Heute hat Mama mir gesagt, dass wir zum Augenarzt müssen. Ich weiß nicht ganz warum, vielleicht aber, weil ich manchmal Sachen verschwommen sehe. Aber eigentlich möchte ich nicht zum Augenarzt. Ty meinte zu mir, dass es gar nicht schlimm sei und er mal bei seiner Mutter dabei war. Aber ich glaube schon, dass es etwas anderes ist, wenn man selber untersucht wird. Dennoch gehe ich mit meiner Mama an der Hand los und wir steigen in den Bus. Ich bin aufgeregt und finde es auch doof, dass Ty heute nicht mitkommen kann. Aber er meinte, dass er zu tun habe. Vielleicht ist er mit jemand anderem verabredet? Und dafür versetzt er mich! Seinen besten Freund! „Ach komm schon, Achim. Zieh doch nicht so ein Gesicht!“, sagt meine Mutter gerade und ich sehe sie schmollend an. Ich erwidere nichts und spiele mit meinen Fingern herum. Es ist langweilig und es hilft gegen die Nervosität.
Als wir ankommen und der Bus hält, halte ich mich wieder an der Hand von meiner Mama fest. Ich bin zwar schon acht und schon fast erwachsen, aber so etwas mache ich dennoch nicht gerne alleine! Meine Mutter geht mit mir zu der Arztpraxis und der Anmeldung und sagt meinen Namen. Die Frau hinter dem Tresen verspricht mir einen Bonbon, wenn ich durchhalte, dabei mag ich gar keine Bonbons. Aber das scheint sie nicht zu stören.
Ich muss mich in ein Wartezimmer setzen und dort auf den Arzt warten. Irgendwie läuft in Wartezimmer immer so komische Musik. Als ich endlich aufgerufen werde, geht meine Mutter mit mir in einen Raum. Meine Augen werden mit einem Gerät getestet und ich muss jedes Mal sagen, welcher Buchstabe auf dem Bildschirm erscheint. Nachdem ich das alles gemacht habe, redet der Arzt mit meiner Mama. Über eine Brille! Oh nein, werde ich dann zum Vierauge? So wird der eine Junge in unserer Klasse immer beschimpft.
Ich höre dem Arzt zu und versuche alles zu verstehen, was er mir erklärt. Leider muss ich mich zu einer Brille einverstanden erklären und darf mir wenigstens die Farbe von dem Gestell aussuchen! Ich wähle blau, weil ich weiß, dass Ty diese Farbe mag. Mehr oder weniger stolz auf meine neue Brille, weil sie eigentlich doch ganz cool aussieht, verlasse ich mit Mama die Arztpraxis. Überraschender Weise wartet Ty direkt vor meiner Haustür und ich laufe auf ihn zu, um ihn zu umarmen. Er erwidert die Umarmung erfreut und sieht mich an. „Wow!“, meint er dann. „Du siehst echt süß aus!“ Er streicht mir durch die Haare und ich werde rot. Schnell bedanke ich mich, dann gehen wir in den Garten spielen.
Texte: S. Wendler
Bildmaterialien: Internet
Tag der Veröffentlichung: 06.06.2015
Alle Rechte vorbehalten