Cover

Vorwort

Kennt ihr das Gefühl , so einsam zu sein - dass es schon wehtut? Allem ein Ende setzen zu wollen - ohne dabei eine Art Reue zu spüren?
Und dieses Gefühl ist da - immer und immer und immer wieder.
Innerlich - ist man tot. Müde davon - zu einem Lächeln gezwungen zu werden. Man ist nur noch eine Marionette. Man verliert die Kontrolle. Das Herz eiskalt - doch innerlich - innerlich brodelt alles. Man will einfach nur aufschreien - in der Hoffnung dass alles damit ein Ende hat. Resignation. Und du weisst, dieser Ort - wird niemals dein Zuhause sein.

Hört zu -
ihr könnt jederzeit aufhören zu lesen,
doch der Druck steigt.


Der Anfang vom Ende


Ich bin Sam - bin 16 Jahre alt. Meine Geschichte?
Eltern geschieden - beliebt und doch einsam. Hasserfüllt.
Mein Leben geht immer auf und ab. Aber so richtig tief runter ging es als ich anfing mich zu ritzen. Das erste Mal war vor 1 Jahr. Ich hatte wieder Streit mit meiner Mutter. Es ging darum dass ich an allem Schuld sei, nichts zustande bringe und für alles verantwortlich bin was schief geht. Ich hielt es nicht aus, rannte in mein Zimmer und als ich von einer Kerze den Metallständer holte und ihn zu einer Spitze bog, hatte ich nur ein Wort in Gedanken. Resignation! Ich musste hier weg. Und mit 14 lief ich das erste mal von Zuhause weg. In dieser Zeit fiel ich immer weiter. Ich betrank mich, dachte daran Heroin zu nehmen, und und und. Mit dem Ritzen ging es weiter, und es ging weiterhin bergab. Als ich keinen Ausweg mehr sah , nahm ich ein Tablettencocktail ein. In der Hoffnung meine letzten Atemzug zu tun. Es fing sich alles das Drehen an. Mein Herz schlug und schlug. Ich bekam Angst, doch wollte einfach sterben. Aber aus welchem Grund auch immer - überlebte ich diesen Selbstmordversuch. Ich fragte mich - wieso ich geschaffen wurde? Wieso hat mir Gott dieses Leben geschenkt - und wieso ist es mit mir so weit gekommen. Am Ende dieses Buches werde ich euch diese Frage beantworten.

Wie auch immer. Zu alldem - hat meine erste Liebe einen großen Teil beigetragen. Nein, dafür hasse ich ihn nicht - denn ich musste mir eingestehen: Irgendwo wird man sine erste Liebe immer lieben. Auf welche Weise auch immer. Und ich liebe ihn sehr - und ich werde bis zum Schluss nicht damit aufhören können. Ich hab alles versucht und bin doch gescheitert.

Dong



Als ich eines Tages vorm Laptop meiner Cousine saß - bin ich auf das Profil von Dong gestoßen. Ich schrieb ihn an und wir wurden gute Freunde. Nach einer Woche - endlosem Hoffen, sprach er:
" Sag mal - willst du mit mir gehen?" Mein Atem stockte und ich wurde knallrot. Ich sagte natürlich ja, und bis heute kann ich mich an jedes Gespräch erinnern. An jedes Einzelne. Wir telefonierten, und er wartete immer bis ich einschlief. Erst dann legte er auf. Wir telefonierten oft fünf bis sieben Stunden am Stück. Es gab deswegen oft Zoff mit meiner Mutter - aber mir war es egal. Er war für mich meine Welt. Mein ein und alles.
Und von einem Tag auf den anderen, und ich weiss bis heute nicht wieso, hörte er auf mt mir zu reden. Beantwortete kein Mail mehr, reagierte nicht mehr wenn ich auf die Mobilbox sprach. Diese Ungewissheit , tat mir unendlich weh. Und diesen Schmerz spüre ich bis heute noch.

