassen in Ihrem Zustand. Geht es Ihnen heute besser?”, fragte er und nahm einen Schluck von dem Tee. Peinlich berührt errötete Claire. Sie wollte nicht mehr über die Situation von gestern reden, denn es war ihr etwas unangenehm, dass er sie so gesehen hatte. Dennoch beschloss sie ehrlich zu sein. “Es geht soweit… Ich weiß auch nicht. Der ganze Tag gestern war sehr emotional.” Mr. Jones räusperte sich und nickte verständnisvoll. Er fand es schön, Claire trösten zu können und so auch in ihrer Nähe zu sein. Und er konnte es auch nicht verbergen, dass er sich auf die Reise nach Bath freute. Immerhin würde er dann längere Zeit mit ihr allein sein können, auch wenn dort James sein würde. Wieder begann Mr. Jones zu husten und es klang wirklich nach etwas ernsthafteren. “Sind sie sicher, dass sie nach Bath reisen wollen? Sie sollten sich erst einmal erholen, Mr. Jones.”, sagte Claire und blickte ihn weiterhin besorgt an, doch Mr. Jones sah sie an. “Die Luft dort soll sehr gut sein. Und es gibt dort das berühmte Heilwasser.”, entgegnete er und trank seine Tasse leer. “Ich sollte mich auch wieder auf den Rückweg machen. Habe noch einiges zu tun, bevor ich Derby wieder für zwei Wochen verlasse.” Mit einem schmerzlichen Blick sah Robert Claire an und stand auf, was Claire ihm gleichtat. “Meine Kutsche holt Sie morgen gegen Sieben Uhr in der Früh ab. Ich freue mich, dass sie mit begleiten.” Claire lächelte Mr. Jones an und sah danach verlegen zu Boden. Irgendwie wollte sie nicht, dass er geht, aber traute sich nicht etwas zu sagen. Wieder versank sie in ihren Gedanken. Mr. Jones sprach sie einige Male an, ehe er wieder einmal sanft über den Rücken strich. Claire schreckte erschrocken auf und sah Mr. Jones entschuldigend an. “Tut mir Leid. Ich war im Gedanken.”, antworte sie und bemerkte, dass Mr. Jones wieder direkt vor ihr stand. “Ist doch in Ordnung, Miss Claire.”, antwortete Robert und gab ihr einen Kuss auf die Stirn, was Claire noch mehr erröten ließ. “Mr. Jones?”, fragte sie, als er bereits zur Tür gegangen war und gerade im Begriff war zu gehen. Er drehte sich um und sah Claire fragend an. “Bei unserem letzten Gespräch in London. Auf dem Balkon. Hat… Hat sich an ihren Worten irgendetwas geändert?”, fragte sie, auch wenn sie sich selbst im selben Moment fragte, warum sie sich dies wissen wollte. Es interessierte sie einfach. “Ändert meine Antwort etwas an ihrer Entscheidung mit nach Bath zu kommen?”, stellte Mr. Jones die Gegenfrage und ging wieder zu ihr. Vorsichtig griff er nach einer ihrer Hände und zog sie ein wenig an sich, wartend auf eine Antwort von ihr. Claire schüttelte den Kopf. “Nein es würde daran nichts ändern.”, antwortete Claire und sah hoch um Mr. Jones in die Augen blicken zu können. In seinen Augen sah man die Frage: “Würde es überhaupt etwas ändern?”, doch da diese nicht ausgesprochen wurde, blieb sie auch unbeantwortet. Mr. Jones seufzte schließlich und blickte Claire direkt in die Augen. Sein Blick zeigte eine tiefe Zuneigung und sprach von großer Ehrlichkeit. “Ja… Es hat sich etwas geändert. Spätestens gestern, als sie mich bei meinen Vornamen nannten, Miss Claire. Meine Gefühle zu Ihnen haben sich verstärkt. Allerdings…” “… haben Sie Angst vor einer Zurückweisung.” schloss Claire den Satz und errötete, da sie damit verriet, dass Nicole mit ihr über das Gespräch zwischen ihr und Robert gesprochen hatte. Mr. Jones verstummte für einen Moment und sah nur an. Vorsichtig strich er ihr eine freche Haarsträhne aus dem Gesicht, die Claire schon einige Male versucht hatte zu bändigen. Seine Hand verharrte dabei auf ihrer Wange und Claire schloss für einige Sekunden die Augen um diese Berührung zu genießen. Als sie diese wieder öffnete nickte Mr. Jones. “Ich habe Angst vor einer Zurückweisung. Ich bin älter als Mr. Evans und Sie kannten mich bereits, als Sie ein kleines Mädchen waren. Es…”, er suchte nach den Worten und blickte Claire immer noch liebevoll an, die Hand immer noch auf ihrer Wange ruhend. “Es ist nicht einfach für mich, allerdings werde ich mein eigenes Wohl zurücknehmen, nur um sie Glücklich zu sehen.” Er legte seine Stirn gegen ihre und wieder zog er ihren Duft ein. “Auch wenn es heißt, Sie in den Armen eines anderen Mannes zu sehen. Allerdings… Scheint James sie nicht glücklich machen zu können. Er hat sich sein vielen Monaten nicht bei Ihnen gemeldet und es tat mir weh, Sie gestern seinetwegen so aufgelöst zu sehen.” Er legte die Hand, die nicht auf ihrer Wange ruhte auf ihren Rücken, um so noch ein wenig Nähe zu finden. Nähe die er sich monatelang ersehnt hatte. Sie standen einige Minuten so da, als Claire sich von ihm entfernte, da die Haustür ins Schloss fiel und die Stimme von Mrs. Sullivan wieder das Haus erfüllte. Mr. Jones sah Claire ein letztes Mal mit dem liebevollen Blick an, als die Tür aufging und eine überraschte Mrs. Sullivan gefolgt von ihrem Mann den Raum betrat. “Mr. Jones. Wie schön sie zu sehen. Ich hörte sie nehmen meine Jüngste mit nach Barth? Sie ist ja so in Sorge um James…”, sagte sie und tätschelte ihrer Tochter den Arm, die nun begonnen hatte, auf der Unterlippe rumzukauen. Mit einem überraschten Lächeln sah er zu Claire und es war, als wäre die Nähe von vor wenigen Minuten nun endgültig verschwunden. Claire verabschiedete sich von Robert und verließ den Raum in Richtung Zimmer.
In ihrem Zimmer ließ sie sich auf das Bett fallen. Tränen rollten über ihre Wangen und ihr wurde schmerzlich bewusst, wie sehr ihr Nicole fehlte. Nun wo sie nicht einmal in Derby war. Wie am Abend zu vor begann sie zu schluchzen und konnte sich nicht mehr beruhigen. Immer wieder überkamen sie wieder krampfartige Schluchzer bis sie schließlich einschlief.
