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Die kleine Spitzmaus



Es war mal wieder ein schöner sonniger Tag und das Leben am großen Waldteich nahm so richtig seinen Lauf. Die Bienen summten, die Libelle kreiste über dem glitzernden Wasser und der Frosch stimmte fröhlich das morgendliche Konzert an…
Auch das Leben unter Wurzeln, in den Büschen und Hecken und unter der Erde begann sich zu regen. Das Leben der putzigen kleinen Mäuse, oft auch heimliche Untermieter in Kellern und auf Dachböden. Lustige Gesellen, die uns überall und in allen Farben und Formen über den Weg laufen. Am Bürgersteig entlang huschend und im Gulli verschwindend, in der Speisekammer, am Feldrand und sogar auf den großen Luxusdampfern auf hoher See…
Aber zurück zu unserem Teich. Rund um den Teich, der im Wald in der Nähe der Stadt lag, wohnten viele Mäusefamilien. Unsere Geschichte dreht sich um Earl Grey, der kleinen grauen Spitzmaus mit den winzigen Ohren und den kurzen Beinen.
„Earl, warum gehst du denn nicht raus, mit den Anderen spielen?“ fragte die Spitzmausmutter
„Mama, du weißt doch… ich fühle mich einfach nicht wohl mit meinem grauen Fell, meiner großen Nase, den kaum vorhandenen Ohren und meinen kurzen Beinen!“
„Mausi, das macht doch nichts, du kannst doch trotzdem spielen gehen!“
„Ich werde übersehen, wenn ich zwischen den Steinen hocke, komme beim Fangen spielen nie hinterher, höre nie, wenn irgendwo etwas los ist und mit meiner großen Nase laufe ich überall vor!“
„Aber Mausi, dafür kannst du gut klettern und dich verstecken!“
„Aber ich bin grau, Mama, Mausgrau! Alle rufen immer: Da kommt die graue Maus! Die Hausmaus hat es gut mit ihrem Fell, dass goldgelb in der Sonne glänzt, die Springmaus hat schöne lange Beine, die Farbmäuse, sie ich im großen Fenster in der Tierhandlung der Stadt gesehen habe, sind so schön bunt und die Haselmaus hat einen wunderschönen eleganten Pelz und wird von Allen geachtet,“
„Aber hör doch mal zu. Du hast wunderschöne Augen, nicht so Glupschaugen wie die Haselmaus. Dein Fell ist zwar nicht glänzend, aber dafür wuschelig weiche, wie der Bommel einer Mütze. Nicht so borstig, wie das der Springmaus. Auch hast du nicht so große Nagezähne wie die Hausmaus und du lebst in Freiheit und nicht gefangen, wie die Farbmäuse.
Und Ohren wie Grammophone, so wie die Waldmaus hast du auch nicht.
Ist das nichts? Außerdem fällst du zwischen den Steinen nicht auf, wenn Gefahr vom Bussard, dem Fuchs und der bösen Katze lauert!“
Kurz hielt Earl Grey inne und dachte nach. Mit einem Satz sprang sie nun glücklich aus dem Haus und lebte von nun an selbstbewusster und mit einer anderen Einstellung. Sie wusste nun, dass Keiner perfekt ist, jeder etwas Schönes hat, mit besonderen Fähigkeiten ausgestattet ist und man auch als graue Maus etwas Besonderes ist und glücklich sein kann. Auch die anderen bemerkten schnell, dass sich die graue Maus verändert hatte. Auch bei Regenwetter hüpfte sie vergnügt über Stock und Stein (oder versuchte es zumindest mit ihren kurzen Beinen) und steckte alle mit ihrer guten Laune an. Wenn sie sich mal wieder die Nase gestoßen hatte, lachte sie und meinte, dass ja selbst der Fuchs vor der riesigen Trompete reiß aus nehmen würde und wenn sie mal wieder etwas nicht gehört hatte oder etwas Gemeines vernommen hatte, dann fragte sie einfach noch einmal nach oder ignorierte es mit einem triumphierenden Lächeln….


