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Die Larven


Komet

Leise flackerte der Fernseher vor sich. Gedämpfte Stimmen aus der Nachbarwohnung übertönten zeitweise den Sprecher des Senders. Die junge Mieterin schien das wenig zu kümmern. Zweckmässig wirkte der Fernseher als Mittel gegen die Einsamkeit, durfte sie aber nicht an der heiklen überfälligen Hausarbeit, Bügeln, ablenken. Nami Suender hasste zutiefst diese Arbeit. Besonders jetzt wieder in dem sich wärmenden Frühling. Ungehindert blendete die Morgensonne durch die Gardinenfreie Fensterfront in den hellen Hobbyraum. Ausser einem weissen Schreibtisch auf dem ein Computer mit diversem Zubehör thronte gab es nur eine vergoldete Glasvitrine mit hunderten verschiedenen Drachen aus Porzellan die eine der Wände ganz für sich beschlagnahmte. Nami stand barfuss auf einem angenehmen Teppich der in blassen braun, blau Farbe die verschiedenen Weltteile darstellte. Die Tapetenlosen Wände bemalte die kreativ begabte Frau mit weiteren Drachen und kämpfenden Pferden. In der ganzen Wohnung fanden sich diese Eigenart. Gewöhnt allein zu leben richtet sich Nami so ein für ihr ganzes leben. Sie selbst lebte mit ihren durchschnittlichen Körpermassen überaus glücklich. Allein die braunroten Haare die ihr bis über die Schultern reichten und in Berührung mit Sonnenstrahlen golden glänzte unterschied sie von vielen anderen. Sanfte Augen gaben den Spiegel ihrer gutmütigen Seite preis.
Dennoch gab es auch den gezügelten Temperament Teil in ihrem inneren. Nicht umsonst lebte sie in einem der gefährlicheren, günstigeren Ausländerviertel wo die Armut viele zu Überfällen zwang. Drogenhändler jeden misstrauisch beobachteten und viel bettelnden Arbeitslose.
Unbekümmert lebte Nami seit über zwei Jahren in ihrem gut gesicherten Appartement. Als ungelernte Verkäuferin gab es wenig was sie von Wert in ihren schmucklosen, mehrfach geflickten Rucksack herum schleppte. Ihr gespartes Geld steckte in Computerspiele oder im wertvollen Porzellan. Dann wiederum erbte sie im vollendeten zwanzigsten Lebensjahr die bescheidene Summe von dreissig tausend. Versteckte sie in selber angefertigte Schachteln mit vielen hohlen Zwischenräumen. Einmal brach man in ihre Wohnung tagsüber ein. Entführte jedoch nur den wertlosen, alten Computer. Im Schlafzimmer gab es hinterher nur hunderte von Büchern aufzuräumen. Die hässlich verarbeiteten Schachteln erfüllen ihren Zweck. Und unter jedem Porzellan steckte im Podest verborgen ein kleiner lauter Alarm der bei der geringsten Gewichtsveränderung los schmetterte. Namis erster Freund arbeitete nämlich in einem Juweliergeschäft. Als sie aber dahinter kam dass er längst eine verheiratet Frau verschwieg nutzte sie vor dem Abschied eine kleine harmlose Erpressung aus. Jetzt mit sechsundzwanzig besass sie eine weit aus teuere Alarmanlage als ihr gesamte Porzellan zusammen gerechnet.
Im Moment genoss sie das allein sein. Ihre Eltern starben bei einem Autounfall. Einzig zu ihren Grosseltern, die eine kleine Pferdefarm bewirtschafteten, schickte sie monatlich eine Nachricht. Je nach dem ein bisschen Geld, damit immer ein gut gesicherter Platz für sie offen stand. Selber zog sie es vor in der Stadt zu leben da hier viel los war. Nami studierte gerne die Leute. Mit ihren Kurzgeschichten an einen unbedeutenden Verlag verdiente sie neben bei eine kleine Zugabe die sie für eine Weltreise sparte. Geplant für zwei Personen. Irgendwann wollte sie sich jemanden aussuchen aus einer Anzeige um ihn dann in Ruhe auf Reisen besser kennen zu lernen. Dafür konzentrierte sich Nami, besonders wenn sie den Stress bei der eintönigen Arbeit im Einkauf Zentrum einholte.
Wirklich aus der Ruhe geriet sie nur wenn ihr Waschtag wie Heute begann. Schon am frühen morgen in den finsteren, unheimlichen Keller zu gehen. Leider hielten die Mitbewohner wenig von Ordnung wenn es um eine Gemeinsache ging. Am meisten fürchtete sich Nami vor den weissen Spinnen. Erst hier in den schimmligen, dunklen Räumen überfiel sie das nackte Grauen. Immer öfters stieg der verlockende Gedanke an eine eigene Waschmaschine hoch.
Angewidert von den blossen Gedanken nochmals nach unten die letzte Ladung zu holen knallte Nami ihr heisses Bügeleisen in den Ständer. Ihre weissen Herrenhemden lagen einigermassen Gebügelt über dem alten Fernsehsessel. Herrenhemden weil die weit geschnittenen Ärmel viel angenehmer zum Tragen waren. Besonders unter den Achseln, ausserdem präsentierte es einem viel lockerer.
Ein verfärbter Ledersitz, günstig von Flohmarkt und unübertroffen was Bequemlichkeit betraf. Sich jemals davon zu trennen grenzte an Unmöglichkeit.
Seufzend zog Nami den Stecker aus. Dann drückte sie lustlos auf die Fernbedienung. Seit Tagen berichteten die Nachrichten von einem Meteor der nach den neuesten Berechnungen doch nicht auf die Erde knallte sondern in drei Jahren knapp vorüber flog. Dieser Kilometer grosse Brocken verlor zunehmend an Gewicht so das er keinerlei Gefahr mehr darstellte wie anfangs vermutet.
Gelangweilt stellte Nami den Fernseher ab. Ihr Hunger verriet ihr die Mittagszeit. Die restliche Wäsche drängte zum rauf holen. So schnappte sich Nami die Wohnungsschlüssel, einen Waschtruhe, und ein scharfes Stilett das sie unter einem lockeren Armverband versteckte. Ohne diesen schmalen Dolch wagte sich Nami nicht in den Keller. Obwohl er bis jetzt glücklicherweise ungebraucht blieb.
Sobald sie die Türe einen Spalt öffnete lauschte sie in den Gang hinaus. Die willkommene Stille liess sie sicher hinaus treten. Die Waschtruhe schob sie in den Lift hinein und drückte den Schalter. Sie selber wartete bis die automatische Türe sich schloss. Danach trippelte sie die Treppen hinunter. Diese Vorsichtsmassnahme ergriff sie seit zweimal der Lift mit ihr stecken blieb. Auch von den Mitbewohnern hörte man öfters im Monat jemand schreien. Da ihr Haus nur vier Stockwerke zählte und sie im dritten wohnte war es leicht den Stufenweg zu wählen. Flink wie ein Wiesel erreichte sie den Keller vor dem Lift. Sofort eilte sie den Maschinenraum hinunter. Hastig stopfte man die Wäsche in die Truhe. Für Nami war es ein Spiel mit der Zeit. Kaum schob sie die schwere Ware in den Lift, rannte sie schon die Stufen nach oben. Mitten im zweiten blieb sie abrupt stehen. Lauschte.
Schreie erklangen von oben. Das kam von der Dachwohnung. Die erste Reaktion war sich möglichst leise zu verhalten. Wenn man sich nicht einmischte gab es keinen Ärger. Dann vor der Zimmertüre packte Nami das Gewissen. Es hörte sich ja nicht so an als ob jemand geschlagen wurde. Kein Schuss war gefallen. Vielleicht verletzte sich jemand ganz einfach bei der Heimarbeit.
Unruhig tigerte Nami auf ihrem schmalen Gang entlang. Die Wäsche stelle sie einfach vor ihre Tür. Lautlos schlich sie die Stufen hoch. Jemand liess die obere Tür unvorsichtiger Weise unverschlossen. Der Durchzug öffnete sie weiter. Die Schreie verwandelten sich in ein klägliches Wimmern. Nur die Stimme welche einer zweiten Anwesenden Person gehörte verhinderte dass Nami einschritt. Sie wusste dass diese Obergeschoss einem pensionierten Lehrer gehörte. Da man in öfters mit irgendwelchen Sachen sah die er einsammelte nannten ihn die Anwohner, den verrückten Professor. Man fürchtete ihn im Haus da keiner ihn Besuchte. Ausserdem sah man nur wir er dieses Zeug anschaffte, Chemikalien, Ratten, Therarien und Futter, aber niemals etwas wegschleppte. Das gab zu denken was für ein Stall dort womöglich herrschte.
„Lasst mich,“ wimmerte die alte Stimme schleppend von drinnen. „Ich hab doch ein paar gesammelt. Was kann man damit schon anrichten.“ Seine Atem kam ringend. „Es sind doch Tiere, nur...Tiere ?“
„Warum sind sie mit dieser Person einen Handel eingegangen ? Ihnen war doch das volle Risiko bewusst !“
Diesen scharfen Tonfall registrierte Nami als sehr gefährlich. Es lag nicht an der Stimme allein. Ein unbekannter Schauder liess sie erzittern. Als ob ein kalter Nebel sie einhüllte.
„Wer weiss alles davon ? Wann kommt er zurück um sie abzuholen,“ fordere der jüngere zu wissen.
„Niemand. Er... er hat sie mir doch geschenkt. Wollte sie nicht mehr. Keine Zeit... Zeit sich darum zu kümmern.“
Deutlich hörte man dass jemand nach dem anderen fasste. Der Professor röchelte. Flehte,: „Bitte ! Seine Pläne kenne ich nicht... Er war so in ...in Eile.“ Es schien im plötzlich was einzufallen, „Ich war so neugierig. Diese neue Art. Ich war doch nur neugierig.“
„Er hat sie doch gewarnt. Welchen Hinweis gab er ihnen !“ Dieser Ton duldete keine Ausflüchte. Der Professor gab nach.
„Nur über die Fütterung... Dass ich bei der Geburt dabei sein soll. Das verstehe ich heute noch nicht. Sie leben ja schon.“ Er krächzte ein lachen eines Irren,“ Zweimal haben sie sich vermehrt. Es sind doch nur Insekten. Was soll da noch gross geschehen.“
Zufrieden gestellt legte der Stärkere den alten Mann nieder. Da Nami hörte wie Schuhe auf Käferpanzer auf dem Boden traten, riskierte sie einen Blick in die Wohnung herein. Der verratene Abstand versprach Sicherheit. Der Professor blieb unentdeckt, was sie verblüffte war den Fremden alleine von hinten zu sehen. Seine Grösse reichte sicher ein Meter Achtzig. Was sie aber eher beeindruckte war die sportlichen Masse. Zu ihrer Befürchtung waren die breiten Schultern echt. Ohne dass der Anzug eine Polsterung bedurfte. Erst recht die schlanke Hüfte beunruhigte Nami. Wenn er einer dieser schweren Gewichtsstemmer wäre, hätte das sie weniger beschäftigt. Denn Nami war schon mal einem in der Nacht mit ihrer Wendigkeit erfolgreich davon geflüchtet. Dieses hier war eine leichtere elegantere Ausgabe. Ein besonders Aufmerksamer denn er schien ihren Blick wie ein Jäger aufzufangen. In einem Bruchteil einer Sekunde später erstarrte Nami.
Während er sich gemütlich umdrehte verharrte Nami reglos. Es lag nicht an ihrer Angst die lähmte. Nami wusste selber aus Erfahrung das sie trotz gefährlichen Situationen wunderbar flüchten konnte. Diesmal überrollte sie eine Welle Magie von diesem sonderbaren Kerl. Ihre Gedanken rasten, die Füsse zitterte ab dem starken Willen wieder die Kontrolle zu übernehmen. Dennoch blieb sie hilflos stehen.
Er starrte sie nur einen kurzen Moment an. Kalte durchdringende Augen musterten sie abschätzig. Die schulterlangen glatte schwarze Haare band er im Nacken mit einem farblosen Band zusammen. Damit ihm gar nichts im Blickfeld störte. Gelassen wandte er sich wieder seiner eigentlichen Aufgabe zu. Er zerstampfte einige schwarze Insekten die wie lange Grillen aussahen. Dann legte er ein in vielen Farben schimmerndes Blatt Papier über die zermatschten Viecher. Nie ähnliches zuvor sah je Nami. Schlussendlich streute er was von dem schweren Pult, ein dunkles Puder über alles und auf wundersame Weise entzündete sich die Seite. Der Boden selber blieb merkwürdig verschont.
Verwundert sah Nami in die hellweissen Flammen wie sie verlöschten ohne weiteren Schaden anzurichten. In diesem Moment spürte sie wie das Leben in ihre Starre zurück sickerte.
Nochmals drehte sich der unheimliche Begleiter ihr zu und schon kehrte der kalte Zustand zurück.
Verärgerung tobte in ihr wie in einem Vulkan. Ihr Widersacher half dem Professor sich an einer Wand aufzurichten. Schwierig denn überall standen Regale mit gefüllten Gläsern. Seine Hand fuhr dem grauhaarigen an die Stirn. In seiner veränderten Stimme lag eine Singende Tonlage. Irgendwie verführerisch, eindrücklich.
„Sie werden sich an nicht erinnern was in Zusammenhang mit uns statt fand.“ Als er dies aussprach als sei es eine Bitte, ohne Zwang, kämpfte Nami auf einmal gegen eine Müdigkeit. Wieder flackerte Zorn in ihr Hoch. Verwandelte sich aber schnell in Angst als sie feststellte das ihr Feind zu ihr kam. Fasziniert bewunderte sie seine ebenmässigen Gesichtszüge.
Das einzige was sie an ihm störte war der starre Blick seiner braun grünen Augen. Undurchdringlich wie gefrorenes Gletschereis. „Wen haben wir den da ?“ Trotz seinem freundlichen Ton lag genug schärfe darin um Nami weiter zu beunruhigen. Nervös kämpfte sie wieder. Er schüttelte den Kopf. „Kämpfe nicht dagegen an. Sei entspannt dann kannst du reden.“
Über diesen Unsinn rollte Nami bloss mit den Augen. Wie kann man sich in solch einer Lagen entspannen. Dann wanderten ihre Gedanken an die ruhige Farm ihrer Grosseltern. Auf einmal galoppierte ihr Lieblingspferd vorüber. „Ich wohne auch in diesem Haus,“ kam es ihr holperig über die trocknen Lippen.
„Das nehme ich an. Wie lange stehen sie schon hier ?“
Eigentlich wollte sie auch fragen stellen. Sobald sie etwas anderes als seine Antwort geben wollte, lähmte sich ihre Zunge. Schliesslich gab sie resigniert nach,“ Genug“
„Okay. Sie kennen es ja von vorher. Kommen sie herein. Schliesslich brauche ich keine weiteren Neugierigen.“ Er lächelte ihr beruhigend zu so dass sie tatsächlich ihr Füsse vorwärts setzte. „Es wird mir auch zu anstrengend.“ Diese Geständnis machte ihn zu einem Menschen. Wiederum schaltete Namis Gehirn auf Hochtouren. Die Angst verminderte sich.
Er trat an ihr vorbei um die Türe zu schliessen. Da konzentrierte sich Nami auf ihre Drachen. Sie versuchte sie vor ihren Augen bildlich vorzustellen. Wie sie ihre kräftigen Schwingen entfalteten. Den Luftdruck, mit dem Hauch der eigenen Magie verströmend. Das Gesicht des fremden schwand und mit ihm der lähmende Bann. Bevor sie überlegte stellte Nami ihren Fuss zu Seite. Völlig überrascht stolperte der Fremde darüber. Fasste Halt suchend an dem Türrahmen, liess ihn aber schnell wieder los als ihm der unverschämte Angriff von Namis dämmerte. Geschickt sprang er sich über die Schwelle in den Gang hinaus, in Sicherheit, ehe die Tür hinter ihm zu donnerte.
Der laute Knall hallte noch lange in Namis Ohren. Ihr regelmässiges Training im Park zahlte sich aus. In ihren eher kurzen Beinen lag viel unvermutete Kraft.
Für einen Moment lehnte sich Nami erleichtert an die Türe. Wartete bis sich ihre Atmung normalisierte. Dann lauschte sie ,dicht am Holz, hinaus.
Sha`hal starrte verwundert auf den Eingang. Niemals bei seinen bisherigen Missionen gelang es jemanden ihn so auszusperren. Überhaupt wirkten, galten die Sperren für Bewegung als absolut sicher. Seiner Kontrolle entschlüpfte niemand. Seine Überwachung galt als unüberwindbar. Besonders diesmal war es von spezieller Wichtigkeit dass er Erfolg zeigte. Ausgerechnet heute passierte ihm dann so was. Er schüttelte den Kopf über sich selber. Nun hiess es weiter richtig zu handeln. Er spürte ihre Anwesenheit hinter der hölzernen Barriere. Dieses einfache Material bedeutete kein Hindernis für ihn sofern er sich fest im Gleichgewicht fand. Seine leichte Verwirrung hinderte ihn daran den Angriff weiter fort zu setzten. Man zählte auf ihn dass er keine halben Sachen erledigte. Er plante später nach zu sehen ob sie überhaupt eine Gefahr bedeutete. Leise verschwand er die Treppe hinunter bevor sie sich ganz erholte.
Sicherlich zehn Minuten lehnte sich Nami schützend an die Türe. Einzelne Gegenstände drangen in ihr Bewusstsein. Die verschieden geformten Gläser. Vom Einmachglas bis ganz teurer Konservierung reichte die ausgefallene Palette. Vor allem haarlose Mäuse und grosse Insekten spielten die Hauptrollen darin. Berge von Bücher stapelten sich quer zum Teil zwischen den Regalen. Auf dem Boden lagen zerstreut Blätter mit Handgeschriebenen Notizen. Da dieses Geschriebene einen Kostbarkeit für ihren Besitzer bedeuteten erkannte Nami an den sorgfältig plazierten Seitennummer. Es war dem Eindringling zu verdanken dass sie nun auf dem dunklen Paketboden lagen.
„Was erhoffte er sich hier zu finden ?“ Nami sprach mehr zu sich. Der Professor schnappte ihre Worte auf. Er kauerte wie ein gebrochener Mann in einem engen Zwischenraum zweier Regale. “Er hat es gefunden. Die ganze Arbeit ist zerstört. Einfach ausgelöscht.“ Er deutete auf die Stelle wo es einst brannte. Das weckte Namis Interesse. Gespannt untersuchte sie die Stelle. Ausser einer feinen Schicht Asche die sich wie feiner Staub anfühlte gab es keine Hinweise auf die Geschehnisse. Bedauernd schaute Nami zu dem liegenden Mann. „Kann ich ihnen irgendwie helfen ?“
Seine Stimme klang monoton. „Es ist alles vorbei. Ich weiss nicht mal mehr was ich gefunden habe.“ Graue verlorene Augen blickten sie an. “Ich stehe wieder am Anfang. Sogar weiter davor. Lassen sie mich ruhig allein. Erst muss ich über alles Nachdenken. Vielleicht sind nicht alle Daten gelöscht.“ Hoffnung streckte sein Rückgrat. Seine weissen Beine in den weiten, grauen Leinenanzug strampelten über den Boden. Während er versuchte sich wieder auf zu richten, nutzte das ein verborgenes Insekt unter einer Teppichfalte zur Flucht. Leider raste das Tier genau in die Richtung der unbeweglichen Nami. Angewidert trat sie blitzschnell zu. Der Hornpanzer knackte unter ihren Sohlen. Weit mehr erschreckte Nami der aufheulende Professor. „Frau, was hast du getan ? Diese Wunder hat überlebt. Es war der letzte Grundstein! Was hast du getan ?“ Anklagend schrie er Professor sie wild an. Von allen Klagen die Nase voll herrschte sie zurück, „Dieses Ungeziefer ist für gar nichts gut. Es zerstört nur unsere Häuser. Aber das wird wohl in ihren Fachzeitschriften nicht erwähnt.“
Er wehrte sich erfolgreich, „Sie haben keine Augen für die Wunder dieser kleinen Überlebenskünstler. Was wissen sie denn schon ?“
Geschlagen sah ihn Nami an. Klar für sie bedeuteten diese Viecher nichts. Leicht beschämt blickte sie zu ihrem zerquetschten Opfer. Es war ein Weibchen. Das erkannte man daran dass unter dem gespaltenen Panzer winzige Larven hilflos zappelten. Bestürzt bückte sich Nami herunter. Behutsam löste sie mit einem Fingernagel den zerfetzten Panzer zur Seite. Die drei Larven hielten sich auf einmal Still. So als ob sie wüssten dass ihr Schicksal sich entschied. Genau das faszinierte Nami. Sie legte ein Papier über das Muttertier. Versteckte aber die kleinen in ihrer halb geschlossenen Hand. Dann stapfte sie noch einmal demonstrativ über alte Insekt. „So,“
Wieder kreischte der Professor auf und Nami flüchtete sich in ihre Wohnung hinunter.