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Der nächste Morgen kam für Claire viel zu schnell. Um fünf Uhr in der Früh stand sie auf, um noch die letzten Sachen in den Koffer zu packen, die sie gestern vergessen hatte und machte sich langsam fertig. ´Noch während sie am Frühstückstisch saß, hörte sie draußen die Kutsche vorfahren und zwei Minuten später klopfte es an der Tür. Claire verschlang schnell den letzten Happen zog sich ihren Mantel an, als auch schon ein Diener von Mr. Jones rein kam und ihren Koffer nahm. Schnell verabschiedete sich Claire von ihren Eltern und ging nach draußen. “Guten Morgen, Miss Claire!”, begrüßte Mr. Jones sie von der Kutsche aus und winkte ihr zu. Claire erwiderte das Winken und stieg mit seiner Hilfe in die Kutsche, Es war ein kühler Morgen und dementsprechend auch in der Kutsche ziemlich kalt. Als sich die Tür hinter Claire schloss und die Kutsche losfuhr, reichte Mr. Jones ihr eine Decke. “Damit sie nicht frieren.”, sagte er und lächelte sie verlegen an. Claire bedankte sich und wickelte sich in die Decke ein und sah ihren Gegenüber an. “Ist der Husten besser geworden?”, fragte sie und wieder erschienen Sorgenfalten auf ihrer Stirn. Mr. Jones winkte ab und nahm sich eine zweite Decke. “Es ist nur ein leichter Husten. Der geht wieder weg. Machen Sie sich keine Sorgen.”, antwortete er und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Claire nickte nur und nahm sich ein Buch zur Hand, dass sie sich für die längere Fahrt mitgenommen hatte. “Sie lesen immer noch gerne?”, fragte der Ältere und versuchte den Text auf den Buchrücken lesen zu können. Claire ließ die Augen nicht von dem Buch ab, während sie antwortete. “Es gibt eben einige Dinge, die sich nie ändern werden.”, mit einem vorwitzigen Blick sah sie über den Buchrand ihren Gegenüber an und fuhr fort: “Und ich lasse mir noch immer liebend gerne vorlesen…” Mr. Jones lachte und wandte seinen Blick zum Fenster. “In Bath gibt es eine sehr schöne Buchhandlung.”, sagte er nach einigen Minuten Stille, doch Claire bekam die Worte gar nicht mit, denn sie war so sehr in ihr Buch vertieft. Die Stunden vergingen und irgendwann legte Claire das Buch weg und begab sich in eine bequemere Position um schlafen zu können. Mr. Jones warf ihr einen versohlenden Blick rüber und seufzte kaum hörbar. Nach vier Stunden machten sie in einem kleinen Dorf bei einem Gasthaus eine Pause. Claire schlief immer noch und war nicht wach zubekommen. Mr. Jones strich ihr vorsichtig über die Wange und flüsterte leise: “Miss Claire? Aufwachen wir machen gerade eine kleine Pause.” Claire ließ die Augen geschlossen und murrte ein wenig bei dem Versuch sie zu wecken, was Mr. Jones mit einem belustigen Lächeln den Kopf schütteln ließ. “Unverbesserlich…”, schmunzelte er und strich ihr weiter über die Wange, während er im Gedanken versank. Claire öffnete langsam die Augen und sah Robert an. Sie merkte, dass sie nicht mehr fuhren und setzte sich gerade hin, was Mr. Jones aus seinen Gedanken hochschrecken ließ. “Sind wir schon angekommen?”, fragte Claire streckte sich ein wenig. Mr. Jones schüttelte den Kopf. “Nein wir machen nur eine kleine Pause. Mehr nicht. Aber sie sollten vielleicht eine Kleinigkeit essen, Miss Claire.” Er begann wieder zu Husten, womit er sich einen besorgten Blick von Miss Claire einhandelte. Er hörte erst nach etwas längerer Zeit auf zu Husten und hatte von dem Husten einige Tränen in den Augen. Claire griff in ihre Tasche und reichte ihm ein Taschentuch. Es war das, was er ihr den Abend auf Nicoles Hochzeit auf dem Balkon gereicht hatte und sie wollte es ihm eh zurückgeben. Stumm nahm Mr. Jones das Tuch und nickte Claire zu, die bereits aus der Kutsche stieg. ‘Es hat sich etwas verändert.’, dachte Robert sich, als er ihr hinterher sah, ‘Sie akzeptiert es, wenn ich ihre Nähe suche.’ Mit einem Lächeln tupfte er sich die Tränen vom Husten aus den Augen und stieg ebenfalls aus der Kutsche. Claire hatte auf ihn gewartet und hakte sich ohne Aufforderung bei ihm unter. “Sie sollten sich gleich hinlegen, sobald wir in Bath sind und sich erholen.”, sagte sie und sah ihn immer noch mit besorgten Blick an, während sie in das Gasthaus gingen. Mr. Jones nickte nur und setzte sich an einen Platz am Fenster. Claire setzte sich ihm gegenüber. “Ich lade Sie ein Miss Claire. Sie sind für die nächsten zwei Wochen mein Gast.”, Mr. Jones bestellte für jeden eine Kleinigkeit zu Essen und zu Trinken, während Claire sich verschlafen die Augen rieb und versuchte noch etwas wach zu werden. Als das Essen und die Getränke kamen, begannen beide stumm zu Essen. Immer wieder warf Mr. Jones Claire einen Blick rüber, den Claire aber nie bemerkte. Bei anderen wäre die Stille zu einem peinlichen Schweigen geworden, aber bei den Beiden war es in Ordnung. Sie brauchten nichts zu sagen. Pappsatt schob Claire den leeren Teller von sich und trank ihr Glas leer. “Das war wirklich sehr gut…”, sagte sie uns lächelte Robert an, “Hat es Ihnen auch geschmeckt?”, fragte sie. Robert, der schon vor Claire fertig war nickte und trank sein Glas ebenfalls leer. “Ja hat es… Wollen wir weiterfahren?” Claire nickte ihm zu und stand auf. “Gehen Sie schon einmal vor, Miss Claire”, sagte Mr. Jones mit sanfter Stimme und legte ihr wieder eine Hand auf den Rücken. Claire nickte und sah Mr. Jones mit einem Lächeln an, ehe sie nach draußen verschwand. Claire setzte sich, wieder eingekuschelt in ihre Decke, diesmal auf die andere Seite der Kutsche. Sie konnte nicht mehr rückwärts fahren, denn davon wurde er nach längerer Zeit ein wenig mulmig in der Magengegend. Mr. Jones bezahlte das Essen und kam nach einigen Minuten nach. Überrascht stellte er fest, dass Claire nun auf seiner Seite saß und setzte sich einfach neben sie. “Wir haben noch gut zwei Stunden Fahrt vor uns, wenn wir schnell sind.”, seufzte Mr. Jones und sah nach draußen. Claire atmete tief ein und wieder aus. “So lang noch?”, fragte sie mit unsicherer Stimme, lehnte den Kopf an die Wand hinter sich und schloss müde die Augen. Sie hatte in der Nacht kaum geschlafen und wollte einfach nur wieder in ein Bett. Mr. Jones warf ihr einen kleinen Seiteblick zu und legte einen Arm um ihre Schulter. Sachte drückte er sie an seinen Körper, sodass sie nicht anders konnte, als sich an ihn zu lehnen. Claires Körper versteifte sich im ersten Moment, aber mit einem Seufzen lehnte sie sich noch ein wenig näher an Robert und hielt weiterhin die Augen geschlossen. “Sie scheinen sich wirklich Sorgen um James zu machen.”, stellte Mr. Jones nüchtern fest, denn er nahm an, das Claires Verhalten daher rührte. Claire seufzte und öffnete die Augen. “Wie kommen Sie darauf, Mr. Jones?”, fragte sie und versuchte ihn aus ihrer Position anzusehen, was ihr nicht wirklich gelang. Alles was sie sah waren sein Kinn und seine Lippen. “Ihre Mutter erwähnte die gestern. Außerdem…”, er zögerte einen Augenblick und überlegte sich seine Worte genau. “Ich hatte den Eindruck, dass Sie meine Worte damals auf den Balkon des Theaters missbilligten. Aber nun… “ wieder machte er eine Pause und griff nach einer von Claires Händen. Er nahm sie und spielte gedankenverloren mit ihren Fingern. “Nun schein es mir, als wäre es anderes. Sie akzeptieren mich und meine Nähe, wie damals als Sie noch jung waren.” Claire setzte sich nun auf und nahm ihre Hand zurück. Mit einer schuldbewussten Miene sah sie an die gegenüberliegende Wand. Sie fühlte sich grausam. Sie war grausam. Immerhin wusste sie über die Gefühle Mr. Jones Bescheid und ließ die Nähe