Ihr Absturz
Sie war neun, aber schon seelisch tot. Er vergewaltigte sie immer immer und immer wieder, ihre Mutter arbeitete als Prostituierte, er war ihr Zuhälter. Aber seine Schlampen waren ihm nicht mehr gut genug, deswegen holte er sich seinen Spaß bei ihr. Jedes Mal wenn sie ihn sah begann ihr kleiner Körper zu zittern. Sie wehrte sich, sie schrie, sie kratze, sie schlug ihn aber umso mehr sie sich wehrte umso mehr hatte er seinen Spaß daran. Sie hielt es nicht mehr aus, ihre Mutter war kaum zu Hause und er quälte sie.
In einer Sommernacht tat er es wieder. Sie wehrte sich aber es war zwecklos. Als er weg war, kletterte sie aus ihrem Bett und schlich sich aus der baufälligen Wohnung. Sie lief davon, einen Vater hatte sie nicht. Sie rannte in eine vornehme Wohnsiedlung, sah die schönen Häuser und die glücklichen Familien darin und wurde traurig. Sie hatte Hunger, wollte sich irgendwo etwas zum Essen holen. Nach einigen Metern bemerkte das Mädchen ein Haus in dem es stockdunkel war. Im Garten des Hauses stand ein Apfelbaum . Schnell war sie über den Zaun geklettert und zu dem Baum gelaufen, jedoch schwand ihre Hoffnung wieder als sie feststellte, dass sie zu klein war um an die Äpfel zu kommen. Da entdeckte sie einige Gartenmöbel auf der Terrasse des Hauses, lief hin und zog einen der schweren Stühle zu dem Baum. Rasch pflügte sie einige Äpfel und verschwand aus dem Garten. Ihr dürrer Körper erfreute sich sehr über das Obst, daheim bekam sie nur wenig zu essen. Bevor sie zum Park lief merkte sie sich wo das Haus war. Am Park angekommen, überlegte sie wo man schlafen könne und lief schließlich zum Spielplatz und krabbelte in eines der kleinen Holzhäuschen zum schlafen. Schnell fiel sie in einen traumlosen Schlaf.
Als sie aufwachte war es schon hell. Schnell rannte sie zu dem Haus, bei dem sie in der Nacht zuvor die Äpfel geholt hatte. Doch auf der Terrasse saßen zwei Kinder mit ihren Eltern und spielten Brettspiele. Eines der Kinder sah direkt in ihre Richtung und zog dem Mann, der neben dem Kind saß, am Ärmel und zeigte in ihre Richtung. Nun schaute auch der Mann in ihre Richtung, sie rannte weg, rannte so schnell wie sie ihre kurzen Beinchen trugen ohne nur einen Blick zurück zu werfen. Erst als sie nicht mehr laufen konnte blieb sie stehen, rang nach Luft. Plötzlich spürte sie eine Hand auf ihrer Schulter und erschrak. Langsam drehte sie sich um, da stand er, sein fieses Grinsen brannte in ihrem Herzen. Sie hatte die ganze Zeit gedacht, sie wäre ihn endlich los aber sie hatte sich getäuscht. Er zog sie in seinen neuen Wagen, für den er ihre Mutter und all die anderen Frauen arbeiten ließ und fuhr wortlos zu den Wohnungen in denen sie gewohnt hatte. Jedoch durfte sie nicht die Treppen hinauf gehen, sondern er schuckte sie immer noch schweigend die Kellertreppen hinunter. Sie fiel, schlug sich die Knie auf, es war ihm egal er zog sie durch die dunklen Räume zum hintersten Raum des Kellers. In dem Raum war nichts außer ein paar alten Zeitungen und irgendwelchen Rohren. Er zog sie in den fensterlosen Raum schmiss sie in eine Ecke, schloss die Tür. Dann war sie verloren, allein mit ihm, in einem kaum beleuchteten Raum, im hintersten Eck des Kellers, wo niemand hingehen würde. Dann brach er sein Schweigen, schlug auf sie ein, schrie sie an. Die Tränen die über ihre heißen Wangen liefen mischten sich mit Blut, sie lag am Boden, war ihm hilflos ausgeliefert. Die Schläge wurden immer härter, ihre Schmerzensschreie immer lauter. Dann verstummten jegliche Geräusche im Raum, nur noch ihr leises Wimmern war zu hören. Er stand vor ihr keuchend, schwitzend und drückte sich wieder auf sie und vergewaltigte das kleine Mädchen. Als er