Die Giraffe und das Nilpferd



Es war einmal eine Giraffe und ein Nilpferd. Sie lebten zusammen an einem großen Fluss, trafen sich ab und an einmal zufällig, redeten ein paar Worte und gingen wieder ihre Wege. Die Giraffe war sehr hochnäsig auf ihre Art. Sie blickte auf alle anderen Tiere herab, nicht aber wegen ihrer Größe, wofür sie ja nichts konnte, sondern vielmehr aus dem Grund, was sie meinte zu sein. Etwas Besseres. Ständig lästerte sie bei ihren Artgenossen über das Nilpferd, was ihr plump und hässlich erschien. Dabei streckte sie ihren langen Hals noch viel mehr in die Höhe und reckte ihre Nase hoch in die Luft. Das Nilpferd, welches oft unmittelbar in der Nähe von der Giraffenherde im Fluss lag, bis auf Ohren, Augen und Nase vom Wasser bedeckt und somit für die meisten Geschöpfe nicht sichtbar, bekam viel von dem Gerede mit und war innerlich tief verletzt, da es die Giraffe schon seit längerer Zeit anhimmelte. Mit einem traurigem Seuftzen tauchte es in diesen Momenten auf den Grund des Flusses ab, damit auch Niemand seine Nilpferdtränen bemerken konnte. Sein Freund, die Pickmöwe, die täglich seine borstige Haut von allerhand Ungetier reinigte, bekam dieses jedoch mit und sprach ihm tröstende Worte in seine großen Lauscher. So ging es Tage und Wochen und das Nilpferd wurde immer trauriger, weil sich das Gerede der Giraffe keineswegs verbesserte. Auch bei den Gesprächen am Fluss bekam er die gemeinen Sprüche der Giraffe direkt in sein Gesicht gesagt. Sie hatte anscheinend keine Scheu das zu sagen, was sie dachte, so gemein es auch war. Die Möwe Pickwick tröstete das Nilpferd damit, dass die Giraffe das womöglich tun würde, weil sie mit irgendetwas an sich oder in ihrer Umgebung nicht zufrieden sei und das ließ das Nilpferd nachdenken. irgendwo hatte Pickwick recht. War die Giraffe denn so viel besser, nur weil sie groß und schlank war?? Sie glich bei genauerem Betrachten einem sehr staksigem, stelzigem Wesen, welches es bei manchen Bewegungen nicht gerade leicht hatte. Das Nilpferd begann aufzuhören sich Gedanken zu machen und über die Sache wuchs Gras.
Eines Tages trug es sich zu, dass die Giraffe wieder einmal am Flusse stand. An einer ruhigen Wasserstelle stand sie da und betrachtete ihr Spiegelbild im Wasser. "Was guckst du so?", zischste sie das Nilpferd an, welches gerade aus dem Wasser auftauchte.
Das Nilpferd ignorierte dieses und tauchte wieder unter. Die Giraffe machte weiterhin Posen und stakste dann weiter in das Wasser um ihre Paarhufen zu kühlen und um sich einen Schluck Wasser zu genehmigen. Doch plötzlich sah sie, wie sich ein Krokodil näherte. Erschrocken wich sie ein paar Schritte zurück und verfing sich mit einem ihrer langen Beine zwischen zwei Steinen. Sie konnte weder vor noch zurück und erlitt eine riesengroße Angst und fiepte um Hilfe.
Das Nildpferd hörte dieses, sah die Gefahr und schwamm so schnell wie möglich zur Giraffe und schlug das Krokodil in die Flucht. Das Nilpferd riss sein großes Mail auf, zeigte seine zwei Zähne und brüllte so laut wie es nur konnte. Die Giraffe brauchte einen Moment, um sich von dem Schrecken zu erholen und konnte sich dann auch endlich aus ihrer misslichen Lage befreien. Sie schaute dem Nilpferd in seine großen schwarzen Augen und war zu Tränen gerührt.
Sie bedankte sich bei dem Nilpferd und entschuldigte sich für alle bösen Worte. Sie wollte sich auch gern mit dem Nilpferd für den nächsten Tag zum Wassergras fressen verabreden. "Vielleicht ein anderes Mal", sagte das Nilpferd und tauchte vergnügt zu seiner neuen Geliebten auf den Sumpfboden hinab.


Der Igel



Am großen Teich gleich um die Ecke,
da wohnt ein Igel in der Hecke.

Er hat ein schönes Stachelkleid,
zur Abwehr so allzeit bereit.

Zur Kugel wird er, droht Gefahr,
das hilft bei Feinden wunderbar.

Er labt sich gern an Weinbergschnecken,
tut sich genüsslich s`Mäulchen lecken.

Er speist und schmatzt und mampft,
pass auf, mein kleiner Igel,

dass dich kein Auto in den Boden stampft!

Im Winter legt er sich zur Ruh,
macht zwei Igeläuglein zu.

Im Frühling, wenn er dann erwacht,
und schön und warm die Sonne lacht,

dann sucht die Iglin einen Mann,
der ihm Nachwuchs machen kann.

Ein paar Wochen später ist es dann soweit,
die Iglin ist zum Wurf bereit.

