Cover

Info (wichtig! 12. Juli 12)


Diese Story geht zur Zeit nicht weiter!

The first Step


Als ich aufwache, fällt es mir schwer mich zu bewegen. Ich blinzel heftig, um mich an das kalte und helle Licht gewöhnen zu können. Langsam drehe ich meinen Kopf. Ich höre ein ständiges Piepen und ein Rauschen geht durch meine Ohren. Meine Arme kann ich nicht bewegen. Ich verstehe nicht wieso, aber ich spüre nichts mehr von meinem Körper. Leicht erschrocken sehe ich an mir herunter. Ich bin wie aus Blei, aber meine Arme sind schlaff. Da sehe ich, wie die Tür geöffnet wird. Die Stimmen sind gedämpft. Das Rauschen in meinen Ohren zu laut, um etwas verstehen zu können. Sie beugen sich über mich und sehen mich an. Ein Arzt im weißen Kittel leuchtet mir ins Auge. Es ist mir unangenehm, aber ich kann nichts sagen. Als hätte ich es verlernt, zu sprechen. Was war überhaupt passiert?

"Kannst du uns hören? Hey..wenn du uns verstehst, blinzel zwei mal." Ich sehe sie verwirrt an, blinzel aber. "Hast du noch Verwandte?" Ich weiß nicht was ich machen soll, wenn ich nein sagen will, also blinzel ich diesmal nur einmal. "Das dachte ich mir schon.", murmelt der Arzt und wendet sich wieder an die Schwestern. Ich merke, wie meine Lieder wieder schwer werden und ich langsam einschlafe.

Als meine Augen sich das nächste mal öffnen, bin ich in einem anderen Zimmer untergebracht. Ich will mich auftstützen, habe vergessen, dass es nicht geht. Ich gebe den Versuch auf und Tränen steigen mir in die Augen. Warum kann ich mich nicht mehr bewegen? Warum fühle ich nichts? Ich will wissen, was passiert ist! Aber mein Gehirn scheint wie taub zu sein. Ich erinnere mich an nichts. Nicht an ein Geschehen. Wer bin ich überhaupt? "Wer...?", frage ich leise und höre eine Stimme dicht neben mir. "Bist du aufgewacht? Wie geht es dir? Brauchst du etwas? Wasser?" Mein Kopf dreht sich wie mechanisch und ich blicke in dunkle Augen. Meine Stimme ist mir wieder entflohen und ich blinzel einmal. Der Mann vor mir, scheint nicht sehr viel älter als ich zu sein. Vielleicht 20 Jahre. Älter nicht. "Aber Wasser wird dir gut tun.", meint er und lächelt leicht. Er steht kurz auf und geht in einen anliegenden Raum. Dann kommt er mit einem gefüllten Glas wieder zurück. Seine warme Hand streicht kurz über meine Haare, dann hebt er meinen Kopf leicht und in meinem Nacken durchzuckt mich ein Schmerz. Ich spüre das kalte Glas an meinen Lippen und trinke ein paar Schlucke, wende meinen Kopf dann mit Mühen ab. Der Mann stellt das Glas neben mein Bett und lässt meinen Kopf ins Kissen zurücksinken.

"Was-?", krächze ich und sehe ihn misstrauisch an. Einen ganzen Satz kann ich noch nicht sagen, da mir das Sprechen so unnatürlich vorkommt. Ich habe Angst vor mir selbst, vor meinem Körper, vor der Antwort. Aber der Mann scheint mir auch nicht antworten zu wollen.

"Ich habe mich ja noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Brian Kirk. Ich bin dein Krankenpfleger. Du heißt Jacob. Jacob Lake, richtig?" Ich blicke den Mann unsicher an, meine dann leise: "Ja." und schlucke schwer. Mein Hals kratzt und ich sehe auf das Wasserglas. Eigentlich habe ich überhaupt keinen Durst, aber was sein muss, muss sein. Brian folgt meinem Blick und nimmt das Glas erneut. "Erst keinen Durst haben und jetzt jede Minute etwas trinken, was?", sagt er kichernd und ich sehe ihn genervt an. Was macht der eigentlich hier? "Was...willst du von mir?", bringe ich mühsam hervor. Brian sieht mich an, öffnet den Mund, um etwas zu sagen und schließt ihn wieder. "Wieso kann ich mich nicht bewegen? Was ist passiert?" Langsam werde ich wieder Herr meiner Stimme und Brian schaut bedrückt weg.