ging lies er sie heulend, zitternd, blutend und nackt in dem kalten Kellerraum zurück, er schloss die Türe von außen ab und löschte das schwache Licht. Da lag sie und hörte nicht mehr auf zu weinen, sie fror, hatte Angst er käme zurück. Überall um sie herum war Blut und es wurde immer mehr. Sie spürte erst wie hart er wirklich zugeschlagen hatte als sie sich endlich beruhigt hatte. Ihr Kopf fühlte sich an wie wenn er drohte zu explodieren, sie spürte jeden einzelnen schmerzenden Knochen, das Gesicht voller Dreck und Blut. Aufsetzten konnte sie sich nicht also musste sie in ihrem eigenen Blut liegen bleiben. Ihr ganzer Körper zitterte, ihre Lippen färbten sich bläulich. Lange blieb sie so liegen dann konnte sie sich mit aller Kraft aufrichten. Ihre Kleider waren im ganzen Raum verteilt, sie kroch herum und suchte sie zusammen und zog sich an, so gut es ging. Die Tür wurde aufgerissen, sehen konnte sie ihn nicht, da sie von dem Licht geblendet wurde das den Raum durchflutete, aber sie spürte das er da war. Spürte seine Hände, die nicht an ihren Körper gehörten, obwohl er immer noch im Türrahmen stand. Schützend hob sie die Arme vor das Gesicht. Er ging auf sie zu und zog sie grob auf die Beine. Nur sehr wackelig stand sie da. Er riss ihr die Klamotten vom Körper, drückte sie gegen die Wand und dann waren sie wieder da, die Hände, die da nicht hingehörten. Sie zitterte schrecklich, versuchte sich zu wehren war aber zu schwach. Er vergewaltigte sie wieder. Die ganze Zeit sagte er nichts aber bevor er wieder ging hob er ihr Kinn hoch so das sie gezwungen war ihm in seine Augen zu sehen, er sagte, sie müsse sich nicht wieder anziehen, dann ging er ohne ein weiteres Wort zu sagen. Sie fühlte sich so hilflos, allein und im Stich gelassen denn es war klar er würde wieder kommen. In ihrer Wut hämmerte sie mit ihren kleinen Händen gegen die schwere Tür und schrie, jedoch geschah nichts. In dem Moment wo sie merkte niemand würde sie hören und hier raus holen sank sie weinend auf den Boden. An die Tür angelehnt saß sie da, man hörte keinen Mucks mehr von ihr. Sie wartete auf ihn, sie konnte nichts tun, außer zu hoffen das es bald vorbei sein würde.
Er kam nicht mehr, sie saß sehr sehr lange da. Ihr Magen knurrte, der ausgetrocknete Körper wurde immer schwächer, sie konnte sich kaum noch aufrecht halten.
Nach einer langen Zeit kippte ihr schwacher Oberkörper einfach zur Seite. Kaum noch bei Bewusstsein lag sie so da, mit höllischen Schmerzen, ihr kleiner Körper wurde immer kälter. Anziehen konnte sie sich nicht denn er hatte ja ihre Kleider zerrissen als er das letzte Mal da war und sie war auch viel zu schwach um sich nur einen Zentimeter zu bewegen. Sie dachte, sie müsse nun sterben, sie dachte, er hätte kein Interesse mehr an ihr und wolle sie nun verhungern lassen. Dann schloss sie die Augen...
Als sie die Augen wieder öffnete war alles um sie herum hell, sie war angezogen und lag in einem weißen Bett, sie blickte in die besorgten Augen einer alten Frau, die nun leicht lächelte. Die Frau verließ das Zimmer und kam kurz darauf in Begleitung einer etwas jüngeren Frau wieder, die weiß gekleidet war genauso wie die ältere Frau, diese sagte, sie befände sich in einem Krankenhaus und müsse nie wieder zurück gehen. Auf die Frage wie sie überhaupt hergekommen wäre antwortete nun die junge Frau, dass sie bei einer polizeilichen Hausdurchsuchung gefunden und hergebracht worden war. Nach kurzem Schweigen fügte die Frau noch hinzu, dass sie fast tot gewesen wäre und wohl einen Schutzengel gehabt habe und sie solle noch eine Weile schlafen, damit sie schnell wieder gesund werden würde. Sofort schlief sie ein als sie ihre Augen geschlossen hatte.
