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Abschied

„Daddy?“

„Ja mein Liebling?“

„Wann kommst du wieder?“

Stille. Man hört die Blätter rauschen, Wasserlaufen und ein paar Vögel. Ich blicke auf meine kleine Tochter hinab, gerade mal acht Jahre ist sie geworden. Gestern erst. Heute werde ich einberufen. In den Krieg, als Soldat.

„Ich weiß es nicht, mein Liebling.“

Sie drückt ihren kleinen Körper an mich, ich streichle ihr über das Haar.

„Daddy, ich will nicht, dass du gehst.“

„Ich weiß, mein Liebling.“

Was soll ich ihr sagen? Ich kann ihr einfach nicht die Wahrheit erzählen. Ich weiß, dass ich womöglich nie wiederkomme. Dass sie dann mit ihrem Bruder alleine ist. Dass ich sie nie wieder in meinen Arm nehmen werde. Und dass ich nichts dagegen tun kann.

Ich kann nur hoffen. 

„Vater“, höre ich die Stimme meines Sohnes. Ich sehe ihn an und nicke. Auch ihn nehme ich kurz in den Arm, ehe ich wieder loslasse. „Und du schaffst das auch sicher?“, frage ich ihn.

„Mach dir bitte um mich keine Sorgen. Kannst du uns Nachrichten schicken?“

Ich nicke erneut. „Werde ich.“ 

„Daddy?“

„Was ist denn, mein Schatz?“

Ich beuge mich zu meiner Tochter hinunter und sehe ihr lächelnd in die Augen. Sie soll meinen Schmerz nicht spüren.

„Ich hab noch was für dich!“

Sie nimmt ein Blatt hervor und reicht es mir. „Das bist du und wir und das Haus! Und da ist Mama.“

Meine Frau ist gestorben. Vor neun Monaten erst. Ich muss schlucken.

„Das ist wunderschön, danke.“

Ich stelle mich wieder aufrecht hin und schultere meinen Rucksack. 

Ich gebe meiner Tochter einen Kuss auf die Stirn, klopfe meinem Sohn ein letztes Mal auf die Schulter. Dann drehe ich um und gehe.

Es ist das letzte Mal, dass ich meine Kinder gesehen habe.

Impressum

Texte: S. Wendler
Bildmaterialien: Bookrix
Tag der Veröffentlichung: 23.01.2015

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