trotzdem zu. Mr. Jones sah sie traurig an, als sie sich wieder aufsetzte und die Hand zurückzog. Warum hatte er das auch nur angesprochen müssen? “Warum wollten Sie wirklich mit nach Bath kommen?”, fragte er schließlich und sah wie Claire an die gegenüberliegende Wand. Claire dachte einige Minuten nach. “Ich weiß es nicht… Zum einen weil ich wissen möchte, warum er sich nicht meldete zum anderen ist die Einsamkeit auf unbekannten Boden leichter zu ertragen, als wenn man an einem Ort ist, wo immer eine Vertrauensperson war.” Sie sah wieder zu Mr. Jones und dieser nickte verständnisvoll. “Es muss schwer sein für Sie.” Er wollte wieder nach einer Hand von ihr greifen, doch Claire hatte ihre Hände in ihrem Schoß zusammengefaltet, was es ihm unmöglich machte. “Ich habe längst begriffen, dass James nichts mehr an mir liegt und ich muss zugeben, dass es mich nicht einmal wundert.” Sie blickte an die Decke und begann ihre Hände zu kneten. “Ich habe mich viel zu spät für ihn geöffnet und ihn an mich rangelassen. Ich denke, dass er es nicht gerade leicht hatte mit mir. Wir hatten uns nie etwas versprochen.” Sie seufzte und sah zu Mr. Jones der mit gerunzelter Stirn zuhörte. Für ihn sah die ganze Sache anders aus, als Claire dies nun erzählte, aber wenn er sich genauer erinnerte hatte sie Recht. Es war immer James gewesen, der auf sie zukam. “Irgendwie verstehe ich James. An seiner Stelle hätte ich auch nicht um mich gekämpft.”, traurig sah Claire zu Boden und Mr. Jones konnte nun nicht anders und griff nach ihrer Hand. “Sie müssen sich keine Gedanken machen Miss Claire, es ist nicht ihre Schuld. James ist ein großer Dummkopf, dass er nicht um sie gekämpft hat.”, er lächelte ihr aufmunternd zu und legte seine Hände um ihre. “Jeder Mann der nur ein wenig Verstand hat, würde dies tun.” Diese Worte ließen Claire schmunzeln und eine Frage brannte nun geradezu darauf ausgesprochen zu werden. “Warum kämpfen Sie nicht?”, sagte sie und sah ihn ernst an. “Ich habe gekämpft. Damals. In London. Aber ihre Worte in dem Café haben mich zweifeln lassen, ob es überhaupt einen Sinn haben würde zu kämpfen.” Er hustete und es dauerte wieder eine Zeit, bis er sich beruhigte. Mit seinem Taschentuch wischte er sich wieder über die Augen. “Und ihre Worte auf den Balkon haben es noch deutlicher gemacht. Um was soll ich kämpfen, wenn Sie Ihr Herz bereits einem anderen geschenkt haben?” Seine Stimme war immer noch sanft, auch wenn ein trauriger Unterton mitschwang. Claire schwieg und wollte auf diese Frage nicht antworten. Noch nicht wie sie beschloss. Stattdessen sah sie zum Fenster und zog ihre Hand wieder zurück. Warum war sie hier? Claire seufzte, denn sie wusste die wahre Antwort nicht. Es erschien ihr einfach richtig. Sie spürte eine Hand auf ihrer Schulter und drehte sich zu Robert um. “Ich bitte Sie um eine Sache, Miss Claire”, mit ernstem Gesicht sah er sie an und lächelte nicht. Seine Augen waren klar und Claire stellte fest, dass sie ihr gefielen. Sie konnte nicht anderes und errötete. “Bitte sehen Sie mich als guten Freund, sollten Sie meine Gefühle nicht erwidern, Ein guter Freund, der immer für sie da sein wird, sollten Sie ihn brauchen. Und machen Sie sich keine Gedanken um meine Gefühle.” Er lächelte leicht und nahm die Hand von ihrer Schulter. “Aber bitte… ich möchte nicht, dass sich wieder etwas ändert und Sie sich eventuell wieder von mir entfernen.” Claire nickte und lächelte sachte, als sie wieder ihren Kopf zu Mr. Jones wandte. Beide wussten nicht mehr, was sie sagen sollten. Also schwiegen sie den Rest der Fahrt.
In Bath angekommen half Mr. Jones Claire schweigend aus der Kutsche und Claire sah sich mit großen Augen um. Die Wohnung seiner Tante schien mitten in der Stadt zu sein, wo an dem frühen Abend noch reges Treiben herrschte. Neugierig sah sie sich die Häuser an und die Leute auf den Straßen. Hier war wirklich einiges anders als in London oder Derby. Mr. Jones begann wieder zu Husten und Claire schaute ihn wieder besorgt an. Er beruhigte sich erst wieder nach ein paar Minuten und Claire legte ihm vorsichtig eine Hand auf die Schulter. “Geht es?”, fragte sie und sah ihn weiterhin besorgt an. Mr. Jones der immer noch ein wenig hustete nickte und deutete auf ein Haus in 10 Meter Entfernung. “Dort ist unsere Unterkunft…”, sagte er mit belegter Stimme und bot Claire wieder seinen Arm an. Claire hakte sich bei ihm ein und gemeinsam betraten sie das Haus. Wohnung war eigentlich ein wenig untertrieben, den eigentlich gehörte bis auf das obere Geschoß alles der Tante von Robert. Claire sah sich wieder alles mit großen Augen an, denn überall sah man teure Kunstwerke. Die Tante schien auf jedenfall nicht arm zu sein. Mr. Jones führte sie in den Salon und es kam sogleich ein Diener, der ihnen ihre Mäntel abnahm. Mr. Jones ging zu einem Fenster und sah hinaus, während Claire, unschlüssig darüber was sie tun sollte, einfach im Raum stehen blieb. Sie fühlte sich ein wenig unbehaglich in diesem fremden Haus. Mr. Jones drehte sich um und lächelte Claire an. “Ich zeige Ihnen Ihr Zimmer, Miss Claire und danach Essen wir zu Abend.”, er ging auf sie zu und deutete ihr an, ihm zu folgen, was Claire auch tat. Das Zimmer, das er ihr zeigte lag im Zweiten Stockwerk und war wirklich beeindruckend. Die Wände waren mit dunkelroten Tapeten tapeziert, an den Fenstern hingen ebenso rote Vorhänge. Und mitten im Zimmer stand ein Himmelbett, komplett mit Bettdecken und Kissen aus schneeweißen Stoff. Claire zog zischend die Luft ein, als sie das Zimmer betrat. “Hier soll ich wirklich schlafen?”, fragte sie Mr. Jones, der mit einem Lächeln nickte. Erst jetzt bemerkte Claire ein Bücherregal an der Wand und stürzte sich neugierig darauf. Mr. Jones sah Claire einige Minuten an, ehe er wieder zur Tür ging. “Ich werde schon einmal runter in den Salon gehen. Lassen sie sich ruhig etwas Zeit.”, sagte er und verschwand auch schon aus dem Raum. Claire sah ihm nicht nach, denn die Büchersammlung in dem Regal faszinierte sie so sehr, dass sie sich ihre komplette Aufmerksamkeit darauf richtete. Mr. Jones war derzeit unten im Salon und unterhielt sich mit einem der Diener über das Essen und die Aufgaben die in den nächsten Tagen anstanden. Ein Dienstmädchen deckte derweilen das Essen auf, als Claire in den Salon trat. Mr. Jones unterbrach sogleich sein Gespräch und wandte seine Aufmerksamkeit Claire zu. “Miss Claire, gefällt Ihnen Ihr Zimmer?”, fragte er, während er sie zum Tisch begleitete. Claire nickte und setzte sich auf den Stuhl, den Robert ihr zurecht rückte. “Das Zimmer ist wirklich schön.”, sagte sie noch einmal und sah Mr. Jones mit einem Lächeln an, als er ihr gegenüber Platz nahm. Sie aßen still schweigend, als die Kirchenglocke Acht Uhr schlug. Claire aß langsam und sah immer wieder zu Mr. Jones, der ihre Blicke mit einem Lächeln erwiderte. “Ich werde mich nach dem Essen in mein Zimmer zurückziehen. Die Reise war anstrengend und ich sollte mich vielleicht wirklich ein wenig erholen”, unterbrach Mr. Jones die Stille und sah Claire weiterhin an. Sie nickte verständnisvoll und erwiderte, dass sie sich auch nach dem Essen schon hinlegen wird, da sie den morgigen Tag in vollen Zügen auskosten wollte. Was sie Robert nicht sagte war, dass sie sich vorgenommen hatte noch am selben Abend einen Brief an James zu schreiben. Er würde ihr bestimmt den ganzen Abend nicht von der Seite weichen, sobald sie ihm dies erzählte.
Sie hatten sich nach dem Essen in ihre jeweiligen Zimmer zurückgezogen und Claire begann mit ihrem Brief.
