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Die Herausforderung


Daher schlug er gelassen vor. „Du bist freiwillig in mein Land gereist. Hier gelten unsere Gesetze. Daher lösen wir das auf unsere einfache Weise. Du hast in einer Viertelstunde auf dem Trainingsplatz draussen eine Verabredung mit mir. Übrigens wenn dir dein Schwert was bedeutet, lass es lieber weiter unter meinem Bett versteckt. Gegen eine Eisenstange hätte es nicht die geringste Chance. Ein unblutiger Ausgang wäre für uns beide von Vorteil.“ Insgeheim gratulierte er sich zu seinem Geniestreich. Die vier unerwünschten Zuschauer erhielten den Verdacht das Katalina seine heimliche Geliebte war. Damit schützte er seine Safa viel besser, bis ihre Entwicklung abgeschlossen war.
Mit leichtem Unbehagen stieg Katalina aus dem Wasser. Sie fühlte dass irgendwas nicht stimmte. Keiner, der sich ernsthaft Beleidigt fühlte, würde so gelassen einen Kampf vorschlagen. Es gab so viele Geheimnisse in dieser Organisation. Doch nach dem untätigen herumsitzen, in der Klinik, begrüsste sie einen freundschaftlichen Kampf. Diesmal lag ihr was auf der Zungenspitze doch sie beschloss den Trumpf später auszuspielen. Ihre Entspannten Muskeln galt es, nach dem Bad, schön warm zu halten. Gewandt schlüpfte sie in die trockenen Kleider. Safa begleitete sie auf den Weg nach oben. Schon auf der Treppe trippelte Katalina um sich weiter aufzuwärmen. Bedauernd rief ihr Safa nach. „Du hast keine Chancen.“
„Bitte!“ Protestierte ihre Schwester auf. „Steh gefälligst loyal auf meiner Seite!“ Aufgebend lehnte Safa in den Türrahmen. Katalina stürmte in die Wohnung. Taser versorgen und ein engeres Hemd anziehen. Im letzteren lag der Vorteil dass ihre weiblichen Rundungen veranlasste die männlichen Gegner abzulenken und boten auch weniger Angrifffläche zum festhalten. Ausserdem verstärkte sie mit Bandagen ihre dünnen Arm- und Fussgelenke. Die fünfzehn Minuten boten wenig Zeit sich aufzuwärmen. Auch Mental vorzubereiten war ziemlich knapp. Eines war ihr trotz allem Ernst bewusst, dass Mikael ein harter Brocken war. Ausserdem lag ihre letzte Trainingstunde so weit zurück. Manchmal nutzte sie sie Nächte in der Klinik um im Dunkeln ihre Übungen durchzugehen. Immerhin blieb so ihre Beweglichkeit gewährleistet. Sie besass ein gutes Standartwissen. Kannte sogar spezielle Übungen für Fortgeschrittene. Allerdings liess sich das in ihrem engen Klinikzimmer nicht einüben das es automatisch kam. Ihr fehlte so viel. Fürchtete vor allem dass ihr nach der langen Pause die Schnelligkeit fehlte.
Sven rannte selber die Treppen hoch um die Geschwister abzuholen. „Kommt ihr?“
Der versteckte Ausgang, im hinteren Teil der Halle, lag wieder verborgen hinter einer grünen Garnitur. Ein seitlicher Durchgang, dass falls man Verletzte zum Arzt transportierte dies die Gäste nicht mitbekamen. Diente auch zum persönlichen Schutz dass man nach einem erschöpften Kampf erholsam in sein Zimmer gelangte ohne aufgehalten zu werden. Sven führte sie durch den grünen Korridor bis zur Türe. Zuvorkommend hielt er sie auf. Safa wollte gemütlich zum Platz hinaus marschieren. Katalina verharrte vor der Schwelle. Nachdenklich sammelte sie sich. Ein paar Aufwärmübungen ihrer Schultern. Blieb stehen und starrte nur auf den Platz hinaus. Besorgt eilte Safa an ihre Seite. „Willst du…“ „Pst“, herrschte sie Katalina an. „Es sei denn du gibst mir gute Ratschläge!“
Nachdenklich betrachtete Safa ihre schlanke Schwester. „Hast du je dich zurück gehalten, in einem Kampf, weil du Angst hattest deinen Gegner ernsthaft zu verletzten?“
„Sicher. Wegen Todschlag angeklagt zu werden strebe ich nicht gerade an.“ Safa strich der abwesenden Schwester eine längere Haarsträhne hinter das Ohr. „Gut, dann versichere ich dir, wirf diese Sorgen schon einmal weg. Bei Mikael darfst du draufhauen was zu kannst, ohne Rücksicht.“
Ungläubig sah Katalina direkt in Safas Gesicht. „Wie bitte? Du gehst doch mit dem Kerl ins Bett? Du liebst ihn doch?““
Safa Schulter zuckte als sie heiter Lachte. „Ja, genau darum weiss ich was er aushält. Ich kenne dein Talent nicht. Brich ihm einfach nicht das Rückgrad oder das Genick. Versuche fair zu bleiben. Keine Tritte zwischen die Beine sonst rastet er wirklich aus und du hast schlechte Karten. Fair fest draufhauen. Dann wüsche ich dir viel Glück dass du ein paar Treffer landest.“
Misstrauisch sah Katalina auf Safa hinunter. „Du kommst mir langsam auch so rätselhaft vor wie Mikael. Dieselben Geheimnisse.“ Dann legte sie einen Zeigefinger an ihre Lippen. Deutete an still zu sein. Die fünfzehn Minuten waren um, dennoch benötigte sie mindestens eine ganze Minute um sich zu sammeln. Draufhauen, draufhauen, grenzenlos. Das waren ihre Wörter die sie ständig wiederholte. Dann gespannt trat sie hinaus in den grossen Platz.
Sie bemerkte weder, das fast die ganzen Hotelgäste auf der hölzernen Tribüne verteilt sassen, noch wo Safa hin verschwand. Hochkonzentriert blendete sie alles aus. Nur den wartenden Mikael registrierte sie. Bewegungslos stand er da und warte bis sie ihn erreichte. Katalina bewertete das schon für einen Pluspunkt für sie, da seine kühle Haltung ihn auch steif werden liess. Kurz mass sie den Platz der ihnen zu Verfügung stand. Gut, freute sie sich. Viel mehr als im Lift. Das war fast ein kleines Fussballfeld. Genug Bewegungsfreiheit für die Beine. Der weiche Boden bestand aus gehäkeltem Holz. Stürze waren ihr so willkommen. Mikael selber trug selber einen Traineranzug. Die Sonne brauchte noch eine Stunde zum untergehen. Sie blendete nicht da sie genau seitlich von dem Platz unterging. Ausserdem war für gutes Licht gesorgt, da es tatsächlich die grellen Spotlampen gab, die sonst Fussballfelder beleuchten.
Ein wenig ratlos trat sie bis auf einen Meter vor Mikael hin. „Und nun?“ „Keine Waffen?“ „Nein.“ Dabei betrachtete sie ihre blossen Hände. Verglich sie kurz mit dem von ihrem Gegner. Gut, er trug keine Bandagen die ihn schützten.
Gut gemeint gab er rücksichtvoll zu wissen. „Wenn du es dir anders überleg…“ Ihr verächtlicher Blick auf ihn, liess ihn innehalten. Sie schüttelte tadelnd den Kopf. „Deine brave Sekretärin möchte dass ich kräftig zuschlage.“
„So… WAS?“
„Jo, keine Gnade!“ Entsetzt suchten seine Augen nach Safa in den vordersten Reihen. Diese fand auf einmal die anderen Zuschauer interessanter. Erst als er sie gedanklich rief. `` Ist das wahr?`` Da kam ihre laute Stimme beleidigt zurück. „Du hast meinen letzten Geburtstag vergessen!“ Sie dachte, selber Schuld wenn du öffentlich auf Abstand bestehst, dann mache ich gerne mit.
Sein Lächeln schmälerte sich genauso, wie seine Augen sich verengten als er Katalina wieder ansah. „Glaubst du wirklich zu kannst mich besiegen?“
Deutlich musterte sie ihn gespielt kritisch. „Irgendwelche Kampfsport Turniere gewonnen?“ „Nein“, versicherte er ehrlich. Die nächste Frage verblüffte ihn. „Bist du ein Mensch?“ Ratlos wusste er nicht warum sie ausgerechnet das fragte. Rief sich allerdings zur Vernunft. „Sehe ich anders aus?“
„Gut.“ Sie dehnte sichtlich genüsslich ihre Arme gegen den Himmel. Deutlich zeichnete sich ihr Busen unter dem Hemd ab. Während Mikael dachte, sie macht noch eine Stretchübung…knallte ihr Schuhrücken dermassen heftig in seine Rippen dass ihm einen Augenblick die Luft wegblieb. Ausserdem reichte es sogar ihn einen Meter zurückweichen zu lassen.
Sofort griff Katalina mündlich an. „Gut, Safa hatte also Recht. Ich muss mich nicht zurückhalten.“
Einerseits spukte sofort seine Freundin durch Mikaels Gedanken, schon sah er sich genötigt einem weiteren Tritt auszuweichen. Doch der Tritt war nur vorgetäuscht, sie duckte sich unter seiner laschen Verteidigung hindurch und zielte mit der kleinen Faust, dafür fies, treffergenau an die Stelle wo vorhin ihr Schuh seine Spuren hinterliess. Diesmal nutzte er seine ungewöhnliche Geschwindigkeit um sich ein paar Meter hinter ihr zu sammeln. Diese kleine Person benötigte wesentlich mehr Aufmerksamkeit als er sich anfangs vornahm. Hinter ihm, in den Zuschauerreihen, tadelte sogar sein älterer Bruder entsetzt. „Tz, tz. Das du soweit runter gekommen bist! Hör auf zu Spielen sonst zweifle ich an deinem Talent.“
Diesmal warf Katalina diesem bösen Sirinovska den entsprechenden Blick zu. „Sei nur froh dass er Lift nicht grösser ist, sonst hätte ich dir auch entsprechend eine geknallt.“
Ziemlich aufgebracht motzte Dimitros über den Platz. „Wisch endlich diesen Fusel vom Platz. Ich will heute auch noch trainieren.“
Mikael fasste es mit einer Spur Humor auf, das es jemand gab der nicht vor seinem Bruder kuschte. Dann allerdings als er die wendige Katalina wieder in Bewegung sah, spannten sich alle Sinne. Diesmal wich er gelungen all ihre präzisen Schläge auf. Lobte sie insgeheim. Wäre er kein überlegener Vampir gewesen, hätte sie ihn ernsthaft in das nächste Spital befördert. Verstand weshalb sie nachts in Safas Viertel herumstrolchte und Waffen einsammelte. Einmal zuviel darüber nachgedacht, überraschte ihn Katerina indem sie seine Bewegung weiter zu sich zog und gleichzeitig, sobald er seitlich zu ihr stand, knickte er ungeschickt in die Knie. Eine ihrer Hebelwirkung zeigte deutlich Erfolg. Diesmal jedoch hob er sie wie ein Fliegengewicht hoch und warf sie über seinen Kopf , einige Meter weg. Bevor sie ihn weiter blamierte, plante er sie mit seinem Fuss festnageln. Geschickt rollte sie auf die Füsse hoch, also sah er sich gezwungen ihr auch einmal einen Tritt zu verpassen. Sie stoppte nicht nur eine Bewegung sondern hielt ihn zudem fest. Erneut rutschte er diesmal wieder fast auf den Boden. Ihr Ellbogen zielte nach seinem Gesicht. In letzter Sekunde wich er aus so dass sie kaum seine Nase streifte. Nur nach der rüden Behandlung am Morgen, blutete sie schon wieder los. Diesmal bereitete ihm allmählich Sorge dass bei einer offenen Verletzung ihrerseits das zu viele Konsequenzen auslöste. Langsam ärgerte ihn seine Rücksicht da er sich zu viele Nachteile einhandelte. Dementsprechend reagierte er kurz entschlossen. Wich ihrem Angriff aus und packte sie mit einer Hand um ihren dünnen Hals. Ihre Arme waren zu kurz um sich zu wehren. Erfolgreich kamen ihre Beine zum Einsatz, doch mit seinen Überlegen Kräften drückte er sie unnachgiebig auf den Boden hinunter. Sie lag platt auf dem Bauch und er setzte seinen Schuh direkt mitten auf ihren Rücken. Selbst in diesem kritischen Moment bereitete es ihm Schwierigkeiten genau abzuschätzen wie viel Eigengewicht er auf den Fuss verlagern sollte. Vergeblich versuchte sie sich wegzurollen. Mit dem Hauptgewicht blieb Mikael auf seinem Standbein, daher blieb sie Chancenlos. Geduldig verharrte sie in der passiven Position. Entspannt lauerte sie auf einen Fehler von ihm. Doch er sagte bedauernd. „Ich habe da ein Problem. Weißt du wie es sich anfühlt wenn so ein kleiner Köter, der kleiner als eine Katze ist, einem ins Bein beisst? Was machst du dann?“
Bedenkenlos gab sie zu. „Den schleudere ich an die nächste Wand.“
„Wie kaltherzig. Ich verbessere mich, was machst du wenn der ungezogene Köter an dein Bein pisst.“
Allmählich fühlte sie sich verarscht. „Was hat das eigentlich mit mir zu tun?“ Verstand sie den Sinn seiner Worte nicht.
„Ganz einfach. Du erscheinst mir wie so ein kleiner Strassenköter. Frech und Furchtlos genug mich anzugreifen. Ich jedoch darf dich nicht einfach an die Wand schleudern, da ich eine hervorragende Sekretärin habe, die wie ein fleissiger Esel schuftet. Ich vergleiche sie gerne mit diesem Tier da sie so genügsam, sparsam und mit einer gesunden Sturheit mir den ganzen Tag zu diensten steht, ohne ein einziges Mal zu murren. Deine Schwester ist eine genügsame Arbeitskraft die ich nicht verlieren will. Wenn ich dir einen Knochen breche, reicht sie die Kündigung ein. Du bist so klein und zerbrechlich. Bleibt also die Frage, was mache ich mit dir? Hast du nicht auch ein paar gute Eigenschaften?“
Gelangweilt stützte sich Katalina, bei seiner langen Story, mit einer Hand den Kopf ab. Nun sah sie misstrauisch nach oben was er sich wohl von ihr wünschte, nachdem er Safa gerade so ziemlich deftig beleidigte. „Die da wären?“
Schlicht kam es vom ihm gut gemeint. „Einsicht, würde mir für den Anfang genügen.“
„Was wenn ich welche finde?“
„Dann fordere keinen weiteren Angriff von meiner Seite heraus. Kapiert?“
Deutlich nickte sie einmal. Da er grundsätzlich an das Gute glaubte, zog er seinen Fuss zurück. Befreit rollte sie gewandt auf die Beine. Einen kurzen Moment glaubte er schon einen weiteren Anschlag, doch sie klopfte sich nur harmlos den Schmutz von den Kleidern. Deutlich spürte sie eine gewisse Spannung rund um den Platz. Verwirrt sah sich herum, dann in Mikael wartendes Gesicht. Erinnerte sich an die Ehrbietung nach einem Kampf. Ihre guten Manieren zeigen verbeugte sie sich, neigte ihren Kopf und hielt den Rücken gerade bei der leichten Neigung.
Als sie wieder stolz aufgerichtet vor ihm stand, kehrte sein breites Lächeln ins Gesicht zurück. Nur weil sie so nahe stand spürte sie seine Unterdrückte Erleichterung. Nachsichtig lies er sie wissen. „Nächstes mal, lasse ich dich vorher besser informieren, wie das abläuft. Du hast dich gut geschlagen.“
Streckte seine langen Beine um vor ihr den Platz zu verlassen. Als er an ihr vorbei zog, zischte sie ihm zu. „Wenn du Safa nochmals mit einem Esel vergleichst, gehen wir in die Verlängerung.“
Die Drohung prallte wirkungslos an ihm ab. Im Gegenteil, freute er sich sichtlich. „In Ordnung. Morgen Abend, bei uns in dem oberen Gang, vor dem Lift. Für gewöhnlich trainiere ich da mit meinem Bruder wenn wir keine lästigen Zuschauer wollen.“
Erstaunt blieb Katalina stehen. Niemals dachte sie dass er so schnell zusagte. „Ihr verheimlicht irgendetwas.“ Verdächtigte sie richtig.

Die schaulustigen Leute folgten dem Beispiel ihres Königs und verliessen den Platz in Scharen. Eine Weile lang beobachte Katalina die gewaltige Masse welches ihr Spektakel auslöste. In der Klinik hielt man sie meist Isoliert. Einzig an den Wochenenden durfte sie mit den andern im Saal essen und gar den Nachmittag verbringen. Niemand beachtete sie. Diese Leute waren gekommen um ihren Kampf zu sehen. Niederlage oder Sieg von ihrem König live mitzuerleben. Grob bohrte sie ein Stock in ihren Rücken. Erschrocken fuhr sie herum. Abfällig funkelten sie Dimitros Augen an. Dennoch wunderte es sie, eine Schrecksekunde, dass er zum ersten Mal nicht Mental bedrohte sondern nur Körperlich wahnsinnig beeindruckte. Dennoch ziemlich giftig seine Aufforderung. „Verschwindest du vom Platz oder trainierst du mit uns und lässt du dich lieber eine Runde breit schlagen?“ Katalina verspürte den Drang ihm unverschämt die Zunge raus zu strecken. Alleine sein Vorschlag sie in eine Trainerstunde einzuladen gab ihr jedoch das Gefühl akzeptiert zu sein. Daher warf sie die alten Maroden über Bord. „Ein anderes Mal gerne,“ äusserte sie genau so friedfertig wie es sonst Mikael vorführte. Spazierte zügig zum Hoteleingang. Daher bemerkte sie nicht einmal dass Dimitros auf der Stelle verharrte und ihr nachstarrte. Erst als einer seiner älteren Schüler, hinter seinem Rücken spottete, „Bist du der nächste der bald einen Ring, am Finger, trägt?“ Fuhr Dimitros dermassen wütend herum, das sämtliche Schüler einen Schritt zurück wichen. „Sag das nochmals und du brauchst mindestens eine Woche um dich wieder zu heile…“ Eine weibliche bekannte Stimme brüllte über den Platz zurück. „He, Dimi, vergiss nicht mein Ticket. Und halt gefälligst dein Wort was auch den Rest angeht!“
Kalt fuhr es dem eigentlich vorbestimmten Herrscher über den Rücken hinab. So angesprochen zu werden, das ging ja gar nicht. Ein drohender Zeigefinger genügte dass seine Kadetten ihren Mund hielten. Wenn auch ein paar ihr Grinsen schlecht versteckten. Dann raste er in seinem aufgebrachten Zustand hinter Katalina her. Bereits schwenkte die Türe zu. Sie huschte blitzschnell statt dem Gang entlang einfach mitten durchs Gebüsch. Hinter ihr krachte bereits die unschuldige Tür dermassen zurück das ihr Scheibenglas splitterte.
Gelassen hockte Katalina hinter einem der leeren Tische nieder. Die Tischdecke schützte sie vor allen Blicken. Senkte ihre Ausstrahlung auf das minimale was ihr möglich war. Ihr Meister hatte ihr eine Menge nützlicher Tipps beigebracht, da sie eine natürliche Begabung besass. Sie bedauerte einzig dass sie nur ein knappes Jahr Zeit hatte das nötigste zu lernen. Nach zehn Minuten ruhigem Atmen wagte sie sich nach vorn.
Niemand schenkte ihr Beachtung. Eigentlich erwartete sie Verachtung ab ihrer Niederlage, doch man sah sie höchstens flüchtig an, weil man sie erkannte. Mit einem neuen Hochgefühl, das sie ein Teil der normalen Gesellschaft war, spazierte sie zum Lift. Die ungute Erinnerung an Dimitros liess sie stutzen und im nächsten Moment der Treppe den Vorzug geben. Ausserdem brauchte sie selber mehr Konditionstraining. Jedoch schon im zweiten Stock entdeckte sie die aufgebrezelte Comtesse. Deren Finger stocherte ungeduldig auf den Liftknopf ein. Sobald sie aus den Augenwinkeln, unter ihren langen künstlichen Wimpern, Katalina entdeckte, entfuhr ihr ein seltsamer Laut. Katalina mochte nicht erkennen ob es entsetzen oder eher Triumph war. Kopfschütteln wollte sie ignorierend weiter nach oben. Hörte aber nach ein paar Stufen wie die aufgebrachte Comtesse wetterte. „Unbelehrbarer Pöbel.“
Das traf Katalina in ihrem Inneren. Sie räumte den Platz als ein guter Verlierer. Einmal tief Luft holen. Langsam ohne Eile wieder nach unten. Spähte um die Ecke. Comtesse schien ihre Anwesenheit zu spüren und fuhr herum. „Was soll diese hinterhältige Anschleicherei “,warf man ihr gleich vor.
Die Comtesse kramte eifrig in ihrer Tasche nach einem Gegenstand. Scharf beobachtete Katalina was sie da hervorzog. Ein harmloses parfümiertes Taschentuch. Hielt es sich rasch unter die empfindliche Nase. Ein Punkt den Katalina ihrer Rivalin anrechnete dass die ihre natürliche Nase beibehielt. Der leichte nach aussen geschwungene Rücken war wesentlich schöner ohne Verkleinerung. Es verleite der Comtesse mehr Charakter.
Dennoch blieb sie ein störender Stein in Katalinas Schuh. Daher lehnte sie locker an die Wand. „Was sollen die feigen Beleidigungen hinter meinem Rücken.“
Das tupfende Taschentuch unter der Nase erstarrte. Braune Augen stierten den unverschämten Menschen an. Genauso hässlich gab Comtesse Melanie zurück. „Du stinkst nach Schweiss und Dreck wie ein Strassenköter. Nicht nur Mikael kann dich massregeln. Da ich eine Adelige Comtesse bin kann ich auch verlangen dass du dich vor mir verbeugst.“ Erwartungsvoll sah sie die Comtesse von oben herab an. Unbeeindruckt hob Katalina ihre beiden Augenbrauen. „Träum schön weiter. Spielst du immer noch gerne mit Puppen? Die machen wenigstens brav mit was du verlangst.“
Aufgebracht klopfte der spitzige Absatz der Comtesse auf den Boden. Hinterliess sogar eine Delle in dem polierten Parkett. „Dafür könnte ich dich ohne weiteres auf den Platz fordern.“
Angenehm erleichtert dass diese arrogante Adelige endlich ihren Frust offen abklären wollte, stimmte Katalina sofort zu. Ihr war es lieber die offene Feindseligkeit abzuklären bevor die Comtesse zu unfairen Mitteln griff. „Okay, jetzt gleich? Ich bin so schön aufgewärmt.“
Der rote geschminkte Mund formte sich überrascht zu einem o. Eigentlich rechnete Comtesse Melanie, nach der deutlichen Niederlage auf dem Platz, das Katalina nicht nochmals das hohe Risiko einging, zu verlieren. Als Katalina schon ihren Nacken seitlich lockerte, die Finger zu einer Faust formten und wieder entspannte, wich die Comtesse ehrfürchtig zurück. Vor ihrem innern Augen spielte sich erneut ab das Katalina sogar Mikaels Nase zum bluten brachte. Sie stand da mit ihrem engen Rock der ihren wohlgeformten Hüften schmeichelte. Ausserdem hatte sie gerade ihre Fussnägel, in den High Heels, frisch mit aufgeklebten Swarovski Steinen Dekoriert. Geplant war heute ein Abendessen mit einem reichen Geschäftsmann, daher und überhaupt riskierte sie ungern einen blauen Flecken auf ihrem Körper den sie gerne als Kapital einsetzte. Rasch suchte sie nach einem Ausweg. Nun gut, wenn diese Katalina so auf einen Kampf gierte, sollte sie eine gewaschene Abreibung bekommen von der sie sich lange nicht erholte. Von ihr aus sogar gerne überhaupt nie wieder aufstand. Mit einem Schuh blockierten sie den wartenden Lift. Wohl gesonnen ihre Zustimmung. „Heute um Mitternacht auf dem Friedhof. Ich glaube keine von uns ist Interessiert das öffentlich auszutragen. Zwei Demütigen an einem Tag möchte ich dir, von Frau zu Frau, ersparen. Denkst du, das du dich hintraust?“
Erheitert lachte Katalina auf. „Mir macht gar nichts Angst. Dann bis später.“
Schleunigst zog sich die Comtesse in den sicheren Lift zurück damit Katalina ihr siegessicheres Lächeln nicht bemerkte. Dann kurz bevor sich die Türe endgültig schloss, fiel ihr noch ein. „Nimm ruhig deinen scharfen Zahnstocher mit.“ Sie lobte sich bei diesem Hintergedanken.
Nachdenklich stieg Katalina die Treppe hoch. Allein der abgelegene Ort den die Comtesse wählte, brachte sie zum Spekulieren. Nachdem sie allerdings die letzten Worte hörte, bestätigte sich ihre Vermutung. Dieser Adeligen traute sie zu dass sie eine fiese Falle aufstellte oder mit ziemlich schwerem Geschütz antanzte. Egal, wer so verächtlich über ihr Schwert sprach, verdiente ein paar tiefe Schnitte. Zum Glück sah die selbstgefällige Comtesse ihr zufriedenes Gesicht nicht, über den Gedanken die Klinge an ihr zu testen. Bis Mitternacht dauerte es noch fast vier Stunden. Zwei davon wollte sie schlafen um sich zu erholen.

Einzig seine geschickte Schmeichelei rettete Mikael davor auf der schmalen Sitzbank zu schlafen. Trotzdem wagte er sein Glück nicht zu strapazieren und blieb diese Nacht brav auf seiner Bettseite. So leicht verzieh ihm Safa die öffentliche Beleidigung auch nicht, selbst wenn sie zu ihrem eigenen Schutz diente. Jetzt glaubte wirklich das ganze Hotel sie sei nur eine qualifizierte Sekretärin, welche er aus Mitgefühl, in einen seiner Artgenossen verwandelte, auf dass sie ewig ihm diene.
Draussen tobte ein Hitzegewitter über die trockenen Wiesen. Ein rasender Sturm verteilte sogar kleine Hagelkörner über den Feldern. Katalina wurde vor dem Weckerklingeln wach da das harte Eis aufs Hoteldach trommelte. Wenig erfreut verzog sie den Mund. Nochmals versuchen eine halbe Stunde zu schlafen, hatte keinen Sinn. Daher rutschte sie vom Gästebett hinunter. Ihre blossen Füsse tauchten in den flauschigen Teppich hinein. Ansonsten schlief sie mit ihrer Unterwäsche um es bequemer zu haben. Mit kaltem Wasser vertrieb sie die restliche Müdigkeit. Zog sich dann an. Bewusst das jedes Kleidungsstück bequem und fest an seinen Platz bleiben musste. Das kleine Nachtlicht brannte. Zuerst öffnete sie die Fenster um die Frische, des Sturmes, auf sich einwirken zu lassen. Trotzig zerrte der starke Wind an ihrem gebändigten Haar. Die erste Probe bestand sie. Der rauschende Hagel hörte abrupt auf und nur der Wind blies unbeständig in Zimmer hinein. Sie steckte einen Karton in die Ritzen damit die Fenster während ihrer Abwesenheit keinen Krach verursachten. Wohl eine Viertelstunde dehnte sie ihren Körper. In dieser Zeit prasselten enorme Wassermassen draussen herunter. Gerade als in den letzten fünf Minuten vor ihrem Aufbruch, sie zweifelte welche Kleidung geeignet sei, für so ein Unwetter, verstummte draussen der böse Wind. Geradezu ein sanftes Lüftchen blies sachte entgegen. Dennoch jagten dunkle Wolkenfetzen weiterhin zerrissen über den Himmel. Der fast runde Mond blitzte für kaum eine Sekunde hinter dem gebauschten Schäfchenmeer auf die Erde hinunter. Zufrieden murmelte Katalina. „Geradezu ideal.“ Mit einem langen Männerunterhemd, das sie warm hielt und dem Trainer darüber, war sie bestens ausgestattet. Voraussichtlich das Wetter hielt noch eine knappe Stunde. Zuerst kam ein Ziegenleder schützend an ihren Rücken. Darin wo sie das Schwert aufbewahrte. Das hielt im Notfall den Regen von den Schultern ab. Verhinderte genauso dass ihr Rücken durch den Wind abkühlte und hielt auch kleine grosse Klingen davon ab tief in ihr Fleisch einzudringen. Dem zähen Leder wurden höchstens kleine Stichwaffen gefährlich. Danach kam erst das das Schwert mit seiner Lederscheide an ihrem Rücken. In ihren Trainieranzug hatte sie vor dem Schlafen provisorische kleine Taschen angenäht. Weit genug um in jeder eine Granate zu verstecken. Ein simpler Druckknopf verhinderte dass sie raus fielen. Zum Schluss ein paar Stiefeletten, die sie von Safa heimlich auslieh. Normaler weise bevorzugte sie flache Sohlen. Bei einem Kampf draussen wiederum trug sie gerne ihre Fussballschuhe mit den rutschfesten Noppen. Die hatte sie leider nicht dabei. Also borgte sie sich eben die Schuhe, mit dem halben Zentimeter Absatz Höhe, aus. So schlich sie leise in den Flur hinaus. Niemand im langen Gang. Nur eine Notbeleuchtung verschaffte gerade genug Licht nirgends anzustossen. Da die doofen Lifttüren verräterisch Klingelten benutzte sie die Treppe. Einzig unten in der grossen Halle stand an der Bar, alleine jemand um aufzuräumen. Verwundert blickte er hoch. Katalina grüsste und rauschte direkt zum Ausgang. Sie hoffte dass er dem Schwert auf ihrem Rücken nicht allzu viel Bedeutung beimass. Nach dem dürftigen Abendessen, sie wollte unbeschwert kämpfen, hatte sie sich bei Sven erkundigt wo der Friedhof sei. Also marschierte sie zielgerichtet ein Stück der Hauptstrasse entlang. Nach wenigen Schritten merkte sie dass der aufgeweichte Boden nicht grad den Idealen Halt bot. Der Boden brauchte länger um das viele Wasser richtig aufzusaugen. Dort wo sich viel Staub und Erde ansammelte, rutschte sie geradezu gefährlich. Sie hasste es die Kontrolle über den Halt zu verlieren. Etwas glitzerte neben dem Strassenrand auf. Im Mondlicht erkannte sie eine leere Aluminiumdose. Früher war ein Getränk darin. Jetzt schwamm sie in einer Pfütze. Sie packte die Dose. So dicht bei dem Hotel gab es sogar einen kleinen Garten, mit schützendem Zaun. Ihre Finger tasteten suchend über einen Pfosten. Fanden eine hervorstehenden Nagel. Daran riss sie die Dose in zwei Stücke. Trat dann das Metall halbwegs, mit den scharfen Kanten nach unten, platt. Ausserdem fand sie eine Schnur mit der man sonst die Pflanzen an den Pfosten fesselte. Mit dieser zähen Schnur band die das Metallstück untern an ihrer Sohle fest.
Auf den erste paar Meter schepperte das noch böse auf. Danach pendelte sich das ein. Sobald sie nach hundert Meter den Feldweg erreichte, hörte man nichts mehr von ihrem kratzenden Untersatz. Als die ersten Grabsteine über die Hügelspitze, gegen den Himmel ragten, verlangsamte sie ihren Schritt. Ihre Gelenke hatte sie erneut Bandagiert. Angespannt spazierte sie ein paar Schritte, horchte, wartete geduldig bis der Mond durchblinzelte, ihr was über die Landschaft verriet und wieder ein paar Meter vorwärts. Durch ihren Frühzeitigen Aufbruch schätzte sie dass noch zehn Minuten verblieben bis es Mitternacht schlug. Vor den letzten Meter, über den Hügel, verliess sie den sicheren Pfad. Wobei neben dem weg, im Knöchel hohen Gras fand sie sogar bessern Halt auf der ausgespülten Strasse. Immer häufiger lichteten sich die Wolken. Nur ganz in der Ferne blitzte es noch nervös auf.
Katalina suchte sie eines der breiten Kreuzte aus. In seinem Schatten trat sie auf den Hügel. Sie hatte es geahnt dass die Comtesse kaum mit ehrlichen Karten spielte. Dort unten standen mehr als eine Person. Ein kleines Grüppchen. Sie vermutete kaum dass dies eventuell Zeugen waren die den Kampf überwachten und für Fairness sorgten. Trotzdem einen Hauch Zweifel blieb was das Grüppchen dort unten bedeutete. Nach all dem Glück hoffte sie weiterhin auf eine Erklärung. Vielleicht vermutete sie zu oft, zu schnell, das Schlechte in den Menschen. Ein weiterer langer Lichtstreifen huschte über das Land. Die Kerle allesamt trugen weite Regenmäntel die viel verbargen. Genauso gut aber auch harmlos sein konnten. Am liebsten hätte sie einfach eine Granate in die Mitte geschossen. Doch nachdem Safa hier praktisch eine Familie gefunden hatte, durfte sie diesen Ort nicht entweihen. Vorsicht halber nahm sie eine Granate in die Hand. Hielt sie so dass man sie nicht sah. Trat mutig bis auf zehn Meter auf die Gruppe zu. Nachdem sie ihre Deckung verliess dauerte es nur wenige Sekunden bis man sie sichtete. Einer gab sogleich Warnung. Bis an die zehn Meter wagte sie sich heran. „Ich hoffe nicht dass ihr alle auf mich wartet?“ Begann sie behutsam.
Sieben Leute standen da. Ihr sprangen die Stiefel gleich ins Auge. Viel zu schwer, zu hinderlich, sich darin schnell zu bewegen. Wie ein verschwiegenes Grüppchen standen sie da. Einer Rauchte sogar. Sichtbar glühte seine Zigarette bei jedem gierigen Zug auf. Einzig zwei wandten sich ihr zu. Einer Hauchte entsetzt, „Ein Mensch.“ Das hörte sogar Katalina. Warnend stiess ihn ein anderer mit dem Ellbogen an. Der wehrte sich. „Wieso, die verschwindet eh in einem der Löcher.“
Hellhörig speicherte Katalina dass er hier noch offene Gräber gab. Ein anderer hämmerte seinen Stiefel in den Dreck. „Für das muss ich bei diesem Sauwetter raus. Das macht keinen Spass.“ Die zwei vorderen Marschierten auf Katalina zu. Die wich wie Ängstlich zurück. Versuchte es erneut. „Ich habe eigentlich jemand anderen erwartet.“ Endlich bekam sie eine Antwort. „Die ist verhindert. Wir übernehmen den Job.“
Damit waren alle Absichten geklärt. Dummerweis verschenkte so Katalina bereits einen wichtigen Vorteil. Startete einen neuen Anlauf. „Wie viel zahlt Euch die Comtesse. Dürfte ich das eventuell überbieten?“
Tatsächlich stoppten die zwei im Vordergrund. Das beabsichtigte Katalina. Sie brauchte ein paar kostbare Sekunden. Zuviel Mondlicht versaute ihren lauernden Angriff. Spontan kam der negative Bescheid. „Ich glaube, ich spreche für uns alle wenn ich dein Angebot ablehne. Es geht uns nicht nur ums Geld allein. Du hast bei uns nichts verloren.“ Zerstörte er gleich ihre letzte Hoffnung.
Verärgert wünschte sie sich mehr Dunkelheit. Die nächste Wolke noch lange Sekunden entfernt. Nach einem Ausweg suchend spielte sie erschrocken. Beide Hände vors Gesicht um rasch die Granat von der Wurfhand heimlich in die andere rüber zu schieben. „Zwei gegen einen, ist das nicht ein bisschen unfair?“ „Das ganze Leben ist voll unerfüllten Wünsche“, gab er unbarmherzig zurück. Sie sah ihn als Schatten auf sich zufliegen. Wich zur Seite aus und nutzte ihren Arm als Schutz vor ihrem Gesicht. Dennoch war er bedeutend schneller. Es schleuderte sie ein paar Meter rückwärts. Der Mond stand eindeutig nicht auf ihrer Seite, aber wenigstens stand keiner der harten Grabsteine ihr im Weg. Überrumpelt von seiner Schnelligkeit hob sie nur einen Fuss und wehrte so einen Tritt ab. Brutal schnellte sein Arm vor und packte sie am Anzug. Mehre Nähte krachte. Soviel zur russischen Qualität. Doch in dem Moment wo er sich hoch, vor sein Gesicht zerrte, entfernte ihr Daumen den Ring von der Granate. Ein leichtes Zögern auf seiner Seite. Er hörte förmlich ihr Blut durch die Adern rauschen. Doch er roch keine Angst. Das irritierte ihn. Eine Wolke verdunkelte die Sicht. Er spürte ihre Handbewegung im Dunkeln. Es war ihm noch als ob etwas über seinen Kopf sauste. Warnend knurrte er. Doch statt das er sie in den Hals biss, bohrten sich ihre stumpfen Zähne in seine Hand. Noch im Dunkeln schmetterte er sie kurzerhand auf den Boden. Mit seinem Gewicht setzte er sich schwer auf ihren Bauch. Der Mond kam frei. Silbern schimmerte die Klinge die sich tödlich in seinen Schädel rammte. Aufwärts reichte Katalinas Kraft nicht. Störend blieb das Schwert im Schädelknochen stecken. Verbissen hielt sie den Schaft fest, befreite es mit einem Ruck rückwärts. Rücksichtsvoll verdeckte die nächste Wolke das grausame Bild. Hinter ihr explodierte endlich die Granate. Die Druckwelle reichte aus das der verletzte Attentäter über ihr endlich auf die Seite kippte. Sofort sprang sie auf die Füsse. Schmerzensschreie grellen in die Dunkelheit hinaus. Ohne nachzudenken nutzte Katalina jeden Bruchteil einer Sekunde. Vor ihr war nur ein Grabstein gewesen. Von wegen Frauen haben wenig Raumvorstellung Vermögen. Ihres war trainiert. Sie konnte ohne Licht den Tisch, in ihrem Raum, umgehen. Mit dieser Sicherheit umging sie das massive Hindernis. Nicht zu hastig um auf dem unwegsamen Boden hin zu fallen. Dennoch zügig um beim nächsten Lichtzug genau in der Nähe von dem Kippenraucher zu stehen. Seine Zigarette lag längst im feuchten Boden. Er lag wenige Meter daneben. Sie hörte ihn Stöhnen bevor sie ihn sah und gab ihm schonungslos den Rest. Da kam das Licht zurück. Einen erwischte die Detonation komplett. Blieben noch vier die ihr gefährlich werden konnten. Fassungslosigkeit stand in einem vom Dreck verschmierten Gesicht. Bevor er sich aus dem Schockzustand erholte frass sich eine Katalinas Schwert durch seinen Hals. Sie blickte nicht auf den Ausmass des Schadens und sprang auf den nächsten zu. Der jedoch sprang doppelt so hoch in Sicherheit. Aus mehrere Meter Entfernung glotzte er verstört an. Sofort kontrollierte Katalina wo die anderen steckten. Aus dem Augenwinkel sah sie die Bewegung kommen, reagierte zu lasch. Es riss sie von den Beinen. Knallte voll mit ihrem Oberarm gegen einen Grabstein. Höllische Schmerzen versteiften ihren Arm. Sofort fokussierte sie den Angreifer. Ignorierte den Scherz. Nutzte die Schwerkraft und rollte einfach im Dreck herum, schleuderte sich selber elegant auf die Beine und hieb ihre Klinge in seinen Arm. Genau wie sie ignorierte er den Schmerz. Wie eiserne Kugeln schlugen seine Fäuste zu. Weise, lies Katalina ihre nutzlose Waffe fallen, den der Kerl war eindeutig zu schnell für ihre Reaktion. Schützte erst einmal ihren Körper so gut es ging. Endlich versuchte er seine Beine einzusetzen, was ihm auf dem rutschigen Boden eine schlechtern Stand verschaffte. Eine kleine Unsicherheit im Gleichgewicht, schon blutete seine Kniescheibe als sich das scharfe Metall, von unters Katalinas Schuhsohlen, da reinbohrte. Ohne Nachzudenken fasste Katalina gleichzeitig ihre Klinge und stemmte sich hoch. Eigentlich plante sie den Gegner von den Beinen zu schupsen, doch der wich maximal einen mageren Schritt zurück. Langsam wunderte sich Katalina was das für zähe Leute waren. Eigentlich hätte die Granate schon alle niederschmettern sollen. Dem hartnäckigen Gegenüber hier hämmerte sie den Schaft ihrer Klinge in den empfindlichen Kehlkopf. Das verschaffte ihr endlich eine wertvolle Sekunde um aufzuatmen als bereits ein anderer herbeirauschte. Förmlich über den Boden dahinflog. Verwundert fragte sie sich ob es hier mehr als nur ein Geist existierte. Der Boden des Friedhof war geeignet dafür. Erneut staunte sie zu lange als sie bereits über das nächste Grab hinweg geschleudert wurde. Drei Meter zum ersten Feind. Ihre Glieder schmerzten. Zittrig rollte sie ungelenkig hoch. Zwei, eins... Statt nach vorne hieb sie mit dem Schwert rückwärts. Seltsamer Weise traf sie damit voll ins Schwarze. Stöhnend hielt sich ihr Gegenüber den Bauch. Kurzerhand sprang sie über das offene Grab hinweg. Ein Schatten seitlich, sie nutzte den Grabstein um hochzuspringen und zielte eigentlich ins leere. Dennoch riss das Schwert eine tiefe Fleischwunde über den untern Rücken. Es dämmerte ihr das diese extremen Leute keine normalen Menschen waren. Oder unter Gewissen Medikamenten standen die nicht nur gewaltige Schmerzen senkten sondern auch die Wenigkeit verstärkte. Nach ihrer Rechnung sollte nur noch einer Stehen. Bedauerlicher Weise standen die letzten Drei. Lauernd. Sogleich rechnete sie mit einem gemeinsamen Angriff. Was in den folgenden Sekunden geschah, verstand sie überhaupt nicht. Sie schaltete einfach jeden Gedanken aus. Handelte ganz automatisch was ihr Körper befahl, ahnte, bevor ihre Augen den Bewegungen nachkam. Ein paar schwere Verletzungen fügte sie zumindest einem zu. Mehrere Schläge kassierte ihr Körper. Vor allem der verheerende, seitlich Volltreffer auf den Kopf liess sie schlussendlich dann betäubt auf den Boden fallen. Verschwommen ihr Sichtfeld. Zögerlich näherten sich die letzten. „Ihr werdet den Morgen nicht erleben“, prophezeite sie murmelnd. Wissend dass ihre letzten Reserven ausgepowert waren zitterten ihre Finger als die den Druckknopf öffnete. Zwei Meter. Sie entfernte den Ring, von der Granate, in ihrer Tasche. Ein Meter. Misstrauisch beugten sich die Vampire vor. Ihre langen Zähne schimmerten wie Perlmutt. Sie witterten Katalina Blut. Vergassen jede Vorsicht. Missachteten das erleichterte Lachen, der Menschenfrau, über ihren letzten Sieg. Katalina blickte zum schönen Mond hinauf und dachte nur; eine schöne Nacht zum sterben.


Nachts auf dem Friedhof




Blitzschnell, dass ein menschliches Auge versagte, kam eine Bewegung. Sie spürte eine vertraute enorme Energie, die sie tiefer in den kühlen Morast hineinpresste. Ein scharfer stechender Ruck. Reissende Nähte krachten in die Stille hinein. Geschockt erstarrten die zwei letzten Angreifer vor der übermächtigen Gewalt welche so urplötzlich aus dem Nichts erschien. Einen kleinen Ball schleuderte der neue Vampir vor ihnen, weit hinaus über den gesamten Friedhof. Als sie den gänzlichen unerwarteten Gast wieder musterten, fuhr ihnen eine riesige Welle blanker Wut entgegen. Zitternd kreischten sie auf. Jeder für sich flitzte um sein eigenes Heil besorgt davon. Suchte den grössten Abstand von diesem ungeschlagenen Kämpfer. Als am Sternenhimmel eine gewaltige Explosion, harmlos aber mit einem lauten Knall die Nachtruhe überraschte, beschleunigten die Attentäter in Panik ihr Weglaufen.
Selbstgefällig blickte Dimitros den Feiglingen nach. Prüfte kurz den Wind und die restliche Umgebung die jetzt mehr wie ein unordentliches Schlachtfeld aussah, denn wie ein aufgeräumter Friedhof. Einige der Grabsteine schief, andere Steine verschmiert, verspritzt mit Blut. Irgendwo lag ein abgetrennter Kopf und ein paar Finger hatte er auch fliegen sehen. Ausserdem klaffte ein Meter tiefer Krater mitten auf dem Hauptweg. Den zwei letzten Überlebenden gönnte er die Flucht. Die Schmach praktisch besiegt von einem Menschen zu werden, zerstörte ihren guten Ruf, in ihrem Gewerbe. Einem seiner unwürdigen Artgenossen, mehr Tod als lebendig, würde er heute noch den Gnadenstoss geben. Einzig der Raucher, ein Frischling in seinen Reihen, lebte noch. Allerdings brauchte er ihm nicht nachzuhelfen, der starb von alleine, da seine Verwandlung noch nicht im fortgeschrittenen Stadium war. Zufrieden blickte er hinunter auf das gleichmässig atmende Bündel vor ihm.

Das Training in der Arena endete, nach Mikaels Schaukampf, in einer absoluten Katastrophe. Zwei Kadetten schlug Dimitros dermassen zusammen, dass er sich morgen noch dafür entschuldigen musste. In ihm brannte so eine Wut nach ihrem erfolgreichen Versteckspiel. Es war nicht Safa sondern Katalina die ihn erfolgreich austrickste. Kein Wunder konnte er keine Lüge riechen. Es war die volle Wahrheit dass sie wieder zurück nach Europa wollte und er verhalf ihr sogar zu einem Freiflug. Erst Recht die hohe Entschädigung. Verdammt, diese kleine Frau vor ihm, schaffte es sogar dass er sich, das erste Mal in seinem Leben, als Versager fühlte.
Vor Mitternacht hatte er nicht schlafen können. Das Unwetter schreckte ihn aus seinen brütenden Gedanken hoch. Um den Kopf klar zu bekommen war er aufs Dach, des Hotels, gestiegen sobald der Regen ausblieb. Willkommen blies ihm der Wind um die Nase. Ein Wind der ihm verriet das Katalina draussen auf der Strasse spazierte. Natürlich folgte er ihr heimlich. Schliesslich wurde dies einmal sein Königreich. So plante er es. Niemand zweifelte an seiner Position. Keiner würde es riskieren ihn herauszufordern. Nur ein Land regierte man nicht mit Gewalt und Kraft alleine. Dafür hatte er seinen Bruder heimlich angespannt. Ihn sorgfältig Ausgebildet. Eines Tages würde er ihn in seine Pläne einweihen. Zusammen wären sie ein unschlagbares Team. Solange er öffentlich die erste Position übernahm, fand er alles genial, perfekt.
Blieb nur noch ein weiteres kleines Problem. Dieser uneingeladene Mensch. Erschöpft sah sie zu ihm hoch. insgeheim fragte er sich ob sie überhaupt noch etwas wahrnahm. Ein Halbvampir,dessen Verwandlung kaum eine Woche zurück lag, auszuschalten eine Kleinigkeit. Jedoch vier ausgewachsene Vampire die gleichzeitig angriffen das grenzte mehr als ein Wunder. Mikael konnte sich glücklich schätzen dass bei der Herausforderung keine Waffen gewünscht wurden. Einen überlegenen Sieg traute er dann Mikael immer noch zu. Jedoch mit wesentlich schlimmeren Verletzungen, als die harmlosen Prellungen.
Verwundert über ihre hervorragenden Eigenschaften betrachtete er das verschmierte Gesicht. Es blieben keine Sichtbaren Verletzungen zurück. Ihn beunruhigte höchstens dass die wenigen Schnittwunden die sie trug, dass die sich von dem Schmutz hier entzündeten. Oder sollte sie gar ein paar Bluttropfen seiner Artgenossen gestreift haben. Wiederum verhinderte die aufgeweichte Erde, die überall an ihr klebte, dass fremdes Blut in die offenen Wunden floss. Daher würde er niemals eine Verwandlung bei ihr einleiten nur um eine normale Menscheninfektion zu verhindern. So stark wie sie kämpfte, rechnete er ihr alle Chancen zu, dass sie überlebte.
Auf einmal hob sie nur einen Zeigefinger. Hauchte kaum hörbar. „Gib mir fünf Minuten dann mach ich weiter.“
Soweit er sich zurückerinnerte wusste er nicht mehr wann ihn das letzte Mal so was erheiterte. Seine eigenen Leute musste er täglich antreiben um das letzte aus ihnen heraus zu pressen. Sie, ein Mensch, weigerte sich freiwillig aufzugeben. Kämpfte bis zum letzten Atemzug. Vorerst nahm er neugierig das Angebot an. „Okay. Ich schaue auf die Uhr.“ Fünf Minuten neben ihr zu kauern, das war ihm zu anstrengend. Ausserdem behielt er lieber erhöht den Überblick. Lehnte sich an den nächsten hohen Grabstein. Mit den Ohren alleine überwachte er ihre Atmung. Mit den wachsamen Augen sicherte er das Umfeld. Fünf Minuten. Er wartete mit einer unverschämten Freunde wie schon lange nicht mehr. Bereits als die letzten Sekunden verstrichen, stiess er sie leicht mit seinem Schuh an. „Also los! Zeige was du kannst!“
Unbegeistert verzog sie das Gesicht. Ungeschickt rollte sie herum. Jede ihrer anfänglichen Leichtigkeit war verschwunden. Träge stemmte sie sich, mit Hilfe ihres Schwertes, auf die müden Beine. Unsicher brauchte sie einen Moment um das Gleichgewicht zu finden. Schloss die Augen um innerlich ihre Notreserven zu mobilisieren, fand aber keine. Ihre kribbeligen Finger hielten das Schert zwar in ihren Händen. Der kraftlose Arm versagte beim heben. Zudem fühlte sie kaum ihre rechte Schulter. Gerade die Finger vermochte sie zu bewegen der Rest fühlte sich bis zum Hals gelähmt an. Entschlossen wechselte sie ihre Waffe in die Linke Hand.
Abwinkend gab ihr Dimitros gleich zu verstehen. „So wird das heute nichts. Steck das Schwert zurück, wir gehen nach Hause.“
Wegen ihrem blockierten Arm viel es ihr schwer die Öffnung vom Futteral zu finden. Ungeduldig öffnete er ihre verkrampften Finger und nahm ihr die Waffe ab. Anfangs suchte er vergeblich, bis sie ihm klar machte. „Ich ziehe von unten und nicht über den Kopf. Ist unauffälliger.“ Nachdem er die Klinge an den Kleidern, eines Toten, erst sorgfältig abwischte, versorgte er sie zwischen dem Ledern. Erwähnt zustimmend. „Hat mich verwundert, beim ersten Gegner wieso sie nur halbwegs ihr Ziel erreichte.“ „Du warst von Anfang da?“ Staunte Katalina. Es klang schon fast anklagend.
„Sicher. Nahm mich wunder wie du dich aus der schwierigen Situation rettest. Wir hatten noch eine Rechnung offen, da lasse ich dich gerne eine Weile schwitzen.“ „Ich hätte sterben können“, hauchte sie matt. Für Vorwürfe besass sie keine Kraft mehr.
„Von wegen. Wenn du nicht die erste Runde überlebt hättest, wärst du gar nicht Wert gewesen dass man dich rettet. Nachdem ich mit verfolgte wie du den ersten Erwischt hast, habe ich beschlossen einzugreifen, falls dir einer ehrlich ans Genick wollte. Dein Glück dass die dich massiv unterschätzt haben. Das waren keine Leute vom Hotel die den Kampf mit Mikael gesehen haben. Ahnst du zufällig wer die bezahlt hat?“
Total erschöpft und durchnässt von dem Untergrund wollte Katalina eigentlich nur abliegen und die Augen schliessen. Kurzerhand packte Dimitros sie, wie einen Sack Kartoffeln, über seine breite Schulter. Befahl ihr barsch. „Schliess die Augen!“ Dieser Anweisung folgte sie gerne. Er forschte nach. „Sind sie zu?“ „Mhm.“ Willkommen liess sie sich in die Schwere fallen. Spürte dann einen seltsamen Sog an ihrem Körper, den sie schlicht ignorierte. Er selber wünschte sich auf direktem Weg in die Arztpraxis. Sie jedoch, vor allem mit der Waffe durch Wände zu transportieren, teleportieren war ihm zu kompliziert. Innert wenigen Sekunden erreichte er dafür die Eingangtür seines Hotels. In Eile riss er diese grob auf, überquerte die Halle und sprang, mehrere Stufen auf einmal nehmend, die Treppe hoch. Ziemlich durchgeschüttelt erreichte Katalina die Praxis. Ohne Anzuklopfen stürmte er gleich hineine. Wusste wo der Klingelknopf für Notfälle war. Ohnehin war Card dafür bekannt sehr wenig zu schlafen. Wenn dann meist überhaupt tagsüber. Nachdem die Klingel betätigt war suchte er einen Platz um Safa abzulegen. Was war da nahe liegender als der Untersuchungstisch. Jedoch stoppte ihn ein scharfes. „Das ist jetzt aber nicht dein Ernst?“ Selber ihn überraschte noch wie selbstverständlich Dr. Card durch die Wände hindurch spazierte.
Er wehrte sich gleich. „Wohin sonst?“ Eine grosse Hand riet ihm zu warten. „Innere oder Äussere Verletzungen? Lebensbedrohlich?“
„Ein paar Äussere aber keine Stichwunden. Innere keine Ahnung. Sie hat ein paar Schläge eingesteckt…?“ Da bemerkte er erst den finsteren Blick von Dr. Card. Dieser betrachte am Boden die deutliche Dreckspur von der Türe bis zu Dimitros. Seine Augen verengten sich. Tadelnd schüttelte er den Kopf. „Nächstes Mal putze deine Stiefel draussen ab!“ Aufmüpfig fauchte Dimitros genau so schlecht drauf. „Alter, sind wir verheiratet? Das hier ist wesentlich dringender.“
Beruhigend deutete Card an dass er gefälligst einen Gang runter schalten soll. „Dann lass uns mal nachsehen welchen Deiner Schüler so zart bes… Das ist ja Katalina!“ Im nächsten Moment packten starke Hände Dimitros am Hemd. „Bist du wahnsinnig. Seit wann schlägst du schwache Menschen?“
Sofort verteidigte sich Dimitros. Überhaupt das ihn Dr. Card gleich verdächtigte schmeckte ihm gar nicht. „Das war nicht ich. Sieben Leute haben ihr aufgelauert. Ein Mensch der Rest von unseren Sorte. Vier hat sie eigenhändig erledigt.“ Schrie er Card ins Gesicht. Dessen Züge entspannten sich. „Vier? Vier Eckzähne!“ Es wunderte ihn kaum. Erleichtert freute es ihn sogar dass Katalina sich zu wehren verstand. „Gib sie mir!“ Forderte er, hielt seine Arme auf. Er trug wie immer den dunkelroten Pullover und schwarzen bequeme Hosen.
Anbetracht dessen das Dr. Card sehr empfindlich auf den Menschen reagierte überreichte Dimitros dementsprechend sorgfältig die wertvolle Fracht. Zudem wollte er wissen. „Wohin willst du mit ihr?“
Von oben herab, erlaubte sich Dr. Card einen gewissen Blick auf den Kleineren und vor allem deutlich jüngeren Dimitros. So sehr dieser dem Ideal als König entsprach, noch fehlte ihm viel Erfahrung. „Unter die Dusche. Oder denkst du die Fangopackung, die sie rumschleppt reicht alleine aus um sie gesund werden zu lassen.“
„He! Fango was?“ „Kleiner, überlass das komplizierte Ärztefachwissen besser mir. Wir sind in ein paar Minuten zurück. Nutze die Zeit um dich umzuziehen. Wenigstens saubere Schuhe wären dringend zwingend wenn du in meiner Praxis erwünscht sein willst.“
Wiederum staunte Dimitros als Dr. Card zurück in sein Quartier rüber glitt. Mühelos ohne den geringsten Widerstand einfach durch die nächste Seitenwand. Zu spät erinnerte er sich daran dass Katalina immer noch die Waffe am Rücken trug, doch das schien für Card gar keinen Einfluss zu haben. Ehrfürchtig schnappte er nach Luft. Blickte auf seine wahrhaftig schmutzigen Stiefel runter. Bevor der den Riesen weiter verärgerte beschloss er lieber sein Zimmer aufzusuchen. Ausserdem passte es ihm gar nicht hier untätig zu warten.
Katarina blinzelt als das helle Zimmerlicht ihren müden Augen wehtat. Dann hörte sie Dr. Card drängende Stimme. „Kannst du auf deinen Beinen stehen?“ Sie rieb sich erst die empfindlichen Augen. „Ich denke schon.“ Streckte ihre Beine. Als sie sich umsah wunderte sie sich dass sie in einer runden Duschkabine stand, mit getönten Glasscheiben. Sie trug sogar noch alle Kleider. Hinter ihr ertönte bereits ein. „Fuss hoch!“ Erschöpft stützte sie sich mit den Händen an der kalten Plattenwand ab. Fast in Zeitlupe schaffte sie einen Fuss anzuheben. Card stützte das Bein und entfernte die Schuhe und die Socken. Ohne ein weiteres Wort klopfte er fordern ans andere Bein. Dieselbe Prozedur folgte. Ohne Vorwarnung stellte er den kalten Wasserstrahl an. Automatisch zuckte sie zurück. Doch er blieb direkt hinter ihr in der engen Kabine. Tröstete. „Ein paar Sekunden dann kommt angenehm warm.“ Über die hochgezogenen Schultern sah sie zu ihm hoch. „Ich bin noch angezogen.“ Protestierte sie. „Geh gefälligst raus!“
„Das du mir hier umkippst. Auf keinen Fall! Hoch die Arme! Denk dran ich bin momentan Arzt, also vergiss das schüchtern sein.“ Während er ihr aus den schmutzigen Kleidern half, die Waffe abnahm, verriet er ihr weiter. „Ausserdem kenne ich mittlerweile Deine Akte. Hab mir von der Klinik, das was sie mir erlaubten einzusehen, zufaxen lassen. Keine schöne Geschichte. Beeindruckt mich dass du einen dermassen festen Charakter entwickelt hast. Du bist die absolute Ausnahme. Andere lassen, nach so einem einschneidenden Erlebnis, meist verunsichern. Verstecken sich oder müssen ein halbes Leben zumindest regelmässige Therapien besuchen. Allerdings wundert mich womit der Kerl so eine Bestrafung verdient hat?“
Eindeutig weigerte sie sich ihm das zu verraten. Stand nur verunsichert in blosser Unterwäsche da. Ihr zerrissener Trainer lag achtlos auf dem Boden. Wie versprochen rieselte bald ein angenehmer warmer Wasserstrahl auf sie hinunter. Unangenehm klebte jedoch die restliche durchnässe Wäsche an ihrem Körper. Hinter ihr zupfte es an dem langen Unterhemd. In sanften Tonfall fragte Dr. Card. „Darf ich dir das ausziehen?“ Seine Höflichkeit liess ihr Vertrauen ansteigen. Sie nickte zustimmend. Er brauchte nur die langen Träger über ihre schmalen Schultern zu streifen und das Hemd rutschte langsam vom Eigengewicht nach unten. Besorgt tasteten seine Hände über ihre rechte Schulter. Rasch hatte er entdeckt was ihre Unbeweglichkeit verursachte. Warnte kurz „Moment “ Vor Schmerz verzog sie das Gesicht. Dafür hielt er ihr, wenige Sekunden später, was vor die Augen. Was? Das war ein langer spitziger Zahn der sie an eine Schlange erinnerte. Nur dieses abgebrochene Teil war ziemlich robuster.
„Die Betäubung lässt in wenigen Minuten nach. Danach kannst du den Arm wieder normal brauchen.“ Erstaunt sah sie mit grossen Augen zurück. Seine schwarzen Haare klebten voll gesogen, von dem Wasser, gerade an seinem Nacken hinunter. Ein aussergewöhnlicher Geist dem Wasser genauso hinuntertropfte wie bei ihr. „Dr. Card, “ zögerte sie noch. „Wie kommt es das dich dieser ungewöhnliche Zahn überhaupt nicht überrascht? Kein geschickter Zahnarzt bringt so etwas zustand. In dieser Perfektion.“
Nachdenklich hielt er ihrem intensiven Blick stand. Bewunderte diese hellbraunen Augen, die so energisch und gleichzeitig sanft wirkten. Tief seufzte er auf. „Weil ich selber solche habe, von Natur aus.“ Verspürte den Wunsch ihr die volle Wahrheit zu sagen. Sicher eine Minute standen beide unentschlossen, bewegungslos da. Er getraute sich nicht alles zu erzählen da er das Gesetz achtete und die Konsequenzen fürchtete. Sie getraute sich nicht nachzusehen, ob er tatsächlich die Wahrheit sprach. Zögerlich wandte sie ihm den Rücken zu. Tasten steckte sie ihre Hand nach der Seife aus, doch er war schneller. „Das übernehme ich“, grinste er frech. „Überlass mir den Spass dann sind wir in einer schnellen Minute draussen in der Praxis.“
Manchmal zittert sie unter seinen Berührungen. Wenn sie auch rücksichtvoll und sachlich blieben. Seine grossen Hände machten ihr fast Angst, doch seine behutsamen Finger wussten fachmännisch wo er ihre Muskeln entspannen durfte und wo wiederum eine sensible Hautfläche begann.
Sie bedauerte fast als er abrupt an dem Keramikhahn vor ihr schraubte um das Wasser abzustellen. Ein grosses, weiches Tuch schlang er um ihren Körper. Mit einem kleineren rubbelte er hilfreich über die Haare, als sie empfindlich zurück zuckte. Das weisse Handtuch verschwand aus seinen Händen. Dafür tastet er behutsam durch die Haare. „Eine nette Beule hast du da.“ Danach drehte er sie herum. „Sie mir in die Augen, Kleine! Das wollte ich schon immer einmal sagen, “ grinste er breit, wechselte sofort zu ernst. „Weiter. Schön mich ansehen.“ Irgendwie hielten seine magischen roten Augen sie völlig gefangen, für unbestimmte Zeit. Erste sein „Okay.“ Brachte sie zurück in die Realität. Keuchte denn statt im Badezimmer stand sie nun im Praxisraum. Wieder spürte sie diesen seltsamen Stich im Herz. Wie waren solche Phänomene erklärbar. Auch dass Dr. Card trocken in seinen vorherigen Kleidern, neben ihr hantierte, wollte sie nicht begreifen. Sie war absolut am Ende. Blickte auf den Behandlungstisch hinter ihr. Seine Aufforderung wartete sie gar nicht ab. Dafür fragte sie. „Hast du meine starken Tabletten, die für die Kühe, weggeschmissen? Ich würde sonst gerne eine haben.“ Hinter ihr klingelte kurz ein Apparat auf. Es erinnert sie an eine Mikrowelle. Als er wieder neben ihr stand, öffnete er das feuchte Badetuch. Schmunzelte unverschämt und warf geschickt eine aufgewärmte Decke über sie.
„Vergiss diese giftige Chemie. Du wirst von denen leicht abhängig. Ausserdem schädigen sie böse die Nieren. Keine Sorge du wirst garantiert bis zum Morgen durchschlafen, dafür sorge ich…“
Heftig wurde seine Praxistüre aufgerissen. Mit einem Kaffeebecher in der Hand marschierte Dimitros herein. Ganz wie ein unbestrittener Herrscher hielt er gleich nötig festzustellen. „Das hat zu lange gedauert!“
Gelassen prallte es an Dr. Card ab. Gebot ihm mit einem eisigen Blick still zu sein. Konzentriert suchte er die offenen Schnittwunden und behandeltes sie entsprechen. Unter der wohligen Wärme der Decke fühlte sich Katalina nur noch schläfrig. Die geschickten Finger spürte sie schon gar nicht mehr. Stattdessen viel sie in einen Traumlosen Schlaf.

