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Info! (wichtig 12. Juli 12)


Diese Story wird derzeit nicht weiter geschrieben.

Freitag der 13.


Glaubt ihr an ein Leben nach dem Tod? Oder an eine Wiedergeburt an einem anderen Ort? Ich habe bis vor kurzem nicht daran geglaubt. Wie gesagt...bis vor kurzem. Allerdings wurde dieser Glaube von heute auf morgen vernichtet. Und das nur, durch eine einzige Person, die ich schon längst aus meinem Gedächtnis gebannt hatte. Und jetzt, nach vier Jahren, war sie plötzlich wieder da. Einfach so. Als wäre sie nie weg gewesen.

Aber was sage ich? Bevor ich damit anfange, sollte ich mich vielleicht erst einmal bei euch vorstellen, was?

Mein Name ist Adrian. Ja ich weiß, ein stinklangweiliger immer wieder vorkommender Name. Aber was kann ich schon dafür? Ich bin inzwischen 18 Jahre alt. Mein Aussehen? Seit knappen vier Jahren bin ich Vollzeitemo. Ich habe den Style von 'der Person' übernommen. Denn immer, wenn ich jetzt in den Spiegel schaue, dann sehe ich ihn und nicht mich vor mir und so kann ich mich vergewissern, dass ich ihn nie wirklich vergessen werde. Aber scheinbar war es ja ganz umsonst. Womit wir wieder bei der eigentlichen Geschichte wären.


• • •


Ich wache von meinem nervigen Wecker auf und schlage die Decke zurück. Es ist fünf Uhr Morgens! Schöner Start in den Tag, wenn man so früh von einem komischen piepton geweckt wird... Als ich aufstehe, bleibe ich mit meinem Fuß an der Decke hängen und falle in voller Länge zu Boden. Mit schmerzverzerrtem Gesicht richte ich mich auf und streiche über mein aufgeschrammtes Kinn. Ich streiche mir kurz über den Nacken und stelle mich wieder vernünftig hin. Aber scheinbar hat Gott es heute böse mit mir gemeint, denn kaum habe ich einen Schritt getan, knalle ich gegen die Kante meiner Kommode, wodurch ein Bild herunterfällt. Schnell hebe ich es wieder auf. Zum Glück ist es nicht beschädigt, jedenfalls nicht auf der Rückseite. Aber als ich es umdrehe, sehe ich nun einen großen Riss in der Scheibe des Bilderrahmens. Genervt hänge ich es wieder auf, so wie es nun ist. Lässt sich ja doch nicht ändern.

Ich humpel zu meinem Kleiderschrank und fische ein Shirt heraus. Dabei fällt mir der ganze Stapel entgegen. Schnell räume ich alles wieder weg und verlasse dieses unglückselige Zimmer. Im Bad angekommen schließe ich schnell die Tür und springe unter das warme Wasser. Wenigstens hier kann ich entspannen. Doch kaum habe ich diesen Gedanken zu Ende gedacht, stoße ich das Duschzeug um und es landet genau auf meinem Fuß.

„Au! Verdammt nochmal! Was ist heute eigentlich los! Ist schwarzer Freitag oder wie?!“ Es scheint sich alles gegen mich verschworen zu haben und so beschließe ich erst mal auf den Kalender zu schauen, ob etwas besonderes ansteht. Ich hoffe nicht, da ich den Tag ansonsten bestimmt kaum überleben werde.

Ich wasche mich flüchtig und schnappe dann mein Handtuch. Kaum dass es um meinen Hüften hängt steige ich aus der Dusche, rutsche aus und falle auf meinen Hosenboden. Beim wieder aufrappeln reibe ich mir den Hintern und fluche leise vor mich hin. Ich hole meinen Kamm aus dem Regal und halte schon schützend meine Hände vors Gesicht, da ich darauf aus bin, dass der restliche Inhalt gewiss auf mich herunter fällt. Aber es passiert nichts. Schulterzuckend schließe ich den Schrank wieder und mache mich daran, meine Haare zu frisieren. Vor vier Jahren hätte ich diese Tortur noch nicht durch machen müssen. Dieses ewig lange Haare waschen, kämmen, frisieren und in Form bringen. Früher hätte ich sie mir gewaschen und Punkt. Jetzt muss ich sogar zum Föhn greifen, bei dieser Länge. Sie trocknen ja sonst nicht von alleine in fünf Minuten.

Als ich im Bad so weit fertig mit meinen Haaren bin stapfe ich mit meiner Boxershorts und meinem Shirt über in die Küche und koche mir Kaffee. Jeden Morgen brauche ich Kaffee. Ich bin davon schon so gut wie abhängig geworden. Während der Kaffee also durch kocht, schiebe ich mir zwei Toasts in den Toaster und gehe wieder in mein Zimmer. Ich suche mir eine Hose heraus, die an einigen Stellen leicht zerrissen ist. Bisher habe ich mir nicht weiter weh getan, aber als ich dann doch einen Blick auf den Kalender wage, kippt meine Stimmung erneut. Heute ist tatsächlich Freitag der dreizehnte! Was für ein Wunder, muss ich schon sagen! Fehlt nur noch eine schwarze Katze von links und eine Leiter, unter der ich durchlaufe, richtig?

Seufzend gehe ich zurück in die Küche, als ich höre, dass mein Toast fertig ist. Auch der Kaffee ist bereit zum trinken und gierig gieße ich mir die Tasse bis oben hin voll. Was in diesem Haus erstaunlich ist ist, dass nicht mein großer Bruder, sondern ich als erstes wach morgens bin. Dabei verlässt er eher das Haus als ich. Aber ich habe es ja schon erwähnt. Mein Aussehen braucht so seine Zeit.

„Morgen.“, höre ich Evan murmeln, als er die Küche betritt. „Bekomme ich auch Kaffee?“

Das ist typisch für ihn. Sobald der Kaffee fertig ist, ist er wach und trinkt ihn mir weg. „Klar. Setze dich. Willste auch n Toast?“, frage ich meinen Bruder also freundlich. Er nickt müde und legt seinen Kopf auf dem Tisch ab. Sein Gähnen höre ich sogar, als ich gerade in der Tüte vom Brot herum suche und so mit relativ viel Lärm mache. Evan scheint schon wieder eingeschlafen zu sein, als ich den Kaffee vor ihm abstelle. „Evan! Evan wach auf! Evaaan! Dein Kaffee ist fertig!“

„Kaffee?“ Sofort ist der Herr wieder vollkommen da. Ich weiß immer, wie man meinen Bruder am leichtesten wach bekommt. Allerdings ist es auch keine Kunst, wie man ja leicht merken kann.

„Wann musst du denn heute los? Wieder später oder doch so früh?“, frage ich ihn und streiche kurz durch seine zerzausten Haare. Wenn er das bei mir machen würde, würde er erst mal eine gehauen bekommen. Meine Frisur ist mir heilig.

