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Short-Story 3 -Die Einschulung-

„Komm schon, Achim! Wir müssen dir deine Jacke noch anziehen. Und deine Schuhe!“ Meine Mama schiebt Panik, weil heute mein erster Schultag ist und ich noch immer mit offener Hose und nur einem Hosenbein angezogen auf der Treppe sitze und mit den Autos spiele. „Komme ich auf Ty's Schule?“, frage ich nach. Ty ist schon seit einem Jahr auf der Schule und hat gar keine Zeit mehr für mich. Er muss ständig Hausaufgaben machen, oder lernen. Oder er trifft sich mit Freunden. Das ist total unfair, schließlich bin ich doch sein bester Freund! Darauf beharre ich immer wieder.
Meine Mutter nickt und hebt mich hoch, um mir die Hose richtig anzuziehen. „Du schluderst schon wieder herum.“, meckert sie und zieht mich richtig an. Ich lasse sie machen und mache meine Jacke nebenher zu. Dann schlüpfe ich schnell in meine Schuhe. Zum Glück sind es Sandalen, da geht es schnell, sich die anzuziehen. Meine Mutter schickt mich schon mal raus zum Auto und ich warte in der Einfahrt. Als sie zu mir kommt, hat sie eine große Schultüte in der  Hand und ich strahle über beide Ohren. „Die sieht fast so aus, wie Ty's!“, meine ich. Ich war damals wirklich neidisch darauf, dass er so etwas bekommen hatte und ich nicht. Erfreut nehme ich nun die Tüte in die Hand und setze mich damit ins Auto. „Anschnallen und festhalten.“, meint meine Mutter und saust los. Das Eltern es immer so eilig haben? Ich verstehe das nicht. Ein wenig aufgeregt bin ich schon, aber ich freue mich riesig, dass ich jetzt wieder mehr Zeit mit Ty verbringen kann, ob er will oder nicht! Er ist und bleibt mein bester Freund und wenn nötig, zwinge ich ihn auch gerne dazu, etwas mit mir zu unternehmen.
Als wir an der Schule ankommen, steige ich schnell aufgeregt aus und sehe mich um. Sie ist so riesig, ich weiß nicht, wie ich mich hier zurecht finden soll. Meine Mama nimmt mich bei der Hand und zieht mich hinter sich her. Ich habe Ty bisher noch nicht gesehen, wo ist er? Oder hat er heute gar keinen Unterricht? „Ty hat frei, mein Kleiner.“, sagt meine Mutter, als hätte sie meine Gedanken gelesen. In so etwas war sie ja schon immer richtig gut. Ich lasse meine Schultern hängen und sehe traurig auf den Weg. Und ich habe gehofft, dass er mich sieht, wenn ich eingeschult werden. In der Turnhalle wurden Bänke und eine kleine Bühne aufgestellt, auf der der Direktor steht, eine Rede hält und dann die Schüler einzeln aufruft. Ich muss mich ganz vorne in die erste Reihe setzen, so etwas mag ich aber überhaupt nicht.
Dann werden wir endlich beim Namen genannt und gehen alle nacheinander auf die Bühne, wo wir stehen bleiben müssen. Wie ich so etwas so gar nicht mag! Ich lasse von der Bühne aus meinen Blick schweifen, als ich jemanden entdecke. Das gibt es doch nicht! Da ist ja Ty! Also ist er doch gekommen! Ich strahle ihn an und er erwidert es mit einem kurzen Lächeln und einem Kopfnicken. Er ist einfach immer so cool! Das ist nicht fair, ich will auch so cool sein!
Nachdem die gesamte Tortur beendet ist, gehe ich zu meiner Mama zurück und ziehe sie hinter mir her, auf Ty zu. Ich umarme ihn und zeige ihm voller Stolz meine Tüte. Er betrachtet sie lächelnd und wir machen uns gemeinsam auf den Weg nach Hause.
Ty kommt noch mit zu uns, damit wir zusammen ein wenig „feiern“ können, dass ich jetzt in die erste Klasse gehe. Das ist auf jeden Fall meine beste Einschulungsfeier gewesen, die ich je hatte, auch wenn es meine erste war.

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Texte: Autor
Bildmaterialien: Google
Lektorat: Autor
Tag der Veröffentlichung: 04.04.2013

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