Nach einiger Zeit ging es ihr wieder besser, sie war nicht mehr zu dünn und hatte auch keine Schmerzen mehr. Es war Zeit das Krankenhaus zu verlassen. Sie kam in ein Heim für elternlose Kinder. Dort gab es viele Kinder in ihrem Alter, dort hatte sie keine Angst. Den ganzen Tag tobte sie mit den anderen Kindern herum und die Betreuer hatten alle Hände voll zu tun die wilde Bande zu beschäftigen. Jedoch konnte sie ihre Vergangenheit nicht einfach vergessen, ständig waren da Leute die danach fragten. Darüber reden wollte sie nie wieder sie wollte einfach vergessen, die Schmerzen, die Schläge, den Hunger und die Tränen nie wieder wollte sie daran denken. Niemand kannte ihren Namen, man gab ihr einfach irgendeinen. Im Heim gab es auch einen Auszubildenden, den mochte sie sehr, da er immer nett zu ihr war und er mit seiner Zahnlücke, die man sehen konnte wenn er lachte, komisch aussah. Sie teilte sich ihr Zimmer mit vier anderen Mädchen, die sie auch sehr mochte. Eines Nachts schliefen schon alle, außer sie. Sie starrte an die Decke und merkte heute war etwas anders als sonst, sie wusste nur nicht was. Die Tür öffnete sich leise und der Auszubildende schlich ins Zimmer, er flüsterte, er müsse ihr etwas ganz Tolles zeigen. Sie stand auf und folgte ihm in sein Zimmer, sie wusste nicht was so toll sein soll, aber der Azubi war immer so nett gewesen also befürchtete sie nichts. Er wohnte auch im Heim, denn es musste immer jemand da sein und das war die Aufgabe der Azubis und Praktikanten. Schon oft war sie in seinem Zimmer gewesen, kannte alle Poster und Bilder, die an den Wänden hingen. Ihr fiel sofort auf, dass ein neues Poster an der Wand hing. Darauf war eine Band zu sehen, die auf einem Friedhof stand mit ihren Gitarren. Sie betrachtete das Bild ausführlich, es war eine schwarz haarige Frau und drei blass geschminkte Männer zu sehen, alle sahen gespenstisch aus, machten jedoch einen netten Eindruck, fand sie. Der Azubi ließ ihr eine Menge Zeit das Poster zu betrachten und saß hinter ihr auf dem Sofa, nach einiger Zeit fragte er, ob es ihr gefallen würde. Sie nickte, bekam den Blick nicht mehr von der Frau abgewandt. Sie fand sie so hübsch in ihrem langen schwarzen Kleid und den noch dunkleren Haaren, die ihr bis zur Hüfte reichten, den glitzernden schwarz geschminkten Augen und dem frechen Lächeln. Er blieb geduldig sitzen während sie das Poster bestaunte. Dann warf er ein Kissen nach ihr, sie drehte sich um und sein Zahnlückenlächeln brachte sie zum lachen und warf das Kissen zurück. In kürzester Zeit war eine wilde Kissenschlacht im Gange und beide hörten nicht mehr auf zu lachen. Als er sich aufs Bett fallen lies und nicht mehr aufhörte zu lachen nutze sie ihre Chance und setzte sich auf seinen Bauch und begann ihn gnadenlos durchzukitzeln. Er zappelte vor Lachen und dann fielen beide vom Bett, nun lag sie auf dem Boden und er saß auf ihren Beinen. Sie lachte weiter, er wurde jedoch sehr ernst. Plötzlich spürte sie seine Lippen und bekam Angst. Er hatte das doch noch nie getan, was hatte er vor? Er küsste sie nochmals. Sie sagte ihm, er solle aufhören. Mit einem gemeinem Grinsen im Gesicht küsste er sie wieder und wieder und immer länger. Die Schmerzen, die Ängste und ihre alten Gefühle erwachten wieder zum Leben. Er fing genauso an wie es der Zuhälter vor einiger Zeit gemacht hatte. Anfangs nur Küsse dann immer mehr. Sie versuchte ihn weg zudrücken, er war aber viel stärker wie sie und nahm einfach ihre Hände und drückte sie zu Boden. Er hörte nicht auf sie zu küssen. Die Angst hatte ihr die Sprache verschlagen, bekam keinen Ton mehr raus. Sie begann sich zu winden und drehte ihren Kopf weg. Er ließ ihre Hände los, küsste sie, nahm nun ihren Kopf in seine Hände, und meinte, sie solle sich nicht so anstellen es wäre ja nichts dabei wenn er sie mal küssen würde. Dies sagte er in einem so harten Ton, das sie erstarrte, so hatte er noch nie geredet, immer war er doch so nett gewesen. Dann lies er sie los, nur noch