Regentropfen klatschten an die Fenster. Öfters trieb der Wind eine ganze Masse gleichzeitig gegen Aussenmauer. Von diesem unbeständigen Geräusch wachte Katalina auf. Halbdunkel ihr unbekannter Raum. Flüchtig erinnerte er sie an Safas Schlafzimmer da, der Architekt, genau so viele Fenster einbaute. Doch jetzt war es eindeutig noch sehr früher Morgen. Ein Wecker, mit leuchteten roten Zahlen, verrieten ihre dass es erst kurz vor sechs war. Mit Mühe entdeckte sie einen Nachttisch. Mit der Zeit gewöhnten sich ihre Augen an die Dunkelheit. Ihre Muskeln ziepten da und dort. Doch der erwartete Muskelkater blieb aus. Ein wenig Müde legte sie sich in die angenehmen dünnen Kissen zurück. Zupfte ein wenig das Tuch lockerer in dem sie Dr. Card einwickelte. Sonst trug sie nicht. Ein greller Blitz draussen liess sie erschrocken die Decke fester an sich pressen. Diese helle Sekunde reichte, zeigte ihr vieles von dem voll gestopften Innenraum. Anders als bei Mikael der alles so exklusiv hielt, hatte sie eine Vorahnung das sie im Zimmer eines Sammlers was. Da gab es sogar einen ausgestopften Bären und andere Skulpturen. Bücher und mehrere Schreibtische. Es donnerte leise in der Ferne als es erneut blitzte. Ah, Ein blanker Schädelknochen von einem Tier. Eine vielfältige Autosammlung in Miniatur. Werkzeug, Zeltstangen, eine Sense und lag da nicht noch ein Westernsattel über einem Sessel? Verstaute sie Dimitros unverfroren in einer Abstellkammer? Was sie ihm durchaus zutraute. Nachdem sie jedoch das mächtige Himmelbett bemerkte in dem sie lag, verdächte sie eher dass hier ein eingefleischter Junggeselle sein Imperium aufbaute. Auf einmal war ihre Müdigkeit wie weggewischt. Vor allem als es noch einmal laut, neben ihr schnarchte. Ungläubig tasteten ihre Finger sich unter der Decke zu dem unbekannten Individuum vor. Sobald sie warme Haut berührte, zuckten ihre Finger ängstlich zurück. Unglaublich. Diese Situation beunruhigte sie mehr als ein Friedhof mit zwielichtigen Gestalten. Wie gewohnt beugte sie sich auf ihrer Seite vor, um unter dem Bett nach dem Schwert zu suche. Angewidert zog sie hastig die Hand zurück. Da war was so zerreissbar wie Spinnweben gewesen. Hauste Dimitros in so einem ungepflegten Loch oder eher Dr. Card. Eindeutig Dimitros. Da wagte sich eher kein braver Angestellter hinein. Dimitros ein Chaot? Bei diesem Gedanken schmunzelte sie. Nach aussen hin zweifelte niemand an seinem Urteil. Vermutlich daher riskierte niemand, der einen Blick hier hineinwarf seinen Zorn. Eigentlich durfte sie in seiner so nahen Gesellschaft sich beschützt wissen. Vielleicht sogar geehrt fühlen. Momentan tobte in ihren inneren genauso ein Sturm wie draussen. Neben ihr lag, ausser dem König, die wohl mächtigste Person von diesem Land. Vermutlich war Dimi so was wie ein Verteidigungsminister. Sie lächelte ab diesem absurden Gedanken. Aber es passte irgendwie. Nachdenklich studierte sie noch eine Weile weiter. Vergeblich versuchte sie sich zu entspannen. Was immer Dr. Card ihr gab, wirkte neben schmerz hemmend noch ziemlich euphorisch. Lag es am knappen Sieg, weil sie überlebte? Ahnungslos schwirrten ihre Gedanken umher. Sobald Dimitros einmal laut schnaufte, kehrte ihre Unruhe wieder zurück. Wie alt war sie eigentlich. Dreiundzwanzig! Immer noch Singel? In ihr tobte es wieder. Ob… vorsichtig spähte sie zu ihm rüber. Eigentlich sah er gut aus. Genau genommen sogar perfekt. Einzig seine Aufbrausende Art hätte sie ihm gerne ausgetrieben. Von wegen Mikael war ein König. Einzig bei Dimitros beschlich sie das Gefühl sich verbeugen zu müssen… Im Schlaf murmelte er unruhig vor sich hin. Sofort bedauerte sie dass sie kein russisch verstand. Unsicher rückte sie näher heran. Diesmal nahm sie eine Duftprobe. Er roch einfach phantastisch. Kichernd drückte sie ihr Gesicht ins Kissen. Eigentlich sollte sie dringend Schlaf nachholen, doch mit diesem Mann neben sich… das brachte sie ja fast um den Verstand. Wenn er schon mal so dalag wollte sie die Gelegenheit nutzten. Zögerlich strich sie über sein feines Haar. Ihres war eine Nuance feiner. Dafür duftete seines besser nach… Sommer, Wiesen… eindeutig auch nach dem Holz in der Arena. „Ehm“, wachte er kurz überrascht auf weil da ungewohnt jemand so nahe lag. Schläfrig fielen seine Augen wieder zu. Dafür rollte er zu ihr herum. Ein langer kräftiger Arm legte sich über ihre Hüften. Erschrocken quietschte sie auf als er sie plötzlich an sich zog. In ihrem Rücken merkte sie, bei seinem Atmen, die Bewegungen seiner Brust. Eine Weile wagte sie sich nicht zu rühren. Es war durchaus angenehm für sie, ihn so nah zu spüren. Dann wiederum diese Wärme die sein Körper ausstrahlte, regelrechte Hitze. Sie biss sich unsicher auf die Unterlippe. Dann versuchte sie von ihm weg zu rücken. Hinter ihr murmelte er. „Kannst du nicht schlafen?“ „ Mit dir im Bett sicher nicht!“ rutschte ihr ohne Nachzudenken heraus. Zu spät schalt sie sich über die ungeschickte Wortwahl. Leise schmunzelte er vor sich hin. Rollte dann nach einem tiefen Atemzug auf seine Seite hinüber.
Nach weiteren zehn Minuten gab sie auf. Erneut beugte sie sich zu ihm rüber. Im Zimmer war es noch zu dunkel. Licht wollte sie eigentlich nicht machen um in ihr Gästezimmer zu verschwinden. Sachte tippte sie mit einem Finger auf seine kräftige Schulter. Er trug eindeutig kein Hemd. „Dimi?“ „MHM?“
„Gibt es bei dir kein Sofa zum schlafen?“ „Äh, beim Fenster.“ Beunruhigt dachte sie an all die Hindernisse die bis dahin standen. Was wenn er einen Igel ausstopfte und sie trat darauf. Eindeutig nichts für ihr empfindliches Frauenherz. Daher schmeichelte sie mit süsser Stimme. „Kannst du nicht drüben schlafen.“ „Eh!!!“ Allmählich wachte er auf weil was gar nicht wie sonst üblich ablief. „Was soll ich? Geh selber rüber!“ Zuerst nannte sie ihn Dimi und dann sollte er der eigentliche König auf dem Sofa schlafen. Eine Minute wartete sie schmollen. „Du bist kein Gentleman.“ Warf sie ihm betrübt vor. Im Halbschlaf murmelte er unvorsichtig. „Nein, ich bin eben anders.“ Angestrengt dachte sie nach. Na gut dann musste sie eben auch andere Seiten aufziehen. Drückte ihre zierlichen Füsse in seinen breiten Rücken. Ihre Kraft reichte aus um ihn ganz langsam Richtung Bettkante zu schieben. Mehrmals überprüfte sie das Resultat. Es brauchte nur noch Millimeter. Ein falscher Atemzug oder ein Husten reichte um ihn kippen zu lassen. Und wirklich, nachdem er tief einatmete spürte der arme König eine gefährliche Schieflage. Mit einem Arm verhinderte den harten Aufprall auf dem Boden. Argwöhnisch blinzelte Dimitros zu Katalina hinüber. Die stellte sich schlafend. Sie merkte wie die Matratze, unter seinem schweren Gewicht, sich senkte. Ziemlich nahe bei ihr. Stille im Zimmer. Sogar sein Atmen fast unhörbar. Sie wandte prüfend den Kopf, doch der Schatten über ihr liess sie erschrocken nach Luft schnappen. Er schüttelte den Kopf. Kein Wort kam über seine Lippen aber er dachte sich nur; dass sie absolut die einzige Frau in seinem Königreich war, die ihn von der Bettkante stiess. Rasch überprüfte er die Uhrzeit. Diesmal brauchte er Zeit um nachzudenken. Schliesslich war das eine ungewöhnte Situation. Bevor er verkündete dass Mikael den Thron übernahm erreichten ihn jede Woche mindestens ein bis drei Angebote, das Bett mit ihm zu teilen. Damals nutzte er es schamlos aus. In den letzten zwanzig Jahren drängte sich keine vernünftige Frau mehr in seine Nähe vor. Es sei denn sie war auf sein Geld scharf. Die weiblichen Vampire gaben eindeutig dem sanftmütigen Mikael den Vorzug. Hofften, beteten das er die Führung übernahm. Er blieb höchstens für die Frauen weiterhin attraktiv, die in ihren fruchtbaren, kurzfristigen Phasen auf seine hervorragenden Gene scharf waren. Keine strebte eine Freundschaft an.
Unzufrieden mit seiner Situation rutschte er an seine Bettkante. Ein letztes Mal versuchte er seinen Platz zurück zu erobern. „Macht es so einen Unterschied ob ich hier schlafe oder auf dem Sofa?“
Träge kratzte er sich an seinem Kinn. Endlich fiel ihm so was wie der Groschen. Mit einem Lächeln hielt er seinen Kopf schräg zurück und prüfte kurz die Luft. Sie roch eindeutig verführerisch. Mitfühlend „Mache ich dich so nervös?“ Es dauerte eine Weile bis ihr leise, „Ja“ die Stille durchbrach. Es zuckte kurz verräterisch in seinem Mundwinkel. Dann entschloss er sich einfach zurück fallen zu lassen um seinen Platz ungeniert wieder zu beanspruchen. Gerade aus bot er ihr an. „Wenn du was willst, stehe ich zur Verfügung.“
Gerade richtete sie ihren Rücken und glaubte ihn missverstanden zu haben. „Wie bitte?“ Langsam um nicht aufdringlich zu wirken rückte er bis in die Mitte des Bettes vor. „Du gefällst mir“, gestand er ehrlich. „Ausserdem bist du eine talentierte Kämpferin. Warum stellst du dich nicht deiner Angst, die du aus Deiner Vergangenheit mit herum schleppst. Vertreibe sie, zumindest versuche es.“
Obwohl er wusste dass er damit eine Menge riskierte, versuchte er sie aus der zurück haltenden Position zu locken. Nach ihrem Kampf mit Mikael, hatte er selbstverständlich seinen Bruder zu Rede gestellt. Wollte wissen warum er so viel Gnade walten liess. Nach dem er einiges über Katalinas schlimme Vergangenheit wusste, verstand er einiges. Vor allem wenn er was im Bett wollte was wirklich, mit zunehmendem Interesse, der Fall war durfte er sie auf keinen Fall drängen. Er kannte nur Frauen die um ihn kämpften oder sich ihm direkt Anboten. Das mit Katalina öffnete eine komplett neue Dimension für ihn. Gespannt wartete er immer noch auf ihre Antwort. Unentschlossen legte sie sich erstaunlich nahe Gegenüber. Streckte sich genauso wie er in die Länge. Stützte den Kopf auf ihrer Faust ab und funkelte ihn wenig begeistert an.
Seit langem fühlte er sich richtig betroffen. „Du kannst dir also nicht vorstellen, da wir zwei…?“
Unvermindert starrte sie ihn gnadenlos an. Langsam dämmerte es draussen. Er bemerkte sogar dass sie zur Steigerung eine Augenbraue hob. In der Art, bist du unverschämt! Geschlagen hielt er es für klüger, in diesem Moment, den Rückzug anzutreten. Gerade als er sich abwandte, hörte er hinter seinem Rücken das heitere Lachen. Ihre Worte erleichterten. „War nur ein Scherz“ Sie klopfte auffordernd, unsicher wieder auf seinen Platz der bereits abkühlte.
Erneut liess er sich zurückfallen. Schaute in ihr nachdenkliches Gesicht, bis sie beanstandete. „Kennt eigentlich jeder hier meine Geschichte?“ Dimitros versuchte das Positive aus ihrem Alptraum zu ziehen. „Dein guter Ruf eilt dir voraus! Nein, nachdem ich Mikael gründlich ausgeschimpfte habe, verriet er mir gestern warum er so Nachsicht mit dir übte. Wieso du gerne die Kontrolle über alles hast, oder brauchst. Das verstehe ich jetzt. Darum…“ verschmitzt grinste er sie an. Tätschelte mit einer seiner Hand hinweisend auf seinen flachen Bauch. „Wenn du mich küssten, streicheln oder sonst etwas ausprobieren willst, nur zu.“
Sie schnaubte empört. „Warum sollte ich so was wollen?“ „Stehst du auf Frauen?“ „Du bist ganz schön von dir selber überzeugt“, stellte sie fest.
„Komm schon“, flüsterte lockend. „Seit Mikael den Thron übernimmt interessiert sich keine Frau ehrlich für mich. Das sind jetzt mehrere Jahre. Ausserdem…“, zögerte er.
„Was?“
Ungern gestand er sich selber ein. „Du siehst einmalig hübsch aus und ich steh auf dich.“
Das liess sie erst einmal eine Minute auf sich einwirkten. Dimitros war eine Kraft für sich. Dass ausgerechnet er sich nun zurückhaltend auf dem Präsentierteller anbot, passte irgendwie nicht so Recht in das Bild was sie bisher von ihm machte. Dennoch sein Angebot stand. In der Tat besass sie eine furchtbare Angst. Angst davor dass ihr jemand wieder weht tat. Nur Dimitros bedeute einen Himmelweiten Unterschied zu dem Schwein dass sie vergessen wollte. Sie brauchte dringend eine bessere Erfahrung. Bei ihrem langen Zögern kam ihm eine andere Idee. Griff kurz neben seinem Bett nach einer Flasche. Knipste kurz den Deckel zurück und nahm einen grossen Schluck. Danach reichte er ihr die Flasche. Kritisch sah sie die Etikette an. Lehnte ab. „Ich trinke keinen Alkohol.“ Rümpfte bereits ihr schönes Näschen. Leise lachte er. „Ist was ganz anderes drin. Feinster Ahornsirup um mir am Morgen den schlechten Geschmack aus dem Mund zu vertreiben.“ Gerne nahm sie das Angebot an. Wunderte sich dass eine beeindruckende Persönlichkeit wie Dimitros sich mit einfachem Sirup zufrieden gab. Dadurch wirkte er fast wie ein Kind. Wenn sie allerdings das Zimmer betrachtete. Eine grosse Spielkammer. Heimlich lachte sie bei dem Gedanken. Nach dem ersten Schluck nahm die gleich den nächsten. Deckel drauf und reichte sie zurück. Seine warmen Finger streiften die ihren. Für einen Moment hielt er in seiner Bewegung inne. Selbst sie hatte den elektrisierenden Impuls bemerkt. Dann stellte der den Drink zurück. Übte sich wieder in Geduld. Mit der Dämmerung steigerte sich die Sicht.
Sie bewunderte, betrachtete den perfekten Oberkörper, die breiten kräftigten Schultern, seine mit Muskeln trainierte Brust, vor allem der harte, flache Bauch war eine seltene Klasse für sich. Schade versteckte die Bettdecke den Rest. Als er vorhin an die Bettkante rutschte bemerkte sie dass er schwarze Boxershorts trug. Wie wäre es… Neugierig lies sie erst einmal Ihre Hand zögerlich über seinen Bauch wandern.
Er lehnte sich entspannt in die Kissen zurück und genoss die schüchterne Erkundung. Das war keine anheizende Verführung, weit davon entfernt erotisch zu wirken. Dennoch oder gerade weil sie so Unschuldig wirkte, löste es ihn ihm eine verheerende Wirkung aus. Er wollte sie. Heute noch wollte er sie kosten. Diese wunderschönen Haare offen sehen. Über ihren weichen, kleinen, perfekten Busen streicheln… er bekam jetzt schon einen Steifen. Um sie nicht in Verlegenheit zu bringen, zog er rasch die Decke höher. Allerdings bemerkte sie seine Absicht. Sie versuchte es vergeblich zu verbergen. Ihre Augen sprühten vor Schalk. Hieb ihm einmal sachte strafend über seine Hand. „Lass sehen. Du hast gesagt ich darf!“
Dafür schalt er sich nun selber. Wusste nicht ob er im Himmel oder in der Hölle landete, als ihre neugierige Hand die Decke ganz auf die Seite schob. Es zuckte bereits ungeduldig in seiner Short und er selber krampfte seine Hände in die Matratze weil ihm die Selbstbeherrschung so schwer fiel. Wissbegierig schlichen ihre Finger sogar mutig unter die Short. Sie wollte schon lange wissen wie sich das, was viele Männer steuerte, anfühlte. Dabei ignorierte sie ihre geröteten Wangen, denn es war ihr wichtiger zu erforschen wie sich der harte Pfahl zwischen ihren Fingern anfühlte. Nach einem Ausstöhnen Dimitros beobachte sie seinen gequälten Ausdruck. Unsicher fragte sie. „Geniest du das oder tut es dir weh?“
Er verdrehte Augen. „Eindeutig geniessen… wobei.“ Hastig sah er sich um. Von wegen im schönsten Moment klappte immer alles. Improvisation war gefragt. Die Unordentlichkeit bot einen Vorteil. Auf einem Tablett die gestrigen Essenreste und dazwischen eine verschmähe Butter. Er nahm Katalinas Hand und legte das Butterstück hinein. „Probiere es einmal damit.“ Überrascht blickte sie erst auf die weiche Butter. Zuckte mit den Schultern und folgte seiner Anweisung. Bereits nach ein paar Sekunden versteifte sich sein ganzer Körper. Da keine Beschwerde kam, beschloss sie den Trick einzusetzen den ihr Safa einmal verriet. Dimitros keuchte auf als er ihr Talent mit den Händen bemerkte. „Schneller“, bat er gepresst durch seine Zähne. Sie spürte wie er bereits nach wenigen Sekunden kam. Er benötigte ein paar Sekunden um zu begreifen was Katalina erfolgreich auslöste. So viele Vampirfrauen, mit ihren wohlgeformten Körpern hatte er schon im Bett. Bei keiner hatte er je die Oberhand verloren. Er war immer der bestimmende Part der führte.
Da seine wissbegierige Katalina bereits seine Boxershorts anhob. Rasch sein Handgriff nach einer sauberen gefalteten Serviette um sich erst zu säubern. Sie sah etwas enttäuscht auf sein schlaffes Glied. „Das war`s schon?“
Zum Teufel! Sie brachte sogar ihn in seltene Verlegenheit. Was erreichte diese Menschfrau nicht noch alles.
Verstimmt zog er eilig seine Shorts aus, schmiss sie auf den Boden
„Von wegen“, versicherte er überzeugt. „Wir fangen erst an.“ Entschlossen zog er die Decke bis über die Hüften hoch. „Zweite Runde! Darf ich mitmachen?“ „Sicher“ Nach einem langen, versinkenden Blick in ihre sanften Augen, tat er endlich was er schon lange wollte. Küsste sie endlich auf ihre vollen Lippen. Sie schmeckte immer noch zuckrig nach dem Ahornsirup. Diesmal überlies sie ihm gerne die Führung. Ihre anfängliche Angst längst verflogen. Stattdessen fühlte sie diese innere Sehnsucht. Ein Verlangen nach seinem Körper, seiner nächsten Nähe. Diesmal streichelten fachkundige Hände über ihren Körper. Wichen hie und da einer Verletzung aus. Dimitros knurrte förmlich auf als er sie dicht an sich heranzog. Küsste sie dass ihre Realität für kurze Zeit verschwamm. Sie merkte nicht einmal wann er das Tuch um ihren Oberkörper entfernte. Erst seine Körperhitze an ihrer kühlen Haut machte ihr Bewusst dass sie genauso nackt war, wie er. Er hob eines ihrer schlanken Beine über seine Hüfte. Wollte dass sie spürte dass er wieder voll Erregt war. Sich an ihr Reiben… Sie… Bemerkte ihren kummervollen Blick. Sie besorgt, „Ich will dir nicht die Stimmung verderben aber ich will nicht schwanger werden. Hast du Kondome dabei?“
Während er wieder nur an eines dachte, überlegte sie schon weiter. Amüsiert lege er seine Stirn auf ihre hinunter. „Vergiss das. Du wirst gar nicht schwanger. Erstens hast du…“ Schnupperte an ihrem Hals. „Nicht deine fruchtbaren Tage. Zweitens bin ich… man könnte es beschreiben, nicht kompatibel. Nachdem ich mal Thronanwärter war, hab ich gelernt… vorzusorgen damit nicht irgendwann gierige Erben mir nach dem Leben trachten.“
Staunend sah sie tief in die dunkelvioletten, geheimnisvollen Augen. Das war vielleicht ein Glückstreffer. Ihr lächeln einfach himmlisch. Kurz wieder ernst, da er schon wieder auffällig an ihrem schlanken Hals schnupperte. Knabberte behutsam über die weiche Haut unter der das Blut schneller rauschte. Ungeniert fragte er fasziniert. „Darf ich?“
Augenblicklich wusste sie wovon er sprach. Schnurrte. „Willst du deinen Zahnarzt glücklich machen?“ Diesmal brachte er ein paar Sekunden um das Gehirn aufzuschalten. Enttäuscht ein kurzer strafender Blick. Wechselte wieder in den harmlosen Status. „Warte nur, ich bekomme noch deine Zusage.“ „Wie kommst du auf so eine absurde Idee?“ „Abwarten.“
Erst einmal liebkoste er die Schönheiten ihres Körpers. Streichelte sie, spielte mit ihrer sensiblen Haut bis sie endlich ungeduldig sich an seinen Körper drängte. Probeweise lies er seine Fingerspitze in sie hinein gleiten. Erschrak etwas über ihre Enge. Probweise glitt sein Finger weiter hinein. Spürte wie ihre Muskeln sich gierig um ihn zusammen zogen. Ihre feuchte Grotte wartete eindeutig auf ihn. Das reichte ihm vollkommen. Seine Zurückhaltung bröckelte auseinander. Er spreizte ihre Schenkel weiter. Legte sich mit seinem Gewicht dazwischen, brachte sich in Stellung. Erneut küsste er sie. Sie zog ihn, mit den Händen in seinem Nacken, näher zu sich. Seine Hand hob leicht ihr Becken. Nur ein Stück drang er in ihre heisse, nasse Enge hinein. Nie hatte er bisher mit einer Menschenfrau geschlafen, vielleicht kam daher, dieser quälende Umstand, der ihm fast den Verstand raubte. Unter ihm schob sie sich tiefer. Liess ihre Hände über seinen knackigen Hintern wandern. Auf einmal drückte sie ihr Becken von allein hoch. Stöhnte vor Verlangen und Schmerz. Diesmal liess er sein Gewicht ganz fallen. Mit einem heftigen Stoss drang er ganz in sie hinein. Sie keuchte gepresst auf. Er zitterte angespannt. Kämpfte erneut mit seiner Beherrschung. Am liebten hätte er mit harten Stössen…Er wartete jedoch auf ein Zeichen von ihr. Jede Sekunde reichte dass ein Stück seiner Fassung zurückbekam. Schwer atmend sah er sie an. Auf einmal sah sie hoch. Ihre Augen funkelten wie Sterne. „Wenn du jetzt aufhörst, bringe ich dich um“, drohte sie. Sachte bewegte sie ihre Hüften. Sofort startete er erleichtert einen langsamen Rhythmus. Genoss jede Welle durch diesen schmalen Eingang. Ihre Hände forderten ein schnelleres Tempo. Ihre kräftigen Finger krallten sich über sein Gesäss um ihn fester anzupressen. Forderten lautlos um Erlösung ihrer süssen Qualen. Das gab ihm den Rest. Er nahm sie wie es sich gehörte. Einzig den Drang in ihren Hals zu beissen unterdrückte er. Zum Glück war er ein ganzer Kopf grösser so dass sie in dieser Hinsicht ungünstig lag. Alles andere passte, als seinen sie für ein ganzes Leben miteinander bestimmt. Auf ihrem Höhepunkt bäumte sie ihm ihre Hüften entgegen. Ein leiser entzückter Schrei aus ihrer Kehle. Er kam selber mit einer Wucht die ihn überraschte. Pumpte, liess seinen heissen Saft in sie hinein schiessen. Markierte sein Territorium. Alles war perfekt. Wünschte nur der Erste zu sein der diesen köstlichen Platz eroberte.
Erschöpft lies er sich neben ihr niedersinken. So blieb sie von seinem schweren Gewicht verschont. Ihr Puls raste immer noch. Feiner Schweiss bedeckte ihre Haut. Die Anstrengung rüttelte auf einmal wieder die körperlichen Schmerzen hoch. Vor allem den Muskelkater vom letzten Abend spürte sie. Einzig neu dazu kam dass sie sich zwischen den Beinen wund fühlte. Ausgepowert sah sie selig zu ihm rüber. Mit einem Finger streichelte sie über seinen Handrücken. „Danke. Du hast alles Richtig gemacht“. Lies sie ihn zufrieden wissen. Er murrte. „Heisst das du lässt mich am leben.“
Sie gluckste heiter auf. „Auf den Fall. Wenn du willst würde ich das gerne nochmals geniessen bevor ich nach Hause fliege.“
Das erstaunte ihn. Richtete sich halb auf um sie besser sie beobachten. „Du willst also von mir weg!“ Sie streckte die offene Hand fordernd nach ihm. „Wo ist mein Ticket?“ Selber verwundert suchte er, mit den Augen, herum. Kleine Kopfbewegung zum anderen Nachttisch. „In der obersten Schublade. Ich nehme an du bestehst auch auf das Geld?“ Sie lag auf dem Bauch. Drückte nun leicht ihren Oberkörper hoch. Gab einen wunderbaren Blick frei auf ihren weichen Busen. Lächelnd sah sie ihm in die schönen Augen. „Ich hoffe DU bestehst darauf. Es ist dein Wort!“
Begreifend nickt er. „Du bist aber auch schön Materialistisch veranlagt. Keine Sorge, ich überweise es heute. Solche Sachen erledige ich immer gleich.“
Entspannt räkelt sie sich im Bett zurecht. „Es bleibt eine beruhigende Sparanlage. Wobei ich ein gutes Gefühl habe das mit Safa und Mikael alles klappt.“
In diesem Punkt stimmte er Katalina zu. Schwang seine langen Beine aus dem Bett. Geschickt fand er ohne irgendwo anzustossen den kleinen Transportlift von der Küche. Klingelte ihn hoch. Draussen stürmte es immer noch Sauwetter um das Hotel. Heute würden die Gäste zuhause bleiben. Die unterirdische Trainingshalle war sicher überfüllt. Während Dimitros, ungeniert nackt, auf das Frühstück wartete, kam ihm eine Idee. Katalina besass kämpferische Qualitäten die an jeden Vampirfrischling heranreichten. Nur er würde sie nie in einen Verwandeln, es sei den um ihr eigenes Leben zu retten. Seine Schüler brauchten dringend mal einen festen Anstoss, dass die den Ernst des Trainings begriffen. Noch leben sie in einem friedlichen Zustand. Jedoch alleine das sein Bruder den Zeitpunkt schlecht wählte, gerade in diesem Jahr wieder auf der Bühne erschien, bereitete ihm Sorgen. Comtesse Melanie war mit einem mächtigen Japanischen Kaiser verlobt. Wenn sie die Jagt auf Mikael wieder aufnahm, die Verbindung zu dem Kaiser auflöste, brachte das eventuell unangenehme Konsequenzen für sein Königshaus mit sich. Sollte er mit Katalina trainieren, würden seine Leute, ab sofort, sich mehr anstrengen. Niemand wollte schlechter dastehen als ein Mensch. Ausserdem traf er gleich zwei Vorteile. Er hatte herrliche Geliebte als Schmuckstück, die niemand so leicht vertrieb. Dafür würde er schon sorgen. Das grüne Licht bestätigte die Ankunft des Tabletts. Allerdings war es nur für eine Person gedacht. So gönnte er Katalina die erste Stärkung. Sie wirkte eh zu bleich für seinen Geschmack. Ein bisschen zu dünn. Letzteres passte leider nur für einen Vampir perfekt. Trotz allem verbissenen Training sah man nie so aus wie ein aufgeblähter Bodybilder. Die Genetische Eleganz war vorgegeben. Selbst er stiess zuweilen an seine Grenzen.
Er reichte ihr das Tablett aufs Bett. Verwundert sah sie sich um. „Kein Tisch?“ „Was bist du für eine nörgelnde Frau? Nicht mal frühstück im Bett magst du?“
Kritisch sah sie ihn an. „Zum Glück bin ich nicht mit dir verheiratet. Essen gehört auf einen Tisch, selbst wenn er klein ist.“ „Werde es mir merkten. Hat vielleicht noch Platz irgendwo.“
Sie beobachtete seine Bewegungen. Welche Frau würde das nicht bei seinem perfekten Körperbau. Dazu seine gewaltige Selbstbewusste Ausstrahlung. Daher als er hinter sie schaute, reagierte sie als ob sie ihn lange kannte. Schnappte sich das schmutzige Tablett und reichte es ihm rüber. Sofort spazierte er lautlos zum Lift. Ein kleiner Heftzettel dran. –wo bleibt zweites Frühstück, für mich!- Er schmunzelte über seinen eigenen Humor. Die unten würden heftig Spekulieren für wen das erste wohl war, dann schickte er den Lift erneut nach unten. Durch den kleinen Luftschlitz hörte er im untersten Stockwerk die Leute aufgeregt schreien. Es dauerte schon länger bis seine Portion kam. Zufrieden marschierte er zum Bett. Genoss die vertraute Stille als sie erst einmal sich stärkten. Danach lehnte er sich an einen Pfosten des Bettes. „Ich will dich trainieren“, bestimmte er. „Deine Angriffe sind raffiniert doch deine Verteidigung ist eine absolute Katastrophe, wenn dein Gegner schneller in den Bewegungen ist als du. Deine Deckung ist dein Schwachpunkt. Heute Nachmittag machen wir nur leichte Dehnübungen. Ich will sehen was du drauf hast. Bei dem Wetter kannst du eh nichts mit deiner Schwester unternehmen. Bis dahin…soll ich dir einen Lehrer besorgen der dich unsere Sprache lernt?“
Katalina keuchte auf. „Spinnst du. Ich fliege Donnerstag. Das sind nur noch zwei Tage bis dahin.“
Verstimmt vertiefte er seinen Tonfall. „Das war doch ein Scherz! Natürlich bleibst du länger. Wir richten ein Zimmer für dich her dann kannst du hier kostenlos wohnen. Safa möchte dich sicher auch in der Nähe haben. Zusammen lernt es sich leichter.“ Verwundert senkte Katalina den Kopf. Dem Dimitros den sie jetzt sah, wollte sie nicht widersprechen. Seine natürliche ausstrahlende Macht verhinderte jede kluge Person dran einen Gegenangriff zu starten. Sie räumte lieber ihr Tablett mit seinem zusammen. Rollte sich kurz das Tuch um ihren Körper, und brachte es selber zum Lift. Zurück sah sie ihn unwillig an. „Darf ich auch mitbestimmen.“ Nachdenklich betrachtete er sie eine Weile. Dann fielen ihm die dunkelroten Flecken im Bett auf. „Zeige mal deine Verletzungen. Eine ist wieder aufgegangen.“ Er hielt einfach seinen Arm ausgesteckt. Wartete bis sie zu ihm kam. Sie setzte sich zwar aufs Bett, rückte aber nicht näher. Ein rätselhafter laaaaanger Blick streife ihn. Sie erreichte dass er sich unbehaglich vorkam. Was sollte denn der Blödsinn. Warum weigerte sie sich plötzlich ihm zu folgen. Ihn ansah als sei er ein … Eine Beleidigung wollte er sich nicht selber antun. Erneut musterte er die Flecken. Es war Eindeutig Blut von einer frischen Wunde. Aufseufzend packte er sie schneller, bevor sie überhaupt fähig war, zu reagieren. Zog sie auf einen Schoss. Er wusste von einer Wunde am Unterarm…
Heftig protestierte sie los. Ihre Wangen färbten sich sogar vor Verlegenheit. „Ich bin nicht verletzt! Das kommt nicht von... von….“ Sie stotterte sogar heftig. Er gönnte ihr etwas Freiraum. Lies sie an seine Seite rutschen. Er wusste dass dies kein Menstruationsblut war. Der Geruch von dem Blut war anders. Schliesslich dämmerte es ihm. Entschuldigte sich. „Verzeih, ich wusste nicht dass ich so grob war. Tut es noch was weh.“ Dabei fuhr seine Hand über ihren Oberschenken. Ihr verstimmter Ausdruck blieb in den Augen. Einzig ihre Stimme versicherte. „Nein, du hast alles Richtig gemacht. Und… willst du heute Abend nochmals…?“
Ihm fiel die ungewöhnliche Sprechweise auf, doch der berühmte Groschen fiel wieder mal nicht. Für die Intelligenz war eher sein Bruder Mikael bekannt. Schliesslich hielt er die Ungewissheit im Unklaren zu sein nicht aus. Fauchte sie böse an. „Ich weiss dass du keine unschuldige Jungfrau warst! Also erkläre mir womit ich diesen strafenden Ausdruck verdient habe!“
Bitter als hätte sie in eine bittere Zitrone gebissen, schaute sie ihn an. Zuerst hob sie eine Hand um ihr Gesicht zu verstecken. Überlegte es sich dann anders. „Was weist du überhaupt über mich?“ Fuhr ihn grob an. „Du weist nur was die andern über mich erzählten!“ Weise genug stimmte er ihr zu. Schliesslich wollte er wissen, „Und was erzählst du mir?“
Einen Moment dachte sie nach. Entschied dass sie sich auf seine Verschwiegenheit verlassen konnte. „Wieso glauben so viele dass Psychopathen dumm sind? Der Mistkerl, der mich über Jahre vergewaltig hat, war genau das Gegenteil davon. Glaubst du wirklich ich habe mich gefreut auf den Moment ihn umzubringen? Er hat mir keine andere Wahl gelassen. Ich hatte keine Beweise ihn anzuzeigen. Das hat er mir von Anfang an klar gemacht. Wenn ich je zur Polizei ginge, würde er behaupte dass ich eine Psychopatin bin, die nur Eifersüchtig auf die Schwester sei. Wenn es nötig war mich zu fesseln hat er mir vorher die Gelenke gepolstert. Er hat immer Kondome benutzt und…“
Sie hielt es für klüger zu verlangen. „Gib mir dein Wort dass du das niemand erzählst? Ich will dass die halbwahren Geschichten hinten meinem Rücken stoppen.“ Allmählich dämmerte selbst ihm was sie verraten wollte. Mitgenommen bejahte er. „Du hast mein Wort.“
„Gut. Das verdammte Schwein hat…“ sie hielt sich wieder die Hand vor die Augen. Es fiel ihr so schwer das auszusprechen. „Mich immer in den Arsch…“ Sie stammelte nur noch. „Ich hab Safa nur einmal gesagt das er… mich vergewaltigt hat… Den Behörden.“ Sie wischte sich über die feuchten Augen. „Nur das er seine gerechte Strafe erhalten hat.“ Mitfühlend schloss Dimitros sie in seine festen Arme. Ihre Stimme gewann wieder an Festigkeit. „Ich wollte mir die peinlichen Untersuchungen ersparen. Ich will selber darüber bestimmen, wer mich anfassen darf und wer nicht. Und ich war wirklich eine Jungfrau.“ Gestand sie verstimmt.
Eine ganze Weile schwieg Dimitros noch. Brauchte Zeit um das zu verdauen. Die Grausamkeiten von den Menschen waren ihm bekannt. Nur es so direkt aus der ersten Hand erzählt bekommen, war etwas ganz anderes. Jetzt verstand er ihre Worte.- Du hast alles Richtig gemacht-. Kannte ihren wahren Sinn. Selbst ihm verschlug es lange die Sprache. Sie war noch so jung. So viele Jahre vor sich. Nicht mal der Schwester konnte sie sich in der schwierigen Zeit anvertrauen. Er nahm ihr Gesicht zwischen seine grossen Hände. Küsste sie auf die Stirn, küsste sie auf die feuchten Augen und ganz zart auf schönen zitternden Lippen. Dunkel grollte er. „Er kann froh sein dass er schon Tod ist. Sonst hätte ich ihm spätestens jetzt das Genick gebrochen.“
Sie liebte es auch diesen starken Körper zu umarmen. Sogar den Duft der leicht nach Schweiss roch, nach seiner letzten Erregung. Sie hielt ihn fest wie ein Rettungsanker. Gestand: „Manchmal wünschte ich auch ich hätte ihn schneller umbringen sollen. Die entsetzlichen Bilder verfolgen mich teilweise bis heute.“
Er streichelte über ihre feinen Haare. Er öffnete den langen Zopf. Bewundernd strich er ihr eine lange Strähne hinter die Ohren. Küsste die wunderbare Pracht. „Soll ich die schlimmsten Bilder löschen? Ganz vergessen kannst du das geschehene nie. Dazu hat es zulange gedauert. Aber die Bilder in der Küche, kann ich löschen, wenn du willst.“
Sie keuchte auf. Blickte in seine mitfühlenden Augen. Hauchte. „Das wäre schön. Ich möchte höchstens die Sekunde als er gestorben ist behalten. Damit ich sicher bin, dass er wirklich Tod ist. Auf den Rest kann ich getrost verzichten…“ Dimitros nickte. „Entspanne dich einfach. Was das andere angeht, willst du bis am Abend warten oder darf ich dich vorher in der Dusche verführen.“
Sie gab einen sonderbaren Laut von sich. Ihre freche Hand legte sich schon zwischen seine Schenkel. „Dusche klingt gut.“
Er lachte leise. Legte ihre Hand auf die Seite. „Süsse, ich muss mich konzentrieren. Keine Angst ich bin immer bei dir. Nimm meine Hand und drücke sie. Schliesse deine Augen. Vertraue mir.“
Eine ganze Weile hörte sie seinem monotonen ruhigen Singsang seiner Stimme zu. Es war ihr als ob ein Nebel sie einhüllte. Ein lockender Ruf der sie nach innen begleitete.
Angestrengt konzentrierte sich Dimitros. Es war schwierig durch ihren starken Mentalen Schild zu kommen. Schon gar nicht mit Gewalt. Feinfühligkeit war gefragt. Bildlich nahm er sie an die Hand. Es dauerte bis sie ihn neben sich akzeptierte. Danach ging alles schnell. Sie führte ihn zu der Küche. Selbst ihm, der Blut eigentlich liebte, spürte Übelkeit hochkommen. Das war kein reines Blut. Es verriet ihm die verzweifelte Panik, Schmerzen, stank nach Urin und Angstschweiss. Sogar sein eigener Magen begann zu Protestiere. Er löschte diese unmenschliche Gräueltat. Versiegelte sie mit einem undurchdringlichen Nebel. Lies ihr nur den anfänglichen Moment wo sie ihn besiegte und den Tod von diesem Scheusal.
Dann zog er sie weiter an der Hand zurück. Alles durfte er nicht löschen. Zu viele Lücken würden das Gleichgewicht empfindlich in ihrem Inneren stören. Also ging er einfach mit ihr, ein ganze Jahr, zurück. Zusammen sahen sie sich die Folterqualen an und wenigsten konnte er ihr das Gefühl übermitteln nicht alleine zu sein in ihrem Leid. Übermittelte ihr das Vertrauen, dass eines Tages alles gut werden würde. Diese eingefügte Hoffnung würde sie zukünftig, auf ihrem Weg, stärker werden lassen.
Danach spazierte er mit ihr zurück in die Gegenwart. Lies sie noch eine lange Weile entspannt schlafen. Er, der heimliche König, hielt sie weiterhin fest. Wollte sie gar nicht loslassen. Sie vertraute ihm, teilte ihr Geheimnis. Auf einmal fühlte er sich einsam. Mikael sah er die letzten fünfzig Jahre nicht. Seinen Freundeskreis begrenzte er höchstens auf eine Handvoll. Das Personal vom Hotel zählte er nicht mit da ihm keiner persönlich nahe stand. Er vertraute vielen hier im Hotel. Erlaubte überhaupt nur den Leuten hier zu verkehren, welche ihn akzeptierten. Jedoch wahre Freundschaft? Im Kampf zeigte er keine Gnade, egal wer ihm Gegenüberstand. Für seine Besuche in der Stadt bevorzugte er den Alleingang. Einzig wenn es auf die Jagt ging, in seinem Land, liess er vorübergehend Unterstützung zu. Weil es effizienter war.
Wieder sah er sich in seinem vollen Zimmer um. Wusste plötzlich warum er so viele Sachen sammelte. Weil er die leere des Zimmers nicht vertrug. Nachdem er das begriff, beschloss er noch heute das meiste in den Dachboden hoch schicken zu lassen. Ausserdem musste Katalina noch heute bei ihm einziehen. Beschlossene Tatsache.

Eine Stunde vor Mittag weckte er sie behutsam. Wie versprochen teilten sie sich die Dusche zusammen. Wieder genoss er ihre neugierige Forschungstour. Liebte die unsicheren Zärtlichkeiten. Dafür verwöhnt er sie indem er mit Shampoo sie überall einseifte. Massierte ihre strapazierten Muskeln. Trieb sie mit einem Finger wieder fast wieder in Verzweiflung.
Erst nach einer halben Stunde verliessen sie das Badezimmer. Da Katalina zum umziehen in ihr Gästezimmer rüber musste, reichte Dimitros ihr eines seiner langen Hemden. Dafür benutzte sie das Tuch, als einen Rock, als sie es um die Hüften schlang. So verliess sie sein Zimmer als er ihr in der Türe nachrief. „Hast du von den explosiven Granaten noch mehr?“ „Nur eine“ „Ich will sie heute noch, sonst überweise ich keine Geld!“ Verlange er schonungslos. Den Moment, diese wenigen Sekunden, welche ihm Schweiss auf die Stirn trieben, als Katalina sich selber in die Luft sprengen wollte, das wollte er nie mehr erleben. Erst ihr triumphierendes, irres Lachen hatte ihm verraten, dass sie plante zu siegen und selbst wenn es nur über ihr Leben ging. Sie bevorzugte lieber einen schnellen Tod als erst von seinen Artgenossen gequält zu werden. Als ihm das dämmerte, war es beinahe zu spät gewesen für ihn zu reagieren. Damit sie nie wieder auf diesen Dummen Gedanken kam wollte er unbedingt die letzte Granate aus ihrem Inventar nehmen.

Eilig haste Katalina in ihren dürftigen Kleidern zu ihrem Gästezimmer. Rasch was anständiges Anziehen. Also Schrank öffnen, staunen… da waren sicher fünf neue Kleider. Safas Grosszügigkeit bedeutete ihr viel, doch meist waren ihre Kleider eine Nummer zu weit. Dennoch reizte sie so ein schlichter brauner Rock. Erst… ihre Augen wurden gross. BH schnappen und genau betrachten. Die Dinger waren herrlich weich gepolstert. Wer zum Himmel schenkte ihr so was? Wer ahnte ihre Grösser heraus und… Einem geschenkten Gaul soll man bekanntlich nicht ins Maul schauen. Auf jeden Fall passten die bei ihr gelagerten Dessous wie massgeschneidert. Unterstrichen ihre Figur. Mit einer schwarzen Bluse, eine schwarze Strickjacke passte alles wunderbar zusammen. Nur wo sollte sie die Granate sicher verstauen? Es gab nur kleine Täschchen für gefaltete Geldnoten oder Taschentücher. Etwas Geld verstaute sie tatsächlich.
In Hand mit so einer Granate durchs Hotel? Wenn sie jemand der Gäste sah, einen Schock bekam dann würde sicher Dimitros wieder toben. Sein Bruder durfte schliesslich nicht den guten Ruf verlieren. Also wohin…? Sie erinnerte sich an eine Geschenkpackung, bei Dimitros drüben in seiner Sammelkammer. Grinsend nahm sie ihre Munition aus ihrem Koffer. Achtsam ohne Eile rasch zurück du dem halb ausgeräumten Zimmer? Tatsächlich räumten fleissige Arbeit das ganze Zimmer heraus. Man beachtete sie kaum. Zielsicher ging sie zu einem hinteren Gestell. Wich den emsigen Packern aus. Schlängelte sich durch die Unmengen Möbel, eine Ritterrüstung die sie sogar für echt hielt und andere Kuriositäten. Sie entdeckte den betreffenden Karton im Gestell. Griff danach. Hastig entschuldigte sich einer der treuen Angestellten. „Wir müssen leider alles, ALLES nach oben schaffen was IHM gehört.“ Sie verstand den deutlichen Wink. Hielt ihn am Arm zurück. Bat ihn, „Halt schön ruhig. Nicht zittern bitte.“ Drückte ihm die Munition in die Hand. Während er versuchte damit klar zu kommen was da in seiner Hand ruhte, riss sie ihm den Karton aus den Händen. Nahm das verzierte Schmuckei heraus. Bevor er auf dumme Gedanken kam wechselte sie das teure Ei mit der Granate aus. Zufrieden lächelte sie ihn an. „Ich brauche nur die Verpackung.“
Ratlos hielt er ein kostbares Schmuckei, das mehrere tausend Dollar wert war, in den Händen und wusste wieder nicht wohin damit. Leise vor sich hin kichernd marschierte Katalina zum Lift. Nicht nur Safa verstand sich auf gelungene Streiche. Unten im Parterre rauschte sie erst einmal in die Küche. Verlangte nach einem vergoldeten Eierbecher. Dann rasch rüber an den Kiosk neben der Küche. Praktisch unter der Treppe eingebaut. Tatsächlich fand sie die kleinen glitzernden Steinchen. Zwar Kinderkram, aber erfüllte bestens ihren Zweck. Klebte die Steine in exaktem Abstand auf der Granate fest. Das ganze auf den golden Becher drapiert. Ein explosives Schmuckei das Dimitros immerhin seine 5 Millionen wert war. Sie hoffte nur dass er den Witz auch verstand. Auf jeden Fall passte es besser zu seiner Sammlung als der vorherige Inhalt.
Die Küchenuhr kreiste schon auf halb eins zu als sie den Mittagstisch suchte.

Ausgelassen spazierte Dimitros an seinen Platz. Nach der kurzen Inspektion durch die Küche, organisierte er danach gleich ein paar Leute die sein Zimmer aufräumten. Danach, seinem leeren Magen gehorchend, gleich hinüber in den rechten Flügel, in seinem Hotel. Es gab dort zwei lange Mittagstische. Wobei meist nur einer ganz ausgelastet war. Den, wo er oder Mikael sich ransetzten. Normaler Weise sass er am hinteren Tischende. Doch seit sein Bruder wieder da war, überliess er ihm anstandslos den ersten Platz. Es gehörte sich so. In der kurzen Zeit, fünfzig Jahre, wo er allerdings dort gezwungener massen sitzen musste, ersetzte er heimlich die normalen Scheiben gegen Panzerglas aus. Er sass einfach gerne mit dem Rücken zu einer stabilen Wand. Als König über Vampire war man schliesslich nicht von Anschlägen ausgeschlossen. Dem Zufall schenkte er nicht diese Gelegenheit ihm in den Rücken zu fallen. Doch jetzt fühlte er sich absolut sicher in dem Essraum. Mikael schon fast durch mit seinem Essen. Sein freier Platz lag gleich auf der rechten Seite von ihm. Auf der linken speiste einer seiner Mitarbeiter im Büro. Als Dimitros noch in der Mitte sass, blieb mindestens ein Platz auf beide Seiten frei. Alleine wenn er dem eher rundlichen Bürogummi beim Essen zusah, wie er alles runter schlang, widerte ihn an. Ein intelligentes Genie, dass lieber bequem auf einem Stuhl hockte, war eben nicht gerade seinen Kragenweite. Gerade eben hatte das Zahlengenie das Hauptgericht schon komplett in den Magen gedrückt, da war Mikael erst mit der Vorspeise fertig. Dennoch liess sich heute Dimitros nicht die gute Laune verderben. „Was gibt es heute feines?“ fragte er seine Bruder als er sich, neben ihn setzte. Dieser staunte erst einmal über Dimitros Veränderung. Seinen Bruder, so fröhlich, da stimmte was nicht? Während er noch nachdenklich sein Brot kaute, gab das Pummelchen antwort. „Gebratene Ente. Ich kann die knusprigen Kartoffeln dazu...“ „Schon fertig?“ fiel im Dimitros gespielt überrascht ins Wort. Starrte auf den leeren Teller rüber. Der andere kam gerade zögerlich zum Nicken. Wollte gerade sagen dass er nur auf den Dessert wartete, doch Dimitros war schnellern. „Gut, Katalina kommt gleich. Ich will dass die in meiner Nähe sitzt.“ Dem anderen dämmerte es langsam dass er ziemlich rüde vom Platz verwiesen wurde. Kaum erhob er sich unsicher, hob Dimitros schon seinen Arm. „Neues Gedeck bitte.“ Rief er fordernd. Seinem Bruder blieb der volle Löffel völlig unbeachtet im Teller liegen. Das war schon eher das natürliche Verhalten Dimitros jedoch wieder ins Gegenteil gezerrt. Kopfschütteln sah er ihn an. „Gibt es was neues?“ „Nein“, kam es von Dimitros völlig uninteressant. „Ah,“ erinnerte sich. Stand auf und sah suchend am besetzten Tisch nach unten. „Forstry“, rief er über den Tisch. Kannst du heute noch den Friedhof aufräumen? Nimm jemand mit. Es sind fünf neue Tode da. Den Kopf und ein paar Finger unbedingt noch vor dem Abend einsammeln. Ich will nicht dass ein paar herumwildernde Hunde das fressen.“ Gebannt schaute ihn nun jeder am Tisch an. Er liess sich von dem nicht stören. Im Gegenteil nutzte diese aufmerksamen Zuhörer um gleich klarzustellen. „Noch was. Keiner fordert mir vorerst Katalina heraus. Also ich würde es keinem empfehlen es sei denn er ist so gut wie,“ er deutete auf seinen Bruder und sich selber. „Das auf dem Friedhof sind vier…“ Zögerte da Katalina gerade den Saal betrat.
„Vier Leute von uns und ein Frischling. Da sie nicht gerade freundlich zu ihr waren, haben sie nicht überlebt. Zwei sind noch auf der Flucht. Ich geb später die Fotos heraus, mit dem entsprechenden Kopfgeld.“ Seine Hand winkte seine schöne Eroberung heran. Deutete auf den leeren Platz gegenüber. Bemerkte nur wie das lange, geflochtene Haar sich so glänzend von der schwarzen Bluse abhob. Ihr stolzer Gang, das Lächeln sobald sie ihn sah, erwärmte sein Herz. Mikael wirkte wieder eher gelangweilt und widmete sich dem essen zu. Innerlich jubelte Katalina dass sie mit solchen Leuten an einem Tisch esse durfte. Keiner der sabberte oder spukte. Alle so ordentlich und… Ihr Gesicht gefror als sie das lange Gesicht von der Comtesse auffing. Ein paar Stühle vor ihr sass diese da. Sie musste hinten an ihr vorbei. Das brachte sie auf einen neuen Gedanken. Das einzige Problem war sie wusste nicht an wen sie sich wenden sollte. An den König oder Dimitros. Sie vertraute beiden. Auf dem Glanzkarton war genau abgebildet was früher drin war. Ein rotes Schmuckei mit funkelnden Steinen wie Diamanten. Sie kannte die Schwäche der Comtesse für funkelnde Schmuckstücke. Also verharrte sie im Schritt neben ihr. Blickte unschlüssig auf das Packet in ihren Händen. „Dimitros?“ frage sie um Hilfe. „ Du weist doch was drin ist. Wäre das Geschenk nicht passende für eine Frau?“ Ahnungslos musterte Dimitros die Schachtel mit dem Glanzpapier. Klar kannte er das alte Geschenk. Es lag schon seit Jahren nutzlos in seinem Regal herum. Er überlegte noch warum sie es ausgerechnet Melanie schenken wollte. „Ist es gestattet zu Fragen wie Comtesse Melanie zu dieser Ehre kommt?“ Um das zu erfahren ignorierte er sogar den kommenden Essenservice. Er war zu gespannt auf ihre Antwort.
Katalina suchte einen Moment nach den richtigen Worten. „Gestern hatte ich eine Verabredung mit ihr. Wir scheinen uns verpasst zu haben. Dieses Geschenkt trifft auf jeden Fall ihren Geschmack besser als deinen also dachte ich mir, für eine liebe Kollegin, damit sie mich immer in guter Erinnerung behält…“
Bedenkenlos gab Dimitros den Entsprechenden Wink, als zusage. Mit einem Lächeln hielt Katalina den geschlossenen Karton der überraschten Comtesse hin. Diese zögerte, blickte er misstrauisch was sie von dieser Überraschung halten sollte. Schliesslich wusste ihre Feindin genau das er gestrige Abend ihre Falle war. Allerdings traute sie dem Menschen keinen öffentlichen Anschlag zu. Hier am Tisch waren die obersten Führung versammelt. Sie fühlte sich absolut sicher und beschützt. Um selber nicht zu beleidigen steckte sie zögerlich die Hände aus.
Katalina forderte sie mutig auf. „Schau einfach hinein und entscheide selbst ob dir die Swarovsky Steine drauf gefallen. Ich hab es heute extra abgeändert.“ Dann zwinkerte sie ihr mit einem Auge verheissend zu. Flüstere fast lautlos. „Damit du mich nächstes Mal nicht vergisst!“
Mit einem falschen Lächeln hob Comtesse den Deckel der Schachtel an. Mit ihren langen Fingernägel tat sie das ausserordentlich geschickt. Blickte hinein und verwundert strahlte sie auf. Niemals erwartete sie so ein kostbares Schmuckei von ihrer eigentlichen Rivalin. Äusserst behutsam hoben ihre Finger den goldenen Becher hoch. Fand den schlichten Untersatz etwas merkwürdig. Als sie es über den Kartonrand hielt, spähten die umliegenden Leute neugierig herüber. Die von weiten wirkten erfreut. Ihre zwei nahen männlichen Tischnachbarn zuckten jedoch empfindlich zusammen. Ganz genau verfolgten sie was passierte. Melanie mit ihrem hübschen roten Mund. „Oh. Das ist ein Ungewöhnliches Stück. Sicher sehr selten.“
„Ausgesprochen selten“, bestätigte Katalina. „Du hast keine Ahnung was du da in den Händen hälst? Den mal scharf darüber nach…“ Auf einmal wirkte Katalina besorgt. Blickte auf ihre Uhr hinunter. Dann rüber zu dem Ei und wich vorsichtshalber einen Schritt zurück. Begann den Countdown rückwärts. „Sechs… fünf… vier…“
Entsetzt riss die Comtesse ihre Augen auf. Das Ei glitt aus ihren Händen. Im selben Augenblick kippte ihr Stuhl rückwärts, sie raste in Vampir Geschwindigkeit dem rettenden Ausgang zu, kollidierte aber vorher mit einem Kellner der gerade Sauce transportierte. Die heisse, braune Tunke verteilte sich über ihrem hellen Kleid. Rüde knallte der arme Angestellte an die Wand als sie nur um ihr Heil besorgt kreischend aus dem Raum flüchtete.
Gespannte wartete Katalina nur auf den Moment wo ihr das Ei aus den Händen fiel. Gelassen fing sie es auf. Rasch zurück in den gepolsterten Karton, während um sie herum die leeren Schüsseln flogen und leichtes Chaos herrschte. Nachdem das wunderbare Schauspiel der Comtesse endete, herrschte eisige Ruhe um den Tisch. Die nahen Gäste setzten sich wieder an ihre Stühle zurück. Dimitros Auge zuckte gefährlich. Doch Mikael legte seine Hand bestimmend auf seinen breiten Schultern. „Ich regle das.“
Genau wusste er was Katalina in den Händen hielt. Entsprechen gewappnet wirkte er angespannt als er auf sie zutrat. Diesmal wusste sie wie sie zu reagieren hatte. Ging mit einem Knie auf den Boden und kauerte gebeugt nieder. Diesmal lieferte sie ihm keinen Hinweis, sie nochmals herauszufordern. Somit blieb ihm keine andere Wahl als logisch zu fordern. „Gibt es dazu eine vernünftige Erklärung?“
Vorsichtshalber blieb Katalina in ihrer niederwerfenden Haltung. „Vielleicht hätte ich dich vorher um Rat fragen sollen. Was machst du mit Leuten die dich Herausfordern, dann nicht kommen und stattdessen sieben kräftigere Stellvertreter schicken?“
Erst als sie den König entspannt schmunzeln hörte blickte sie hoch. Er begab sich zurück an seinen Platz. Schob den leeren Stuhl auf seiner linken auf die Seite, winkte sie heran. Zu Dimitros gewandt. „Also daher weht der Wind. Das entwickelt sich langsam zu einem ernsten Problem?“ Kaum sass Katalina auf ihrem Platz, nahm er das explosive Geschenk aus der Hand. Sofort eilte ein Diener heran. Mit einem Nicken nahm er es ab und verschwand hastig damit.
Einzig Dimitros sah unvermindert böse über den Tisch sie an. „Was hast du dir dabei gedacht?“
Katalina klärte ihn auf. „Selbst ein Blinder hätte gemerkt dass sie nicht scharf war. Schon weil ich nicht Richtig in Deckung ging sondern es nur andeutete. Comtesse hat sich das selber zuschulden lassen, mit ihrem schlechten Gewissen. Eigentlich hatte ich gestern eine Verabredung, mit ihr allein, auf dem Friedhof. Doch bereits nachdem sie den komischen Wunsch äusserte auf dem Friedhof auf mich zu warten, habe ich geahnt dass sie mir irgendeine Falle stellt. Darum bin ich da mit schwerem Geschütz aufgefahren.“
Unversöhnlich knallte Dimitros die bereits tote, gebratene Ente auf seinen Teller hinunter als müsste er sie nochmals erledigen. Nachdenklich gab Mikael ihr zu wissen. „Bedauerlich gehört Comtesse zum Hochadel Italiens und ist zudem mit dem mächtigen Kaiser aus Japan verlobt. Eine menge Schwierigkeiten! Wir können sie nicht einfach nach hause schicken.“
Spontan kam da aus Katalina geschossen, „Dann holt doch ihren Verlobten hierher damit der sich mit ihr beschäftigt. Dann hat sie garantiert weniger Zeit für ihre Spielchen.“
Besonnen hielt Mikael weiter mit dem Essen inne. „Wir haben keinen triftigen Grund ihn von seinen wichtigen Geschäften zuhause zu trennen.“
Diesmal stutzte Katalina. „Ihr seid doch ein Königshaus? Veranstalte einen Ball, ein Fest. Schliesslich bist du… nach wie vielen Jahren im Ausland?“
Gewarnt presste sich Mikael die Lippen zusammen. Er durfte ihr nicht verraten dass er fünfzig lange Jahre weg war. Sonst gab das Rätsel nur weiteren Anlass für sie zu Spekulieren. Einzig das beistimmende Klatschen von Dimitros weckte ihn aus seiner Anspannung. Sein Bruder wirkte bereits wieder direkt erfreut. „Das ist wirklich ein hervorragender Vorschlag. Warum veranstalten wir nicht ein grosses Fest als Willkommensfeier für Dich, Bruder. Wir verschicken an andere Königshäuser wie Italien auch Einladungen, dann sieht sich der Verlobte von Comtesse Melanie verpflichtet ihr bei dem Anlass beizustehen und seinen Anspruch zu verteidigen.“
Das gefiel sogar Mikael der die ganze Aufregung, vom Mittag, kurzerhand beendete. „Gut, dann veranstalten wir ein Fest. Am besten Übermorgen schon! Wenn es vorbei ist wird Comtesse abreisen. Wenn nötig mit mündlichem Befehl von mir.“
Man wendete sich endlich dem Essen zu.


Geheimnisse. neuer wichtiger Besuch


(wird noch korrigiert^^)
Ein ungewöhnlich beschäftigter Dienstagmorgen startete. Am Abend zuvor verbreitete sich der bevorstehende Ball wie ein Lauffeuer. Vampire schalten, bewegen und reagieren nicht nur schneller, sie handeln in der Tat. Mikael war gefordert weil er die auserwählten Gäste mit Dimitros zusammen bestimmen musste. Wiederum wartete schon der Koch gespannt auf das Ergebnis um noch am Montagabend die Bestellung aufzugeben. Am Dienstag knisterte die Spannung förmlich in der Luft. Eine Stunde früher als gewöhnlich stand das Personal auf. Emsig wurde vorgeputzt. Teppich gereinigt, Scheiben auf Hochglanz polierten, genauso wie die glänzenden Parkettböden. Mikael bevorzugte mit Safa das Frühstück oben einzunehmen. Ihn wunderte höchstens warum plötzlich energisch an seine Türe geklopft wurde. Dimitros zog bereits Katalina im Schlepptau hinein. Hastig zog sich Safa einen flauschigen Morgenmantel über da sie nur in Unterwäsche am Tisch sass. Dimitros grinste nur frech über ihre geröteten Wangen. Dreist blickte er zu dem halbleeren Tisch. Während Mikael fragend, beim ankleiden, noch herüber sah schob sein Bruder schon galant einen Stuhl zurück um ihn Katalina anzubieten. Er meinte spitzfindig, „Bei Euch gibt es einen grossen Tisch. Ich muss mir erst einen besorgen. Wir essen heute zusammen hier!“ Spazierte zum Transportlift um zwei Frühstück zu bestellen.
Gelassen setzte sich Mikael an seinen Platz am runden Tisch. Skeptisch sein Blick zu Dimitros. „Hast du drüben überhaupt Platz für einen Tisch?“
Unerschütterlich hielt ihm Dimitros vor, „Du warst wohl schon lange nicht mehr drüben?“ Leise verriet Katalina erfreut. „Er hat alles ausräumen lassen. Ausser dem Bett ist nur der grosse Bär und die hässliche Couch noch da.“
Erstaunt betrachtete Mikael seinen grossen Bruder. „Was ist passiert?“ Doch da zuckte er schon zusammen, weil ihn ein Fuss, strafend unter dem Tisch anstiess. Mikael liess sich dadurch nicht aus der Ruhe bringen. „Ich will es selbst von ihm hören“, raunte er Safa zu. Es war selbst für ihn ein höchst seltener Anblick das sein Bruder, einer Frau, das Essen servierte. Dimitros ging gar nicht auf die Frage ein. Stattdessen wanderte sein Blick über die weiblichen Anwesenden und fragte sich insgeheim. „Was machen wir mit Euch? Damit ihr heute nicht im Weg rum steht oder uns ablenkt.“ Sogleich machte Mikael den Vorschlag. „Zuerst zu Boris unserem Schneider. Er ist ein Stockwerk unter uns. Dann wäre da immer noch ein Weidezaun zu reparieren. In normaler Geschwindigkeit.“ Meinte er letzteres zu Safa. Unschuldig blinzelte die ihn an, wusste aber was er ansprach. Was ihr jedoch missfiel als er hinzufügte. „Wenn du dich nach dem Schneider immer noch extrem müde fühlst, besuche bitte, bevor du das Hotel verlässt, Dr. Card.“ Riet er ihr. Nachdem er sogar Dimitros betreffenden Blick bemerkte hielt er es für notwenig sich zu verteidigen. „Nein. Ich bin garantiert nicht schuld daran, wegen letzter Nacht.“ Schnitt sogar eine leichte Grimasse. „Eher der Stress der letzten Tag. Dann die Um… Auhhh!“ Diesmal rieb er sich über die Stelle. Obwohl ihn Safa diesmal ganz erwischte war er ihr nicht böse. Beinahe hätte er vor ihrer Schwester zuviel verraten. Dennoch alles andere als dankbar widmete er sich seinem Essen. Katalina wunderte sich wieder was vor ihr verschwiegen wurde. Eine Betroffene Stille herrschte. Verstimmt wartete Katalina um mit ihrer Schwester alleine zu reden. Das ging allerdings erst auf dem Weg zu Boris hinunter. Mikael und Dimitros brüteten derweil darüber wer welche Arbeiten überwachte. Gespannt hielt sich Katalina an Safas Seite. Sie wirkte heute so in sich gekehrt. Also drängte sie zu wissen. „Was ist los? Was stimmt nicht?“ Wie aus seinem Traum aufgeweckt sah Safa hoch. Lächelte verzeihend. „Wenn du das beim Tisch meinst, dann darf ich leider nicht darüber reden. Wegen dem Rest. Keine Ahnung woher diese Müdigkeit kommt. Am liebsten würde ich nur im Bett bleiben und schlafen. Und nein, Mikael hat wirklich nichts damit zu tun. Wir sind sogar vor Mitternacht eingeschlafen. Weißt du schon was du für eine Farbe wählst?“
„Bitte“, wirkte Katalina verwirrt.
„Das Ballkleid. Himmel, wir müssen tanzen. Ich hoffe Mikael hat heute Abend noch Zeit mir was Unkompliziertes beizubringen. Sonst halte ich mich lieber versteckt.“
Dagegen hatte Katalina nicht einzusetzen. Sie wusste wie ungeschickt Safa in diesem Bereich war. Sie hingegen hatte als Kämpferin eine gewisse Vorahnung was sie erwartete.
Sie fanden das Atelier leicht. Die Türe offen. Es gab eigentlich keine Türe sondern nur einen schweren Vorhang der jetzt auf der Seite zusammenfaltet hing. Drinnen so hell wie in den oberen Schlafzimmern. Nur diese Stube hier war gefüllt mit fünf Näherinnen und einem immensen Stoffarsenal. Geradezu riesig die gewaltige Auswahl. Dafür ziemlich eng der Platz der Näherinnen. Doch mit dem Licht vom Fenster ideal gelegen. Gleich neben der Türe auch das „Büro“ ein langer Tisch auf dem Entwürfe gezeichnet und ausgesucht wurden. Aufgeschlagene Kataloge und entfaltete Zeichnungen stapelten sich zuhauf. Momentan herrschte emsiger Hochbetrieb. Kaum entdeckte der kleine Boris die neue Kundschaft seufzte er betrübt los. Der arme wirkte überlastet. Ein zäher Mann im mittleren Alter. Mit seiner grossen Glatze wirkte er jedoch wie ein älterer Opa. Selbst Safa staunte dass Vampiren die Haare ausfielen. Da war de Vlamnick in seinem Alter ziemlich glücklich dran. Allerdings wusste sie auch nicht wie alt Boris zählte. Mit den feinen Fältchen im Gesicht schätzte man ihn ziemlich nahe an Vlamnick. Die kurzen schwarzen Haare wiederum liessen ihn eher jünger wirken. Auf jeden Fall ein besorgter Mann dem die Arbeit nie ausging. Erst beim näher kommen veränderte sich sein Schritt. Auf einmal beschleunigte er, wirkte geradezu begeistert. „Das Beste kommt zum Schluss.“ Knapp verstand man sein schlechtes Englisch. Freute sich als er die jungen Frauen erkannte. Bat sie gleich zum Fenster zu treten. Dort auf dem Sims lagen bereits mehrere neuere Kataloge. Auf einmal gesellte sich Sven zu ihnen. Zwinkerte, „Bin als Dolmetscher da.“ Etwas atemlos schnaufte er heftig. „Hab Whisky schon bewegt. Also sucht euch am besten einen Schnitt aus. Alles was mit einem roten Kreis versehen ist, hat schon jemand anders ausgesucht. Ist also nur mit Abänderung zu empfehlen.“
Wohl eine halbe Stunde lang blätterte Safa unentschlossen. Katalina ging tatkräftiger an die Sache. Ihr gefiel ein langes, schulternfreies Kleid das um die Hüften anlag und unten in einem glatten Rock endete. Allerdings war das Kleid „besetzt“ Also fragte sie ob man oben statt Schulternfrei, vom Busen her feine Träger, fächerförmig nach oben zum Hals, was machen könnte. Bei ihrem schlanken Hals kam das auf jeden Fall gut an. Den Wunsch erfüllte ihr Boris gerne. Einzig bei der Farbe begann die Uneinigkeit. Boris geübtes Auge wollte ein helleres Blau. Sie mochte diese Farbe überhaupt nicht. Nach zähen Verhandlungen rief sie verzweifelt aus. „Ich geh liebe in Mausgrau!“ Sie bekam ein graues Kleid mit silbernen Fäden. Den Saum nähte man mit einem Faden der wie ihre Haarfarbe glänzte. Um Boris, dem der Schweiss schon auf der Stirn stand, nicht weiter zu über strapazieren, fügte sich Safa rasch dem ihm gewählten Türkis. Eigentlich erwartete er erst Einspruch wie bei ihrer Schwester. Doch Safa versicherte ihm, sie vertraue ihm. Sie war es gewohnt Kunst immer gerne fertig zu kaufen.
Eine zähe Stunde dauerte dieser Ausflug. Danach war Safa auf jeden Fall erleichtert. Wieder im Schatten des Mittelflures fühlte sie sich sofort wieder müde. Im warmen Studio, mit dem aufheizenden Sonnenlicht fühlte sie sich einfach besser. „Ich brauche die Sonne sonst fehlt mir Energie.“ Versuchte sie die besorgte Katalina zu beruhigen. Unerbittlich erinnerte diese. „War da nicht noch die Rede von einem Arztbesuch?“ Abgeneigt winkte Safa ab. Doch Katalina hielt sie sachte am Arm. „Komm schon. Dann holen wir wenigsten mein Schwert dort ab. Ich will das zurück.“ Da fiel Safa keine passende Ausrede ein. Liess sich ergebend abschleppen.
Energisch klopfte Katalina bei der Klinik an. Weniger als eine Sekunde dauerte es bis Card die Türe genauso kräftig aufriss. „Dimit…“ stutzte er und bemerkte den Fehler. Schüttelte den Kopf als er die kleinere Katalina erblickte. „Du klopfst an wie er!“ Warf er ihr vor. Winkte sie hinein in die leere Praxis. Sie schaute sich unsicher um. „überall schwirren die Leute nervös herum, aber bei dir ist absolute Ruhe.“ „Die wollen alles andere als jetzt krank sein. Also setz dich!“ Deutete auf den Liegetisch. „Von wegen. Der Muskelkater geht bis morgen sicher weg. Nein, ich bin in einer anderen Gelegenheit da. Mein Schwert, bitte.“ Forderte sie gleich.
„Hinsetzen, dann hole ich es“, beharrte er. Spähte mit einem Seitenblick zu ihr rüber. Also sprang sie kurz rückwärts hoch. Liess die Beine über die Tischkante baumeln. Diesmal sah Safa zum ersten Mal warum er den Spitznamen Geist erhielt. Selbst ihr viel kurzzeitig der Kiefer hinunter.
Ihre Schwester lachte sie leise aus. „Das macht er doch ständig.“ „Das sollte er aber nicht vor M… anderen tun.“
Kurze Zeit später erschien Dr. Card wieder indem er die Abkürzung durch die Wände nahm. In einer Hand das Lederpaket, welches die Waffe schützte. Zögerlich hielt er es eine Weile. „Darf ich das nicht behalten?“ Dabei war es ihm durchaus ernst. Als Spezialist kannte er den ungeheuren Wert der Waffe. Darum kannte er auch ihre Antwort bevor sie ihm schonungslos absagte. „Niemals. Oder feierst du demnächst deinen tausendsten Geburtstag?“
Worauf er immerhin breit grinste. „Ok. Einverstanden. An meinem tausendsten komme ich vorbei und hole es ab.“ Gemeingefährlich sah ihn Katalina furchtlos an. „Nur wenn es in meinem Grab, neben mir, liegt. Dann kannst du es gerne haben. Dann habe ich schliesslich keine Verwendung mehr.“
Eindrücklich musterte er sie. „Schade. Vermutlich überlebst du uns alle.“ Sie horchte auf. „Was soll dass den wieder heissen?“
Mit seiner eisernen Ruhe verfolgte Card weiter seine Absicht. Zog, mit voller Absicht, von ihren misstrauischen Augen verfolgt, eine kleine Spritze auf. Als er sich neben ihr an den Tisch anlehnte, legte er erst einmal sein Werkzeug auf die Seite, hinter ihr. Rote Augen funkelten zu ihr hinunter. Irgendwie schien er Safas Anwesenheit völlig auszublenden. Einzig Katalina war ihm bedeutsam wichtig. „Du bist zu was höherem Bestimmt. Dimitros muss blind sein wenn er das nicht erkennt. Du willst vermutlich meine Prophezeiung gar nicht hören, aber wenn du nicht eine von uns werden willst…“ Fast hypnotisch hielten sie seine roten Augen unablässig gefangen. Tief in ihr löste das eine seltsame Unruhe aus, jedoch keine Angst. Seine tiefe Stimme. „ Dann rate ich dir schleunigst nach Europa zurück zu kehren und zwar noch vor dem Ball. Ansonsten wirst du spätestens in wenigen Wochen eine von uns sein. Obwohl…“ Stutzend hielt er inne. Blähte seine Nasenflügel. Rasch sein treffsicheres Urteil das er mit einem gewissen Bedauern äusserte. So leise dass es nicht einmal Safa vernahm. „Du hast also bereits ihn gewählt. Keine Jungfrau mehr!“ Stiess sie sachte mit dem Ellbogen an. Abgebrüht blieb sie völlig gelassen. Einzig ihre Finger umklammerten das Schwert fester. Selbstverständlich bemerkte er das. Grinste wieder breiter. „Na los. Zieh es!“ Fast schuldbewusst zuckte sie zusammen. Bevor sie reagierte, packten seine grossen Hände nach der Waffe. Zog die scharfe Klinge ein Stück weit aus dem Futteral. Hielt sie direkt über seinen Arm, dessen Ärmel er zurück schob. „Willst du ausprobieren? Ich bin ein unsterblicher Geist, das macht mir also überhaupt nichts aus.“
Entsetzt keuchte sie auf. Wollte die Waffe wegziehen, doch erbarmungslos hielt er sie weiter fest. Wieder passte seine grenzenlose Kraft nicht mit einem transparenten Geist zusammen. Zaghaft fuhren ihren Finger tastend über seinen Arm. Da waren feine schwarze Härchen. Sie spürte die feste Konestenz der Haut. Einzig die gesunde Wärme des Körpers fehlte. Obwohl in ihrem inneren sich alles dagegen sträubte drückte sie sanft die Klinge hinunter. Sobald sie den erst tropfen Blut sah, stoppte sie sofort. Energisch zog sie die Klinge zurück und diesmal liess er sie gewähren. Wenige Millimeter tief die Verletzung an seinem Arm. Das farbige Blut schien förmlich zu glühen auf seiner weissen Haut. Erschrocken sah sie hinunter. Auf einmal zog sich das Blut in die Wunde zurück als sei es ein Teil seines lebendigen Ganzen. Von alleine verschloss, heilte seine Haut ohne die geringste Narbe. Geschockt starrte Katalina noch eine Weile auf seinen Arm. Hilfreich beruhigte er sie. „Geister sind unerklärliche Phänomene. Also wechseln wir zu was schönerem. Präsentiere mir deinen hübschen Hintern.“
„Eh“, langsam funktionierte ihr Gehirn wieder. Eine ihrer Hand hielt bereit ihren Rock fest. Er deutete mit einem Wink auf das spitzige Nadelteil hinter ihr auf der Liege. „Traue dich. Heute willst du sicher noch nach draussen. Dimitros möchte sicher auch mit dir Trainieren oder steht heute Abend garantiert der Sinn nach was anderem. Ein kleiner Piecks und wirst auf jeden Fall in allem besser sein.“
Eigentlich war sie nahe dran ihn anzufahren, er soll sich das gefälligst selber wohin stecken. Anderseits war es verlockend den störenden Muskelkater, einfach so, zu vertreiben. Wiederum ihm den blanken Hintern zu entblössen behagte ihr überhaupt nicht. Während sie noch haderte, stellte er sich vor sie hin. Deutete an vom Tisch hinunter zu rutschen. Zögerlich leistete sie folge.
Er raunte ihr ganz nahe ins Ohr, dass sie den warmen Atmen spürte. „Umdrehen! Diese ängstliche Unsicherheit passt nicht zu dir. Wenn ich unverschämt werde, kannst du mir ja den Kopf abhacken.“
Mit dem betreffenden Unwillen packte sie ihre Waffe fester. Er nahm es mit Humor. Mit einem Ruck hob er ihren langen Rock hoch. Eine Sekunde lang bewunderte er ihre entspannten runden Pobacken. Soweit vertraute sie ihm also. Als sie nach der Unterwäsche greifen wollte, drängte er ihre Hand rücksichtslos auf die Seite. Übernahm das selber gern, als er die Haut bloss legte. Sachte streifte seine Hand flüchtig über die feine Haut. Fragend was das denn soll, blickte sie scharf über ihre Schulter zurück. Er versicherte ehrlich. „Du bist eine süsse Versuchung. Ausser Dimitros und mir wird dich hier nie wieder jemand anfassen. Wenn Dimitros sich entscheidet dich hier aufzunehmen, dann freue ich mich auf deine Besuche.“ Natürlich war ihr klar was er damit ansprach. Sie war seit Ewigkeiten kein unschuldiges Mädchen mehr. Sie wunderte sich höchstens über seine direkte Art. Ausserdem war Safa noch im Raum anwesend. Daher hielt sie es nötig klar zu stellen. „Du weist schon dass ich mit Dimitros zusammen bin? Ich bin mit ihm absolut zufrieden. Also was unterstellst du mir?“ Sie spürten den harmlosen Einstich. Doch gegen seine so unverblümte Art handelte er wenigstens in dieser Hinsicht zartfühlend.
Wiederum anders seine überhebliche Sprechweise. „Warte nur bis du den Rausch von deinem Blut verspürst. Den Drang dich mit den besten Art… Genen zu paaren. Es wird dich zu mir führen und ich werde ausser Dimitros keinen an deiner Seite dulden.“ Ein kleiner Blutstropfen entschlüpfte der Einstichwunde. Sein Zeigfinger fing ihn rasch auf. Genüsslich leckte er ihn mit der Zunge weg.
Diesmal hielt es selbst Safa nötig einzuschreiten. Langsam zweifelte sie an Dr. Card zurückhalte Vermögen. „Wie schaffst du es überhaupt dass noch weibliche Kundschaft zu dir kommt nachdem du sie so behandelst?“ Merklich kühlte sich die Luft, in dem Raum, ab. Eindeutig Unerwünscht die Kritik von Safa. Damit sie weiterhin ruhig blieb stellte er klar. „Beleidige mich nicht. Ausser Katalina gab es bisher nur eine einzige Frau in meinem Leben. Ich bin sehr wählerisch. Warte nur bis du erst deine…“ Diesmal erstarrte selbst der sonst so gewandte Dr. Card. Beeilend schob er Katalina den Rock hinunter. Nahm sich jedoch noch die Blitzsekunde Freiheit ihr den Stoff über den schönen Rundungen glatt zu streichen. Da nützte selbst ihr zurückweichen wenig. Danach visierte er schon Safa an. Winkte sie mit einem Finger zu sich. Der überlegene Card erlaubte sich durchaus, sie zu sich zu bestellen. Safa wusste genau dass sie leider auf den einzigen Arzt hier angewiesen war und fügte sich unwillig. Kaum stand sie vor ihm, seine obligatorisches Geruchs Prüfung. Die miese Laune schien auf ihn abzufärben. Bemängelte. „Ständig bist du gerade was am Mampfen oder hast grad frisch gegessen. In deiner…“ er machte eine entsprechende Bewegung in der Luft. „Phase, gerade ungünstig für ein Urteil. Machen wir es auf die Altmodische.“ Suchte einen leeren Becher aus einem Kästchen hervor. Hielt ihn ihr vor die Nase. Ihre Nackenhaare stellen sich hoch ab der schlimmen Befürchtung. Bestätigend nickte er. „Halbvoll genügt.“
Suchend sah sie sich um. Er half nach. „Draussen zweite Türe links, ist eine Toilette.“ Knurrend riss sie den Becher an sich und stürmte aus dem Raum. Erfreut wandte er sich Katalina zu. Abweisend setzte sie seiner Begeisterung einen Dämpfer auf. „Was vermutest du bei Safa? Sie ist schon den ganzen Morgen so müde.“ Eindeutig wurde Dr. Card in seiner Vermutung verstärkt als er hellhörig, mit einem Schlag sehr ernst wurde. Rückte näher an Katalina doch die wich genauso viel zur Seite.
„Kein Kommentar“, wirkte er auf einmal autoritär. Nachdenklich probierte sie einen andern Weg. Einen Schritt zurück an ihren alten Platz. Diesmal stiess sie ihn freundschaftlich mit dem Ellbogen an. Stur hielt er seinen Blick auf die Tür gerichtet. Mit den Schultern lehnte sie schon fast an ihn als sie schmeichelte. „Komm schon, was fehlt Safa?“
Hartnäckig seine eingefrorene Bewegung. Einzig seine Augen schielten kurz zu ihr hinunter. „Schweigepflicht.“ Gerade überlegte Katarina was ihn wohl aus der Reserve holte, ging leider schon die Türe auf. Als Safa die Aufmerksamkeit bemerkte die man ihr zuwarf, bremste sie ab. „Heute seid ihr mir unheimlich“, gestand sie.
Fordernd streckte Dr. Card nur den Arm aus. „Ihr zwei…“ Er deutete unmissverständlich Richtung Türe. Allerdings flüstere er Katalina gerade noch ins Ohr. „Wenn du Bescheid wissen willst, heute Abend, bei mir!“ Bevor sie sich aus ihrer Empörung löste, flüchtete er erfolgreich in sein Labor, durch die Wand. Das ungebührliche Angebot hatte er nur vorgeschlagen, weil er von vor herein wusste, das sie ablehnte. Es reizte ihn einfach mit ihr zu spielen. Sobald er in seinem Labor war, arbeiteten seine Finger flink. Nach zwei knappen Minuten hatte er sein positives Resultat. In seinen Gedanken versunken lehnte er an einen Sessel vor dem leeren Kamin. Unklar wen er dafür zur Verantwortung ziehen konnte. Morgen war der Ball, eine ganze Versammlung die alle Interessen an diesem Königshof zeigten. Eindeutig fand er dort den Schuldigen. Ausserdem hielt er es für verfrüht den König einzuweihen. Mindestens ein Monat blieb ihm noch um das Geheimnis für sich zu bewahren. Ein ganzer Monat um eigenmächtig zu handeln. Eine Menge verdeckte Arbeit wartete auf ihn.

Die drei standen wieder einmal versammelt hinter dem Haus. Erst nachdem Sven den Rucksack überprüfte, setzte man sich einig in Bewegung. Das Wetter spielte gutmütig mit. Abwechselnde Bewölkung trocknete die Wiesen an, so dass die Socken in den bequemen Turnschuhen nicht nass wurden. Ausserdem was auch jede Vampirnase freut, wenn der Hund durch die Feuchtigkeit nicht stank. Wobei das bei Whiskys kurzem Fell nur eine minimale Veränderung bedeutete. Bis am Mittag arbeitete man emsig um wenigstens eine zweite Seite fertig zu reparieren. Ein Kilometer Weidezaun sind keine Kleinigkeit. Selbst für einen Vampir eine Herausforderung. Vor allem da nur Katalina eine hohe Trefferquote mit dem Hammer aufwiesen. Bei ihr stiessen die Nägel am geradesten in die Pfosten. Gegen Mittag wurde es zudem unerträglich schwül. Diesmal nahm Sven ein altes Tischtuch mit dass sie auf zwei Pfosten annagelten und mit den losen Latten dazu ein Zelt spannten. Eine Stunde pausierte man so im Schatten. Genoss einen kleinen Imbiss, trank vor allem viel Wasser. Danach zog man die Sonnenhüte wieder tiefer. Steckte die langen Haare nach oben, dass er Nacken kühl blieb. Schlüpfte in die dünnen Stoffhandschuhe hinein und die Schufterei begann wieder. Kurze Zeit später lehnte sich Safa erschöpft an einen Posten. Hielt das oberste Brett fest während Katalina nach einem Nagel suchte. Unerwartet gab der Posten nach, da er unter der Erdoberfläche durchgefault war. Geschickt fing sich Safa auf, handelte sich dafür ungeschickt einen grossen Holzsplitter in den Unterarm ein. Wohl ein Zentimeter steckte er unter der Haut. Da es wehtat, bat sie Katalina um Unterstützung. Ohne Zögern zupfte diese, mit den Fingernägeln, den unwillkommenen Eindringling schonungslos heraus.
Natürlich blutete es wenige Tropfen. Das beunruhigte Katalina überhaupt nicht. Selbst Safa war es Recht, da so weitere Fremdkörper, vom Holz, ausschwemmten. Dann jedoch beobachtete Katalina das seltsame Phänomen dass ein Bluttropfen, statt der Schwerkraft über den Arm zu folgen, wieder zurück in die Wunde wanderte. Augenblicklich erinnerte sie das an Dr. Card Demonstration. Erschrocken sprang sie einen Schritt zurück. „Du bist eine von denen“, keuchte sie mit rascher Auffassungsgabe. „Du bist ein… weist ich was auch immer…!“ Bestürzt sah sie ihre Schwester an, wie einen neuen Feind. Sie haderte mit sich selber was sie von Safa halten sollte, wie damit umgehen.
Bekümmert wischte sich Safa den Schweiss von der Stirn. „Genau das wollte ich vermeiden. Darum habe ich dich nicht hergebeten sondern nur informiert. Betrachte mich… uns…“ Es war schwierig die Gesetze einzuhalten und das Geheimnis zu achten wenn einem eine intelligente Schwester, eine mit einem scharfen Schwert im Rücken, so kritisch beobachtete. Safa blickte ausweichend in die Ferne. „Stelle dir vor das meine Gene einfach einen Schritt nach vorne weiter entwickelt sind. Das ist unter allen Tierarten schon mehrfach geschehen. Warum sollte das nicht mit dem Mensch passiert sein? Ist das so schwierig vorzustellen? Die Eckzähne haben mich in ihr Geheimnis eingeweiht, weil ich beschlossen habe für immer mit Mikael zusammen zu bleiben. Ich hoffe du erzählst das auch nicht weiter, weil dir das vermutlich auch niemand glauben würde. Nur du hast die Beweise gesehen.“
Weiterhin beunruhig starrte Katalina verstimmt Safa an. Dann kam ihr ein anderer Gedanken. „Vermutlich hast du meine Hilfe gar nicht gebraucht?“ warf sie ihrer Schwester vor. Betroffen schüttelte Safa den Kopf. „Doch. Ich bin sehr froh dass du da bist. Auch wir sterben. Wir sind etwas zäher, sterben jedoch genau so.“
Ungläubig verharrte Katalina auf der Stelle. Sie brauchte Zeit um das zu verdauen. Mehr zu sich selber. „Darum bist du so müde. Du bist mitten ein der Verwandlung.“ Daran zweifelte wiederum Safa. „Vielleicht teilweise. Ich vermute das steckt noch anderes dahinter. Müdigkeit, ist in diesem Königreich, eigentlich eine selten anzutreffende Eigenschaft.“
Abwinkend wich Katalina weiter zurück. Ablehnend stand sie mit dem Rücken zu den anderen. Blickte zurück zum Hotel. Alles so schön abgeschieden in diesem Land. Die Geschichte passte wunderbar hierher. Erklärte vieles. Wenn auch weiterhin kleine Ungereimtheiten blieben. An das Märchen das Vampire existierten glaubte sie weiterhin nicht. Das es ein günstiger Vorwand war um die verbesserten Fähigkeiten zu erklären, dagegen schon. So verschaffte man sich auf jeden Fall Respekt, indem man die Furcht der Menschen schürte. Nachdenklich liess sie Safa wissen. „Ich gehe in Hotel zurück. Im kühlen Zimmer kann ich das besser verdauen. Bis später.“
So viel hätte ihr Safa gerne gesagt. Momentan benötigte Katalina jedoch eine grosse Pause um ihre Gedanken zu ordnen. Daher liess sie ihre Schwester ungehindert gehen. Fragend sah sie zu dem geduldigen Sven hinüber. Schüchtern lächelte er zustimmen. „Du hast alles richtig gemacht.“ Versicherte er. Vertrieb aber ihre aufkommende Freude. „Ab nun übernimmst du den Hammer. Gib ja auf deine Finger Acht!“ Ohne Katalina steigerte sich ihr Fortschritt nur schleppend. Nach jeder Stunde legten sie eine kleine Pause ein. Erbarmungslos brütete sie Sonne über ihren Köpfen. Selten eine kleine Wolke die für wenige Minuten Erlösung brachte. Erst weit in der Ferne bauschten sich die Gewitterwolken zu gewaltigen Türmen in den Himmel hoch. Wo sie jedoch ein starker Wind einfach zerfetzte. Safa vermutete kaum das es am späteren Abend oder gar in der Nacht ein Hitzegewitter für Abkühlung sorgte. Die Luft flimmerte über dem Kniehohen Gras, dessen Farbe langsam von Grün zu einem gelb wechselte. Weit in der Ferne erblickte sie einen Reiter. Vom Hotel ausgezogen, steuerte er ziemlich genau auf sie zu. Verwundert blickte Safa zu Sven, der hob Ahnungslos die Schultern. Die aufmerksame Whisky erschnupperte noch keinen Lufthauch von dem Neuzugang. Gelassen suchte sie im hohen Gras nach Mäusen oder Käfern.
Zuerst glaubte Safa das Mikael sie besuchte, doch sobald die Entfernung auf einen halben Kilometer schrumpfte, erkannte sie den Irrtum. Dieser Fremde war eindeutig kleiner als ihr geliebter Mikael. Genauso breit in den Schultern, schlank in den Hüften und vor allem ritt er genauso hervorragend. Ungern beschrieb sie ihn mit einer gewissen Faszination, wie er so eine perfekte Einheit mit dem Tier darbot. Das unterschied sich gänzlich von ihrem Europa wo der Reiter steif wirkte oder ständig das Pferd unter scharfen Trensen ritt. Hier beschritt man den Weg locker. Das Pferd entspannt mit langem Hals und dennoch volle Konzentration auf den hinteren Reiter. Sachte trieb er es vorwärts ohne dass es nervös reagierte. Es akzeptierte und vertraute seinem Reiter. Ein entschlossener Vampir der eindeutig wusste was er wollte und seine Wünsche durchsetzte.
Gemütlich nagelte Safa weiter bis er sie endlich erreichte. Besonnen betrachtete er das seltsame Paar vor ihm. Zweifelte ob sie tatsächlich Mikaels Gefährtin war. Sie glich eher einer hübschen Bauerntochter als eine zukünftige Königin. Er hielt es daher noch nicht nötig von seinem Pferd zu steigen. Informierte sich vorher. „Safa? Safa Burgler?“ gespannt seine wachsamen grünen Augen. Jedoch nicht nur seinen Augen. Über seine auffällige Haarfarbe wunderte sich sogar Safa. Es zuckte leicht belustigt in ihrem Mundwinkel. Ein helles Grün. Eindeutig färbte er seine halblange Pracht. Zögerlich trat sie vor. Sofort sprang Whisky wachsam an ihre Seite. „Ja“, sagte sie mit klarer Stimme. Befremdend sein Blick. Grübelte einen Moment weiter. Schliesslich wirkte er angenehm überrascht. Seine ernsten Gesichtszüge wechselten zu einem schwachen Lächeln. Sprang leichtfüssig von seinem Pferd hinunter.
Der erste Eindruck von Safa, dass dieser Vampir wirkte so unecht wie aus einem Online Game. Die weissgrünen Haare verstärkten den Eindruck. Dazu die perfekte Figur. Im Gegensatz zu Mikael wirkte er nicht mit seinen kaum 1.80 Meter Grösse Beeindruckend, sondern es kam alleine von seinen Bewegungen. Dazu die anliegenden, grauen Reithosen die perfekt sassen. Die dunkelbraunen Stiefel unterstrichen seine langen Beine. Ein weisses Hemd, dessen lange Ärmel er einfach über die kräftigen Oberarme hochschob. Vorne wegen der Hitze ein paar Knöpfe offen. Etwas an ihm erinnerte sie sogar an einen skrupellosen Killer. Weil sie solange in einem speziellen Viertel in ihrer Stadt wohnte, kannte sie die vielen eingeprägten Ausdrücke aus den Gesichtern. Die Gier nach Geld, die Wachsamkeit gegenüber Sicherheitspersonal, eindeutig ein Dieler der gezielt seine Beute suchte. Stumpfen Augen, unsicherer Gang, Verzweiflung bei den Süchtigen. Sie kannte die Schmuggler, die Alkoholsüchtigen die ihre Schwäche erfolglos zu verbergen suchten. Abgebrühte Türsteher, verdeckte Polizeivermittler, alles gab es in ihrem umstrittenen Stadtteil. Sogar einem bewaffneten Killer war sie eines Nachts begegnet. Diese gewisse Kälte die er ausstrahlte hatte sie nie vergessen. Ein erfolgsgewohnter Jäger der wachsame Augen besass. Misstrauisch jeden Gegenüber einschätzte. Einen Hauch von Überheblichkeit besass, denn er vertraute seiner langjährigen Erfahrung. Davon hing sein Leben ab. Intelligenz den er verstand es seine Beute am richtigen Ort aufzulauern ohne das es Aufsehen gab. Unauffällig sein Gang und dennoch wirkte er unbewusst auf andere überlegen. Die Beschreibung des Killers passte eindeutig genau auf diesen neuen Gast.
Dessen schmales Lächeln verbreitete sich erst im letzten Moment als er ihr die Hand entgegenstreckte. Ein kräftige Händedruck der ihre Finger empfindsam quetschte. „Makar. Makar de Vlamnick.“ Stellte er sich vor. Ungewollt entfloh ihr ein bedauerliches „Oh.“
Gelassen fügte er mit einem gewissen Schmunzeln hinzu. „Entfernt Verwandt. Mein abgelegener Landsitz liegt in Flandern ganz oben an der Meeresküste. Mit dem alten Maurice habe ich äusserst selten Kontakt, “ versuchte er zu beruhigen. Da er von den zwei Zuhörern einen überflüssig fand, bedachte er Sven mit einem schrägen Blick, dass er arme Junge eingeschüchtert versuchte alleine den Zaun zu reparieren. Allerdings fiel ihm die Holzlatte aus der nervösen Hand. Safa versuchte ihre innere Beunruhigung, von seinem Erscheinen, zu verdrängen. Es fühlte sich an wie eine Warnung und zugleich eine gewisse Faszination. Ärgerte sich selber das sie auch ungeschickt auf Makars blosse Anwesenheit reagierte. Entschlossen nahm sie den Hammer fester in ihre kleine Hand. Trotzdem wollte sie unbedingt wissen. „Warum sind sie hier?“ Mutig versuchte sie die Nägel gerade rein zu schlagen. Wobei sie deutlich seinen beobachtenden Blick auf sich spürte. Kam sich auf einmal so klein, unbedeutend vor. Er hob seinen hübschen Kopf an. Wirkte ausgesprochen jugendlich und doch so Weltgewandt. Vom menschlichen Aussehen her zählte er kaum dreissig Jahre. Die Vampirjahre wagte sie gar nicht erst einzuschätzen. Während er von seinem Pferd abstieg und es begann abzusatteln lies er sie wissen. „Ich bin eingeladen worden wie alle anderen.“ „Das meinte ich nicht. Warum bist du hier auf der Weide bei uns und nicht im Hotel?“ Ihre Stimme zitterte fast. Ganz anders als Mikael verursachte der Kerl bei ihr eine Unruhe, wie bei einem naiven Schulmädchen bei ihrem ersten Date.
Mit einem langen Zügel band er seinem Braunen die Vorderbeine zusammen und liess ihn danach grasen.
Gemächlich knüpfte er das ganze Hemd auf. „Ich wollte dich sehen! Du steckst mitten in der Umwandlung, wie geht es dir?“ Verwirrt hielt sie mit dem Hämmern inne. Von wegen Vampire sind bleich. Angemessen sonnengebräunt war seine Haut. Weit davon entfernt dunkel zu sein wie aus dem künstlichen Sonnenstudio, oder vom verbrannt sein. Einfache eine normale eintönige Farbe wie bei Safa die wenige Sonnensprossen auf der Haut. Jedoch nicht dieser Umstand liess sie innehalten sondern das er sie so vertraulich ansprach. Am liebsten hätte sie ihn entsprechend angefahren doch so eine innere Stimme warnte sie davor. Ihre sensible Vampirseite reagierte bereits mit allen Sinnen. Daher sammelte sie alle Vernunft zusammen. „Ausgezeichnet“, schraubte sie ihren angekratzten Zustand nach oben. Wollte keine Schwäche zeigen. Vor allem nicht vor einem Artgenossen der nur so vor Gesundheit strotzte. Lässig hängte er sein Hemd über einen Posten. Eindeutig konnte er von den ausgeprägten Muskeln her, Dimitros Trainingspartner sein. Sie zweifelte sogar daran das Dimitros hier als Sieger hervorging. Zuvorkommend bat er, als er vor ihr stand, sie um den Hammer. Sprachlos überreichte sie ihm das Werkzeug. Trat freiwillig beiseite um nicht im Weg zu stehen. So wie ihn stellte sie sich früher die Seefahrer vor. Oder eine der Hauptfiguren aus einem ihrer Kitschroman. Diese Phase hatte sie auch einmal in ihrer Jugendzeit dass sie hunderte solche Bücher verschlang. Sven war beschäftigt ihm behilflich zu sein und sie kam sich irgendwie überflüssig vor bis er verlangte. „Sei so gut und reiche mir die Nägel.“
Das Schneckentempo das sie vorher führten wurde abgewechselt von einem zügigen Autobahnrasen. Innert kürze endete erfolgreich die zweite Seite. Bei der angefangenen Dritten gingen ihnen die Nägel aus. Selbst Safa blickte stolz auf das vollbrachte Ergebnis zurück. Makar Rücken glänzte vor nassem Schweiss. Doch ihm schien die Hitze nichts auszumachen. Zusammen marschierte man zu seinem Pferd zurück. Wo er erst einmal, mit dem Hemd, den Rücken abtrocknete. Im Gegensatz zu Maurice war der jüngere Verwandte wirklich sehr schweigsam. Beobachtete viel und liess Safa selten aus den Augen. Einzig bevor er auf das gesattelte Pferd stieg teilte er mit ihr seine Gedanken. „Hätte nie gedacht dass ich einmal helfe ein anderes Königreich aufzubauen.“
Eigentlich mehr als Scherz, gab sie zurück. „Bevorzugst du es lieber mit einer starken Armee zu überrollen?“ Eine Weile hielt er mit abwägen inne, ob sie es tatsächlich ernst meinte. Dann gestand er humorlos. „Wenn mir ein Reich von der Grösse Russland zur Verfügung stände hätte ich längst andere Länder eingenommen.“ Lenkte sein Pferd Richtung Hotel herum, bremste dann ab. Hielt ihr eine offene Hand entgegen und bat sie hinter sich aufzusteigen. Dankend lehnte sie ab. Viel wichtiger war herauszufinden. „Bist du den ein König in deinem Land? Du siehst nicht so aus als würdest du eine Herausforderung fürchten.“ Im Gegenteil. Für sie sah er bildlich so aus als sei er süchtig nach Siegen. Ein gewisser Ausdruck, ein aufblitzen seiner Augen bestätigte das. Dieser Mann war mit Vorsicht zu behandeln. Er wählte seine Worte mit bedacht. „Mein Cousin ist König. Und ich beabsichtige ihn nicht herauszufordern, da ich sonst die ganze Familie gegen mich habe. Das ist mir dann doch zuviel Stress.“ Flüchtig lachte er bei dem blossen Gedanken. Diesmal zeigte sich der Vorteil von Safas Ausbildung. Hinter den Kulissen brodelte es gewaltig von diesem Makar. Demnach hatte er versucht einen Fuss auf diesen Weg zu setzen, doch seine Familie bremste, vereitelte sein ehrgeiziges Vorhaben.
Hartnäckig verstellte er mit dem Pferd ihr den Weg. Bittend erneut seine Hand. Ihre lausige Entschuldigung. „Ich muss trainieren. Sogar meine Schwester nervt mich wegen meiner Figur.“
Nachdenklich betrachtete er sie weiterhin. „Das wird nicht besser solange du mitten in der Verwandlung steckst. Dein Körper braucht deine ganze Energie. Du isst automatisch mehr. Also vor was hast du eigentlich Angst? Vor mir oder dem Pferd?“ Traf er gleich in Schwarze.
Verlegen sah sie hoch, gestand geknirscht. „Vor beidem!“
Diesmal lachte er heiter auf, ab ihrer erfrischenden Ehrlichkeit. „Da ich nicht vor habe zu Fuss zu gehen, solltest du dir beides abgewöhnen. Zudem kann ich genau riechen wie Müde zu bist. Hoch mit Dir! Ängstlichkeit passt nicht zu einem Vampir. Schon gar nicht zu jemand, über den heftig spekuliert wird ob sie Königin wird.“ Sein letztes tadelndes Wort. Das traf Safa empfindlich. Entschlossen packte sie seine dargebotene Hand und liess sich hinter ihm hochziehen. Der schaukelnde Untersatz machte ihr weniger Sorgen als der Reiter. Ihn Anzufassen, seinen blossen Oberkörper brauchte mehr Überwindung. Diese Beklemmung zu lösen, denn er wirkte ihr seltsam Vertraut. Sie fürchtete sich vor ihrer eigenen Reaktion die ihn willkommen hiess. Langsam dämmerte ihr was Dr. Card am Morgen ansprach. Das Blut ihn ihr übernahm und bestimmte ab nun einen Teil ihres Lebens. Ausser klarer Vernunft und das Herz das eindeutig Mikael wählte, gab es den inneren Ruf des Körpers. Dieser Reagierte höchst angetan von diesem neuen Bekannten. Es gab so viel Neues zu lernen über ihre mysteriösen Artgenossen. Rücksichtsvoll band sich Makar das Hemd um die Hüften. Meinte Hilfreich. „Halte dich daran fest, wenn es dir lieber ist.“
Sie liess die Hände wo sie waren. Eine über seiner Hüfte, die andere halb über seinem Bauch. „Geht schon. Ist nur eine Gewöhnungsbedürftige Angelegenheit. Ich hoffe es ist dir nicht unangenehm.“
Kehlig lachte er tief auf. „Hast du die leiseste Ahnung wo ich deine Hände haben will?“ Sie kniff in sanft in die Seite. Diesmal amüsierte er sich wirklich. Anfangs ärgerte ihn der verrückte Vorschlag von seinem erfinderischen Onkel. Es gab so viele Unsicherheitsfaktoren. Ausserdem vertraute man bekanntlich intriganten Leuten selber ungern. Sofern war er angenehm überrascht als er feststellte das der wackelige Plan tatsächlich funktionierte. Vor allem nach dem er Safa sichtete. Aus der Nähe schon erkannte er sie am Geruch. Wollte es einfach nicht wahrhaben dass die hoch gepokerte Königin so eine niedrige Arbeit verrichtete wie Zäune reparieren. Eigentlich müsste sie die Stammbäume studieren. Alle Verwandte, wichtige Beziehungen kennen lernen und Kontakte herstellen. Einen Job in der äusseren Verwaltung damit die Leute sie ansprechen konnten. Wesentlich stilvollere Kleidung tragen. So viel stimmte hier nicht überrein mit seinen Vorstellungen einer zukünftigen Königin. Dennoch sobald sich ihre Hände berührten bestätigte sich seine Vorahnung erneut. Maurice hatte ihn nicht vorgewarnt, vermutlich gar nicht daran gedacht, das die genetische Verbindung einander suchten. Selbstverständlich fühlte er sich zu ihr hingezogen. Dabei bevorzugte er eigentlich schlanke Blondinen. Nur vorübergehend war Safa schwanger. Von seinem Samen. Der geschickte Maurice arbeitete wirklich flink. Safa in der Nacht, in Frankreich zu betäuben, war eine Kleinigkeit gewesen für die ihn niemand verdächtigte. Allerdings das Maurice es schaffte sie erneut, ohne Aufsehen zu betäuben, und einen verschwiegenen Gynäkologen fand der sich so eine heikle Sache zutraute, das war wiederum ein Glanzstück. Mit jeder Minute fand er an dem Plan mehr gefallen. Selbst wenn Mikael seinen Thron nicht verteidigte, Safa keine Königin wurde, selbst dann fand er Verwendung für sie. Einen Halbvampir als Nachfolger war sehr praktisch, da diese meist viel stärker waren als die Reinblütigen. Ihnen waren keine genetischen Grenzen auferlegt. Safa fand er von Äusseren auch sehr ansprechend. Eben noch der eher häusliche, gutmütige Typ. Das würde mit der Zeit entsprechend geändert. Sobald die Verwandlung komplett war, gewann sie dann eine neue Ausstrahlung. Eleganter, leichtfüssiger und vor allem weitaus kräftiger. Sie wirkte noch so schwach dass selbst er den Drang verspürte sie sofort zu beschützen. Seine Gene, die sich in ihrem Schoss entfalteten, riefen ihn herbei. Das Blut forderte, zog ihn zur Verantwortung, dass er sich um seinen Nachwuchs kümmerte. Diesen Nachteil hatte ihm Maurice wohl verschwiegen. Das sobald er sich in die Nähe von Safa begab, dass es ihm danach schwer fiel sich von ihr zu trennen. Jedenfalls solange bis zum Tag ihrer Niederkunft. Danach verband ihn nur sein Kind mit derselben Intensität. Bis dahin musste er sich irgendwie mit Safa arrangieren, dass sie ihn auch später, zumindest Freundschaftlich, willkommen hiess. Zuversichtlich lenkte er das Pferd auf weicheren Wiesengrund, wo es nicht über Steine stolperte. Mit seinen eigenen Plänen kam er einen gewaltigen Schritt vorwärts. Blieb nur zu hoffen dass die Schwangerschaft bestehen blieb. Halbvampire waren Rarität, denn meist beendete der geschwächte Körper, während der Verwandlung, die Kraftraubende Schwangerschaft. Er fand es unverzeihlich dass sie überhaupt in ihrem Zustand, bei der Hitze, draussen arbeitete. Vermutlich wusste sie selber noch nicht dass in ihr ein Kind heranwuchs. Da Mikeal bisher selber nie Vater wurde, konnte es genauso gut sein, das er gar nicht merkte, dass es nicht einmal sein Kind war. Denn solange sich zwei Liebende gut Verstanden, fiel diese zusätzliche Verbindung nicht auf. Es sei denn Safa würde ihre neuen verwirrenden Gefühle verraten. Daran hatte selbst Maurice nicht gedacht. Vielleicht wusste aber der Vlamnick auch nicht alles, schliesslich zeugte er auch keine Nachkommen. Blieb es also einzig an Safa hängen, ob sie später ahnte warum sie plötzlich sich zu ihm, Makar, hingezogen fühlte.
Es hiess schön wachsam zu bleiben.

