Beim letzten Mal habe ich das Leben auf der Burg der Ravensteins genossen, mich in jemanden verguckt und schließlich die leidliche Bekanntschaft mit einer Organisation namens den "Dunklen Lilien" gemacht, Autofahren gelernt, meine leiblichen (unerwartet netten!) Sirenen-Eltern kennengelernt und mir dann doch wieder eine eigene Ein-Zimmer-Wohnung gesucht, wo ich von meiner alten Mitbewohnerin Maren "überfallen" worden bin.
Die übrigens die Tochter einer Jäger-Familie ist.
Gruselig, oder?
Na ja.
Und dann habe ich in einer Mondlichtnacht jemanden geküsst.
So.
Das ist es nun. Jetzt erfahrt ihr, was sozusagen nach dem "Happy End" geschehen ist. Nicht alles davon war angenehm.
Aber nun denn.
Ich freu mich, dass ihr wieder mit dabei seid!
Maren hatte Probleme in der WG, daher nistete sie sich bei mir ein. Es war merkwürdig, wieder mit ihr zusammenzuleben. Und das auch noch auf so engstem Raum. Überall ließ sie ihre Sachen liegen, Taubenfedern, die sie sammelte, um sie als Lesezeichen zu verwenden, Haarbänder, Ringe, benutzte Socken, Taschentücher. Wenn sie Gretel gewesen wäre, hätte sie schnell zurück nach Hause gefunden - auch ohne Brotkrumen.
»Holt er dich schon wieder ab?«, fragte sie nun, während sie vor ihrem Laptop saß, eine Serie streamte und dabei Fruchtgummis aß. Sie rollte mit den Augen. »Kann es sein, dass er dich nicht gerne mit mir alleine lässt?«
Nein.
Das konnte es nicht sein.
Denn ich hatte Robert nichts von Marens wahrer Herkunft verraten. Er dachte, dass sie nur eine verschrobene alte Mitbewohnerin war - mehr nicht. Wenn er es gewusst hätte, hätte er bestimmt wieder Byron auf mich angesetzt oder gleich das ganze Hochhaus gekauft, um mehrere Bodyguards in die angrenzenden Wohnungen zu pflanzen.
So war es immer noch besser.
»Wir fliegen zu einem Meeting in London.«
Herrje, das hörte sich so erwachsen an. Wir flogen nicht nur zu einem »Meeting«, wie es von Geschäftsleuten veranstaltet wurde. Es war ein richtiges Treffen, eine Art Messe für übersinnliche Kreaturen. Und Robert Ravenstein und seine On-Off-Verlobte (und damit war ich gemeint) waren als Special Guests eingeladen.
»Tja, dann bist du also mehrere Tage nicht da«, schmollte Maren und rollte sich unter meiner Bettdecke zusammen. »Was soll ich hier ohne dich in dieser kleinen engen Bude machen? Das ist total unfair. Da finde ich dich wieder und dann klaut dich so ein Blutsauger und nimmt dich mit nach London.«
»Wir können immer noch telefonieren.« Ich packte meine Sachen zusammen und versuchte, nicht zu distanziert zu klingen. Auch wenn ich Maren vertrauen wollte, ein klitzekleiner Teil von mir war immer noch misstrauisch.
»Telefonieren ist für alte Omis und Opis«, murmelte sie. »Aber na ja - ich bleibe hier und passe auf deine Wohnung auf und gieße deine nicht vorhandenen Pflanzen.«
Vor der Wohnungstür fiel sie mir überschwänglich um den Hals und wünschte mir dann eine schöne Reise. »Fliegt ihr in seinem Privatjet?«
Ich schüttelte den Kopf.
Den Privatjet (warum kam mir das mittlerweile so selbstverständlich vor, dass die Ravensteins eigene Helikopter besaßen?!) hatte vor einigen Wochen Alex genommen und war damit auf die Bahamas geflogen. Mir fiel es schwer, mir den leichenblassen Prinzen in Badeshorts am Strand vorzustellen - aber wenn es ihm half, über Scarletts Tod hinwegzukommen, dann war es wohl das Richtige. (Ob er jedoch gebräunt zurückkommen würde?)
»Wir fliegen ganz normal.«
Das war ein klitzekleines bisschen geflunkert. Denn 1. wusste ich nicht, wie man normal flog, die Morgaines waren keine Familie, die gerne weite Urlaubsreisen unternahmen und 2. war ich mir ziemlich sicher, dass Robert uns Plätze in der Ersten Klasse gebucht hatte - und das kam mir schon sehr extravagant vor.