ihre Beine waren unter ihm eingeklemmt. Sie versuchte sich von ihm zu befreien, er blieb sitzen, starrte sie an. Während sie sich bei ihren unglücklichen Befreiungsversuchen immer mehr verausgabte, wurde er immer sicherer in seinem Vorhaben. Er nahm ihre Arme und meinte, sie müsse sich nicht mehr wehren es sei schon zu spät. Und ehe sie sich versah lag sie wieder auf dem Teppichboden und spürte seine Lippen. Nun küsste er auch ihren Hals, ihre Arme, sie begann zu weinen, fürchtete sich so. Aber anstatt sich gegen die ungewollten Berührungen zu wehren, schloss sie die Augen und weinte sie still in sich hinein. Sie dachte, wenn sie sich nicht wehrte, würde es schneller vorbei sein. Es dauerte nicht lang bis der Azubi sie vergewaltigte, der immer so nett gewesen war. Sie öffnete erst wieder ihre Augen als sie sich sicher war, dass es vorbei war. Er saß am Fenster und starrte in den Himmel, nahm sie gar nicht wahr. Sie stand auf, wollte so schnell wie möglich gehen, lief zur Tür, drückte die Klinke. Doch die Türe öffnete sich nicht, sie versuchte es erneut, nichts geschah die Tür blieb zu. Er drehte sich in ihre Richtung, betrachtete das kleine Mädchen, das verzweifelt versuchte die Tür zu öffnen. Er ging auf sie zu, umarmte sie von hinten, flüsterte in ihr Ohr, die Tür sei abgeschlossen und sie müsse sich den Austritt verdienen. Wie sie sich den Austritt verdienen sollte, war ihr klar, sie begann zu zittern, wollte nicht nochmal das er so in ihrer Nähe war. Er flüsterte weiter, sie solle hoffen, dass er nett zu ihr sei. Sie bekam immer mehr Angst, begann zu schreien, denn hier war es anders als damals im Keller hier hörte man sie. Er presste ihr seine Hand vor den Mund. Sie biss ihm in die Hand lief zum Fenster, öffnete es und schrie wieder, in der Hoffnung jemand, der auf der Straße ist, würde sie hören. Plötzlich waren auch Geräusche zu hören, die nicht aus dem Zimmer stammten. Jemand rief ihren Namen und hämmerte gegen die Türe. Der Azubi riss sie zu Boden und begann sie zu würgen. Die Geräusche um sie herum wurden immer leiser, der Griff um ihre Kehle immer enger. Plötzlich wurde es hell und still, sie meinte sie schwebte in ein anderes, ein besseres Leben. Dem war aber nicht so denn sie spürte leichte Schläge gegen ihre Wangen und eine Stimme sagte immer wieder ihren Namen und fragte ob sie die Stimme hören würde. Sie sagte nichts, sie murmelte nur, man solle sie fliegen lassen. Dann wurde es wieder still...
Ein Piepen, sie hörte ein Piepen. Langsam öffnete sie die Augen und sah eine weiße Decke, das Piepen kam von einer Maschine, an der sie angeschlossen war, offensichtlich war sie wieder in einem Krankenhaus. Da stürzte auch schon eine junge Frau herein, weiß gekleidet. Sie stellte sich als die Praktikantin vor dann fragte sie ob sie Schmerzen habe. Mit einem schwachen Kopfschütteln verneinte das Mädchen. Die junge Frau nickte und verließ wieder den Raum. Sofort schlief sie wieder ein.
Bald wurde sie von den von den Geräten abgeschlossen, da sie wieder gesund genug war. Wieder begann die ewige Fragerei nach dem Geschehenen, alle fragten die Ärzte, die Arzthelfer nur die Praktikantin nicht. Sie mochte die Praktikantin sehr, bei ihr musste sie keine unangenehmen Fragen beantworten. Aber irgendwann musste sie wieder das Krankenhaus verlassen, bevor sie ging musste sie noch eine Untersuchung über sich ergehen lassen, bei der man heraus fand das sie ungefähr elf Jahre alt war. Um vergessen zu können änderte sie ihren Namen, wollte den alten nie wieder hören. Sie kam in eine sehr nette Pflegefamilie, ohne Vater. Sie bestand aus einer allein erziehenden Frau ihren drei Töchtern und den Großeltern. Das Jugendamt und die Psychologen waren der Meinung in so einer Familie wäre sie besser aufgehoben als in einem Heim, in dem man sich nicht nur allein um sie kümmern konnte. Sie verstand sich mit allen gut, traute ihnen aber kaum, sprach nicht viel, hielt sich sehr zurück. Niemand in dieser Familie fragte nach der