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Kapitel 1 Der Anfang vom Ende

 

„Daddy ich will da aber nicht wieder hin!“

„Samira wie oft hatten wir diese Disskussion jetzt schon, seid du wieder hier bist?“, fragte mein Vater und massierte dabei seine Schläfe.

„Hiermit neun mal.“

„Acht mal zu viel“, seufzte er.

„Daaaad bitte lass mich hier, ich möchte da NIE wieder hin. Ich HASSE ihn!"

„Samira wir bzw. ich habe es dir doch schon so oft erklärt, du und...“

„Ja ja ich weiß. Du und Zac müsst irgendwann heiraten, damit wir unsere Firmen zusammen führen und vergrößern können. Das ist ein großer Gewinn auf beiden Seiten!!“, ratterte ich runter. Wie oft ich das schon gehört hatte, in meinem so jungen Leben. 

„Genau Samira. Versteh mich doch auch mal, ich bin nicht mehr der jüngste und leite seid dem Tod deiner Mutter, die Firma ganz alleine. Ich will irgendwann in den Ruhestand. Und dann möchte ich das du und die Firma in guten Händen seid. Du interessierst dich nicht mal fürs Geschäft. Du brauchst einen Mann der etwas davon versteht und sich um alles kümmert. Außerdem ist Zac der Sohn meines besten Freundes...“ 

„Und ein aufgeblassener, arroganter Schnösel dazu“, unterbrach ich meinen Vater zum zweiten Mal.

Er fuhr fort: „Und unsere beiden Familien haben vor Jahren beschlossen, das ihr zwei als unsere einzigen Erben, durch eine Heirat, den Grundstein für ein gemeinsames Imperium legen könntet."

„Dad ich bin ERST 18!“, schrie ich ihn wütend an. „Außerdem finde ich es mehr als mies, dass du Frank einfach so über unser beider Leben bestimmt. Schon mal auf die Idee gekommen, das er sich vielleicht schon in jemand anderen verliebt hat oder sogar eine Freundin haben könnte?“

„Er hat keine Freundin, du weißt doch Frank und ich kümmern uns doch seid Jahren um alles. Sogar wenn er eine Freundin hätte, er ist mit dir schon seid deiner Geburt verlobt. Und keine Sorge, ich hab dir doch schon gesagt, ihr müsst auch nicht sofort heiraten. Warum denkst du fahren wir diesen Sommer sie wieder besuchen? Ihr müsst euch erst mal wieder richtig kennen lernen und warm miteinander werden. Euch wieder näher kommen!" 

„Wir haben uns nie nahe gestanden, wenn ich dich daran erinnern darf", redete ich wie immer dazwischen.
Unbeirrt fuhr er fort: „Und nachdem die ganzen Krisen der letzten Jahre endlich überstanden sind...“ 

„Ich hasse diesen Kerl Dad und ich werde mich niemals in ihn verlieben. Wie soll ich denn jemand heiraten den ich nicht liebe, geschweige denn auch nur in geringster Weise leiden kann? Mit so jemand soll ich dann auch noch den Rest meines Lebens teilen?“ 

„Ach Samira ihr seid beide älter geworden. Du hast ihn das letzte mal vor fünf Jahren gesehen, glaubst du nicht das er sich in der Zeit verändert hat, genauso wie du dich verändert hast?“ 

„Selbst wenn, ich werde ihn deswegen nicht weniger hassen“, zickte ich beleidigt. 

„Samira ich habe jetzt keine Zeit und auch keine Lust weiter mit dir zu diskutieren. Du kommst morgen mit und wir werden wieder den ganzen Sommer dort verbringen, damit basta!!“ 

„Aber...“, versuchte ich es nochmal. 

„Samira Arielle Morgenroth! Es ist genug, geh jetzt hoch packen. Denn wenn nicht, beauftrage ich Maria damit. Hast du mich verstanden?“, fragte mein Vater in einem strengen Ton. Ab dem Zeitpunkt wusste ich, das es wirklich zwecklos war, mich ihm weiter zu widersetzen.
Hatte ich schon erwähnt das mein Leben beschissen ist, zumindest im Moment! Nein? Dann ist es hiemit amtlich!

 
Nickend ging ich die Treppe hoch zu meinem Zimmer, ließ es mir aber nicht nehmen die Tür laut zuzuknallen. Er sollte ruhig hören, wie es mir zu wider war, morgen mit ihm zu Familie Truscott zu fliegen. Schon wieder! Es war echt zum heulen. Warum musste er so über mein Leben bestimmen? Ich kam mir vor wie bei den Extremislamisten, die ihre Töchter auch Zwangsverheiraten und es ihnen egal ist, ob sie wollen oder nicht! Ja gut so schlimm hatte ich es jetzt auch wieder nicht, trotzdem war es scheiße von ihm. 

Ich holte meine Koffer vom Schrank und warf alles rein an Klamotten, was ich zu fassen bekam. 
Mir doch egal wenn ich nur Schrott dann dabei hätte. Dann könnte ich wenigstens einen Nachmittag verschwinden um Shoppen zu gehen. Einen kurzen Moment dem irren Haus dort entkommen. Einen klein wenig Freiheit genießen. Ja das wäre so schön! 
Mitten im packen klingelte mein Handy.


„Hey Lilly was gibt’s?“, fragte ich, glücklich darüber, mal mit einer normalen Person sprechen zu können. Lilly kannte ich übrigens von meiner Zeit auf dem Internat. Wir sind dort beste Freundinnen geworden.

„Hi Sami, also ich hab mal über deinen Zac recherchiert und ich weiß echt nicht was du hast. Der Typ ist heiß! Richtig heiß.“

„Ok erstens: Bei dir bedeutet recherchieren doch nur, du hast ihn auf Facebook gestalkt! Zweitens: Ist es nicht mein Zac! Und drittens: Es ist mir vollkommen egal wie heiß er ist, da ich sowieso nichts mit ihm zu tun haben will.“

„Ach komm diese Kinderstreitereien die ihr früher hattet. Ihr seid beide zwei halbwegs erwachsene Menschen, ihr werdet doch darüber hinweg sehen können.“

„Nein können wir nicht“, erwiederte ich trotzig.

„Ihr werdet euch schon vertragen, spätestens wenn du ihn siehst, vergisst du alles um dich herum und wirst hin und weg von ihm sein“, schwärmte Lilly. Spinnen hier eigentlich alle? Versteht mich denn wirklich niemand?

„Wenn du meinst. Ich muss jetzt auflegen Lilly, habe bis morgen noch eine Menge zu packen."

Damit legte ich auf und machte mit den Koffern weiter.

Was das hier alles zu bedeuten hat?
Seid meine Mutter vor vier Jahren an Lungenkrebs starb, ging alles nur noch den Bach runter. Sprich ich schottete mich total von alles und jedem ab, redete kaum noch. Eigentlich nur noch mit meinem Dad und auch nur das nötigste. Kurz gesagt, ich hatte ein richtiges Tief in meinem, damals so jungen, Leben erreicht. Irgendwann wandelte sich dieses "in sich gekehrt sein" in Wut um.
Ich suchte mir die falschen Freunde, fing an zu rauchen und zu trinken. Alles nur um diese grässliche Lücke zu füllen die meine Mutter hinterlassen hatte. Ich wollte diesen schrecklichen Schmerz nicht mehr spüren, meine Gefühle einfach abstellen. Ich versuchte mit aller Kraft diesen Schmerz durch Alkohol und teilweise auch Drogen zu betäuben.
Zeitweise hatte ich mir sogar die Haare schwarz gefärbt, um schön zu verdeutlichen, was ich doch für ein Wrack war. Eines Abends, nach einem großen Streit mit Dad, da ich mir mal wieder übelst die Kante gegeben hatte, zertrümmerte ich meinen Flügel, den meine Mutter so sehr geliebt hatte, mit einem Baseballschläger.

Klavier spielte ich seid ich vier Jahre alt war und Mom hatte sich abends nach jeder Klavierstunde, mit mir hingesetzt und ich durfte ihr etwas vorspielen. Sie war immer so stolz auf mich und lobte mich, sogar wenn es sich anfangs wirklich grausam anhörte. Mein Lehrer meinte immer ich hätte ein großes Talent und hat mich wo es nur ging gefördert.
Mit acht wollte ich dann sogar Komponistin werden und um die ganze Welt reisen um die Menschen mit meiner Musik zu begeistern. Mit dem Tod meiner Mutter ist auch mein Traum gestorben.

Naja auf jedenfall... nach diesem Wutausbruch von mir, schickte mich Dad mit 15 auf ein Internat für schwer Erziehbare Kinder. Er wusste sich einfach nicht mehr anders zu helfen und er hatte nun mal so wenig Zeit für mich, wegen der vielen Arbeit. Ich war völlig außer Kontrolle und er mit meiner Erziehung maßlos überfordert. Anfangs hasste ich ihn zwar dafür, doch mit der Zeit verstand ich warum er so gehandelt hatte. 

Ich ging in diesem Internat einmal wöchentlich zu einer Sitzung mit einer Psychologin. Anfangs hab ich mich quergestellt mit der Schnalle zu reden, aber irgendwann gab ich dann doch nach. Siehe da.. es half mir, langsam aber sicher, den Tod meiner Mutter zu verarbeiten, sodass ich wieder ein glückliches Mädchen wurde. Naja... halbwegs, diese leere in meinem Herzen, wo eben einfach jemand fehlt wird wohl immer da sein. Allerdings kann ich mittlerweile damit umgehen und habe mich damit abgefunden. Genau so, wie mit dem Gedanken, dass mein Daddy wollte das ich irgendwann diesen Hanswurst heiratete.

Im Endeffekt, war es das beste was mein Vater machen konnte. Sonst wäre ich heute was weiß ich wo. Vielleicht irgendwo an einer Straßenecke liegend wartend das mich jemand mit Geld bewarf, damit ich mir neuen Stoff besorgen könnte.

Nun wo sich alles wieder größtenteils normalisiert hatte, tat mir Dad schon wieder sowas an. Wieso das eigentlich alles so gekommen ist, mit Zac und mir? Ich sollte das, vielleicht auch mal ein wenig erklären.

Mein Dad und sein bester Freund Frank haben vor, ich glaube, sechzehn Jahren seinen Sohn Zac und mich einander versprochen. Die beiden hielten das natürlich für eine grandiose Idee. Nur leider war da ein Haken. Zac und ich können uns auf den Tod nicht ausstehen. So flogen wir also jedes Jahr rüber, von Orlando Florida nach San Francisco Kalifornien und verbrachten den gesamten Sommer zusammen. Die letzten fünf Jahre ausgenommen wegen unserer 'familiären Probleme'.

Ich warf so viele Klamotten in die drei Koffer, bis sie fast platzten. Danach legte ich mich so wie ich war ins Bett und schlief auch ziemlich schnell ein.

 

Kapitel 2 Angekommen

Am nächsten Morgen wurde ich schon ziemlich früh von Mariah geweckt. Erst mal duschen und dann anziehen. Vielleicht noch ein wenig rumbocken, das ich immer noch nicht zu den Truscotts möchte und schlussendlich, gezwungener Maßen mit Dad nach San Francisco fliegen.

Um 8:30 Uhr saß ich mit meinem Rucksack und einem Gesicht das aussagte:
"Sprich mich bloß nicht an und falls du es doch wagen solltest, wirst du es bitter bereuen" auf der Treppe und wartete das wir endlich los konnten.

„Herrje Samira, jetzt zieh nicht so ein Gesicht. Du tust ja so als ginge die Welt unter, nur wegen ein paar kleinen Differenzen die du und Zac früher hattet .“
Pahh für mich war das ein Weltuntergang!
Und von wegen kleine Differenzen. Er hatte mich als ich sieben war, einmal mit verstauchten Knöchel, alleine in einem Park sitzen gelassen und niemanden auch nur ein sterbenswörtchen erzählt. Ein altes Ehepaar hat mich dann irgendwann aufgelesen und die Polizei alarmiert. Genau wegen solcher "kleinen Differenzen" habe ich mir geschworen das ich mir nicht mehr, von ihm auf der Nase herum tanzen lasse. Ich bin schließlich älter, reifer und schlauer wie früher.

„Also Samira komm, wir wollen ja nicht zu spät am Flughafen sein.“
„Du hast einen Privatjet gemietet. Der fliegt nicht ohne uns los“, patzte ich sauer.
Draußen wartete schon James, unser Chauffeur. Mit einem freundlichen Lächeln begrüßte er uns. Ich drehte mich noch einmal zu unserem Haus um und seufzte.
„Also dann, tschüss Haus wir sehen uns in ein paar Wochen wieder“, murmelte ich und stieg ein.

 


Eine halbe Stunde später kamen wir am Flughafen an. Wir wurden schon erwartet. Sofort schossen zwei Flugangestellte zu uns, die sich um unser Gepäck kümmerten. Es dauerte nicht mehr lange, bis wir dann endlich im Jet saßen. Weil wir heute schon so früh los mussten, konnte ich natürlich nicht frühstücken. Das musste ich eben hier nachholen.

Ich schaute auf dem Bildschirm wo unsere Reiseroute, auf einer Karte abgebildet, zu sehen war. Mit mürrischem Blick verfolgte ich das kleine Flugzeug und die rote Linie die immer kleiner wurde.
Meine Laune wurde immer schlechter, je näher wir unserem Ziel kamen.

Am Flughafen wieder dasselbe: Unsere Koffer wurden zur Limousine getragen und verstaut, die selbstverständlich unser netter Gastgeber geschickt hatte.

Nach noch mal 40min Autofahrt, waren wir endlich da. Im Nobelstadtteil Pacific Height was gleichzeitig mein Sommergefängnis darstellte.
Ich hasste diese Gegend! Hier rannten nur arrogante und eingebildete Snobs herum. Bin trotzdem mal gespannt wie meine Zelle dieses Jahr aussieht. Betty hatte es sich nämlich zur Aufgabe gesetzt mein Zimmer jedes Jahr anders zu gestalten und dekorieren. Je nachdem was oder wen ich gerade toll fand.

Vor dem Haus standen schon Frank und Betty.
Jedes mal aufs neue ein lustiges Bild. Frank klein und dick im Gegensatz dazu Betty riesig und schlank. Und wie immer trug Frank einen Anzug mit perfekt gebundener Krawatte. Ich glaube ich habe ihn noch nie etwas anderes tragen sehen. Außer wenn er ins Bett geht oder sein Lieblings Footballteam spielte. Die San Francisco 49er. Betty hat wie immer ein Kleid an, das ein wenig an eine ältere Bäuerin erinnerte.

Sofort nachdem wir ausgestiegen waren, kam Betty auf mich zugestürmt und umarmte mich überschwänglich. Danach viel der übliche Wortschwall.
„Samira, kleines sieh dich nur an, du bist ja richtig aufgeblüht. Eine Schönheit wie ihre Mutter eine war. Siehst du Schatz habe ich nicht gesagt, das Sami wunderschön geworden ist. Zachery wird bestimmt auch ganz begeistert sein dich zu sehen.“
Das bezweifelte ich stark, verkniff mir aber meinen Kommentar. Wo war der eigentlich? Sonst musste er doch auch immer zur Begrüßung antanzen. Ich sparte mir aber meine Frage. Je später ich ihn sehe, desto besser!
Frank hatte währenddessen nur genickt und mich dann auch kurz, liebevoll in den Arm genommen. Danach widmete er seine ganze Aufmerksamkeit meinem Vater. Betty umarmte ihn auch noch kurz und kam dann verschwörerisch grinsend auf mich zu.
Ohh weia mir schwant übles.



„Die Herren brauchen jetzt erst mal ihre Ruhe. Sie werden zwar beim Essen sagen, dass sie über Geschäfte gesprochen haben, aber eigentlich verziehen sie sich nur ins Arbeitszimmer um gemütlich ein paar Zigarren zu rauchen, mit einem Gläschen Scotch. Du bist jetzt alt genug, da kannst du das ruhig wissen“, zwinkerte sie mir grinsend zu. „Ich werde dir derweil das Haus zeigen, du kannst dich bestimmt nicht mehr an allzu viel erinnern. Ich zeige dir dann auch dein Zimmer. Ich habe mir diesmal besonders viel Mühe gegeben bei der Einrichtung“, lächelte sie jetzt versonnen.
Beim betreten des Hauses blieb mir erst mal die Spucke weg. Es war wunderschön wie immer. Die große weiße Eingangshalle war kunstvoll dekoriert. Mit Bildern und Pflanzen und anderem Krimskrams. Oben in der weißen Mauer waren ein paar Engelsgesichter geschnitzt. Mir persönlich ein wenig zu kitschig, trotzdem irgendwie süß.

Nach rechts ging es ins große gemütliche Wohnzimmer, hauptsächlich in braun und beige gestrichen. Hier standen ein riesiger Flachbildfernseher und davor zwei Sofas. In der Ecke lagen zwei schwarze Sitzsäcke und daneben ein großes Regal voller DvDs. Ganz links vom Raum an der Wand, stand ein wunderschöner Kamin, mit lauter kleinen Verzierungen. Richtig romantisch. Außerdem hingen, soweit ich es erkennen konnte, Familienbilder an den Wänden.

Wir gingen zurück in die Eingangshalle nach links, weiter in die Küche. Sie war jetzt nicht gewaltig, aber eben so groß dass ein paar Leute drin kochen konnten, ohne sich gegenseitig zu behindern. Zusätzlich noch eine Bar und drei Hocker. Bis auf die Bar, erinnerte sie mich aber irgendwie an eine größere Version, von der Küche in "Two and a half men".

Dann kamen noch das Schlafzimmer von Betty und Frank. Es erinnerte mich an einen großen Kaubonbon. Das Zimmer war fast, ausschließlich des Fersehers und der Kommode, rosa und pink. Wie konnte Frank hier nur schlafen, ohne Alpträume zu bekommen? Danach das Gästezimmer wo mein Vaters schlafen würde. Das sah mehr langweilig aus. Dieses Zimmer bestand hauptsächlich, aus schwarzen und giftgrünen Möbeln. Die Zimmer lagen beide im Erdgeschoss. Außerdem gab es dort noch eine kleine Bibliothek und ein weiteres Zimmer.

Als sie die entsprechende Tür öffnete blieb mir einen kurzen Moment das Herz stehen. Ein imposanter Raum eröffnete sich mir und es stand dort nichts weiteres als ein Flügel! Ein echter Flügel!! So einer, wie ich ihn vor Jahren mit dem Baseballschläger zerstört hatte. Er sah wirklich fast genau so aus. Plötzlich schossen mir wieder Erinnerungen an meine Mutter durch den Kopf

„Tut-t mir leid, sagst du mit bit- te wo mein Zimmer ist, ich will jetzt gerne alleine sein“, stotterte ich.

Betty wurde ganz bleich, als sie mein verstörtes Gesicht sah. „Entschuldige, das mit dem Flü-ügel sollte nur eine kleine Freude sein, ich wusste nicht...“
„Schon gut, dürfte ich jetzt in mein Zimmer?“
Stumm nickend zeigte mir Betty den Weg.

Ich ging nach oben und staunte erst mal. Dann ließ ich mich aufs mein Bett fallen. Es war tatsächlich ein riesiges Himmelbett, mit lila schimmernden Vorhängen. Der Rest vom Zimmer, war ziemlich bunt. Direkt neben meiner Tür stand eine große Lavalampe, die mir ungefähr bis zum Bauch hoch ging. Sie leuchtete rot, pink und orange.

Die komplette rechte Wand meines Zimmers, bestand aus einem langen, großen Kleiderschrank. Ich musste schon mal keine Angst haben, dass ich meine Klamotten und Schuhe nicht unterbrachte. Hinter dem Himmelbett waren zwei große helle Fenster. Auf der linken Seite hatte ich noch eine Musikanlage und daneben einen großen weißen Schminktisch. Was mir aber am besten gefiel, war das Sandwicheis Sitzkissen, vor meinem Bett.

Ich starrte noch eine Zeit lang an die Decke und dachte nach. Irgendwann wurde mir das doch zu langweilig und ich beschloss mir den Garten mal anzusehen. Unten stellte ich mich auf die Veranda. Ich genoss die warme Nachmittags Sonne.

Der Garten war wunderschön. Überall roch es nach Blumen, aber am meisten nach Rosen. Vereinzelt standen ein paar Bäume und soweit ich das sehen konnte, etwas weiter hinten, ein kleines Labyrinth. Das muss ich mir demnächst mal anschauen.

 
Gerade interessierte mich eher der große Eichenbaum in der Mitte des Gartens. Ich glaubte etwas zwischen den Blättern zu sehen, was es aber genau war konnte ich nicht erkennen. Ich lief näher hin, bis ich unter dem Baum stand und blickte nach oben.

Ein Baumhaus!! Und hier am am Stamm sind Bretter hin genagelt, die wohl die Leiter sein sollte.
Ohne weiter zu überlegen kletterte ich hoch. Auf der Hälfte stoppte ich.
Da redete doch jemand und es kommt von da oben!!
Vorsichtig kletterte ich noch weiter bis ich hinein spitzen konnte. Ich sah die Umrisse von zwei Jungs. Jetzt konnte ich auch verstehen was sie sagten.

„Ohh man die sind wahrscheinlich schon eingetroffen, meine Mutter wusselt seid einer weile nicht mehr durchs Haus. Meine Eltern werden bestimmt verlangen, sobald ich mich wieder zuhause blicken lasse, das ich etwas mit ihr unternehmen soll oder schlimmeres. Mit dieser hässlichen rothaarigen Nervensäge.“

Zac?! Das konnte kein anderer sein. Und er redete über... MICH?? Mit wem?

„Ach komm, so schlimm wird sie bestimmt nicht mehr aussehen. Immerhin hast du sie fünf Jahre nicht gesehen da kann einiges passiert sein“, sagte eine andere Jungen stimme.

„Seh dir doch mal dieses Foto an“, er zog ein Bild aus seiner Hosentasche, „glaubst du echt, das aus so was, sich irgendwas in der Richtung schön sich entwickelt hat?“, fragte er aufgebracht.

„Naja eine Schönheit ist sie jetzt nicht mit dem schiefen Zähnen. Und sie ist ein wenig dürr auf dem Bild, die paar Pickel machen es auch nicht gerade besser. Aber es kommt doch auch auf die inneren Werte an“, sagte der andere, den ich nicht kannte, wieder.

„Du hast sie doch selber ein paar mal gesehen, sie ist schrecklich gewesen! Eine kleine nervige Schreckschraube. Ich hasste sie und sie mich, das war schon immer so und wird sich auch nicht ändern“, jammerte er.

Meine Rede!

„Ich hasse meine Eltern dafür, dass sie mich irgendwann mit so einer Vogelscheuche verheiraten wollen. In welchem Jahrhundert leben wir eigentlich? Gegen meinen Willen, ich könnte kotzen!!“
Und ich erst. Aber was fällt ihm eigentlich ein so über mich zu reden. Am liebsten würde ich da jetzt hochgehen und ihm vom Baumhaus runter stoßen. So wie er mich damals wo ich mir dann den Arm gebrochen habe. Da behauptet er allen ernstes ich war schrecklich. Das ich nicht lache.

„Oder noch schlimmer“, meldete sich jetzt wieder der Typ, denn ich früher schon mal gesehen haben soll als Kind. Dder andersrum? Ist ja auch egal! „Sie sieht dich und verliebt sich unsterblich in dich, weil du nun mal einfach so ein Frauenschwarm bist Zac, man sieht es doch an den Mädchen in der Schule.“

„Stimmt, weil im normalen Leben würde so ein Typ wie ich, so eine wie sie niemals auch nur mit dem Arsch ansehen. Da kann sie sich ja über diese Vereinbarung unserer Eltern freuen.“

„Ja sie muss nicht mal irgendwas machen, nur abwarten weil sie weiß das du irgendwann sowieso ihr gehören wirst, da eure Eltern ja so auf diese Heirat beharren.“

„Na toll, dann muss ich eine liebeskranke Vogelscheuche heiraten, die ich nicht liebe!! Ich bin verloren!“

Ich hatte definitiv genug gehört. Was bildete sich dieser Kerl eigentlich ein? Der wird schon noch sehen, von wegen Vogelscheuche pff. Rache ist süß.

Ich kletterte wieder herunter und ging dann zurück auf mein Zimmer. Dort rief ich sofort Lilly an um ihr alles zu berichten. Sie regte sich mindestens genauso auf wie ich mich vorhin. Zusammen überlegten wir uns etwas, wie ich es ihm heimzahlen könnte und am ende hatten wir sogar eine ganz gute Idee. Ich musste nur sehen wie sie sich umsetzen ließ. Unten hörte ich die Haustür knallen und dann Zac rufen: „Bin zuhause!“

„Du Lilly die Hohlbirne ist da, ich muss auflegen und schnell ins Bad damit er mich nicht sieht.“

„Okay viel Glück und mach alles so wie besprochen, erzähl mir morgen Abend jedes Detail.“

Damit legten wir auf und ich schnappte mir schnell ein top und eine weite, lange Schlafanzughose und rannte raus, über den Flur ins Badezimmer. Ich kenne Betty und weiß genau: sie wird unten Zac eine Standpaukehalten. So nach dem Motto, was ihm einfällt wenn sie Besuch bekommen, so lange weg zu bleiben. Danach würde sie ihn, zu mir hoch schicken damit er mich endlich ordnungsgemäß begrüßt.

Genau deswegen sitze ich jetzt im Bad vor der verschlossenen Tür und warte. Weil solange er mich begrüßt, egal wie, wird er mich für heute in Ruhe lassen, was hieß ich konnte morgen entspannt meinen Racheplan durchführen.

