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Short-Story 4 -Die Theateraufführung-

 

Heute habe ich meine erste kleine Theateraufführung mit der Klasse. Ich bin total nervös und vergesse ständig meinen Text, dabei spiele ich doch sogar die Hauptrolle! Nur leider muss ich eine Frau spielen, das nervt mich. Außerdem werde ich dann von einem Mitschüler geküsst, also nicht richtig, aber es soll so aussehen. Das ist doch total ekelig!

 

Ich will den Kerl nicht küssen. Ich bin jedenfalls eine Prinzessin, die in einen langen Schlaf gefallen ist und von dem Prinzen wachgeküsst wird, die alte Leier eben. Die Geschichte kennt ja jeder und wir spielen sie vor.
„Alle bereit?“, fragt meine Lehrerin und ich sehe sie erschrocken an. Schon?! Es hört sich so laut an, es sind bestimmt total viele Leute da! Das macht mich nur noch nervöser und langsam fange ich sogar an zu zittern, auch wenn ich das gar nicht will. Ich atme tief durch und beiße mir leicht auf die Lippen. „Achim, alles wird gut.“, meint meine Lehrerin lächelnd und hockt sich vor mich. Ich nicke ihr zu und beruhige mich nur langsam wieder. Ich atme ein paar Mal tief durch, das hat meine Mama mir geraten. Das Zittern bleibt jedoch bestehen. Ich gehe schnell auf die Bühne, als der Vorhang noch unten ist und lege mich auf das selbstgebaute Bett, was allerdings nur annähernd so aussieht. Irgendwie ist das witzig. Ich soll mir das Publikum einfach nackt, oder in Unterhosen vorstellen. Ich muss leise kichern, werde dann aber sofort ermahnt. Das Licht wird schwacher und nun fällt nur noch ein Schein auf die Bühne. Zwei meiner Mitschüler sind die Ansager, erzählen kurz etwas zu der Geschichte, dann wird der Vorhang zurückgezogen. Ich habe meine Augen geschlossen, liege reglos da und höre, wie die andere das Spiel beginnen. Ich bin immer noch nervös und je nervöser ich werde, desto weniger will ich diesen Kuss. Allerdings passiert es so schnell, dass ich es kaum mitbekomme. Unsere Lippen streifen sich jedoch wirklich kurz, was mir einen Schauer über den Rücken jagt. Das war unangenehm, ich mag das nicht. Die einzigen Personen, die ich bisher geküsst habe waren meine Mama und Ty. Und Ty auch immer nur auf die Wange! Nicht auf den Mund! Das wäre viel zu komisch..

 

Ich erwache als Prinzessin und sehe ihn an. Kurz huscht mein Blick in die Menschenmenge und ich habe schon wieder meinen Text vergessen. Als Ich Tyron erblicke und sehe, wie er mir zulächelt, fällt er mir plötzlich wieder ein und ich spiele normal weiter, als wäre das alltäglich. Ich stütze mich auf und rede mit dem Prinzen, wobei ich auch den Kuss schon wieder vergessen habe. Ich werte ihn auch nicht mehr als Kuss, schließlich will ich meinen ersten Kuss anders und an eine liebende Person verlieren, nicht an irgendeinen dahergelaufenen Mitschüler.
Das Theaterstück war ein voller Erfolg, meiner Meinung nach! Die Zuschauer applaudieren laut und wollen eine Zugabe, aber wir gehen von der Bühne und können dann nach Hause. Ich renne schnell auf Ty zu und umarme ihn. „Ohne dich, hätte ich das gar nicht geschafft. Ich hatte schon wieder meinen Text vergessen!“, heule ich ihn voll und er erwidert die Umarmung. Meine Mutter kommt auf uns zu, nimmt uns beide zusammen in den Arm und gibt uns beiden einen Kuss auf die Stirn. „Du hast das toll gemacht, Achim.“, sagt sie lächelnd.

 

„Nur mit Ty's Hilfe!“, erwidere ich grinsend und gebe Ty ein High-Five. Was würde ich nur ohne ihn machen?

 

 

Impressum

Texte: S. Wendler
Bildmaterialien: Google
Lektorat: S. Wendler
Tag der Veröffentlichung: 01.05.2013

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