“Lieber Mr. Evans, Ich wollte Sie nur darüber informieren, dass ich die nächsten zwei Wochen in Bath sein werde. Es wäre schön Sie einmal wiedersehen zu können. Liebe Grüße Claire Sullivan”
Seufzend starrte Claire auf den Brief. Sie hätte noch soviel mehr schreiben können, hielt sich aber zurück. So wusste James wenigstens, dass sie in Bath war und konnte selbst entscheiden, ob er sie sehen wollte oder nicht. Seufzend faltete sie den Brief zusammen, versiegelte ihn und machte sich auf den Weg in die Küche, wo sie einen der Diener vermutete. Wie sie es geahnt hatte, fand sie dort den Diener vor, der sich vorhin mit Mr. Jones unterhalten hatte. “Miss Claire, was kann ich für Sie tun?”, fragte er in einem höflichen Ton und sah sie mit einem Lächeln an. “Ich habe hier einen Brief und weiß nicht, wem ich ihn in die Hand drücken darf, damit er den Adressaten erreicht.”, antwortete sie mit einem Lächeln und der Diener nahm ihr den Brief aus der Hand. “Ich kümmere mich darum”, sagte er und sah auf die Adresse. “Das ist hier gleich um die Ecke und ich werden ihn noch vor dem Frühstück morgen vorbei bringen.” Wieder lächelte er Claire an und diese wünschte ihm eine gute Nacht, ehe sie sich selbst zu Bett begab.
Claire schlief in der Nacht so gut wie schon lange nicht mehr. Das Bett war weich und bequem und so wurde sie sanft in das Reich der Träume befördert. Am nächsten morgen wachte Claire ausgeschlafen aus und streckte sich ausgiebig. Es schien an diesem Novembermorgen ausnahmsweise mal die Sonne und Claire öffnete mit einem breiten Lächeln die Vorhänge und sah nach draußen. Auf den Straßen war wie damals in London schon viel los und sie beobachtete das Treiben einige Minuten lang, als es an ihrer Tür klopfte und ein junges Dienstmädchen in den Raum trat. “Guten Morgen, Miss Claire, ich komme um ihnen beim Einkleiden zu helfen.”, sagte das junge Mädchen mit einem Lächeln und sah Claire freundlich an. Claire sah mit einem überraschten Blick zurück, denn sie war es nicht gewöhnt morgens angekleidet zu werden. “Was wollen Sie heute tragen?”, fragte das Mädchen, ignorierte den Blick von Claire und ging zu dem Koffer. Claire stellte sich neben sie und holte ein Kleid aus dem Koffer und das Mädchen begann schon damit Claire aus ihrem Nachtgewand zu helfen, ihr beim Waschen den Rücken zu schruppen und bei den Haaren zu helfen. Claire wurde von ihr in das andere Kleid gesteckt und das Mädchen begann ohne etwas zu sagen ihr die Haare hochzustecken. “Das brauchen Sie wirklich nicht zu machen”, sagte Claire und lächelte das Mädchen an, doch diese schüttelte energisch den Kopf. “Das ist meine Aufgabe, Miss Claire. Und ich freue mich jemanden helfen zu können, der so hübsch ist wie sie.”, das Mädchen errötete und steckte ihr weiter die Haare hoch. Claire lächelte das Mädchen an, nahm einige Haarspangen in ihre Hände und reichte ihr immer eine an. “Wie heißen Sie?”, fragte Claire und betrachtete das Mädchen durch den Spiegel vor dem sie saß. “Fanny, Miss”, antwortete das Mädchen und lächelte durch den Spiegel zurück. “Okay Fanny. Ich bin Claire.”, Claire bot dem jungen Ding damit das Du an, denn sie wollte nicht von jemanden gesiezt werden, der vielleicht höchstens 2 Jahre jünger war. Das Mädchen nickte und verstand sofort, was Claire damit meinte. “So fertig. Gefällt es?”, fragte sie, als sie mit den Haaren fertig war und Claire nickte mit einem Lächeln: “Danke Fanny.” Fanny nickte und verschwand wieder aus dem Raum. Seufzend machte sich Claire auf den Weg in das Speisezimmer zum Frühstücken. Sie erwartete, dass Mr. Jones bereits dort war, doch sie fand den Raum leer vor und auf dem Tisch stand nur ein Gedeck. Mit hochgezogener Augenbraue sah sie den Diener an, dem sie auch gestern schon den Brief in die Hand drückte. Er stand neben der Tür, um Claire alles bringen zu können, was sie brauchte. Dieser sah sie plötzlich besorgt an. “Mr. Jones bat mich Ihnen auszurichten, dass er heute nicht mit Ihnen durch die Stadt gehen könnte. Sein Zustand hat sich über Nacht verschlechtert und er wollte heute im Bett bleiben.”, sein besorgter Blick wurde nun zu einem ernsten Gesicht. “Heute Nachmittag schaut der Arzt auch einmal vorbei.” Claire hielt sich vor Schreck die Hand vor den Mund und ließ einen entsetzten kleinen Aufschrei von sich. “Steht es so schlimm um ihn? Bitte seien Sie ehrlich.”, ihr Gesicht war sehr besorgt, als der Diener tief seufzte. “Gestern gegen 10 Uhr klagte er über Fieber und heute morgen war er immer noch sehr hitzig und hat kaum ein Wort gesprochen. Allerdings soll ich Ihnen ausrichten, sich keine Sorgen zu machen und den Tag zu genießen. Er wird beim Abendessen wieder anwesend sein.” Er lächelte ein gekünsteltes Lächeln und Claire seufzte. “Es wird schwer sein, sich keine Sorgen zu machen, aber ich versuche es. Sollte sich sein Zustand aber verschlechtern, bitte ich Sie mir das zu sagen.” Sie lächelte den Diener noch einmal an und begann zu frühstücken. Wieder fühlte sie sich sehr einsam.
Nach dem Frühstück suchte sie den Diener auf, mit dem sie heute Morgen gesprochen hatte und sagte ihn, dass sie sich einen kleinen Spaziergang gönnen wird. “Ich bin spätestens gegen Mittag wieder hier.” Der Diener nickte und lächelte ihr zu. “Machen Sie sich keine Sorgen, Miss Claire” Claire nickte noch einmal und zog sich ihre Haube über den Kopf. Auf der Straße war es ziemlich voll und tief im Gedanken versunken spazierte sie durch die Straße. Sie machte sich Sorgen und auch Vorwürfe darüber, dass Mr. Jones krank war. Nach einigen Minuten fand sie die Buchhandlung, von der Mr. Jones gestern noch gesprochen hatte und sie musste lächeln. Eigentlich wollte sie dort zusammen mit Robert hin, dennoch wollte sie schon einmal reingehen. Mit großen Augen sah sie sich die Bücherregale an und begann ein wenig zu stöbern. Sie wusste nicht wie lange sie dort war, aber irgendwann hörte sie eine bekannte Stimme ihren Namen rufen. “Miss Claire! Sie sind in Bath?” James kam mit großen Augen auf sie zu und sah sie mit einem freundlichen Gesichtsausdruck an, der ziemlich aufgesetzt wirkte. Claire lächelte ihn an und nickte. “Ich hatte Ihnen auch geschrieben, Mr. Evans, schön Sie wieder zu sehen.”