Fünf kleine Igelchen im warmen Nest,
beissen sich an Igelmutters Zitzen fest.

Saugen kräftig Igelmuttermilch und werden groß,
spielen auf der Wiese und schlafen im Moos.

Am großen Teich, gleich um die Ecke,
wohnen nun viele Igel in der Hecke.


Der Elefant



Borstig rauh fühlt er sich an,
ist kräftig, groß und stark.
Hat nen Rüssel an sich dran,
er ist ein Tier, was ich gern mag.

Hat Flatterohren, ist meist grau,
und lebt in einer Herde.
Er kennt die Steppe ganz genau,
wältzt sich gern in der Erde.

Augen hat er klein, doch schön
guckt mich damit an,
wie ist die Welt aus seinen Höhn?
Das frag ich mich so dann und wann

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Der Wunderwindhund



Es war einmal ein Hund, der konnte so schnell rennen wie der Wind. Er lief geschwind über Hügel, Felder und Wiesen. Die Menschen im Ort nannten ihn den Windhund. Es war ein wunderschönes, schnelles Tier. Elegant und federleicht bewegte er sich durch die Gegend.
Eines Tages trug es sich zu, dass ein reicher König in das Land kam, um sich den Windhund anzusehen. Er fand sofort Gefallen an ihm und bot seinem Herrchen sehr viel Geld an. Das Herrchen liebte seinen Hund, doch das Geld war wichtig, denn er war sehr arm und hatte Frau und Kind zu versorgen. Somit lebte der Windhund von nun an auf dem Hof des Königs und wurde von Allen bewundert. Jedoch vergaß der Windhund seine Familie nicht und besuchte sie so dann und wann, denn er war ja schnell wie der Wind. Seine Abwesendheit wurde so vorerst nicht bemerkt. Immerhin ist es ja normal, dass ein Hund, der frei herumlaufen darf, auf Streifzüge geht. Eines Tages jedoch bekam der König Wind davon, dass der Hund noch oft im Heimatsdorf war. Er sah dieses nicht gern und sperrte den Windhund ein. Von nun an war der Hund sehr traurig, weil er nicht mehr um die Wette mir dem Wind laufen konnte. Außerdem vermisste er seine Familie. Der alte Stallknecht liess ihn Nachts manchmal hinaus und er konnte sich austoben und bei seiner Familie vorbeischauen.
Ein paar Monate später vererbte der König sein Reich an seinen Sohn und wollte mit seiner Frau in ein anderes Land ziehen, um dort gemütlich und zufrieden die letzen Lebenstage zu verbringen. Den Winhund nahm er mit. Nun war der Windhund in einem anderen Land, weit weit weg von seiner Familie, mit einem Königsherrn, den er gar nicht mochte. Er vermisste die schönen alten Zeiten. Er konnte zwar wieder umherlaufen, aber das Land war viel zu weit weg von seiner Heimat.
Eines Nachts traf der Hund eine kleine Grille. Sie klebte an einem alten Lutscher fest und konnte sicht nicht befreien. Der Windhund leckte den Süßkram um sie herum vorsichtig weg und befreite sie somit. Die Grille war ihm sehr dankbar und versprach im drei Wünsche. Sein sehnlichster Wunsch war, wieder bei seiner Familie sein zu dürfen. Die zwei anderen Wünsche hob er sich für später auf. Die Grille riet ihm, sofort aufzubrechen. Der Windhund wusste zwar nicht welche Richtung, aber vom Instinkt und seinem Herzenswunsch geleitet, folgte er dem Wind. Nach zwei Tagen kam er an eine große Bergkette. Mühevoll erklomm er diese und sah, dass sich dahinter nichts als eine große klaffende Schlucht befand. Niemals könnte er diese überwinden. Er erinnerte sich an die zwei Wünsche, die er noch frei hatte und wünschte, sich dass er fliegen könne. In Null Komma nichts verwandelte sich der Windhund in einen Flughund. Mit seinen pergamentartigen Flügeln glitt er durch die Lüfte und es gelangte ihm so, über die Schlucht zu kommen. Auf der anderen Seite angekommen, nahm er wieder seine alte Gestalt an und konnte seinen Weg fortsetzen. Er lief Tage, vielleicht auch Wochen und kam an einen großen Ozean. Das letze Dampfschiff in diesem Monat verschwand langsam am Horizont. Dem Hund blieb nichts anderes übrig, als seinen letzen Wunsch auszuprechen. Bevor er dieses tat, betrachtete er noch einmal das glitzernde Wasser und verwandelte sich in einen Seehund. Er schnellte wie ein Fisch durch das Wasser. Vorbei an einem alten Wrack, Korallenriffen, bunten Fischschwärmen, einem Oktupus und vielen anderen Wesen. Begegnung mit einem Orca hatte er zum Glück nicht gemacht... Das wäre vielleicht auch nicht so freudig ausgegangen.
Nach der langen Meeresreise war endlich Land in Sicht. Der Seehund robbte auf den Strand, drehte sich noch einmal in der Sonne um seine eigene Acchse und wurde wieder zum Windhund. Nun war es nicht mehr weit bis nach Hause. Der Windhund rannte so schnell ihn seine Pfoten tragen konnten, schneller als der Wind und kam endlich bei seiner geliebten Familie an. Sein größter Wunsch hatte sich nach langer Zeit erfüllt. Durch die Grille, etwas Glück, seine Treue und Liebe zu seiner Familie fand er den Weg zurück und war glücklich bis an sein Lebensende.

