Cover

Prolog



Für manche wirkt dieses Leben unnormal und verstörend. Für manche bin ich nur ein kleines, geistesgestörtes Mädchen und gehöre in einen ganz gewöhnlichen Haushalt. Manche denken, meine Freunde gehören eingesperrt. Manche sagen, dies sei kein Leben für mich. Darauf kann ich bloß antworten: es ist mir egal, was ihr denkt. Viele glauben zu wissen, was das Beste für mich ist. Aber ich werde es ihnen auf keinen Fall recht machen.
Steckt mich in einen Käfig und ich werde euch alle umbringen...

Wie bin ich zu dieser Auffassung gekommen? Was führe ich jetzt für ein Leben? Das frage ich mich oft. Mein Name ist Luna Namida ,ich bin 17 Jahre alt. Meine Mutter kam aus Japan und mein Vater ist Deutscher. So würde ich mich kurz beschreiben. Oder auch nicht. Was mit mir passiert ist? Ich weiß es nicht genau. Ich weiß auch nicht wer ich wirklich bin. Was meine Bestimmung ist. Manchmal weiß ich auch nicht wem ich vertrauen kann. Ich weiß vieles nicht. Das Einzige was ich mit Gewissheit über mich sagen kann ist, … ich bin nicht wie andere Mädchen...

The End of this life


„Husten bitte.“ Das Mädchen befolgte die Anweisung des Arztes. „Nochmal bitte.“ Erneut hustete die Brünette. „Okay. Das wär's dann auch.“, mit diesen Worten nahm der Arzt das Stethoskop ab und ging zu seinem Stuhl. „Und, Doc. Werd ich's überleben?“, grinste das Mädchen und zog sich wieder das Shirt über. Ein flüchtiges Lächeln huschte über das Gesicht des älteren Mannes. „Ich verschreibe dir einen einfachen Hustensaft.“, murmelte er und fuhr mit der Maus über den Tisch. Darauf nickte das Mädchen bloß. Sie stand von der Liege auf und setzte sich ihrem Arzt gegenüber. Während sie auf das Rezept wartete, ließ sie ihren Blick durch das Praxiszimmer schweifen. Vor ihr stand der überfüllte Schreibtisch, rechts von ihr stand die Liege, auf der sie eben gesessen hatte. Hinter ihr an der Wand war ein Poster des menschlichen Nervensystems aufgehängt und hinter ihrem Arzt stand ein Schrank. An dieser Wand hing ein Bild von einer Sommerlandschaft. Von dem Bild aus sah sie nach links aus dem großen Fenster. Das Wetter hier war weniger sonnig. Der Himmel von Wolken bedeckt und schon vom Hinsehen wurde ihr kalt. „So, Frau Namida.“, sagte der Herr vor ihr schließlich, sodass sie diesen ansah, „Hier haben Sie das Rezept. Die Apotheke kennen Sie ja bereits.“ Er reichte ihr den Zettel. „Und dann werden Sie wieder gesund.“ „Werd ich. Aus wiedersehen!“, mit dem Stück Papier in der Wand winkend verließ Luna den Raum und ging auf den Garderobenständer zu. Der nächste Patient wurde bereits aufgerufen, als sie ihre Jacke anzog und das Rezept in ihrer Hosentasche unterbrachte. Kurz ging sie noch bezahlen, dann öffnete sie schon die Praxistür … und stand im Regen. „Na ganz toll.“, murrte sie, zog sich ihre Kapuze über und lief durch die Pfützen, auf die andere Straßenseite. Eigentlich machte ihr der Regen nichts aus, aber heute fand Luna ihn etwas lästig. Sie seufzte und lief den Bürgersteig entlang. Der Regen prasselte auf sie nieder und es wirkte viel dunkler als vorher. Ein Auto fuhr direkt an ihr durch eine Pfütze vorbei, sodass sie das Wasser abbekam. „Verdammt, kannst du Schwachkopf nicht aufpassen?“, schrie sie dem Wagen hinterher, obwohl es überaus sinnlos war, da der Fahrer sie ja nicht hören konnte. Klitschnass kam Luna schließlich an der Apotheke an und drückte die Tür auf. Ein leises klingeln ertönte und die Dame an der Theke sah auf. „Guten Tag, Kleine. Was kann ich für dich tun?“,fragte diese lächelnd. Hmpf. Kleine?

Mit einem nicht allzu freundlichen Gesichtsausdruck trat das braunhaarige Mädchen zu der Dame und fischte das Rezept aus ihrer Hosentasche. „Hat mir Doktor Smith verschrieben.“, murrte sie bloß. „Huh? Wo ist denn deine Mama?“, lächelte die Frau Luna an. „Ich bin 17!“, knurrte die Angesprochene. Kurz war die Apothekerin sprachlos. „17? Aber du wirkst so jung. U-Und du bist auch relativ klein-...“ „Egal.“, unterbrach Luna sie, „Konnten Sie ja nicht wissen.“ „J-Ja,ich werd dann mal...“ Sie ging um den Hustensaft zu holen. Dämliche Leute. Ich bin nicht klein.