. sagte sie und legte das Buch, in dem sie sich etwas eingelesen hatte, beiseite. James sah sie sich an und merkte, dass sie sich in den letzten Monaten sehr verändert hatte. Ihr Äußeres erschien älter und auch ihre Augen hatten die kindliche Freude verloren. “Wie geht es Ihrer Familie?”, fragte James und sah sich nervös in dem Laden um. “Sind Sie mit Ihnen hier?” Claire sah ihn weiterhin mit einem Lächeln an. Sie hatte gehofft bei ihren nächsten Treffen irgendetwas zu fühlen, aber es war kein Gefühl vorhanden. Keine besondere Zuneigung, einfach nichts. “Meiner Familie geht es sehr gut, danke der Nachfrage. Nicole hat vor ein paar Tagen Mr. Kent geheiratet und die Hochzeit war wunderbar.” Sie strahlte, als sie daran zurückdachte und fuhr fort. “Nein ich bin nicht mit meiner Familie hier, sondern mit Mr. Jones.” “Mit Mr. Jones?”, James klang bei ihren Worten überrascht und sah sie verwundert an. In ihm kamen die Erinnerungen hoch und auch die Vermutungen von damals, dass dieser mehr von Claire wollte. Claire nickte nur. “Er hat mir auch erzählt, was mit Ihren Vater ist. Es tut mir so Leid.”, Claire schaute besorgt zu ihm und fuhr fort. “War dies auch der Grund, warum Sie sich solange nicht gemeldet haben?” Immer noch besorgt beobachtete sie seine Reaktion. Er wurde bleich und sah verlegen zu Boden. “Miss Claire… Ich muss mich entschuldigen… Ich war etwas unehrlich zu Ihnen…”, er errötete und aus dem Hintergrund ertönte eine Frauenstimme, die nach James rief. Er antwortete, dass er gleich kommen würde. “Wieso waren Sie nicht ehrlich mit mir, Mr. Evans?”, fragte Claire und legte nun die Stirn in Falten. Sie hatte eine Ahnung, die sich angesichts der Frauenstimme noch etwas verstärkte. “Hören Sie zu, Miss Claire… Ic… Ich mag sie wirklich gerne und jedes Wort, meiner Gefühle Ihnen gegenüber war ernst gemeint aber…” er verhedderte sich in seinen eigenen Worte und strich sich nervös durch das Haar, als eine junge Frau auf die Beiden zu kam und Claire mit einem abschätzigen Blick musterte. Sie strahlte eine große Arroganz aus und sah Claire von oben herab an. “Wer ist das, mein Liebling?”, fragte sie und hakte sich bei James unter, der nun knallrot anlief und es nicht wagte Claire anzusehen. Claire sah von der fremden Frau zu James und man konnte es förmlich sehen, wie ihr das Licht aufging. Sie knickste höflich vor der Frau und stellte sich vor. “Claire Sullivan, Miss, Mr. Evans und ich lernten uns bei einen Treffen von Mr. Jones kennen.” Sie lächelte freundlich und sah James mit einem Seitenblick an. Die Frau sah Claire wieder abschätzig an und nickte. “Wollen wir dann wieder?”, fragte sie Mr. Evans und wandte sich von Claire ab. Claire sah sie mit einem abwertenden Blick an und es war klar, dass sich die beiden Frauen nie anfreunden werden. James blickte entschuldigend zu Claire und konnte einfach nichts mehr sagen, außer: “Auf Wiedersehen, Miss Claire.” Und er verschwand mit der jungen Dame. Claire sah den beiden nach. Sie hatte erwartet eine Wut in sich zu spüren. Oder zumindest irgend ein Anzeichen dafür, dass es sie verletzte, aber es war nichts. Das einigste was sie empfand in diesem Moment war, dass sie in Sorge um Mr. Jones war. Auch wenn sie die Reaktion von Mr. Evans sehr verwunderlich fand. Wer war diese Frau?, fragte sie sich dennoch. Ihr kam der Gedanke, dass es sich wahrscheinlich um seine Verlobte handeln könnte, aber warum sollte er ihr dann beteuern, dass seine Gefühle ihr gegenüber ernst waren. Mit einem Kopfschütteln verjagte sie die Gedanken und verließ den Buchladen, denn es war schon kurz vor zwölf Uhr.
Als sie das Haus betrat herrschte Stille. Claire legte ihren Mantel und ihre Haube ab und suchte nach einem Anzeichen von Leben in dem Haus, als auch schon Fanny die Treppe heruntergeeilt kommt. “Miss Claire… Gut das Sie da sind.”, sie nahm die junge Frau an die Hand und führte sie nach oben. Claire sah sie fragend an. Sie standen vor der Tür eines Zimmers indem Claire noch nicht gewesen ist, und sie vermutete, dass es das Zimmer von Robert war. “Mr. Jones geht es nicht gut. Sein Zustand hat sich verschlechtert und ein Arzt ist gerade bei ihm.”, sagte Fanny und nahm Claire in den Arm. “Er sagt im Fieberwahn ständig Ihren Namen.” Claire sah sie an. In ihrem Gesicht spiegelte sich große Sorge und es verkrampfte sich wieder etwas in ihrem Magen. “Ka… Kann ich zu ihm?”, fragte Claire und stand schon mit der Hand an der Türklinke vor der Tür. Fanny nickte und Claire öffnete die Tür. Sie sah ein großes Bett, allerdings war die Sicht auf Mr. Jones verdeckt. Ein Arzt stand vor ihm und horchte seine Atmung und seinen Herzschlag ab. Als sich die Tür öffnete, sah er Claire mit einem Lächeln an und deutete an dort stehen zu bleiben wo sie war. Leise schloss Claire die Tür hinter sich und stellte sich an die Seite um dem Arzt nicht im Weg zu sein. Der Arzt untersuchte Mr. Jones noch einige Minuten eher er sich mit einem tiefen Seufzen an Claire wandte. “Es steht nicht gut um ihn. Anscheinend hat er seit einigen Monaten schon eine leichte Erkältung und sie hat sich nun zu einer Lungenentzündung entwickelt… Ich komme morgen noch einmal wieder und sollte sich sein Zustand bis dahin nicht gebessert haben, müssen wir ihn wohl zur Ader lassen.” Wieder schlug Claire die Hände vor den Mund und sah rüber zu dem Bett. Mr. Jones hatte Schweißperlen auf der Stirn und schlief unruhig. “Passen Sie bitte ein wenig auf ihm auf und wechseln sie regelmäßig die Umschläge an den Beinen und das Tuch auf den Kopf. Sie sollen das Fieber senken. Wir sehen uns morgen in der Früh.” Der Arzt verbeugte sich und verschwand aus dem Zimmer. Claire war nun alleine mit Robert und zog sich einen Stuhl an das Bett. Vorsichtig griff sie nach Roberts Hand und drückte sie sachte. “Cl.. Clai… Claire?”, fragte Mr. Jones mit schwacher Stimme und versuchte sie anzusehen. “Nicht bewegen…”, flüsterte Claire und strich ihm über die Wange. “Ich bin da und werde auch nicht gehen… Das verspreche ich Ihnen.” Sie lächelte und einige Tränen rollten ihr über die Wange. Mr. Jones schloss mit einem entspannten Seufzen die Augen und fiel in einen tiefen Schlaf.