»Hm, okay. Pass auf dich auf.«
Maren alleine in meiner Wohnung zu lassen, war erst recht seltsam. Trotzdem schüttelte ich meine Bedenken ab und schleifte den Koffer zum Aufzug. Unten auf dem Parkplatz wartete Robert bereits im Auto.
»Hast du sie immer noch nicht rausgeschmissen?« Seine Mundwinkel zuckten amüsiert.
Ich seufzte. »Nein, wenn ich wiederkomme, werde ich mit ihr sprechen.«
»Du bist viel zu nett, Gwen«, sagte er und beugte sich vor, um mich zu küssen. »Ich weiß nicht, wie ausgerechnet wir aneinander geraten sind. Wir sind so unterschiedlich wie Tag und Nacht.«
Seine Meinung darüber, wie ähnlich wir uns waren, wechselte von Sekunde zu Sekunde. Nur das eine Thema hatten wir bisher gemieden: Sein Bedürfnis, Blut zu trinken. Jetzt, wo Beatrice und seine anderen Freundinnen aus dem Bild waren, bedeutete das, dass er seinen Durst anderweitig stillen musste. Blutkonserven, Wildtiere, von François speziell zubereitete Bloody Marys, frittierte Blutegel und dergleichen. Aber ich merkte ihm an, dass er fahrig war und immerzu zusammenzuckte, wenn wir uns zu nahe kamen.
Schließlich hörte er meinen Herzschlag, der das Blut rauschend durch meine Adern pumpte. Er roch es, wandte manchmal das Gesicht ab, als wollte er vor mir nicht zugeben, dass er darunter litt. Denn schließlich hatte er niemanden mehr, an dem er sich satt trinken konnte.
Ich hatte es gar nicht von ihm verlangt, Beatrice wegzuschicken.
Er hatte es einfach getan und ich hatte es stillschweigend zur Kenntnis genommen.
Nur jetzt?
Mussten wir bald darüber sprechen, wie es weitergehen sollte. Vielleicht in London, wenn wir im Hotel angekommen waren. Ja. Das wäre ein ruhiger Moment und besser als jetzt.
»Worüber denkst du nach?«, fragte er mich mit zusammengekniffenen schwarzen Augen, während ich den Wagen zum Flughafen fuhr. Er hockte auf dem Beifahrersitz und beantwortete Mails per Smartphone.
»Hm, nix.«
Sollte ich ihn von mir trinken lassen?
Die anderen Frauen schienen es genossen zu haben, aber der Biss von Alex war schon ziemlich heftig gewesen. Verdammt, ich hätte mit jemandem darüber sprechen sollen. Ob ich Irene eine WhatsApp-Nachricht schicken sollte? Ich ahnte schon, was sie antworten würde: Also wenn ein Prinz MEIN Blut haben wollte, könnte er es sofort haben. Falls du dich weigerst, kann er mir gerne schreiben. Ich bin in Nullkommanichts da.
»Du machst dir Sorgen über irgendetwas«, widersprach mir Robert und legte sein Handy zur Seite. Er sah mich stirnrunzelnd an. »Ist es wegen der Messe? Bist du nervös?«
»Mhm ... Ja.« Das war nicht gelogen. Da sollten Tausende Besucher anwesend sein, die aus der gesamten Welt herflogen, um sich über neueste Themen bezüglich Magie, Flüchen und so weiter zu informieren. Menschenmengen waren nichts für mich. Besonders keine »Menschen«, die sich in Wölfe verwandelten, bissen, andere verfluchten oder Gedanken lesen konnten. (Und das war erst nur ein kleiner Teil, von dem ich wusste.)
»Das brauchst du nicht«, sagte Robert und winkte ab. »Ich habe ihnen gesagt, sie sollen die Idee mit dem Tank nicht umsetzen.«
»Die Idee mit dem Tank?«, fragte ich irritiert und fuhr fast über Rot, bremste jedoch noch knapp.
»Na ja, sie wollten so ein riesiges Aquarium aufbauen, in dem du dich dann vor laufender Mannschaft verwandelst. Sie haben viel Geld dafür geboten. Aber ich habe abgesagt. Du bist schließlich kein Delfin im Zoo, der irgendwelche Tricks vorführen muss.«
Oh. Diese Information half mir nun gar nicht weiter.
Er lachte leise, als er meinen verstörten Blick sah.