Luna sah auf ihre Uhr. Sie müsste bereits zu Hause sein. Na ja, war nicht ihre Schuld. Erst hatte sich jemand in der Arztpraxis vorgedrängt und nun brauchte die Apothekerin so lange. Schließlich tauchte diese mit einer kleinen Schachtel wieder auf. Die Brünette bezahlte und trat danach schon wieder in den Regen hinaus. Als sie auf den Bürgersteig trat, wurde sie von einem Mann angerempelt, der kurz darauf die Apotheke betrat. „Unhöflicher Kerl.“, schnaubte Luna und wollte weiter gehen. Sie zog ihren Mp3-Player aus ihrer Jackentasche und stöpselte sich die Kopfhörer in die Ohren. Während sie ein Lied aussuchte schlurfte sie den nassen Weg entlang. Die Welt um sie herum realisierte sie kaum noch, sie tauchte mit der Musik in ihre Traumwelt ein und lebte dort ihre persönlichen Geschichten. Dort verlief alles wie es sollte, nicht so wie in Kinderfilmen oder in diesen Patchworkfamilien, nein es gab auch Schmerzen, Leid und Versagen in ihrer erfundenen Welt. Es gab Tod und auch Mord, aber trotzdem war ihr diese Welt lieber als die Reale. Ihre Eltern hielten sie für speziell und fragten sie oft, ob sie nicht mal einen Psychologen aufsuchen wolle. Luna fand, sie übertrieben. Außerdem, wenn sie sich in dieser erfundenen Welt wohler fühlte als im richtigen Leben, sollten sie sie doch in Ruhe lassen. Als sie vor ihrer Haustür stand, steckte sie den Schlüssel ins Schloss und drückte die Tür auf. Sie betrat den engen Flur, an dessen Wänden Bilder hingen, ging an der Wohnzimmertür auf der linken Seite vorbei, und die Treppe rechts hinauf. In der oberen Etage ging sie auf die nächste Tür zu und trat diese auf. Ihr gegenüber war ein Fenster unter dem ihr Bett stand, auf welches sie sich jetzt warf. Die Wände waren schlicht schwarz gehalten und mit ein paar Postern und Bildern behängt. Außerdem füllten ein Schrank, ein Schreibtisch plus Stuhl und ein Bücherregal den Raum. Allzu viel gab es nicht zu sehen, aber das war ihr grade egal.
Sie begann zu husten und fischte den Hustensaft aus ihrer Jacke. Damit ging sie die Treppe hinunter und geradeaus einen kleinen Flur entlang, bis sie an dessen Ende in der Küche ankam. Sie ging auf die nächstbeste Schublade zu und riss sie auf. Ihr Opfer offenbarte sein Inneres. Besteck! Luna schniefte und griff nach einem Löffel. Damit bewaffnet setzte sie sich an den Küchentisch und öffnete die Packung der Medizin. Schnell überflog sie die Menge die sie zu sich nehmen sollte und goss etwas von der Flüssigkeit auf den Löffel. Dabei erinnerte sie sich an die Werbung für dies. Wenn es draußen kalt wird, holen sich die Kinder schnell eine Erkältung blah blah blah … mit dem Geschmack von Erdbeeren liebt es jedes Kind. Scheiß auf diese nervige Stimme.

Schon schluckte sie, nur um kurz darauf zu würgen. „Das soll Erdbeer sein? Da trink ich lieber aus dem Klo anstatt das Zeug weiter zu nehmen.“, beschwerte sie sich. Das Fläschchen lies sie einfach auf dem Tisch zurück und warf den Löffel in die Spüle. Würde schon irgendwer abspülen. Sie lief zurück auf ihr Zimmer und legte sich wieder aufs Bett. Freitag Abend und sie blieb einfach zu Hause im Bett liegen. Na ja, mit ihren 'Freunden' hätte sie eh nichts unternommen. Verdammte Arschlöcher!


„Hi Vicky!“, rief Luna und rannte winkend auf die rothaarige zu. Diese drehte sich zu ihr um und winkte ebenfalls. „Was machst du hier? Ich dachte du hast heute Volleyball.“, fragte die Brünette. „Ja. Also d-das ist ausgefallen.“, meinte ihre Freundin. „Oh! Hast du Lust dann mit mir was zu unterneh-...?“ „Vicky!“, rief eine weitere Person. Luna erkannte sie, als Louisas und war noch mehr verwundert als sie bei ihr Mark und Kevin entdeckte. Ihr hatten sie gesagt, sie hätten heute Nachhilfe oder irgendetwas anderes vor, weswegen sie nicht mit ihr etwas unternehmen konnten. Als Louisa Luna erkannte hielt sie sich die Hand vor den Mund und starrte sie weiter an. Luna wandte sich an Vicky. „W-Wieso seid ihr alle hier?“, fragte sie. „Weißt du, Luna. Wir wollten nur mal etwas allein unternehmen. Also ohne dich.“ „A-Aber wieso?“ „E-Es liegt nicht direkt an dir. Sondern daran wie du dich in letzter Zeit benimmst und aussiehst.“ „Was?“ „Na ja, du bist aggressiver geworden und weniger cool, verstehst du? Und hast du dich schon mal im Spiegel gesehen?“ Die anderen drei stellten sich z Vicky und fügten etwas zu ihrer Predigt hinzu, während sich in den grünen Augen Lunas Tränen sammelten. Sie alle... sie alle mochten sie nicht mehr. Hatten sie sie jemals leiden können? „...deswegen sind wir uns einig. Wir hängen erst wieder mit dir ab, wenn du ins Gesamtbild passt!“, sagte Kevin abschließend. Luna hatte den Kopf gesenkt und die Tränen liefen über ihr Gesicht und fielen auf den Asphalt. „I...Ich...“, sie konnte nicht sprechen, ihr Hals war trocken, ihre Stimme versagte. Ein letztes Mal sah sie die vier vor sich an, dann rannte sie davon. Weg von ihnen. Weg. Nach Hause.


Seit dem waren ein paar Wochen vergangen. Inzwischen war Luna weniger traurig, als wütend, verletzt und enttäsucht. Wenn sie sie nicht so akzeptieren konnten wie sie war, sollte sie sich da ändern? Sollte sie anders werden, nur um solche Freunde zu haben? Oder sollte sie weiterhin einsam sein? Luna seufzte und schloss die grünen Augen. „Einsamkeit... fühlt sich das so an?“ Nein, so wirklich traurig war sie darüber nicht. Was sollte sie mit Menschen anfangen, die sie nur nach ihren Wünschen verändern wollten? Sie hing noch eine Weile ihren Gedanken nach, dann schlief sie ein und betrat ihre Traumwelt. Die Welt in der sie sie selbst sein konnte.