„Später. Ich kann dich gerne mitnehmen, wenn du möchtest.“ Ich nicke und betrachte ihn genauer. „Du hast wieder die Nacht durch telefoniert? Warum schläfst du dann nicht noch ein wenig?“

Ja mein Bruder ist so ein Kerl, der die ganze Nacht am Apparat sitzt und mit seiner Freundin telefoniert. Ich könnte das niemals. Das ist doch irgendwann einfach nur noch langweilig, oder? Was soll man denn da die ganze Zeit sagen? Nur Liebesgeständnisse sind doch auch nichts wahres und irgendwann verliert es dann seine Bedeutung. Jedenfalls sehe ich das so.

„Ich kann nicht mehr schlafen.“, sagt er und gähnt. „Ich muss mich jetzt auch langsam fertig machen, duschen und so weiter.“ Ich zucke mit den Schultern.

„Weil du auch immer so lange brauchst..Aber gut, wie du meinst.“; necke ich ihn ein bisschen und esse meine Toasts. Als er aus der Küche raus ist, stehe ich auf und gehe ans Fenster. Heute ist also wieder der Tag. Der Tag, der vor vier Jahren alles änderte.

„Vier Jahre ist es jetzt her, Cem.“, murmel ich leise. „Wo bist du verdammt?!“ Ich seufze auf, lasse meinen Blick in der Gegend umher schweifen. Das Fenster reiße ich erst einmal weit auf. Ich brauche dringend frische Luft, um nicht wieder in Depressionen zu verfallen. Der Arzt meinte zwar, es bestünde bei mir keine allzu große Gefahr mehr und ich müsste mir keine Sorgen machen, aber dennoch habe ich manchmal das Gefühl, dass die Depressionen, die wir ja ach so erfolgreich unterdrückt haben, zurückkommen.

„Komm doch wieder..“ Wie oft habe ich das schon gesagt? Wie oft habe ich daran gedacht, dir einfach zu folgen? Mich vom nächsten Dach zu stürzen? Wie oft habe ich es schon versucht? Ich weiß es nicht mehr. Ich habe irgendwann aufgehört zu zählen. Ich habe einfach aufgehört zu Leben. Aber ich habe existiert, nicht so wie du!

„Scheiße!“, schreie ich und werfe meine Kaffeetasse an die gegenüberliegende Wand. „Scheiße!“, sage ich erneut, nur leiser. Sofort ist Evan zur Stelle. Er nimmt mich in den Arm, versucht mich zu beruhigen. Das ist auch der Grund, warum ich noch hier wohne. Ansonsten wäre ich hier schon längst raus und wäre ausgewandert. „Ssht...ist doch alles gut. Nicht aufregen.“, flüstert er mir zu und lässt sich zusammen mit mir auf einen Stuhl sinken. „Schau mich an. Es ist alles in Ordnung.“ Ich folge seiner Aussage, sehe ihn an, aber es hilft nicht viel. Ich will vergessen! Ich will vergessen und neu anfangen, aber ich habe es bisher nicht über mich gebracht. Wenn man einen Menschen nach seinem Tod vergisst, dann ist er weg. Für immer, oder?

„Möchtest du heute lieber zu Hause bleiben?“, fragt Evan mich und ich zucke mit den Schultern. Ob das die Sache besser macht? Vermutlich nicht. Aber Evan weiß das und denkt momentan eher an mein Umfeld, anstatt daran, was für mich besser wäre. Ist verständlich. Es gibt nichts, was meine jetzige Situation verbessern könnte.

„Ich bleibe hier.“, sage ich also, da ich weiß, dass Evan mich so oder so einsperren würde.

„Gut. Soll ich dir noch einen Tee warm machen? Dann kannst du dich auf die Couch legen und ein wenig Fern gucken oder so.“ Ich nicke erneut. Habe ja zu Hause eh nichts besseres zu tun und die Schule kann warten. Jetzt musste ich mich erst einmal abreagieren. Also stehe ich von Evans Schoß auf und lächel ihn kurz an. Er ist echt der beste Bruder der Welt. Dass er sich neben seinem Studium und seiner Freundin auch noch mit mir herumschlägt ist echt erstaunlich.

Langsam trotte ich ins Wohnzimmer und schalte den Fernseher ein. Es läuft nichts interessantes. Immer nur der gleiche Kack. In zehn Minuten kommen die Nachrichten, vielleicht ist da etwas interessantes dabei. „Sag mal Evan. Hast du heute eigentlich irgendetwas vor? Im Kalender stand nichts drinnen.“

„Ja, ich treffe mich heute mit Alex. Sie hat doch Geburtstag.“

Ach ja, stimmt. Da war ja etwas. Alex ist die Freundin meines Bruders und sie nimmt ihn vierundzwanzig Stunden am Tag und sieben Tage die Woche in Besitz. Eigentlich ein nettes und hübsches Mädchen, aber auf Dauer geht sie mir auf die Nerven und ich ergreife bei manch so einem Treffen zwischen den Beiden schnell die Flucht. Wofür hat man schließlich Freunde, zu denen man dann immer gehen kann?

„Sorry das ich es nicht eingetragen habe, Kleiner.“, meint Evan und überreicht mir meinen Tee. Dann gibt er mir einen Kuss auf die Stirn und ich lächel nur schwach. „Ist schon Ok. Geht klar. Bist du dann Morgen wieder da? Oder bleibst du gleich das Wochenende über bei ihr?“ Er nickt knapp und schaut auf den Flimmerkasten, während er sagt: „Ja. Ich bleibe übers Wochenende. Wenn etwas ist, kannst du mich jeder Zeit anrufen. Weißt du ja.“

Ich grinse und deute ihm an endlich zu verschwinden. „Ich bin kein kleines Kind mehr. Und jetzt mach. Du kommst sonst zu spät.“ Er streckt mir spielerisch die Zunge heraus und verschwindet. „Bis Später!“, ruft er mir noch zu, aber ich winke nur ab. „Bis Sonntag.“

Als die Tür ins Schloss fällt atme ich erleichtert auf. Endlich Ruhe. Die brauche ich jetzt auch dringend. Ich puste vorsichtig, bevor ich einen Schluck des heißen Gebräus nehme. „Kamille?“, frage ich angeekelt. „Er weiß doch, dass ich diesen Tee hasse.“

Vermutlich wollte Evan mir damit wieder einmal eins reinwürgen, wie er es so oft versucht. Aber ich trinke den Tee dennoch brav aus, nur um ihm eines auszuwischen, was er zwar nicht weiß, aber es geht ja nur um die 'gute Tat' und den Willen dahinter.

„Und nun zu den Nachrichten.“, höre ich den Sprecher sagen und schalte lauter. „Wie uns soeben mitgeteilt wurde, müssen wir die geplanten sieben Uhr Nachrichten etwas nach hinten verschieben. Etwas wichtigeres hat Vorrang. Ein Junge, geschätzte achtzehn Jahre und seit einigen Jahren vermisst, scheint wieder aufgetaucht zu sein. Er ist knappe 1, 87 Meter groß, hat schwarze Haare und-“ Ich schalte um. So etwas kann ich jetzt nicht gebrauchen. Vermutlich zieht das meine Stimmung nur weiter runter. Dann eben keine Nachrichten. Super, auf dem Sender läuft gerade Wetter. Auch nicht viel spannender. Vor allem nicht, als sie sagen, dass über das Wochenende hinweg ein Sturm aufziehen soll. Muss ich also doch noch einmal einkaufen gehen heute.