Der einsame Pirat



Einst herrschte ein großer starker Pirat über die sieben Weltmeere. Überall war er verhasst und bekannt. Er riss Alles an sich, was nicht Niet- und Nagelfest war und erschreckte Alle durch seine angsteinflößede Art und durch sein Aussehen. Seine Besatzung hatte sich nach und nach aus dem Staube gemacht, wei der Pirat Alles für sich haben wollte und ungerecht zu ihnen war. Er machte ihnen das Leben an Bord stets zur Hölle. Das Schiff des Piratens wurde immer prunkvoller und schöner. Die Segel waren aus goldener Seide, die Masten aus Elfenbein, das Holz aus Teak, die Schrauben und Muttern, die alles fest hielten aus feinem Silber. Das Glas in den Fenstern war aus schillerndem Perlmutt und glitzerte mit dem Meer um die Wette. Zufrieden spazierte der Pirat über sein Schiff, welches ein einzig großer Schatz war. Er liebte seinen Reichtum und wollte immer mehr davon. BEkam er das, was er wollte, war er ein paar Tage glücklich, doch dann wurde der Drang nach etwas noch Größerem und noch Schönerem immer größer. Irgendetwas fehlte da, was ihn unendlich glücklich machen würde. Doch kein Rubin der Welt, keine goldene Krone, kein silberner Taler schaffte es ihn länger als 3 Tage glücklich zu machen. Somit musste er, um seine Zufriedenheit zu erhalten sehr oft auf Raubzug gehen.
Eines Tages kam er an eine kleine Insel. Schon von weitem sah er die kleine Truppe von Eingeborenen, die um ein Lagerfeuer saßen, trommelten, aßen und lachten.
Sie hatten nichts bei sich, außer ihre Baströckchen, ihre Instrumente und ihr spärliches Mahl –
und doch machten sie einen glücklicheren Eindruck, als er sich je vorstellen konnte.
Er hatte selten Menschen gesehen, die so glücklich und zufrieden waren wie diese.
Er fragte sich, welche Schätze sie wohl zu Hause versteckt hielten. Denn ohne einen großen Reichtum ließe sich in seinem Piratenkopf die große Glückseeligkeit nicht erklären.
Als er den Anker warf und an Land ging, stürmte der Stamm der Eingeborenen hastig von Dannen, bis auf ein kleiner Junge. Der Pirat fragte den Jungen, warum sie anderen weggelaufen sind und was es denn bei ihm im Dorf schönes zu holen gäbe.
Der kleine Junge antwortete munter und fürchtete sich kein bisschen vor dem Pirat, auch wenn dieser furcht erregend aussah. In seinen Augen nämlich sah der Junge Unsicherheit, Traurigkeit und Einsamkeit. Außerdem bemerkte der Junge das Holzbein des Piraten. Damit hätte er ihm nie so flink folgen können. Der Junge erzählte dem Pirat von seinem Dorf, den Blätter und Strohhütten und von seiner Familien und seinen Freunden.
„Freunde?“ fragte der Pirat. Er konnte sich nichts darunter vorstellen unter diesem Begriff.
Der kleine Junge versuchte ihm zu erklären, was Freundschaft ist und der Pirat staunte nicht schlecht. Nun wollte er unbedingt einen Freund haben, denn der Junge meinte, ein Freund sei der größte Schatz der Welt. Das machte den Piraten neugierig.
Doch so einfach war das nicht. Ein Freund ist unbezahlbar und das verstand der Pirat nicht.
Man konnte einen Freund nicht einfach kaufen oder stibitzen.
Andere Dinge zählten. Dinge, von denen der Pirat noch nie in seinem Leben gehört hatte.
Der kleine Junge wollte dem Pirat zeigen, was Freundschaft ist und sie trafen sich jeden Tag, redeten, lachten und machten Feuer. Der Junge zeigte dem Pirat wie man Fische fängt und der Pirat zeigte dem Jungen, in welchen Muscheln man dir größten Perlen findet.
Nach und nach verloren auch die anderen vom Stamm die Furcht vor dem Piraten und abends wurde am Lagerfeuer getanzt, gesungen und gelacht. Der Pirat fühlte sich wohler als je zuvor und hatte durch den kleinen Jungen erfahren, was es bedeutet, Freunde zu finden.