Das Sonnenlicht fiel durch das Fenster und weckte Luna. Sie grummelte und drehte sich auf die andere Seite. Ihr war es noch viel zu früh zum Aufstehen. Draußen zwitscherten die Vögel. Dieses Geräusch nervte sie gerade mehr als ein Wecker, welcher bei ihr am verhasstesten war. „SCHNAUZE, IHR BEHINDERTEN VÖGEL!“, schrie sie und schmiss ihr Kissen gegen das Fenster. Erschrocken flogen ein paar davon. Erfreut über ihren Sieg setzte sie sich auf, gähnte und schlurfte ins Badezimmer. Luna entledigte sich ihren Klamotten und stieg in die Dusche. Warmes Wasser lief über ihren Körper und sie schloss die Augen. Eine Weile rührte sie sich nicht. „Luna! Beeil dich wir wollen fahren!“, hörte sie ihre Mutter rufen und an der Tür klopfen. Daraufhin knurrte Luna nur kurz etwas. Wohin wollten sie überhaupt fahren? Und die viel wichtigere Frage: wieso sollte sie eigentlich mitkommen? Kurze Zeit später griff sie nach einem Handtuch und trocknete sich ab. Mit dem Handtuch um den Körper gewickelt ging sie zum Spiegel und putzte sich die Zähne während sie mit der freien Hand bereits nach dem Föhn griff. Haare föhnen, schminken und anziehen später, stand sie schon im Flur. Sie trug eine dunkle Jeans, Chucks, eine dunkel rote Tunika und eine schwarze Jacke. Ihre Haare hatte sie offen gelassen. Ihr Vater trat aus dem Wohnzimmer. Er setzte seine Brille auf und fuhr sich durch die braunen Haare, in denen bereits einige weiße Strähnen zu sehen waren. Ihre Mutter kam aus der Küche,in ihrer Handtasche wühlend. Ihre schwarzen Haare trug sie in einem Dutt. Kurz nachdem ihre Mutter fertig geworden war, griff ihr Vater nach den Autoschlüsseln und trat nach draußen. Wieder regnete es. Luna folgte ihren Eltern zum Auto und setzte sich widerwillig nach hinten. Sie nahm wieder ihren Mp3-Player zur Hand und versuchte nicht wieder einzuschlafen. Währenddessen redete ihre Mutter auf ihren Vater ein, als dieser auf die Straße fuhr. Luna betrachtete die Häuser und Gärten an denen sie vorbeifuhren. Irgendwann blieb der Wagen stehen. Verwundert sah Luna durch die Windschutzscheibe und drückte auf Pause. „Was wollen wir denn hier?“, fragte sie, kurz nachdem ihr Vater ausgestiegen war. „Nur kurz etwas erledigen.“, lächelte ihre Mutter sie an. „Hm.“ Sie lehnte sich in ihrem Sitz zurück und schaltete die Musik wieder ein. Sie sah aus dem Fenster. Ihr Vater war in einem großen Gebäude, welches nicht besonders einladennd wirkte, verschwunden. Sie hustete. Toll, ich hätte noch mal was von dem Hustensaft nehmen sollen.

Jemand verließ das Gebäude. Luna erkannte den Mann, als den der sie gestern vor der Apotheke angerempelt hatte und fand dies einen seltsamen Zufall. Sie beobachtete den Mann, auf dessen Jacke ein roter Mond abgebildet war. Plötzlich begegnete Luna seinem kalten Blick und schnappte nach Luft. Diese Augen. Sie waren dunkel, man könnte sie schwarz nennen, und die Feindseligkeit, der Hass den sie darin gesehen hatte, verursachte ihr eine Gänsehaut. Schnell sah sie auf ihre Füße, um den Mann nicht weiter anzustarren. Nach einer Weile wagte sie es doch wieder hinaus zu sehen. Er stand immer noch dort und beobachtete sie. Keine Panik! Keine Panik! Das ist nur ein Mann, der unser Auto anschaut.

Luna tippte ihre Mutter an. „Mama, da draußen ist ein-...“, als sie wieder hinsah war er verschwunden. „Was ist da?“, fragte ihre Mutter nach. „Ähm … ein Hund.“, sagte sie schnell und deutete auf einen Spaziergänger mit einem kleinen weißen Pudel. Hab ich mir den Typen da nur eingebildet?

Ihr Vater kam zurück und stieg ins Auto. Luna lauschte weiter der Musik und schaltete zur Mitte des Liedes einfach weiter, warum wusste sie nicht. Und weiter, und weiter und weiter. Jedes dieser Lieder wurde ab einer bestimmte Zeit beendet. Sie seufzte und nahm den Daumen von der Taste um nicht weiter zu schalten. Sie lehnte sich in den Sitz und schaute mit halb geöffneten Augen hinaus. Es war so langweilig. Der Inhalt ihres Lebens bestand aus Langeweile. Schule, langweilig, damals als sie noch Freunde hatte, war auch langweilig, Ärzte... wren nicht langweilig sondern einfach nur beknackt. Egal was in ihrem Leben passiert war, rückblickend war es immer langweilig. Sie bemerkte, dass ihre Mutter sie ansprach jedoch reagierte sie nicht, einfach so. Das Auto hielt an einer roten Ampel. „LUNA NAMIDA!“, schrie ihre Mutter schließlich, sodass sie auf Pause schaltete und zurückschnauzte: „Was?!“ „Hörst du mir überhaupt zu?“ „Sieht's so aus?“ „Nicht wirklich.“ „Genau, wieso sollte ich auch?“ Darauf schwieg ihre Mutter beleidigt und drehte sich wieder nach vorn. Luna wusste, dass sie sehr gemein zu ihrer Mutter war, aber sie empfand keine Schuldgefühle. Weswegen eigentlich? Normaler Weise sollten Kinder ihre Eltern lieben, jedoch empfand Luna nicht allzu viel für die beiden. Okay, sie lebte bei ihnen, sie bezahlten sie. Aber das konnte sie schon seit drei Jahren selbst schon, wie sie meinte. Ihre Eltern liebten sie, dass hatte sie bemerkt. Jedoch konnte sie nicht sagen, wieso ihr ihre Eltern so egal waren. Vielleicht hatte sie zu viel Liebe von ihnen bekommen und konnte sie deswegen nicht mehr ausstehen. Außerdem war sie ja in der Pubertät. Luna fand das ihre Eltern eigentlich diejenigen waren die sich in den letzten paar Jahren verändert hatten. Sie meinte ihre Lebensweise, ihre Ausdrücke und ihre Interessen wären vollkommen korrekt, auch wenn es etwas sehr arrogant klang. Jedenfalls benahm sie sich vor anderen Leuten nicht so hochnäsig, sondern war immer freundlich ( im Sinne von Jugendlichen) gewesen, hatte den Problemen der anderen zugehört, hatte ihre Meinungen und Vorschläge immer anerkannt bzw. meistens akzeptiert und hatte viel Zeit mit ihnen verbracht. Plötzlich hörte sie etwas. Es war das Quietschen von Autoreifen. Sie schaute aus dem anderen Fenster und sah einen schwarzen Geländewagen mit getönten Scheiben auf sie zugerast kommen. Ihre Eltern schrien etwas, jedoch registrierte die Brünette die Bedeutung gar nicht, sondern starrte weiter das Fahrzeug an. Der Wagen fuhr in die Seite ihres Autos. Die Tür gegenüber von Luna dellte sich stark ein und kam ihr sehr nahe, das Auto schlitterte über die Straße. Luna reagierte schnell und löste ihren Gurt und rutschte der eingedellten Tür näher, bevor das Auto gegen ein Gebäude knallte. Durch den Aufprall wurde sie gegen das Metall der Autotür gedrückt. Die anderen Insassen schrien auf. Luna kniff die Augen zusammen und erwartete bereits den Tod.