"Ich bin hier, um dich zu pflegen und um auf dich aufzupassen. Du..kannst dich nicht mehr bewegen, weil du einen Unfall hattest." Er scheint Mühe damit zu haben, mit der Sprache heraus zu rücken. Ich sehe ihn stumm an. "Du meinst.." Der Kloß in meinem Hals wird größer. Meine Angst wird von reiner Trauer überschwemmt und ohne dass ich es will, rollen Tränen über meine Wangen. "Nein! Das glaube ich dir nicht! Du lügst doch!" Ich will meine Arme heben und ihn schütteln. Ich will meine verdammten Finger dazu bringen, sich zu bewegen! Aber es funktioniert nicht. Egal wie sehr ich es auch versuche. Hilflos liege ich in dem großen fremden Bett und heule. Brian wischt mit einer Hand über meine Wangen und mir somit auch die Tränen aus dem Gesicht. "Du lügst..", flüster ich und Brian hält meine Hand fest. "Hör auf es zu versuchen. Damit strengst du dich nur unnütz an."

Seine Worte klingen hart in meinen Ohren und ich sehe in abwertend an. "Fass mich nicht an!", schluchze ich leise, aber bedrohlich. Aber wovor sollte Brian schon Angst haben? Vor einem Mann, der sich nicht bewegen kann und heult? Ganz sicher nicht. "Ich werde mich bald wieder bewegen können! Und dann werde ich dir als erstes eine reinhauen!", schimpfe ich und unterdrücke meine Trauer, lasse die Wut über mich kommen. "Wieso? Wieso ich?! Was habe ich getan? Warum werde ich bestraft?" Ich schreie ihn an, als wäre es seine Schuld. Aber Brian sieht mich nur ruhig an und streicht meine Hand. Ich fühle es nicht. Das macht mich umso rasender und die Tränen kommen wieder. Schnell beiße ich mir auf die Lippen und versuche sie zu unterdrücken. "Warum?", frage ich erneut leiser und lasse es zu, dass Brians Hand mir beruhigend über den Kopf streicht.

"Ich weiß es nicht.", gibt er zu und seufzt. "Es ist keine Bestrafung. Du hast nichts getan. Es war ein Unfall und der andere Fahrer war Schuld. Es war knapp..."

"Ich bin also fast gestorben?", frage ich heiser und schließe die Augen. Ich versuche erneut mich daran zu erinnern, aber es will einfach nicht wieder kommen. "Was ist geschehen?" Brian schüttelt leicht den Kopf. "Ich kann dir nichts genaueres sagen. Nur, was mir überliefert wurde. Erinnerst du dich an deinen Nachhauseweg von der Schule? Du bist über eine Ampel gefahren. Du hattest grün und warst mit einem Motorrad unterwegs. Aber dann kam ein LKW auf dich zu gefahren... Weißt du es noch?"

Bei Brians Erzählungen sehe ich die Scheinwerfer wieder vor meinen Augen. Das Auto, wie es auf mich zufährt und von einem Moment auf den anderen alles dunkel wird. "Hey! Jacob.", meinte Brian, aber seine Stimme dringt nicht richtig an mein Ohr. Langsam schüttel ich meinen Kopf, so gut es geht und sehe ihn erschrocken an. "J-ja. Ich erinnere mich...leicht." Brian streicht mir erneut sanft über den Kopf. "Vielleicht ist es besser, wenn du dich noch nicht an alles erinnerst." "Aber, wieso..bin ich..also...mein Körper.." Ich kann es noch nicht aussprechen. Ich will es nicht wahr haben! Mein Verstand sagt mir, dass es unsinnig ist, es zu verleugnen, aber ich will es so.

"Du wurdest im Genick verletzt. Der Krankenwagen kam noch gerade rechtzeitig. Du hattest schon längst dein Bewusstsein verloren." Brian sieht mich forschend an.

"Wann kann ich nach Hause?", frage ich ernst und sehe Brian wieder an. "Schon Morgen. Aber..nicht alleine.", fügt er hinzu. "Ich werde mitkommen. Du kannst nicht mehr alleine für dich sorgen. Ich werde dir helfen." Brians Aussage hört sich so kalt an. Als würde er es nicht wollen. Als würde er seine Ruhe haben wollen. Ich schüttel den Kopf. "Ich kann sehr wohl für mich sorgen. Ich wohne seit einem Jahr alleine." Brian nickt. "Ja, aber da warst du auch noch gesund. Du kannst dich nicht mehr bewegen. Sieh es ein! Du bist nun mal auf mich angewiesen."