Bei uns heißen Sturmwarnungen leider nichts gutes. Meistens eigentlich nur, dass man sobald es losgeht nicht mehr sein Haus verlassen und vorher schön alles lebenswichtige Bunkern sollte.

Seufzend stehe ich auf und stelle die Tasse in der Küche ab. Abwaschen kann ich auch nachher, wenn ich etwas zu Mittag gegessen habe, dann lohnt es sich wenigstens.

Ich gehe in mein Zimmer, schnappe meine Sweatshirtjacke und Portmonee und ziehe mir im Flur meine Schuhe an. Wie gut, dass ein Bekannter einen Laden leitet, der schon um sieben Uhr Morgens aufwacht. Ist zwar etwas abstrakt, aber na ja. Ich muss dort ja zum Glück nicht arbeiten.

Ich schließe sorgfältig hinter mir ab und laufe los. Morgens ist bei uns in der Straße noch nicht so viel los. Die meisten die hier wohnen sind Studenten, die merkwürdigerweise immer erst ab neun in der Uni sein müssen, wie mir einst gesagt wurde. So ein Leben möchte ich auch mal leben. So gestresst wie ich manchmal bin, frage ich mich, wie die Studenten es schaffen, sich Abends die Rübe mit Alkohol voll zuhauen und am nächsten Tag um acht aufzustehen. Vermutlich schaffen sie es gar nicht und schicken Klone von sich in die Uni, die ein verrückter Professor erfunden hat, damit man sein Leben schön ausleben kann.

Ja ich fantasiere wirklich gerne. Es lenkt ein wenig von eigenen Problemen und der Realität ab. Man kann sich seine eigene Geschichte zusammenstellen, indem die besten Freunde beste Freunde bleiben und sich nicht durch einen blöden Unfall verabschieden müssen. Und schon wieder denke ich an das Geschehen. Aber ist es momentan wirklich nur so schlimm, weil genau heute vor vier Jahren das Unglück geschehen ist? Heute ist ja so wie so Freitag der dreizehnte. Passt ja irgendwie alles zusammen und zu meiner Stimmung, was?

Und als will Gott mir sagen, wie recht ich habe, läuft tatsächlich eine schwarze Katze von links an mir vorbei und faucht mich ohne Grund an. Ich grummele nur und gehe weiter. Einfach nicht darauf achten. Du bist doch nicht abergläubisch, richtig!

„Ach, ist doch alles Müll!“, rufe ich mir laut zu und kicke genervt einen Stein weg. Von einem Balkon aus höre ich Rufe, ich solle gefälligst leiser sein, andere schlafen noch. Aber das ist mir momentan so was von egal. Sollen die mal mein Leben leben und sich dann nochmal beschweren!

Endlich komme ich bei dem Laden an. Ich betrete ihn und schon erschallt ein leises klingeln. An dem Türrahmen ist noch eine von den altmodischen Glocken befestigt, was ich immer wieder amüsant finde. „Guten Morgen.“

„Guten Morgen, Adrian.“, sagt der Verkäufer freundlich. Er kennt uns ja wie gesagt schon länger. Außerdem ist sein Sohn bei mir im Kurs. Immer wieder interessant, was da so für Beziehungen zusammen kommen.

„Musst du heute nicht zur Schule?“, fragt er und sieht mich abschätzend an. „Nein! Heute gehe ich nicht. Mir geht es nicht so gut.“, gebe ich zu und zucke mit den Schultern.

„Aber warum bist du dann einkaufen? Das darfst du doch nicht machen, wenn es dir nicht gut geht, dann hast du zu Hause zu bleiben!“, beschwert sich der Mann, aber ich winke nur ab und suche mir die wichtigen Sachen, die ich für die nächsten Tage gebrauchen könnte. „Ach was. SO schlecht nun auch wieder nicht.“, meine ich gelassen.

„Dann kannst du auch zu Schule gehen.“ War ja klar, dass so eine Antwort kommen würde. Ok, was mach ich mir wieder vor? Er weiß nichts von meinen Problemen, also weiß er auch nicht, warum ich nicht in die Schule gehen darf in meiner Verfassung. Ich gehe zurück zur Kasse und bezahle. „Ich habe Probleme, von denen wissen sie nichts. Also lassen sie ihre klugen Ratschläge bitte weg.“, meine ich und sehe ihn ernst an. Ich kann es nicht leiden, wenn andere der Meinung sind, mir sagen zu müssen was ich kann und darf und was nicht.

Er nickt nur stumm und zieht seine Augenbrauen hoch. Dann reicht er mir meine Tüten und ich bedanke mich kurz. Ich verlasse schnell den Laden und atme draußen erst einmal tief durch. Nicht aufregen. Es gibt keinen Grund sich aufzuregen. Ich sehe hinauf in den Himmel. Er ist wolkenfrei und hellblau. Da soll ab morgen ein Sturm aufziehen? Kann ich mir kaum vorstellen. Aber wie sagt man so schön? Das ist nur die Ruhe vor dem Sturm.

Als ich das denke, weiß ich noch nicht, dass es auf meine jetzige Situation perfekt passt und ich weiß auch nicht, dass ich mich noch in der Ruhe befinde.

Anstatt jetzt schon nach Hause zu gehen, setze ich meinen Weg Richtung Park fort. Der Park ist relativ klein und es sind nie viele Besucher da. Nur ab und zu kommen Leute mit ihren Hunden vorbei. Oder Radfahrer, die diesen Weg als Abkürzung nutzen. Ansonsten ist dieser Park leer. Leer und einsam. Einsam und verlassen. So wie ich mich gefühlt habe, als Cem einfach weg war. Für immer. Aber der Unterschied zwischen diesem Park und mir ist, dass es bei dem Park nicht so bleibt, dass dennoch Leute ihn Besuchen. Ich habe zwar auch eine Menge Freunde gefunden, aber den, den ich immer haben wollte, habe ich verloren.

Betrübt lasse ich mich auf einer Bank nieder und hole eine Tüte Gummibärchen heraus, die ich gerade gekauft habe. Ist zwar jetzt nicht unbedingt etwas, was man gegen halb acht am Morgen essen sollte, aber das andere müsste man vorher kochen oder aufbacken. Ich stehe nicht so auf Tiefgefrorene Brötchen und rohes Gemüse, wie zum Beispiel Spargel. Ich reiße also die Packung auf und fische ein rotes Bärchen heraus. Ich betrachte es kurz. Auf andere würde es vermutlich komisch wirken, wie ich dieses Gummizeug anstarre, aber irgendetwas davon erinnert mich wieder an Cem.

Früher haben wir immer heimlich welche gegessen, als wir noch kleiner waren. Wir durften eigentlich nicht und Mom hatte sie immer ganz oben auf den Schrank gestellt, aber wir haben einfach eine Räuberleiter gemacht und uns die Tierchen geschnappt. Dann sind wir zurück aufs Zimmer gerannt und haben uns darüber gefreut, dass wir wieder etwas verbotenes gemacht haben. Aber als Cem dann langsam älter wurde, war ich immer noch ziemlich jung. Ich verstand nicht, wieso er dass nicht mehr machen wollte und wieso er kaum noch mit mir spielte. Damals meinte er, er hätte einfach keine Lust mehr auf mich und außerdem hätte er jetzt eine feste Freundin. Er war zu dem Zeitpunkt gerade zwölf. Ich war erst acht und was er sagte, hatte mich verletzt. Er hatte mich einfach weggeworfen, wie ein benutztes Papiertaschentuch.