Neue Haustiere


Sofort eilte Nami zum nächsten Schrank. Befeuchtete einen neuen Waschlappen und legte behutsam die Larven darauf. Erst jetzt begannen sie sich wie wild zu bewegen. Sie wollten aus der fremden Umgebung fliehen. Da bemerkte Nami ihren ersten Fehler. Mit warmen Wasser spülte sie den Lappen noch einmal durch. Siehe da schon suchten die Larven Schutz zwischen den groben Falten. Nami wunderte sich selber über ihr Verhalten. Warum wollte sie den Professor wissen lassen dass die Larven tot seinen. Vielleicht wollte sie sich selber nicht zugestehen dass diese kleinen Dinger sie berührten. Nur gegenüber ihm das zu gestehen viel ihr nicht ein. Schon schwierig genug sich selber das zuzugeben dass diese Ekeltiere auf einmal einen weichen Kern in ihr berührten. Nami fühlte sich auf einmal verantwortlich für diese Tierbabys. Eigentlich besass sie keine Haustiere da sie einfach zu wenig Zeit zu Hause verbrachte. Diese Winzlinge passten jedoch problemlos zu dritt in eine Zündholzschachtel. Die liess sich wiederum problemlos überall mit sich herum Führen.

Diese folgende Nacht dauerte lange. Dreimal wärmte Nami Wasser dass sie in eine grosse Schale leerte. Dann folgte ein grosser Suppenteller und in der Mitte platzierte sie die Jungen mit dem feuchten, flauschigen Tuch. Sie stellte dafür ihren Wecker ein. Erwachte aber einmal mit der Angst sie könnten ins Wasser fallen und ertrinken. Also hiess es noch einmal aufstehen um den Teller durch eine hoch kantige Schüssel zu ersetzen.
Noch vor dem Frühstück plagte sie die Frage was diese Dinger genau zum Essen brauchten. Sie kannte weder die Rasse noch was im allgemeinen Larven verzehrten. Der erste Versuch mit Salatblätter hinzulegen versagte. Besorgt betete sie die Kleinen in die Transportschachtel. Normalerweise rannte Nami auf den Bus. Der tägliche Sport weckte sie erst richtig vor der Arbeit. Sie genoss es richtig in der letzter Minute aus dem Haus zu hetzten um zu testen wie sie sich steigerte. An diesem Morgen spazierte sie fünf Minuten früher los damit keine hastige Bewegung den Rucksack schüttelte.
„Ich bin schlichtweg verrückt. Was sind schon ein paar entzückende Larven. Das macht mich doch nicht zur Mutter.“ Mehrmals sagte sie sich das. Erfolglos. Besorgt schaute sie daraufhin während der Fahrt in die Schachtel.
Zu Ihrem Arbeitsbereich gehörte das bedienen der Kasse. Da war es leicht die Schachtel offen unten auf einen Sims zu stellen. In der Pause telefonierte sie als erstes mit einer Bibliothekarin. Daraufhin erhielt sie wertvolle Tipps über Insekten. Aber keine wie man eine Larve füttert. Also flitzte sie in die Obst Abteilung. Wenig später wunderten sich einige Mitarbeiter über den merkwürdigen Saft den sie im Mixer zusammen stellte. Nami gab keine verfrühten Erklärungen. Falls die Tiere starben sollte es keiner wissen. Wenige Minuten später strahlte eine glückliche Nami die erstaunten Kunden an. Ihre Larven saugten ihren Früchtebrei auf.

Für zwei Stunde lauerte Nami an diesem Abend erleichtert mit einer Kamera auf einem erhöhten Parkplatz. Ihr eigentliches Interesse galt dem Handels Zentrum gegenüber. Dort gab es besonders allerhand Diebe die sie erwischte. Diejenigen welche die Detektive verpassten landeten später in ihrem Bericht. Kühler Wind zwang Nami nieder zu kauern. Vor einem neuen geparkten Wagen dessen Motor eine warme Welle ausstrahlte. Sie genoss dieses Jägerspiel mit grosser Geduld. Nur gerade diese Larven stürzten sie in einen ungewohnten Zeitdruck. Mehrmals liess sie ihre Augen von der Naheinstellung über den Platz schweifen. Ihr Glück denn diesmal viel ihr auf wie jemand sich seltsam den Wagen näherte und an ihnen kurz herum fingerte. Hastig schaltete sie ihren Blitz aus damit sie unentdeckt ihn anvisierte. Sieben Bilder erklärten wie er den Wagen knackte, dann als er losfuhr eilte Nami geduckt zum Lift. Sofort stellte sie sich neben den Ausgang vor die geschlossene Barriere. An eine Betonspalte gepresst wartete sie aufgeregt auf ihr Opfer. Rasch band sie sich ein Kopftuch um die verräterischen Haare.
Ahnungslos fuhr der Wagen heran. Der Insasse Mitte Dreissig, Schwarzhaarig gepflegt. Kleidete sich elegant. Nami hoffte auch dass dies mit den Schuhen überein stimmte. Darin lag schon ihr riesiger Vorteil falls er sie zu Fuss verfolgte in so engen, flach besohlten Modeschuhen. Er liess die Fenster automatisch herunter. Bevor er die Parkkarte einsteckte schoss Nami ihr Krönungsfoto. Mit Blitzlicht und Zoom. Ihr Spruch, „Bitte lächeln!“ liess ihn so das glatt rasierte Kinn herunterfallen dass sie einfach ein weiteres Bild schiessen musste. Dann hiess es flüchten. Lachend rannte Nami quer über die Strassen direkt zum vollen Mark. Ihr blieben wenige Sekunden bis die Schranke sich öffnete. Quietschende Reifen jagten ihr nach. Sie genoss es richtig dass sie wenige Meter vor ihm in die Stände voller Menschen untertauchte. Hier entfernte sie ihre Kopfbedeckung. Ihre Jacke Marke Eigenbau sah auf der anderen Seite in Gegensätzlicher Farbe aus. Also drehte man sie um. Über ihren schwarzen Rücksack stülpte sie einen grösseren Leinensack den sie vorher gefaltet darin verstaute.
So schlenderte sie wenige Sekunden später frech an ihren Opfern vorbei ohne erkannt zu werden. Über diesen grossen Fisch freute sie sich riesig. Diese Zulage verdoppelte sich.
An diesem Abend verwöhnte sie die Larven mit einer süssen Bananenmilch.
Schon am nächsten morgen kaufte sich Nami ihre Lieblingszeitung. Stolz betrachtete sie ihren Artikel auf der zweiten Seite. Dieser grosse Bericht gipfelte an ihrer gelieferten Höchstleistung. Äusserst zufrieden grüsste sie ihre Mitarbeiter. Zunächst vermutete ihre beste Kollegin einen neuen Freund hinter dem ansteckenden Lächeln. Celia ihre engste Vertraute kannte keine Gnade wenn ihre Neugierde brannte. Ihr scharfes Auge wachte um Namis Person. Besonders seit sie selber schlechte Erfahrungen mit ihren Freunden erlebte schloss sich ihr Band zusammen. Von der ersten Sekunde des neuen Tages an bemerkte sie die Veränderung. Sofort hängte sie sich an Nami als diese in die Pause davon stürmte.
„Was ist so wichtig dass du es sogar vor mir verbirgst?“
„Es ist nur so ein Experiment,“ beschwichtete sie Nami.
„Ach ja. Weshalb diese Geheimnisvolle Art.“ Celia hetzte wie ein Energie geladener Terrier um Nami. Sie überragte Nami kaum aber unterschied sich gewaltig in ihrem Auftreten. Wo Nami flüchtete stand sie fest wie eine gepanzerte Mauer und beantwortete jeden Angriff. Sie gab als Nebenverdienst Unterricht in Judo und allgemeine Selbstverteidigung. Doch gerade ihre Kräftige Seite hinderte sie daran mit anderen Leuten umzugehen. Aber bei der zähen Nami traten ihre anfänglichen Befürchtungen in den Schatten. Wenn sie mal ihrem gut gemeinten Schulter Klopfen nicht auswich so warf es sie auch keine Schritte vorwärts. Bei ihr durfte sie die Hände schütteln ohne Angst sie zu quetschen. Wenn Celia los plapperte hörte Nami geduldig zu. So ahnte Nami auch was sie erwartete wenn sie ihre Freundin auf einmal ausschloss. Sie beschloss nur die halbe Wahrheit zu erzählen. „Es ist bloss ein kleiner Test,“ erklärte sie. „So sehe ich ob ich mich mal für Kinder entscheide. Wenn ich es schaffe diese Larven einen Monat zu umsorgen habe ich bestimmt später die Geduld für Grösseres.“
„Du hast doch gar keinen Freund,“ platzte Celia unhöflich direkt hinaus.
„Ich will auch keinen Mann. Im Moment interessiere ich mich nur für Kinder,“ gab ihr Nami offen zu verstehen.
„Ha. Diese modernen Frauen heutzutage. Diese Entwicklung ist schlecht. Das habe ich irgendwo gelesen.“ Dabei schüttelte sie ihre schweren langen Locken die sie bei der Arbeit immer zusammen band.
„Hat bestimmt ein Mann geschrieben,“ gab Nami zurück. Lachend taten sie in den dämmrigen Pausenraum im Untergeschoss. Dort präsentierte Nami stolz ihre Winzlinge. Sofort riet ihr Celia diese Würmer ja vor den anderen zu verstecken.