Vergangenheit, sie sahen sie als Familienmitglied und akzeptierten ihr Misstrauen, dieses legte sich aber nach einigen Wochen. Am meisten mochte sie die jüngste Tochter, sie war in ihrem Alter, mit ihr konnte sie über alles reden. In die gleiche Schulklasse sollten sie auch gehen, jedoch hatte sie Angst vor der Schule, denn sie hatte Platzangst und Berührungsängste. Trotzdem wollte sie sich überwinden und hingehen, ihre Adoptivschwester war ja immer bei ihr. Früh morgens wurden sie geweckt, die beiden Mädchen liefen in die nahe gelegene Schule. Dort angekommen lief ihre Adoptivschwester auf eine Gruppe Schüler zu, schüchtern lief ihr das blasse Mädchen hinterher. Die Adoptivschwester wurde von allen begrüßt, keine beachtete das Mädchen, welches hinter ihr stand, bis sie sie vorstellte. Alle begrüßten auch sie und stellten sich vor. Das Mädchen wollt aber schnellstens von der Gruppe weg, weil sich ihre Adoptivschwester ausgerechnet zwischen die Jungs gestellt hatte und vor denen hatte sie ja Angst. Der Junge der neben ihr stand musste wohl ihre Unbehaglichkeit bemerkt haben und wich einige Schritte zur Seite. Als Dankeschön lächelte sie ihn schüchtern an. Er strahlte mit seinen großen grauen Augen zurück. Sie überlegte ob alle wüssten, was sie durchgemacht hatte, ihre Überlegungen wurden durch eine Läuten zu Nichte gemacht. Der Schulhof leerte sich langsam und ihre Adoptivschwester erklärte ihr, sie müssten nun in die Klassenräume gehen. Mit gesenktem Kopf lief sie den anderen hinterher. In einem Zimmer, in dem eine Menge Poster an den Wänden hingen von irgendwelchen Stars, setzen sich alle auf ihre Plätze, nur sie blieb allein mitten im Raum stehen. Es läutete nochmals und eine kräftige Frau betrat den Raum, grüßte die Klasse und stellte ihre große Tasche auf den Lehrerpult ab. Dann erblickte die Frau, das orientierungslose Mädchen, das mitten im Raum stand und ängstlich in ihre Richtung starrte. Die Frau lächelte, ging auf sie zu und stellte sich vor, dann erklärte sie der Klasse das sie eine neue Mitschülerin hatten. Danach suchte sie einen geeigneten Platz für sie und ihre Adoptivschwester, fand aber keinen. Die Lehrerin fragte schließlich was sie zuletzt in der Schule gemacht habe. Das Mädchen schüttelte den Kopf und murmelte, sie sei seit Jahren nicht mehr in der Schule gewesen und könne kaum schreiben, lesen und rechnen. Der Blick der Lehrerin verriet, dass sie etwas angestrengt überlegte. Nach einiger Zeit sagte sie, sie solle sich in die erste Reihe neben den Jungen, der zuvor im Schulhof noch neben ihr gestanden hat, setzten und deutete auf den Jungen. Ihre Adoptivschwester wollte protestieren, denn sie wusste was für eine panische Angst das Mädchen vor Fremden hatte aber die Lehrerin brachte sie mit ihrem entschlossenem Blick zum Schweigen. Das immer noch dürre Mädchen trottete hinter der Lehrerin her und ließ sich auf den freien Platz in der ersten Reihe sinken. Als es wieder läutete verließ die Lehrerin den Raum und die Adoptivschwester kam in die erste Reihe und wollte wissen ob es sehr schlimm wäre das sie nicht nebeneinander sitzen können. Kaum merkbar schüttelte das Mädchen den Kopf, senkte ihn und betrachtete das Buch das vor ihr lag. Sie ließ den restlichen Schultag über sich ergehen, da sie keine Ahnung hatte was da geschrieben, besprochen, gelesen und gerechnet worden war. Das Mädchen mühte sich damit ab die vielen Zahlen und Buchstaben in ihre noch unbeschriebenen Hefte zu malen, sie ähnelten aber eher abstrakter Kunst als dem was sie ursprünglich darstellen hatten. Schnell bemerkte sie wie der Junge neben ihr immer wieder auf ihre kläglichen Schreibversuche blickte. Im Deutschunterricht war es dann so weit sie konnte die angeschriebenen Sätze nicht in ihr Heft übertragen das sie die einzelnen Buchstaben nicht malen konnte. Er merkte es natürlich, machte aber keine Anstalten ihr zu helfen und schrieb seelenruhig an seinem Text weiter. Plötzlich wurde ihr das Heft unter den Händen weggerissen, sie