»Ich lasse nie zu, dass sie dich ausnutzen, Gwen. Du bist auf dem halben Weg, eine Ravenstein zu werden. Das bedeutet, dass du die Macht über sie hast.«
Hm. Ein wenig größenwahnsinnig war mein dämonischer Freund ja.
Und leider auch sehr durstig.
Denn das, was sich daraufhin im Flugzeug abspielen sollte, war auf keinen Fall jugendfrei.
Falls ihr nicht volljährig seid, rate ich davon ab, jetzt weiterzublättern. Oder weiter zu tippen. Je nachdem.
Im Flugzeug merkte ich, wie unruhig er wurde. Jedes Mal, wenn eine Stewardess an uns vorbei stöckelte, verkrampfte er und scrollte unruhig auf seinem Handybildschirm herum, als versuchte er, sich abzulenken. »Mistkerl«, zischte er leise.
»Wer?«
»Alex«, sagte er und fluchte weiter über seinen Bruder. »Er weiß, wie schwer mir solche Flüge auf engstem Raum fallen. Ich hab Flugangst, weißt du?«
Das war gelogen.
Er versuchte nur eine Erklärung zu finden, damit ich sein Verhalten nicht zu verstörend fand. Robert Ravenstein und Flugangst. Auf keinen Fall. Er fuhr Motorrad wie ein Wahnsinniger, flog mit dem Helikopter zum Bungeespringen und wollte irgendwann einmal in einer Rakete zum Mond fliegen. Sein irrwitziger Plan: Der erste Dämon auf dem Mond zu sein.
Als wieder eine Stewardess mit einem Tablett voller Getränke an uns vorbei spazierte, fluchte er erneut und griff nach meiner Hand. »Ob Tomatensaft hilft?«, fragte er gepresst. »Gegen ... meine Angst? Was meinst du?«
Ich versuchte, seinen Gedankengang nachzuvollziehen.
Weil es rot war - wie Blut?
Ich zuckte mit den Achseln und blätterte in einer Zeitschrift. Da ich noch nie zuvor geflogen war, hätte ICH jetzt Angst haben müssen. Aber sein Verhalten lenkte mich zu sehr davon ab. Aus dem Augenwinkel beobachtete ich, wie er eine Tüte nahm und darin atmete, als wollte er damit sämtliche andere Gerüche ausblenden.
Stellte er sich gerade vor, wie er der Frau da vorne in den Hals biss? Wie er an ihrem warmen pochenden Blut nippte? Wie sie in seinen Armen laut aufstöhnte und um mehr verlangte?
Er hatte recht.
Es war keine gute Idee gewesen, dass wir ein normales Flugzeug nahmen. Daher musste ich spontan etwas unternehmen, damit er nicht über die Hälfte der Passagiere herfiel.
Ich tippte ihm auf die Schulter, was ihn nur noch mehr zusammenschrecken ließ. Er senkte die Papiertüte und sah mich mit seinen schwarzen Augen irritiert an. »Das muss dir unheimlich peinlich sein«, murmelte er verlegen. »So wie ich mich verhalte.«
»Quatsch.« Es war mir zwar ein bisschen unangenehm, aber wir würden schon eine Lösung finden. »Steh auf.«
»Wohin willst du?« Er ließ sich von mir hochziehen und zu den hinteren Toiletten führen.
Da die hinteren Reihen leer waren, bemerkte niemand, wie wir dort drinnen verschwanden. Die Toilette war winzig klein und es roch nach Desinfektionsmittel.
»Gwen?!« Robert zog die Augenbrauen hoch.
»Hier.« Ich zog meinen Kragen herunter und ignorierte das Pochen meines Herzens. VERFLUCHT. Was tat ich hier? Aber es gab keinen anderen Weg, um ihm zu helfen - und unsere Fluggesellschaft zu retten. »Tu es einfach.«
»Was? Nein.« Statt sich über mein Angebot zu freuen, wirkte er leicht verärgert. »Das liegt doch nicht daran. Ich bin kein Junkie.«
Das war er sehr wohl.
Ich hatte ihn bisher NIE ohne eine Frau an seiner Seite gesehen. Ich hätte etliche Namen aufzählen können.
»Gut. Dann nicht.« Ich drehte ihm den Rücken zu und wollte wieder die Tür öffnen, als er plötzlich die Arme um meinen Bauch legte und mich gegen das Waschbecken presste.
»Verdammt, Gwen«, wisperte er mir ins Ohr. »Es tut mir leid.«
Hatte er sich je bei jemandem dafür entschuldigt, dass er ihr Blut trank?