"Was soll ich mit einem wie dir?! Wenn du keinen Bock darauf hast, dann lass mich in Ruhe!", keife ich ungehalten zurück. Erst ist Brian so nett und jetzt plötzlich ist er wie eine Furie? Nein danke! "Was ist dein Problem? Was geht dich mein Leben an?!", frage ich ihn nun etwas lauter und meine Augen funkeln zornig. "Nichts! Von mir aus kann ich auch gleich gehen! Ich muss mich wirklich nicht um dich kümmern, aber dann sieh zu, wie du klar kommst!" Brian steht auf und nimmt seine Jacke. Er geht auf die Tür zu, sieht mich noch einmal an und öffnet die Tür.

"Warte!", rufe ich dann doch. "Sorry. Ich glaube..ich will es einfach nicht verstehen. Also, ich weiß es, aber ich ..." Brian seufzt auf, macht die Tür wieder zu und setzt sich erneut neben das Bett. "Ich weiß. Ich habe mich falsch verhalten. Eigentlich ist es mir als Krankenpfleger untersagt, meine Patienten derartig zu behandeln. Tut mir Leid." Er lächelt und ich nicke kurz. "Werde ich..mich irgendwann wieder bewegen können?", frage ich leise und sehe ihn an. Meine Hoffnung auf eine gute Antwort liegt gleich bei Null. Meine Hoffnung auf ein normales Leben liegt bei Null! Generell meine Hoffnung auf irgendetwas positives...liegt bei Null.

Brian sieht mich schweigend an. "Jacob...", sagt er und ich spüre, wie ich blasser werde. "Jacob..ich wünschte ich könnte ja sagen." Ich wende meinen Kopf zum Fenster und starre hinaus in den blauen Himmel. Ich kann nichts sagen, weiß auch nicht was. "Aber das heißt nicht, dass du kein schönes Leben haben kannst." Ich lächel ironisch. "Schön? Was soll schön an einem Leben sein, wenn man es nicht selber bestimmen kann? Wenn man nicht machen kann, was man will? Wenn man auf andere angewiesen ist? Nicht mehr alleine essen, oder trinken kann?" Ich lache verbittert. "Dann wäre ich lieber tot!"

"Sag so was nicht! Sonst passiert es noch wirklich. Und das wäre schade." Brian hat seine Hand auf mein Handgelenk gelegt und sich etwas zu mir gebeugt.

Ich sehe ihn an und will mit den Schultern zucken. Aber es geht ja nicht. "Und? Niemand würde mich vemissen. Ich habe niemanden mehr. Keine Freunde, keine Familie!" Brian sieht mich geschockt an. "Aber...mich würde es stören!", sagt er und ich sehe ihn skeptisch an. "Wieso? Du kennst mich nicht."

"Das hat nichts damit zu tun, ob ich dich kenne, oder nicht. Ich habe es schon einmal gesehen, wie jemand gestorben ist. Genau vor meinen Augen. Es ist immer wieder unerträglich für mich. Das ist das schlimme an diesem Job. Aber das gute ist eben, dass man Leute ebenfalls retten kann. Und ich werde dich retten!" Überrascht ziehe ich eine Augenbraue hoch. "Du willst mich retten? Vor was? Ich bin Querschnittsgelähmt!" Meine Stimme erstickt. Ich habe es gesagt. Das heißt, ich habe es eingesehen. Aber das will ich doch gar nicht! Nein, ich bin es nicht! Ich werde bald wieder laufen, ich werde mich wieder bewegen! Meine Augen werden wieder feucht und erneut fallen die Tränen. Schluchzend sehe ich weg. Es ist mir unangenehm, dass ich heule. Ich bin 18 Jahre alt, sollte ich mich da nicht zusammenreißen können? "Bitte hör auf zu weinen..", sagt Brian leise und zieht mein Gesicht zu sich. "Wir fahren morgen erstmal nach Hause und dann sehen wir weiter. Das wird schon. Vertrau mir." Er streicht mir über mein Gesicht und ich zwinge mich zu einem Lächeln. "Ich soll einem fremden Mann vertrauen, weil er sagt, dass er mir hilft?" Leise lache ich. Leicht ironisch, aber auch freundlich. "Ich werde es versuchen." Brian setzt sich zurück auf den Stuhl und nimmt das Glas. "Trink noch etwas. Das ist wichtig."