Piep. Piep. Piep. Was ist das?

Luna versuchte ihre Augen zu öffnen und schaffte dies nach einer Weile des Zuckens. Es war hell. Sie lag in einem weißen Bett in einem weißen Raum. Neben ihr stand die Ursache für das nervige Piepen. Ein Krankenhaus. Was tu ich hier?

Sie starrte das piepende Gerät ein Weile an. „Ach, halt's Maul!“, murrte sie irgendwann und schaute wo anders hin. Sie seufzte theatralisch. „Halloooooo! Ist hier jemand?“ Sie bekam keine Antwort. „Ich bin waahaach!“ Wieder war nichts zu hören. „Ey, ihr Penner bin ich tot oder warum bin ich hier?“ Nichts. „Boah, ihr seid scheiße.“ Wieder mal besonders gut gelaunt, setzte sie sich auf. Eine Infusion steckte an ihrer Hand. „Ja, du bist auch scheiße.“, sagte sie zu dem kleinen Ding und zog es vorsichtig heraus. Dann schwang sie ihre Beine aus dem Bett und schwankte kurz, bevor sie zur Tür ging. Die Flure des Krankenhauses waren nur spärlich beleuchtet. Luna setzte ihren nackten Fuß auf den kalten Flur und tappte weiter. Bis auf ihre leisen Schritte war nichts zu hören. „Hallo?“, fragte sie vorsichtig. Sie wollte nicht wieder rumbrüllen, da wahrscheinlich die anderen Patienten lieber schlafen würden, als sich mit einem launischen Mädchen zu streiten. Erneut wiederholte sie das 'hallo', doch wurde ihr immer noch nicht geantwortet. Über dem Rezeptionstisch lag eine Jacke auf der ein roter Halbmond abgebildet war. So etwas hatte sie doch schon mal gesehen! Sie griff nach der Jacke und schaute sie sich genauer an. Schwarzer Stoff, relativ groß, auf der linken Seite auf Höhe des Herzens ein roter Mond. Luna legte sie wieder zurück. Sie ging noch etwas weiter fand jedoch keine Krankenschwester. Leise über das Personal fluchend kehrte sie in das Zimmer zurück, indem sie aufgewacht war.

Police Offier Asshole


Am nächsten Morgen wachte sie davon auf, das diese nervige Infusion wieder in ihrem Handrücken steckte. „Was-...!“, begann sie jedoch wurde sie von einer Schwester unterbrochen. „Frau Namida?“ „Hm?“, sie schaute zu der Frau. „Heute Nacht ist sie wahrscheinlich rausgegangen.“, die Schwester deutete auf die Infusion, „Das sollte eigentlich nicht vorkommen, weswegen wir sie fester angebracht haben. Aber so wie Ihre Werte aussehen können wir Sie heute bereits entlassen.“ Die Frau lächelte sie an. Ähem, ja die Infusion ist von selbst raus. . .

„Äh, entschuldigen Sie?“, meinte Luna und hielt die Schwester damit ab, zu gehen. „Was gibt es?“ „W…Was ist hier los? Wieso bin ich hier?“ „Sie hatten einen Unfall.“, erklärte sie, „Genaues weiß ich auch nicht. Der Kommissar wird Sie später aufklären.“ „Und … was ist mit meinen Eltern?“ Stille. Luna schaute die Frau weiterhin an. Es schien als, wollte sie einfach gehen und die Frage unbeantwortet lassen, doch … „Es … tut mir sehr leid, aber … Ihre Eltern haben es leider nicht überlebt.“ Geschockt starrte Luna sie an. Das konnte nicht sein. Zwar hatte sie ihre Eltern nicht wirklich geliebt, aber sie waren immer da gewesen. Sie hörte wie sich die Tür schloss. Mit weit aufgerissenen Augen saß sie in ihrem Bett und betrachtete ihre Hände. Langsam, ganz langsam realisierte sie die Worte. Ihre Eltern waren gestorben. Sie atmete ruhig ein und aus. Dies half jedoch nichts, denn schon liefen ihr die Tränen über die Wangen. Leise schluchzte sie, ihre Sicht verschwamm und sie schlug die Hände vors Gesicht. Sie zitterte am ganzen Körper, sie schniefte mehrmals und die Tränen hörten einfach nicht auf. Schließlich versuchte sie sich wieder ein zu kriegen, da Weinen ja eh nichts half. Aber sie weinte weiter. Das Bettlaken und die Decke waren nass, und ihre Hände ebenfalls. Ihr Gesicht sah fürchterlich aus und die Tränen liefen immer weiter. Immer weiter.
Sie brauchte eine halbe Stunde um wieder normal atmen zu können. Sie wischte sich mit dem Ärmel über ihr Gesicht. Sie würde stark sein. Sie würde eines Tages überwinden was geschehen war. Sie konnte weiter leben und dafür sorgen, dass die beiden nie in Vergessenheit geraten würden. Sie würde herausfinden wer für den Autounfall verantwortlich war und der würde es bereuen geboren worden zu sein. Zwar wollte Luna ihn nicht töten, aber es war höchstwahrscheinlich, dass sie sobald sie die Person sah, sie schlagen würde. Die Person würde es bereuen, ihr erklären müssen wieso dies geschehen war. Doch es würde nie wieder wie vorher werden. Luna war nun endgültig allein.
Luna schaute sich den Raum an. Sie war auf dem Polizeirevier. Gleich nachdem sie das Krankenhaus verlassen hatte, hatte sie eine Polizistin abgefangen und sie mitgenommen. Nun wartete sie auf den zuständigen Kommissar. Der Raum indem sie wartete, war grau. Schlicht grau. Sie saß auf einem Stuhl der mit ein paar weiteren in der Mitte stand. Den Rücken hatte sie zum Fenster gekehrt und schaute einen Automaten mit Getränken an. Cola, Wasser, Orangensaft, Limonade, …

Sie überflog die Preise und die Auswahl, einfach aus Langeweile. Neben dem Automaten stand eine Theke auf der eine Kaffeemaschine stand. Links des Automaten waren einige Türen und an der Wand zu Lunas Linken war ebenfalls eine. Rechts von ihr war der Flur von dem sie gekommen war.
„Folgen Sie mir.“, befahl die Polizistin. Luna nickte und tat wie ihr geheißen. „Wohin gehen wir?“, fragte sie irgendwann. „Zum Wartesaal. Kommissar Kurai wird Ihnen dann einige Fragen stellen und Ihnen alles berichten.“ Luna nickte. Die Polizistin öffnete eine Tür. „Bitte warten Sie hier.“. Nachdem die Brünette eingetreten war, schloss die Frau die Tür.