hatte gar nicht bemerkt das der Deutschlehrer hinter ihnen gestanden hatte. Kritisch beäugte er das Gekritzel das sie mit Mühe und Not fabriziert hatte. Sie schwieg, traute sich nicht dem Lehrer ins Gesicht zu sehen. Dann knallte er das Heft vor sie auf den Tisch, sie zuckte zusammen. Er meinte, sie müsse alles nochmals machen bisher hätte sie nur das Heft gequält. Die Tränen stiegen in ihr hoch als der Lehrer die beschrifteten Seiten aus dem Heft riss und sie weiterhin anmotzte. Dann pfefferte er die Blätter in den Mülleimer und widmete sich den anderen Schülern. Der Junge der neben ihr saß beugte sich zu ihr und sagte kaum hörbar, er würde ihr helfen alles neu zu schreiben und auch das Schreiben zu lernen. Sie nickte und bedankte sich, er zog ihr Heft zu sich und gab ihr sein Heft und begann alles nochmals neu zu schreiben, nebenher meinte er, sie solle so tun wie wenn sie schreiben würde damit sie nicht noch mehr Ärger bekam. Sie befolgte seine Anweisung. Als der Unterricht beendet war nahm er sein Heft stand auf und ging, ihr Heft hatte er liegen lassen. Sie nahm es und steckte es in ihre Tasche. Mit ihrer Adoptivschwester lief sie wieder nach Hause. Angestrengt überlegte sie wieso er auf einmal so komisch war, fand jedoch keine Antwort also fragte sie ihre einzigste Vertrauensperson, ihre Adoptivschwester. Diese musste auch überlegen bevor sie antwortete, er wäre schüchtern aber ein Ass in fast allen Schulfächern sie solle ihn fragen ob die beiden zusammen alles nachholen könnten was sie verpasst habe, sie selbst würde auch mitkommen damit sie sich nicht fürchten müsse. Tatsächlich befolgte sie den Rat ihrer Schwester und fragte ihn, er willigte ein und sie verabredeten sich gleich für den Nachmittag bei ihm. Er wohnte in einer schönen Villa, mit großem Garten. Er stellte den beiden Mädchen seinen Eltern vor, der Vater jagte ihr ein bisschen Angst ein aber sie hatte ja ihre Schwester dabei was sie beruhigte, und dann gingen sie ins Wohnzimmer, dort lagen eine Menge Bücher und Hefte. Als er ihren Blick sah begann er zu lachen und meinte, sie müsse nicht alles ganz genau wissen und sie hätten ja auch eine menge Zeit. Sie begannen zu lernen. Nach einiger Zeit kam die Mutter von ihm herein brachte Kekse und Getränke und meinte, sie sollten mal eine Pause machen zu viel Neues auf einmal wäre auch nicht gut. Die drei aßen und tranken danach gingen sie in den Garten, spielten Fußball. Als er gegen die beiden Mädchen gewonnen hatte lernten sie weiter. Während sie im Wohnzimmer saßen und lernten, stieß auch sein kleiner Bruder zu ihnen er hatte eine riesige Zahnlücke, durch die er immer wieder seine Zunge durch streckte und dabei die Augen verdrehte, jedes mal mussten alle lachen. Die Mutter der beiden Jungs setzte sich zu ihnen und fragte, wie sie den Englisch sprechen könne. Das Mädchen schüttelte nur den Kopf und meinte, sie könne es gar nicht. Da die Mutter Englischlehrerin war konnte sie ihr helfen die für sie fremde Sprache schnell zu lernen. Sie freute sich so, dass hier alle so nett zu ihr waren und es egal war was sie bisher erlebt hatte. Hier wurde sie endlich als ganz normaler Mensch gesehen.
Als sie wieder in der Schule saßen, kontrollierte der Deutschlehrer ihr Heft, noch bevor er die Klasse gegrüßt hatte. Er grunzte verächtlich, knallte das Heft auf den Tisch und begann einen Text zu diktieren. Ab und zu schaute er bei seinen Schülern ins Heft, besonders oft bei ihr. Sie versuchte seinen merkwürdigen Körpergeruch zu ignorieren und konzentrierte sich auch den Text.
Am Nachmittag, lernten die drei Freunde wieder. Ihre Adoptivschwester, seine Mutter und ihr Tischnachbar stellten pantomimisch dar, was sie mit ihren wackligen Englisch sagen sollte. Seine Mutter hatte ihr Hilfskärtchen gebastelt, die sie auf dringend nötig hatte, auf den Kärtchen war ein Bild, das deutsche so wie das englische Wort dafür. Es waren nur einfache Worte aber sie war mächtig stolz auf sich, zum ersten Mal in ihrem Leben.