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Claire saß den ganzen Nachmittag neben dem Bett von Mr. Jones und wachte über seinen Schlaf. Hin und wieder wechselte sie, wie vom Arzt angeordert, die Umschläge. Sie wollte gerade aufstehen und sich die Beine vertreten, als Robert leise ihren Namen flüsterte. Claire, die gerade am Fenster stand, eilte zu ihm und setzte sich wieder auf ihren Stuhl. Mr. Jones hatte die Augen leicht geöffnet und versuchte seinen Körper ein wenig zu drehen, so dass er sie ansehen könnte. “Nicht bewegen…”, flüsterte Claire und versuchte zu lächeln. Vorsichtig griff sie nach seiner Hand und man sah die Andeutung eines Lächelns über seine Lippen huschen. “Wa… Waren Sie die ganze Zeit hier?”, fragte er mit zitternder Stimme und Claire bejahte, was ihn wieder lächeln ließ. “Wie geht es Ihnen?”, fragte Claire und strich ihm über die Wange um so auch ein wenig die Temperatur zu prüfen. “Besser… Ich würde gerne etwas trinken.”, antwortete er. Sein Blick war noch sehr schwach, aber dennoch half Claire ihm dabei sich ein wenig aufzusetzen und reichte ihm ein Glas Wasser. Sachte gab sie ihm Hilfestellung beim Trinken und Mr. Jones seufzte erschöpft, nachdem er ein paar Schlucke getrunken hatte und Claire lächelte ihn an. Es schien ihm wirklich besser zu gehen und das beruhigte sie ungemein. Mr. Jones sah sie mit einem Lächeln an. “Danke, dass sie mich nicht allein gelassen haben, Miss Claire…”, sagte er wieder schwach. Er wollte noch mehr sagen, doch Claire unterbrach ihm mit “Schhh… Reden Sie nicht soviel, Robert.”, und strich ihm wieder über die Wange. Jones seufzte tief und schloss die Augen. Es klopfte an der Tür und Fanny kam mit einem Tablett, auf dem eine warme Suppe stand, für Claire rein. Als sie sah, dass Mr. Jones wach war lächelte sie erfreut. Claire nickte dem Mädchen zum Dank zu, stand auf und nahm das Tablett mit zu einem kleinen Tisch am Fenster, wo sie zu Essen begann. Mr. Jones beobachtete sie und ließ sich wieder in die Kissen sinken. Claire sah hin und wieder zu Mr. Jones und die Sorgenfalte, die die ganze Zeit ihre Stirn zierte, nahm mit der Zeit immer mehr ab. Als sie fertig gegessen hatte, stand sie auf, nahm das Tablett und wollte es in die Küche bringen. Als sie zur Tür ging, hörte sie hinter sich ein leises Rascheln. Mr. Jones hatte sich aufgesetzt und sah sie mit einem Blick an, der aus einer Mischung von Sehnsucht und Traurigkeit bestand. “Gehen Sie, Miss Claire?”, fragte er und seine Augen wirkten noch ein wenig trauriger. “Ich bringe nur das Tablett weg, dann komme ich wieder.”, sagte sie mit einem Lächeln und er nickte nur. Sie blickte Robert noch einen Augenblick an, ehe sie das Zimmer verließ. Mit einem tiefen Seufzen machte sie sich auf den Weg in Richtung Küche, als Fanny ihr entgegenkam. “Miss Claire! Ich wollte gerade zu Ihnen.”, flink nahm sie ihr das Tablett aus der Hand und erkundigte sich nach der Gesundheit von Mr. Jones. “Ihm geht es wieder besser.”, sagte Claire mit einem Lächeln, wollte sich wieder umdrehen und zu Mr. Jones zurückzukehren, als Fanny sie aufhielt. “Miss Claire warten Sie bitte einen Moment. Ein junger Herr war vor einigen Minuten hier und hinterließ diesen Brief.”, eifrig griff Fanny in ihre Schürzentasche und reichte Claire den Brief. “Hat der junge Herr noch etwas gesagt?”, fragte Claire und erkannte den Absender als James Evans. Fanny schüttelte nur den Kopf und eilte zurück in die Küche. Claire sah dem jungen Hausmädchen hinterher und musste grinsen. Allerdings verschwand dieser Blick, als sie wieder auf den Brief sah. “Warum sollte er mir schreiben?”, fragte sie sich und ging zurück zu Mr. Jones, der immer noch im Bett saß und anscheinend auf sie gewartet hatte. Mit einem strahlendem Lächeln, sah er die junge Frau an, die das Lächeln ebenso erwiderte. “Sie haben Post? Darf ich raten von wem?”, fragte er mit einem vorwitzigen Lächeln. “Sie dürfen Mr. Jones.”, sagte sie und löste das Siegel des Briefes. Sie merkte, dass die Zeilen in Eile geschrieben worden sind und runzelte die Stirn. Mr. Jones beobachtete sie und sagte kein Wort. Er ließ sie in Ruhe lesen.
“Liebste Miss Claire, Mein Auftreten heute in der Früh muss Sie wirklich sehr verwundert haben. Ich war mehr als überrascht Sie hier in Bath zu sehen. Nicht, dass ich mich nicht freuen würde! Ihr Brief erreichte mich erst nach der Rückkehr zu meinem Elternhause, deswegen wusste ich vorher nichts von Ihrer Ankunft. Es war mir ziemlich unangenehm, Sie ausgerechnet in Anwesenheit von Charlotte wiedersehen zu können und ich danke Ihnen dafür, dass Sie mich nicht in eine unangenehme Situation gebracht haben, auch wenn ich es durchaus verdient hätte. Als mein lieber Vater verstarb (sie haben davon gehört nehme ich an), war sein letzte Wille am Sterbebett, dass ich Charlotte ehelichen sollte. Wir sind seit Kindestagen an verlobt, aber mit Liebe hat diese Beziehung wenig zu tun… Liebste Miss Claire, ich weiß nicht, ob ich Sie mit diesem Zusammentreffen heute morgen verletzt habe, allerdings tut es mir sehr sehr Leid, sollte die geschehen sein. Ich liebe Sie wirklich vom ganzen Herzen Miss Claire, seit ich Sie das erste Mal in Derby gesehen habe. Mit ihrem Besuch in London haben sich meine Gefühle verstärkt. Allerdings möchte ich mich nicht über den letzten Willen hinwegsetzten. Ich hoffe sie haben dafür Verständnis. In Liebe James Evans”
Claire sah verdattert auf die Zeilen vor sich. ‘Das kann er doch nicht ernst meinen…’, dachte sie ‘Wie kann man jemanden lieben und dennoch eine andere heiraten?’ Sie las den Brief noch mehrere Male und seufzte schließlich tief, während sie den Brief in einer ihrer Taschen verschwinden ließ. “Keine guten Nachrichten?”, fragte Robert und sah sie besorgt an, doch die junge Frau winkte ab. “Nichts besonderes… “, sie lächelte und sah auf die Uhr. “Ich sollte mich aufmachen und das Bett aufsuchen.”, sagte sie, streckte sich und gähnte. “Sie sollten auch noch ein wenig schlafen. Ich werde morgen das Frühstück hierherbringen lassen und mit Ihnen zusammen speisen.”, sie lächelte und wollte aufstehen, als Mr. Jones nach ihrer Hand griff. “Miss Claire…”, sagte er leise und zog sie sanft an sich. “Danke, dass sie für mich da waren…”, er wollte ihr gerade einen Kuss auf die Lippen hauchen, als es an der Tür klopfte. Claire stellte sich sofort aufrecht hin und sah zur Tür. Fanny trat ein und sah zu Claire, die eine leichte Röte im Gesicht hatte. “Miss Claire? Ein Mr. Evans wartet unten und möchte Sie dringlich sprechen.” Das Gesicht von Mr. Jones verdunkelte sich bei den Worten und Claire schritt schnell an Fanny vorbei und verließ den Raum. “Fanny?”, Mr. Jones sah das Mädchen an und sie verbeugte sich höflich vor ihm. “Ich weiß es ist unhöflich. Aber weißt du worum es sich in dem Gespräch handeln könnte?” Fanny schüttelte den Kopf. “Nein Sir…” Mr. Jones seufzte und Fanny verstand. “Ich werde in 10 Minuten wieder zu ihnen kommen, Mr. Jones.”, sagte sie und lächelten ihn an.
“Mr. Evans!”, Claires Stimme war überrascht, denn sie hatte gedacht, dass er nach dem Brief nicht so schnell hier auftauchen würde. “Miss Claire… Ich muss mit Ihnen reden… Bitte…”, er griff nach ihren Händen, die sie ihm sofort wieder entriss. “Ich denke es ist alles gesagt, Mr. Evans.”, antwortete sie kühl und sah ihn mit einem eisigen Augen an. “Miss Claire… Es tut mir Leid… Ich wollte Sie nicht verletzen.” Besänftigend legte er ihr seine Arme auf die Schultern und blickte sie an. “Morgen ist die Hochzeit. Bitte tun Sie etwas. Sagen Sie irgendetwas, was es verhindern könnte. Bitte… ein Wort reicht.”, seine Stimme und sein Blick war flehend. “Ich liebe Sie Miss Claire… Bitte… Sollten Sie ähnliches für mich fühlen, dann halten Sie mich davon ab eine große Dummheit zu begehen…”
Fanny, die an der Tür stand bekam nur die Worte, morgen Hochzeit und Ich liebe Sie von James mit. Mit einem leisen Aufschrei lief sie die Treppe hoch und schlich in das Zimmer von Mr. Jones. “Sie reden über die Hochzeit morgen, Sir.”, sagte sie und strahlte. “Hochzeit? Wesens Hochzeit?”, fragte Mr. Jones ungläubig und spürte einen kleinen Stich in seinem Herzen. “Ich denke über die Hochzeit zwischen Mr. Evans uns Miss Claire. Er gestand ihr seine Liebe und danach war kein Wort mehr zu vernehmen…” Mr. Jones sah Fanny mit einem verletzten Blick an und sagte mit schwacher Stimme. “Danke Fanny… Du kannst gehen…” Er ließ sich in die Kissen fallen und sobald Fanny den Raum verließ, begannen Tränen seine Wangen hinab zulaufen. “Warum nur…”, wimmerte er leise und starrte an die Decke.