Das einzige was Luna hören konnte, war das Ticken der Uhr. Sie seufzte und schaute an sich herab. Die Leute im Krankenhaus hatten ihr Kleidung zur Verfügung gestellt. Sie trug ein rosanes Kleid aus Baumwolle oder einem anderen weichem Stoff, welches ihr bis kurz unter die Knie ging. Außerdem hatte sie eine Jeansjacke getragen, jedoch hatte sie diese ausgezogen. Ihre Füße steckte in schwarzen Schuhe und in ihre Haare hatte die freundliche Krankenschwester eine rosa Schleife gebunden. Sie selbst fand das etwas sehr kindlich und doch etwas peinlich, aber es sah niedlich aus. Und Luna wollte die Schwester nicht kränken, also trug sie die Schleife. Sie selbst fand, wie ein Kaugummi oder rosa Zuckerguss auszusehen, aber das hatten ihr die Ärzte nun mal zu Verfügung stellen können. Ein erneutes Seufzen entwich ihrer Kehle. Schließlich öffnete sich die Tür und Luna sah auf. Jedoch war es nur ein Junge mit schwarzen Haaren. Dieser musterte sie kurz, dann ging er zu dem Kaffeeautomaten. Nachdem er darauf eingetippt hatte was er wollte lehnte er sich mit verschränkten Armen gegen die Theke. Er trug ein weißes Hemd, dessen obere Knöpfe offen gelassen worden waren und eine dunkle Jeans. Seine Haare waren relativ lang, jedoch hatte er etwas Haargel verwendet, sodass seine Haare teilweise regelrecht von seinem Kopf ab standen. Seine dunklen, blauen Augen hatte er geschlossen, nachdem er geseufzt und den Kopf in den Nacken gelegt hatte. „Was machst du hier?“, herrschte Luna ihn an, da seine Gegenwart sie irgendwie auf die Nerven ging. Zwar fand sie den Jungen vor ihr sehr attraktiv und hätte ihn gern näher kennengelernt, aber dann hätte man ja einen tollen Eindruck von ihr. Der junge Mann öffnete ein Auge und sah sie von oben herab an. „Dasselbe könnte ich dich fragen.“, gab er arrogant zurück. Seine Stimme war tief und verursachte bei Luna eine Gänsehaut. Verdammt diese Stimme ist ja echt sexy!

Jedoch verscheuchte sie diesen Gedanken. „Ich warte hier! Sieht man das nicht?“, fauchte sie, „Und wer bist du überhaupt? Wieso verschwindest du nicht von hier und lässt die Leute ihre Arbeit machen, huh?!“ „Das du mir hier arbeitest ist mir neu. Und genau die Fragen wollte ich dir auch stellen.“ Von wegen!

„Pöh! Ich hab besseres zu tun, als mich mit einem Laufburschen zu streiten!“ Darauf erwiderte der Schwarzhaarige nichts, sondern trank seelenruhig einen Schluck von seinem Kaffee. Eigentlich hatte Luna vor ihn zu ignorieren. Jedoch konnte sie nicht anders. Sie schielte zu ihm rüber. Er trank weiter, hatte die Augen geschlossen doch irgendwie wusste er, dass sie ihn beobachtete. „Neidisch?“,fragte er. „Huh?!“, gab sie von sich und zuckte zurück. Was meinte er denn damit? „Darf die Kleine etwa keinen Kaffee?“ „Hey, ich bin nicht klein du aufgeblasener-“ „Gib's doch zu!“, unterbrach er sie und schaute mit einem Grinsen auf, „Du findest mich geil.“ Das brachte Luna nun endgültig dazu stutzend zu gucken. Er hat schon recht … aber was für ein dreister, aroganter...

„Was fällt dir eigentlich ein, du bescheuerter-“ „hübscher, cleverer, süßer Gott?“, grinste ihr Gegenüber. Das er mich nicht mal ausreden lässt!

Sie sprang auf, stampfte ein paar Schritte auf ihn zu und hielt ihren Zeigefinder unter seine Nase. „Jetzt pass mal auf, du idiotischer Arsch!“, begann sie, doch wurde sie erneut unterbrochen, diesmal jedoch davon dass eine weitere Person in den Raum trat. „Ah, Sie sind ja schon hier!“, stellte die Polizistin von vorher fest, „Dann muss ich Sie ja nicht mehr suchen, Kurai.“ Der Brünetten entgleisten die Gesichtszüge. Luna schaute von der Polizistin zu dem breit grinsenden Kerl, dem sie beinahe in den Arsch getreten hatte und wieder zurück. „Das … das ist der ermittelnde Kommissar?“, piepste sie. „Ganz recht.“, meinte nun der Schwarzhaarige. Wie leblos fiel ihr ausgestreckter Arm zurück an ihren Körper. Na super! Das hab ich mal wieder toll verbockt.