In den folgenden Tagen bewunderte Nami den rasanten Wachstum ihrer Schützlinge. Bereits am vierten Tag passte eine einzige Larve kaum noch in eine kleine Schachtel.
Einmal während der Arbeit fragte ein Kunde nach Streichhölzern. Ausgerechnet in diesem Moment stand die Abteilungschefin hinter Nami. Die erklärte wo der Artikel sich befindet, da griff die Chefin tadeln ein. „Aber wir haben doch gerade ein paar unten in der Ablage." Erschrocken winkte Nami ab. Doch die Chefin ignorierte einfach. Schliesslich gestand Nami knirschend, „Das sind keine Zündhölzer.
„Na, was haben wir denn da sonst drin,“ fragte die Chefin misstrauisch. Schreiend liess sie im nächsten Moment die Packung fallen. Geschickt fing sie Nami im Flug.
„Die züchte ich für einen Angler.“ Mit zusammen gekniffenen Augen flüchtete die Chefin. „Ekelhaft. So was möchte ich nicht mehr sehen,“ drohte sie aus sicherer Entfernung. Während sich sie automatische Türe, für den Lagerraum, hinter ihr schloss erklang ungehemmtes Lachen aus einem der nahen Regale. Celia der heimliche Beobachter. Schelmisch blickte sie zwischen eine schmale Lücke im Regal durch die sie eben auffüllen wollte. „Oh, Nami. Das war ein gelungener Streich. Ich habe dich gewarnt besser aufzupassen. Nicht alle mögen diese schleimigen Würmer, schon gar nicht weil ihnen Haare fehlen.“
„Ach ja, soll ich ihnen vielleicht eine Perücke aufsetzen damit sie niedlicher aussehen ?“ Es klang gereizter als gewollt. Seufzend sank Nami in den gepolsterten Drehstuhl zurück. Die ständige Sorge um diese hilflosen Viecher zehrte mehr an ihren Nerven als sie zugestehen wollte. Einige Male vertippte sie sich an der Kasse ehe sie ihre Konzentration wiederfand. Aber solche Fehler liessen sich leicht bei einer modernen Laserkasse korrigieren. Allein von ihren Fehler, die den Ablauf behinderten, beschwerten sich die Kunden weniger. In deren Unterbewusstsein zog der baldige Vollmond sein Unwesen. Seit Nami den Job als Verkäuferin annahm lernte sie rasch das die Unruhen der Kunden im regelmässigen Rhythmus begannen. Anfangs ärgerte sie sich über die unhöflichen Worte, nun seit sie sich vermehrt mit Esoterik befasste verzieh sie ihnen deren Gereiztheit. Der Auslöser für das grobe Verhalten war nicht ihr Fehler. Vollmond allerdings liess sie eher kalt, sie selber erforschte dass ihr die Nächte des Leermondes den Tiefschlaf störten. Ihre Larven folgten aber weniger ihrem Beispiel. In letzter Zeit strampelten sie ziemlich nervös.
In der Pause bat sie Celia um die Schachtel. „Komm gib sie mir, Jetzt kannst du dich noch von ihnen Trennen. Je länger du wartest umso schlimmer trauerst du ihnen nach. Es sind doch bloss kahle Würmer.“
Blass sah Nami ihre Freundin an. „Ich weiss es wäre Vernünftig, aber sieh selber!“ Dabei holte sie ihre Schachtel aus der Schürze der Uniform. Vorsichtig öffnete sie die Schachtel nachdem sie sich vergewisserte dass keinen anderen Angestellten in der Nähe was mit bekamen. Ganz ruhig lagen die bleichen Larven da.
„Normaler Weise bewegen sie sich. Sobald ich aber über ihr Schicksal entscheide verhalten sie sich völlig reglos. Als ob ich keinen Anstoss finden sollte. Das alleine sollte genügen den wahren Grund heraus zu finden. Es macht mich einfach neugierig was einmal aus ihnen wird.“
Verständnisvoll stimmte Celia ihr zu. „Sicher es ist wirklich interessant ihre Fortschritte zu beobachten, aber was soll schon gross aus ihnen werden. Was hast du davon wenn sie plötzlich kriechende Käfer werden? Du musst die Nahrung wieder umstellen und es wird schwieriger sie zu kontrollieren. Willst du dir kein Terrarium kaufen? Damit kannst du deinen Stress zu Hause lassen.“ Dem stimmte Nami dankend zu. Ein Terrarium erleichterte ihr Leben erheblich. Sie beschloss sich genauer darüber zu Informieren. Schon in ihrer Mittagspause eilte sie zum nächst bekannten Zoogeschäft. Nach wenigen Minuten kam sie erschrocken heraus. Diese saftigen Preise überschritten den Sammelwert ihrer Drachen. Dann lieber warten, denn die Larven wuchsen ja mit so einer Geschwindigkeit das die Endwahl für ein Terrarium offen stand. Müde spazierte sie an den Autoschlangen vorbei. Hauptverkehr herrschte. Schwer lag die Abgase in der Luft. Leute hetzten vorbei. Streiften manchmal rücksichtslos hart ihren Rucksack. Nami fragte sich was aus dieser Welt wurde. Sie sehnte sich zurück auf das einfache Leben auf der Farm. Nur die vielen Bücher hielten sie zurück dort ihre Zukunft aufzubauen. Das Angebot ihres Onkels würde immer offen stehen sich in den Betrieb der Zucht einzuarbeiten.
Hier in der Stadt pulsierte das Leben. Man erhielt Informationen gezielt und rascher. Nami liebte grosse Bibliotheken wo sie ihr Wissen vergrösserte ohne den Druck einer Schule. Manchmal kurz entschlossen ins Kino zu gehen, wenn eine Welle der Einsamkeit sie packte. Oder was sie sich selten erlaubte, einen Spielsalon zu besuchen. Besonders die Flugsimulatoren reizten sie. Wendige Kampfhubschrauber und Weltraumjäger lockten ihr das Geld aus der Tasche. Eigentlich plante Nami gut ihre Einkäufe nur bei diesen Spielen gab es gelegentlich eine Ausnahme. Deshalb gab es ihre gezählten Tage wo sie in diese virtuelle Welt eintauchte. An diesem Schwachpunkt wäre sonst an Nami ein süchtiger Spieler geworden. Nur ihre eiserne Disziplin rettete sie. Ihre Freundin dagegen liess keine Gelegenheit aus sie zu begleiten. Sie benutzte es sogar als Training seit es die Drahtlosen Kampfsport Arten gab. Mit einem leichten drei- D Helm und Magneten an den Gelenken nahm sie die schwersten Kämpfe an. Nami selber schaute gelassen zu wie ihre Freundin wild in der Luft fuchtelte um ihre Gegner zu vernichten. Celia verstärkte das Gefühl beschützt zu werden. Auf sie war voll verlass.
Nachdenklich setzte sich Nami an die trockenen Kanten eines flachen Springbrunnen. Die Düsen spritzten nur alle zehn Minuten hoch sonst plätscherte das Wasser flau über der Oberfläche des weiten Bassin. Die drei Meter Durchmesser lockten nur wenige Leute hierher. Ausserdem gab es gegenüber der Strasse einen Richtigen Park. Aber gerade wegen der Verlassenen Atmosphäre schätzte Nami dieses Plätzchen das inmitten im Schatten der hohen Hochhäuser versteckte. Aus ihrer Tasche holte sie ein Sandwich und die Schachteln der Larven hervor. Da es ausser dem Brunnenrand keine Sitzgelegenheit bot war Nami ungestört allein. So sicher dass sie die Raupen an Tageslicht liess. Neben sich stellte sie die Tiere im geschützten Karton an den Rand. Feiner warmer Stadtwind wehte über den kleinen, verlorenen Platz. Auf einmal flog ein dunkler Schatten über die schaukelnden Wellen des Wassers. Zuerst vermutete Nami es seien Ausgesetzte Fische, dann liess sie ein raues Krähen aufschrecken. In kaum einer Sekunde stürzte eine schwarze Krähe vom Himmel herab wenige Zentimeter neben eine Schachtel. Sprachlos bewunderte Nami die Zutraulichkeit des Vogels der kaum einen halben Meter seine Flügel spreizte und sie hungrig beobachtete. Leider nicht nur ihr Sandwich sondern auch die ruhigen Raupen. Bevor Nami handelte verfärbte sich die helle Haut der Raupen in ein stechendes Rot. Als würde eine gefärbte Lampe angezündet flammten zwei der kleinen Tiere rätselhaft auf. Das dritte hingegen tarnte sich indem es den grauen Karton nachahmte. Diesmal staunten Zwei sprachlos. Wobei die Krähe sich unsicher zurückzog. Als sogar eine dieser riesigen Glühwürmchen auf den Rand kletterte und langsam auf sie zu robbte erhob sie sich in die Lüfte. Laut protestierend flog sie eine tiefe Runde über die unheimlichen Leckerbissen. Dann entschied sie sich für eine leichtere Mahlzeit im Park abzubetteln.
Sekundenlang verharrte Nami starr. Holte tief Atem. Was hier geschah übertraf alle ihre Erwartungen. Diese Raupen waren in der Lage sich zu verteidigen. Sie erkannten Gefahr, das bedeutete das ein gewissen Grad von Intelligenz in ihren Schlummerte. Keinen Zweifel, Nami beschloss nun endgültig das diese Tiere ihr Leben verdienten. Das kleine Tier in der Vorderen Position drehte sich tollpatschig herum. In den Bewegungen fehlte die Flüssigkeit. Seine Färbung wechselte zu einem blass rosa zurück. Bevor es in seine Schachtel zurück in den wattierten Boden sich fallen liess, schien es Nami als ob sie ansah. Für einen Moment wechselte die Farbe zu einem braun- grün. Dann plumpste die Raupe ins Futter zurück und normalisierte ihre Tönung.
Eigentlich brannte es Nami zuvorderst auf der Zunge. Dieses eigenartige Erlebnis lechzte danach mit jemanden geteilt zu werden. Als sie ihrer Freundin in die Augen sah, kam ihr der Gedanke dass sie es nicht verstehen würde. So etwas durfte niemanden erzählt werden. Man würde sie für Verrückt halten oder Beweise fordern. Nami war wenig gewillt nun das Leben der raren Raupen auf Spiel zu setzen. Nur ein sorgsam gehütetes Geheimnis gab ihnen die Chance Auswachsen zu dürfen. Dafür sorgte Nami. Ihrer Kollegin erzählte sie am Nachmittag dass eine Krähe sich die Raupen holte. Alleine diese Möglichkeit liess sie genug traurig werden dass Celia sie tröstend annahm.

Simulator


Simulator
Zwei Tage später.
Eine wichtige Veränderung begann nach dem ersten Tag des Vollmondes. Nami liess über Nacht die Schachteln immer offen. Der besondere Wachstum überraschte sie stetig aufs neue. In dieser hellen Nacht häuteten sich sie Raupen zum ersten Mal und verdoppelten praktisch danach ihren Umfang. Wie rohe, an Kalkmangel leidende Eier lagen sie ihren gepolsterten Schuhkartonen. Jede für sich separat. Die frische Haut glänzte, feine Adern überzogen die Oberfläche. Beim ersten Anblick am Morgen von diesen Monsterraupen die ausgedehnt eine ganze Schuhlänge erreichten fürchtete sich Nami sogar für eine Weile. So glänzend gehäutet schauten sie weniger einnehmend aus. In dem Moment als Nami dies dachte färbte sich die Laut leicht bräunlich. Diese Eigenart kannte nun mittlerweile Nami bestens. Wenn sie Hunger anzeigten färbten sie sich in ein kränkliches Blau. Suchten sie Gesellschaft oder Sympathie so erschienen sie bräunlich.
Von diesem Moment an liess Nami die zu gross gewordenen Überraschungseier lieber zu Hause. Manchmal schaltete sie eine leise Musik an die sich automatisch wiederholte. Nach einem Versuch stellte sie anhand der Färbung fest dass die sensiblen Tiere sanfte, klassische Musik bevorzugten. Wehe sollte harter Rock ertönten. Bei diesem lustigen Experiment vor dem laufenden Radio sträubten sich die feinen Tasthaare nach vorn, der restliche Körper färbte sich knallrot.
Langsam zeigte sich ein feiner Unterschied zwischen den Dreien. In einem vermutete Nami ein weibliches Geschlecht. Diese feine gebaute Raupe hörte gerne Geigenmusik. Die anderen regierten weniger auf Kleinigkeiten. Sie glichen wie zwei entschlossene Krieger. Robust, unverwüstlich und verschlangen pro Tag einen halben Liter verquirlten Gemüsesaft pro Kopf. Zum ersten Mal bedauerte die junge Frau keine Katze zugelegt zu haben. Um wieviel einfacher und günstiger verliefe ihr Leben. Einen Blick auf den Terminkalender und Namis Herz hüpfte höher. Heute Abend forderte Celia sie zu einem Spiel heraus. Zu Gewinnen gab den nächsten Kinoeintritt oder ein besonderes Abendessen. Nami Einsatz galt dem Kino. Sie würde hart kämpfen.

