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Natur

Waltraud Gfrerer

 

Ein Schitag in der Innerkrems…

 

Aus unserem Autoradio hörten wir diesen neuen Song von Wolfgang Ambros: "Schifoan, weu Schifoan is' des Leiwandste, wos ma si nur vurstöll'n ko. …", der uns zum Mitsingen geradezu hinriss!

Es war ein bissig kalter Januar Tag, daran erinnere ich mich sehr genau. Ein paar Freunde und ich träumten schon länger von dieser Abfahrt am Grünleitennock in der Innerkrems.

Man fährt durch das Liesertal von Spital kommend und biegt bei Kremsbrücke ab in die Straße nach Innerkrems. Ein ganz enges Tal, wildromantisch im Sommer, aber im Winter sind auch manchmal Schneeketten angesagt.

Wen kümmert´s! Wir waren jung,fesch und sehr sportlich…

Die jungen Männer waren richtige Draufgänger beim Schi fahren, nichts konnte sie bremsen, außer einer Schihütte, wo es einen süffigen „Jagatee" gab! So ist die Kärntner Mundart – Sprache!

Dieses wunderbare Schigebiet ist in den Nockbergen auf ca. 2100 m. Mit einem traumhaften Ausblick auf die Kärntner Nockalmen.

Na gut, wir sind am Parkplatz angekommen und mussten uns jetzt mühevoll in die bocksteifen kalten Schischuhe zwängen. Damals waren die Schischuhe noch nicht so ausgestattet wie heute, in die man sogar eine Heizung eingebaut hat! Ach, wir waren nicht so empfindlich, außerdem wird es beim Bergabfahren warm . Wir gingen zum Sessellift, der uns auf den Grünleitennock beförderte!

Noch schnell einen „Juchitzer“ und dann geht’s los!

Wir sprachen noch über das zusammen warten - damit wir uns nicht verlieren. Der erste Hang war echt steil und eisig. Ich sang unter meiner Fahrt immer wieder den Ambros Song, der mich in gute Laune und noch schnelleres Fahren versetzte!

Ich sah keine Burschen mehr und gewartet hat auch keiner. Ich sollte über eine kleine schmale Brücke fahren, die ich dummerweise verfehlte.

Stattdessen fuhr ich pfeilgrade in den Bach ...

Der linke Schi hat die Bindung nicht geöffnet und ich spürte gleich: da ist was gebrochen. Ich konnte mich zwar befreie, saß aber in einem eisigen, gefrorenen Bach.

Ich hoffte, dass doch ein Freund mich holen kommt!

Lukas kam tatsächlich und fragte gleich, was ich da unten im Bach tue und lachte!

Dann sah er die Bescherung und trug mich herauf. Ich konnte nicht mehr auftreten und die Schmerzen wurden immer stärker.

Die Bergrettung wurde angerufen und die brachte mich mit einen Akia nach unten. Meine drei Freunde fuhren mit ins Tal. Angekommen und doch froh bei meinen Freunden zu sein, versorgten sie mich mit einem heißen Getränk und einer Jause. Schuldgefühle hatten sie jetzt, das sah man ihnen an, aber jeder wollte der „Erste sein“, da war Warten nicht mehr wichtig!

Wir fuhren zusammen mit der Rettung in das Unfall Krankenhaus Spital/Drau. Der Arzt stellte einen Knöchelbruch fest und ich wurde dann in das Gipszimmer gebracht. Es ging mir schon besser und war guten Mutes. Da ich schon damals Insulin spritzende Diabetikerin war, sollte immer genug Insulin vorrätig sein, was nicht der Fall war.

Ich musste ja am Abend zum Essen noch spritzen. Es war für mich ganz klar, dass dies kein Problem sein wird, da ja eigentlich jedes Krankenhaus genügend Insulin vorrätig haben sollte. Ich erzählte es der Schwester und bat um ein Fläschchen Insulin. „Sowas haben wir nicht!", sagte sie etwas böse.

"Und? Was soll ich jetzt tun?", fragte ich sie.

Die Tränen rannen mir herunter und ich verlangte einen Arzt, der auch kam und mir dasselbe sagte! Kaum zu glauben!

"Ich bin doch in einem Krankenhaus und da gibt es kein Insulin?"

Da meinte er: "Sie sind hier in einem Unfall-Krankenhaus, da gibt es kein Insulin“!

Am liebsten hätte ich ihn gewürgt, so eine Wut hatte ich. Ich musste also erst einmal meinen Bruder verständigen, der mir dann ein Fläschchen von Zuhause ins Krankenhaus brachte!

Für mich ist diese Geschichte noch so lebendig als wäre sie gerade erst geschehen. Nach einer Woche durfte ich nach Hause mit meinem Gipsfuß. Meine Freunde besuchten mich und schrieben liebe Sachen auf den Gips. Wir haben dann beschlossen „Nächstes Jahr fahren wir wieder in die Innerkrems“!

Jetzt ist meine Nichte dort Chirurgin mit Begeisterung! Als sie diese Geschichte ihren Chef erzählte, meinte er, dies sei ein Witz!

 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 11.01.2018

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
An meine Freunde aus der Jugendzeit!

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