„Also. Dein Name war?“, fragte Kurai. Er und Luna saßen sich in einem Verhörzimmer an einem hässlichen kleinen Tisch gegenüber. „L-Luna Namida.“, nuschelte sie und behielt ihren Kopf gesenkt. Das war ihr zu peinlich, sich mit dem Kommissar angelegt zu haben ohne es zu merken. „Wie war das? Ich versteh dich nicht, Kleine!“, maulte der Schwarzhaarige. Wütend darüber, dass sie erneut als klein beschimpft wurde funkelte sie ihn an. „LUNA!“, fauchte sie. „Also Luna. Meinen Namen kennst du ja noch nicht. James Kurai. Die meisten nennen mich Jack, aber zu denen gehörst du ja wohl nicht.“, meinte der Schwarzhaarige. Sein Gegenüber blies eine Wange auf. „Was fällt dir eigentlich ein mich zu dutzen?!“ „Machst du doch auch. Dabei bin ich hier der Hochrangige.“ „Na und? Ich bin 17, da hab ich wohl das Recht als erwachsen gesehen zu werden!“ „Sorry, aber ich bin 19. Heißt ich bin dazu noch älter, weswegen du hier noch das kleine Mädchen bist und ich der Erwachsene, verstanden Pinky?“ „PINKY??!!“ Jetzt wurde Luna endgültig wütend. „WIE KOMMST DU DAZU MICH MIT DIESER HÄSSLICHEN FARBE ZU BETITELN, MISTER ICH-BIN-JA-SO-TOLL-UN HEIß?!“ Kurai räusperte sich. „Du scheinst diese Farbe wohl doch nicht so hässlich zu finden. Jedenfalls trägst du sie gerade im Übermaß.“ „Da...Dafür kann ich doch nichts!“ „Ach nein?“, grinsend beugte er sich zu ihr rüber und senkte seine Lautstärke, „Wie ich bereits vermutet habe, findest du mich echt heiß, P-I-N-K-Y.“ „Du hast sie doch nicht mehr alle!“, schrie sie, „Wie kommst du eigentlich darauf?“ Er setzte sich wieder zurück. „Nun. Als Angestellter bei der Polizei muss ich ja wohl eine gute Kombinationsgabe haben. Und meine ist wirklich ausgezeichnet. Nahe zu perfekt. Genau wie ich.“ „Bist du fertig, damit ein Ego auf zu pushen?“, murrte Luna ihn an. „Noch nicht ganz.“, er zwinkerte ihr zu, „Ich weiß ja bereits dass du mich anscheinend magst, aber du weißt immer noch nicht, wie toll ich eigentlich bin.“ „Ich DICH mögen?“ „Na klar. Ich bin wirklich schlau und dazu noch sehr begabt. Dazu zählt auch der Matratzensport.“ Er redete noch eine Weile über sich und das er jede Frau haben könnte, sowie jede bei seinem Anblick bereits etwas von ihm wollte. Irgendwann hatte Luna genug davon. „Musst du mir nicht eigentlich Fragen wegen des Unfalls stellen, Adonis?!“, fauchte sie. Er schaute sie jetzt verdutzt an. „Ach ja ich bin ja im Dienst.“, stellte er fest, während er sich im Raum umsah. „Was dachtest du denn, Einstein? Bei einem Date mit so einer von deinen hirnlosen Tussis?“ „Ich hatte schon Dates an unromantischeren Orten glaub mir. Aber egal.“, damit richtete er seine Aufmerksamkeit vollkommen auf sie und die Akte die vor ihm auf dem Tisch lag, „Luna Namida, 17 Jahre alt …“ „Ich kenne mich, du musst mir davon nichts erzählen!“ „Das ist reine Routine, aber wenn Sie es so wünschen. Überspringen wir diesen Teil, Frau Namida.“ Luna stutzte. Wieso war der Kerl auf ein Mal so förmlich. „Wieso laberst du so-“ „Gute Frau, ich weise Sie freundlichst daraufhin einen Polizeibeamten mit 'Sie' anzusprechen.“, unterbrach er sie, ohne dabei von der Akte aufzusehen. Die Brünette schmollte. „In Ordnung. Am gestrigen Tag rammte ein Wagen den Ihrer Eltern, die mit Ihnen in diesem saßen, richtig?“ Luna nickte. „Woran können Sie sich denn erinnern?“, lautete die nächste Frage. „Also. Wir standen an der Ampel und plötzlich tauchte dann ein schwarzer Geländewagen auf, der unser Auto von der rechten Seite gerammt hat. Der Wagen ist über den anderen Streifen gerutscht und in das Gebäude geknallt.“ „Haben Sie eine Ahnung wer einen Grund hatte Sie in diesen Unfall zu verwickeln?“ „Nein. Ich weiß nichts von irgendwelchen Feinden oder Leuten die etwas damit zu tun haben könnten.“ „Ist Ihnen an diesem Tag irgendetwas aufgefallen? Waren Ihre Eltern in Hektik oder haben Sie irgendwelche Probleme erwähnt?“ Stille. „Ehrlich gesagt habe ich nichts mitbekommen, aber … Etwas ist mir schon aufgefallen.“ „Nämlich?“ Luna war unsicher ob sie es wirklich erwähnen sollte. Schließlich gab sie sich einen Ruck. „Ich habe den Tag zuvor einen Mann vor der Apotheke angerempelt.“ Schweigen. „ … Ja und?“, fragte Kurai. „Dieser Mann kam aus einem Gebäude in dem mein Vater kurz verschwunden war.“ „Können Sie diesen Mann beschreiben?“ „Lassen Sie mich nachdenken … Er war ungefähr einen Kopf größer als Sie, trug eine Sonnenbrille und hatte schwarze lange Haare. Er trug eine schwarze Jacke … Moment … Ach ja, auf der Jacke war ein roter Halbmond abgebildet!“ Die Augen des Schwarzhaarigen wurden etwas größer. Schweigen erfüllte den Raum und Luna hatte das Gefühl die Temperatur würde sinken. „Ein roter Halbmond?“, fragte Kurai nach. Luna nickte. „Was können die nur wollen?“, murmelte er eher zu sich selbst. „Kurai?“ Luna legte den Kopf schief. „Hm? Ach so. War da sonst noch irgendwas?“ „Nein.“, die Brünette schüttelte den Kopf. „Hm.“ Kurai schwieg. Luna beobachtete ihn eine Zeit lang. „Ku-“, fing sie an. Er stand auf und schaute von oben auf sie herab. „Die Gegenstände die am Tatort gefunden wurden werden dir gleich gezeigt, Pinky. Mach keinen Ärger, kay?“, er zwinkerte kurz bevor er wieder ernst schaute und ging.
Ein Herr stellte vor ihr eine Kiste ab. Wie Kurai gesagt hatte, befanden sich darin die Gegenstände die man am Tatort vorfand. Sie leerte die Kiste und betrachtete alles. Inzwischen ging der Mann hinaus. Luna sah alles durch. Ihr Mp3-Player, ein paar Sachen die im Auto gewesen waren und nichts was wirklich interessant war. Sie wollte schon alles wieder einräumen, da fiel ihr etwas ins Auge. Es war eine Kette an der ein glänzender, blutroter Stein hing. Er war lang und hatte drei Kanten. Am Ende der Kette hingen ein kleiner blauer und ein genauso großer grüner Stein, welche genauso wie der Große leicht durchsichtig waren. Sie betrachtete die Kette eine Weile. Sie selbst kannte sie nicht, aber irgendwie wollte sie sie nicht wieder weglegen. Schnell hängte sich die Brünette den Stein, man sollte eher Kristall sagen, um den Hals und lies ihn unter ihrem Kleid verschwinden. Rasch räumte sie noch die übrigen Sachen ein, bevor sie aufstand und den Raum wieder verließ. Draußen sammelte sie ihre Jacke auf und trat auf die Straße. Sie schaute in den Himmel. Keine Wolke war zu sehen, die Sonne schien aber es war dennoch etwas kalt. Luna knöpfte die Jacke zu. Als sie einen Blick nach rechts wagte, entdeckte sie Jack Kurai, der eine Zigarette rauchte. Sie zog die Augenbrauen zusammen. Dieser arrogante Kerl lehnte einfach so an der Wand und schien sich von nichts stören zu lassen. Sie schaute sich weiter um. Wo sollte sie hin? Nachhause? Ja, das war wohl das beste. Aber dazu musste sie an dem Schwarzhaarigen vorbei, weswegen sie den Mund verzog. Das wollte sie nun wirklich nicht. Sie wandte sich nach links, jedoch sah sie jemanden dem sie noch weniger über den Weg laufen wollte. Ihre alten Freunde. Total fröhlich gingen sie den Weg entlang. Sehnsüchtig schaute die Brünette zu ihnen, jedoch als Vicky sie anschaute, drehte sie sich auf dem Absatz um und stolzierte regelrecht auf Kurai zu. Hinter sich hörte sie das gemeine Lachen, der anderen und sie sah zu Boden. Dann vernahm sie schnelle Schritte und jemand stellte sich ihr in den Weg. „Na wen haben wir denn hier?“, fragte Louisa, „Den kleinen MOF.“ Luna starrte sie nur feindseelig an. „Was wollt ihr?“, fragte sie bissig. Neben der Blondine tauchte Mark auf. „Nichts, nichts. Aber was hast du denn da an?“, fragte er. Auch Kevin und Vicky stellten sich um sie herum. „sieht ja nett aus. Wie aus der Altkleidersammlung.“, kicherte die Rothaarige. „Tze, wenigstens lauf ich nicht im Nutten-look durch die Weltgeschichte.“, gab Luna zurück und wollte sich an den Jungs vorbei drängen, was ihr aber nicht gelang. „Was hast du gerade gesagt?“, knurrte Vicky. „Im Alter lässt das Gehör nach was? Ich sagte du siehst aus wie eine Nutte. Ach, vergiss das. Du bist