Sie verbesserte sich sehr in der Schule, das gab ihr das Gefühl etwas erreicht zu haben, nur in Deutsch hatte sie Probleme. Der Lehrer zog sie immer wieder runter, sagte ihr sie sei schlecht, meinte sie könne keinen fehlerfreien Satz schreiben, zeichnete ihr Fehler in ihren Texten an, die es gar nicht gab. Er verlangte ein Gespräch mit ihr, unter vier Augen. Sie bat ihre Schwester und ihren Tischnachbar nicht all zu weit weg zu gehen, jedoch machte ihr der Lehrer wieder einen Strich durch die Rechnung und bat sie in ein Zimmer für das nur bestimmte Lehrer einen Schlüssel hatten, die Tür ließ sich also von außen nicht ohne Schlüssel öffnen. Ihre Freunde pressten sich die Ohren an der Tür platt. Anfangs sprach er über ihre Fortschritte, sprach immer weiter, kam ihr immer näher. Plötzlich presste er ihr seine Hand auf den Mund. Panisch zappelte sie herum und warf irgendwas runter, das Lärm verursachte. Der unbeeindruckte Lehrer versuchte nun sie zu vergewaltigen aber ihre Freunde auf der anderen Seite der Tür waren alarmiert schrien und hämmerten gegen die Türe. Die Lehrerin kam und wollte den Lärm abstellen jedoch drängten die beiden sie dazu die Tür zu öffnen dachte die Lehrerin sie würden ihr einen Streich spielen wollen ermahnte sie und ging. Die beiden Freunde ließen aber nicht locker und drängten ihre Klassenlehrerin dazu die Tür zu öffnen, diese schloss die Türe auch nach einer Überlegungsminute auf. Der Anblick, der sich ihr bot, verschlug ihr den Atem, dort lag ihre neue Schülerin tränenübersäät auf dem Boden der Deutschlehrer, der das Mädchen gewaltsam vergewaltigt hatte rannte davon als er merkte das jemand den Raum betreten hatte. Die entsetzte Lehrerin befahl den beiden anderen Schülern den Rektor zu alarmieren. Schnell war der Deutschlehrer gefasst und das immer noch heulende Mädchen untersucht. Die Polizei verzichtete darauf das Mädchen zu befragen, da die Ärzte eine Traumatisierung feststellten und es besser sei die Befragung einen Psychologen durchführen zu lassen. Das Mädchen wurde in psychologische Obhut gebracht. Doch dies schadete ihr mehr, als es half, sie konnte sich nicht mehr kontrollieren, hatte Depressionen. Man entschied sie wieder in die Familie zu bringen, diese wollte sie aber nicht mehr. Untersuchungen im Krankenhaus ergaben das sie ungefähr dreizehn Jahre alt war.
Man brachte sie in ein Jugendwohnheim, wo sie unter ihresgleichen war. Sie fühlte sich aber nicht wohl, hasste ihren eigenen Körper, weigerte sich zu Essen, verletzte sich selbst. Ständig musste sie zu neuen Ärzten und Psychologen, alle sagten ihr es würde besser werden. Aber im Gegenteil es wurde immer schlimmer. Da sie kein Geld hatte fing sie an sich zu prostituieren trotz ihre Berührungsängste. Um ihre nächtlichen Touren durchzustehen begann sie zu fixen, war ständig betrunken, rauchte und kiffte. Die Betreuer im Wohnheim gaben sie auf, was sie noch mehr runterzog. Sie rebellierte ohne zu merken was sie tat. In kürzester Zeit war sie mit Piercings und Tattoos überdeckt. Niemand konnte oder wollte ihr helfen. Das Wohnheim hätte sie am liebsten raus geworfen aber sie musste bleiben bis sie achtzehn war, außer eine Familie adoptierte sie, was schwer vorstellbar war, also war das Wohnheim gezwungen sie zu behalten. Ständige Besuche bei der Polizei waren für sie nun Alltag. Von einem Gericht wurde sie zu einem Zwangsentzug gebracht worden, brach ihn aber nach zwei Tagen ab. Sie wurde das was sie nie wollte, magersüchtig und drogenabhängig. Ihr Gesicht war ständig in den Medien zu sehen wegen ihrer Vergangenheit oder dem was sie anstellte. Jeder schüttelte den Kopf, wenn man sie sah. Ihre Arme waren nach einiger Zeit so vernarbt, weil sie sich ritzte und sich auch noch ihre stumpfen Nadeln in die Arme haute. Sie vergaß alles um sich herum, so im Trunk war sie oftmals, so auch als sie mit ihrem Freund zusammen kam. Er hatte sie in einer Disco angesprochen, sie verbrachten viel Zeit miteinander, er war auch abhängig und obdachlos. Er schuckte sie auch den Abgrund hinunter, an dem sie die ganze Zeit gewandelt war, nun fiel sie, unaufhaltsam. Er schlug sie, brach ihr hin und wieder einen Knochen. Sie ertrug es schweigend, da sie ihn nicht verlieren wollte. Mit der Zeit wollte sie diesen Schmerz, wollte bluten, wollte Knochenbrüche, wollte ihm als Belohnung dafür ihren Körper geben. Und das tat sie auch. Ins Wohnheim ging sie nicht mehr, dort dachten alle sie wäre irgendwo in der Gosse gestorben und sie wären sie nun endlich los. Ihre Gesundheit war ihr egal, setzte alles daran sich selbst zu zerstören. Alle Entzüge und Therapien brach sie ab, wurde immer dünner, immer kranker, immer abhängiger von den Drogen, den Schlägen und dem was sie immer so gehasst hatte – körperlichem Kontakt, wie sie ihn schon so oft ungewollt erlebt hatte, dem sie das alles zu verdanken hat.