Wahrscheinlich nicht.
Vorsichtig schob er mit seinen eisigen Händen meine kurzen Haare beiseite und berührte mit seinen Lippen die Narbe an meinem Hals.
»Es wird nur kurz wehtun«, versicherte er mir.
»Ich weiß. Ich habe es schon mit Alex hinter mir.«
»Haha. Glaubst du, das will ich jetzt hören?«
»Jetzt mach einfach.«
Jemand rüttelte an der Tür und ging dann wieder weg. Ich sah im Spiegel, wie sich Robert sichtlich schwer damit tat, mir wehzutun. Daher drehte ich mich zu ihm um und legte ihm die Arme um den Hals. »Es wird auch nicht fischig schmecken, hoffe ich«, witzelte ich, damit er es einfach tat.
Er grinste und küsste mich, wobei ich spürte, wie alles in mir kribbelte. Seine Nähe fühlte sich so richtig an. Dennoch fürchtete ich mich ein bisschen so, wie man sich vor der Blutabnahme beim Hausarzt fürchtet.
Ich schmiegte mich an ihn, spürte, wie seine kalten Lippen meinen Nacken entlang wanderten und dann -
war es wie ein Rausch.
Ein kurzes Ziepen am Hals, dann war alles anders.
Mein pochendes heißes Blut benetzte seine kalten Lippen. Robert trank erst widerwillig, schien jedoch langsam Gefallen zu finden und umfasste mein Gesicht. Ich hatte ihn noch nie mit seinen Reißzähnen gesehen (jedenfalls nicht von SO nahem) und zuckte kurz zusammen.
Er krallte sich in mein Haar, schlürfte mein Blut - und ich gab mich dem Gefühl hin, dass wir zusammengehörten. Eins waren. Und begriff plötzlich, warum es den anderen Frauen gefallen hatte.
Er brauchte mich in diesem Moment. Ich war alles für ihn.
Seine eisige Körpertemperatur verursachte, dass ich fröstelte. Es war, als würde ich von Schnee begraben werden. Es war so anders als mit ... Leo. Nein, nicht an ihn denken. Dieser Moment gehörte nur uns beiden.
Plötzlich löste er sich von mir, wischte sich über den Mund und sah mich mit glänzenden Augen an. »Alles okay?«
»Ja.«
Ich wollte nicht, dass es so schnell aufhörte. Wie automatisiert zog ich mir den Pullover über den Kopf und zerrte ihn wieder an mich. Robert tat es mir nach. Er schälte sich aus seinem Hemd, presste mich gegen die Wand und strich mir über die Taille.
Obwohl er so eisig kalt war und ich fror, konnte ich nicht anders.
Gänsehaut hatte sich auf die nackten Stellen meines Körpers gelegt.
Jede seiner Berührungen schien das nur zu verstärken.
Von außen rüttelte wieder jemand an der Tür.
Robert biss mir wieder in den Hals.
Ihr werdet euch wahrscheinlich fragen, warum ich mir immer so unpassende Orte für meine romantischen Momente aussuche. Eine Bar für magische Geschöpfe. Eine Flugzeug-Toilette. Wenn ich das meinen Geschwistern erzählen würde (was ich nicht tue), würden sie mir niemals glauben.
Jedenfalls waren Robert und ich nicht laut. Wir wollten nicht, dass irgendjemand mitbekam, was hier drinnen passierte. Am Ende schlüpfte ich wieder in meine Sachen und half ihm dabei, das Blut abzuwischen, damit niemand annahm, hier hätte ein Gemetzel stattgefunden.
Als wir die Tür öffneten und zurück zu unseren Plätzen in der Ersten Klasse wanderten, hatte sich etwas zwischen uns gefestigt. Er ließ mich nicht mehr los, bis wir in London ankamen. Auch dort hielt er mich noch fest umschlungen, hauchte mir Küsse aufs Haar und wartete am Straßenrand im strömenden Regen mit mir auf ein Taxi.
»Das hättest du nicht tun sollen«, sagte er, als wir auf der Rückbank eines schwarzen Taxis Platz nahmen.
»Warum?«
Er lächelte. »Jetzt wirst du nicht mehr von mir loskommen, Gwen.«
Vielleicht wollte ich das auch gar nicht.
Ich legte meinen Kopf auf seine Schulter und wir fuhren durch das verregnete London.