Echtzeit



Sich jede Nacht zu wünschen, nicht mehr aufzuwachen, ist hart. Doch zu wissen dass es niemanden kümmern würde - ist grausam. Meine Familie hat mich schon längst verlassen. Sie wissen nichts mehr über mich. Mein Vater - drogenabhängig, todkrank. Meine Schwester - zu ihr hatte ich nie eine Beziehung. Mein Bruder - ebenfalls schwer drogenabhängig, war oft im Knast. Und meine Mutter - es tut weh sagen zu müssen dass man sie hasst. Oft schon - wollte ich sie einfach nur umbringen. Sie sollte aus meinem Leben verschwinden. Und ich spürte ebenfalls , dass sie mich hasste.
Man kann also sagen ich bin ganz allein auf dieser Welt.
Wisst ihr wie es ist, ganz allein - auf der großen weiten Welt zu sein? Und die Rasierklinge, ist mein einziger Ausweg aus diesem Höllentrip. Ich betrinke mich fast täglich, und hab Wutanfälle. Oft habe ich ein anonymes Beratungsteam zur Hilfe gebeten. Hier, ist er Brief:

..Liebes Team..
ich heisse Sam. Ich weiss nicht wo ich anfangen soll.. Ich weiss nur das ich tief gefallen bin. Sehr tief.
Alles hat angefangen als ich zum ersten mal mitbekam mit 12 Jahren wie mein Vater Drogen nahm und sich betrank. In diesem Zustand schlug er heftig auf mein Bruder ein . Und auf meine Mutter.. Und das immer und immer und immer wieder. Ich veränderte mich dadurch stark und immer mehr Freunde wandten von sich ab. Ich hab zwar immernoch viele "Freunde" doch so wirklich kann man das nicht nennen..es gab in meinem Leben nie einen Menschen auf den ich zählen konnte.. ausser Annett. Sie ist seit 11 Jahren meine beste Freundin..doch hab ich ihr noch nie die Wahrheit erzählt. Mit 13 jahren trennten sich meine Eltern und wir zogen in die nächste Stadt. Mein Vater war zwar ein "Schwieriger Fall" aber ich liebe ihn über alles. Ich musste zu meiner Mutter ziehen..und bis heute hab ich mit niemanden nur ein Wort über meine Vergangenheit und die jetzige Gegenwart gewechselt. Ich fang mit 13 auch das erste mal an meine Problem mit dem Alkohol in Griff zu bekommen. Mein Verhältnis zu meiner Mutter ist alles andere als gut. Wenn wir reden, dann schrei ich sie an , und sag oft sie soll sterben, dass ich sie hasse. Als ich meine erste Liebe "Dong" traf, hat er aus der Situation das beste gemacht. Ich lächelte den ganzen Tag vor mich hin. Doch nach einem Jahr Beziehung, wandte auch er sich von mir ab. Ohne ein Wort zu sagen. Ich rief ihn an, schrieb Briefe, es kam nie was zurück. Ich hab ein unglaublich tiefen Hass auf meine ganze Familie & Dong. Sie waren nie für mich da , keiner von ihnen. Ich fing an mich zu ritzen, .. ich tu es immer noch. Einmal nahm ich ein Tablettencocktail um die Sache letzendlich zu beenden. Als meine Mutter mitbekam dass ich mich ritze ist sie ausgeflippt - meinte ich wär bescheuert, .. in diesem Moment verspürte ich zum ersten mal keinen Hass, sondern nur den Wunsch mich in Luft aufzulösen. Keiner hat mich verstanden. Nicht einmal meine Freundin. Weil sie nicht die Wahrheit kennt, keiner von ihnen. Ich lasse keinen mehr an mich ran.. Ich höre von allen Seiten dass sie mich seit Jahren nicht lachen gesehen habe. und das stimmt. Ich spüre eine Kälte in mir - mir ist es gleichgültig wenn ein Familienmitglied stirbt, und jedesmal wünschte ich, man würde mich erlösen. Ich denke so oft über Selbstmord nach,.. ich habe auch mal an Gott geglaubt, doch das einzige was nach meinen Gebeten von ihm zurück kam, waren noch mehr Unglücke. Letztens erst erfuhr ich dass mein Vater bald sterben würde wegen verstopften Aterien. Das hat mich völlig aus der Bahn geworfen. Ich fühle mich wie hinter dicken Mauern, ab und zu schaut jemand über die Mauer, doch sieht mich nicht. Niemand hört meine schreie hinter der Wand. Ich werde mit all dem nicht fertig. Eines Nachts träumte ich , ich hätte mir Heroin gespritzt. Am nächsten Morgen kapierte ich nicht dass all das ein Traum war und durchsuchte das ganze Haus nach Heroin. Bis ich realisierte, dass es nur ein Traum war. Ich fühle mich wie in einem Käfig und schäm mich zutiefst. Ich höre immer nur dass ich meiner Familie so viel Kummer zubereite..mein ganzes Umfeld ist in Drogen und Alkohol verwickelt und alle machen einen auf heile Welt. Ich hab all die Jahre verdrängt was hier schief läuft..seit neuestem les ich das Buch "Maya und Domenico" - um einen Jugen dem es genauso geht wie mir.. und ich habe Angst zu enden wie sein Bruder Mingo, der an eine Überdosis Drogen gestorben ist. Ich habe Angst so zu enden wie er,..ich hab noch keine Drogen genommen , aber schon oft daran gedacht. Tag für Tag.. kommt der Wunsch näher, einfach überfahren zu werden. Erschossen..erschlagen..nur weg von hier. Und ich bin mir sicher, es würde keinen kümmern. Ich will einfach weg von Zuhause, um endlich aufatmen zu können. Ich fühle mich wie in einem Käfig, ich darf garnichts. Ich hasse meine Mutter und will nicht bei ihr wohnen. Ich will einfach weg. Ich brauch eure Hilfe - .Ich spüre wie ich immer mehr die Kontrolle über mich verliere.. Ich hab das Gefühl ich werde von jemanden gewürgt..und ich krieg keine Luft mehr..