Ein hundert Dollarschein wechselte in Öl verschmierte Hände. Schnider ein dürrer Mann im ewigen blau- schwarz gefleckten Overall griff gierig nach dem geknitterten Schein. Überall klebte Schmutz an dem spielsüchtigen Sammler. Aber das war selbstverständlich schliesslich besass er den grössten Schrottplatz von ausgedienten Spielautomaten. Am Anfang studierte er Elektronik nun sammelte und reparierte diese Kasten der verschiedensten Art. Diese standen draussen auf einem ausgedienten Parkgelände einer übernommenen Garage. Damit der Rost nicht überhand nahm deckten schwarze Planen die einzelnen Kasten ab. Wie Gespenster lauerten sie auf ihre nächste Inbetriebnahme, Auferstehung. Selbst Nami spazierte lange zeit ständig an diesem interessanten Schrottplatz vorbei. In der Dunkelheit allerdings lief sie ein bisschen schneller am äusseren Maschenzaun entlang. Eines Tages aber entdeckte sie den sonderbaren Apparat in der hintersten Ecke. Dieses hohe Gerät auf langen hohen Stelzen, sonderbaren Drähten und Stangen erweckte ihre Neugierde. Simulatoren kannte sie schon von dem jährlichem Rummelplatz. Der hier wirkte eleganter, anspruchsvoller und ziemlich kompliziert.
Da freundlich die Sonne schien, beschloss sie es näher zu besichtigen. Ziemlich zaghaft schlich sie lautlos zu diesem sonderbaren Gehäuse dass zudem wie eine rundum bewegliche Aufhängevorrichtung besass. Unvergessen blieb auch wie damals Schnider sie erschreckte als er sie plötzlich von hinten höflich ansprach.
„Was ist das?“ Fragte Nami wie ein kleines, unschulgiges Kind. Es war eine Art, einfacher Trick, von ihr sich hilflos zu stellen damit ihr Gegenüber die Initiative Ergriff und ihr halfen.
Schnider wollte sie zuerst uninteressiert abweisen, schliesslich brachten ahnungslose Kunden kein Geld. Merkte aber dass eine gewisse Intelligenz in dieser jungen Frau schlummerte. So unterrichtete er sie gerne. „Das ist ein alter Simulator den das Militär aussonderte. Da er mehr Träumerei darstellt als Realitätsnähe haben sie ihn entsorgt sobald die Kosten für eine Instandsetzung ihr Budget überschritt. Nur über gute Beziehungen bin ich an dieses einmalige Rarität gelangt. Eigentlich sollte ich es längst verschrotten aber ich hänge an diesem selten Stück. Alles was du auf diesem Platz siehst sind Massenprodukte. Die zwei hier waren einmal dagegen richtige Kunstwerke. Wenn du ein Ersatzteil willst musst du es schon selber anfertigen. Schade fehlt mir die Zeit dafür. Aber dafür gibt niemand mehr Geld aus. Nur für die Kleineren Geräte wo du was Gewinnst. Es ist schon ein Wunder das du darauf Aufmerksam geworden bist.“
„Ich denke nur logisch über Technik nach. Vom inneren Verstehe ich gar nichts. Diese sonderbare Vorrichtung ist aber faszinierend. Was damit alles möglich ist“, gestand Nami. Mit glänzenden Augen stand sie vor dem unheimlichen Gerät. Da ihre Augen sanft im Sonnenlicht golden Funkelten liess sich Schnider gerne erweichen. Sonst kamen nur junge Männer her, Arbeitslose oder ungepflegte Streuner die hier an einigen Spielen ein paar Münzen im Spiel gewinnen wollten. Dies hier war eine willkommene Abwechslung. An einer Strickleiter kletterte er voran nach oben. Etwas tolpatschig folgte Nami. Bäume wären kein Problem aber dieses schaukelnde Ding forderte ein grösseres Gleichgewicht. Nach innen lies sich die Schiebetüre öffnen und sie stand in einem engen dunklen Raum. Schnider drückte einen Lichtschalter worauf sofort gedämpftes Licht im Cockpit aufflackerte. Im ersten Moment schreckte Nami zurück. Weniger ab den komplizierten Instrumenten sondern weil eklige Spinnen über die verstaubten Anzeigetafeln huschten. Mit ihnen einige merkwürdige Käfer. Ein wenig lachte Schnider über die ängstliche junge Frau. Als er die glänzenden Augen sah verstummte er. Auf eine Art reagierte sie wie eine gewöhnliche Frau und im nächsten Moment fesselte sie das Unfassbare. Vorsichtig rückte Nami nach vorn am verstaubten Sessel vorbei. Mit einer Hand wischte sie flüchtig über das weiche Leder. Sobald sie sich in den bequemen Sessel setzte platze hörbar eine Seitennaht. Fast hunderte von Anzeigen unter Dreck und Rost versteckt leuchteten matt entgegen. Nami lehnte zurück mit einem zugedrückten Auge wartend auf die nächste reissende Naht. Der Rest hielt ihrem geringem Gewicht stand. Nachdenklich drückte sie sich im Sitz zurecht. Sie fühlte sich hier sauwohl wie Zuhause. Fliegen war schon immer ein alter Traum von ihr. Nur ihre durchschnittlichen Schulnoten bezeugten dass alles andere als ein Intelligenzgenie war, besonders was Mathematik anbelangte. Ausserdem kostete eine Flugausbildung eine Menge. Lag schon ausserhalb ihrer Finanziellen Möglichkeiten. Aber in diesem ausgedienten Nachbau kribbelte es angenehm durch ihren gespannten Körper. Sie ahnte die Antwort bevor sie fragte, „Was würde es kosten damit er wieder funktioniert?“
Schnider lachte amüsiert. Er sah ihn Nami eine arme Studentin. „So an die Zwanzig Tausend bestimmt nur für die Arbeitsstunden. Einiges an Material dazu...“ Er kratzte sich am unrasierten Kinn. „Zudem es sind zwei Simulatoren. Richtig spannend wird es erst wenn ein Gegner zugeschaltet ist. Zwei Jahre Arbeit da ich noch andere Sachen reparieren muss...“ „Schon gut“, unterbrach Nami verstehend, „Ich muss also erst im Lotto gewinnen. Schade.“ Tiefes Bedauern klang aus ihrer enttäuschten Stimme.
Selbst als sie beide wieder unten auf dem Unkrautboden standen verfolgte den ehrlichen Handwerker dieses schwere Seufzen. Ein Blick über die goldenen Haare und er meinte ergeben, „Kennen sie vielleicht nicht jemanden, der wiederum jemand kennt, der vielleicht es selber instand zu setzen wäre? Nein ? Sie selber...“ Ihr Kopfschütteln verriet alles aber die Worte gaben Hoffnung. „Ich bin zwar sehr geschickt in Handwerken. Alle meine Möbel habe ich selber zusammen gesetzt. Nur das hier ist ein gewaltiges Mamutprojekt von dem ich weiss vornherein das ich es nicht schaffe.“ „Und mit Hilfe von Anweisungen ?“
Erstaunt blickte Nami in an. „Wenn mir jemand vorher die Pläne erklärte ist es kein Problem solange keine Mikroelektronik im Spiel ist.“
In den nächsten Minuten einigte man sich auf einen Abend in der Woche. Jedesmal wenn Nami kam lagen die Pläne auf dem Tisch. Zehn Minuten erklärte Schnider was zu tun sei und ging dann an seine eigene Arbeit. Indessen schraubte Nami alleine nach langem suchen an den Kabel herum. Nur arbeiten wie Schweissen übernahm Schnider für einen Hunderter am Abend.
Dies Geschah vor drei Jahren. Ein halbes Jahr später lernte sie Celia kennen die von diesem Projekt genauso angesteckt am Schwesterschiff dieselbe Überholung begann. Einen Hammer zu schwingen war für Celia so selbstverständlich wie einem frechem Verbrecherdieb die Nase blutig zu schlagen der sie dummer Weise überfallen wollte. Seit Celia die vorsichtige Nami an den Abenden begleitete lies diese sogar ihr Stilett zu hause. Die fragwürdigeren Gestalten auf dem Schrottplatz begegneten ihr mit grossem Respekt. Seit einem Jahr funktionierte der Simulator einwandfrei. Die schwierige Technik jedoch verschlang zusätzliche fünf Monate bis die zwei Freundinnen annähernd verstanden einigermassen Absturz frei zu fliegen. Sie erforschten eher das künstliche Universum denn der Simulator stellte weniger ein Flugzeug dar sondern eher ein Raumschiff das die Verteidigung dieses Sonnensystem übernahm. Deshalb die komplizierte Aufhängung des Cockpit, das die Eigenschaft besass sich rundum zu drehen. Ein weniger Angenehmes Erlebnis das Nami spürte, als sie ein Angriff der Aliens, noch beim Starten, abschoss. Das überschlagen des Raumschiffes erlebte sie wirklich denn die schweren Sitzgurten lagen bisher unbeachtet zur Seite. In dieser Nacht kehrte sie belehrt, mit heftigen Kopfschmerzen bestraft, nach Hause.