Gehörig wunderte sich Safa über die verwirrenden Gefühle. Eindeutig war Mikael ihr ein und alles. Wünschte sich im Moment, er wäre an ihrer Seite und nicht dieser rätselhafte Makar. Weissgrüne Haare! Welcher Vampir trug weissgrüne Haare. Sie passten zwar genau zu seinen Augen, das war aber schon alles. Er war gut trainiert, besass kein Gramm Fett zuviel, glich wirklich eher einem kaltblütigen Krieger als einem Familienmenschen wie Mikael, warum nur Geisterte er plötzlich in ihren Gedanken an vorderster Stelle? Heilfroh zuhause zu sein, sprang sie erleichtert vom Pferd hinunter, ohne diesmal seine Hilfe zu beanspruchen. Er quittierte es mit einem heben einer Augenbraue. Doch sie sprang, diesmal wirklich geschickt über den Gartenzaun. Erst vor der Küchentüre wandte sie sich herum. Ein knappes Danke, hallte ihm entgegen. Sven hielt ihr die Türe auf und sie verschwand, in die Küche, als sei sie auf der Flucht.
Das entlockte ihm ein kurzes Schmunzeln. Den scheuen Engel galt es noch zu zähmen. Diese Vorstellung gefiel ihm ausserordentlich. Der alte Vlamnick besass noch gute Ideen. Fürs erste galt es das geliehene Pferd zurück zu geben. Er bedauerte das Mikael noch keine Zeit fand die alte Zucht zusammen zu stellen. Dem kriegerischen Dimitros waren die kostbaren Pferde ja egal. Je nach dem was in den folgenden Tagen geschah, würde sich das sicher ändern. Entweder gab Mikael seinen Thronantritt bekannt. Sicherte sich so seine Zukunft oder Dimitros würde das Ruder endlich übernehmen. Die Veränderung lag in der Luft zum greifen nah. Die Unruhe über dem Reich, schien sich dermassen zugespitzt zu haben, dass eine Entscheidung gefällt werden musste. Falls Mikael an der Spitze blieb, was er schwer hoffte, blieben seine Pläne leicht durchsetzbar. Bei Dimitros, dem harten Brocken musste er vorsichtig sein. Ratsamer war es ihm zuerst beim Training zuschauen und lernen wo seine Schwachpunkte lagen. Am Ende aber zählte immer noch der Trumpf Safa doppelt. Nicht nur wegen dem Nachfolger. Nein, das gab es auch noch das Geheimnis der Night warriors. Genauso wie für den Menschen das Areal 51, Geheimnisse barg, bedeutete für die Vampire das Hauptquartier der Night warriors den Gral zu unbegrenzten Möglichkeiten. Fast jeder wusste davon dass dieser mystische Ort existierte. Doch nach dem letzten Kampf, traute sich niemand, falls er die Ruinen überhaupt fand, zu betreten. Der Ort galt als belegt Verflucht. Jedoch hoffte Makar mit der Hilfe von seinem ungewöhnlich starken Erben das Geheimnis endlich zu lüften.
Zuallererst stand ihm aber ein turbulentes Abendessen bevor.

Ziel gerichtet flüchtet Safa in ihr sicheres Quartier. Dort entspannte sie erst ein paar Minuten. Dann wieder rutschten ihre Gedanken ungewollt zu Makar hinüber. Dieser Typ war mit einem lästigen Magnet zu vergleichen. Als vernünftige Psychologin verstand sie ihren inneren Konflikt überhaupt nicht. Ihren Mikael würde sie nie gegen so einen… sie fand keine Worte, eintauschen. Unzufrieden rauschte sie aufgebracht rüber zu Katalina. Hoffte sie in Dimitros Zimmer zu finden. Ihre Fingerknöchel hämmerten förmlich auf das unschuldige Holz an der Türe.
Sie kam tatsächlich. Verlegen. In einem hinreissenden silbrigen Kleid. Sie hielt sich den Hals Ring nach oben. Als hinter ihr ein grosser Schatten auftauchte. Geschickt nahm ihr Dimitros die dünnen Bändel ab, sortierte sie und schloss die kleinen Ösen in ihrem Nacken. Erst dann lächelte er über Katalinas Haare hinweg zu Safa. Abrupt gefror sein Lächeln. Der ganze Körper erstarrte. Seine Augen verengten sich zu bitterkalt. Selbst Katalina zuckte ab der feindlichen Energiewelle zusammen. Er versuchte vergeblich ruhig zu bleiben. Rücksichtsvoll schob er seine Geliebte auf die Seite um kühl Safa anzusehen. Die schluckte leer. Startete zaghaft mit ihrem Wunsch. „Dürfte ich kurz mit Katal…“ „Erst duschst du gefälligst,“ fuhr er sie rüde an. „Du stinkst nach einem anderen Mann und ich glaube nicht dass Mikael das gefallen würde. Ausserdem… Pferde! Wen hast du getroffen?“ „Makar de Vlamnick hat mich von den hinteren Wei…“ „Ein weiterer Vlamnick,“ unterbrach er sie grob. Diesmal liess sie ihn ungestört überlegen wo er diesen Kerl schon mal gesehen hatte. Ein gefährliches Aufflackern seiner Augen liess sie wissen das er fündig wurden. Düster, unheimlich seine Stimme wie ein Fluch. „Makar. Halte dich von ihm fern. Wenn er einen Grund findet Mikael Herauszufordern, dann kannst du froh sein wenn mein Bruder nachher noch lebt. Verdammt, wir haben ihn nicht auf die Gästeliste geschrieben. Was sucht der Spinner hier?“
Ganz schnell sprach Safa. „Hatermirnichtverraten. Nur das er eingeladen wurde?“ „Von wem?“ Kam es höhnisch. Da brachte Safa nur kurz nachzudenken. „Sein Onkel?“ Half sie Dimitros nahe liegend auf die Sprünge. Vernichtend sah zu ihr hinunter. Schnüffelte angewidert um sich den Gestank einzuprägen. Hastig wich Safa zurück. „Bin schon weg,“ flitzte dermassen in Vampirgeschwindigkeit weg, das er flüchtig staunte. Nachdem ihm Katalinas Hand beschwichtigend über den Rücken fuhr, erinnerte er sich an angenehmere Vorhaben. Allerdings war er unentschlossen ob sie im Kleid oder ganz ohne schöner war. Knallte erstmals einmal die Türe hinter sich zu.

Gehetzt fegte sich Safa wenige Minuten die Haut sauber. Einmal das halbe Duschgel ausgedrückt und eingeseift. Mussten aber auch Vampir einen so ausgeprägten Spürsinn haben.^^ Ihre Haut brannte förmlich. Mit feiner Creme die nach Rosen duftete neu eingefettet, sass sie noch lange vor dem grossen Frisierspiegel. Frisch die Haare getrocknet, geföhnt. Dezent geschminkt, dass man es erst auf den zweiten Blick bemerkte. Während sie so alleine im Zimmer sass, fragte sie sich wo eigentlich ihr Kleid blieb. Überprüfte kurz den Schrank ohne Erfolg. Sie wusste auch gar nicht was für Schuhe dazu passten. Es gab da vier neue Paare die jedoch mit dem braunen Farbton gar nicht harmonierten oder die schwarzen die sehr gut zum über die Wiesen zu flitzen sich eigneten. Auf einem Ball erreicht man damit nicht einmal Einlass zum Parkplatz. Zum ersten Mal fühlte sie sich allein gelassen. Mikael war so ausgelastet mit seinen neuen Aufgaben. Erneut fühlte sie sich schrecklich Müde. Sehnte sich fast den sonnigen Nachmittag zurück. Diese fliessende heisse Energie durch ihren Körper. Jetzt kam ihr alles so weit entfernt vor. Zu Hause hätte sie wenigsten den grossen Fernseher. Hier… zu altmodisch. Sie glaubte unten einen im grossen Speisesaal gesehen zu haben. Nur so niedergeschlagen nach unten zu gehen, mitten in die fröhlichen Leute, mochte sie nicht. Lieber.. sie sah zum Bett. Rückwärts warf sie sich drauf. Wenigsten umgab sie so der herbe, männliche Duft von ihrem Vermissten. Sie fühlte sich so allein.
Es klopfte dezent an der Türe. Erfreut dass Sven sie vielleicht abholte oder eine gute Idee besass, beeilte sie sich mit öffnen und erstarrte. Makar de Vlamnick stand vor ihrer Türe. Betrübt merkte er dass sich ihre Stimmung erneut rapide senkte als sie ihn entdeckte. Natürlich erwartete sie jemand ganz anders. Dennoch winkte er sie heran und flüsterte ganz leise. „Ein Boris hat nach dir gefragt. Darf ich dich bitten mich nach unten zu begleiten? Kleideranprobe.“ Das gab ihr einen kleinen Stich ins Herz. Eigentlich gebührte Mikael die Ehre sie als erstes in dem wunderschönen Kleid zu sehen. Ihr innerer Konflikt zerriss sie fast. Sollte sie Makar abweisen? Wann fand Boris noch Zeit für Änderungen? Wie konnte sie Makar aus dem weg gehen? Es war doch ausgemachter Blödsinn wenn sie jetzt wartet bis er verschwand und sich dann nach unten schlich. Was wenn er hier wartete? So viele Möglichkeiten, welche sollte sie wählen. Selbst Makar schüttelte seinen Kopf sachte. Blickte auf ihre Füsse. „Wo sind deine Hausschuhe? Anziehen!“ Bestimmte er. Ein Ton der, eine Prise, Bitte beinhaltete.
Schleunigst schlüpfte Safa in die weichen Finken. Wollte gerade aus dem Zimmer schlüpfen als er bremste. „Schuhe! Deine Schuhe fürs Kleid?“ Sie winkte ab. „Hab ich keine da. Muss vielleicht Morgen in die Stadt welche kaufen. Wieso flüstern wir eigentlich?“ Wunderte sie sich selber. Das hier oben waren schliesslich Privaträume. Die Hotelzimmer, mit den hellhörigen Gästen lagen alle in den unteren Etagen. Prüfend schaute Makar kurz in den langen Gang zurück. „Es gibt Leute die mich hier oben nicht gerne sehen. Sven ist momentan anderswo beschäftigt also übernahm ich…“ Aufgebend atmete er tief durch und wechselte dann in normale Lautstärke. „den Auftrag dich abzuholen.“
Aufblickend schloss sie die Türe automatisch hinter sich. „Was ist passiert?“ Seine plötzliche Wandlung verwirrte sie. Obwohl er völlig gelassen wirkte versicherte er. „Der gereizte Bär ist aufgewacht. Hey, ich hab heute deine Weidezäune repariert, also benimm dich!“ Dabei hielt er es für unnötig sich umzudrehen. Seine Augen blieben auf Safa gerichtet. Für einen Bruchteil weiteten sich ihre Augen als sie die grössere Gestalt hinter Makar sichtete. Wahrhaftig treffend die gelungene Bezeichnung, gereizter Bär, war ein Volltreffer. Beeindruckt wich sie selber eine sicheren Schritt zu Seite um die Distanz zu vergrössern. Bedrohlich, vor allem auf äusserste Geladen, behielt Dimitros jede Bewegung seines Eindringlings im Auge. Die Luft schien förmlich durch den Hass zu flimmern. Besonnen wandte sich Makar fast in Zeitlupe herum. Bot so nicht den geringsten Anlass ihn anzugreifen. Was wiederum dem sauren Dimitros weiter die Laune versaute, da er selber seine Wildheit an die Leine nehmen musste. Ratlos sah Safa die beiden Kontrahenten an, da kam gerade Katalina um die Ecke. „He, Dimitros“ rief sie von weitem. „Du gönnst mir aber überhaupt nichts! Geizkragen. Neue Herausforderer?“ Blickte gleich direkt Makar an. Auf dessen Stirn zuckte kurz ein Muskel. „Ein Mensch?“ Staunte über Dimitros besondere, ausgefallene Interessen. Während seine Anwesenheit unerwünscht war, akzeptierte er einen gewöhnlichen Menschen hier oben?
„Tz, tz,“ belehrte Dimitros. „Dieser Mensch hat vier unserer Artgenossen unter den Boden geschickt. Du darfst gern auf dem Friedhof die Einzelteile aufsammeln gehen wenn du so erpicht darauf bist mein Königreich aufzuräumen.“
Sofort sprang Makar auf den Versprecher. „Dein Königreich?“
Mit dunklen, fast schwarzen Augen fauchte Dimitros. „Auf jeden Fall mehr meines als deines. Meine Familie steht geschlossen hinter mir. Genauso fest wie ich zu Mikael halte. Momentan ist er das Beste für unser Volk, also ändert sich daran gar nichts.“ Um ihn nicht weiter zu reizen, besah sich Makar dessen Gefährtin näher an. Im dämmerte es gleich das diese zwei sich als Herrscherpaar hervorragend eigneten, ergänzten. Genauso unsympathisch wie er auf Dimitros wirkte, so spinnendfeindlich sah sie ihn an. Kein Wunder verstanden sich die beiden voll auf ganzer Wellenlänge. Da hiess es besser auf Abstand gehen, bevor die zwei gemeinsam auf ihn stürzten. Sogar Safa fand einen zügigen Rückzug sinnvoll. Zwinkerte zu Katalina. „Ich muss jetzt zu anprobe. Wenn ich Hilfe brauche, schrei ich nach dir.“ Unerbittlich stoppte sofort Dimitros entschlossen. „Moment! Wo ist Sven?“ Er öffnete ein Fenster zum Innenhof. Laut brüllte er den Namen über den Platz so dass die wenige draussen auf dem Trainingsplatz empfindlich zusammen zuckten. „Wenn ihn einer sieht, schickt ihn hoch. Sofort!“
Nachdem er das Fenster so fein rücksichtsvoll schloss, lehnte er an die Mauer daneben. „Wir warten. Ohne Sven gehst du keinen Schritt mehr aus diesem Raum. Und Dich, Makar, will ich zukünftig nicht hier oben sehen. Geht das klar!“
Es dauerte keine zwei Minuten da keuchte Sven die Treppe hoch. Sah schuldbewusst die kleine gereizte Gruppe an. Entschuldigte sich, verbeugte sich knapp vor Dimitros und stellte sich neben Safa. Wasser tropfte von seinen feuchten Stirnhaaren, auf den Teppich hinunter. Demnach hatte er selber geduscht. Ziemlich schnell, den er roch noch stark nach Haarschampo. Gerade zu ein Wunder dass kein Schaum an den Strähnen hing. Ungeduldig klopfte Dimitros mit einem Finger auf seinen verschränkten Oberarm. „Sven, ab heute, sobald Safa das Zimmer verlässt, klebst du an ihr wie ein Kaugummi an einer Schuhsohle. Wenn Makar ihr zu nahe tritt, informierst du mich. Sollte er anfangen zu flirten, informierst du mich. Solange die zwei sich benehmen, hältst du abstand ansonsten…“ Er winkte Sven zu sich. Dessen Gesicht nahm eine gespenstische Blässe an, als er ahnte was auf ihn zukam. Unnachgiebig legten sich die grossen Hände Dimitros um den dünnen Hals. In letzter Sekunde stutzte er. Die dunklen Augen suchten Katalina, die selbst vor seinem wilden Ausdruck, innerlich entsetzt wirkte. „Geh ins Zimmer, ich komme in einer Minute nach!“ Sie wusste, dies war keine einfache Bitte sondern eine klare Order. Mit einem zustimmenden Nicken wandte sie sich ab. Fasste sich mit einer Hand an ihr hämmerndes Herz. Traute ihren eigenen Augen nicht. Waren das nicht lange Fangzähne gewesen, die sie gesehen hatte. Spitzige Reiszähne. Mehr noch beunruhigte sie die Veränderung seiner Augenfarbe. Diese fast schwarzen glühenden Augen, bereiteten ihr mehr Angst, denn sie verrieten wie wenig er sich noch unter Kontrolle hatte. Ohne sich umzudrehen fügte sie sich seinem Wunsch.
Er verharrte wie Granit in seiner Position bis er das Geräusch der schliessenden Türe vernahm. Danach strich eine seiner Hand erstaunlich sanft über Svens Hals, die halblangen Haare hinter das kleine Ohr. Der Junge liess alles ohne das geringste Zucken über sich ergehen. Für ihn tat der Einstich überhaupt nicht weh. Sein Blut dem Krieger zu überlassen, bedeutete sogar eine ungewohnte Ehre für ihn. Angenehm überraschte ihn nur die Milde mit der Dimitros ihm das Blut abnahm. Obwohl der unumstrittene Herrscher als launisch, despotisch sogar ziemlich erbarmungslos bekannt war, zeigte sich hier eine unerwartete Geschicktheit. Entspannt genoss er den kurzen Aderlass als Dimitros kräftig an seinem Hals sog. Nach weniger als einer Minute liess er die Wunde wieder verschliessen. Wortlos wandte sich Dimitros an Makar. Dieser zuckte flüchtig mit den Schultern. Behielt seine eiserne Ruhe bei. „Ich weiss was das bedeutet. Sollte Sven was missfallen, stürmst du herbei. Beunruhigt ihn etwas, stürmst du herbei. Sollte ich Sven drohen, fliegst du auch herbei.“ Es gefiel ihm sogar die exakte Sprachweise zu verwenden wie vorher Dimitros einst bei Sven. Dieses brisante Spiel war hochgefährlich, aber Dimitros wusste das er vor zwei Zeugen nicht ausrasten durfte. Allerdings vermied es Makar höflich Safa den Arm anzubieten. Bevorzugte es auf die Treppe zu zeigen. „Lass uns endlich zu Boris verschwinden. Der wartet schon ungebührlich lange.“

Mehr als zwei Kunden gleichzeitig gewährte Boris nicht zutritt zu seinem Studio. Vor seinem Shop warteten bereits mehr als zehn Frauen sehnsüchtig auf ihre neuen Kleider. Sobald Safa die Kolonne sichtete wollte sie sich anständig anstellen. Doch Makar faste sie unbeirrbar am Arm und zog sie zielstrebig nach vorn. Im Türrahmen klopfte er korrekt an. Sobald eine der Näherinnen ihn sichtete, hielt sie inne und verschwand hinter einem Vorhang. Kurz darauf hielt Safa das kostbare Kleid, unter einem Stoffsack zugedeckt, in ihren Händen. Glücklich und etwas verlegen eilte sie an den anderen, einigen neidischen Frauen vorbei. Die Frage blieb nun wo sich umziehen. Dafür kannte Sven eine Lösung. Es gab über dem grossen Speisesaal, zwei grosse Zimmer. Wegen der schönen Aussicht war dieser Flügel reserviert für höheren Besuch wie den Kaiser aus Japan. Da dieser noch nicht eingetroffen war, schlug Sven vor, dort die Räumlichkeiten zeitweilig zu benutzen. Selbst er bevorzugte es lieber hier seine Aufgabe zu erfüllen als Dimitros nochmals oben über den Weg zu laufen.
Hinter einer Chinesischen Trennwand verwandelte sich Safa zu einer wahren Prinzessin. Zweifellos passte das Kleid jeden Zentimeter. Sie fand sogar die Busenpartie leicht einengend. Es sass knapp in den Hüften, doch der glatte Rock liess genügend Beinfreiheit. Betonte ihren Busen, der Ausschnitt wieder mit Spitzen Bezug so gehalten dass man kaum ihre Haut sah. Hübsch dezent, jugendlich wirkend. Schultern oben frei, dafür beabsichtigte Boris anscheinend dass sie auf ihrem Unterarm geschlossen einen feinen Spitzenstoff trug der in Fingerlosen Handschuhen endete. Da hineinzuschlüpfen war schwieriger wegen dem dünnen Stoff. Dafür verdeckte dieses Teil ihre Sommersprossen bedeckten Arm. Sie lachte heimlich darüber was Boris für ein gutes Auge besass und Erinnerungsvermögen. Zögerlich wagte sie sich hinter dem leicht gefalteten Raumteiler hervor.
Ein seltsamer Laut entfloh Makars Kehle als er überwältigt nach Luft schnappte. Dann stiess er einen bewundernden Pfiff aus. Selbst Sven lächelte breit zustimmend übers ganze Gesicht. Als sie auf die beiden zuschritt, verbeugte sich Makar galant. „Darf ich bitten,“ streckte er auffordern die Hand hin. Angesteckt von so viel Freude nahm sie gerne das Angebot entgegen. Doch Makar korrigierte schonungslos. Zeigte ihr wie man den Arm genauso edel ausstreckte, wie die Finger zu halten sind. Obwohl sie nur Hausschuhe trug, verlangte er die Schritte mehr voreinander. Richtete mehrmals ihre Rücken gerade, hob ihr Kinn an. So viele kleine Details verbesserte er ständig. Sven lud auf seinem Handy mehrere Melodien hoch die nur drei bis vier Minuten andauerten. Diese liess er dann abspielen. Schonungslos drillte Makar seine Safa, nicht perfekt, aber immerhin bis mehrere Lektionen miteinander sassen. Ein, zwei Minuten klappte meist alles harmonisch. Sobald der Rhythmus wechselte, fiel Safa regelmässig aus dem Takt. Entschuldigte sich ein paar Mal bei Makar weil sie ihm grob auf die Füsse trat. Lässig meinte er nur. „Sven, lass das Dimitros auch wissen. Daran hat er bestimmt Freude. Ich erspare Mikael eine Menge Schmerzen. Dafür sollte ich eigentlich Schmerzensgeld bekommen“ Selbst Safa liess sich von der unbeschwerten Heiterkeit anstecken. Diese lockere Stimmung sorgte dafür dass sie Makar, wenigstens im Tanz, voll Vertraute. Manchmal verlangte er sogar, für eine Minute, dass sie die Augen schloss und sich nur auf das Gefühl konzentrierte wohin er sie führte. Lose lagen seine Hände auf ihrer Taille, auf den Armen und manchmal wechselte er zur Schulter hoch. Da Sven immer in ihrer Nähe blieb, fühlte sich Safa absolut sicher. Einzig in den Pausen dazwischen verspürte sie den leisen Wunsch dass doch Mikael diese Minuten eigentlich gehörten. Bedauerte seine beschäftigte Abwesenheit.
Kurz vor der Zeit für Abendessen, klopfte es schüchtern an der offenen Türe. Besorgt flüsterte eine Angestellte ihnen was auf russisch zu. Sofort holte Makar die Kleider, von Safa, hinter dem Paravent hervor. Winkte ihr zu ihm zu folgen. „Der Kaiser ist angekommen,“ verkündete er Safa. Das kleine Grüppchen eilte also rasch aus dem Zimmer hinaus in den Gang. Bevor sie die Treppe erreichten öffnete sich schon die Lifttüren. Heraus kam ein hektischer Page mit zwei tragbaren Koffern in den Händen. Gleich dahinter folgte ein strenger Bürochef. Jedenfalls stellte sich so Safa einen steifen Chef vor. Korrekter grauer Anzug mit der richtigen Anzahl Knöpfen. Weisses Hemd darunter, eine enge, unangenehme Krawatte, perfekt glänzende Schuhe und ein Gang als bremste ihn ein Besenstiel im Rücken. Jedoch lag auch etwas in seinem selbstbewussten Gang dass sie mit ihrem vorschnellen Urteil zögern liess. Wachsame längliche Augen musterten das ungewöhnliche Grüppchen. Vor allem an Safa blieben die Augen bedeutsam länger hängen. Hastig, trat sie einen Schritt auf die Seite und versteckte sich halb hinter dem breiten Rücken von Makar. Der hohe Beamte, hielt in seinem Spaziergang inne. Der Kofferträger hastete weiter. Von der Treppe her hörte man emsige Gespräche in fremdländischen Dialekt. Auf jeden Fall kam da noch ein grosses Geschwader und vor allem sicher mehr Gepäck nachgeliefert. Dann passierte seltsames. Der steife Beamte grüsste höflich. Safa die ein bisschen Japanisch verstand grüsste zurück. Wusste wie man sich traditionell verbeugt. Wohlgesonnen neigte sogar der Beamte erfreut sein Haupt. Verbarg sein Erstaunen im Gesicht, aber Safa merkte dass er ihre flachen Hausschuhe betrachtete die überhaupt nicht zum Kleid passten. Vergeblich versuchte Safa ihren Rock etwas tiefer zu drücken, um den peinlichen Fehler zu verdecken. Ein stilles Lächeln in seinen glänzend dunkelbraunen Augen. Leise weihte er sie ein. „Ich wünschte MEINE Verlobte würde solche Schuhe tragen.“ Überrascht liess sich Safa von seinem Lächeln anstecken. Gerade als er vornahm die vorgesehenen Räumlichkeiten zu erreichen, versuchte Safa zu erfahren. „Darf man wissen wer sie sie sind?“ Erstens fehlte ihr zuwenig Information über die Gästeliste, daher schien es halt sinnvoll sich selber durchzufragen. Anderseits wirkte er nicht wie der Kaiser persönlich. So einer würde sich garantiert nicht herablassen, sich so vertraulich über Schuhe zu äussern. Also unternahm sie den Selbstversuch um mehr in Erfahrung zu bringen. Immerhin lächelte er geheimnisvoll. Erlaubte sich die Freiheit zu verneinen und spazierte ausgelassen fröhlich zu seinem Zimmer.
Makar forschte nach was sie fragte. Erschrocken schnappte er nach Luft. Schnauzte sie leise an. „Das war der Kaiser!“
Überrascht sah Safa zurück. „Ich wusste dass er ein Chef über etwas ist, aber nicht so ein hoher Chef.“
Makar ahnte bereits schlimmes. Amüsiert sah der Kaiser entspannt zu ihnen zurück. Bevor sie sich weiter blamierte stiess er sie förmlich in den leeren Lift hinein, dass sie völlig bestürzt kurz aufkreischte. Weiterhin zischte ihr Makar zu. „Er versteht auch perfekt Englisch. Also sprich leiser.“ Ihr berührtes „Oh,“ kam reichlich spät. Diesmal schwitzte sogar Makar leicht. Sprach mehr zu sich selber. „Mikael sollte sich wirklich einmal Zeit nehmen dir alles genauer zu erklären. Oder einen Lehrer anstellen.“ Safa hatte bereit ihren Humor zurück. „Empfiehlst du dich selber?“
Trocken lachte er sogar auf. „Danke für den Vorschlag. Der Gedanke dir etwas beizubringen…“ Dabei wanderten seine Augen anzüglich an ihrer hübschen Figur hinunter. „herauszufinden was man dir noch alles beibringen kann, ja das hat durchaus etwas reizvolles.“
Bevor sich Sven mit einem Räuspern äusserte, öffnete sich die Lifttüren. Man gewährte Safa den Vortritt. Makar schickte sogar Sven hinaus. Grinste. „Zeit fürs Abendessen. Wir sehen uns morgen. Wünsche angenehme Nacht.“ Verabschiedete er sich.
Auf einmal fühlte sich Safa wieder alleine, obwohl Sven abwartend neben ihr stand. Ein fast trauriger Ausdruck kehrte auf ihr Gesicht zurück. „Nimm dir heute Abend ruhig frei. Bis Morgen bleibe ich ihm Zimmer.“ Versicherte sie ihm. Fühlte sich gleich wie ein eingesperrter Vogel in einem goldenen Käfig. Allein im Zimmer zu essen behagte ihr gar nicht. Unten bei Leuten, die sie nicht kannten, noch viel weniger. Whisky blieb in letzter Zeit meist bei Dr. Card. Bei langem Nachdenken fand sie gefallen bei der Möglichkeit sich eine Katze anzuschaffen. Oder Vlamnicks Pony? Die Welt schien ihr bereits willkommener.

Spät in der Nacht, als sie bereits schlief kam Mikael endlich ins Bett. Achtlos warf er seine Kleider neben dem Bett auf den Boden und schlüpfte in Unterwäsche zu ihr. Harmlos umarmte sie ihn und kuschelte sich näher. Seine träge Stimmte warnte. „ Ich bin wirklich müde.“
Kopfschüttelnd rutschte sie auf ihre Seite zurück. Anscheinend gehörte Mikael auch zu denen, die alles für selbstverständlich hielten. Wünschte sich dass er hoffentlich nie den Thron wirklich übernahm. Jahrelang so zu leben war eine unakzeptable Katastrophe. Morgen würde wenigstens Makar für Unterhaltung sorgen. Und ein grosser Ball stand an.

"geladenes" Fest


Frühzeit setzte sich Mikael im Bett hoch. Draussen dämmerte es schwach über dem entfernten Horizont. Feurig Rot färbten sich die wenigen Wolken am Himmel, wie schlimme Vorboten. Ein sicheres Vorzeichen dass heute auf jeden Fall ein Unwetter bevorstand.
Unruhe quälte Safa die halbe Nacht. Fand in kurzen Schlafpausen Entspannung, doch weit davon entfernt Erholt zu sein. Rücksichtsvoll versuchte Mikael möglichst leise beim anziehen zu sein. Doch seine steifen Gelenke knackten verräterisch in die Stille des Zimmers. Sofort wachte Safa auf. Bedauerte als sie ihren Freund angezogen sah. „Musst du so schon so Früh weg? Kannst du nicht bis nach dem Frühstück warten.“
Verzeihend beugte er sich zu ihr hinüber. Küsste sie flüchtig auf den Mund. Liess seine Hände durch ihr fliessendes, offenes Haar streichen. Versuchte zu Rechtfertigen. „Heute gibt es so vieles zu organisieren. Besonders wegen dem Ball. Heute Nachmittag gegen zwei Uhr startet der ganze Rummel, also sei so lieb dann mit der Garderobe fertig zu sein. Ich schicke jemand nach oben der dich pünktlich abholt.“ Stumm sahen die vertrauten Augenpaare einander an. Zu Müde um was zu erwidern, nickte Safa einverstanden. Ihr lag so viel auf der belegten Zunge. Einiges davon alles andere als erfreut. Verstand jedoch die hohe Verantwortung welche Mikael praktisch alleine trug. Jetzt ihn mit Vorwürfen zu bombardieren, wäre absolut fatal für ihre frische Beziehung. Klagen und jammern gehörte nicht zu Safas Eigenschaften. Lieber still sein und abwarten wie sich die Dinge entwickelten. Schliesslich ging es ihr gut. Genug zu essen, jeder Menge Freizeit…. Dennoch verbarg sie schlecht ihre unglückliche Stimmung. In letzter Zeit wunderte sie sich selber über die vielen hochschiessenden Emotionen. Vor allem die schnellen Stimmungsschwankungen. Im Moment zog es sie bereits wieder in ein bodenloses Tief.
Selbst Mikael fühlte allmählich eine ansteigende Besorgnis über ihren unerklärlichen Zustand. Um sie aufzuheitern verkündete er ihr. „ Ab morgen, wenn das schlimmste vorüber ist, nehme ich mir einen Tag frei. Nur wir zwei, einen ganzen Tag zusammen. Würde dir das gefallen?“
Selbstverständlich kehre ihr bezauberndes Lächeln in das Gesicht zurück. Verwandelte sie wieder in die liebliche Person, von deren Seite er keine Minuten weichen wollte. Es tat ihm selber weh dass er so wenig Zeit fand mit ihr was zu unternehmen, oder nur entspannt zu plaudern. Das vermisste er doppelt. Die Untätigkeit von der Klinik warf ihn um etliche Jahre zurück. Wie ein angehängter Bremsklotz fiel es ihm schwer sich mit seiner gehobenen Stellung erneut zurecht zu finden. Selbst mit seinem Bruder zu trainieren fand er keine Termine. Dabei brauchte sein vernachlässigter Körper dringend wieder eine Stärkung seiner Muskulatur. Vor allem in seinem Rücken bemerkte er die aufkommenden Schmerzen verursacht von dem vielen Sitzen auf den Stühlen bei Besprechungen. Zuwenig Bewegung die ihn versteifte. Vermisste das Reiten auf einem Pferderücken. Von wegen ein König durfte das ausführen, wonach ihm gerade der Sinn stand. Da gab es unzählige Bücher zu überprüfen. Seine Leute in den oberen Positionen zu kontrollieren. Korruption machte auch bei einem intelligenten Vampir nicht halt, der mit leichter Arbeit viel Profit witterte. Es galt die schwarzen Schafe, der letzten Jahre aufzudecken. Dann wiederum die guten Leute zu befördern. So viel stürmte auf ihn ein, dass er selber manchmal nicht wusste, wie er da ein Ende fand. Dimitros selber half ihm verdeckt. Seit Katalina an seiner Seite war, beharrte er dickköpfig darauf die Abende mit ihr zu verbringen. Wenigstens er fand seine Erholungsfasen. Vermutlich bestrafte er ihn, Mikael so, weil er so viele sorglose Jahre in der Klinik verbrachte. Einen ganzen Tag mit Safa zu relaxen steigerte aber seine Zuversicht enorm. Bald war eine ganz Weide hergestellt, dann musste selbst sein Bruder begreifen dass die Pferdezucht auch ein wichtiger Teil des Erbes war. Sie würden die Aufgaben neu Verteilen und er wusste genau wem die hochblütigen Tiere zufielen. Erfreut zupfte er seine Krawatte in Stellung. Eigentlich liebte er die öffentlichen Versammlungen. Bei einer deliziösen Mahlzeit und edlen Getränken war es einfacher Information von den Leuten zu erhalten. Hier zeigte sich meist die wahren Charakteren, wenn die Herde im engen Hotel zusammen fand.
Während Safa hinter ihm langsam von Bett rutschte war er bereits bei der Türe. „Wir sehen uns. Lass dich überraschen, ich schenke dir was Schönes.“ Glaubte er mit Bestechlichkeit sie zu trösten. Da er die Türe hastig schloss, bemerkte er nicht wie ihre Augen sich genervt rollten. Sie ahnte bereit womit er ihre Gunst neu kaufen wollte. Vermutlich etwas sündhaft teures das zu ihrem Kleid passte. Im Moment verzichtete sie jedoch gerne auf jeden glänzenden Schmuck. Lieber wäre ihr nur schon ein gemeinsames Frühstück gewesen. Aufgebracht hämmerte sie eine Faust auf die harte Matratze hinunter. Bis zwei Uhr blieb genügend Zeit ein paar Schuhe zu besorgen. Wobei ihr die Aussicht auf einen Ausflug in die Stadt gar nicht behagte. Erst einmal brauchte sie ein paar Minuten um ihre miese Stimmung zu heben. Fühlte sich eingeengt in diesen Hotel. Ein Spaziergang mit Whisky würde bestimmt ihre aufgewühlten Gedanken klären. Also rein in den bequemen Jogging Anzug. Ein paar Geldscheine in ihre Tasche um nachher gleich ins Taxi zu springen und den üblichen kleinen Rucksack den sie immer für auf die Weide benutzten. Achtsam spähte sie erst durch den Türspalt. Vollkommen leer der lange Korridor. Bevorzugt flitzte sie zur Treppe. Wollte weder einem der Sirinovskas noch ihrer Schwester begegnen. Schon gar nicht Makar. Leise, was mit den leichten Turnschuhen ein Kinderspiel war, die Treppe hinunter. Im zweiten Gang um die Ecke…Bremste im letzten Moment. Vor dem Lift stand tatsächlich eine nervöse Comtesse. Diese bemerkte natürlich die Anwesenheit von Safa. Sofort steigerte sich ihr Missfallen. Reagierte allerdings schnell. Als sie nämlich den ungeliebten Karton in ihren Händen neu überdachte. Niemand war da ausser ihnen zwei. Süss lächelte sie ihre lästige Konkurrenz an. Misstrauisch umging Safa sie mit dem genügenden Respekt. In dem Kleid das wie eine zweite Haut auf der Adeligen haftete, bestand garantiert nicht die Gefahr dass diese eine schnelle Bewegung tätigte. Unerwartet der freundliche Ton. „Warte. Ich habe mich noch nicht gebührend für das Geschenk im Saal bedankt. Wie wäre es wenn du das annimmst?“ Dabei hielt sie ihr eine schlichte Kartonschachtel hoch die nur im grauen Ton gehalten war. Nicht verriet dessen Inhalt. Einzig die Graue Rose aus gefaltetem Papier verriet eine harmlosere Überraschung. Skeptisch nahm Safa die Schachtel in die Hand. Sobald sie es hielt, flüchtete die Comtesse in den Lift. „Viel Spass damit.“
Als hätte sie sich verbrannt, liess Safa erst einmal den brisanten Karton auf den Boden fallen. Nichts explodierte. Dumpf rumpelte es leise. Verriet dass etwas drin lag. Unentschlossen wartete sie ein paar Sekunden. Mit der Schuhspitze stiess sich sachte daran. Neugierige kauerte sie vor dem brisanten Geschenk nieder. Wenige Millimeter lag der Deckel verschoben. Mit einer Fingerspitze klopfte sie dagegen. Weiter rutschte er seitlich. Bis ein dünner Spalt Einblick in den dunklen Inhalt gewährte. Ganz wie gewohnt, schnupperte los um den Inhalt zu prüfen. Gestand sich auch ein dass sie völlig inkompetent war um Sprengstoff zu erschnüffeln. Vielleicht sollte sie Whisky auf so was trainieren. Eindeutig erkannte sie den Geruch von gegerbten Leder. Es roch nach einem Tierischen Produkt und einem völlig deplazierten süssen Parfüm. Gespannt plante sei weiterhin sachte den Deckel so zu verschieben dass bei versteckten Drähten, diese Intakt blieben.
Ein sachtes Räuspern, hinter ihr, liess sie böse zusammen zucken. Ein rascher prüfender Blick nach oben und sie stiess erleichtert den angehaltenen Atem aus. Freundlich lächelte der Kaiser, in seinem schwarzen Hausanzug aus teuerster Seide, sie verwundert an. Angespannt erhob sich Safa. Mit dem Wissen wer er war, fiel es ihr schwer unbefangen zu bleiben. Was wenn die heissblütige Comtesse wirklich einen Sprengsatz im Geschenk monierte? Somit nicht nur Safa in Gefahr brachte? Äusserst unruhig wusste Safa nicht wie reagieren. Um ihre die Verlegenheit zu nehmen, begann der Kaiser mit der höflichen Vorstellrunde. Sofort beeilte sich Safa entsprechend tiefer zu verbeugen. Erneut sahen sie sich fragend an. Schliesslich deutete Safa auf die so harmlose Schachtel. „Comtesse hat es mir gegeben. Allerdings ist es eine heikle, manchmal geradezu explosive Angelegenheit, was diese Geschenke zwischen uns bedeuten. Letztes Mal hat sie meines ziemlich… unfreiwillig umgehauen. Wir sind nicht gerade das die besten Freundinnen. Daher…“ Im Moment wünschte sich Safa den hohen Besuch an ihrer Seite an einem sicheren Platz. Solange er so dicht hinter ihr stand getraute sie kaum die Schachtel weiter zu öffnen. Vielleicht sollte sie es einfach geschlossen lassen und woanders das Geheimnis lüften. Schliesslich trug die Comtesse die Schachtel selber in den blossen Händen. Unsicher bückte sie sich nach dem heiklen Geschenk. Gelassen verfolgte der Kaiser, hinter ihr, jede verzögerte Bewegung. Gerade als sie sich endlich überwand es anzufassen, verlangte er von ihr, „Schauen sie rein und teilen sie mir bitte ihr echtes Urteil darüber schonungslos mit. Womöglich gelingt es mir beim nächsten Einkauf einen passenden Treffer zu landen, der eher den Geschmack meiner Verlobten trifft.“
Souverän stand er in seinem seidenen Anzug an. Äusserst freundlich sein Gesichtsausdruck. Wirkte so harmlos im Vergleich zu sonstigen Vampiroberhäuptern. Dennoch spürte Safa das weit mehr in ihm steckte als der äussere Eindruck vermittelte. Allein wie er geräuschlos über den Boden glitt. Obwohl er manchmal so steif wirkte, gab es Momente in seinen Bewegungen wo er wiederum unglaublich lebendig wirkte. Safa glaubte in seiner Stimme was heraus zu hören. Daher fragte sie genauso offen, „Sie wissen was drin ist?“
Es zuckte in seinem Mundwinkel. Obwohl er geradezu klein wirkte, unterschätzte ihn niemand. Gut ausgebildete, trainierte Schultern, schmale Hüften und wie eine robuste, stolze Eiche stand er da. Diesem Vampir stand auch der schwarze Kurzhaarschnitt. Strahlte eine hohe Kultiviertheit aus, die Dimitros daneben wie einen Bauern aussehen liess. „Sicher. Mir ist einfach unverständlich weswegen Comtesse es so eilig weggab.“
Die aufgeklebte graue Papierrose auf dem Schachdeckel verriet Safa das dies Geschenk ursprünglich von Kaiser an seine Verlobte überreicht wurde. Weshalb gab Comtesse so etwas Bedeutungsvolles in ihre Hände? Ihre Hände rissen förmlich den Deckel hoch. Eine Sekunde blickte sie sprachlos auf den harmlosen Inhalt. Schallend lachte sie los. Nachdem sie das Gesicht des Kaisers bemerkte der seine Betroffenheit zu verbergen suchte, gewann ihre Vernunft die Oberhand. Gefasst klopfte sie den Deckel zurück an seinen Platz. „Der Fall ist doch eindeutig. Comtesse hasst flache Schuhe. Da nützt es nichts wenn sie noch so viele kostbaren Steinchen drauflegen.“
Es schien seine schlimmsten Vermutungen zu bestätigen. Weiterhin lächelnd nickte er. Safa empfand es als ein trauriges Lächeln. Erneut sah sie auf den verschmähen Schatz in ihren Händen. Aus gefärbten weissen Echtleder fertigte man diese eleganten Ballschuhe. Ganz flach waren sie jedoch nicht. Einen halben Zentimeter hob sich der gerundete Absatz in die Höhe. Genug um ein Bodenlanges Kleid gerade anzuheben damit man bei den Schritten nicht auf den Saum zu trat oder beschmutzte. Safa fand die weissen schmalen Schuhe wunderschön. Kleine hellblaue Perlen verzierten das Schuhwerk und steigerten es zu einem exklusiven Kunstwerk. Sie entdeckte die Grössennummer. Mit einer gepolsterten Schuheinlage würden sie sogar ihr passen. Ihr Gesicht hellte auf. Mit grossen Augen sah sie zum Kaiser hinüber der bereits abgewandt, leise in sein Zimmer zurück schweben zu schien. Bittend ihre Stimme. „Darf ich sie behalten?“ Sogar das rascheln der Seide blieb aus, als er sich kurz umwandte. „Sicher. Es freut mich wenn jemand meine Geschenke zu würdigen weiss…“ Auf einmal war sein ewiges Lächeln wie weggewischt. Sorge verfinsterte seine sonst so ebenmässigen Gesichtszüge. Erneut betrachtete er Safa mit einem in sich gekehrten Blick. Sie waren allein im Quergang. Daher liess er seinem Kummer freien Lauf. „Comtesse Melanie, ich frage mich manchmal ob sie wirklich die richtige Verlobte für mich ist.“ Schweigend betrachtete er die Landschaft draussen aus dem Fenster. Das unbeständige Wetter glich seinem inneren Gemüt. Selbst Safa wusste das dieser Moment sehr kostbar war. Dieser sonst verschlossene Kaiser fragte sie indirekt nach einer ehrlichen Meinung. Gerade weil er sicher war von ihr eine unparteiische Antwort zu erhalten. Nachdenklich trat Safa neben ihn an die grossen Fenster. Es war schwierig seinen Verdacht nicht zu bestätigen. Dennoch suchte sie nach einer guten Seite der Comtesse. Aufgebens seufzte sie leise. „Sie bringt sicher auch Vorteile. Vor allem kennt sie sich bestens mit der High Society aus. Anderseits möchte sie selber gerne unangefochten im Mittelpunkt stehen. Kommt drauf an ob das der zukünftige Mann an ihrer Seite akzeptiert…“ „Damit kann ich leben“, gestand er einsichtig.
„Grosszügiges Konto?“ Fragte Safa frei heraus.
Dafür erntete sie einen strafenden bösen Blicke der hiess dass sie zu weit sich vorwagte. Unschuldig hob sie ihre Hände. „Ich kenne sie ja nicht“, schaltete sie die Verteidigung an. „Wenn sie ein… (sie vermied das unschöne Wort Geizkragen)umsichtig mit Geld umgehen und dasselbe von der Comtesse verlangen, wird sie schneller die Scheidung einreichen als der Hochzeitvertrag unterschrieben wurde. So schön diese Frau sich zu präsentieren weiss, ein Limitiertes Konto wird sie niemals akzeptieren. So viel ich weiss geht es mit der japanischen Wirtschaft aufwärts, dass sie sich wohl kaum darüber Sorgen müssen. Wenn das Volk allerdings eine bescheidene Kaiserin wünscht kann ich mir vorstellen, gibt es unüberwindbare Hindernisse. Es spricht ein Vorteil klar für Comtesse Melanie, man weiss was man bekommt. Ihre hochgesteckten Ansprüche zeigt sie offen. Zu Hoffen dass sich mit den Jahren was ändert, würde ich gleich begraben. Unter uns, solltet ihr das mit den Atomreaktoren tatsächlich unter Kontrolle haben und die Bilanzen steigen, kann Comtesse ein prachtvoller Stern sein, der mit seinen Ansprüchen verrät wie gut es Euch geht. Stehen die Zeiten jedoch einmal auf unsicher, ist es schwierig diese Frau zu bremsen. Das wäre so fatal wie wenn man einen Ferrari Rennwagen auf einer gewöhnlichen Landstrasse spazieren fährt. Es passt überhaupt nicht zusammen. Man müsste dann scharf Kalkulieren dass man sie ohne weitere Verluste loswird. Ein Schmuckstück wie die Comtesse lässt sich nicht so einfach für kurze Zeit in der Schublade verstecken. Also die Entscheidung liegt nach wie vor bei Ihnen.“
Die breiten, echten Schultern unter der schwarzen Seite zuckten. Diesmal verzauberte das echte Lächeln den Kaiser in einen hübschen jungen Prinzen. Glanz strahlte aus seinen dunkelbraunen Augen. Kurz erlaubte er Safa gespielt zu tadeln. „Es gibt nur wenige qualifizierte Leute die sich zutrauen mir so die ungeschminkte Wahrheit mitzuteilen. Sie wissen dass die langjährige Freundschaft, ihrer Grossväter mit meiner Familie, sie schützt. Ihre Wahrheit verkleiden sie in umschreibende, schützende Worte und werfen sie mir nicht so entblösst vor die Füsse. Deine Klarheit schmerzt einem fast im Herz.“
Arglos blickte Safa zu ihm hinüber. „Sie sehen so aus als ob sie das aushalten.“ Als ein strengerer Ausdruck sein Gesicht überflog, fügte sie hastig hinzu. „Auf jeden Fall Vernünftig.“
Diesmal verzog sich sein hübsches Gesicht als ob seine Lippen eine bittere Zitrone schmeckten. Selbst Safa fühlte Sorgen aufsteigen als er so eine Grimmasse zog. Sie seufzte ergeben auf. „Für Diplomatisches Geschick ist eher mein Freund Mikael bekannt. Darum glaube ich es ist besser ich ziehe mich zurück, bevor ich was ungeschickt anstelle…“
Lautlos lachte der Kaiser vor sich hin. Sie verbeugte sich ritualgemäss und schaltete bereits den Rückwärtsgang ein als eine strenge Stimme sie zurückhielt. „Stopp!“ Zwar lag ein echtes Lächeln im Gesicht des Kaisers, jedoch auch freundlicher besorgter Zug. Er schien sogar in einem inneren Zwietracht zu stecken. Schliesslich trat er einen Schritt genau vor Safa hin. Flüstere. „Ich hoffe es wird heute nicht zu anstrengend für sie, in ihren Zustand. Jeder wird es verstehen wenn sie sich frühzeitig zurück ziehen. So rate ich ihnen das zu ihren Gunsten auszunutzen.“ Zwinkerte er ihr wohlgesonnen zu. Stutzte jedoch als er Safa verwirrten Ausdruck entschlüsselte. Neigte seinen Kopf vor an Safas Hals. Beschwichtigte sofort. „Keine Sorge, ich beisse nicht.“ Geräuschlos prüfte er ihren Körpergeruch. In seinem Urteil bestätigt trat er wieder einen sittsamen Schritt zurück. Lächelte breiter. „Hatten sie nie den Verdacht dass sie Schwanger sind? Ungewohnte Müdigkeit, Übelkeit am Morgen?“
Empört wollte sie auffahren. Diese ruhige Ausstrahlung die ihn umgab, färbte jedoch auf sie hinüber. Nervös bestätigte sie zweifelnd. „Nur Müdigkeit! Vom letzteren bleibe ich seit der ersten Verwandlung verschont. Schwanger! Wie kommen sie auf so einen Unsinn?“ Sanft tadelnd schüttelte er den Kopf. „Bedauere, aber meine Sinne trügen mich nicht. Ich bin schon mehrfach Vater geworden, daher kenne ich den untrügerischen Geruch den eine werdende Mutter annimmt. Darf ich Ihnen als erster meine Glückwünsche aussprechen?“ Zögerlich schüttelte sie seine dargebotene Hand. Langsam wurde ihr das hier unheimlich. Bevor sie der Mut verliess fragte sie mit gesenkter Stimme. „Sind sie absolut sicher?“ Dabei klopfte sie auf ihren flachen Bauch. Erneut zuckten seine Schultern. Drücke ihre Finger angenehm wohlwollend bestätigend.
„Bis jetzt ist alles in Ordnung, das kann ich aus langjähriger Erfahrung zusichern. Daher rate ich Ihnen heute Nachmittag, wenn sie einmal ratlos sind sich aus einer heiklen Situation zu retten, nehmen sie ruhig ihren Zustand als Vorwand um sich zu verabschieden. Weithin viel Erfolg ihnen und Mikael. Ausserdem hoffe ich dass die Schuhe ihnen angenehme Freude bereiten. Ich wünsche dass sie eines Tages zum passenden Anlass gewürdigt werden.“
Diesmal verabschiedete er sich mit einem knappen Senken seines Kopfes und wandte sich dann seinem Zimmer zu.
Geschwind schlüpfte Safa neben dem Lift die Stufen hoch. Mit heller Vorfreude die perfekten Schuhe unter ihren Arm. Rasch rannte sie in ihr Zimmer. Rasch schloss sie die Türe hinter ihrem Rücken sorgfältig zu.
Geschockt setzte sie sich erst einmal auf die gepolsterte Fensterbank. Liess die wenigen Sonnenstrahlen ihren Schultern erwärmen. Was für eine gewaltige Vorstellung. Sie und schwanger! Dabei hatte ihr doch Mikael versichert das sei unmöglich. So viel gab es zu bedenken. Wie überhaupt, wie lange war sie mit so einem Kind schwanger? Während es heranwuchs und sie sich gleichzeitig weiter verwandelte, war das nicht Lebendgefährlich für den Nachwuchs? Himmel sie fühlte sich als könnte sie zu den Sternen hochfliegen, so leicht, glücklich und trotzdem trübte da der Kummer wegen der Unkenntnis. Was würde überhaupt Mikael davon halten. Er der so wenige Zeit für sie fand? Wie passte da ein kleines, hilfloses Kind hinein das in den ersten paar Jahren das Wort Geduld nicht kannte. Ein quengelnder Säugling der Nachts schrie. Weitere schlaflose Nächte. Beim genaueren Nachdenken, verflüchtigte sich diese Sorge. Notfalls zog sie einfach freiwillig ins Gästezimmer hinüber. Ein Kind, ein Erbe von ihrem geliebten Mikael. Egal wie er zu dem ungeplanten Kind stand, sie wollte es behalten.
Achtlos lag der Schuhkarton neben ihren Füssen. Eilig packte sie sie schlanken Schuhe aus. Sorgfältig schlüpfte sie mit einem Fuss hinein. Das weiche Leder umschmiegte wie eine zweite Haut vorne ihre gepflegten Füsse. Bettete ihren Fuss seitlich schön ein ohne ihn zusammenzuquetschen. Angenehm wölbte sich das Fussbett nach oben. Einzig bei der Ferse rutsche sie beinahe nach jedem Schritt heraus. Eine kleine Einlage würde da abhelfen. Also rasch in die Turnschuhe, ein bisschen Taschengeld und schon joggte sie zur Treppe. In der Apotheke unten fand sie rasch was sie suchte. Bis Mittag lagen noch etliche Stunden dazwischen. Was also tun um die Zwischenzeit zu vertreiben. Hier unten stand sie nur im Weg herum. Das fleissige Personal, wischte sorgfältig den letzten Glanz aus dem Mobiliar hervor. Duft von echten Blumen füllte die Halle beim Haupteingang. Gemahlene Kaffeebohnenduft wehte vom Cafe heran. Der gebohnerte Boden schmeckte nach frischer Zitrone. Die dunklen Holzmöbel rochen nach Baumnussöl. Irgendwie versetzte sie das ganze hier in ihre frühere Kindheit zurück. Es erinnerte sie stark an ihre altmodische Stube an den Wochenenden.
Einzig die herumwirbelnden Angestellten versetzten einem in die moderne Zeit. Ganze Strohkörbe mit dekorativen Blumengestecken trug man herum. Verteilte sie um die letzten leeren Nischen zu füllen. Safa fühlte sich fehl am Platz. Eigentlich gab es nur einen Ort an dem sie gerne hinflüchtete. Obwohl sie eine gewisse Abneigung hegte. Dr. Card musste ihr eine Menge erklären, bevor sie Mikael die hoffentlich frohe Nachricht verkündete.
Im letzten Moment überfielen sie wie immer fürchterliche Zweifel. Bevor das überhand nahm, hämmerte sie ihre Fingerknöchel energisch an Cards Türe. Wenige Sekunden später riss er die Eingangspforte auf. Stutzte mitten in der eiligen Bewegung. Murmelte vor sich hin. „Was ist bei Euch immer so dringend?“ Safa karrte gleich mit der vollen Landung ins Haus. „Ich brauche eine Antwort von dir, sonst ziehe ich vielleicht Mikael voreilig über den Tisch. Dieser Test am Morgen war positiv!“
An einigen Tagen sah Dr. Card schrecklich umnächtigt aus. Kaum älter als vierzig aber dermassen gerädert als zechte er die letzten fünf Nächte durch. Diesmal glich er mehr einem wilden Monster, mit seinen roten Augen als einem pingeligen Arzt. Sogar seine schwarzen Haare bildeten eine undurchdringbare Mähne. Besorgt hakte Safa nach. „Was ist den mit dir passiert.“
Sofort riss er sich zusammen. Innert wenigen Sekunden veränderte er sein ungepflegtes Aussehen in eine ordentliche Erscheinung. Safa murmelte beeindruckt. „Ausserordentlich praktisch.“
Er strich mit seiner grossen Hand den weissen Arztkittel glatt. Gab der Türe einen gemässigten Tritt, mit dem Schuh, dass sie leise in Schloss fiel. Aufgeweckt blühte er mit jedem seiner Schritte mehr auf. Vor ihr verschränkte er die Arme. „So“, die Klarheit in der Stimme war zurück. „Wer hat dich eingeweiht?“
Unnachgiebig ahmte Safa sein Verhalten nach. „Der Kaiser!“
Fein seine Falte mitten in der Stirn. „Der Kaiser? Den würde ich zuletzt verdächtigen.“
„Eh“, Safa verstand ihn überhaupt nicht. „Als mehrfacher Vater erkennt er den Geruch einer Schwangeren.“
Verstehend atmete Dr. Card erleichtert auf. Liess sie dann teilhaben. „Kein Wunder, der hat mindestens zwanzig Bastarde gezeugt. Nachts solltest du dem besser nicht begegnen. Aber du bist eh schon schwanger“
Verstimmt schaute Safa böse zu ihm hoch. „Mikael hat mir versichert dass ich nicht schwanger werden kann solange ich nicht zu seiner Spezies gehöre. Meine Verwandlung steht erst am Anfang, wie also wie komme ich zu dem unmöglichen Glück?“
Dr. Card verdrehte genervt die Augen. „Mikael hat die Wahrheit gesagt. Jede Menschenfrau stösst die Gene des Vampirs ab. Ganz einfach weil wir zu stark sind. Sie sichert sich so das eigene Überleben. Du jedoch bist mitten in der Verwandlung. Das macht dich Kompatibel. Bleibt immer noch die Trefferquote von einem Millionenlos das es zu einem Hautgewinn kommt. Jedoch hat der gerissene Vlamnick da mächtig nachgeholfen. Der Alte hat eine Menge Geld investiert um dich, damals im Lieferwagen, heimlich schwanger zu bekommen. Ich wette er hat sicher ein Viertel seines gesamten Vermögen hingeblättert um einen Spezialisten zu bezahlen, der das in wenigen Tagen bei dir Erfolgreich durchführt. Und bevor du jetzt zu Mikael rennst, es gibt da etwas das besser vorerst unser Geheimnis bleibt. Zu hundert Prozent kann ich dir versprechen dass es Dein Kind, deine Gene sind, die da heranreifen. Was jedoch die Vaterseite betrifft…“ Er legte eine bedeutsame Pause ein.
Wütend fauchte sie, „Vlamnick!“
Nachdenklich schüttelte er den Kopf. „Maurice selber können wir mit Sicherheit ausgrenzen. Die Frage bleibt nur, für wen arbeitet der alte Kerl?“
Zuerst starrte Safa weiterhin an die kahle, gegenüberliegende Wand an. Dann stieg ein unheimlicher Verdacht hoch. „Niemand investiert so viel für eine ausser stehende Person. Nein, es ist jemand der zu seiner eigenen Blutlinie gehört. Was wäre nahe liegender als Makar de Vlamnick!“
Gedankenverloren betrachtete Dr. Card sie abwesend. Schliesslich lachte er trocken, humorlos auf. „Der Spinner!“
Diesmal nahm es Safa wunder. „Den Ausdruck höre ich schon zum zweiten mal. Dabei macht er einen vernünftigen Eindruck. Charmant, etwas aufdringlich, sogar etwas unheimlich, aber keinerlei Spur von Wahnsinn. Im Gegenteil er wirkt kontrolliert und intelligent.“
Auf einmal wechselten Dr. Card Augen zu einem durchdringenden Ausdruck, der Safa bis ins innere Mark erschüttert. Ziemlich bitter fuhr er sie an. „Sag bloss du kennst ihn persönlich?“
„Klar. Gestern klebte der so dicht an mir, das Dimitros fast ausrastete. Eigentlich müsste mich Sven, als mein ständiger Aufpasser, überall hin begleiten.“
Dr. Card riet ihr Eindrücklich, „Wenn Dimitros dir das so aufgetragen hast, tust du gut daran ihm zu gehorchen. Er duldet keine Abweichung von seinen Befehlen sonst landest du wie Katalina auf dem öffentlichen Platz oben und er wird dich im Gegensatz zu Mikael weitaus weniger zart anfassen. Wer einen Befehl von ihm missachtet darf in der Regel einmal um den ganzen Platz herum kriechen. Da versteht er keinen Spass. Ich hole Sven, bevor zu meine Praxis verlässt.“
Ungeduldig erinnerte ihn Safa. „Der Spinner, woher kommt sein Spitzname?“
Entspannt lehnte sich Card an die Wand zurück. Ein geheimnisvolles Lächeln in seinen Mundwinkeln. „Der Spinner“, grollte er den Namen tief aus seiner Kehle. „Weil er besessen darauf ist den heiligen Gral, von den Vampiren, aufzuspüren. Dabei bin ich sogar überzeugt dass er den Ort längst gefunden hat, nur scheiterte er an den unüberwindbaren Barrieren die dort auf Spinner wie ihn warten. Er hat jahrelang verschiedene Schriften studiert, darum nehme ich an das er den verfluchten Ort gefunden hat. Denn die alten Tafeln, die dort einem den Weg weisen sind in vier alten Sprachen gehalten. Dass er äusserst seltene Dokumente übersetzen lässt, weiss jeder. Jeden Fetzen sammelt, denn er über die Night Warriors findet, ist auch bekannt.
Übrigens solltest du bitte niemanden gegenüber die Night Warriors erwähnen. Du tust gut daran allerhöchsten mit mir darüber zu sprechen. Die NW war eine geheime Institution, von Menschen, welche es gelang ein paar Vampire für sich einzuspannen. Anfangs bedeutete Gerechtigkeit alles. Man fand Wege um mit den überlegenen Vampiren ihr Ziel zu erreichen. Allerdings neigen die Menschen einfach zu Habgier und misstrauen. Das heilige Geheimnis der Vampire wurde gewahrt, doch die erfinderischen Menschen nahmen sich unsere Artgenossen und fesselten sie zu hilflosen Gefangenen. Mit Gewalt und unzähligen Selbstversuchen entschlüsselten sie allmählich unsere verborgenen Fähigkeiten. Daraufhin folgten jahrelange Testversuche mit Gen Experimenten. Ziel den ultimativen, fast unzerstörbaren Krieger zu schaffen, der gleichzeitig absolut unbestechlich, loyal nur einem einzigen Herrn dient. Dem Chef gehorcht er, der als einziger, den Code für seine Zerstörung aussprechen kann. Damit hatten sie sogar fast ein Jahrhundert, im weitläufigen Amerika, riesigen Erfolg. Beim Versuch im kleineren Europa, angefangen in England, das Land zu erobern, lief etwas aus dem Ruder. Den kompetenten Spionen von Englang fiel so ein wertvoller Code in die Hände. Also zogen die NW kurzerhand den Stecker und liessen den Supervampir einfach einfrieren. Man versteckte ihn in einem geheimen, unterirdischen Labor. Wo er durch einen unverhofften Schicksalsschlag erneut eines Tage entdeckt wurde. Eine Zeitlang diente er seinem neuen Herrn. Doch die Zeit der sterblichen Menschen ist kurz bemessen. Nach dessen Tod brachte er alle Menschen, die sein Geheimnis kanten, um. Sammelte alle geheimen Dokumente über die Experimente zusammen und zog sich erneut in sein tiefes Versteck zurück. Wo man… und wenn sie nicht gestorben sind… bis heute auf seinen neuen würdigen Chef wartet. Klingt wie ein unglaubwürdiges Märchen. Doch die Night Warriors haben existiert, dafür gibt unumstössliche Belege. Einzig das mit dem ultimativen Krieger ist so eine unklare Sache. Dem ist Makar auf der Spur oder versucht zumindest die versteckten Notizen über die entschlüsselten Gene zu finden. Darum gilt er als Spinner. Wer braucht in der heutigen Zeit, der Atomwaffen, einen fast unzerstörbaren Vampir. Damit beschwört er nur weitere überflüssige Kriege hervor. Davon hat doch diese kriselnde Welt schon genug.“
Safa vermutete. „Was wenn er es für einen guten Zweck…“ Entrüstet schnaubte Dr. Card auf. Zeigte ihr sogar den Vogel an die Stirn. „Makar, niemals! Seine Ambitionen haben Recht machthaberische Züge. Ehrgeizig war der Typ schon immer. Die französische Vampirkönigin hat er so gut wie in der Tasche. In Portugal hat er einen riesigen Landsitz um sich wichtige Handelsrechte über die Meere zu sichern. Ein eigener Zoll für Europa ist ein geschickter Schachzug. Spanien wackelt aber stäubt sich mit vor einer verbündenden Allianz. Italien, da bin ich froh ist Comtesse Melanie schon andersseitig versprochen.“
„Die Schweiz?“ Nahm es Safa mit einem Anflug von Humor. Diesmal sprang Card darauf auf. Lachte zurückhalten. „Ist kein Königreich, aber sehr wertvoll für Handelbeziehung im inneren Europa. Die heiratsfähige Tochter der Handelkammer hat Makar, als einzige Ausnahme, ziemlich unmissverständlich fest auf die ausgestreckten Hände geklopft. Seither umgeht er weitläufig das unfreundliche Terrain. Dafür besitzt er einen beträchtlichen Teil von Deutschland. Ob mit Erpressung, Börse oder günstig über den Immobilienmarkt eingekauft. Makar ist nicht nur ein Spinnern sondern gleichzeitig ein cleverer Geschäftsmann. Schade ist er hinter einem Thron her, sonst hätte ich gerne meine Wertpapiere von ihm hoch steigen lassen. Genau weil er aber keinen Thron, geschweige den eine Familie besitzt, hat er dadurch immense Zeit für die Finanzwelt. Dieser habgierige Mann besitzt nie genug. Darum halte ich es für überbewertet wenn wir ihm zutrauen dass er… es sei den er will unseren Thron. Der Schwachpunkt Mikael könnte ihn durchaus aus seinem Europa locken. Normaler Weise verhält sich Makar bedeckt im Hintergrund. Es sei den der alte Maurice hat ihm einen kräftigen Anstoss geliefert. Das würde zusammenpassen…“
Wachsam, gleichzeitig müde sah Dr. Card an Safa hinunter. Verstimmt knurrte er zu ihr. „Du bist eine gute Zuhörerin. Das verleitet einem mehr zu Erzählen als mir eigentlich lieb ist. Also ich werde heute dich sowieso, auf dem Ball, im Auge behalten. Bin gespannt, wer ausser Makar Interesse hat. Bis dahin…“ Rückwärts verschwand er einfach durch die stabile Mauer. Erneut klopfte Safas Herz höher. Ahnte jedoch dass sie hier schön brav warten musste. Sauber steril der matte Boden von der Praxis. Kein Haar von Whisky. Keine Spinnweben in den Ecken. Vorbildlich pflegte der Riese seinen Raum. Einzig das regelmässige Ticken der aufgehängten Wanduhr verschaffte etwas Leben im Zimmer. Auf einmal materialisierte sich Dr. Card neben ihr zurück. „Sven ist unterwegs.“ Er deutete auf den flachen Bauch. „Überlege es dir gut, eine Woche lang, ob du das Kind auch behalten willst wenn es nicht von Mikael wäre. Bedauerlicher Weise habe ich in Familiensachen wenig Erfahrung. Wird Zeit dass ich beim Kaiser wohl um Audienz bitte. Nach einer Woche reden wir wieder darüber. Bis dahin kann viel passieren. Halbvampire sind rar, da sie selten die erste Woche, im Bauch, überstehen. Vielleicht erledigt sich das Problem von selber. Wer weiss… Wir sehen uns am Nachmittag.“
Sven klopfte draussen schüchtern an die Türe. Nickend verabschiedete sich Safa. Mit der aufgefüllten Information wusste sie genug um Makar richtig einzuschätzen.

Um sich eine paar ruhige Stunden zu gönnen spazierten sie draussen über die Felder. Sven selber plauderte belanglos über die Küche, was für feine Delikatessen er bereits entdeckte. Erst als der Zeiger der Armbanduhr auf ein Uhr schwenkte, kehrte man ins hektische Hotel zurück. Draussen genoss sie die seltene Sonnenwärme welche die aufziehenden Wolken verdrängte. Ein Wetterwechsel kündigte sich wieder an, so dass sie vor dem auffrischenden Wind gerne in ihre separaten Zimmer hoch flüchten. Eine Stunde reichte vollkommen um in Kleid zu schlüpfen. Schminke sorgfältig aufzutragen. Haare zu bürsten und mit einer Spange aus kleinen Perlen im Nacken zu schmücken. Augenbrauen zupfen, Sommersprossen auf den Wangen überpudern, Fingernägel mit einem durchsichtigen Lack verschönern und zuletzt in die dünnen Armhandschuhe zu schlüpfen. Der Lippclose glänzte einladend über ihren vollen Lippen. Die dunkelbraunen eingefärbten Wimpern schenkten ihr einen warmen, natürlichen Blick. Ein bisschen Parfum das leicht fruchtig, blumig roch und rasch in die bequemen Schuhe die, durchaus mit ihren hellblauen Perlen, zu dem türkisfarbenen Kleid passten.
Aufgeregt der nervöse Blick auf die Uhr und sie bekam bestätigt dass sie sogar zehn Minuten vor dem Zeitpunkt lag. Also setzte sie sich wieder ans Fenster. Draussen bauschten sie die Regenwolken, geplagt von Wind, ineinander zusammen um darauf wieder zerrissen zu werden. Wieder stieg so eine böse Vorahnung hoch. Mikael war so lange nicht an ihrer Seite. Ihr Blick fiel auf das breite Brett. Erneut das ungute Gefühl. Eine böse Vorahnung geisterte ihr durch die Gedanken, dass sie heute Nacht nicht hier schlafen würde. Überhaupt in nächster Zeit nicht mehr hier war. Sie warf die absurden Gedanken auf die Seite. Wollte sie nicht hören. Tränen gehörten nicht zu dem perfekten Bild das sie bot. Lieber daran denken wie wohl ihr Kind wurde. Gemeinsam spielen. Auch an den Gedanken ein paar stinkende Windeln zu wechseln, gewöhnen. Lieber sich mit schönen Vorstellungen ablenken.
Erneut ihr Blick zu der Uhr. Es war diesmal zehn Minuten nach zwei. Legte Mikael nicht Wert auf Pünktlichkeit? Hatte er sie schon wieder vergessen? Immer dieser Anflug von Einsamkeit der sie überfiel. Beinahe wünschte sie ihre tägliche Arbeit in der Klinik zurück. Auf jeden Fall wollte sie hier keine weitere Minute alleine im Zimmer warten. Unten startete der Trubel, also Zeit einen Blick darauf zu werfen, sei es auch nur heimlich. Sobald sie das Zimmer verliess, kam wieder das ungute Gefühl hoch etwas zurück zu lassen. Sie schalt sich selber eine Närrin. Zwang sich tief durchzuatmen und gemütlich zur Treppe zu schlendern. Hinunter in den ersten Stock. Eigentlich stolzierten die meisten Gäste über die hintere breite Schautreppe hinunter um sich vorteilhaft zu Schau zu stellen. Daran dachte Safa keine Sekunde. Es lag ihr fern. Dennoch warf sie einen kurzen Blick hinüber, dahin wo das Licht der Scheinwerfer blendete. Zwei drei Pärchen warteten in der Nische bis sie dran waren. Leise Musik drang durch den Korridor bis zu Safa hoch. Gerade wollte sie die gewöhnliche Seitentreppe hinunter als sie jemand, von hinten, sachte am Arm hinderte. Es war nicht einmal ein geschlossener Griff, sondern eher eine bittende Hand zu der sanfte, entschlossene Worte gehörten. „Warten sie! Sind sie mit jemand verabredet?“ Safa lächelte in die friedlichen braunen Augen des Kaisers. Verbeugte sich kurz. „Nein“, gestand sie. „Es war Vereinbart dass mich jemand abholt doch bis jetzt ist niemand gekommen.“
Ganz in Dunkelblau, fast schwarzer Seide sein Anzug. Erst durch das Licht bekam er einen Hauch von blauen Schimmer. Absolute perfekte Massarbeit die auf seinen trainierten Körper passte, ohne allzu sehr einzuengen. Zuvorkommend reichte er ihr auffordernd seinen Unterarm. Meinte glücklich. „Das trifft sich gut. Meine Verlobte scheint auch ihre abgesprochenen Pläne geändert zu haben. Also darf ich sie dazu überreden mich die Treppe hinunter zu begleiten?“ Die passende Antwort stand Safa eigentlich ins Gesicht geschrieben. Grosses Auweia, wenig begeistert. Rücksichtvoll zog der Kaiser sogar seinen Arm ganz zurück. Versicherte ihr Zuversichtlich. „Mit mir werden sie garantiert sicher unten ankommen. Ich…“ Das lächeln erstarb als er auf ihre Schuhe hinunter blickte. Offen staunte, „Sie tragen sie tatsächlich!“ Unsicher entgegnete Safa. „Sie passen zum Kleid und ich wollte mir den Weg in die Stadt ersparen. Vor einem Ball geniesse ich lieber die Ruhe als mich mit Schuhen rumzuplagen“, gestand sie.
Nach ein paar Sekunden erholte sich der Kaiser. Erfreut grinste er seine Begleitung an als hätte er heimlich einen Jackpot gewonnen. Wagte dann keck zu äussern. „Eindeutig bin ich mit der falschen Person verlobt. Sie hätten ruhig einmal früher mein reichhaltiges Land besuchen können, damit ich sie vorzeitig bemerkt hätte.“
Diesmal lag die Runde bei Safa schockiert zu blicken, ehe sie leise loslachte. Wechselte zu ernst. „So, so. Sie wollen also ihre Verlobte schon wieder loswerden.“
Behutsam, ohne sie überhaupt zu berühren dirigierte er sie in Richtung grosse Schautreppe. Verteidigte sich. „Von wegen wieder. Ein halbes Jahr ist sie bereits meine Dauerverlobte und bisher hat sie wenig Interesse gezeigt die Verbindung zu bestärken. Was soll ich von einer Verlobten halten die meine Wünsche gänzlich ignoriert…“ Seine Augen wanderten über Safa Schultern hinweg nach hinten in den Gang. Er flüsterte entsetzt. „Wenn man von dem Teufel spricht…das sehen sie selber was ich meine.“ Angewidert schüttelte er den Kopf.
Vor ihnen präsentierte sich bereits ein jüngeres Paar auf der Treppe. Sie posierte hübsch an seinem Arm. Brachte Vorteilhaft ihre langen Beine zur Geltung. Safa löste sich von dem gestellten Anblick. Rückwärts von ihr näherte sich im halb beleuchteten Korridor eine weitere langbeinige Schönheit. Absolut sexy der Gang in ihren Rekord verdächtigen High heels. Zuckerwatte, schoss es Safa blitzschnell durch die Gedanken. Süsse, luftige Zuckerwatten. Sie trug ein halb durchsichtiges Kleid, ein Traum in Rosa, für alle die Rosa liebten. Dazu einen dunkelroten, engen, kurzen Rock der immerhin eine Handbreite vor den Knien endete. Sogar ein süsses kleines Hüttchen zierte ihr Haupt wie eine Krone. Dazu das wallende offene Haar, wie eine gezähmte Mähne. Jedes diese elastischen Haare sass an seinem Platz, durch Haarspray welcher nicht klebte.^^ Dazu ein überwältigendes teures Parfum das grosszügig über den ganzen Körper verteilt war. Rot verführerisch sprangen einem die die dunkelroten Lippen direkt ins Auge. Der Farbton passte absichtlich genau zu ihrem engen Rock. Verwundert fragte sich Safa insgeheim wie diese Frau die Treppe hinunter kam. Traute es ihr jedoch durchaus zu, das zu meistern. Sobald sie den strengen Blick von dem Kaiser bemerkte, hielt sie es angebracht zu beschwichtigen. Raunte ihm leise zu„Was missfällt ihnen den so daran? Rosa Schweinchen bedeuten doch auch in ihrem Land Glück. Sie hat es sicher gut gemeint.“ Leider vergass Safa das Vampire überdurchschnittliche Ohren besassen. Entsprechend passend quietschte Comtesse mit schriller Stimme. „Rosa Schweinchen!“
Erschrocken presste Safa die Zähne aufeinander. Selbst der Kaiser zuckte ab der aufgedrehten Sirene empfindlich zusammen. Allerdings verrieten die Grübchen in den Wangen dass er es durchaus als sehr amüsant fand. Hingegen flüsterte Safa. „Vielleicht ein guter Zeitpunkt um sich zurückzuziehen. Wenn ich mir das lange anhören muss, wird mir garantiert übel.“
Hinter ihr wetterte die aufgebrachte Comtesse in den wüssten Tönen los. „Was fällt dir ein? Ausgerechnet heute beschimpfst du mich rüde als rosa Schweinchen. Was bist du denn! Eine fette Kuh?“
Diesmal fauchte Safa ehrlich zurück. „Die fette Kuh kotzt dir gleich auf die Schuhe.“ Sofort informierte der Kaiser seine unwissende Verlobte. „Schwanger.“ Worauf die hübsche Verlobte, die mehr als eine Stunde brauchte um ihre Perfektion zu erreichen, erstaunlich elegant mit den High heels zurück sprang. Sie wollte keinen Spritzer abbekommen. Sprachlos gaffte sie ihre Feindin an und verdaute die unglaubliche Prognose. Schwanger von ihrer heimlichen Liebe! Das nach weniger als zwei Wochen! Immer noch die Hand vor dem Mund lächelte Safa verschmitzt dem Kaiser zu.
Zustimmend lächelte er ihr zu. Reichte ihr erneut den Unterarm. Diesmal streckte Safa ihren Rücken gerade. Erinnerte sich an die harten Lektionen beim Tanzunterricht mit Makar. Verbesserte automatisch ihre Fusshaltung. Auf wunderbare Weise wirkte sie plötzlich erfrischend Gesund. Setzte ein entspanntes Lächeln auf und meinte mit einem tiefen Atemzug. „Show time!“
Wohlwollend führte sie der Kaiser auf die letzten Schritte ins Licht. Verharrte mit ihr oben auf den Treppenstufen, über denen ein roter Teppich lag. Wissend das er sich von dem meisten Persönlichkeiten hier abhob, verharrte er dementsprechend lange um den Fotografen genug Zeit zu geben für ihren besten Schuss. Safas Fingerspitzen zitterten förmlich auf seinem Arm. Kurzerhand legte er seine freie Hand bestärkt über ihren unsicheren Halt. Mit einem fast unsichtbaren Wink bat er sie, ihm zu folgen. Als er ganz rücksichtsvoll, ihrer Geschwindigkeit angepasst, die Stufen hinunter glitt. Neben den grausamen Scheinwerfern, blitzten auch erbarmungslos die Kameras. Unten genügte ein versteckter Druck seiner Hand um erneut einen Moment innezuhalten. Dann sichteten seine scharfen Augen Mikael in der dichten Menge. Angeregt schien der sich zu Unterhalten. Allerdings liess selbst der ungewohnte Auftritt von dem Kaiser, mit seiner geliebten Freundin, ihn verblüfft innehalten. Ohne zu verweilen steuerte der Kaiser direkt auf ihn zu. Begrüsste ihn mit den Worten. „Dieser bezaubernde Edelstein gehört glaube ich zu Ihnen. Nächstes Mal, wenn ich sie wieder alleine antreffe, erlaube ich mir sie mindestens eine Woche in mein Reich zu entführen.“
Mikaels angenehme Stimme versicherte ihm. „Ich werde ihr überall hin folgen. Vorteilhafter wäre es wenn sie gleich auch ein Ticket für mich dazu Organisieren. Dann erlaube ich meiner Freundin einen ganzen Monat Urlaub, mit mir, bei ihnen zu verbringen. Um die Sehenswürdigkeiten ihres Landes zu bestaunen.“
Zustimmend neigte der Kaiser sein Haupt. „Das Angebot steht. Ich werde mich mit ihnen in Verbindung setzen.“
Überreichte Mikael die die Hand von Safa und verabschiedete sich. Wobei er, bevor er in der Menge verschwand nur kurz einen Blick zu den oberen Treppenrand warf. Klugerweise überlies Comtesse Melanie den Vortritt erst einem anderen Paar. Um danach ganz allein, mit aufgesetztem Lächeln ihren glanzvollen Auftritt des Tages zu geniessen. Wissend das die Verlobung mit ihrem Kaiser einen kritischen Punkt ereichte. Wilde Spekulationen der Presse waren bereits vorhersehbar. Diesmal sah selbst sie ein dass ihr prachtvolles Kleid zwar grandios ihre makellose Figur betonte, aber ziemlich unvorteilhaft zu ihrem Verlobten passte. Falls einer von den Journalisten sie darauf ansprechen würde, geriete sie in arge Erklärungsnot. Doch sie war kein Kind von Traurigkeit. Reckte ihr Kinn in die richtige Position und lies sich von der schönsten Seite ablichten.