Hallo Sam, deine Email klang für mich sehr berührend. Und vor allem auch sehr Besorgniserregend.
Leider weiß ich nicht wo du wohnst, aber du kannst mal im Internet nachschauen nach einem Kinder und Jugendnotdienst. Die würden dich erst mal aufnehmen und mit dir nach einer Lösung suchen. Vielleicht würde man dich auch in ein Betreutest Wohnen stecken, wenn du ihnen sagst, dass du nicht mehr bei deiner Mutti wohnen kannst. Vor allem musst du auch die Gründe aufzählen.
Du bist massiv Selbstmord gefährdet, du verletzt dich selber und kommst gerade nicht mit deinem Leben zurecht.
Ich bitte dich dir Hilfe zu suchen.
Gehe in eine Therapie rein. Suche dir einen Therapieplatz auch wenn es Stationär sein sollte.
Ich bin zu weit weg und kann dir leider keine Hilfestellung geben.
In deiner jetzigen Situation brauchst du jede Hilfe die du bekommen kannst.
Fange an zu reden und suche dir Hilfe. Das kann ich jetzt gar nicht oft genug betonen.
Du musst hier niemanden was beweisen.
Weder dir, noch anderen.
Sage deiner Freundin, die dich seit 11 Jahren begleitet, was mit dir los ist und bitte sie dir zu helfen und dich ein Stück zu begleiten. Sie kann mit dir einen Therapeuten suchen oder dich in diese Notunterkunft begleiten. Oder dich auch in eine Klinik bringen.
Hilfe anzunehmen ist keine Schwäche sondern eine Stärke.
Ich wünsche dir ganz viel Kraft.

So? Was sagt ihr nun? Sieht ihr mich mit den gleichen Augen wie vorher? Diese Frage müsst ihr euch selbst beantworten.