eine Nutte.“ „Nimm das zurück, Schlampe!“, keifte die Blondine. „Louisaaa. Weißt du denn das die liebe Vicky was mit allen deinen Freunden hatte? Jetzt sogar mit Mark. Oder nennst du das auch wieder 'einen Ausrutscher'?“Louisa starrte abwechselnd von ihrem Freund zu der Rothaarigen. „Jetzt reicht's mir mit dir, du kleines Miststück!“, schrie Vicky und schubste sie zu Boden. „Oh nein, wie schrecklich.“, kommentierte Luna dies. Ihr war grad egal was sie mit ihr anstellen würden, Hauptsache sie gönnte ihnen nicht wieder, dass sie weinte. Vor ihnen würde sie das nie wieder tun. Nun baute sich Kevin vor ihr auf. „Halt's Maul!“ „Kevin, du schleimst dich immer noch bei Vicky ein? Wie lange willst du ihr noch in den Arsch kriechen? Sie hat das wohl bemerkt und nutzt dich nur aus, du Idiot.“ Irgendwie wollte Luna ihm damit helfen, aber ihn gleichzeitig fertig machen. Er war einer der Jungs gewesen mit dem sie am engsten befreundet gewesen war, aber er war Vicky gefolgt wie ein Schatten, weswegen Luna irgendwann mal Klartext reden wollte, dies aber bis jetzt nicht gekonnt hatte. „Was fällt dir ein, Bitch?!“, schrie er und hob seine Faust, bereit zu zuschlagen. Luna kniff die Augen zusammen, den Schmerz erwartend. Aber … „Kids, ihr hattet euren Spaß. Verzieht euch.“, meinte jemand hinter ihr. Sie erkannte die Stimme. Sie drehte sich um. „Kurai.“, stellte sie fest. Er würdigte sie keines Blickes. „Wenn ihr euch nicht sofort verpisst habt ihr richtig Ärger am Hals.“ Die Vier sahen sich an. Dann lachten sie. „Was willst du schon machen?“, lachte Mark. „Ach, so ein Hübscher wie du würdest uns doch nicht in Schwierigkeiten bringen.“, sagte Vicky und ging zu dem Schwarzhaarigen um sich an seinen Hals zu hängen. Jedoch wich der angewidert zurück. „Abstand bitte. Bäh, dass es sowas schon in eurem Alter gibt.“ Du bist nur zwei Jahre älter du Tropf,

dachte Luna dabei, jedoch blieb sie weiterhin still. „Was für n Arsch.“, meinte die Rothaarige und klammerte sich an Kevins Arm. Ihr war so gut wie jeder recht, Hauptsache er sah gut aus oder hatte Geld. „Also ihr verschwindet jetzt mal schön.“, meinte Kurai wieder. „Sonst was?“, fragte Louisa. „Sonst habt ihr ne fette Anzeige wegen Körperverletzung am Hals.“, sagte der Schwarzhaarige monoton, „Nicht wahr, Pinky.“ Damit grinste er auf Luna hinunter. Bei diesem Kommentar funkelte sie ihn an, aber das hielt nicht sehr lange. Sie schaute jetzt die vier vor ihnen an. „Stimmt genau, Kommissar.“, meinte sie dann und grinste breit, als ihre ehemaligen Freund erblassten. „K-Kommissar?“, fragte Mark. „Jep, muss ich mich noch mal wieder holen?“ Er zog Luna auf die Beine. Die Vier vor ihnen schüttelten die Köpfe. „Ja, dann. Kusch!“, er machte eine verscheuchende Handbewegung und die Vier rannten davon. „Ähm, danke, Kurai.“, nuschelte Luna, als sie aus ihrem Blickfeld verschwunden waren. „Hm.“, er seufzte, „Is ja mein Job. Und du bist ein Indiz zu meinem Fall, also darfst du ja nicht abnutzen.“ Lunas Miene änderte sich von dankbar und verlegen zu wütend und verletzt. „Na vielen Dank auch!“, schnaubte sie und riss ihren Arm frei, „Schönen Tag noch, Kommissar Arschloch!“ Sie stampfte davon. „Dir auch Pinky Mein-Arsch-is-nicht-schön!“, rief er ihr nach und ging zurück in das Gebäude. An Lunas Schläfe pochte ein Ader und sie ballte ihre Hand zur Faust. Dieser Kerl macht mich wahnsinnig!