Jetzt verstehe ich langsam ein wenig mehr. Obwohl ich noch immer nicht kapiere, wieso er mich wirklich drei Jahre lang ignoriert hat. War es ihm peinlich einen kleinen Freund zu haben? Ich hätte mich auch gerne als seinen kleinen Bruder ausgegeben, aber er wollte nicht. Und als ich ihn dann nach drei Jahren wieder gesehen hatte, hatte er sich drastisch verändert. Nicht nur vom aussehen her, sondern auch vom Charakter. Ich weiß immer noch nicht, was er damals durch gemacht hat, dass er plötzlich so verschlossen auf andere wirkte. Irgendwie hatte ich es aber dann doch geschafft, durch diese harte Schale durchzudringen und wir haben uns nach einiger Zeit sogar wieder gut verstanden. Das blöde war nur, dass ich wiederum zwei Jahre später mehr für ihn empfand, als ein Kumpel tun sollte. Und dann konnte ich es ihm nicht mal mehr sagen.

Ich schrecke aus meinen Gedanken auf, als erneut eine Katze an mir vorbei läuft und mich anfaucht. Mir scheint es, als wäre es die gleiche wie vorhin. Aber das kann doch unmöglich sein, oder?

Ist mir eigentlich auch egal, ich bin ihr dankbar, dass sie mich aus den Erinnerungen gezerrt hat, wenn auch nicht auf die sanfte Art.

Ich bleibe noch einige Zeit auf der Bank sitzen und entspanne mich. Dann muss ich aber doch langsam nach hause, denn die Luft wird kühler und es scheint Regen bevor zu stehen. Träge lasse ich meine Beine den Weg gehen, mit Gedanken und auch geistig bin ich immer noch nicht ganz bei mir.

Wieder im Warmen angekommen lade ich die Einkäufe erst einmal in der Küche ab und verschwinde auf Toilette. Als ich das erst mal erledigt habe, fällt mir auf, dass ich mich heute früh nicht geschminkt habe und fluche auf. Schnell hole ich nach, was noch fehlt. Ja ich schminke mich. Nicht viel, nur ein wenig um die Augen herum. Warum? Weil er es auch gemacht hatte.

Ich lege den Stift wieder weg und kehre in die Küche zurück. Dort erst mal alle Einkäufe sicher verwahren in Kühlschrank, Eisfach und Schränken. Während ich noch beim Einräumen bin, klopft es an der Tür. Ich höre es erst gar nicht, da ich mal wieder Musik angemacht habe, um meine negativen Gedanken zu vertreiben. Aber beim zweiten mal klopft es lauter und ich drehe die Musik ab. Stille. Nichts ist mehr zu hören, kein klopfen, kein Hämmern. Ich wundere mich ein bisschen. „Haben wir jetzt schon Geister im Haus?“ Verwirrt schüttele ich den Kopf und mache die Musik wieder lauter. Nach wenigen Sekunden klopft es erneut. Will mich da jemand verarschen oder was? Ich mache die Musik nun ganz aus und stapfe zur Tür. „Herr Gott nochmal! Wir wollen nichts kaufen!“, rufe ich, während ich die Tür öffne. Als ich aufblicke stockt mir der Atem und mein Mund bleibt offen stehen. Das kann doch gar nicht sein! Ich blinzel kurz, drehe mich um und schlage die Tür wieder hinter mir zu. Atme tief durch. Du träumst nur. Das ist nur eine Einbildung. Dein Unterbewusstsein, was dir hier einen Streich spielt.

Es klopft erneut. Ich zucke zusammen, bewege mich kein Stück. Dann ergreife ich erneut die Klinke. Ich drücke sie vorsichtig herunter, öffne die Tür erneut, aber nur einen Spalt. Ich schiele hindurch, hoffe er ist wieder verschwunden. Aber er ist noch immer da. 'Ein Geist deiner Fantasie!', geht mir sofort durch den Kopf. „He-!“, will er gerade sagen, aber da ist die Tür schon wieder zu. Was soll das? Ein Geist meiner Fantasie, der auch noch mit mir spricht? Das gibt es nicht! Das kann es nicht geben. Diese Person da, die muss doch irgendwie echt sein. Auf irgend eine Art und Weise muss sie real sein. Aber sie darf es nicht!

Ich öffne die Tür ein letztes mal, um mich zu vergewissern, ob er wieder verschwunden ist. Natürlich nicht. Aber diesmal reagiert er und stellt seinen Fuß zwischen Tür und Rahmen. „Also langsam reicht es mir. Was soll das, Adrian?“

Ich sehe ihn verdutzt an. Er redet, als wäre gerade nichts außergewöhnlich. Aber für mich ist es unverständlich. „Was machst du hier? Du müsstest doch schon längst tot sein, Cem!“

Ein verregneter Tag - Hass und Liebe liegen einfach zu dicht beieinander


Na toll. Jetzt stehen wir hier draußen vor dem Haus und schweigen uns an. Beziehungsweise, ich stehe im Flur, halte die Tür so gut es geht zu und er steht mit seinem Fuß dazwischen, so dass ich es nicht schaffe sie zu schließen. Er sieht mich an, als wäre nichts passiert. Aber ich starre ihm nur wütend entgegen.

„Es regnet. Wo ist deine Gastfreundschaft? Ich bin nicht scharf darauf krank zu werden.“

Verdattert werde ich von ihm zur Seite geschoben und er betritt einfach mal eben so mein Haus. „Hat sich ja gar nicht so viel geändert.“, wirft er ein und zieht sich die Jacke aus. Er hängt sie an die Garderobe, wie er es früher auch getan hatte. An der Kapuze, nicht an dem dafür vorgesehenen festgenähten Bändchen. Es hat mich schon früher immer genervt, so auch jetzt. Ich nehme seine Jacke also wieder runter und hänge sie richtig auf. Ich kann nicht anders, obwohl ich die Jacke am liebsten samt Besitzer wieder aus meinem Haus raus werfen würde.

„Was zum Teufel willst du hier?“, frage ich ihn erneut mit grollender Stimme.

Er schaut mich kurz nachdenklich an. „Begrüßt man so einen alten besten Freund?“, fragt er und grinst schief. Ich stapfe an ihm vorbei ins Wohnzimmer. Wozu ihm das Haus zeigen oder sonst was? Er kennt es schon in und auswendig. Früher war es so etwas wie sein zweites Zuhause.

„Du warst mal mein bester Freund, aber jetzt solltest du gar nicht mehr leben!“, rufe ich ihm zu. Er schleicht sich auch langsam ins Wohnzimmer und lässt sich auf den Sessel nieder. „Ziemlich schlechtes Wetter draußen, was?“ Ist das jetzt sein Ernst? Er weicht meinen Fragen einfach aus und wechselt in uninteressante Klischeethemen, die keinen interessieren? Aber jetzt wo er es erwähnt... Der Sturm ist schon da. Es schüttet wie aus Kübeln und der Wind scheint die Bäume bald mitzureißen. Na passt ja perfekt zu meiner Stimmung.

