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Gartengefühle

Endlich! Die Zeitungstour ist geschafft. Jetzt erst mal, einen schönen Cappuccino. Während ich diesen genieße, überlege ich mir, was ich heute noch alles erledigen muss. Und dann, geht es ab, in den Garten. Die Gartensaison hat begonnen und ich kann wieder graben, säen, Unkraut zupfen und, wenn ich Glück habe, auch reichlich ernten. Ich liebe meinen Garten, mein 200 qm großes Paradies. Seit drei Jahren habe ich ihn jetzt und freue mich über jede Sekunde, die ich dort verbringen kann. Im ersten Jahr, habe ich die Laube, die auf dem Grundstück steht, innen und außen verschönert. Innen, schöne Holzpaneele, außen, weiße abwaschbare Paneele, jetzt ist es eine richtige kleine Schönheit, inmitten von Grün.

Hunderte von Blumenzwiebeln, habe ich in den Rabatten und auf der Wiese verteilt und viele Blumenstauden angepflanzt. Vom ersten Frühjahrsboten, dem Schneeglöckchen, bis zur Fette Henne, die im Herbst blüht, habe ich die ganze Saison über Blumen um mich, in allen möglichen Farben.

Vor ein paar Tagen, war ich im Garten und habe die Winterlinge, Schneeglöckchen und Krokusse bewundert. Jedes Jahr, für mich ein Erlebnis.

 

Heute, werde ich den Frühjahrsputz in Angriff nehmen und die Laube gründlich reinigen. Vielleicht trifft man ja schon auf die anderen Gartenfreunde, die es sicher, so wie ich, nicht mehr in der Wohnung aushalten können. Allesamt, recht nette Leute und ich komme gut mit ihnen aus, obwohl ich mit Abstand, der jüngste, mit meinen 32 Jahren, bin. Ein Mitglied des Gartenvereins, der ebenfalls Zeitungen austrägt und mit dem ich mit gut verstehe, hat mich damals, auf den Garten aufmerksam gemacht. Und kurze Zeit später, war ich ebenfalls Mitglied, der Gartensparte `Sonnenschein`.

Ich stelle meine nun leere, Tasse ins Spülbecken und fange an, Putzsachen zusammen zutragen, die ich in meinem Rucksack verstaue. Was fehlt und ein paar Lebensmittel, werde ich auf dem Weg in den Garten, in dem kleinen Supermarkt kaufen, an dem ich so wie so vorbeigehe. Noch ein paar alte Sachen, zum Umziehen, dazu gepackt und los geht’s.

 

Voller Vorfreude, schließe ich das Gartentor auf und stehe in meinem Paradies. Die Vögel zwitschern fröhlich, die Luft riecht herrlich sauber und überall grünt es, mit bunten Farbtupfern dazwischen. Als ich auf meinen Nachbargarten schaue, seufze ich betrübt auf. Die nette alte Dame, Frau Weihler, ist Anfang des Jahres verstorben, sie wird mir fehlen. Wir haben uns sehr gut verstanden und in den letzten beiden Jahren, habe ich ihr viel geholfen, weil sie die schwereren Arbeiten nicht mehr alleine geschafft hat. Umgraben, Rasenmähen, Bäume und Sträucher schneiden und letztes Jahr, auch Unkraut jäten. Ich habe es gerne gemacht, es gab auch immer Kaffee und selbstgebackenen Kuchen, da ich von ihr kein Geld annehmen wollte. Soweit ich weiß, hat ihr Enkelsohn, den Garten übernommen, allerdings kenne ich ihn nicht, da er sich nie hat blicken lassen. Das einzige, was Frau Weihler erzählt hat ist, dass er, in meinem Alter sein soll. Naja, ich werde mich überraschen lassen.

 

Eine Stunde später, habe ich die Laube ausgeräumt und schwinge, fröhlich pfeifend, den Putzlappen, als ich Lärm, aus dem Nachbargarten vernehme. Neugierig, linse ich aus dem Fenster. Vor der Nachbarlaube, stehen sechs Leute, soweit ich erkennen kann, drei Männer und drei Frauen. Die Frauen, stelle ich grinsend fest, sind aufgetakelt, wie zu einem Discobesuch. High Heels, mir ist schleierhaft, wie sie den Schotterweg bis hier hinter, unfallfrei, geschafft haben. Miniröcke, die man bestenfalls als breite Gürtel bezeichnen kann und enge Tops, die von den riesigen Oberweiten fast gesprengt werden, haben alle drei an. Und, alle drei, haben blonde Haare, die bis zum Po reichten. Absolut, nicht mein Fall. Aber gut, ich mag auch lieber flache Brüste, muskulöse Körper und einen Penis, zwischen den Beinen. Ich habe schon mit fünfzehn gemerkt, dass mich die Mädels, in keinster Weise anzogen haben und ich lieber den Jungs hinterher gesehen habe. Apropos Jungs. Die drei Herren, in Jeans, Hemd und Sakko gekleidet, waren sehr attraktiv. Einer, hatte blonde kurze Haare, der Zweite, braune lange, zu einem Zopf zusammengefasst und vom Dritten, die waren Pechschwarz und gingen ihm bis zum Hemdkragen. Er, war zweifellos der attraktivste. Denn, als er die Laube öffnete und seine Freunde hereinließ, konnte ich einen Blick in sein Gesicht erhaschen. Seine markante Gesichtszüge, eine gerade lange Nase und ein Mund, mit vollen Lippen, auf denen ein Lächeln lag, gefielen mir. Aber, was ich am faszinierendsten fand, waren seine Augen. Die, waren von einem so hellen Blau, das sie wie Eis wirkten und die mir Gefühle bescherten, die ich schon lange nicht mehr empfunden habe.

 

Schnell duckte ich mich weg, als sein Blick zu meinem Fenster gleitet. Mit Herzklopfen, wartete ich, bis die Tür geschlossen wurde und nur noch gedämpft, das Kichern und Gackern der Frauen, zu hören war. Ich richte mich wieder auf und fing wieder an, den Putzlappen zu schwingen, mit nicht mehr so viel Enthusiasmus, wie vorher. Denn, dass einer der Drei Frau Weihlers Enkelsohn ist, sonst hätten sie ja nicht in die Laube gekonnt, ist mir klar. Hoffentlich, ist er nicht so ein Partylöwe, wie es gerade den Anschein hatte, dann wäre es, mit der entspannenden Ruhe bald vorbei. Außerdem frage ich mich, wer, von den Dreien, der Enkelsohn ist. Mein Gefühl sagt mir, der Schwarzhaarige, was meinen Puls gleich wieder in die Höhe schnellen lässt. Ihn, jedes Mal im Garten zu treffen, falls er überhaupt öfters hier auftaucht, verursacht mir Magengrummeln. Denn dass er Stockhetero ist, kann man ja an seiner Begleitung sehen. Es gleicht schon Folter, wenn man so einen Anblick jedes Mal vor Augen hat und weiß, dass man keine Chance hat. Seufzend, beende ich die Reinigungsaktion. Nachdem ich wieder alles rein geräumt habe, fängt lautstark Musik an zu dröhnen. Toll, so viel zum Entspannen, denn eigentlich wollte ich mir jetzt in Ruhe, einen Cappuccino genehmigen.