„Und du bist dir sicher?“ „Hundertprozentig. Wenn es nicht auf der Wache war, muss sie es haben.“ In einem schwarzen Wagen gegenüber der Kreuzung, die Luna so eben überquert hatte saßen zwei Männer. Die Scheiben des Wagens waren verdunkelt und es war so gut wie nichts darin zu sehen. „Und was jetzt?“, fragte der Eine der Insassen. „Jetzt ist es Zeit mal wieder von deiner Kunst zu zeigen.“ „Sehr gern.“, auf seinem Gesicht machte sich ein Grinsen breit.

„Endlich Zuhause!“, seufzte Luna und öffnete die Haustür. Sie schaute die Treppe hinauf, ins Wohnzimmer und in die Küche. Ob sie sich hier jemals wieder wohlfühlen könnte? Das war unklar. Die Brünette ging hinauf in ihr Zimmer. Dort entledigte sie sich den Klamotten aus dem Krankenhaus und ging in Unterwäsche zu ihrem Schrank. Sie summte vor sich hin und überflog dessen Inhalt. Sie beschloss einfach einen kurzen schwarzen Rock und dazu eine rote Bluse anzuziehen. Außerdem fand sie auch noch eine Lederjacke. Sie zog sich den Rock an, dabei fiel ihr Blick in den Spiegel an der Innenseite der Schranktür. Als erstes seufzte sie theatralisch weil sie wahrscheinlich wieder zugenommen hatte. Dann fiel ihr Blick auf die Kette die über ihrem Ausschnitt baumelte. Sie zog die Bluse über, knöpfte ise jedoch noch nicht zu, da sie einfach den Stein weiter betrachtete. Was hatte es wohl damit auf sich? Schließlich schüttelte sie den Kopf und schloss ihre Bluse und danach die Schranktür. Die Schleife trug sie immer noch, weshalb wusste sie nicht genau. Unter ihrem Bett fand sie ein paar schwarze Stiefel, die sie ebenfalls anzog. Sie schnappte sich ihr Handy und warf sich aufs Bett. Einige Kontakte und Bilder musste sie schließlich noch löschen. Sowohl die ihrer 'Freunde' als auch die ihrer Eltern. Erinnerungen waren zwar das Einzige was ihr blieben, aber sie konnte und wollte die Bilder nicht mehr sehen. Sie schaute zu ihrem Nachttisch. Darauf lag ein Zettel. Wo kommt der denn her?

Fragte sie sich. Sie stand auf und las was auf dem Fetzen Papier stand.
'bye bye Kleines! Geh in unserer Kunst zu Grunde.

' Geschockt und erstaunt starrte sie den Zettel an, dann warf sie einen Blick aus dem Fenster. Eine schwarze Limousine stand dort und an der Fahrertür lehnte ein in schwarz gekleideter Mann. Sie erkannte den roten Halbmond auf seiner Jacke und ihre Augen weiteten sich. Er winkte ihr mit der rechten Hand zu , in der linken hielt er etwas. Ein Auslöser?! Aber für was?!

In diesem Moment drückte der Mann darauf. Hinter sich hörte sie ein Geräusch. Scheiße, Nein! Ich will nicht sterben! Nicht jetzt!

Schnell reagierte sie. Sie knüllte unbewusst den Zettel in ihrer Hand zusammen und sprang gegen ihr Fenster. Das Glas zerbrach und sie stürzte aus dem ersten Stock. Hinter ihr explodierte das Zimmer indem sie eben noch gestanden hatte. Überall im Haus flog etwas in die Luft. Feuer schlug aus den Fenstern und das Gebäude zerbröckelte. Luna landete im tiefen Gras des Grabens. Mit einem dumpfen Aufprall landete sie dort. Ein paar Glassplitter steckte in ihrer Haut und sie spürte nur noch wenig von ihrem Körper, da sie wirklich weit gesprungen war. Ich dummes Ding hätte auch einfach auf einen Ast von dem Baum springen können!

Vor Schmerzen stöhnend umklammerte sie die zwei Gegenstände in ihren Händen. Sie hörte Schritte und riss die Augen auf. Der Mann? Sie zitterte am ganzen Körper und versuchte in die Richtung zu sehen aus der die Schritte kamen, aber sie war in eine Art Schockstarre verfallen. Immer näher kamen die Schritte und sie wollte schreien. Jedoch vernahm sie die Stimmen der Nachbarn und mehrere Haustüren öffneten sich. Die Schritte verklungen. Er war stehen geblieben, unentschlossen ob er zu dem Mädchen gehen oder einfach abhauen sollte. „Beweg deinen Arsch!“, hörte sie eine Stimme etwas weiter weg. Wahrscheinlich war noch jemand in dem Wagen gewesen. „Ja ja.“, antwortete der Mann der die Explosion verursacht hatte. Luna keuchte auf, als sie merkte wie nah er ihr doch gekommen war. Hätte sie einen Arm nach hinten gestreckt, hätte sie ihn berührt. Die Schritte und damit auch der Mann entfernten sich von ihr. Sie atmete erleichtert aus, als sie hörte wie das Auto wegfuhr. Viele Leute kamen angerannt und besahen sich das brennende Haus. Luna hörte aus den lauten Rufen heraus, dass die Feuerwehr sowie die Polizei bereits verständigt worden waren. Schließlich wurde sie entdeckt und ein Nachbar von ihr, den sie aber persönlich nicht kannte, hob sie aus dem Graben sodass sie schließlich saß. Immer noch zitterte sie und hatte die Arme gekreuzt. In der einen Hand ihr Handy in der anderen der Zettel. Wieso diese Sachen festgehalten und nicht einfach fallen gelassen hatte, lag wohl daran, dass sie sich an irgendetwas halten wollte. Der Nachbar redete auf sie ein, doch Luna hörte nicht zu sondern starrte weiter auf das Gras vor ihr. Kurze Zeit später hörte sie die Sirene der Feuerwehr. Auch tauchte neben ihr ein Beamter auf, den sie heute bereits ein mal gesehen haben musste, jedoch interessierte sie das gerade nicht. Dieser half ihr auf und brachte sie zu dem Polizeiauto. Luna setzte sich stumm auf den Rücksitz und drückte sich in das beige Leder. Bemüht darauf ruhig zu atmen, registrierte sie kaum, dass der Wagen bereits losfuhr. Müdigkeit übermannte sie. Luna gähnte, ihre Augenlider flatterten und sie schlief auf der Rückbank ein.

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Tag der Veröffentlichung: 14.05.2012

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