Er wurde von Tag zu Tag glücklicher und zufriedener und ihm stand wenig Sinn nach seinen Räuberzügen.
Eines Tages jedoch wurde der kleine Junge sehr krank. Keine Heilpflanze konnte ihm helfen, kein Schamane konnte Wunder bewirken, keiner der im Tanz und Klang herbeigerufenen Geister halfen ihm. Ein wichtiges Medikament von einem anderen Kontinent wurde benötigt.
Somit machte sich der Pirat sofort auf die Reise, dieses Medikament zu besorgen. Die Zeit war knapp. Es blieben dem Jungen nur noch wenige Wochen, vielleicht sogar nur Tage.
Der Stamm war dem Piraten sehr dankbar und sie beteten und hofften auf eine baldige Rückkehr mit dem Medikament. Der Pirat fuhr drei Tage und drei Nächte durch Wind und Wetter und kam endlich an seinem Zielort an. Er machte sich große Sorgen um seinen Freund. Das Medikament war sehr teuer. Der Pirat wollte es mit Kanonenschuss und Messerwurf erwerben, doch irgendetwas hielt ihn zurück. Er konnte seine Boshaftigkeit nicht mehr zeigen, denn wenn er in die Gesichter von den Menschen schaute, ihre Blicke sah, dann musste er an seinen Freund denken und an seinen Stamm, der ihn so freundlich aufgenommen hatte.
Also beschloss er das Medikament zu kaufen. Er gab sehr viel von seinem Reichtum ab und verkaufte ebenso einen Teil davon, um ein paar Geschenke und Nahrungsmittel für den Stamm mitzubringen. Nun war sein Schiff gar nicht mehr so pompös, wie zuvor, aber es störte ihn seltsamerweise nicht weiter. Für ihn zählte nur das Leben seines Freundes, dem kleinen Jungen. Auf dem Weg zu ihm kam er an einer kleinen einsamen Insel vorbei, auf der eine Familie gestrandet war. Sie flehten um Hilfe, dass er sie mitnehme. Da der Pirat jedoch schnellst möglich in eine andere Richtung musste, um zur Insel seines Freundes zu gelangen, blieb ihm nichts anderes übrig als ihnen das große Schiff zu überlassen. Er selbst fuhr mit dem kleinen Beiboot zur Insel, die nicht mehr so weit entfernt war.
Ein wenig seltsam war es schon, alles abgegeben zu haben, doch mit dem Seufzer kam auch eine seltsame Erleichterung. Wie eine tonnenschwere Last, die abgeworfen wurde.
Als der Pirat an der Insel ankam, wurde er schon erwartet. Der Junge war noch schlechter zurecht als zuvor und der Guru hatte schon das letzte Gebet ausgesprochen und ihn einbalsamiert. Das Medikament jedoch half ihm in allerletzter Sekunde und er wurde von Tag zu Tag gesünder. Nach einer Woche konnte er wieder aufstehen und mit den anderen Kindern spielen. Während sein Vater einen Arm um den Pirat legte und „Mnumbai, y zmuni“ – Danke, mein Freund, sagte, schaute der Pirat glücklich zu. Der Junge hatte sein Leben zurückbekommen, Dank ihm. Und er hatte wahre Freunde gefunden. Das hatte er dem Jungen zu verdanken. Der Pirat hatte ebenfalls bewiesen, dass ihm ein Freund mehr wert ist, als alle Schätze der Welt. Er wurde damit belohnt, dass er nicht weiter einsam war.
Der Stamm nahm den Pirat für immer bei sich auf und er war glücklich und zufrieden bis an sein Lebensende. Sein kleiner Freund wuchs heran und wurde irgendwann ein weiser Häuptling. Er erzählte seinen Kindern und Kindeskindern am Lagerfeuer von seinem treuen Piratenfreund. Immer, wenn er ein Piratenschiff am Horizont vorbeifahren sah, dachte er an seinen Freund zurück, dem er sein Leben zu verdanken hatte.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 29.09.2008

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für meine Nichte und meinen Neffen

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