 

Frustriert, suche ich mir die Gartenschere, nehme einen Eimer und beginne die Rosen abzudecken und zu schneiden. Nach einer halben Stunde Dauerdröhnen, habe ich die Faxen dicke. Die wummernden Bässe, haben mir mittlerweile Kopfschmerzen beschert und ich bin Stinksauer. Wütend, gehe ich in den Nachbargarten, denn ich glaube kaum, dass man mich vom Gartenzaun aus hören kann. Kräftig, hämmere ich gegen die Tür. Nichts. Keine Reaktion und die Musik wird auch nicht leiser. Gerade erhebe ich meine Hand, um mich erneut bemerkbar zu machen, als die Tür aufgestoßen wird und schmerzhaft gegen diese prallt. Einen Schmerzschrei und noch einige derbe Flüche später, richte ich mich auf und schaue in eisblaue Augen, die mich von oben bis unten spöttisch mustern. „Was soll der Lärm, Zwerg?“, blafft, der Schwarzhaarige mich an. Bei der Frage, bleibt mir glatt die Spucke weg und ich starre ihn, sicher recht dümmlich, an. Als ich nicht reagiere, beugt er sich zu mir und wiederholt noch einmal ganz langsam, seine Frage. „Was. Soll. Der. Lärm. Zwerg?“ Überheblichkeit und Spott klingt in seiner Stimme mit, was bei mir, das berühmte Fass zum Überlaufen bringt.

 

„Was soll der Lärm? Zwerg? Das soll wohl ein Witz sein“, blaffe ich in bester Manier zurück, Schmerz und Wut zusammen, waren bei mir noch nie eine gute Kombination. „Wer? Bitteschön! Beschallt denn, seit über einer halben Stunde, die gesamte Gartensparte? Ich würde mal in die Gartenordnung rein schauen, denn zufällig, ist das nicht erlaubt. Hier soll man sich erholen können und sich nicht wie auf einer Partymeile fühlen“, schreie ich ihn an. Ich weiß, wer schreit hört auf zu denken, aber ich reagiere gerade nur, denn meine rechte Hand und der Kopf kämpfen gerade darum, wer mir mehr Schmerzen bereiten kann und da ist denken, einfach nicht mehr möglich.

 

„Tobi-Schatz?“, säuselt eine, der drei blonden Barbies und schlingt ihre Arme, um den Hals vom Schwarzhaarigen, „Wer ist das?“ Jetzt erst bemerke ich, dass die Musik aus ist und mich fünf Augenpaare belustigt anschauen.

„Mein Nachbar“, klärt er seine Freunde auf und löst sich aus der Umklammerung der Blonden, der das sichtlich nicht gefällt. Aha, Frage beantwortet, er ist der Enkel, denke ich kurz. „Ihm, ist die Musik zu laut“, fügt er noch grinsend hinzu und zwinkert in meine Richtung. Das er grinst, regt mich schon wieder auf und ich will gerade entsprechend reagieren, aber als er mir zu zwinkert, bleiben mir die Worte im Hals stecken.

„Was will er jetzt machen?“, gibt jetzt auch noch der Blonde, seinen Senf dazu, „Der Zwerg reicht dir ja gerade mal bis zur Schulter“, frotzelt er weiter.

„Ja“, fängt jetzt auch noch, der Braunhaarige an, „ein Gartenzwerg, gegen einen Riesen. Ich lach mich schlapp.“ Alle sechs, fangen an zu grölen.

Da meine Wut, durch den Ausbruch, um einiges abgeklungen ist, komme ich mir gerade ein wenig blöd vor und fühle mich, trotz 1,80 Körperlänge, tatsächlich wie ein Zwerg. Wortlos, drehe ich mich um und stürme, mit dem johlenden Lachen im Rücken, aus dem Garten.

 

Mit schmerzender Hand und pochenden Kopfschmerzen, betrete ich meine Laube und schließe die Tür. Als erstes, nehme ich aus dem Medizinschränkchen Schmerztabletten, wobei ich zwei sofort, mit einem Schluck Wasser, runterspüle. Als nächstes, untersuche ich meine Hand, aber außer, dass sie schmerzt, scheint alles in Ordnung zu sein. Das, kann ja heute Nacht ein Spaß werden, ausgerechnet die Rechte, mit der ich die Zeitung stecke. Niedergeschlagen, lasse ich mich auf die Klappcouch sinken, lege mich auf den Rücken und schließe die Augen. So ein Arsch, denke ich grimmig, wenn das die ganze Saison so weitergeht, kann ich meinen Garten auch abgeben. Nach ein paar Minuten, wirken die Tabletten, Hand und Kopf schmerzen weniger, und ich schlafe, über meinen Grübeleien ein.

 

***

 

Ruckartig, werde ich wach, als mich etwas an der Wange berührt. Ich öffne die Augen und Tobi sitzt neben mir auf der Couch. Erschrocken fahre ich hoch, aber als ich mich auf meine Hand stütze, stöhne ich vor Schmerzen auf und lass mich wieder fallen. „Hey, alles in Ordnung Zwerg?“, fragt der Schwarzhaarige besorgt.

„Nein“, quetsche ich, zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Der Zusammenstoß, mit deiner Tür, hat meiner Hand nicht gerade gut getan.“

„Zeig mal her“, fordert er mich auf und nimmt vorsichtig meine Hand, um sie zu untersuchen. „Das ist eine ziemlich böse Prellung, die du da hast“, stellt er die Diagnose, „Hast du ein kühlendes Schmerzgel zu Hause?“ Verneinend schüttele ich den Kopf. „Bleib liegen, ich komme gleich wieder“, weist er mich an und schon ist er aus der Tür raus und ich starre ihm hinterher.

Keine Minute später, kommt er wieder und hält eine Tube und eine Binde in seinen Händen. Er setzt sich wieder neben mich, was mir diesmal sehr bewusst ist und mein Herz schneller schlagen lässt. Behutsam, nimmt er wieder meine Rechte und verteilt das kühlende Gel, professionell legt er noch die Binde an. Meine Hand kribbelt gewaltig und das nicht nur vom Gel.

 

„Bist du etwa ein Arzt?“, spöttele ich, verdränge die Gefühle, die er in mir auslöst und betrachte mir, meine bandagierte Hand. Damit wird es definitiv schwierig werden, bei manchen Briefkästen, die Zeitung zu stecken und die Schmerzen, die sicher nicht ganz weggehen werden, daran will ich gar nicht denken.

„Ja“, kommt es schlicht von meinem Gartennachbar und es braucht eine Weile, bis die Antwort in meinem Gehirn angekommen ist. Überrascht, sehe ich ihm in seine funkelnden Augen.

„Ehrlich?“, stoße ich aus und kann mir nicht verkneifen, sarkastisch zu fragen, „Verletzt du deine Patienten immer erst, bevor du sie behandelst?“

„Nein“, erwidert er mir völlig ernst, „normalerweise schneide ich sie auf, wenn sie zu mir kommen.“ Ich muss nervös schlucken, doch dann fängt er an zu grinsen, „Ich bin Chirurg.“

„Oh“, stoße ich erleichtert aus und muss unwillkürlich mit grinsen.

„Warum bist du eigentlich hier“, will ich neugierig von ihm wissen, „also, ich meine, warum bist du hier reingekommen?“

 

„Weil du seit drei Stunden, kein Lebenszeichen von dir gegeben hast“, erklärt er mir, „und da du sehr blass, um die Nase warst, als du aus meinem Garten gestürmt bist, habe ich mir Sorgen gemacht. Ich habe geklopft und da keine Reaktion kam, bin ich reingekommen.“ Lächelnd steht er auf und ich bin enttäuscht, dass er gehen will. „So, da ich jetzt weiß, dass es dir gut geht, werde ich mich auf den Weg machen. Übrigens, es tut mir sehr leid, dass ich dich verletzt habe“, entschuldigend sieht er mich an und öffnet die Tür.