“Ich wüsste nicht, warum ich Sie daran hindern sollte, Mr. Evans.”, antworte Claire immer noch so kühl und entfernte sich einige Schritte von ihm. “Und schon gar nicht wie…”, sie ging Richtung Tür, als James sie aufhielt. “Claire… Bitte… Es tut mir Leid…” Er fasste ihr unters Kinn und wollte sie gerade küssen, als sie ihm eine schallende Ohrfeige verpasste. “Stellen Sie sich nicht gegen den letzten Willen ihres Vaters Mr. Evans. Ich wünsche Ihnen noch ein schönes Leben” Claire verneigte sich vor ihm und verließ eilig den Raum, während Mr. Evans ihr verdattert hinterher sah. Mit schnellen Schritten eilte er dann aus dem Haus.
Claire war in ihr Zimmer verschwunden. Sie schien die Tür mit etwas zuviel Schwung zugemacht zu haben, denn sie knallte laut ins Schloss. Mit klopfendem Herzen ließ sie sich gegen die Tür fallen und rutschte zu Boden. Seufzend zog sie ihre Knie an und begann zu weinen.
Mr. Jones fühlte sich verletzt. Er hatte keine große Lust Claire zu sehen, allerdings hoffte er innerlich dennoch, dass sie zu ihm kommen würde. Als es in aller frühe leise klopfte, betrat Claire zusammen mit dem Arzt das Zimmer. Mr. Jones schlief noch und Claire setzte sich an den Tisch, wo sie gestern gegessen hatte, während der Arzt Mr. Jones vorsichtig weckte. Dieser grummelte über die frühe Wecken. Schnell untersuchte der Arzt ihn. “Sie sollten sich noch etwas Ruhe gönnen. Gestern sah es echt schlecht um sie aus, aber anscheinend hat man sie gut gepflegt.” Anerkennend sah er zu Claire, die schüchtern lächelte. Mr. Jones schenkte ihr nur einen eisigen Blick, der sie erschaudern ließ. Als der Arzt ging, traute sich Claire nicht ihn anzusprechen, doch Mr. Jones nahm es ihr ab, als er mit bissiger Stimme fragte: “Müssten Sie sich nicht so langsam fertig machen, Miss Claire?” Claire blickte ihn verwirrt an und fragte, wofür sie sich denn fertig machen sollte. “Die Hochzeit?”, blaffte Robert und verschränkte die Arme. Claire hob eine Augenbraue. “Glauben Sie wirklich ich gebe mir die Blöße dort zu erscheinen? Ich versichere Ihnen, dass Miss Charlotte das nicht gefallen wird.” Die Kinnlade von Robert klappte hinunter und Claire musste schmunzeln. “Sie dachten doch nicht ernsthaft, dass es die Hochzeit von mir und Mr. Evans sei?”, fragte sie, doch Mr. Jones musste nichts sagen, die Antwort konnte man an seinen Augen sehen. Claire ging mit einem Lächeln zu ihm und setzte sich auf die Bettkante. “James ist seit Kindestagen mit einer gewissen Miss Charlotte verlobt. Warten Sie…” Sie wühlte in ihrer Tasche und gab ihm den Brief damit Robert selber lesen konnte. Dieser faltete ihn schnell auseinander und las ihn schnell. Mit offenem Mund sah er sie an. “Und was wollte er gestern von Ihnen?”, fragte er und legte den Brief auf seinen Nachttisch. Claire seufzte. “Ich sollte ihm einen Grund geben, sie nicht zu heiraten. Aber er bekam nur eine Backpfeife, die er so schnell nicht vergessen wird.” Ihr Gesicht verdunkelte sich, als sie einen Druck auf ihrer Hand spürte. Sie blickte Robert an, der sie anlächelte. “Ich sagte doch, dass er Sie nicht verdient hat, Miss Claire.”, er lächelte und strich ihr sanft über die Hand. Claire erwiderte das Lächeln. “Ich hätte in Derby schon auf Sie hören sollen, Mr. Jones.”, Er lächelte und strich ihr einige Strähnen aus dem Haar. “Geht es Ihnen denn gut, Miss Claire?”, fragte er und blickte sie an. Claire nickte. “Ich denke schon. Irgendwie habe ich mit solchen Sachen gerechnet…” Sie seufzte. Mr. Jones nickte. Er wollte etwas sagen entschloss sich aber dagegen. Stattdessen setzte er sich auf und umarmte Claire von hinten. Den Kopf legte er auf ihre Schulter. Erstaunt sah Claire ihn an. Als sie seinen Atem auf ihrer Wange spürte errötete sie. “Ich bin froh… Das es so endet… Und… ich denke…”, Mr. Jones räusperte sich, als er Claire anblickte. “Ich denke, dass….”, er fand einfach nicht die richtigen Worte. Stattdessen sah er Claire einfach nur tief in die Augen, während er sie näher an sich drückte. “Sie sollten sich lieber ausruhen Robert…”, Claire löste sich aus seinem Griff und wollte aufstehen, als er sie an der Hand festhielt und sie sich erstaunt zu ihm umdrehte. “Bitte… Sagen Sie das noch einmal….”, raunte er mit tiefer Stimme und sah sie liebevoll an. Claire hingegen schaute verwirrt. “Was? Dass sie sich lieber noch etwas ausruhen sollen?”, fragte sie und Mr. Jones zog sie näher an sich ran. Langsam schüttelte er den Kopf, was Claire noch verwirrter Blicken ließ. “Robert… ich weiß nicht wa…”, sie kam nicht weiter, denn Robert hatte sie in seine Arme gezogen und umschloss sanft ihre Lippen mit dem seinen. Claire schloss nach einer Weile die Augen und genoss diesen Kuss. Mr. Jones strich ihr sanft über den Rücken und als er den Kuss löste sagte er leise. “Ich liebe es, wenn du Robert sagst…”, es war ihm egal, dass er sie duzte. Claire musste lächeln. “Robert…”, sagte sie und Mr. Jones küsste sie erneut. “Robert…”, sagte sie nachdem er den Kuss löste und er küsste sie erneut. Seine Küsse waren sanft und er strich ihr sanft über die Wange. “Claire… Bitte bleib bei mir… Ich möchte…”, er drückte sie an sich. “Ich möchte deine Nähe nicht mehr missen… Ich möchte dich immer bei mir wissen und dich nie wieder vermissen…”
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Claire saß noch eine ganze Weile auf der Bettkante, während Robert ihr sanft über den Rücken strich. Sie warteten auf Fanny, die ihnen das Abendessen an das Bett bringen wollte. Schweigend sahen sie sich immer wieder an. “Claire?”, fragte Robert schließlich und setzte sich wieder auf. Claire sah ihn mit einem Lächeln an und hielt sich eine Hand an die Lippen. “Schh…”, sagte sie nur und blickte zur Tür. Keine zwei Sekunden später öffnete sich die Tür und eine strahlende Fanny betrat den Raum. “Schön, dass es Ihnen besser geht, Mr. Jones”, sagte sie und stellte das Tablett auf den Tisch am Fenster. Mit einem höflichen Knicks verabschiedete sie sich wieder von ihnen und Claire stand auf. “Meinst…”, sie überlegte eine Augenblick, ehe sie weiter sprach, “Meinst du, dass du aufstehen kannst?” Mr. Jones konnte nicht anderes als strahlend zu lächeln. Sie duzt ihn und das war etwas, was ihn einfach nur glücklich machte. “Ich denke schon. Hilfst du mir?”, fragte er und hielt ihr seine Hand hin, während er vorsichtig aufstand. Claire half ihm, als er stand, in eine Morgenmantel, als er sich umdrehte und sie sanft an sich zog. Claire kommentierte diese Aktion mit einem kleinen Aufschrei. “Du bist krank… Übernimm dich nicht…”, sie wollte noch mehr sagen, als er ihren Mund mit seinen Lippen versiegelte und ihr dabei sanft über die Wange strich. “Und wenn ich jetzt umfalle…,”, hauchte er zwischen zwei Küssen, “… so bin ich wenigstens glücklich…” Er legte seine Stirn gegen ihre und lächelte sie schüchtern an. Claire löste sich und baute sich vor ihm auf. “Geehrter Mr. Jones, Sir, Sie sollten jetzt wirklich aufhören mit diesem unsittlichen Verhalten und ihre Suppe essen…”, mit diesen Worten drehte sie sich um und setzte sich an den Tisch. “Es tut mir Leid, Verehrteste, ich weiß nicht, was über mich gekommen ist.”, spielte er das Spiel mit und setzte sich zu ihr an den Tisch. Sie sahen sich an und mussten beide loslachen.