 
Fünf Minuten später klopfte es an der Tür und ich fragte leise: „Wer ist da?“

„Hey Samira ich bins Zac, wir kennen uns ja. Ich freue mich das du und dein Vater hier seid und hoffe das wir ein paar tolle Wochen zusammen haben werden. Wenn du irgendwas brauchst sag mir nur Bescheid“, ratterte er missmutig herunter, als hätte er es nur für den heutigen Tag einstudiert.
Danach hörte ich wie er die Treppen runter stiefelte. Mit einem zufriedenen Lächeln ging ich endlich duschen. Ich zog mir meine Schlafsachen an und spähte dann in den Flur hinaus. Luft ist rein. Schnell und lautlos, flitzte ich zurück in mein Zimmer. Auspacken kann ich morgen noch und hunger habe ich auch keinen dachte ich mir während ich mich gähnend ins Bett legte. Kurz darauf fiel ich in einen tiefen Schlaf.

 

Kapitel 3 Die erste Begegnung

 Am nächsten Morgen wachte ich um halb 10 auf. Man ich hatte geschlafen wie auf Wolken. Jetzt hatte dieses Zwangs zusammen wohnen auf Zeit, immerhin etwas positives. Mit super guter Laune sprang ich aus dem Bett. Ich verstand die ganzen Morgenmuffel, die es auf der Welt gab nicht. Meine Mama hatte mir immer eingebläut, das jeder Tag den man mit einem Lächeln begann, ein guter Tag sei, ganz egal was passiert. Außerdem gab es nichts schöneres als mit einem positiven Gedanken aufzuwachen.

Ich lief fröhlich pfeifend die Treppen hinunter, natürlich hatte ich zuvor den Flur gecheckt, und steuerte die Küche an. Dort fand ich eine etwas dickere Frau vor, die Zeitung lesend am Tisch saß. Als sie mich erblickte lächelte sie fröhlich.

„Na ausgeschlafen Sonnenschein?“ fragte sie freundlich.

„Ja“, antwortete ich schlicht und musterte sie. Sie trug ein gelbes T-shirt von Lacoste und eine weite helle Jeans. Was sie irgendwie sympathisch machte, waren ihre orangen Haare. Da kam ich mir nicht mehr so alleine vor mit meinem Rotschopf. Ich schätzte sie auf Mitte bis Ende vierzig. Irgendwie erinnerte sie mich an jemand, jedoch kam ich nicht drauf an wen.

„Ich bin Bertha und eure Haushälterin, falls du nicht schon informiert wurdest. Ich darf dich doch duzen oder?“, fragte sie lächelnd und reichte mir ihre Hand. Das war ja süß, sie fragte mich doch wirklich ob sie mich duzen durfte. Jetzt wusste ich auch an wem sie ähnlich sah. Was für eine Ironie, die Küche erinnerte mich an Two and a half men und jetzt gab es hier auch noch eine Haushälterin die Bertha hieß.

„Klar doch, ich bin Samira, aber sie kannst ruhig Sami sagen,“ sagte ich, gab ihr einen kurzen Händedruck und setzte mich an den Tisch.

„Und Sami, was willst du frühstücken?“

„Sie machen mir Frühstück?“ Doofe Frage sie ist hier ja die Haushälterin.

„Jep, also auf hast du Appetit“, lachte sie.

„Können sie Pancakes machen?“, fragte ich nach kurzer Überlegung.

„Kommt sofort.“ Mir fiel auf das es verdächtig still im Haus war. Wo sind die denn alle?

„Bertha weißt du was von meinem Dad, oder Betty und Frank oder... Zac?“, bei seinem Namen musste ich mir das würgen verkneifen.

„Dein Dad und Mr.Truscott sind in die Firma gefahren.“ Während sie das sagte, verdrehte ich nur genervt die Augen. Nicht mal im 'Urlaub' entspannte sich Dad. „Mrs.Truscott hatte heute vor eine Freundin zu besuchen und ist schon früh aufgebrochen. Sie gab mir den Auftrag ein Auge auf dich und Zac zu werfen“, erzählte sie weiter. Ich glaube Betty hatte wohl schon so eine Vorahnung was mich und Zac betrifft. Sie will wohl nicht, das wir uns hier, wie in Kindertagen, die Köpfe einschlagen.

„Und Zac hat vor ungefähr einer Stunde das Haus verlassen, mit einer Trainingstasche über der Schulter und den Worten: Schnell ins Fitnessstudio bevor Pumuckl mir am Arsch klebt“, dabei starrte sie regelrecht auf meine rot leuchtende Mähne. Mir war das sichtlich unangenehm und deshalb nahm ich mir die Zeitung und blätterte ein wenig darin. So ging sie auch nicht weiter auf das Thema ein.
Nach einer Weile des blätterns, stellte Bertha einen großen Teller voll dampfender Pancakes vor mich und daneben eine Flasche Sirup.
Man sehen die lecker aus und riechen gleich noch tausendmal besser.

„Du und Zac mögt euch nicht sehr“, durchbrach sie auf einmal in die Stille. Ich hob den Kopf und nickte einfach. Lügen, wieso denn? Wusste doch sowieso so gut wie jeder. „Dann verstehe ich allerdings nicht, warum eure Eltern so auf eine Hochzeit brennen“, bemerkte sie nachdenklich und runzelte die Stirn.

„Firmenerweiterung.. mehr Geld.. neues Imperium schaffen“, schmatzte ich mit vollem Mund, was nicht gerade ladylike war. 
Bertha nickte leicht, stand dann auf und verließ die Küche. Ich mochte sie. Sie redete nicht lange um den heißen Brei und sagte direkt was sie dachte. Das gefiel mir.


Nach dem Frühstück ging ich zurück auf mein Zimmer um meinen Plan in die Tat umzusetzen. Ich nahm einen der Koffer schmiss ihn aufs Bett und räumte meine Klamotten und Schuhe in den Schrank. Lieber gleich von Anfang an ordentlich sein, sonst blickte ich später nicht mehr durch. Ich machte das mit den andern beiden Koffern genauso und schob sie dann unters Bett.
Dann suchte ich mir meine weißblau verwaschene Hotpant, die knapp meinen Arsch bedeckte, und ein schwarzes, lockeres bauchfreies Shirt. Dazu einen ordentlichen Push-up BH und meine schwarzen High Heels. Sexy dennoch nicht nuttig.
Das Outfit betonte da wo es betonen sollte und zeigte auch genügend Haut. Perfekt um Zac sein Schandmaul zu stopfen. Danach schminkte ich mich und betonte extra die Augen. Ich dachte auch über knallroten Lippenstift nach, fand das dann doch zu übertrieben. Also kein Lippenstift. 
Meine Haare kämmte ich einmal durch und ließ sie offen, so dass sie mir schön über die Schultern fielen. Mit dem Endergebnis war ich sehr zufrieden.

Ich war nicht mehr das kleine hässliche Entlein von früher, wie Zac mich so schön betitelt hatte.
Ich war zu einer jungen Frau herangewachsen. Hatte Kurven bekommen, auf die ich sehr stolz war. Durch die Komplimente, die ich ab und an bekam, wusste ich auch das ich gut aussah. Eingebildet deswegen fand ich mich jetzt nicht unbedingt. Nur weil ich an mir nicht so viel auszusetzen hatte, wie andere Mädchen bzw. Frauen in meinem Alter. Musste ja nicht jeder an Minderwertigkeitskomplexen leiden.


Ich holte meinen Ipod und marschierte runter ins Wohnzimmer. Dort stand auf einem kleinen Tisch an der Wand eine Boombox. Ich steckte ihn hinein und suchte die entsprechende Playlist heraus. Ich drückte auf Play und tanzte mich zu Beginn ein. Nach fünf Liedern war ich warm und blickte mich dann suchend nach einer Uhr um. Halb eins!
Wann kommt der denn endlich?
Ich zog die High Heels aus, damit ich schneller laufen konnte, und suchte Bertha. Die Musik ließ ich einfach weiter laufen.

„Ahh Bertha da sind sie ja“, sie stand auf einer Leiter und putzte gerade Fenster, „wissen sie zufällig wann Zac zurück kommt?“ Sie sah mich überrascht an und musterte dann verwirrt meinen Aufzug.

„Also ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Normalerweise wenn er trainieren will, ist er meistens nach 3 Stunden wieder zurück“, erklärte sie mir, dabei sah sie auf ihre Armbanduhr. „Tut mir leid Schätzchen, ich weiß nicht wo der Junge steckt“, sagte sie, schenkte mir ein kurzes Lächeln und machte dann mit den Fenstern weiter.

Ich bemerkte das wir uns im Flügelzimmer befanden. Also zumindest denke ich das es so heißt. Hier steht ja nichts anderes, wie der dunkelblaue Flügel und der Hocker davor. Ich betrachtete ihn ehrfurchtsvoll mit einem Sicherheitsabstand von ein paar Metern, als könnte er mich jeden Moment anspringen. Ich starrte ihn an und dachte daran wie gerne ich doch früher gespielt hatte. Mit so viel Leidenschaft und Herzblutt, wie mein Klavierlehrer immer zu sagen pflegte.

„Alles in Ordnung Sami?“, fragte Bertha vorsichtig. Ich zuckte ganz schön zusammen und guckte zu ihr hoch, auf die Leiter.
„Ähm na klar wieso?“
„Du hast wie hypnotisiert den Flügel angestarrt. Ist irgendwas mit dem Ding?“
„Nein nein ich fand ihn nur so schön und es wundert mich das, hier der ganze große Raum für nur einen Gegenstand verwendet wird, das ist alles“, sagte ich schnell und sah nervös zur Seite. Bevor sie mich noch mehr löchern konnte, stürmte ich fluchtartig aus dem Raum.

Mir doch egal was sie jetzt von mir denken würde. Ich konnte nicht in der Nähe von so einem Ding sein. Nicht mehr! Es kamen dann einfach viel zu viele schmerzende Erinnerungen hoch, die ich gut und gerne verdrängte und in die hinterste Ecke meines Gehirns gesperrt hatte. Und da sollten sie auch bleiben.

Im Wohnzimmer lief noch meine Musik.
Soll ich nochmal ein wenig tanzen? Ach was soll's hab ja eh nichts besseres zu tun.
Ich streifte mir meine High Heels über und stellte mich auf den schwarzen Kaffeetisch. Die Musik drehte ich voll auf. Ich wollte mir eine Atmosphäre schaffen, wie wenn ich mit meinen Freunden tanzen ging. Dazu zog ich noch die Vorhänge zu und fand eine Fernbedienung.
Knöpfe drücken, meine Lieblingsbeschäftigung!!
Ich drückte auf den ersten und schon kam eine Discokugel aus der Decke gefahren.
Wie geil war das denn? Ich musste Daddy unbedingt überreden sowas auch für unser Wohnzimmer zu kaufen.
Jetzt machte es noch um einiges mehr Spaß auf dem Couchtisch zu tanzen. Urplötzlich musste ich an eine Stripperin denken und stellte mir vor, ich sei selbst eine. Dementsprechend bewegte ich mich.

Echt das einzige was noch fehlt sind ein paar heiße Typen und es wäre Perfekt, überlegte ich grinsend!
Huch und da sehe ich ja auch schon zwei ansprechende Objekte.

Naja der linke war heiß, der andere, soweit ich es in dem Licht erkennen konnte, war recht dünn und hatte eine Gesicht wie ein Streuselkuchen! Sie glotzten mich beide mit offenen Mündern an. Ich winkte ihnen fröhlich zu und tanzte dann einfach weiter, zu My Humps von den Black Eyed Peas. Einer meiner Lieblingssongs!
Der heiße Typ von den beiden, machte das Licht an und für einen kurzen Moment erstarrte ich zu einer Salzsäule und glubschte ihn an wie ein Fisch.
Meine Güte sah Zac scharf aus. War der schon immer so gutaussehend?

Zac.. er war groß hatte rabenschwarze Haare und schneeblauere Augen, als jeder Husky den ich je gesehen hatte.
So klare Augen hatte ich in meinem ganzen Leben noch nie gesehen. Und muskulös war der Typ. Mein lieber Herr Gesangsverein!
Man sah definitiv das er trainierte und das wohl nicht gerade selten. Ich würde ihn gerne mal mit weniger, als einem grauen Shirt mit V Auschnitt und einer dunklen Jogginghose sehen. Mädel was denkst du da gerade!? Rief ich mich selber zur Ordnung.
Mehr konnte ich gerade nicht erkennen bei dem Licht. 

Der andere, er sah echt aus wie ein Streuselkuchen, drehte derweil die Musik runter. Ich hatte mich langsam wieder aus meiner Starre gelöst und stieg von meinem improvisierten Podest (dem Couchtisch).

„Haben deine Eltern eine Stripperin für den Junggesellenabschied engagiert“, scherzte das Klößchen und zwei böse Blicke trafen ihn. Obwohl ich zugeben musste, dass mein Tanz wohl doch ziemlich gut aussah. Wenn er mich schon für eine waschechte Stripperin hielt. Ihre Gesichter von vorhin ließen auch darauf vermuten.

„Wer bist du und was machst du in meinem Haus?“, fragte Zac geladen und sah mich so durchdringend mit seinen blauen Augen an, dass mir ganz schwindelig wurde.
Aber Momentchen mal! War das gerade sein Ernst?

„Verarscht du mich gerade?“, fragte ich verärgert zurück.

„Du kennst sie?“, mischte sich sein Freund, der es sich auf der Couch bequem gemacht hatte, ein und fing an MEINE Chips zu essen!

„Nein Dave und halt mal für fünf Minuten deine Fresse, bitte! So nun zu dir, sehe ich so aus als ob ich Scherze mache?“, knurrte er aufgebracht. Der kennt mich nicht mehr!? Männer! Gehirne wie ein Sieb. Also dann sind wir doch mal höflich.

„Guten Tag Herr Truscott, nett sie mal wieder zu sehen, sie können sich wohl nicht mehr erinnern. Morgenroth mein Name oder wie sie so gerne sagen... KLEINE HÄSSLICHE VOGELSCHEUCHE!!!“ Die letzten drei Worte schrie ich ihm regelrecht ins Gesicht. Sein Gesichtsausdruck? Fassungslos und schockiert zu gleich. Wäre ich nicht so sauer gewesen, hätte ich wahrscheinlich gelacht.

„Was das ist die, die du heiraten sollst? Das dürre, hässliche rothaarige Mädchen von dem Foto gestern?“ Ich warf ihm für diese Bemerkung einen vernichtenden Blick zu, denn er allerdings nicht wahrnahm. Er war viel zu beschäftigt, mich anzugaffen.
Jaja Männer dachten echt nur mit ihrem besten Freund, der ihnen treu, da unten zwischen den Beinen herumbaumelte! „Eyy du hast ja gesagt das du sie hässlich findest und du nichts mit ihr zu tun haben willst! Darf ich dann mal mit ihr ausgehen, solange ihr noch nicht geheiratet habt?“, fragte er ganz unverfroren als wäre ich nicht im selben Raum. Angewidert sah ich ihn von der Seite an.
Niemals würde ich mit so einem Schmiernippel ausgehen.
Zac war unterdessen, immer noch damit beschäftigt mich schockiert anzustarren und nahm gar nichts mehr um sich herum war.

„So nachdem das geklärt ist könnt ihr euch ja verziehen. Ich will euch ja nicht weiter mit meiner Hässlichkeit in Angst und Schrecken versetzen“, sagte ich honigsüß und schob sie zur Tür hinaus. „Hey ich will aber noch nicht gehen“, protestierte der Streusel. Langsam schien Zac aus seiner Trance aufzuwachen.

„Halt Moment, das ist mein Wohnzimmer und du kannst mich hier nicht einfach raus werfen!“, rief er und blieb stehen fest und starr wie ein Berg.

„Wie gesagt ich möchte euch nicht in einen weiteren Schockzustand versetzen, weil ich ja nun mal so hässlich bin. Hat man ja gerade bei dir gesehen. Das kann ich deinem Freund nicht auch noch zumuten.“

„Wir halten das schon aus und wenn du uns deine grausame Fratze ersparen willst, kannst du ja auch einfach auf dein Zimmer gehen, wo dich niemand sieht." Fies grinsend sah er mich an. Es bildete sich ein kleines Grübchen auf seiner rechten Backe, was ziemlich niedlich aussah.
Und da war er wieder. Der Zac wie ich ihn kennen und hassen gelernt habe. Aber wie gesagt, ich lasse mir nicht mehr auf der Nase herum tanzen.

„Ach nur deswegen bist du also zu einer Salzsäule erstarrt als du reinkamst und konntest deinen Blick nicht mehr von mir abwenden“, erwiederte ich und schaute dabei wie die Unschuld vom Lande.

„Was soll man anderes machen, wenn man nichts ahnend ins Wohnzimmer geht und dann von sowas schauderhaften überrascht wird.“ Er machte sogar noch weiter. „Glaub bloß nicht, nur weil du jetzt mal ein wenig Arsch und Titten bekommen hast, das dir dadurch gleich alle Jungs hinterher rennen.“

„Also würde es dich und deinen Kumpel da drüben komplett kalt lassen wenn ich es jetzt mal wie eine richtige Stripperin mache und mich ausziehe?“, grinste ich frech. Ich sah wie sich seine Augen weiteten und er schlucken musste. Die Vorstellung war wohl doch zu viel für den Schlappschwanz. Schade eigentlich, ich hätte dieses Spiel gerne noch ein wenig weiter gespielt.

„Tja dann kannst du dich ja jetzt endlich verpissen und nimm deinen Sabberaffen da auf der Couch gleich mit“, verkündete ich und deutete auf seinen schmierigen Kumpel.

Ich schob die beiden endgültig aus dem Wohnzimmer und machte die Tür zu, bevor ihm noch etwas einfiel, um den Streit weiter an zu heizen. Ich würde mal sagen 1:0 für mich.

Kapitel 4 Eine Party steigt!!!


Die beiden waren endlich draußen und ich legte einen Film ein den ich im Regal fand. Auf der Packung stand "Die Eisprinzen". Mal sehen.
Etwa eine halbe Stunde später, lag ich auf der Couch und versuchte gerade an die Chipstüte zu kommen. Ichwar zu faul aufzustehen. Deswegen beugte ich mich lieber halb von der Couch runter und machte seltsame Verrenkungen dabei. Alles ist natürlich besser als den Platz auf dem Sofa zu verlassen.

Ich hatte es fast geschafft, da wurde die Tür mit einem schnellen Ruck aufgerissen und krachte in die Wand. Vor Schreck flog ich von der Couch und knallte mit dem Kopf gegen den Tisch. Ich hielt mir die pochende Stelle, während ich mich mit der anderen Hand mühselig an der Sofalehne hochzog, um zu sehen wer der Störenfried war. Als ich stand, wurde ich von acht amüsierend drein blickenden Augenpaaren angeglotzt. Drei Mädchen und drei Jungs plus Zac und Streuselkuchen.

„Leute machts euch bequem wo ihr wollt, wir holen so lange Getränke und Snacks“, verkündete Zac und grinste mich gehässig an. Von wegen! Die sollen sich einen anderen Ort zum gammeln suchen, aber nicht hier!

„Halt Moment mal Zac, nimm deinen ganzen Idiotenverein hier wieder mit. Ich will meinen Film schauen!“, entgegnete ich sauer und stemmte die Hände in die Hüften. Alle die mit Zac befreundet waren, mussten einfach Idioten sein!

„Ach stören wir dich? Das tut mir aber sehr leid. Schade dass, das Wohnzimmer für alle da ist. Also wenn du ein Problem mit ihnen hast, dann verpiss DU dich doch!“ Ich starrte ihn mit offenen Mund an.
Das darf doch wohl nicht wahr sein! Pff wie er will.

Demonstrativ setzte ich mich wieder auf die Couch und verschränkte die Arme vor der Brust. Die anderen verteilten sich auf der anderen Couch und auf den zwei Sitzsäcken. Nach der Ansage wollte sich wohl niemand mehr zu mir setzen. Von mir aus, so konnte ich mir wenigstens alle mal näher ansehen.

Naja die Jungs waren jetzt nicht hässlich, aber auch nicht gerade hübsch. Sahen alle drei ziemlich normal und langweilig aus. Dazu waren sie braunhaarig und ein wenig muskulös, jedoch Zac konnten sie nicht das Wasser reichen.

Liebes Gehirn könntest du bitte aufhören so über diesen Idioten zu denken!?

Was mir war auffiel, dass alle drei eine kurze hochgekrempelte Short an hatten. Der erste eine rote, der daneben eine gelbe und die vom letzten war grün. Das sah aus wie eine menschliche Ampel. Bei dem Gedanken musste ich grinsen.

Dann mal zu den drei Mädchen. Zwei Blondinen und eine Brünette. Sie waren alle drei hübsch. Jetzt nicht schlampig, sondern ganz niedlich. Sie hatten anständige Klamotten an. Hotpants und T-shirts mit Aufschrift, oder ein normales top.
Ein wenig langweilig sahen sie dennoch auch aus. Irgendwie wie jemand an dem man vorbei geht, sich denkt "ohh die sieht ja hübsch aus" und im nächsten Moment schon wieder vergessen hat. Sozusagen nichts was im Gedächtnis bleibt. Kein markantes oder auffallendes Merkmal!

Da konnte ich ja ganz froh über meine roten Haare sein. So wurde ich wenigstens nicht übersehen mit meinen 1.66m. Doch bei der einen konnte ich, nennen wir sie einfach Blondi 1, Sommersprossen erkennen. Auf der Nase und unter den Augen. Klein, doch erkennbar. Sah süß aus!

Plötzlich kam Streusel rein, schaute sich kurz im Raum um und setzte sich dann grinsend neben mich. „Na Sami wie findest du unsere Freunde?“

„Langweilig“, platzte es mir raus. Ich musste mir wirklich mal angewöhnen: Erst nachdenken, dann reden. Lachend legte er mir einen Arm um die Schulter. Er stank nach Aftershave und Schweiß.

„Naja Sami wenn du sie langweilig findest, können wir auch hoch in dein Zimmer gehen. Ich kann dir versichern, das es mit mir nicht langweilig wird“, und sah mich anzüglich an. Der glaubt doch nicht allen Ernstes, das ich auch nur eine Sekunde, über so ein Angebot nachdenken würde.
Noch angewiderter, wie vorhin schon, drehte ich meinen Kopf in seine Richtung. Der Kerl nahm das doch glatt als Aufforderung und kam mit seinem Gesicht meinem immer näher. Okay das war nun doch zu viel. Mich küssen lassen von diesem Gesichtspilz? NIEMALS!

Ich sprang auf, schnappte mir meine High Heels die auf dem Boden standen und stürzte aus der Tür. In der Halle traf ich auf Zac, der gerade mit einem Pack Coladosen und einer Schüssel Knabbereien aus der Küche spazierte.

„Hey Pumukl, ich dachte du wolltest unbedingt deinen Platz im Wohnzimmer verteidigen.“

„Nein danke. Wenn ich von deinem stinkenden Freund angegraben werde ergreife ich doch lieber die Flucht!“

Was macht er? Er lacht mich eiskalt aus, geht an mir vorbei und setzt sich zu seinen doofen Freunden. So ein Penner!

Auf dem Weg in die Küche hörte ich noch wie einer seiner Freunde fragte: „Was warn das für ne eingebildete Giftspritze?“

„Das?“, sagte Zac und ging zur Tür, „das war meine persönliche Stripperin“, antwortete er und schloss die Tür. So ein.. ein.. mir viel nicht mal ein passendes Wort ein.

Frustriert fing ich an mir ein Sandwich zuzubereiten, als ich auf einmal einen leisen Summton wahrnahm. Auf dem Küchentisch sah ich ein Handy liegen.
Ob das Zacs ist? Außer ihm war ja niemand in der Küche. Ach doch Streuselkuchen.

Ein Samsung Galaxy S4. Ich vermute mal das dass Zac gehört. Es war an und noch dazu hatte der Depp keinen Entsperrode. Das war ja einfacher als gedacht. Mir kam nämlich gerade eine perfide Idee.

Ich ging in seinen Facebook Account. Na klar war der Idiot eingelogt.
Hatte der irgendwie keine Angst vor Datenklau oder so was?
Danach schrieb ich in seinem Namen eine Massennachricht an alle seine Kontakte in der stand, er würde heute eine Party schmeißen. Bei sich zuhause. Jeder war eingeladen und konnte Alkohol und Musik mitbringen soviel er wollte. Freunde natürlich auch. Es sollten nur so viele wie möglich kommen. Und eben noch für die, die nicht wussten wo er wohnt, die Adresse dazu. Danach änderte ich sein Passwort und loggte ihn aus.

Falls er das mit der Nachricht, zu früh bemerkte, sollte er es nicht mehr ändern können. Zufrieden steckte ich das Handy in meine Hosentasche und holte mir anschließend, für meinen Kopf, ein Kühlpack aus dem Eisfach. Er tat immer noch ganz schön weh. Während ich mich wieder an mein Sandwich machte, tauchte  Streuselkuchen in der Küche auf.

„Hey Sami hast du zufällig Zacs Handy gesehen?“ Ich schüttelte nur den Kopf und hoffte inständig er würde wieder verschwinden.
Tja Pech gehabt Sami.
Er kam zu mir um die Kücheninsel herum und stellte sich dicht neben mich. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich das er mir zuschaute wie ich mein Sandwich belegte.

„Na interessant?“, fragte ich ohne meinen Kopf zu heben. Ich bekam keine Antwort. Doch dann stellte er sich hinter mich, griff mit seinen zwei Speckhänden an meine Taille und schmiegte sich an mich.

„Weißt du eigentlich wie sexy du aussiehst wenn du dir ein Sandwich machst?“, fragte er verführerisch. Musste der mir jetzt unbedingt ins Ohr sabbern?