Erst vor drei Wochen begann der erste richtige Kampf zwischen ihr und Celia. Es war wie bei einer Partie Schach als sie zwischen den Planeten den Gegner zu vernichten versuchten. Oder soweit zwangen bis er aufgab. Ein Mikrofon ermöglichte den Kontakt zwischen den beiden Simulatoren. Im Kampf schenkten sich die beiden jungen Frauen gar nichts. Gereizt, ausgelacht und herausgefordert bis eine die Nerven verlor, so was verstanden sie unter einem unterhaltsamen Abend. Meistens lief auch eine kleine Wetter, wer dem anderen nächstes Mal ein Geschenkt ablieferte.
Aus diesem Grund freute sich nun Nami wieder mal besonders, nach einer Woche Pause, um den Abendspass zu geniessen. Die gefütterten Raupen lagen versorgt im „Bett“. Schliefen endlich mal eine ganze Nacht durch. So setzte sich Nami ziemlich Sorglos in Bewegung auf die Strasse. Ein alter, abgenutzter Bus führte sie auf der abgelegenen Strecke zum Schrottplatz. Noch an der Haltestelle wartete fürsorglich Celia auf ihre Kollegin. Gemeinsam spazierten sie über den schwach beleuchteten Platz wo einige angetrunkene Gestalten ihre letzte Runde feierte. Wenige Grussworte grölten ihnen entgegen. Man nickte sich knapp zu und die Frauen verschwendeten keinen weiteren Blick zu Seite. Wie zwei Soldaten marschierten sie zum Schiff die wie Krabben auf Stelzen glichen. An einem der unteren Stangen gab es ein kleines Kästchen für einen Zahlencode. Kaum tippte Nami ihre Geheimnummer ein heulte ein Motor auf der einer Turbine glich. Die gut geschmierte Kanzel senkte sich summend zu Boden und mit ihr öffnete sich die Tür einen Spalt. Wollte jemand ohne den Code einbrechen wäre es schwierig diese Gepanzerte Türe aufzubrechen. Selbst Nami brauchte viel Kraft diese Tür auf die Seite zu schieben trotz allen Öl auf den Gleitschienen. Zufrieden betrat sie einen sauberen Raum. Ein Duft von Pfefferminze strömte entgegen. Beim letzen Besuch hängte sie einen Büschel zum Trocken an die Wand. Ihre Hand drückte den Schalter an der Wand und grelles Licht durchflutete das Cockpit. Es schien bloss so blendend weil draussen Dunkelheit herrschte. Geschickt kletterte Nami über die eingelegte Steuerung im Boden hinweg. Mit einem bewundernden Blick über die Stillgelegten sauberen Anzeigen setze sie sich sorglos in den mehrfach ausgebesserten Sitz zurück. Als erstes betätigte sie einen Hebel der die Türe schloss und die Anzeigen aktivierte. Dann begann die schwierige Überprüfung der Instrumente. Sie schaltete das Mikro ein um gemeinsam mit Celia die Checkliste durchzugehen. Angefangen über Treibstoffanzeige, Treibstoffdruckmesser, Öldruckmesser bis zum Ausprobieren der Seitenruder. Als der Langweilige Teil der Frauen hinter ihnen lag schaltete Nami auf mattere Beleuchtung. Erlöst gurtete sich fest. Die Breiten Bänder drückten zwar Unangenehm aber dies nahm nun Nami lieber in Kauf. Sobald der Knopf für das Startprogramm blinkte, holte Nami tief Luft und drückt. Von nun an stellte der Computer Fallen sollte sie zulange brauchen bis ihre Freundin Angriff. Langsam rollte Nami an. Eines ihrer Schwächen lag im Start oder Landen. Den richtigen Moment abzupassen das Handrad nach hinten zu ziehen und das Fahrwerk einzuziehen bevor die Startbahn endete. Ein Automatischer Fluglehrer korrigierte sie leise. Ständig hörte Nami auf die Stimme im Hintergrund. Falls sie zulange zögerte konnte sie einen Knopf drücken so dass ein zusätzlicher Computer den Kopiloten ersetze. Diesem überliess sie häufig die technischen Angaben zu korrigieren. Die ersten, schlechten Flugversuche endeten damit dass der Kopilot sie vom Kommando enthob und den Flug selber beendete.
Stolz erfüllte Nami als sie sicher die Maschine durch die verschiedensten Schichten der Atmosphäre manövrierte. Hinaus zu den Sternen wie sie es nannte da begann der einfachere Teil. Wie gewöhnlich zog sie eine flache Bahn um den Mond. Der grosse Bildschirm vor ihr glich dem eines Cockpits von dem Raumschiffen aus dem Fernsehen. Besonders interessant war es die 3-d Brille zu benutzen. Damit schien die Reise durch ein Feld von Meteorriten besonders echt. Da Nami nach dem Starten die gleiche Route um den Mond benutzte, der sie immer magisch anzog, wich sie geschickt den alt bekannten Satelliten aus. Einige Trümmerreste stammten von den früheren Flügen die der Computer beim nächsten Spiel mit einbezog. Ihr Kopilot erinnerte sie zudem gerne an ihre alten Fehler und lobte ihre Fortschritte. Was für ein geschickter Lehrgang wunderte sich Nami. Ein Druck der Finger auf den oberen Teil des Steuergriffs und eine Anzeige erschien über dem Frontbild durchscheinend. In dem Blauen Kreis erschien kein roter Punkt das Bedeutete Celia schlich sich von einer anderen Seite heran. Beunruhigt drehte sich Nami ihre Maschine um die Achse seitwärts. Ausser der erhellte Erde zeigte sich niemand in ihrer Nähe. So setze sie ihren Flug dem nächsten Stern entgegen. Wenn Celia sie nicht jagte so wolle sie wenigstens ihren Spass mit den aggressiven Aliens im nächsten Sonnensystem haben. Auf einmal meldete sich ein grüner Alarm. Das hiess das sich Celia hinter ihr befand ohne ihre Waffen aktiviert zu haben.
Zum ersten Mal fühlte sich Nami unruhig. Diesmal schaltete sie eine der hinteren Kameras ein. Wirklich da harrte Celias Raumschiff, abwartend. Was hatte ihre Freundin vor. Einen plötzlichen Hinterhalt ? Das war nicht Celias Art. Besorgt versuchte es Nami mit Konversation.
„Verrücktes Pferd ruft Admiral ,“ rief sie ins Mikrofon. Ihre Kollegin nannte sie verrücktes Pferd weil sie manchmal mit ihrem Raumschiff verrückt Springübungen vollbracht dass es fast auseinander viel. Den Namen Admiral verdiente sich Celia bei ihren Schlachten mit den ausgetüftelten Strategien.
Normalerweise lachte sie ihre Freundin aus wenn sie den eigenen Spitznamen hörte. Diesmal blieb es bis auf das Raschen des Senders still. Nami spürte den Drang auszusteigen um nachzusehen ob tatsächlich ihre Freundin im anderen Simulator sass. Ihre Freundin liebte den Kampf, übernahm gerne die Führung. Oft sah sich Nami gezwungen sie abzuhängen um selber wo als erste zu sein.
„Admiral, Admiral ! Bist du heute krank?“ Dann kam Nami der Gedanke dass vielleicht Aliens Celias Raumschiff kaperten. Dem Erfindungsreichtum des Computer viel bestimmt so was ein. Aber dann erinnerte sich Nami an das letzte Mal vor einer Woche. Da zerstörte Celia lieber ihr Schiff als es einem UFO zu überlassen.
„Wer zum Geier sitzt dort drüben hinter dem Steuer?“ Nami donnerte ihre Stimme in den Lautsprecher hinein.
In ihrem Sender ertönte ein Knacken. Jemand betätigte eine Taste zögerte aber mit dem Sprechen. Dann unterbrach der Sender. Ihr Gegenüber stellte die Frequenz um.
Zum ersten Mal schwitzte Nami in ihrem Sessel. Was solle sie tun? Das Spiel abbrechen? Wem lag es daran sie zu einem Spiel zu fordern. Schlimmer noch! Wer verstand es überhaupt diese komplizierte Maschine zu bedienen. Sie selber brauchten ja Monate um richtig einzusteigen. Sobald die Simulatoren funktionierten brachten sie ihren persönlichen Code ins System an. Niemand ausser ihnen betrat seither diese Räume. Wer überlistete jemanden wie Celia, ein Spezialist in Selbstverteidigung.
Ein kalter Schauder wanderte über den Rücken. Dieses Gefühl erkannte Nami. Dasselbe war vor Wochen in der Wohnung des verrückten Professors passiert. „Mal sehen was du kannst“, sagte Nami zu sich selber. Sie blickte ins Sternenbild hinaus. Sobald sie ihren Drachenkopf ausmachte schmunzelte sie. Legte sich zurück. Zog die Spezialbrille vor die Augen, fuhr die Schilde hoch, tippte auf Automatik. Um einzelne Kometen auszuweichen brauchte es den Computer, ein Mensch realisierte die Dinge zu langsam. Ein weiterer Hebel folgte und langsam heulten die speziellen Triebwerke auf. Eine Anzeige kletterte nach oben. Lies genug Zeit die Meinung zu ändern. Aber Nami drückte ihren Kopf fest ins zugeschnittene Polster. In Wenigen Sekunden raste die Maschine los. Der sogenannte Wob- Antrieb beschleunigte. Diese verrückte Erfindung existierte nur im Computer, ein Grund mehr warum Nami verstand das dieses Gerät fürs Militär weniger taugte. Jetzt lachte sie erfreut als ihre Anzeige verriet dass ihr unerwünschter Nachbar ausser Sichtweite geriet.
Länger als eine Minute dauerte die Fahrt. Dann bremste Nami sorgfältig ab. Schätzte die Entfernung und beschleunigt ein weiteres Stück gerade so dass der graue Staubplanet vor ihr zu einem Fussball wuchs. Grauer Nebel verschleierte die wahre Grösse der ovalen Kugel. Nami steuerte geradlinig auf einen der nächsten vier Monde. Den mit den meisten riesigen Gesteinsbrocken. Diese kleinen Berge waren ursprünglich ein Teil vom „Drachenauge“. So nannte Nami den versteckten Planeten. Nur einmal war sie ihm zu nahe gekommen und der fein gemahlenen Steinstaub verstopfte ihr die Triebwerke. Minuten später folgte die Klimaanlage, damit ruinierte sie die ganze Mission.
Diesmal achtete sie sorgsam auf die Felsen. Solange sie in deren Nähe blieb und nicht abtrieb, verschonte sie der Staub. Sekunden später heulte roter Alarm auf. Ihr Feind näherte sich mir riesiger Geschwindigkeit. Zudem die Kanonen im Anschlag. Die folgenden Salven galten weniger ihr sondern mehr dem Felsen der den Bremsweg blockierte. Dennoch schaukelte Nami gekonnt hinter einen intakten Berg. Die folgenden zersplitterten Felsen prallten so nur an einem natürlichen Schutzschild ab ohne dass das Raumschiff selber Energie verschwendete.
„Wenn du Celia bist dann weist du ja was kommt. Du wirst mir nicht folgen denn du weist das du verlieren wirst.“ Dies gab sie lachend als schlichten Hinweis über den Sender. Jemand hörte ihr bestimmt zu nur scheute er sich zu melden. Als sie anfing in sanften Kurven um die Brocken zu steuern verschaffte der Nachfolger ihr Gewissheit dass Celia ihr tatsächlich keinen Streich spielte. Celia wusste dass beim folgenden Spiel sie nur eine Chance besass von einer hohen Position wo sie über alles wachte. Ihr Anhänger hingegen folgte blind. Die ersten Minuten brauchte Nami um sich mit der Maschine ganz vertraut zu machen. Es lockerte ihre Glieder. Dann fing der Spass an. Zuerst stach sie nach unten wechselte sobald sie einen riesigen Berg umflog zu Seite, und stoppte. Der Ruck drückte sie unsanft nach vorne. Schmerzhaft hielten die Gurten sie zurück. Der Schmerz lohnte sich, ihr unvorsichtiger Kollege donnerte vorbei. Vor Glück fing Nami zu summen. Während sie leise sang feuerte sie ihre vollen Laser auf den armen Kerl der sie zwar registrierte, gleichzeitig ihren Kanonen und den Felsen auszuweichen versuchte. Geschickt taumelte er wie ein abgeschossener Vogel wahllos auf die Seiten. So war es schwierig für Nami richtig zu treffen.
„Mhm, einfach bist du nicht zu haben. Dafür wird die Sache noch richtig spannend.“ Kurz entschlossen jagte Nami zurück hinter den nächsten Brocken. In seinem Schatten wandte sie sich rasch um so dass sie zum Feuern bereit lauerte. Ihr schlauer Gegner versuchte unter dem Bocken durchzufliegen, leider rechnete Nami mit diesem Zug. Sobald sie ihn erblickte schoss sie mit der Maschine senkrecht hinunter. Ihre alten Gurten hielten dank der neu ersetzen Polsterung. Glücklich schrie Nami triumphierend auf als ihr Feind sich gezwungen sah zu flüchten. Nun sass Nami schmerzhaft in seinem Nacken. Nach wenigen Sekunden Verfolgung plagte aber Nami das Kreuz. Ihr Gegner drehte einige Runden um einen dieser kleineren Hügel wobei er sich auf- und abwärts flüchtete. Das ewige Kopfstehen bereitete Nami wiederum Schwierigkeiten. Mit der Schwerkraft zu spielen schien ihr Feind richtig zu geniessen. Des Katzenrolle überdrüssig schwenkte Nami zu Seite. Wie erwartet blieb ihr Gegner nun aus. Sie setzte sich nach oben über den Streifen der fliegenden Kometen. Geduldig wartete sie auf ein Zeichen. Sobald er auftauchte legte Nami richtig los. Von ihrem Heimcomputer lernte sie bei Spielen eine ruhige überlegene Hand sich an zu trainieren. Obwohl es ihn diesem Spiel nur ein Leben zu verlieren galt raste sie so um die Felsen als sei es nur harmloser Schaumstoff. Sie stoppte unerwartet, dass ihr die andere Maschine fast hinten hinein krachte. Wendete wie bei einem Ballett um ihre Achse mit vollem Schwung dass es ihr um Haaresbreite fast die Flügel abriss oder den nächsten Felsen ankratze. Mitten in der Drehung feuerte sie und liess sich vom Schwung wieder nach vorne treiben. Ihr Gegner hielt sich hartnäckig so half nur eine List.
Nach einem ganz bestimmten Schmuckstück hielt sie Ausschau. Bei einem dieser Brocken gab es eine Unterhöhlung. Kaum fiel er ins Visier setzte sich Nami in Position um den Motor ganz abzuschalten. Nur den Bordcomputer liess sie an. Er sorgte für die Richtige Temperatur im Innenraum.
Ihr Schwesterschiff war in der Lage den Spuren der erwärmten Artikel vom Motor zu folgen. So liess sich Nami unsichtbar unter ihren Brocken gleiten. Die Anziehungskraft sorgte für das weitere dass sie die Dunkelheit verschluckte. Mit geschickten Fingern sorgte sie dafür dass ihre Maschine, die nach Computer eine Flügelspannweite von vierzig Meter mass, unbeschädigt von den harten, rauen Wänden wegblieb. In kleines langes Fernrohr schickte sie über den unteren Rand hinaus. Zwischen all den schwebenden Brocken blieb diese Bewegung unsichtbar. Sie sass nur in der Falle sollte ihr Gegner unter ihr durchfliegen. Er aber folgte ihr auf der alten Spur. Deutlich konnte Nami seine Verunsicherung spüren. Er hörte sie vergnügt summen, verlor aber ihre Spur im nichts. „Hallo, Kollege ! Ich bin hier!“
Das andere Raumschiff wandte sich herum. Eigentlich gerade in ihre Richtung aber ihre Tarnung war perfekt. Nami liebte es ihn ein wenig zu reizen. „Nicht dort, hier bin ich.“ Log sie unverschämt geniessend.
Er hörte sie ,den wieder wendete er die Maschine. Abermals den Rücken ihr zuwendend. Diesen Augenblick nutzte Nami und schoss ihre ganze Feuerkraft voraus. Die Trennwand des Felsen zersplitterte nach den ersten Salven und die folgenden schossen geradewegs auf ihr ziel. Unterdessen tauchte Nami blitzartig ab. Leider nicht schnell genug. Die rasenden Brocken des Felsen spritzten auch in ihre Richtung. Beschädigten ihre Aussenhülle sowie die Scheibe des Cockpits. Wieder heulte ein Alarm auf. So senkte sie ein Schild über das Glas, aber erst nachdem ihr letzter Blick auf den erledigten Gegner fiel. Dann flackerte es schwarz vor ihrer Scheibe. Nicht zum ersten mal kehrte ihr angeschlagener Vogel auf Sparflamme zurück zur Erde. Aber so einen Sieg blieb ihr bis jetzt unvergönnt.
Nachdem Nami ihre Triebwerke am Boden abschaltete griff sie erneut zu Mikro. „Wo ist Celia?“ Bat sie sorgenvoll.
„Es geht ihr gut. Sie war ein müder Kopilot.“ Verriet ihr eine männliche Stimme. Ob es dabei um den Unbekannten den die damals beim Professor entdeckte handelte blieb eine Vermutung. Der Sender verzehrte leicht die Stimme.
„Darf ich fragen wer du bist?“ Nami wollte ihn nicht wieder so leicht verlieren.
„Oh, was für ein Unterschied. Sind wir aber höflich,“ bemerkte der fremde sarkastisch. Wägte das Risiko seines Geheimnisses ab. „ Man nennt Sha`hal. In ferner Zukunft werde ich dich noch ein Weilchen beobachten doch du wirst mich nicht sehen können!“ Im selben Moment als er dies Verriet bereute er sofort seine Redseligkeit. Diese Menschen übten einen schlechten Einfluss auf ihn ab. Er sehnte sich nach einem Fortbildungslager wo Ruhe und Disziplin herrschte. In der folgenden Sekunde stach es ihn noch tiefer ins Herz.
„Sha`hal? Was ist das für ein Name,“ sagte Nami entsetzt.
Müde rieb sich der Betroffene die Augen. Diese unmöglichen Erdmenschen, dachte er geplagt. Um seinen Frieden zu finden gab er verständnisvoll zurück. „Tust du mir einen Gefallen?“
„Vielleicht,“ gab Nami verwundert zurück.
„Sprich nie wieder meinen Namen aus. Es liegt an der Betonung. So benennen wir eine Tiersorte in unserem Land. Du willst mich doch nicht beleidigen?“ Er wartete die Antwort nicht ab sondern gab ihr gleich zu verstehen, „es ist Zeit zu gehen. Kümmere dich um deine Freundin.“
Am SendeTon erkannte Nami dass sie ihn verlor. Um ruhig zu handeln schaltete sie alle Geräte erst einmal ab und tastete sich im Dunkel zur Tür. Sobald sie den Griff anfasste senkte sich die Maschine. Kalter Wind blies ihr ins Gesicht. Nami fror auf einmal ganz entsetzlich. Auf einmal erstarrte sie. Da draussen standen eine Menge Leute im Dunkel. „Was ist los.“
Ein taumelnder Säufer faste sich als erster,“ das Ding hat sich wie wild gedreht.“
„Ach so dass.“ Im nächsten Moment hastete sie durch die glotzende Menge zum anderen Schiff. Ihr Code öffnete die Tür. Drinnen im matten Licht herrschte dieselbe Wärme. Celia lag angeschnallt auf dem Sitz des Kopiloten. Als Nami sie ansprach streckte sie ihre Glieder. „Ich bin so müde,“ hauchte sie hervor.
„Du kannst dich an nichts erinnern, stimmt es?“ Nami schaute Celia ernst an. Ganz unschuldig gab sie zurück, „Habe ich was getan. Himmel ich bin beim Spiel eingeschlafen. Das ist mir noch nie passiert.“ Sie griff sich in ihre schüttelnden Locken.
„Und ich habe mich mit den Aliens bestens unterhalten. Wir haben deswegen ein bisschen Neugierige Gesellschaft. Ich denke, ich brauche deine Hilfe um hier wegzukommen.“
Celia liess sich nicht zweimal bitten. Sie liebte Abenteuer. Sollten die Gauner nur herkommen. Ihr Adrenalin schnellte nach oben. Während sie sich streckte blickte Nami sinnend zu wahren Himmel hoch. Wo war dieser Fremde geblieben. Die Maschine steckte doch oben, es war unmöglich so unbemerkt die Tür zu öffnen. Verwundert beobachtete Nami die leuchtenden Punkte, bis sich ihre Freundin erholte. Gab es da nicht einen Stern mehr als sonst im Bild es kleinen Wagens ? Als sie erneut hochblickte war der Punkt verschwunden. Vielleicht nur ein flackern der Augen. Sie war auch müde.
In Celias Gesellschaft hielt man von ihnen Abstand. Nachdenklich kehrten beide Frauen, nach dem Abschliessen der Simulatoren, in ihren eigenen Gedanken versunken zur Busstation zurück.