„Antworte mir Cem! Warum bist du hier?“

„Weil ich dich wieder sehen wollte. Ich meine, vier Jahre sind schon 'ne lange Zeit. Und ich muss schon sagen, du hast dich stark verändert.“ Er betrachtet mich von oben bis unten, von links nach rechts und wieder zurück. Ich hasse es so angestarrt zu werden, aber so langsam bin ich eh daran gewöhnt.

„Ja, vier Jahre sind eine lange zeit. Vier verdammt lange Jahre habe ich auf dich gewartet! Ich dachte du wärst tot, Mann! Kapierst du das nicht? Oder willst du nur nicht darauf eingehen? Was meinst du wie es mir ging? Ich fühlte mich hundeelend! Nach diesem beschissenen Unfall war ich in psychischer Behandlung! Ich bekam Anfälle, Wutausbrüche! Und dich interessiert das mal wieder alles nur einen Scheißdreck!“ Ich sehe ihn wütend an, bin vom Sofa aufgesprungen. Jetzt laufe ich zum Fenster, um es zu öffnen. Mir egal, ob draußen ein Sturm tobt, ich brauche meine Frischluft!

„Ich würde das Fenster ja eher zu lassen.“, rät Cem. Und wieder weicht er dem Gespräch aus. Was soll das? Kann er nicht einmal wie ein Mann zu seinen Fehlern stehen, oder wenigstens darüber reden, was passiert war?

Ich ignoriere seine Aussage und stecke meinen Kopf aus dem Fenster. Ich atme ein paar mal tief durch, gehe wieder zurück zu Cem und baue mich vor ihm auf. „Fällt dir an meinem Aussehen nicht irgendetwas auf? Hä? Ist das nicht offensichtlich? Sogar ein Blinder mit Krückstock würde es sehen du Arsch!“ Er betrachtet mich stumm.

„Du meinst deinen veränderten Style? Ja natürlich fällt der auf. Ist schick. Kommt mir leicht bekannt vor.“ Macht er das mit Absicht? Will er mich provozieren und auf die Palme bringen oder was?

„Was soll der Mist, Cem? Du weißt ganz genau, was ich meine! Ich habe dir nachgemacht! Und zwar nur, weil ich Angst hatte dich irgendwann zu vergessen! Meinen besten Freund! Ich wollte nicht, dass du vollständig stirbst! Ich dachte wirklich, dass du nicht mehr existierst! Kommt das in deinem blöden Hirn irgendwie nicht an oder so?“

„Doch ich habs kapiert und du musst es nicht ständig wiederholen Kleiner.“

Oh wie ich es hasse! Wie ich es hasse, wenn er mich so nennt. Wenn er mich wie ein kleines Kind behandelt! Mein Gott, ich bin inzwischen achtzehn Jahre alt! Ich bin erwachsen und reifer geworden! Ich habe mich verändert, was man von ihm ja herzlich wenig behaupten kann! Er sieht noch immer so aus, wie der sechzehn Jährige Junge, den ich das letzte mal gesehen habe. Und sein Verhalten spricht auch eher dafür. Aber seine Denkweise hat sich dennoch geändert. Er ist nun eigentlich zwanzig Jahre alt. Aber warum sieht er exakt so aus wie vor vier Jahren? Jede einzelne Haarsträhne scheint noch an ihrem Platz zu sitzen. Jede einzelne Pore scheint noch immer dort zu funktionieren wie vor vier ganzen Jahren.

„Was ist mit dir passiert?“, frage ich heiser und setze mich wieder. Warum ist er so gar keinen Tag älter geworden?

„Was meinst du? Mein Aussehen? Meinen Charakter? Mein Verhalten? Mein Denken?“, fragt er mich und sieht mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Alles.“, meine ich knapp und warte. Draußen regnet es noch immer. Einfach eklig das Wetter. So herbstlich. Dabei haben wir doch gerade Hochsommer. Ob Gott mit mir mitfühlt? Ach was denke ich an Gott? Ich glaube ja nicht mal mehr an den Typen. Er hat mich bisher nur im Stich gelassen. Wenn er alle Menschen gleich berechtigt behandeln soll, warum tut er mir das dann an? Meine Familie, meine Freunde, alle waren sie weg. Und jetzt ist genau der, den ich so ewig verwünscht habe, einfach so wieder da?

„Ich sehe noch so aus wie vor vier Jahren, ich weiß. Ich habe mich seitdem nicht weiterentwickelt. Die Ärzte meinten es hängt irgendwie mit meiner Psyche zusammen, dass mein Körper nicht mehr normal funktioniert. Mein Wachstum wurde frühzeitig eingestellt, so wie auch sonstige äußere Veränderungen. Mein Charakter hat sich dahingehend auch nicht wirklich geändert, ich war ja auch nicht so viel unter Leuten die letzten Jahre. Nur mein Denken ist das eines Erwachsenen. Das einzige, was noch fehlerfrei im Gehirn funktioniert.“ Er grinst mich an wie ein Schulkind und deutet mir den Vogel an. „Ich bin also nicht blöd. Hör bitte auf, alles doppelt und dreifach zu wiederholen.“

Was soll ich jetzt dazu sagen? Theoretisch ist er wirklich so wie früher. Wie ich ihn kannte und liebte. Und jetzt habe ich nur Angst vor ihm. Und ich weiß nicht einmal mehr wieso. Vielleicht habe ich Angst vor den Gefühlen. Dass sie wieder kommen und von Neuem alles zerstören könnten.

Aber es gibt ja nichts mehr zu zerstören. Wir sind nicht mehr befreundet! Wir haben keine Beziehung mehr zu einander. Höchstens noch alte Bekannte. Und zu dem ist die Hauptfrage noch immer nicht geklärt.

„Wieso lebst du noch?“, frage ich also erneut. Ich beharre auf der Meinung, dass Cem eigentlich schon längst hätte tot sein müssen.

„Je öfter du fragst, desto mehr schmerzt es mich. Willst du mich so dringend los werden? Was habe ich dir denn getan?“ Diese Frage ist doch jetzt aber nicht sein Ernst, oder? Das kann er gar nicht ernst meinen. So doof ist doch nicht einmal er! Aber gut, ich beantworte ihm die Frage liebend gerne.

„Du hast mich benutzt! Und als du keinen Bock mehr auf mich hattest, hast du mich abgeschoben! Drei Jahre später kommst du erneut angekrochen! Und dann bist du plötzlich verschlossen und sensibel! Du hast kaum mehr mit mir gesprochen, aber warst trotzdem die ganze Zeit da! Weißt du, was ich mir für einen Kopf gemacht habe? Ich habe die ganze Zeit überlegt, was ich machen könnte, damit es dir besser geht! Jeden Scheißdreck habe ich für dich gemacht! Wirklich alles!“

Er wendet seinen Blick ab. Das scheint gesessen zu haben.

„Ich habe dich nicht abgeschoben, benutzt oder falsch behandelt. Du scheinst nur eine komische Auffassung zu haben, was meine Freundschaft zu dir angeht.“, sagt er knapp und betrachtet den Sturm draußen. Es ist dunkel geworden. Die Wolken haben sich vor die Sonne und den Himmel geschoben. Alles ist schwarz-grau bedeckt. Es scheint schon Abend zu sein, dabei ist es erst zwei Uhr. Aber so, wie es da draußen vor sich geht, fühle ich mich gerade. So tobend vor Wut und trotzdem könnte ich vor Traurigkeit heulen. Aber ich mache es nicht. Ich habe versucht es mir abzugewöhnen vor anderen Leuten – ausgenommen meinem Bruder – zu heulen. Und schon gar nicht vor Cem!

Also reiße ich mich zusammen, balle meine Hände zu Fäusten und funkele ihn an. „Du bist noch immer der selbe Arsch wie früher. Du hast dich wirklich kein Stückchen mehr gebessert! Und wenn es jetzt nicht so stürmen würde, ich schwöre bei Gott, dann hätte ich dich schon längst mit einem Arschtritt vor die Tür befördert!“ Ich habe einfach ein zu gutes Herz. Ich kann niemandem etwas Böses tun. Es ihm wünschen, klar das kann ich. Aber es auch machen fällt mir schwer.

Cem zuckt nur mit den Schultern. Er steht auf und verlässt das Wohnzimmer. Er geht in die Küche und holt sich etwas zu Trinken. Ich fasse es nicht! Wie kann er sich so derartig falsch verhalten? Er bedient sich hier, als würde er hier wohnen! Als wäre er jeden Tag hier!

Er ist jeden Tag hier, weil ich ihn nicht vergessen kann. Aber das ist nun wirklich etwas anderes! Auch ich stehe auf und verlasse das Wohnzimmer. Ich nehme seine Jacke, gehe in die Küche, zerre ihn mit mir und öffne die Wohnungstür. Dann drücke ich ihm seine Jacke in die Hand und schiebe ihn nach draußen. „Verschwinde! Und komm nie wieder!“

Er sieht mich überrascht an bei der Aktion, wehrt sich aber nicht. „Was soll das jetzt schon wieder? Sag mal, was ist in den letzten Jahren eigentlich bei dir schief gelaufen? Warum bist du so prüde geworden?“

Er steht ihm Regen, erneut. Seine Haare tropfen, das Wasser rinnt über seine Wangen. Aber er sieht alles andere als hilflos und ausgesetzt aus. Ich mache einen Schritt auf ihn zu, ignoriere den Regen, der auf mich herunterprasselt.

„Jetzt hör mir mal genau zu, Cem!“, sage ich scharf. „Ich weiß ja nicht, was bei dir alles schief gelaufen ist, ist mir auch egal! Aber ich habe mich weiterentwickelt, habe dazu gelernt und bin einigermaßen über die Sache hinweggekommen! Du hingegen tauchst hier auf, als wäre nie etwas gewesen! Du bedienst dich in meiner Küche, lässt dich in meinem Wohnzimmer nieder und tust so, als wären wir noch immer die besten Freunde! Mir reichts! Ich habe keinen Bock mehr auf dich!“

Jetzt stehen wir uns beide gegenüber. Pitschnass vom Regen, wie zwei vergessene Pudel und starren uns erneut an. Cem sagt nichts. Er hört nur zu und sieht mich an. Seine Hände sind in den Hosentaschen verschwunden und sein Blick wandert ab und zu wieder ins Haus zurück.

„Sag was dazu! Oder hast du nicht einmal mehr eine eigene Meinung?“, keife ich ihn ungehalten an.

„Du verletzt mich, wenn du so etwas sagst. Denk mal darüber nach. Auch wenn wir vielleicht nicht mehr die besten Freunde sind, ist es nicht schön zu hören, dass man endlich sterben soll. Du musst nicht immer wieder so scharf wiederholen, dass ich verschwinden soll und unsere Freundschaft nicht mehr besteht. Ich habe mich vielleicht nicht unbedingt richtig verhalten, ich weiß, aber ist das ein Grund, mir den Tod herbei zu wünschen?“

Ich muss schlucken. Eigentlich hat er ja recht, oder? Er gesteht sich seine Fehler ein, stimmt mir zu und ich behandle ihn wie den letzten Arsch. Aber das ist er für mich ja auch irgendwo. Ich lasse meinen Kopf hängen, weiche seinem Blick aus, der erneut auf mir liegt. Jetzt weiß ich nicht mehr was ich sagen soll. Ich will mich nicht entschuldigen. Er ist nicht der einzige der Recht hat.

Cem seufzt kurz auf, läuft dann an mir vorbei zurück ins Haus. Seine Hand streicht dabei kurz über meine Haare. Dafür hasse ich ihn noch mehr. Wenn er so etwas macht, wird mir komisch im Magen. Und ich weiß sehr wohl, was das bedeutet. Aber wirklich realisieren, oder annehmen, möchte ich diese Gefühle nicht.

Ich stehe noch immer draußen auf der Straße im Regen und wage es nicht, einen Schritt zu tun. Mein Gehirn läuft nicht mehr richtig. Alles ist durcheinander. Ich kann nicht mehr klar denken, wische mir über das nasse Gesicht und über meine Augen. Mir ist kalt und ich zittere schon am ganzen Körper. Warum bin ich nur so unfähig mich zu bewegen? Das ergibt doch eigentlich keinen Sinn, oder? Oder traue ich mich nur nicht ins Haus zu gehen, weil Cem dort ist? Aber raus werfen werde ich ihn heute nicht noch einmal. Morgen vielleicht, aber heute nicht.

„Komm rein, sonst erkältest du dich noch.“, höre ich ihn sagen und wende meinen Kopf. Er steht mit einem Handtuch in der Tür und lächelt mir schwach entgegen. Ich erwidere das Lächeln zwar nicht, gehe aber auf ihn zu. Schweigend nehme ich das Handtuch und verschwinde im Bad. Er schließt die Wohnungstür und folgt mir. Im Türrahmen bleibt er stehen, beobachtet mich dabei, wie ich mich abtrockne. Ich reagiere nicht darauf, lasse ihn stehen wo er ist. Soll er mich doch angaffen, wenn er nichts besseres zu tun hat.

„Deine Haare sind noch nass.“, sagt er, als ich das Handtuch weglege und kommt auf mich zu. Ich weiche unweigerlich einen Schritt zurück. Er hält in der Bewegung kurz inne, lächelt dann aber wieder und ergreift das Handtuch. Ich spüre seine starke Hand auf meinem Kopf und wie sie meine Haare trocken reibt. Sofort laufe ich rot an. Einfach schrecklich dieses Verhalten. Ich hasse mich dafür, dass ich immer so schnell rot werde. Vor allem in seiner Gegenwart.

Mein Herz klopft mir schon wieder bis zum Hals und ehe ich mich versehe habe ich seine Hand zurückgeschlagen und bin aus dem Badezimmer geflüchtet. Scheiße, scheiße, scheiße! Das darf einfach nicht schon wieder passieren. Er verletzt mich doch eh nur und lässt mich alleine.

Dieser blöde Regen! Der ist doch gerade Schuld an allem! Wenn es nicht regnen würde, dann wäre er gar nicht erst in mein Haus gekommen, dann hätte er mich gerade nicht auf diese warmherzige Art berührt! Wenn der Regen nicht wäre, dann wäre auch meine Stimmung nicht so im Keller.

Ich gehe in mein Zimmer und schließe die Tür hinter mir ab. Er soll mich bloß in Ruhe lassen. Meine Fragen beantwortet er ja eh nicht.

Ich werfe mich auf mein Bett und verstecke mein hochrotes Gesicht im Kissen. „Es ist alles nur ein Alptraum. Nicht mehr und nicht weniger. Bitte, lass es nur einen Traum sein!“, spreche zu mir selbst und schluchze leise auf. „Ich will nicht, dass er hier ist! Lass ihn wieder verschwinden! Er soll mich endlich in Frieden lassen!“ Zu wem rede ich eigentlich? Zu Gott? Bisher hat er noch nicht geholfen. Der Regen war auch ein totaler Reinfall, hörst du, du da oben? Das hat mir nicht geholfen!

Ausgerechnet jetzt fällt mir so ein ekelhaft poetischer Satz ein. Der Himmel weint, weil er einen Engel verloren hat. Soll Cem etwa dieser Engel sein? Wie kann man Cem und Engel in einem Satz verwenden? Cem ist die Brut des Teufels oder Satan höchstpersönlich! Nie und nimmer wäre Cem ein Engel!

Obwohl ich schlafen möchte, schaffe ich es nicht. Meine Gedanken wandern immer wieder zu ihm und der Regen prasselt noch immer auf mein Fenster. „Bitte, lass mich aufwachen. Ich will doch nur, dass alles vorbei ist. Für immer. Nicht nur für ein paar Jahre, Monate, Wochen oder Tage. Bitte!“ Ich flüster es nur, denn mehr bringe ich nicht heraus. Nach einer Weile seufze ich auf, stemme mich hoch und strecke mich. Ich kann einfach nicht einschlafen. Na ja, was soll's.

Ich schleiche leise aus meinem Zimmer und schaue um die Ecke. Cem sitzt auf der Couch und starrt auf den Fernseher. Eigentlich nichts besonderes, wenn der Fernseher an wäre. Aber das ist er nicht. Der Bildschirm ist schwarz und sein Gesicht spiegelt sich darin. Ich beobachte ihn einen Moment. Er sieht so abwesend aus und trotzdem verletzt. Irgendwie ein trauriger Anblick.

„Hey..“, sage ich krächzend und gehe auf ihn zu. Er dreht sich um und sieht mich ertappt an. „Hey..“, antwortet er. Dann schweigen wir wieder. Ob wir überhaupt noch mal ein normales Gespräch führen werden? Wir wissen beide nicht, was wir sagen sollen.

„Sorry wegen vorhin.“ Ich ringe mich dazu durch, mich bei ihm zu entschuldigen und sehe ihn dabei sogar an. Er nickt nur. „Schon in Ordnung.“

Mit diesem Jungen kann man gar kein richtiges Gespräch anfangen scheint mir. Wie soll ich denn von jetzt auf gleich ein Thema aus meinen Fingern saugen? „Warum sitzt du hier?“

„Ich habe nachgedacht.“ Wieder nur so eine knappe Antwort. Warum? Kann er nicht ein wenig mehr erzählen? Muss man ihm alles aus der Nase ziehen?

„Worüber?“, hacke ich also nach.

„Über die letzten vier Jahre.“

„Was ist passiert?“, frage ich langsam leicht genervt. Er starrt auf seine Finger, spielt mit ihnen am Ende seines Hemdsaumes herum. Dann kratzt er sich im Nacken, scheint zu überlegen. „Warum hast du gefragt, wie ich den Unfall überlebt habe? Du bist schließlich auch noch hier, richtig?“

Ich spanne mich an und sehe nun ebenfalls auf den Fernseher. Ich kann uns beide sehen, wie wir verspannt auf dem Sofa sitzen, als wären wir Fremde untereinander. Er hat ja recht. Ich habe auch überlebt und ich frage mich wieso. Wieso ausgerechnet ich?

„Es war knapp. Sie haben mich spät gefunden. Erst am Abend. Ich war eigentlich schon so gut wie tot, aber irgendetwas hat mich wohl doch noch hier gehalten.“ Er lacht kurz auf, verstummt dann wieder. Er atmet ruhig ein und aus, ich kann es hören. Mein Herz beginnt wieder schneller zu schlagen. Es ist so laut. Hoffentlich merkt er das nicht.

„Jedenfalls haben sie mich sofort auf die Intensivstation im Krankenhaus gebracht. Ich wurde operiert und so gut wie möglich wieder aufgepäppelt. Aber irgendetwas lief wohl schief. Ich habe daraufhin eine Woche lang geschlafen, ohne aufzuwachen. Die Ärzte haben gedacht, ich liege schon längst im Koma und würde vor mich hinsterben. Aber als ich meine Augen aufgemacht habe, war plötzliche Unruhe. Ich wurde oft untersucht und es wurde hinter meinen Rücken über mich getuschelt. Irgendwann kam er Arzt dann auf mich zu und meinte, ich müsse erneut operiert werden. Ich hätte wohl akutisches Nierenversagen. Ich war geschockt und fragte wieso ich plötzliches Nierenversagen hatte. Ok, war eine doofe Frage. Man kann schnell Nierenversagen bekommen, vor allem bei Unfällen. Also wurde ich auf die Warteliste gestellt und dachte schon jetzt geht es wirklich zu Ende mit mir. Aber plötzlich wurde mir gesagt, ich würde jetzt sofort operiert werden. Ich hatte Schiss. Wirklich. Aber ich habs ja überlebt, wie man sehen kann. Und jetzt geht es mir wieder prächtig. Meine Medikamente wurden abgesetzt und die Nierendurchblutung optimiert.

Warum ich fast volle vier Jahre im Krankenhaus war ist einfach zu erklären. Nach dem akutischen Nierenversagen kamen immer mehr Krankheiten hinzu. Woher wussten die Ärzte ja selber nicht. Sie meinten ich wäre ein Wunder der Medizin, dass ich sofort, wenn eine Krankheit bestritten war, eine neue bekam. Ich fand es nicht sehr amüsant jeden Tag mit dem Tod ringen zu müssen. Aber letztendlich wurde ich dann doch entlassen.“

Ich höre genau zu, was er erzählt. Ihm ging es also in den vier Jahren auch nicht besser als mir und trotzdem ist das erste, was er macht zu mir zu kommen? Ich verstehe diesen Jungen nicht. Er hätte nicht herkommen sollen, auch wenn ein kleiner Teil von mir sich freut ihn zu sehen. Aber der Teil, der ihn einfach verachtet und verwünscht überwiegt inzwischen bei Weitem.

„Warum hast du nicht einmal angerufen?“, frage ich ihn mit zittriger Stimme. „Du hättest dich trotz der Krankheiten telefonisch melden können! Man, ich wäre sofort gesprungen und zu dir gelaufen!“ Und wieder gebe ich ihm die Schuld und beschimpfe ihn. Ich kann nicht anders. Ich schüttel den Kopf und sehe ihn dann verletzt an. „Außer du wolltest keinen Kontakt mit mir haben.“, flüstere ich leise und schlucke.

„Ich wollte nicht, dass du mich so siehst. An den Schläuchen, so schwach. Das hätte mein Ego gar nicht ausgehalten.“ Er grinst entschuldigend, greift nach dem Glas auf dem kleinen Couchtisch vor uns und trinkt einen Schluck. Er bietet es mir an, aber ich schiebe seine Hand bei Seite.

„Du bist so ein egoistischer Arsch! Du denkst nie an die Gefühle anderer! Du denkst nicht an meine Gefühle! Du trittst rauf, läufst rüber und ziehst sie einmal durch den Schlamm!“ Ich habe meine Hände zu Fäusten geballt und schlage nun auf ihn ein. Nicht dolle, sondern zittrig. Ich spüre einen fetten Kloß in meinem Hals und nun kann ich auch die Tränen nicht mehr zurück halten.

Jetzt heule ich mit dem Himmel um die Wette, gebe Cem die Schuld für alles.

Er hebt schützend die Hände und greift nach meinen Handgelenken. Ich lasse meinen Kopf hängen und möchte nicht, dass er mir ins Gesicht sieht. „Hey...Adrian! Adrian hör auf! Beruhige dich!“ Cems Stimme dringt nicht zu mir vor. Sie ist irgendwie so weit weg, als wäre er nicht vor mir, sondern weit entfernt. Dann spüre ich seine kräftigen Arme um meinen Rücken und seine Wärme an meinem Körper. Ich laufe wieder rot an, als ich merke, dass er mich in den Arm genommen hat und mir durch die Haare streicht.

„Ssht...reg dich bitte nicht so auf. Es tut mir leid. Ich werde mich auch besser. Aber wein doch bitte nicht, ok?“ Ich kann nichts sagen. Ich bin erstaunt über den plötzlichen Sinneswandel von Cem. Was ist passiert, dass er auf einmal so nett zu mir ist? Obwohl...er war ja die ganze Zeit nett, ich war ruppig,nicht? Ich weiß nicht, wie ich jetzt reagieren soll, löse mich aus der Umarmung und wische mir über mein Gesicht. Und jetzt?

Vielleicht sollte ich erst mal ins Bad gehen mir mein Gesicht waschen. Meine Schminke ist bestimmt verwischt und ich sehe aus wie ein Monster. Cem sieht mich an und beißt sich auf die Lippen. Was ist denn jetzt los? Aber da ist meine Frage schon geklärt und er fängt an zu lachen. „Wie du aussiehst. Einfach göttlich!“, sagt er kichernd und bekommt sich fast gar nicht mehr ein. Ich sehe ihn mal wieder verdattert an, verziehe mein Gesicht und stehe auf. Schön, soll er sich halt über mich lustig machen. „Danke.“, murre ich und verkrümel mich ins Bad.

„Sei doch nicht gleich so bockig! Was zickst du denn jetzt hier rum? Ich habe doch nichts falsches gesagt!“, ruft er mir hinter her, aber ich ignoriere es. Ich bin nicht zickig!

Schnell sehe ich mich im Spiegel an. Wow, ich sehe echt scheiße aus. Meine schwarze Schminke hinterlässt auf meinen Wangen lange Spuren und meine Augen sind leicht gerötet. Ich nehme einen Lappen zur Hand und wasche kurz mein Gesicht. Zum erneuten Schminken habe ich jetzt keine Lust. Ich lasse den Lappen sinken und starre meinem Spiegelbild entgegen. Noch immer sehe ich ihn und nicht mich. Warum? Inzwischen ist er doch wieder da, da kann ich doch auch wieder mich selber ansehen, oder nicht? Nein. Kann ich nicht. Ich bin er. Also nicht ganz. Ich sehe nur aus wie er. Aber jetzt möchte ich es nicht mehr. Ich will wieder anders aussehen. Vielleicht sollte ich Evan einfach mal fragen, ob er meine Haare neu frisiert.

Er kann so was. Er ist schließlich der beste Bruder den es gibt. Und bevor ihr jetzt etwas falsches denkt, nein ich habe keinen Bruderkomplex! Ich bewundere ihn nur sehr. Das ist alles.

Ich trockne mein Gesicht ab und atme einmal tief ein, bevor ich ins Wohnzimmer zurückkehre. Da es schon Abend ist und Cem sich nicht meldet, was das Essen angeht, sage ich: „Also ich gehe jetzt schlafen. Was du machst ist mir eigentlich ziemlich egal.“

Er nickt. „Dann gehe ich auch ins Zimmer. Wo kann ich schlafen?“ Ich überlege kurz. So lange mein Bruder noch nicht wieder zurück ist, kann er wohl bei ihm im Zimmer schlafen. Wir haben ja dummer Weise kein Gästezimmer. Warum ist mir auch ein Rätsel. Aber wo soll er danach schlafen? Die Couch ist eine Sitzcouch und nicht zum schlafen gedacht. Bleibt ja nur noch...

„Du kannst fürs erste in Evans Zimmer schlafen. Danach sehen wir weiter, wenn der Sturm sich nicht legt und du nicht nach Hause kannst.“ Er nickt erneut und steht auf. „Gut..“

Ich begleite ihn noch in Evans Zimmer. Er schaut sich um und stellt fest, dass es sich doch ganz schön geändert hat. War ja auch mal das Schlafzimmer unserer Eltern.

„Wenn du Sachen brauchst, dann kannst du dich auch an seinem Schrank bedienen, denke ich. Also dann...“ Ich bin dabei zu gehen, als Cem mich am Arm zurückhält. Er lächelt mich an und haucht mir kurz ins Ohr. „Gute Nacht~“ Ich laufe rot an, reiße mich von ihm los und verschwinde so schnell es geht. Er bleibt nur grinsend stehen und schaut mir hinterher.

Was zum Teufel war das? Wieso macht er so etwas? Findet er es lustig, mit mir zu spielen? In meinem Zimmer angekommen werfe ich mich komplett mit meinen Sachen auf mein Bett. Ich bin zu müde, um sie mir auszuziehen. Und zu faul! In Gedanken läuft noch einmal der komplette Tag vor mir ab. Erst mein Wutausbruch, weil Cem ja eigentlich tot sein sollte und dann sein plötzlicher Besuch, der einfach nicht ins Bild passt. Und warum er hier ist weiß ich auch nicht. Er hat gesagt, er wollte mich sehen. Aber ist das wirklich der Grund? Es gibt so viele offene Fragen.

Außerdem hat er sich ja vier Jahre lang nicht gemeldet! Ich konnte mich nicht melden. Und ich hatte genau so wie er zu kämpfen! Mit meiner zerstörten Familie, meinem Leben und meinen Schuldgefühlen. Aber das schlimme dabei ist, dass dieser Hass auf ihn noch immer nicht verschwunden ist, sondern sich so langsam wieder in Liebe verwandelt. Hass und Liebe liegen einfach zu dicht beieinander.

Impressum

Texte: S. Wendler
Bildmaterialien: Google
Lektorat: Sandra
Tag der Veröffentlichung: 12.07.2012

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