Sie saß auf einer Parkbank, müde, betrunken, voller Make-up und mit zerfetzten Klamotten. Da setzte sich ein Mann neben sie, gab ihr seinen Mantel, reichte ihr ein Taschentuch und meinte, sie solle das Make-up abwischen er wolle ihr echtes Gesicht sehen hinter dieser aufgemalten Maske. Sie wunderte sich aber tat was er sagte, als sie sich ihr Gesicht abgewischt hatte hatte kam ein blasses, dünnes Gespenstergesicht zum Vorschein mit eingefallenen, grauen Wangen und traurigen, toten Augen, übersät mit Narben, blauen Flecken und offenen Wunden. Er betrachtete lange ihr Gesicht. Meinte dann, er würde sie kennen vor Jahren wäre sie bei ihm am Garten gestanden aber weg gerannt als er sie sah, diese hübschen konnte er aber niemals vergessen, jede Nacht wären diese Augen in seine Träumen aufgetaucht, wollte wissen was aus dem Mädchen mit den traurigen Augen geworden ist, hätte viele Erfolge bei seiner Suche gehabt aber auch herbe Enttäuschungen. Sie wunderte sich das sich jemand für sie so interessierte, wo sie doch immer nur Unheil angerichtet hatte, die immer nur noch mehr Probleme anhäufte. Sie verstand nicht. Der Mann erzählte weiter, er wäre auf ihre Mutter bei seiner Suche gestoßen, seine Jugendliebe, sie wollte immer ein neues Leben für ihre Tochter beginnen aber diese Einsicht kam zu spät, die beiden wären die ganze Zeit über in Kontakt geblieben jedoch wäre sie an AIDS verstorben er musste ihr aber versprechen ihre Tochter zu finden und ihr alles zu erzählen und ihr das Leben zu bieten was sie nicht konnte. Das Mädchen konnte das alles nicht glauben, jedoch kannte sie das Gesicht des Mannes und zog zu ihm. Er zahlte die Beerdigung ihrer Mutter, übernahm alle Kosten für Operationen, Therapien und Entzüge. Sie hielt durch, nur für ihre Mutter, lebte sich gut in die neue Umgebung ein. Nun hatte sie eine Adoptivschwester und einen Adoptivbruder, beide in ihrem Alter. Nach einiger Zeit bekam sie das Erbe ihrer Mutter, nichts besonderes, bis auf einen Briefumschlag, indem ihre Geburtsurkunde war. Im Feld des Vaters stand der Name, des Mannes bei dem sie nun lebte. Sie legte die Urkunde und den Umschlag zur Seite, da fiel ein kleiner Zettel auf den Boden, sie hob ihn auf und las ihn. Darauf stand was ihre Mutter ihr immer sagen wollte aber nie den richtigen Zeitpunkt gefunden hätte und das es ihr Leid tue. Sie zeigte den Brief und die Urkunde ihrem angeblichem Vater, dieser schwieg lange, sagte dann aber das es nicht sein könne das er ihr Vater ist da er zu dem Zeitpunkt ihrer Geburt schon seine jetzige Liebe geheiratet hatte und die beiden ihre eigenen Kinder bekamen. Er sagte aber auch, sie könnten einen Vaterschaftstest machen dann hätten sie alle Gewissheit. Sie machten den Test auch, das Ergebnis war eindeutig, er war ihr Vater. Sie konnte es kaum fassen, immer hatte sie sich einen Vater gewünscht nun hatte sie von jetzt auf gleich einen. In der Geburtsurkunde stand auch das sie sechzehn Jahre war, endlich hatte sie auch ein richtiges Alter und nicht nur immer Mutmaßungen dazu. Sie musste noch zu vielen Untersuchungen da sie stark unterentwickelt war, aber die Ärzte blickten in eine hoffnungsvolle Zukunft. Zur Schule ging sie auch wieder, alle alten Vorfälle wurden zur Anzeige gebracht, die Täter für einige Zeit weg gesperrt, endlich konnte sie wieder ein wenig aufatmen. Jetzt hatte sie das Leben, welches ihr ihre Mutter im gewünscht hatte und am liebsten selbst geboten hätte. Ihr Name oder ihr Gesicht ist jetzt nur noch mit guten Nachrichten in den Medien verbunden. Endlich hat sie das Leben von dem sie immer geträumt hatte.
Sie wohnt heute noch bei ihrem leiblichen Vater, versucht das Geschehene zu verarbeiten, hat wieder Kontakt mir ihren alten Freunden und ist endlich gesund und muss keine Angst mehr haben.
Tag der Veröffentlichung: 12.03.2010
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