Unterdessen plauderte Mikael weiter mit seinen engsten Handelspartner. Da jedoch die Konservation in Russisch gehalten wurde, langweilte sich Safa rasch. Zog sich daher in einem günstigen Moment unbemerkt zurück. Frei gestellt bahnte sie sich den Weg zum nächsten Buffet durch. All die köstlichen Leckereien. Sven hatte da eher zuwenig versprochen. Kleine Häppchen von Pasteten suchte sie gezielt aus. Probierte praktisch alles. Alles ausser dem schwarzen Kaviar, auf den verzichtete sie gerne. Auch die gefüllten Schnecken stiessen auf wenig Gegenliebe. Ansonsten verführten die Lachsschnitten oder der vielseitige importierte Käse. Nach zehn Minuten beschloss sie lieber eine Pause einzulegen. Blickte kurz in die unbekannten Gesichter die sie umgaben. Nun, Maurice erkannte sie auf Anhieb. Er unterhielt sich prächtig mit einem Grüppchen aus lauter Frauen. Da kam Safa so eine gemeine Idee. Schliesslich hatte sie noch eine unbezahlbare Rechnung offen wegen der unerwarteten Schwangerschaft. Heute bekam er die noch die saftige Abrechnung dafür. Zuerst setzte sie sich auf einen freien Stuhl. Überdachte das ganz nochmals. Ein Kleines Orchester spielte im Hintergrund Musik mit Russischer Volklore. Es gab keine Verstärker oder sonstige elektronische Hilfen. Einzig das Kuppelartige Dach unter dem die Bühne stand, brachte eine wunderbare Akustik zustand. Ein absolutes Meisterwerk von dem Architekten, dass er extra für solche Anlässe, einen Abschnitt einbaute. Ein paar Tänzer nutzten das flotte Lied um ihre Geschicklichkeit zu demonstrieren. Ausnahmsweise hielt sich die Comtesse, mit dem engen Kleid, lieber im Hintergrund. Safa Blick wanderte zwischen ihr und der anderen Frauengruppe hin und her. Eigentlich passte die Comtesse, die vor allem auch auf Vermögen scharf war, ausgezeichnet zu Maurice. Vor allem was den exklusiven Kleidergeschmack (für Frauen) betraf, lagen sie auf einer Wellenlänge.
Nachdenklich erhob sich Safa. Gemütlich steuerte sie die Hausapotheke an. Bei Dr. Card um das, was sie suchte zu fragen, war ihr zu peinlich. Die Ecke in der es stark nach Medikamenten roch war leer bis auf den Verkäufer an der Theke. Er lehnte vor über die Theke mit dem Fensterglas und lies einen Fuss im Takt der Musik schaukeln. Flüchtig warf er Safa einen Blick zu, doch die zögerte. Aufgeweckt sah er sie geduldig genauer an. Die Augen hinter den schlanken Brillengläser blitzten auf. „Was darf sein?“ Fragte er unschuldig.
Erst einmal verzog Safa das Gesicht. Wie sollte sie das erklären. „Maurice de Vlamnick, der alte getraut sich nicht danach zu fragen, aber könnten sie mir was besorgen?“ Verschmitzt blickte sie ihn an.
Wenige Minuten später grinsten beide breit als sie wieder den Laden verliess. Zufriedener Käufer und amüsierter Verkäufer. Auf jeden Fall war ihr die Verschwiegenheit des Händlers sicher. Hilfreich gab er ihr sogar Tipps bei der Anwendung. Für Vampire zählte da eine andere Mengeangabe als auf der Packungsbeilage beschrieben.
Weiter suchte sie sich einen freien Stehplatz, unauffällig in der Nähe von ihrem ahnungslosen Zielobjekt. Nahe genug um sein Flirten zu verstehen. Zwischen dem lichten Grünzeug, ein paar Dekorierende Büsche, hindurch bemerkte sie sogar wie viel Alkohol noch in seinem Sektglas schwenkte. Zurückhalten trank er sehr wenig. Seine Umsicht war positiv auf ihr Gelingen. Gerade als er beim letzten Schluck angelangt war, winkte Safa einen der Pagen heran. Von den vier Gläsern auf dem silbernen Tablett, landete der Inhalt von dreien im Blumenstock. Im letzten Glas löste sie rasch drei Tabletten auf. Mit einem kleinen Trinkgeld in der Tasche spazierte ein glücklicher Page auf den arglosen Vlamnick zu. Scheinbar belanglos blickte er erst zu den Damen, dann überreichte er dem Franzosen das Glas. Ahnungslos nahm der das dünnstielige Sektglas zwischen seine Finger. Safa Trumpfhirte. Jedoch nicht lange. Eine Hand legte sich vertraulich auf ihre schmalen Schultern. Ungewollt zuckte sie wie ertappt zusammen. Behielt jedoch die lächelnden Gesichtszüge aufgesetzt. Zuerst schmälerte sich ihre Freude. Makar stand neben ihr. Dunkelgrüne, mit Falten sorgfältig gebügelte Hosen. Weisses Hemd und ein in verschiedenen Grüntönen gehaltenes Gilet unterstrichen seine perfekte Figur. Einzig die grünen Haaren reizten Safa weiterhin zu einem heimlichen Kopfschütteln. Das vielseitige Grün des Gilet passte sogar zu dem Türkis von ihrem Kleid. Auffordern hielt er wie einst der Kaiser seinen Arm hin. Sie wollte höflich ablehnen. „Das ist aber nicht dein Ernst? Diese ländlichen wilden Tänze haben wir nicht geübt.“
Er winkte ab. „Sie sind gleich vorüber. In wenigen Minuten beginnen die Standarttänze für jedermann. Die Eröffnung startet indem ein königliches Hauptpaar ein paar Takte alleine vortanzt. Ganz ehrlich ich würde es vorziehen wenn Mikael eine andere Tanzpartnerin als dich wählt. Einfach weil er deine Unsicherheit nicht zu lenken versteht. Daher wage ich ziemlich dreist vorzuschlagen, wir oder du alleine ziehst dich in den nächsten fünf Minuten zurück. Irgendwohin wo er dich nicht findet. Wäre das in deinem Sinn?“
Verstehend nickte Safa. Dankte Makar für den Hinweis. „Dann verschwinde ich besser fünf Minuten auf die Toilette. Bis später.“
Auf der einen Seite empfand sie es als demütigend, hinter der geschlossenen Toilettetüre tatenlos dazusitzen. Gegenüber einer Blamage beim Tanzen zu stolpern oder Mikael auf die Füsse zu treten, zog sie diese ausweichende Möglichkeit auf jeden Fall vor. Zum Glück waren die Toiletten extrem sorgfältig geputzt. Es roch angenehm nach den künstlichen Zitronenbäumchen die irgendwo an der Decke, an den Wasserrohren hingen. Manchmal kam eine Frau durch den Haupteingang. Sofort klang die Musik lauter, Absätze klapperten und eine eigene Parfumwelle schwebte dann zu Safa Gefängnis hinein. Meist bevor die anderen weiblichen Personen die Räumlichkeiten verliessen, roch es geradezu aufdringlich nach Parfum oder Haarlack. Nach fünf Minuten, Safa vernahm an der wechselnder Musik dass dies Anfangszeremoniell gerade endete, war sie überglücklich die stickige Luft zu verlassen. Draussen wechselte die Raumbeleuchtung, indem gerade einzig die Tanzfläche mit Licht geflutet wurde. Gespannt beobachten alle das Geschehen, im Mittelpunkt der Bühne. Safa selber benutzte, da sie hinten stand, eine Treppenstufe um etwas über die Köpfe der Menge zu blicken. Wünschte sich jedoch es unterlassen zu haben. Zwar staunte sie über den schwebenden Anblick den Katalina mit ihrem Dimitros bot. Die zwei waren wirklich wie füreinander geschaffen.
Ausgerechnet die Comtesse an der Seite von Mikael zu sehen, das gab ihr einen tiefen Stich ins Herz. Sofort tadelte sie sich für ihre Feigheit. Jeder Frau hätte sie gegönnt neben Mikael den Tanz zu eröffnen, warum musste es gerade ihre Erzfeindin sein. Vermutlich weil die Comtesse ihre Chance witterte ihr wieder eines auszuwischen.
Safa schwor sich dass diese Frau noch heute wünschte, ihr nie begegnet zu sein. Langsam trat sie hinter die wartende Menge. Wartete geduldig bis jemand einen Schritt zur Seite trat und nutzte die winzige Lücke. Nach wenigen Minuten war sie bereits hinter der letzten Bastion. Auf einmal bahnte sich energisch ein Mann zu ihr vor. Bereits an der befehlsgewohnten Stimme erkannte sie Makar. Unaufhaltsam steuerten die grünen Haare auf sie zu. Das entlockte ihr sogar ein Lächeln. Sobald er neben ihr stand, indem er ziemlich rüde ihre Nachbarn finster anstarrte und vertrieb flüsterte er. „Du gehörst hier nicht her, weil du kein gewöhnlicher Gast bist. Wir müssen nach vorne zu den anderen. Fass mich ja nicht an, solange wir nicht tanzen, sonst springt mir Dimitros vorher an die Gurgel.“ Verriet er mit einem übermütigen Augenzwinkern. Mit ihm als beeindruckende Persönlichkeit an der Seite, fand sie leicht einen Weg durch die sich teilende Menge. Jedermann oder Frau hielt freiwillig Abstand zu dem entschlossenen Krieger der zudem auch Finanziell einen gewaltigen Einfluss besass. Vorne stand tatsächlich ihre Schwester, mit einem Fächer heftig Luft zufächern, neben den Sirinovska Brüdern. Sobald ihre braunen Augen Safa entdeckten, blitzten ihre Augen auf. „Verdammt, wo hast du gesteckt?“ Begrüsste sie besorgt. Tief atmete Safa aus. „Musste kurz weg. Dr. Card weiss wieso.“ Verschaffte sie so gleich eine gültige Erklärung die niemand anzweifelte. Einzig Mikael witterte einen tiefsinnigeren Grund. Achtlos schob er die Comtesse auf die Seite. Kummer lag in seiner Stimme. „Was mit deiner Gesundheit?“ Bestätigend nickte Safa. Fügte rasch hinzu. „Harmlos, es geht in ein paar Monaten vorüber.“
Verächtlich konnte sich die Comtesse nicht verkeifen. „Schwanger, das bedeutet bei uns schon ein ganzes Jahr Unpässlichkeit!“ Sofort starrten sie alle verblüfft an. Unbehaglich, so im Mittelpunkt zu stehen, trat sie zurück. Spürte aber eine unüberwindbare Wand im Rücken. Verlegen lächelte sie. „Ich bin nicht schwanger, sie!“ Deutete auf Safa als könnte sie damit eine böse Krankheit auf diese übertragen. Diesmal lagen alle wichtigen Augenpaare auf Safa. Sie hob ihre schmalen Schultern. „Der Kaiser hat es mir vor wenigen Stunden verraten. Anscheinend ist er Experte darin schwangere Frauen zu erkennen.“
Erleichtert breitete sich ein fröhliches Lächeln auf Mikaels Gesicht auf. Es tat Safa bereit weh, beim Gedanken, dass sie nicht seinen Blutserben in sich trug. Gnädig gestimmt atmete er erlöst auf. „Diese Entschuldigung lasse ich gelten weil du eben nicht da warst. Jedoch wird es Zeit deine Position zu festigen. Daher wirst du mit mir nochmals eine Runde alleine drehen.“
Alleine bei dem Gedanken erbleichte Safa. Begann den ersten Fehler. Hilfesuchen wandten sich ihre Augen zu Makar. Im selben Augenblick bemerkte sie dass Mikael empfindlich reagierte. Deutlich verdüsterten sich die Gesichtzüge.
Sie versuchte ungeschickt noch zu retten. „Ich kann nicht so gut tanzen. Um ehrlich zu sein, ich bin miserabel!“
Zurückhalten bat Mikael. „Eine einzige Runde. Eine Minute lang kannst du sicher durchhalten. Du darfst mir auch ungestrafte auf die Füsse treten.“ Er nahm die Sache eher locker an. Zögerlich trat Safa dichter an seine Seite. Mit böser Vorahnung rollte Katalina ihre schönen Augen. Zischte zu Dimitros. „Sie ist wirklich ein Trampel.“ Heiter lachte er nur über die ehrliche Beleidigung. Beschwichtigte. „Mein Bruder wird das schon aushalten. Selber schuld bei der unglücklichen Auswahl.“
Angespannt zählte Safa beinahe die Sekunden. Jemand rief etwas auf russisch. Die vier Paare auf der Tanzfläche verschwanden. Scheinwerfer waren nur auf den inneren Platz gerichtet. Gesenkt spielte die Musik weiter. Gespenstisch blieb das Publikum praktisch unsichtbar im düsteren Schatten. Trotzdem war eindeutig dass alle Augenpaare auf den beleuchteten Platz blickten. Bleischwer fühlten sich die Füsse von Safa an. Das schlimmste war dass sie Mikael nicht vertraute. Mit Makar hatte sie geübt. Sie kannte seinen Rhythmus, seine Schrittweite, seine Bewegung. Sogar sein heiteres Lachen als er unbeschwert über ihre Fehler hinweg sah. Seltsam befremdend war es dagegen mit Mikael aufzutreten. Er sah sich förmlich gezwungen sie, mit einer Hand in ihrem Rücken, sie kräftig auf die Bühne zu schieben. Gequält lächelte sie auf als sie die Mitte erreichten. Hoch gewachsen seine schlanke Gestalt gegenüber. Die dunkelbraunen Töne, seines Anzuges passten wunderbar zu seinen violetten Augen. Bewundernd stand Safa einfach ein Sekunde das. Da verursachte Mikael den Fehler sie zu drängen. Mit einer Hand hob er ihr schön geschwungenes Kinn hoch. „Wir schaffen das schon. Entspanne dich einfach.“ Das nächste Problem lösten sie gemeinsam ohne dass es praktisch jemand auffiel. Das festhalten der Handpositionen war für Safa ungewohnt da Mikael ziemlich grösser war als Makar. Gemeinsam wartete sie still ab bis die gedämpfte Musik zum neuen Takt ansetzte. Bedauerlicher Weise verpasste Safa den ersten Bruchteil, da sie gewohnt war das Makar ihr immer heimlich ein Fingerzeichen gab. Der vorwarnende Druck kam leider nicht von Mikael. Dennoch fehlerfrei ohne zu stolpern schwenkte sie in die richtige Himmelsrichtung. Nach ein paar Schritten schüttelte Mikael aufgebend den Kopf. Geschlagen löste er sie aus der Umarmung. Seine langen Schritte brachten Safa völlig aus dem Takt. Ehrlich sagte sie, dass es sogar die Umstehenden hörte. „Ich bin überzeugt dass ich besser auf einem Pferd reiten kann als tanzen. Mein Talent liegt einfach woanders. Bedaure.“
Er nahm es ihr nicht einmal übel. Drückte sie lieb um die Schultern und küsste sie ihre Haare. Erst bei seinem Bruder wirkte sein Lächeln wenig überzeugend. „Es ist hoffnungslos. Hoffentlich bestätigst sich das mit den Pferden.“
Enttäuschte verfolgte Makar den gänzlichen Misserfolg. Das seine heimliche Gefährtin so einfach hoffnungslos abgeschoben wurde, tat seiner Seele weh. Er der Erfolgsverwöhnte Mann wollte diese Niederlage, nicht so einfach hinnehmen. Verärgert knurrte er vor sich hin. „Von wegen.“
Hellhörige Vampirohren vernahmen seinen Protest. Mikael dem ein grosser Zeh schmerzte meinte leichtfertig. „Willst du mit ihr tanzen?“
Diesmal lächelte Makar so breit dass es fast schon wie eine Beleidigung wirkte. Ganz anders seine Worte. „Danke für das Angebot.“ Bevor ihn jemand daran hinderte zog er Safa auf die Bühne zurück. Mit grossen Augen liess sie sich erneut in den ungewollten Mittelpunkt ziehen. Überlegen sah ihr Makar tief in die Augen. Flüsterte ganz leise in ihr Ohr, dass nur sie es hörte. „Vergiss das überflüssige Pack. Wir zwei, dreissig Sekunden, ich führe, achte auf die Hinweise. Geniessen wir den Schwung zur Musik“ Zwinkerte ihr vertrauensselig zu. Hob einen Arm in die Höhe und schnippte hörbar. Ein viel sagender Blick zu Orchester und die Musikanten begannen erneut. Die Art mit der er alles erfolgreich Managte liess Safa automatisch an die gestrigen Lektionen erinnern. Der harte Drill, der gerade Rücken, das heben des Kopfes in eine fast überhebliche Haltung, alles war auf einmal wieder da. Seine warmen Hände, fest und zugleich locker. Wie abgesprochen kam der tippende Finger über ihren Händedruck. Automatisch schwenkte sie unbeschwert wie eine Feder übers Parkett. Aus Erfahrung wusste er wo er die Füsse manchmal etwas weiter entfernt aufsetzte. Bei den Drehungen sie fester lenkte, praktisch schon von sich schob und erneut an sich zog. Wie eine ferngesteuerte Marionette liess sie sich lenken bis… abrupt stoppte er. Mit ihm stand sie pünktlich still. „Also“, meinte er laut zu den verblüfften Leuten. „Geht doch. Und jetzt ist der Zeitpunkt günstig das andere mitfeiern. Es ist ein Ball. Last uns alle Freude haben.“ Fröhlich winkte er in aufgeweckte Menge. Diese kamen Befreit seiner Aufforderung nach. Mehr Paare gesellten sich auf das Tanzpaket, während Makar wie ein stolzer Sieger, Safa zurück zu einem sprachlosen Mikael führte. Innerlich kochte der dermassen das er geschockt sich erst gar nicht rührte. Alle diplomatischen Grundsätze waren völlig ausgelöscht. Verspürte nur den dringenden Wunsch diesem Makar tierisch an die Gurgel zu springen und ihm sämtliche Adern herauszureissen.
Diesmal hielt es Makar für ratsam zu verschwinden bevor der empörte Mikael sich aus seiner Starre löste. Noch hielt er den Zeitpunkt zu früh um den schwachen König herauszufordern. Ausserdem wollte er nicht als Spielverderber auf dem Ball gelten. Da gab es immerhin einen guten Ruf zu verlieren. Besser als Sieger Rücksichtvoll im Hintergrund bleiben.
Wütend, die Wangenknochen angespannt verfolgte Mikael seinen flinken Abgang. Obwohl er den verhassten Widersacher längst in der dichten Menge aus den Augen verlor, fühlte er sich völlig aufgewühlt. Verstört blickt er zu der betroffenen Safa hinunter. Gereizt fragte er. „Was hatte das gerade zu bedeuten?“
Verstimmt warf sie ihm die volle Wahrheit ins Gesicht. „Warum hast du gestern nicht eine einzige Stunde frei genommen um mit mir zu üben? Ich wäre sogar mit einer halben Stunde zufrieden gewesen.“ Dunkelviolette Augen blitzten gefährlich auf. Bevor er wieder mit seinen müden Ausreden, das er als König andere Bürden trug, daherkam marschierte sie verärgert davon. Erst einmal sicheren Abstand von ihm einlegen. Bevor sie selber sich dazu verleiten liess bösere Worte auszusprechen. Ihren aufgeregten Zustand fürchtete sie selber. Aus den Augenwinkeln bemerkte sie das Dimitros seinen aufgebrachten Bruder einigermassen zur Vernunft brachte.
Während ihr glühendes Gesicht langsam abkühlte, glomm eine unheimliche Wut weiter in ihr. Der Ball verlor seinen prachtvollen Glanz. Übellaunig suchte sie nach etwas wo sie ihren Frust ablassen konnte. Mit Essen sich voll zustopfen lag ihr fern. Stattdessen fiel ihr unverhofft der alte Vlamnick ins Auge. Nach kurzer scharfer Beobachtung stellte sie fest dass immerhin etwas nach Plan klappte. Sie beschloss ihren Ärger schonungslos an ihm auszulassen. Zeit endlich Dampf abzulassen. Während sie die versteckte Tablettenschachtel suchte um darin die Anleitung herauszuziehen, liess sie den Alten kaum aus dem Blick. Die Unterhaltung mit seinen Damen wirkte angespannt. Manchmal wirkte er wie weggetreten. In seinem Gesicht erkannte sie den Leidvollen Ausdruck, den er mit zusammen gebissenen Zähnen, zu verbergen suchte. Sobald sie den gefalteten Zettel zwischen den Fingern hielt, steuerte sie geradlinig auf ihn zu. Schon auf den letzten Meter erkannte er die neue Gefahr. Hielt lächelnd sein Sektglas, als böte es Schutz, vor sich hin und versuchte vergeblich charmant zu wirken.
Finster eröffnete Safa leise ihr Feuer. „Ich weiss dass du meine Verbindung zu Mikael nicht billigst. Doch deine schäbigen Intrigen habe ich längst durchschaut. Übrigens sei nächstes Mal nicht so ein Trampel. Ich habe dich bemerkt als du herum geschlichen bist.“ Sie warf das gefaltete Papier vor ihm auf den Tisch. Drohte ihm. „Versuche nicht Mikael vor mir schlecht zu machen. Entsorge dein Anspielungen gefälligst in deinem eigenen Kübel und nicht vor meinem Zimmer!“
Verdutzt nahm er den Zettel, entfaltete ihn, warf einen kurzen Blick darauf und warf ihn angeekelt auf den Tisch zurück. Seine schlechte Laune steigerte sich ein paar Grade. „Das gehört mir nicht.“ Erklärte er knapp.
„Soooo,“ vielsagend sah Safa ihn dermassen lange an. Nicht einmal zuckten dabei ihre langen Wimpern. Schliesslich rutschte er unangenehm in seinem Sessel zurück. Deutlich bemerkte die Umstehende weibliche Gesellschaft wie ihr Blick zwischen seine Beine glitt. Er hielt sie seltsam verkrampft zusammen gepresst. Eine Wagemutige Person warf einen Blick auf die klein gedruckte Bedienungsanleitung. Ihre leise Überraschung war über den ganzen Tisch zu hören. „Viagra!“ Entsetzt fiel aller Blicke gespannt auf den armen Vlamnick der langsam zu Verzweifeln schien. Entrüstet wollte er alle Vorwürfe abweisen.
Mit einem schrägen Lächeln flüsterte Safa leise aber deutlich genug dass es einige der gespitzten Ohren mitbekamen, zu Vlamnick. „Wie viele wolltest du heute flachlegen. Fünf Tabletten!“ Übertrieb sie schamlos ihre Lüge. „Du hast vielleicht in Frankreich damit Erfolg, aber wir führen hier ein anständiges Hotel. Ich persönlich will dich hier nicht mehr sehen und ich glaube nicht das Mikael deine Vorgehensweise unterstützt, sollte ich ihm die Wahrheit sagen. Es wäre klug wenn du anfängst deine Koffer zu packen.“
Der alte versuchte tatsächlich einen Gegenangriff zu starten. „Damit kommst du nicht durch. Das ist eine gemeine Unterstellung für die du ausser diesem wertlosen Papierfetzten keinerlei Beweise… hast.“
Gelangweilt gähnte Safa ausgiebig. Sittsam bedeckte sie mit der Hand ihren Mund. Danach bat sie höflich. „Sei so lieb und steh einmal auf!“
Bitterböse funkelte er sie mörderisch an. Also stachelte sie los. „Soll ich dir aufhelfen? In deinem Alter wird man so schnell kraftlos, da verstehe ich sogar wenn man mit Tabletten nachhilft.“ Höflich streckte sie ihre Hand aus. Empört schlug er sie heftig auf die Seite. Mit einem Ruck stand er auf. Gepresst sagte er zu seiner sensationssüchtigen Gesellschaft. „In einem Punkt hat sie Recht. Ich brauche meinen Ruhefasen, daher ziehe ich mich an einen stilleren Ort zurück wo man mich nicht zu unrecht beschuldigt.“ Verbeugte sich knapp. Sobald er stand bemerkte man aber sichtlich seine steife Erregung in seinen engen Hosen. Bestrafte seine tatsächliche Unschuld. Verstimmt leerte er sein Sektglas in eine Schluck hinunter. Worauf Safa bedeutsam eine Augenbraue hob. Er wusste um sogleich um den fatalen Fehler. Fauchte, „Willst du mich umbringen?“ Dies rührte kein Erbarmen in ihr. Schliesslich war er verantwortlich dass ein Kind von einem fremden Mann in ihr heranwuchs. Kalt entgegnete sie. „Kein Wunder dass du in Frankreich so abgelegen wohnst, da dein guter Ruf längst zerstört ist. Dass hast du ganz alleine fabriziert oder wie erklärst du so was?“ Jeder Zuhörer wusste dass sie seinen geilen Zustand ansprach. Frech wehrte er sich. „Du hast mir was in Glas getan!“ Bedauern schüttelte sie den Kopf. „Glaube mir ich hab besseres zu tun als die ganze Zeit neben dir stehen und auf den günstigen Augenblick zu lauern dir was in Glas zu schmuggeln. Meine Anwesenheit wird woanders gefordert. Du solltest selber vorsichtiger sein mit der Dosierung oder ist heute der Alkohol zu stark? Ach es interessiert mich einen Dreck. Wenn ich nochmals erfahre dass du gegen mich integrierst erwarte ich dich nach meiner vollständigen Verwandlung. Glaube mir, ob meine Schwester jemand gründlich auseinander nimmt, oder ich selber, das besteht kein Unterschied.“ Diese Drohung wirkte. Er war das pure Gegenteil von einem Kämpfer. Katalinas Ruf war bereits bekannt. Sollte Safa genauso brutal mit ihm umspringen, dann stand ihm ein qualvolles Lebensende bevor. Diesmal waren seine Wangen gerötet als er beschämt den Kürzeren zog. Dieser Abend war das absolute Desaster für seinen Ruf. Nicht nur dass man ihn für hoffnungslos Impotent hielt sondern auch für einen gemeinen Ränkeschmied der seine Nase in fremde Angelegenheiten steckte. Diesmal hatte er sich bei Safa gründlich die Finger verbrannt.
Niedergeschlagen stelzte er zur Treppe. Heimlich machte Safa einen Bogen und erwischte ihn bevor ganz nach oben flüchtete. Raunte ihm nur für seine Ohren zu. „Vlamnick. Denke ja nicht dass ich den Bastard in mir ausbrüte. Ich habe schon einen Termin mit Dr. Card. Du hast dein Vermögen umsonst verschleudert.“
Wütend sah er über das Treppengeländer zu ihr hinunter. Alles hätte er gut verkraftet, sogar seine Rufschändung. Jedoch das die letzte Hoffung für seinen Neffen wirkungslos blieb, nach all seinem Aufwand, das tat dem Alten weh. Für sie blieben ein paar letzte Worte. Spie zu ihr. „Herzloser Abschaum.“ Ingeheim fürchtete er ihre Herausforderung. Nachdem was Katalina leistete trauter er Safa durchaus zu, später noch ihre Rache einzufordern. Dass er sie indirekt zu einem Schwangerschaftsabbruch zwang würde sie ihm garantiert nie verzeihen. Besser sein Heil suchen auf dem abgelegenen Gut.

Ausgelaugt wartete sie im Schatten der Treppe bis seine Schritte verklangen. Ihre Wut war tatsächlich verpufft. Als Ablenkung kamen ihr die süssen Desserts in den kleinen Keramikschalen gerade recht. Von der Musik, der Unterhaltung und von den Gästen wirkte er Ball eher enttäuschend auf sie. Jedoch das Menü sprengte alle ihre Anforderungen. Mikael sollte lieber den Koch befördern als seine Aussenstehenden Mitarbeiter. Sobald er sich am Abend beruhigte, plante sie ihn darauf anzusprechen. Vorerst liess sie die reifen Früchte mit dem Pudding auf sich einwirken. Wenige Minuten später rauschte eine beschäftigte Comtesse an ihr vorbei in Toilette. Safa schluckte die letzte Löffelladung, ein Schokoladenpudding mit Rumaroma und kleinen Streusel drin, hinunter. Auf zum zweiten Streich! Rein in die Waschräume. Sorgfältig zog sich die Comtesse mir ruhiger Hand einen dunklen Lidstrich über die Augen. Erst als sie blinzelnd ihr Kunstwerk im Spiegel überprüfte fiel ihr auf das Safa neben ihr die Hände wusch und den Mund ausspülte. Entsprechend begeisterungslos musterte sie ihre Kontrahentin. „Fette Kuh“, sie liebte geradezu diesen rustikalen Ausdruck. Gelassen erwiderte Safa den abschätzigen Blick. Schüttelte bloss den Kopf. Es lag ihr was zuvorderst auf der Zunge. Gerade als Comtesse mit einem Schnauben zum verlassen der Räumlichkeiten ansetzte, liess sie diese Wissen. „Eigentlich hast du es überhaupt nicht verdient. Aber ich kann dir verraten dass Vlamnick dich gerne malen möchte. Der Alte hat einen schlechten Geschmack auf seine letzten Tage bekommen.“
„Bitte?“ Irgendwie glaubte die Comtesse sich verhört zu haben. Also verriet ihr Safa. „Maurice de Vlamnick, er malt gerne in seiner Freizeit. Beträchtlich seine Anzahl von Frauenportraits. Eines schönes als das andere. Warum findet er nur bei dir ausgerechnet einen Seerosenteich passend? Der Alte spinnt doch! Zum Glück reist er Morgen früh ab. Du wirst also kaum noch Chancen haben dass er dich genauer in Augenschein nimmt. Der lebt ja allgemein nur noch wenige Jahre. Ich frage mich was einmal aus seiner Sammlung wird? Vielleicht sollte ich doch vorher eines der Bilder kaufen. Nach dem Tod können sich die Preise verzehnfachen. Mhm…“ Gründlich prüfte Safa ihre Zähne. Tat so als sei ihr was unangenehm dazwischen geraten. Verfolgte aus den Augenwinkeln jedoch genau wie nachdenklich die Comtesse den Raum verliess. Kaum schloss sich die Türe, ballte Safa eine Faust und sagte überschwänglich zu ihrem Spiegelbild, „Yes!“ Ihre hochgesteckten Pläne erfüllten sich genauso wie vom Vlamnick.
Ohne Eile folgte sie unauffällig der Comtesse hinterher. Dabei brauchte sie diese gar nicht zu sehen, sondern es reichte schlicht zu hören wohin die hämmernden Absätze steuerten. Erwartungsgemäss suchte diese nach dem Maler Vlamnick. Horchend wartete Safa auf der Treppe als sie die Comtesse an eine Türe anklopfen hörte. Eine mürrische Stimme antwortete aus dem inneren. Doch wen die Comtesse sich was vornahm, blieb sie hartnäckig. Vor allem ihr leises weibliches „Bitte?“ Stiess bei dem, in argen Nöten, Vlamnick auf fruchtbaren Boden. Genervt öffnete er ihr die Türe einen Spalt weit. „Der Zeitpunkt ist äussert ungünstig“, hielt er ihr barsch vor. So leicht liess sie sich eine Diva nicht abwimmeln. Sie wollte bestätigt haben. „Stimmt es das du gut malen kannst?“
Erstaunt nickte Vlamnick. „Wer hat dir das verraten?“
Sie wollte den verabscheuten Namen nicht in den Mund nehmen. „Willst du mich wirklich malen?“ Diesmal stutzte der Alte. Musterte sie kurz. Winkte sie ins Zimmer hinein um ungestört eine Unterhaltung zu führen die keiner sonst mitbekam. Sachte schloss er die Türe hinter ihr. Erst nach einer Minute getraute sich Safa in die Nähe der Tür von Vlamnick. Drinnen hörte sie einen überraschten Aufschrei. Zufrieden schlich sie leise zur Treppe zurück. Unentschlossen wie sie weiter vorgehen sollte, verharrte sie vor einem der Fenster im zweite Stock. Draussen begann es zu regnen. Jedoch blies so ein stürmischer Wind dass es den Regen über das Dach des Hotels hinweg fegte. Die Lifttüre klingelte. Jemand von den Hotelgästen trat heraus und spazierte zu seinem Zimmer. Ignorierte Safa völlig. Zehn Minuten verstrichen. Obwohl Vlamnicks Zimmer fast zwanzig Meter entfernt lag, hörten das ausgezeichnete Gehör von Safa die Comtesse auflachen. Fünf Minuten später klang es mehr nach Leidenschaft. Erneut klingelte die Lifttür. In dem Moment beschloss Safa wieder nach unten zu gehen um die aufkommende Langeweile mit der Gesellschaft zu vertreiben. Jedoch trat ein lieber Bekannter aus dem Lift. Der Kaiser höchstpersönlich mit zwei seiner Diener. Bereits noch im Lift halfen sie ihm aus dem anliegenden Anzug. Mit weissem Hemd und dunkelblauer Weste trat er in Eile aus dem Aufzug. Verwundert hielt er sofort inne als er die einsame Safa sah. Setzte sein berühmtes vielseitiges Lächeln auf. „Schon wieder alleine?“
Zufrieden strahlte sie ihn an. „Manchmal lohnt es sich allein zu sein und in die Stille zu horchen.“
„Aha.“ Ganz verstand er den hinteren Sinn ihrer Worte nicht. Stellte sich jedoch neben sie und folgte ihrem Beispiel. Wobei er nebenbei den Dienern einen Wink gab zu verschwinden. Es war ruhig. Von unten hörte man ganz leise die Musik. Eine Fliege knallte nervös mehrmals gegen die Fensterscheibe. Hinter einer Zimmertüre stöhnte eine Frau in Leidenschaft auf. Nichts verleitete ihn zu einer Reaktion. Da fragte Safa harmlos. „Wollen sie die Verlobung auflösen? Ohne das ihnen jemand Vorwürfe dafür machen kann?“
Störrisch blickte er weiter nach draussen wo der Regen mit dem Wind tanzte. Einzig seine Stimme verriet dass er sie durchaus ernst nahm. „Wie soll das gehen?“
Mit einer Hand deutete Safa auf das Zimmer, hinter welcher die Frau hin und wieder stöhnte. „Erkennen sie die Stimme nicht?“
Ziemlich heftig fuhr der Kaiser herum. Diesmal besass sie seine volle Aufmerksamkeit. „Comtesse?“ Fragte er ungläubig. Safa ergänzte. „Mit dem alten Vlamnick. Das der Potenzmittel nimmt können einige Frauen unten im Saal bestätigen.“
Zweifelnd zögerte der Kaiser immer noch. Safa winkte die wartenden Diener vor seinem Zimmer wieder herbei. Dann rief sie zurück halten. „Comtesse!“
Spazierte entschlossen zu Vlamnicks Tür. Dahinter war es merklich still geworden. Energisch klopfte sie an das feste Holz. „Comtesse. Mikael wünscht nochmals zu tanzen mit dir. Kannst du in einer Minute unten sein?“ Log sie munter darauf los. Innen hörte sie einen erfreuten Ausruf. „Mikael.“ Tja wenn es um Mikael ging, war Vlamnick gleich bedeutungslos und vergessen.
„Beeile dich!“ Drängte Safa. Abrupt schwenkte die Türe auf. Tatsächlich stand die Comtesse ziemlich ramponiert da. Zog ihren kurzen Rock straf nach unten. Auf einmal hielt sie mitten in der Bewegung inne. „Warum kommst ausgerechnet du mich hol…“ Im nachhinein bemerkte sie den Kaiser der sich bis dahin hinter der Türe versteckt hielt. Sie stammelte entsetzt. „Eure Hoheit!“ Hinter der verdatterten Comtesse näherte sich Vlamnick. Das offene Hemd lose über die Hosen. Ohne Socken und Schuhe stand er da und starrte selber nur böse Safa an. „Du schon wieder! Was willst du noch?“
Brav faltete Safa ihre Hände ineinander. Trat vorsichtshalber einen Schritt zurück. „Hab ich dir nicht vor wenigen Minuten erklärt das wir ein anständiges Hotel sind und kein Puff.“
Schockiert fiel selbst dem Alten noch der Kinnladen hinunter. Bevor er auf den dummen Gedanken kam sich an Safa zu rächen, stand auf einmal ein ziemlich missgestimmter Kaiser schützend vor ihr. Ein rascher Blick auf das ertappte Paar und er verkündete. „Damit ist die Verlobung offiziell aufgelöst.“ Zum Abschied nickte er nicht einmal respektvoll, sondern bat einfach Safa an seine Seite. Nach ein paar Meter Abstand, wollte er von ihr wissen. „War das ein glücklicher Zufall oder hat da jemand nachgeholfen?“
Ein trauriger Ausdruck überschattete Safas Gesicht. „Ich gestehe dass ziemlich nachgeholfen wurde. Vlamnick ist ein verdammter Intrigant und ich habe ihm heute einmal das mit gleicher Münze zurückbezahlt.“
„Tz, tz“, tadelt der Kaiser. „So unschöne Worte! Sie sollten, in ihrem Zustand solche Aufregungen vermeiden. Darf…“ Diesmal kam ein weiterer Vampir die Treppe hoch geschossen. Ehrlich überrascht gewahrte Safa das Mikael nach ihr suchte. Mit einem letzten Sprung setzte er über mehrere Stufen hinweg. Stoppte sobald er sie sichtete. „Da steckst du also wieder!“ Er wirkte alles andere als gelassen. Hinter Safa stürmte sich die Comtesse tatkräftig nach vorn. „Mikael, hier bin ich. Lass uns tanzen gehen.“
Als hätte sie die ansteckende Pest wich er augenblicklich zurück. „Du stinkt nach Vlamnick“, hielt er ihr gleich vor. „Wie kommst du auf so eine absurde Idee dass ich mit deinem nachlässigen Zustand tanzen gehe?“ Angewidert funkelten seine dunklen Augen sie warnend an. Winkte dafür Safa harsch an seine Seite. Diesmal bekam sogar der Kaiser den Unwillen von Mikael zu spüren. Alles andere als zart zog Mikael seine Freundin auf die Seite. „Schon wieder an der Seite eines anderen Mannes. Kannst du nicht einfach in unserem Zimmer oben auf mich warten“, hielt er ihr unbeherrscht vor.
Sie wusste genau dass die anderen ihre Standpauke unfreiwillig mitbekamen. Daher beschloss ich gleich einmal klar zustellen. „Ich soll im Zimmer warten auf was? Gestern Abend hab ich dich erst nach Mitternacht gesehen und du hast keine Minute mit mir die Tanzschritte geübt. Heute Mittag hast du vergessen das abgemacht war das du jemand schickst mich abzuholen. Was soll ich bitte auf dem Zimmer machen? Die Paketbretter zählen bis du dich erinnerst dass ich existiere? Glaub mir ich repariere viel lieber die Weiden draussen, im Regen, als diesen Ball eine Stunde zu geniessen!“ Ihr scharfer Kommentar traf dermassen, dass er zusammen zuckte. Eine Weile wusste er wirklich nicht was er dem entgegensetzte. Ohne nachdenken kam natürlich nur provokativer Mist. „Dann geh doch nach draussen die Zäune flicken!“
Gelassen blickte Safa nach draussen. Es war später Nachmittag. Irgendwo im Haus schlug eine Uhr gerade vier Uhr. Die düsteren verhangen Wolken schütteten um die Wette. Der Wind peitschte den Regen über die Dächer und auf die gegenüberliegende Mauer. Der Kaiser suchte nach einem Grund sich zurückzuziehen, wagte es aber nicht, weil er gleichzeitig Safa beschützen wollte vor dem überstrapazierten Mikael. Einzig Vlamnick verhielt sich ausnahmsweise Richtig. Zog die Comtesse, am Arm, mit in sein Zimmer zurück. Es lag Safa fern ihren Mikael weiter zu reizen. Sein Bogen war schon zum zerreisen gespannt. Daher versuchte sie ihre Stimme zu senken. „Nächstes Mal wenn wieder so ein Fest kommt, erlaubst du mir das gefälligst früher. Um diese späte Zeit hat es keinen Wert mehr wenn ich draussen herum spaziere.“
Zum ersten Mal zeigte er wieder Humor. Spottete, „Als ob die wirklich bei diesem Sauwetter dich nach draussen traust.“
„He“, erinnerte Safa energisch. „Ich komme aus der Wasserstube Schweiz! Wir sind wochenlange Regentage gewöhnt! Das bisschen Wind dazu hätte mich selbst als Menschen nicht umgehauen.“
Er schnaubte ungläubig. Daher wagte sie keck ihm angedeutet die rosa Zunge raus zu stecken. „Dann veranstalte doch Morgen noch so ein Fest und wie sehen wer mehr Spass hat.“
Diesmal lachte er leise auf. „Da würde mich teuer zu stehen bekommen. Schon wieder so ein Fest.“
Ein Räuspern aus der Ferne liess ihn träge herumfahren. Der Kaiser verbeugte sich knapp. Meinte noch zu Safa. „Danke für Ihre Hilfe.“ Dann wandte er sich eindeutig zu Mikael. „Dieses Jahr werden noch die Einladungen verschickt. Ich hoffe doch sehr Euch beide zusammen im meinem bescheidenen Reich willkommen zu heissen.“ Ohne auf Antwort zu warten, zog er sich auch zurück.
Entspannt lehnte Mikael an die nächste Wand. „Den hast du ja mächtig beeindruckt. Doch er weiss wenigstens wo seine Grenzen sind. Bleibt also nur noch Makar übrig. Ich hoffe der Spinner ist dir nicht an Herz gewachsen?“
Sie winkte wegwerfend ab. „Ein harmloser Zeitvertreib gegen die Langeweile. Er hat einfach ein exzellentes Gespür zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Der fliegt doch Morgen wie die anderen wieder ab.“
„Mhm“, dabei beobachtete er seine Safa lange. Streckte die Hand nach ihr aus. Sie flüchtete gerne in seine Arme. Jedoch war irgendeine Kleinigkeit anders. Die Vertrautheit, seit ihrem kennen lernen, war noch unvermindert da. Doch als er sich vorbeugte und ihre warmen Lippen sich berührten, vermisste Safa die anziehende Leidenschaft. Selbst Mikael wirkte müde. Eine gewisse Spannung schwebte weiterhin über ihren Köpfen. Selbst ihn befriedigte dieser brave Kuss kaum. Zum jetzigen Zeitpunkt jedoch lag ihm selber zuviel auf der Seele. „Wir zwei brauchen dringend Morgen eine Stunde zusammen. Nach dem Frühstück bleiben wir länger im Bett, einverstanden?“
Endlich stiess das bei Safa auf wohlwollen. Erfreut strich sie mit einer Hand über sein Hemd. „Du siehst gut aus“, schnurrte sie förmlich. Zufrieden küsste er sie in die Haare. „Du auch. Dein Kleid ist einmalig, trage es öfters nur für mich… es ärgert mich masslos bereits wieder zu ermahnen dass wir beide nach unten gehen müssen. Lieber würde ich dich nach oben entführen und dich nicht mehr aus dem Bett lassen.“ Vielsagend strich seine grosse Hand sanft über ihren Bauch. Schliesslich schüttelte er den Kopf. Während er sie nochmals küsste, drückte er mit einer Hand bereits den Liftknopf. Sobald es klingelte traten sie beide in die Kabine. Er grinste sie versprechend an. „Ein anderes Mal, wenn nicht so viele Leute im Hotel sind, ja.“ Versicherte er. Ausserdem hielt er es für nötig gleich zu informieren. „Es sind einige wichtige Geschäftsleute da, doch ich versuche heute Abend vor Mitternacht mich von denen zu lösen. Wenn du müde bist, gehe ungeniert einfach nach oben. Einen weiteren gemeinsamen, öffentlichen Auftritt verlange ich heute nicht mehr von dir. Es war eindeutig zu früh und wir haben einfach zu wenig Zeit miteinander. Ich hoffe das wird ab nächsten Monat anders sonst verliere ich selber den Verstand.“
Safa willigte ein. „Gut, freut mich zu hören das die Tanzerei vorbei ist. Dann widme ich mich gleich dem Buffet.“
Schief lächelte er. Alleine der Gedanke wie sie mit Makar übers Paket schwebte, entfachte erneut seine Eifersucht.
Die Lifttür öffnete sich. Ein satter Schwall nach Lebensmittelgeruch, Schweiss und Parfum schwappte ihnen entgegen, wie die Wärme von dem Gefüllten Raum.


Makar de Vlamnick


Gestresst marschierte Mikael auf die Gruppe von Geschäftsherren zu welche in einem Nebenraum, abseits von der Musik, munter diskutierten. Diesmal nutzte er, unwillig über den ungünstigen Zeitpunkt, sich Information zu verschaffen. Verbündete bedeuteten die stabilen Pfeiler in seinem Reich, doch er wünschte viel lieber eine sichere Zukunft mit Safa. Was sein Bruder ahnte, dass er beabsichtigte eine riesige Nachbarfläche an Land zu kaufen. Dadurch würde sich ihr Königreich geradezu verdoppeln. Noch zögerte die alte Dame, ohne jeden Erben, ihnen das Grundstück zu überlassen. Zu schlecht war der gefürchtete Ruf von ihrer unheimlichen Militärbasis. Jedoch liess er klugerweise bereits einen Vertag bestätigen, der ihn zwar einschränkte, aber alle Bedenken der alten Witwe aus der Welt schaffte. Das hoffte er zumindest. Nach dem von einem Richter anerkannten Dokument durfte er das kostbare Weideland nur für Landwirtschaft oder Pferdezucht verwenden. Für diesen wichtigen Punkt, freute er sich diebisch. Davon wusste Dimitros keinen blassen Schimmer. Auch nicht dass er beabsichtige das Landstück für sich alleine zu beanspruchen. Da wollte er am Ende hinziehen, mit seiner Safa und den Grundstein legen für ihre gemeinsame Zukunft. Sobald er die Unterschrift der Frau bekam, legte er Dimitros nahe den Thron zu übernehmen, den er verabscheute. Zuviel lastete auf seinen untrainierten Schultern. Nicht nur das sämtliche, starken Kämpfer auf ihre Chance lauerten, sondern er hatte schlicht keine Lust das wieder aufzubauen was sein Bruder so vernachlässigte. Immer mit dem Schwert im Nacken, dass er hier so viel Zeit und Energie verlor um es am Ende doch seinem Bruder wieder komplett zu überlassen. Diesen Umstand wollte er tilgen. Er wollte für eine feste Zukunft bauen für seine baldige Familie. Sein eigenes, kleines Reich das nur er verwaltete. Zwei Wochen bat er seine alte Nachbarin den Vertrag zu überdenken. Zwei Wochen danach hoffte er in das ärmliche Bauernhaus umzuziehen, das dafür ihm allein gehörte, mit dem immensen Land rund herum. Blieb nur noch die Finanzwelt im reinen zu behalten. Dieses Land kostete immerhin fast zehn Prozent von dem gesamten Sirinovska Vermögen. Die Hälfte von dem Kaufvertrag wartete schon flüssig auf seinem Konto. Die andere Hälfte versuchte er noch einzutreiben in dem er überflüssige Immobilien aus anderen Länder versuchte loszuwerden. Oder sonstiges kleine Landflächen, die einst sein Vater wahllos kaufte, abzustossen. Er wünschte sich dringend Ordnung. Auch das was eigentlich sein Bruder so monatlich ausgab, belastete seinen Seelenfrieden schwer. Erst einmal war er froh dass er im letzten Moment alle Kontrahenten von dem Nachbarstück vertreiben konnte. Selbst von seinen Ministern gab es zwei die darauf scharf waren. Es kostete ihn viel Mühe nachzuweisen woher seine eigenen Angestellten soviel Geld bekamen. Dafür arbeitete er selber mit reichlich Bestechung um die Beweise zu erhalten das viel Geld am Ende eigentlich ihm gehörte. Bedauerlich fand er dabei heraus das Dimitros ziemlich Verschwendungssüchtig mit Geschenken umging. Er fand seinen bösen Verdacht bestätigt das sein Bruder, der Zahlen hasste, lieber eine paar Leute grosszügig zahlte um die Finanziellen Sachen zu erledigen. Der Schaden wäre weitaus geringer gewesen, hätte er sich mindestens einmal im Monat darum zu kümmern die Bücher zu überprüfen. Es gab Einkäufe wie neue Traktoren und andere moderne Landwirtschaftsgeräte von denen Mikael bis jetzt keinen eine Schraube auf seinem Land sichtete. Dennoch war alle verzeichnet. Jetzt schrieb Mikael selber an zwei Büchern. Eines für seinen Bruder wo er alle diese unzähligen Missgeschicke von seinem Vermögen abzählte und ein Buch für ihn wo er sein eigenes Vermögen verwaltete. Darum war er in der letzten Woche dermassen gefordert alles abzuklären. Weiterhin um den Rest heute von dem Geld zu organisieren oder mobilisieren. Deswegen stritt oder lauerte er seinen Leuten auf um sie zur Rede zu stellen. Daher die Müdigkeit die ihn Körperlich wie seelisch schwächte. Dabei war ihm Dimitros nur eine geringe Hilfe. Zwar spielte er ihm ein paar seiner alten Quellen zu, doch deren Aktualität liess schwer zu wünschen übrig. Lieber widmete sich sein Bruder seiner neuen Geliebten. Mikael blieb mit sich noch im Unklaren was er von dieser Verbindung halten solle. Viel lieber wäre ihm mehr Zeit mit seiner zukünftigen Gefährtin. Im Gegensatz zu seinem Bruder plante er die Verbindung Rechtskräftig zu machen. Wartete auf den günstigen Zeitpunkt um Safa längst überfällig einen Heiratantrag zu stellen. Zugegeben er schob es auch hinaus weil er unsicher war wie er das anstellen sollte. Lieber konzentrierte er sich momentan auf das Land.

Vor einer anderen schwierigen Wahl stand Safa. Das Buffet war gegen den Abend reichhaltig an deftigeren Speisen. Sollte sie den gebratenen Fleischspiess probieren, oder den geschmorten Hasen, oder das gebratene Pouletfleisch mit dem gebratenen Reis? Unentschlossen stand sie da. Gerade als sie beschloss ihre Nase entscheiden zu lassen, flüsterte ihr eine Stimme ins Ohr. „Das gebratene Fleisch. Sein Fett ist abgetropft dadurch kannst du in der Nacht besser schlafen, “ riet ihr Makar. „Ich habe eine Menge Verwandte die schon eine Schwangerschaft hinter sich haben. Jede Weihnachten ist die obligatorische Familienversammlung und alle zehn Jahre kommt mindestens ein neuer Nachwuchs dazu. Ich schöpfe also aus reichlich Erfahrung.“
Verwundert sah sie ihn genauer an. Es passte irgendwie nicht, zu dem so genannten Spinner, Familientauglich zu sein. Dankend wählte sie seinen Vorschlag. Bemerkte dass er diesmal auf dem Fest nie lange an ihrer Seite Verweilte. Ganz anders als am Vortag. Als sie ihn darauf ansprach, meinte er nur knapp. „Heute ist ein Festtag den will ich nicht überschatten mit Ärger. Daher entschuldige mich.“ Bereits widmete er sich einer andern Frau. Diesmal machte Safa den zweiten Fehler im nachzusehen. Obwohl er eine seichte Unterhaltung führte mit einer schwarzhaarigen Vampirdame, blickte er belanglos zu Safa hinüber. Flüchtig lächelte er als er deren nachträgliches Interesse merkte. Verlegen sah sie sofort auf ihre halbvollen Teller hinunter. Schöpfte sich etwas Mangosauce auf den Teller und nahm ein Stück Brot um sich dann einen der raren freien Sitzplätze zu suchen. Eilig setzte sie sich bevor jemand anders ihn ergatterte. Die Sitzfläche war sogar noch warm vom Vorbesitzer.
Eine halbe Stunde verlief alles ruhig. Sie hörte die Leute plaudern, verstand aber nur diejenigen davon welche auf Englisch wechselten. Gelegentlich wurde sie sogar angesprochen. Sobald sie auf Englisch antwortete, lächelten die meisten ausweichend. Insgeheim fragte sie sich wie Katalina das löste. Doch diese entdeckte sie nicht sosehr sie suchte. Wieder kroch diese unangenehme Kälte hoch, trotz der ansteigenden Temperaturen im Raum. Als sie die Vampire beobachtete entlockte das ihr ein schmunzeln. Klar lag der Unterschied, zu den Menschen, vor ihren Augen. Die Bewegungen beim Tanzen waren schneller. Im vergleich fiel ihr ein Schwarm Fische ein die im Meer, in der Masse schwammen. Also ob alle unsichtbar miteinander verbunden waren. Oder die vielen Vögel die wie ganze Wolken am Himmel flogen, ohne sich zu berühren oder anzustossen. Schwach heiterte sie das auf. Diese pure Eleganz zu sehen. Eine geschlossene Gesellschaft die bis auf wenige schwarze Schäfchen, dabei dachte sie an Maurice, funktionierte. Wieder vernahm sie tröstende Worte in ihrem Rücken. „So niedergeschlagen? Es ist ein Fest. Nimm dir was Feines auf den Teller. Ananas kann ich empfehlen und geh doch nach oben Fernsehen. Ich glaube das ist besser als dich hier zu langweilen.“ Ohne sich umzudrehen liess sie Makar wissen. „Das wäre ein exzellenter Vorschlag. Nur in diesem alten Hotel gibt es oben keinen Fernseher. Und meinen PC hab ich in der Schweiz zurück gelassen.“
„Wie rückständig“, teilte er ihr Leid. „Soll ich dir Morgen ein Geschenk machen? Ein Laptop wäre wohl genau das richtige, “ schlug er vor. Das erhellte ihr Gesicht. Dieser Vlamnick besass das feinfühlige Gespür wie man eine Frau verwöhnte. Ein Laptop war garantiert besser als wenn Mikael ihr Schmuck kaufte. Besser sie sollte ihn noch heute Nacht fragen, ob er ihr das organisierte. Das schien ihr weitaus klüger. Unbeabsichtigt begann sie den dritten Fehler. Sie strahlte breiter ab diesem vernünftigen Gedanken. Ihre Welt nahm wieder willkommen Züge an. Solange bis sie Mikael erblickte. Ein Sekundenbruchteil. Rasend schnell bewegte er sich äusserst geschickt durch die wogenden Mengen. Fragend sah sie zu ihm hoch, was ihn zu der ungewohnten Eile veranlasste. Unbeachtet flitzte er an ihr vorbei. Hinter ihrem Rücken stand Makar, dämmerte es ihr viel zu spät. Bereits war er an ihr vorbei. Schon krachte es gewaltig als Vlamnick unliebsam mit einer Vitrine aus Holz Bekanntschaft schloss. Einigermassen beherrscht fuhr Mikael seinen Kontrahenten gedämpft an. „Verschwinde aus der Nähe meiner Frau!“
Selbst Makar staunte ab dieser neuen Bezeichnung. „Deiner Frau?“ Versuchte selber mit Vernunft die Situation zu retten.
„Ja, ich hab jedenfalls vor sie zu heiraten“, verkündete Mikael lauter.
Dennoch wollte Vlamnick die rüde Behandlung nicht so ungestraft im Raum lassen. „Es würde vollkommen reichen wenn du das Blutritual mit ihr öffentlich durchführst, bevor du einem so unhöflich anrempelst.“ Zeigte er deutlich wie er sich beleidigt fühlte. Schliesslich hatte eine Menge Publikum, spätestens nach dem lauten krachen gegen die Holztüre, mitbekommen das Mikael ihn dagegen schmiss.
Uneinsichtig dachte Mikael gar nicht daran sich zu entschuldigen. Schliesslich wusste er von seinem Bruder das Makar bereits am Vortag heftig Interesse an Safa zeigte. Auch er hatte einen Ruf zu verlieren. Schliesslich war er der provisorische König hier. Gewarnt sollte jede sein der sich seiner Geliebten näherte. Daher befahl er ziemlich aufgebracht. „Halt Abstand zu ihr. Du weist genau dass sie zu mir gehört, also halte die Grenzen ein!“
Zögerlich wanderte der gesenkte Blick Makars mehrmals zu Safa. Alles schrie in ihm, Mikael in seine Schranken zu weisen. Sein Blut verlangte es dass seine Gefährtin bei ihm blieb. Safa besass auch eine Meinung, eine Entscheidung. Sie würde schweigen um Mikael loyal zur Seite zu stehen, das wusste er im Voraus. Besorgt um ihren Mikael blickte sie ihn Unverständlich an. Sie verstand gar nicht warum dieser so einen Wirbel verursachte. Ihr frisches Blut führte sie noch nicht auf den richtigen Weg. Es gab so viel wo sie Ahnungslos war, was alles auf sie zukam. So viel das Mikael versäumte ihr zu erklären. Alleine ihre Schutzlosigkeit weckte in Makar den Beschützerinstinkt.
„Vlamnick“, drohte Mikael barsch.
Entschlossen steckte dieser seinen Rücken. Harsch sah er Mikael genauso finster in die Augen. Dunkle violette Augen duellierten sich mit dunkelgrünen. Makar entschied dass er eine aufrichtige Entschuldigung bis zu dem Moment akzeptierte. „Ich habe mich höflich mit einer schönen Frau unterhalten und sehe keinen Grund für einen dermassen Verweis? Vor allem nicht da sie weder einen Ehering noch offiziell dein Blut geteilt hat.“
Es geschah blitzschnell. Mikael krallte seine kräftige Hand in Vlamnicks Hemd. Ängstlich fuhr Safa hoch. Wohl wissend die Warnung von Dimitros im Hinterkopf welche Gefahr Makar für ihren Freund bedeutete. Diesmal machte Mikael den Fehler dass er Safa gehässig anschnauzte. „Geh gefälligst auf dein Zimmer wo du hingehörst.“ Das wiederum liess Makar nicht auf sich sitzen. Wütend lies er diesmal seiner Wut freien lauf. „Lass sie gefälligst in Ruhe. Sie hat am wenigsten damit zu tun. Weißt du überhaupt was du ihr antust?“ Mikael wusste sehr wohl dass er viel Geduld von seiner grossen Liebe verlangte. Dieses verräterische Zögern liess Makar abfällig äussern. „Auf den öffentlichen Platz!“
Selbst wenn bis dahin die Musik auf Dimitros drängen hin weiter dezent spielte. Nun vermochte niemand mehr die aufkommende Stille aufzuhalten. Einige flüsterten aufgeregt um die restlichen ahnungslosen zu informieren. Bis schliesslich selbst das Fallen einer Stecknadel aufgefallen wäre. Sogar Mikael wirkte zu spät schockiert. Die Überarbeitung der letzten Tage zeigte seine volle Wirkung. Zu spät dämmerte ihm was er da alles auf eine riskante Karte setzte. In ihm raste sein Blut. Es lag weitaus mehr darin, dass er beabsichtigte Makar endgültig von Safas Seite zu reissen. Etwas im verborgenen, das die zwei Verband, von dem er spürte dass es da war. Dies liess ihm einfach keine Ruhe. Es gab kein zurück mehr, die Würfel waren gefallen, da keiner Schwäche zeigen wollte.
Verstimmt marschierte Mikael zum Hinterausgang los. Die Leute im Raum liessen ihnen den Vortritt da sie die gefährliche Spannung zwischen den beiden wahrnahmen. Überhaupt war es merklich Kühler im Raum. (das lag nicht daran dass Sven, eine Stunde zuvor, die Klimaanlage höher stellte.)
Dicht auf den Fersen folgte Makar dem grossen König. Hinter ihm strömten die restlichen Leute nach. Es gab ein Scharren und Drängen zu dem schmalen Gang. Vor der mit Plastikfolie notdürftig geflickten Türe verharrte Mikael zögern als er den Sturm draussen bemerkte. Abfällig liess Makar die Bemerkung fallen. „Das Ausland hat dich ja schön verweichlicht.“
Bitter starrte Mikael auf seinen spottenden Feind hinunter. Riss die kaputte Türe auf das die Scheiben erneut aus ihren Fassungen wackelten. Ohne auf den kalten Regen zu achten, der ihm ins Gesicht peitschte, marschierte er nach draussen. Es fröstelte ihn weil ihn selber eine böse Vorahnung beschlich. Sorge um Safa Zukunft beschäftigte ihn bei jedem Verhängnisvollen Schritt bei dem er sich dem Schauplatz näherte. Innert kürze durchnässte ihn der starke Regenschauer bis auf die unterste Haut. Unangenehm klebte die Kleidung an ihm. Auf einmal flammten die äusseren Scheinwerfer aus. Färbten zuerst den aufgeweichten Platz in ein schauriges Rot. In der Mitte von dem Trainingsplatz wartete Mikael. Wenige Sekunden später zeigten sich schon die klaren Umrisse von Makar kräftiger Gestalt. Selbst ihm klebten die grünen Haare ins Gesicht. Mit einer Hand strich er sich die nassen Haare zurück um Mikael besser zu erkennen. Langsam glühten die Scheinwerfer in ein blendendes Weiss. So hell wie die Blitze in der Entfernung. Vor allem die männlichen Vampire liessen sich den Kampf nicht entgehen. Eindeutig war das Fest damit beendet. Die weiblichen Zuschauer hielten sich mit ihren kostbaren Gewändern lieber im Hotel auf. Ein paar ganz Intelligente platzierten sich vor den Fenstern im ersten und zweiten Stockwerk. Man beeilte sich da jederzeit einer der wütenden Krieger den Angriff starten konnte. Es gab keine Regeln wenn es darum ging die oberste Stellung zu behaupten. Man wählte einfach die gleiche Waffen oder eben gar keine. Diesmal sah Mikael eine geringen Vorteil das Vlamnick nicht nach einem Schwert verlangte. Seine eingerosteten Bewegungen hätten vermutlich schon nach Sekunden versagt. Ein scharfes Schwert brachte ihm zweifellos einen schnellen Tod. Beim Faustkampf sah er eine winzige Chance da seine Grösse Vorteil verschaffte. Er hoffte nur das Safa nicht zu sehr wegen der Brutalität hier litt. Ihre angefangen Verwandlung verstand den Ernst der Lage garantiert nicht.
Ganz anders berechnete Makar die Sachlage. Wissend das er in absoluter Topform diesem schwächelnden König mehr als ebenbürtig war. Heute war Mikael eindeutig ausgerastet, weil er zuviel um die Ohren hatte. Normaler Weise war der Sirinovska Bruder bekannt für seine innere Ausgeglichenheit. Diesmal lag die Sachlage anders. Seit seiner Ankunft wirkte er Überlastet und dies brachte ihm den zweiten Pluspunkt. Ihm fehlte die Konzentration. Zu viele besorgte Gedanken über seine Geliebte schenkten ihm sozusagen den Sieg. Makar vergass seine Umwelt, blendete den Regen aus der seine Augen zeitweise trübte, doch er liess Mikael keinen kostbaren Augenblick unbeobachtet. Sie umrundeten sich, jeder achtete auf den durchnässten Gegner. Das dauerte Mikael zu lange, deutete einen Angriff vor, lies Makar Auseichen, erwartete aber gezielt in bereits dort. Den ersten Treffer landete er halb an dessen Schläfe. Dafür knallte ihm Makar strafend seinen Fuss in die Rippen hoch. Damit rechnete wiederum Mikael nicht, dass Makar einige Kampfsportarten beherrschte. Es liess ihn innehalten. Von da an beherrschte Vlamnick klar die Führung. Jetzt wo verraten war dass er den schwarzen Gürtel besass, dazu seine Techniken mit anderen asiatischen Kampfkünsten erweiterte, spielte er förmlich nur noch mit dem unterlegenen Mikael.
Schlag um Schlag hämmerte er alleine mit der harten Handkante auf den Grossen ein. Zwar steckte der robuste Mikael eine unglaubliche Menge ein, ohne den Halt auf den nassen Untergrund zu verlieren, aber Makar liess ihm keine Gelegenheit offen für einen weiteren Angriff. Abwartend harrte Sirinovska aus bis Makar endlich einmal tief durchatmete. Als diese Sekunde eintraf, krallte er sich an dessen Hemd fest. Doch bevor sein hartes Knie zum Einsatz kam, riss ihn Vlamnick kurzerhand von den Beinen. Ein geschickter Judowurf und Mikael knallte dermassen hart auf den Untergrund dass seine Rückenschmerzen sich verdreifachten. Obwohl ein Nerv sich förmlich eingeklemmt zu haben schien, stemmte er sich halb in die Höhe. Regen blendete ihn, sein Blick verschwamm. Dennoch streckte er sich gegen alle Schmerzen auflehnend hoch. Ein nächster Schlag auf seine Brust, raubte ihm den Atmen. Vlamnick riss ihn förmlich auf sein hochschnellendes Knie hinunter. Es gab ihm den Rest. Aufkeuchend bekam Mikael fast keine Luft mehr. Schmeckte seinen eigenen Blutgeschmack in seinem Mund. Weder sein Rücken noch der Bauch gehorchte seinem Willen. Niedergeschlagen blieb er liegen. Das Vlamnick sich über ihn beugte merkte er dadurch das der Regenschauer über ihm ausblieb. Eine schwere Hand presste seine Schulter in die feuchten Holzschnitzel hinein. Durch ein Blinzeln entdeckte er gerade die ausholende Faustbewegung. Traurig weil er Safa nicht die gemeinsame Zukunft schenken konnte die sie sich so wünschte wartete er mit geschlossen Augen auf sein Ende.
Indessen wünschte sich Makar einen weitaus würdigeren Gegner. So einfach stellte er sich das nicht vor, nicht in seinen kühnsten Träumen. Wunderte sich überhaupt weswegen Mikael in seinem heruntergekommen Zustand den Thron bestieg. Das Kinderspiel ihm den wegzunehmen grenzte fast an eine weitere Beleidigung. Das rauschende Blut in ihm, forderte die Welt von diesem Versager zu befreiten. Einzig der Umstand dass seine Gefährtin ihm das nie verzeihen würde, liess ihn zögern. Immerhin wollte er Mikael dermassen verletzen das dieser Jahre brauchte um wieder zu genesen. Knochensplitter brauchten auch bei einem Vampir eine lange Zeit um zu heilen. Manchmal sogar blieben Schäden, über die Jahrhunderte, ein Leben lang erhalten. Gerade als er mit seinem furchtbaren Schlag ausholte, hallte eine scharfe Stimme durch seine Gedanken. Deutlich verstand er den lautlosen Befehl. „Hör auf!“
Geschockt hielt er inne. Glaubte sich verhört zu haben. Vielleicht war sein Verstand verwirrt durch den wilden Regen. Er vernahm diesmal die Worte gelassener. „Hör auf! Das empfehle ich dir wärmsten!“
Die erhobene Faust senkte sich. Er liess Mikael unbeachtet liegen und richtete sich stolz auf wie ein gekörter Sieger. Dennoch war Vlamnick zutiefst erschüttert. Diese Stimme durfte nicht da sein denn er teilte mit niemandem sein Blut hier. Automatisch suchte sein Blick zuerst Safa. Unmöglich, denn diese Stimme war eindeutig männlich. Dimitros war nahe liegend. Es dauerte bis er, durch die Regenschauer hindurch, ihn auf den Tribünen erkannte. Das gleissende Licht verwandelte die unzähligen Wassertropfen in glitzernde, reflektierende Miniatursterne. Dort oben stand ein verkrampfter Dimitros dem es schwer fiel das geschehene zu verdauen. Gespannt wie ein Bär lauerte er dort oben. Ein unvorsichtiges Wort von Makar genügte, dass er Anstellte von Mikael einsprang. Gegen alle Regeln verstossend. Um ehrlich zu sein schien es so dass es kaum ein Wort brauchte. Makar stutzte. Was hielt den ungebändigten Krieger der längst aufgesprungen war an seinem Standort, wie genagelt fest. Nach ein paar Sekunden bemerkte er die grosse Hand auf dessen Schulter, welche ihn unnachgiebig nach unten drückte. Dahinter ein weitaus grösserer Schatten als Dimitros selber. Rote glühende Augen starten ihm direkt in die tiefe der Seele. Erschaudern schluckte Makar leer. Ein fürchterlicher Verdacht stieg in ihm hoch. Befreit lachte er kurz. All die vielen Jahre hatte er geforscht. Versucht ein fast unmögliches Rätsel zu knacken um am Ende den gefürchteten Krieger zu finden der alles, bisher da gewesenen, in den Schatten stellte. Die verborgenen Ruinen der NW Organisation zu finden war leicht gewesen. Dafür verlor er beinahe mehrmals sein Leben beim Versuch die Fallen zu umgehen. So nahe sah er sein Ziel vor Augen und gleichzeitig unerreichbar. Im tiefen, finstersten Gewölbe des feuchten Kellers der Night Warriors. Am liebsten hätte er mit schweren Baumaschinen jeden Stein auseinander genommen. Brutal die Geheimnisse dem geheimnisvollen Labyrinth entrissen. Einzig der klare Hinweis dass nur eine würdige Person mit unschuldigen Absichten im Herzen, je den treuesten Krieger zu Gesicht bekam und ihn beherrschte, hinderte ihn daran. Dummerweise stellte er nun jetzt fest, war der heiss begehrte Krieger längst nicht mehr in seinem unterirdischen Käfig. Stattdessen stand er hier hinter Dimitros. Angestrengt suchte er nach einem Namen der diesem Gesicht gehörte. Im Festsaal war er ihm entfernt begegnet. Dr. Card! Da stieg ihm die nächste Frage sauer auf. Wem diente er? Eigentlich sah es eher so aus als ob Dimitros dem Arzt gehorchte als umgekehrt.
Schliesslich verlor Dimitros über die ungewöhnlich lange Stille, die Geduld. Bellte fordernd zu ihm „Was willst Du?“
Fürs erste genoss Makar den kostbaren, süssen Sieg. Wieder hörte er die klare Stimme in seinem Kopf die ihm ruhig erörterte. „Vergiss den Thron! In drei Tagen wird Dimitros dich Herausfordern, so sicher wie das Amen in der Kirche. Falls du ihn sogar besiegst, komme ich an nächster Stelle und es wird mir dann genauso wenig Freude bereiten, wie dein banales Spiel gegen Mikael. Mit dem unverdienten Sieg, über Mikael, endet hier bei uns dein Aufstieg.“
Überlegen schrie Makar zu ihm zurück. „Hast du noch nichts begriffen? Es ist nicht der lausige Thron den ich letzten Endes will! Es gibt was weitaus wertvolleres. Dieses abgelegene Königreich ist für mich wertlos. Ihr habt nichts was ich mir wünsche ausser…“ Er deutete zu der zitternden Person hinüber, die ganz vorne an der Tribüne stand. Das voll gesogene helle Kleid klebte schwer an ihrem Körper. Angespannt kaute sie unbewusst an einem ihrer Fingernägel. Ihre Sorge galt alleine dem reglosen Mikael. Als alle Augen in ihre Richtung schwenkten, bebte ihr Körper stärker. Es war ihr als ob eine unsichtbare Stimme sie rief. Ein gewaltiger Sog zog sie auf den Platz hinaus. Ihr Herz schrie nach Mikael, doch ihr Körper schien jemand fremder zu lenken. Ungeachtet dass sie ihre kostbaren Schuhe ruinierte, spazierte sie unsicher los. Sie verstand überhaupt nicht welche versteckte Macht sie in den verhassten Mittelpunkt zog. Lächelnd streckte Makar die Hand ihr entgegen. „Safa“, seine samtweiche Stimmte. Drohend kündigte er dem Publikum an. „Safa gehört zu mir! Meine Gefährtin, die bereits meinen zukünftigen Erben in sich trägt. Sie will ich und ich rate keinem mir da den Weg zu verstellen. Oder erhebt sonst noch jemand Ansprüche?“
Selbst ohne die Schwangerschaft hätte sich niemand getraut zu melden. Unvermindert prasselte der Regen auf den längst gesättigten Boden. Rauschte, plätscherte auf die Holztribünen, die Ziegeldächer und polterte die blechernen Regentraufen hinunter.
Eigentlich wollte Safa zu ihrem Geliebten. Schonungslos fing sie Makar vorher ab. Schwenkte sie zu sich herum. Eindrücklich blickte er in ihre verstörten, verängstigten Augen. Behutsam hob er mit einer Hand ihr sanft geschwungenes Kinn nach oben damit sie ihn direkt ansah. Diesmal zitterte sie vor Ehrfurcht. Sorgsam bog er ihren Hals seitlich. Safa ahnte bereits seine Absichten. Dagegen Einspruch zu erheben schien unmöglich. Ihre Stimme blieb im Hals stecken. Leidvoll schloss sie einfach ihre Augen als Makar unaufhaltsam seine scharfen Fangzähne durch ihre Haut bohrte. Wobei er rücksichtsvoll versuchte ihr dabei so wenig wie möglich weh zu tun. Fast zärtlich strich seine Zunge über ihren angestochenen Hals. Saugte das warme Blut aus seinen pumpenden Adern heraus. Nach einer Minute reichte ihm der wohlschmeckende Aperitif. Ohne Nachzudenken biss er sich selber im Unterarm in die Blutbahn. Sobald das kostbare Rot hervorquoll stellte er sich hinter Safa. Liess ihr keine andere Wahl als er den verletzten Arm an ihre Lippen presste. Küsste ein kaltes Ohr von ihr und bat. „Es ist nur provisorisch. Nimm ein paar Tropfen das reicht mir vollkommen. Du darfst ab Morgen regelmässig von mir trinken, ist sogar von meiner Seite erwünscht.“
Widerwillig schmeckte sie seinen Geschmack auf der Zunge. Überrascht sah sie in seine Augen hoch. Unerwartet köstlich schmeckte es wie verdünnter Sirup in ihrem Gaumen. Wissend grinste er sie zufrieden an. „Dein Blut hat längst erkannt was zu ihm gehört. Also sobald wir im Trockenen sind darfst du länger an meine Quelle.“ Zwinkerte er ihr versichernd zu. Seine Aufmerksamkeit richtete sich plötzlich auf Dr. Card der den Platz zu betreten wagte. Zwei heimliche Könige massen sich. Gerne hätte Makar gewusst wie gut der andere Kämpfen konnte. Es zuckte belustigt im Mundwinkel des Arztes. Unaufgefordert erwiderte er. „Gerne, wenn du auf einem höheren Level bist. Es macht sonst keine Spass.“ Zielstrebig marschierte er, in langen Schritten, auf den verletzten Mikael zu. Beeindruckt über seine wahre Grösse verfolgte Makar jeden seiner Bewegungen. So leicht wie eine schwerelose Feder hob er den gestürzten König in seine kräftigen Arme. Von einer Sekunde auf die andere war er komplett mit dem Opfer verschwunden. Jemand wie Makar verwunderte das kaum. Gefasst informierte er laut Dimitros, „ Ich fliege heute noch aus diesem Land. Macht mit dem Königreich was ihr wollt, aber rechnet keinesfalls mit meiner Unterstützung. Marode Häuser lass ich grundsätzlich abreissen und nicht sanieren.“
Sogar ihm behagte die Kälte nicht. Steif spazierte er über den Platz. Liess dabei Safas Hände keinen Augenblick los als er sie praktisch hinter sich herzog. Besorgt um ihre Gesundheit beschloss er das ganze zu beschleunigen. Lenkte sie behutsam in seine schliessenden Arme. „Sieh mich an. Mach deine Augen zu.“ In dem Moment war sie zu verunsichert um ihm nicht zu gehorchen. Sobald sie die Augen schloss formulierte er seinen drängenden Wunsch. Innert Bruchteilen einer Sekunde verschwamm die Umgebung um sie herum. Gemeinsam landete er sicher, auch angezogen in seinem Appartement. Da sein Status von Anfang eher unerwünscht war, hatte er sich mit einem kleineren Zimmer zufrieden gegeben. Bei dringendem Bedarf war der Flughafen, mit seiner Maschine, nur wenige Minuten entfernt. Zwei schwarze Rollkoffer mit Kleidern waren geöffnet neben den Fenstern. In dem bescheidenen Raum gab es gerade mal das Bett, Nachttische und einen Schrank. In seinen Koffern verstaute er mehr als der Antike Schrank fasste. Daher verzichtete er auf das ausräumen seiner Kleider. Sobald er mit Safa neben dem Bett landete riet er ihr sogleich. „Raus aus den nassen Sachen. Sogar wir Vampire sind nicht vor Erkältung gefeit. So eine Grippe dauert zwar nur ein, zwei Tage jedoch möchte ich in deinem Zustand kein Fieber riskieren.“ Während er achtlos seine Kleider praktisch vom Leib riss, fiel es ihr schwerer mit ihren klammen Händen sich von dem Kleid zu befreien. Kaum rollte der Reisverschluss im Rücken hinunter, stand Vlamnick bereits mit trockenem Hemd und Hosen hinter ihr. Half ihr aus dem nassen Fetzen. Verkniff die Tadelnden Worte als sie nur in Unterwäsche vor ihm stand. Standhaft weigerte sie den letzten nassen Stoff auszuziehen. Da sie praktisch unter Schock stand, gönnte er ihr diese letzte Sicherheit. Warf ihr eines seiner warmen Baumwollhemden zu. Ausserdem eine gefütterte, dunkelgrüne Trainerhosen. Ihre schmutzigen Schuhe liess er ihr. Anstatt den bequemen Einlagen, die er entfernte, trug sie dafür gestrickte Wollsocken. Selbst er schmunzelte bei dem ungewöhnlichen Anblick. „In einer halben Stunde will ich dich unten in der Halle sehen. Packe alles was zu mitnehmen willst, von hier, in einen Koffer. Passport bitte nicht vergessen. Wir fliegen heute nach Europa zurück.“ Indem er die Türe öffnete, zeigte er ihr dass sie entlassen war. Verspannt verliess sie sein Zimmer. Draussen im Korridor, ein Blick aus dem Fenster bestätigte ihr den ersten Stock. Ein paar Leute standen diskutierten aufgeregt vor den grossen Fenstern. Kaum erkannten sie Safa verstummten die Personen. Wie angeklebt blieben die Blicke an ihr hängen. Einmal wischte sich Safa mit der Hand übers Gesicht um die letzten feuchten Regentropfen abzuwischen. Achtlos spazierte sie an den Schaulustigen vorbei. An der Treppe zögerte sie. Da kam gerade Sven hinunter gehastet. Das ausnutzend hielt sie ihn an. Bat ihn lieb um einen Gefallen. Rasch stürmte er wieder hoch. Er würde das nötigste Einpacken. Sie besass eh fast keine Persönlichen Gegenstände an denen sie hing. Einzig die Dokumente von der Schweiz waren ihr wichtig und drei- vier Kleider zum wechseln. In der Zeit wo er das im Zimmer oben erledigte, wollte sie, ein letztes Mal, Mikael sehen. Wenige Meter trennten sie zu Card Praxis. Kurz klopfte sie an und trat unaufgefordert hinein. Wenig überrascht sah er ihr entgegen. Mikael lag bereits auf dem Untersuchungstisch. Keinesfalls wollte sie im Weg stehen, daher presste sie sich neben der Türe an die kühle Wand. Unerwartet winkte sie Card herbei. Warf ihr ein weisses Handtuch zu. „Abtrocknen.“ Meinte er mit einem Wink auf Mikael. Immer noch tropfte Wasser von seinen durchweichten Kleidern auf den Boden. Das Hemd knüpfte Dr. Card bereits auf. Der bleiche Oberkörper glänzte von der Feuchtigkeit und die Haut schimmerte bereits bläulich von den Prellungen. Vorsichtig tupfte sie ihn mit dem gewärmten Tuch ab. Rieb ihm vorsichtig die Haare trocken. Halb geöffnet blieben seine Augen. Stöhnte leise wenn ihn eine Berührung mehr als erträglich schmerzte. Erleichtert lächelte er sie an. Dr. Card zerschnitt ziemlich rüde sein Hemd in Fetzen damit er liegen bleiben konnte. Zerrte ihm auch die offenen Hosen über die Hüften um ihn danach mit einer heizbaren Decke unten abzudecken. Eine Handbewegung reichte und Safa verschwand zurück an die Wand. Kauerte dagegen und umarmte ihre Beine. Protestierend rief Mikael nach ihr.
Ein kühler Luftzug stürmte herein als Dimitros unangemeldet eintrat. Auf den finstern Blick von Dr. Card hin, schloss er hastig die Türe hinter sich. Auch die Drohung fruchtete. „Bleib gefälligst an der Wand hinten!“ Brav blieb er in der Nähe des Ausganges. Allerdings warf er erst Safa einen abschätzigen Blick zu. Eindeutig verabscheute er sie seit dem Zeitpunkt wo der Geruch von Makar an ihr haftete. Abwertend murrte er unzufrieden. „Schwach wie ein Mensch.“
Sofort herrschte ihn Dr. Card aus der Ferne an. „Hier drin wird niemandem Vorwürfe gemacht! Solltest du einmal dein Hirn aufschalten dann wüsstest selbst du das Safa nur durch einen blöden Zufall zum Spielball der Vlamnicks geworden ist. Niemand hätte das heute verhindern können. Makar hat einfach den Zeitpunkt vor verschoben. Ich persönlich halte das sogar für besser.“
Das wollte Dimitros nicht einsehen. Sein Erbe stand gerade vor einem Scheiterhaufen „Wo siehst du noch einen Vorteil? Bis Mikael wieder auf dem Damm ist muss ich die Verwaltung übernehmen.“
Ungestört hantierte Dr. Card beschäftigt weiter. „Zum Beispiel darin dass die Gefühle der beiden verliebten auf einem niedrigen Level sind. Stelle dir nur den Schock vor wenn Mikael erst nach der Geburt erfährt von wem das Kind ist. Die ganzen Familienband, nach einem Jahr Glück, auf einmal brutal zerrissen wird. Das kann sogar einen erfahrenen alten Vampir zerstören wenn seine langjährige Gefährtin auf einmal unfreiwillig einem anderen gehört.
Safa du bleibst an deinem Platz!“ Mehrmals bat Mikael Safa in seine Nähe. Streng ignorierte Dr. Card seine Wünsche. Seufzte stattdessen besorgt. „Ich muss dich leider doch Röntgen. Diese abgebrochene Rippe macht mir Sorgen wenn die Knochenfragmente wandern. Vermutlich werde ich heute noch operieren. Safa wie lange hast du noch Zeit?“
Aufgeschreckt sah sie zur Zimmeruhr hoch. „In zehn Minuten muss ich unten in der Halle sein.“
Mitfühlend versicherte ihr Dr. Card. „Gut dann warten wir hier solange. Das Röntgenzimmer ist ganz hinten. Komm her Safa, das sind die letzten Minuten mit ihm für eine lange Zeit.“
Traurig eilte sie an Mikaels Seite, der erfreut aufatmete. Dr. Card zog sich zu Dimitros zurück. Dieser fuhr unbeherrscht auf. „Warum lässt du mich nicht gegen den Spinner antreten. Heute hätten es alle verstanden wenn ich eingegriffen hätte.“
Card mahnte streng. „Du hältst dich wie alle anderen an die Spielregeln. Drei Tage Pause für jeden Herausforderer. Komme jetzt nicht mit dem blöden Vorschlag dass du ihn in am Vierten umbringen willst. So einfach ist das mit Vlamnick nicht. Er ist viel beweglicher als du und mit der Schnelligkeit klar im Vorteil. Einzig mit dem Schwert sehe ich eine winzige Chance. Kann ich dir allerdings nicht empfehlen. Der Kerl ist doppelt so alt wie du. Doppelt so viele gesammelte Erfahrung.“
Mies gelaunt kauerte selbst Dimitros auf seine Fersen nieder. „Gibt es keine guten Neuigkeiten.“
„Doch. Der Spinner zeigt keine Ambitionen an Eurem Thron. Vielleicht sogar verliert er nach ein, zwei Jahren das Interesse an Safa und lässt sie gehen. Im schlimmsten Fall erst nach zehn Jahren wenn ihr Kind eine unseren Schulen besucht. Er ist einzig auf seinen Erben fixiert. Das positive ist, du musst endlich aufwachen, Dimitros. Fälle eine Entscheidung wegen dem Thron. Spätestens Morgen wirst du eine Krisensitzung abhalten müssen und die Zukunft dieses Reiches allen klar darstellen.“
Gesenkt flüsterte Dimitros ihm seine schlimmsten Befürchtungen zu. „Was wenn er eines Tage doch den Thron einfordert. Haben wir keine Verbindungen zu der Vlamnick Familie. Nichts gegen sie in der Hand? All die Jahrhunderte waren sie unsere besten Verbündeten. Der Alte hat viel zerstört.“
Zustimmend nickte Dr. Card. Mit gesenkter Stimme verriet er ihm. „Den Thron bekommt er niemals. Diese Hoffnung habe ich ihm ausgetrieben.“
Zweifelnd sah Dimitros zu dem Hausarzt hoch. Breit grinste der bis fast zu den Ohren. Dr. Card versicherte ihm, „Mit mir als letzte Bastion hat er keine Chance! Da müsste er schon vorher das Geheimnis der Night Warriors lüften. Solange ich bei Euch bleibe wird kein Ausserstehende den Thron wegnehmen.“
„Wie kommen wir zu der ungewohnten Ehre“, nahm es den grossen Bären aufrichtig wunder.
„Ihr stellt keine Fragen über meine Vergangenheit. Solange ihr mich als das Akzeptiert was ich hier leiste, betrachte ich mich… als einen Teil der Familie.“ Selbst dem grossen Dr. Card fiel es schwer das zu gestehen. Fürchtete dass er vielleicht mit dem Vorschlag sich zu weit vorlehnte. Dimitros stand auf um einigermassen auf gleicher Augehöhe zu sein. Prüfend sah er in die ehrlichen zurückhaltenden roten Augen. Auf einmal hieb er Dr. Card eine freundschaftlich auf die Schultern. „Dann herzlich willkommen, adoptierter Bruder.“
Auf einmal wirkte selbst der unerschütterliche Arzt fast wie in kleines Kind das sich freute. Schlagartig verpuffte seine Freude als der nächste, eilige Kandidat seine Klinik forsch betrat. Makar Persönlich rauschte herein. Natürlich fiel sein Blick sofort zu Safa die Händchen mit Mikael hielt. Sobald er jedoch die zwei Krieger gewahrte, senkte sich sein Blutdruck wieder. Erlaubte sich sogar den bösen Scherz, „Ihr zwei spielt hoffentlich die Anstandsdamen?
Safa, wir müssen gehen. Deine halbe Stunde ist um.“ Freudlos verfolgte er wie sie den Verletzten zum Abschied flüchtig küsste. Traurigkeit stand in ihrem Gesicht als sie auf ihren neuen Besitzer zuging. Überrumpelte jedoch Makar völlig mit ihrem Dankeschön. Dass er ihr Zeit gönnte um sich von ihrem geliebten Mikael zu verschieden rechnete sie ihm hoch an.
Da Safa ihren Platz verliess, wollte Dimitros sofort zu seinem Bruder. Unerwartet knurrte Mikael ihn schroff an. „Verzieh dich! dich will ich nicht sehen. Geh zu deinen Geliebten, wie immer und lass mich gefälligst in Ruhe.“ Betroffen blieb Dimitros mitten im Raum stehen. Bemerkte kaum dass ihn Dr. Card später hinter den anderen Besuchern aus dem Raum schob. Geknickt setzte er sich draussen neben der Türe auf den Boden. Selbst seine heile Welt war in wenigen Minuten zusammen gebrochen.