Erst als wir vor unserem Hotel angekommen waren und ausstiegen, sagte er wieder etwas. »Kein Wunder, dass Alex auch so einen Narren an dir gefressen hat.«
Was meinte er damit?
Schmeckte mein Blut anders als das normaler Menschen?
(Offenbar ein bisschen metallischer und mehr nach Salzwasser, wie ich mittlerweile weiß.)
Im Thornes-Hotel wurden wir direkt von allen Seiten begrüßt. Jemand eilte herbei, um unsere Koffer abzunehmen. Eine Frau mit hochroten Wangen, die nicht den Blick von Robert nehmen konnte, führte uns durchs Foyer.
Auf den ersten Blick sah es aus wie ein normales Hotel.
Aber als ich genauer hinschaute, fiel mir auf, dass uns tatsächlich ALLE anstarrten. Auf den Sesseln. Auf dem Hof. Hinter dem Tresen. Bei der Bar. Im Aufzug.
Sie kannten uns.
Und ... sie waren wie wir.
Nur dass man es kaum erkennen konnte.
Oben in unserer Suite angekommen, rollte Robert mit den Augen. »Ich hasse es, wenn sie so viel Aufheben um mich machen. Nur der Ravenstein-Name sorgt schon dafür, dass sie alle vor mir auf die Knie gehen.«
»Erzähl mir mehr über deine Vorfahren. Wer waren sie?« Herrje. Ich wusste, dass er gewissermaßen ein »Prinz« war, aber mehr hatte ich bisher nicht in Erfahrung gebracht. Warum eigentlich nicht?
»Später die Geschichtsstunde«, sagte er und schloss die Tür, sodass niemand mehr zu uns herein sehen konnte. »Erst möchte ich ... das fortführen ... was wir vorhin im Flugzeug angefangen haben.« Er zog den Reißverschluss seiner Lederjacke auf.
Die Suite war wunderschön. Cremefarben gemixt mit Gold. Breites Sofa. Sekretär. Ein Badezimmer mit riesiger Badewanne. Fenster, wohin das Auge reichte. Ein Blick auf die St. James Street. HD-Fernseher. Mahagoni-Regale. Marmorboden.
Robert ignorierte sein Handy, obwohl ständig Anrufe eingingen. Irgendwann fluchte er und schaltete es aus, nicht ohne es danach ins Bad zu schleudern. Dann kam er zurück zu mir ins Bett.
Denn wie ihr euch sicherlich vorstellen könnt:
Die Betten waren wahnsinnig bequem.
Am Abend wurde die Messe eröffnet. Ich trug ein langes, nicht-schwarzes Kleid, um nicht mehr mit den Dunklen Lilien in Verbindung gebracht zu werden. Robert hingegen hatte sich eine Art Uniform angezogen, die er von seinen Eltern bekommen hatte. »Bei offiziellen Veranstaltungen müssen wir immer wie Prinzen aussehen«, sagte er und sah gequält hinüber zu seiner Lederjacke, die an der Türklinke hing.
Seufzend reichte er mir seinen Arm.
Wie VIPs wurden wir durch einen hinteren Gang in die Halle geführt und wurden von der Menge der anderen abgeschirmt. Ein paar Kameras erwischten uns trotzdem und machten nacheinander Bilder von uns.
Die Halle war auf beeindruckende Weise geschmückt.
Die Veranstaltung wurde sogar überall beworben - jedoch als »Fachmesse für Kristalle« und falls tatsächlich jemand (im Sinne von ahnungslosen Menschen) Karten erwerben wollte, wurde er auf nächstes Jahr verwiesen, da dieses Jahr leider alles ausverkauft sei.
Auf einer Tribüne balancierten schwebende Tänzer, an den Ständen wurden allerlei Produkte beworben, ob nun Lebenselixiere, Glückstinkturen, Liebestränke, die hauptsächlich von Hexenmeistern verkauft wurden.
Hier drinnen, abgeschirmt von der restlichen Welt, konnten sie ihre Magie zelebrieren.
Robert als »Special Guest« wurde bald auf die Bühne geführt, wo er in exzellentem Englisch die Leute begrüßte und zu einem friedlichen besinnlichen Treffen aufrief. Kaum hatte er seine Rede beendet, gab es aus den Reihen ein paar Beschimpfungen. Wölfe, Dunkle Lilien und
Verlag: Elaria
Texte: Lilah Fox; lilah.fox@web.de
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Cover: Lilah Fox
Tag der Veröffentlichung: 03.07.2018
ISBN: 978-3-96465-022-1
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