Kinderüberraschung


Gesellschaft

Unglaublich. Mit Erschütterung beobachtete Nami das Wachstum der Larven. Mittlerweile lagerte sie die Tiere in ihrem Wohnzimmer. Jeder weiche Körper einen halben Meter lang und Dreissig Zentimeter Umfang lag wie ein kleines Monster auf dem weichen Teppich. Zuerst dachte sich Nami dass Zeitungen genügen würden. Zumal die empfindliche Haut eine Polsterung sicher gut tat. Aber die unheimlichen Tiere entschieden entschlossen dagegen. Sie bevorzugten den flauschigen Naturteppich. Die anfängliche Sorge um das wertvolle Stück verflog als die junge Frau sah mit welcher Sorgfalt die Tiere darüber robbten. Hingegen beunruhigte sie den unveränderte Wachstum. Monsterraupen nannte sie im Stillen ihre geliebten Haustiere. Doch die Freude dass es vielleicht einmal riesige Schmetterlinge geben sollte schenkte ihr unerschöpfliche Hoffnung. Was schon sonst sollte aus ihnen werden. Sie durfte gar nicht daran denken dass daraus vielleicht ein weiterer Käfer schlüpfte der sich sogar von Fleisch ernährte. Wenn sie so ihre Stirne mit den ersten Falten belegte spielen die Larven mit Nami. Sie ahmten das Farbmuster des bunten Teppichs nach. Schnurrten so leise wie eine Katze auf ihre Berührung. Blieben schön brav auf ihrem Plätzchen. So beeilte sich Nami jeden Abend nach Hause zu Kommen in eine Wohnung wo ihre Haustiere sie mit Sehnsucht erwarteten. Nur mit dem Fernsehen war es aus. Die sensiblen Tiere reagierten nervös auf das flackernde Licht, oder die manchmal barschen Stimmen in einem spannenden Krimi.
Nami selber erlebte einige flaue Wochen mit ihren abendlichen Ausflügen. Ausser einem gewöhnlichen Raubüberfall nur kleine Diebstähle. Enttäuscht kehrte sie öfters nach Hause bis sie auf einmal die Veränderung ihrer Tiere bemerkte. Sie begannen sich mit einem seidenen Faden einzuwickeln. Verwandelten sich innert einem Tag in harte, beige Kokons. Zwei Monate sollte dieser Zustand anhalten dann färbten sie sich die längliche Verpackung bräunlich.
An diesem Nachmittag raste Nami förmlich nach Hause. Ihre Kollegin kam sogar eine Stunde früher zur Übernahme der Kasse.
Mit zittrigen Händen öffnete Nami ihre Haustüre. Stolperte über die Treppe nach oben. Sie wusste dass heute etwas passierte. Manchmal konnte sie bestimmte Dinge vorausahnen. In diesen Dingen war sie verlässlich. Mehrmals viel ihr der Wohnungsschlüssel aus der zitternden Hand. Mit einem wütenden Stöhnen stampfte sie mit ihren Schuhen herum. Ein Sinnloser Versuch den kochenden Dampf in ihr ein wenig abzulassen. Dann ganz vorsichtig öffnete sie die Tür einen Spalt breit. Sie hörte schon an den veränderten neuartigen Tönen dass endlich das Wunder eingetroffen war. Zu spät fragte sie sich wie sie wohl die grossen Schmetterlinge aus dem Fenster brachte. Oder was war das? Etwas spürte ihre Anwesenheit. Bewegte sich. Nami verharrten. Nichts kam auf sie zu gerannt, gekrabbelt. Erleichtert trat sie in ihr Reich. Öffnete langsam die Stubentüre und erstarrte geschockt.
Wie eine Eierschale aufgerissen und weggestossen lagen die Kokons auf gespalten da. In der Mitte lag ein feingliedriger Körper umgeben von einer dichten, schützenden Schleimschicht. Rötlich blutende Masse. Einer dieser kostbaren Inhalte streckte seine Beine. Die zähe Haut zerriss. Ein dünner Arm wehrte sich gegen die Aussenhülle. Ein feiner angenehmer Duft verströmte trotz dem unappetitlichen Anblick. Nami riss sich zusammen. Stürmte ins Badezimmer. Füllte ein grosses Becken mit warmen Wasser, schnappte sich die weichsten Handtücher, flitzte zurück in die Stube. Achtlos warf sie die leeren Hüllen an die Wand. Fasste leicht angewidert den Schleim und zerriss behutsam dessen Dichte. Sie musste schnell arbeiten. Husten von Atemnot ausgelöst quälte ihren Nachwuchs.
Fassungslos sah sie in die klaren Augen ihres Gegenübers. Nackt und gekrümmt, von der Form des Kokons, lag da ein Junge von der Grösse eines sechs Jährigen. Erwartungsvoll sahen die goldenen Augen hoch. Sofort legte Nami eine warme Decke über den zitternden Körper. Drückte ihn vorsichtig. Denn so ganz geheuer war ihr das Wunder noch nicht. Sie brauchte Zeit zum kapieren. Das nächste Kind musste auch befreit werden.
Sorgfältig ackerte sie sich durch. Legte die unwahrscheinlichste Sache offen. Zwei Jungen, ein Mädchen kauerten in ihre Decken gekuschelt auf dem Boden. Erschöpft lehnte sich Nami zurück an die Wand. Die Ärmel hochgekrempelt. Unterhalb der Ellbogen Blut verschmiert. Nami nahm ihr Geschenk in Augenschein. Sprachlos und überwältigt.
„Hallo“, war das einzige was sie im Moment herausbrachte. Mit dem Handgelenk winkte sie leicht. Goldene, silberne und blaue Augen verfolgten neugierig ihre Bewegung. Die blauen gehörten dem blonden, zierlichen Mädchen. Ein ungewöhnliches Mädchen. Sie drängte sich ungelenkig nach vorne neben den Goldschopf. Nami überlegte kurz. Sie musste ihnen Namen verteilen. Himmel, nie verschwendete sie Gedanken an eigene Kinder. Nun sah sie sich gleich mit dreien Konfrontiert. Wie sollte sie damit fertig werden?
Als der grösste von ihnen, der Stärkste zugleich sich vorwagte, seine feuchten Fingerspitzen ausstreckte um Nami zu berühren blieb ihr ein Name in der Kehle stecken. Dieses leuchtende Haar, rötlicher als ihres erinnerte sie an die züngelnden Flammen eines Feuers. Da diese Kinder kaum von der Erde stammten viel ihr nur ein Himmelsfeuer ein. Ein feuriges glühen eines Kometen. Sie wollte ihn Comet taufen. Das Mädchen selbst erinnerte sie ein bisschen an sich selbst. Unerschrocken und vorsichtig stellte es sich neben ihren Bruder. Nami suchte nach einem verwandten Namen. Ihr gefiel dabei Nasari am besten.
Nun blieb nur noch der letzte schüchterne Bruder übrig. Der mit den schwarzen Haaren und sonderbar silbrigen Augen. Er hielt sich erschrocken über die fremde Umgebung zusammengerollt wie ein runder Ball. Basco passte hier vortrefflich.
„Na also jetzt haben wir es. Nasari , Komet und Basco. Was soll ich nur mit euch anfangen.“ Nachdenklich erfasste Nami die ausgestreckte Hand. Zog Comet zu sich heran. Genauso neugierig wie er, berührte sie seine feuchte Haut. Brauchte Bestätigung dass unter dem warmen Körper wirklich ein Herz schlug. Das hier war keine verrückte Erfindung. Kein nach gebauter Roboter. Keine ausgeklügelte Technik. Diese geborenen Kinder waren real. Verletzbar. In Nami regte sich der Mutterinstinkt. Als sie ihre Finger durch sein kurzes, nasses Haar glitt wollte sie ihn einfach an sich drücken. Sobald sich der Junge an ihren warmen Körper drückte folgten die anderem seinem Beispiel. Nur Basco hielt sich zuerst nur bei ihren Füssen auf. Ihn faszinierten ihre dunklen Socken. Zupfte an dem feinen Stoff da er sah dass darunter sich was bewegte. Lachend streifte sich Nami die Socken ab. Bewegte ihre gelenkigen Zehen an den fast weissen Füssen. Doch auf einmal schauten sie alle gespannt an. Unsicher blickte Nami zurück. Hatte sie einen Fehler begangen?
Auf einmal lachte Comet. Besser er versuchte sie nachzuahmen. Berührte ihr Gesicht. Streifte über ihre längeren Haare um dann beruhigt seinen Kopf an ihre Schulter zu lehnen. „Comet“, flüsterte Nami seinen Namen. „ohmme“, ahmte er sie nach.
Verwundert blickte Nami nach unten. Auf einmal begriff sie. Die Entwicklung dieser Kinder verlief in einem anderen Tempo. Schon halb erwachsen geboren, da konnte sie kaum erwarten dass sie wie Babys drei Jahre zum Sprechen benötigten. Das gab ihr einen Funken Hoffnung wenn sie schnell lernten wurden sie rasch unabhängig. Nami verstand so gut wie gar nicht von Kinder Erziehung. Eine gute Auffassungsgabe würde ihren Job als Mutter erheblich erleichtern.
In den nächsten Minuten summte sie ihnen was vor. Sie lernte ihnen als erstes ihre Stimme zu entfalten. Ohne sich mit richtigen Wörtern zu befassen. Doch bereits nach wenigen Minuten forderte Müdigkeit eine Pause. Friedlich schliefen die Kinder an sie geschmiegt. Wie von einem warmen Teppich eingerollt lag Nami bewegungslos da. Schickte einen flehenden Blick an die Decke hoch. Es sollte an den Himmel gerichtet sein.
„Wie schaffe ich das bloss aus ihnen gute Menschen zu machen. Wie schaffe ich das?“ Murmelte sie leise zweifelnd vor sich hin. Da öffnete Nasari ihren Lippen, „schaffen“, murmelte sie nach ohne dabei richtig auf zu wachen.
Mit aufgerissenen Augen blickte Nami über ihre unfreiwillige Tochter. Das Wort Tochter bildete sich selber schwer in ihren Gedanken. Aber wie konnte jemand diese hilflosen Kinder verstossen? Sie wusste ihr Schicksal war geschmiedet. Von nun an würde sie ihre Wohnung nie wieder leer vorfinden.
An diesem Abend stand Nami eine Menge Arbeit bevor. Vom richtigen leichten Essen einkaufen bis zu der Besorgung von zusätzlichen Kleider. Diesmal verdiente sie kein Geld zur späten Stunde sondern gab es in Mengen aus.
Sobald sie wieder in die Wohnung zurückkehre kochte sie zum ersten Mal Essen für die Kinder. Darauf folgte ein anstrengendes Telefon an ihre Kollegin. Denn die nun lebhaften Kinder begannen alles zu untersuchen. Ein Apparat der sprechen konnte wollte förmlich auseinander genommen werden um hinter das Geheimnis zu kommen. Nami meldete sich mit einer angemessenen besorgten Stimme Krank für die nächsten Tage bei der Arbeit. Und ihre Kollegin galt es auch zu beschwichtigen. Sie selber brauchte zuerst in Ruhe Zeit um die neue Situation zu verdauen. Nur blieb ihr dafür wenig Zeit. In den folgenden Stunden lehrte sie ihren Nachwuchs von Ja und Nein zu Unterscheiden. Besonders da alles in die Erkundung freudigen Finger genommen werden wollte. Doch beim Porzellan ging der Alarm los. Den hörte man noch zwei Stockwerke tiefer. In der Küche blutete bereits der erste Finger der das Messer am falschen Ende hochhielt. Kurzum Nami hatte jede Menge zu tun. Am Ende packte sie von jedem ein Handgelenk und Band diese Zusammen.
Stolz setze sie die gefesselte Bande auf Sofa. Nun wo alle ihrer Aufmerksamkeit gehörte fing sie an ihnen zu zeigen wie man Kleider anzog. Besteck und Essen begann sie zu erklären. Was zwar völlig irrsinnig sich anhörte, aber die Kinder begannen schon ihr exakt nachzusprechen. Innerhalb weniger Stunden kapierten sie das nötigste. Doch am schnellsten begriffen sie die Toilette und Wasserhahnen. Es war für sie spannend selber Bewegung auszulösen. Den Fernseher hielt Nami vorläufig versteckt. Sie wollte klugerweise verhindern dass ein falsches Bild von der Welt draussen entstand.
In dieser Nacht teilte sie mit den Kindern das ausziehbare Sofa. Es fehlten noch eine Menge Dinge. Ihr summte heute schon der Kopf und es standen ihr noch anstrengende Tage bevor. Es war erst der Anfang.
Am nächsten Morgen brachte sie ihnen das vollständige Alphabet bei. Über Mittag gönnte man ihr ein bisschen Ruhe. Die Kinder brauchten noch eine Menge Schlaf. Schon am Nachmittag begeisterten sich ihre Schützlinge für das Verständnis von Zahlen.
Zum ersten Mal in ihrem Leben bekam Nami Kopfschmerzen. Sie rief kurzerhand ihre Kollegin an die in den Abendstunden verwundert vorbei schaute, noch einmal alles nach prüfte. Kleinigkeiten ausfeilte. Bis spät in die Nacht diskutierten die beiden Erwachsenen. Wobei sich Celia königlich amüsierte über den ungewohnten Mutterstress ihrer Freundin. Zuerst ein bisschen enttäuscht über das lange vor ihr verborgene Geheimnis. Doch dann ein wenig Schadenfroh über die gerechte eingehandelte Strafe. Sie versprach ihr die volle Unterstützung der Erziehung schliesslich hatte sie wenigsten Erfahrung dank ihrer nervigen Schwestern aufzuweisen.