Robbie



Eines Morgens fuhren wir in den Urlaub. Nach Kanegra - Kroatien. Ein wunderschönes Land - in dem ich für kurze Zeit meine Sorgen vergessen konnte. Am vierten Tag lernte ich Robbie kennen. Er war halb-Ungarne und wunderschön. Er hatte ein maskulines Gesicht, grünblaue Augen, strahlen weiße Zähne, schwarzes mittellanges Haar dass wild durchwuschelt war und einen aufregend gut gebauten Körper. Es ist nicht meine Art sich in den erstbesten zu verlieben - doch allein wenn ich seine Stimme hörte - begann mein Herz zu zittern. Und das tat es wirklich. Als wir uns eines Abends verabredeten war es kalt und ich hatte nur ein kurzes Top und eine Jeans an. Er bemerkte dass mir kalt war und gab mir sein Pulli. Ich wollte ihn erst nicht, doch er bestand darauf. Robbie brachte mich pünktlich wieder zu meinem Bungalow und wir verabschiedeten uns. Er umarmte mich, und drückte mich so fest an mich, dass ich dachte er wollte mich nie wieder loslassen. Ich ging schließlich, zog mich um und behielt sein Pulli an. Er roch so gut, dass ich alle 10 Minuten in der Nacht aufwachte, und an dem Pulli riechen musste. Am nächsten Tag als wir uns fürs Volleyballspielen verabredeten, kaufte ich mir einen Drink. Und da passierte es. Ich verschüttete ausversehen das Eiswürfelwasser auf seinen/meinen Pulli. Sein Blick durchbohrte mich und ich konnte ihn uerst nicht deuten. Doch dann grinste er mich unverschämt schön an und meinte "Oha - wenn du den nicht rausbekommst diesen Fleck, oha!" Ich war erleichtert und am nächsten Tag war der Fleck wirklich draussen. Um neun Uhr morgens sollte ich Robbie wecken. So ging ich zu seinem Bungalow, betrat sein Zimmer und schrie "Wakey Wakey" (engl. verniedlichte Form für Aufwachen). Er blinzelte mich an und hob die Decke hoch. Zuerst verstand ich nicht, doch dann verstand ich dass er kuscheln wollte. So legte ich mich neben ihm und er drückte mich fest an sich. Ich spürte seinen Bart in meinem Nacken und alles elektrizitierte. Wir standen um drei Uhr nachmittags auf und zogen uns Badesachen an. Robbie lief zielstrebig gerade aus als suchte er nach etwas, und da sah ich sie. Die Brücke. Sie war 4 Meter hoch und schon alt. Unter ihr rauschte das glasklare Wasser. Robbie bemerkte meinen misstrauischen Blick und da nahm er zum ersten Mal meine Hand und ging langsam näher. Da standen wir nun, am Abgrund. Ich hatte schreckliche Höhenangst doch Robbie sprach: "Hab keine Angst - vertraust du mir oder nicht?". Ich nickte, hielt seine Hand fester - und sprang. Ich klatschte regelrecht auf das Wasser und bekam ein Schock wie weit unten ich nun war. Doch da spürte ich Robbies starke Hand mich an die Oberfläche drücken. Wir beide tauchten auf - sahen uns an und schwiegen. Dann stiegen wir aus dem Wasser und jeder ging wieder in sein Bungalow. Wir verabschiedeten uns nur flüchtig. Der nächste Tag wird mir immer im Gedächtnis bleiben. Ich ging zur gleichen Uhrzeit wieder zur Brücke. Doch da war kein Robbie. Ich ging wieder heim . Am späten Abend ging ich zur Bar und da war er. Doch nicht alleine. Er lag halb angetrunken auf den Schoß 3-er Mädchen. Von da an , redete er nie wieder ein Wort mit mir. er sah mich nicht einmal an.
4 Tage später reiste er ab, und verabschiedete sich nicht. Er sah mich nicht an, er rehte sich nicht nach mir um, garnichts. Noch nie, hab ich so tiefe Enttäuschung empfunden. Doch Robbie wird immer in meinem Herzen bleiben. Immer.


Schlusswort



Ich hatte euch versprochen, noch die Frage zu beantworten.
"Wieso? Wieso hat mich Gott erschaffen?" Die Antwort lautet. "Um andere glücklich zu machen. Auch wenn ich selbst daran zerbreche."

Ich werde nie wieder diejenige sein, die ich einst war, doch bitte ich euch nicht den gleichen Fehler wie ich zu machen. Löst eure Probleme nicht mit Alkohol, Ritzen oder Selbstmord. So weit wie ich, dürft ihr es nicht kommen lassen. Eines Tages, wenn ich die liebe Erde freiwillig verlasse, dann denkt daran was ich euch jetzt sage:

Lächel und die Welt lächelt mit dir,
weine und du weinst allein.



In Liebe,
Sam

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 26.09.2011

Alle Rechte vorbehalten

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