Und nein bis jetzt wusste ich noch nicht, dass überhaupt irgendwer sexy aussehen konnte, beim Sandwich belegen. Dann roch er, gut hörbar, an meinen Haaren.

Okay so langsam verging mir der Appetit und überhaupt, der Kerl bedrängte mich hier richtig.
Erst versucht er mich im Wohnzimmer zu küssen. Dann hält er mich hier fest und macht mir dämliche Komplimente, über mein sexy Händchen beim Sandwich zusammen stellen. Zu guter letzt schnüffelt er auch noch an meinen Haaren. Der hatte sie doch nicht mehr alle!

„Deine Haare riechen so verdammt gut! Und weißt du, ich verstehe jetzt auch warum du vorhin so überstürzt aus dem Wohnzimmer bist?“ So wie er das sagte, ahnte ich schon mal nichts gutes. „Dir war es peinlich vor den anderen. Verstehe ich, du kennst sie ja nicht. Mir wäre das auch unangenehm, meine liebe vor fremden Leute so offen auszuleben!
Stopp!! WAS? Meine Liebe? Ich bin in niemand verliebt!! Erst recht nicht in so ein stinkendes Streuselkuchengesicht! 
Dieses Gespräch war mir mittlerweile mehr als unangenehm. Genauso wie dass er immer noch hinter mir stand und meine Taille umklammerte, mit seinen ekligen Wurstfingern!!

Deshalb drehte ich mich auch um, trat einen Schritt zurück und sagte: „Ja ähm du ich geh jetzt hoch und zieh mir mal was anderes an. Viel Glück noch bei deiner Suche nach dem Handy, vom Vollpfosten.“

Langsam war es nämlich echt unbequem in den Schuhen. Außerdem, wollte ich nicht weiter so entblößt vor Zac und seinen Freunden herum spazieren. Ich hatte das ja sowieso, nur für meine kleine Tanzeinlage angezogen.

Oben angekommen schmiss ich die High Heels und die Hotpant aufs Bett und schlüpfte in eine bequeme, graue, dreiviertel lange Jogginghose. Appetit hatte ich immer noch keinen. Außerdem wollte ich nicht runter gehen wenn dieser aufdringliche Typ noch in der Küche rumlungerte. Also holte ich mir pinken Nagellack und lackierte meine Fußnägel. Als ich damit fertig war, hatte ich doch endlich Hunger und tapste vorsichtig hinunter.
Ich wollte ja nicht das mein Nagellack verläuft. Zum Glück hatte sich Streuselkuchen endlich verzogen. In Ruhe und ohne dumme Anmachsprüche stellte ich mein Sandwich fertig. Gerade wollte ich mich hinsetzen, da klingelte es an der Tür.
Hier kommt man doch echt zu gar nichts und mein gott haben die eine nervige Türklingel!

Beim auf machen hörte ich laute Jubelrufe! Schon standen mehr als fünfzehn Teenager in der Eingangshalle und gröllten: „PARTYYY!!!“

Ohh das ging ja schnell.
Sofort kam Zac aus dem Wohnzimmer geschossen und guckte verblüfft in die Menge. Ein paar Jungs schlugen ihm freundschaftlich auf die Schulter, oder klatschten mit ihm ein und die Mädchen gaben ihm ein Küsschen auf die Wange.

Diese Menschen sahen doch mal nach etwas aus. Heiße, braun gebrannte Typen und blondierte, überschminkte Schlampen in kurzen Röcken.

Ohh yes so stelle ich mir ein gescheites Partyvolk vor.
Dabei waren aber nicht nur Models und Halbgötter. Unter ihnen flankierten auch nicht so attraktive Personen, sowie die komplett durchschnittlichen, die eher langweilig wirkten!

Dazu gab es auch Mädchen die aussahen wie Schlampen und nicht blond waren! Nur um mal so einen kurzen Überblick zu verschaffen was sich mir zu dem Zeitpunkt, für ein Anblick bot. Und ja! Es gibt tatsächlich auch Mädchen die rumlaufen wie Nutten und KEINE blond gefärbten Haare haben. 

Die Musik im Wohnzimmer wurde aufgedreht und die ersten begannen zu tanzen, zu trinken oder zu rauchen. Wie das eben so üblich war auf solchen Party's.

Ich schlenderte derweil entspannt zurück in die Küche und stellte mich hinter die Kücheninsel.Von hier aus konnte man direkt durch die Halle, ins Wohnzimmer spähen. So sah ich genau wer oder was diese Party betratt bzw. verließ!
Ich nahm mein Sandwich und beobachtete von meinem Posten aus das Geschehen, dass sich dort abspielte, belustigt! Zac sah anfangs ziemlich verzweifelt aus, doch irgendwann sah ich wie er eine Woodkaflasche in die Hand gedrückt bekam. Danach war er aus meinem Sichtfeld verschwunden. Wahrscheinlich gab er sich jetzt schön die Kante, um diesen Schock zu verdauen, oder um ein bisschen lockerer zu werden.

Er konnte ES sowieso nicht mehr stoppen, was ich sehr gut fand!

Manno würde ich jetzt gerne tanzen dachte ich mir nach einer Weile, doch dass ging nicht. So gerne ich mitfeiern würde, ich durfte nicht! Es musste ja so aussehen, wenn Betty oder Dad und Frank heim kamen, als wäre alles auf Zacs Mist gewachsen. Meine Aufgabe war dann nur, eine unschulds Miene aufzusetzen und das kleine wehrlose Mädchen zu spielen, die von allem keine Ahnung hatte.
Würde nicht schwierig werden, da ich hier sowieso niemand kannte.

Nach nur einer Stunde waren es bestimmt schon mehr als hundert Personen und es kamen immer mehr. Wenn die so weiter feiern, könnte man das hier als eine Fortsetzung des Films Project X verkaufen. Ich wollte gar nicht wissen wie das Haus aussah, wenn alle weg waren.

Durch einen Zettel der an den Kühlschrank geklebt worden war, wusste ich das Bertha heute früher gehen musste, da sich ein familiärer Notfall ereignet hatte.
Da habe ich mal wieder mehr Glück als Verstand, sonst hätte ich mich auch noch um Bertha kümmern müssen. Sie tat mir jetzt schon leid. Schließlich war sie diejenige die den Saustall später aufräumen durfte.

Bevor ich doch noch ein schlechtes Gewissen bekam, beschloss ich mich lieber schon mal, auf mein Zimmer zu verziehen.

Ansonsten kam jemand nachhause und sah mich hier zwischen diesen ganzen Feierwütigen Teenies. Zac hatte ich auch schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen. Das nahm ich mal als gutes Zeichen. Vielleicht lag er irgendwo in einer Ecke, stockbesoffen und bekam gar nichts mehr mit. Bei dem Gedanken grinste ich schadenfroh in mich hinein.

Keine ahnung was noch alles passiert war. Ich wusste noch das ich von meinem Bett aus meine Lavalampe beobachtete und dann wohl einschlief. Denn als ich aufwachte hörte ich neben mir gleichmäßiges Atmen und leises Schnarchen. Ganz vorsichtig und auf alles gefasst drehte ich meinen Kopf zur Seite.
Oh weia das würde Ärger geben!

 

Kapitel 5 Böses Erwachen...

 

Ganz vorsichtig drehte ich meinen Kopf Richtung Geräusch. „Ohh scheiße!“, stieß ich leise aus. Neben mir lag ein Oberkörper freier Zac und schlummerte friedlich. Wie erstarrt lag ich da, mit der Angst, jede kleinste Bewegung könnte ihn wecken. Es kostete mich viel Überwindung erst mal zu überprüfen, was oder ob ich überhaupt etwas an hatte...

„Gott sei dank.“ Erleichtert atmete ich aus.

So und jetzt zu Zac.
Mit zittrigen Händen zog ich schnell die Seite der Decke hoch wo Zac lag und mir viel ein weiterer Stein vom Herzen. Er trug zum Glück noch eine Boxershort.

So die Klamotten Frage wäre geklärt. Was macht er hier? Hat er sein eigenes Bett nicht gefunden? Oder ist er einfach einsam gewesen und dann im besoffenem Zustand in mein Bettchen umgesiedelt?

An der starken Fahne, die man sicherlich noch aus 50m Entfernung gerochen hätte, deutete ich mal dass er gestern, nicht gerade wenig getrunken hatte.
Mal davon abgesehen... sein Oberkörper... WOW! Man war das unfair! Musste er ihn mir so unter die Nase reiben? Wenn auch nicht beabsichtigt. Das er Mister Mucki war konnte ich auch schon gestern mit T-shirt sehen!
Schnell zupfte ich die Decke etwas weiter nach oben. Ihm wäre es sicherlich auch unangenehm, wenn ich hier schlafend und im BH neben ihm liegen würde!
Abgesehen davon schaute er, wenn er schlief, so verdammt niedlich aus. Er sah so friedlich und... nett aus? Verrückt!

Diesen Moment wollte ich festhalten. Dann müsste ich ihn wenigstens nicht die ganze Zeit, wie ein Stalker, beim schlafen beobachten.
Ich drehte mich, bedacht ihn nicht zu wecken, zu meinem Nachttisch und nahm mein Handy.
Gerade als ich gesagtes Bild machen wollte, wurde mit einem Ruck die Tür aufgerissen und mein Vater stand im Zimmer.
„Guuuten Morgen Sami, weißt du zufällig wo Zac-?“ Ab da brach er ab und sah einfach nur entgeistert zu meinem Bett.
Man konnte es ihm nun wirklich nicht verübeln. Vor drei Tagen hatte ich mich noch mit jeder Faser meines Körpers dagegen gesträubt wieder hier her zu kommen und jetzt lag ich mit meinem zukünftigen Ehemann, den ich zudem hasste, in meinem Bett. Als mein Dad wäre ich jetzt auch verwirrt!

„Zac? In deinem Bett? Ihr beiden zusammen? Ich meine du und er und was?“, stammelte er irritiert. Er stand da wie ein begossener Pudel und bewegte sich nicht mehr.
Was sollte ich darauf antworten: 'Tja YOLO?' Oder vielleicht: 'Naja Shit happens!' 

Zu meinem Entsetzen regte sich nun auch noch etwas neben mir. Das lies mich darauf schließen, das mein verehrter Herr Bettgenosse so langsam aus seinem Schönheitsschlaf erwachen zu schien. Unfähig mich auch nur einen Millimeter zu bewegen, starrte ich Zac an. Bis er schließlich die Augen leicht öffnete und sich benebelt im Raum umsah. Letztlich blieb sein Blick an mir hängen. Vielleicht auch an meinem Handy, das nur wenige Zentimeter über seinem Gesicht schwebte.
„Samira was machst du da?“, fragte er benommen.

Diese Situation konnte doch gar nicht mehr schlimmer werden. Natürlich Samira, sclimmer geht immer!
Mein Vater, der die ganze Zeit zur Statue erstarrt, in meiner Tür stand und blöd glotzte schien inzwischen auch wieder zu sich zu kommen. Bevor ich mir irgendeine Ausrede ausdenken konnte, schnellte Dad zu meinem Bett vor und zog Zac am Ohr heraus. Im Anschluss aus meinem Zimmer.

Ich hörte ein paar Wortfetzen aus dem Theater heraus, das mein Dad wohl direkt vor meiner Tür veranstaltete. Wie z.B. "Vergreif dich nicht an meiner Tochter" oder "Sie ist zu jung für Geschlechtsverkehr" oder "Kein Sex vor EURER Ehe"!!!
Hatte ich mich da verhört? Mit 18 zu jung für Sex? Seit wann das denn?
Oh man, gerade tat mir Zac tatsächlich ein bisschen leid. Er hatte wie getretener Hund ausgesehen, als Dad ihn hinaus geschliffen hatte.
Ich glaube so sehr wie in diesem Moment, habe ich mich mein ganzes Leben noch nie in Grund und Boden geschämt!

Allmählich wurde es still auf der anderen Seite der Wand.
Was hatte Dad da denn plötzlich geritten? Er wollte doch, das ich ihn heirate. Dafür musste ich mich einigermaßen mit ihm verstehen. Zumindest sollten die anderen dass denken!
Ich grübelte noch eine Weile bis mein Dad auf einmal wieder in der Tür stand.

„Samira“, fing er gefasst an.

„Ich habe nicht mit ihm geschlafen. Er hat sich wohl aus versehen ins falsche Bett verirrt“, erklärte ich eilig.

„Achso. Natürlich, AUSVERSEHEN!“, sagte er schon etwas lauter. „Samira ich dachte wir wären ehrlich zueinander.“

„Daaad wieso sollte ich denn mit ihm schlafen? Er ist für mich total uninteressant! Ich lüge dich nicht an. Ich habe gar keinen Grund dazu. Außerdem würde ich es sagen wenn es so wäre. Es ist ja auch nichts schlimmes...“

„Nichts schlimmes?“, schrie er. Ich zuckte erschrocken zusammen. Dad schrie nie. Er war ein wahnsinnig ausgeglichener Mensch! Schockiert betrachtete ich ihn. „Samira es tut mir leid, ich wollte dich nicht anschreien und natürlich glaube ich dir... irgendwie. Versteh bitte, für einen Vater ist dieses Thema nie einfach. Vor allem wenn es sich um 'sein kleines Mädchen' handelt. Da ist so ein Anblick im ersten Moment eben nicht allzu, ähm einfach. Ich weiß, du bist schon fast erwachsen. Du weißt selber was falsch und was richtig ist. Ich werde mich in solche Sachen nicht mehr einmischen. Versprochen!“ Mir fiel schon wieder ein Stein vom Herzen.
Das kam heute ziemlich oft vor!
Freudestrahlend umarmte ich ihn.
„Und eigentlich ist es doch wunderbar, das du und Zac, euch plötzlich so gut versteht“, redete er weiter und wackelte dabei grinsend mit den Augenbrauen, was so viel hieß wie: “Ich weiß über euer schmutziges Geheimnis Bescheid. Aber keine Sorge ich behalte es für mich.“

„Dad ich hatte nichts mit Zac er war nur...“

„Du musst mir nichts erklären Sami. Keine Angst, ich sage keiner Menschenseele etwas. Ich habe ja auch gar nichts gesehen“, zwinkerte er mir zu. Na toll! Mein Dad denkt jetzt ernsthaft, ich hätte was mit Zac am laufen. Mit diesem Hornochsen! Diesem sehr attraktiven Hornochsen!
„So ich mach mich mal auf. Schließlich muss ich mich noch bei Zac entschuldigen, das ich ihn so zur Schnecke gemacht habe!“ 

„Ich hab dich unglaublich lieb Daddy!“

„Ich dich auch Mäuschen.“

Mäuschen.. so hatte er mich schon lange nicht mehr genannt. Das war ein sehr perfekter "Vater-Tochter Momennt" wie wir ihn schon lange nicht mehr hatten.
Er gab mir noch einen Kuss auf den Kopf und verließ dann mein Zimmer. Ich konnte nur hoffen, dass Zac sich nicht mehr an das mit dem Handy, erinnerte. Und von der Schreiorgie meines Dads nichts so viel mitbekommen hatte. So benebelt wie Zac vorhin noch war, musste ich mir wahrscheinlich keine Sorgen machen.
Naja also dann mal wieder auf gut Glück.

Kapitel 6 Bettys grandiose Idee


Zwei Stunden später, ging ich verschlafen mit frischen Anziehsachen rüber ins Bad. Dort erwartete mich dann schon das nächste Schreckenserlebnis an diesem Morgen.
Ich stieg gerade aus der Dusche und wickelte mich in ein Handtuch ein.
Auf einmal regte sich etwas in der Badewanne hinter mir und jemand murmelte: „Ohh Sami komm her du heiße Schnecke.“ Ich schnellte herum und sah das Streuselkuchen sich in der Badewanne bequem gemacht hatte, sich streckte und die Augen öffnete.
Dann entstand plötzlich so ein Moment, in dem man nichts sagte, sondern einfach nur einander anschaut. Sozusagen kurzzeitig bleibt die Welt stehen!
In einem Liebesfilm wäre Er jetzt auf Sie elegant zugekommen. Hätte sie in seine Arme gezogen und leidenschaftlich geküsst. Allerdings hätte der männliche Hauptdarsteller auch besser ausgesehen und gerochen! 

Mein Gott der hat ja eine schlimmere Fahne als Zac vorhin, und der lag neben mir. 


Streuselkuchen hingegen, war noch mindestens zehn Meter von mir weg gestanden.
Also hier war es nun aber ein wenig anders, ich starrte ihn mit weit aufgerissen Augen an und er lies seinen Blick lüstern über meinen gesamten Körper wandern. Nach dem ersten Schock Sekunden meinerseits (Welt stand still), rappelte er sich auf und stieg aus der Wanne.
Sein T-shirt war voller Bierflecke, und irgendwelche Essensreste klebten drauf. Dann war da noch etwas was aussah, als hätte er sich selbst vollgereiert. So genau wollte ich das lieber nicht wissen.

„Hey Sami was machst du denn hier? Hattest du Sehnsucht nach mir?“, fragte er schamlos.
Ganz nebenbei wohne ich hier auf begrenzte Zeit, dachte ich mir sarkastisch und verdrehte innerlich die Augen.
Der Morgen wurde schlimmer und schlimmer. Die kleine Ausbeulung in seiner Hose, die ich umgehend wahrnahm, trieb mir die Schamesröte ins Gesicht. Er nahm das natürlich sofort wieder als Aufforderung. Als er dann auch noch langsam auf mich zu geschritten kam, in seinem Fall eher torkelte, wurde es mir zufiel. „Na gefällt dir...?“

„DAAAADDYYY!“ Ich brüllte wie am Spieß, das bestimmt noch die Nachbarn am Ende der Straße was davon hatten. Keine Minute später wurde die Badezimmertüre aufgerissen und Dad stand mit hochrotem Kopf im Raum. Er war wohl vom Erdgeschoss bis hier nach oben gerannt. Streuselkuchen glotzte mich nur doof an. Nachdem Dad wieder zu Luft gekommen war und endlich die Lage peilte, stampfte er auch schon auf Streuselkuchen zu.

„Was machst du in diesem Badezimmer während MEINE TOCHTER nur im Handtuch bekleidet hier drin ist“, fragte er bedrohlich und schaute ihn giftig an.
Das sah so lustig aus, da Dad so klein und Streuselkuchen fast einen halben Kopf größer war.

„Bin wohl gestern in der Badewanne eingepennt und als ich aufwachte stand die heiße Lady hier“, zwinkerte er mir zu, während ich nur angewiedert das Gesicht verzog. Das er sich traute in der Gegenwart meines Dads so mit mir zu reden, war echt mutig.
Dann bemerkte auch Dad die Beule und sein Blick wurde noch ein Stück wütender. Es sah so aus, als wolle er ihm jeden Moment an die Gurgel gehen.
Dad packte ihm im Nacken und zog den Widerling aus dem Bad, wofür ich ihm sehr dankbar war. Nun konnte ich mich endlich in ruhe fertig machen.

Meine rote Mähne föhnte ich und flechtete sie danach zu einem seitlichen Grätenzopf. Nachdem ich auch angezogen war, lief ich runter in die Küche wo schon Bettys schrille Stimme ertönte. An der Wand neben der Küche blieb ich stehen und lauschte ihren Worten.

„Zac wie konntest du nur so verantwortungslos sein und eine Party in unserem Haus schmeißen, dazu auch noch wenn wir Gäste haben? Die arme Samira hast du auch noch alleine gelassen bei den vielen Fremden! Ich bin einfach nur Maßlos enttäuscht von dir. Und die Kosten für Reinigungsfirma wirst selbstredend auch du übernehmen.“ Oh nein da kamen wieder Gewissensbisse. Ich atmete einmal tief durch um das schlechte Gefühl in meinem Bauch zu vertreiben.

„Mom wie oft soll ich das noch sagen? Ich war das nicht mit der Party, da muss mir irgendwer einen Streich gespielt haben oder etwas anderes“, gab Zac gequält von sich. Ich spitzte kurz um die Ecke und mein schlechtes Gewissen wurde immer größer, bei seinem elenden Anblick. Dunkle Augenränder und leicht verzerrter Gesichtsausdruck.

Da hat der feine Herr wohl Kopfschmerzen von seiner ganzen Sauferei. Geschieht ihm ganz recht!

„Zac! Schluss, ich möchte nichts mehr hören und da brauchst du auch gar nicht versuchen mit mir zu diskutieren“, rief Betty laut.

„Mom bitte nicht so laut, ich habe schreckliche Kopfschmerzen.“

„Die hast du dir selber zuzuschreiben, mein Sohn“, sagte Betty in einem schon sehr viel ruhigeren Ton.
Ich wartete noch einen kurzen Moment und betrat dann vorsichtig die Küche und wich Bettys fürsorglichen Blick aus. Zac versuchte hingegen mich mit seinen Blicken umzubringen.

„Samira guten Morgen, das gestern tut mir leid. Aber schön das du jetzt auch da bist, dann kann ich ja euch verkünden was ich für heute geplant habe.“ Wie sie das sagte und ihr Blick dazu, konnten nichts gutes heißen.„Zac damit du und Samira sich ein wenig besser kennen lernen können, habe ich mir gedacht, das du ihr heute ein wenig San Francisco zeigst. Ein bisschen Sightseeing und vielleicht auch shoppen, wenn Samira das möchte“, eröffnete Betty uns freudestrahlend. Wir starrten sie beide entgeistert an.

„Nein“, riefen wir wie aus einem Mund.

„Doch natürlich! Außerdem wird die Reinigungsfirma hier den ganzen Tag beschäftigt sein, da braucht ihr hier nicht auch noch herum wusseln! Und ich weiß wenn ihr beide im Haus seid, geht ihr euch nur aus dem Weg, weil keiner sich traut den anderen anzusprechen geschweige den auf ihn zuzugehen.“ Das hatte auch seine guten Gründe dachte ich mir beleidigt.
„Ich möchte das ihr ein wenig Zeit miteinander verbringt. Und Zac ihr macht alles was Samira unternehmen will. Egal was sie sehen oder was sie machen will, du fährst sie dort hin verstanden? Ich will euch nicht vor neun Uhr wieder sehen.“ Ohh das hörte sich ja schon ein klein wenig besser an. So wie Betty das sagte, hieß das wohl, das Zac heute mein Sklave sein durfte. Zac schien das genauso verstanden zu haben und blickte jetzt noch finsterer drei als davor schon.

Es könnte natürlich auch an seinen dunklen Augenringen liegen, das er so böse gerade aussieht, überlegte ich.

„Hast du mich verstanden Zac?“, sagte Betty nun wieder etwas lauter geworden.

„Ja Mom“, knurrte Zac, alles andere als begeistert. Vielleicht sollte ich mich doch nicht zu früh freuen. So wie er gerade drauf war, traute ich ihm so einiges zu. Ach was wird schon schief gehen. Bei dem Gedanken dass er heute alles machen musste was ICH wollte, rieb ich mir innerlich hämisch grinsend meine Hände.
Das konnte heute einfach nur noch besser werden, nachdem der Morgen ja schon so kacke war.

Kapitel 7 Zac du Arsch!

Eine halbe Stunde später saßen wir zusammen in Zac's dunkelblauen Cabrio. Beide mit einem Gesicht wie sieben Tage Regenwetter. Nach genau 15 Minuten und 36 Sekunden brach Zac das Schweigen!

„Also wo willst du als erstes hin?“, fragte er pampig.
Eigentlich wollte ich wirklich erst ein wenig Sightseeing machen. San Francisco war ja auch eine tolle Stadt. Aber wenn er schon jetzt so scheiße drauf war, dann wolltel ich eben erst wohin, worauf er wohl noch weniger Bock hatte als auf Sightseeing! 

„Ich möchte erst mal zur Maniküre. Meine Nägel müssten mal wieder gekürzt werden, sonst brechen sie mir noch ab“, antwortete ich genervt. 

„Das ist doch ein Scherz. Ich soll dich herum führen und dir die Stadt zeigen und du willst zur Maniküre? Was bist du den für eine oberflächliche Tussi geworden? Da hat mir die kleine hässliche Samira die so gerne im Dreck gespielt hat, besser gefallen.“
Mir doch egal was er von mir hielt. Ich wollte ihm nur eins rein würgen. Außerdem müssten meine Nägel wirklich mal wieder abgefeilt werden. Sie waren viel zu lang.

„Betty hat gesagt, das du machen musst was ich will! Und ich will zur Maniküre. JETZT!“, erinnerte ich ihn hämisch. Grummelnd gab er letztendlich nach.



Wenig später standen wir auch schon in einem Kosmetikstudio.
An Pink hatten die hier nicht gespart. Ich kam mir vor wie in einem Barbiepuppen Alptraum. Die Angestellte hinter der Theke passte perfekt hier rein.
Die Frau hatte von Anfang an nur Augen für Zac. Sie zupfte sogar noch ihr Shirt etwas weiter herunter als sie ihn erblickte. Nur damit ihr fetter Busen noch mehr herausquillte. Widerlich!
Da muss der Chirurg aber ordentlich was verpatzt haben. Ihre Brüste sahen aus wie zwei unförmige Kartoffeln.
„Schönen Guten Tag Sir, ich nehme mal an ihre Freundin möchte eine Behandlung“, kam sie überaus freundlich zu uns und versuchte sich an einem Lächeln, was sich in Anbetracht ihrer aufgespritzten pinken Lippen, als sehr schwierig erwies.
Überanstreng dich nicht Süße, sonst platzen sie vielleicht noch.