Ein Monat später beherrschen Comet und Basco die Mathematik weit Fortgeschrittener als ihre Eltern. Einmal in der Woche begleiteten sie Nami zur Stadtbibliothek um sich den schwierigsten Fragen zu stellen. Sonst pendelten ihre Jungen fast täglich alleine in die Bücherladen. Ganz selten kaufte man was ein, denn in kürze Langweilte man sich über den Bekannten Stoff. Wenigsten tauchten für Nami keine Sorgen über Schulgelder auf. In Höchstgeschwindigkeit flogen ihre Kinder über neues Material. Wobei sich Nasari absonderte. Sie liebte die Geheimnisse der Welt, besser des grenzenlosen Himmels. Eines Abends behauptete sie dass sie auf dieser Erde gar nicht richtig zu Hause sei. Sie erkundete sich vor allem über die hintersten Sterne. Die Entferntesten Planeten. So führte Nami die Tochter als erstes in den Simulator ein. Motoren und Techniken dafür begeisterte sich das ungewöhnliche Mädchen. Come entdeckte seine Fähigkeit leichte Dinge mit blossen Gedanken zu Bewegen. Ein Buch war zu schwer. Mühelos hingegen rollte er Farbstifte über jede mögliche Oberfläche. Spielte mit Wasser. Stundenlang beschäftigte er sich mit Wellen die er ohne zu Berühren in der Badewanne schaukelte. Da glich Basco am nächstem einem Menschen. Er liebte Zauberkünste. Rätsel um Maschinen. Öfters verschwand er mit Nasari auf ihrem Schrottplatz um mit den ausgedienten Teilen zu experimentieren. Das war schon die einzige Gemeinsamkeit seiner Geschwister. Sonst kümmerte er sich mehr um den Haushalt das alles weiter funktionierte solange Nami weiter arbeitete.
Der Fernseher blieb gegen Namis Befürchtungen unbeachtet. Ausser die Funktionsweise blieb er uninteressant. Alles was nicht den wahren Begebenheiten entsprach blieb unbeachtet. Ganz selten überraschte Nami die Drillinge dass sie in Zeitungen oder Hefte stöberten. Da man darin selten sie richtige Wahrheit erkannte betrachteten sie die Geschwister mit Vorsicht.
Umso schwieriger für Nami ihre Kinder davon abzuhalten das Leben selber zu entdecken. Ihren ständig Ausgestreckten Fühlern Grenzen zu setzen. Celia brachte ihnen heimlich das Fahren von Autos bei.
Eines Abends führte ihnen Nami das geduldige Anschleichen und Beobachten vor. Für eine Zeitlang begleiteten sie ihre Kinder, doch nur Basco hielt sich Ausnahmslos an ihrer Seite. Basco entpuppte sich als der heimliche Beschützer der unsichtbare Fäden in den Händen jonglierte. Alles funktionierte perfekt in der aussergewöhnlichen Familie. Bis zu dem Abend drei Monate später.
Frühzeitig verschwand Nami unter die Decke. Langsam gewöhnte sie sich an die anstrengende Fragereien. Doch stand ihr am anderen Tag ein langes Inventar im Geschäft bevor. Das hiess mehr besondere Aufmerksame Arbeitsstunden. Deshalb plante sie einen erholsamen Schlaf vor um gut gerüstet zu sein. Sie schlief daher ein bisschen unruhig und sehr Traumreich. Bis sie nach Mitternacht das schreckliche Gefühl beschlich etwas Ungewöhnliches eintrat. Sie wollte mit einem Ruck aufwachen. Sich aufsetzten doch ihr Körper gehorchte ihr nicht. Wie gelähmt lagen ihre Arme an ihren Körper gedrückt als wollte sie ein unsichtbares Netz hochheben. Ihre Gedanken spielten verrückt, es viel ihr schwer sich zu konzentrieren überhaupt die Augen einen Spalt weit zu öffnen. Grelles Licht blendete sie wie die unabgeblendeten Scheinwerfer eines Autos. Zuerst dachte sie an einen Streich. Drehte jemand einen Film? Doch dieser Luftzug nach oben. Ein unbarmherziger Strudel der sie mitriss. Sie schwebte bereits nahe vor der fleckigen Decke. Weit über ihrem gewohnten Bett. Entsetzt, Panik breitete sich in ihr aus. Der übrige Raum war ganz in Dunkel, bis jemand die Tür aufriss. In dieser Sekunde knipste sich das Licht aus. Lautlos. Nami dachte noch; was mach ich bloss jetzt so weit oben da schoss ihr Schwergewicht zurück und sie krachte unsanft auf die Matratze hinunter.
Stöhnend wälzte sie ihre geschlagenen Knochen auf die Seite. Richtete sich schwerfällig auf. In ihrem Kopf herrschte noch ungeordnetes Chaos. „Was ist passiert“, ächzte sie mit trockener Kehle. Basco setzte sich stützend neben sie. Er sah sie schweigend an, hob kurz die Schultern. Diese Geste passte überhaupt nicht zu seinem Verhalten.
„Was ist los? Du verheimlicht mir was!“ Nami forschte energisch weiter.
„Na ja. Es ist immer dasselbe. Nichts Besonderes. Sie kommen an jedem Leermond und versuchen immer gleiche. Nur jetzt sind wir ja da und passen auf.“ Er vermied es ihr in die Augen zu schauen. Es war ihm unangenehm darüber zu sprechen.
„Das was Passiert ? Wovor passt ihr auf, “ fragte Nami erst recht aufgeregt. Sein Blick viel gegen die Decke. „Ich weiss nicht genau was es ist. Es kommt einfach von oben. Energiestrahlen die Atome auflösen und wieder zusammenfügen.“
Entgeistert schaute Nami in die ausweichenden silbernen Augen ihres Sohnes. „Ja ?“ Hakte sie weiter.
„So transportieren sie Leute durch Wände“, er fasste beruhigend nach ihren Händen. „Sie versuchen es immer seltener. Heute rechnete ich auch kaum damit. Deswegen hat es so lange gedauert bis ich hier war. Normalerweise schläfst du einfach darüber hinweg.“
„Du meinst da will mich jemand entführen!“ Ihre Stimme hob sich vor entsetzten, senkte sich, bedrohlicher, „und ihr hab mir nicht davon gesagt.“ Nachdenklich kreuzten sich ihre Blicke. Vorsicht begann Basco. Unsicher, als ob er ein Geheimnis verriete. „Es hat irgendwie mit uns zu tun. Es ist unheimlich. Wir wissen dass wir anders sind. Von daher sind wir Geschwister uns einig, dass eine unbekannte Macht uns sehr wahrscheinlich zurück haben möchte. Du weist genau dass wir nicht hier sein dürften. Ständig diese Geheimniskrämerei. Niemand ist wie wir. Deshalb müssen wir dich auch beschützen. Wir wollen hier bleiben. Dieses unbekannte macht uns Angst.“ Er blickte sie flehend an. „Ich habe keine Ahnung woher dieses Wissen stammt. Es liegt irgendwo in unserem inneren. Unbeschreiblich und düster. Wir haben alle Angst…“ Es fehlten ihm die Worte vor der riesigen Welle der Bedrohung. Schweigend nahm ihn Nami in die Arme. Ihn der nach drei Monaten schon um drei Jahre gealtert schien. Sie gab ihm das Gefühl der Geborgenheit und sie wusste dass die anderen in Kürze eintraten. Die drei verband ein unsichtbarer Draht. Anders als gewöhnliche Kinder suchten sie ihre Nähe obwohl sie längst entdeckten was ihnen ihre erlernte Freiheit alles brachte. Manchmal war es Nami unheimlich, fragte sich im Stillen wer hier eigentlich wen beschützte. Wer wen beobachtete. Die Lebhaftigkeit dieser Kinder beeinträchtigte sie so dass sie bereits nur fünfzig Prozent arbeitete. Mit Comets Unterstützung verbesserte sich dennoch ihr Gehalt. Indem er wie ein unschuldiges Kind neben dem Eingang stand und seine unsichtbare Fühler ausstreckte. Über ein verstecktes Mikrofon übermittelte er dem Ladendetektiv wer etwas zu stehlen gedachte oder sich bereits davon schlich. Alleine mit seiner Magie verstand er zu entschlüsseln mit welchen Absichten Personen an ihm vorbei zogen. Bei Basco funktionierte das seltener. Er hingegen war fähig Personen vorüber gehend zu lähmen. Willenlos stehen zu lassen. Oder ihnen Gedanken unbemerkt einzugeben. Nami wusste nun warum gerade er an diesem Abend also in ihrer Nähe blieb. Seine Fähigkeit unsichtbare Blockaden aufzulösen verschaffte ihr die Ehre seiner Gesellschaft.
„Seit wann ?“ Nami hielt sich die Hände besorgt vor den unteren Gesichtsteil. Sie fürchtete die Antwort.
„Bereit eine Woche nach unserer Geburt.“ Damit meinte er den Zeitpunkt ihres schlüpfen aus dem Kokon. „Damals war ich zu schwach dich hier zu halten. Ich habe einfach deinen Geist für kurze Zeit verwirrt damit man nicht aus deinen Gedanken liest. Danach mehrmals regelmässig. Darum bin ich sicher dass sie nach uns suchen. Denn nach der Geburtsperiode gab es nur seltene Stichproben. Und ausgerechnet heute bin ich zu spät. Mir blieb keine Wahl ich musste dich hier behalten. Aber ich fürchte nun werden sie misstrauisch. Wer besitzt denn schon die Macht ihren eigenen Code zu brechen?“ Besorgt blickte er auf. Es dauerte nur Sekunden bis seine Geschwister aufgeregt in Zimmer stürzten. Ausser Atem. Besorgt und betreten schauten sie aus.
„hallo“, begrüsste sie Nami, „hat euch Celia wieder solange aufbleiben lassen?“
„Sie ist wach?“ Überging Comet erstaunt ihre Frage, “ Himmel du weist was das Bedeuten kann für uns alle!“ Gab er sehr ernst zu verstehen.
„Keine Sorge, Mama wir wollten eigentlich bei deiner Freundin übernachten, ging Nasari mit dem Verständnis einer Frau auf Nami Sorge ein. „Wir haben sogar bereits geschlafen als der Alarm plötzlich losging.“
„Alarm?“ runzelte Nami die Stirn.
„Ich merke von weitem falls eine fremde Energie dich umgibt“, erklärte Comet. „einzig wir vier sind fähig uns selbst aus grösserer Entfernung noch wahr zu nehmen.“
„Ich nicht“, gab Nami leicht getäuscht von sich. Zuversichtlich setzte sich Comet auf die andere Seite und tätschelte ihr über den Rücken. „Ach Ma, du lernst es auch noch. Sobald du deine Aufmerksamkeit mehr auf die inneren Gefühle lenkst wirst du sehen. Hast du immer noch nicht angefangen zu üben?“ Diesmal schaute er sie mit dem prüfenden Blick eines Lehrers an.
„Es ist nach Mitternacht und wir sollten längst alle schlafen. Schliesslich tun das alle anständigen Menschen“, gab ihm Nami ausweichend zu wissen.
„Wir sind aber nun mal anders“, gab Nasari belehrend zurück. Erschrak aber im selben Moment über ihre Dreistigkeit.
„Das weiss ich doch“, pflichtete Nami ihr mit Sorge bei.
„Gib mir deine Hand“, bat Comet. Indessen fassten sich die anderen verbindend zu einem Kreis nach einander. Vertrauend legte Nami ihre in seine warmen Finger. Der Kreis schloss sich.
Nami fühlte die merkwürdige fliessende Kraft die sie alle miteinander verband.
„Entspann dich“, bat Comet.
„Tu ich doch“, flüsterte Nami.
„zuwenig. Geh weiter. Tiefer, “ forderte ihr Sohn.
„Vielleicht bin ich zu müde“, entschuldigte sich Nami ihr Unvermögen.
Basco gab leise zu bedenken, „Seit nicht zu hart mit Mama. Wer von den anderen gewöhnlichen Menschen besitzt schon so eine innere Kraft?“
Auf einmal erschien es Nami als ob wie ein gewaltiges Kraftfeld das Zimmer umhüllte. Orange, weisslich glitzerte die unsichtbare Masse durchscheinend. Löste sich in den Wänden auf. Müde sanken die vier Zimmerbewohner auf ihre Knie.
„Ich glaube das sollte reichen“, flüsterte Nasari matt.
Fragend sah Nami in die erschöpfte Runde. „Wofür.“
Schmunzelnd sah sie Basco an. „Es wird lange Zeit halten. Dieses Feld wird für mindesten zwei Wochen dieses ganze Stockwerk abschirmen für ihre ausdauernden Experimente da oben. Mama du wirst dir vierzehn Tage lang keine Sorgen mehr machen.“
Glücklich umarmte er seine Mutter. Obwohl seine Geschwister erleichtert seinem Beispiel folgte blieb Nami unbeeindruckt.
„Was ist los“, flüsterte Comet besorgt.
„So wie ihr Energien beeinflussen könnt, “ erklärte Nami Nachdenklich, „So kann ich in die Zukunft fühlen. Und Morgen.... Irgendetwas wird morgen geschehen. Ich weiss nur noch nicht was.“ Ihre Mundwinkel zog es nach unten. Ihre Kinder verstanden die Bedeutung zu lesen.
Comet zog ein mahnendes Grinsen. „Habe ich dir nicht gesagt du sollst üben. Du hast eine Gabe. Lerne sie zu beherrschen!“
Aufseufzend gab Nami müde zurück. „Wann habe ich Zeit?“
Nasari grub bedeutungsvoll ihren Zeigefinger ins rundliche Kinn. „Wir werden morgen an diesem Problem arbeiten“, versprach sie.
Nachdenklich versank die Runde in Schweigen.
„Schlaf, mach dir keine Sorgen wir finden was, “ sagte Nasari weiterhin zuversichtlich.
Ausser Basco verschwanden alle in der grossen Stube. Er der nahe stehende kroch bei Nami unter die Decke. „Ich passe trotzdem auf. Irgendwann werden die da oben stärkere Geschütze auffahren.“
Stumm fuhr ihm Nami über das kurze weiche Haar. Stolz.