Es vergingen einige Wochen. Claire blieb solange in Bath, bis sich Mr. Jones vollkommen erholt hatte und nun war der Zeitpunkt gekommen ihre Sachen zu packen. Während der ganzen Zeit versuchten die Beiden, die Gefühle füreinander vor den Bediensten geheim zu halten, doch Fanny hatte sie mehrmals dabei ertappt, wie sie innig miteinander schmusten. Und sie musste sagen: Es tat Robert sehr gut. Er strahlte wieder die Gelassenheit aus, die ihn immer auszeichnete. Claire packte gerade die letzten Sachen in den Koffer, als ihr das Kleid von James in die Hände fiel. Behutsam strich sie über den feinen Stoff, als es leise an der Tür klopfte. “Herein”, rief sie und sah auf. Mr. Jones trat in den Raum und lehnte sich gelassen an die Wand. “Ich wollte nur schauen, wie weit du bist.”, sagte er und als er auf das Kleid sah, wurde sein Blick hart und kalt. Es erinnerte ihn an die Situation in London, an die harten Worte von ihr in dem Café. Claire seufzte und legte das Kleid auf das Bett. “Meinst du ich kann es Fanny dalassen? Sie hat soviel für uns getan.”, sagte sie und trat auf ihn zu. Mr. Jones brummte und nickte. Claire seufzte und legte ihm eine Hand auf die Wange. Mit einem liebevollen Blick sah sie ihn an. “Robert… Bitte… lass das Vergangenheit sein…”, sagte sie und blickte ihn weiter an. Mr. Jones seufzte tief und griff nach ihren Händen. Vorsichtig drückte er diese und sah zu Boden. “Ich weiß… allerdings…” Er seufzte. Alle Liebkosungen der letzten Wochen gingen von ihm aus und Claire hielt sich sehr zurück. Mit einem traurigen Blick sah er sie an. “Ich möchte dich einfach nicht noch einmal verlieren…” Claire seufzte und drehte sich wieder um, damit sie ihre Sachen packen konnte. Ungläubig sah Mr. Jones sie an. “Auf dem Tisch liegt ein Brief. Eigentlich solltest du ihn erst lesen, wenn ich weg bin, aber…” Sie deutete auf den Tisch. “Les ihn…”, sagte sie nur. Mr. Jones ging zum dem kleinen Tisch und griff nach dem Brief. Claire packte seelenruhig ihre Sachen, als sie das Rascheln des Papiers hörte.
“Mein lieber Robert, Du glaubst gar nicht, wie glücklich du mich machst. Ich weiß, ich zeige dies nicht deutlich, denn immer noch kann ich dieses Glück nicht fassen. Ich erinnere mich noch heute an die Situation in dem Garten meines Elternhauses nach dem Tag, andem wir uns nach langer Zeit wiedersahen. Wir waren uns so nahe und ich glaube, hätte Jane uns nicht gerufen, hätte es nicht dieser lange Weg sein müssen, der uns zueinander führte.
Als jedoch James auftauchte, war ich einfach nur verwirrt. Ich fragte mich wieso und warum. Als ich die waren Gründen hörte, war ich erschüttert. Nach all den Zufälligen Treffen in den frühen Morgenstunden und diese Vertrautheit, die dort zwischen uns herrschte, war es schwer zu verstehen. Ich war, wenn ich ehrlich sein soll, zutiefst verletzt und wollte die Gefühle vergessen. Die Gefühle, die sich seit meiner Jugend nie verändert haben.
Es tut mir Leid, was ich damals in den Café sagte. Ich hätte diese Worte nie gesagt, wenn ich gewusst hätte, dass du in dem Café warst. Die Begegnung in dem Laden, war schon für mich sehr schwer. Ich wollte am liebsten verschwinden. Alles was ich nicht wollte, war dir unter die Augen zu treten.
Ich habe dich gehasst, dafür, dass du wolltest, dass ich einen anderen Mann liebe.
Dann die Begegnung auf der Hochzeit meiner geliebten Schwester. An diesem Tag, dachte ich nach langer Zeit wieder an dich. Wie wir uns auf dem Ball begegneten. Und dann standest du neben mir. Ich war überrascht. Und ich habe mich gefreut. Ich weinte nicht, weil ich um James in Sorge war, sondern weil dieser Tag einfach nur voller Emotionen war. Ich weinte, weil ich nicht wollte, dass alles wieder aufkocht. Die Gefühle zu dir. Ich wollte nicht wieder durch dieses Gefühlschaos gehen, dass mich in London aufsuchte, nachdem wir auf den Balkon redeten. Als du mich getröstet hast, kam alles wieder hoch, jedes einzelne Gefühl. Und mit ihnen auch das Wissen, dass du mich vielleicht nie als das sehen wirst, was ich hoffte das du sehen wirst: Eine junge Frau, die selbstständig auf den Beinen steht, die es nicht mehr braucht, dass man ich vorliest und die sich nicht unter dem Bett versteckt, wenn es gewittert. Doch alles was ich in dem Moment war, war ein Häufchen Elend. Dennoch warst du da… Hast mich in deinen Armen gehalten, während meine Tränen den Hemd nässten. Strichst mir sanft über den Kopf und hast mich in dieser Novemberkälte gewärmt. In dem Moment wurde mir klar: Ich liebe dich!
Ich bin nicht mit nach Bath gekommen, weil ich Sorgen um James hatte. Auch nicht, weil ich ihn unbedingt sehen wollte. Ich wollte nicht, dass du mich ein weiteres Mal verlässt…
Als dein Zustand sich so drastisch verschlechterte, machte ich einen Spaziergang durch Bath. Ich traf auf James und seine Verlobte. Allerdings war es mir egal. Meine Gedanken waren bei dir… Ich machte mir Sorgen und als ich dich in dem Bett liegen sah auch Vorwürfe… Ich hatte Angst, dich zu verlieren.
Mein lieber Robert.
Ich hasste dich… Nun liebe ich dich und bitte… Verlass mich nicht….”
Claire sah ihn an, denn Robert raschelte wieder mit dem Papier. Sie merkte, dass er zitterte. Vorsichtig stand sie auf und legte ihm eine Hand auf den Arm. Er las die letzten Zeilen und man sah, dass er einige Tränen in seinen Augen glitzerten. “Claire…”, wisperte er leise, doch Claire legte ihm zwei Finger auf die Lippen. “Schau auf den Tisch… da liegt noch ein Brief… Er ist nicht versiegelt. Sag einfach was du denkst.
“Liebe Mama, Es tut mir Leid dir sagen zu müssen, dass ich noch eine Weilte in Bath bleiben werde. Ich weiß noch nicht wie lange, aber ich bin gerade dabei mich selbst zu finden.
In liebe Claire”
Robert sah sie mit einer tiefen Gedankenfalte an, als es ihm dämmerte. “Du möchtest hier bei mir bleiben?”, fragte er und sah sie mit großen Augen an. “Wenn du mich bei dir haben willst…”, antwortete sie und hauchte ihm einen kleinen Kuss auf die Lippen. Mir Jones schlang die Arme um ihre Taille und hob sie ein Stück hoch. Vorsichtig drehte er sich mit ihr. “Wenn du mir eine Sache versprichst, meine liebe Miss Claire.”, sagte er und grinste schelmisch. “Was immer Sie wollen, Mr. Jones.”, sagte sie und Mr. Jones setzte sie auf den Boden ab. Mit einem ernsten Gesicht, sah er sie an und nahm eine ihrer Hände. “Bitte werde Mrs. Jones…”, flüsterte er und strich ihr sanft über die Wange. “Ich liebe dich Claire… Und ich möchte dich nie wieder verlieren… Nicht einmal für wenige Wochen.” Claire errötete und sah eine Weile zu Boden, ehe sie ihn ansah. In ihren Augen konnte man ebenso wie bei ihm die Tränen glitzerten. Sanft zog sie ihn an sich heran. “Ich liebe dich, Robert. Und ich verspreche es dir…” Sachte berührten ihre Lippen die seinen und sie versanken in einen langen Kuss.
Tag der Veröffentlichung: 23.11.2008
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Für einen guten Freund!