Vorsichtig schiebt er seine Hand unter meinen Kopf. "Danke..", sage ich leise und trinke erneut. Ich trinke es aus und Brian steht auf, um neues Wasser zu holen. "Brauchst du nicht. Ich bin müde." "Dann schlaf noch ein wenig. Morgen ist auch noch ein Tag." Ich nicke leicht und drehe meinen Kopf zur Seite. Früher habe ich immer auf der Seite geschlafen, nun muss ich mich daran gewöhnen auf dem Rücken zu liegen. Das fällt mir allerdings nicht schwer. Wieso auch? Er ist schließlich, wie auch der Rest meines Körpers, taub.

Am nächsten Morgen werde ich von den Sonnenstrahlen und den Vögeln geweckt. Man könnte meinen, es ist ein schöner Tag. So friedlich und warm. Aber ich wache mit einem Grummeln auf. Als ich meine Augen öffne, sehe ich, dass Brian halb auf meinem bett liegt und eingeschlafen ist. Er scheint die ganze Nacht auf dem Stuhl gehockt zu haben. Ich lächel und überlege ihn zu wecken. Da knurrt auch schon mein Magen, zum Einverständnis. "Brian..", sage ich und sehe ihn an. Er rührt sich nicht und ich räusper mich. "Brian.", sage ich erneut, nur etwas lauter. Brian murmelt leise etwas im Schlaf, reagiert aber nicht auf meine Stimme. Mein Magen gibt auch keine Ruhe und ich seufze auf. "Brian, ich hab Hunger!" Endlich bewegt Brian sich langsam und richtet sich müde auf. "Schon morgen?"

"Ich habe Hunger!", sage ich noch einmal und beharre darauf, jetzt etwas zu Essen zu bekommen. Wenn er sich schon um mich kümmern will, dann richtig. "Ach so. Sorry. Warte, ich hole dir sofort was." Brian steht auf, streckt sich und läuft aus der Tür raus. Nach einiger Zeit kommt er mit einem Tablett auf den Händen zurück und schließt mühsam die Tür hinter sich. "Ich hoffe, du isst gerne Marmelade? Wenn nicht, haben wir auch noch Käse." Er stellt das Tablett vor mir ab und ich starre auf das aufgeschnittene Brötchen. Mein Blick wandert über das Essen und beim Kaffee bleibt er hängen.

"Trinkst du keinen Kaffee? Wir haben auch Orangensaft.", fragt mich Brian. Ich sehe ihn an und schüttel den Kopf. "Ich trinke gerne Kaffee, aber.." Ich sehe wieder auf meine Arme. Brian versteht natürlich sofort und lächelt leicht. "Hey... Nur weil du deine Arme nicht heben kannst, heißt das nicht, dass du keinen Kaffee mehr trinken kannst." Er zwinkert mir zu und nimmt die Tasse in die Hand. "Könnte aber noch heiß sein." Er setzt die Tasse an meinen Mund und ich puste. Allein schon der Geruch macht mich durstig und ich trinke die Tasse auf Ex.

"Käse.", sage ich dann und sehe Brian an. Er nickt freundlich und belegt mir das Brot. "Irgendwie ist das doch demütigend, von einem Mann gefüttert zu werden.", nuschel ich und beiße von dem Brot ab.

"Du bist nicht der Erste, der das sagt. Aber sieh es mal so...es ist besser als verhungern zu müssen."

Ich nicke stumm und esse weiter. "Wann fahren wir heute los?", frage ich und schaue aus dem Fenster. Der Himmel ist blau und nicht eine Wolke ist zu sehen. Die Sonne lacht mir entgegen und einige Vögel fliegen vorbei. Eigentlich der schönste Sommertag, den es seit lange mal wieder gibt.

Ich seufze auf und wende mich wieder an Brian.

"Ich denke, so bald du dich fit genug fühlst und fertig umgezogen bist." Ich starre ihn an und lasse einmal die Szene durch meinen Kopf wandern. Das mit dem Umziehen habe ich völlig vergessen und ich laufe erstmal rot an. Schnell schaue ich nach unten auf die Decke, damit man die Röte nicht unbedingt sieht. "V-verstehe."