getunter Simulator


Unruhig tigerte Nami in ihrer langsam zu engen Wohnung umher. Nur hier drinnen fühlte sie sich sicher. Sobald sie einen Fuss über die Türschwelle, raus aus ihrem Gebäude setzte, überfiel sie gleich so ein komisches Gefühl. Hastig holte sie unten die Post und sperrte sich wieder in den sicheren Wänden ein. Erst als Comet alleine über Mittag nach Hause kehrte um sich an guter Hausmannskost zu stärken unterbrach es Namis Langeweile. Dreimal so viel wie Nami selber täglich futterte ass Comet spielend in einer Mahlzeit. „Und“, meinte der lebhafte Junge. „Hast du heute Nachmittag was vor?“
„Was soll ich schon gross unternehmen. Celia hat erst am späteren Nachmittag frei. Ihr seid mit lernen beschäftigt. Nun vielleicht gehe ich am Abend in den Simulator. Mal sehen ob Celia Zeit für ein Spiel hat.“ Nachdenklich träumte Nami von der nächsten Herausforderung, da riss sie Comet aus den Gedanken. „Mhm, du warst schon fast eine Woche nicht mehr Spielen. Habe ich schon erwähnt das Nasari und Basco ein bisschen an dem Simulator herumgebastelten. Irgendeine Verbesserung. Teste mal die neue Programmierung aus bevor Celia einsteigt. Dann hast du einen Heimvorteil auf deiner Seite.“ Verschmitzt grinste er Nami an. Sie schmunzelte zurück. „So ihr habt als an der Technik was verbessert. Was hast du dazu beigetragen?“
Besorgnis begleitete seinen Tonfall. „Also ganz ist die Überraschung noch nicht fertig. Erst so in ein paar Tagen. Bis dahin solltest du vermeiden den roten Knopf zu betätigst. Später kann ich dir empfehlen ihn erst bei Dunkelheit bedienen. Dann gibt es keine Aufregung, vor allem für Schnider falls er eure Spiele von aussen beobachtet.“
Angestrengt dachte Nami über einen so bedeutungsvollen Knopf nach. „Mir fällt gar nicht ein welchen speziellen roten Knopf zu meinst?“
Comet schluckte den letzten Bissen und lehnte sich zufrieden zurück. „Wir haben beim Armaturenbrett ein paar rostige Schrauben ersetzt und da ist uns ein verborgener Schalter aufgefallen. Eigentlich schraubte man ihn sorgfältig zu. Sah aus wie eine perfekte Reparatur, nur unserer Neugierde hat das einstige Versteck nicht standgehalten. Ich habe dem Schalter einen roten Knopf verpasst, du kannst ihn nicht verfehlen. Übrigens, es ist wichtig dass die Aussensensoren eingeschaltet sind bevor oder gerade nach dem du ihn drückst. Und Oberwichtig, bitte erst nach dem durchgehen der Checkliste vor dem Start, aktivieren sonst bringst du die empfindliche Schaltkreise durcheinander. Kannst du dir das merken?“
„Lass mich überlegen. Dunkelheit, Check gefolgt von Aussensensoren habe ich das richtig gespeichert.“
„Perfekt! Aber wie gesagt, erst in ein paar Tagen ist alles perfekt. Bis dahin kannst du einfach so normal spielen wie bisher. Mehr verrate ich nicht. Ausser dass wir diesen Knopf nur bei deinem Simulator offen gelegt haben. Eignet sich also nur wenn du alleine am Abend fliegen willst.“
„Wow“, freute sich Nami, „Schade ist nicht schon heute dieser Abend?“ Rieb sich die Handflächen aneinander. Sofort schickte ihr Komet eine übrig gebliebene weiche Erbse per Luftpost entgegen. Praktisch automatisch reagierte Nami schon auf die plötzliche Attacke. Pfefferte die grüne Kugel an den nächsten Schrank wo sie ziemlich platt aufschlug. Spielerisch rügte sie Comet. „Hab ich dir nicht beigebracht dass man mit dem Essen nicht spielt!“
„Wir alle wünschen dass du dein Reaktionsvermögen verbesserst. Das war schon mal ein schöner Anfang.“
Unter Namis kritischen Augen räumte er den Tisch ab. Bemerkte ihre ungewollten Falten auf der Stirn. „Ma, was stört dich wieder?“
Sie winkte ab. „Mir spukt nur gelegentlich dieser Schaschal oder wie wieder gleich heisst im Kopf herum. Was wollen diese fremden Leute von uns, besonders Euch?“
Ohne zu zögern meinte Comet. „Er will uns zurück.“
Diese direkte Antwort schockierte selbst Nami. „Du weist hoffentlich was du da aussprichst? Das scheint ihr ja bereist genau studiert zu haben. Na ja jedenfalls gebe ich euch auf keinen Fall mehr her.“ Versicherte sie ihm um ihn unnötiger Weise zu beruhigen.
Ernsthaft erwiderte Comet den Blick. „Was uns Geschwister beunruhigt ist nicht ob er uns bekommt sondern der Grund warum er uns überhaupt will! Das ist eine genauere Inbetrachtnahme wert.“
Tief bestürzt begann Nami darüber nachzudenken. „Ja? So etwas wie eine liebende Familienbande ist sicher auszuschliessen. Ihr seht euch überhaupt nicht ähnlich. Weißt du was?“ Scherzte sie los. „Wenn ich ihn das nächste Mal sehe, quetsche ich ihn aus.“
Zauberte damit sich und Comet ein Lächeln ins Gesicht. Er packte hast ein paar Kleider in eine Tasche. „Sportunterricht. Hat mir Celia übermittelt. Bis später“, rief er bereits draussen im Flur.
Gespannt zog sich Nami auch sommerlich an. Allerdings einen weissen Wollumhang um im kühlen Simulator nicht zu frieren legte sie sich über den Arm. Rasch spazierte sie hinaus auf die Strassen. Hellgrünes langes Kleid. Anliegend, bewusst ihre weibliche Figur betonend. Normalerweise mied sie solche vorteilhafte Kleidung weil es ihr zuviel Aufsehen einbrachte. Allerdings wählte sie es diesmal bewusst aus, wenn es jemand an diesem Tag auf sie abgesehen hatte, sie heimtückisch überfiel, so half ihr garantiert jemand sobald sie um Hilfe schrie. Schönen Frauen eilte jeder ohne zu zögern zu Hilfe. Und auf dem Schrottplatz lungerten bei Tageslicht kaum Zwielichtige Gestalten herum. Sollte es spät werden, dann rief sie eben Celia übers Handy an, so einfach.
Unbehelligt schlenderte sie auf den Simulator zu. Nur noch ein paar Schritte. Doch das seltsame Gefühl, die schlimme Vorahnung verliess sie keinen Moment. Langsam genervt hämmerte sie heftiger als sonst den Code in die Stützen ein. Praktisch lautlos senkte sich die geölte Maschine herunter. Angespannt verdrückte sie sich rasch ins kühlere Innere und schloss die Tür. Erst jetzt fühlte sie sich wieder einigermassen in ihrem sicheren Element. Aufatmend setzte sie sich in den gepolsterten Sessel. Gemächlich hakte sie jeden Punkt der Checkliste ab. Danach das obligatorische Angurten. Tatsächlich da leuchtete ein neuer roter Schalter hinter dem Handrad. Ganz recht neben den Schaltarmaturen. Verführerisch, aber Nami beherrschte sich. „In ein paar Tagen“, versprach sie ihm.
Fehlerfrei startete sie in den Himmel hoch. Routiniert schwebte sie um den Mond herum und programmiert den Computer Richtung Drachenkopf ein. Erwartungsgemäss bereitete sie sich auf den nächsten Angriff der aggressiven Aliens vor. Sobald der Alarm warnend piepste begann ein interessantes Rennen. Erfolgreich entschlüpfte sie Fallen ihres Feindes. Eigentlich verlief alles wie sonst üblich mit dem kleinen, verbesserten Unterschied dass ihre Steuerung sensibler reagierte. Es fühlte sich an wie die rasante Fahrt in einem Hochtechnisierten Sportwagen. Ihre begabten Kinder leisteten Spitzenmässiges. Mann, dafür stand ihr schwierige Aufgabe bevor sich dementsprechend zu Revanchieren. Schliesslich….!
Unerwartet lauerte plötzlich ein zweiter Alien vor ihrem Bildschirm. Einer hinten, einer vorne; kein Problem. Frech wartete Nami sogar ab bis beide Feuerten. Elegant tauchte sie senkrecht ab. Stellte sämtliche Wärmequellen ab und liess sich über die Längsachse gemütlich nach unten Rollen. Fest fast unbequem verhinderten die Gurten dass sie gegen das Instrumentenbrett fiel. Trotzdem verlief alles planmässig bis… eine harmlose, unschuldige Spinne mit langen Beinen dicht an Namis Hände vorbeisegelte. Aufkreischend liess sie für einen entsetzten Moment den Steuergriff los. Weiterhin segelte sie unvermindert senkrecht durchs All. Bis sich Nami erinnerte dass sie heute einen Rock trug. Diese äusserst lebendige Spinne war sicher in der Lage… an ihren ungeschützten Beinen hoch zu krabbeln! Bevor die visuelle Gefahr hinter ihr sie beschäftigte nutzte Nami hastig den Moment einer ihrer Schuhe auszuziehen. Mit blossen Händen eine gefürchtete Spinne zu zerquetschen, das tat sie sich niemals an. Zielte mit der Schuhsohlenspitze und hämmerte treffsicher. Leider war ihr Ziel äusserst lebendig und krabbelte schleunigst weiter vor. Während Namis Sicherheitsgurten ihre Armlänge und Beweglichkeit einschränkten. Mit Händen und anderem Fuss hämmerte sie hektisch auf die blitzschnelle Bestie…. „Erwischt!“ Triumph und Erleichterung stellte sich ein bis…. Alles senkte sich in Dunkelheit.
„Was“, verwirrt rieb sie sich die blinden Augen. Sämtliche Motoren, der ganze Computer stillgelegt. Nicht mal das grüne Licht für den Notausstieg brannte.
„Himmel noch mal“, murrte sie verärgert, „so schlimm war mein Verbrechen nun auch wieder nicht…“ Leise schnurrte ein Motor wieder los. Die ersten Standlichter fluteten den Innenraum. Auf den Bildschirmanzeigen tanzten die Nadeln wieder in die Startpositionen.
Noch leicht unter Schock schlüpfte die junge Frau in ihren Schuh zurück und zog sich die dünne Jacke aus. Irgendwie fühlte sich der Raum erwärmt an.
„Seltsam“, murmelte sie verstört. „Nasari hat zu viel einprogrammiert. Dadurch ist er schneller überlastet.“ Erklärte sie es selber den keiner ihrer Anzeigen lieferte eine Meldung dass sie ihre Spielmission verloren hatte. Niemand schoss sie ab und beendete mit dem Volltreffer ihr Level. Allerdings vermisste sie auch eine korrigierende Fehlermeldung ihres mechanischen Copiloten.
Einwandfrei wartete der Simulator auf das nächste Spiel. Also beschloss Nami in ihrem sicher gespeicherten, letzten Level nachzusehen was passiert war. In sicherem Abstand die Geheimwaffe der Alien erkunden.
Erneut startete sie wie gewöhnlich. Sofort rasselte eine Fehlermeldung herein. Die Computerstimme warnte sie vor einem Rollstart.
Intelligent begriff Nami die zusätzliche Möglichkeit eines Programmierten Senkrechtstarts. Mal was ganz neues. Da sie bisher keine Erfahrung auf dem neuen Gebiet mitbrachte, drückte sie auf automatischen Start.
Neue, kreischende Geräusche von protestierendem Metall quälten ihre Ohren. Unsanft ein bremsender Ruck und sie schaukelten sanft wie and einem elastischen Gummiband umher. „Mal was ganz neues“, stöhnte sie von der Schwerkraft überrascht. Bisher drehte sich die Maschine im schlimmsten Fall um die eigene Achse. Auf keinen Fall spielte der Automat mit seiner übertragenen Verantwortung. Abermals ein sanfter Ruck und wie ein Lift sauste er aufwärts. Schwer hämmerte es Nami tief in den Sessel zurück bis sie plötzlichen eine neuartige Schwerelosigkeit überfiel. Staunend verfolgte sie mit gemischten Gefühlen die realistische Vorstellung. Wandte ihren Blick zur Decke. „Nasari, ich entschuldige mich. Deine Programmierung ist fast zu perfekt. Da bevorzuge ich beinahe die mildere Variante.“
Flinke Finger huschten über die Schalter. Rasch stellte die Automatik ab und selbstsicher steuerte der menschliche Boss sein altes Ziel an. Direkt verfolgte sie ihr Ziel auf den erleuchten Monitoren. Auf einmal fesselte sie ein entferntes Objekt ihre Aufmerksamkeit. Für einen kurzen Moment blinkte die Anzeige auf, das bedeutete es befand sich was am äussersten Rande ihrer Radarnase. Ohne zu zögern suchte sich Nami sich die nächsten geeigneten dunklen Meteoriten aus. Nutzte sie um im versteckten Winkel sich an das unbekannte Objekt anzupirschen. Zudem unterdrückte sie ihre Signaturen. Bedauerlicher weise verdoppelte sich dadurch die Ankunftszeit aber dafür viel es dem, sicherlich intelligenten, Objekt auch doppelt schwer sie wahrzunehmen. Ein geschickter Schachzug für Geduldige.

Gemütlich setzte sich ein zufriedener Mi-noh-rihm in seinem bequemen Sessel zurecht. Locker baumelten seine Arme über den gepolsterten Lehnen nach unten. Bebannt richtete er seine Augen auf das geflickte Objekt auf dem Holztisch vor ihm. Es erfüllte ihn ein gewisser Stolz das seine neueste Erfindung, ein Translator in der Grösse einer Armbanduhr, voll funktionierte. Gewiss kleine angenehmere Veränderung, wie eine ansprechbare Form, oder leichter Metall waren noch nötig um das ganze zu perfektionieren.
Aufatmend lehnte er müde zurück. Spürte auf einmal wieder die unangenehme Enge seines Quartiers. Obwohl er seinen stillen Ort bevorzugt aufsuchte, vermisste er die offene Weite uneingeschränkter Wände. Nur hier oben im All herrschten andere Regeln. Im Gegensatz zu der nervenden jungen Nami besass er ein richtiges Raumschiff. Damit seine ausserplanetarische Herkunft nicht irgendwann auffiel, zog er sich wenn möglich in seine vertraute, gesicherte Umgebung zurück. Ausserdem vertrug er die gefilterte Luft besser. Die dosierte Menge an Keimen, welche sein Immunsystem beschäftigten, verschonte ihn vor lästigen Erden Krankheiten.
Vertieft in seinen Gedanken versuchte er abermals eine vernünftige Lösung für sein Problem. Dieser Auftrag das entwendete Eigentum aus dem Labor einzusammeln entwickelte sich langsam zu einer Plage. Begonnen damit, dass der Dieb seine Beute ahnungslos an einen unbedeutenden Professor verschacherte, erschwerte seine Suche bereits wie die angebliche Nadel im Heuhaufen. Verlorene Zeit bedeutete eine Katastrophe, sollten die Raupen sich bereits entwickelt haben. Falls sie überhaupt noch existierten. Eigentlich plante er nach dem ungeschickten zusammentreffen, mit dieser neugierigen Nami, seinen Rückzug nach Hause vorzubereiten. Allerdings viel im auf dass die andern ausserplanetarischen Nachbarn, sich auf einmal ziemlich auffällig verhielten. Etwas stimmte nicht mit der normalen Entwicklung auf der Erde. Diese Nachbarn gehörten einer anderen Spezies als seiner an und eine friedliche Allianz verhinderte wie eine Barriere dass er sich Einmischte. Jeder tat, handelte für sich mit diesen selbst zerstörerischen Erdlingen. Völlig unmöglich sie anzufunken und beiläufig nachzufragen ob sie ein ungewöhnliches Genexperiment registrierten. Damit entfachte er höchstens die Ultimative Katastrophe. Schliesslich war bekannt dass die dünnen grossköpfigen Nachbarn sehr experimentierfreudig mit den Menschen umgingen. Jedes Universum hütete seine eignen Geheimnisse und diese hoch gezüchteten, reine Arbeiterlarven, gehörten zu seiner.
Malte sich den schlimmsten Fall aus dass diese Laven je schlüpften. Laut seinen Berechnungen bestand die Möglichkeit. Allerdings rechnete er damit dass derjenige oder ein stiller Beobachter dieser ungewöhnliche Sachlage an die Öffentlichkeit ging. Sensationsüchtig und Geldgierig waren die Menschen schliesslich genug. Wenn er sich aber das Bild der jungen Frau herauf beschwor; öffnete sich eine zweite Möglichkeit. Es existierten beträchtliche Anzahl Erdlinge die durchaus ein Geheimnis für sich behielten. Ausserdem gerade in dem Stadtviertel registrierte er häufig Aktivitäten seiner unruhigen Nachbarn. Warum interessierten sie sich ausgerechnet, von der ganzen Welt, für diese Stadt. Wohl kaum wegen den zwei harmlosen Simulatoren. Deren Geheimnis und Geheimcodes war leicht zu knacken. Nein…
Im Hintergrund piepste leise ein Computer. Überrascht stand Sha`hal ohne Eile auf. Spazierte durch die kahlen, grün gestrichenen Gänge zum Kontrollzentrum hoch. Schön, dachte er sich. Wenigstens funktionierte die Verbindung zu seinem Universum einwandfrei. Denn der erfahrene Computer meldete ihm einen weiteren friedlichen Raumgleiter. Freute sich auf den Besuch den er zwar erst ab den nächsten zwölf Stunden erwartete. Frühzeitig ist besser als verspätet und sein Raumgleiter benötigte allmählich einen neuen Energieschub. Er selber konnte wieder mal in seiner Sprache der Mi-noh-rihm quatschen. Wenn auch die einfachen Erdlinge für seine Rasse den Namen Vampire verliehen. Mittlerweile gab es einen bedeutenden Unterschied. Die Vampire auf der Erde waren minderer Qualität. Die verpestete Atmosphäre schwächte seine Artgenossen. Krankheiten riss in ihre strenge Geheimhaltung winzige Lücken. Daher ahnte die Menschen überhaupt das so etwas wie Vampire existierten. Nur bislang fanden sie niemals gültige Beweise.
Diesmal stand ihm seltener Besuch von der alten Rasse bevor. Daher schlenderte er gemütlich in dem grossen Saal. Schaltete als erstes den Kaffeeautomaten ein, eine der gelungensten Erfindungen der Menschen. Um seine Müdigkeit zu vertreiben genehmigte er sich schon mal die erste Tasse. Ausserdem breitete sich so das verführerische Aroma im ganzen Empfangszimmer aus. Vollkommen mit sich zufrieden setzte er die heisse Tasse vorsichtig an die Lippen. Heftige Beben erschütterte das ganze Raumschiff. Heisser Kaffee kleckerte über eine sorgfältig gepflegte Uniform. Schonte dort vor Verbrennungen aber den empfindlichen Händen glitt die heisse Tasse aus den Händen. Laut entfuhr Sha`hal ein entsetzlicher Fluch in seiner Sprache. Dass alleine bemerkenswert. Als nächstes heulte eine giftige, grelle Alarmsirene los. Für einen Moment versetzte es selbst dem erfahrenen Mi-noh-rihm einen ungeahnten Stich der Furcht ins Herz. Woher kannte er diese schrecklichen Alarmtöne. Während er rannte, versuchte er sich zu erinnern was er in der früheren Akademie lernte. Einen Meteoriten erkante das Schiff weit voraus und steuerte automatisch ins Ausweiche Manöver. Was also dann? Sein Gleiter war einer der neuen Klasse. Geräuschlos flitzte die Schiebetür zum Kontrollraum auf die Seite. Sorgevoll haste er an das Pult wo von weitem eine rote Lampe blinkte. Krieg, unmöglich! Einen Vertagbruch hätte der Computer auch unaufgefordert melden. Perplex starrte er auf die aufgeregten Monitore. Alle zeigten einen vollen Treffer ins Antriebsystem an. Wer griff ohne Vorwarnung aus heiterem Himmel an? Seine talentierten Nachbarn, den Menschen hoch überlegen, aber bei ihm war es unmöglich die Gedanken klar zu lesen. Höchstens Gefühlschwankungen nahmen sie wahr. Wer erklärte ihm den Krieg und wo zur Nova versteckte er sich. Gespannt schaltete er sämtliche Spionsensoren an. Toll, alles funktionierte ausser dem Antrieb. Wer ihn immer auch den verheerenden Energieschub zuschickte besass keine voll ausgerüstetes Kriegschiff. Ein Warnschuss, viel ihm verspätet ein. Nein, sonst hätte sich das überlegene Schiff gezeigt. Absolute leere, ausser einzelnen fast unbeweglichen Meteoriten. Von denen existierte nur eine Handvoll hinter denen sich ein Schiff seiner Grössenklasse Versteck boten. Wer ihn angriff musste zumindest kleiner sein als seine Ausstattung. Da… genau von wo die letzte Berechnungen des Schusses hinführte explodierte in der Ferne eine Bombe. Eine unsinnige Explosion die keinerlei Vorteile… Kurz heulte die Sirene auf. Alle Anzeigen warnten von der ungeschützten Rückseite. Hastig riss der Mi-noh-rihm die Steuerung herum. Mitten in der Schräglage donnerte das ganze Schiff heftig unter neuem Beschuss.


(Danke allen die bisher gelesen haben. Die Geschichte ist aus einem Nachttraum entstanden. Daher noch nicht mal halb fertig. Wird erst als eine der letzten Geschichten fertig gestellt da mir die anderen Projekte wichtiger sind. Freue mich trotzdem auf Herzen oder Kommentare die zur Verbesserung der Story dienen.Lieben Gruss an alle!)


Impressum

Texte: Alles gehört mir
Tag der Veröffentlichung: 02.08.2012

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