Wenige Minuten darauf verliessen sie das Hotel. Draussen tobte der Sturm in Böen. Besorgt fragte sich Safa ob die geflickten Weidezäune das wohl aushielten. Schlussendlich wünschte sie nur dass Mikael jemals seine Träume mit der Pferdezucht verwirklichen konnte. Wie gerne hätte sie ihn noch einmal auf einem Pferd bewundert. Jedoch selbst bei dieser Erinnerung fehlte ein gewisser Reiz. Draussen wartete ein Privatfahrzeug der Sirinovskas. Der Hummer bot wenigsten Sicherheit, auf den holperigen Strassen, gegen diesen verstärkten Sturm. Vorbildlich hielt ihr Makar die Hintertüre auf. Rasch kletterte sie ins geheizte Fahrzeuginnere hoch. Genauso eilig sprang Makar hinein, während das Personal ihre Koffer hinten noch einlud. Sekunden später hüpfte der Fahrer vorne auf den Sitz. Nach einem kurzen Willkommen, brummte der Motor auf. Nervös rieb sich Safa die Hände. Es gab kein entkommen. Dieser Vlamnick liesse sie nie alleine in der Schweiz wohnen. Ihre Zukunft war mit seiner zusammen geschweisst. Sie fürchtete sich nur vor dem furchtbaren Gedanken das Kind zu verlieren. Garantiert wäre sie zwar Vlamnick los, nur zu welchem hohen Preis. Es gab so viel was sie hinterfragte. So wenig wusste über das Leben der Vampire.
Eine milde Stimme neben ihr schüttelte ihre Sorgen teilweise ab. „Hör auf, dir so viele Gedanken zu machen. An meiner Seite wirst du es gut haben. Ich kann dir praktisch jeden Wunsch erfüllen, ausser den einen natürlich.“
Fragend glaubte sie sich verhört zu haben. Daher klärte er auf. „Den Wunsch ins Hotel zurück zu kehren.“ Er vermied es den Namen Mikael zu erwähnen. Winkte sie näher zu sich. Mit einem Taschentuch säuberte er ihre verwischte Schminkte von den Wangen und um die Augen weg. Schweigend verbrachten sie den Rest der Fahrt. Beim Flughafen parkierte das Auto weder vor dem Gebäude noch in der grossen Fahrzeughalle. Stattdessen kurvte es direkt auf die Startbahn zu. Schon von weitem bemerkte Safa das grosse Flugzeug das vorne wartete. Bemerkte, „Ist das nicht gefährlich.“ Kurz blickte Makar an ihr vorbei, nach draussen. „Wieso? Die warten auf uns!“
Heiter erlaubte er sich einen Lacher als er Safas Staunen bemerkte. Sie wunderte sich. „Bringen wir nicht den Zeitplan durcheinander.“
Unbesorgt schüttelte er den Kopf. „Welchen Zeitplan? Diese Maschine fliegt allein mit uns. Sie passt sich unseren Wünschen an.“
Erst als der schwere Hummer neben der Fahrbaren Rolltreppe hielt verstand sie genau den Sinn hinters Vlamnicks Worten. Bei Aussteigen bemerkte sie gleich auf der Boing hinten das grüne Wappen. Im blinkenden Licht der Nachtbeleuchtung stand deutlich zu lesen. Makar Line.
Der reiche Vlamnick besass tatsächlich eine eigene Flugzeugflotte. Normalerweise passten, bei so einer Grössenordnung locker, an die 150 Fluggäste hinein. Gespannt stieg sie die Treppe nach oben. Oben wollte sie Makar den Vortritt lassen, doch er schob sie fast hinein. Eine Flugbegleitung und der Kapitän persönlich begrüsste sie nach dem Einstig. Ein Blick ins innere liess Safa erstarren. Komplett umgestaltet erwartete sie ein fliegendes Haus. Da gab es die weiche Couch aus hellgrünem Leder. Dann vier Massagesessel. Einen grossen Flachbildfernseher. Eine Laufband zum joggen trainieren! Einen paar Quadratmeter künstlichen Rasen um zu Minigolfen. Eine Wii sowie Play Station. Über die Funktion von dem Bett rätselt sie noch. Es sah aus wie eine aufgeblasen, aufgehängte Luftmatratze. In der Mitte absolut eben und nur an den Rändern hoch geformt, so dass man selbst beim Schaukeln nicht heraus fiel. Das ganze Gebilde hing wirklich an einer seltsamen Feder. Makar folgte ihrem Blick. „Neugierig? Ist eine Eigenkonstruktion. Damit liegt sich wie auf Wolken. Bei Turbulenzen, wie heute, gleicht die Federung automatisch die Bewegungen des Flugzeuges aus. Man liegt also sicherer als Zuhause. Da ich oft geschäftlich Unterwegs bin, ist das ganz praktisch. Allerdings fliege selbst ich selten auf so riesigen Langstecken, wie heute. Bevorzugt nutze ich die kleine Privatmaschine. Braucht weniger Sprit und weniger Wartungskosten. Ich hoffe du fürchtest dich nicht vor dem Fliegen?“ Erleichtert bemerkte er ihr Kopfschütteln. „Gut, den du wirst mich öfters begleiten. Anders als hier in Russland lasse ich dich nämlich keine zwei Tage alleine.“ Plötzlich erhellte sich sein Gesicht als ganz nach hinten blickte. Schlank, elegant kam da ein junger Mann entgegen. Schlicht seine Uniform in Graugrünen Tönen gehalten. Das Gesicht wirkte so jugendlich das Safa ihn als Mensch höchstens auf Zwanzig schätzte. Jedoch wusste sie dass man bei Vampiren dazu neigte sie zu unterschätzen. Hellblonde Haare und lebhafte braune Augen musterten sie aufmerksam. Genau wie beim Kaiser verbeugte er sich höflich vor ihr. Makar stellte ihn vor. „Das ist Konstantin. Kon wie ich ihn gerne rufe. Ist einer meiner besten Mitarbeiter und sozusagen meine rechte Hand der sich bisher um meine Wünsche kümmerte. Wenn du irgendetwas möchtest frage ihn danach. Er versteht fliessend englisch, französisch und italienisch.“
Makar deutet auf das weiche Ledersofa wo Safa sich in die Flugrichtung hinsetzte. Von Anfang an liebte sie diese Couch, da die Lehne ziemlich weit vorn lag. Man sass vollkommen bequem. Neben ihr nahm Makar Platz und Konstantin setzte sich Gegenüber. Verborgen aus den Zwischenräumen der Polsterung zog Makar einen soliden Sicherheitsgurt hervor. Dabei half er Safa den ihrigen zu finden. Dann überreichte Konstantin seinem Boss ein paar Zeitungen und eine dicke Agenda. Einen Augenblick zögerte er bevor er seine Agenda in Empfang nahm. Wie auf Bestellung streckte ihm Kon einen Kugelschreiber entgegen. Offen aufgeschlagen hielt Makar die Agenda. Safa erkannte sogleich das mindestens auf jede Stunde eines Tages ein Vermerkt notiert war. Ihr neuer Chef war wirklich ausgelastet. Jedoch merkte man das ihm, im Gegensatz zu Mikael, überhaupt nicht an. Eilig strich er ein paar Termine nachmittags jeweils zur gleichen Zeit. Liess dabei Kon seine Gedanken offen wissen. „Beim Essen ab sofort immer Safa hinzu berechnen. Eine Trainingsstunde verlegen wir auf den Nachmittag, mit ihr zusammen.“ Wobei er, als Safa das Gesicht verzog, schlicht grinste. „Bei mir wirst du gefördert. In den nächsten fünf Monaten ist das überhaupt kein Problem, danach senkten wir die Anforderungen. Ach ja, Kon meine neue Gefährtin ist schwanger von mir. Daher wenn sie spezielle Wünsche hat, Geiz nicht mit den Lebensmittelkosten.“ Informierte er gleich.
Tänzelnd auf hohen Absätzen, kam die hübsche Flugbegleiterin herbei. Sie erfüllte mir ihren langen, schwarzen Haaren jedes Klischee über Vampire. Besass einen eleganten, schwerelosen Gang. Atemberaubend ihre Bewegung, jede Zoll verführerisch, perfekt gesteilt, kurzer schwarzer Rock der ihre makellosen Beine vorführte. Bei ihrem klasse Auftritt erweckte das fast ein wenig Neid in Safa. Ihre Erscheinung war weit davon entfernt von so einer Perfektion mit der Richtigen Portion Erotik. Fliessende Worte in Französisch brachten die Realität wieder zurück. „Wie starten in fünf Minuten. Der Radar zeigt eine günstige kurze Wetterberuhigung.“ Abwartend verharrte sie in paar Sekunden. Erst nachdem Vlamnick bestätigte, „Klar, Sicherheit geht vor.“ Beruhigt tänzelte sie davon.
Makar warf seinem Assistenten einen flüchtigen Blick zu. Bemerkte dessen Interesse an seinem Gegenüber. Bevor sein Boss Fragen stellte versuchte er selber zu Erfahren. „ Wie kommen wir zu so einem überraschenden Glück?“
Selbstzufrieden lehnte Makar zurück. Schmunzelte ab der Feststellung. „Ich bin übrigens inoffiziell der neue König, über die Vampire, in Russland. Allerdings habe ich den Thron ohne das geringste bedauern abgelehnt. Safas Wohl steht mir an oberster Stelle. Einer der Sirinovskas wollte sie als Königin, aber bevor er das offiziell hinbekam habe ich meine Ansprüche durchgesetzt. Daher gehört sie ab sofort zu unserer Familie.“ Entspannt wollte Makar erneut seine Agenda durchchecken als er Safas vorsichtige Bemerkung vernahm. „Dem Alten wird das nicht gefallen!“
„Maurice? Wieso, der hat doch den ganzen Wirbel geplant. Mit dem kleinen Unterschied das ich das Königreich in Russland übernehme.“
Flüchtig erinnerte sich Safa an Dr. Cards Worte. „Er hat sich böse verkalkuliert weil es drei Parteien sind welche den Thron stützen.“
„Drei?“ Horchte Makar hellhörig auf.
„Die Sirinovska Brüder haben Dr. Card daran beteiligt. Ihm gefällt anscheinend Russland besser als dir. Er hat das Angebot wohlwollend angenommen.“
Nachdenklich sah Makar an ihr vorbei ins leere. Flugmotoren summten auf. Sachte setzte sich das Flugzeug in Bewegung. Schwenkte hinein auf die lange Gerade der Startbahn. Erneut verstärkte sich der Laut der Motoren. Gelassen lehnte sich Safa tiefer in die gepolsterte Lehne hinein. Die Lichter im inneren der Kabine leuchteten eine Stufe weniger. Sie blickte aus dem ovalen Fenster, hinaus in die unruhige Nacht. Die hohen Lampen der Flughafenbeleuchtung schwankten sachte im stürmischen Wind. Auf einmal legte sich der Luftzug. Nur noch Regen prasselte wild gerade hinunter. Im Gebäude des Flughafengeländers standen nur wenige Leute, vermutlich Personal, hinter den Glasscheiben. Nur das Hauptgebäude blieb Beleuchtet, die abseitigen Gates ausserhalb der grossen Halle standen längst eingedunkelt da. Ein Druck, als die Düsen hochfuhren, presste Safa in den Sitz zurück. Unablässig steigerte sich die Geschwindigkeit. Problemlos hob das Flugzeug ohne Seitenwind ab. Normal Weise liebte Safa dieses Gefühl der Stärke den die Motoren leisteten. Doch sie beobachtete nur wie die Laternenlichter immer kleiner wurden. Der ganze Flughafen sich verkleinerte. Sei fühlte sich weggerissen von dem Land. Zum ersten Mal wurde ihr schmerzlich bewusst dass es ein langer Abschied, eventuell für immer, werden konnte. Mikael war dort unten. Sie konnte die grelle Beleuchtung des Trainingsplatzes erkennen. Man vergass ihn abzulöschen. Weit dort unten lag ihre grosse Liebe auf einem Operationstisch. Vielleicht sogar in der Narkose und wenn er aufwachte… alleine. Sie wünschte sich das wenigstens Dr. Card ihm Beistand leistete, solange er gegen Dimitros einen Groll hegte. Und sie war so weit entfernt, von ihm, der sie brauchte. Den violetten Augen die sich unvergesslich in ihr eingebrannt hatten. Gequält schloss Safa die Augen. Wollte nicht dass die anderen ihre Zustand bemerkten. Bedeckte mit einer Hand ihr Gesicht als wäre sie Müde. Was sie auch war. Auf einmal brach wie ein Damm in ihrem aufgewühlten Inneren. Lautlos weinte sie still vor sich hin. Warme Tränen flossen über ihre kühlen Wangen. Langsam legte sich das Flugzeug in die Kurve. Neben ihr legte Makar seinen Terminplaner auf die Seite. Er seufzte tief. „Das habe ich erwartet. Jedoch nicht so früh.“ Sie wusste nicht ob er mit ihr oder mit Konstantin sprach. Geschickte Hände öffneten ihren Bauchgurt. Seine starken Arme zogen Safa rüber auf seinen Schoss. Nahm die ihre Hand, vor dem Gesicht, weg und legte sie stattdessen auf seine Schulter.
Ungehemmt heulte sie unterdrückt vor sich hin, während er ihren Rücken sanft streichelte. Sie roch seinen Körpergeruch und fühlte sich geborgen. Weinte noch stärker weil sie sich wie eine Verräterin vorkam. Ungehemmt zitterte sie.
Betroffen versuchte Makar so gut es ging zu trösten. Sie war einfach noch so ein unwissender Babyvampir. Stand unfertig erst ganz am Anfang. Es brauchte weitere Jahre bis sich ihre Schönheit komplett entfaltete. Gemessen an seinem Alter hielt er kaum ein Kind in seinen Armen. Sie krallte ihre Finger halt suchend in sein Hemd als könnte sie sich darin verkriechen. Wirkte so hilflos und schutzbedürftig. Von seinen Verwandten hatte er gelegentlich auch schon Streite schlichten müssen. Einige Tränen anderer Frauen getrocknet. Doch keine die er in seinen Armen hielt wirkte so unschuldig, so unverbraucht. Das was ihr hier zustiess hatte alles sein berechnender Onkel geordnet eingefädelt. Sie war nur das unglückliche Opfer seiner Machenschaften.
Ab sofort gehörte sie ihm, stand unter seinem Schutz. Auf wundersame Weise kam ihm das sogar Recht. In ihr schlummerte soviel Potential das nur geweckt werden musste. Mikael war ein Dummkopf gewesen dass er sie, nach der Verwandlung, nicht vor dem Vampirblut warnte. Ihr alles ausführlich erklärte. Zu viel verschlossene Information liess sie frühestens als sie ihn das erste Mal sah, in die erste Falle tappen. Den zweiten Fehler, mit dem Mikael sein weiteres Leben zerstörte, war das er zuliess dass sie seinen entscheidenden Kampf, seine Niederlage, ansah. Sein Babyvampir. Bei dem Gedanken musste er Lächeln. Genau diese Unschuld wusste er zu seinen Gunsten einsetzten.
Gemächlich wanderte die Zeiger der Borduhr auf Acht Uhr Abend. Von seiner Familie wusste er das die verheiraten Frauen um diese Zeit ihre romantischen Filme vorzogen. An diesem Abend, nach seinem verdienten Sieg, beziehungsweise als guter Verlierer, sehnte er sich nach was anderem. Seit geraumer Zeit lag sie ruhig in seinen Armen. Er genoss es genauso wie sie. Die ruhige Vertrautheit zwischen ihnen. Flüsterte leise in ihr Haar. „Gehen wir ins Bett.“
Habwegs bemerkte er ihre Augen die nach oben guckten. Diese gnadenlose Abweisung, in den dunkelbraunen Pupillen, hatte er nicht erwartet. Da gab es vorher noch einige Überzeugungsarbeit zu leisten. Lachend grinste er sie unbeeindruckt an. Ausgezeichnet, sie gehörte zu den wenigen Frauen die es wagten sich gegen ihn aufzulehnen. Das war ihm weitaus lieber als eine die ihn willenlos anhimmelte. Dabei kannte Makar auch seinen Vorteil den das Blut zwischen ihnen leistete. Also schlug er harmlos vor. „Ins Bett! Dabei verlange ich nur dass du die Schuhe ausziehst.“
Wobei er als sie von seinen Knien rutschte die Perlenspange aus ihrem Haar, ihrem Nacken, entfernte.
Unbemerkt stand Konstantin auf. Nach einem kurzen Suchen in der Ablage, über ihren Köpfen, legte er ein hellgrünes Frottetuch über die feuchten Haare Safas. Wobei er verzögert seine Hände zurückzog. Mit einem übermütigen Ausdruck im Gesicht drängte Makar sich dazwischen. Erklärte, „Sie riecht so gut weil sie Schwanger ist. Das ist ein Schutzmechanismus.“
Dennoch bemerkte sein verwunderter Assistent. „Bei deinen Schwestern riecht das aber nicht so gut.“ Diese offene Art kam bei Makar gut an. „Meine Schwestern sind auch nicht so blutjung. Ihr sicheres Selbstbewusstsein verändert den Duft. Safa kann das überhaupt nicht steuern bei ihr ist es einfach natürlich. Weckt dadurch unseren Urtrieb um einges stärker.“ Gegen das Ruckeln das die Kabine erschütterte, hielt er Safa stützend an der Hand. Sie umflogen gerade eine weitere Gewitterfront. Bewundernd bemerkte er dass sie trotz dem unsicherem Boden völlig gelassen blieb. Eine Frau die einen rauen Flug nicht fürchtete war schon bemerkenswert. „Keine Angst?“
Ihre prompte Antwort. „Hast du schon mal auf You Tube die Filmchen über raue Flugzeuglandungen gesehen? Anfangs wundert man sich was so eine Maschine alles aushält. Am Ende, wundert man sich wohl eher, warum man sich überhaupt fürchtet, wenn es in der Luft zittert. Gefährlich wird es erst ab dem Zeitpunkt wenn die Pneus Bodenkontakt haben.“
Zur Probe setzte sie sich nur an die Bettkante. Es schaukelte leicht, hielt stand. Sie schlüpfte aus den dreckigen Festschuhen.
Makar gebot Konstantin diese ruinierten Treter zu entsorgen. Worauf Safa heftig protestierte. „Lass sie mir als Andenken! Das ist ein Souvenir vom Japanischen Kaiser.“
„Aha“, sagte Makar weniger begeistert. „So sehen sie aber nicht mehr aus.“
„Behältst du nie ein Andenken von deinen Siegen?“
Erstaunt hielt er inne. „Was hast du gewonnen?“ „Ich denke er ist mir einen Gefallen schuldig.“ Die Unterlage vom Bett war mit einem weichen Frottetuch bespannt. Zwei Decken, in verschiedenen Wärmstärken, lagen am Fussende. Daher zog sie ihre dicken Wollsocken aus. Rutschte mutiger in die Mitte, dann zur Seite das Vlamnick genug Platz bekam. Eindeutig war diese Vorrichtung für zwei Personen gedacht. „Nette Erfindung. Ich hoffe du hast sie patentieren lassen.“ Worauf er leise lachte. Begrüsste es dass seine zukünftige Frau einen gewissen Humor besass. Sie schlich sich immer tiefer in sein Herz. Grosszügig gab er seine Kleider an Konstantin ab der sie sorgsam zusammen faltete. Einzig in seinen schwarzen Boxershorts hüpfte Makar gewagt auf den schaukelnden Untersatz. Jedoch reagierte das aufgehängte Bett kaum auf sein Gewicht. Er wählte eine einzige Decke für ihn und Safa. Zog das echte Daunenkissen in seinen Rücken. Demonstrierte damit dass er gedachte den Schlaf noch nicht willkommen zu heissen. „Wie hast du dir den Gefallen vom Kaiser verdient? Darüber weiss ich ja gar nichts.“ Mit einem Ellbogen stützte er sich in das weiche Kissen seitlich ab. Seine ganze Aufmerksamkeit gehörte ihr. Ausserdem war er heilfroh dass seine weiten Shorts seine Erregung verbargen.
Zögerlich gestand sie. „Ich hab ihm geholfen seine Verlobung, mit der Comtesse, aufzulösen.“
Vlamnick winkte nur fordernd, nach Information, mit dem gekrümmten Zeigefinger. Ahnte dass mehr dahinter steckte. Schliesslich gab Safa auf. „Na gut. Besser du hörst es von mir als von deinem Onkel. Ich war auch ziemlich geladen heute Abend und die Gelegenheit war günstig mich für die Schwangerschaft zu rächen.“ Verlegen blickte sie auf die Seite. Er hatte Mühe sie zu verstehen als sie blitzschnell verriet. „Ich… habeihmpotenzmitteluntergeschoben und ihn vor den Leuten blossgestellt. Da mich die Comtesse auch verärgerte, war es ideal zwei Fliegen mit einer Klappe.“ Sie klatschte vielsagend in die Hände. „Na ja. Bei ihrer Eitelkeit war es leicht sie zu ködern. Sie also rauf zu Maurice.“ Zum zweiten Mal klatschte sie in die Hände. „Zufällig der Kaiser in die Nähe. Ich habe ihm die Entscheidung selber überlassen welchen Weg er künftig gehen wollte. Fertig.“
Nach diesem saftigen Geständnis verlor sie bedeutend etwas von der anfänglichen Unschuld. Sie verstand sich zu wehren, das speicherte er in seinem Hinterkopf ab. Es war ratsam sie Ehrlich zu behandeln sonst drohten ihre Konsequenzen zurück zu schlagen. Leer schluckte er. „Mhm, das hat sich mein Onkel selber eingebrockt. Mit der tröstenden Comtesse erholt er sich bestimmt schnell auf dem Landgut. Was mich aber zu uns beiden bringt.“
Er liess ihre zurückhaltende Art einfach auf sich Einwirken. Unsicher wusste sie nicht wie darauf reagieren. Schliesslich startete er mit seinem Vorhaben. Küsste sie flüchtig auf den Mund. Liess seine warmen Lippen über ihre streifen. Jederzeit hatte sie Gelegenheit auszuweichen. Überrascht hielt sie still. Er erkundete ihre Mundwinkel. Sie roch immer noch süss nach Mangosaft. Sanft bat er sie um Einlass und sie reagierte Verzögert. Schloss die Augen und wich zurück. Ihre grossen Augen verrieten alles. Leicht las er aus ihrem verwirrten Gesicht. Daher beschwichtigte er. „Dein Blut. Unser Blut der Vampire hat eine enorme Kraft. Wir haben alle die Jahrtausende überlebt indem sich die besten von uns immer gepaart haben. Ich bin ein Alpha, einer der Leitvampire, dass wurde heute bestätigte. Deine Augen haben das verfolgt, dein Unterbewusstsein hat es abgespeichert und dein Blut reagiert jetzt darauf. Darum fühlst du dieses unbegreifliche Verlangen nach mir. Dein Herz wird mir vermutlich nie gehören, aber dein Körper heisst mich gleich doppelt willkommen. Dagegen kannst du nichts machen. Es sind die Urinstinkte in uns. Das haben dir die Russen nicht verraten.“ Erneut beugte er sich vor. Spielerisch neckt er sie mit seinen Lippen. Gab ihr alle Zeit ihre Gefühle zu entschlüsseln. Hauchzart reagierte sie auf seine Annäherung. Es war schwierig ihm zu widerstehen da er zudem gut Aussah. Perfekte Proportionen und im Gegensatz zu Mikael besass er die ideale Grösse. Alles schien darauf abgestimmt ihr zu Gefallen. Mit Ausnahme der gefärbten Haare. Da entlockte ihr ein Lächeln. Wiederum fasste er dies als Aufforderung kühner zu werden. Wagte sie kaum in die seidigen Haare, im Nacken, zu fassen. Äusserst behutsam ging er vor. Küsste sie hungriger bis sie einmal ihrer aufblitzenden Leidenschaft nachgab und sich ihm öffnete. Genüsslich erkundete er ihren süssen Mund.
Erst ihre Hand schob ihn schüchtern zurück als sie wieder richtig Luft brauchte. Lobend knabberte er an ihrer schönen Halslinie entlang bis zu den Ohren hoch. Ihre seidige Haut verleitete ihn am liebsten zum anbeissen. Er brauchte selbst alle Kraft um sich zurückzuhalten. Ihn ihm tobte so ein wildes Feuer. Gar nicht zu beschreiben wie das erst zwischen den Beine nach seinem Recht drängte. „Safa“, flüsterte er in die Stille des Raumes. Nur die Motoren brummten leise. Ihm war klar dass sich das Personal dezent zurückgezogen hatte, nur das wusste sie vielleicht nicht. Er zog hinter den Kopfkissen nach einer Kordel. Augenblicklich senkte sich ein Vorhang wie ein weites Moskitonetz über dem Bett aus. Ein fast undurchdringlicher Schleier der sie vor Blicken schützte.
„Safa nur ein Dummkopf würde den Ruf des Blutes ignorieren. Man würde mit den Jahren den Verstand verlieren. Geniess es einfach, du hast es verdient. Dein Körper braucht diese Bestätigung.“
Eher widersprechend meinte sie. „Das ist eher wie ein Fluch.“
„Fluch oder Segen, das liegt ganz bei dir.“
Ängstlich senkte sie den Blick. Konnte sich das Schmunzeln nicht verkneifen als er mit seiner Hand, mit zwei Fingern, zu ihr über die Decke, rüber marschierte. Befreit lachte sie auf. Bevor sie es sich anders überlegte knöpfte er ihr das weite Hemd aus. Es stand ihr, da es viel von ihren schmalen Schultern zeigte. Wieder diese aufreizende Jugendlichkeit die ihn tiefer in den Bann zog. Sein Arm legte sich unter dem weiten Hemd um ihre Taille. Entschlossen zog er sie näher. Diesmal küsste er sie mit aller Leidenschaft die ihren letzten Widerstand dahin schmelzen liess. Diesmal zitterten ihre Glieder nicht vor Kälte sondern eher vor der Furcht was der nie endende feurige Kuss ihr alles versprach. Eine Ewigkeit ging dahin, bis seine geschickten Finger, in ihrem Rücken, den dünnen BH lösten. Ihre wohlgeformten Brüste befreiten. Seufzte zufrieden als er ihre Herrlichkeit sichtete. Eine Hand streichelte ihr über die weiche Rundung. „So kalt“, stellte er fest. Die Feuchtigkeit ihrer Wäsche kühlte ihre Haut beträchtlich hinunter. Befreite sie somit auch gleich von den überflüssigen Unterhosen.
Sein warmer Mund bahnte sich von ihrer Kehle hinunter bis zu ihrer Brust. Lies seine Zunge über ihre pulsierende Knospe gleiten bis sie im Sturm der Erregung endlich sich ihm entgegen bog. Im Gegensatz erkundigte sie eine kräftigen Schenkel. Lies absichtlich seine erregte Stelle aus und wanderte zu seinem flachen Bauch. Zufrieden mit dem was ihre Finger ertasteten lies sie ihre letzten Zweifel sinken. Makar hatte sie eindeutig körperlich ganz erobert. Ihr eigener Körper verriet sie. Seine erotischen Wünsche übertrugen, dank dem geteilten Blut, sich auf sie hinüber. Es war eine Ausrede für sie wenn sie behauptete eine Marionette seiner Willenskraft zu sein. Sie wollte selber genau spüren diese Kraft die an sie drängte. Seine Hände auf ihrem Runden Hintern pressten sie näher an sein hartes Glied. Nachgebend spreizte sie ihre Schenkel und liess ihn ihre feuchte Hitze spüren. Ein letztes Zögern, eine letzte Aufruhr gegen seine überwältigende Stärke die sie erschrecke. Geschickte Hände lockten sie genauso wie seine freche Zunge auf ihrer Brust. Ganz anders als Mikael bemerkte sie seine weitaus grössere Erfahrung. Vlamnick war ein begabter Verführer. Bemerkte sogar dass ihre Gedanken wanderten, als ihr die Vergleiche zu Mikael auffielen. Leise knurren knabberten seine scharfen Zähne solange an ihrem empfindlichen Hals bis er ihre volle Aufmerksamkeit zurück erreichte. Zustimmend senkte sie ihre Hüften. Nahm in tief in Empfang. Von da an übernahm ein wildert Part in ihr die Führung. Hemmungslos wie nie zuvor liess sie sich gehen. Mit Vlamnick passte alles. Das mit Mikael war eine Sinfonie die perfekt harmonierte. Mit Makar eine reine Leidenschaft die gefährlich aufflackerte. Ihr den letzten Atemzug raubte. Mikael führte sie in den Himmel hoch, doch Makar entfachte ihre hemmungslose Lust. Sie liess dem Blut ihn ihr allen Freiraum um sich zu entfalten. Spannte ihre Körper an um ihm mehr Vergnügen zu schaffen. Worauf er hoch beglückt ansprang. Heftig an sie gepresst die letzte Rücksicht fahren liess. Sie gehörte ihm, jede Faser, jeden Tropfen Blut, genauso wie er alles hingab. Eine Einheit verschmolzen. Ihr tiefes Stöhnen, eine Sehnsucht nach Befreiung, gab ihm den Rest. Zusammen fanden sich ihre Höhenflüge.
Erschöpft lag sie schwer atmend über seinem Körper. Er genoss das nachgebende Gewicht. Endlich vertraute sie ihm. Liess sich fallen. Dabei fühlte selbst ein langjähriger Geniesser wie Makar sich einfach grossartig. Eine ganze Weile teilte er ihre Ruhe. Regelmässige, langsame Atemzüge verrieten ihm ihren erholsamen schlaf. Gerne folgte er ihrem Beispiel. Leider sass ihm der Sieg weiterhin in den Knochen. Diesmal stimmte er Safa zu. Es konnte durchaus ein Fluch sein. Das Blut in ihm gab keine Ruhe. Normaler weise standen dem Sieger, über Könige, mehrere Frauen danach zur Verfügung. Vor allem die baldigen fruchtbaren Frauen fühlten sich, nach so einem Kampf, dem Sieger hingezogen. Fanden ihn attraktiv für ihre Gene. Aus diesem Grund hatten auch in Russland einige besorgte Ehemänner ihre Frauen auf das Zimmer geschickt oder waren klug genug sie dorthin gar zu begleiten. Unruhig stand er auf. Es würde doch noch ein halber Fernsehabend. Aber nur ein halber, denn ganz in seiner nähe lauerten bereits ein weibliches Augenpaar darauf dass er sie zu sich rief.
Safa verabschiedete sich von ihren Träumen da ein gepresstes Stöhnen ihre Aufmerksamkeit weckte. Wie in Lockruf zog es sie in die Wirklichkeit zurück. Tief zufrieden erholte sich der Körper von seiner köstlichen Anstrengung. Der dünne Schleier über ihrem Bett lag nachlässig einen Spalt breit offen. Sie blickte hinaus in das halbdunkle. Einzig vom flackernden Bildschirm kam mehr oder weniger Licht je nach Farbbild. Erst glaubte sie zu träumen. Davon das Makar, lässig nur mit seinem weit offenen Hemd auf der Couch sass. Ziemlich weit nach vorn gerutscht. Weit gespreizt seine Beine. Seine Arme lagen ausgebreitet über den breiten Lehnen der Ledergarnitur. Einzig seine Hände verkrampften sich hin und wieder in die Polster. Der Grund lag im dunklen Schatten seiner Beine. Niederkauernd, auf ihren Knien, sass dort die Flugbegleiterin. Dunkel weil sie ihre Uniform komplett anhatte, während Makars Unterleib nackt vor ihr lag. Eine ihrer feinen Hand lag auf seinem Schenkel, die andere…rieb ihm über den hart gepumpten Schaft. Ihre Rosazunge leckte ihm neckisch über die vollen Hoden. Genüsslich gönnte sich Makar das Zeitlos. Eine wahre lustvolle Qual den Höhepunkt einfach hinauszuschieben. Regelmässig saugte die gierige Begleitung seine nassen Lusttropfen in sich hinein. Eine wahre Meisterin der höchsten Verführung und dementsprechend wurde sie auch bezahlt. Er fand es amüsant dass er kurz vor dem Höhepunkt ritt, während sie sehnsuchtvoll gequält aussah. Nicht nur die flehenden tiefschwarzen Augen. Sogar ihr verführerische Duft verriet ihm dass sie längst willig, wie eine reife Frucht, auf eine Vereinigung wartete. Wieder stöhnte er. Ein Ventil um seine aufkommenden Leidenschaft zu zähmen. Er liebte diese leidvolle Marterung.
Auf einmal bemerkte er die Veränderung in der Luft. Eine unsichtbare Spannung fügte sich hinzu. Liess ihn erfreut grinsen. Alleine mit seinen benebelten Gedanken, die seiner Befreiung entgegen fieberten, rief er lautlos nach Safa. Spürte ihren schlaftrunkenen Blick auf seinem Körper. Rechnete es ihr hoch an das sie, mit einer gewissen Faszination, in Beobachtete. Wieder bestätigte es ihm dass er endlich seine perfekte Gefährtin fand. Kein funkelnder, kalter Diamant, sondern einen ganz seltener warmer Opal der erst mit dem Körperkontakt, von seinem Besitzer den richtigen Glanz bekam.
Zögerlich wagte sie sich nur an die Bettkante. Bestätigend streckte er ihr einen Arm entgegen. Ihr weites Hemd hielt sie vorne sittsam zu. Dies machte ihn erst richtig an. Folgte brav seinem lockenden Ruf. Als sie neben ihm stand, flüsterte leise, wie um die Stille des Raumes nicht zu stören. „Dreh dich um.“ Er dirigierte die Flugbegleiterin zurück. Stattdessen stand Safa, mit dem Rücken, vor ihm. Reizvoll hob er langsam ihr Hemd über die Hüften hoch. Bewunderte ihren wunderbaren Hintern. Genau richtig, weder zu fett noch zu knochig. Einfach weich und wohlgeformt. Es war richtig ein vergnügen sie um die stabile Taille zu fassen. Kraftvoll hob er sich rückwärts hoch, über seine Lenden. Gemächlich liess er sie nach vorne rutschen. Alleine das Zusehen, von vorhin, genügte das ihn ihre Scheide feucht erwartete. Ohne abzuwarten pfählte er sie mit der gewissen Vorsicht. Laut keuchte sie auf, lustvoll und überrascht zugleich. Er spreizte fordernd, mit seiner Hand, ihre heissen Schenkel weiter. Tiefer versank er ein paar entscheidenden Millimeter. Es reichte um mit einem wellenartigen Rhythmus zu starten der sie weiter anfeuerte. Sobald sie begann aktiv mit ihren einengenden Muskeln sich und ihn zu stimulieren, winkte er die Flugbegleiterin, mit einem Augenzwinkern heran. Schon vor dem Start seiner Reise war klar umschrieben was er für spezielle Wünsche besass. Dementsprechend hatte Konstantin auch die richtige ausgesucht die keine Hemmungen besass und den hohen Preis auch gleich mit ihrer Verschwiegenheit bedankte.
Die Hübsche setzte sich diesmal vor Safas gespreizten Beinen. Während er tiefer in seine Gefährtin stiess, die bereits Halt suchend ihre Finger rückwärts in sein Hemd verkrampfte. Mit geschlossenen Augen genoss sie seine kraftvollen Stösse. Zuerst realisierte sie die massierenden, zusätzlichen Hände auf ihren Oberschenkeln. Dann presste sie sich überwältigt an Makar zurück. Ihre Augen weit aufgerissen. Beruhigend legte er eine Hand über ihr Herz. Die andere streichelte, presste leicht ihre Brustwarzen, zwischen seinen Fingern. Sein leise frage. „Mehr?“
Sie gab einen seltsamen gequälten Laut von sich. Dachte zuerst es sei nur eine Sinnestäuschung. Doch auf einen Wink von Makar senkte die Flugbegleiterin ihren Kopf. Diesmal glitt ihre Zunge erneut verlockend über die weibliche Klitoris vor ihr. „Makar“, Safas süsser, gepresster Aufschrei. Hastig, solange sie ihre Sinne zusammen bekam, flüsterte sie. „Das halte ich nicht aus.“
Lachend ignorierte Makar ihren Wunsch. „Mein Schatz, halt dich einfach an mir fest.“
Verschärft steigerte er sein Tempo. Sie wand, drückte sich näher an ihn. Versenkte sich tiefer in ihn. Es war ihm unmöglich das lange auszuhalten. Genauso bäumte sie sich zuckend seinem Griff entgegen. Stöhnte ungläubig, tief, heiser seinen Namen als sie beseelt auf ihrem Höhenflug segelte. Ein Aufschrei, eine Bitte und Dankeschön zugleich. Er fasste es als ein unbezahlbares Kompliment auf das sie alles für ihn öffnete. Seinen Namen so leidenschaftlich über ihre Lippen gehört bekommen, liess sein rasendes Blut in ihm besänftigen. Ein stiller Triumph breitete sich ihn ihm aus und zum ersten Mal fühlte er sich, seit dem abendlichen Kampf, richtig erschöpft. Selbst er war bei ihrem entfachten Orgasmus gekommen. Sein Revier war markiert. Sobald sie Morgen mehr Blut von ihm trank, würde kein männlicher Vampir ihr für eine Woche näher kommen. Keiner der die Absicht hatte sie nur oberflächlich zu beschnuppern. Träge richtete er sich auf. Half ihr auf die wackeligen Beine. Zusammen stützten sie sich gemeinsam um später ins Bett zu steigen.
Konstantin zog die Vorhänge hinter ihnen zu. Er bestens zufrieden mit dem Verlauf er Nacht. Blieb nur eine Verstimme Flugbegleiterin zurück, die seelisch innere Qualen litt. Mit einem wissenden Blick näherte er sich ihr. Sie sass immer noch auf ihren Knien. Überwältigt, gefangen von ihrem unerfüllten Verlangen. Er zog sie praktisch, auf die Beine hoch, hob sie dann sicher in seine Arm. Bevor er los marschierte flüsterte er beinahe lautlos. „Meine bequeme Kabine ist hinten.“
Sie erhob keine Einwände. Zustimmend legte sie ihre Hände um seinen Nacken.


Katalina



Ungestüm tigerte Dimitros am Morgen des Festtages, in seinem nun grossräumigen Zimmer, umher. Die Zeitung aufgeschlagen in einer Hand, in der anderen den Kaffee. Vorahnend unterliess es Katalina ihn darauf hinzuweisen, dass er besser auf Koffein verzichten sollte. In der Nacht blieb er erstaunlich ruhig. Sobald er mit den ersten Sonnenstrahlen aufwachte, war er wie verändert. Wo er sonst ausgelassen mit ihr Frühstückte, befiel ihn eine hektische Unruhe. Selbstverständlich verschüttete er in seiner Eile den Kaffee teilweise über die Zeitung. Ärgerte sich zusätzlich über seine Ungeschicklichkeit. Am Ende ihrer Weisheit, hieb Katalina ihre Faust auf den Tisch, das sogar Gesteckt hoch klapperte. „Was ist los?“
Immerhin wanderte seine Aufmerksamkeit zu ihr rüber. Schmiss sie zusammenklebende Zeitung achtlos in eine Ecke des Zimmers. Mürrisch wich sein Blick nach draussen. „Ich weiss es selber nicht. Irgendetwas liegt einfach in der Luft.“
Weiterhin lag dicke Stimmung im Zimmer. Selbst Katalina erkannte die Zeichen für einen aufkommenden Sturm. Den draussen vor dem Hotel, wie den inneren von ihrem Geliebten. Daher bat sie helfend. „Von dem vielen Zeug das dich beschäftigt, kann ich dir doch sicher etwas abnehmen.“
Er verschluckte sich fast an seinem Kaffee. Fand es geradezu lächerlich das eine Frau aus Europa, seine Geliebte, das übernehmen wollte. Wirkte geradezu überheblich als er zu seinem neuen Schreibtisch wanderte. Ein grosses Schreibbuch, aus seinem Fach heraus zog. Es sah ziemlich neu aus. Kaum einen Zentimeter dick. Rasch räumte sie das restliche Geschirr vom Frühstück aufs Tablett, rein in den Lift. Da knallte er seine Broschüre schon auf den Tisch. Liess seinen Ärger wissen. „Mikael macht mir Vorwürfe. Das sind seine überarbeiteten Notizen über meine Finanzielle Seite. Irgendetwas scheint damit nicht in Ordnung. Dass ich hin und wieder zuviel ausgebe ist mir schon klar, auch dass ihn das weniger freut. Aber ich finde er übertreibt auch masslos! Wie denkst du darüber?“
Erfreut öffnete sie das weiche Buch. Gleich nach ein paar Seiten zog sie eine enttäuschte Schnute. „Das ist ja alles auf Russisch?“ Bemerkte sie spitzfindig.
Weiterhin mit schlechter Laune angesteckt gab er zurück. „Eben, wie willst du mir da helfen?“
So einen finsteren Blick konnte sie längst nachmachen und schickte ihn Postwendend zu. „Dann gib mir jemanden wie Sven zur Unterstützung!“ Begeisterungslos lehnte er ihr Aufforderung ab. „Jeder ist mit dem Fest voll ausgelastet. Ich stelle nächste Woche einen Russischlehrer für dich ein. Safa kann dann gleich mit profitieren.“
Nachdenklich betrachtete sie die Zahlen. Säuberlich die Kolonne aufgeschrieben. Vor Fünf Jahren, alle Grösseren Beträge über 1000 Dollar, bis zum Datum letzter Woche. Das Erinnerte sie an was Ähnliches. „Was wenn Mikael erfährt dass du mir 5 Millionen überwiesen hast?“
Dimitros erschrockener Blick bestätigte ihre schlimme Vorahnung. Sie dachte sogar weiter. „Du hast mir doch das Geld überwiesen?“
Worauf er schmerzlich das Gesicht verzog. „Ich wusste ich hab was vergessen“, hielt er sich selber vor. Presste freudlos seine Lippen zusammen.
Versöhnlich kam ihm Katalina entgegen. „Okay. Dann machen wir das so. Du überweisst mir nur die Hälfte. Damit bin ich zufrieden. Nur, da du so vergesslich bist, wäre es schön wenn du das noch diese Woche machst!“ Schliesslich lief ihr die Zeit davon. Morgen Abend flog sie schliesslich nach Europa zurück. Daran wollte sie gar nicht denken. Dieser kräftige Bär war ihr einfach ans Herz gewachsen. Darum verdrängte sie jeden Gedanken bisher an ihren baldigen Abflug. Einzig ihr Ticket überprüfte sie jeden Abend, wenn sie alleine war, in der Schublade des Nachttisches. Es lag immer noch da und wartete. Sie hoffte dass es irgendwie auf geheimnisvolle Weise verschwand. Leider vergeblich.
Missmutig stand er immer noch beim Fenster. Nachdenklich geworden fragte er. „Willst du das Geld wirklich?“
Schwer seufzte sie. „Ich dachte dein Wort hat Gewicht! Mit einer finanziellen Absicherung würde ich mich wohler fühlen. Ausserdem bleibt das Geld halbwegs in der Familie, da ich das Konto gemeinsam mit Safa führe.“
Das verwunderte ihn. „Soll ich kein separates Konto für dich eröffnen.“ Gut gemeint wollte er helfen doch sie winkte ab. Mit Schalk in den Augen sah sie ihn an. „Im Gegensatz zu Mikael, vertraue ich meiner Schwester wenn es um Finanzielle Angelegenheiten geht. Ab einer gewissen Höhe muss ich ihr auch Rechenschaft ablegen, aber bisher hat sie alle Wünsche akzeptiert. Selbst das sündhaft teure Schwert.“ Trocken lachte Dimitros einmal auf.
Dann fiel ihm plötzlich wieder ein arbeitsloser Stalljunge ein der vor Jahren seinen Job ihm Gestüt verlor. Damals verliess der ziemlich aufgebracht seinen lieb gewonnenen Stall. Gut erinnerte sich Dimitros an die wüsten Anschuldigungen die er überduscht bekam. Der freche Knirps besass sogar die Frechheit mit Pferdemist nach ihm zu werfen. Es war das erste Mal gewesen dass ihn jemand damit konfrontierte ein Verschwender zu sein. Bedauerlich dachte er an den alten Vorfall. Natürlich bestrafte er den Jungen für seine Dreistigkeit. Vielleicht sogar etwas zu hart. Heute kam ihm eine glänzende Idee einer Gutmachung. Schliesslich waren Jobs nach wie vor heiss begehrt ums Hotel. „Du bekommst in weniger als einer Stunde sichere Unterstützung. Liefere mir einen vernünftigen Vorschlag wo ich sparen kann und du bekommst dein Geld. Ein junger Dolmetscher wird bald hier sein. Ausserdem nicht vergessen dass gegen zwei Uhr das Fest beginnt.“ Drückte ihr zum Abschied einen versprechenden Kuss auf die Lippen, bevor er aus der Türe rauschte. Ein wahrer Sturm dieser halbwilde Vampir. Einerseits liebte sie sein powervolles Format, anderseits verabscheute sie seine Nachlässigkeit. Nicht nur dass er versäumte das versprochene Geld zu überweisen, auch die ungenauen Angaben, in weniger als einer Stunde. Das konnte bei ihm so viel Bedeuten. Zuviel nahm er einfach nicht genau! Körperlich wollte sie unbedingt hier bleiben. Herrlich einfach das Training, mit ihm zusammen, auf dem Platz draussen. Endlich durfte sie bis ans Ende ihrer Möglichkeiten aufdrehen. Jede Bewegung grenzenlos geniessen. Diese Freiheit ohne jede einschränkenden Wände. Frische Luft die ihre Lungen weiteten. Das Land war so riesig. Sie konnte draussen mit Whisky spazieren gehen ohne dass sie einem anderen Menschen begegnete. Für jemanden der Nachts kriminellen Abschaum jagte, bedeutete das hier der Anfang von einem vollkommenen Paradies. Es fehlte nur die Vielseitigkeit der Obstbäume. Dies und die herrlichen Nächte die sie mit Dimitros genoss, würde sie vermissen. Anders sah sie den engeren Umgang mit Dimitros. Obwohl er älter schien als er vorgab, war da noch seine Unzuverlässige Seite. Verwöhnt nahm er sich vieles wie Selbstverständlich. Niemand wagte ihm zu widersprechen. Daher bemerkte er oft gar nicht mehr dass er sich wie ein ungezogener Rüpel benahm. Wehe dem, der ihm einmal nicht den Vortritt gewährte. Auf dem Platz war er wegen dem strengen Drill gefürchtet. Für Katalina war klar warum so viele junge Vampire in andere Königreiche auswanderten um dort ihre Ausbildung zu vollenden. Im Stillen hielt sie Mikael für weitaus geeigneter König zu sein. Ihm fehlte nur eine rechtliche Vollmacht um endlich mit Vollgas dem Land eine viel versprechende Zukunft zu bieten. Obwohl keiner der Brüder das einsah, schien Dimitros Schlampigkeit Mikael sehr zu bremsen. Das schlimme daran das niemand wagte ihnen die Wahrheit zu sagen. Eine grässliche Situation vor allem für das leidende Vampirvolk. Dem zu entgehen würde ihren Abflug erleichtern. Obwohl sie eine gewisse Verantwortung in sich fühlte. So ein schreckliches Gefühl das in ihr nagte. Schliesslich war sie sich ihrer Macht, den gewissen Einfluss über Dimitros genau bewusst. Fürchtete jetzt schon sein Toben wenn er ihr Verschwinden bemerkte. Ein Woche lang zogen die Hotelgäste garantiert lieber jeden Stall vor, als die Nähe von Dimitros. Bei dieser Vorstellung musste sie still vor sich hinlächeln. Eine kritische Woche würde ihr Bär aufmüpfig herumbrüllen, bis der Trott vom Alttag ihn einholte. Zum Glück war die Klinik gut bewacht. Wobei sie kaum vermutete dass er ihr nachreiste. Das war zu verwegen. Soviel Bedeutung mass sie sich nicht zu. Sie war seine Geliebte für die Nächte, ein Kumpel für den Trainingsplatz, mehr nicht!
Es klopfte zurückhaltend an die Holztüre. Verwundert sah sie hoch. Im normalen Fall wussten die Diener wann Dimitros sein Zimmer verliess. Wer also sonst. Auf ihr klares, „Herein!“ Ein neuer Wirbelwind brauste hinein. Männlich, schwarzes Haar zu einem Pferdeschwanz, schlank und lebhafte Augen. Er sprühte vor Lebendigkeit und wirkte geradezu intelligent. Trotzdem war kaum Grösser als sie. Das merkte sie allerdings erst als er gezielt auf sie zuschritt und vor ihr stand. Sie atmete ruhig ein. Bestätigend roch er markant nach Pferde. Trug selber polierte schwarze Reitstiefel, schwarze Hosen und eine Ärmellose beige Weste, die seine Figur betonte und darunter eine kurzärmelige Leinenbluse. Entschlossen steckte er seine Hand ihr entgegen. „Kasimir Nikolai“, stellte er sich mit kurzerhand vor. Hellblaue Augen in denen die Kraft von unbändigem Wasser floss. Erfreut erwiderte Katalina den festen Händedruck. „Katalina und ich hoffe sie haben durch mich, im Stall, keinen Zeitdruck bekommen.“ Eine Zeitlang überlegte er was sie damit meinte. So gab sie bekannt, „Eine Zeit lang habe ich auch in einem Stall ausgeholfen.“
Offen zeigte er sein Erstaunen. „Sie? Das hätte ich nicht erwartet. Dimitros kommt am Ende doch auf die Pferde zurück. Gezwungener Massen.“ Dabei lachte er erfreut auf. Nahe klang es an schadensfroh. Sein furchtbares Englisch mit dem Russischen Akzent wiederum brachte Katalina zum lächeln. So jung, wie Dimitros ankündigte wirkte er nicht. Er sah gleichaltrig wie sie aus. Nachdem sie beide sich ausgiebig musterten, tätschelte sie auf das Buch hinunter, das vor ihr lag. „Können sie mir helfen“, bat sie.
Schräg leg er den Kopf um die Überschrift zu lesen. „Kontoführung. Und sie erlauben mir da hineinzusehen?“
„Ja sicher“, bestätigte sich. „Dimitros auch.“
Zweifelnd hob er eine dunkle Augenbraue. Der Kerl sah unverschämt gut aus. Glücklich schätzte sich Katalina dass sie nicht auf blaue Augen stand. Sonst wäre ihr Herz in arge Nöten geraten und Dimitros um eine unglaubliche Konkurrenz reicher. Sein antrainierter perfekter Körper hätte viele junge Mädchen zum dahin schmelzen gebracht. Sogar Katalina hätte insgeheim gerne ein Poster, mit freiem Oberkörper, von ihm verlangt. Das mit in Klinik zu nehmen und von einem unerreichbaren Traum zu schwärmen. So ein Typ gehörte eher auf eine Jeanswerbung als ihr Helfer im Hotel zu sein. Sie fand ihn dafür viel zu Verschwendet. Schalt sich innerlich und rief sich zur Vernunft. „Also fällt dir darin etwas auf? Erzähle mal was so alles da ausgegeben wurde, vielleicht finden wir was?“
Vorsichtig hob er die Heftseiten an. „Unglaublich, dass ich das als Aufgabe bekommen. Da müsste ein Experte…“ Stutzte auf einmal. Verbesserte sich. „Nö, da muss kein Experte ran. Für das braucht man kein Studium. Sogar eine Dummkopf würde das auffallen.“ Lächelnd überflog er senkrecht die Listen. Murmelte leise vor sich die Wörter hin. Ein flüchtiger Blick auf die gespannte Katalina und er übersetzten. „Viehbestand Erweiterung. Fünfzig Kühe gleich hundertzwanzigtausend Dollar. Ein Traktor mit Zubehör gleich zweihundertfünfzigtausend Dollar…“ Er staunte Bauklötze ab solchen Beträgen. Katalina wunderte sich nicht über den Preis. Es gab solche teuren Traktoren zuhauf in Europa. Nein, sie fragte sich… „Kasimir, ich habe bisher sehr wenig von Eurem Land gesehen. Es scheint… ich will nicht beleidigen, aber es wirkt vernachlässigt. Steht da auch wohin diese Sachen geliefert worden sind?“
Worauf er breiter lächelte. „Das ist eben was ich meinte. Diese neuen Maschinen sollten an die Bauern hier geliefert worden sein. Eindeutig wurde da...“ er deutete nur ein Handbewegung an, die was in die eigene Tasche steckte. Auf einmal sah er Katalina ernst an. „Warum bekommt du den Auftrag das zu lösen? Das sollte eigentlich klar Dimitros übernehmen. Es ist seine Aufgabe solche Leute zur Rede zu stellen.“ Eigentlich trat er näher um die Zahlen besser auf der Gegenseite zu betrachten. Auf einmal hüpfte er wie elektrisiert auf die Seite. Keuchte entsetzt. „Du bist ein Mensch.“ In derselben Sekunde verzog er das Gesicht, weil er vermutlich fest auf die eigene Zunge hinunter biss. Gerade zu peinlich war es ihm weil er das laut aussprach.
Unbedeutend winkte Katalina beschwichtigend ab. Stattdessen nahm es sie genauso direkt Wunder. „Das ist mir auch schon aufgefallen, dass ein bedeutsamer Unterschied besteht. Wie war nochmals die korrekte Bezeichnung für Eure Art.“
Äusserst misstrauisch traute er sich an den Tisch zurück. Mit vielen Zweifeln ob er das wirklich aussprechen durfte, kam sein zögerliches. „Vampire.“ Sogar seine tiefe Stimme mit der er das Wort über die Zunge rollte, löste in ihr ein Vibrieren aus. Diesmal staunten ihre Augen. Dann lachte sie heiter. „So ein Märchen…Moment, Safa nennt Euch immer Eckzähne!“ Diesmal tauschten sich die Rollen. Diesmal lacht er und in ihr Gesicht nahm ungläubige Züge an. Nach ein paar Sekunden war sie bereit zu akzeptieren dass Kasimir einer anderen Rasse angehörte. Zu eigenartig war das Kunststück mit dem Blut. Alles liess sich so einfach erklären wenn diese übernatürlichen Kreaturen existierten. Laut keuchte sie. „Dr. Card!“ Der verdammte Mistkerl erlaubte sich einen Heidenspass sich als Hausgeist auszugeben, dabei… alles gehörte zu seinem Talent. Kasimir bestätigte. „Ja, der auch.“
Auf einmal schoss es erkennend aus ihr heraus. „Die Attentäter auf dem Friedhof! Kein Wunder das sie so unglaublich schnell meinen Bewegungen auswichen.“
Diesmal wich Kasimir aufgeschreckt zurück. „Das warst du? Das Gerücht, ein Mensch geistert dort herum um unvorsichtige Vampire zu ermorden, wird sogar in unserem Dorf verbreitet.“
Es zuckte verräterisch in ihrem Mundwinkel. Klopfte auf das Buch. „Wie viel und von wem wurde was massiv eingezogen? Ich habe wenig Zeit um zwei startet das Fest. Du bist doch auch eingeladen?“
Er winkte ab ohne Bedauern. „Das ist nichts für einfache Bauern wie mich.“
Verwundert blieb Katalina vor dem Tisch stehen. Bisher dachte sie dass dieses Königreich fortschrittlicher war als die umliegenden Staaten. Ein abgelegenes Königreich, in ihrer Zeit, verheimlicht mitten in Russland? Ob mehrere dieser Orte in anderen Ländern existierten? Von Dimitros wusste sie dass er die Macht besass es jederzeit zu übernehmen. Was hinderte ihn daran ein vorbildliches Reich zu führen wo alle anderen gerne lebten. Sie schüttelte den Kopf. So viel passte nicht mit ihren Idealen zusammen. Reich und träge passte manchmal eben auch zusammen, nur für wie lange. Darum fürchtete Dimitros so um die Sicherheit von seinem Reich da er ahnte das was nicht stimmte. Ihm fehlten einfach ein oder zwei Vertraute die ihn tatkräftig Unterstützten. Seine Einschüchterungsversuchte waren am Ende sein eigener Untergang. Ein verwegener Gedanke breitete lockte sie. Mit ihrer heimlichen Führung im Hintergrund, ob da Dimitros erfolgreicher…? Sie verwarf ihn. Niemals akzeptierte er die Einmischung eines „Menschen“. Dazu hielt er sie zu wenig Gleichberechtigt. Besser sie zog sich zurück in die Klinik und lies den Schicksalen hier den natürlichen Lauf. Wer war sie denn schon? Mit einer unperfekten Vergangenheit belastet, mit gerade einer minimalen absolvierten Grundausbildung. Wenigsten intelligent genug um zweieinhalb Millionen zu verdienen.
Alle grösseren Beträge ab zehntausend Dollar strich sie an. An die hundert Rechnungen pro Jahr kamen zusammen. Gemeinsam staunten sie über die Errechnete Summe von einer runden Million. Wohlgemerkt das nur in einem Jahr und nur von einem schwarzen Schaf. Bei mehreren solchen dreisten Mitarbeitern war es direkt ein Wunder das die Sirinovskas nicht schon längst in den roten Zahlen landeten. Nachdem die Buchhaltung abgeschlossen vor ihnen lag, hiess es zu handeln. Ihr Kopf rauchte von den ungewohnten Rechenarbeiten, trotz Taschenrechner, von Kasimirs Handy. Sie schlug vor. „Können wir den Mistkerl anrufen?“ Als Antwort deutete ihre Hilfe hinten auf die letzte Buchseite. Eine kurze Liste mit wenigen Namen. Die Nummern der Rechnungen verrieten den Übeltäter. Uneinstimmig lehnte sich Kasimir besonnen zurück. „Bei direkter Konfrontation, am Telefon, wird er alles abstreiten, Ausreden suchen oder gar versuchen uns Hinzuhalten. Ich wette mit dir er verschiebt den Besuchertermin so weit wie möglich hinaus um Spuren zu verwischen oder gar im Ausland zu verschwinden.“ Gab er ihr zu Denken. Katalina gab ihm Recht. „Sag ihm wir sind von einem unabhängigen Steueramt und möchten gerne wissen ob er Zeit für uns hat. Das versetzt ihn in Angst, aber nicht in Panik, den die Behörden arbeiten normalerweise langsam. Kommt mir Gelegen wenn er den Termin erst auf nächste Woche ansetzt. Bestimmt wird er heute schon mit dem Packen anfangen. Auf jeden Fall besuchen wir ihn heute unangemeldet zuhause. Wo wohnt er eigentlich?“
Das stiess bei Kasimir auf fruchtbaren Boden. Erfreut verkündete er. „Eine halbe Stunde Taxifahrt. Ein paar Kilometer ausserhalb von unserem Zirkel. Das klappt, ich rufe ihn an.“
„Gut, ich gehe mich in der zwischenzeitlich umziehen.“
Innerhalb wenigen Minuten erledigte er seine Aufgabe. Es machte ihm richtig Spass, eine ungewöhnliche Rolle anzunehmen. Katalina schien es sogar dass seine Stimme einen ernsteren tieferen Ton anschlug als er diskutierte. Im Badezimmer wechselte sie die Kleidung. Da sie mit heftigem Widerstand rechnete, bei ihrem aufgeschreckten Besucher, legte sie eine schwarze Leinenhose auf die Seite. Eine weisse, hochgeschlossene Bluse und fand dazu eine schwarze Jacke passend, die einen Militärischen Look besass. Damit wirkte man amtlicher, sachlicher. Einen schwarzen Trainer dagegen würde nur Aggressiv wirken. Besser zuerst verhandeln. Bei Uneinsichtigkeit durfte später Blut fliessen. Lächelte. Diese Vampirgeschichte kam ihr äusserst Gelegen. Ungestraft durfte sie ihr Schwert mit herumtragen oder sogar benutzen. Zuerst verpasste sie ihren weiten Hosen ein paar strenge Bügelfalten.
Amüsiert beobachtete sie Kasimir ungeniert als sie mit nur ihrer Bluse und Unterhosen, notdürftig rasch auf der Sitzbank ihren Hosen den letzten Schliff eindrückte. Bis die heisse Wäsche erkaltete kroch sie wieder halb unters Bett, was ihn erst Recht zum lachen reizte. Als er dann das Schwert erblickte, blieb ihm das Lachen im Hals stecken. Stattdessen hustete er los. „Kannst du wirklich damit umgehen?“
Unbeachtet schlüpfte sie in ihre Hosen. Hängte die Waffe, in ihrer Lederscheide, an ihren Rücken und zog die Jacke drüber an, zum verstecken. „Bereit zum gehen?“ Während ihre Finger noch im Nachttisch nach einer Geldnote fischte. „Denkst du das reicht für hin und zurück?“
„Klar, reichlich“, hielt ihr zuvorkommend die Türe auf. Während sie zügig zum Hotelausgang marschierten fragte Katalina beiläufig. „Glaubst du wirklich Dimitros hätte Interesse an mir wenn ich ein hilfloser, schwacher Mensch wäre?“
Darauf gab er keine Antwort, warf ihr nur einen entsprechenden Seitenblick zu. Draussen pfiff er nach einem Taxi. Das einst weisse Taxi, mit dem grau- braunen Schmutzüberzug, rollte aus dem wartenden Schatten heran. Selbst Katalina zweifelte ob sie in der engen Blechdose auf Räder Platz hatten. So ein kleiner ausgedienter Fiat, vermutlich aus Europa importiert, um hier sein Gnadenbrot zu bekommen. Wohl erzogen bot Kasimir Nicolai ihr den vorderen Platz an, doch sie lehnte dankend ab mit der Begründung. „Du hast die längere Beine, als darfst du nach vorne.“
Erfreut nahm er das Angebot ohne Protest an. Wunderte sich, „Wie kannst du Dimitros überhaupt aushalten?“
„In dem ich mir eine Dickes Fell zulege. Erzähle mir lieber was von den Pferden. Gehört dir eines davon?“ Sofort hellten seine jugendlichen Gesichtszüge auf. Begann von seinem Hof zu erzählen. Von den zwei verletzten Stuten die er, nach einem Sturm, einfing. Zutraulich kamen sie immer zu ihm zurück. Selbst als er sie wieder frei auf die Weiden entliess. Seither schenkte sie ihm drei Fohlen. Eines davon, das jüngste mit den drei Jahren, begann er behutsam einzureiten. Den jungen, robusten Hengst behielt er bei sich zu Hause um ihn für die Arbeit in der Landwirtschaft anzugewöhnen. Die halbe Stunde im Taxi verstrich so schnell das sich Kasimir verwundert, prüfend umsah, bevor er ausstieg. Vor ihnen eine breite offene Ausfahrt. Die ein Meter hohe Gartenmauer verriet das nur Private Leute bis zum Haus Vorfahrt geniessen durfte. Oder ein bestellter Möbelwagen. Als der alte Camion aus der Ausfahrt tuckerte, wunderte sich selbst Katalina darüber. Kasimir der mit ihrem Geld das Taxi bezahlte liess sie wissen. „Ein gemieteter Wagen. Kommt vom Dorf. Verdient sich neben bei damit eine Kleinigkeit.“ Sogar er verzog das Gesicht als die alte Rostlaube, die mindestens zwanzig Jahre auf dem Buckel hatte, sich gefährlich zu Seite neigte um dem Taxi auf der schmalen Strasse auszuweichen. Ziemlich ungenau gesicherter Inhalt, in dem einstigen Kühllieferwagen, rumpelte gegen die Aussenseite. Katalina beobachtete genau das einige Beulen in das Blech dazu kamen. Verwundert schüttelte sie den Kopf. „Der hat es aber verdammt eilig. Da du ihn kennst, versuche später herauszufinden wohin er die Ware liefert.“
Da es ausserhalb der vorderen Gartenecke ein paar Bäume gab, die Schatten spendete, parkierte der kleine Fiat dort. Der Fahrer wartete gerne eine Stunde um erneut zu kassieren.
Zu weit marschierten sie den gekiesten Vorplatz hoch. Ein gepflegter Englischer Rasen mit kleinen Büschen als Dekoration gegen die Mauer gepflanzt. Das Laub war ordentlich von der Einfahrt weggewischt. Vor dem älteren Herrenhaus, das gut erhalten, seinen alten Glanz bewahrte. Grosszügig der Vorplatz um mit einem Auto wenden zu können. Alles sah gepflegt aus. Bis Katalina ein paar gelbe kleine Flecken im Rasen bemerkte. Aufmerksam trat sein näher an den Wiesenrand. Sogar kleine Würmer und Käfer krochen nach einem neuem Unterschlupf suchend umher. Jemand hatte es wirklich verdammt eilige ein paar Sachen verschwinden zu lassen, registrierte sie.
Kasimir schlug bereits mit dem eisernen Türklopfer ans Holz. Während er direkt vor der massiven, lackierten Türe wartete, liess Katarina die Fassade auf sich einwirken. Kleine Erker luden die Architekten zu Künstlerischen Leistungen ein. Es gab die in Sandstein gehauenen Verziehrungen. Katalina verstand zwar absolut nichts von dem steinernen Material, aber es wirkte schön die künstlichen ausgestochenen Blätter. Man hatte einen mageren 2D Busch nachgebildet der sich bis über den Balkon, im ersten Stock, erstreckte. Sobald sie das öffnen der Türe bemerkte, eilte sie hin. Erst als Kasimir mit Nachdruck Einlass forderte, öffnete ein alter Diener. Mit einer gesunden Portion Misstrauen prüfte er erst seine neuen Besucher. Kasimir forderte direkt mit seinem Chef zu verhandeln. Mit einem bedauerlichen Ausdruck schlurfte der Alte im Schneckentempo voraus. Gespannt folgte Katarina ins Innere. So grossartig das Haus von aussen Aussah, so schäbig wirkte es von innen. Merkwürdiger Weise passte der Geruch überhaupt nicht zu einem vernachlässigten Haus. Im Treppengang lag unachtsam eine zerbrochene Glühbirne mitten auf dem angehefteten Teppich. Es knirschte unter den Schuhsohlen. Obwohl das Licht fehlte, bemerkte sie sofort dass hier einst mehrere Bilder an den Wänden hingen. Dunkle Schatten verrieten die Grösse. Der Rest von der Tapete war sozusagen Sonnengebleicht. An mehreren Orten zeichnete sich solche Schatten von den fehlenden Möbeln an den Wänden ab. Geradezu unheimlich leer schien das grosse Haus. Es schrie förmlich dass ihm was entrissen worden war. Oben rätselte der Diener verwirrt auf welcher Seite nun das Büro lag. In Englisch bemerkte Katalina. „Mir kommt es vor als ob er erst seit heute hier arbeitet. Es fehlen die Möbel, die Bilder dass ich gar nicht mehr von dir zu wissen brauche was in dem Lieferwagen war. Die Frage ist nur noch wohin hat er das kostbare Zeug verfrachtet.“ Wissen lächelte sie Kasimir an. Seine Aufmerksamkeit lag schon im Zimmer voraus. Er grüsste als sei er ein langjähriger Bekannter. Geradezu aufdringlich stürmte er auf den anderen zu und umarmte den älteren grauhaarigen Vampir. Überrumpelt liess der den Überschwang gelassen über sich ergehen. Jedoch war ihm anzusehen, dass es ihn aus der gewohnten Bahn warf. Überhaupt wirkte er leicht gestresst, trotz dem aufgesetzten, breiten Lächeln. Intelligente kleine Augen nahmen scharf seine ungewöhnlichen Besucher ins Visier. Ausgiebig stellte sich Kasimir vor, danach Katalina. Danach überfiel ihn selber Ratlosigkeit über das weitere Vorgehen. Als erstes bat Katalina den alten unschuldigen Diener hinaus. Schloss die Türe und schob sogar den kleinen Riegel vor. Welch ein Wunder, trotz dem Staub und den Spinnweben, wo einst langjährig die Möbel dicht an den Wänden ausharrten. Der Riegel schob sich wie frisch geölt. Alle standen im Raum. Es gab eine alte Heizung die mit Strom funktionierte. Einen antiken Schreibtisch der schon viel bessere Zeiten erlebte, einen einzige Lehnstuhl dahinter, der komplett fehl am Platz wirkte. Viel zu hoch um Schreibtischarbeiten auszuführen. Ein paar Pflanzen in Kübel. Zwei Beistelltischchen und einen alten arabischen Teppich. Über dessen Wert wohl nur ein Experte klar ein Urteil fällte. Solche abgewetzten Teppiche waren meist mehr Wert als Neue Ware.
„Sag ihm dass ich ein kleines Problem habe und ich hoffe dass er mir dabei Behilflich sein kann.“
Nachdem Kasimir übersetzte, kam prompt post wendend eine schroffe Frage. Sie bekam von Kasimir zu hören. „Was wenn er die Fragen nicht beantworten kann.“
Schwer seufzte Katalina. „Dann muss ich Dimitros informieren der sehr wenig Zeit hat. Das wird ihm ziemlich sauer aufstossen und dann bekommt er Besuch von einem üblen, missgelaunten Dimitros. Was ist ihm lieber? Reden mit mir oder ausgequetscht werden wie eine Zitrone von Dimitros?“
Nach einer Minute entschied er Alte in seinem massgeschneiderten Anzug lieber mit der Frau zu verhandeln. Darin sah er einen gewissen Vorteil für sich.
Zuerst wollte Katalina wissen was der Möbelwagen vorhin bedeutete. Zwar wusste sie genau Bescheid, jedoch war es eine Form von Höflichkeit und im schlimmsten Fall befand sie sich im Irrtum. Kaum begann der Alte, der sie empfindlich an Maurice erinnerte, zu jammern von der schwierigen Wirtschaftslage, beendete sie mit einer unwilligen Handbewegung die Übersetzung. „Wir sind nicht hier um zu klagen sondern Nägel mit Köpfen zu schmieden. In der Liste von ihm, wir haben ja eine Kopie hier, sind Gegenstände aufgeschrieben. Ich möchte heute noch den neuen Traktor vom letzten Jahr ansehen.“ Umgehend kam die Entschuldigung er sei in der Reparatur in der Stadt. Sie verlangte, „Namen von der Garage und den Garantieschein! Quittungen von der Bestellung od. sonst etwas über dessen Existenz.“
Langsam bekam ihr Gegenüber eine feuchte Stirn. Verkrampft rieb er seine Handflächen aneinander. Alles sei der Lieferung dem Bauern überreicht worden.
Obwohl draussen mit zunehmender Bewölkung, die Sonne ganz hinter den wütenden Wolken verschwand, wurde die Luft in dem grosszügigen Raum sehr warm. Geradezu eine stickige Atmosphäre staute sich auf. Besorgt hielt Kasimir seinen Blick zu ihr gewandt damit der Gutsherr nichts davon mitbekam.
Schonungslos öffnete Katalina ihre Jacke. Tat eher gelangweilt. „Gut, sag ihm wir fahren mit dem Taxi zu dem Bauer. Ich will es persönlich von ihm hören. Und sag ihm auch, ich hoffe der Bauer ist in der Zwischenzeit nicht gestorben, sonst lasse ich sogar ein Grab öffnen um das zu überprüfen.“ Während die Übersetzung lief, lächelte sie süsssauer den in die Enge getriebenen an. Es blitzte in seine dunkelgrauen Augen. Kaum hörbar sein kurzer Laut aus der Kehle. Katalina hielt ihre Augen danach sogar abseits von ihm. Denn Augen konnten täuschen. Jeder Nerv achtete auf die unsichtbaren Wellen die von ihm ausgingen. Aufgebracht raste er auf sie zu. Als er startete umklammerten ihre Finger bereits den Schwertgriff. Mit einer Hand flitzte die scharfe Klinge gekonnt aufwärts, verschaffte ihr Deckung schräg über den ganzen Körper. Aufschreiend sprang der geladene Alte, ein paar Meter zurück. Geschockt blicke er an sich hinunter. Längs über seine Brust zog sich ein Schnitt durch das teure Hemd. Dank seiner hervorragenden Reaktion blieb der Schaden beim Materiellen Wert. Ein Zentimeter näher an Katalina, hätte ihn schonungslos aufgeschlitzt.
„Reden wir Klartext! Auf dem Friedhof liegen schon drei Vampirleichen, wenn er denen Gesellschaft leisten möchte, soll er das wie gerade vorhin gerne nochmals versuchen. Andenfalls möchte ich ihm einen Vorschlag machen der uns beiden weiterbringt.“
Gefährlich zuckte es im dem schönen Gesicht des Alten. Stolz stärkte trotz seiner erkennbaren Niederlage sein Rückgrad. Erfolgreich sahnte er reichlich all die Jahre aus dem vollen Topf. Genau darum schlug Katalina einen Mittelweg ein. „Ich will einen entschlossenen Mann mit seiner Intelligenz für uns einsetzen. Daher gebe ich ihm die Möglichkeit alle Beträge, die über zehntausend Dollar gehen, in den nächsten Zehn Jahren unauffällig wieder zu beschaffen. Über Verlängerung kann man Verhandeln. Damit es sich auch für ihn lohnt. Wenn die Landwirtschaft, dank den neuen Maschinen, Gewinn abwirft, halte ich fünf Prozent Gewinnbeteiligung angemessen. Selbstverständlich muss er den Gürtel in den nächsten Jahren enger Schnallen, aber er kann immerhin weiter hier wohnen bleiben. Ausserdem um ihm das Beschaffen seiner Schulden zu helfen. Für jeden weiterer Betrüger den er aufdeckt, bekommt er 20 % von dessen zurückgeholten Geld.“ Selbst Kasimir staunte. Katalina zuckte mit den Schultern und steckte ihre Waffe weg. „Wieso nicht. Er bekommt Gewinnbeteiligung. Dimitros soll froh sein mit den übrigen restlichen 80%. Ausserdem hoffe ich dass er dasselbe dir anbietet. Ein, zwei gut bezahlte Leute, die nur dafür Sorgen dass die Bücher stimmen und das Geld wieder zurück fliesst sind eine gute, längst überfällige Investition.
Übereinstimmend grinste der Gutbesitzer. Betrübnis lag in seiner Stimme. „Ich hätte die grosse Kaffeemaschine dalassen sollen. Schade kann ich weder eine entsprechende Sitzgelegenheit noch Gebäck anbieten. Beim nächsten Besuch bin ich ein besser Gastgeber.“ Darauf ging Katalina gerne ein. „Gut, denn ein nächstes Mal wird es geben. Kasimir wir jeden Monat fleissig vorbeischauen. Oder?“ Bestätigen nickte dieser. Meinte aber leise. „Wenn ich den Vertrag für eine Festanstellung bekommen?“
„Klar“, bestätigte Katalina überzeugt. „Hat Dimitros die entsprechenden Formulare zuhause oder muss man die in einem Gemeindebüro abholen?“
„Bei uns genügt ein gesprochenes Ehrenwort von obersten Chef“, liess Kasimir durchblicken.
„Ok. Sollen wir ihn vorwarnen das Dimitros vorbeikommt, um mit ihm die Details zu besprechen?“ Auflachend schüttelte ihr Begleiter den Kopf. „Das weiss er schon. Auf jeden Fall wird er nicht flüchten. Es ist weitaus bequemer, sicherer für ihn wenn er hier bleiben kann. In seinem Alter sind seine Wurzeln hier tief eingegraben. Ich glaube er hat den warnenden Schuss vor den Bug kapiert. Schliessen wir also ab? Es wird bald Mittag und ich weiss dass ihr Frauen eine Meeeenge Zeit braucht um Euch auf einen Ball vorzubereiten. Hab selber eine kleine Schwester.“
„Will sie auf das grosse Fest?“
Ein bestätigendes Lachen. Wobei er erst einmal mit dem Alten alles zu Ende besprach. Dieser nickte und wirkte sichtlich erleichtert. Nachdem er den Raum verliess, drängte Kasimir auch zum gehen. „Warten wir im Taxi. Nachdem das geklärt ist, will er persönlich mit Dimitros reden, daher kommt er gleich mit uns.“
Wenige Minuten später, quetschten sie sich zurück in den fahrenden Untersatz. Dicht, presste sich Kasimir gegen Katalina. Legte ihr den Arm über die Schulter um hinten besser sich seitlich auszustrecken. Bis sie warnte, „Dimitros hat eine empfindliche Nase, besonders wenn es um mich und meine Schwester geht!“ Mit einem heiteren Gemüt hackte es Kasimir ab. „Er wird es überleben. Schliesslich kann er nicht jedem den Kopf abreissen der dir näher als einen Meter kommt. Auf dem Fest wird er auch nicht jede Sekunde darauf achten dass jeder Abstand hält. Dimitros ist eher wie ein träger Bulle. Sobald er was besitzt, beschützt er es in der Not. Vertraut aber auch darauf dass sein Besitz bei ihm bleibt, weil er weiss dass ihn niemand herausfordert. Er wird erst ungehalten solange er unsicher ist ob der Gegenstand, oder die weiblichen Gespielinnen, ihm treu ergeben sind. Glaube mir er weiss garantiert dass du mich vorher aufschlitzt, sollte ich frech werden.“
Eine Weile blieb es ruhig, bis Katalina selber lachte. „Sag dem Gauner da vorne, er darf seine Gartenzwerge wieder auf der Wiese aufstellen und er soll sich ein Beispiel an uns nehmen. Wir sind Angestellte von Dimitros und fahren in so einem engen Wagen. Meine Güte, er spart wirklich am falschen Ort. Kein Wunder das die wahren Gäste ausbleiben. Jedes Einstern Hotel hat einen besseren Taxi Service als wir hier. Wie kommt es nur das ihr Vampire, die so einen guten Ruf geniessen, so wenig Beispielhaft voraus geht?“
Diesmal ergriff Kasimir entschieden die Partei von Dimitros. „Es ist nicht leicht ein Königreich zu leiten, das zudem Geheim bleiben muss. Ausserdem haben es die Sirinovskas schwer da Taras, ihr Vater, nie offiziell die Führung abgab. Man will ihn nicht verärgern oder zu was drängen. Dimitros selber hatte bisher keinen triftigen Grund an dieser eingefahrenen Situation was zu ändern. Mit dir, an seiner Seite, wird das hoffentlich anders. Ich würde es mir wünschen.“
Gedankenverloren wandte sie eine Weile ihr Gesicht ab. Flüsterte nach einer langen Weile. „Das sind falsche Hoffnungen. Morgen ist der letzte Tag, für mich, in Russlang. Am Abend…“ „Spinnst du“, fuhr ihr Kasimir schroff dazwischen. „Das kannst du nicht machen. Du kommst wieder zurück, oder?“
Zweifelnd biss sich Katalina auf die Unterlippe. „Das…vielleicht eines Tages. Vielleicht wird es Jahre dauern. Ich weiss es nicht. Auf jeden Fall hab ich ein Versprechen abgegeben dass ich übermorgen in Europa sein muss.“
Kasimir schnaufte. „Dimitros wird dich nicht gehen lassen!“ Diesmal lächelte Katalina vor sich hin. Verriet, „Er hat mir sogar das Ticket bezahlt. In einem hast du Recht. Jedes Mal wenn ich ihn erinnere dass ich zurück nach Europa muss, weicht er aus oder tut so als ob es nicht wahr sei.“
Unterstützend meinte Kasimir. „Dann rede ich ein ernstes Wort mit ihm.“
Sie riet davon ab. „Nein, tust du nicht! Und ich geb dir einen guten Grund. Lass Dimitros nicht immer Gott spielen. Unentwegt will er über alle bestimmen. Mein Schicksal liegt auch in meinen Händen. Ich habe mein Wort jemandem gegeben und das halte ich, ohne Nachverhandlungen ein. Das darfst du ihm, am nächsten Freitag wenn er rumtobt, durchaus einmal vorwerfen. Wenn du dich traust.“ „Und in der selben Sekunde darauf in Deckung gehen!“ Diesmal teilten sie ihre Meinungen. Sie kannten beide Dimitros unangenehme Seiten. Kurz vor dem Hotel wagte Kasimir trotzdem noch zu sagen. „Ich bitte dich inständig, komme innerhalb eines Jahres zurück. Länger kann ich einen ungemütlichen Dimitros nicht ertragen. Wenn du es nicht für ihn tust, dann komme wenigsten um meinetwillen.“
„Ich soll einen Vampir retten? Dich?“
Flehende, grosse Augen sahen sie an. Er spielte, das wusste sie Augenblicklich. Jedoch so geschickt spielte er seine Karten aus, mit den hellblauen, treuen Augen dass ihr Herz unruhig schlug. In diesem Zeitpunkt war ihr bewusst dass dieser junge Vampir älter war als er vorgab. Daher keuchte sie hastig. „Wie alt bist du?“ Ertappt liess er seine Maskerade fallen. „Neununddreissig zarte Jährchen“, gestand er ehrlich. Tief saugte sie Luft in die Lungen. Maximum die hälfte rechnete sie ihm an. Ihm war durchaus bewusst mit welchem Blick man junge Frauen leicht um den Finger wickelte. Mit seinem unschuldigen Aussehen mähte er die ahnungslosen Menschenfrauen reihenweise hin. Doch Katalina fiel nicht auf seine sonst treffsichere Masche hinein. Murmelte nur für sich, „Alter Schwede. Ich hab schon andere Kalieber flachgelegt.“ Dabei erinnerte sie sich an einen aufdringlichen Patienten in der Klinik. Einer der sich für den unübertrefflichen Casanova hielt. Eines Tages, nach der Untersuchung trug sie dieses weite Klinikhemd. Auf dem Weg zu ihrem Quartier, verstellte dieser aufdringliche Schwerenöter ihr den Durchgang. Verlangte dass sie Gewand unsittlich anhob. Sie erfüllte ihm den Wunsch auf ihre Weise. Indem sie ihr Bein anhob und die Fusskante an seinen Kiefer schmetterte. Seitdem vermied er es sie bloss anzusehen.
Wiederum preiste sie sich glücklich nicht auf so einen perfekten Typen zu fliegen wie es Kasimir Nicolai vorbildlich darstellte. Zu dritt betraten sie den Hoteleingang. Alle drei wussten wo Dimitros um diese Mittagszeit steckte. Ihr hungriger Herrscher würde höchstens in Krisenzeiten auf sein wohlschmeckendes Mittagessen verzichten. Ohne ein Wort zu verlieren steuerten sie auf den rechten Flügel zu. Im grossen Speisesaal sassen nur halb so viele Leute wie gewöhnlich. Beschäftigt glänzte Mikael mit Abwesenheit. Der Hauptstuhl war leer. Respektvoll dinierte sein Bruder auf linken Seite. Sobald die kleine Gruppe den Saal betrat, hörte das belanglose Plaudern auf. Selbst Dimitros legte sein Besteck auf die Seite. „Netter Auftritt. Was soll er bewirken?“ Wohlüberlegt suchte Kasimir nach Worten. Da drängte Katalina vor. „Mein Geld auf mein Konto! Heut noch! Dieser da!“ Sie deutete auf den Gutsherrn. „Ist bereit für den Schaden aufzukommen der entstanden ist, weil ihn niemand darauf aufmerksam gemacht hat. Das und 20 % habe ich ihn zugesichert von jedem korrupten Geldbetrag, der zurück in deine Taschen fliesst, den er aufstöbert.“ Dabei liess sie einen langsamen Blick über jeden an der Tafel speisenden wandern. Wer noch ass, dem schmeckte das Essen auf einmal fade. Was sie wagte auszusprechen traf einen wunden Punkt.
Missbilligend bildete sich eine Falte auf Dimitros Stirn. „Zwanzig Prozent sind eine Menge, wenn man bedenkt dass es eigentlich unser Geld ist, das uns schon gehört.“
„Und wen hat es bisher so brennend interessiert zurück zu holen?“
Gefährlich flackerten Dimitros Augen auf. Seine Wangenknochen spannten, verspannten sich. Diesmal meinte Katalina milder. „Gut bezahlte Leute sind nahezu unbestechlich. Wer will schon bitter viel zahlen um zu schmieren und dennoch keine Sicherheit haben dass er nicht verraten wird. Daher halte ich den Betrag für Gerechtfertigt. Ausserdem gibt es da eine Menge Versäumnis zurück zu bezahlen.“
Unwillig zuckte es um Dimitros Nase, mit dem kleinen Knick. Es schmeckte ihm gar nicht das so offen über Korruption und vernachlässigte Prüfungen vor so breitem Publikum breitgetreten wurde. Er wollte es verleugnen, abstreiten, was nicht sein durfte. Ausserdem wirkte Katalina so eisern entschlossen das durchzusetzen was sie ihm, gerade unvorbereitet, an dem den Kopf schmiss. Bitter schluckte er diese Pille und versucht es dann aber vor seinen Leuten ins Lächerliche zu ziehen. „Zum Glück sind wir nicht verheiratet.“ Abschätzig sein Tonfall. Mit eiserner Ruhe registrierte sie das. „Da hast du sehr Recht. Ich hätte bei gewissen Ausgaben längst die Notbremse gezogen. Andersrum gibt es ein paar notwendige Veränderungen die längst überfällig sind. Die beiden hier sind sehr kompetent in ihren Bereichen. Also empfehle ich sie einzustellen wenn du eine Veränderung willst! Es ist deine endgütige Entscheidung und abhängig ob du mit den bisherigen Büchern zufrieden bist.“
Lustlos stocherte unentschlossen mit der silbrigen Gabel im Kartoffelstock herum. Katalina musste schmunzeln ab dem Gedanken dass er wie ein kleines Kind wirkte das lieber spielte, als sich dem ernst der Schule zu widmen. Widerwillig gab er sein Ok. Fügte rasch hinzu. „Auf ein Jahr Probezeit. Ist bei uns eine Kleinigkeit.“
Verstehen winkte sie ab. „Ich weiss ihr zählt die Jahre anders.“ Einen scharfen Blick zu Kasimir werfend. Verlegen grinste der und trat flugs vorsichtshalber einen Schritt zurück als Dimitros ihn genauso gemeingefährlich musterte. Wobei Dimitros wieder zu seiner Geliebten wechselte um sie genau in Augenschein zu nehmen. Irgendwie traute er dem Braten, dass sie nun in ihr Geheimnis eingeweiht sein sollte, noch nicht so ganz.
Trotz seiner Bestätigung wollte Katalina sich genau absichern. „Unabhängig von mir, arbeiten die zwei also für dich?“ Worauf Dimitros bedächtig nickte. Erfreut lächelte sie. „Gut mit den neuen Maschinen, die bald geliefert werden sollten, verdoppelt sich nächstes Jahr der Erntebetrag bestimmt. Also bitte Denk an dein Wort!“ Erinnerte sie ihn unschön. Vergällte ihm das weitere Essen. „Musst du mich jetzt gerade daran erinnern“, hielt er ihr erwartungsgemäss vor.
Prompt ihre Retourkutsche. „Klar, in diesem Hotel gibt es Leute die es mit den Terminen ungenau nehmen. Ohne ständig nach stupfen läuft da gar nichts.“ Diesmal knallte er die Gabel heftig auf den Tisch hinunter. Hastig verabschiedete sie sich. „Oh, so spät. Ich muss langsam meine Garderobe richten. Bis später“, zwitscherte sie auffällig fröhlich. Dicht auf ihren Fersen folgte Kasimir. Verdächtig presste er seine Hand vor den Mund. Erst draussen, in Sicherheit, lachte er los. Da war es ihm egal dass die anderen im Speisesaal ihn hörten. Bevor sie die Treppe hinauf verschwand rief er ihr nach. „Wir sehen uns morgen hoffentlich lebend.“
Zufrieden winkte sie ihm zum Abschied. „Wenn deine Schwester zum Fest kommen will, ich lade sie herzlich ein.“