„Sie ist nicht meine Freundin und sie möchte einmal ihre Nägel gemacht haben“, erklärte Zac desinteressiert und wedelte mit der Hand in meine Richtung. Darauf setzte er sich, ohne uns beiden noch weiter Beachtung zu schenken, auf einen Stuhl neben dem Eingang und fing an in einem Klatschheftchen zu blättern. Überaus erfreut über die Erkenntnis das Zac und ich kein Paar waren, führte mich die Frau, die meiner Meinung nach nicht zu viel Makeup sondern eher Sprühbräune drauf hatte, zu einem der Behandlungstischchen.

„Einen Moment noch, möchtest du vielleicht etwas trinken?“, fragte sie honigsüß. Wie professionel, sie dutzte mich!

„Nein danke.“ Dann verschwand sie wieder.

Während der ganzen Behandlung versuchte ich so wenig wie möglich zu atmen. Beim reinkommen war es mir gar nicht aufgefallen. Doch das Parfüm dieser Frau, von der ich mittlerweile wusste das sie Candy hieß, stank so penetrant das mir das Luftholen schwer fiel. Und dann auch noch nach so vielen verschiedenen Düften. Nach kurzer Zeit wurde mir schon richtig schwindelig davon. Das lag entweder am Sauerstoffmangel, oder daran das sie mich vergasen wollte!
Eine halbe Stunde später hatte ich endlich gefeilte, frisch lackierte Nägel und Zac die Nummer der Kosmetikerin, die sie ihm noch schnell zugeschoben hatte beim bezahlen. Ich glaube ich hatte mich noch nie so über Autoabgase gefreut, wie heute. Die stickige Stadtluft war mir tausendmal lieber, als alles was ich in diesem Kosmetiksalon gerochen hatte.

„Deine Nägel sind fertig, wo willst du nun hin?“, fragte er noch angepisster als vorhin im Auto.
Ich könnte ihn noch ein wenig quälen und verlangen das er mit mir shoppen geht.

„Komm vertragen wir uns doch einfach für diesen Nachmittag, außer du willst doch noch mit mir shoppen gehen. Morgen können wir uns gerne weiter hassen ok?“, sagte ich stattdessen und hielt ihm meine Hand hin.

„Na schön“, sagte Zac ein wenig skeptisch.
Wir fuhren in die Stadt zum Golden Gate Park. Dort gingen wir dann ein Eis essen und danach fuhren wir eine Runde mit den Cable Cars. Zac erzählte mir einiges zu den Häusern und Geschäften an denen wir vorbei fuhren. Er war mein sowas wie mein persönlicher Tourguide. Ich musste zugeben er wusste eine ganze Menge und schaffte es nicht gerade selten mich zum lachen zu bringen. Warum war mir früher nicht aufgefallen wie leicht es doch war sich mit ihm zu unterhalten? 

Drei Stunden später schlenderten wir entspannt am Pier 39 entlang. 

„Und wo möchtest du jetzt hin?", fragte er lächelnd.

„Ich will eine Tour auf der Gefängnisinsel Alcatraz mitmachen."

„Wieso denn das?", fragte Zac verwundert.

„Weil mich Geschichte und Historik interessiert“, erklärte ich schlicht.

Auf der Tour lief es nicht anders wie im Kosmetikstudio vorhin. Nur das es diesmal zwei blonde Touristinen aus Schweden waren die an Zac klebten. Ich musste zugeben, dass sie leider hübsch waren. Und ihre Doppel-D Brüste waren wohl auch echt.

Seid wann bin ich denn neidisch darauf, wenn ein Mädchen gut aussieht ist. Sowas ist mir für gewöhnlich egal. Es liegt nicht daran, das sie ziemlich gut aussehen sondern... Bin ich vielleicht eifersüchtig, weil sie an Zac hängen dürfen und ihn mit ihren beschissenen Witzen und dämlichen Akzent zum lachen bringen. Nein niemals!

Ich schüttelte die Gedanken ab und konzentrierte mich auf die Führung. Deswegen war ich schließlich hier. Das doofe Gegacker, der zwei Tussen blendete ich erfolgreich aus. Genauso wie das Zac anscheinend an diesen Schnepfen mehr Spaß hatte, als an den spannenden Erzählungen des Tourführers. Gut es war nicht ganz so spannend wie ich es mir erhofft hatte.

Nachdem Zac ja anderweitig beschäftigt war unterhielt ich mich mit einem Typen der auch bei der Tour mitmachte. Jake, so hieß er, erzählte mir zwischen drin das er momentan Medizin studierte, Geschichte allerdings seine große Leidenschaft war. Und da Ferien sind ist er für eine Woche nach San Francisco gekommen um sich ein wenig die Stadt anzusehen. Es war sehr interessant wie viel er wusste. Er erzählte die Dinge auch viel spannender als der dicke, schwitzende Kerl, mit dem Wimpel in der Hand wo Alcatraz-Führung drauf stand.

Zum Ende der Führung gab er mir seine Handynummer und lud mich auf das New Moon Festival in Chinatown ein, das demnächst stattfinden sollte.

„Ich schau mal ob ich Zeit habe und melde mich dann bei dir“, sagte ich lächelnd und steckte seine Nummer, in die Tasche an meinem Jeansrock. Er nickte umarmte mich kurz und ging dann in den Souvenir Laden den es hier gab.
Ich drehte mich um und sah... Nichts. Ja nichts!
Wo war den Zac mit seinen zwei Schlampen hin? Und seid wann war ich denn so gemein?
Ich lief durch den Souvenirshop, doch weit und breit keine Spur.

Vielleicht haben sie auf der Tour die Gruppe verloren, obwohl das schon selten dämlich wäre. Ach wir reden hier von Zac, da liegt das durchaus im Bereich des Möglichen.

Wir hatten 15 Minuten Pause bevor es mit der Fähre zurück ging. Schnell lief ich den Weg der Tour zurück und sah mich überall um. Das war ganz schön gruselig in einem alten verlassenen Gefängnis alleine rumzutapsen. Zac hatte ja wenigstens noch seine Sch...., seine Bekannten! Plötzlich hörte ich ein leises Geräusch. Ich zuckte regelrecht zusammen und hätte am liebsten los geschrien, aber ich beherrschte mich.

Was hatte Jake vorhin gesagt? Hier würden noch die Seelen der einstigen Gefangenen und Toten umherwandeln und die Besucher erschrecken.

Dieser Gedanke machte meine Angst kein wenig besser. Mich überzog eine leichte Gänsehaut, als ich ein etwas lauteres Quietschen vernahm und ein... Stöhnen?
„Ohh jaa Madeleine weiter, oahhh. Du bist die beste!“ Seid wann stöhnten Geister und hörten sich dabei an wie Zac?
Langsam ging ich um sie Ecke und lugte in die dahinter liegende Zelle. Was ich sah?
Zac, der gerade ausgiebig, der ersten Schwedin seine Zunge in den Hals steckte, während die andere vor ihm kniete und an seinem... ähm.. kleinen Freund herum nuckelte.
Die Schlampen mal kurz ignorierend, sah Zac so zum Anbeißen aus, das ich es doch ein wenig unfair fand, dass DIE ihn betatschen durften und nicht ICH! Was dachte ich denn da nur wieder?
Abgesehen davon fühlte ich mich... betrogen. Ja! Irgendwas zwischen betrogen, verarscht und hintergangen. Hatte ich denn das Recht dazu? Ich meine wir mussten irgendwann ja heiraten, aber zusammen waren wir nicht. Waren wir überhaupt verlobt? Dad hatte immer gesagt, wir sind uns seid wir Babys sind versprochen! Musste Zac mir aber nicht erst einen Antrag machen, damit wir verlobt sein können, oder geht das auch ohne?

Ohne weiter darüber nachzudenken wendete ich mich angewidert ab. Konnte allerdings nicht vermeiden, das dass eben gesehene mir einen Stich in der Magengegend verpasste. Das er gemein und fies ist wusste ich, anderseits hätte ich es nicht für möglich gehalten, das er so ein ekelhaftes Arschloch ist. Ich hab ihn irgendwie anders eingeschätzt. Außerdem, er kann doch wann und wo er will mit irgendwelchen Mädchen vögeln. So das ich es nicht mitbekomme! Nur wirklich hier. In einem Gefängnis, das dreckig und miefig ist. Wo früher die schlimmsten Verbrecher Amerikas inhaftiert waren. Hatte der Kerl den überhaupt kein Niveau?

Kopfschüttelnd lief ich zurück zur Gruppe und schaute mir lustlos die Krimskrams Sachen Shop an.
„So genug geshoppt, jetzt geht es wieder zurück zum Festland. Sind denn alle wieder da?“, fragte der Gruppenführer. Wie aufs Stichwort kamen Zac und seine, jetzt durfte ich es sagen, Schlampen und gesellten sich wieder zu uns. Alle drei ein verträumtes Lächeln auf den Lippen.
Am liebsten hätte ich die beiden Tussis, mit einer der riesigen Schneekugeln erschlagen! Ich war ganz erschrocken über mich selbst. Solche Gedanken hatte ich seid meiner Therapie, nicht mehr gehabt.


Eine Stunde später saßen Zac und ich wieder nebeneinander im Cabrio. Ich würdigte ihn keines Blickes mehr. Vor allem weil ich sein dummes Grinsen, dass er seid vorhin drauf hatte, nicht ertragen konnte.

„Und was willst du noch machen Sami?“, fragte er diesmal überaus gelassen und entspannt. Das war das erste mal das er mich 'Sami' nannte. Arsch!

„Mir egal“, murmelte ich, ohne ihn anzusehen und konnte nicht vermeiden, dass sich meine Stimme ein wenig verletzt anhörte. Dieses Bild von ihm und diesen beiden Bitches, wollte nicht aus meinem Kopf verschwinden. Verwundert sah er mich von der Seite an.

„Was ist denn mit dir los? Wo ist die gute Laune von heute Morgen hin?“ Die hast du mir verdorben!
Seine Frage ignorierend schaltete ich das Radio an. Es lief wie zu erwarten, ein Liebeslied. "Let her go" fand ich eigentlich echt gut, nur in dieser Situation leider völlig unpassend. Leise sang Zac den Liedtext mit.  
Meine Laune hatte soeben den absoluten Tiefpunkt erreicht. Beschissener wie momentan, konnte der Tag gar nicht mehr werden.

Plötzlich hielten wir und Zac schaltete den Motor aus. Das war das erste mal, während der ganzen Autofahrt, das ich ihn ansah. Verwirrt fragte ich ihn: „Wo sind wir?“

„Sie dich doch mal um“, grinste Zac. Ich schaute nach rechts und sah ein großes Schild auf dem in verschnörkelter rot beleuteter Schrift 'Ruby Skye' stand.

„Ich nehme mal an, wir halten vor einer Bar, na und? Wir dürfen da sowieso noch nicht rein.“

„Ach was ich kenn hier so ein paar Leute und du brauchst dringend etwas um Stimmung zu heben. Dieser Trauerkloß neben mir ist tausend mal schlimmer, als deine nervige freche Art“, murmelte er und seine Mundwinkel zuckten.
Boar steck dir deine gute Laune sonst wo hin!
Worauf ich noch weniger Lust hatte, als das weitere Sightseeing mit Zac und seine beschissen gute Laune war, mich in irgendeiner Kneipe zu betrinken, mit ZAC und seiner beschissen guten Laune!
Widerwillig stieg ich aus und folgte ihm durch die Tür, ins innere der Ruby Skye Bar.
Es war gerade mal 17:00 Uhr und hier war schon die Hölle los. Zac steuerte schnurr stracks die Frau hinter der Theke an.

„Hey Gina Liebes“, rief er ihr zu. Die Frau schaute hoch, stellte ihr Glas, das sie gerade noch poliert hatte, ab und hüpfte dann freudestrahlend über den Tresen.
Noch eine die so unglaublich gute Laune hatte!
Sie begrüßten sich mit Küsschen rechts Küsschen links und unterhielten sich dann angeregt.

„Zac du alte Rübe, lange nicht mehr gesehen. Könntest dich ruhig öfter blicken lassen. Ich hab dich vermisst großer. Einen wie immer?“, quasselte die Frau erfreut. Ich schätzte sie so auf Bettys Alter.
Sie hatte braune Kringel locken die ihr wirr vom Kopf abstanden und ihr Hauttyp war eher dunkel. Sie sah aber sympathisch aus.
Langsam schlurfte nun auch ich zur Bar hinüber und lies mich auf einen der Hocker plumpsen. Es war ziemlich stickig. Überall hing der Geruch von Bier und Zigaretten in der Luft. Die zwei Billard Tische in der hintersten Ecke der Bar waren voll besetzt. Und auch sonst gab es kaum freie Tische. Die Bedienungen wusselten wie aufgescheuchte Hühner durch den Laden.

„Na Sami, wie gefällt es dir hier“, raunte eine bekannte Stimme an mein Ohr. Als Antwort lies ich nur einen tiefen Seufzer von mir. Am liebsten wäre ich jetzt aufgestanden und einfach gegangen. 

„Das habe ich mir irgendwie schon gedacht, deswegen habe ich mir ein Spiel überlegt.“ Jetzt wurde ich hellhörig. Ich drehte mich zu ihm um.

„Was für ein Spiel?“, fragte ich nun interessiert.

„Es ist mehr eine Wette. Also wer innerhalb von zwei Stunden die meisten Nummern abstauben kann gewinnt. Natürlich dürfen es bei dir nur Typen und bei mir nur Weiber sein.“ Weiber. Dieses Wort gefiel mir überhaupt nicht. Warum nicht Frauen oder Ladies? „Deal?“, fragte Zac grinsend.

„Was soll das genau bringen?“

„Es ist ein Battle, wer von uns beiden besser ankommt. Und wann lässt du schon mal eine Chance aus mir eins reinzuwürgen?“ Damit hatte er gar nicht so unrecht. Ich würde ihm nach dem von vorhin, echt gerne eins reindrücken. Und ich wollte mich mal wieder begehrenswert fühlen. Ein bisschen sein Selbstbewusstsein zu puschen konnte ja nicht schaden. „Außerdem...", setzte er erneut an, „musst du dringend wieder auf die Höhe kommen. Mit so einem Gesicht verschreckst du ja jeden Kerl schon aus zehn Metern Entfernung."

„Gut was sind die Regeln?“, fragte ich gelangweilt. Er grinste zufrieden.

„Du darfst sie nicht fragen ob sie dir ihre Nummer geben, sie müssen es von sich aus anbieten. Und es müssen, in deinem Fall, Männer sein die du noch nie gesehen hast oder was mit ihnen hattest.“

„Von mir aus. Ich glaube mal letzteres wird dir sehr viel schwerer fallen, als mir“, sagte ich mit einem leicht bitteren Unterton. Damit rutschte ich von meinem Hocker blieb aber neben ihm kurz stehen. Wir standen Schulter an Schulter: „Möge der bessere gewinnen.“ Somit machte ich mich endgültig auf den Weg zu einem der besetzten Tische. Mein unwiderstehliches Lächeln aufgesetzt.
Zacs verwirrten Blick konnte ich nur zu deutlich in meinem Rücken spüren, weswegen ich automatisch anfing, gekonnt mit dem Arsch zu wackeln.
Dem würde ich sein dämliches Grinsen schon noch aus dem Gesicht wischen!

 

 

 

 

Teil 2:


Eine Stunde war bereits vergangen und ich hatte mir bereits fünf Handynummern angeeignet. Die ersten vier standen auf Papierservietten, der letzte meinte in seinem betrunkenem Zustand, sich auf meinem Arm zu verewigen. 

Ich war ganz schön aus der Übung. Na gut, ich hatte so ein dämliches Spiel noch nie mitgemacht und dementsprechend, wenig Ahnung. 
Normalerweise fand ich solche Wettkämpfe, wo man sich misst wer der bessere ist, total albern und kindisch. Aber hier ging es um etwas völlig anderes. 
In diesem Moment, wollte ich einfach alles daran setzen Zac bluten zu sehen. Warum? Das war mir im nachhinein irgendwie, nicht mehr so ganz klar.

Leider kam er ganz gut voran, wie ich immer wieder aus dem Augenwinkel beobachten konnte. 
Dieses Grinsen von ihm war aber auch gefährlich. Einmal anstrahlen und Zak-Boom du liegst ihm zu Füßen. Zumindest sah es bei den Mädchen, die er ansprach so aus.
Ich musste mir schnell etwas ausdenken um mehr Jungs auf mich aufmerksam zu machen. Mich zu betrinken würde nicht viel bringen. Leider musste ich schon sehr früh (In meiner *bösen Phase*) feststellen, das ich ziemlich trinkfest war.
Seufzend ließ ich mich an der Bar nieder und war im Begriff meinen Frust wirklich im Alkohol zu ertränken. Gina stand vor mir und wischte gerade den Tresen.

„Was denn los Kleine?“, fragte sie mit dem Lappen in der Hand. Die Situation war echt zum Lachen. Wie in einem alten amerikanischen Schinken. 
Ein Mann im Anzug. Völlig fertig mit der Welt, betritt er eine unscheinbare Kneipe. Er setzt sich an die Bar, bestellt ein Bier und die Barfrau wischt den Tresen. Sie fragt ihn was er auf dem Herzen hätte und er schüttet ihr sein Herz aus. Danach gibt sie ihm einen weisen Rat für sein Leben und ihm geht es, wie durch ein Wunder, besser.
Genau an sowas erinnerte mich das hier gerade, nur das es mir nicht besser gehen würde, wenn ich ihr mein Herz ausschütte. Sollte diese Wette meine Laune nicht heben? Das tat sie kein bisschen. Nein stattdessen störte es mich Zac beim flirten, mit fremden Frauen zuzuschauen und das leider viel mehr als ich es gerne hätte.
Fragend musterte sie mein Gesicht. „Ist es wegen Zac?“ Entsetzt schaute ich zu ihr auf.

„Also hab ich recht“, grinste sie. „Ist es wegen der Wette?“ Ich nickte leicht. „Und weil du eifersüchtig bist.“ Mir schoss die röte ins Gesicht.

„Nein nein ich bin doch nicht...“

„Versuch es erst gar nicht zu leugnen. Man sieht es dir an der Nasenspitze an. So oft wie du ihn ansiehst.“ Tat ich das?

„Ich bin nur darauf eifersüchtig wie einfach es ihm fällt und wie dämlich diese Mädchen doch sind“, log ich schnell. Am Ende, erzählte sie Zac vielleicht noch von unserem Gespräch und er sollte ja nicht denken das ich ihn mag! 

„Achso?“

„Ja“, sagte ich mit fester Stimme.

„Hmm wenn das so ist. Ich könnte dir helfen die Wette zu gewinnen. Nur wenn du willst.“ Ich lies mir echt ungern helfen, doch noch weniger möchte ich gegen Zac verlieren.

„Moment, warum willst du mir helfen? Du bist doch mit Zac ziemlich gut befreundet“, murmelte ich skeptisch.

„Ach Schätzchen, Zac ist fast wie ein Sohn für mich und auch er braucht ab und zu mal einen Denkzettel. Weil ich außerdem denke du bist ihm auch nicht so egal wie er immer tut“, erklärte sie mir lächelnd. Was ich soll ihm nicht egal sein? Denkt sie das echt? Ich willigte ein.

„Super! Sag mal was hast du für eine Größe?“ Verwundert zog ich eine Augenbraue hoch. Zehn Minuten später stand ich im Personalraum.

„Ich werde das nicht anziehen“, rief ich durch die angelehnte Tür auf den Flur.

„Beschwer dich nicht und mach hinne!“, meckerte Gina genervt. „Du kannst vergessen das ich so da raus gehe.“

„Du willst doch nicht gegen Zac verlieren oder?“

„Nein aber...“ „Siehst du! Also zieh dich endlich um!“, kam es streng von der anderen Seite der Tür. Widerwillig zog ich mich um und machte die Tür auf.

„Ich sehe so bescheuert aus“, jammerte ich.

„Nein du siehst scharf und sexy aus. Ich hätte nicht gedacht das dir das Kostüm so perfekt passt. Jetzt mach den Zopf auf. Der sieht zu brav aus“, dirigierte mich Gina.

„Ich will aber so nicht da raus gehen. Habt ihr nicht wenigstens ein T-Shirt oder von mir aus ein Bauchfreies Top?“ Ich stand da in einer Glitzer Hotpan, die nicht mal den kompletten Hintern bedeckte, und einem Pailletten besetzten Bikini, der im Licht schimmerte. Ich kam mir vor wie eine menschliche Discokugel.

„Nein haben wir nicht. Wozu auch? Dir steht das Outfit ausgezeichnet. Du hast einfach die perfekte Figur dafür“, sagte Gina anerkennend.

„Und in so was tanzen eure Gogo Tänzerinnen?“

„Die haben teilweise noch weniger an. Aber sie sind nur Dienstag und Donnerstag auf dem Programm. Also hast du jetzt gleich alleine alle Aufmerksamkeit.“ Na toll!

„Kannst du überhaupt tanzen?“

„Ich denk schon. Ich kann mich auf jeden Fall bewegen“, meinte ich schulterzuckend.

„Wird schon schief gehen. Außerdem haben wir beide was davon. Du gewinnst die Wette und die Leute hier kommen endlich ein bisschen aus Trap. Vergiss nicht, sollte einer aufdringlich werden oder handgreiflich, einfach schreien“, sagte sie so als wäre es das normalste der Welt. „So du gehst jetzt hier hinten herum zum Käfig und wartest bis ich dich angesagt habe. Dann kommst du hoch, die Musik geht los und du tanzt oder bewegst dich, was auch immer. Hauptsache den Leuten gefällt es. Und du darfst ihnen auch signalisieren das es in Ordnung ist, wenn sie dir ihre Nummer geben. So los geht’s!“, rief Gina euphorisch.
Wie bitte soltel das funktionieren? 

Kurz darauf stand ich im dunklen hinter dem Käfig. Unglaublich aber wahr. In den restlichen drei Ecken wo nicht die zwei Billardtische standen, waren die Käfige. Wieso ist mir das nicht aufgefallen?
Schon lustig die Bar war mehr so im 20er Jahre Style eingerichtet und dann standen hier Gogo Käfige.  
Durch die Ansage von Gina, wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. Ich wartete auf meinen Einsatz und überlegte nochmal kurz ob es nicht doch besser wäre abzuhauen. Die Scheinwerfer fielen auf den Käfig hinter dem ich stand. Mit zitternden Beinen stieg ich hinauf und wurde sogleich von Pfiffen und Jubelrufen empfangen. Gleich darauf spielte die Musik an und ich begann mich zu bewegen.  
Mit der Zeit fühlte ich mich immer selbstsicherer und meine Bewegungen gingen auch ganz flüssig.  
Zac's Gesicht nach zu urteilen war er nicht so begeistert. 


Ginas Plan ging auf das Publikum war hellauf begeistert und die Kerle, steckten mir ihre Nummern zu. Zum Glück wurde mir keiner von denen aufdringlich.
Eine Stunde später kletterte ich aus dem Käfig um eine kleine Pause zu machen. Außerdem musste ja geschaut werden, wer denn nun die Wette gewonnen hat.

„Du warst echt super“, quietschte Gina. „Hast du vielleicht Interesse hier öfter zu tanzen? Gegen Bezahlung versteht sich“, fragte sie grinsend. Zac saß grimmig daneben mit einer Flasche Bier in der Hand.

„Ich tanze gerne, aber nur zum Spaß. Also nein. Trotzdem danke für das Angebot“, lächelte ich. „So Zac kommen wir zu unserer Wette, wie viele Nummern hast du?“

„Zwölf und du“, nuschelte er in seine Flasche hinein.

„Zwanzig. Gewonnen!“, sagte ich grinsend. Er verschluckte sich dabei doch glatt an seinem Bier.
Nachdem er sich eingermaßen beruhigt hatte meinte er: „Das liegt nur daran das du halb nackt vor lauter notgeilen Typen herum gehüpft bist.“ Ich wollte etwas erwidern doch da drehte er sich schon zum gehen um.

„Zieh dich um wir fahren heim.“ Ob es so gut war mit einem wütenden und dazu angetrunkenem Zac nachhause zu fahren?
Ein paar Minuten später kam ich angezogen aus der Bar gelaufen. Zac saß schon im Auto und trommelte mit seinen Fingern ungeduldig auf dem Lenkrad herum. Langsam stieg ich ein und lies mich auf den Sitz fallen. Zac startete ohne ein Wort den Motor und fuhr los.

Auf der Autobahn fuhr er dann weit über die Geschwindigkeitsbegrenzung. Inzwischen hatte ich eine Antwort auf meine vorhin gestellte Frage: Nein es war nicht gut mit einem wütenden und zugleich angetrunkenen Zac in ein Auto zu steigen! Für gewöhnlich mag ich ja schnelle Karren. Allerdings war es dunkel und es regnete. Zudem wusste ich nicht, wie viel Zac getrunken hatte.

„Sowas soll ich mal heiraten. Ein Mädchen das sich aufführt wie eine Schlampe. Nein wahrscheinlich sogar eine ist!“ Ich war so in Gedanken das ich mich ziemlich erschreckte, da er so plötzlich angefangen hatte zu reden.

„Was?“, war meine überaus intelligente Antwort.

„Ich soll dich heiraten! Eine Schlampe die durch die Gegend hurt. Genauso wie ihre Mutter“, sagte er so kalt das mich eine Gänsehaut befiel.

„Wie bitte“, rief ich empört als ich verstand was er mir soeben an den Kopf geworfen hatte.

„Du bist genau wie deine Mutter. Eine kleine billige Schlampe“, wiederholte er nochmal.

„Was fällt dir eine so über meine Mutter zu reden?“, schrie ich ihn an.

