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Karate-Kitty & die Rich-Kids

"Dich kriegen wir auch noch!", schrie das Mädchen aus dem vorbeifahrenden Mercedes-Cabrio, und warf eine Dose Cola auf Karate-Kitty, die einen Einkaufswagen mit ihren wenigen verbliebenen Besitztümern vor sich herschob.

Dann raste das Auto davon.

Das Mädchen schien Übung zu haben, denn die offene Dose traf Karate-Kitty am Bauch. Die Cola besudelte ihr T-Shirt, das sie erst vor drei Tagen im Waschsalon gewaschen hatte.

Scheiße, das Geld für den Waschsalon war absoluter Luxus, den sie sich vom Mund abgespart hatte. Sie ging in den nahegelegenen Park, um sich ersteinmal von dem Schock zu erholen, um wieder runterzukommen.

 Karate-Kitty war nicht immer obdachlos gewesen, sie hatte vor langer Zeit ein bürgerliches Leben geführt, bis zu dem Tag, an dem ihr Sohn von einem betrunkenen Raser angefahren wurde, und starb.

Der Täter hatte Fahrerflucht begangen, und war nie gefasst worden.

Es hatte sie aber aus der Bahn geworfen: erst hatte sie ihren Job als Lehrerin -, dann ihre Wohnung verloren.

Um sich in ihrem harten Leben auf der Straße behaupten zu können, hatte sie oft erzählt, dass sie Karate könne, was in Wirklichkeit gar nicht stimmte, sie konnte nur wenige Griffe. Zumindest hieß sie seit dem überall nur noch Karate-Kitty.

 Weil sie in Beverly Hills meist ganz gutes Essen in den Mülltonnen fand, trieb sie sich am liebsten hier herum.

Wenn nur dieser Haufen asozialer, reicher Teenager nicht wäre, der sie seit einiger Zeit tyrannisierte. Die hatten Freude daran, ihr, einem Menschen in Not, das Leben noch schwerer zu machen. Hoffentlich würde bald mal etwas geschehen, dass dieser Spuk ein Ende haben würde.

 

Einige Wochen zuvor:

 

Kimberly Dellever, von Beruf Industriellen-Tochter, war alleine zu Hause. Ihre Eltern waren auf irgendeinem Empfang, wie so oft in letzter Zeit. Sie war eigentlich an diesem Abend mit ihrer Clique verabredet, wegen gegenseitiger Zickereien und Streitigkeiten hatte sie aber doch keine Lust, und hatte spontan entschieden zu Hause zu bleiben.

Die gigantisch große Villa in Bel Air, dem Stadtteil der Mega-Reichen von Los Angeles war an diesem Abend verweist, sie war vollkommen alleine, weil die Hausangestellten auswärts wohnten, und längst zu Hause waren. Sie betrat die Poolhalle, und schaltete die Beleuchtung in der  Dämmer-Licht-Einstellung an, so war es gemütlicher. Sie ging in den Duschraum, und genoss das prasselnde Wasser der Regendusche, ging dann in die Schwimmhalle, und sprang in den Pool.

Sie schwamm ihre Bahnen, als plötzlich auf dem Sicherheitsmonitor ein Licht aufleuchtete. Wie ärgerlich, hatte sicher wieder eine streunende Katze eine der Lichtschranken durchkreuzt, und so einen Alarm ausgelöst.

Und dabei hatte sie sich gerade erst dazu aufgerafft ihr Schwimmprogramm durchzuziehen,  um so schlank zu bleiben wie sie war.

Doch wenn sie jetzt den Alarm nicht ausschaltete, würde in spätestens einer Viertel-Stunde der Sicherheitsdienst auf der Matte stehn, und ihren gemütlichen Abend stören. Missmutig stieg sie aus dem Becken, ging zu einer Liege, und nahm ein Handtuch. Sie rubbelte sich ab, und hüllte sich danach in ihren flauschigen Bademantel.

Sie verließ die Schwimmhalle, und ging den marmorbelegten Gang entlang, der zum Küchentrakt führte.

Sie kam in der Küche an, und kontrollierte die Monitore, die alle Bereiche der Villa und des Grundstücks abdeckten: es war nichts zu sehen, also war es wahrscheinlich wiedermal nur die nervige Nachbarskatze.

Sie ging zur Tastatur des Security-Systems, das unter anderem von der Küche aus bedient werden konnte, und schaltete den Alarm aus.

Um sich dafür zu belohnen , dass sie den Sicherheitsdienst somit für diesen Abend los war, ging sie an den riesigen Kühlschrank, um sich einen kleinen Snack zuzubereiten, bevor sie wieder in die Poolhalle zurückkehrte.

Als sie am Esstisch saß, und es sich gerade schmecken ließ, hörte sie das Klirren einer Fensterscheibe.

Das beunruhigende Geräusch kam aus Richtung Wohnzimmer. Sie erstarrte, ließ das Sandwich fallen, und konnte sich im ersten Schreckmoment gar nicht mehr rühren.

 Eines war ihr im Bruchteil einer Sekunde klar, eine Katze konnte mit Sicherheit keine Fensterscheibe zerstören.

Sie lief den Gang in Richtung Schwimmhalle entlang, bog aber dann in den Flur ab, der zu einem der Treppenhäuser führte.

Sie lief gehetzt die Treppe hinauf, die zu dem Gang führte, an dem die Schlafzimmer lagen. Sie rannte panisch den Gang entlang, bis sie an ihrem Zimmer ankam. Sie hechtete hinein, schloss sofort hinter sich ab, und kontrollierte mehrmals, ob die Tür auch wirklich verriegelt war.

Sie hoffte inständig, dass es vielleicht einfach nur Britney und Melvin waren, die es diesesmal mit ihren makabren Streichen übertrieben. Sie ging zu ihrem Bett, um mit ihrem Handy den Sicherheitsdienst, oder vielleicht doch besser direkt die Polizei zu alarmieren.

Und wenn es wirklich Britney und Melvin waren, und sie dann den Ärger kriegen würden, hätten Sie es nur verdient. Verdammte Scheiße, das Handy war nicht auf dem Nachttischchen, sie hatte es in der Schwimmhalle liegen gelassen. 

Auf einmal rappelte es an der Zimmertür: der Eindringling hatte sie tatsächlich aufgespürt, und sie bekam fast einen Herzinfarkt.  Sie war wie gelähmt, aber nach einer Weile zwang sie sich aktiv zu werden, und dem Spuk ein Ende zu bereiten.

Es war garantiert jemand aus der Clique, hatte vielleicht zuviel Koks gezogen, und übertrieb es deshalb.

Sie ging zur Tür. "Britney, Melvin, wenn Ihr das seid, das ist nicht lustig, ihr kriegt sowas von den Arsch voll." Sie öffnete die Tür.  In dieser Sekunde merkte sie, dass das wohl der größte Fehler ihres bisherigen Lebens gewesen war.  

Der ungepflegte Mann vor ihr war niemand aus ihrem Freundeskreis, sie hatte diesen Penner noch nie in ihrem Leben gesehen.

"Hi Sexy Girl, ich glaub, du kriegst eher den Arsch voll, mit dem hier", grunzte der Mann, der nach Schweiß und Alkohol stank.

Dabei rieb er sich genießerisch seinen Schritt.  

Er schubste sie mit seinem Bierbauch zurück in ihr Zimmer, und klatschte die Tür zu. Ganz ruhig, Kimberly, ruhig blieben, nicht die Nerven verlieren, sprach sie innerlich zu sich selbst.

"Wie heißen Sie?", fragte sie, und der Einbrecher antwortete: "Willy, von manchen auch Wild-Willy genannt." Sie hatte in Ihrem Psychologie-Kurs in der High School gelernt, dass man in kritischen Momenten mit seinem Gegenüber eine persönliche Verbindung herstellen sollte, um zu deeskalieren.

"Willy, hören Sie", sprach sie den Mann wieder an.

"Sie sind anscheinend sehr aufgebracht. Aber wir können über alles in Ruhe reden."

"Wieso aufgebracht? Mir geht's gut, dein Sandwich in der Küche hat sehr gut geschmeckt, und jetzt rutsch ich mal geil  über dich drüber."

Er presste sie aufs Bett. Er wird mich vergewaltigen,  und dann umbringen, dachte Kimberly.

"Nein, nein, bitte nicht", winselte sie.

 

 

"Ich denke, die Pause wird uns beiden gut tun", meinte Willy, nachdem er Kimberly mehr als eine halbe Stunde lang vergewaltigt hatte.

 "Mach mir jetzt was leckeres zu Essen", befahl er. Er rieb sich seinen Bauch.

"Ich hab unheimlich Kohldampf,  und hab vorhin in Eurem Kühlschrank gesehen, dass genug da ist,  um mindestens ein Dreigängemenü zu kochen."

 Kimberly stand an der Kochinsel, sie war überfordert, denn die Vergewaltigung hatte sie vollkommen aus der Fassung gebracht.

Ihr Hirn fühlte sich an wie Matsche, sie konnte nicht klar denken, außerdem kannte sie sich in der Küche nicht besonders gut aus.

"Ich weiß aber nicht,  wo alles ist, und wie der Herd funktioniert hab ich auch keine Ahnung, er ist neu", versuchte sie Willys Essenswünsche abzuwenden.

"Wie? Du kennst dich in deiner eigenen Küche nicht aus?",  fragte Willy ungläubig.

Dann grinste er. "Ah, ich verstehe, die feine Dame lässt sich nur bekochen", höhnte er.

"Wahrscheinlich von mehreren Haushälterinnen abwechselnd. Dann lernst du durch mich ja heute mal das richtige Leben kennen. Du kannst mir dankbar sein!!"

 Ich kann dir dankbar sein, dass du mich stundenlang vergewaltigst, dachte sie verbittert.

"Was stehst du da so nutzlos rum?!",  bellte Willy. "Fang an zu kochen!!!"

Er hatte recht, sie aß meistens auswärts, und wenn sie zu Hause aß, bereitete wirklich die Haushälterin das Essen zu. 

Vielleicht würde sich das gefräßige Scheusal ja mit einer Portion Speck und Rührei zufrieden geben, das war ein Rezept, bei dem sie sich halbwegs sicher fühlte. Das machte sie sich manchmal,  wenn sie morgens etwas Abwechslung zu ihrem gesunden Früchte-Müsli haben wollte.  

Und so eine deftige Mahlzeit war ja bestimmt für diesen Kerl genau das richtige, da er selbst einen mehr als deftigen Eindruck machte.

Zum Glück war sie nicht in Schockstarre,  und konnte die nötigen Handgriffe erledigen.

"Und komm nicht auf die dumme Idee an den Messerblock zu gehn,  und mich mit einem Messer anzugreifen. Das würde dir schlecht bekommen. Ich hab alles genau im Blick!",  warnte er sie.

Sie öffnete mit leicht zitternden Händen den Kühlschrank,  und holte die Eierpackung heraus.

Kimberly kocht

Dann nahm sie die Packung Speck, und merkte, dass sie eine Schere brauchte, um sie zu öffnen. "Wieso machst du nicht weiter?", blaffte Willy sie ungeduldig an.

"Ich bräuchte dafür eine Schere, die ist im Messerblock." Willy, der mit seinem massigen Körper den Weg zum Messerblock versperrte, grinste sie verschlagen an.

"Die Schere hättest du wohl gerne? Ne, ne, das lassen wir mal lieber. Gib mit den Speck, ich schneide die Packung selbst auf." 

Sie nahm eine Pfanne, stellte sie auf den Herd, und nestelte ungeschickt an dem Wärmeregler herum. "Du stellst dich echt an, als würdest du heute das erstemal kochen, du verwöhntes Luxusbalg", nörgelte Willy.

Sie goss Öl in die Pfanne, und warf den Speck hinein.

Sie beschloss die Eier in einer zweiten Pfanne zu braten, und überließ den Speck sich selbst. Sie nahm eine weitere Pfanne, und goss auch in sie reichlich Öl. Sie schlug Ei für Ei hinein, leider geriet auch etwas Schale dazu. Sie nahm den Salzstreuer, um zu würzen.

Der Deckel des Salzstreuers fiel ab, und ein Schwall Salz ergoss sich in die Pfanne. Scheiße, jetzt war das Ei sicher total versalzen.

Sie konnte nur hoffen, dass Willy auf der Straße schlechtes Essen gewohnt war, oder seine Geschmacksnerven durch übermäßigen Bierkonsum abgestorben waren.

Ein scharfer Geruch stieg ihr in die Nase, und sie sah nach dem Speck, nein, das durfte nicht wahr sein, er war zum großen Teil pechschwarz.

Wenigstens übertünchte der Geruch des verbrannten Specks Willys penetranten Schweiß- und Alkoholgestank.

 

"Den Scheiß kannst du selbst fressen!", schrie Willy, nachdem er probiert hatte.

"Aber erst, wenn ich oben mit dir fertig bin. So einen wiederlichen Fraß gibts ja nochnichtmal im Obdachlosenasyl, du unfähige Luxusschlampe!"

Er schmiss den Teller voller Wut an die Wand, so dass das Essen in Schlieren an der Küchenwand herunterlief. Er packte sie grob am Arm, und schleifte sie neben sich her.

"Das wirst du mir oben im Bett wieder gut machen, dafür nehme ich dich doppelt so hart ran, du verzogene Bel Air Bitch!"

 

Er stand vor dem Bett, und fasste sich ans Gemächt. "Willst du mal meinen Big-Willy kennenlernen?", fragte er schäbig grinsend.

Nein, das ist so ziemlich das letzte, was ich möchte, dachte Kimberly, sagte aber nichts, und lag nur matt auf dem Bett, Ihrem weiteren Schicksal ergeben.

"Ich möchte, dass du dir viel Mühe gibst, benimm dich wie eine Edelnutte", forderte Willy. "Sowas konnte ich mir bis jetzt nie leisten."

Ich soll eine Edelnutte für dich sein, dachte Kimberly. Was bildest du versoffener Straßenpenner dir eigentlich ein?

Er zerrte sie vom Bett hoch, und gemeinsam standen sie vor Kimberlys gigantischem Kleiderschrank. "Zieh dir was besonderes für mich an."

Sie wollte etwas herausziehen. "Ne, das ist zu alltäglich, was ist mit den Sachen hier?" fragte er. "Das sind nur meine Halloweenkostüme."

Willy zog ein Kostüm mit Leopardenmuster hervor. "Zieh das an!", befahl er. "Sei mein kleines Raubkätzchen, das ich zähmen kann."

Er kicherte, und gab sich wohl innerlich schon seinen geilsten Sex-Phantasien hin.

 

Kimberly kniete jetzt auf allen Vieren auf dem Bett, das Raubtierkostüm hatte sie an. "Jetzt leg endlich los, du faules Stück."

Nach seiner erneuten Aufforderung krabbelte sie nun auf Willy zu, der gemütlich in einem Sessel vor dem Bett saß.

Sie tat so, als sei ihre Hand eine Tiertatze mit Krallen, und gab Geräusche wie ein heiseres Raubtier von sich.

"Ja, gut so", lobte Willy sie.

Er hielt eine kleine Peitsche in der Hand, die er bei ihren Halloweenkostümen gefunden hatte, beim Dominakostüm.

"Und jetzt bell wie ein Hund", befahl er. Wie ein Hund?", nörgelte sie. "Ich habe ein Leopardenkostüm an!", erinnerte sie ihn. Blitzschnell, ohne Vorwarnung, ließ er die Peitsche auf sie schnellen. Sie jaulte gequält auf.

"Du machst was ich dir sage!", schnauzte er. "Und wenn ich Lust drauf habe, dass du grunzt wie ein Schwein, dann wirst du auch das tun!"

"Aber vom Geruch und den Manieren her bist du doch hier eher das Schwein", antwortete Kimberly, bevor sie sich selbst am liebsten auf die Zunge gebissen hätte.

Eine gefühlte Ewigkeit, die gespenstisch  wirkte, herrschte absolute Stille.

"Was hast du da gerade gesagt?", fragte er drohend, und stand auf, die Peitsche immer noch in der Hand. 

 

 

"Dieses Haus ist wie geschaffen für dich, es liegt direkt in den Hollywood Hills", redete Debora, die Maklerin, auf Misty ein.

Sie lag immer noch im Krankenhaus, um sich von Latishas Messerangriff zu erholen.

Sie schaute sich auf Deboras I Pad die Fotos an, die eine kleine Villa in den Hügeln Hollywoods zeigten.

"Ist es denn gut zur Straße hin abgeschirmt? Die Reporter und Fernseh-Deppen nerven mich langsam."

"Ja", antwortete Debora. "Das Haus ist umgeben von einer hohen Mauer. Ich freu mich schon es dir bald mal zeigen zu können. Wann wirst du denn hier entlassen?"

Misty lachte: "Das hier ist kein Knast wie Downhill, die können mich mal, ich entlasse mich einfach selber, und zwar morgen schon."

In diesem Moment trat Ihre Tante Joanne ans Bett. "Was habe ich da gerade gehört? Du willst dich gegen den Willen der Ärzte früher entlassen? Ich spreche direkt mit dem Oberarzt, um das zu verhindern! Du bist leider wiedermal sehr unvernünftig!"

So schnell wie sie ins Zimmer gekommen war, war sie auch schon wieder raus. 

"Hör nicht auf deine Tante", redete die Maklerin Misty wieder gut zu. "Du bist fit wie ein Turnschuh, das merkt doch ein Blinder mit Krückstock! Je eher du hier rauskommst, desto schneller klappt das mit dem Haus. Du willst doch nicht, dass dir einer der anderen Interessenten das Haus vor der Nase wegschnappt!?"

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Finn Fletcher
Bildmaterialien: Fotolia: Copyright Venusangel
Tag der Veröffentlichung: 13.05.2017
ISBN: 978-3-7438-7032-1

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:

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