In ihrem Zimmer setzte sie sich erst einmal auf die Sitzbank nieder. Draussen bauschten sich die Wolken wilder zusammen. In der Ferne rollte ein Donnern heran. Irgendwie spürte sie dass die Luft nicht nur draussen geladen war. Obwohl sie einen hübschen Vorteil Dimitros verschaffte, blieb eine gewisse Unruhe. Sie zweifelte ob das mit ihrer Schwester im Zusammenhang stand. Etwas stimmte nicht. Vor allem Mikael wirkte in letzter Zeit häufig angespannt. Zuerst versorgte sie ordentlich die Kassenbücher in Dimitros neuem Schreibpult. Bestellte sich eine Kleinigkeit aus der Küche über den praktischen Lift. Immer wanderte ihre Gedanken zwischen Dimitros und der Klinik hin und her. Es beschäftigte sie unaufhörlich. Dann rutschten sogar Schuldgefühle hoch weil sie Safa vernachlässigte. Diesen neuen Besucher Makar fand sie auf rätselhafte Weise unsympathisch. Obwohl er einen disziplinierten Eindruck machte wirkte er für sie zu streng. Ihn steuerte das Geld oder eine Macht. Soviel fiel ihr gleich auf. Wenn da jemand im Weg stand würde er kompromisslos handeln. Bei dem stimmte was nicht und sie fand die Bezeichnung Spinner exzellent zutreffen. Später zog sie gemütlich ihr Kleid an. Eine ungewohnte Prozedur begann um sich zu verschönern. Zufrieden blickte sie in den Spiegel. Eine fremde selbstsichere Person strahlte ihr entgegen. Diese Katalina kannte sie selber nicht. Es klopfte leise. Bevor ihr eine Silbe über die Zunge kam, schlüpfte Dimitros selber herein. Verwundert blickte sie ihn an. Seit wann war er so zuvorkommend. Erstarrt blieb er selber wie angewurzelt stehen. All seine guten Vorsätze wie weggeblasen. Gestern beim Tanzen bemerkte er bereit, wie anders sie in einem weiblichen Kleid wirkte. Keine Spur mehr von dem brutalen Killer. Weich, nachgiebig, zärtlich, das kannte er bereits von ihr im Bett. Härte, Schnelligkeit, Gerissenheit spürte er beim Kämpfen. Beim Tanzen kam das Vertrauen, Verspieltheit, und ihre Lernbereitschaft hinzu. Diese Menschfrau besass so viele ungewöhnliche Fassetten das es eine Freude war sie alle zu Erkundschaften. Diesmal strahlte sie wie eine seltene Schönheit, so selbstverständlich als stammte sie bereits aus einem ihrer alten Blutlinien. Wie eine erblühte Blume, die nie unter einem Sturm litt, ihre makellose Ausstrahlung. Ratlos blickte er auf die flache Holzschatulle in seinen Händen. „Eigentlich wollte ich dir das für den Abend ausleihen. Wenn ich dich allerdings so ansehe, letztendlich hast du überhaupt keine Verschönerung nötig. Dein zarter Hals, deine Schultern da braucht es keinen Schmuck. Allein deine wunderschönen Haare glänzen einmalig. Silber, eine gewagte Wahl die ausgezeichnet zu der seltenen Haarfarbe passt. Du bist ein Kunstwerk.“
Über seine so lobenden Worte überrumpelt hauchte Katalina ein schlichtes. „Danke.“ Ihre sanften Augen verrieten genug wie sehr sie die aufrichtigen Komplimente genoss. Verwirrt wusste Dimitros kurzerhand nicht wohin mit der Schmuckschatulle. Hinweisend deutete Katalina auf den Schrank. Seit so wenig Möbel im Zimmer standen, passierte ihm das öfters. Früher durfte er ungestört alles in einer Ecke verstauen. Jetzt war ihm das durch Katalinas Anwesenheit verwehrt. Nachdem er es auf den Schrank, weit nach hinten versteckte, öffnete er dessen Türen. In den nächsten Minuten zog er sich um. Wählte eine dunklen Anzug mit Silberknöpfen der ausgezeichnet zu Katalina passte. Die Jacke mit dem Militärischen Touch, ein Zweireiher. Hosen mit Bügelfalten und schwarze Schuhe. Für ein vorgesehenes Fest erschien er ziemlich schlicht. Katalina getraute sich nicht ihn darauf hinzuweisen. Schliesslich wollte sie vermeiden dass er sich ungenügend vorkam. Es stand ihm weil seine kräftige Figur zu Geltung kam. Wirkte bei ihm aber einfach unglaubwürdig brav.
Zusammen spazierten sie hinunter zur grossen Schautreppe. Eine breites, goldiges Band versperrte den Abstieg. Wenige Minuten bis Verabredeten Zeit der Eröffnung. Mit anderen Pärchen warteten sie im dunklen Bereich. Die Scheinwerfer blendeten bereits nach oben. Empfindlich senkte Katalina den Blick. Lehnte sich Rückwärts an die breite Brust Dimitros der ihr vertraulich einen Arm um die Schultern legte. Obwohl ihn andere von den hohen Gästen ansprachen, hielt er seine Gespräche kurz. Wich keine Sekunde von der Seite seiner Geliebten. Wusste das obwohl sie ein Mensch war, dennoch für viele seiner unverheirateten Landsleute attraktiv wirkte. Vor allem weil er dazu an ihr Interesse zeigte, wurde sie dadurch zu einer verlockenden Beute. Bei anderen Veranstaltungen, präsentierten sich seine Geliebten immer sehr reserviert. Schmückten sich gerne mit dem aktuellen Sieg ihn erobert zu haben. Diesmal bei Katalina verspürte eine bedeutsame Änderung. Sie wollte lieber seine Nähe heimlich geniessen als damit anzugeben ihn zu besetzen. Ihr Interesse galt einzig dem Mann in ihm und nicht seinem hochrangigen Titel. Dafür senkte er sein Kinn auf ihr weiches Haar hinunter. Angenehm roch er einen fruchtigen Duft. Damit zählte er sie auch zu den seltenen Ausnahmen dass sie ganz ohne Haarspray auskam. Eine natürliche Erscheinung die ihm alleine gehörte. Am liebsten hätte er sie zurück in sein Bett gezerrt als hier rum zustehen. Geduld fehlte ihm meistens.
Von der Halle unten erklangen die ersten Probeklänge des Orchesters. Ein kurzes durcheinander der Instrumente, die nach einer Minute ihren Gleichklang fanden. Erneute Stille. Katalina Zitterte in der Spannung. Dimitros streichelte mit einem Finger hinter ihrem kleinen Ohr über den samtweichen Hals. Trocken fühlte sich seine Kehle an. Wünschte sich ein paar Minuten mehr, bis zu Eröffnung, um ihr köstliches Blut anzuzapfen. Doch die Pagen zeigten kein Erbarmen. Diesmal spielte sein Orchester perfekt den Auftakt. Das goldene Tau wurde auf die Seite getragen. Pflichtbewusst nahm er Katalinas Hand über seinen Arm. Gemeinsam traten sie wie ein Königspaar nach vorne. Eröffneten das Fest.

Anders als Safa genoss Katalina das Fest. Wich genauso in den Hintergrund aus, hielt jedoch immer nur wenige Meter Abstand zu Dimitros. Erkannte an seinen Gesten wenn er ihre Nähe suchte. Allen möglichen Leuten stellte er sie vor, von deren Namen sie mehr als die Hälfte grad wieder vergass. Pol der für Erdgasleitungen zuständig war, den behielt sie auf Anhieb in Erinnerung so wie ein auffälliger Scheich Harun der mit dem weissen Gewand und dem Kopftuch aus weisrotem Karo, doch ziemlich auffiel. Ein wichtiger Öllieferant. Nachdem sie dem offiziell Vorgestellt wurde, versteckte Dimitros sie hinter seinem breiten Rücken. Anscheinend war sogar nötig dass er einen auffälligen Schritt seitwärts trat als der Scheich seine Freundin erneut betrachten wollte. In diesem Punkt blieb Dimitros höflich aber genauso unnachgiebig. Auf einmal verlor der Scheich jedoch sein Interesse. Später verriet Dimitros ihr dass er dem Scheich erzählte dass sie noch eine Schwester habe.
Schon vor dem Tanzen verspürte sie eine aufgeladene Spannung. Immer zuckte sie hin und wieder durch den Raum wie eine aufflackernde Glühbirne. Selbst Dimitros teilte mit ihr das ungute Gefühl. Ständig kontrollierte er unauffällig die Gäste. Suchte nach dem aufblitzenden Grund. Hin und wieder kam er an ihre Seite. Trank nur alkoholfreies Getränke. Ruhte sich ein paar Minuten aus. Bis, das erste Mal, Mikael ziemlich erregt daherkam und nach Safa fragte. Gedämpft entliess Dimitros einen Fluch über seine Lippen. Sie verstand nur soviel. „Makar. Ich wusste der macht uns noch Ärger.“ Von da an liess sich ihr aufgebrachter Freund nur schwer besänftigen. Erst der wunderbare Tanz spendete ihnen die schönste Zeit vom ganzen Tag. Das gemeinsam dahin schweben über das glänzende Parkett. Verschmolzen die Hände ineinander. Diese ineinander fliessende Energie. Abgestimmt die Schritte. Sie liebte es sich seiner Führung anzuvertrauen. So stürmisch Dimitros als kräftiger Bär focht, so rücksichtsvoll lenkte er sie über die polierten Bretter. Versunken seine violetten Augen in ihren sanften Rehaugen. Verschwommen die Welt um sie herum. Nur das Gegenüber zählte. Viel zu kurz dauerte ihrer Meinung nach das Musikstück. Sie wollte weiter auf dieser Welle dahingeleiten, zeitlos in ihrem gewaltlosen Element. Als sie zum Abschied fürs klatschende Publikum ihren Kopf neigte, versprach sie innerlich dieses Königreich wieder zu betreten. Falls sie man sie bei der Anhörung, in der Klinik freisprach, würde sie alle Hebel in Bewegung setzen um Dimitros eines Tages um einen weiteren Tanz zu bitten. Ganz fest schrieb sie in ihren Gedanken diesen Wunsch fest. Nach diesem Höhepunkt, für sie, begann die Krise der Sirinovskas. Zuerst tauchte Safa aus ihrer Versenkung auf und Katalina wusste zu genau dass diese aus ihrem Versteck verspätet kroch um sich beim Tanzen nicht zu blamieren. In Begleitung von diesem dubiosen Makar feuerte das erneut Mikaels schlechte Laune hoch. Dimitros beherrschte sich, wollte gerne mitziehen, doch die warnende Hand auf seinem Arm, änderte seine Meinung. Unerwartet das Geständnis über Safas Schwangerschaft. Das erklärte für Katalina vieles. Argwöhnisch blieb ihr Blick an dem unbeschwerten Makar hängen. Spürte gleich dass zwischen Safa und Mikael dicke Luft herrschte. Wenn es dann den dritten Freute, hatte der garantiert seine Finger, seine Pläne, darin verwickelt. Bevor das ganze eskalierte zog Dimitros seinen Bruder auf die Seite. Ungewöhnlich dass sich heute ihre Rollen gänzlich tauschten. Glücklicherweise verschwand Makar so dass Ruhe unter den Sirinovskas einkehrte.
Diesmal brauchte Katalina ein paar Ruhige Minuten. Die Vorstellung das Safa Mutter wurde, freute sie insgeheim. Beneiden auf keine Fall. Da kam eine enorme Verantwortung und vor allem Zeitraubende Arbeit auf ihre Schwester zu. Auf ihr Training wollte Katalina vorerst nicht verzichten. Schob Kinderwünsche da ganz zuletzt auf ihre Liste. Jedoch einmal ein paar Tage auf ihre Cousinen aufzupassen, dass bekam einen gewissen verlockenden Reiz. Sie wurde Tante. Mit dem Namen kam sie sich alt vor. Abgelenkt bemerkte sie erst nach einigen Minuten dass vor ihr eine hübsche junge Vampirfrau stand. Wohl eher ein kaum erwachsenes Mädchen strahlte ihr da mit ihren kurzen schwarzen Haaren entgegen. Irgendwie erinnerte sie diese energiegeladene Ausstrahlung an jemanden. Da steckte sich ihr schon ihr keck eine Hand entgegen. Die erste, die förmlich erpicht war sie kennen zu lernen. „Doris. Doris Nicolai.“ Auflachend ergriff Katalina die Mädchenhafte Hand. Dabei hatte sie beinahe Angst sie leicht zu drücken. Unerwartet kräftig erwiderte dafür Doris den Griff, dass es ihr fast schmerzte. Vampire besassen andere Kraftwerte registrierte Katalina heimlich. Mit der Zeit gewöhnte sie sich sogar an den Gedanken an eine eigenständige Spezies. Von da an nahm der Abend interessante Züge an. Mit Doris, die ein hellblaues Traumkleid trug mit einer weissen züchtigen Bluse, schöpfte sie aus dem Vollen. Obwohl ihr Englisch eine Spur schlimmer war als das von Kasimir, funktionierte das Dolmetschen. Endlich konnte sie einen spannenden Dialog führen mit den Leuten. Dafür liess sie der munteren Prinzessin, wie die sprühende Doris zeitweise wirkte, genug Freiraum um mit anderen Vampiren zu flirten. Geradezu unverschämt nutzte sie Katalina um dann als Ausrede sich urplötzlich zu verabschieden. Die zukünftige Tante spielte brav mit, bereitete sich schon einmal auf ihre Rolle vor. Wobei sie nach dem zehnten Anbeissenden Fisch begann zu hoffen dass der Nachwuchs, von Safa, ein Junge und kein Mädchen wurde.
Jäh krachte es fruchtbar in die Feststimmung hinein. Eindeutig setzte jemand Gewalt ein um sein Ziel zu erreichen. Gutmütig nahm Katalina an das jemand wohl sein Alkohollimit überschätzte. Kaum vernahm sie das geflüsterte Wort Makar, wünschte sie ihr Schwert zurück in die Hand. Sollte er das Fest kippen würde er es bitter büssen. Vampir hin oder her. Das hier war einer ihrer letzten Tage und den wollte sie zu Ende geniessen ohne das Dimitros… Erschrocken suchte sie ihn bereits mit den Augen. Gebannt schob sich das Volk geschlossen nach vorne wo die heisse Aktion lief. Entschlossen drängte Katalina geschickt an die Front. Falls Dimitros… dem würde sie heute Abend was böse schelten… „Safa“, staunte sie erschrocken. Doris drängte sich dicht an ihren Rücken um gar nichts zu verpassen. Schade, es war ihr erstes königliches Fest, das gerade eine unschöne Wendung einschlug. Nach dem verbittertem Gesicht von Mikael war der Ärger vorprogrammiert. Innert wenige Minuten geritten die Streithähne in eine verfahrene Situation. Wo blieb der ältere Bruder um Mikael ins Gewissen zu reden. Makar war scheissgefährlich. Das ahnte Katalina als erfahrene Kriegerin. Da niemand wagte einzuschreiten wurde die endgültige Herausforderung ausgesprochen. Es überschlugen sich fast die Ereignisse. Während die Kontrahenten auf den grossen Platz zielten, verteilte sich das gespannte Publikum rasch an die hintere Wand. Spärlich die Plätze in der Etage, also verteilte man sich in die oberen Stockwerke. Während es einigen abgehärteten Männern egal war was draussen für ein Sturm tobte. Die echten Vampire, der alten Schule, genossen es mit den Elementen zu schwimmen. Ausnahmslos blieben die Frauen, alleine wegen ihren kostbaren Gewändern bevorzugt im Trockenen. Einige, vor allem jüngere Frauen schleppten die Ehemänner oder besorgte Väter sogar in die Zimmer nach oben. Seltsame Gebaren die da Katalina beobachtete. Während die meisten erpicht waren mitzuverfolgen wie der Kampf ausging, versteckte man einzelne weibliche Artgenossen? Sie würde später Dimitros nach diesem Brauch fragen, der da befolgt wurde. Im ersten Stock fand sie gerade noch einen Platz an der Scheibe. Wie begossene Pudel standen die Kämpfer da draussen auf schüttenden Platz. Der eingedunkelte Himmel schien seine Schleusen am weitesten geöffnet haben und ausserdem blies ein ungenehmer Winde. Auf einmal ein erster Schlagabtausch. Entsetzt, mitfühlend wurde der Atem vom den Beobachtern eingesogen.
Erschüttert schweiften Katalinas Augen zu der hellen Person die draussen, fast unter ihr, abseits stand. Regen durchnässte ihre unvorsichtige Schwester. Einzig die Nähe zum Hotel verschonte sie von den grausamen Windböen. Da draussen kämpfte ihr geliebter Mikael oder war sie am Ende besorgt über Makar. Rätselnd suchte sie ihren geliebten Dummkopf. Klar sass Dimitros, breite Gestalt, mitten auf der Tribüne. Hinter ihm bemerkte sie sogar Dr. Card. Erkannte selbst mit ihren Augen, durch die Regenschauer hindurch dass seine Hand schwer auf der Schultern von Dimitros lag. Gut, lobte Katalina, wenigsten einer der genug Vernunft besass und immerhin eine weitere Gefahr bannte. Solange Dimitros sich raus hielt lagen die Chancen hoch das es keine Toten gab.
Nachdem Mikael am Boden lag und Makar aussergewöhnlich lange zögerte, flüsterte Doris hinter ihr. „Sie kommunizieren mit Gedankenübertragung.“
Immer noch überraschte es Katalina was die Vampire ihr da darboten. Die Worte die Makar am Ende gegen ihren Stellvertretenden Führer schrie verstand sie nicht. Die Scheiben und der laute trommelnde Regen verunmöglichen ihr ein Wort heraus zu filtern. Doris half ihr ohne Aufforderung. Dann auf einmal war Dr. Card mit Mikael verschwunden. Eine ganze Weile stand Katalina noch an ihrem Ort. Doris und die anderen begaben sich zurück in den untern Saal um mehr Information auszutauschen was gerade diese Szene für ihr Königreich bedeutete. Welche Konsequenzen, dieser Sieg oder Niederlage, mit sich zog.
Katalina rätselte über die verschlungenen Mysterien dieser Welt. So viel Täuschungen, Verrat, Enttäuschungen. Die letzten unglaublichen Worte von Doris hallten in ihr nach. Safa soll Schwanger sein von Makar. Wieso war sie ihrem geliebtem Mikael untreu? War alles nur vorgespielt oder …? Sie wagte nicht zu Ende zu denken. Verstand sie es nicht weil sie aus einem Irrenhaus kam, wo der Alttag anders ablief als bei den Normalos? Traurig blickte sie am Fensterglas hinunter. Es passte überhaupt nichts zusammen. Eben glaubte sie an die Funktion einer heilen Welt. Innert wenigen Minuten blieb wieder ein Trümmerhaufen zurück, dessen Scherben sie empfindlich schnitten. Zweifel ob sie in diese stürmische Zeit passte, nagten an ihr. War es möglich hier je Wurzeln zu schlagen wo andere so schonungslos miteinander umsprangen.
Verloren presste sie ihre Stirn an die kühle Glasscheibe. Manchmal verstand sie Dimitros wenn er etwas zerstören wollte. Eine Macht, Kontrolle, über etwas zu bestimmen. Was er wohl gerade tat. Bestimmt sorgte er sich gerade über den verletzten Mikael. Was wenn er sie brauchte? Sie beschloss ihn im Krankenzimmer zu suchen.
Im ersten Stock fand sie ihn, zusammengesunken an der Wand. Aufgewühlt seine grossen Hände in seinen zerzausten Haaren. Niemand wagte ihn in seinem verstörten Zustand anzusprechen. Sobald einer seiner Artgenossen, hinter ihr im Gang, ihn sichtete beschleunigten sie ihre Flucht.
Wortlos sank Katalina neben ihm nieder. Gerade so dass sie ihn mit der Schulter berührte. Bei Dimitros Zustand war alles möglich. Explodieren, seine Wut auslassen oder eventuell ihre Nähe suchen. Eines konnte sie im voraus ausschliessen. Auf keinen Fall sah sie hier eine Träne. So einen schwachen Moment gab es schlicht bei ihm nicht. Dabei wäre dieses erlösende Ventil gerade jetzt so dringend nötig gewesen. Stumm starrte er den Boden vor seinen Schuhen an.
Nach einer langen Weile hörte sie seine Niedergeschlagene Stimme. „Mikael wird gerade geröntgt. Später will ihn Dr. Card operieren.
Er will nicht dass ich bei ihm bleibe. Er wollte dass ich verschwinde und macht mir Vorwürfe. Er will mich nicht einmal sehen.“
Sie verstand diesen Schmerz wenn eine vertraute Person, mit der man zusammen aufwuchs einem ablehnte. Mitfühlend nahm sie Dimitros Hand in ihre. Tröstete, „Nichts wird so heiss gegessen wie es gekocht wird. Glaub mir ich kenne das wenn es Ärger zwischen Geschwistern gibt. Mikael war ziemlich aufgeregt schon den ganzen Tag. Heute hat er Safa verloren. Seine ganze Welt ist aus den Fugen geraten da braucht es eine gewisse Zeit um einen klaren Gedanken zu fassen. Mit all dem Tumult heute drum herum eine schwierige Sache.“
Sie liess selbst ihm Zeit um das zu verdauen ehe sie mit der schweren Kost kam. „Die Vorwürfe beziehen sich wohl auf die vernachlässigten Bücher. Himmel, du warst der stellvertretende König. Dimitros wach endlich auf! Ab Morgen übernimmst du diese verantwortungsvolle Rolle wieder. Das lange Training am Tag ist okay, aber widme dich wenigsten halb solange auf dein Volk hier. Du hast ein kleines Reich hier, es ist absolut möglich das zu überschauen. Wann hast du das letzte Mal mit den Bauern in der Umgebung geredet?“
Er sog scharf die Luft in die Nase zurück. Bitter schmeckte ihm das Thema. Wollte ausweichen. „Red lieber über etwas anderem.“
Sachte stiess sie ihn mit dem Ellbogen an. „Bist du ein einfacher gewöhnlicher Vampir oder stammst du von einer höheren Blutlinie ab? Überwinde endlich deinen inneren Schweinehund.“
Mehrmals schluckte er leer. Rang nach Fassung. Startete in Verteidigung Modus. „Ich kann nicht den jedem Bauern nachrennen. Bei Problemen steht es ihnen frei zu mir zu kommen. Wir haben dafür jeden Nachmittag eine Anhörung und bisher hat sich niemand gemeldet.“
Verstehend nickte Katalina. „Sie kommen nicht, weil sie ihr Schicksal selber in die Hand nehmen. Ihr Land ist ihr eigenes Königreich über das sie verwalten. Anders stehen ihnen aber nicht die Mittel zu Verfügung die du hast. Verwilderte Schafe wandern nicht freiwillig zu ihrem Schäfer zurück der ihnen kein Salz anbietet. Worin läge da der Vorteil. Geh zu den Bauern. Tu das für Mikael der keine Zeit hat. Danach rede mit ihm. Glaub mir er wird sich freuen wenn du endlich einen aktiven Part übernimmst. So viel ich weiss bleibt er König und duldet dich hier. Das ist auch nicht selbstverständlich. Das bedeutet dass er dich als Familienmitglied liebt. Nimm das bitte ernst. Nimm deine Rolle ernst. Ich getraue mich fast gar nicht mehr zu fragen, wie alt bist du?“
Worauf er lautlos auflache. Traurigkeit stand weiterhin in seinem betrübten Gesicht. „Genau zwanzig Jahre älter als Mikael bin ich neunundsiebzig.“
Katalina ächzte im Stillen in sich hinein. Das waren andere Dimension die ihren begrenzten Horizont weit sprengten.
Auf einmal rollte Dr. Card mit seinem Patienten auf dem rollenden Bett heran. Innert Bruchteilen war Dimitros auf den Beinen. Bemerkte sogleich dass sein Bruder friedlich auf dem Bett schlief. Öffnete die breite Türe um sie durchzulassen. Dr. Card beschwichtigt im vorbei gehen. „Das wird eine Kleinigkeit. Ich richte ein paar Knochen danach wird er bald wieder ganz der Alte sein. Ein paar Tage Bettruhe sind allerdings schon nötig daher lass ich ihn vor Montag nicht aufstehen. Habe ihm auch was zum beruhigen gegeben damit ich gleich anfange kann mit der OP. Geh lieber auf dein Zimmer hoch. Es nützt nichts wenn du hier eine Stunde herumhängst. Ist nicht gut wenn die anderen dich sehen und Mikael wird spüren wenn du da bist. Scheint immer noch sauer zu sein. Lass ihm ein paar Tage sich mit der neuen Situation zu Recht zu finden. Ohne Safa, das ist ein gravierender Einschnitt in seinem Leben. Vielleicht sollten wir ihn ein paar Jahre wieder mit der Pferdezucht beschäftigen. Daran hängt sein zweites Herzblut. Überlege dir das einmal.
Gute Nacht, Katalina.“
Auf seine entschlossene Art verabschiedete er sich von den Beiden. Schloss die Türe, hinter sich, so schnell das es fast knallte.
Verwundert betrachtete Dimitros seine Katalina. Bemerkte weiterhin verstimmt, „Der hängt ja mächtig an dir.“
Darauf ging sie gar nicht ein. „ist dir schon aufgefallen wie Fortschrittlich seine bescheidene Klinik wirkt? Im Gegensatz dazu scheint das Hotel ziemlich alt.“
Auf dem Weg zum Lift sah Dimitros schon weniger Niedergeschlagen aus. Dennoch war es offensichtlich das Personal oder Gäste welche ihn sichteten, geradezu panisch von ihm flüchteten. Wie Gespenster huschten sie lautlos in den Gängen umher. Im geschlossen Lift konnte sich Safa nicht verkneifen. „Du hast ein schlechtes image.“ Als sie dann sich umwandte um seine Reaktion zu verfolgen bemerkte sie seine erneute Niedergeschlagenheit. Sobald er von der Öffentlichkeit entfernt war, veränderte sich Dimitros. Diesmal entdeckte sie seine verletzliche Seite. Er hing bedeutend mehr an seinem Bruder als er nach vorne zugab. Selbst Katalina dämmerte allmählich das es ohne Mikael kein Königreich gäbe. Mit Dimitros allein war es dem Untergang geweiht. Selbst der mächtige König der Löwen überliess lieber die Führung kompetenteren Damen. Sie übernahmen die Familienführung. Genauso war es bei Dimitros. Unumstritten war er der beschützende König, brauche jedoch unbedingt Mikael als Vermittler zu dem Volk. Nur so sah sie eine Zukunft für die Sirinovskas.
Auf einmal verstand sie Dimitros Verzweiflung. Weit entfernt von einer Intelligenten Leuchte wusste er doch genau was das Beste für sein Reich war. Ohne Mikael hatte er ein unüberwindbares Problem. Ihr träger Bär plante das anscheinend seit langem aber wie immer schob er es hinaus statt anzugehen. Draussen im oberen Stockwerk das ihnen privat gehörte, liess sie eine Hand über seinen starken Rücken wandern. Dafür legte er einen Arm über ihre Schultern. Niemals zuvor gab er sich so vertraulich ausserhalb seines Zimmers.
Im Zimmer selber steuerte er das Bett an. Schwer liess er sich darauf nieder. Sie half ihm aus den Schuhen da er so abwesend wirkte. Während er sich rückwärts zurück fallen lies murmelte er. „Was soll ich Morgen an der Versammlung bloss sagen?“
Achtlos schoss selbst sie ihre Schuhe weg. Schlüpfte dafür sorgfältig aus dem Ballkleid. Wechselte es gegen eines von Dimitros weichen Hemden aus. So und nur in Unterwäsche setzte sie sich neben ihm aufs Bett. Studierte kurz. „Meine Empfehlung wäre das du verkündetest das du vorübergehend die Regierung übernimmst bis Mikael wieder auf dem Damm ist. So einfach! Sag ihnen ein Datum wo ihr zwei wieder gemeinsam auftretet. Das wird sie beruhigen. Bis zu diesem Datum solltest du vorher mit Mikael einmal an einen Tisch sitzen und genau Eure Aufgaben verteilen. Du weist was ich meine?“
Verstehende nickte er. Ungeschickt fingerte er an seinen Knöpfen bis sie seine Hände auf die Seite schob. „Lass mich dir helfen. Es ist mir eine Freude dich auszuziehen.“
„Mhm“, wirkte er ungewöhnlich wenig begeistert. Sie half ihm aus der anliegenden Weste. Beschwichtigte. „Sorge dich nicht. Mir reicht es schon wenn du nur neben mir liegst. Ich weiss deine Gedanken sind ganz woanders und das ist gut so. Irgendwann musst du dich dem stellen so unangenehm das ist.“ Dabei vermied sie es ihn verführerisch anzufassen. Einzig als sie ihm das Hemd auszog konnte sie es nicht verkneifen seine stabilen Schultern zu küssen. Dimitros war so eine starke Persönlichkeit und besass dennoch eine gut verborgene Schwäche. Dafür liebte sie ihn. Seit dem Abendteuer mit der weichen Butter, hatte er ein Fläschchen mit Öl in der Nachttischschublade. Sie nahm es. Rieb die Flüssigkeit zwischen ihren Handflächen warm und massierte seine kräftigen Schultern. Solange bis er nachgeben sich endlich zurück lehnte. Schweigend umarmte sie ihn. Bis er schliesslich sie, vor sich, unter die Decke zog. Eng zog er sie dich zu sich heran. Sie spürte wie bei jedem Atemzug sich seine Brust hob und senkte. Warmer Atem blies auf ihre Scheitel hinunter. Eines seiner Beine drängte sich zwischen ihre Schenkel. Eine Hand über ihrem Bauch die andere spielte mit einer losen Strähne ihres Haares. So früh am Abend gingen sie selten ins Bett. Der stumme Wecker zeigte erste halb Neun. Lange Minuten verstrichen. Die spielende Hand lag nur noch schwer auf dem Kissen. Irgendwann schlief sie selber ein.
Mitten in der Nacht wachte sie auf. Hinter ihr war Dimitros eindeutig wach. Unregelmässig saugte seine Nase hastig die Luft hoch. Schnäuzte dann in ein Taschentuch wobei er vergeblich versuchte leise zu sein. Als sie probierte zu ihm umzudrehen hielt er sie plötzlich gefangen. „Dreh dich nicht um.“ Bat er flüsternd. Sofort hielt sie still. Streichelte seinen Arm der sie festhielt. Sie wollte ihn gerne aufmuntern. Dieser Mann hinter ihr war mehr als dreimal so alt wie sie, das kam ihr irgendwie seltsam vor. Wieder putzte er seine Nase. Dann merkte sie schlagartig die Veränderung die durch seinen gesamten Körper lief. Eine gewisse Anspannung. Entschlossener seine Hand über ihrem Bauch. Ihr Bär nahm wieder Anteil an der Gegenwart. Rege sein Interesse an ihrem Hals. Er schob sich in ihrem Rücken tiefer. Sanfte Lippen knabberten über ihren Hals den sie Ahnungslos dehnte. Sobald sie sich förmlich auf dem Tablett darbot, vergass er seine guten Vorsätze. Scharfe Fangzähne bohrten sie behutsam durch ihre Haut, zu der Hauptvene vor. Sie zuckte ab dem unerwarteten Stich zusammen. Aufmüpfig ihr Protest. „Spinnst du? Du trinkst jetzt aber nicht mein Blut!“ Sorgfältig leckte er mit seiner Zunge über die blutende Wunde. Wollte von ihr wissen, „Tut es denn noch weh?“ „Nein, aber das… Dimi!“
Ignorierend saugte er stärker an ihrer offenen Wunde. Als sie ihn warnend mit dem knochigen Ellbogen anstiess, knurrte er tief als Antwort. Da sie ihn kannte, wartete sie lieber geduldig ab. Ahnte dass er in einem Zustand versetzt war, der keinen Widerspruch duldete. Das hier war kein leichtfertiges Spiel. Nach allem was sie bisher über Vampire aufschnappte, realisierte sie das vor allem Dimitros weitaus gefährlicher als bisher angenommen. Mit seinen übermenschlichen Fähigkeiten war er ihr weitaus überlegen. In seinem aufgelösten Zustand gönnte sie ihm sogar einen kleinen Snack. Allerdings nicht ohne die gehässige Bemerkung. „Barbar.“
Dafür biss er empfindlich erneut in ihr Fleisch. Diesmal war sie beunruhigt. Erst als er gedämpft in die Stille der Dunkelheit flüsterte. „Halt bitte still. Das dauert hier länger. Wir trinken keine ganze Mundladungen sondern nur wenige Tropfen auf einmal. Ausserdem wirst du so nicht zu einem von uns. Also schieb deine Angst auf die Seite. Ich raube dir höchsten eine Fingerspitze Energie.“ Beschrieb, untertrieb er seine Handlung.
Entspannt liess Katalina sich in das grosse Kissen zurücksinken. Mehrmals schielten ihre Augen zur Uhr hoch. Nach zehn Minuten stoppte das saugen, dafür strich seine Zunge mehrmals zärtlich über die kleine Verletzung. „Schon vorbei“, informierte er. Gestärkt lehnte er in sein Kissen hinein. Ihr schweres Blut rann wie Feuer durch seine Därme. Bis es endlich in seinen Blutzirkulation gelangte. Menschenblut war für die alten Blutlinien der Vampire, anfangs schwer verdaulich. Dafür spendete es länger Lebensenergie. Trotzdem trank er bevorzugt von seiner eigenen Spezies. Doch in dieser Nacht, das sie schon mal hier neben ihm lag, fühlte er sich weniger Einsam. Erst Recht nachdem er ihr Blut trank und ihre Gefühle zu ihm rüberschwappten. Die Verbindung stand und gerne bot er sogar sein Blut ihr an. Doch er wusste dass der frühe Zeitpunkt ungünstig gewählt war. Damit würde er sie nur abschrecken. Stattdessen genoss er ihre Wärme doppelte. Die ausgestrahlte von ihrem Körper und die innere. Nach einer Weile, als er relaxt vor sich hin döste, vernahm er leise Worte. „Dimi, für mich bist du ein König. Einer der immerhin mich erobert hat.“
Zuerst glaubte er sich verhört oder nur geträumt zu haben. Nachdem er sich endlich ihr zuwandte, war sie bereits in einen Tiefschlaf gesunken. Lächeln hielt er ihre Hand fest, bis zum Morgen.


Ereignisvoller Tag



Zur ungewohnt frühen Stunde wachte Dimitros gerädert auf. Sobald der erste klare Gedanke ihn durchschoss, sprang er förmlich aus dem Bett. Kurzfristig lächelte er über Katalinas schlafenden Anblick. Verführerisch ihre seidigen Beine die sich nackt unter dem Leinentuch hervor schoben. Doch besorgte Gedanken übernahmen die Vorherrschaft. Schlüpfte in die nächste Trainerhose. Riss das oberste Hemd, im Schrank, vom Stapel und zog es so hastig an das fast die Nähte krachten. Stürmte bereits hinunter in den ersten Stock. Klopfte behutsam an Dr. Card Türe. Drückte fast gleichzeitig vorsichtig die Klinke hinunter. Hoffte das er strenge Arzt abwesend war und Mikael allein im Zimmer, doch das Glück schien ihm nicht wohlgesonnen. Dr. Card sass bereits vor einem kleinen Tisch, neben Mikael. Dieser lag unverändert auf dem Bett, das man herum schieben durfte. Eine warme Wolldecke wärmte seine Beine, während er ziemlich munter im Bett sass. Ein dickes Kissen stützte seinen Rücken. Erleichtert registrierte Dimitros das Lächeln im Gesicht. Leider auch das es nicht ihm galt sondern Dr. Card der versuchte ihn mit leichten Köstlichkeiten aus der Küche zu mästen. Ungewollt versetzte ihm das einen kleinen Stich. Freute sich aber das es seinem Bruder gut ging, wenn er auch ungesund bleich aussah. Auch eine Traurigkeit stand schimmerte hinter der aufrechten Fassade hervor. Eindeutig spürte Dimitros einen niedergeschlagenen Hintergrund. Daher wartete er geduldig. Längst bemerkte Dr. Card seine Anwesenheit. Grüsste mit einem Nicken. Störrisch ignorierte ihn sein Bruder. Mit düsteren Zügen blickte er standhaft nur auf das Essen, auf dem Tablett, hinunter. Flüsterte ein paar Worte unterdrückt Dr. Card zu. Mit einem bekümmerten Seufzer stand der auf. Dimitros ahnte schlimmes. Bevor Dr. Card ihn rausschickte, stürmte er freiwillig hinaus. Ungewollt knallte die Türe heftiger zu als erwünscht. Wieder einmal überschätzte er seine Kräfte. Verstört wusste er gar nicht wohin er als nächstes gehen sollte. Allmählich drang die Kälte des Bodens in sein Bewusstsein. Barfuss ohne Socken stand er da. Eilte nach oben um sich richtig anziehen. Er verfluchte den schönen Morgen in den wüstesten Tönen. Zurück im Zimmer versucht er gar nicht leise zu sein. Gab dem Papierkorb ein Tritt dass er an die nächste Wand flog. Er war so sauer und wusste gar nicht Recht wieso. Einfach auf alles. Fast alles wenn er die aufwachende Katalina sah. Wen würde der Anblick nicht besänftigen. Gewahrte auch die aufgehende Sonne, deren Strahlen einen prächtigen Tag versprachen. Ungeduldig hämmerte er seine Faust mehrmals gegen den Lieferlift. Bereits nach wenigen Sekunden kam der Kaffee brühend, heiss oben an. Man wusste aus Erfahrung dass es besser war heiss zu liefern als trinkwarm. Unsanft donnerte er das Tablett auf den Tisch. Doch die stabilen, ungewöhnlich breiten Tassen behielten ihr Gleichgewicht. Natürlich verbrannte sich Dimitros, die Zunge, beim ersten Schluck. Wütend schlug er mit der Faust auf den Tisch, dass dessen Platte einen hässlichen Sprung durchzog.
„Hey“, warnte da eine aufgebrachte Stimme hinter seinem Rücken. Er schnappte ein Brötchen und verliess weiter Worte das Zimmer. Draussen im kühlen Gang. „Scheisse, meine Schuhe!“ Also sauste er wieder zurück. Mit gesteigerten Ärger über seine eigene Dummheit. Packte die Stiefel und donnerte wild die Türe hinter sich zu. Der laute warnende Knall verschaffte ihm leichte Befriedigung. Niemand würde es heute wagen in seinem Weg herumzustehen oder gar lästige Fragen zu stellen. Was sollte er mit so einem unglücklichen Tag anfangen. Was Sinnvolles anfangen? Mit den Pächtern zu plaudern stiess ihm unbehaglich sauer auf. Allerdings, woher organisierte Makar diesen Gaul? Ein bisschen Bewegung würde ihm gut tun. Verbunden mit der Aufgabe einmal das Land wieder zu besichtigen, kam das sicher gut an. Abgekühlt begann er mit der Suche nach einem würdigen Pferd.
Katalina vertrieb sich den herrlichen Tag mit Kasimir. Nach dem sonderbaren Frühstück mit Dimitros fand sie ihn unten in der Halle wartend. Nachdem er sie nach den konkreten Wünschen des Tages fragte, meinte sie nach reiflicher Überlegung dass sie gerne mehr vom Land sehen möchte. Ihren letzten Tag wollte sie in vollen Zügen auskosten. Die Sonne schien prächtig ohne das geringste störende Wölkchen. Was war nahe liegender als noch einmal die grenzenlose Weite zu geniessen bevor sie in ihr kleines Gefängnis, für unbekannte Zeit, zurückkehrte.
Ihn nahm darauf Wunder ob sie lieber zu Fuss, mit dem Taxi oder gar einem Pferd den Vorzug gab. Einem verrückten kindlichen Traum folgend bat sie gegen alle Vernunft. „Nehmen wir Pferde?“
Damals bei ihrer schweren Arbeit mit den Pferden nahm sie in paar Reitstunden, die man an einer Hand abzählte. Weitere wollte sie von ihrem mageren Gehalt nicht zahlen und gab stattdessen dem heimlichen Kampfunterricht den Vorzug. Einiges lernte sie im Umgang mit den verschiedenen Pferden, wie man sich durchsetzte und trotzdem immer einen kühlen Kopf behielt. Vom beruhigen eines Vollblüters und dem antreiben eines faulen Charakters, alles war in ihrem Stall vertreten. Drei bis vier Stunden reiten traute sie sich, ohne Schaden zu nehmen, zu. In der Klinik würden die starken Medikamente ihren schmerzenden Hintern vergessen lassen. Einzig der lange Flug in der Maschine bereitete ihr jetzt schon Kummer. Mit einem weichen Kissen überstand sie das sicher. Erst einmal abwarten.
Kasimir erfüllte alle ihre besten Wünsche. Zuerst eine kurze Fahrt mit dem Taxi zu seinem Hof. Ein kleines gemütliches Bauerhaus. Äusserlich von der Gewalt der Natur arg gebeutelt. Die Farbe an den Fensterläden liess sich nur erahnen. Die sonnengebleichte Farbe blätterte bereits ab. An einigen Stellen waren die kleine Scheiben mit Sprüngen versehen. Das Dach vom letzten Sturm übersäht mit Blättern und Grasbüscheln. Von den Mauern fehlte da und dort etwas verputz. Bunt, gesund blühten vor jedem Fenster die verschiedensten Blumensorten aus ihren Tonschalen. Vor dem Haus ein gepflegter Garten. Zwar schüttelte der gestrige Wind die langstieligen Blumen wild umher doch dank der Schutzmauer standen alle unverwüstlich. Einige hielten ihre Schräglage noch bei, doch in einem Tag bekamen sie ihre alte Form zurück. Gemüse fein säuberlich in ihren Beten ohne das geringste Unkraut. Jemand pflegte diesen Garten mit viel Liebe. Genauso den Stall. Nachdem sie hinter Kasimir den Stall betrat, staunte sie. Sie hatte die alten engen Boxen erwartet doch hier erwartete sie ein umgebauter Kuhstall. Gerade vier grosszügige Boxen standen da, mit einer offenen Fensterfront. Drei von ihnen waren besetzt. Zwei edle Pferde begrüssten Kasimir erfreut mit einem schnauben. Die hinterste Schimmelstute wackelte höchsten mit den hängenden Ohren. Selbst mit wenig Erfahrung erkannte Katalina das dort eine ganz alte Stute stand. Sie bekam daher die Stute in der Mitte zugewiesen welche sogleich die Mutter von dem jungen, stürmischen Hengst vorn war. Während dem obligatorischen striegeln und bürsten erschien auf einmal Doris mittendrin. Nachdem sie mitbekam das Katalina ausreiten wollte, holte sie ein paar ihrer alten Reiterkleider. Da sie ungefähr dieselben Kleidergrössen besassen, passten die engen, grauen Reithosen. Einzig die Stiefel waren Katalina eine Nummer zu Gross. Da half Kasimir mit einer Ledereinlage. Bewundernd betrachtete er ihre Rückseite als sie mit dem Pferd aus der Boxe trat. Sogar Doris fiel der lange Blick auf den er Katalina zuwarf und schüttete ihm eine Ladung Heu an den Kopf. Bevor er sich dafür rächen konnte, verschwand sie ihn auslachen in Vampirgeschwindigkeit.
Selbst Katalina verkniff schwer ein Lächeln. „Ich glaube Stroh wäre passender zu deinem Anblick als Heu!“ Soviel verstand selbst sie von der Landwirtschaft und Männern. Das verfütternde Heu war zu kostbar um es zu verschwenden und die meisten Tiere verschmähten das Futter wenn es zu sehr nach Mensch stank. Stroh, zum drauf liegen, passte da herrlich zu dem hübschen Kasimir da er garantiert bereits eine beträchtliche Anzahl Frauen verführte. Draussen auf dem gepflasterten Hofplatz, gurtete sie den Sattel nach. So viel gute Erinnerungen blieben ihr Erhalten. Ungeübt zog sie sich hoch. Dafür half das viele Kampftraining das sie locker diese Übung meisterte. Sachte rutschte sie im Sattel zurecht. Zuvorkommend half ihr Kasimir beim Einstellen der Steigbügellänge. Wobei sie ihn gleich verdächtigte dass er absichtlich lange mit der Hand über ihren Oberschenkel strich. Nachdem sie endlich rundum versorgt war, sprang er auf seinen jungen, silbrigen Hengst der ausser einem Zaumzeug, ohne Gebissstück, gar nichts trug. Auf den blanken Rücken setze sich der erfahrene Reiter. Heimlich bewunderte ihn Katalina, über das Talent und seinen harmonischen Anblick. Erst als der den ungeduldigen Hengst neben ihr behutsam abbremste, bemerkte sie sie hellblauen Augen von dem Tier. Ein ganz seltenes Exemplar von einem Pferd das perfekt zu seinem Reiter passte. In gemächlichem Tempo starteten sie ihren Ausflug.
Bereits nach einer Stunde die erste Pause, draussen zwischen den hellgoldenen Weizenfelder. Der satte Geruch des Sommers war eingekehrt. Unter ihrem Reiterhelm schwitzte Katalina fürchterlich, genoss aber den erhitzten Morgen in allen Fassetten. Die Wärme die ihr den Schweiss herausdrücke. Frische aromatische Luft nach Blumen und reifendem Korn. Vor allem der unbeschränkte Blick in die Weite. Unendlich wirkten die Kornfelder. Dazwischen ein paar verwilderte Wiesenstücke. Vereinzelte Bäume die man pflanzte um über Mittag den Arbeitern Schatten zu spenden. Nach dem nächtlichen Unwetter boten sie einen zerrupften Anblick. Abgebrochene alte Äste lagen auf dem Boden oder in den Feldern hinaus zerstreut. Einige Abschnitt der Weizenfelder lagen niedergedrückt von der Stärke des Windes. Die Mehrheit stand jedoch unvermindert gerade, unverwüstlich gegen die Sonne gestreckt.
„Der Dünger“, klärte Kasimir seine Begleiterin auf. „Dünger hat die gute Eigenschaft die Pflanzen schneller wachsen zu lassen. Nachteilig ist dafür dass die hochgeschossenen Halm an Kraft verlieren. Die Felder die niedergedrückt sind, hat man gedüngt. Es ist ein Risiko das die Bauern selber entscheiden. Ob sie früher ernten wollen und ihren Acker erneut bepflanzen oder eine einzige sichere Ernte einfahren.“
Ganz hinten auf einem Hügel bemerkte Katalina ein auffälliges rotes Feld. Von weitem erkannte sie gar nicht woran es lag. Kleine dornige Büsche zäumten das kleinere Feld ein. Lachend fing der Vampir ihren Blickfang ein. „Ja, dort wird unsere nächste längere Pause sein. Getraust du zu Galoppieren?“
Als Antwort verschob sie eine der gesenkten Stiefelfersen nach hinten. Verlagerte ihr Gewicht. Sofort reagierte die gut ausgebildete Stute. Anfangs drosselte Katalina das Tempo um sich erst wieder an das schaukeln zu gewöhnen. Nach ein paar Sekunden getraute sie sich die Beine, an den Rumpf der Stute, fester anzulegen. Wie ein Blitz schoss die Stute vorwärts, übernahm die Führung. Wenige Sekunden später donnerte der Hengst, mit gespitzten Ohren, erneut an ihrer Seite. Diese Gebändigte Kraft unter sich zu spüren war einmalig. In einem Auto spürt man die PS unter der zugedeckten Motorhaube kaum. Hier genügte ein einziges Pferd um einem zu verdeutlichen wie viel Kraft man in den Händen steuerte. Eigentlich kämpfte die Stute nach mehr Freiraum ihrer Zügel doch Katalina bremste ihr hochdrehen ab. Für einen Anfänger reichte ihr das rasante Tempo. So in voller Fahrt wollte sie nicht erleben wie es war einmal runter zu fallen. Viel zu schnell näherte sich er rote Fleck, verwandelte sich in wunderschöne Moonblumen. Bergauf senkten sie Pferde von alleine ihre Geschwindigkeit. In schöner steilen Schräglage, war das Blumenfeld in idealer Lage um die Sonne günstig einzufangen. Vor- wie Nachmittags. Geschützt von dem Windfang der dichten Büsche. Im unteren Teil des Feldes ein paar kleine helle Birken. Mehrfach Gestutzt dass die buschig mehr in die Breite wuchsen als in die Höhen.
Da Kasimir abstieg, tat es Katalina ihm gleich. Dieses auffällige Blumenmeer war eine einmalige Oase. Ein paar wilde Moonblumen sichtete sie auch ausserhalb dieses Garten doch nirgendwo, nicht einmal auf Fotos, sah sie so eine Dichte dieser roten Blume. Bei den Birkenbäumen nahm Kasimir das Ledergeschirr von seinem Pferd weg. Vertraulich spazierte es ein paar Schritte um sich dann genüsslich in der sandigen Wiese niederzulegen und zu wälzen. Wiederum nahm er der Stute den Sattel ab. Frei lief auch sie zu der bekannten Wälzstelle. Im Schattend er Bäume liessen sie das kostbare Leder zurück.
Auf einen Wink von Kasimir trat Katalina näher. Er deutete über das Gebüsch. „Hinein kommst du nur wenn du die Gabe der Vampire beherrschst. Darf ich bitten dass du die Augen schliesst.“
Verwundert blickte sie zu ihm hoch. Zweifelte ob sie in dieser Hinsicht ihm vertrauen durfte. Auf ihr Zögern liess er wissen. „Wenn du es nicht tust, besteht die Gefahr dass dir nachher schwindlig wird oder gar Desorientierung überfällt. Komm schon, es tut nicht weh. Geht ganz schnell.“
Skeptisch schloss sie ihre Augen. Kurz legte er die Hände auf ihre Schultern hinunter. Sachte blies ein Windstoss ihr über die feuchte Stirn. Munter klopfte er mit einer Hand loben auf das Schulterblatt. Er verriet, „Schon vorbei.“
Stand dicht neben ihr auf dem schmalen Gehweg aus kleinen Steinchen. Staunend bewunderte Katalina den prächtigen Garten. Einige der grossblütigen Blumen standen in voller Blüte, andere wuchsen noch geschlossen empor. Ideal der trocken, sandige Boden. Eine welke Blüten bedeckten ausgetrocknet, braun den Untergrund. Es gab nur sehr wenig Gras oder Unkraut. Jemand gab sich sehr viel Mühe, investierte viel Zeit für diesen verborgenen Garten. Katalina nahm es Wunder. „Wer?“
Lächelnd verstand Kasimir die Frage. „Dr. Card. Er hat diesen Garten angelegt und pflegt ich akribisch. Also schön artig auf dem Weg bleiben. Spaziere an den Seiten nach oben.“
Gespannt folgte sie seinem Wusch. Eine Seitenlänge mass mindestens fünfzig Meter von diesem abgeschlossenen Gebiet. Das aufwärts wandern machte sie schnell müde in der Hitze. Aber es lohnte sich. Oben gab es eine gewaltige Aussicht über das ganz Land. Weit über das Hotel hinweg bis ins entfernte Gebirge. Ausserdem fiel ihr was anderes, ganz Nahe, ins Auge. Da gab es wie einen Grabstein inmitten der Blumen. Kasimir zeigte darauf. „Man munkelt das seine Geliebte hier begraben liegt oder zumindest ein Andenken davon. Diesen Ort besuche ich nur selten. Höchsten einmal im Jahr setze ich mich hier hin und geniesse den Ausblick. Letzte Mal war ich mit meiner Verlobten hier.“
Ungläubig bohrte Katalina weiter, „Du bist verlobt?“ Das passte irgendwie nicht zu seinem Verhalten. Ungehalten winkte er ab. „Hat nicht geklappt.“
Eben das ahnte sie bereits im Voraus. Mit gesenkter Stimme, also fürchte er Zuhörer, lockte er. „Willst du nicht eine von uns werden?“
Sie stellte die Augen nur auf halbmast. Von ihm war so eine Frage auch erwartet gewesen. Die direkte, ehrliche Weise auf die er sie behandelte tat ihr wohl.
Ihr lächelnder spöttischer Ausdruck genügte. Begreifend seufzte er enttäuscht. „Schade, du wärst, genau wie dieses Blumenbeet, ein seltener Stern unter uns. Dafür riskiere ich sogar den Zorn von Dimitros.“
„Wie darf ich das verstehen?“ Er umarmte sie von hinten wie ein Bruder seiner kleine Schwester. Erklärte, „Na, dich zu verwandeln. Das wäre mir der Widerstand von Dimitros wert. Vermutlich schlägt er mich dann zwar wieder Krankenhaus reif. Nur danach die Zeit mit dir zu verbringen und seien es wenige Jahren das wäre eine attraktive Belohnung.“
Sie befreite sich aus seiner vertraulichen Umarmung. Kam sich fast schäbig vor dass sie sein Angebot ablehnte. Sie, ein einfacher Mensch, der diesen fabelhaften Vampir einfach verschmähte. „Sorry, keine Chance. Ich stehe nun mal nicht auf blaue Augen. Du bist ein super Mitarbeiter und ich geniesse die Zusammenarbeit mit dir aber mehr liegt da nicht drin.“
Hartnäckig schlug er vor. „Wenn ich braune Kontaktlinsen trage?“
Sie gab ihm einen rüden Stoss. „Nein, du bist ehrlich und das soll so bleiben. Also fang nicht so einen blöden Mist an. Schon gar nicht um einer Frau zu gefallen. Frauen sind die Meister mit ihren Täuschungen. Operationen hier, Schminke da, Polsterchen absaugen, Silikon reinstopfen glaube mir du hast nicht das geringste nötig. Du bist eine Perfektion für viele Frauen. Bei mir es einfach so dass ich eine Schwäche für jemand anderen hab.“
Verstehend nickte er. „Danke für die Komplimente. Immerhin habe ich versucht dich hier zu behalten. Ist es Definitiv dass du heute abfliegst?“
Schwer atmete sie sein. Schippte mit ihrer Stiefelsohle einen Stein auf Seite. „Ja“, gestand sie. „Um acht Uhr startet mein Flugzeug.“ Mitfühlend versprach er ihr. „Gut, ich warte genau um sieben in der Empfangshalle unten. Dann begleite ich dich zum Flughafen. Geht das in Ordnung?“
Diesmal ereichte er eine Zustimmung.
Friedlich sassen sie später noch eine ganze Stunde im Schatten der Birkenbäume. Leise raschelten die Blätter im flauen Wind. Unvermindert saugte Katalina jedes Detail dieser Landschaft in sich hinein. Diese unendliche Weite, vermisse sie jetzt schon. Davon Abschied zu nehmen, tat einfach furchtbar weh. Das raue Land mit seinen stürmischen Zeiten eignete sich kaum für Touristen oder Besucher wie sie. Dennoch liebte sie diesen abgelegenen Zipfel. Wie sollte sie das nur im engen Europa jemals wieder aushalten. Im Hinterkopf sorgte sie sich bereits weil diesmal sogar Safa weit entfernt von ihr lebte. Normalerweise trennen sie bloss ein paar Mauer und Sicherheitsschlösser von ihrer Schwester. Täglich kam sie in dieselbe Klinik. Manchmal entdeckte sie nachmittags Safa sogar, vom Fenster im Esssaal oben, wenn diese draussen auf den Bänken unten Pausierte. Diesmal würde alles schlimmer sein. Weit weg trennte sie ein ganzer Staat. Zur Einsamkeit gesellte sich Sehnsucht nach diesem Ort der ideal für sie war. Mit dem wissen dass hier ein kleines Paradies wartete, blieb sie dann in der Klinik eingesperrt, in einem kleinen Zimmer, mit vergitterten Fenstern.
Aufgebend schüttelte sie den Kopf. Zu viele verlockende Gedanken, Zweifel befielen sie. „Gehen wir“, drängte sie zum Aufbruch. Zuviel Nachdenken brachte ihr Vorhaben ins Schwanken. Lieber die restliche Zeit sinnvoll geniessen. Heute Nachmittag wollte sie noch einmal richtig auf dem Trainingsplatz loslegen und sich austoben.
Auf dem Rückweg nahmen sie es gemütlich. Wissend wie kostbar ihre restliche Zeit bemessen war. Bevor sie allerdings Nicolais Hof erreichten gesellte ein neues Pferd plötzlich sich zu ihnen. Der dunkelbraune war gesattelt. Sein Fell glänzte vor Schweiss fast schwarz. Brav trottete er erschöpfte hinter Katalinas Stute her.
Nachdenklich Kasimirs Feststellung. „Da bekam wohl jemand einen unverhofften Freiflug. Das ist ein Mietpferd. Ich weiss wo der hingehört aber ich bringe ihn erst Morgen zurück. Ist ja komplett ausgepowert.“
Besorgt riet Katalina. „Sollen wir nicht zurück! Nachschauen wo sein Reiter geblieben ist?“
Unbekümmert schüttelte Kasimir den Kopf, schmunzelte: „Nö. Wir sind Vampire. Wahrscheinlich ist es ihm sogar sehr peinlich wenn wir ihn auflesen. Der kommt schon klar. Das mit dem Teleport funktioniert immer nach Hause. Es wird erst kompliziert wenn man fremde Koordinaten ansteuert. Ausserdem muss man sicher ein das der Landeplatz komplett frei ist. Sonst wird’s gefährlich für die Jungen. Für über hundertjährige ist das ein reines Kinderspiel Hindernissen auszuweichen. Manche von uns haben zwar diese Gabe stillgelegt da wir uns, in dieser Landzone, schnell bewegen dürfen.“
„Was für Geschwindigkeiten erreicht ihr?“ Fragte Katalina wissbegierig darauf los. Auf einmal lächelte Kasimir verlegen. „Ich glaube ich rede zuviel. Sei mir nicht böse aber da du keine von uns bist, muss ich den Mund halten. Mir den Kopf abzureissen, diese Freude, gönne ich Dimitros dann doch nicht.“
Mit geweiteten Augen sah ihn Katalina sprachlos an. Kasimir sah sich genötigt zu beschwichtigen. „Keine Sorge. Bisher hat er niemanden umgebracht. Selbst er kennt seine Grenzen. Jedenfalls fast immer.“ Erinnerte sich an seine letzte Begegnung als er früher seinen Job verlor. Seit sein Vater bei einem Unfall ums Leben kam, ernährte er mit dem knappen Lohn seine Familie weiter. Nachdem Mikael verschwand, es verbreitete sich das Gerücht er studiere im Ausland, führte Dimitros sein ausschweifendes Leben weiter. Ein paar Jahre darauf, gab es nach einem Gewitter einen Brand im grossen Stall. Mehr als die Hälfte der Pferde rettete man nach draussen. In Panik flohen sie über die offenen Weiden. Zwei Tage später schlenderte Dimitros, bei Tageslicht, zu den angekohlten Stallruinen. Schüttelte ohne das geringste Bedauern den Kopf und bestimmte. „Das hat keinen Wert. Das wieder Aufzubauen ist verschwendetes Geld. Verkauft die restlichen Futterbestände und kündigt die Mitarbeiter.“
So einfach Gedankenlos zerstörte er den Unterhalt eine Familie. Hitzköpfig stellte er sich eine Woche später, nach erfolgloser Arbeitsuche, Dimitros in den Weg. Warf ihm schonungslos die Wahrheit an den Kopf die jeder Verschwieg. Nämlich das Dimitros viel Geld in der Stadt verschwendete, in den angesagten Clubs oder Partys während sein Volk jeden Rubel umdrehen musste. Leichtsinnig dachte Kasimir das seine Jugendlichkeit, er war gerade siebzehn geworden, ihn schützte. Schmerzlich wurde ihm verdeutlich wie sehr er sich irrte. Dimitros beleidigte niemand ungestraft. Mehrere Knochenbrüche waren das Resultat. Das Ende seines Geburtstages verbrachte er im Krankenhaus in der Stadt. Erst ein paar Jahre später kam Dr. Card. Mit ihm veränderte Dimitros Verhalten allmählich zum besseren. Jeder im Königreich ahnte das dieser alte Gast praktisch eine Vaterrolle für Dimitros übernahm. Eine heimliche Stütze im Hintergrund.
Jedenfalls seit Dr. Card die Praxis eröffnete senkte sich die Anzahl der Verletzungen. Das vorbildliche, ruhige Verhalten schien auf Dimitros abzufärben. Card besass eine autoritäre Ausstrahlung die sogar Dimitros respektierte.
Ungern erinnerte sich Kasimir an diese Zeiten vor Dr. Card zurück. Er selber musste nach seiner Genesung alleine in die Stadt ziehen um dort einen Job zu suchen. Nach den Jahren auf dem ländlichen Gestüt war es ein absoluter Schock für ihn. Auf der Strasse merkte er rasch dass die Frauen ihm nachsahen, also bat er zuerst um Essen, danach um Kleidung. Sobald er einigermassen gepflegt aussah gelang es ihm leicht die Geldbörsen für ihn weiter zu öffnen. Mit vielen Jobs verdiente er reichlich um mehrmals im Jahr ein paar Wochen Ferien bei seiner Mutter und Schwester zu verbringen. Nach der stinkenden Stadt genoss er jedes Mal die erholsame Natur. Zum Glück hatte ihn Dimitros gerade auf einem seiner Urlaube erwischt.
Bei genauer Konzentration auf das eingefangen Mietpferde glaubte er sogar den Geruch von Dimitros auf dem Sattelleder zu erkennen. Unglaublich, sollte gar der böse Chef höchstpersönlich runter gefallen sein? Das verschaffte ihm ein gewisses Hochgefühl.
Bei seinem Hof kümmerte er sich um die Pferd während Katalina sich zwischenzeitlich umzog. Grosszügig wollte Doris ihr die Sachen verschenken doch Katalina wies dankend ab das sie nicht wusste wann sie je Gelegenheit bekam wieder zu reiten. Der erste Abschied begann. Als Souvenir erhielt sie dafür eine praktische Holzspange für ihr Haar. Umgezogen wartete bereits draussen Kasimir auf sie.
Fast eine Stunde spazierten sie über die Felder auf das Hotel zu. Mit leichter Verspätung kam Katalina gerade Rechtzeitig fürs Mittagessen. Nach dem sie den Hoteleingang passierte, zog sich Kasimir zurück. Er plante mit dem verletzten Sirinovska Bruder über die Bücher zu diskutieren und ihm so auch die Langeweile im Krankenbett zu vertreiben. Katalina steuerte den täglichen Mittagstisch an. Der Raum war leer bis auf Dimitros. Unbekümmert mampfte der sein Essen hinunter. Besorgt wagte Katalina zu fragen. „Was hast du mit den anderen Angestellt?“
Mitten in seinem Kauen hielt er inne. Schluckte rasch den angefangenen Bissen hinunter. „Wieso bin ich immer Schuld? Die haben Angst vor mir, so einfach. Ein verlauster, bockiger Gaul hat mich heute runter geworfen.“
Mitfühlend stimmte ihm Katalina übertrieben zu. „Wie gemein von ihm.“ Ihr Sarkasmus stiess auf wenig Gegenliebe. Daher redete er sich das zweite Übel von der Seele. „Einer der Pächter hat mich nicht einmal ins Haus rein gelassen. Feige hat er sich im Haus versteckt.“
„Hast du ihm ein Geschenk mitgebracht oder dermassen freundlich an die Tür gehämmert dass sie aussieht wie unser Tisch oben?“
„Versprühe deine versalzenen Anschuldigungen woanders“, beschwerte er sich.
Das kam ihr gerade Recht. So erleichterte er ihr den Abflug erheblich. „Kein Wunder das du alleine sitzt“, übernahm sie das letzte Wort. Wollte das Zimmer mit der miesen Gesellschaft verlassen. Da fiel ihr aber auf dass er mit seinem Teller fertig war und vor ihm halbvoll die Schüsseln lagen. Kurzhand machte sie auf dem Absatz kehr. Verfolgt von seinen misstrauischen Augen marschierte sie auf ihn zu. Ohne zu fragen nahm seinen Teller einfach weg. Schöpfte ihn mit feinem Essen voll. Schnappte sich die Gabel und verschwand in die Vorhalle. Dort zwischen den Kaffeetischen fand sie eine leere Nische. Gemütlich liess sie jeden Bissen, der perfekten Küche, im Gaumen zergehen. Wie konnte ein Mann nur so übellaunig drauf sein wenn er solch feines Mittagessen bekam? Sie schimpfte innerlich Dimitros einen Narren. Vereinzelt spazierten ein paar Gäste an ihr vorbei. Auf einmal totale leere. Selbstverständlich vermutete sie das der mürrische Dimitros eben das Esszimmer verlies. Als sie den Kopf herum wandte zucke sie unlieb zusammen. Nach dem Gebüsch, direkt hinter ihr starrte er sie über die Zweige, finster an. Kalt seine Worten. „In einer halben Stunde will ich dich auf dem Trainingsplatz sehen.“
Ein Eisschauer fuhr ihr den Rücken hinab. In diesem aufgebrachten Zustand wollte er kämpfen, da schwante ihr schlimmes. Ohne Widerspruch nickte sie folgsam. Dennoch liess sie sich nicht hetzen. Direkt langsam spazierte sie nach oben in ihr Zimmer. Zehn Minuten liegen, entspannen. Danach umziehen in den bequemen kurzärmeligen Trainer. Lange zögerte sie als sie ihr scharfes Schwert betrachtete. In einem war sie vollkommen sicher. Die Waffe nahm sie nicht nach Europa mit. Zu umständlich und sie wollte eines Tages Dimitros Wiedersehen. Damit hatte sie den perfekten Grund. Allerdings die nächsten Stunden mit einem hochgefährlichen Dimitros zu üben, ohne diesen Schutz, dabei bekam sie ein ungutes Gefühl. Alleine ihr Instinkt riet ihr das Schwert in ihrer Nähe zu lassen. Manche Männer nahmen ein Handtuch auf den Platz um sich gelegentlich den Schweiss abzuwischen. Also nahm sie so ein Tuch und versteckte damit das Schwert hinter ihrem Rücken. Gelassen spazierte nach unten auf den Platz. Drei Rekruten hatten sich heute aufgerafft um sich Dimitros mutig zu stellen. Das oder ihre Absenztage waren leider schon verbraucht und da sie keine Strafarbeit riskieren wollten, lieber auf die Zähne bissen.
Der hohe Hotelbau spendete nur auf den Tribünen Schatten so organisierten ein paar Angestellte immerhin genügend Trinkwasserflaschen und deponierten sie auf den kühleren Bänken. Wegen Überhitzung würde also niemand leiden. Dimitros selber stand wie ein unerschütterlicher Fels mitten auf dem Platz. Dunkelgraue Hosen, schwarze Reitstiefel und oben lief er ohne Hemd herum. Muskeln glänzten vom Schweiss in der Hitze. Verträumt betrachtete Katalina wie Schweisstropfen seine starken Rücken hinunter rannen. Ein Anblick wie für eine Werbung geschaffen. Fehlte nur noch ein gekühltes Bier oder eine Eisteeflasche frisch aus dem Kühler.
Ein Holzschnipsel traf sie mitten ins Gesicht. Verwirrt wachte sie auf. Schräg sah Dimitros sie an. Eine dunkle Augenbraue fragen gehoben. „Wird das heute noch was“, donnerte er sie gleich grob an. Katalina schluckte ihren Sabber hinunter. Er gönnte ihr, am letzten Tag, überhaupt nichts. Von seinem Blick verborgen legte sie das Schwert, pingelig mit dem Handtuch zugedeckt, auf die vorderste Sitzreihen nieder. Sie atmete mehrmals durch. Heute würde die leiden, das wusste sie im voraus. Als sie sich umwandte hielt er ihr schon einen Stab entgegen. Es kam schlimmer. Blaue flecken waren vorprogrammiert. Mit säuerlichem Gesicht nahm sie die Trainingswaffe entgegen.
Die erste Stunde verlief einigermassen friedlich ab. Erstaunt gab daher Katalina ihr bestes. Als einzige hatte sie einen Sonnenhut gegen die Hitze auf. Den Vampiren machte die Sonnenglut gar nichts aus. Im Gegenteil sie blühten erst richtig auf. Nach einer Verschnaufpause beobachtete wie flink diese Rasse mit den blossen Händen zuschlugen. Dagegen sah sie einfach nur blass aus. Auf dem Friedhof war es sehr kühl gewesen, darum gelangen ihr damals einige Treffer. Vampire waren eindeutig Warmblüter. Nach der Pause jagte Dimitros sie schonungslos rückwärts über den Platz. Ihre Abwehr wurde immer lahmer. Der lange ungewohnte Ausflug am Vormittag hinterliess auch bei ihr Spuren. Doch ihr Bär kannte keine Gnade. Hieb ihr mehrmals schmerzhaft auf die Finger. Einen Stups in den ungeschützten Bauch, rammte das Ende des Stabes in ihre Schultern und tippte gleich warnend beim zurückziehen an ihr Kinn hoch. Schnaufend wich sie ein paar Schritte zurück. Wandte ihm halb den Rücken zu. Leider nutzte er das um abermals warnend in ihr Kreuz zu schlagen.
Erbost fuhr sie herum. „He, das ist unfair!“
„Denkst du in einem wirklichen Kampf ist Platz zum zurückweichen. Jede Schwäche ist ein Nachteil. Jeder unachtsame Augenblick, besonders nach einem Sieg kann gerade wieder dein Untergang sein. Selbst wenn du Ausruhst, bleib gefälligst wachsam!“ Belehrte er sie. Hier auf dem Platz war sie wie die anderen. Es gab keine Vampire oder Mensch. Einfach nur ein Kämpfer der gerade seine bittere Lektion hinunter schluckte. Nach einem Scheinangriff auf sei, den sie diesmal erfolgreich abwehrte widmete er sich wieder einem anderen Schüler. Schwer stützte sie sich auf dem Stab ab. Als er von einem begabten Kadetten rückwärts zurück sprang, legte sie harmlos ihren Stab seitlich. Natürlich stolperte er, über das unerwartete Hindernis, zu Boden. Fairer Weise stoppte der Schüler seinen Angriff. Katalina ganz unschuldig. „Ups, wer hat da seine Rückendeckung vernachlässigt?“
Obwohl er überrascht am Boden lag und ungläubig zu ihr hoch gaffte, befiel sie schon eine böse Vorahnung. Sprang schon mal hinter den stabileren Rücken von seinem Schüler um sich zu verstecken. Zwei der hinteren jungen Leute lachten. Mittlerweile, war es späten Nachmittag und ein dutzend Leute von Hotel schaute ihnen zu. Dazu noch das halbe Personal vom Hotel das gerade seine Pause genoss. Vor knapp dreissig Leuten so blossgestellt zu werden war eine heikle Sache. Seit der Sekunde wo Dimitros rückwärts umfiel schien sich das Publikum schlagartig zu verdoppeln. Jedenfalls standen plötzlich eine Menge Leute hinter den Scheiben, in den oberen Stockwerken. Katalina wunderte sich aus welchen Löchern die auf einmal hervor krochen. Vermutlich wollte sie mitverfolgen wie Dimitros einen Mensche zu Schnecke machte.
Anders dachte ihr reizbarer Chef. Ziemlich gefasst stand er auf und schüttelte sich die klebenden Holzschnitzel von seinen Schultern. Eine leichte Seitwärtsbewegung um den Nacken zu lockern. Im nächsten Augenblick schlug er dermassen blitzschnell zu dass Katalina kaum eine Bewegung, mit ihren Augen, gewahrte. Sie zuckte bereits zusammen als der erste Muskel sich von ihm bewegte. Jedoch tat ihr nach einer Schrecksekunde gar nichts weh. Dafür schrie der arme Schüler vor ihr, schmerzvoll auf. Hielt sich den Bauch und knickte langsam ein. Erbarmungslos der Ausdruck aus Dimitros Gesicht. „Hab ich Euch nicht vorhin gesagt, dass ihr selbst nach einem Sieg wachsam bleiben solltet.“
Er deutete auf den Knienden Kadetten. „Wer hat dir eingeflüstert dass du aufhören sollst wenn ich umfalle? Wenn es bei einem Kampf um einen Thron geht und euch ein Krieger der hohen Klasse gegenübersteht, dann zögert nicht es anständig zu beenden. Ihr müsst ihn nicht umbringen, aber wenigstens es so vollenden das der andere nicht mehr aufsteht. Katalina hat sich wenigstens in Sicherheit, in Deckung, gebracht. Hier dumm rum zustehen ist dagegen der reinste Schwachsinn.“
Diesmal grinste er seine geschockte Geliebte an. „Deine Deckung ist immer noch unverändert mies.“ Gab dem geknickten Schüler einen unsanften Stoss dass dieser erneut empfindlich protestierte. Das wiederum reizte Dimitros gerade mehr. Er wollte eine halbwegs gute Verteidigung sehen und keinen verweichlichten Aufschrei. Riss den Kadetten auf die Beine. Verdattert blieb der eingeschüchtert stehen. „Du“, er zeigte auf Katalina, „Zehn runden um den Platz! Ein bisschen mit Tempo! Du“, herrschte er den nutzlosen Kadetten an. „Entweder fängst du mit kämpfen an oder gehst heim zu deiner Mama!“
Um Dimitros nicht weiter zur reizen begann Katalina mit ihren Runden. Behielt jedoch ihren übellaunigen Chef, wenn möglich, im Blickfeld. Nach einer Runde hörte sie auf zu joggen. Das ging doch gar nicht! Der arme Junge, zwischen fünfzehn und zwanzig, hatte die schlechtesten Karten. Ständig durchbrach Dimitros seine Deckung. Begann ein grausames Katz und Maus Spiel mit ihm. Chancenlos hob am Ende der Schüler abwehren seinen Arm hoch. Senkte in einer ergebenen tiefen Verbeugung, fast bis zum Boden, den Kopf. Blut tropfte von seiner aufgeschlagenen Lippe. Dennoch weil er gerade so aufgab, schlug wütend Dimitros auf den schützenden Arm. Zittern kauerte der Junge einfach nieder. Katalina erreichte mittlerweile ihr Handtuch. Scharf ihre Stimme über den Platz. „Dimi hör sofort auf!“
Blinzelnde Augen fuhren zu ihr herum. Er glaubte sich verhört zu haben. Heiser kam gerade noch aus seiner trockene Kehle. „Wie bitte?“
Unnachgiebig beschloss Katalina dem Jungen zu helfen. „Es ist genug. Er hat seine Lektion gelernt.“ Dabei hielt sie das Tuch bereits vor ihre Brust. Wusste dass es nur eine Sekunde dauerte bis sie den vermeidlichen Luftzug spürte. Schon stand ein unfreundlicher Genosse vor ihr. Gelassen sah sie zu ihm hoch. „Mach eine Pause bitte, das könnte uns allen gut tun“, schlug sie sanft vor. Im nächsten Augenblick fühlte sie wie sie den Boden verliess. Harsch ein Ruck der sie mehrere Meter wieder in die Arena hinein schleuderte. Unsanft knallte sie auf den Boden. Einzig ihrem Kampftraining war es zu verdanken dass sie keine Verletzung zuzog. Bevor ihr Körper stillag nutzte sie den Schwung um halbwegs auf die Beine zu kommen. Doch ein schweres Gewicht sauste auf ihren Rücken und presste ihr die Luft aus den Lungen. Dimitros besass die Frechheit sich voll auf ihren Rücken zu setzen. Dummerweise beugte er sich vor um ihr höhnisch zu verdeutlichen. „Schwache Menschen, vor allem Frauen haben mir nicht zu befeh….“ Weiter kam er nicht da sie ihren Hinterkopf an seine Nase hochschlug. Diesmal kam er in den Genuss von Nasenbluten. Da sein Oberkörper zurückwich, nutzte sie gleich um ihr Schwert, auf welchem sie lag, nach oben zu ziehen. Es blieb Dimitros gar keine andere Wahl als sich ein paar Meter aus ihrer Armlänge, in Sicherheit zu bringen. Sie rollte sofort auf die Beine. Während er sein Blut aus der Nase schnäuzte liess er sie keine Augenblick aus seinen dunkelvioletten Augen. Bereits war Katalina klar in welcher heiklen Situation sie sich befand. Niemand, schon gar kein Mensch, verabreichte Dimitros eine solche Lektion. Sie hatte es gewagt seine harte Strafe abzuschütteln. Beinahe milde seine Worte. „Kriechst du freiwillig zwei Runden um den Platz?“
Hier war ihre einfache Chance ihr kostbares Leben zu retten. Aber Katalina besass nicht nur ihren stolz sondern ein merkwürdiger Gedanke durchzuckte sie. Wenn Dimitros sie umbrachte, dann würde sie nicht mehr zurück in ihr Gefängnis müssen. Sie zögerte zu lange bei dem Gedanken was verlockender war. Ein rascher Tod oder Eingesperrt zu sein mit Chemikalien voll gepumpt. Stürmisch peitschte der Sturm heran. Automatisch ohne zu Denken hob sie ihre Klinge, doch Dimitros kannte ihre Lücke. Skrupellos erwischte sie ein kräftiger Stiefel, der sie erneut ein paar Meter rückwärts über den Platz schickte. Noch im landen rollte sie herum, die Klinge sirrte einen schwingenden Bogen, verschonte sie vor einem weiteren Frontangriff. Doch Dimitros bewegte sich in anderen Dimensionen. War hinter ihr bevor ihre Bewegung vorne endete. Riss sie am Hemd hoch und erneut lernte Katalina das fliegen ohne Energiedrink. Diesmal musste sie sogar aufpassen dass sie sich selber nicht an der Klinge verletzte. Sie blieb liegen, jeden Bruchteil der Sekunde nutzend ihre Klinge zum Schutz für ihren Körper einzusetzen. Im Abstand von ihr, überheblich stand ihr ausgerasteter Bär. Musterte sie wie in Stück Dreck. Genoss es sichtlich zu beweisen wer als unumstrittener Boss herrschte. Exakt analysierte sie die heikle Lage. Entschied sich kurzfristig fürs Weiterkämpfen. So einfach schenkte sie ihm keinen Sieg. Eindeutig brauchte sie einen Plan. Mit Kraft und Geschwindigkeit unterlag sie zweifellos. Einzig Raffinesse, davon war Dimitros weit entfernt. Bei unmittelbarem Hautkontakt war es vielleicht möglich ihn abzulenken, schliesslich besass er eine Schwäche für sie.
Träge spielte sie, rollte müde auf Beine hoch. Weniger als eine Blitzsekunde war er bei ihr. Knallte ihr schonungslos die flache Hand auf die Wangen dass sie Rückwärts kippte. Im Fallen schnappte sie sein Handgelenk ab. Mit viel Glück gelang es ihr sogar im Sturz, mit einem Fuss sein Kniegelenk zu treffen. Jedoch fehlte die Kraft um ihm beträchtlich Weh zu tun. Kaum am Boden packte er sie erneut am Hemd. Hob sie hoch als sei sie ein leichtes Kätzchen. Sie erblickte die Chance ihn mit dem Schwert anzugreifen, unterliess es denn er sollte sie weiterhin unterschätzen. Jeden Angriff wehrte er ohnehin erfolgreich ab. Lieber warten. Er brüllte sie an. „Gibst du auf!“
Sie lächelte bittersüss. „Nur in deinen Träumen!“ Wappnete sich auf den Freiflug vor. Hielt das Schwert rückwärts an ihren Arm. Scharfe Klingenseite nach aussen. Diesmal tat es höllisch weh als ihre Seite auf den Untergrund aufschlug. Die Holzschnitzel besassen teilweise auch Ecken und Kanten. Betäubt blieb sie liegen. Liess sogar ihr Schwert aus den Fingern gleiten. Ihr Hut war längst weggeflogen. Die Wangen glühten förmlich vom vorherigen Schlag. Eine Sekunde genoss sie die Schwere der verlockenden Schwäche. Nutzte es zu ihrem Vorteil. Dunkel der Schatten über ihr. Dimitros packte sie erneut. Beziehungsweise er wollte es, doch sie schlüpfte unter seinen Beinen hindurch, drückte ihr Gewicht nach oben und brachte ihn aus dem Gleichgewicht. So hastig wie möglich nutzte sie eine Hebelwirkung. Füsse in seine Rückseite der Knie, ein Ellbogen um seinen Hals, Rückwärts sank er zu Boden. Riss sie allerdings mit. Schwer atmend lag sie halb unter ihm. Kurzerhand legte er ein ganzes Gewicht drauf. Mit einem siegessicheren Lächeln packte er, mit einer Hand, ihren dünnen Hals. Warme Finger verringerten warnend die Luftzufuhr. Geradezu süss seine Aufforderung. „Gibst du nun endlich auf?“
Erschöpft schloss sie kurz die Augen. Dankbar für jede Sekunde Erholung. Abwarten musterte Dimitros sie skeptisch. Erwartete natürlich einen Angriff. Allerdings würde der sehr unangenehm da er ihren Hals jederzeit fester quetschen konnte. Raus kam sie aus dem schlimmen zugriff unmöglich, aber tiefer hinein. Arglos liess sie ihre linke Hand zu seinen Haaren gleiten. Zuvorkommend presste Dimitros ihre Kehle fester zu. Atemnot liess sie keuchen. Doch er irrte. Harmlos streichelte bloss seine dunkelblonden Haare mit dem rotbraunen Ton darin. Argwöhnisch hob er wieder eine seiner dunklen Augenbrauen. Sie liess ihr rechte Hand ganz langsam seitlich hoch gleiten. Gemächlich gegen ihre Atemnot ankämpfend. Bot keinerlei Begründung für einen weiteren Angriff. Jedoch war ihre Bewegung genau einstudiert. In ihren Augen blitzte verräterisch Herausforderung auf. Gewarnt zuckte sein Kopf zurück. Ihre Hände liessen ihn sofort los. Verdeutlichte Harmlosigkeit. Alles geschah in wenigen Sekunden bisher. Drohend senkte er seine Nasenspitze vor ihr Gesicht. Die Falle war zu. Drehte ihr rechtes Handgelenk herum. Ihr verborgenes Schwert klappte gegen seinen Nacken. Die linke Hand presse sie fest auf die ungeschärfte Rückseite der Klinge. Ein fester Druck ihrer Hände würde genügen um seine Nackenmuskel und den Wirbelsäuleknochen zu schädigen. Vermutlich sogar bei einem zähen Vampir den raschen Tod bringen. Sie wusste über die Anatomie von Vampiren zuwenig Bescheid. Einzig Dimitros geschockter Ausdruck, mit den runden Pupillen, verriet ihr dass er genau wusste wie sich die Seiten wechselten. Aufmüpfig drückte er einmal fest ihre Kehle. Genauso liess sie ihre Armmuskeln verkrampft an sich pressen. Augenblicklich gab er ihren Hals frei. Beide konnten sterben wenn keiner Aufgab. Jedoch lagen ihre Chancen zu überleben weit höher da sein Nacken empfindlich schmerzte. Spürte wie das rasiermesserscharfe Metall, bei jedem Atemzug Katalinas, Millimeter um Millimeter tiefer in sein Fleisch versenkte. Dünnes Blut rann bereits über seinen muskulösen Hals nach unten über die breiten Schultern. Tropfte bald auf Katalina hinunter.
Ungläubig lachte er humorlos auf. Diesen Augenblick fürchtete er sein ganzes Leben lang. Hilflos ausgeliefert zu sein in den Händen eines anderen.
Geduldig liess sie ihm alle Zeit zu begreifen. Das Wort Niederlage existierte bisher nicht bei so einem ungeschlagenen Vampir. Gesenkt ihre Stimme. „Was nun?“ Rücksichtsvoll bot sie ihm Frieden an. Er senkte seine Stirn auf ihre feuchte hinunter. Eine innige Berührung voller Wärme. Keine Sekunde liess sie ihr Schwert locker. Liess es seinen Bewegungen folgen. Leise lachte er auf. Er hasste und liebte diesen Augenblick. Weil er es endlich hinter sich hatte, das vor was er sich fürchtete. Viel lieber waren ihm die zarten Hände, von dieser Frau, als gegen einen anderen Krieger. Stärke und Schnelligkeit waren nicht sein Untergang sondern Überschätzung dass dies Ausreichte um der Beste zu sein. Diesmal strich sein Finger behutsam über die gerötete Stelle an ihrem Hals. Nickte und schluckte einmal leer. Die folgenden Worte glaubte er nie in seinem Leben je auszusprechen und trotzdem waren sie jetzt nötig. Er hob seinen Kopf soweit sie es zuliess. Blickte mit Verzweiflung und Erleichterung zu den Zuschauern hoch. „Ich ergebe mich.“ Zögerte er. Es fiel ihm so schwer, das erste Mal, das auszusprechen. Kräftiger das es alle hörten. „Ich ergebe mich.“ Gerade zu zärtlich zu Katalina. „Ich ergebe mich.“ Senkte seine Kopf niedergeschlagen.
Befreit atmete sie durch. Vertraute seinem Wort und der Kraft der Zeugen. Öffnete ihre tödliche Umarmung. Brauchte selber ein paar Sekunden um zu realisieren das der Sieg ihr gehörte. Heimlich stupste Dimitros sie achtsam in die Seite. Flüsterte leise. „Steh auf! Zeig Deine wahre Grösse. Das der einmalige Moment deinen Platz im obersten Rang zu sichern.“ Trat einen Schritt auf die Seite. Still beobachtete er nur wie sie aufstand. Bot ihr keinerlei Hilfe an. Das musste sie ganz alleine durch. Wiederum war es Katalina geradezu peinlich vor so vielen Leuten im Mittelpunkt zu stehen. Unsicher blickte sie zu den fremden Leuten hoch. Ratlos was sie eigentlich erwarteten. Sie war einfach nur froh überlebt zu haben. Erlöst das sie nicht Dimitros Leben tödlich beenden musste. Diese Furcht sass ihr tief in den Knochen. Diese Angst ihn beinahe umgebracht zu haben liess ihre Augen feucht werden. Ihre Nerven zitterten immer noch.
Kaum eine Minute war seit ihrem Aufstehen verstrichen. Unterwürfig hielt Dimitros weiterhin seinen Kopf gesenkt. In ihm rasten in der Eile so viele unglaubliche Gedanken. Selbst für ihn eröffnete sich neue Dimension. Wusste auf einmal was er wollte. Kniete neben ihr nieder. „Katalina“, rief er sie gefühlsvoll. Langsam wandte sie sich herum. „Steh auf“, bat sie leise. Verneinend schüttelte er den Kopf. „Nicht für das was ich vorhabe.
Willst du meine Blutgefährtin werden?“ Dabei sah er in ihre Augen hoch. Hellviolett bittende Augen. Einen Moment brauchte sie um zu begreifen. Das hier war wohl so was wie ein unglaublicher Heiratsantrag. Vielleicht war das ein bedeutsames Ritual, der Vampire, sie als einen der Ihren zu akzeptieren. Selbst ihre Gedanken überschlugen sich. Sie wollte wirklich nur Dimitros als ihren einzigen Partner. Erfreut dass er sie in den engen Bund einlud, lächelte sie ihn an. „Ja“, hauchte sie obwohl sie keinen Schimmer hatte was dabei alles auf sie zukam. Wie in einem Märchen kam sie sich vor. Verrückt unglaublich dass sie zu einem Vampir gehören wollte.
Er streckte ihr eine seiner grossen Hände entgegen. Erlöst griff sie danach. Fest umschlossen sie seine Finger. Mit einmal stand er vor ihr, zog sie in die Mitte des Platzes. Stellte sich neben sie. Fast schmerzhaft sein Griff. Jemand kam eilig aus dem Hotel zu ihnen. Der Diener hielt in seinen Händen ein dunkelrotes Tuch. Mit zunehmendem bangen verfolgte Katalina seinen flotten Gang. In seiner Uniform verbeugte er sich kurz vor ihr und Dimitros. Schlug das Tuch auf. Darin lag ein verzierter Dolch. Einfach der Schaft gehalten aber eine fremdartige Gravurschrift war in die Klinge eingeritzt.
Gelassen nahm ihn Dimitros mit der freien Hand. Setzte die scharfe Messerspitze an seinen Unterarm. Fassungslos beobachte Katalina wie er absichtlich einen langen Schnitt ausführte. Eine harmlose Fleischwunde von zehn Zentimeter, die blutete. Bevor sie reagierte hielt er dieselbe blutverschmierte Klinge an ihren Arm. Vollzog dasselbe. Angewidert presste sie heftig ihre Kieferknochen nieder. Es tat bedeutend weniger Weh als sie vermutete. Aber den Arm so offen zu sehen, mit dem Blut, erinnerte sie irgendwie an eine verblasste Erinnerung. Kein Laut kaum über ihre Lippen aber ihr drohte Schwindelig zu werden. Er gab den Dolch zurück aufs wartende Tuch.
Eilig presste Dimitros seine Wunde über die ihrige ohne dabei einmal ihre Hand loszulassen. Sein Unterarm lag über ihrem gekreuzt. So hielt er sichtbar für alle den Arm hoch. Worauf tatsächlich das Volk erfreut applaudierte.
Abwartend liess Katalina verwundert alles über sich klaglos ergehen. Auf einmal spürte sie eine Veränderung in ihrem verletzten Arm. Erschrocken wollte sie die Hand zurückziehen doch eisern hielt er sie fest. Flüssiges Feuer rann durch ihre Blutbahnen. Verteilte sich mit jedem Herzschlag tiefer in ihrem Körper. Es drang in ihr Bewusstsein das ein Vampir zu sein tatsächlich Realität war. Ihr dämmerte was gerade geschah. Dies war kein verschönertes Märchen. Sie lebte, durchlebte gerade einen gewaltigen Energieschub. Eine unbekannte Macht die unaufhaltsam ihren Körper erobert. Unsicher spähte sie heimlich zu Dimitros. Sanft sein Ausdruck in den hellen Augen. Unglaublich. Vor wenigen Minuten wollte dieser Mann noch ihren Niedergang mit Gewalt durchsetzen. Jetzt betrachtete er sie komplett Verändert mit unerschütterlichen tiefen Zuneigung.
Wie… sie brauchte unbedingt mehr Zeit um das zu verarbeiten. Wohl fünf Minuten standen sie da. Boten einen Anblick der Verbundenheit. Dimitros stand ihr Gegenüber. Lebhafte Augen bewunderten ihre Gestalt als sähe er sie heute zum ersten Mal. Gefangen hielt sie sein unerklärlicher Blick. Es schien als ob er nach was suchte. Da sie zuckte überrascht zusammen als sie seinen inneren Ruf verschwommen erfasste. Im Gesicht blieb er für die Beobachter ernst. Jedoch hörte Katalina sein gedankliches kichern. Er freute sich wie ein Kind ausgelassen über eine gelungene Überraschung. Die Zuschauer verloren zunehmend an Bedeutung als ihr neuer Gefährte sich vorbeugte. Warmen Lippen die ihren Streifen. Erkundeten was ihm gehörte unwiderruflich für eine Ewigkeit. Sie wusste gar nicht wie ihr geschah. Ihr Körper verarbeitete weiter den erobernden Eindringling. Ihre Gefühle, die Sinne, wie ein explodierendes Feuerwerk. Auf einmal verstand sie sogar ihre Schwester. Die alleine, ohne ihre Hilfe, das durchstand. Verschwieg was dieses unglaubliche Vampir sein bedeutete.
Heiser rief sie Dimitros Stimme in die Gegenwart zurück. „Ich will dir nicht die Stimmung verbergen, aber es ist Zeit dass du die ersten Regeln kennen lernst.“
Ausführlich erklärte er ihr die zwei wichtigsten Gebote. Begreifend nickte sie. Die immense Tragweit dämmerte ihr erst allmählich. Einmal blickte sie noch über den Platz. Längst zogen sich die Schüler zurück. Die gelangweilten Zuschauer zogen diskret Richtung Hoteleingang zurück. Doch auf einmal wechselte die Stromrichtung. Sie kamen wieder herbei. Selbst Dimitros fing die Veränderung auf. Auf einmal erschien sein humpelnder Bruder im Türrahmen. Sobald Dr. Card hinter ihm auftauchte, dauerte es eine Sekunde und die beiden überwanden die Distanz zu dem neuen Paar, so simpel wie ein Fingerschnippen. Wenige Meter trennen die Brüder. Der eine wirkte überrascht und weiterhin unversöhnlich, der andere schwebte einfach auf seinem neuen Glück. Schliesslich war es Mikael der Katalina, mit einem befreienden Lächeln, die Hand entgegenstreckte. „Willkommen in unserer Familie.“ Erleichtert nahm sie seinen herzlichen Handschlag an. Einfallslos wusste sie gar nicht zu erwidern. Alles war überwältigend, da musste ein schlichtes, „Danke“ reichen. Anders giftete Mikael seinen Bruder finster an. „Ein Tag voller Überraschungen und das soll er auch bleiben. DU glaubst dein frisches Glück gefunden zu haben nur wirst du keine Zeit finden es zu geniessen. Du kannst nämlich den Thron übernehmen!“ Grinste schelmisch seinen Bruder zu ehe er sich dem Publikum zuwandte. „Hört her! Ich habe ein passendes Hochzeitsgeschenk für die Zwei. Hiermit trete ich von all meinen Aufgaben als Thonanwärter zurück und übergebe den beiden mein Amt.“
Entsetzt protestierte Dimitros leise. „Das kannst du nicht tun.“
Plötzlich wirkte Mikael unendlich erleichtert als wäre er von allen Lasten befreit. „Doch. Ich hätte das eigentlich gleich nach meiner Ankunft klar stellen sollen. Das war mein grosser Fehler dieses Spiel aufrecht zu halten. Genau genommen gehört der Thron… “ Scharmant lächelte er Katalina an. „Unserer Königin.“
Diesmal konnte Katalina ein dümmliches, verlegenes Kichern nicht unterdrücken. Irgendwie kam sie sich langsam vor wie in einem Irrenhaus wo man eine Schauspielaufführung vorgesetzt bekam. Hilfe suchend wandte sie sich stumm an Dimitros. Erstarrt schien er selber dringend Hilfe zu benötigen. Zurück zu Mikael. Ihm gefiel die Vorstellung das Katalina alles managte. Schliesslich kam sie sogar mit schwierigen Fällen, wie Dimitros einer war, sehr gut klar. Einzig das sie, für heute, ziemlich verwirrt vorkam besorgte ihn.
Selbst Dr. Card fiel das erbleichte Gesicht auf. Beschwichtigte, „Zusammen schafft ihr das schon. Sonst bin ich noch im Hintergrund mit einer Menge von Ratschlägen. Katalina, dich möchte ich heute gerne noch in meiner Praxis sehen.“ Zufrieden nickte er den beiden zu. Katalina wagte schon gar nicht mehr sich zu rühren. Verspürte nur den Drang endlich das Zimmer aufzusuchen um sich eine Weile hinzulegen. Dimitros der ihr Unwohlsein diesmal deutlich auffiel, murmelte hastig. „Krisensitzung mit meiner Frau!“ Stützte sie am Arm und beeilte sich den Geschichtsträchtigen Platz zu verlassen. Einträchtlich schwiegen sie bis sie das Zimmer erreichten. Sobald er die schweren Türen schloss, lehnte sich Katalina an die Wand daneben. Pumpte viel Luft in ihre Lungen. In ihrem Körper tobte ein wirrer Kampf. Besorgt frage Dimitros. „Alles okay? In den meisten Fällen bekommend die Frischlinge Übelkeit, bei der ersten Umwandlung. Doch eigentlich ist es dafür zu früh. Das sollte erst acht bis zehn Stunden danach anfangen.“
Katalina lachte nur stumm vor sich hin. „Schönes Geschenk hast du mir da gemacht. Nein, was… ich… der ganze Tag ist einfach… unglaublich.“
Erledigt setzte sie sich einfach auf den Boden. Dimitros tat es ihr gleich. „Unfassbar“, bestätigte er. „Das du mich sogar besiegt hast.“ Verwundert schüttelte er darüber den Kopf. Vertraut strich Katalina mit ihren Fingern über seinen breiten Schultern. Ihr Bär gehörte jetzt ihr, nach den Gesetzen der Vampire. Wieder reizte sie das zu einem Lächeln. „Ich geh duschen und danach kurz zu Dr. Card. Nachfragen was er will.“ Als sie unsicher die Dusche ansteuerte verriet er ihr. „Ist sicher besorgt wegen der Umwandlung“

Im grosszügigen Raum drehte sie erst den heissen Wasserhahnen auf. Streifte sich die Kleider hinunter. Das Schwert legte sie auf den hohen Tücherschrank. Im dicken Leder war es gut versorgt. Eine halbe Stunde stand sei einfach nur im warmen, fast heissen Wasserstrahl. Liess alles noch einmal vor ihren Augen Revue abspielen. Das wunderbare Mohnfeld, den tödlichen Kampf mit Dimitros, das Blutritual und eine Thronübergabe. Kurz warf sie einen Blick in Abfalleimer, waren da nicht eine leere Medikamenten Packung. War alles wahr oder stand sie unter Drogen. Ungläubig schüttelte sie sie schweren nassen Haare. Es brauchte wieder einmal ordentlich Pflege. Allmählich fand sie ihre Stabilität zurück. Kontrollierte die Uhr. Es war erst gerade Fünf Uhr vorbei. Gemütlich zog sie sich an. Wählte einen unauffälligen Haustrainer. Trocknete halbwegs die langen Haare und flocht sie wieder zusammen.
Selbst ein Bär, mit einer dicken Haut, wie Dimitros brauchte eine entsprechende Weile um die überschlagenen Ereignisse zu verdauen. Nachdenklich sass er auf der Fensterbank und starrte ins Freie hinaus. Mitfühlend trat sie neben ihm. Legte eine Hand auf seine Schultern. Küsste ihn flüchtig auf den Mundwinkel. Sofort umfing er sie mit seinem Arm. Zog sie auf seine Oberschenken hoch. Alles andere als brav küsste er sie leidenschaftlich. Erst nach einer Weile schaffte er es sich wieder von ihr zu trennen. „Katalina, diese Nacht gehört uns. Ich lasse dich nur wenig schlafen“, kündigte er an.
Ausweichen wies sie darauf hin. „Erst einmal kommt das Nachtessen. Im Gegensatz zu dir brauche ich mehr Nahrung wenn ich trainiere. Bei Euch scheint das ja wenig Einfluss zu haben.“
„Das ist ganz abhängig von der Sonne. Je mehr wärme wir abbekommen umso weniger Energieaufwand brauchen wir für Bewegungen.“ Erklärte er.
Behutsam streifte sein Finger über die dünne Narbe an ihrem Arm. Das warme Wasser der Dusche öffnete die Verletzung erneut ein wenig. Heilte bereits wieder nach. Zufrieden entspannte sich Dimitros. „Dann bis später. Lass mich nicht zulange warten.“
Damit öffnete er ihre schlimmsten Befürchtungen. Wenn er den ganzen Abend nicht mehr von ihrer Seite wich, wie sollt sie dann ihr Flugzeug erreichen? Erst einmal zu Cards Zimmer.

Nach dem Anklopfen, bekam sie keine Antwort. Öffnete sachte. Im Raum war er nicht zu sehen also wollte sie sich zurückziehen. Gewohnheitsgemäss fiel ihr Blick auf den Abfalleimer. Zögerte. Trippelte leise auf ihn zu. Der mit Deckel versehene Eimer lag ziemlich weit hinten neben seinem Bürotisch. Unauffällig trat sie leise auf das Fusspedal. Sobald der silberne Deckel hochklappte, bemerkte sie den wenigen Inhalt. Rasch bückte sie sich. Schob die leeren Kartonhüllen auf die Seite. Mit einem Siegessicheren Lächeln hielt sie eine ihrer alten verhüllten Tabletten zwischen den Fingern. Damit kam sie garantiert zum Flughafen!
Hastig verliess sie fluchtartig das Zimmer. Erst eine kleine stärkende Mahlzeit.
Während sie unten was ass überlegte sie, wie sie Dimitros die Tablette am besten unterjubelte. Erst Dr. Card Stimme schreckte sie aus den Grübeleien hoch. „Du solltest unbedingt mehr Trinken. Gegen den Morgen wirst du viel Kotzen also sag Dimitros, er soll dich heute Nacht in Ruhe lassen. Bleib auf keinen Fall eine Minute alleine bis die Anfälle vorüber sind. Besser ihr ruft mich sobald die Krämpfe beginnen. Normaler Weise sind sie harmlos. Wenn der Körper sich entgiftet von dem was ein Mensch in all den Jahren ansammelt hat. Nur in deinem schwer liegenden Fall spielen die schädlichen Medikamente eine gefährliche Rolle. Daher will ich dich lieber persönlich überwachen. Ich hoffe du bist einverstanden?“ Zwar bemerkte er ihr zögern. Hielt es jedoch für Besorgnis was ihr da bevorstand. Dann drehte er ihren Arm langsam herum. Beschwerte sich. „Das Dimitros immer so übertreiben muss. Ein halb so grosser Stich hätte vollkommen genügt.“ Bedenklich streiften seine Fingerkuppen über die fast geschlossene Wunde. Auf einmal biss er sich selber in sein Handgelenk. Rot quoll sein dickes Blut hervor. Hielt es sofort über ihre schlecht verheilte Stelle. Fasziniert beobachte Katalina wie einige dunkelrote Tropfen in den aufgeweichten Spalt ihrer feuchten Haut fielen. Es dauerte wenige Sekunden, dann auf einmal, wie ein selbstständiges Lebewesen bahnte sich das Blut einen Weg in die Tiefe. Dr. Card hielt ihre Hand fest. Es tat nicht weh aber sie erschrak gehörig über das unerklärliche Phänomen. Begleitet von einem unangenehmen Kribbeln straffte sich die Haut innert Sekunden. Safa verwundert über den Vorgang wir rasch sein Blut heilte. „Das ging aber bedeutend schneller.“
Zufrieden grinste Dr. Card sie an. „Ich besitze auch ein paar Jahrhunderte mehr Erfahrung als Dimitros. Ausserdem sind meine Gene bisher die besten auf dem Markt.“ Dabei hielt er einen Zeigefinger warnend auf seine Lippen. Dass sollte sie also besser für sich behalten. Dennoch konnte sie sich nicht verkneifen. „Hast du Angst dass dir die Frauen die Tür einrennen?“ Sein breites Lächeln wurde eine Nuance Traurig. „Meine grosse Liebe ersetzt niemand. Genau wie bei dir ist mein Herz schon besetzt. Ausserdem trage ich eine grosse Verantwortung. Daher bin ich sehr vorsichtig. Keine Sorge, eines Tages werde ich einen Erben haben, dafür sorge ich schon. Die Dauer bis dahin kann ich bereits einschätzen.“
„Ah“, verstand Katalina, „Du hast also eine Freundin. Wo versteckst du die?“ Bisher hatte sie Dr. Card nie in Gesellschaft einer einzigen Frau gesehen. Da sie so unbekümmert fragte, erlaubte er sich auch einen Scherz. „Na bei mir im Zimmer, im Sarg.“ Genoss den Anblick ihrer geweiteten Augen. Bei ihr gelangen noch seine alten Streiche. „Keine Sorge. In einem Sarg schlafe ich schon lange nicht mehr. Dazu sind mir die Betten zu bequem. Hier ist es nicht nötig neugierige Leute mit makaberem Inventar abzuschrecken. Also, bis später. Wenn du mich Gedanklich rufst, kann ich dich hören.“ Er tippte auf den verheilten Arm hinunter. „Das Blut reicht für zirka eine Woche. Versuch unbedingt vor den Anfällen zu schlafen.“
Ihre sanfte Stimme kaum hörbar. „Danke, für alles.“
Nickend verabschiedete er sich.
Bedauernd sah sie ihm nach. Mit Abstand war er der beste Arzt den sie je kennen lernte. Der unheimlichste und gleichzeitig der Attraktivste. Sie wünschte im Stillen, ihm und seiner Zukünftigen, viel Glück.
Sein guter Rat mehr zu trinken brachte sie auf eine Idee. Also stand ein Abstecher in die Küche bevor. Nach wenigen Minuten kehrte sie mit einer kleinen Flasche zurück. Bevor sie ihr Zimmer erreichte, löste sie darin die Kuhschlaftablette auf. Glücklich trat sie ins Zimmer rein. Staunte, denn Dimitros sass brav am Tisch über den Büchern. Nach ihrem Eintritt legte er befreit aufstöhnend diese auf die Seite. Katalina gab ihm gleich die Empfehlung. „Ab sofort kannst du das getrost Kasimir Nicolai überlassen. Schliesslich wird er gut bezahlt. Einfach einmal im Monat würde ich seine Einträge lesen und Kommentare wenn er denn welche hinterlässt. Ausserdem probiere ich mit Mikael zu reden ob er wenigstens einmal im Jahr hierher kommt um die Bücher zu überprüfen. Ach ja, schlechte Neuigkeiten von Dr. Card. Ganz schlimme Prognosen.“
Gespannt horchte ihr Gegenüber auf. Einzig ihr lachender Ausdruck hinderte ihn daran besorgt zu sein. „Heraus damit.“
„Dr. Card will dass du heute Nacht die Finger von mir lässt. Anscheinend wird das Morgen die Hölle, mit der Umwandlung!“
Enttäuscht schlug er die Hände vor dem Gesicht zusammen. Bis sie mit der Flasche winkte und seine Stimmung hob, mit den Worten. „Ist kein Alkohol.“ Lachend erinnerte er sich an diese Worte. „Immerhin ein Lichtblick am Horizont. Gib her!“ Sie hielt ihm die Flasche hin wie eine teure Weinflasche. Raunte ihm verschwörerisch zu. „Ich hoffe es ist ein guter Jahrgang.“
Diesen seltenen heiteren Gesichtsausdruck liebte sie einfach an Dimitros. Gut gelaunt nahm er ihr die Flasche ab und trank einen langen Schluck. Reichte sie zurück. Mitspielend tat Katalina nur so als würde sie trinken. Höchstens ein winziges Schlückchen rann bei ihr hinein. Sofort schob sie das manipulierte Getränk wieder rüber. „Schmeckt einmalig.“ Dachte dabei zu Ende; wenn man es denn trinkt. Vermied es ihn direkt anzulügen da sie befürchtete er würde das auffangen. Arglos leerte er die halbe Flasche, steckte sie wieder ihr entgegen. „Der Rest gehört dir alleine.“
Beiläufig blickte sie zur Wanduhr hoch. Sechst Uhr in wenigen Minuten. Drei Stunden ihr um sicher zu fliehen. Garantiert würde der Flieger in der Luft nicht umdrehen. Soweit vermutete sie Dimitros Einfluss dann doch nicht.
Schläfrig stützte er, am Tisch, den Kopf auf einer Hand ab. „So in deinen Gedanken? Komm doch her zu mir.“ Diesen bittenden Augen war es schwierig zu widerstehen. Mit einem Lächeln setzte sie sich auf seinen Schoss. Das Angebot nutzend knabberte er an ihrem Hals. Sie schlug vor, „Gehen wir ins Bett. Halt einfach nur kuscheln wie gestern? Das hat mir auch gefallen. Du kannst halt, wenn ich wieder gesund bin, mich ausführlich geniessen. Wie lange dauert die Verwandlung überhaupt?“
Er protestierte kichern. „So lange werde ich garantiert nicht warten. Das sind mehrere Jahre bis der endgültige Prozess abgeschlossen ist. Bis du deine Fähigkeiten lernst zu beherrschen können weitere hundert Jahre vergehen. Ist von jedem Menschen verschieden. Ausserdem gibt es eben nur wenige Menschen die wir bisher verwandelten. Kaum eine Handvoll im Jahr. Wir…“ Ausgiebig gähnte er. „Wir bevorzugen es unter uns zu sein. Manchmal befürchte ich dass einige Reinrassige einen separaten Staat gründen wollen. Auf jeden Fall, hinsichtlich deiner Verwandlung, ist nur die Entgiftungskur die schlimmste…“
Müde sah er sie an. Sie deutete rüber zum Bett. Matt stemmte er sich unsicher auf die Beine. Öffnete die Augen weit, aber es gab nicht den gewünschten Effekt. Besorgt meinte er, „Hast du mich heute am Kopf erwischt. Ich kann kaum mehr klar sehen. Alles wirkt verzehrt.“
„Mhm. Kenne ich von der Klinik. Mehr trinken! Der Körper braucht mehr Wasser wenn es Heiss ist.“ Riet sie ihm. Drückte ihm die Flasche zuversichtlich in die Hände. Genau kannte sie die Wirkung der Tabletten welche einem auch den eigenen Willen stahl. Brav folgte er ihrer Anweisung. Heimlich dachte sie sich. – das ist einfach dafür weil du mich ins Gesicht geschlagen hast.- Ihre Rache. Sollte ihr Plan funktionierten würde sie ihm dafür die Brutalität, im Kampf gegen sie, verzeihen. Aber nicht gegen den unschuldigen Jungen. Das war eine andere Angelegenheit. Die Flasche glitt aus seinen schwachen Händen. Unbegreiflich was mit ihm geschah, sah er fragend Katalina an. Sie stützte ihn helfend. Wenige Meter trennten sie vom Bett als er einfach einsackte. Anscheinend war die Wirkung selbst für einen Vampir verheerend. Da sein Körpergewicht viel zu schwer war liess sie ihn sachte auf den Boden niedergleiten. Angelte mit dem Fuss das Kopfkissen und schob es herüber. Beruhigen flüsterte sie Dimitros zu. „Es war ein anstrengender Tag für uns alle. Letzte Nacht hast du kaum geschlafen, erhole dich ein bisschen.“ Strich ihm liebevoll die Haar aus dem Gesicht. So entspannt lag er vor ihr. Sie wollte gar nicht mehr weg. Etwas in ihr wollte nur an seiner Seite bleiben für den Rest ihres Lebens. Dieses dumme Versprechen. Bereits nach wenigen Augenblicken schlief er fest ein. Sie drehte ihn in Seitenlage und stützte ihn mit einem weiteren Kissen ab. Nur für alle Fälle um ihm das Atmen zu erleichtern. Bedauernd stand sie auf. Ein letzter Kuss in seine Haare. Er hatte auch geduscht und roch nach künstlichen Aromastoffen.
Es viel ihr so schwer. Ein paar wenige Schritte zum Nachttisch. Ticket und Passport heraus zu holen. Sie behielt ihren praktischen Trainer an. Wechselt einfach die Jacke aus. Sie wollte unbedingt seine mit dem bestickten Bären behalten. Zur Erinnerung bis sie eines Tages wieder kam. Gedankenvoll schloss sie die Türe hinter sich zu. Sie liebte diesen Ort. Egal wie vernachlässigt die Fassaden waren. Das Herzstück schlug am richtigen Fleck. Ein schwerer Gang bis zum Lift. Dann erinnerte sie sich an Mikael. Spazierte zu seinem Quartier hinüber.
Klopfte gespannt an. Was sollte sie ihm nur sagen. Einfach Kommentarlos fliehen wollte sie auf keinen Fall. Zögerlich öffnete sich der Eingang eine Handbreite. Vermutlich wollte er, falls Dimitros vorne stand, bereit sein die Türe zuzuschlagen. Nachdem ein bedrückter Mikael sie erkannte, zog er die Türe weit auf. Freudlos blickte er auf sie hinab. Bevor sie der Mut verliess, trat sie draufgängerisch an ihm vorbei ins Innere. So ordentlich aufgeräumt sein Zimmer. Nur die Decken auf seinem Bett waren durcheinander. Sie entschlossen. „Wir müssen reden! Wo willst du dich hinsetzen oder liegen?“
Es zuckte belustigt in seinem Mundwinkel. „Was kümmert es dich? Mit Dimitros habe ich abgeschlossen.“
Geduldig wartete sie mitten im Raum. Schliesslich sah er genervt zu Decke hoch und legte sich ins Bett. Klopfte auf den Stuhl daneben den sonst Dr. Card benutzte. Mit einem geraden Rücken setzte sie sich drauf. Diesmal bewies er Geduld. Sie lächelte. Bedauerte das Safa ihn dermassen betrog. Es war ein hübscher junger Mann der eine tiefe Traurigkeit ausstrahlte.
„Mikael, ich reise ab nach Europa.“ Sie wusste nicht Recht wie sie starten sollte. Sein lasches „So, willst du auch wie Safa von uns weg?“ Strafend sah sie ihn für einen Moment böse an. „Safa hat damit nichts zu tun. Ich habe in der Klinik mein Wort gegeben dass ich am Freitag zurück bin. Das ist Morgen. Himmel, es war nicht schön dass ich mit einer gemeinen Erpressung, meinen Ausgang erzwungen habe. Jedoch muss ich bis Morgen zurück sein sonst bestraft man die unschuldigen Wärter und das haben die zwei wirklich nicht verdient.“
Unbekümmert meinte er. „Oh, verstehe. Was willst du wirklich?“
Sie lachte einmal künstlich auf. „Natürlich will ich hier bleiben. Aber im Gegensatz zu dir bin ich immer noch verurteilt. Ich kann nicht so einfach herumspazieren. Das wäre zu riskant.“
„Mhm.“ Nachdenklich sah er sie an. Er kannte eine Lösung, wollte sie aber von ihr selber hören. Sie verzog leicht verlegen das Gesicht. „Ich hätte da einen Vorschlag. Dimitros hat mir am ersten Tag Geld versprochen wenn ich Postwenden das Land verlasse und ich bin überzeugt das hat er bis heute nicht überwiesen. Jedenfalls das wäre eine Menge Geld und ich wäre bereit darauf zu verzichten wenn du…“
„Wie viel Geld?“ Fragte er ahnungslos.
„Fünf Millionen US Dollar.“
Mikael verzog auch unschön das Gesicht. Ächzte übertrieben nach Luft. „Das ist aber nicht dein Ernst?“ Keuchte er empört. Schien plötzlich von höllischen schmerzen geplagt zu sein.
Bedauernd presste Katalina die Lippen aufeinander. Gestand besänftigend. „Nachdem ich deine Bücher mit Kasimir durchgegangen bin, habe ich mit Dimitros abgemacht dass ich auch mit der Hälfte zufrieden wäre. Damit Dimitros nicht so Haushohe Ausgaben hat.“
„Haushoch ist weit untertrieben wenn er ganze Millionen verschenkt.“
„Er hat Safa am Anfang eben noch nicht gekannt und wollte sie loswerden. Hat mich einfach mit ihr verwechselt. Jetzt…“, sie hielt ihr Ticket hoch. „habe ich immerhin das was er mir bezahlt hat. Den Rückflug in weniger als zwei Stunden. Aber könntest du mir helfen aus der Klinik zu kommen? Was hast du bei der Anhörung gesagt?“
Unsicher blickte sie ihn flehenden an. Ungezwungen legte er fürsorglich seine Hand auf ihre verkrampften Finger. „Meine Königin“, begann er aufmunternd. „Ich bestelle einen guten Verteidiger zur Unterstützung. Er wird sich in der Klinik mit dir in Verbindung setzten. Halte dich bei der Anhörung nahe bei der Wahrheit. Du kannst dich ja an fast nichts mehr Erinnern. Das ziehen wir als Heilungsprozess hervor. Seither benimmst du dich ja normal und das ist die Wahrheit. Das klappt schon…Lässt dich Dimitros einfach so gehen? Wieso kommst du ausgerechnet mich um Hilfe fragen?“ Bemerkte er auf einmal Verwundert. Ihm fiel auf das was nicht stimmte.
„Dimi hab ich schlafen gelegt. Der wacht wenn überhaupt frühestens in ein paar Stunden auf.“ Fröhlich lachte Mikael. Zum Glück nahm er es mit Humor. Wischte sich eine Träne aus den Augen. „Ihr zwei versteht Euch ja blendend. Ihr auf dem Thron, da hat wirklich niemand eine Chance ihn zu erobern. Ihr ergänzt Euch wunderbar. Vielen Dank für die Vorwarnung. Ich werde heute Nacht meine Türe besser nicht abschliessen sonst ist sie Morgen eingeschlagen. Sonst noch etwas das ich besser wissen sollte?“
„Kasimir wird die Aufgabe über die Bücher übernehmen. Vielleicht kannst du ihm ein paar Tipps geben. Ihm das einarbeiten erleichtern. Was wirst du tun? Hier weiter wohnen bleiben?“
Schwermütig blickte Mikael auf seine Decke hinunter. Da er schwieg, verriet ihm Katalina. „Ich begreife einfach meine Schwester nicht. Sie hat so von dir geschwärmt und dann…wieso kann sie so kaltherzig dir den Rücken zudrehen?“ Diesmal teilte er ihr Leid. Sie war in so vielem im Unklaren. Über ihre Rasse, ihre Kämpfe und über die Intrigen von de Vlamnick. Er zog ihre Hand zu sich hoch an sein Herz. „Hast du noch etwas Zeit?“
Sie nickte. Dann begann er zu erzählen. Von seinen heimlichen Plänen. Von seinen begonnen Träumen mit dem Land von der alten Witwe. Das er Dimitros nicht einweihen wollte und daher alles hintenrum organisierte. Die beschäftigen Tage, Zeit die ihm für Safa fehlte und von Maurice de Vlamnick der mit seinen Intrigen den Rest der Beziehung zerstörte. Das Safa nicht freiwillig von Makar schwanger war, erleichterte Katalina immens. Zu hören von den missglückten Plänen die Mikael so sorgfältig startete, das tat ihr unendlich weh. Diesmal wischte sie sich eine warme Träne von den Wangen. Mitfühlend zog sie Mikael zu sich. Umarmte sie tröstend. Selbst ihm tat es unendlich gut jemanden zu haben, der ihn verstand. Sein Leid mit jemandem zu teilen. Murmelte, „Meine Königin, da kommen noch eine Menge Unerwarteter Dinge auf uns zu. Reicht es dir wenn du die Normale Wartezeit bis zur Anhörung abwartest oder soll ich mit Bestechung beschleunigen?“
Er roch fast wie Dimitros. Vielleicht eine Spur leichter, weniger herb, fiel ihr sofort auf. Gefasst nahm sie sich zusammen. „Es reicht die normale Dauer. Ihr müsst auch sparen und ich hab Zeit mich an den Gedanken zu gewöhnen ein Vampir zu werden.“
Ein schwaches Lächeln erhellte kurzfristig sein Gesicht. „Du bist eine gute Frau. Das Dimi, ich liebe diesen Kürzel, in dir seinen Meister gefunden hat, erleichtert mir vieles. Wir finden eine Lösung und ich würde es vorziehen wenn ich mit dir direkt Verhandeln kann ohne meinen unfähigen Bruder.“
Das Angebot nahm sie gerne an. Pflichtete ihm bei. Er drückte fest entschlossen ihre Hand. Ein besiegelter Packt.
Die Zeit drängte zum Aufbruch. Sogar von ihm fiel der Abschied schwer. Ein gutmütiger Kerl der sein schweres Los nicht verdiente. Daher versprach sie. „Sobald ich wieder hier bin suchen wir auch eine Lösung für Dich und Safa. Und wenn ich den Mistkerl Makar, in ein paar Jahren, eigenhändig umbringen muss.“
Er weinte beinahe vor Freude und Schmerz an seine Geliebte. „Danke, diese Hoffnung kann ich gebrauchen. Vielleicht finde ich trotzdem einen Weg um an das Land zu kommen. Wir brauchen alle mehr Zeit. Glücklicherweise sind wir Vampire. Wer weiss was in zehn, zwanzig Jahren ist.“
„Genau, solange wir zusammen halten schaffen wir das… Hast du schon mal daran gedacht der Witwe das Land nicht abzukaufen sondern mehr zu erben? Was wenn sie lieber eine Unterstützung will auf ihrem Gut bis zu ihrem Lebensende. Alte Leute wollen doch nicht so einfach ihr trautes Heim aufgeben? Dazu ist sie viel zu tief damit verwurzelt.“
Aufhorchend sah er sie an. „Das werde ich mir merken. Ich rede nochmals mit ihr.“
„Gut, dann versuche ich inzwischen in Europa nach einer Lösung mit Safa. Wer weiss wenn ich heimlich mit ihr Kontakt aufnehme, ohne das Makar was erfährt, gelingt es uns einen Weg zu finden, der am Ende uns allen den Frieden bringt.“ Erneut drückte Mikael ihre Hand. Vorsorglich warnte er sie. „Sei einfach nicht enttäuscht wenn Safa loyal hinter Makar steht. Unser Vampirblut hat gelegentlich seltsame Eigenschaften. Es wird sie mit Vernunft steuern und in erster Linie für die Sicherheit ihres Kindes sorgen. Ich bin zwar kein Experte aber die Zeit reicht nicht aus um dir die haarsträubenden Geschichten aus der Vergangenheit zu erzählen die andern Liebespaaren passiert sind. Ich wünsche dir eine gute Reise und wir sehen uns bestimmt nächsten Monat wieder.“
Verstehend nickte sie. Für ausführliche Erklärungen war ihr Flugtermin zu nahe. Sie legte ihm einen Arm um die Schultern, küsste ihn auf die Wangen. „Danke. Passe selber auf dich gut auf, ich befehlte dir das!“
Lies seine Hand los. So traurig seine feuchten Augen mit dem Anflug von einem Lächeln. Sie ahnte dass ihre Ähnlichkeit ihn schmerzlich an Safa erinnerte. Schwach nickte er zustimmend.
Ohne sich umzudrehen verliess Katalina entschlossen den Raum. Die untätigen Jahre in der Klinik veränderten einen Charakter. Besonders bei Mikael fiel ihr das auf. Er war ein eingefleischter Familienmensch. Brauchte den Halt von mindestens einer vertrauten Person. Vor Safa hatte er sich an Dimitros gehalten. Jetzt waren beide ihm so geliebten Personen entfernt. Daher kam wirklich eine schwierige Zeit auf ihn zu. Sie hoffte nur das die aufkommende Depression ihn nicht zu tief niederrissen.
Sie sammelte die eigene Vernunft zusammen. Im Parterre unten wartete Kasimir auf sie. Dankbar dass er sie auf dem letzten Weg aus Russland begleitete lächelte sie ihn an.


Kennenlernen



Pünktlich hob die V-Airline vom Boden ab. Gedanken verloren schaute Katalina aus dem ovalen Fenster, in den eindunkelnden Abend hinaus, ohne ihn richtig zu realisieren. So viel sauste ihr durch den Kopf, allem voran die Besorgnis um den betäubten Dimitros. Hoffte dass wenn er aufwachte, seine schlechte Laune nicht an den anderen ausliess. Ahnte bereits dass sie beim nächsten Mal, wenn sie zurückkehrte, garantiert einen neuen Tisch im Schlafzimmer kaufen musste. Besser war es vielleicht einen selber zu bauen aus Bausteinen und Zement. Bei dem Gedanken kehrte das Lächeln zurück. Ihr starker Bär war eine spezielle Nummer für sich. Wunderte sich dass sie ausgerechnet ihn liebte. Dann noch diese Vampir Geschichte. Anfangs glaubte sie an einen bösen Unfug. Seit Dimitros Blutritual bekam die Geschichte beweiskräftige Züge. Alle ihre letzten Zweifel waren getilgt, stattdessen sorgte sie sich nur noch über die erste angekündigte Verwandlung. Solange sie in der Klinik war, wurde sie Medizinisch rundum versorgt. Das Land draussen verschwamm zu einem dunkelgrünen Fleck mit leuchtenden Punkten wo die Beleuchtung kleinere Städte anzeigten. Irgendwo da unten war ihr Königreich. Was für ein absurder Gedanke. Wenn sie das jemandem erzählte hielt man sie gleich für eine Verrückte. Da kam eine riesige Verantwortung auf sie zu. Ein Monat reichte um Kasimir einigermassen in die Bücher einzuarbeiten. Er und Dimi mussten das übernehmen bis sie relativ einfaches Russisch verstand. Ein bis zwei Jahre rechnete sie mindestens dafür ein. Ausserdem brauchte der verschwenderische Dimitros ein Limitiertes Konto. Das würde sie einmal mit Mikael in Ruhe besprechen. Überhaupt woher all die Einnahmen kamen und wohin sie verschwanden war höchst interessant. Eine Königin! Was da wohl für Pflichten auf sie zukamen? Solche Informationen fand man sicher nicht über Internet bei Google. Dimitros war auch kein Genie darin. Da wusste sie vorher das Dr. Card ihr kompetenter Aushalf.
Aufgeschreckt wegen der Kabinenaktivität späte sie umher. Man verteilte das Abendessen. Erwartungsvoll klappte sie ihren Tisch von Vorderstuhl hinunter und… Sie wurde schlicht übergangen. Also fragte sie auf Englisch nach dem Grund. Er gefiel ihr überhaupt nicht. Dimitros strich gemeiner Weise ihr Essen, als er das Ticket löste. Diesmal war kein Mitleid mehr übrig weil sie ihn unfair schlafen legte. Sie hätte ihm im Schlaf mit einem schwarzen unabwaschbaren Stift einen Teufelsbart anmalen sollen. Zum Glück trug sie etwas Kleingeld in der Tasche. Diese Euros reichten gerade für eine heisse Suppe. Zwar besass sie Schweizer Geldnoten, doch das wurde hier nicht angenommen. Hier akzeptierte man nur Euro oder Plastikgeld.
Nach der Suppe beschloss sie Dr. Card Rat zu befolgen. Versuchte zu schlafen. Träumte von dem unvergesslichen Ritt. Nach kurzer Zeit kam die nächste Störung. Die meisten Reisenden folgten ihrem Beispiel. Man redete nur gedämpft um die schlafenden nicht aufzuwecken. Zwei Kinder spielten hinten beim breiten Platz. Katalina lobte das es auf dieser Flugstrecke, einen separaten Platz, für die Kleinen, zum Beschäftigen gab. Nein, ihr fielen die nervösen Stimmen vorne auf. Der Platz neben ihr blieb frei. Sie streckte sich und blinzelte müde über die Sitzreihen hinweg zu den aufgeregten Flugbegleiterinnen. Eifrig diskutierend waren sie eindeutig geteilter Meinungen. Dann als eine den ratlosen Blick zu ihr direkt warf, rasch auswich, spähte schon ihre Kollegin herüber. Länger hielt sie den Blickkontakt mit Katalina aufrecht, begleitet mit einem verlegenen Lächeln. Ein Gesichtsaudruck folgte der besagte das der folgende Schritt ihr Sauer aufstieg. Langsam glitt sie lautlos den Gang hinunter zu Katalina. Mit einem unguten Gefühl sah Katalina zu ihr hoch. Das aufgesetzte Lächeln der Flugbegleiterin verstärkte ihren üblen Verdacht. Daher nahm sie die kommende Entschuldigung gefasst auf. „Verzeihen Sie, wir haben ein kleines Problem hinsichtlich ihrer ausgewählten Destination. Wir möchten sie ungern damit belasten, aber…“
„Dimitros Sirinovska“, kürzte Safa ihre ausholende Erklärung ab. Das Lächeln vor ihr wurde eine Spur breiter. Sie bestätigte ihre Vermutung. Da einige Mitreisenden bereits lauschten, räusperte sich Katalina und deutete eine Bewegung nach vorn an. Sie wollte das diskret aushandeln. Erleichtert folgte die Flugbegleiterin in ihrem Rücken. Vorne neben dem Ausgang schob sie flugs den Vorhang, hinter ihnen, zu. Neben den uniformierten Frauen gesellte sich sogar der Copilot dazu. Damit war der Ernst der Lage verdeutlicht. Fragend sah Katalina in die verstrittene Runde. Die blondhaarige Russin ergriff das Wort. „Wir haben einen Funk erhalten der unmissverständlich fordert dass wir zurückkehren sollen, wenn sie bei uns eingecheckt haben. Sollten wir dem nicht nachkommen will Herr Sirinovska über den Flughafen für mehre Jahre eine Sperre verhängen.“
Darüber wunderte sich Katalina. „Darf er das?“
Ausweichend blickte ihr Gegenüber auf den Boden. „Bedauerlicher Weise hat er den Einfluss dazu. Schliesslich hat er den Flughafen gebaut.“
„Oh“, begriff Katalina. Dann nach kurzer Überlegung. „Darf ein Stellvertreter vom Königreich überhaupt so eine Entscheidung fällen?“
Verwirrt wechselten die drei Gegenüber einen regen, stummen Blickkontakt. Niemand verstand was sie andeutete. Also informierte sich Katalina. „Dimitros Sirinovska ist seit heute Nachmittag, in seinem königlichen Rang, etwas abgestuft worden. Ist es ihm also überhaupt gestattet so eine wichtige Entscheidung zu fordern.“
Ratlos sah sie ein misstrauischer Copilot an. Schlank, elegant seine Erscheinung genauso wie ein ziemlich entschlossener Vampir. Bei ihm gab es keine Unsicherheiten. Vermutlich hatte einzig der energische Einspruch der beiden Frauen seinen längst gefällten Entscheid hinausgezögert.
Er trat nach vorne um seine Präsents zu verstärken. Was eigentlich bei seiner aufgeladenen Aura völlig überflüssig war. „Wer ist den jetzt König?“
Diesmal formte Katalina ein aufgesetztes, übertriebenes Lächeln in ihrem Gesicht. Wurde jedoch sofort wieder ernst. Schliesslich war sie Königin und musste ihre neue Position verteidigen und keine Schwäche zeigen. Schwer atmete sie durch. Wollte wissen. „Gibt es Leute von Hotel die mitfliegen? Ich glaube nämlich kaum dass ihr hier mir glaubt wenn ich verrate dass ich gerade die Königin von Russland bin.“
Tatsächlich rutschte dem Copilot ein unterdrücktes Prusten heraus. Im letzten Moment verkniff er sich das laute Lachen. Im Gegensatz zu ihm schauten die Damen eher entsetzt über die unglaubwürdige Verkündung. Gutmütig lächelte Katalina bis der Copilot sich von dem guten Witz erholte. Dabei presste er immer noch eine Hand über seinen Mund. Räusperte mehrmals um seine Stimme zu finden. Immerhin wirkte seine gute Laune ansteckend. Als er sich einigermassen beruhigte wandte sich Katalina an die Damen. „Besorgen sie mir ein paar Zeugen aus dem Hotel. Und ist es möglich mit Dimitros zu sprechen? Gibt es hier so was wie ein Telefon?“
Eine Flugbegleiterin betätigte das Mikrophon um die Fluggäste mit sanfter, gesenkter Stimme zu informieren dass sie gerne ein paar Gäste aus dem Hotel vorne beim Piloten sähe, da er eine Bestätigung über eine Information benötige. In den folgenden stillen Minuten rührte sich niemand. Anscheinend fühlte sich keiner Betroffen, oder angesprochen also versuchte es sie noch einmal. Aus der halb vor hindösenden Gesellschaft meldete sich weiterhin keiner. Katalina nahm entschlossen ihr das Mikro aus der Hand. „Liebe Fluggäste! Darf ich ein paar Gäste aus dem Sirinovska Hotel auffordern nach vorne zu kommen, oder wir fliegen postwendend wieder zurück!“
Dass sass obwohl sie den Ton genauso freundlich hielt wie ihre geübten Begleiterinnen. Sogar die schlafenden weckte man auf. Aufmerksam erhoben sich fast zehn Leute zögerlicher. Katalina winkte das vordere Pärchen heran. Auf einmal wurde ihr ein anderer schwarzer, verdrahteter Höher, in die Hände, überreicht. Bevor sie ihn an die Ohren hielt bellte da schon eine wohlbekannte Stimmte entgegen. „Katalina!“ So übertrieben wie er Schrie war sogar ein gewisser Abstand empfohlen um keinen Hörschaden einzufangen. „Dimi, ich hab…“ „Du kommst sofort zurück!“ Klar sein zementierter Befehl. Abwartend hielt Katalina den Hörer von sich bis er sich verbal abreagierte. Nach einer Luftpause hielt sie ihm vor. „Schön. Darf ich dich erinnern dass dein ungeschütztes Genick heute unter meiner Klinge lag. Also nochmals von vorn. Ich hab Termine in Europa. Mikael weiss Bescheid. Und stürme ihm jetzt nicht die Bude ein! Er braucht seine Ruhe! Du wartest anständig bis morgen früh ehe du bei ihm zivilisiert anklopfst. Alles andere klären wir wenn ich zurück bin.“ „Wie lange dauert das?“ „Einen Monat wirst du garantiert ohne mich überleben. Also wärst du so lieb dem Personal hier zu sagen dass du deinen Wunsch zurückziehst?“ Es knurrte verstimmt am anderen Ende der Leitung. Katalina sagte entschuldigend dass es, ausser dem Kopiloten, auch Dimitros hörte. „Er steht vielleicht immer noch unter dem Einfluss von den Medikamenten. Darum reagiert er, eine Müh, überdreht.“
Begeisterungslos schaute der Copilot sie zweifelnd an. Auf ihn wirkte die Geschichte weiterhin wenig überzeugend. Hinter Katalina versammelten sich mittlerweile fünf Vampire. Besorgte Gesichter verlangten nach einer Erklärung. Also warf ihnen der Copilot zu. „Diese Frau behauptet die Königin über die Russland Destination zu sein.“
Freundlich wandte sich Katalina, ihre Aufregung unterdrückend, den Leuten zu. Erleichtert blickten ihr die fremden Gesichter entgegen. Das war eine leichte Aufgabe für die Fluggäste. Sobald die erste ältere Frau vorne respektvoll ihren Kopf senkte, verbeugten sich die Männer, jeden Alters, vor ihrer neuen Regentin. Einer bestätigte es wörtlich. „Ja, sie hat Dimitros Sirinovska klar im Kampf besiegt. Wir akzeptieren diesen neuen Regierungswechsel.“
Gerührt stand Katalina da. So loyal stellte sie ein Volk, welches sie nicht einmal kannte, nie in ihren besten Träumen vor. Hauchte gefühlsvoll gerührt. „Danke. Ich hoffe wir schaffen dass Russland wieder attraktiver für Familien wird und die Zuwanderungen wieder ansteigt. Ab nächsten Monat gibt es eine Sitzung über deren Verlauf wir auf unserer Homepage informieren.“ Sie stutzte. „Haben wir eine Homepage?“ Fragte sie ahnungslos in die Runde.
Jemand nickte zustimmend. Sie weitete aus. „Mit einer Abstimmungsseite?“ Diesmal dauerte es länger bis sie die verneinende Antwort zugeschickt bekam. Nachdenklich gab sie zu. „Ja, da gibt es noch einiges zu verbessern. Danke dass ihr mir das Vertrauen schenkt. Ich werde mein bestes möglichstes tun um die Lebensqualität zu verbessern.“
Entspannt hoben sich die Leute. Jemand vergewisserte sich: „Wohin fliegen wir jetzt?“
Katalina genoss es sich absichtlich vor den mürrischen Copiloten zu stellen. „Nach Europa! Dort habe ich einige Sachen abzuschliessen bevor ich endgültig nach Russland auswandere. Ich hoffe wir sehen uns wieder.“
Befreit und in ihrer Neugierde befriedigt kehrten die aufgerufenen Zuschauer zurück auf ihre erkalteten Sitzplätze. Müde wandte sich Katalina an den unerschütterlichen Copiloten. Aufrecht blieb er vor ihr stehen. Beugte sich mit einem bitteren Ausdruck zu ihr und flüsterte leise dass sie es kaum verstand. „Netter Auftritt. Wenn ich eines Tages herausfinde das dies bezahlte Schauspieler waren, reisse ich dir persönlich den Kopf ab.“
Sprachlos sah Katalina den selbstgefälligen Sturkopf an. Stellte sich seitlich von ihm mit einem gespielt heiterem Lächeln. „Das ist wirklich höflich von…“
Genau wie bei Dimitros hämmerte sie ihre Fusskante in sein Rückwärtiges Knie. Durch den Druck knickte er ein. Sobald er ihre Höhe erreichte, schnellte ihr Arm vor und brachte ihn ganz Rückwärts zu Fall. Ein halbwegs vorsichtiger Schlag, mit ihrem Handrücken, auf seine Kehle reichte um ihm furchtbare Schmerzen auszulösen denn die ungeschützte Luftröhre reagierte empfindlich.
Er wollte ihr entwischen doch sie drückte unerbittlich, sachte ihre Hand warnend tiefer. So einfach machte es ihr ein ausgewachsener Vampir jedoch auch nicht. Mit überlegener Geschwindigkeit rutschte er unter ihr weg. Dafür schnellte ihr Bein vor und während er hochsprang angelte ihr angewinkelter Fuss sein Bein. Unsanft knallte er halb an den Schrank. Böse fuhr er herum. Ziemlich aufgebracht hielt er sich die Stirn wo ungehindert eine rötliche Beule wuchs.
Gelassen behielt Katalina ihre eiserne Ruhe bei. Auf einmal senkte er aufgebend seinen Kopf. Akzeptierte ihre Rolle zähneknirschend. Normal kehrte Katalina auf ihren Sitzplatz zurück. Innerlich fiel ein schwerer Stein vom Herzen. Das war genau ihre verrückte Welt. Himmel, diese Leute kannten nur das grausame Gesetz des stärkeren. Ihre Verwandlung stand erst ganz am Anfang und sie musste sich bereits gegen grössere Kaliber behaupten. Mit kaltem Schweiss im Nacken plumpste sie auf ihren weichen Sitz hinunter. Konzentriert atmete sie gleichmässig. Erbarmend näherte sich eine der Flugbegleiterinnen. Es war ihr anzusehen dass sie sich über den überfälligen Dämpfer, von ihrem Arbeitskollegen, freute. Daher bot sie höflich an. „Möchten sie nicht lieber in der ersten Klasse vorne sitzen.“
Dankend lehnte Katalina ab. „Ist sehr nett. Jedoch geniesse ich noch die letzten Spaziergänge im einfachen Volk. Ausserdem bin ich der Auffassung dass ein Hirte in der Nähe seiner Schäfchen sein sollte.“ Entschuldigend blickte sie hoch. Mit einem fröhlicheren Lächeln verabschiedete sich die Flugbegleiterin.
Endlich getraute Katalina die Augen entspannt zu schliessen. Solche Aufregungen, während ihr Körper innerlich heftig tobte, gaben ihr einen Stich ins Herz. Dr. Card Anweisungen zu befolgten, zu entspannen, erwies sich schwieriger als gedacht. Wenige Minuten später fiel sie in einen Traumlosen Schlaf.
Nach Mitternacht weckte sie der erste Reizhusten auf. Der Schlaf eroberte jedoch seine Zeit zurück. Gegen drei Uhr Morgens wachte sie aus einem undefinierbaren Grund, aus den Träumen. Tiefe Unruhe hielt sie wach. Vorgewarnt suchte sie vorsichtshalber nach dem Kotzbeutel. Wenn man ihn brauchte war keiner zu finden. Spärlich leuchten wenige Lampen im Gang. Von wegen Vampire sind nur Nachtaktiv. Allesamt schliefen auf dieser Reise. Katalinas Magen fühlte sich ruhig an. Jedoch ein ungewohntes Stechen oberhalb davon nahm stetig zu. Dem Abhelfend hastete sie erst einmal auf die Toilette. Dort trank sie viel Wasser. Wartete in der Enge der Kabine. Schon nach kurzer Zeit begann die Übelkeit hochzusteigen. Kotze schwarzes Zeug in die Keramikschüssel. Im violetten Licht der Bordlampe sah es noch viel scheusslicher aus. Wohl eine halbe Stunde getraute sie sich nicht mehr hinaus. Trank und würgte wenige Minuten später darauf alles wieder hoch. Jedoch schien alles in einem erträglichen Rahmen. Einzig der Inhalt beunruhigte sie. Niemand bereitete sie auf so eine scheussliche Brühe vor. Als sie eben die WC Türe schloss, fühlte sie sich erneut unbehaglich. Kurzerhand setzte sie sich gegenüber auf den Boden. Wenige Schritte neben ihr hörte sie, hinter dem Vorhang, jemand hantieren. Auf einmal näherte sich ein rascher Schatten. Eine der Flugbegleiterinnen hielt ihr ein warmes Tuch entgegen. „Für den Nacken. Eine Umwandlung?“ Nahm sie das Unwohlsein wunder. Katalina bestätigte. „Ja.“
„Scheussliche Sache. Solange sie Nichtraucherin sind und selten Alkohol trinken ist der erste Schub in wenige Stunden durch“, meinte sie beruhigend.
Schweigend dachte sich Katalina nur ihren Teil um sie nicht aufzuschrecken. Die verschiedenen Medikamente über all die letzten Jahre besorgten sie. Schade war Dr. Card nicht an ihrer Seite. Jedoch genoss sie in der Klinik denn modernsten Standart. Quasi eine rundum Versorgung. Ausserdem überlebte jede Schwangere Übelkeit, daher mass sie dem wenig Gewicht bei.
Alle zehn Minuten kotzen schwächte sie minimal. Erst das unkontrollierbare Zucken in ihrer linken Hand verriet ihr dass da weit mehr auf sie zukam. Lästig versteiften sich ihre Finger für ein paar Sekunden. In den folgenden Stunden weitete sich das auf ihr linkes Bein aus. Ausserdem verkrampfte sich Zeitweise der ganze Arm. Bauchschmerzen nahmen weiter zu. Als der Flieger den sicheren Boden berührte, die Gummiräder kaum Qualmten, war Katalina heilfroh bald die Vampirmenge zu verlassen. Sehnte sich nach einem abgeschiedenen Raum, ohne gaffende Zuschauer. Draussen war es eben fünf Uhr Morgens. Die Sonne weit davon entfernt aufzusteigen. Als das Flugzeug endlich an seinem Parkplatz stillstand, eilte die Flugbegleiterin, durch die hektischen Leute auf sie zu. In der Hand ein Glas Wasser. Alles drängte Katalina nur nach Hause, doch den Hilfsbereiten Service wollte sie nicht ausschlagen. Bemerkte jedoch nach dem ersten Schluck den seltsamen Geschmack.
„Magnesium um die Krämpfe zu senken. Einer unserer Taxifahrer ist Informiert. Er wird sie sicher bis nach Hause begleiten. Trinken sie ganz aus! Dem Passpersonal würde es nicht gefallen wenn sie einen Anfall miterleben. Und in Quarantäne, der Menschen, gesteckt zu werden, ist momentan das letzte was wir ihnen Wünschen.“
Brav schluckte Katalina ihre natürliche Medizin. Eine Winzigkeit gestärkt marschierte sie die Aussenbordtreppe hinunter. Rasch den anderen Leuten hinterher um sich in der Menge zu verstecken. Jedoch ohne Gepäck erreichte sie als erste den Zoll. Natürlich fiel das auf. Man winkte sie heran um zu informieren dass auch hohe Geldbeträge versteuert werden musste. Müde schaute sie, die misstrauischen Behörden, unbeeindruckt an. Trocken lies sie die Beamten wissen. „Viel Glück beim suchen. Meine hundert Schweizer Franken brauche ich fürs Taxi. Wenn sie mehr finden dürfen sie es behalten. Ich schenke es ihnen.“
Lachend winkte man sie ohne abtasten durch. Ein riesiger Komplex erwartete sie. Erst einmal den Durchgang finden wo die öffentlichen Verkehrsmittel lagen. Sehr selten begegnete sie anderen Reisenden. Sie wunderte sich das nur ihr Flugzeug die Bewilligung erhielt so früh zu landen. Sobald die automatischen Schiebetüren sich öffneten, schlug ihr eine unangenehme Kalte Welle entgegen. Fröstelnd rieb sie die Hände, an ihren Armen, warm. Hier herrschte auch ein extremes Klima. Wenigstens Wärmte sie ein wenig die Jacke von Dimitros. Mehrere Taxifahrer sahen interessiert zu ihr hinüber. Das fehlende Gepäck irritierte. Keiner fiel ihr herausragend ins Auge. Welcher stammte jetzt von ihrer Spezies ab. Künstliches Licht der Strassenlampen erschwerte das erkennen von Gesichtern von denen die meisten halb hinter einer Zeitung steckten. Daher wandte sie einmal ihren Rücken demonstrativ einmal zur einen und zur anderen Seite. Wirklich auf einmal versucht jemand kläglich zu pfeifen. Klopfte daher heftig auf sein Autodach hinunter um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Von einem Hustenanfall begleitet, steuerte sie den auffälligen jungen Mann an. Von wegen Vampire verhalten sich heimlich verborgen. Von weitem war die schwarze Gotikkluft zu erkennen. Der unvergessliche Typ, von Taxifahrer trug einen langen Ledermantel, die hochgeschlossen Lederstiefel mit den silbernen Schnallen, anliegende schwarze, glänzende Hosen, Hemd in grau mit schwarzem Spinnenmuster und als Abkrönung die Mähne so furios gestylt wie der Frontsänger von Tokio Hotel. Ausserdem das pure Gegenteil von Geizig die Schminke in dunkelblau im Gesicht verteilt. Diesmal starrte Katalina alles andere als zurückhalten auf das skurrile Individuum ihrer Rasse. Bevor sie einstieg, in den schwarzen getunten Audi, fragte sie skeptisch. „Du hast wirklich schon den Führerschein?“
„Höh“, checkte er die Frage nicht. „Das ist mein Auto das ich kutschiere.“
Kopfschüttelnd stieg Katalina in die mit schwarzem Sitzüberzug ausgestattete Limousine. Auf seine Weise wundervoll Gestaltet. „Klinik Kilchberg“, nannte sie ihm ihr Ziel. „Wir Eckzähne rechnen die Jahre doch etwas anders?“ Half sie ihm auf die Sprünge. Im zweiten Gang schoss sein Auto in die fast leere Strasse hinaus. Grinsend liess er, im Rückspiegel, seine langen Eckzähne sehen. Ziemlich schwach, dachte Katalina. Sie unterschieden sich kaum von denen Implantaten eines Zahnarztes. Seltsam war auch dass hinter ihr plötzlich ein älterer Taxifahrer nachwinkte, der ziemliche weiter vorne in der Warteschlange stand. „Alter“, sagte der junge Driver zu sich selber, „Ich hab mir den Fisch zuerst geangelt.“ Lässig fuhr er fast einhändig in den Kurven. Interessiert fragte er, „ Arbeiten sie in der Klinik? Wie kann jemand wie sie nur so einen Job, mit all den Irren, aushalten?“
Sie tippte ihm an die Schulter. Zwinkerte übermütig mit einem Auge zurück. „Ich komme so leichter an meine Blutopfer! Nein, ich bin auf unerlaubtem Ausgang und muss mich heimlich rein schleichen.“ Gestand sie ihm direkt. War viel Glaubwürdiger. Den Humor teilte er mit ihr. „Ja sicher. Soll ich ihnen über die Mauer helfen?“
„Nicht nötig, ich hab das Personal bestochen, die lassen mich problemlos rein. Nur nicht immer raus.“
„Voll im Ernst?“ Irgendwie nahm er ihr die Geschichte nicht ab. Seine Augen mit den schwarzen Kontaktlinsen äugten mehrmals angestrengt nach hinten. Schliesslich hielt er es nicht mehr aus. „Sie sind eine Irre?“
Diesmal lachte Katalina bitter. Entweder war er völlig ahnungslos oder einfach dreist. Letzteres Veranlasste ihn an gewissen Ampeln bei orange kräftig aufs Pedal zu steigen. Wenigsten kamen sie zügig voran. Katalina hustete in ihr Taschentuch. Presste ihren sauren Mageninhalt wieder hinunter. Schluckte angewidert. Die Ehrlichkeit in Person liess er sie wissen. „Du siehst Scheisse aus. Ich hoffe kein Virus aus dem Ausland der da hochkommt.“
Diesmal glaubte Katalina ihn falsch verstanden zu haben. „Wie viele Leute hast du schon angezapft?“
Enttäuscht winkte er ab. „Heute Nacht war eine magere Ausbeute. Drei Kunden wollten meinen Auftritt. Ist heute nicht gerade viel los auf Partys.“ Lange überlegte sie hinten ob er wirklich einer von der alten Spezies war. Diskret flüsterte sie. „Wie alt bist du?“ „Zwanzig und du?“ So bekam sie ihre Info niemals. Seufzte. „Sechsundzwanzig. Also auch noch im zarten Babyalter wie Dr. Card es zu belieben beschreibt. Deine Verwandlung liegt auch erst kurz hinter dir, den Zähnen nach.“
„Was“, winkte er ab. „Nein, hab sie schon seit fünf Jahren so. Aber ganz scharf sind sie mir zu gefährlich. Ausserdem auf echte blutende Lippen stehe ich nun gar nicht.“
Fassungslos schaute Katalina ihm im Spiegel ins Gesicht. „Echt du hast sie abschleifen lassen. Ich wusste dass einige Vampire den Eigengeschmack von Blut ablehnen, aber so krasse Massnahmen. Wachsen die denn eigentlich wieder nach?“
Flüchtig warf er einen Blick nach hinten. Konzentrierte sich aber bei den steilen Kurven, vor dem Klinikabhang, lieber auf die Strassen. Rasste das letzte Stück geradezu hinauf. Sichtlich genoss er das Beste aus seinem neuen Auto herauszuholen. Geradezu sachte bremste er vor den Eisentüren der Klinik ab. Keine Sekunde zu spät, öffnete Katalina die Türe und kotzte ungehemmt auf den Gehsteig.
„Wow“, stutzte er. „Bin ich so schlimm gefahren?“
Da die eine Seite vom Gehsteig versaut war, rutschte Katalina auf die Strassenseite hinüber. Draussen atmete erst einmal frische Luft durch. Eindeutlich liess sie Wirkung vom Medikament nach. Rasch hinüber zum Grasstreifen und raus mit der schwarzen Sauce. Angewidert fuchtelte der Fahrer mit Hand vor seiner Nase. Warnte, „Komme mir ja nicht zu nahe!“ Diesmal lachte Katalina tief. „Warum hast du Angst. Im Gegensatz zu dir steckte ich mitten in der Verwandlung. Du hast keine Ahnung wovon ich spreche, stimmt das? Aufrunden.“ Sie reichte ihm den gefalteten Hunderter. Einen mageren Viertel davon bekam sie zurück. Mit einem skeptischen Auge sah er hoch. „Ist aber eine witzige Show. Ich verdiene mein Geld mit dem Theater und du?“
Das fand sie spassig. Anscheinend gab es eine Verwechslung beim Flughafen. Sie klopfte zu Abschied auf sein Dach. „Mir wurde am Flughafen ein echter Vampir versprochen. Da hatte ich eben andere Erwartungen.“
„Echt du stehst auf richtige Schmerzen?“
Mit der blanken Hand hieb sie sich an die Stirn. Auf so ein heikles Gespräch verzichtete sie gerne. Die Zeit drängte. Spürte eine innere gewaltige Welle heranrollen. „Pass auf dich auf, Kleiner. Es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde als du ahnst.“ Dann rannte sie bereits die Stufen nach oben davon. Legte den schnellsten Sprint hin den ihr Körper zuliess. Jede Sekunde zählte. Wenige Meter vor der Hintertüre passierte das unvermeidliche. Willenlos sackten ihre Beine ein. Unvermeidbar sah sie den Fall. Hart schlug sie auf. Kieselsteine drückten ihr grausam in die ungeschützten Wangen. Doch ihr Körper gehorchte nicht mehr. Entzog sich jeder Kontrolle. Verkrampft erstarrte sie zeitlos. Unfähig einen Muskel zu entspannen. Zusammengepresst ihre Augen. Dies war der Zeitpunkt als die Gedanklich verzweifelt nach Dr. Card schrie. Erst als ihr zwei Tränen aus den Augen rannen spürte sie eine minimale Verbesserung. Auf einmal überrollte sie eine angenehme, kleine Energiewelle. Deutlich verstand sie Card Stimme in ihrem Hinterkopf. „Keine Sorge ich bin gleich bei dir.“
Ihr unglückliches Lachen brachte Leben in ihre steifen Glieder. „Ich bin aber nicht im Hotel. Dürfte etwas schwieriger sein mich zu finden.“
Unverändert sein zuversichtlicher Ton. „Ein Stunde reicht mir. Mein Flugzeug nimmt die direkte Route, das verringert deinen Zeitvorsprung.“ Verriet er seine Sachlage. Staunend stemmte sich Katalina in die Höhe. Nicht Dimitros sondern ausgerechnet Dr. Card eilte ihr hinterher. Erleichtert über das Gleichgewicht, spazierte sie langsam die letzten Schritte zur Tür. Bevor sie die Klingel drückte schickte sie noch die Mitteilung ab. „Das Vampirtaxi ist wirklich schnell! Ausserdem kennt er bereits den Weg zu Klinik.“ Sie vernahm sein Amüsement. „Überlass die guten Ratschläge lieber mir und befolgte sie, dann wärst du jetzt nicht in der schlimmen Lage“, hielt er ihr Überlegen vor. Sie wischte seinen Ruf auf die Seite und drückte die Klingel. Schwer ihr Atem. Von dem letzten Krampf erholte sie sich nicht ganz. Lange liess der Summer auf sich warten. Drückte mit dem Eigengewicht ihrer Schultern dagegen. Sofort sprang die Türe auf. Im innern war es angenehm warm. Diese Wärme tat ihr gut. Verleitete sie aber auch zum nachgeben. Wenige Meter nach der Tür sackte sie erneut zusammen. Hustet weiter schwarzes Zeug hoch. Stützte sich mit einer Hand an der Wand, mit der anderem auf dem kalten Plattenboden ab. Die Dunkelheit des Ganges tat ihren Augen wohl. Dennoch bemerkte sie nur halbwegs dass jemand vor ihr stand. „Jan“, japste sie luftarm. „Hilf mir. Ich glaubte Notfall…“ würgte, obwohl nichts mehr kam. Halb besinnungslos merkte sie noch wie Jan sie auf seine starken Arme hochhob als wäre sie eine leichte Feder. Statt in auf die Krankenstation trug er sie in ihr Zimmer, in ihr Bett. Zog ihr eilig die Schuhe ab. „Thomas!“ Sein Ruf galt der zu geschwenkten Kamera, „Das sieht nicht gut aus.“ Kaum eine Minute später kam er grosse Bruder heran. Schickte ihn sofort ins Büro und drücke selber den Notfallknopf. Was auf ihn zukam wollte er selber verantworten. Ihre auffälligen Symptome waren ihm vertraut. Dies sah er nicht zu ersten Mal. Sobald sie einigermassen Ansprechbar war, versucht er herauszufinden. „Folgt dir jemand? Kommt jemand hinter dir her?“ Sie nickte. Hauchte kurz. „Ein Arzt. Dr. Card.“
Sogar diesen berühmten Namen kannte er vom hören her. So eine Persönlichkeit hier zu haben bedeutete unliebsamen Ärger. Bereute schon einen der hiesigen Ärzte kontaktiert zu haben. Es galt jetzt nur noch Zeit zu schinden.

Dr. Card verabscheute das moderne Fliegen. Fand es ganz Praktisch in Notfällen wie diesen, würde es aber ohne zögern abschaffen wenn er die Mittel dazu besässe. Viel zu achtlos reisten die Menschen, seiner Meinung nach, umher. Dabei interessierte ihn weniger was sie mit der Umwelt anstellten sondern mehr was sie ihrer eigenen Spezies antaten. Langsames reisen liess den Körper behutsam auf ein neues Klima einstellen. Vor allem schärfte und formte es den Charakter mit all seinen Erlebnissen. Dieses hin und her rasen liess einen eher über viele wichtigen Details hinwegsehen. Ausserdem liess es ihn, hart gesagt, alt aussehen, weil er so keine Vorteile besass. Ohne Fliegen wäre so ein gewaltiger Vorsprung für Katalina unmöglich gewesen. Sobald er sich in einen grossen Wolf verwandelte konnte er so schnell über die Kontinente galoppieren, dass er sogar einem Auto Konkurrenz bot. Jedoch benötigte er für solche Ausflüge auch jede Menge Energie. Dies Verdreifachte sogar seinen Blutbedarf. Einzig das mitschleppen seiner Arzttasche komplizierte, reduzierte seine Reisegeschwindigkeit. Die Medikamente besassen eine Komplexe Mixtur, daher war es schwierig sie exakt wieder so zu materialisieren wir vor der Verwandlung. Ausnahmsweise verteilte er dem Flug ein paar gute Noten.
Gleich nachdem er Dimitros am Boden fand wusste er das Katalina, dies bewusst herbeiführte weil sie einem Plan folgte. Schwierig liess sich sein Bär aufwecken. Schlimmer das Telefonat wo Dimitros eindeutig den Kürzeren zog. Nach Mikael wirkte jetzt sogar Dimitros Niedergeschlagen. Allerdings sorgte er sich um den unempfindlichen Bären weniger. Nach ein paar Tagen war die Niederlage weggesteckt, abgehakt. Momentan sorgte er sich einzig um Katalinas Leben. Eine Stunde konnte bei den Krämpfen eine verheerende Wirkung auslösen. Schon einmal verlor er im Kampf gegen die Gesundheit einen Menschen. Seine heimliche Frau liess sich permanent nicht überreden das Blut von ihm anzunehmen. Sie bevorzugte es als Mensch zu sterben. Das hohe Alter und versagende Organe führten letztendlich den endgültigen Tod herbei.
Wieder spielte nun ein Fastmensch eine wichtige Rolle in seiner Zukunft. Frühestens in zehn Jahren rechnete er damit dass ein wichtiger Baustein dazukam der sowohl für die Menschen wie Vampire eine wichtige Funktion übernahm. Einen würdigen Nachfolger auszubilden forderte dann seine gesamte Aufmerksamkeit. Sollte er die geringsten Zweifel haben würde er ihn gnadenlos auslöschen. Die Aufgabe, als einziger, den Frieden zu erhalten war einfach zu gross um einen einzigen Fehler zu erlauben. Zutiefst hoffte er das Katalinas Erbe alle seine hohen Erwartungen erfüllte.
Wie immer auf seinen seltenen Reisen nach Europa weckte das alte Erinnerungen in ihm hoch. Was wohl seine Ziehtochter in Amerika alles anstellte. Den Einzigen Menschen den vor fast hundert Jahren verwandelte. Unglückliche Umstände liessen ihm keine andere Wahl. Sie war damals eine Bereicherung für seine unterstellte Armee gewesen. Gestand sogar ein dass, der Mann in ihm, diese perfekte Jungfrau vor dem Tod retten wollte. Ihre innere Reinheit erinnerte ihn stark an seine selbstbewusste Frau.
Wie schön wäre seine grosse Liebe, mit den lange blonden Haaren, als Vampir gewesen. Der aufrechte Gang. Jede Bewegung verriet ihren gedrillten Adel. Unbeugsam nie aufgebend bis zuletzt. Erst in Katalina entdeckte er viele dieser Eigenschaften erneut. Er musste es schaffen seine Ziele zu erreichen, auch für Dimitros.
Auf dem Flughafen, er verstand es mental, die Angestellten sowie die restlichen lästigen Schmarotzer, aus seinem Weg zu scheuchen. Niemand überschritt seine drei Meter Zone. Einzig bei der unumgänglichen Passkontrolle hielt man ihn für ein paar Sekunden auf. Die aufkommenden Fragen wegen der getönten Brille stellte er sofort Gedanklich, beim Gegenüber, ab. Für ausführliche Erklärungen blieb ihm keine Zeit. Als nächstes Taxi. Ursprünglich wollte er in das vorderste Einsteigen, doch der auffällige, moderne V-Transport sprang ihm zustimmend ins Auge.
Grinsend über die freche Ausführung huschte er auf den Rücksitz bevor der Fahrer ihn überhaupt draussen sichtete. „Klinik aber schnell“. Orderte er befehlend. Sein geschockter Fahrer fiel das E-phone, abwesend gespielt, aus den Händen. Geschickt fing er es auf bevor es die Gummimatte erreichte. Ein langer Blick nach hinten, auf die finstere Person, ziemlich rascher zurück auf die Strasse und er gab Gummi. Überrascht meinte er gutmütig. „Was für ein Zufall! Mein letzter Fahrgast wollte auch dahin. Auch von der tollen Party zurück!“
Dr. Card schätzte seinen Fahrer als leicht verwirrt ein. „Sehe ich so aus als käme ich von einer Party? Quatsch weniger und fahr!“ Stauchte er seinen Fahrer zusammen. Verdarb dessen gute Laune gründlich. Dennoch versuchte er es mit neuem Anlauf. „Hey Kollege, hast du auch das Wachpersonal bestochen um reinzukom…“ Seitlich kurvte das Auto über den Bordstein als Dr. Card seine grosse Hand auf die schmächtigen Schultern vor ihm legte. „Beweise dein Talent im Fahren und nicht im Quasseln. Übrigens solltest du wissen dass man, als einer von uns, Geheimnis bewahrt und nicht unachtsam ausplaudert.“ Hielt er ihm gleich mahnend vor. Der vorne massierte seine gequetschte Schulter. Nachdem er zuversichtlich war, das alles heil am Ort lag, gab er speziell Gas um den mies gelaunten Gast schnell loszuwerden. Da quietschten schon die Reifen in den Kurven. Jedoch würde sein reicher Papa den nächsten Pneuwechsel Finanziell übernehmen. Ihm gehörte nur nachts der tolle Schlitten. Solange er keine Beule fabrizierte blieb der Deal zwischen ihnen erhalten.
In den engen Kurven wunderte sich Dr. Card wie gut der Junge bereits den Wagen beherrschte. Einzig als er grosse Stadtbus vor ihnen hart abbremse, kroch selbst ihm unerwartet ein Kribbeln hoch. Beinahe vergass er dass er einen echten Crash spielend überlebte. Anders als der Junge vor ihm der ihn zu Beeindrucken versuchte. „He Kleiner“, mahnte er streng zu Vernunft. „Ich bin zwar Arzt. Aber meine Patientin wartet bereits in der Klinik und ich werde dich achtlos liegenlassen, sollte dir was passieren.“
Unbekümmerte reagierte sein Fahrer mit einer sorglosen Geste nach hinten. „Keine Sorge Alter, wir haben jede Menge versteckter Airbags an Bord und ABS funktioniert auch. Der Wagen musste noch nie in die Werkstadt. Du wirst es überleben und kotz bitte auch erst nach dem Aussteigen los.“ Bat er im Voraus. Empört vertiefte Dr. Card seine Unheimliche Aura. Was ihm dieser vorlaute Bengel unterstellte. Trotz seinem schweren Gewicht hob es ihn beinahe aus dem Sitz als der Fahrer abrupt abbremste, mit einem schwarzem Streifen sich auf der Strasse verewigte. Einzig zufrieden mit der flotten Geschwindigkeit reichte er seinen Hundert Euroschein dem Fahrer. In der Eile, „Stimmt.“
Gerade als er aussteigen wollte, bremste ihn eine seltsame Bitte von vorn. „Cooles Outfit. Zeigst du mir kurz deine Zähne.“
Bösartig grinste Dr. Card. Dem anderen fiel geschockt die hohe Geldnote aus den Händen. Was Dr. Card zu seinem fiesen. „Muaahaha.“ Lachen veranlasste. Dass ein junger Vampir noch so, auf seine Beisserchen, reagierte freute ihn. Abgelenkt benutzte er, aus reiner Gewohnheit, den direkten Weg materialisierend durch die Autotür. Bereits auf der Treppe hielt er inne. Ein scharfer Blick zurück. Geschockt blieb der Junge reglos erstarrt. Sein Herzschlag raste dermassen laut das es Dr. Card aus der Entfernung hörte. Dies war eindeutig nicht normal. Diesmal durchzuckte ein furchtbarer Verdacht Dr. Card. Donnerte los. „Du bist ein Mensch!“
Das reichte um die Panik im Jungen zu wecken. Aufgescheucht drückte er das Gaspedal bis auf die Gummimatte hinunter durch. Den Test in wenigen Sekunden auf hundert bestand das Auto souverän.
Eine Sekunde haderte Dr. Card ob er ihm nach sollte um die Erinnerungen an ihn auszulöschen. Anderseits wer würde einem Taxifahrer glauben der, gerade hier, solche speziellen Fahrgäste ablieferte. Diese unglaubliche Geschichte konnte er niemandem auftischen. Beruhigt steuerte er Katalina. Niemand stellte sich ihm in den Weg obwohl er den Haupteingang benutzte. „Notfall!“ Öffnete ihm da flott die Türen. Jederzeit hielt er seinen Ausweis griffbereit in der Hand. Ungebremst marschierte er in den Hochsicherheitstrakt. Direkt aufs erhellte Kontrollzimmer zu. Riss die Türe auf. „Wo ist Katalina Burger stationiert?“
Entsetzt starrte ihn Jan mit grossen Augen an. „Der legendäre Dr. Card!“ Flüsterte er beeindruckt. Ersann dessen Frage. „Viertes Zimmer rechts.“ Deutete auf den besagten Korridor.
Mitten in seiner Eile fragte sich allerdings Dr. Card woher ihn dieser Wärter kannte. Weder in England noch Russland fand er sie in der abgespeicherten Erinnerung. Vermutlich eilte sein gefürchteter Ruf voraus. Schon von weitem nahm er zerstrittene Stimmen aus dem besagten Zimmer seiner Patientin. Laut brüllte einer den eingebildeten Arzt zusammen. Ohne Anzuklopfen stürmte er in den Raum. Als erstes fiel sein Blick auf die blasse Katalina. Zusammengekrümmt lag sie im Bett. Ihr Atem keuchte. Sofort gewahrte er das unregelmässige klopfen des schwachen Herz. Achtlos übersah er den leitenden Notarzt. Entschlossen näherte er sich dem Bett als ihm so ein kleiner stämmiger Genosse den Weg verbarrikadierte. Kurz erinnerte ihn das an Dimitros. Der kräftige Kerl besass so ziemlich dieselben Eigenschaften. Schien sogar weitaus kräftiger aber büsste es dafür mit Wenigkeit ein. Kurz der Kommentar. „Dr. Card?“ Bestätigend zeigte ihm dieser den Ausweis dicht vor die Augen. Sofort räumte der andere den Weg frei. „Sie wollten weiterhin beruhigende Medikamente einsetzten, aber ich hab es verhindert. Die starken Medis haben zu viele Nebenwirkungen. Sie verstehen was ich meine.“
Erfreut nickte Dr. Card. Dieser Wärter war einer von seiner Rasse. Daran zweifelte er Augenblick. Rollte bereits sein geladenes Arsenal von Spritzen aus der Arzttasche. „Gut gemacht. Meine natürlichen Produkte verlangsamen ihren Prozess ohne ihre Organe weiter zu schädigen.“ Anklagend wollte der verantwortliche Arzt seine Praktiken in der Klinik verteidigen doch Dr. Card drückte den aufkommenden Kommentar ab. „Wir arbeiten auf fortschrittlichstem Niveau. Dank Spendengelder kostenlos. Katalina haben durch eine durch Lotterie ausgewählt an unserem Programm teilzunehmen. Daher übernehme ich die volle Verantwortung. Bringen sie mir einfach die entsprechenden Formulare zum unterschreiben.“ Als der Kleine im weissen Kittel ratlos dastand wir angewurzelt, herrschte ihn Dr. Card barsch an. „Heute noch!“ Erbleichend stürmte die nächtliche Aushilfe davon. Mittlerweile desinfizierte Dr. Card Katalinas Arm. Nasse Kälte auf ihrer Haut lies sie verwundert aufsehen. Kraftlos lächelte sie ihn an. Die letzte Versteifung ihres Körpers hatte mit seiner einengenden Kraft so ziemlich ihren letzten Atem geraubt. Davon erholte sie sich langsam. Merkte bereits aber schon wie der nächste Husten sich aufbaute. Mit der Wahrheit vor dem Gesicht meinte sie matt. „Ich werde sterben.“
Jede Sekunde nutzend spritzte Card erst ein Mittel das ihren Körper vorerst vor weiteren Krämpfen verschonte. Prüfte akribisch ihre Atmung und achtete auf ihre Herzschläge. Dazu brauchte er nicht einmal irgendwelche Hilfsmittel sondern seine fokussierte Konzentration reichte aus.
„Sterben“, murmelte er daher wie abwesend. „Sicher wirst du sterben. Das kann ich nicht verhindern. Jedoch musst du noch einige hunderte von Jahren darauf warten. Heute oder Morgen ist es garantiert nicht soweit!“ Zuversichtlich grinste er sie an. Wartete auf den Moment bis sein Hausmedikament wirksam seine Verteilung beendete. Tiefer, entspannter amtete Katalina vor ihm. Bis zum nächsten Husten. Sofort hielt er ihr den Papierkorb neben dem Bett hin. Die schleimige Brühe beunruhigte ihn. „Wasser zum trinken“, bat er zum bulligen Beschützer. Der eilte zum Lavabo davon. Einen vollen Becher balancierte er zurück. Bis auf den letzten Tropfen musste Katalina den leeren. Da strauchelte der Notarzt erneut ins Zimmer hinein. Wedelte mit zwei Papieren in den Händen. „Zum Unterschreiben. Wird sie verlegt oder bleibt sie stationiert bis Morgen?“
Prüfend musterte Dr. Card kurz die schlanke Gestalt, im Bett. Sie vertrug sein Medikament. Also entschied er. „Wird heute ausserhalb stationiert. Rufen sie mir ein Taxi. Verlangen sie unbedingt nach dem kostümierten Typen, mit dem schwarzen Auto, der am Bahnhof auf Partygäste lauert. Der kennt bereits meine speziellen Anforderungen im Transportbereich.“ Rasch kritzelt er eine leserliche Unterschrift auf die Unterlagen. Überflog das Kleingedruckte. Wandte sich dann an den Wächter. „Persönliche Gegenstände woran Katalina hängt?“
Dieser schüttelt den Kopf. „Die Mäuse sind bedauerlich nach fünf Tagen eingegangen. Wir haben vergessen sie zu versorgen. Pass ist in ihrer Jacke. Wieso hat sie den persönlichen Trainier von Dimitros an?“
Diesmal nahm es Dr. Card selber Wunder. „Wie kommt es dass ihr hier arbeitetet?“
Sein Gegenüber grinste schelmisch. Leise dass es der Notarzt nicht mitbekam. „Dimitros hat uns den Job hier verschafft um über seinen Bruder informiert zu sein. Wir haben auch für seine Sicherheit garantiert.“
Zufrieden wickelte Dr. Card Katalina in eine Wolldecke. Behutsam hob er sie hoch. „Gut, wird Dimitros auch freuen zu hören dass ihr seine Gefährtin vor weiteren Schaden bewahrt habt. Falls ihr den Job wechseln wollt, ist in unserem Quartier immer eine Stelle für Euch offen. Nach Katalinas Ankunft wird sich dort sowieso einiges ändern.“
Gemütlich spazierte er mit seiner kostbaren Fracht zum Ausgang. Zurück blieb ein verdatterter Arzt dem gerade ein seltsamer Notfall entzogen war.
Mit Katalina in den Armen wartete Dr. Card, mit Wohlgefallen, auf die Rückkehr des besonderen Transportes. Gelegentliches Quietschen der Reifen verriet die baldige Ankunft. Von weitem sah man die hellen Scheinwerfer. Jedoch verdächtig langsam rollte das Auto auf den letzten Metern brav heran. Da hinter Dr. Card nur die Klinik lag in der die meisten Leute noch schliefen, benutzte er den direkten Weg zum einsteigen. Es dauerte ihm zulange bis dieser verunsicherte Grünschnabel ihm die Türe geöffnet hätte. Eine Sekunde, schon sass er mit Katalina im Innern der behaglichen Limousine. Eingeschüchtert sass der Junge verkrampft vorne im Sessel. Erst Recht nachdem Dr. Card wieder seine überlegenen Fähigkeiten demonstrierte. Ohne auf den eingeschüchterten Fahrer einzugehen forderte er souverän. „Sirinovska Villa, am rechtes Seeufer! Und bitte in den Kurven etwas rücksichtsvoller oder sie kotzt dir diesmal in den Wagen.“
Wortkarg nickte der Fahrer mit der Sturmfrisur. Grosse schwarze Augen passten diesmal zu seinem aufgewühlten Zustand. Nach wenigen Minuten Autofahrt getraute er seine Stimme zu gebrauchen. „Wieso haben sie ausgerechnet nach mir verlangt.“
Um Katalinas Sicherheit nicht zu gefährden, meinte Dr. Card in gesenktem, sanften Tonfall. „Ich brauche heute noch einen kleinen Imbiss.“ Ganz wollte er nicht auf seinen Spass verzichten. Die aufgerissenen Augen des Kleinen verhiessen nichts Gutes. Also verbesserte er sich. „Harmloser Scherz. Da du die Wahrheit kennst ist es für mich einfacher zu reisen. Reine Bequemlichkeit. Ausserdem kannst du eh mit niemandem darüber sprechen sonst landest du dort wo wir gerade herkommen.“
In gemässigtem Tempo passierten sie ein paar getarnte Radarkasten. „Seit ihr wirklich echt?“ Traute er kaum zu fragen. „Oder ist das eine sündhaft teure Anschaffung?“
Gerne hätte Dr. Card auf das zweite Spekuliert. Nur seine ungewöhnlichen Auftritte erklärten sich dadurch wohl kaum. „Du kennst bereits die Antwort. Frag lieber was Sinnvolles?“
Wie alle faszinierten wagte er zu bitten. „Darf ich einer von Euch werden?“
Dr. Card überhebliches Lachen zerfetzte diesen Traum. „Ich hab keine Lust dich zu adoptieren und glaube mir meine Kollegen auch nicht.“
Enttäuscht sackte der Fahrer in sich zusammen, schob aber neue Hoffnung vor. „Aber die Frau habt ihr angenommen.“
Cardchen zeigte seine weissen, natürlichen Zähne. „Sie ist auch weitaus attraktiver als Du! Also vergiss deine Chancen.“ Stutzte er den neugierigen Jungen zurecht. „Wir brauchen eingeweihte Menschen die uns manchmal helfen. Da setze ich dich auf die Liste. Bist ja kaum zu übersehen. Vielleicht verliebt sich ja einmal ein weiblicher Fahrgast in dich. Ausnahmen gibt es ja. Ansonsten vergiss das mit dem engen Bündnis. Bei uns überleben nur die Starken und du siehst ziemlich untrainiert aus. Lerne was dazu damit du dich auch ausserhalb von deinem Wagen sicher fühlst.“
Das freute den Vorne. „Echt? Danke Alter für die Starthilfe“
Genervt rollte Dr. Card nur mit dem Augen. Von wegen Alt. Im besten Alter war er. Vor nicht einmal hundert Jahren hatte er seine beste Leistung demonstriert und eine ganze russische Stadt in eine Geisterstadt umgewandelt. In dem gewaltigen Kampf entfaltete er nicht einmal seine ganze Leistung. Dazu besass er keine Berechtigung sondern einzig sein wahrer Meister. Bis jetzt war keiner würdiger Nachfolger, seit seiner ehemaligen Frau, aufgetaucht um Forderungen zu stellen. Hoffte das dies weiterhin so blieb, den er genoss seine lieb gewonnene Freiheit. Das gewisse Fähigkeiten dadurch bei ihm eingeschränkt blieben, war ihm genauso Recht. Sogar sein grösster Wunsch das die Metallkiste, mit dem Buch der Geheimnisse, für immer verschollen blieb oder gar das Buch verrottete, beschäftigte ihn kaum noch. Leider war er unfähig die Kiste anzufassen. Nur schon die unmittelbare Nähe bereitete ihm Unbehagen. Selbst wenn er sich überwand das zu überstehen lag immer noch ein Zahlenschloss vor ihm mit einer Kombination von 6 Zahlen, über deren Code er im Ungewissen lag. Wie gesagt, das überlies er getrost einem würdigen Meister. Sollte keiner auftauchen war er darüber alles andere als untröstlich.
Neben ihm tauchte das schmiedeiserne Gitter auf, indem die Umrisse eines Bären geformt waren. Zufrieden reichte er dem Möchtegerne Kollegen seinen hohen Geldschein. Obwohl er genügend Reichtum besass, erschreckte ihn die Preishöhe der Schweizer Taxis. Dass hier es war entschieden anders als in Russland. Auf seine gewohnte Art schlüpfte er aus dem bequemen Auto. Mit Katalina im Arm war es sonst schwierig auf normalem Weg sich herauszuquetschen.
Hinter ihm rief eine helle Stimme. „Sehen wir uns wieder?“
Anhänglicher Kerl, schoss es Card durch die Gedanken. „Ich hoffe nicht, aber irgendwann muss ich auf den Flughafen. Das wird ein paar Tage dauern.“
„Wow, cool!“
Dr. Card hörte gar nicht mehr hin. Bald würde die Sonne aufgehen. Hellblau verfärbte sich der Horizont und die Sterne verblassten in dem auffrischenden Licht. Mit einem Finger drückte er den Klingelknopf. Obwohl die Villa einige Meter entfernt war, hörte er den weichen Glockenschlag bis auf die Strasse hinaus. Hinter ihm fuhr sein Taxi weg und andere Autos schlängelten sich zunehmend in den Morgenverkehr hinein. Zum Glück lag die Villa an einer Nebenstrasse. In der Ferne quietschen trockene Tramschienen auf. Eine Sirene eines Krankenautos heulte in die Morgenstille hinaus. Dr. Card vermisste bereits sein ruhiges Hotel. Ein Summton liess das sichere Gitter öffnen. An der Villentüre stand eine ungewöhnlich junge Frau. Gespannt blickte sie ihm entgegen. Sobald er das Gitter passierte schloss es automatisch hinter ihm wieder. In ausholenden, langen Schritten eilte zum Haus. Besorgnis zeigte sich auf dem Gesicht der Haushälterin als sie Katalina erkannte. Trat zu Seite. Dr. Card materialisierte sich durch die halboffene Türe ins Haus. „Schlafzimmer Dimitros?“
„Linker Flügel oben“, half sie schnell. „Brauchen sie was?“
„Tee! Jede Menge abgebrühten Kamillentee. Eine Tasse davon möglichst trinkwarm.“ Während sie in die Küche floh, eilte er mehrere Stufen überspringend die Treppe hoch. Die alten engen Korridore machten ihm, mit seiner Last, zu schaffen. Nach der dritten Türe fand er endlich ein grosszügiges Schlafzimmer. Die Sonne stieg gerade hinter dem Haus am Himmel hoch. Aber er genoss den Ausblick bis auf den See hinunter. Schonend deckten weisse Laken die kostbaren Möbel zu. Mit einem Ruck schmiss er den Überzug vom Bett achtlos auf den Boden. Innert wenige Sekunden lag Katalina zugedeckt, nur in Unterwäsche, in dem feudalen altmodischen Himmelbett. Gewollt waren seine Medikamente auf kleine Dosis gehalten, damit ihre bremsende Wirkungen nur kurz anhielten. Nach wenigen Minuten musste ein Abfalleimer wieder herhalten als sie munter hustete und bald darauf kotzte. Die Haushälterin polterte eilig die Treppen hoch. In den alten Häusern mit den Holztreppen war es unmöglich leise zu sein. Doch selbst Dr. Card liebte den altertümlichen Charme und roch vor allem gerne den satten Holzgeruch den die gepflegten Treppen ausströmte. Mit einem Tablett in der Hand, schob die Angestellte die Türe weiter auf. Im letzten Moment vor dem Bett stolperte sie über das Tuch am Boden. Ja, auch Vampiren passierten Ungeschicke. Flinker schnappte Dr. Card die fliegende Tasse, und die geschlossene Thermoskanne aus der Luft. Erleichtert fasste sich die junge Frau an den Hals. „Sie sind tatsächlich einer von uns. Sophia, falls sie nach mir rufen und Boris ist für die elektronischen Instand Haltung zuständig. Brauchen sie noch mehr Personal?“
„Nein, danke. Umso weniger wir auffallen umso besser. Es wird genug Rummel geben wenn herauskommt das eine Königin hier gastiert. Also bitte.“ Hielt den Finger quer über seine Lippen. Verstehend nickte Sophia. Flüsterte leise fasziniert. „Sie ist Königin? Von Russland? Dann hat Dimitros sie also erobert. Was für ein Wunder und wir haben sie zuerst entdeckt.“
Dr. Card verstand wenig von dem was sie sagte. Anscheinend war Katalina früher hier gewesen. Für ihn zählte nicht die Vergangenheit sondern das Absichern ihrer Zukunft. Regelmässig alle Viertelstunden liess er das alte Gift in ihr hochkommen. Ohne seine Hilfe, die verzögerten Pausen hätte ihr schwaches Herz längst aufgegeben. Es war ein haarsträubender Kampf wie er ihn selten Verfolgte. Manchmal beruhigte sie sich schwer. Da schlich er einfach in ihre Gedanken hinein.

Unerträglich heftig brannte Katalina die Kehle. Von dem ständigen Erbrechen mit der bitteren Magensäure. Abwechselnd erhitzten sich ihre Blutbahnen um in ein eisiges lähmendes Gefühl zu wechseln. Ein ständiger Wechsel der den Körper gänzlich willenlos zusammenbrechen liess. Geduldig wartete sie bis jeder Schub auf seine Art endete und der nächste die Herrschaft übernahm. Auf einmal wechselte das schwarze Bild vor ihren geschlossenen Augen fliessend in einen Traum. Weiss und leer der kahle Raum. Empfindlich zuckte sie zusammen als Dr. Card, neben ihr im Traum, sie rücksichtsvoll anstiess. Angenehm seine ruhige tiefe Stimme. „Nicht gerade sehr kreativ.“
Sekunden verstrichen ehe Katalina den träumenden Zustand als Real auffasste. Obwohl es ein ungreifbarer Traum war, die Verbindung, jedes Detail war so klar von ihrem Arzt dass sie unbegreiflich dastand. Er half ihr auf die Sprünge. „Du träumst. Jedoch erlaube ich mir dich dabei zu begleiten und zu beeinflussen.“ Zwinkerte er ihr vertraulich zu.
Zweifel befielen sie ob sie ihm böse sein konnte. Schliesslich war das Einmischung in privates Areal. Anderseits rettete er gerade ihr Leben daher liess sie ihn vorerst gewähren.
Er liess sie wissen. „Wie grosszügig!“
„He“, protestierte sie. „liesst du auch meine Gedanken?“
Übertrieben grinste er sie kurz an. Sie verstand dass er es manchmal durchaus ernst meine. Enttäuscht von ihr, deutete er auf den leeren Raum. „Kannst du das nicht besser?“
Rasch konzentrierte sie sich. Innert einer Sekunde wechselte der Hintergrund in ein wunderschönes Moonblumenfeld. Eine weitere Sekunde brauchte sie um den Geruch und den Wind einzufügen. Grenzenlos die Aussicht in die Ferne an den wolkenlosen Horizont.
Überrascht und gleichzeitig gereizt reagierte ihr grosses Gegenübern. „Woher hast du diese Erinnerung?“
„Einmalig schön. Kasimir hat mit den Ort gezeigt, quasi zum Abschied, bevor ich das Land verliess. Ganz selten führt er jemand hierher. Er weiss dass dies dein Garten ist und respektiert das. Aber für eine Königin macht er schon einmal eine Ausnahme.“ Beschwichtigte sie Dr. Cards Aufregung. Die Antwort ein halbes, wohlwollendes Knurren. Besänftigt setzte er sich auf die warmen, von der Sonne aufgeheizten, Steinplatten hinunter. Katalina staunte nur wie seltsam das es war. Ausgerechnet der grosse Dr. Card setzte sich neben sie hin. Seine Ausstrahlung nahm zu. Seit langem bekam sie eine ungefähre Ahnung was alles in ihm steckte. Normalerweise unterdrückte er seine geballte Energie. An diesem speziellen Ort liess er entspannt ungehindert seine wahre Macht ausbreiten. Wobei ihn Katalina weiterhin verdächtigte dass er Rücksicht auf sie nahm und nicht die volle Ladung um sie spülen liess. Weit übertraf er Dimitros Ausmasse. Wunderte sich einzig warum er ihr das zeigte. Es zuckte in seinem Mundwinkel. „Damit du eines Tages zu mir kommst. Dein Blut, wenn es die besten Gene sucht, wird dich zu mir führen. Ich erleichtere dir nur die Entscheidung. Auf jeden Fall heisse ich dich willkommen, in ungefähr zehn Jahren.“ Schätzte er grob. Ungläubig blinzelte Katalina mit den Augen. Glaubte ihn missverstanden zu haben. Diesmal war es an ihr ihn anzufahren. „Ich bin nicht wie Safa. Ich weiss wo mein Platz ist. Dimitros braucht mich und ich tue alles in meiner Macht stehende um ihn nicht zu enttäuschen.“
„Gut so“, lobte Dr. Card. „Weißt du“, senkte er seine Stimme. „Mein Herz gehört nur einer Frau. Meiner verstorbenen Ehefrau. Sie war unerreichbar schön, selbst in hohem Alter. Lange, hellblonde seidige Haare und wunderbare hellblaue Augen. Eine Stimme die Befehlen konnte das hohe Beamte erzitterten. Dennoch so sanft und liebevoll wenn sie mich heimlich um einen Gefallen bat. Keine Stunde vergeht ohne dass nicht an sie denke. Die Gefühle sind…“ Er klopfte sich auf seine Brust. „Wie am ersten Tag als ich sie als Mädchen das erste Mal traf. Den unbeugsamen Willen spürte und ihre kompromisslose Art die Gerechtigkeit durch zu setzen. Ihr Blut kann ich nur beschreiben als das Manna des Himmels. Sie war mein unberührter Engel. Feuer und Eis zugleich und dennoch… Viele Jahre sind vergangen seit ihrem Tod. Mein Körper folgt zuweilen einem anderen Gesetzt als das Herz. Du wirst es verstehen wenn dein eigener Körper nach der letzten Umwandlung, bereit ist für eine neue Aufgabe. Bis dahin vergeht eine Menge Zeit. Jetzt ist übrigens ein günstiger Zeitpunkt um aufzuwachen.“
In wenige Sekunden blinzelte Katalina in Echt. Immer noch hielt sie der Traum gefangen. Dr. Card riet ihr. „Anfangs solltest du auf fünf Zählen. Nimm eine Zahl. Eine bedeutet dass die Traumwelt beginnt die andere hier zu sein. Das hilft dir besser die Übergänge zu meistern.“ Hilfsbereit hielt er ihr eine dampfende Tasse Tee hin. Erschöpft nahm sie die Wärme zwischen ihre Finger. Nahm die Veränderung gleich mit wahr. Es fühlte sich an als ob ihr Körper diese Wärme aufsog. Eigentlich verabscheute sie den Geruch von Kamille zu trinken. Mit dem nötigen Zucker schmeckte jedoch alles. Dankbar leerte sie die Tasse bis zum letzten Tropfen. Tief sah ihr Dr. Card in die Augen. Dunkelrote fesselten ihre braunen. „Fang an zu Zählen!“ Gab er den führenden Takt vor. „Eine gewisse Dauer soll der heilende Tee schon drin bleiben. Komm mit, in die nächste Pause.“ Dicht sass er neben ihr, auf der Bettkante. Ihr war das nicht einmal unangenehm. Seine pure Anwesenheit nützte. Ihre schwache Batterie profitierte von seiner mächtigen Ausstrahlung. Schenkte ihr einen gewissen Grad von Sicherheit. Startete innerlich den Countdown. Eben war es finster dunkel, wusch, stand sie mitten in dem roten Blumenfeld. Vorsichtig wollte sie auf den Plattenweg zusteuern, bedacht ja keine der langstieligen Pflanzen zu knicken. Da packte sie Dr. Card um die Hüften und zog sie mitten ins Feld hinein. „Das ist ein Traum, eine sehr gute nachempfundene Illusion.“ Lächelte er gutmütig zu ihr hinab. Wirkte auf einmal höchstens ein paar Jährchen älter als sie. Er beherrschte das Spiel mit der Täuschung perfekt. Auf einmal umschlossen seine Finger ihre kleine Hand. Zuversichtlich raunte er. „Ich kenne das noch ein anderes Plätzchen dass dir sicher auch gefallen wird.“
Verstärkte seinen Druck fester. Für den Bruchteil eines Wimperschlages änderte sich komplett die Landschaft. Beide standen sie auf einem flachen, abgeschliffenen Felsen. Auf dem trockenen, während tosendes Wasser sie umspülte. Jedoch die Menge, des reissenden Flusses der ihr entgegen kam beeindruckte sie. Ihre Platte hob sich kaum einen Meter höher über den fliessenden Wasserspiegel. Strudel und Stromschnellen zu beiden Seiten. Das Wasser kam mit einer dermassen kraftvollen fliessenden Bewegung dass ihr schon unheimlich wurde. Er lachte über ihre ängstliche Reaktion. „Dann dreh dich einmal herum.“
Überwältig hielten ihre Finger ihn an seinem Arm fest. Bemerkte die festen Muskeln, was ihr eine stabile Sicherheit versprach. Mit einem restlichen Unbehagen drehte sie erst halb ihren Kopf. Da war ein nebelartiger Horizont. Eng auf der Stelle drehte sie ihre Füsse herum. Schön darauf bedacht Dr. Card, hinter ihr, keine Sekunde loszulassen. Obwohl sie nahe bei ihm stand, praktisch mit dem Rücken an ihn lehnte, hielt sie weiterhin seinen dunkelroten Pullover fest. Drei Schrittlängen vor ihr endete der robuste Felsen. Gerade, steil führte er senkrecht hinab. Der Fluss endete recht und links von ihr in einem Wasserfall dessen Ende sie nicht sah. Vor ihr lag ein feuchtes Nebelmeer. Es sah beinahe so aus als könnte man nach dem Steinboden einfach über die Wolken weiter spazieren. Bis an sein erleuchtetes Ende wo die Sonne sich langsam, in einem blendenden Licht, höher schob. Ein herrlicher Sonnenaufgang. Je höher die Sonne nach oben wanderte, umso tiefer senkten die Nebelschwaden hinab. Nachdem sie anfingen zu zerreisen, gaben sie gelegentlich Blicke frei auf ein grünes, Land weit unter Katalinas Standpunkt. Das ganze prächtige Schauspiel dauerte nur wenige Minuten. Als Dr. Card ihr schwer eine Hand auf die Schultern legte. „Zähl retour. Wir haben ein unvermeidbares Date mit dem hübschen Kotzeimer. Danach treffen wir uns wieder hierher.“
Dabei wartete er immer bis sie zuerst die Illusion verliess und sicher die Realität erreichte. Ihr Körper brauchte die Entgiftungsfasen. Unter seiner Bewachung, seinem verlangsamten Prozess, dauerte es eben ein paar Stunden länger als üblich. Dafür hielten ihre arg gelittenen Organe den Energiefressenden Prozess durch. Während ihrer stetigen Wandlung reduzierte sich die Leistung, der Organe, nämlich um mindestens die Hälfte.
Bei Katalina dauerte es bis zum Abend. Mit der zunehmenden Dunkelheit entspannte sich ihre Situation. Als Dr. Card, vor dem Balkonfenster, draussen den Mond sichtete war klar dass die erste Wandlung erfolgreich hinter ihnen lag. Ab nun war alles andere ein unbedeutendes Kinderspiel. Er traute ihr sogar zu dass sie in weniger als fünf Jahren ihre Meisterprüfung ablegte. Einfach so durfte ein verwandelter Mensch nicht als Vampir, in der Welt, herumspazieren. Erst nach der so genannten Meisterprüfung durfte er selbstständig über sein weiteres Leben bestimmen.
Auf jeden Fall war Katalinas Zukunft gesichert. Blieb nur noch der langwierige Prozess um sie freizusprechen von ihren früheren Taten. Im Notfall, dachte Dr. Card setzte er eben seine Mentalen Fähigkeiten ein. Ein Monat dürfte schnell vorbei sein.


Safas Reise unterbrach mit einer einkalkulierten Zwischenlandung in Zeebrugge. Auf dem Flughafen wechselte man von dem Privatjet in eine schwarze Limousine mit getönten Scheiben. Geschützt vor den äusseren Blicken staunte Safa als sie durch die ältere Innenstadt fuhren. Das waren wie in Zürich manchmal sehr gut restaurierte alte Gebäude. Vor allem als sie den Bereich von dem Wasserkanal erreichten. Neue Gebäude passten hier überhaupt nicht ins gemütliche Stadtviertel, daher wirkte es fast eher ländlich mit den vielen grünen Oasen. Irgendwie passte selbst Makar gar nicht so zu diesem sorgfältig gepflegten alten Bauten. Als einer der reichsten Geschäftsmänner erwartete sie eher eine moderne Villa. Nun da irrte Safa Gewaltig da die Limousine zwischen den Bäumen parkierte. Die schlanken, kleinblätterigen Bäume boten nicht nur Schatten für die Autos sondern wirkten gleichzeitig als Sichtschutz für die Nachbarhäuser. Dicht standen die Häuser aneinandergereiht da. Vor Makar Residenz gab es einige zusätzliche Büsche, in Kübeln hoch gezüchtet, welche rechts und links bis zum Eingang vor Blicken schützte. Zügig marschierte er auf sein trautes Heim zu. Ein zweistöckiges Gebäude aus roten Ziegelsteinen. Ein paar Treppenstufen aus Sandstein waren nötig um die Türe zu erreichen. Allerdings unterschied sich das Haus gewaltig von den anderen als er statt einem gewöhnlichen Schlüssel seinen Finger in ein Kästchen neben der Tür rein steckte. Automatisch öffnete sich die robuste Türe wie von unsichtbarer Geisterhand nach innen. Makar bemerkte ihre aufmerksamen Blicke. „Ein Fingerabdruckscanner. Jeder unbefugte erhält einen unangenehmen Stromsschlag sollte er da seine neugierigen Finger reinstecken. Ich lasse ihn heute noch umprogrammieren dass du uneingeschränkt Zugang erhältst.“
Er forderte sie mit einer Handbewegung auf vor ihm einzutreten. Skeptisch spähte Safa ins dunkle Innere. Sobald sie einen Fuss auf den glänzenden Plattenboden setzte, gingen automatisch die seitlichen Lichter im Gang an. „Kein Wachhund der mich anspringt?“ Nahm sie Wunder. Dabei meinte sie nicht nur einen dressierten Schosshund sondern auch bezahltes Wachpersonal.
„Nein“, vertrieb er ihr Misstrauen. „Höchstens Momo, die schwarze Hauskatze treibt hier ihr Unwesen. Sie ist für die Mäuse zuständig. So nah am Wasser kann es schon einmal vorkommen dass freche Ratten einen Weg ins Haus finden. Dank Momo bleibt ihnen das Suchen nach einem Ausgang meistens erspart. Sie ist äussert erfolgreich. Siehe einfach weg wenn sie mit ihrer Beute durch Haus stolziert. Ist manchmal kein schöner Anblick.“
Stolz präsentierte ihr Makar sein umgestaltetes Haus. Was von aussen einem Heimatschützer das Herz höher schlagen liess, tränten ihm dafür im inneren die Augen. Das hier war eine umgestaltete moderne Villa! Im Parterre, nach einem Korridor, dessen eingebaute weisse Schränke, für die Ablage von Mänteln dienten, folgte eine grosszügige helle Stube. Dafür liess Makar sogar einen Teil des oberen Stockwerkes verschwinden. So dass der Blick weit oben auf den Kronleuchter, am Boden des zweiten Stockes befestigt, reichte. Die Höhe machte es aus dass der Raum in einem angenehmen Licht erstrahlte ohne zu blenden und ohne zu ermüden. Mit einem Lächeln registrierte Safa die bequemen Polstergruppen in hellgrünem Leder. Es passte zu dem weissen Plattenboden. Sogar der Bürotisch im Hintergrund, an der rechten Seitenwand, in Dunkelgrün. Hohe Glasscheiben gaben den Blick frei, wie bei einem grossen Balkon, hinaus über den begrünten Kanal. Ein Wassergraben von knapp drei Metern der die Häuserreihen trennte. Gegenüber lagen ebenso die Häuser genauso dicht beieinander. Makar deutete auf das Haus gegenüber. „Das gehört aus Sicherheitsgründen auch mir. Hab ich umgebaut als Gästehaus. Wird sogar bei einem Stadtfest gelegentlich vermietet. Wenn du ganz vorne an der Scheibe stehst, erkennst du die Holzbrücke die ich extra über den Bach bauen liess.“
Dies und auch der Posten mit dem Fingerabdruckscanner sprang Safa sofort ins Auge.
Eine Küche fand sie zur Linken, wobei man ihr versicherte dass ein angestellter Koch, ab Abruf am Telefon bereit stand um die Wünsche zu erfüllen. Im ersten Stock lagen die Schlafzimmer und zwei Badezimmer. Ganz oben zuletzt der Trainings und Unterhaltungsraum.
Angestrengt von dem langen Flug gönnte Makar seiner neuen Gefährtin erst einmal die wohlverdiente Ruhe. Die Angewöhnung an die neuen Umstände brauchte Zeit. Während sie oben sich hinlegte beschäftigte er sich bereits mit neuen Unterlagen. Überprüfte ein paar Geschäfte, Börsenkurven und unterschrieb ein paar Entscheide. Alles folgte seinem gewohnten Gang. Nach ein paar Stunden kam Safa am Nachmittag, über die geschwungene Treppe herunter. Langeweile stand in ihrem Gesicht geschrieben. Kurzerhand drückte Makar eine Kurzwahltaste bei seinem Telefon. Nach wenigen Minuten kam ein älterer Koch über die Brücke zu ihnen herüber. Ein paar Sandwich und die Welt sah selbst für Makar wieder erfreulicher aus. Informierte Safa über seine Pläne. „Heute übernachten wir hier. Morgen, in aller Frühe, reisen wir nach England ab. Konstantin gibt dir einen Modekatalog. Suche ein paar warme Kleider aus. Etwas für Regen oder windische Verhältnisse wäre von Vorteil. Ausserdem ein paar Wanderschuhe mit gutem Profil. Wir erkunden vielleicht ein paar unterirdische Höhlen. Keine Sorge, wird ein spannendes Programm das ich öfters getestet habe. Heute Nachmittag um vier“, er deutete auf das oberste Stockwerk hoch. „Ansonsten steht dir frei dich zu bewegen wohin du willst. Konstantin wird dich, sobald du das Haus verlässt, begleiten. Dient zu deiner Sicherheit. Es gibt überall auf der Welt neidische Leute. Also höre auf Konstantin wenn er dir zur Vorsicht rät.“
Dem Blonden gefielen diese Worte. Das Vertrauen das man ihn in setzte liess ihn dankend zu Makar hochblicken. „Ich passe gut auf sie auf, als wäre sie meine geliebte Schwester.“
Gerade setzte Makar zu einer Antwort an als ein dezentes Klingeln alle aufhorchen liess. Nachdenklich blickte Makar zu Konstantin. Geschwinder rief der Koch bereits. „Ich geh nachsehen.“
Gespannte sahen die drei auf der Couch ihm nach. Nachsinnend meinte Makar. „Wer weiss wohl von unserer unangekündigten Ankunft.“ Ratlos reagierte Konstantin mit einem Schultern zucken. „Jemand der uns praktisch aufgelauert hat!“
Kurz liess der Koch auf sich warten. Mit einem unterdrückten Schmunzeln trat er rasch, hinter dem Sofa, zu Makar. Flüsterte ihm was leise ins Ohr. Erleichtert grinste Makar verständnisvoll. Überlegte kurz, indem er abwesend zur Decke hochsah, dann jedoch beim abfallen hinunter auf Safa glitt. Die Wichtigkeit der brisanten Nachricht liess ihn aufstehen und neben sie hinsetzen. Einen Arm legte er hinter ihr entspannt auf die gepolsterte Lehne. „Ich lass Safa entscheiden,“ gab er dem wartenden Koch bescheid.
Selbst Makar fiel es schwer den richtigen Anfang zu finden. Gespannt verfolgte sie seine vielseitigen Reaktionen. Schliesslich fing er harmlos an. „Du weißt dass bei uns gewisse Regeln anders laufen. Draussen steht eine anspruchsvolle Mutter mit ihrer Tochter, die gerade das erste Mal ihre fruchtbaren Tage hat. Ihre Bitte ist einfach, sie will einen würdigen Enkel in ihrer Familie. Anscheinend weiss sie dass ich den Kampf in Russland gewonnen habe. Aber sie weiss nicht wie nahe wir uns bereits stehen. Darum frage ich dich, willst du heute Abend, die Nacht mit mir verbringen? Oder bevorzugst du es alleine zu schlafen?“
Ohne es amüsant zu finden lachte Safa einmal trocken auf. Das hier war die Reale unerbittliche Welt der Vampire. Nichts von der romantischen Traumwelt welche die Liebesromane in den Büchern verschönerten. Es war ein harter Überlebenskampf in dem die besten ihrer Rasse, die Qualität ihrer Eigenschaften erhielten. Auf eine Seite verstand sie sogar dass es wichtig war um die Rasse auf dem hohen Niveau zu halten. Ihre einzige Überlebenschance sollten die ängstlichen Menschen, eines Tages, gegen sie ankämpfen. Jedoch eine solche persönliche Entscheidung, in ihrem frühen Zustand, fand die ungeheuerlich. Natürlich fand sie es schlichtweg widerlich was diese ehrgeizige Mutter ihrer Tochter abverlangte. Alles in ihr verlangte danach beide zurück zu schicken wo sie herkamen. Am liebsten mit einem persönlichen Fusstritt zur Beschleunigung. Anderseits wunderte sie sich warum sie es so persönlich nahm. Schliesslich war Makar nicht ihr erwähltes Eigentum. Lieber wollte sie Mikael alleine. Ihn würde sie nie teilen.
Makar gehörte ein geringes Interesse. Einzig die Sorge um das Wohl ihres Kindes stand im Vordergrund. Daher erkundigte sie sich zuerst. „Wie läuft das ab wenn du andere Kinder zeugst? Fühlst du dich verpflichtet, dich um alle zu kümmern?“
Entsetzt winkte Makar lachend ab. „Was für eine schreckliche Vorstellung! Nein, wir Männer verpflichten uns nur den Blutgefährtinnen. Das mit diesem weiblichen Gast geht so zustatten, dass ich sie einen rechtskräftigen Vertrag unterschreiben lasse, mit einer gewissen Summe als Abfindung. Nach einer einzigen Nacht verschwindet sie aus meinem Leben. Manchmal wollen die Kinder ihre richtigen Väter besuchen, das ist sogar erwünscht, dürfen aber sonst keine finanziellen Anforderungen mehr stellen. Auf keinen Fall duldet man diese Kinder als Teil des Familienerbes. Bei solchen frechen Ansprüchen riskieren diese bis dahin geduldeten Verwandten höchstens ihr Leben. Da du meine erste Blutgefährtin bist, stehst du automatisch, mit meinem Eltern gemeinsam, auf der obersten Ebene. Ich hoffe jetzt nur nicht dass du mir mein Leben verkürzen willst. Sollte Konstantin das nachweisen, verlierst du und unser Kind alle Rechte an meinem Erbe.
Also was machen wir mit unseren anspruchsvollen Besuchern? Einladen oder Abweisen?“
Safa schluckte einmal leer. Dies hier war ein anderes Leben mit neuartigen Regeln. „Was will die Tochter überhaupt? Fragt sie niemand nach ihrer Meinung? Schliesslich muss sie ja mit einem sozusagen Fremden ins Bett!“
Zweifelsohne wirkte Makar von sich selber Überzeugt. „Sie hat mit ihrem Erscheinen, vor meiner Tür, sozusagen eingewilligt das sie bereit für den Deal ist. Die beiden wohnen garantiert in unserem Viertel irgendwo und wissen wer ich bin. Die hervorstechende Nachricht dass ich einen König besiegt habe hat mich endlich auf die Stufe der ersten Ränge hochgehoben. Darum werden, in den folgenden Monaten, sicherlich noch weitere solche jungfräulichen Kandidatinnen auftauchen.“
„Jungfrauen?“ Staunte Safa.
Spitzbübisch schmunzelte Makar vor sich hin. „Ja, die meisten. Denn nur die haben eine geringe Chance dass man sie vielleicht später als zweite Blutsgefährtin akzeptiert. Das ist abhängig davon was die erste Gefährtin duldet. Einige sind strikt dagegen. Andere erlauben sogar zwei weitere Geliebte. Bisher ist mir jedoch keine Vampir bekannt der mehr als zwei Nebenfrauen hat.“
Eine kleine Pause entstand. Niemand drängte Safa zu einer Entscheidung sondern wartete geduldig. Unsicher wagte Safa Makar direkt zu fragen. „Was willst du?“
Sein ausweichendes Lächeln verriet alles. Überhaupt wirkte er um Jahre jünger und gerade so als bekäme er ein lange ersehntes Geschenk vorgeführt. Daher wartete Safa gar nicht auf seine Antwort. Sie sah keinerlei Nachteile für sich. Ihr Herz gehörte eh Mikael. „In dem Fall… “ Sie liess ihn gerne noch eine ganze Minute zappeln. Ihm fiel nicht einmal auf dass er mit einem Fingernagel nervös auf die teure Ledergarnitur einschabte.
„Schnapp sie dir, solange sie noch draussen wartet.“
Befreit schlug er sich mit einer Hand auf den eigenen Oberschenkel hinunter. Anscheinend rechnete er kaum mit ihrer Zustimmung. War das sogar ein Kichern das sie von ihm hörte? Überrascht musterte sie ihren aufgedrängten Gefährten. Ein solches Geräusch von einem der reichsten Männer zu hören, erstaunte sie.
Rasch küsste er sie sittsam auf die Wangen. „Du bist mein grösster Schatz und ich hoffe dass wir noch einige Jahrhunderte zusammen bleiben.“
Weniger zuversichtlich, verzog sie ihr Gesicht. „Das will ich überhört haben! Wenn du nicht jetzt nicht sofort gehst überlege ich mir vielleicht…“
Ein heftiger Luftzug blies, streifte ihre Wangen entgegen. Nach einem einzigen Augenzwinkern war Makar über das Sofa hinweg gesprungen und schlitterte, wie ein übermütiger Junge, über die glatten Platten hinweg auf die Haustüre zu.
Verwundert verfolgte sie seinen übereilen Abgang. Ganz anders blieb Konstantin cool auf seinem Sitzplatz. Anscheinend wusste er über Makars Vorlieben Bescheid.
Daher wollte Safa wissen. „Macht er das öfters?“
Diesmal lächelte Konstantin ehrlich erfreut. „Leider zu selten. Meistens ist er viel zu ernst. So fröhlich wie jetzt habe ich ihn selten erlebt. Seit dem Russland Besuch ist er völlig verwandelt. Ich freue mich dass er dich gefunden hat“, machte er ihr ein offenes Kompliment. Einzig Safa bedauerte dass sie nicht auch seine Meinung teilte. Sie wünschte sich Makar, mit all seinem unermesslichen Reichtum, einfach nur weg aus ihrem Leben. Wunderbar perfekt die Villa. Einmalig ihre Architektur. Hier wohnte man ideal an ruhiger Lage. Mit einem wohl verdienenden Mann wie Makar hatte sie für den Rest ihres Lebens ausgesorgt. Keinerlei finanzielle Sorgen. Ein Traum vieler Frauen, vor allem wenn der reiche Mann noch so sportlich gut aussah wie Makar. Trotzdem blickte Safa sehnsüchtig auf den kleinen Bach hinaus. Wasser das frei dahin floss. Gezähmt folgte es seinem vorgegebenen Lauf. Sie sehnte sich nach der wilden Weite von Russland. Das Haus, trotz seiner Grösse, engte sie sein. Ihre inneren Gefühle verrieten ihr jedoch dass dieses fantastische Gebäude für mehrere Jahre ihre Unterkunft blieb. Damit musste sie klar kommen, akzeptieren. Müde sah sie zu Konstantin. „Welches ist mein Zimmer wenn ich mich allein zurückziehen will?“
Er schüttelte den Kopf. „Dir gehört immer das grosse Schlafzimmer. Für die Zuchtstuten, so nenne ich diese aufdringlichen Jungfrauen, wählt er das nebenan Zimmer, mit dem Hasen. Bisher verfährt er immer so mit all seinen gelegentlichen Geliebten. Sei unbesorgt, die Wände sind gut isoliert, du wirst nichts hören.“ Dabei zwinkerte er ihr verstehend zu. Erleichtert spazierte Safa die Treppenstufen hoch. Alles so schön sauber gehalten. Oben kannte sie von vorher wo ihrs Schlafzimmer lag. Gleich eine Türe danach bemerkte sie diesmal den kleinen aufgemalten Hasen über dem Eingang. Es juckte sie in ihren Fingern da nachzusehen wie es aussah. Unterliess es nach reifer Überlegung. Warum sollte sie das tun? Vielleicht einmal wenn sie ganz alleine zuhause war. Irgendwie war es schliesslich schon spannend. Wohl erzogen wählte sie ihre privaten Räumlichkeiten. Nach Fernsehen war ihr weniger zumute. Dafür reizte sie der PC und die Wii galt es zu testen. Bisher fand sie letzteres eine absolute Geldverschwendung da es zwar enormen Spass versprach, aber einem kostbare Zeit entriss die man besser sinnvoller ausfüllte. Im linken Nebenzimmer das einen grosszügigen leeren Mittelraum zuliess stand die Wii mit dem grossen Fernseher. Sie setzte sich auf den weichen Teppich hinunter und wühlte die Spiele durch. Erst als sie die neu beschrifteten Chips entdeckten, ohne kindliche Bildwerbung, hielt sie inne. Auf einem war ein Schwert aufgezeichnet da es kaum Platz für Schrift gab. Also rein in die Konsole. Gespannt wartete sie auf den Bildschirm. Immerhin verstand sie vorher die Sprache auf Deutsch zu umprogrammieren. Danach lief alles sehr einfach. Obwohl es möglich war mit dem fortgeschrittenen Status von Makar oder Konstantin zu spielen, wählte sie lieber eine Neuanmeldung. Erfreut merkte sie bald dass es mit anderen Spielern weltweit eine Fantasy Welt zu erobern galt. Auffällig die Namen der anderen Spieler wie; Babyvampir, Vampirbraut, Vampirluder… Hervorstechend der Name Vampir. Daher war klar dass dieses Programm speziell einzig nur für Vampire hergestellt worden war. Sozusagen nur untern ihnen intern verbreitet lief.
Nach kurzer Testfase stellte Safa bedauerlich fest das sie mit ihrer verzögerten Reaktion ziemlich mies dastand. Ständig wurde sie von irgendwelchen Viechern zerrissen oder von anderen Artgenossen ausgebeutet. Erst als sie einen Schweizervampir aufforderte sie als Verbündete zu aktzeptieren, änderte sich die Sachlage. In der Gruppe Swisschamps gelang es ihr ein paar Stufe aufzusteigen. Langsam nahm der Spass zu. Sie stand auf dem Teppich und bewegte konzentriert ihren Arm wie ein richtiges Schwert. Drahtlos funktionierte die Fernbedienung. Das Ausweichen, Ducken, Parieren und Angriffe forderte ihre ganze Aufmerksamkeit. Als eine Wanduhr leise vier Uhr klingelte, schreckte sie unlieb auf. Höchst ungern trennte sie sich von der neuen Entdeckung. Dieses gefährliche Spiel besass absolutes Suchtpotenzial, registrierten ihre spezialisierten Sensoren als ausgebildete Psychologin. Im geringen Einsätzen jedoch definitiv empfehlenswert. Immerhin spielte sie fast zwei volle Stunden in voller Bewegung. Sie verabschiedete sich schriftlich von ihrer Gruppe und speicherte ihren Spielstand ab. Das Leben an Makars Seite nahm ein paar angenehme Züge an. Schade spielte Mikael dieses Spiel nicht, das wäre immerhin eine Möglichkeit gewesen mit ihm in Kontakt zu bleiben. Vorerst legte sie diesen genialen Gedanken auf Eis. Von der Anstrengung schwitzte sie leicht. Also erst einmal rüber ins separate Badezimmer. Draussen im Gang spazierte sie Gedanken verloren an der Bunnytüre vorbei. Nach dem kalten Waschen erwachte sie ganz aus der virtuellen Welt. Ganz bei sinnen beschloss sie sich erst einmal umzuziehen falls Makar doch Zeit fürs Trainieren fand. Bevor sie die Häschentüre erreichte bemerkte sie dass diese offen war. Das ungehemmte Gestöhne von mehr als einer Person war deutlich zu hören. Diesmal schätzte sie sich überglücklich dass sie die Zeit mit der Wii verbrachte. Viel lieber als unter Makars geschickten Händen verführt zu werden. Was ihr nur verdeutlichte wie wenig ausgeprägt ihre Vampirsinne gehorchten. Sie musste lernen ihr Blut besser zu beherrschen. Achtlos wollte sie zurück in ihr Zimmer. Doch etwas an den erregten Geräuschen irritierte sie. Es fehlten nur wenige Zentimeter um die aktiven Insassen zu beobachten. Also gab sie unverblümt der Türe mit der Fingerspitze einen sachten Schubs. Geräuschlos öffnete sie auf kaum zwanzig Zentimeter. Was sie sah liess sie erschrocken einen Schritt auf die Seite ausweichen. Fassungslos spähte sie erneut zurück um zu bestätigen was sie entdeckte. Nach ein paar wenigen Sekunden löste sie sich von dem ungewohnten Anblick. Mit erröteten Wangen spazierte sie in ihr Schlafzimmer hinein. Himmel, eigentlich brauchte sie überhaupt nicht so schockiert zu sein. Schon im Flugzeug war klar gewesen dass er auf Dreier stand. Dennoch dass er eine Jungfrau dazu brachte für seine Vorlieben hinzuhalten mitzumachen, das haute sie praktisch um. In ihren Räumen setzte sich erst einmal ans Fenster. Hier herrschten wirklich ganz andere Sitten als sie bisher aufwuchs. Was sie komplett verwunderte das er Konstantin, als männliche Person, sozusagen in seinem Revier, duldete. Makar vertraute ihm wirklich. Klopfen an ihre Zimmertür liess sie zusammen zucken. Gerade als sie aufstand hörte sie Konstantins höfliche Stimme. „In zehn Minuten bitte oben sein.“
Gespannt beeilte sie sich mit umziehen. Konnte Makar wirklich in seinem Zustand noch mit ihr Trainieren? Nach drei Minuten hastete sie die Treppen hoch zum Trainingsraum. Leicht zu erkennen an den zwei gekreuzten Klingen über der Türe. Nach einem warnenden Anklopfen trat sie hinein. Weiche, hellgrauen Matten lagen in der Mitte des Raumes. Es glich fast einem kleinen Saal mit vielen runden Fenstern durch welche das natürliche Licht hinein fiel. Sogar hier hatte Makar den Estrich komplett herausgerissen. So erhöhte sich der Raum, bei der Giebelspitze, bis an die sechs Meter. Durch das gut isolierte Dach beeinflusste weder Wärme noch Kälte die Temperatur im Innenraum. An den Wänden vorne wie hinten hingen einige Holzwerter sowie echte geschmiedete Waffen aus Eisen. Sogar einige gepflegte, glänzende Doppelschwerter hingen paarweise zusammen. Kein Wunder legte sich niemand mit Makar an. Hier war deutlich zu erkennen womit er sich ausserhalb seiner Arbeitszeit beschäftigte. Meistens jedenfalls. Heute schien eine Ausnahme zu sein, denn Konstantin bewegte sich alleine auf der hinteren Matte. Als er Safa gewahrte lächelte er auf.
Sie scharfsinnig. „Trainieren wir zwei alleine?“ „Ja. Vielleicht kommt er später hinzu, was ich aber kaum annehme.“ Verstehen nickte Safa. Mit steckenden Dehnübungen fing er an und forderte sie auf nachzumachen. Mitten in der Bewegung, einer seitlichen, fragte Safa arglos. „Und, selber nicht müde?“
Herrlich für sie mit anzusehen, wie er für eine Schrecksekunde mit den Armen herumruderte um das Gleichgewicht wieder zu finden. Verblüfft stutzte Konstantin. Fragend hob er eine der schön geschwungenen Augenbrauen.
Lachend meinte Safa unschuldig. „Soll ich das herumflattern der Arme nachmachen? Das sah nicht so aus als ob es zum Standartprogramm gehört.“
Die braunen Augen verengten zu schlitzen. Es war ihm durchaus ernst und gleichzeitig spürte Safa dass er die Situation spassig fand. Schliesslich gestand sie. „Ihr habt die Türe offen gelassen und ich hab Euch gesehen.“
„Ach so“, hörte sich weiter gespannt an als erwartete er mehr von ihr zu hören.
Nun da er auf die volle Wahrheit erpicht war fragte sie ihn gleich. „Wieso erlaubt er dir bei so was mitzumachen? Ich meine ihr ehrgeizigen Vampire seit doch so extrem Revierbewusst.“ Dann begann sie den Furchteinflössenden Dimitros nach zu ahmen. „Das ist meine Blutgefährtin und keiner kommt in ihre Nähe! Du stinkt nach dem und nach dem, wer hat dich heute wieder anfasst…“
Überrascht lachte Konstantin über ihre drollige, übertriebene Vorführung.
Safa fuhr mit normaler Stimme fort. „Darum verstehe ich nicht ganz weshalb deine Grenzen weitaus höher gesteckt sind als normal.“
Wissend schloss er kurz die Augen. Mit einem belustigten Anflug, liess er durchsickern. „Ja, diese merkwürdige Situation ist alles andere als gewöhnlich. Trotzdem gibt es eine banale Antwort drauf. Es gab bei meiner Anstellung einen detaillierten Vertrag. Die einzige Bedienung die ich erfüllen musste war eine Vasektomie durchzuführen. Seitdem ich Zeugungsunfähig bin hat er mir praktisch alle Türen geöffnet. Und glaube mir eine Menge Frauen stehen sogar drauf. Nicht nur die Menschlichen sondern, sogar die vorher Unerreichbaren Schönheiten, die exklusiven Vampirladys der oberen Spitzenklasse zeigen Interesse bei den Geschäftsreisen. Viele dulden überhaupt nur mich als direkten Verhandlungspartner.
So, was bevorzugst du zu üben? Angriffe, Verteidigung oder willst du für gewisse Stellungen im Bett vorbereitet sein?“
Staunend verzog Safa das Gesicht. Allmählich verstand sie Makars eigenartige Praktiken. Obwohl sie viele ungewöhnliche Geschichten in der Klinik mitbekam überraschte sie Konstantins Lebensweg. Dennoch nahm sie wunder. „Kommen dir nie bedenken weil du endgültig kastriert bist? Du bist noch ziemlich jung.“
Unbesorgt griff er spielerisch an. Eigentlich wanderten seine kühnen Finger über ihre Schulterrundung nach unten zu ihrem wohlgeformten weichen Busen. Obwohl sie diese sicher hinter ihrem so genannten Tresor (SportBH) versteckte, welcher nur umständlich zu öffnen war, wehrte sie sich entschlossen gegen die unverfrorene Anspielung.
Unbekümmert seine feste Stimme. „So endgültig ist gar nichts. Man kann eine Vasektomie sogar rückgängig machen. Aber ich wünsche mir mein altes Leben nie mehr zurück. Makar hat, von sich aus, darum gebeten dass ich mindestens bis zu meinem achtzehnten Geburtstag damit warte. Drei Jahre zuvor hat er mich auf der Strasse kennen gelernt. Damals habe ich mit betteln mehr verdient als mit Gelegenheitsarbeit. Stumm hat er mich eine Weile beobachtet und auf einmal gefragt ob ich nicht, eines Tages, für ihn arbeiten wolle. Ein Jahr Wartezeit verlangte er für den Anfang. Überwies mir jeden Monat genug Geld, dass es fürs Essen reichte und etwas Kleidung. Wenn ich nach einem Jahr immer noch straffrei war, wartete der Job auf mich. Nachdem er gemerkt hat dass ich neben dem Essensgeld sogar eine gewisse Summe meiner Mutter spendete und ich angefangen habe in der elektronischen Bibliothek zu studieren, hat er den versprochen Anfangslohn verdoppelt. Obwohl für mich klar war dass ich mit achtzehn endlich den richtigen Vertrag erfüllen wollte, überredete er mich bis zum zwanzigsten Jahr zu warten. Er wollte lieber warten bis meine Stimme nicht mehr so kindlich klang und ich erwachsener wirkte. Nach dem Eingriff war als öffnen sich die Türen zum Paradies. Meine jüngeren Geschwister, ich habe selber sieben, haben alle ihre Ausbildung bekommen. Keiner lebt mehr auf der Strasse von der Hand in den Mund. Ich kann sozusagen überall hin wo die Geschäfte hinführen. So viel Reisen wie ich es mir nie erträumte. Unzählige hübsche Frauen die mich vorher nie beachtet, schon gar nicht in ihr Schlafzimmer gebeten hätten, öffnen mir heute bereitwillig die Türen.“
Abermals wehrte Safa seine unsittliche Berührung ab. „Das nutzt du jetzt wohl voll aus.“
Ernst schüttelte er den Kopf. Bescheiden gab er sich. „Ich weiss wo ich herkomme. Auf Geschäftsreisen überlasse ich den Frauen immer den ersten Schritt. Ganz ehrlich, manche sind für meinen persönlichen Geschmack viel zu alt. Aber eine kleine Gefälligkeit hier und da gibt grössere Belohnungen. So hole ich mir meistens den fettesten Bonus in meine Geldbörse. Makar bevorzugt es Sparkonto zu nennen.
Bei dir nutze ich das aus weil in deine Angriffe viel zu lahm sind. Einzig bei deiner Verteidigung blitzt ein bisschen Aggressivität durch. Es fehlt noch mehr… Biss.“ Lachend provozierte er weiter mit den blossen Berührungen. Solange bis Safa eher harmlos sein Handgelenkt schnappte. Im nächsten Augenblick pfefferte sie ihren Fuss hoch, so wie sie das bei Katalina beobachtete. Trotz ihrer übermenschlichen Geschwindigkeit verpuffte der Schlag ins leere.
Zufrieden leuchten Konstantins braune Augen auf. „Endlich kommen wir der Sache langsam näher.“ Mit einer geschickten Drehung seines Handgelenkes befreite er sich aus dem kräftigen Griff Safas. Wenige Sekunden später lag sie, auf unerklärliche Weise, auf der Matte.
Bedauern bückte er sich zu ihr runter. „Da wartet eine Menge Arbeit auf uns. Du fällst mir viel zu unsicher, ungeschickt, dass ich Mühe damit habe dich richtig anzugreifen. Daher…“
Andeutungsweise wanderten seine Finger, von Makar kopiert, auf ihren Busen zu. In der nächsten Sekunde rettete er sich erfreut ausserhalb ihre Fussreichweite. Mit der Zeit dämmerte Safa dass er schlicht wie ein grosses Kind mir ihr spielte. Er meinte seine Angriffe gar nicht ernst sondern versuchte sie aus ihrer Reserve zu locken. Als ihm das nicht gelang wurde sein Gesicht ernster, die verspielten Angriffe blieben. Manchmal stoppte er um Safa zu demonstrieren wie sie die schwache Verteidigung verbesserte. Es machte ihm Spass sie so zu foppen und Safa selber war es selber Recht dass er ihr Zeit liess um ihn besser kennen zu lernen. Er drängte sich nicht wie Makar förmlich auf. Forderte, lockte nicht bis sie endlich nachgab sondern überlies sie ganz ihrem eigenen Tempo, bis sie ihn als harmlosen Trainingspartner, in ihrer nächster Nähe, akzeptierte. Nach zwei Stunden brach er den Unterricht mir ihr ab. Bis dahin duldete Safa ihn dicht an ihrem Rücken, jedoch nur ohne seine körperlichen Anspielungen. Danach trainierte er eine Weile allein. Beeindruckt setzte sich Safa an den Rand der Matte und beobachtete wie geschickt er Sprünge einfach so aus dem Stand beherrschte. Bewunderte die seine Beweglichkeit. Dazwischen gab er immer wieder einen Kommentar für welche Abwehr das Gut sei. Was besser für ihre Grösse geeignet war. Auf eine seiner hilfreichen Bemerkungen fiel ihr etwas auf, nämlich dass er oft mit Makar trainierte. Erneut flackerte ein verrückter Plan in ihr hoch. Nur wie sollte sie ausführen ohne das Makar keinen Verdacht schöpfte. Da erinnerte sie sich an den hilfebereiten Pagen im Hotel. Klar, wenn sie ihm eine Wii, als Weihnachtsgeschenk, zuschickte war es möglich mit ihm persönlich in Kontakt zu treten. Über ihn kam sie dann garantiert an Mikael heran. Sollte Konstantin ihr alle Tricks von Makar beibringen, war es möglich dass sie mit Mikael dermassen trainierte, dass er eines Tages in der Lage vielleicht Makar zu Besiegen. Ein verrückter Plan. Dennoch gab es ihr neue Hoffnung ihren Geliebten Mikael wieder zu treffen. Vermutlich dauerte es mehrere Jahre, vielleicht sogar Jahrzehnte bis sie so gut wie Konstantin im Kämpfen war. Dabei verbesserte Makar in dieser Zeit seine Techniken genauso. Aber immerhin war es ein vernünftiges Ziel. Jeder Mensch, sogar ein Vampir brauchte einen Lebensinhalt den er anstrebte. Safa unterdrückte ihre aufkeimende Freude. Es gab wieder Hoffnung. Sie musste lernen ihre Gefühle besser zu Kontrollieren, damit Makar nichts merkte. Schritt für Schritt galt es jetzt ihre Zukunft zurück zu erobern. Es galt für den morgigen Tag vorbereitet zu sein. Was wohl Makar in England, mit Wanderschuhen, wollte?
Verwundert schüttelte sie den Kopf.


Der Night Wariorr

Die Geschichte wird überarbeitet. Daher fehlen hier die letzten zwei Kapitel.   Sobald die Korrektur fertig ist, kommen sie wieder online. :)

Danke für Lesen. Ich wünsche allen eine gute Zeit bis zum nächsten Mal.

lg

Impressum

Texte: Die Rechte liegen alle bei der Autorin.
Tag der Veröffentlichung: 13.09.2012

Alle Rechte vorbehalten

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