„Du musst mich nicht anschreien. Ich sage nur die Wahrheit. Deine Mutter war eine Schlampe und nur, weil sie mit dir schwanger wurde und dein Vater gerade die Firma, seines Vaters übernommen hatte und somit ein kleines Vermögen erbte, ist sie bei ihm geblieben. Ansonsten wäre sie abgehauen mit dir. Wer weiß ob sie dich überhaupt mitgenommen hätte?“ Ich war fassungslos wie er mir das eiskalt und ohne mit der Wimper zu zucken ins Gesicht sagen konnte. „Und denkst du ernsthaft sie war deinem Vater all die Jahre treu?“

„Hör auf“, flüsterte ich.

„Nein! Denn sie hat deinen Vater nie geliebt. Sie hat ihm alles nur vorgemacht weil er Geld hatte und du warst der Vorwand um bleiben zu können. Einen auf süße kleine Familie machen.“

„Hör auf“, sagte ich jetzt etwas lauter, während mir Tränen die Wangen hinunter flossen.

„Wahrscheinlich hat sie nicht mal dich geliebt. Das einzige was ihr wichtig war, war Geld. Geld! Geld und nochmals GELD! Der Krebs war dann wohl in diesem Sinne die Strafe dafür.“

„HÖR AUF!“, schrie ich ihn an. „Halt an ich will raus aus diesem Wagen“, keifte ich mit Tränenüberströmten Gesicht. 

„Ich werde dich doch jetzt nicht aus dem Auto lassen, bei dem Regen.“ Wütend starrte ich ihn an. Ich schlug seine Hände weg und riss das Lenkrad zur Seite. Mit meinem linken Bein trat ich die Bremse durch. Die Reifen quietschten und beinahe wären wir in die Leitplanke gekracht. Sofort sprang ich aus der Tür. Zum Glück regnete es nur und es war kein Gewitter. 

„Samira bleib steig sofort wieder ein!“, brüllte Zac mir hinterher.
Ich ignorierte ihn und stellte mich unter die nächstgelegene Straßenlaterne. Mit ausgestrecktem Daumen wartete ich, dass ein Auto halten und mich mitnehmen würde.

„Samira ist das dein Ernst?“ Schnellen Schrittes kam Zac auf mich zu und packte mich am Arm.

„Fass mich nicht an!“, fauchte ich und schlug seine Hand weg. 

„Samira steig wieder ins Auto ein.“

„Einen Scheiß werde ich machen! Lass mich einfach in Ruhe“, zischte ich und wartete weiter auf eine Person die mich einsammeln würde. Gut das es regnete so fiel wenigstens nicht auf das ich geheult habe.

„Okay es tut mir leid was ich gesagt habe. Ich geb zu das war ein wenig schroff ausgedrückt...“

„SCHROFF? Du blödes Arschloch, wie kannst du es nur wagen so über meine geliebte Mutter zu reden. ICH HASSE DICH!“, schon wieder musste ich heulen.
In dem Moment fuhr eine Auto rechts ran und blieb genau neben uns stehen. Das Fenster ging runter und eine alte Dame lächelte uns freundlich entgegen.

„Junges Fräulein belästigt der Mann sie?“, fragte sie besorgt und nahm Zac in Augenschein. Mit dem Ärmel wischte ich über meine laufende Nase. Das brachte sowieso nicht viel, da ich schon von oben bis unten durchnässt war.

„Ja Miss, wären sie so nett und könnten mich ein Stück mitnehmen?“, fragte ich weinerlich. 

„Natürlich Kindchen steig schnell ein, du bist ja schon durchgeweicht bis auf die Knochen. Und Sie! Sie sollten sich was schämen. Einfach junge Frauen hier auf zu lauern und sie zu belästigen sie perverses Schwein.“ 
Sobald ich drin saß trat sie aufs Gas und brauste davon, wofür ich ihr unendlich dankbar war. Ich nannte ihr meine Adresse und sie fuhr mich netterweise bis vors Haus.
Ich hatte ihr auch gesagt das es mir völlig reichen würde, irgendwo abgesetzt zu werden wo es eine Bus Verbindung gab. Aber sie wollte sicher gehen das ich heute Abend nicht noch mal “belästigt“ wurde. 
Nach langem Hin und her nahm sie auch endlich die 50$, die ich vorhin fürs Tanzen von Gina bekommen hatte, an.
Sie bedankte sich mit einem Herzerwärmenden Lächeln und einer festen Umarmung. Ihr machte es anscheinend nichts aus das ich klitschnass war.
Ich glaube diese alte Dame kennen zu lernen war das Highlight des Tages.
Erleichtert stellte ich fest, das Zacs Cabrio noch nicht in der Einfahrt stand. Zügig ging ich ins Haus und machte mir in der Küche noch einen Snack.
Im Wohnzimmer saßen Dad und Frank und schauten lautstark Football. Betty war nirgends zu sehen. 

Ohne das jemand was bemerkte schlich ich mich in mein Zimmer. Davor putzte ich noch schnell Zähne und nahm mir zwei große Handtücher mit. Getrocknet und im Schlafanzug lag ich Punkt Zehn in meinem Bett.
Vorsichtshalber hatte ich meine Zimmertüre abgeschlossen. Man weiß ja nie!
So wie ich da lag, ließ ich den Tag nochmal Revue passieren.
Bei der Stelle mit den Kosmetikerin musste ich an ihr eklig stinkendes Parfüm denken. Dann das mit den Schwedenin, auf der Gefängnisinsel Tour. Als nächstes der Aufmunterungsversuch im Ruby Sky, unsere Wette und mein Käfig tanzen. 
Zum Schluss die Autofahrt. Bei dem Gedanken was er gesagt hatte, stiegen mir schon wieder Tränen in die Augen. Das waren jedoch Tränen der Wut.
Wut auf Zac, Wut auf die Schwedenin, Wut auf den ganzen verdammten Tag.
Ich dachte ich mag ihn. Nein! Ich mochte ihn, aus unerfindlichen Gründen.
Dieses ganze mögen hatte sich jedoch mittlerweile in Hass verwandelt.
Ja ich hasste diesen Kerl, wie ich noch nie zuvor eine Person gehasst hatte. Früher als Kind, da mochte ich ihn nicht, aber jetzt wusste ich, wie sich richtiger Hass anfühlte. Ich hasste ihn wirklich von ganzem Herzen.
Es hieß ja immer Liebe und Hass liegen sehr nah beieinander. Vielleicht stimmte das sogar. 
Und mit diesem Gedanken und einem seltsamen Gefühl im Bauch schlief ich letztendlich ein.


Kapitel 8 Ein Tag mit Schwiegermama

Am nächsten Morgen rief ich als erstes Lilly an. Ich musste ihr jedes Detail der letzten zwei Tage berichten.

„So ein Penner! Wie kann er nur so herzlos sein?“, schrie Lilly so laut, dass ich mir den Hörer vom Ohr weghalten musste.

„Weiß ich nicht. Dabei habe ich gerade angefangen ihn zu mögen“, murmelte ich mehr zu mir selbst.

„Sami kann es sein, nur vielleicht, das du ihn ein klein wenig mehr magst, als du zugeben willst?“, fragte Lilly am anderen Ende. Ich konnte ihr dämliches Grinsen schon vor meinem inneren Auge sehen.

„Nein ich hasse ihn! Kann sein das ich ihn ein klein wenig mochte, aber das gestern war einfach zu viel. Ich will nichts mehr mit ihm zu tun haben und ihm am liebsten gar nicht mehr begegnen. Wahrscheinlich werde ich die nächsten Wochen auf meinem Zimmer verbringen, bis der Sommer vorbei ist“, seufzte ich. „Lilly ich hab Hunger, danke das du mir zugehört hast. Du bist echt die einzige die mich versteht. Ich bin so froh das ich dich habe“, sagte ich traurig und hatte schon wieder Tränen in den Augen.
Ich vermisse sie so. Es wäre so schön wenn sie herkommen könnte und wenn es nur für ein paar Tage wäre.

„Ach Sami das ist doch Ehrensache. Lass dich von dem Idioten nicht unterkriegen und melde dich wenn was ist. Halte mich brav auf dem Laufenden sonst komme ich und verprügle dich“, sagte sie lachend.

Ich blieb noch kurz auf dem Bett sitzen, wischte mir die Tränen aus den Augen und nahm mir vor nicht noch mal zu weinen.
Das ist doch nur Verschwendung. Nochmal würde er es nicht schaffen mir meine Laune zu verderben! 
Mit einem Lächeln ging ich nach unten in die Küche. Dort erstarrte ich erst mal. Zac stand unten in Jogginghose, NUR in Jogginghose und machte sich ein Rührei. 
Ich glaub ich habe doch keinen Hunger mehr. 
Bevor er mich entdecken konnte lief ich durchs Wohnzimmer hinaus auf die Veranda und betrachtete wieder einmal den wunderschönen Garten.

„Guten Morgen Samira, ist heute nicht ein wundervoller Tag?“ Erschrocken fuhr ich herum.

Betty saß in einem Liegestuhl und sonnte sich, in einem Justin Bieber Badeanzug!? Ich rieb mir einmal die Augen, um auch sicher zu sein das ich mich nicht verguckt hatte.
Nein, Justins Visage grinste mich auch nach dem zweiten mal hinschauen noch an.

„Hallo Betty,“ mehr brachte ich nicht heraus. Viel zu beschäftigt war ich damit, diesen hässlichen Badeanzug anzustarren.

„Was hast du denn? Gehts dir nicht gut?“, fragte Betty besorgt.

„Nein alles prima“, ich atmete einmal tief durch, nicht glaubend das ich diese Frage echt stellen musste.

„Betty wieso in aller Welt hast du einen Justin Bieber Badeanzug an.“ Ich wusste nicht mal das es so was überhaupt gab.

„Ist der nicht süß? Ich habe auch noch einen zweiten. Du kannst ihn dir gerne mal ausleihen.“ Ganz bestimmt nicht!

„Danke, aber lieber nicht“, sagte ich sichtlich verwirrt.

„Wie, magst du etwa seine Musik nicht“, rief Betty völlig entsetzt.

„Ich habe sie noch nie wirklich mir angehört“, versuchte ich mich raus zu reden. Ich wollte ihr nicht unbedingt an den Kopf knallen, dass ich mir diese Musikrichtung, nicht im geringsten gefiel.

„WAS? Dann wird das ja höchste Zeit und ich weiß auch schon wann. Heute Abend gehst du mit mir aufs Justin Bieber Konzert, für das ich vorhin im Radio zwei Karten gewonnen habe.“ Sie war völlig aus dem Häuschen, was man von mir nicht behaupten konnte.

„Du bist ein Fan von dem?“ Langsam dämmerte es mir. Moment mal was? Ich soll mit ihr heute Abend auf ein Konzert von dem Bubi gehen?

„Ja natürlich. Ich vergöttere ihn und seine Stimme. Er ist so ein toller Kerl“, schwärmte sie.


Also nach dem was ich gehört hatte, soll er im Moment nicht so "toll" sein. Angeblich nahm er Drogen und hatte ständig irgendwelche Abstürze. Seine Fans ließ er warten bei seinen Konzerten und führt sich auf, wie der letzte Arsch. Nein ich mochte Justin Bieber immer noch nicht, oder in diesem Fall seine Musik. Ich las nur ab und an Zeitung und da waren in letzter Zeit immer wieder Berichte über den feinen Herren drin.

Ob Betty das überhaupt wusste? Wahrscheinlich ignoriert sie alles schlechte was mit ihm zu tun hat und von daher würde es ihr wohl auch egal sein, das er ein Oberarsch ist.

„Also abgemacht heute um 15:00 Uhr fahren wir los, die Karten abholen und dann zum Konzert.“ Wie? Was?
Betty war schon im Haus verschwunden und hatte mich einfach stehen lassen.

Noch ein paar Minuten genoss ich die warme Sonne. Dann wurde es mir allerdings zu heiß und ich beschloss endlich zu frühstücken. In der Küche begegnete ich Zac der gerade sein Geschirr in die Spüle räumte. Ohne ihn anzusehen schnappte ich mir einen Twinky aus dem Kühlschrank und marschierte zurück auf mein Zimmer. Er rief mir zwar noch hinterher, doch ich ignorierte ihn gekonnt.

 

Nachdem ich mir zwei Stunden lang Bilder von mir und Lilly auf dem Laptop angesehen hatte, lief ich um zwölf rüber ins Badezimmer.
Ich duschte und machte mich fertig. Etwas schwieriger wurde es bei der Klamottenwahl.

Was trägt man denn auf einem Konzert? Eine schwarze Leggins, ein weißes etwas längeres T-shirt mit Aufdruck und ohne Ärmel und weiße Chucks. Ja das sollte passen.

Im Ganzkörperspiegel, der an der Tür hing, begutachtete ich dann das Endresultat. Zufrieden setzte ich mich an meinen Schminktisch und benutzte ein wenig Wimperntusche und Eyeliner.

Schminken konnte ich gut. Vielleicht sollte ich Kosmetikerin werden. Zwei braune, nahezu perfekt geschminkte Augen blickten mich an. Ich war bei so was leider immer sehr selbstkritisch.
Ich hatte ja mal erwähnt, das ich zufrieden mit mir und meinem Körper bin und nichts auszusetzen habe. Tja ein Sache gab es doch...
Ich hasse meine braunen Augen. Sie sind so langweilig und es ist dazu auch noch die häufigste Augenfarbe der Welt! An anderen gefallen sie mir komischerweise ausgesprochen gut, nur an mir mag ich es nicht. Obwohl alle immer sagen: Braune Augen sind doch süß, oder du hast so große Kulleraugen. Der häufigste Spruch ist allerdings: Die Farbe passt gut zu deinen roten Haaren.
Ich mag sie trotz allem nicht!

 

„SAAAMII“, schrie von unten Betty, „Wir müssen los, komm runter!“ Schnell ging ich mir nochmal durch die Haare und sprintete dann runter. Ungeduldig wartete Betty, wie zu erwarten komplett in Justin Bieber eingekleidet, an der Treppe. „JUNGS WIR GEHEN“, brüllte sie durchs ganze Haus.


Während der Autofahrt konnte ich sie zum Glück davon überzeugen Radio zu hören, anstatt eine ihrer Bieber Cds. Mit der Begründung, das sie ihn ja den ganzen Abend hören durfte, hatte ich sie schließlich überzeugt.
Im Radio kam alle zehn Minuten immer wieder die selbe Meldung: Heute Abend Konzert Justin Bieber, volle Hallen, ausverkauft, blablabla. Seufzend schaltete ich aus.
Um halb vier kamen wir am Radiosender an und bekamen die gewonnen Karten, juhu. Natürlich mussten es Stehplätze sein direkt an der Bühne. Das hieß für mich, zwei Stunden in einer stickigen Konzerthalle stehen, zwischen lauter hysterisch kreischenden, kleinen Mädchen. Ich konnte mir wirklich keine bessere Beschäftigung an einem Freitag Abend vorstellen!
Nach noch einer Stunde Fahrt waren wir endlich da und ich musste zugeben, es war nicht so wie ich es mir vorgestellt hatte. Es war tausendmal schlimmer!

So viele Mädchen auf einem Haufen habe ich noch nie gesehen! Wie gut das ich nicht an Klaustrophobie litt.
Da musste man ja Angst haben totgetrampelt zu werden wenn diese Meute mal in Panik geraten würde.

Beim Eingang waren die Türen offen und die Leute wurden bereits rein gelassen. Betty zog mich am Arm durch die Menge hindurch, wobei es ihr ziemlich egal war, wenn ich gegen Leute lief, über Füße stolperte, oder den ein oder anderen Ellenbogen abbekam. Hauptsache sie wäre so schnell wie möglich bei ihrem Idol!

Sie bahnte sich einen Weg nach vorne zur Bühne und ich wurde natürlich hinterher geschleift. Angekommen zählte ich erst mal die ganzen Stellen, an denen ich morgen blaue Flecken haben würde. Die erste Zeit spielte laut Musik, danach traten ein paar Bands auf, die ich alle nicht kannte.
Hätten sie dafür nicht wenigstens jemand nehmen können, der ein klein wenig bekannt ist?
Ich schaute mir derweil ein wenig die riesige Arena an. Die Scheinwerfer flogen über die Zuschauermenge und mir fiel erst jetzt auf, das ich mich in einem Meer, aus Justin Biebern befand. Überall die T-shirts mit seinem Gesicht, oder Plakate wo irgendwelche Liebeserklärungen an ihn, drauf gekritzelt waren. Ich sah an mir herunter und fühlte mich irgendwie total unwohl.

Plötzlich wurde alles dunkel und mein erster Gedanke: Stromausfall? Weißer Nebel schwebte über die Bühne und ein Scheinwerfer ging an und strahlte auf einen bestimmten Punkt.
Da stand er. Die Mädchen um mich herum kriegten sich gar nicht mehr ein, auch Betty. Die war mit den Nerven sowieso schon total am Ende.
Sobald er auf der Bühne erschienen war, hatte sie alles um sich herum vergessen und nur noch wie hypnotisiert ihn angestarrt.
Ich glaube die einzigen Frauen in Bettys Alter, die sich hier befanden, waren entweder mit ihren Töchtern hier oder hatten einfach einen genau so seltsamen Fabel einen Teenieschwarm anzuhimmeln wie sie. Warum konnte Betty nicht Sänger die ihrem Alter entsprechen gut finden? Robbie Williams, Phil Collins, oder von mir aus Michael Jackson. Gut dritter war tot, aber trotzdem.

Er begann zu singen und neben mir musste irgendein dickes Mädchen aus vollem Hals mitgröhlen!
Dachte die auch mal an ihre Mitmenschen? Die wollten bestimmt lieber den Sänger und nicht ihre schiefen Töne hören. Wenn ich hier raus komme bin ich bestimmt taub oder habe einen Hörsturz!
Ob das an dem fetten Mädel neben mir, die mir lautstark den Text ins Ohr brüllte lag, oder einfach an der lauten Musik? Da war ich mir nicht ganz so sicher.

Um nicht doch noch einen Hörschaden zu bekommen, steckte ich mir die Stöpsel meines I-Pods in die Ohren. Bemerkte hier ja sowieso niemand! Zu meiner Verteidigung, ich hatte mir die ersten zwei Songs angehört und konnte inzwischen zu hundert Prozent sagen: Es ist nicht meine Musik!
Mit den Füßen wippte ich im Takt zu meinen lieblings Liedern. 
Ich hörte meine Playlist durch. Irgendwann tippte Betty mich an und ich dachte schon, dass das Konzert endlich vorbei wäre. Irgendetwas sagte sie. Ihre Lippen bewegten sich. Ich zog meine Kopfhörer raus.

„Samira... ohh es spielt... das Lied. Ein Mädchen... Bühne und Rosen“, stotterte sie hysterisch. Um mich herum wurden die Mädchen auch immer lauter.
Herrje muss man sich wegen einem einzigen Menschen echt so peinlich aufführen? Nicht mehr lange und sie werden den da oben übertönen.
Ich verstand nur Bahnhof. Betty hatte sich allerdings wieder von mir abgewandt und war wieder voll gefangen. Leise spielte eine Melodie an und es erhob sich zeitgleich, ein Meer aus Feuerzeugen die mit der Musik, den Arm hin und her schwenkten. Schnell duckte ich mich, aus Angst um meine Haare. Denn das rumgröhlende Mädchen von vorhin, die immer noch neben mir stand, nur eben viel enger, schwenkte gefährlich nah, das Feuerzeug an meinem Kopf immer wieder vorbei.

In gebügter Stellung stand ich neben ihr an die Bühne gedrückt.
Ich werde nicht totgetrampelt. Nein! Ich werde hier zerdrückt.
Ruckartig packte jemand meine Hand und zog mich blitzschnell durch die Menschenmenge. Im ersten Moment dachte ich, es wäre Betty. Dem war aber nicht so.

Ehe ich mich versah stand ich hinter der Bühne und Justin hatte angefangen sein nächstes Lied zu singen. Beim Refrain schmiss er so schwungvoll den Arm hin und her, das ich mich wunderte, dass er sich seine Schulter nicht aus kugelte. Warum zum Teufel steh ICH hinter der Bühne?

„So noch einen kurzen Moment. Wenn ich dir das Stichwort gebe kommst du mit und setzt dich dort drüben auf den Stuhl? Justin singt den Song zu Ende und dann nimmt er dich an die Hand und ihr verlasst zusammen die Bühne, verstanden Kleine?“, sagte eine mir völlig fremde Frau, die in ihrem Klemmbrett herum blätterte. Wie? Was? Wo Bühne?

Kurz darauf wurde ich schon wieder mitgerissen. Bald hätte ich die ausgekugelte Schulter, anstatt Justin und ich könnte dann noch nicht mal was dafür!
Die Frau hatte mich gepackt und auf die Bühne geschoben. Da stand ich nun! Auf einer hellerleuchteten Bühne, vor mir tausende Menschen und einige Meter von mir entfernt, der singende und tanzende Justin Bieber.
Was soll ich machen, dachte ich verzweifelt? Setz dich auf den Stuhl, schoss es mir durch den Kopf.
Mit wackligen Beinen steuerte ich den Stuhl an, rempelte dabei noch freundlich einen der Tänzer an und lies mich dann, wie ein nasser Sack darauf fallen. 
Was zur Hölle wird hier gespielt?  
Abrupt stand Justin vor mir, tänzelte um mich herum und wollte mir mit der Hand an der Wange entlang streichen. Ich wich mit entsetzten Gesichtsausdruck zurück. Er runzelte kurz die Stirn und setzte dann an, seinen tätowierten Arm wieder durch die Luft zu schleudern.
Mal ehrlich, tut das nicht weh?
Danach kam er mit einem Strauß Rosen den er mir, nach nochmaligen umkreisen meines Stuhles, in die Hand drückte.
Was soll ich denn jetzt damit? 
Fröhlich nahm ich eine Rose nach der anderen und schmiss sie freudestrahlend ins Publikum. Die Mädels prügelten sich nur so um die Rosen, die kurz Justin Bieber in seinen Händen gehalten hatte und die ich jetzt großzügig verteilte. Die letzte behielt ich allerdings. Wenn ich sie trocknen würde hätte ich eine Erinnerung an den heutigen Tag.
Der liebe Justin stand da und guckte mich an wie ein Fisch, sang aber trotzdem weiter. Eines musste ich zugeben, seine Musik entsprach nicht meinem Geschmack, dafür gefiel mir seine Stimmfarbe ganz gut.


Zum Schluss des Liedes kam Justin mit ausgebreiteten Armen auf mich zu. Meine Hand fuhr hoch und er blieb stehen und starrte mich erneut ungläubig an, ergriff dann jedoch meine Hand und schüttelte sie. Die Tänzer sahen mich auch alle an, als wäre ich auf den Kopf gefallen.
Es war ja auch irgendwo total bescheuert. Wer ging schon auf ein Konzert, obwohl einem die Musik nicht gefiel und wird zu dem Sänger, der so heiß begehrt ist, auf die Bühne geholt. Dann singt er auch noch für dich?
Jedes Mädchen hier hätte es mehr verdient hier oben zu sitzen als ich. Ich glaube auch jedes Mädchen wäre emotional aufgewühlter gewesen als ich und hätte entweder geheult oder bescheuert vor sich hin gekichert.


Das Lied war zu Ende und ich konnte mich endlich vom Stuhl erheben. Justin hatte sich nicht getraut, zu versuchen mich nochmal anzufassen. Bevor er bei mir sein und wie ein Gentleman den Arm hinhalten konnte, war ich schon aufgesprungen und von meinem Podest gehüpft. 
Er stellte sich neben mich: „Wie heißt du?“

„Samira“, antwortete ich schlicht. Er rief der Menge noch meinen, ach so tollen, Namen zu und nahm dann meine Hand. Wenigstens den Gefallen, Hand in Hand mit ihm von der Bühne zu spazieren, musste ich ihm machen. Nachdem ich ihn davor schon so zur Schau gestellt hatte.

Ein wenig später saß ich mit Betty im KFC und musste ihr alle Einzelheiten erzählen. Wie es auf der Bühne war, mit dem großartigen Justin und so weiter. Sie fragte mich sogar wie er gerochen hatte!

„Man Betty jetzt lass mich mal Essen. Ich hatte heute noch nichts, außer einem Twinkie“, rief ich sichtlich genervt.

„Oh ja tut mir leid Samira, aber es ist einfach so unglaublich. Du wurdest zu Justin auf die Bühne geholt und er hat für dich gesungen. Hach ich wäre fast umgefallen, als ich dich da hab sitzen sehen! Warum hast du die Rosen den weggeschmissen, sie waren ein Geschenk von ihm?“, fragte Betty enttäuscht.
Sie sollte sich mal nicht so anstellen! Immerhin hatte ich ihr ein ORIGINAL, unterschriebenes Autogramm besorgt.  Hinter der Bühne durfte ich mich nämlich noch kurz mich mit ihm unterhalten. Ehe ich von einem Mitarbeiter abgeholt und nach draußen gebracht wurde. Außerdem hatte ich eine halbvolle Wasserflasche, aus der ich ihn habe trinken sehen, heimlich mitgehen lassen. Das alles nur für Betty! Hätte mich einer dabei beobachtet hätte die Person denken können das ich verrückt bin. Erst total unbeeidruckt Justin abweisen und dann seine Wasserflasche wie ein kranker Fan klauen.  
Die Mädchen die, die Rosen ergattern konnten, die ich durch den Raum geschmissen hatte, hab ich auch eine Freude gemacht. Auch wenn sie um sie zu bekommen, wahrscheinlich das ein oder andere blaue Auge riskieren mussten.
Alles in allem, hab ich mich heute sozial sehr engagiert und viele gute Taten vollbracht fand ich.

Erneut im Auto ging das Löchern weiter und ich atmete erleichtert aus, als ich in der Ferne endlich das Haus sehen konnte. Betty hatte zuvor vorgeschlagen noch etwas trinken zu gehen, doch nach dem gefloppten Abend gestern war meine Unternehmungslust nicht gerade gigantisch. Im übrigen ging mir Betty so langsam total auf den Geist.
Nachdem ich ihr noch eine gute Nacht gewünscht hatte, schleppte ich meinen erschöpften Körper nach oben ins Bett. 

Was für ein Tag. Lilly würde mich so auslachen, wenn ich ihr das bei unserem nächsten Telefonat erzählte. Ich überlegte noch ein wenig, was Betty wohl mit der Wasserflasche anstellen wird und sank schlussendlich ins Reich der Träume.

Kapitel 9 Mein neuer Freund Namenlos

Was war passiert? Wo war ich? Es ist als wäre ich aus einer Trance erwacht.
Ich stand vor einem Tierheim. Neben mir bellte etwas. Ich schaute runter zu meinen Füßen. Das gibt’s doch nicht! Neben meinem Fuß, am Boden, regte sich ein kleines schwarz-weißes Fellknäul. Mit großen dunklen Augen sah es zu mir hoch.
Ich hatte einen Hund gekauft! Wieso? Stimmt ich hatte mich einsam gefühlt und wollte einen Freund. Da kam ich auf die glorreiche Idee, mir einen Hund kaufen zu gehen. Waren ja bekanntlich die besten Freunde des Menschen. Ganz nebenbei hatte Zac seit seiner Kindheit ein schlimme HUNDEhaar Allergie. Das diente dann wohl eher, als angenehmer Nebeneffekt zu dem ganzen. 
Mal davon abgesehen. Ich mochte nicht mal Hunde, ich mochte allgemein keine Tiere! Gut ich hatte jetzt nichts gegen sie. Aber ich hatte es noch nicht mal geschafft, mich eine Woche lang um unseren Klassenhamster Mr. Hamsterbacke (Ja Grundschüler waren schon sehr kreativ) zu kümmern. Das Ende der Geschichte war: Meine Mutter musste einen neuen gleich aussehenden Hamster kaufen. Das war nicht wirklich schwer, da wie ich fand, die sowieso alle gleich aussahen. 
Jetzt stand ich hier mit einem Hund. Mit MEINEM Hund.
„Ja ähm du Hund, ich hab weder eine Ahnung was für eine Rasse, noch ob du ein Junge oder ein Mädchen bist!“ Der Hund legte den Kopf schief und sah mich an.


Wie bescheuert war ich eigentlich? Ich kaufte mir einfach so aus einer Laune heraus einen Hund, obwohl ich nicht wusste wie man sich um so was kümmert.
Früher mit acht habe ich zwar immer sehr gerne Nintendogs gespielt, aber ich glaube das hier ist ein bisschen was anderes. Mir fiel auf das ich etwas in meiner Hand hielt. Ein Stapel Papier? Ich blätterte durch und begriff endlich dass das die Kaufpapiere für den Köter neben mir waren.
„So jetzt können wir mal schauen was und wie alt du überhaupt bist!“, sagte ich wieder an den Hund gewandt. Ich sag ja ich hab keine Ahnung von Tieren, aber von der Größe würde ich mal schätzen, das es sich hier um einen Welpen handelte. „Also Rasse: Border Collie, Geschlecht: männlich und du bist 3 Monate alt“, murmelte ich beim überfliegen des Blattes. „Das heißt wohl das du ein Welpe bist oder?“, fragte ich das kleine Wesen an meinem Fußende. Einen Namen hatte er noch nicht.
Na toll! Jetzt durfte ich mich damit befassen und mir was für das Ding ausdenken.
Zurück bringen konnte ich ihn auch nicht. Ich hatte ihn ja gerade erst gekauft! Nun mussten wir zwei eben irgendwie miteinander auskommen. Wobei ich glaubte das die Töhle dabei weniger Schwierigkeiten hätte, als ich.

Also lief ich mit Namenlos an der Leine durch die Stadt, auf der Suche nach Dingen was man halt für solche Tiere so braucht. Ein Glück hatte ich mein Handy dabei, und Dad's Kreditkarte.
Ich googelte erst mal, was ich alles besorgen musste für einen Hund und danach wo ich die Sachen am schnellsten herbekam. Im Supermarkt ein paar Straßen weiter, Betty's Auto sei dank, kaufte ich Futter und Leckerlies's für Namenlos. Danach fand ich mit dem Navi eine in der Nähe gelegene Tierhandlung. Dort bekam ich Spielzeuge und Pflegeprodukte sowie -anleitungen. Was würde ich nur ohne mein schlaues Handy machen. Mit vier riesigen Einkaufstüten machte ich mich auf den Weg “Nachhause“.
Namenlos war während der ganzen Zeit ausgesprochen still gewesen, was mich ziemlich wunderte. Wahrscheinlich war er nur müde oder hatte Hunger.
Leise sperrte ich die Tür auf und horchte ob jemand in der Nähe war, der mir den Kopf abreißen könnte, wenn er den, zugegebener Maßen, süßen Hund sah.
Mit zwei Tüten in jeweils einem Arm und der Leine in der Hand balancierte ich durch die Halle bis vor zur Treppe. Da musste ich kurz durch schnaufen. Namenlos saß tonlos neben mir und schaute nach oben.
„Los komm Namenlos! Wir müssen dich in mein Zimmer bringen bevor dich jemand sieht“, flüstere ich dem Winzling zu und hoffte das er mich versteht. Angeblich sollen ja Border Collies ziemlich intelligent sein. Ich schaffte es doch tatsächlich, ihn und die zwei Tüten in mein Zimmer zu bugsieren und flitzte dann so schnell es ging runter zum Auto, um die anderen beiden Tüten unbemerkt hinein zu schmuggeln.

Völlig aus der Puste setzte ich mich auf mein Bett und fing an mich durch die ganzen Prospekte und Bücher zu quälen. Zu meinem Glück hatte ich eine sehr nette Verkäuferin, die mich beraten und mir erklärt hatte welche Produkte ich für die erste Zeit, eines Hundes benötigte. Der kleine saß am Boden und spielte mit einem meiner Pullover.
Irgendwie war er schon goldig. Vielleicht komme ich ja doch mit ihm zurecht.
Während er auf dem Boden herum tollte, quälte ich mich durch die dicken Wälzer.

 

Irgendwann hörte ich etwas draußen auf dem Flur herum poltern. Ich sprang von meinem Bett und lugte vorsichtig nach draußen. Namenlos hatte sich derweil in sein Körbchen gelegt und beobachtete mich. Durch den Spalt konnte ich sehen dass Streuselkuchen mit einem Poker-Koffer in der Hand, in Zac's Zimmer marschierte. Ihm folgend kamen noch fünf weiter Jungs. Die einen trugen Stühle, die anderen Essen und Trinken. Zum Schluss kam noch Zac mit drei riesigen Pizzaschachteln.
Ich schloss die Tür wieder und wollte mich weiter in den tiefen dieser hochinteressanten Lektüren welzen. Kaum saß ich wieder, winselte Namenlos und kratzte an meiner Zimmertür. Auch wenn ich kein großer Hundekenner bin. Sogar ich wusste was das heißt!
Zum wiederholten Male rappelte ich mich auf und seufzte schwer. Einen kurzen Moment überlegte ich, ob ich Namenlos nicht einfach vor Zac's Tür, sein Geschäft machen lassen sollte. Entschied mich dann jedoch dagegen, weil er sich sonst vielleicht angewöhnen könnte, immer ins Haus zu machen. Obendrein wäre es vielleicht etwas auffällig, wenn plötzlich Hundekacke hier herumliegt, bzw. vor Zac's Zimmer!
Ich schnappte mir seine Leine, nahm ihm auf den Arm und schlich leise nach draußen, in den Garten. Der war schließlich groß genug!

Nachdem Namenlos an ein paar Bäumen geschnuppert hatte, zog ich ihn in das kleine Labyrinth, das sich im hinteren, linken Teil des Gartens befand. Nach kurzem fand ich den Weg hindurch und lies ihn etwas vom Ausgang entfernt, sein Geschäft erledigen.
Als er auch damit fertig war, drehte er sich zu mir und kleffte mich an. Er wackelte mit seinem Hinterteil und ließ seine Zunge raus hängen. Davon hatte ich doch vorhin etwas gelesen.
Ich glaube das heißt, er will spielen. Genau!
Border Collies hatten viel Energie und toben gerne draußen herum! Supi ich hatte mir zumal auch noch ein hyperaktiven Hund ausgesucht. Der wenn er von mir nicht genug gefördert wurde und zu wenig Aufmerksamkeit bekam, zu einem aggressiven Psycho mutierte. Also musste ich mich viel mit ihm beschäftigen, ansonsten würde er komisch werden!

Ich machte ihn von der Leine los. Schon war er weg! Scheiße, wo ist er hin?
Es dauerte ein Weilchen, bis ich den Weg zurück gefunden hatte.
Warum mussten die dieses dämliche Labyrinth auch so machen das man nicht drum herum gehen konnte?
Endlich wieder im eigentlichen Garten angekommen, kam mir Namenlos schwanzwedelnd mit einem Ast entgegen. Kurz starrte ich ihn an, bis ich realisierte, das er “Fang das Stöckchen“ spielen wollte! Konnte er haben!
Ich warf ein paar Mal, bis mir irgendwann der Arm weh tat. Der Hund war immer noch nicht müde. Lustlos setzte ich mich ins Gras. Das wird doch anstrengender als ich dachte.
Ich hatte gelesen das ich dem Hund Disziplin beibringen musste, weil er mir sonst auf der Nase herum tanzt.

„Also ähm Namenlos. Ich werfe noch einmal und dann ist Schluss. Dann kannst du von mir aus noch ein bisschen herum rennen bis du umfällst“, erklärte ich im strengen Tonfall, in der Hoffnung er würde es irgendwie begreifen.
Mit schlaffen Arm zu werfen ist keine gute Idee.
Der Ast flog direkt in den Pool. Natürlich war das Namenlos herzlichst egal und er sprintete freudig hinterher.

„Warte du kannst doch gar nicht schwimmen! NAMENLOS!“, schrie ich ihm hinterher?
Ein Platschen. So schnell ich konnte jagte ich ihm nach, was mit einem eleganten Hechtsprung in den Pool endete. „Namenlos? Namenlos bist du abgesoffen?“, rief ich panisch. Ich tauchte ab und schaute, ob er irgendwo auf dem Grund lag. Prustend kam ich an die Oberfläche und vernahm schallendes lachen.
Das Lachen kam von... ZAC der am Poolrand, eher lag als stand und sich nicht mehr ein kriegte.

„Was lachst du denn so blöd?“, keifte ich ihn aus dem Wasser an.

„Ohh gott Samira warum bist du denn dem Hund hinterher gesprungen?“

„Weil es MEIN Hund ist und ich ihn vor dem Ertrinken bewahren wollte.“

„Du weißt aber schon das Hunde schwimmen können? Wie dein Hund?“, fragte er verwundert.

„Ich weiß das Hunde schwimmen können! Aber Welpen doch nicht. Oder?“ In dem Moment paddelte besagter, mit dem Ast in der Schnauze an mir vorbei vorbei. Super Timing Namenlos, echt grandios!


Zac's Gesicht war schon ganz rot, weil er jetzt nur noch mehr lachen musste. Oder lag es vielleicht an seiner Allergie?

„Zac sag mal. Du bist doch gegen Hundehaare allergisch?“

„Nein warum?“, fragte er verwirrt. Mittlerweile musste er auch nicht mehr lachen.

„Du warst doch früher dagegen algerisch!“, schrie ich hysterisch.

„Ja als Kind. Mit der Pubertät ist das dann wohl irgendwie weggegangen“, erklärte er schulterzuckend.
NEIN! Jetzt hatte ich den Hund  total umsonst gekauft!
Am liebsten hätte ich losgeheult, aber ich beherrschte mich und schwamm auf den Beckenrand zu.
Es dämmerte bereits und das Wasser war nicht beheizt. Demnach war es nicht gerade angenehm hier drin. Zac fiel wohl gerade wieder ein, warum er hier raus gekommen war. Richtig! Um mich auszulachen!

„Lach nicht so doof“, maulte ich ihn an.

„Tut mir leid, aber du siehst aus wie ein begossener Pudel“, grinste er von der anderen Randseite.

„Spring du erst mal mit deiner ganzen Kleidung in den Pool und damit meine ich nicht Badekleidung! Mal schauen ob du es dann immer noch so lustig findest.“ Gesagt getan.
Der Idiot nahm Anlauf und landete mit einem lauten Platscher im Wasser. Ich war währenddessen raus geklettert und glotzte ihn nur verdattert an. Meine Klamotten hingen wie Blei, an meinem Körper runter. 
„Bist du bescheuert? Das war nicht wortwörtlich gemeint!“

„Jetzt ist es sowieso schon zu spät. Ich weiß nicht was du hast so schlimm ist es doch gar nicht“, rief Zac gelassen und kraulte durchs Wasser. Mir wurde es zu blöd. 

Ich schnappte mir Namenlos, der gerade aus dem Wasser kam, und steuerte das Baumhaus an. Ins Haus konnte ich nicht. Betty lief wie ein aufgescheuchtes Huhn, im Wohnzimmer umher. Vielleicht hat ja ihre Justin Autogrammkarte einen Knick. 


Gut das Namenlos noch so winzig war. Ohne große Probleme konnte ich ihn nach oben hieven. Frierend setzte ich mich auf den Boden. Namenlos schüttelte sein Fell aus und legte sich dann zufrieden neben mich.Wow! Ich hab es geschafft, er ist ausgepowert.
Was gäbe ich jetzt nur für eine warme Tasse Kakao?
Schlotternd zog ich meine Beine an meinen Körper. Es war zwar Sommer, aber bei circa acht Grad ist es nicht gerade gesundheitsfördernd, sich triefend nass ins Freie zu setzen.
Eine Weile saß ich da und beobachtete wie der Himmel immer dunkler wurde. Hoffentlich gäbe es kein Gewitter! 
Plötzlich tauchte eine Silhouette am Eingang auf. 

„Zac?“, flüsterte ich in die Stille.

„Hier.“

„Was ist das?“

„Trockene Klamotten und ein Handtuch. Keine Sorge bei der Unterwäsche hab ich einfach rein gegriffen und nicht drauf geschaut“, erklärte er ruhig. „Ich geh runter. Solange kannst du dich umziehen.“ Wenn er denkt dass das reicht, damit ich ihm verzeihe hat er sich gehörig geschnitten!

Ich zog mich schnell um. Es bestand schließlich immer noch die Möglichkeit das er gucken könnte. „Danke“, rief ich leise von oben. Ich dachte eigentlich das er schon weg gegangen war, bis er auf einmal wieder neben mir saß. Sofort rutschte ich ab, an die entgegengesetzte Wand.

„Samira“, murmelte er. „Es tut mir leid.“ Er lies mich nicht zu Wort kommen. Schleunigst sprach er weiter, „bevor du fragst. Alles was ich gesagt habe, alles womit ich dich beleidigt und verletzt habe. Und damit meine ich auch die letzten Jahre in denen ich immer so fies zu dir war. Bitte verzeih mir.“ Zac rutschte zu mir und schaute mich an.
Gerade als ich ihn anschreien wollte, tat es einen lauten Donnerschlag.

Ein spitzer Schrei entfuhr mir. Ich fing am ganzen Körper an zu zittern wie Espenlaub. Mein Herz fing an zu rasen und mein Atem ging flach. Mit den Händen auf die Ohren gepresst kauerte ich mich zusammen. Warum ausgerechnet jetzt?
Zac entging das natürlich nicht.

„Samira alles in Ordnung?“ Da tat es schon den nächsten Schlag. Leise wimmerte ich auf. „Samira!“, kam es jetzt barsch von seitens Zac. Er packte meine Handgelenke und riss mir die Hände von den Ohren. „Was ist los mit dir? Du bist echt unhöflich. Ich entschuldige mich bei dir und ich weiß das ich ein Arsch war. Aber ich kann doch wenigstens eine Antwort erwarten oder?“

„I-ich ha..abe Angst vor dem Ge-gewitter“, schluchzte ich. Er lies mich los und sah mich an. Die Tränen versuchte ich schon gar nicht mehr zurück zu halten.
Wenn ich nur meinen I-Pod hätte, dann könnte ich die Augen schließen und mich völlig der Musik hingeben. Das machte ich immer so. Dazu kuschelte ich mich meistens in mein Bett und schwupps war meine Angst wie verflogen!

„Ich bin so ein Idiot“, fluchte er. Mit einem mal packte er mich und zog mich an sich. Behutsam strich er mir über den Rücken. Langsam entkrampften sich meine Gliedmaßen und ich atmete ruhig ein und aus. Das brauchte ich jetzt, sonst wäre ich wahrscheinlich zusammengeklappt.

„Erzähl mir etwas.“

„Was?“, hauchte ich.

„Erzähl mir irgendwas von dir. Völlig egal was. Das lenkt dich ab. Von deiner Mutter vielleicht?“, schlug er vor. Ich überlegte kurz fing dann aber an zu sprechen.

Ich erzählte ihm alles. Was ich die letzten Jahre so durchgemacht und wie ich den Tod meiner Mutter überwunden hatte. Von meiner schrecklichen Phase. Was ich für einen Mist angestellt hatte. Zwischendurch musste ich dabei auch anfangen zu heulen. Er war die ganze Zeit still und strich mir einfach beruhigend über den Rücken. Er erzählte mir auch irgendwann was so bei ihm passiert war die letzten Jahre. Ich hatte das Gefühl, durch die ganzen Erlebnisse die wir uns gegenseitig schilderten, lernte er mich sowie ich ihn auf eine ganz neue Art und Weise kennen und verstehen. Zum aller ersten Mal fühlte ich mich wohl in seiner Gegenwart.
Ich weiß nicht wie, aber diese Nacht veränderte uns beide auch wenn es uns zu diesem Zeitpunkt noch nicht so richtig klar war.
Während der ganzen Zeit kraulte Zac den schlafenden Namenlos, der wohlig vor sich hin schnarchte. 

„Samira?“

„Hmm“, nuschelte ich mit halb geschlossenen Augen. Das Gewitter war inzwischen weiter gezogen. Man sah nur noch weit hinten am Horizont die dicken Wolken, die auf die Innenstadt zu zogen.

„Wie wäre es wenn du ihn Charlie nennst?“

„Wen?“

„Deinen Hund! Du kannst ihn ja schlecht Namenlos taufen!“ Wieso denn nicht? Wäre doch was einzigartiges!? „Du bist gar nicht so schlimm wie ich dich eingeschätzt habe Samilein.“ Das waren die letzten Worte die ich gedämpft wahrnahm, bevor ich friedlich in Zac's Armen ein schlummerte. 


Etwas feuchtes, nasses leckte über mein Gesicht. Angewidert öffnete ich die Augen. Vor mir erblickte ich eine kleine zottelige Kreatur.

„Ach Namenlos du bist's!“ murmelte ich dem Hund entgegen. Er bellte mich nur freudig an.
Stimmt ja! Ich hatte mir gestern einen Hund gekauft.
Träge schloss ich erneut meine, immer noch müden Lieder. Darauf folgte Weiteres gekleffe. Offensichtlich wollte Namenlos mich nicht mehr weiter schlafen lassen. Ich gähnte und streckte mich ausgiebig. Moment mal! Warum war ich im Baumhaus?
Angestrengt dachte ich nach, bis mir eine Licht aufging.
Ich saß gestern mit Zac hier oben und hatte ihn meine halbe Lebensgeschichte runter gebettet. Wegen dem schlimmen Gewitter und ich hab vor ihm geheult wie ein kleines Baby. Dann bin ich auch noch in seinen Armen eingeschlafen.
Oh Gott war das peinlich. Auf einmal fiel mir auf, das ich allein war. Na gut Namenlos ausgenommen. Ich hatte mir das gestern Nacht doch nicht eingebildet. Ich war in seinen Armen eingepennt.
Wo war Zac dann?

 

 

 

 

 

 

Kapitel 10 Die Verabredung

Ich schlich mich über die Veranda ins Haus. Luft ist rein! Eilig durchquerte ich das Wohnzimmer. Halle, alles sauber. Ich flitzte über die Treppe, hoch in mein Zimmer. Dort gab ich meinem Hund erst mal sein Frühstück. Er jaulte schon die ganze Zeit.
Danach lief ich über den Flur zu Zac's Tür und blieb unschlüssig davor stehen.
Sollte ich anklopfen oder einfach reingehen? Ich entschied mich für zweiteres. Zaghaft öffnete ich die Tür. Ein ekelhafter Geruch stieg mir in die Nase.
Bahh hier roch es ja wie im Affenkäfig, dachte ich angwidert. Gerade so konnte ich mich davon abhalten laut zu würgen. Im inneren sah es auch nicht viel besser aus, wie der Geruch schon erahnen lies. Die Tür ging nicht ganz auf. Irgendwas stoppte sie. Dahinter lag... oh wie toll!
Mein guter alter Freund Streuselkuchen. Ich freute mir hier gerade ein Loch in den Bauch. Jetzt wusste ich auch wer größtenteils für diese berauschende Duftnote, die in der Luft lag, verantwortlich war.
Ansonsten lagen im Raum noch fünf weitere Jungs. Alle verstreut auf Boden, Bett und Tisch. Dazwischen lagen Pizza Kartons, Essensreste und Poker-Chips. Die hatte ich ja gestern alle gesehen. War wohl eine wilde Spiele-Nacht.
Mein Blick glitt weiter durch den großen Raum. Wenn dieses Zimmer aufgeräumt wäre, würde es sicherlich sehr hübsch aussehen. Mir fiel jetzt erst auf, dass ich noch nie in Zac's Schlafzimmer war. Nach einer Zeit des Staunens fand ich diesen auch endlich. Er lag pritsche breit auf seinem großen Bett. Mit dem Kopf am Rand runter hängend, und schlief.
Ich glaube es ja nicht. Er hatte mich einfach allein gelassen, nachdem ich eingeschlafen war. Nur um mit seinen Freunden weiter Poker spielen zu können!

Lautlos schloss ich die Tür und ging nach unten. „Guten Morgen Schätzchen“, flötete Bertha, als ich die Küche betrat. Juhu jemand mit guter Laune. Ich glaub ich muss kotzen!

„Morgen“, murmelte ich zurück.

„Ich habe Frühstück gemacht!“ Kommentarlos nahm ich den Teller entgegen. Bertha bemerkte wohl, das ich im Moment nicht auf ein Gespräch angelegt war und trank stillschweigend ihren Kaffee. Lustlos blätterte ich die Zeitung durch.
Beim Horoskopteil stoppte ich und las: “In Sachen Liebe läuft es im Moment nicht so toll bei ihnen“ Bingo! “Heute ist der perfekte Tag zum Entspannen. Vom Ausgehen wird ihnen abgeraten.“ Interessant. “Ein wenig Sport würde ihnen heute durch aus gut tun“ Kommt drauf an, welche Sportart. “Ihre Glückstage nächste Woche: Mittwoch und Freitag“

Missmutig klappte ich die Zeitung wieder zu. Das waren ja viel versprechende Vorhersagen für den heutigen Tag. Pfeifend schlenderte Zac in die Küche und gesellte sich zu mir.

„Guten Morgen alle miteinander.“ Als wären hier so viele Personen im Raum. „Hey Pumuckl ich muss mal etwas mit dir besprechen“, stupste Zac mich an. Wollte er mich ärgern?

„Hmm“, nuschelte ich in meinen Kakao.

„Bertha ich würde das gerne mit ihr unter vier Augen besprechen“, dabei nickte er in meine Richtung. Wir sahen uns beide verwirrt an, aber sie trollte sich dann trotzdem. „Also Samira“, ach auf einmal hatte ich wieder einen Namen, „das gestern. Darüber wollte ich mal mit dir reden.“ Ich schaute auf. Nachdenklich musterte er meinen Blick.

„Ja?“, versuchte ich ihm auf die Sprünge zu helfen.

„Ich weiß nicht so recht wie ich dir das sagen soll“, erklärte er verlegen. Das war neu! Ich hatte ihn noch nie verlegen gesehen.

„Sag es einfach“, redete ich ihm Mut zu. Äußerlich klang ich ziemlich ruhig, fast gelangweilt. Innerlich war ich kurz vor dem explodieren und mein Herz klopfte schon lange nicht mehr in seinem normalen Rhythmus.

„Gut. Wir haben ja gestern geredet. Mir ist da etwas klar geworden.“, druckste er herum. Spuck's endlich aus, schrie ich in Gedanken. Es fiel mir immer schwerer meine Neugier und Nervosität zu unterdrücken.

„Und was?“, fragte ich ungeduldig.

„Also mir ist klar geworden. Nur falls du willst. Wenn es dir nichts ausmacht wollte ich fragen...“

„Mein Gott jetzt rück endlich raus mit der Sprache“, fuhr ich ihn aufgebracht an. Ich war gespannt wie ein Flitzebogen. Wenn er es jetzt nicht sagte würde ich platzen.

„Wie wäre es wenn wir das Kriegsbeil begraben und Freunde werden?“ Puff! Ich starrte ihn ungläubig an. Das war doch nicht wirklich dass was er mir sagen wollte. Irgendwie hatte ich auf was anderes gehofft. Etwas ganz anderes! „Bevor du etwas sagst, will ich es dir erklären. Also... Jeder kann sein Leben so weiter leben wie er es möchte. Wenn wir dann irgendwann heiraten, gehen wir als Freunde in diese Ehe. Dann ist es nicht so schlimm, wie wenn wir uns die ganze Zeit streiten und fertig machen. Wir können uns weiterhin mit anderen Leuten treffen. Nach außen hin sind wir verheiratet. Das heißt jedoch nicht, das wir wirklich ein Paar sein müssen. Wir werden sowieso niemals Gefühle für einander haben! Was hälst du davon?“ unterbreitete er mir seine Idee. Was ich davon hielt? Ich fand es schlichtweg scheiße. Es fühlte sich an, wie ein präziser Schlag in die Magengrube.

 

„Ähm“, war alles was ich raus bekam.

„Wir sind doch Freunde? Ich dachte nach gestern das alles gut ist zwischen uns oder?“, fragte er vorsichtig. Das war eine gute Frage. Er hatte sich bei mir entschuldigt und mich getröstet, aber sollte ich ihm einfach verzeihen.

„Ich glaube schon.“

„Also wie findest du die Idee?“, fragte er lächelnd.

„Ja gu-ut“, stotterte ich. „Ich meine klar. Wir können gerne Freunde sein und sind nicht einander verpflichtet“, bestätigte ich hastig. Es fühlte sich so was von falsch an das zu sagen.

„Danke Sami! Mir fällt echt ein Stern vom Herzen. Ich dachte erst du willst mich auf ewig hassen, oder das du was dagegen hast“, sagte er erleichtert.
Er kam um den Tisch und umarmte mich. Super ihm fiel ein Stein vom Herzen. Meins fühlte sich mit einem Mal, um das zehnfache schwerer an. „Ich ruf dann mal Jenny an“, rief er und verschwand durch die Tür. Jenny? Wer war Jenny? 

Geschwind lief ich ihm nach und blieb neben der Tür zum Wohnzimmer stehen. Vielleicht sollte ich zur CIA gehen. So oft wie ich hier Leute belauschte und durchs Haus schlich!

„Hey Jenny das mit heute Abend geht klar! Ja ich hol dich dann ab.“ Aha er hatte also ein Date mit dieser Jenny. Er wollte im Prinzip nur mein Ok, damit er weiter mit irgendwelchen Mädchen schlafen konnte!


Enttäuscht ging ich zurück in die Küche. Warum interessierte mich das überhaupt? Ich hatte ihm doch zugestimmt, zu diesem Freundschaftsding. Dann konnte es mir auch egal sein, wenn er sich mit irgendeiner anderen Tusse traf. Meinen Gedankengang störte der liebe Steuselkuchen, der Oberkörper frei in die Küche spazierte. Mein Frühstück lässt grüßen!

„Guten Morgen Sami“, rief er mir verblüfft zu. Ja zufälligerweise wohnte ich immer noch hier! Ich war gerade im Begriff die Küche zu verlassen. Er fasste sich schnell wieder. „Schön dich zu sehen wie geht’s dir denn?“ Verdammt er will sich mit mir unterhalten. Also drehte ich mich wieder brav um.

„Gut.“ Man das war ja eine Unterhaltung.

„Es tut mir leid was da letztens im Bad passiert ist. Ich war noch ziemlich betrunken von der Party. Und eigentlich wollte ich dich was fragen.“ Nicht noch eine Frage, die mir im nach hinein ein Messer ins Herz stieß. Ich starrte mit Mühe auf die Kücheninsel. Seine Hühnerbrust wollte ich nun wirklich nicht näher betrachten. „Hast du vielleicht Lust mit mir mal auszugehen? Zac hat mir erzählt das du frei wärst.“
Klasse! Hatte er jedem von seiner super Idee erzählt, bevor ich überhaupt zugestimmt hatte? In dem Moment betrat Zac wieder den Raum. Mir kam ein Einfall.

„Na klar können wir zusammen ausgehen“, bejahte ich lächelnd. Schön laut damit Zac es auch ja mitbekam. Dabei klimperte ich ganz unschuldig mit den Augen. Ich war mir allerdings nicht so sicher, ob es ohne Schminke auch so gut aussah.

„Du hast sie gefragt Dave? Na endlich! Dann können wir ja doch auf ein Doppeldate heute Abend gehen!“, rief Zac euphorisch. Das war schon wieder nicht dass was ich erwartet hatte.

„Ja super dann hole ich dich heute Abend ab Samira“, meinte Dave. Unglaublich das ich bis eben keine Ahnung hatte wie er hieß.

„Ach nein warum die Mühe, Zac kann mich doch bestimmt mitnehmen und dann treffen wir uns wo auch immer“, versuchte ich mich heraus zu reden.

„Gut so machen wir das“, sagte Zac schulterzuckend.
Damit verschwand ich schleunigst in meinem Zimmer.

Was hatte ich mir da nur wieder eingebrockt? Am liebsten hätte ich los geheult. Verzweifelt lief ich auf und ab. Charlie schlummerte friedlich in seinem Korb. Ich schmiss mich aufs Bett und fing schlussendlich doch an zu weinen. Später als ich mich einigermaßen beruhigt hatte, rief ich Lilly über Skype an.

„Hey Sami wie geht’s dir? Was gibt’s neues“ fragte Lilly fröhlich.

„Lilly“, schluchzte ich.

„Oh nein was hat er schon wieder gemacht?“ Ich schilderte ihr das Dilemma und erzählte nebenbei noch von dem Konzert. Jedenfalls waren wir nun so weit, dass ich verschiedene Outfits anzog und mich danach Lilly präsentierte. Sie kritisierte hier und da, bis wir schließlich das passende hatten. Offiziell war es eine Verabredung mit Streuselkuchen. Inoffiziell war es, um Zac zu imponieren und Streusel nicht den Eindruck zu vermitteln, das mehr aus uns werden könnte! 

Ein hübsches rötliches Korallenfarbenes Kleid das nur über eine Schulter ging, die andere blieb frei. Es war relativ eng geschnitten und ging fast bis zu den Knien. Noch ein paar dunkle Absatzschuhe und nicht übertriebenes Make-up. 

Um halb sieben schrie Zac nach mir. Ich schritt aus meinem Zimmer zur Treppe. Elegant lief ich ganz langsam hinunter. Zac schenkte mir nicht einen einzigen Blick! Er tippte lieber auf seinem Handy herum. 
Hallo ich legte hier einen super sexy Auftritt hin und er schaute nicht ein einziges mal?

„Wir können.“

„Los schnell Jenny wartet schon. Beeil dich!“, kam die leicht gehetzte Antwort von Zac.
Jenny hier, Jenny da. Ich hatte jetzt schon keine Lust mehr. Er hatte mich immer noch nicht angeguckt.
Zac war schon raus, zum Auto gestürmt. Nicht mal warten konnte dieser Ignorant! 

Entspannt und extra lahmarschig machte ich mich auf den Weg zum Auto. Wir wollten ja nicht das die liebe Jenny warten müsste!

„PUMUCKL!“ Dann schick ich mich doch mal ein bisschen. Ich ging einen Schritt, zählte langsam bis zehn und machte dann den nächsten Schritt. 
Als ich dann endlich mal neben Zac im Auto saß, sah er mich wütend an. Ja tatsächlich, er würdigte mich mal mit einem Blick. Ich hingegen grinste ihn nur dümmlich an. Diese bescheuerte Jenny konnte warten bis sie schwarz wurde!

 

 

 

 

 

Teil 2:

 

Eine halbe Stunde später standen wir in einer nett aussehenden Häusersiedlung. Schade, warum konnte diese Jenny nicht aus dem Ghetto von San Francisco sein? Das wäre dann schon mal eine negative Sache! Aus dem Haus vor dem wir standen, trat ein großes braunhaariges Mädchen. Sie blickte sich um. Inständig hoffte ich das sie nicht auf uns wartete. Sie sah leider schon von weitem unnormal hübsch aus. Als sie das Cabrio entdeckte kam sie strahlend auf uns zu. So ein Mist!

„Zac da bist du ja. Pünktlich auf die Minute. Hi ich bin Jenny und du?“ Sie streckte mir die Hand entgegen und lächelte.

„Samira“, murmelte ich und schüttelte diese kurz. Es wurde schlimmer. Offensichtlich war sie auch noch super nett!

„Was für ein wunderschöner Name. Viel cooler als Jennifer“, zwinkerte sie.

„Sami gehst du auf die Rückbank?“, fragte Zac freundlich.

„Wieso denn ich?“

„Ach was ich kann auch nach hinten“, meinte Jenny neben uns.

„Nein!“, rief ich und hockte mich auf den Rücksitz. Ich hatte keinen Bock als zickiges kleines Mädchen abgestempelt zu werden, das schon bei solchen Kleinigkeiten anfing herum zu bocken!
Schulterzuckend setzte sie sich nach vorne und umarmte Zac glücklich. Während der ganzen Fahrt betrachtete ich ihr Seitenprofil. Ihre Gesichtszüge waren weich. Sie hatte eine gerade Nase und schön geschwungene Lippen. Ihre Stimme war hell und klang wundervoll. Braune lange Haare umrahmten ihr Gesicht und sie hatte einen zu ihr passend, gerade geschnittenen Pony. Richtig lang! Die gingen bis zum Ende ihres Rücken hinunter. Ihre Haut war wunderschön. Ich war mir nicht sicher, ob sie einfach ein super gutes Make-up besaß, oder ihre Haut wirklich so rein war.
Sie war sicherlich auch ohne die hohen Schuhe sehr groß gewachsen. Sie war schlank, hatte makellose Beine und einen guten Vorbau. Das einzige was mir nicht gefiel waren ihre Augen. Sie waren so klein und ihr grün strahlte so etwas seltsames aus. Irgendwas hatten sie. Außerdem hatte sie ziemlich kurze gerade Wimpern. Endlich einen halbwegs akzeptablen Makeln gefunden.
Doch alles in allem eine wunderschöne Frau. Die leider schon rein optisch, perfekt zu Zac passte. Ich dachte anfangs das es eine stark geschminkte blonde Tussi sein würde, aber nein es musste ein Model ähnliches, bezauberndes Mädchen sein. 
Der Abend war für mich gelaufen. Das ich auch bald Streuselkuchen sehen müsste, trieb meine Laune nicht gerade hoch. 

Nach einer endlosen erneuten halben Stunde, kamen wir endlich am Restaurant La Ciccia an. Es lag etwas außerhalb.
Streuselkuchen saß schon drinnen am Tisch, mit einem Gläschen Wein.

„Hey Dave.“ Zac klopfte ihm kurz auf die Schulter. Jenny begrüßte ihn mit Küsschen links Küsschen recht und ich? Ich setzte mich wortlos neben ihn und schlug die Karte auf. Irritiert zog Zac, Jenny den Stuhl zurecht. War er nicht ein Gentleman?

„Hallo Sami du siehst wunderschön aus“, kam es hoffnungsvoll von Streusel. Wenigstens einem dem das auffiel! Er hatte sich auf seine Weise hübsch gemacht. Ein frisches blaues Hemd das nicht aussah, als wäre er davor mit dem Auto drüber gefahren. Eine dunkle zu weit sitzende Jeans und sogar halbwegs ordentliche Schuhe. Seine aschblonden Haare sahen gruselig aus mit den ganzen Gelstacheln. Gegen Zac konnte er wirklich nur ab stinken! 
Bevor ich es verhindern konnte, hatte er mir einen Kuss auf die Wange gedrückt. Er konnte froh sein, das es nur die war! Nickend machte ich ihm verständlich, das ich Kenntnis von seiner Anwesenheit genommen hatte. 
Zac und Jenny unterhielten sich angeregt mit Streusel über Themen, von denen ich keine Ahnung hatte. Das flirten von den beiden war kaum auszuhalten. Am liebsten hätte ich mich an einen anderen Tisch gesetzt! 

Endlich kam der Kellner und nahm unsere Bestellung entgegen. Alle bestellten Pizza, außer mir. Ich nahm einmal Spaghetti. Sie führten ihr Gespräch weiter. Jenny und Streusel versuchten mich immer wieder mit einzubeziehen, doch meine Beiträge begrenzten sich meistens auf ein bis zwei Worte. Zac war es anscheinend scheiß egal. Echt toller Freund! 

Nach einer Weile kam Fabrizio mit unserem Essen. Wie typisch. Wir gingen in ein italienisches Restaurant und der Kellner heißt Fabrizio! 
Schweigend aßen wir. Streusel und Zac bestellten sich immer mal wieder ein erneutes Glas Wein. Derweil nippte Jenny an ihrem Wasser und ich an meiner Cola herum. Streusel schien es allerdings nicht so gut zu vertragen. Weswegen er auch zunehmend lauter wurde und die ganze Zeit blöde Witze riss, über die nur er lachen konnte. 
Plötzlich spürte ich eine Hand auf meinem Knie. Erschrocken riss ich die Augen auf und schaute in seine Richtung. Er wackelte grinsend mit den Augenbrauen. Langsam fuhr seine pappige Hand nach oben. Oh mein Gott, dieser Widerling! Abrupt sprang ich auf.

„Entschuldigt ich muss mal kurz.“ Schnell verschwand ich vom Tisch. In der Toilette atmete ich kurz durch. Ich wollte da nicht mehr rein. Der Abend war sowieso von Anfang an eine Katastrophe. Zac hatte nur Augen für die doofe Jenny, die leider bezaubernd war und Streuselkuchen war betrunken und grapschte mich an. Der Gedanke einfach zu verschwinden erschien mir immer sinnvoller. Mitten in meinen Flucht Fantasien kam Jenny durch die Tür.

„Hey Sami“, lächelte sie.

„Hi“, gab ich grimmig zurück. Sie stellte sich vor den Spiegel und zog ihren Lippenstift nach.

„Zac ist so ein wundervoller Mann! Weißt du das?“ Tolles Thema für ein Gespräch auf dem Klo. „Hach er ist so liebevoll zu mir. Wir haben ja schon sehr lange etwas miteinander und ich glaube es könnte bald etwas ernstes draus werden“, schwärmte sie, während ich mir die würge Geräusche verkniff.

„Soso glaubst du?“, fragte ich spitz.

„Ja weißt du als er mir das mit seiner Verlobung erzählt hat. Da war ich erst mal ziemlich geschockt und habe ihm dann klar gemacht das er das erst mit dir klären muss, bevor ich noch mal mit ihm schlafe. Er hat das nur für mich gemacht und ich bin so froh das du nichts dagegen hast. Du hast schließlich auch Dave“, für den ich ja so großes Interesse zeigte! Also bitte ein Blinder hätte gesehen das ich ihn total abstoßend fand! „Und ich denke das es nicht mehr lange dauert bis er etwas festes mit mir anfangen will. Er hat zwar von Anfang an gesagt, das es nur Spaß ist und er auch noch andere hat. Aber in der letzten Zeit hat sich etwas verändert. Das er dich um Erlaubnis gebeten hat beweist mir nur noch mehr, das er auch etwas für mich fühlt.“ Ob sie wusste das Zac erst vor ein paar Tagen einen flotten Quickie mit zwei Schwedinen hatte?

„Weißt du ich glaube du hast recht. Du solltest mit ihm darüber reden. Am besten später wenn ihr alleine seid. Wenn die Stimmung ins rollen kommt. Jungs kommen doch nie in die Gänge wenn wir Mädels ihnen nicht einen kleinen Anstoß geben“, ermunterte ich sie. Ich wusste das es echt total fies von mir war, sie so ins offene Messer laufen zu lassen. Aber... eigentlich gab es kein Aber. Sie war hübsch, ich hasste sie und Zac sollte sie abschießen. Genau!

„Meinst du?“, fragte sie skeptisch.

„Natürlich! Sieh dich doch an du bist eine hammer Frau. Er kann gar nicht anders als dir zu verfallen“, schmierte ich ihr Honig um den Mund. Ich musste meinen wütenden Unterton unterdrücken.

„Du hast ja so was von recht.“ Herrje war das ein Naivchen. Beinahe tat es mir doch leid!

Sie gab mir einen fetten Schmatzer auf die Wange und stolzierte aus dem Raum. Ich blieb noch kurz zurück und überdachte nochmal meinen Plan. Sollte ich mich echt aus dem Staub machen?

 

„Samiiii da bist du ja wieder“, johlte Streuselkuchen, obwohl ich genau neben ihm stand, „Bringt den besten Champagner für mich und meine Süße.“ Konnte ihm nicht irgendwer das Maul stopfen?

„Können wir vielleicht nachhause fahren? Ich bin ziemlich müde und Dave hatte auch schon einen zu viel“, fragte ich.

„Aber ich will noch Nachtisch“, quengelte Jenny. Ich würde sie später erwürgen!
Nachdem Zac sowieso alles machte, was sie wollte, musste ich mich ergeben wieder zu ihnen setzen. Der wollte heute wohl doch zum Stich kommen. 
Er bestellte ihr einen riesigen Eisbecher mit Erdbeeren und Sahne. Ich bekam einen lauwarmen Kakao. Gegenüber von mir fütterten sie sich nun gegenseitig und Zac nahm sich doch tatsächlich die Frechheit heraus, vor unseren Augen ihr Sahne von der Nase zu küssen! Ob es weh tun würde wenn meine Tasse, aus versehen Jenny's Kopf treffen würde? 
Zugegeben. Wäre ich an ihrer Stelle, würde ich mich auch freuen und bescheuert vor mich hin kichern. Streuselkuchen wurde nun auch wieder aufdringlicher, sodass ich mich nochmals entschuldigte und das Restaurant entgültig verließ. 

Draußen musste ich erneut mit den Tränen kämpfen. Das war doch alles so unfair! Ich wusste diese Zeichen zu deuten, die mein Körper mir gab. Starkes Herzklopfen, ständiges Hyperventilieren, Eifersucht, Nervosität, flaues Gefühl im Magen Bereich. Ich war nicht dumm. Ich wusste was es bedeutete, oder zumindest auf was es hinaus zu laufen drohte. 
Der Gedanke daran alleine tat schon weh. Eingestehen wollte ich es mir nicht. Es würde dann wahrscheinlich noch mehr schmerzen, als es ohnehin schon tat. Verflucht nochmal wieso nur er? 
Wenn ich Raucher wäre, würde ich mir jetzt eine Zigarette zur Beruhigung anzünden.

„Samira?“ Ich fuhr herum und blickte hoch zu Zac's lächelndem Gesicht.

„Ja“, hauchte ich schüchtern. Verdammt hör auf dich so daneben zu benehmen!

„Dave kann so betrunken unmöglich fahren. Wir nehmen ihn mit und er kann bei uns pennen. Sein Auto holt er dann morgen ab“, erklärte er fröhlich. Schluckend nickte ich. 

Auf der Rückfahrt sang Streuselkuchen die ganze Zeit Lieder aus dem Radio mit und waren sie noch so schlecht. Ich musste mir die Ohren zu halten, als er gerade dabei war Bon Jovi zu verschandeln. 
Meine Mordgedanken kehrten zurück und konzentrierten sich jetzt völlig auf Streusel!

„Wir sind da“, schrie Zac gegen das Gegröle von Dave an. Wir schafften es ihn auf die Couch zu verfrachten und ich bot Jenny gleich die andere, direkt daneben liegende als ihr Schlafquartier an. Sie warf Zac einen Blick zu. Der räusperte sich kurz. „Du kannst selbstverständlich bei mir schlafen“, schlug er scheinheilig vor. Das Angebot nahm sie tausendmal lieber an. 
Blöde Kuh! Die konnte froh sein das ich sie nicht ins Baumhaus verbannte, auch wenn ich streng genommen, hier nichts zu sagen hatte. 
Fast wollte ich dazwischen rufen, dass sie bei mir viel besser schlafen könnte. So quasi ein Mädchenabend. Doch lies es als ich Zac's bösen Blick sah. Mein Herz rutschte mir in die Hose und ich ärgerte mich, dass ich mich so hübsch für ihn gemacht hatte.

„Gute Nacht“, murmelte ich traurig und rannte nach oben. 
In meinem Zimmer wartete schon Charlie schwanzwedelnd auf mich. Ich ging mit ihm nochmal kurz in den Garten, damit er sein Geschäft erledigen konnte. Er hatte es wirklich geschafft die vier Stunden alleine. 
Beim vorbei gehen an Zac's Tür, hörte ich schon mir vertraute Geräusche. Erinnerte mich ein wenig an die Situation damals auf Alcatraz. Mit dem Unterschied dass ich es diesmal nicht sehen konnte, worüber ich mehr als froh war. Es zu hören war schon, als würde mein Herz zu einem großen Klumpen mutieren! 
In meinem Bett liegend kniff ich die Augen zu und wünschte das Morgen wieder alles normal wäre. Zac und ich hassten uns und mir wäre es egal, dass er gerade Jenny nagelte.

 

 

 

Am nächsten Morgen saß ich gut gelaunt mit Bertha am Frühstückstisch. Ich wusste nicht wieso ich so super drauf war. Wir diskutierten gerade ein wenig über den Präsidenten unseres Landes.

„Guten Morgen Lady's“, trällerte Jenny beseelt und schlenderte, wie war es anders zu erwarten, eingehüllt in Zac's graues T-shirt in die Küche. Bertha musterte sie argwöhnisch und schaute dann mich an.

„So etwas lässt du dir gefallen?“, flüsterte sie mir zu.

„Wir haben darüber gesprochen. Das geht alles klar“, erwiderte ich.

„Du hörst dich aber nicht sehr überzeugt an. Besonders glücklich siehst damit auch nicht aus“, bemerkte Bertha. Verdammt merkte man mir so stark an, wie sehr mir Jenny's bloße Anwesenheit auf den Wecker ging?

„Um ehrlich zu sein...“ In dem Moment stieß auch Zac dazu und ließ sich von Jenny abschlabbern.
Sie war doch nicht etwa erfolgreich letzte Nacht? Zac wollte doch nicht wirklich mit ihr zusammen sein! Ade du gute Laune. Wir hatten eine schöne Zeit miteinander! 
Mit meinen Blicken tötete ich sie gerade auf die unschönsten Weisen, die mir einfielen. Sollten sie doch gleich auf der Küchenzeile miteinander vögeln! 
Ein letzter vernichtender Blick, dann verschwand ich aus der Küche und überlegte wo ich meine Wut raus lassen könnte, ohne dabei Jenny zu verletzen. Obwohl ich glaubte das ich es auch noch ganz lustig fände! 
Ich beschloss, da Charlie ohnehin Bewegung nötig hatte, joggen zu gehen. Oben zog ich mir locker sitzende Kleidung an und machte mir einen Pferdeschwanz. Ein mal kurz Aufwärmen und schwupps war ich aus der Tür. Charlie war begeistert, dass er mit mir um die Wette rennen durfte und das ziemlich lange. Für die ganze Wut in meinem Bauch musste ich viel Laufen! 

In einem Park machten wir eine kleine Pause. Die hatten wir beide nötig und er bekam auch ein Schüsselchen mit Wasser.

„Charlie weißt du was mir gerade auffällt?“ Der Hund hob augenblicklich seinen Kopf und sah mich an. „Das ist der Park in dem ich früher oft mit Zac war. Hier hat er mich auch mit verstauchten Knöchel links liegen lassen. Dieser Vollidiot. Seine Ausrede damals. Er hätte auf dem Weg nachhause vergessen, das mir etwas passiert war“, erzählte ich dem kleinen Tier. Es kam mir vor als würde er mir wirklich ernsthaft zuhören und mich verstehen.
Ich streichelte ihm den Kopf und den Bauch. Er brummte wohlig auf.


Ein wenig saß ich noch auf der Wiese und genoss die Sonne. „Komm Charlie! Wir müssen leider irgendwann zurück in dieses Horror Haus“, seufzte ich resigniert. 
Langsam durchquerten wir den Park. Auf einmal bellte Charlie und zog nach rechts. Na toll ein anderer Hund. Ich wusste mittlerweile das Border Collies offen waren und gerne andere Hunde kennen lernten. Hoffentlich sah das der andere Hund genauso. 
Charlie zerrte so stark, dass mir die Leine aus der Hand flutschte. Fröhlich kleffend hüpfte er auf den Neuankömmling zu. Dieser Köter trieb mich noch in den Wahnsinn.

„Charlie WARTE! Vorsicht Hundewelpe im Anmarsch!“, schrie ich dem Herrchen zu. Der stieg auf die Leine und hinderte Charlie so am weiter rennen. Eilig sprintete ich auf sie zu.

„Danke“, sagte ich lächelnd. „Böser Hund pfui! So was macht man nicht verstanden?“, schimpfte ich mit ihm. Jaulend kam er an gekrochen und guckte traurig zu mir hoch. „Nein der Blick zog noch nie bei mir Freundchen!“ Neben mir fing es an zu lachen. Giftig drehte ich meinen Kopf Richtung des Jungen, der mir meinen Hund eingefangen hatte.

„Sei doch nicht so streng mit deinem Hund. Er ist noch jung. Der lernt das schon. Hey ich bin Ian und du?“

„Samira“, kam es genervt von mir. Bevor er noch die Unterhaltung weiter anfachen konnte, nahm ich die Leine und lief locker an ihm vorbei. 

„Man sieht sich immer zweimal im Leben!“, rief er mir grinsend nach. Wahrscheinlich eher nicht. 

Auf dem Nachhause Weg kaufte ich mir ein Eis und schlenderte dann gemütlich mit Charlie zurück. Mir ging es schon viel besser. Ich hatte mir selber den Tag gerettet. Das sollte erst mal jemand nachmachen! 
Ich kam an einer kleinen Kirche vorbei und band schnell Charlie an. Vorsichtig drückte ich die Tür auf und trat hinein. Ich setzte mich auf eine der hinteren Bänke und sprach leise ein Gebet. Eigentlich war ich nicht sonderlich gläubig, nicht mal getauft. Aber vielleicht könnte mir beten ein wenig helfen.
Es heißt ja: Gott steht einem in jeder Lebenslage zur Seite. Eventuell dann auch mir. 
Seltsam das hier niemand war. Ich dachte immer das hier den ganzen Tag viele ältere Leute herum hingen. Man merkte, allzu oft war ich nicht in einem Gotteshaus!
Kurz betrachtete ich noch das Jesus Kreuz vorne am Altar. Die Kirche war recht einfach gehalten, kein besonderer Schmuck oder Dekoration. Irgendwie machte genau das sie gemütlich. Man fühlte sich willkommen und gleichzeitig geborgen. Langsam erhob ich mich.

„Guten Tag Miss. Wollten sie beichten?“, ertönte eine freundliche Stimme hinter mir. Erschrocken fuhr ich herum.

„Nein tut mir leid. Ich brauchte nur kurz einen Moment zum Nachdenken und ich dachte das Gott mir helfen könnte. Also wenn ich ein Gebet spreche vielleicht“, erklärte ich ertappt. Ich war mir nicht sicher ob es verboten war hier einfach einzudringen. Könnte sein das die Kirche gerade geschlossen hatte.

„Und konnte Gott ihnen helfen?“, fragte der Pfarrer lächelnd.

„Ich habe noch keine Antwort erhalten“, antwortete ich. Er musste lachen.

„Wenn sie wollen können sie mit mir reden. Von mir könnten sie sogar eine Antwort erwarten“, lachte er.

„Ich weiß nicht so recht. Jemand fremden meine Probleme anzuvertrauen ist irgendwie seltsam.“

„Ich unterstehe einer Schweigepflicht wenn sie bei mir beichten“, erklärte er mir.

„Also gut“, willigte ich ein. Ich redete mir meinen Frust von der Seele und der nette Pfarrer hörte mir aufmerksam zu.

 

„Und nach all dem kann ich ihm doch schlecht sagen, das ich ähm.. ihn sehr zu mögen scheine“, endete ich.

„Das ist natürlich eine verzwickte Situation. Ich gebe dir meinen Rat. Wenn du dir deiner Gefühle ganz sicher bist, sag es ihm. Dann ist es raus. Du musst dir aber absolut im klaren sein was du für ihn empfindest. Vorher würde ich nichts übereiltes machen. Das bringt nur noch mehr Probleme Samira.“

„Da haben sie wohl recht. Vielleicht sollte ich noch ein wenig warten, bis ich zu hundert Prozent sicher bin. Vielen Dank für das Gespräch Pfarrer Miller. Es hat mir wirklich geholfen.“

„Das ist mein Job. Es freut mich das ich dir behilflich sein konnte.“

Zum Abschied umarmte ich ihn nochmal herzlich. 
Draußen ging schon langsam die Sonne unter und Charlie hatte sich unter dem Baum, an den ich ihn gebunden hatte, zusammen gerollt. Sanft streichelte ich ihm über das weiche Fell. 
In den letzten Sonnenstrahlen die dieser Tag zu Gesicht bekam, spazierten wir Nachhause. 
Ich glaube in diesem Moment waren wir beide außerordentlich zufrieden und glücklich.

 

 

 

Kapitel 11 Ein Football Spiel mit Folgen

 

Die ganze nächste Woche ging ich Zac und wahrscheinlich auch Jenny aus dem Weg. Dad, genauso wie Betty und Frank sah ich auch kaum. Die meiste Zeit verbrachte ich in meinem Zimmer oder irgendwo draußen mit Charlie. 
So war es auch heute. Ich lag auf meinem Bett und las eine Zeitschrift. Der neuste Klatsch aus der Welt der Stars und Sternchen. War eigentlich immer ganz lustig, weil die meisten Journalisten immer viel zu viel in Kinkerlitzchen hinein interpretieren und das sich dann in ihren Artikeln wieder spiegelte. Gerade war ich bei einem Bericht über die On-Off Beziehungen in Hollywood, als meine Tür aufgerissen wurde.

„SAMI! Du wirst es nicht glauben!“ Vor Schreck viel ich aus dem Bett und verschluckte dabei meinen Kaugummi.

„Was glauben? Das ich mir wahrscheinlich den Steiß gebrochen habe?“, rief ich angesäuert, während ich mir mein schmerzendes Hinterteil rieb. Mein Dad kam auf mich zu gerannt, packte mich an den Schultern und schüttelte mich durch. „Dad bist du wahnsinnig geworden?“, fragte ich verängstigt.

„Sami! Sami du wirst es nicht glauben“, keuchte er ein weiteres Mal. „Die San Francisco 49 spielen gegen die Florida Tarpons. Und das heute!“

„Was!“, kreischte ich und sprang sofort vom Boden auf. Vom einen auf den anderen Moment war ich total aufgekratzt.

„Und jetzt kommt das beste. Wir haben Karten für das Spiel besorgt. Wir sehen es uns alle gemeinsam an!“

„Du verarscht mich. Das ist ja der hammer.“ Ich kriegte mich gar nicht mehr ein. Dads und mein Lieblings Footballteam spielten heute gegen das von Frank und Zac. Das würde Streitereien geben. Der Schmerz in meinem Po war völlig vergessen.

„Los mach dich fertig und zieh dein Trikot an.“ Eifrig nickte ich und suchte mir meine Klamotten raus. Im Flur stieß ich mit Zac zusammen.

„Tut mir leid. Ich muss mich schnell fertig machen“, quietschte ich aufgeregt. Verdattert sah er mir nach wie ich ins Bad stürzte. Geschwind duschte ich mich ab zog mir das riesige Trikot an und die Jeans Hotpants, die darunter völlig verschwand. Ich pinselte mir mit bunten Stiften Striche unter die Augen in den Farben des Team, die aussahen wie Kriegsbemalung. Meine Haare band ich zusammen und setzte eine Basecap auf. 
Gut gelaunt traf ich unten auf Bertha.

„Hallo Bertha ist heute nicht ein schöner Tag?“ flötete ich fröhlich.

„Woher kommt denn diese gute Laune? Ich dachte schon du wärst abgehauen. Hast du dich die ganze Woche auf deinem Zimmer verkrochen?“

„Wir gehen heute zu einem Football Spiel. Alle zusammen“, grinste ich.

„Und mit wir alle meinst du wohl deinen Dad, Frank, dich, Zac und Jenny.“ Mein Grinsen erstarb.

„Wie bitte?“

„Jaja Betty wollte nicht. Da hat sich Jenny glatt selbst eingeladen“, klärte mich Bertha auf.

„Sami!“ Wenn man vom Teufel sprach. So gleich wurde ich von hinten in die Arme genommen und erdrückt. „Es ist so schön dich wieder zu sehen.“

„Ja“, murmelte ich darauf nur. Ich drehte mich zu ihr um und starrte sie an.

„Sami du siehst aber lustig aus. Trägst du etwa keine Hose?“ Zur Antwort hob ich das Shirt ein Stück hoch. Als Dad es mir kaufte war es um einiges länger. Da ging es mir noch bis zu den Knien.

„Und was hast du dir denn da ins Gesicht geschmiert?“, fragte sie honigsüß.

„Das sind die Teamfarben von den Florida Tarpons“, antwortete ich genervt. „Hast du denn irgendeine Ahnung von Football?“

„Nein“, antwortete sie gelangweilt.

„Wieso kommst du dann überhaupt mit?“, fragte ich um Ruhe bemüht.

„Ich hörte das eine Karte noch da wäre und ich lass mir doch keine Chance entgehen um Zac zu beeindrucken“, erzählte sie verträumt. Ich kam nicht mehr mit. Wie wollte sie denn Zac beeindrucken, wenn sie das Spiel überhaupt nicht verstand? Etwa mit ihrem wunderschönen Kleid mit dem sie extrem heraus stechen würde im Stadion? Warum wollte sie ihn überhaupt beeindrucken? Könnte es sein...

„Sag mal wie läuft denn es so in eurer Beziehung?“ Ich versuchte so gleichgültig wie möglich zu klingen.

„Naja eine Beziehung ist es leider noch nicht“, jammerte sie drauflos. „Weißt du noch an dem Abend wo du mir geraten hast mit ihm zu reden. Naja ich hatte irgendwie nicht den Mut dazu und ich war auch ziemlich schnell mit was anderem beschäftigt.“ Ich verzog merklich mein Gesicht „Jetzt nutze ich jede Gelegenheit um ihm zu zeigen wie sehr ich an ihm interessiert bin. Vielleicht fragt er mich dann endlich“, erklärte sie hoffnungsvoll. Verstehend nickte ich. 
Keine Beziehung, sehr interessant. Grinsend setzte ich mich an den Küchentisch und wartete das die Herren des Hauses auch mal kamen. 

Wenig später saß ich mit Dad und Frank im Auto. Ich hatte mich strikt geweigert bei Zac einzusteigen, noch dazu wo er wieder nur Augen für Jenny hatte. Ihm war nicht mal aufgefallen das ich ihm die ganze letzte Woche aus dem Weg gegangen war. So einen Freund gelobte ich mir doch. 
Dad sprach mich zum Glück auch nicht an, obwohl mir seine Blicke die er mir durch den Rückspiegel zuwarf nicht entgingen. Plötzlich drehte Frank das Radio auf und sang aus vollem Hals 'Country Roads' mit. Kurze Zeit später war das Auto gefüllt von unseren schiefen Tönen. Den ganzen Weg über sangen und grölten wir die Lieder mit. 
Im Stadion herrschte schon ziemlich gute Stimmung. Man war das lange her das ich in so einem Stadion war. Laute Hotdog Verkäufer. Dicke schwitzende Kerle die beim anfeuern ihres Teams fast zusammen klappen. Väter die mit ihren Söhnen zu deren ersten Football gingen. Der Geruch von Bier, Schweiß und fettigem, ungesunden Essen, in manchen Teilen der Tribünen auch der Geruch von Urin, der überall in der Luft hing. Das würde ein richtig cooler Tag werden, trotz Jennys Anwesenheit. Dad und Frank gingen als erste Verpflegung holen und Jenny ihre Blase entleeren. Seid Tagen hatte ich kein Wort mit Zac gewechselt und steuerte jetzt eine unglaublich peinliche Stille an. Verzweifelt sah ich mich nach etwas um, was mir helfen würde dieser unangenehmen Situation zu entkommen.

„Warum hast du sie mitgenommen?“ Diese Frage platzte ungewollt aus mir heraus. Verwundert sah Zac auf.

„Warum nicht?“, kam seine Gegenfrage. Schwer seufzte ich einmal.

„Sie hat keine Ahnung vom Spiel und interessiert sich kein bisschen dafür.“

„Du kannst es ihr doch erklären“, schlug er schmunzelnd vor.

„Ganz bestimmt nicht“, war meine etwas zu zickige Antwort. „Außerdem sind das unsere Teams. Das ist etwas besonderes und da hat sie hier nichts verloren.“ Zac musterte mich eine Weile.

„Bist du vielleicht deswegen so angepisst weil...“

„Ich bin nicht eifersüchtig auf Jenny!“, fuhr ich sofort dazwischen.

„Ich wollte eigentlich sagen bist du so angepisst weil Dave heute nicht hier ist?“

„Wie? Was? Nein“, stammelte ich verwirrt. „Zac zum mitschreiben. Ich will nichts von Streusel... äh David und das wird sich in der nächsten Zeit garantiert nicht ändern!“

„Aber das Date...?“

„Hat mir gezeigt das er absolut nicht mein Typ ist und war mit Abstand einer schlimmsten Abende meines Lebens!“ Das es hauptsächlich noch an ihm und Jenny lag, ließ ich mal dezent weg.

„Und bist du jetzt einsam weil ich Jenny mitgenommen habe und du niemand dabei hast?“, fragte er verwirrt.

„Nein mein Gott! Ich bin weder einsam noch hätte ich gerne eine Begleitung zu dem Spiel hier gehabt. Ich finde einzig und allein das Jenny nicht hier her passt. Und auch nicht unbedingt zu dir.“ Den letzten Satz hatte ich nur noch geflüstert damit er es nicht hört.

„Du findest das Jenny und ich nicht zusammen passen?“ Scheiße er hatte es doch gehört. Ich musste schlucken, wo blieben denn Dad und Frank oder von mir aus auch Jenny. Sogar über sie hätte ich mich in diesem Moment gefreut. „Warum? Wir sind nicht mal zusammen.“

„Ich weiß“, murmelte ich.

„Was hast du dann für ein Problem mit ihr?“

„Ich mag sie ganz einfach nicht.“

„Wieso?“

„Wieso? Warum? Weshalb? Muss denn alles immer einen Grund haben?“ Aufgebracht stampfte ich an ihm vorbei und ließ mich auf eine der Bänke fallen. 

Nach einer Weile setzte er sich dann zu mir, zusammen mit Frank Dad und Jenny. Während des Spiels spürte ich immer mal wieder Zacs Blick auf mir, ignorierte ihn jedoch. 
Als Halbzeit war ging ich auch mal aufs Klo. Ich sah mich im Spiegel an. Die Streifen hatten waren nicht mehr ganz so kräftig zu sehen. Kein Wunder es war super heiß in mitten von lauter Fans und dann auch noch Zacs Gestarre die ganze Zeit. Merkte er nicht das er mich damit nur nervös und unruhig machte? Kopfschüttelnd wandte ich mich vom Spiegel ab und trat aus der Tür. 
Überrascht stellte ich fest das Zac davor an der Wand lehnte.

„Wenn du Jenny für einen schnellen Quickie auf dem Klo suchst muss ich dich enttäuschen. Sie ist da nicht drin.“ Den Spruch konnte ich mir einfach nicht verkneifen. Ich wollte an ihm vorbei gehen doch er stellte sich mir in den Weg.

„Ich hab auf dich gewartet. Jenny ist bei unseren Plätzen geblieben. Ich wollte mit dir alleine reden.“ Es kam nie etwas gutes raus wenn Zac und ich alleine waren und redeten. „Was ist denn mit dir los? Du scheinst gar keinen richtigen Spaß am Spiel zu haben.“

„Doch habe ich nur es ist schwer sich aufs Spiel zu konzentrieren wenn man durchgehend das Gefühl hat beobachtet zu werden! Mach doch einfach das was du am besten kannst. Geh zu Jenny mach mit ihr rum oder lass dich von ihr an schmachten!“ Ich wollte mich an dir vorbei drängen. Keine Chance, er versperrte mir eiskalt den Weg.

„Was hast du für ein Problem mit Jenny? Hat sie dir irgendwas getan?“ Genervt rollte ich mit den Augen.

„Nein Jenny ist die ganze Zeit schon überaus reizend zu mir!“

„Was ist es dann?“

„Nichts lass mich einfach in Ruhe Hohlkopf dann ist alles gut.“ Verblüfft sah er mich an, bis sich wieder dieses Lächeln auf seine Lippen schlich.

„Ich dachte da sind wir schon drüber hinaus Pumuckl“, sein überhebliches Grinsen würde ich ihm jeden Moment aus dem Gesicht schlagen.

„Anscheinend nicht Idiot. Das mit der Freundschaft war sowieso eine bescheuerte Idee. Das wird nicht funktionieren und hätte auch nie funktioniert!“

„Nur weil du dich so stur stellst und irgendwo Probleme suchst wo keine sind!“, blaffte er mich.

„Ich soll schuld sein das du so ein Arsch bist? Du bist so eingebildet und merkst echt gar nichts. Wie kann man nur so dämlich sein?“, regte ich mich immer mehr auf.

„Was zum Teufel ist dein Scheiß Problem?“ Zac wurde auch immer lauter und ich merkte das sein Geduldsfaden mit jeder Sekunde dünner wurde.

„Mein Problem ist das du durch die Gegend vögelst und dabei ein Scheiß auf die Gefühle anderer gibst du egoistisches Arschloch!“ Ich stand mittlerweile auf Zehenspitzen um sein Gesicht besser anschreien zu können.

„Ach ja und was ist mit dir? Du bist eine kleine dumme Zicke die sich nicht zusammen reißen kann und immer Streit suchen muss. Ich bin dir mit meinem Angebot entgegen gekommen das wir aufhören uns gegenseitig fertig zu machen. Und das nach der Aktion mit der Party. Ich hab mich wenigstens für das entschuldigt was ich gesagt habe. Du kommst wahrscheinlich nicht mal auf die Idee etwas falsch gemacht zu haben!“

„Doch aber das mit der Party hattest du einfach verdient nach allem was du zu mir gesagt hast und mir Streuselkuchen auf den Hals gehetzt hast. Ja für das was du gesagt hast hast du dich entschuldigt aber doch nur damit du nicht noch mehr Ärger kriegst oder ich dich am Ende noch bei Betty verpfeife das du dich mir gegenüber so mies verhalten hast.“ Zac sah so aus als würde er mir jeden Moment eine scheuern wollen.

„Ich hasse dich!“, brüllte er.

„Oh glaub mir für die Abneigung die ich für dich empfinde gibt es gar keine Worte die es passend beschreiben könnten.“ Wütend starrten wir uns an. Ich glaube so sehr wie in diesem Moment wollte ich ihm noch nie das Gesicht zerkratzen. Am Rande nahm ich war wie nah wir uns während unseres Streites gekommen waren. Sein Gesicht war direkt vor meinem und es würde nicht viel fehlen dann... 

Plötzlich packte Zac mich am Nacken und zog mich zu sich. Sein Lippen trafen hart auf meine. Ich hatte gar keine Zeit darüber nachzudenken das das hier gerade in eine ziemlich falsche Richtung lief. Meine Hände krallten sich vorne in sein Shirt und ich stellte mich auf Zehenspitzen um ihm näher zu sein. Zac schlang seine Arme um mich und hob mich hoch und drückte mich kurz darauf an die Tür der Toilette. Zum Glück war keiner drin gewesen, so musste ich nicht Angst haben das wir unerwartet nach hinten umstürzten und Zac mich zerquetschte. Gerade fand ich den Gedanken aber ganz angenehm von ihm so an die Tür gedrängt zu werden mit seinem warme angenehm riechenden Körper. Er biss mir leicht in die Unterlippe bevor er meinen Hals hinunter wanderte. Oh Gott was taten wir hier? 
Ich griff in seine Haare und zog leicht daran. Sie waren so dicht und weich, am liebsten hätte ich mich rein gelegt. Er kam wieder nach oben zu meinen Lippen. Mit einem Mal hob er mich an den Oberschenkeln hoch und drückte gleichzeitig mit dem Ellenbogen die Türklinke zur Toilette runter. Es war ein einzelner Raum mit einem Klo, einem Waschbecken und einem Spiegel dem bereits eine Ecke fehlte. Für eine Stadion Toilette war es hier ziemlich sauber. 
Sofort fanden wir unseren Platz an der Tür wieder. Ich mit dem Rücken daran gepresst und vor mir Zac. Seine Zunge fuhr über meine Unterlippe und ohne nachzudenken öffnete ich ihm meinen Mund. Ich konnte nichts dagegen tun. Es passierte ganz automatisch. Ich fühlte mich nicht mehr Herrin über meinen eigenen Körper und müsste lügen wenn ich sagen würde das es mir in dem Moment irgendwas ausgemacht hätte. Mein komplettes Denken hatte sich schon lange verabschiedet als ich mit meiner Hand unter Zacs Shirt fuhr. Seine Haut fühlte sich heiß unter meinen Berührungen an.

 
Zac ließ von mir ab und ich kam endlich wieder zu Atem. Sauerstoff war dringen nötig gewesen, auch für mein gerade defektes Hirn. Doch bevor es richtig in die Gänge kam zog sich Zac sein Shirt über den Kopf und ich war erneut abgelenkt. Er wollte sich wieder zu mir runter lehnen da klopfte es laut an der Tür. Zac fuhr zurück und ich drehte mich erschrocken um.

„Samira?“ Scheiße was machte Jenny hier? Wir hielten beide in unserer Bewegung. „Samira bist du da drin?“ Es gab hier was weiß ich wie viele Toiletten, woher wusste sie wo ich mich genau befand. Gut man könnte davon ausgehen, das wenn diese Toilette die am nächsten gelegene von unseren Plätzen war, ich sagte das ich aufs Klo gehen würde und immer noch nicht zurück gekommen war mich mir hier befinden könnte.

„Ja?“, antwortete ich zögerlich.

„Ich wollte mal nach dir sehen weil das Spiel bald weiter geht. Zac ist auch noch nicht wieder da.“ Wir waren am Arsch.

„Ja ich hab nur meine Tage bekommen. Ich komme gleich“, nahm ich die erst beste Ausrede die mir einfiel. Zac verzog neben mir das Gesicht.

„Oh hast du Schmerzen oder brauchst du einen Tampon?“ Dieses Mädchen war einfach zu lieb.

„Nein alles gut danke.“

„Ich warte hier auf dich.“

„Nein!“, kam es etwas zu schnell. „Mir geht’s gut du musst nicht warten. Geh lieber zurück und schau ob Zac schon zurück ist. Vielleicht sucht er dich.“ Ich betete zu Gott das sie verschwinden würde, sonst wären Zac und ich echt geliefert. Die Sekunden in denen ich auf ihre Antwort wartete kamen mir unendlich langsam vor.

„Ok ich kann dir dann auch eine Schmerztablette geben. Ich habe welche in meiner Tasche.“ Wir hörten wie Schritte sich entfernten und atmeten fast zeitgleich auf. Zac hob sein Shirt vom Boden auf und ich wagte es nicht von meinen Schuhspitzen aufzusehen.

„Vielleicht sollten wir noch kurz warten. Du weißt schon um sicher zu gehen.“ Mehr als ein Nicken brachte ich nicht zustande. 
Stumm zählte ich von zehn runter und schloss dann die Tür auf. Ich huschte den Gang entlang und hoffte für Zac das er so intelligent war einen Mindestabstand von mir zu halten um es weniger auffällig aussehen zu lassen.

 

„Sami!“ Mein Dad lief mit einem Haufen Corn dogs und einem riesigen Cola Becher an mir vorbei. Ich war abrupt stehen geblieben und natürlich war Zac nicht so schlau gewesen. Direkt darauf spürte ich wie jemand von hinten in mich hinein lief. Ich biss mir auf die Zunge um ihn nicht sofort vor Dad anzuschnauzen. 
Grinsend musterte Dad uns. „Wo kommt ihr zwei denn so plötzlich her?“ Er hatte wieder diesen Blick drauf der mir überhaupt nicht gefiel. Genau den selben wie damals als er bei mir am Bett saß und dachte ich hätte mit Zac geschlafen. „Ihr schient zumindest Spaß gehabt zu haben so zerwühlt wie ihr ausseht.“ Aus meinem Kopf müsste mittlerweile Rauch steigen so warm wurde mir. Ich riskierte einen Blick zu Zac und musste mir eingestehen das Dad recht hatte. Zacs Haare sahen so aus als wäre jemand mit den Händen mehrmals durch gefahren und seine Lippen waren leicht angeschwollen. Sein Gesicht hatte auch einen leichten rot Schimmer angenommen.

„Wollen wir dann mal zurück gehen sonst verpassen wir noch wie die Tarpons euch in den Arsch treten“, lachte Dad und ging voraus. Langsam trotteten wir meinem Dad hinterher und auf dem Weg versuchte Zac seine Haare wieder in Ordnung zu bringen. 
Keine Minute zu spät ging das Spiel weiter. Dafür hatte ich allerdings jegliches Interesse verloren. Jenny hatte mir im vorbei gehen eine Schmerztablette zugesteckt. Die konnte ich jetzt gut gebrauchen. Mein Kopf brummte plötzlich ganz schrecklich. 
Dad, der neben mir saß, lehnte sich zu mir rüber und ich nahm ihm den Cola Becher aus der Hand um die Tablette damit runter zu spülen.

„Mach dir keine Sorgen. Ich sage niemanden was. Aber damit auch keiner was merkt solltest du vielleicht besser deinen Zopf auf machen.“ Dad zwinkerte mir zu und ich überlegte was er meinen könnte. Nein das hatte er nicht getan! Ich nahm mein Handy und machte die Innenkamera an. Das durfte nicht wahr sein! Er hatte mich gekennzeichnet dieser Idiot. Ich zog mir den Zopfgummi aus den Haaren und sah Zac mit giftigen Blick an. Der war jedoch damit beschäftigt Jenny seine Zunge wieder in den Hals zu stecken. Wirklich nett. Angewidert wand ich mich ab und lehnte den Corn dog den mir mein Vater anbot ab. 
Die Florida Tarpons gewannen und mein Dad freute sich einen Ast. Frank war ein fairer Verlierer und bevor wir Nachhause fuhren verkündete Jenny das sie und Zac noch Essen gehen würden. Das es für mich wie ein Schlag ins Gesicht war muss ich nicht sagen. 
Zuhause begrüßte mich Charlie schwanzwedelnd. Ich hatte Bertha gebeten sich um Charlie zu kümmern. Sie hatte sich bereit erklärt meine Komplizin zu werden, dafür müsste ich dann die Schuld auf mich nehmen wenn das mit Charlie raus kam. 
Ich schmiss mich Charlie auf dem Arm ins Bett. Während ich ihn kraulte erzählte ich ihm von meinem Tag und wie immer war er der beste Zuhörer den man sich vorstellen konnte.

„Ach Charlie was soll ich bloß tun?“ Darauf wusste mein kleiner Freund wohl auch keine Antwort. Denn er hob nur kurz den Kopf und sah mich ratlos an. 
Ich beschloss ein wenig fern zu sehen und heute einfach nicht mehr aufzustehen. Hunger verspürte ich seit Zacs und Jennys Zungenakrobatik nicht mehr und auch sonst hatte ich keine Lust auf Gesellschaft. 
Spät abends machte ich mich Bett fertig und verschwand schnell in meinem Zimmer als ich die Haustür hörte.

„Gute Nacht Charlie.“

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 11.08.2013

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Meiner Mami :)

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