„Danke“, kommt es leise von mir und er runzelt die Stirn. „Ich meine, dass du meine Hand verarztest hast“, füge ich noch erklärend hinzu. „Und die Entschuldigung, nehme ich auch an.“

Nach einem kurzen Nicken und einem knappen, „Wir sehen uns“, ist er plötzlich verschwunden und ich starre, auf die geschlossene Tür. Leise murmel ich noch, „Wir sehen uns.“ Mühsam rappel ich mich auf. Ich beschloss nach Hause zu gehen und suche meine Sachen zusammen. Der Tag ist heute, Schmerzbedingt und durch den ungeplanten Schlaf, für mich gelaufen. Im Nachbargarten, herrscht absolute Stille, als ich aus der Tür trete. Ich schließe sie ab, kurz darauf das Gartentor und mache mich auf den Heimweg.

 

Zehn Minuten später, schließe ich meine Wohnungstür auf. Es ist kurz nach zwölf und ich mache mir eine Kleinigkeit zu Essen, welches ich mir, mit ins Wohnzimmer nehme. Auf die Couch gelümmelt, zappe ich mich durchs Fernsehprogramm und esse, ohne viel zu schmecken. Bald bleibe ich an einer Doku, über die Tiere Afrikas hängen, immerhin besser, als die peinlichen Gerichtsshows, niveaulosen Talkrunden und die endlosen Seifenopern. Eigentlich, wollte ich bis zum frühen Abend im Garten bleiben, aber ich fühle mich zerschlagen. Das einzig Gute, die Kopfschmerzen sind komplett verschwunden und der leicht pochende Schmerz in der Hand, ist auch auszuhalten. Müde, fahre ich mir über die Augen und kuschele mich bequem in die Kissen und bin gleich darauf eingeschlafen.

 

Am späten Nachmittag, wache ich aus unruhigen Träumen auf, die sich um eisblaue Augen gedreht haben. Kaum bin ich aufgestanden, klingelt es an der Wohnungstür. Herzhaft gähnend, gehe ich zur Tür, schaue durch den Spion und öffne sie seufzend. „Hallo Bella“, begrüße ich meine Nachbarin aus dem 2. Stock und gleichzeitig meine beste Freundin. „Komm rein“, fordere ich sie, zur Seite tretend, auf. Eigentlich heißt sie Caroline, aber ich nenne sie Bella, welcher ihr Nickname im World Wide Web ist und er mir so gut gefällt.

„Hi Arne“, zwitschert sie mir fröhlich entgegen und stößt, mit dem Blick auf meine eingebundene Hand, einen erschrockenen Laut aus. „Was ist dir denn passiert? Hattest du einen Arbeitsunfall? Tut es sehr weh?“, kommen die Fragen gleich, wie aus der Pistole geschossen, hinterher. Vorsichtig nimmt sie meine Hand und beschaut sich die ganze Sache genauer. „Also, was ist passiert?“, fragend schaut sie mich an.

„Ich habe mir die Hand geprellt, nein, es ist nicht bei der Arbeit passiert und ja, gerade tut es wieder ganz schön weh“, beantworte ich ihre Fragen.

„Wo hast du dir denn die Hand geprellt?“, fragt sie besorgt nach.

„An einer Tür“, gebe ich ihr, als vage Antwort. Schnell gehe ich in die Küche und stelle den Wasserkocher an, unbedingt drüber reden, wollte ich nicht. „Willst du einen Cappuccino Bella?“,

versuche ich sie abzulenken, „Ich kann jetzt jedenfalls einen gebrauchen.“ Leider lässt sie sich nicht so einfach ablenken.

 

„An einer Tür?“, verwirrt schauend kommt sie in die Küche. „Wie kann man sich bitte, die Hand an einer Tür prellen?“ Ich grinse vor mich hin, sie verwirrt zu erleben, ist immer wieder ein Genuss. Tja, ich könnte es ihr erzählen, doch da redet sie schon munter weiter. „Außer natürlich, man will sie einschlagen“, plötzlich fast sie mich an der Schulter und erschreckt mich so, dass ich bald die Cappuccinodose fallen gelassen hätte. „Arni? Du wolltest doch nicht etwa eine Tür einschlagen, oder?“ Schockiert drehe ich mich um.

„Caroline, sag mal“, empört blicke ich sie an. „Warum sollte ich eine Tür einschlagen wollen?“. Kopfschüttelnd, wende ich mich dem Wasserkocher zu, der gerade fertig geworden ist und mache die Cappuccinos fertig. „Wenn du es genau wissen willst …“, fange ich an und werde gleich von Bella unterbrochen.

 

„Natürlich will ich es wissen.“ Seufzend nehme ich die Tassen und gehe ins Wohnzimmer, Bella genau hinter mir.

„Wenn du mich mal ausreden lassen würdest, wüsstest du es schon“, lachend stelle ich die Tassen auf den Couchtisch und wir setzen uns. „Also“, fange ich noch einmal an, „ich war heute im Garten und da ist der Enkel von der Frau Weihler aufgetaucht, mit noch fünf anderen. Du weißt ja, dass sie Anfang des Jahres verstorben ist.“ Bella nickt bestätigend. „Sie haben die Musik, wie die Bekloppten, aufgedreht. Nach einer Weile bin ich rüber und habe gegen die Tür gehämmert.“ Meine Freundin zieht die Augenbrauen hoch und will gerade was sagen, aber ich stoppe sie, in dem ich meine Hand hebe. „Sie haben nicht reagiert“, erzähle ich weiter, „also wollte ich mich noch einmal bemerkbar machen, da wurde die Tür aufgestoßen und die, ist recht unsanft gegen meine Hand geknallt.“

„Warst du bei einem Arzt? Haben sie geröntgt?“, fragt sie gleich, kaum dass ich geendet habe. Ich drücke mich einen Moment zu lange, um die Antwort und schon setzt sie ihren Erzähl-mir-alles-Blick auf, unterstützt von hochgezogenen Augenbrauen, wobei die über ihrem rechten Auge, ein Stückchen höher ist, als die andere.

„Nein, ich war nicht beim Arzt und es wurde demzufolge auch nicht geröntgt. Obwohl … irgendwie …“, fange ich an zu stottern.

„Was irgendwie?“, fragt sie gleich, „Warst du nun oder nicht?“

„Naja, der Enkel … hat mir die Hand verarztet“, gebe ich zu, „er ist Arzt. Chirurg, um genau zu sein.“

 

„Aha“, meint sie grinsend. „Und?“, kommt es langezogen.

„Was und?“, mache ich sie nach.

„Ach komm Arne, du fängst an zu stottern und dein Kopf leuchtet wie eine Tomate“, zählt sie auf. „Also, wie sieht er aus?“ Ich atme tief durch. Bella konnte mich immer schon durchschauen.

„Schwarze Haare, blaue Augen, ein sinnlicher Mund. Er ist groß und hat einen Hammerkörper, soweit ich das beurteilen kann“, befriedige ich ihre Neugier, „mit einem Wort, Sexy!“

„Aber?“, fragt sie nach. Verwirrt schaue ich sie an.

„Was aber?“

„Es klingt nach einem aber“, meint sie achselzuckend. „Also, was stimmt nicht mit ihm, du schaust irgendwie traurig aus.“

„Er ist definitiv nicht schwul!“, seufze ich. Jetzt fängt sie tatsächlich an zu lachen und ich bin ein wenig beleidigt.

„Und das weißt du so genau, weil?“, fragt sie, immer noch lachend.

„Weil da so eine Blondine an ihm geklebt hat und ich kaum glaube, dass sie nur `Mensch ärger dich nicht` zusammen gespielt haben“, erwidere ich ein wenig patzig.

 

Bella verdreht die Augen und trinkt einen Schluck Cappuccino. „Den, muss ich mir auf jeden Fall mal anschauen“, murmelt sie vor sich hin und schaut schmunzelnd zu mir.

Mit dem Blick auf ihre Armbanduhr, fragt sie mich, „Was hälst du davon, wenn ich uns eine Pizza zum Abendessen spendiere?“ Erleichtert, dass das Thema vorerst vom Tisch ist, stimme ich zu.

„Eine al Funghi bitte, mit extra Käse“, rufe ich ihr hinterher, als sie im Flur verschwindet, wo mein Telefon steht.

Eine halbe Stunde später, stehen die köstlich riechenden Pizzas vor uns und wir lassen es uns schmecken. Vollgestopft, lümmeln wie danach auf der Couch und zappen uns durchs Fernsehprogramm. Gegen 19 Uhr bricht Bella auf, nachdem sie meine Hand noch mal neu verarztet hat, da ich ins Bett muss, schließlich ist halb drei, die Nacht für mich zu Ende.

 

***

 

Völlig erledigt, schließe ich meine Wohnungstür auf. Die Zeitungstour, war heute eine Tortur für mich. Länger, als sonst habe ich gebraucht, da meine rechte Hand, mit der ich den Wagen immer ziehe und die Zeitungen stecke, so gut wie nicht zu gebrauchen war. Nachdem ich meine Sachen an der Garderobe abgelegt habe, mache ich mir was zu trinken. Einen schönen heißen Cappuccino, kann ich jetzt wirklich gut gebrauchen.

Einen Cappuccino und zwei Schmerztabletten später, packe ich meinen Rucksack und mache mich auf den Weg in mein kleines Paradies, zumindest hoffe ich das.

 

Am Haupttor steht, das kann ich schon von weitem sehen, die Klatschbase Nr.1 der Gartensparte. Wo anders lang kann ich nicht gehen, also halte ich tapfer drauf zu. „Guten Morgen“, grüße ich freundlich und hoffe schnell durchs Tor schlüpfen zu können, da sie sich gerade, mit einer älteren Frau auf der gegenüberliegenden Straßenseite, unterhält. Zum Glück. Kaum habe ich die Klinke berührt und will das Tor öffnen, verlässt mich auch schon mein Glück.

„Arne? Warten Sie mal kurz?“, spricht sie mich, wie immer überlaut, an, als wenn ich schwerhörig wäre. Mit einem aufgesetzten Lächeln, drehe ich mich zu ihr um.

„Was gibt es denn Frau Duntsch?“, frage ich freundlich, obwohl es mich überhaupt nicht interessiert. Eigentlich ist sie eine ganz Liebe und hat mir auch schon viel Tipps gegeben, was Pflanzenanbau, verschneiden und solche Gartensachen angehen, aber sie tratscht halt wahnsinnig gerne. Mitunter kommen dann sehr kuriose Geschichten raus.

„Sagen Sie mal Arne“, fängt sie an, „mir ist zu Ohren gekommen“, ja, das glaube ich gerne, denke ich und lächel weiter, „dass Sie gestern ihre Musik so laut aufgedreht haben, dass man es sogar in der Friedrichstraße gehört hat.“ Die ist übrigens dreihundert Meter Luftlinie entfernt, dass man es soweit gehört hat, kann ich mir nicht vorstellen.

„Frau Duntsch, also jetzt mal ehrlich, habe ich jemals so laut Musik gespielt?“, frage ich nett und ohne ihr die Möglichkeit zu lassen, eine Antwort zu geben, kläre ich sie auf. „Der Krach kam nicht von mir, sondern aus Frau Weihlers Garten, besser gesagt, aus dem ihres Enkels.“ Schließlich lasse ich so eine Anschuldigung nicht auf mir sitzen.

 

„Oh“, bringt sie kleinlaut hervor und läuft Puderrot an. Innerlich, könnte ich mich wegschmeißen vor Lachen. „Tut mir leid“, entschuldigt sie sich. Als ich mich gerade abwenden will, um endlich das Tor zu öffnen, damit ich in meinen Garten gehen kann, kommt schon die nächste Frage. Dabei, klebt ihr Blick auf meiner bandagierten Hand. „Was haben Sie denn mit ihrer Hand gemacht?“

„Nichts, ist völlig harmlos“, winke ich ab, das werde ich ihr bestimmt nicht auf die Nase binden. Schnell husche ich durchs Tor, werfe ihr noch, „Einen schönen Tag noch Frau Duntsch“, über die Schulter zu und sehe, dass ich Land gewinne. Mal sehen, was für eine Geschichte demnächst durch die Sparte getragen wird und was ich, ihrer Meinung nach, mit meiner Hand angestellt habe.

Mein Paradies schon im Blick, höre ich auf einmal ein Geräusch und zwar unter meinem Fuß hervor. Erschrocken hebe ich ihn an. Eine platte Bierdose, kommt zum Vorschein. „Wie zum Teufel, kommt eine Bierdo…“, der Rest des Satzes bleibt mir im Hals stecken, als ich in den Nachbargarten blicke. „Ach du … heilige Scheiße“, stoße ich schockiert aus. Auf dem, mit viel Liebe, gepflegten Rasen von Frau Weihler, liegen Unmengen von Bierdosen und Schnapsflaschen verstreut. dazwischen Zigarettenkippen, die sogar, bis auf dem Hauptweg liegen. Und ist das? Ich glaub es nicht, aber auf dem kleinen Apfelbaum, hängt zwischen den Zweigen, ein Stringtanga in knalligem Rot.

 

Immer noch in den wüsten Anblick vertieft, zucke ich erschreckt zusammen, als hinter mir eine wütende Stimme losdonnert. „Himmel, Arsch und Zwirn, was ist das denn für eine Scheiße.“

Ich drehe mich um und da steht er, Tobi. Mein Herz schlägt gleich schneller, bei seinem Anblick. Er trägt einen hellgrauen Anzug, der wie angegossen sitzt und ein dunkelgraues Hemd, mit passender Krawatte. Seine Füße stecken, ich trau bald meinen Augen nicht, in grauen Turnschuhen, was mich grinsend den Kopf schütteln lässt. In der Hand, hält er einen schwarzen Aktenkoffer. Wie erstarrt steht er da und lässt seinen schockierten Blick über das Chaos gleiten. Plötzlich, kommt Bewegung in ihn und ich springe schnell aus dem Weg, sonst hätte er mich umgerannt. Fasziniert beobachte ich, wie er mit ausholenden Schritten auf die Laube zusteuert und die Tür aufreißt. „Martin? Maik?“, fängt er an zu brüllen und geht rein, „Sagt mal, was soll die Scheiße da draußen? Seit ihr bekloppt, seht zu das ihr verschwindet und nehmt die Schlampen gleich mit.“ Wow. Wenn das mal nicht eine klare Ansage war. „Und am besten lasst ihr euch hier, überhaupt nicht mehr blicken“, setzt er noch nach.

 

Abrupt, bohrt sich sein Blick in den meinen, als er wieder aus der Laube tritt. Ich habe das Gefühl, von zwei Eisspeeren aufgespießt zu werden und das direkt durch den Kopf. Hastig wende ich mich ab, gehe zu meinem Gartentor und schlüpfe durch. Ein kurzer Seitenblick zeigt mir, dass nach und nach, Leute aus der Laube treten. Sie sehen aus wie wandelnde Zombies, die Party muss ganz schön heftig gewesen sein. „Tobi, sorry. Wir …“, fängt der Blonde von gestern an, aber wird sofort unterbrochen.

„Spar dir die Entschuldigung Martin“, fängt er mit eisiger Stimme an, „das ist das Letzte, was ihr hier abgezogen habt. Ich hab euch nicht gestattet hier zu feiern, um dann einen verwüsteten Garten vorzufinden. Und jetzt haut ab.“ Der Blonde trottet geknickt, den Gartenweg entlang Richtung Tor, gefolgt von dem Braunhaarigen und zwei der Blondinen, die sichtlich Mühe haben, auf den High Heels zu laufen. Die Dritte, hängt sich an den Hals von dem Schwarzhaarigen.

„Tobi Süßer“, säuselt sie an seinem Ohr und schmiegt sich an ihn an, „soll Tini nicht noch ein wenig bleiben? Wir können noch ein wenig Spaß zusammen haben.“ Einen Würgereiz unterdrückend, wende ich mich endgültig ab und gehe schnell zu meiner Laube, als sie ihre aufgepumpten Lippen auf seine drückt.

„Nein!“, höre ich ihn bestimmt sagen. „Tini, kann auch verschwinden, denn wir hatten nie Spaß zusammen“, äfft er sie nach. Ein spitzer Wutschrei erklingt und dann höre ich das wütende Stakkato ihrer High Heels. Gerade, will ich den Schlüssel ins Schloss stecken, als ein gekreischtes, „Du bist ein schwules Arschloch“, durch die Gärten hallt. Fassungslos halte ich inne und mir engleitet der Schlüssel. Langsam, drehe ich mich um und Blicke mit großen Augen, in die faszinierenden Augen meines Gartennachbarn.

 

„Hast du ein Problem mit Schwulen?“, fragt er herausfordernd. Ich schüttele den Kopf.

„Nein. Da müsste ich mit mir selber, ja auch ein Probleme haben“, rutscht es mir, ohne nachzudenken raus. Seinen überraschten Blick sehe ich noch, bevor ich mich wieder abwende, den Schlüssel aufhebe und in die Laube flüchte. Drinnen, lehne ich mich mit heftig klopfenden Herzen an die Tür. „Er ist schwul, er ist tatsächlich schwul“, flüstere ich und ein breites Grinsen ziert mein Gesicht.

 

Gefasst und mit wieder fast normalem Herzschlag, traue ich mich zehn Minuten später wieder raus. Ohne in den Nachbargarten zu schauen, hole ich mir einen Spaten und fange an, die Beete für die Aussaat vorzubereiten. Was ich allerdings nicht bedacht habe, ist meine Hand, der das Umgraben überhaupt nicht gut tut. Also, höre ich frustriert auf und räume den Spaten wieder weg. Da ich Rechtshänder bin, kann ich es erst mal knicken, hier irgendwas auf die Reihe zu bekommen. Wohl oder übel werde ich eine Zwangspause einlegen müssen, zumindest, bis die Hand nicht mehr, bei jedem Handgriff, schmerzt. Genervt, weil ich bei so einem schönen Wetter nichts machen kann, hole ich mir einen Stuhl. Dann setzte ich mich eben ein wenig in die Sonne und genieße die Ruhe.

 

***

 

„Hallo Arne“, ertönt plötzlich Bellas Stimme, zwei Gärten weiter. Seufzend, drehe ich mich um, so viel zum Thema Ruhe genießen. Wahrscheinlich hat sie es vor Neugierde nicht ausgehalten, einen anderen Grund kann es nicht geben, dass sie um die Zeit schon wach und dann auch noch in den Garten gekommen ist.

„Hi Bella“, begrüße ich sie und winke ihr zu. Als sie am Nachbargarten vorbeigeht, steht ihr Mund vor Staunen offen und ich muss grinsen, wenigstens verkneift sie sich jeden Kommentar. Von Tobi ist nichts zu sehen, aber die Tür der Laube steht offen.

„Bist du aus dem Bett gefallen?“, frage ich gleich neugierig, als sie bei mir ankommt und mich zur Begrüßung umarmt. „Normalerweise verschläfst du doch den Tag, wenn du frei hast.“ Gewöhnlich steht sie dann erst nachmittags auf und jetzt ist es gerade mal, schnell werfe ich einen Blick auf meine Uhr, halb neun.

 

„Ich wollte schauen, was du so machst und…“, sie hält eine große Tüte vom „Lehmann Bäcker“ hoch, „ich habe Frühstück mitgebracht.“ Wie aufs Stichwort, knurrt mein Magen und wir müssen lachen.

„Okay, du machst die Cappuccinos und ich kümmer mich um die Sitzgelegenheit“, teile ich die Arbeit auf. Während Bella sich ums Trinken kümmert, stelle ich noch einen Stuhl und einen Tisch auf. Danach hohle ich noch Teller, nehme die Tüte und setze mich schon mal in die Sonne. Kurz darauf steht der Cappuccino auf dem Tisch und sie setzt sich, mir gegenüber. Gemeinsam plündern wir die Tüte und lassen uns, die leckeren süßen Teilchen schmecken. Gesättigt lehnen wir uns zurück.

„Sag mal, was ist nebenan passiert? Der Garten sieht ja wüst aus“, fragt mich Bella, ich staune, dass sie ihre Neugier solange zurückhalten konnte.

„Die Freunde von meinem Nachbarn, haben gestern eine Party gehabt, die, wie man sehen kann, aus dem Ruder gelaufen ist. Als er kam, ist er ausgeflippt und hat sie rausgeschmissen und will sie hier auch nicht mehr sehen“, berichte ich ihr. Bella schaut mich merkwürdig an und ich spiele nervös mit meiner Tasse.

„Und?“, kommt es gedehnt.

„Nichts und“, antworte ich schnell, „… kannst du mir mal verraten, warum du mich so ansiehst?“

„Weil du mir was verschweigst, deswegen“, meint sie. „Also was ist noch passiert? Arne, du bist rot wie eine Tomate und spielst nervös rum. Also?“ Und wieder hat sie diesen Erzähl-mir-alles-Blick.

„Er ist schwul. Zumindest hat eine, der Barbies, ihn schwules Arschloch genannt“, flüstere ich ihr zu. „Als ich ihn danach angesehen habe, hat er mich gefragt, ob ich was gegen Schwule habe und da habe ich ihm … irgendwie … verraten, dass ich auch schwul bin.“

„Na das ist doch super“, freut sich Bella, „du findest ihn doch toll.“

 

„Ach komm Bella, als wenn ich bei ihm eine Chance hätte“, winke ich ab, „er hat mich sogar Zwerg genannt.“

„Arni! Ich habe dir schon so oft gesagt, dass du dich nicht immer niedermachen sollst. Du siehst toll aus“, empört sie sich. „Mensch, wenn du nicht schwul wärst, würde ich dich anbaggern.“

„Dito“, lächele ich sie an. Sie hat ja schon recht, so schlecht sehe ich nun auch wieder nicht aus. Bella hat schon öfters gesagt, dass ich niedlich bin und ist immer wieder, von dem außergewöhnlichen Grünton, meiner Augen begeistert. Ich weiß nicht was sie sieht, für mich sind sie einfach nur grün. Die Stupsnase und die zu vollen Lippen, lassen mich viel zu weiblich aussehen, die braunen kurzen Haare, stehen meistens in allen Richtungen ab, da hilft auch kein Gel. Mit meiner Größe bin ich zufrieden, auch wenn ich gegenüber Tobi, tatsächlich ein Zwerg bin.

„Der sieht ja Hammer aus“, zischt Bella plötzlich und holt mich aus meinen Gedanken. Ich blicke sie an, aber sie starrt nach nebenan. Mein Blick schweift ebenfalls dahin und ich muss nach Luft schnappen. Tobi, der gerade mit Säcken in der Hand, aus der Laube getreten ist, hat nur eine Dreiviertel-Jeans an und ein T-Shirt, was sich an Muskel schmiegt, die wie gemeißelt aussehen. Hilfe! Augenblicklich wird es eng in meiner Hose, aber ich kann einfach nicht den Blick abwenden.

 

„Hallo“, ruft Bella rüber und ich schaue sie entsetzt an.

„Was soll das?“, zische ich, durch die zusammengepressten Lippen.

„Ich helfe dir nur“, flüstert sie mir zu, steht auf und geht zum Zaun. „Hi, ich bin Caroline, aber alle nennen mich nur Bella“, spricht sie den Schwarzhaarigen an. Lächelnd geht er auf sie zu und reicht ihr die Hand.

„Hi, ich bin Tobias, aber alle nennen mich nur Tobi“, stellt er sich lachend vor.

„Wüste Party gehabt? Oder soll das ein neuer Gartenstil werden?“, fragt Bella lachend und ich würde am liebsten im Boden versinken. Doch Tobi lacht nur und schüttelt den Kopf.

„Nein“, meint er, kritisch das Chaos musternd, „ich glaube nicht, dass sich so ein Stil durchsetzen würde.“

„Nein, ich glaube das auch nicht“, stimmt ihm Bella grinsend zu. „Weißt du was? Wir helfen dir, dann ist alles ruck zuck wieder in Ordnung“, bietet sie ihre Hilfe, nein, unsere Hilfe an. Tobias schaut zu mir rüber und lächelt, was meinen Herzschlag schneller werden lässt.

„Wenn du und dein Freund Lust habt, sehr gerne“, meint er an Bella gewannt, aber sein Blick liegt weiterhin auf mir.

 

„Oh … nein … Arne ist nicht mein Freund“, erklärt Bella schnell, „also, eigentlich schon, sogar mein bester, aber nur platonisch.“ Verstehend nickt Tobias und sein Augenausdruck ändert sich … oh man … kann es sein … das er …? Ich kann richtig fühlen, wie ich rot im Gesicht werde und Tobias zwinkert mir wissend zu. Hastig stehe ich auf, schnappe mir Bella und ziehe sie durch meinen, zu Tobias Garten hin. Nur schnell helfen und dann nach Hause, weg von den Gefühlen, die er in mir auslöst. Er gibt uns Säcke und ich fange an die Dosen aufzusammeln, Bella kümmert sich um die Flaschen und Tobias klaubt die Zigarettenstummel auf. Mit spitzen Fingern, hält Bella den roten Stringtanga hoch und schaut Augenbrauen wackelnd zu Tobias. Der grinst nur. Schnell sind wir draußen fertig und gehen in die Laube. Dort drin stinkt es grauenvoll, nach Alkohol und Zigaretten. Auch da, haben seine Freunde ganze Arbeit geleistet. Flink sammeln wir wieder Dosen und Flaschen zusammen, zwischendurch finden sich auch gebrauchte Kondome, wenigstens haben sie an Safer Sex gedacht. Plötzlich klingelt Bellas Telefon. Nachdem sie eine Weile der aufgeregten Stimme am Telefon, ob Mann oder Frau kann ich nicht erkennen, zugehört hat, verspricht sie, dass sie gleich da wäre und legt auf.

„Sorry, ich muss los“, wendet sie sich an uns, „meine Mutter ist ausgerutscht und ich soll sie ins Krankenhaus zum Röntgen fahren.“

„Ist es schlimm?“, frage ich sie erschreckt, den Marianne, Bellas Mutter, kenne ich sehr gut.

„Keine Ahnung“, meint sie, „ich habe nicht viel verstehen können, weil sie so aufgeregt war. Ich habe nur verstanden, dass sie ausgerutscht ist und ich sie ins Krankenhaus fahren soll.“

 

„Kann ich helfen?“, mischt sie Tobias ein, doch Bella schüttelt den Kopf.

„Lass nur, im Krankenhaus ist sie gut aufgehoben“, lächelt sie ihn an, „Ich melde mich, sobald ich weiß, was Sache ist. Tschüss ihr beiden.“ Und schon ist sie verschwunden. Nervös räuspere ich mich.

„Na los, wir machen das hier noch zu Ende, falls deine Hand nicht weh tut“, meint er mit dem Blick auf diese, „danach lade ich dich zu Kaffee und Kuchen ein, als Dankeschön“, schlägt Tobias vor und ich nicke. Rasch ist der Rest auch noch erledigt und ich gehe in meinen Garten, um Stühle und Tisch wegzuräumen und abzuschließen. Tobias wartet schon an seinem Gartentor und wir verlassen zusammen die Sparte.

Mit seinem blauen BMW, fahren wir in ein kleines gemütliches Café, dass ich zwar kenne, aber noch nie drin war. An einem Zweiertisch, in einer kleinen Nische, lassen wir uns nieder. Tobias bestellt für uns Kaffee und jedem ein Stück Schwarzwälder Kirschtorte, die die Beste hier sein soll, wie er betont.

Die Kellnerin ist flink und kurz darauf, steht das Bestellte auf dem Tisch. Seitdem wir den Garten verlassen haben, haben wir kaum ein Wort geredet und auch jetzt herrscht Schweigen. Ich habe, seit Bella uns alleine gelassen hat Magengrummeln, vor Aufregung. Und da er mich immerzu anlächelt und er so verdammt sexy aussieht, versetzt mich in Erregung. Mit leicht zittrigen Fingern, nehme ich die Gabel und koste von der Torte.

 

„Die, ist ja so was von lecker“, stoße ich begeistert aus und nehme gleich noch einen Bissen.

„Ja, die Beste der ganzen Stadt“, meint mein Gegenüber und nimmt ebenfalls einen Bissen. Leise murmelt er noch was und ich bin mir nicht sicher, ob ich es richtig verstanden habe. Aber es klang wie, `Das bist du auch`. Konsterniert schaue ich ihn an. Sein Blick bohrt sich in meinen, ich kann Unsicherheit in seinen Augen sehen.

„Meinst du das ernst?“, frage ich neugierig nach.

„Ja. Vollkommen ernst“, antwortet er leise. Ein Grinsen schleicht sich in mein Gesicht. Über seine Schulter kann ich sehen, dass gerade Frau Duntsch, in Begleitung von vier weiteren Mitgliedern der Gartensparte, das Café betritt. Ausgerechnet hier, müssen sie ihre Vorstandssitzung abhalten, denn ich kann die Vorsitzende, den Stellvertreter, die Kassiererin und die Schriftführerin erkennen. Schlagartig erlischt mein Grinsen.

„Weißt du was, wir gehen zu mir“, mache ich Tobias den Vorschlag, „denn unsere Klatschbase Nr. 1 in der Sparte, ist gerade hier reingekommen, mit dem kompletten Vorstand“, erkläre ich ihm, da er mich verwirrt anschaut. „Da können wir in Ruhe reden“, nervös blicke ich ihn an, „natürlich nur, wenn du willst.“

 

Strahlend schaut er mich an. „Gerne.“ Hastig essen wir unsere Torte und leeren die Tassen.

„Geh schon zum Auto“, bittet er mich, nachdem wir fertig waren, „ich kümmere mich noch um die Rechnung.“ Daraufhin, gehe ich Richtung Ausgang und hoffe dabei, dass mich niemand vom Vorstand sieht. Fast habe ich es geschafft. Doch schon schallt es, wie immer, überlaut durch das Café.

„Arne? Was machen Sie denn hier?“ Genervt verdrehe ich die Augen, zwinge mir ein Lächeln ins Gesicht und drehe mich um.

„Frau Duntsch, Hallo“, tue ich überrascht, „Ich habe Sie gar nicht gesehen. Hallo Frau Meier, Herr Besser, Frau Fröhlich, Frau Starke“, begrüße ich auch die anderen. „Eine gemütliche Vorstandsitzung, wie ich sehe.“

„Was machen Sie hier?“, wiederholt sie ihre Frage und betrachtet mich neugierig.

„Das ist ein Café, Frau Duntsch, ich habe einen Kaffee getrunken und Kuchen gegessen, was soll man sonst hier wollen“, antworte ich ihr liebenswürdig und ihr Blick wirkt bestürzt. „Übrigens, die Schwarzwälder Torte, kann ich sehr empfehlen.“ Plötzlich steht Tobias hinter mir, mit einem Päckchen in der Hand.

„Allerdings, ist diese gerade alle“, grinst er frech.

„Ich muss los, noch viel Spaß bei der Sitzung“, verabschiede ich mich schnell, ehe Frau Duntsch noch was sagen kann und wir verlassen das Café.

Lachend setzen wir uns ins Auto und ich nenne Tobias meine Adresse.

 

***

 

Bei mir angekommen, führe ich Tobias ins Wohnzimmer, das Päckchen aus dem Café, legt er auf den Tisch. „Willst du was trinken?“, frage ich ihn, doch er lehnt dankend ab. Wir setzen uns auf die Couch und mein Magengrummel wird wieder stärker. „Also“, fange ich an, weiter komme ich nicht, da ich mich plötzlich, in Tobias Armen wieder finde und er seine Lippen, auf meine presst. Überrascht öffne ich den Mund und schon ist seine Zunge da, die meine sofort, zu einem wilden Tanz auffordert. Eine Welle der Erregung, schießt durch meinen Körper und ich erwidere den Kuss, in der gleichen Heftigkeit. Nach einer Weile, wird dann doch der Sauerstoff knapp und wir lösen uns, heftig atmend, voneinander. „Wow“, seufze ich.

„Ja, wow“, stimmt Tobias mir zu. „Das wollte ich gestern schon machen, als du vor der Tür gestanden hast.“

„Obwohl ich dich angeschrien habe?“, frage ich perplex.

„Ja, obwohl du mich angeschrien hast“, grinst er, „du sahst absolut niedlich aus.“

„Niedlich?“, frage ich empört und mache eine Schmolllippe.

„Ja. Niedlich und süß und sexy“, zählt er auf und schaut mich ernst an. „Entschuldige, dass ich dich Zwerg genannt habe und das, mit deiner Hand“, sanft nimmt er meine Rechte und haucht einen Kuss darauf.

 

Freudestrahlend, schaue ich ihn an. „Ich fand dich auch sofort sexy“, beichte ich ihm, „und ich war happy, als ich mitbekommen habe, dass du am gleichen Ufer fischt, wie ich.“ Zärtlich schmiege ich mich an ihn und kraule seinen Nacken.

„Und ich war auch froh, als du es mir gesagt hast“, gesteht er jetzt seinerseits, „obwohl ich dachte, dass ich mich vielleicht verhört habe, da Bella auf einmal aufgetaucht ist und ihr so vertraut wart.“

„Bella ist meine beste Freundin. Ich habe sie kennengelernt, als ich hier eingezogen bin, sie wohnt im zweiten Stock. Irgendwann, hat sich herausgestellt, dass wir auf der gleichen Wellenlänge liegen und seitdem sind wir die besten Freunde“, erzähle ich ihm. „Und das sie heute so früh im Garten war, ist deine Schuld“, rede ich weiter, “denn sie wollte dich unbedingt sehen, nachdem ich ihr gestern Abend von dir erzählt habe.“ Ich richte mich auf uns schaue in sein Gesicht.

„Aha, die weibliche Neugier“, bemerkt er. Vorsichtig zieht er mich auf seinen Schoß und wieder finden seine Lippen, die meinen. Diesmal ist der Kuss sanft. Nur leicht streicht er über meine Lippen, leckt über die Unterlippe, saugt an ihr. Als seine Zunge sanft an meine Lippen stupst, öffne ich seufzend diese und gewähre ihm Einlass. Zärtlich streichen unsere Zungen umeinander. Seine Hände krabbeln unter mein T-Shirt und er streicht an meinen Seiten entlang, was mir einen wohligen Schauer über den Rücken jagt. Sie wandern zu meinen Brustwarzen, die sich unter seinen geschickten Händen sofort verhärten. Unruhig bewege ich mich auf seinem Schoß, reibe mich an ihm. Meine Härte drückt pulsierend gegen den Reißverschluss und auch er ist voll erregt. Seine Hände greifen den Saum meines Shirts und er zieht es mir über den Kopf. Sofort widmet sich sein Mund, meinen kleinen Knuppeln und ich stöhne auf. Mit Lippen, Zunge und Zähnen verwöhnt er mich. Die Hände streichen gierig über meinen Rücken und legen sich dann auf meinen Po. „Wo ist dein Schlafzimmer?“, flüstert er.

„Gleich die Tür gegenüber“, beantworte ich ihm stöhnend die Frage und er erhebt sich. Ich klammere mich an ihn und bedecke sein Gesicht mit kleinen Küssen.

 

Im Schlafzimmer angekommen lässt er mich runter und wir entledigen uns, der störenden Sachen. Unter wilden Küssen, lassen wir uns aufs Bett fallen. Unsere Hände erkunden den Körper des jeweils anderen und als sich unsere Glieder berühren, stöhnen wir beide auf. Sein Mund wandert über meine Brust, verweilt eine Weile an meinen Warzen, die er knabbernd und leckend verwöhnt und zieht dann eine feuchte Spur, über meinen Bauch. Neckisch stupst seine Zunge in den Nabel. Als er kurz darauf, über meine Eichel leckt, jaule ich auf und vergrabe meine Hände in seinem Haar. Er lässt die Zunge über die gesamte Länge gleiten, mit einer Hand knetet er vorsichtig meine Hoden. Darauf hin, stülpt er seine Lippen über meine Härte und Stück für Stück, verschwindet sie in seinem Mund. Gekonnt massiert er sie und ich kann nur noch wimmern. Lange halte ich es nicht mehr aus, ich kann schon spüren, wie langsam der Saft hochsteigt. Jäh, lässt er von mir ab und ich stöhne enttäuscht auf. Ich höre ihn leise lachen. Er legt sich wieder neben mich und küsst mich stürmisch. „Gleitgel? Kondome?“, fragt er und ich zeige auf meinen Nachttisch. Er streckt sich, öffnet die Schublade und holt das Gewünschte heraus. Er rollt mich auf den Rücken und lässt sich zwischen meinen Schenkel nieder, die ich bereitwillig gespreizt habe. Er nimmt reichlich Gleitgel und beugt sich über mich, um mich wieder zu küssen. Seine Hand wandert zwischen meine Backen und es wird kalt an meinem Eingang. Zärtlich umrundet er ihn und drückt immer mal wieder dagegen, bis er einen Finger in mich gleiten lässt. Geschickt findet er den Punkt, der mich völlig willenlos macht. Ein zweiter Finger findet seinen Weg und ich stöhne und winde mich. Vorsichtig dehnt er mich und nimmt noch einen dritten Finger hinzu.

 

„Nimm mich endlich!“, bettel ich ihn an. Selbst, atemlos vor Erregung zieht er sich zurück und streift sich schnell das Kondom über seinen Schwanz. Noch ein wenig Gleitgel und er legt sich wieder auf mich. Ich ziehe meine Knie an, um ihm den Zugang zu erleichtern und schon drückt seine Eichel gegen mein Loch. Während er sich langsam, Stück für Stück, in mich schiebt, schaut er mir tief in die Augen. Er hält immer wieder inne, damit ich mich an die Dehnung gewöhnen kann. Endlich, ist er ganz in mir und ich genieße das Gefühl des Ausgefüllt seins. Behutsam beginnt er sich zu bewegen. Sein Gesicht ist angespannt und ich lächele ihn an. Auffordernd bewege ich mein Becken und seine Stöße werden schneller. Er lässt eine Hand zwischen uns gleiten, die sich um meine Härte legt und im Rhythmus seiner Stöße, reibt er mich. Der Orgasmus kommt schnell und heftig, ich ergieße mich mit einem Schrei, über seine Hand. Noch ein paar kraftvolle Stöße und Tobias folgt mir, laut aufstöhnend. Matt liegt er auf mir und ich schließe in fest in meine Arme. Nach einer Weile löst er sich von mir, entsorgt das Kondom und kuschelt sich an meinen Rücken. Zufrieden und restlos befriedigt schlafen wir ein.

 

Kurz nach fünfzehn Uhr, wie mir ein Blick auf meinen Wecker zeigt, klingelt mein Handy. Vorsichtig, schäle ich mich aus Tobias Armen und stehe auf, um an meine Hose zu gelangen. „Krausche“, melde ich mich.

„Hallo Arne“, meldet sich Bella, „ich wollte dir nur Bescheid sagen, das es meiner Mutter gut geht, sie hat nur eine Prellung, nichts gebrochen.“ Das hatte ich ja vollkommen vergessen.

„Da bin ich aber erleichtert. Richte ihr von mir, einen lieben Gruß aus“, bitte ich Bella.

„Hey, du klingst so verschlafen. Bist du noch im Garten?“, fragt sie.

„Nein. Ich bin zu Hause und du hast mich gerade geweckt“, antworte ich, „und Tobias auch“, zeigt mir ein Blick zum Bett. Am anderen Ende ist es auf einmal still. „Bella?“, frage ich irritiert.

„Ihr seid zusammen im Bett?“, kommt auf einmal die vorsichtige Frage. Ich räuspere mich und bejahe. Auf einmal fängt sie an zu quietschen und ich halte den Hörer, außer Reichweite meines Ohres.

„Ich hab es gewusst“, flötet sie fröhlich.

„Was hast du gewusst?“, frage ich neugierig.

„Das ihr beide gut zusammenpasst. Alleine eure Blicke…“, meint sie lachend. „Ich will euch nicht weiter stören, melde dich wenn du Zeit hast. Und noch viel Spaß euch beiden“, kichert sie und legt auf.

 

Ich stecke das Telefon wieder in die Hosentasche und wende mich zum Bett. „Das war Bella. Ihre Mutter hat eine Prellung, nicht schlimmeres“, berichte ich ihm.

„Das ist eine gute Nachricht“, meint er lächelnd. Einladend lüftet Tobias die Bettdecke und ich schlüpfe wieder zu ihm ins Bett. „Was hat Bella zu uns gesagt, also das ich hier bin?“

„Sie sagte, sie hätte es gewusst. Unsere Blicke hätten uns verraten“, gebe ich ihm schmunzelnd zur Antwort. Urplötzlich liege ich auf dem Rücken und Tobias beugt sich über mich.

„Unsere Blicke … aha“, grinst er und küsst mich wild. Der Kuss bleibt nicht ohne Folgen und für eine Weile hört man nur Stöhnen und Seufzer.

 

Erschöpft schmiege ich mich an Tobias, als mein Magen sich meldet. Wie zur Antwort, knurrt es auch in Tobias Bauch. „Warte hier“, weist er mich an und geht aus dem Zimmer. Ich höre ihn in der Küche rumoren und kurz darauf kommt er mit einem Teller, einer Gabel, einem Messer und dem Päckchen aus dem Café zurück. Er setzt sich auf die Bettkante, öffnet das Päckchen und zum Vorschein kommt eine halbe Schwarzwälder Kirschtorte. Ich breche in Lachen aus und er muss grinsen. Vorsichtig schneidet er ein großzügiges Stück ab und legt es auf den Teller. Die Torte bedeckt er wieder und stellt sie auf den Boden. Danach kuschelt er sich mit unter die Decke und wir genießen die himmlische Torte. Mal füttert er mich, mal ich ihn. Wenn was da neben geht, ist es auch kein Problem, es wird einfach weggeschleckt. Nach dem Stück Torte sind wir so aufgeheizt, dass wir gleich wieder, die eben angefutterten Kalorien, auf erregende Weise abarbeiten.

 

Da es mittlerweile spät geworden ist, frage ich Tobias, ob er über Nacht bleiben will, allerdings muss ich halb drei bis circa fünf Uhr meine Zeitung austragen. Gerne nimmt er meine Einladung an und er verspricht mir, in der Zeit, das Bett warm zu halten, was ihm einen Ellenbogenkick einbringt. Schnell stelle ich noch meinen Wecker, dann kuschele ich mich in seine Arme und wir gleiten ins Land der Träume.

Psst…natürlich haben wir uns auch unsere Liebe gestanden, am nächsten Tag, bei einem romantischen Abendessen.

***

3 Monate später.

Voller Vorfreude schließe ich das Gartentor auf und stehe in meinem Paradies, oh, nicht meinem, sondern unserem Paradies. Ich schaue zurück und da kommt mein Schatz, bepackt mit dem neuen Grill, den wir gerade gekauft haben und den wir heute Abend gleich einweihen werden. Lächelnd halte ich ihm das Tor auf und im vorbei gehen, drückt er mir einen Kuss auf die Lippen. Ein empörtes aufkeuchen, lässt mich in den Garten gegenüber schauen. Ja, die liebe Frau Duntsch, kommt überhaupt nicht damit klar, dass ausgerechnet zwei Homosexuelle Männer, wie sie immer betont, den Garten ihr gegenüber haben. Sie hat sogar versucht, den Vorstand zu überreden, uns den Pachtvertrag zu kündigen. Gott sei Dank, sind nicht alle Mitglieder der Sparte so engstirnig und homophob eingestellt, wie sie. Ich winke ihr zu und sie wendet sich empört ab. Lachend mache ich mich auf den Weg zur Laube, wo Tobias schon den Grill zusammenbaut oder zumindest er versucht es. Als Chirurg ist er Klasse, aber Heimwerkertechnisch? Ich nehme ihm den Schraubenzieher aus der Hand und in kürzester Zeit, ist der Grill aufgebaut. Als Belohnung bekomme ich einen Kuss, wobei er mich langsam in die Laube dirigiert. Ich grinse in den Kuss. Schnell ziehe ich die Tür hinter mir zu und wir genießen für eine Weile unsere Zweisamkeit.

 

Später kam noch Bella zum grillen, sie ist mittlerweile in festen Händen und Frank, ihr Freund, ist voll in Ordnung und stört sich nicht daran, dass wir ein Paar sind.

Zusammenziehen wollen wir auch, es ist schon alles in die Wege geleitet und ich freue mich darauf.

 

Impressum

Texte: Micaela S.
Bildmaterialien: privat/Sa bine
Lektorat: Lara, Ich
Tag der Veröffentlichung: 27.02.2014

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für Caroline Für Sabine, die auch das Cover entworfen hat

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