Brian fängt an zu lachen und ich sehe ihn genervt an. "Was denn? Ist es nicht normal, dass einem das unangenehm ist?" "Ach was. Wir sind doch beide Kerle. Mach dir keine Sorgen. Es ist nicht das erste Mal, dass ich so etwas mache." Ich sehe ihn verdattert an. Bin ich hier an einen perversen Arzt geraten, der sich an seinen Patienten vergreift? Meine Augenbrauen ziehen sich zusammen. "Ich hoffe du meinst das auf eine andere Art und Weise, als mir grade durch den Kopf geht?", frage ich ihn misstrauisch und er sieht mich überrascht an.

"Ich meinte lediglich, dass du nicht der erste Querschnittsgelähmte bist, den ich pflege. Ich hatte schon mal einen." "Warum hast du den Patienten gewechselt?" Brian schaut mich nicht an, als er antwortet, sondern sieht an mir vorbei. "Ich habe nicht freiwillig gewechselt Aber mein anderer Patient hat sich das Leben genommen. Du musst wissen, dass seine Arme noch voll funktionsfähig waren." Ich schlucke und möchte etwas Aufmunterndes sagen, aber ich weiß nicht was. Scheinbar ist es aber auch nicht nötig, denn kurz darauf sieht Brian mich schon wieder fröhlich an. "So, sollen wir dann anfangen?", fragt er und zwinkert mir zu. Ich nicke leicht und er steht auf, um sich über mich zu beugen. Er schlägt die Decke zurück und da bemerke ich erst, dass ich nur einen merkwürdigen Krankenhauskittel trage, der einem Nachthemd gleicht.

"Habe ich hier überhaupt Klamotten?", frage ich und betrachte den Fummel an mir. "Ja ich habe dir welche von mir mitgebracht. Die müssten dir eigentlich passen. Sind etwas älter, also dürften sie nicht allzu groß sein." Ich will nicht weiter über das Geschehen nachdenken, sondern schaue einfach aus dem Fenster und lasse Brian machen. Was anderes kann ich eh nicht tun. Ich merke es nicht einmal, wie er mir die Boxershorts und die Hose anzieht. Erst, als er mir das komische Nachthemd über den Kopf ziehen will sehe ich ihn wieder an. "Ich bin gleich fertig, keine Sorge.", meint er lächelnd und zieht mir das andere Shirt über. Er nimmt erst meinen rechten, dann meinen linken Arm und schiebt sie durch die Ärmel hindurch. Es ist mir immernoch unangenehm, aber das wichtigste Stück hat er ja bereits gesehen. Bei dem Gedanken laufe ich sofort wieder rot an.

"Fertig.", sagt Brian stolz und lässt sich kurz zurück in den Stuhl sinken. "Eine Schwester wird dir gleich den Rollstuhl bringen.", sagt er und da geht auch schon die Tür auf.

"Oh danke, dass ging wirklich schnell." Er geht der Schwester entgegen und nimmt ihr den Rollstuhl ab. "Jetzt kommt der schwierige Teil.", gibt er zu und legt meinen Arm um seine Schulter. Er stützt mich und versucht langsam und vorsichtig meinen leblosen Körper auf den Rollstuhl zu tragen. Ich würde ihm gerne helfen, irgendwie. Er muss sich hier so abmühen und ich kann nicht einmal den kleinen Finger rühren. "Sorry.", murmel ich, als ich letztendlich doch im Rollstuhl sitze. Brian sieht mich nur wieder lächelnd an. "Ist doch kein Problem." Er schiebt mich Richtung Tür und ich frage: "Habe ich hier eigentlich keine Sachen gehabt? Schlüssel oder so?"

"Doch schon, aber die habe ich schon in meiner Tasche." Ich nicke nur und wir fahren Richtung Ausgang. Brian meldet mich ab und schon sind wir aus dem weißen, kalten Gebäde raus. "Wir können mein Auto nehmen.", sagt er und steuert einen blauen Wagen an. Erneut muss er mich hochziehen und mich in das Auto setzten. Dann klappt er den Rollstuhl zusammen, verfrachtet ihn im Kofferraum und steigt ein. "Jetzt brauche ich nur eben deine Adresse." Ich sage ihm meine Straße und die Hausnummer und er schnallt mich währenddessen an. Dann fahren wir los, auf den Weg nach Hause. Der erste Schritt ist getan.

Impressum

Texte: S. Wendler
Bildmaterialien: Google
Lektorat: S. Wendler
Tag der Veröffentlichung: 12.07.2012

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /