Es ist Montagmorgen. Die Küchenuhr zeigt 7.58 Uhr. Schnell schnappe ich mir den Müllbeutel, der seit gestern bereit steht, ziehe die Schuhe an und werfe mir meine Jacke über. Nachdem ich die Wohnungstür ins Schloss gezogen habe, haste ich die Stufen nach unten. Ich nehme den Schlüssel für den Müllplatz an mich und renne aus dem Haus. Ein Blick auf meine Armbanduhr zeigt mir es ist genau 8.00 Uhr.
Pünktlich wie immer biegt der orangefarbene Müllwagen um die Ecke. Gleich wird er hier sein. Ich öffne die Tür von dem Gitter das den Müllplatz umgibt, werfe den Beutel in die Biotonne und als ich mich umdrehe steht der Wagen genau gegenüber am Straßenrand. Vor Aufregung klopft mein Herz schneller … dann steigt er aus. Mein Traummann.
Seine braunen, langen Haare hat er im Nacken zu einem Zopf gebunden. Er hat ein schmales, ovales Gesicht mit hohen Wangenknochen, eine gerade Nase und volle Lippen, die immer ein Lächeln ziert, obwohl es sicher nicht der schönste Job ist den man sich vorstellen kann. Aber auch so eine Arbeit muss gemacht werden, sonst würden wie in Müll ersticken. Trotz Overall kann man den schlanken, und vermutlich auch muskulösen, Körper erkennen. Seine Größe schätze ich auf 1,90. Seine Augenfarbe kenne ich nicht, da ich noch nie den Mut hatte ihm in die Augen zuschauen.
Schnell ziehe ich mich Richtung Haustür zurück, um ihn von dort aus weiter zu beobachten. Fasziniert schaue ich zu wie er mit seinen starken Armen gleich vier Tonnen auf einmal, je zwei in einer Hand, zum Auto befördert. Die leeren mit einer Leichtigkeit wieder an ihren Platz zurückstellt. Schwungvoll springt er hinten auf den Wagen und ein paar Meter weiter das gleiche Spiel noch einmal. Wieder steigt er auf und da das Auto um die Ecke fährt, entschwindet er meinem Blickfeld. Das Ganze hat gerade mal fünf Minuten gedauert.
Langsam beruhigt sich mein Herz wieder und Traurigkeit macht sich in mir breit. Seit sechs Wochen geht das jetzt schon so. Seit sechs Wochen stehe ich jeden Montagmorgen, Punkt 8 Uhr hier und schmachte diesen Traummann an. Und genauso lange träume ich des Nachts von ihm, heiße, feuchte Träume. Leider hat er mich noch nie bemerkt, gut es ist auch schwer, weil ich ihn ja immer aus der Ferne anhimmle, aber ich bin so verdammt schüchtern. Und das so richtig mit allem was dazu gehört Schweißausbrüche, Kloß im Hals, kalte feuchte Hände, Herzklopfen und mein Gesicht wird immer Knallrot.
In meinen Träumen habe ich ihn schon so oft angesprochen, habe mit ihm geflirtet und auch viele heiße Momente erlebt. Aber im wirklichen Leben…
Soweit ich zurück denken habe ich mit Schüchternheit zu kämpfen. Ich habe es gehasst vor der Klasse zu stehen, ob ich ein Lied singen oder einen Vortrag halten musste … Horror pur. Jemanden Fremden ansprechen, an dem ich Interesse hatte, ob freundschaftlich oder sexuell … Geht gar nicht. Vorstellungsgespräche … kurz vor einer Panikattacke. Alles was mich in den Mittelpunkt rückt liegt mir ganz und gar nicht.
Sunny, eigentlich Sandra, meine beste Freundin und ein kleiner blonder Wirbelwind mit blaugrauen Augen, meint ich hätte so gut wie kein Selbstbewusstsein. Sie kennt mich seitdem wir im Sandkasten zusammen gespielt haben. Wir haben die Schulzeit gemeinsam durchgestanden und sogar die Lehre zusammen absolviert. Sie kennt mein Problem und hat mir schon in vielen Situationen zur Seite gestanden. Durch ihr offenes Wesen fällt es ihr leicht auf andere zu zugehen. Und so habe ich die meisten meiner Kumpel und sogar meinen ersten Freund mehr oder weniger ihr zu verdanken.
Nachdem ich den Schlüssel wieder hingehangen habe, schleiche ich betrübt die Treppen nach oben, in den 4. Stock.
Kaum bin ich durch die Tür klingelt das Telefon. Ich kicke schnell die Schuhe von den Füssen und beeile mich um ins Wohnzimmer zu kommen. Sunny´s Nummer steht auf dem Display und kaum habe ich mich gemeldet schießt sie auch schon ihre Fragen ab.
„Und war er wieder da? Hast du ihm `Guten Morgen` gewünscht? Oder hast du ihn wenigstens angelächelt?“, prasseln es auf mich ein.
„Ja – Nein – Nein“, antworte ich ihr.
„Herrgott, Fabrizio. Ist es denn so schwer mal zu lächeln oder ´Guten Morgen` zu sagen, Mensch bei anderen machst du es doch auch, selbst wenn du sie nicht kennst“, schimpft sie wie ein Rohrspatz. Lautlos seufze ich. Sie hat ja Recht, aber bei ihm kann ich es nicht. Was ist wenn er es mir ansieht? Wenn er sieht dass ich auf ihn stehe? Ich weiß ja noch nicht mal ob er überhaupt schwul ist.
Als ich ihr meine Befürchtung mitteile, höre ich Sunny einen Seufzer ausstoßen.
„Oh Fabio, du sollst ihm ja nicht ein Liebesgeständnis machen, sondern ihm nur dein bezauberndes Lächeln schenken und ´Guten Morgen´ sagen, das kann doch nicht so schwer sein“, ihre Stimme klingt leicht genervt. Ich kann sie ja verstehen, seit 6 Wochen schwärme ich, jedes Mal wenn wir uns treffen, über ihn. Und sie muss sich das Gejammer über meine Unfähigkeit auf jemanden einfach so zu zugehen anhören.
„Was machst du heute Abend? Hast du Lust mit ins Kino zu kommen?“, versuche ich sie vom Thema abzubringen, da ich sowieso nicht weiß was ich ihr antworten soll. In solchen Sachen bin ich halt eine Niete.
„Da ich heute noch nichts vorhabe, okay, gehen wir ins Kino“, geht sie auf den Themenwechsel ein, „aber nicht so eine extreme Liebesschnulze, dass hatten wir die letzten beiden Male.“
Erleichtert atme ich auf. Leider hat sie es gehört, denn sie setzt noch nach „Aber über das Thema `Sexy Müllmann` ist noch lange nicht das letzte Wort gesprochen, Fabio.“ Und schon ist meine Erleichterung verflogen.
„Okay Sunny, also dann bis heute Abend um 20 Uhr vorm `Camillo`. Ich muss los zur Arbeit. Und sei bitte pünktlich, du weißt das ich es hasse, wenn du zu spät kommst.“
Nachdem sie mir versprochen hat es zu versuchen, verabschieden wir uns und ich lege auf.
***
Auf Arbeit war heute wieder die Hölle los. Als ich endlich die Abrechnung der Kasse hinter mir habe, mache ich mich auf den Weg zum `Camillo`. Ich arbeite an einem Backstand in einem großen Kaufhaus. Der Andrang war heute wieder riesig und natürlich gab es Kunden, bei denen es wieder mal nicht schnell genug gehen konnte. Während der Arbeit habe ich keine Probleme mit meiner Schüchternheit. Ich arbeite gerne als Verkäufer und der Umgang mit den Kunden macht mir sehr viel Spaß. Selbst mit dem schwierigsten komme ich klar.
Zehn Minuten vor der verabredeten Zeit komme ich an. Zeit genug in Ruhe eine Zigarette zu rauchen und das Angebot zu sondieren. Ich lasse meinen Blick über die Werbeplakate schweifen und mir fällt ein Actionfilm ins Auge. Der müsste sogar Sunny gefallen. Mein Blick auf die Armbanduhr zeigt mir, dass es mal wieder beim Versuch pünktlich zu sein geblieben ist und sie zu spät kommt. Sie weiß genau, dass ich es nicht mag erst in den Kinosaal zu gehen, wenn die Vorstellung schon begonnen hat.
Zwei Minuten später kommt sie angehetzt. Nach Atem ringend zieht sie mich ins Foyer vom Kino.
„Was hälst du von dem Actionfilm?“, frage ich sie und deute auf das Plakat. Zustimmend nickt sie nur. Während ich in die Richtung vom Ticketverkaufsstand gehe, beuge ich mich zu ihr und frage sie rein interessehalber: „Wer oder was hat dich diesmal aufgehalten?“
„Ich hab mich mit Gaby am Telefon verquatscht und habe dadurch den Bus verpasst. Und der nächste kam erst zwanzig Minuten später“, antwortet sie mir, immer noch leicht atemlos. „Es tut mir leid.“ Zerknirscht schaut sie mich.
„Ist schon okay. Diesmal hast du es wenigstens geschafft, bevor der Film angefangen hat“, nehme ich schmunzelnd ihre Entschuldigung an. Ich kann ihr sowieso nicht lange böse sein. Da ich an der Reihe bin kaufe ich zwei Tickets und deute mit dem Kopf zur Popcornmaschine.
„Oh ja, eine große Portion bitte“, bestellt Sunny lächelnd, „und eine kleine Cola light.“
Ich besorge das von ihr gewünschte, nehme selbst eine Tüte Gummibärchen und wir machen uns auf in den großen Saal. Er ist gut gefüllt, anscheinend ist der Film nicht schlecht.
Durch den Mittelgang gehend schauen wir uns suchend um. Ich liebe das ´Camillo`. Man kommt sich vor wie in seinem eigenen Wohnzimmer. Die Stühle sind wahnsinnig bequem und es sind kleine Ablageflächen, wo man Getränke und Snacks abstellen kann, montiert. Jeder Sitz hat zwei Armlehnen, so dass man sich nicht mit dem Nebenmann oder –frau arrangieren muss. In anderen Kinos habe ich immer den kürzeren gezogen, besonders wenn jemand Fremdes neben mir gesessen hat.
Ziemlich in der Mitte finden wir noch zwei freie Plätze und kaum sitzen wir, geht auch schon das Licht aus. Da die ersten Minuten nur Werbung laufen wird, richtet sich Sunny´s Aufmerksamkeit auf mich. Sich Popcorn in den Mund stopfend schaut sie mich an. Ihr Blick verrät mir schon was jetzt kommen wird. Nachdem sie geschluckt und mit Cola nachgespült hat, beugt sie sich zu mir und flüstert: „Und was willst du jetzt unternehmen … wegen deinem Traummann?“
„Gar nichts“, gebe ich Schulterzuckend zu und öffne die Gummibärchentüte.
„Was heißt hier gar nichts? Sag mal, willst du ihn jetzt immer nur Montagmorgens still und heimlich anhimmeln und dann den Rest der Woche von ihm träumen?“, kommt es zischend von ihr.
„Was soll ich bitteschön machen? Soll ich zu ihm hingehen und ihn fragen ob wir uns mal treffen wollen? Wahrscheinlich habe ich dann gleich eine Faust im Gesicht“, raune ich ihr aufgebracht zu und stecke mir ein rotes Bärchen in den Mund. „Sunny, du weißt das ich das nicht kann“, setze ich traurig nach einer kleine Weile nach.
Sunny streicht tröstend über meinen Arm und macht, nah zu mir gebeugt, einen Vorschlag „Was hälst du davon, wenn ich am Sonntag bei dir übernachte? Ich habe ab Montag Urlaub und da kann ich mir doch mal den jungen Mann anschauen, der dir den Kopf verdreht hat.“
„Okay“, seufze ich resigniert und das nächste rote Bärchen wandert an seinen Bestimmungsort. „Aber blamiere mich bitte nicht.“
„Dann ist es abgemacht“, lächelt sie erfreut. Und ich gequält zurück.
Da der Film anfängt, richtet sich unsere Aufmerksamkeit auf die große Leinwand.
Der Film ist wirklich der Hammer. Nach zwei Stunden verlassen wir, immer noch von den wirklich fantastischen Stunts beeindruckt, das Kino. Während wir über unsere Lieblingsstellen des Films rege diskutieren, laufen wir Richtung Busbahnhof. Ein Blick auf den Fahrplan zeigt uns, dass es noch fünf Minuten dauert bis Sunny´s Bus kommt, meiner fährt in zehn.
„Also bleibt es bei Sonntag?“, fragt sie nochmal nach. Ich nicke nur schwach. Selbst wenn ich jetzt nein sagen würde hätte es keinen Sinn, denn wenn Sunny sich mal was in den Kopf gesetzt hat, dann zieht sie es auch durch.
Als der Bus vorfährt umarmt sie mich zum Abschied und steigt ein. Lächelnd winke ich ihr, bis sie aus meinem Gesichtsfeld entschwindet. Da ich noch warten muss, zünde ich mir eine Zigarette an.
Mit leichtem Grauen denke ich an den nächsten Montag. Hoffentlich hat Sunny nichts Peinliches für mich vor. Das Zischen von Busbremsen reißt mich aus meinen Gedanken. Kopfschüttelnd trete ich die Kippe aus und steige ein. Letztendlich bleibt mir sowieso nichts anderes übrig, als es auf mich zukommen zu lassen.
***
Die Woche vergeht sehr arbeitsreich. Eine Kollegin hat sich krank gemeldet und ich habe ihre Schicht mit übernommen. Es stört mich nicht weiter, zu Hause wartet ja niemand auf mich. Da auch Sunny Extraschichten machen muss, werden wir uns erst am Sonntagnachmittag sehen. Jeden Abend im Bett denke ich an den nächsten Montag, male mir Horrorszenarien aus wie der Tag laufen wird, Sunny ist alles zu zutrauen. Meine Träume hingegen sind weiterhin aufregend und oft so real, dass ich am nächsten Tag das Laken wechseln muss.
Heute ist Samstag und ich habe frei. Morgens habe ich schnell noch ein paar Einkäufe erledigt, weil ich für Sonntag Spagetti arrabiata machen möchte. Bevor ich meine Wohnung putze, schiebe ich noch schnell einen Apfelkäsekuchen in den Backofen, Sunny´s Lieblingskuchen. Zwei Stunden später ist alles erledigt und auch der Kuchen steht, verführerisch duftend, zum auskühlen auf dem Küchentisch.
Ich bereite mir ein paar belegte Brote zu und kuschel mich gemütlich auf die Couch. Kauend zappe ich mich durch das Fernsehprogramm, bis ich an einem alten Western hängen bleibe. Doch immer wieder schweifen meine Gedanken ab. Bald sehe ich ihn wieder. Das Sunny dabei sein wird bereitet mir leichte Magenschmerzen, weil ich sie kenne, sie wird bestimmt etwas unternehmen. Da alles Grübeln nichts nützt, schalte ich den Fernseher aus, bringe das Geschirr in die Küche und decke noch den Kuchen ab.
Immer noch grübelnd gehe ich ins Bad und ziehe mich aus. Nackt stelle ich mich vor den Spiegel und betrachte mich kritisch. Mein Gesicht ist zu rund für meinen Geschmack, die braunen kurzen Haare stehen wie immer in allen Richtungen ab, lassen sich selbst mit Gel nicht bändigen. Die Schokoladenbraune Augenfarbe habe ich von meinem Vater geerbt, die Stupsnase von Mutter. Mein Mund gefällt mir am besten. Volle rote Lippen mit leicht hochgezogenen Mundwinkeln, so dass es immer so aussieht als würde ich Lächeln.
Dank der ständigen Bewegung bei meiner Arbeit ist mein Körper wohl proportioniert und verzeiht auch die viele Nascherei, schließlich muss man ja wissen was man verkauft. Alles in allem sehe ich nicht schlecht aus. Ich wende mich zur Duschkabine und drehe das Wasser auf. Nach einer kurzen Dusche und ausgiebiger Mundpflege lege ich mich ins Bett. Da ich noch nicht so müde bin und um mich vom weiteren Nachdenken abzuhalten, nehme ich meinen Reader zur Hand und vertiefe mich in einen Fantasieroman bis mir die Augen zufallen.
Am nächsten Morgen werde ich von meinem Handy geweckt. Ich strecke mich zum Nachttisch um mir das nervige Teil zu holen. Auf dem Display steht Sunny´s Nummer. „Guten Morgen, Sunny“, melde ich mich und muss herzhaft gähnen.
„Guten Morgen Fabio? Es ist schon Mittag. Sag mal liegst du noch im Bett? Du bist doch sonst so ein Frühaufsteher“, fragt sie mich erstaunt.
„Es ist Sonntag, Sunny. Auch ich schlafe gern mal länger.“
„Okay, ich wollte dir eigentlich nur schnell sagen das ich so um 15 Uhr bei dir bin“, erklärt sie mir ihren Anruf.
„Ist gut“, erwidere ich, „also bis dann“. Wir verabschieden uns und ich lege auf.
Nach einem ausgiebigen Frühstück bereite ich die Tomatensoße zu und während diese auf dem Herd vor sich hin köchelt, stöber ich im Internet nach neuen E-Books für meinen Reader. Wie immer vergesse ich dabei die Zeit und als es kurz nach 15 Uhr klingelt schrecke ich auf. Schnell schalte ich den Laptop aus und lasse Sunny rein. Kaum hat sie die Wohnung betreten streckt sie ihre Nase in die Luft. „Riecht es hier nach Kuchen?“, erwartungsvoll schaut sie mich an.
„Ja, dein Lieblingskuchen“, antworte ich ihr lachend. Flugs hat sie sich von Jacke und Schuhen befreit und huscht in die Küche. In kürzester Zeit ist sie mit dem Kuchenmesser bewaffnet und schon landet das erste Stück auf einem der Teller, die ich schon vorsorglich bereitgestellt habe.
Lachend stelle ich die Soße aus und fülle die Kaffeemaschine mit Wasser und Pulver. Sobald ich den Startknopf gedrückt habe, drehe ich mich zu ihr um. Sie hat tatsächlich schon das erste Stück verputzt und schneidet sich gerade das zweite ab. „Es scheint zu schmecken“, bemerke ich und da sie den Mund voll hat bekomme ich ein heftiges Kopfnicken und sie verdreht genussvoll die Augen.
Nachdem sie, sage und schreibe, vier Stück von dem Kuchen verdrückt hat und wir gemütlich mit einer Tasse Kaffee auf der Couch lümmeln, kommt sie auf mein `Problem` zu sprechen. „Morgen Fabio“, fängt sie an, „wirst du ihn zumindest anlächeln und dich nicht zur Haustür verdrücken. Wenn du es nicht freiwillig tust, werde ich dich festhalten. Klar?“ Ich schaue sie entsetzt an. „Fabio, wenn du es nicht versuchst wird das nie was werden. Du sollst nur lächeln und dann werden wir sehen wie er reagiert. Okay?“, bittend schaut sie mich an. Ich nicke ergeben … toll … ich mach mich morgen zum Volltrottel.
Der Rest des Nachmittags und der Abend verlaufen harmonisch. Wir quatschen über die Arbeit, tauschen uns über schwierige Kunden aus und sie bringt mich auf den neuesten Stand über ihr Liebesleben. Was wesentlich abwechslungsreicher ist als meins. Sie steigt nicht mit jedem Typen ins Bett, aber wenn die Chemie stimmt lässt sie nichts anbrennen. Ich wünschte, ich würde nur ein klitzekleines bisschen wie sie sein.
Später bereite ich die Spagetti zu, währenddessen mopst sich Sunny noch ein Stück Kuchen und wir genießen unser Abendessen. Mit vollem Bauch und einer Flasche Wein setzen wir uns wieder ins Wohnzimmer und schauen eine DVD. Als uns langsam die Augen zufallen, machen wir uns Bettfertig und legen uns hin. In meinem großen Futonbett haben wir beide genug Platz, es ist nicht das erste Mal das wir es teilen. Mit einem unguten Gefühl schlafe ich ein.
***
Es ist Montagmorgen. Die Küchenuhr zeigt 7.55 Uhr. Sunny sitzt am Tisch und lässt sich ein Stück Kuchen schmecken. Vor Nervosität drehe ich seit einer halben Stunde in der Küche meine Runden.
Ein Blick auf die Uhr, 7.58 Uhr. „Komm Sunny, wir müssen los“, fordere ich sie auf und schnappe mir den Müllbeutel. Ziehe Schuhe und Jacke an und schon öffne ich die Wohnungstür und schaue ungeduldig auf meine Freundin. Nur halb in der Jacke und auf einem Bein hüpfend folgt sie mir und ich ziehe die Tür zu. Schnell geht es die vier Stockwerke nach unten und mit einem Griff habe ich den Müllplatzschlüssel. Als wir aus der Haustür treten, biegt das Müllauto schon um die Ecke.
„Komm Fabio“, drängelt jetzt Sunny ihrerseits, greift meine Hand und zerrt mich regelrecht in die Richtung des Mülltonnenstellplatzes. Gleichzeitig mit dem Auto kommen wir an. Sunny nimmt mir den Schlüssel ab und betont langsam schließt sie das Gitter auf und öffnet es. Mein Blick hängt ängstlich auf der anderen Straßenseite und da steht er. Schon spüre ich wie mein Gesicht rot anläuft, das Herz hämmert wie verrückt in der Brust, im Hals bildet sich ein dicker Kloß und ich bleibe wie gelähmt stehen. Ich bekomme nicht mal mit wie Sunny mir den Müllbeutel abnimmt und entsorgt.
Ein dunkles „Darf ich mal bitte?“ reißt mich aus meiner Starre und automatisch mache ich einen Schritt zur Seite. Ein verwirrter Blick aus saphirblauen Augen, umrahmt von langen dichten Wimpern, trifft mich. Aus einem plötzlichen Impuls heraus ziehen sich meine Mundwinkel nach oben und ich lächel ihn an. Und er lächelt zurück. Er geht an mir vorbei und greift nach den Tonnen. Mein Blick geht zu Sunny und sie nickt mir aufmunternd zu, doch da ergreift mich die altbekannte Panik, ich drehe mich um und laufe schnell zur Haustür zurück. Das sie betrübt den Kopf schüttelt, bekomme ich nicht mehr mit.
Als ich an der Tür ankomme bleibe ich erst mal stehen und versuche meinen Herzschlag unter Kontrolle zu bekommen. Einerseits bin ich stolz auf mich, immerhin kenne ich jetzt seine Augen und ich habe ihn tatsächlich angelächelt, anderseits enttäuscht, dass ich nicht mal ein `Guten Morgen´ über die Lippen gebracht habe. Mittlerweile schlägt mein Herz wieder deutlich langsamer und ich werfe einen Blick zurück. Fast bleibt mir das Herz stehen, als ich sehe wie Sunny und er sich angeregt unterhalten. Kurz trifft sein Blick auf meinen, dann zieht er einen Zettel und einen Stift aus seiner Brusttasche und schreibt etwas drauf.
Schmerzhaft schlägt mein Herz in der Brust, während ich beobachte wie sie freudestrahlend das Stück Papier entgegen nimmt. Lächelnd winkt sie ihm zum Abschied und kommt auf mich zu. Ich weiß nicht wie ich reagieren soll, also drehe ich mich um, schließe auf und lasse die Tür weit offen stehen. Bedrückt gehe ich die Stufen nach oben, ohne auf sie zu warten. Schon im zweiten Stock angekommen, höre ich wie die Tür zufällt und Sunny meinen Namen ruft. Ich reagiere nicht darauf und gehe stur weiter. Wahrscheinlich will sie mir erzählen wie sie die Telefonnummer von ihm bekommen hat und darauf habe ich nun gar keinen Bock.
Wohnungstür öffnen, Schuhe und Jacke ausziehen, alles geht automatisch. In der Küche nehme ich mir ein großes Stück Kuchen und setze mich an den Tisch.
„Fabio?“, ruft Sunny, als sie in die Wohnung kommt. „Fabio, was ist denn los mit dir?“ und schon steht sie in der Küche und schaut mich mit verschränkten Armen anklagend an.
„Nichts“, antworte ich mürrisch. Und schiebe einen Bissen in den Mund.
„Nichts?“, echot sie. „Kannst du mir mal sagen, was auf einmal mit dir los ist?“
„Ich habe euch reden sehen und dann hat er dir wahrscheinlich seine Telefonnummer gegeben, die du freudestrahlend entgegen genommen hast“, fahre ich sie an. Wütend nehme ich einen weiteren Bissen.
„Zu deiner Information, mein lieber Fabrizio“, fängt sie aufgebracht an, „haben wir über dich geredet. Er hat mich gefragt was mit dir los ist, weil du wie ein verschrecktes Karnickel abgehauen bist. Da habe ich ihm von deinem Problem erzählt…“
„Was hast du?“, erschrocken sehe ich sie an.
„Ich habe ihm erzählt, dass du ihn süß findest, aber dich nicht getraust ihn anzusprechen. Uuuund … ich habe ihn gefragt ob er zufällig auf Männer steht“, erzählt sie weiter.
„Du hast was?“, frage ich schockiert.
„Ich hab ihn gefragt ob er auf Männer steht“, widerholt sie, „und eh du eine Herzanfall bekommst … ja, tut er.“ Sie hält mir den Zettel entgegen, den ich nach leichtem Zögern nehme. „Er heißt Danilo“, fügt sie mit einem Lächeln hinzu. Mit zittrigen Händen falte ich den Zettel auseinander.
Ich finde dich auch süß. Danilo
Bin ab 18 Uhr erreichbar.
0146 6618552
„Scheiße Sunny“, fange ich unbeholfen an, „es tut mir leid, aber ich dachte das du…“
„Hey, ist okay. Schon vergessen“, nimmt sie meine Entschuldigung an. „Obwohl ich ihn auch nicht von der Bettkante schupsen würde“, seufzt sie, „er ist schon ein echt heißer Typ.“ Sie nimmt sich einen Teller, bedient sich großzügig vom Kuchen und setzt sich mir gegenüber. Eine Weile essen wir schweigend. „Und? Wirst du ihn anrufen?“ Interessiert schaut Sunny mich an. „Ich habe den Stein ins Rollen gebracht, den Rest musst du erledigen.“
Nachdenklich schaue ich auf meinen fast leeren Teller. Ich wäre schön blöd, wenn ich die Chance nicht ergreifen würde. „Ja, ich werde es heute Abend versuchen.“ Erleichtert seufzt sie auf.
„Sehr schön. Du schaffst das schon“, macht sie mir grinsend Mut. Kurze Zeit später macht sie sich mit dem restlichen Kuchen in der Hand auf den Weg und ich packe meine Sachen zusammen, um zur Arbeit aufzubrechen.
***
Seit einer geschlagenen Stunde sitze ich jetzt vor meinem Telefon, mit dem Zettel in der Hand. Zwei Mal habe ich schon die Nummer gewählt und gleich wieder abgebrochen. Mein Magen fährt Achterbahn, das Herz rast und ständig wische ich meine Hände an den Jeans ab, weil sie feucht bis zum geht nicht mehr sind. Ich nehme meinen ganzen Mut zusammen und beginne wieder zu wählen, drücke den grünen Knopf und atme einmal tief durch. Es läutet… einmal … zweimal … “Kalich“, meldet er sich mit seiner tiefen Stimme.
Stille. „Hallo? Wer ist denn da?“, fragt er ungeduldig nach.
„Hi“, krächze ich und muss mich räuspern, „Hi, hier ist Fabrizio“, kommt es dann einigermaßen verständlich heraus.
„Oh Hallo, schön das du anrufst“, entgegnet er erfreut. In meinem Kopf herrscht das totale Chaos und ich überlege fieberhaft was ich ihm sagen soll. Zum Glück redet er gleich darauf weiter: „Hey, was hälst du davon wenn wir uns treffen. Auf ein Bier im ´Alten Schützenhaus´ auf dem Postplatz.“
„Okay“, gebe ich ihm mein Einverständnis und wir verabreden uns für 20 Uhr. Wir verabschieden uns und ich lege erleichtert auf. Die erste Hürde ist genommen.
Bevor ich unter die Dusche gehe, schicke ich Sunny noch eine kurze SMS. ´Habe angerufen. Treffe ihn in einer Stunde im Alten Schützenhaus. Fabio´ Kurz darauf kommt ihre Antwort ´Ich bin stolz auf dich. Viel Spaß. Ich drücke die Daumen. Sunny´
Fertig geduscht, rasiert und angezogen mache ich mich eine halbe Stunde später auf den Weg zur Bushaltestelle. 20 Minuten später steige ich am Postplatz aus und gehe auf die Kneipe zu. Ich bin mir unsicher ob ich vor der Tür warten oder schon reingehen soll.
Da es noch nicht 20 Uhr ist und hier draußen ein recht frischer Wind weht, entschließe ich mich doch schon reinzugehen. Drinnen suche ich mir einen Zweiertisch und setze mich so, dass ich die Tür im Blick habe. Nervös trommel ich mit den Fingern auf dem Tisch. Punkt 20 Uhr betritt er den Raum und schaut sich suchend um. Als er mich entdeckt, breitet sich ein strahlendes Lächeln auf seinem Gesicht aus und kommt auf mich zu. Seine Haare trägt er offen, gekleidet ist er in blauen Jeans, dunkelblauem Pullover und schwarzer Lederjacke. Er sieht einfach fantastisch aus.
Vor dem Tisch angekommen reicht er mir seine Hand „Hallo Fabrizio, ich freue mich das du gekommen bist.“ Nach einer leise gemurmelten Erwiderung meinerseits, setzt er sich und schaut mir fest in die Augen. Ich kann richtig spüren wie mein Gesicht rot anläuft und senke meinen Blick.
„Wie wäre es erst mal mit einem Bier?“, fragt Danilo und ich nicke. Er hebt den Arm, gibt dem Wirt ein Zeichen und schon kurz danach steht das gewünschte auf dem Tisch. Mit dem Glas in der Hand prostet er mir zu: „Auf einen schönen Abend.“ Ich hebe meines und lächle ihn scheu an.
„Deine Freundin hatte Recht, du bist wirklich extrem Schüchtern“, bemerkt er nach einer Weile leicht erstaunt. „Wie wäre es, wenn du mir ein bisschen was von dir erzählst, Alter, Hobbys, was machst du beruflich?“, fragt er interessiert.
„Also ich bin 26, lese viel, gehe wahnsinnig gerne ins Kino und arbeite als Backwarenverkäufer“, rassel ich runter.
„Hey, da haben wir ja schon mal eins gemeinsam, ich gehe nämlich auch gerne ins Kino“, freut er sich: „ ins ´Camillo´ am liebsten, dort ist es Klasse.“
„Das ist auch mein Lieblingskino“, strahle ich ihn an und schon ist alle Schüchternheit vergessen und wir diskutieren über die Vor- und Nachteile von anderen Kinos gegenüber dem ´Camillo`.
Mittlerweile sind wir auch bei anderen Themen angelangt und ich weiß jetzt, dass er 28 ist, eigentlich Tischler gelernt hat und seit einem Jahr als Single lebt. Nur knapp hundert Meter von hier liegt seine Wohnung entfernt. Während des Redens hat er seine Hand auf meine gelegt und streicht immer wieder leicht mit dem Daumen über den Handrücken. Das Kribbeln, welches die Berührung in mir ausgelöst hat, kann ich mittlerweile am ganzen Körper spüren. Am liebsten würde ich die ganze Nacht so sitzen bleiben.
Doch ein zufälliger Blick auf die Uhr neben der Theke zeigt, dass es schon weit nach Mitternacht ist. So ungern ich auch unser Zusammensein beenden möchte muss es dennoch sein, denn wir beide müssen morgen, besser gesagt heute, wieder arbeiten. Vorsichtig entziehe ich ihm meine Hand.
„Es ist spät Danilo“, mit großem Bedauern schaue ich ihn an, „aber ich muss nach Hause. Und du musst ja auch zeitig raus, sogar noch eher wie ich.“
„Du hast recht, ich gehe schnell bezahlen. Wartest du noch so lange?“, sein Blick ist hoffnungsvoll.
„Natürlich“, schmunzle ich und schlüpfe in meine Jacke.
Als er alles erledigt hat, verlassen wir zusammen das Lokal und gehen zur Bushaltestelle. „Fabio?“, kommt es fragend von ihm.
„Ja?“, neugierig drehe ich mich zu ihm.
„Der Abend war sehr schön … und ich mag dich. Hast du Lust dich morgen wieder mit mir zu treffen?“, kommt es zaghaft und sein Blick ist von Unsicherheit geprägt.
„Sehr große sogar“, strahlend blicke ich ihn an. Einen erleichterten Seufzer ausstoßend nimmt er mich in den Arm, drückt mich an seinen Körper und ich umschlinge ihn mit den Armen. Dann löst er sich etwas von mir und gleich darauf spüre ich seine Lippen, die langsam über meine streichen. Zaghaft stupst seine Zunge mich immer wieder an und ich öffne meinen Mund und lasse ihn ein.
Erst vorsichtig, dann immer leidenschaftlicher erkundet er meine warme Mundhöhle, streicht über die Zähne und umschmeichelt meine Zunge. Hitzig erwidere ich seinen Kuss.
„Hey, wollt ihr mitfahren?“, dröhnt plötzlich eine Stimme. Erschreckt springen wir auseinander. Erstaunt bemerken wir den Bus, der mit geöffneten Türen neben uns steht, keiner von uns hat sein Ankommen bemerkt. „Ja ich“, antworte ich dem Fahrer noch leicht benommen. Lächeln schaue ich Danilo an und drücke ihm noch einen schnellen Kuss auf den Mund. „Ich melde mich sobald ich zu Hause bin“, verspreche ich ihm und steige schnell in den Bus ein, der kaum das die Türen geschlossen sind losfährt. Strahlend winkt er mir nach und ich erwidere es glücklich.
Eine halbe Stunde später streife ich Schuhe und die Jacke ab und setze mich mit meinem Handy in der Hand auf die Couch, um Danilo eine SMS zu schicken. `Bin gut nach Hause gekommen. Danke für den schönen Abend.Fabio` Kurz darauf piept schon mein Telefon und ich öffne die Nachricht. ´Ich fand ihn auch schön. Morgen 18.30 Uhr bei mir? Ich koche. ´ Aufgeregt tippe ich `Ich komme gerne. Freue mich sehr. Gute Nacht. ` Die Antwort lässt nicht lange auf sich warten `Bis morgen. Träum was Schönes´ . Beschwingt mache ich mich Bettfertig und mit einem seligen Lächeln auf dem Gesicht gleite ich ins Land der Träume.
***
Sehr unsanft werde ich am Morgen geweckt, durch Dauerklingeln an meiner Tür. Der Wecker zeigt halb 8. Jetzt fängt auch noch das Handy an zu klingeln, Sunny´s Nummer wird angezeigt und eine eingegangene Nachricht. Kaum habe ich mich gemeldet, mosert Sunny auch schon los: „Ich klingel seit fünf Minuten, würdest du die Güte haben mir die Tür aufzumachen?“
„Ich komm ja schon“, und bin bereits auf dem Weg zur Tür, drücke den Öffner für unten und lasse auch gleich die Wohnungstür einen Spalt auf. Neugierig lese ich mir die Nachricht durch, sie ist von Danilo ` Einen wunderschönen Guten Morgen – Du hast hoffentlich genauso so gut geschlafen wie ich. Freue mich auf heute Abend. Danilo` Lächelnd schreibe ich ihm gleich zurück `Dir auch einen wunderschönen Guten Morgen. Ja, ich habe sehr gut geschlafen. Freue mich auch. Fabio` .
Mittlerweile ist Sunny oben angelangt und kaum hat sie die Wohnung betreten schießt sie auch schon los mit ihren Fragen: „Wie war es? Seht ihr euch wieder? Und … habt ihr euch“, sie wackelt mit den Augenbrauen, „geküsst?“
„Dir auch einen schönen Guten Morgen“, sage ich und gehe lachend an ihr vorbei. Sie folgt mir in die Küche und legt eine Tüte mit frischen Brötchen auf den Tisch. „Und um deine Fragen zu beantworten Sehr schön – Ja und Ja“, und wackel genau wie sie mit den Brauen. Sie klatscht in die Hände, „Ehrlich? Ihr habt euch geküsst?“, stößt sie ungläubig aus.
„Ja, bis der Busfahrer uns unterbrochen hat“, seufze ich auf und bereite die Kaffeemaschine vor. „Der Abend war wunderschön, wir haben über alles Mögliche geredet, er geht übrigens gerne ins `Camillo` und ist 28“, informiere ich sie weiter, stelle die Maschine an und hole zwei Tassen aus dem Küchenschrank. Grinsend schaue ich Sunny an „Wir sehen uns heute wieder, dass heißt er hat mich zu sich eingeladen und will kochen.“
„Mensch Fabio, da hast du ja einen Glückstreffer gelandet“, schmollend schiebt sie ihr Unterlippe vor. „Vielleicht ist er ja bi und wenn es mit euch nicht klappt?“
„Da muss ich dich enttäuschen Süße“, erwider ich daraufhin, „er ist 100 % schwul.“
Während Sunny den Frühstückstisch deckt, verwinde ich im Bad. Als ich zurückkomme ist alles fertig und wir lassen es uns zusammen schmecken, bis es Zeit für mich ist zur Arbeit aufzubrechen. Gemeinsam verlassen wir die Wohnung und sie bringt mich noch zum Bus. „Ich will einen genauen Bericht“, flüstert sie mir noch ins Ohr, während sie mich zum Abschied umarmt. Lachend schüttle ich den Kopf und steige ein.
Endlich ist die Arbeit vorbei und ich beeile mich nach Hause zu kommen. Der Tag kam mir heute ewig lang vor, weil ich ständig an Danilo gedacht habe. Nach einer ausgiebigen Dusche schlüpfe ich in schwarze Jeans und einen weißen Pullover. Eine Flasche Wein, die ich in meiner Mittagspause gekauft habe, wandert noch in meinen Rucksack. Dann ziehe ich mir die Schuhe und meine Jacke an und mache mich auf den Weg. Ich bin nervös und mein Magen grummelt.
***
Pünktlich stehe ich vor Danilo´s Wohnhaus und drücke auf die Klingel. „Ja?“, vernehme ich seine Stimme.
„Ich bin´s … Fabio“, melde ich mich. Schon geht der Türsummer und ich trete ein. Langsam die Treppen hochsteigend überlege ich wie ich ihn am besten begrüße, ob nur mit Handschlag oder einem Kuss. Im 2. Stock steht ein grinsender, wieder verdammt gutaussehender, Danilo in der Tür. Als ich vor ihm stehe schließt er mich in seine Arme und gibt mir einen atemberaubenden Kuss. Frage beantwortet, denke ich, schmiege mich fest an seinen Körper und genieße einfach nur noch.
Langsam lösen wir uns voneinander und er schaut mir lächelnd in die Augen. „Hallo, komm erst mal rein“, und zieht mich in den geräumigen Flur. Nachdem ich die Schuhe und meine Jacke ausgezogen habe, überreiche ich ihm die Flasche Wein, worüber er sich sehr freut und folge ihm ins Wohnzimmer. Interessiert schaue ich mich um. Die Wände sind hellgelb gestrichen, vor einer modernen anthrazitfarbenden Schrankwand steht eine helle Couch mit einem Glastisch davor und ein großer bequem aussehender, ebenfalls heller Sessel, lädt zum verweilen ein. In einer Ecke befindet sich ein Esstisch mit vier Stühlen, der Tisch ist liebevoll gedeckt und er hat sogar vier rote Stumpenkerzen angezündet.
Er dirigiert mich Richtung Couch. „Setz dich, fühl die wie zuhause“, fordert er mich auf, „ich gehe nur schnell den Wein öffnen, bin gleich wieder da.“ Ich mache es mir auf der Couch bequem und kurz darauf kommt er wieder, mit der Flasche in der einen und zwei Gläsern in der anderen Hand. Vorsichtig stellt er die Sachen auf dem Glastisch ab und setzt sich nah an meine Seite. Er füllt die Gläser, reicht mir eins und wir prosten uns zu. Während ich trinke hängt sein Blick an meinen Lippen und nachdem auch er einen Schluck genommen hat, nimmt er mir das Glas aus der Hand und stellt beide ab. Mit einer Hand an meinem Nacken zieht er mich zu seinem Mund und stürmisch erobert er meinen. Mit den Händen fahre ich ihm durch sein langes weiches Haar und seine Hände streichen zärtlich über meinen Rücken.
Er zieht mich auf seinen Schoß und sofort legt er seine Hände an meinen Po und fängt an ihn zu streicheln. Mein Schwanz pulsiert und ich reibe mich an der beachtlichen Beule und er stöhnt mir in den Mund. Seine Hände gleiten unter meinen Pullover und mit einem kurzen Ruck ist er verschwunden und augenblicklich leckt er meine Brustwarzen. Saugt an den harten Nippeln, reizt sie immer wieder mit den Zähnen. Ich greife nach dem Bund seines Pullovers, ziehe ihn über seinen Kopf und schmiege mich an ihn, Haut an Haut.
Heftig küsse ich ihn, stoße meine Zunge tief in seinen Mund. Ungeduldig zerre ich an seinem Hosenknopf und als er endlich offen ist, ziehe ich den Reißverschluss nach unten und sofort kann ich, dank fehlender Unterwäsche, seinen Schwanz umfassen. Zärtlich reibe ich ihn, währenddessen rutsche ich von seinem Schoß und umschließe sofort seine Härte mit meinen Lippen. Sauge ihn tief in meinen Mund was ihm ein Stöhnen entlockt. Ich entlasse ihn aus meinem Mund, lecke über seine Eichel, stoße mit der Zungenspitze in das kleine Loch, schmecke seine Lust.
Seine Hände wühlen in meinem Haar und als ich wieder meine Lippen um seinen Schwanz schließe, packt er fester zu und stößt mir immer wieder sanft in den Mund. Als sein Orgasmus heranrast spüre ich wie sein Griff sich lockert, mir die Möglichkeit gibt mich zurück zuziehen, doch ich sauge und lecke weiter bis er sich, meinen Namen stöhnend, in meinem Mund entlädt und ich schlucke alles. Langsam küsse ich mich nach oben bis sich unsere Lippen berühren. „Eigentlich wollte ich erst mit dir schön essen“, grinst er leicht verlegen.
„Oh, mein Dessert war schon mal hervorragend“, necke ich ihn.
Er drückt mir lächelnd einen Kuss auf die Lippen, steht auf und zieht mich auf die Füße. Nachdem wir uns wieder angezogen haben führt er mich an den Tisch, rückt mir einen Stuhl zurecht und ich setze mich. Mit den Händen auf meinen Schultern beugt er sich zu an mein Ohr und flüstert: „Erst verwöhne ich deinen Magen und dann den Rest von dir.“ Seine Worte schicken mir einen süßen Schauer über den Rücken und in meiner Mitte pulsiert es wieder heftiger. Dann verschwindet er in die Küche und kommt mit zwei Tellern in der Hand wieder.
Es riecht unglaublich lecker und als der Teller vor mir steht bin ich mehr als nur überrascht. Rinderschmorbraten mit Kartoffelklößen und Bohnen in Speckmantel, mit läuft das Wasser im Mund zusammen und ich muss schlucken. „Wow, das sieht lecker aus“, lobe ich ihn.
„Dann lass es dir schmecken, Guten Appetit“, wünscht er mir, ich wünsche ihm ebenfalls einen und lege augenblicklich los. Schon der erste Bissen von dem zarten Fleisch entlockt mir ein genussvolles Seufzen „Hmmm … das ist so lecker, du kannst fantastisch kochen“, bestätige ich ihm noch einmal.
„Danke, es freut mich, dass es dir schmeckt“, schmunzelt er. In einvernehmlichem Schweigen lassen wir es uns schmecken.
Kaum ist der letzte Bissen verschwunden räumt er die Teller zusammen, bringt sie in die Küche und taucht mit zwei Glasschälchen wieder auf und stellt eins vor mich hin. Eine weiße Mousse auChocolat lässt mir erneut das Wasser im Mund zusammenfließen. Er hat sich gemerkt, dass ich am liebsten weiße Schokolade esse und tauche lächelnd den Löffel in die lockere Creme, lasse mir mit geschlossenen Augen diese Köstlichkeit auf der Zunge zergehen. Als ich meine Augen wieder öffne, blicken mich lustverhangene blaue Augen gebannt an. Ohne meinen Blick abzuwenden nehme ich noch einen Löffel voll und als ich genussvoll meine Augen schließe, höre ich wie er seinen Stuhl zurück schiebt und im nächsten Augenblick liegen seine Lippen auf meinem Mund.
Stürmisch fordert seine Zunge Einlass den ich ihr gerne gewähre und schon hat er mich an seine Brust gezogen. Gierig streichen seine Hände über meinen Rücken, legen sich auf meine Po und er hebt mich auf seine Hüften. Ich umschlinge ihn mit Armen und Beinen und er trägt mich aus dem Zimmer, stößt mit dem Fuß die gegenüberliegende Tür auf und kurz darauf werde ich auf ein weiches Bett gelegt. Sein Gewicht drückt mich in die Matratze und wild stößt seine Zunge immer wieder in meine Mundhöhle. Plötzlich unterbricht er den Kuss und erhebt sich. „Bleib so liegen“, weist er mich an und verschwindet aus dem Zimmer, um kurz darauf mit seiner Dessertschale wieder aufzutauchen.
Diese stellt er auf das Nachtschränkchen und ohne mich aus den Augen zu lassen zieht er sich den Pullover über den Kopf, wirft ihn achtlos auf den Boden. Seine Hose folgt ebenso schnell und er steht nackt vor mir und ich kann mich nicht satt sehen. Sein muskulöser Brustkorb ist komplett haarlos, seine kleinen Brustwarzen haben eine goldbraune Farbe und seinen Bauch ziert ein Six-Pack, wie ich ihn in natura noch nie bewundert habe. Aufreizend bewegt er seine Hüften und mein Blick wandert weiter nach unten, wo sein erigierter Schwanz, umgeben von braunem gestutztem Schamhaar, sich mir entgegen reckt. „Zieh deinen Pullover aus“, fordert Danilo mich auf und ich packe den Saum und ziehe ihn mir über den Kopf. Noch mit den Ärmeln kämpfend spüre ich seine Lippen auf meinem Bauch und seine Hände streichen über die unübersehbare Beule, öffnen geschickt die Hose.
Ich hebe mein Becken an und er zieht mir diese, mitsamt der Unterwäsche, aus. Schmerzhaft pocht meine Härte, während er einen Moment vor mir stehen bleibt und mich mit einem lüsternen Blick betrachtet. Er schnappt sich die Mousse und setzt sich neben mich. „Jetzt werde ich meinen Nachtisch genießen“, raunt er mir zu und tunkt zwei Finger in die Schale. Dann verteilt er die Mousse erst auf meinen Lippen, dann auf dem Kinn, zieht eine Spur von meinem Hals zu den Brustwarzen. Immer wieder tauchen seine Finger in die Schale und verteilen die süße Köstlichkeit. Ich liege reglos auf dem Rücken und genieße die sanften Streicheleinheiten. Jetzt stellt er die nun leere Schale wieder auf das Schränkchen und beugt sich über mich.
Sanft legt er seine Lippen auf meinen Mund, ich spüre seine Zungenspitze die über die Lippen gleitet und jedes bisschen der süßen Mousse aufleckt. Kurz saugt er an der Unterlippe und wendet sich dann dem Kinn zu, um es ebenfalls zu säubern. Vom Hals arbeitet er sich zu meinen Brustwarzen vor, leckt, saugt und knabbert mit seinen Zähnen, bis ich mich winde und wimmernde Laute ausstoße. Unbekümmert fährt er weiter über meinen Oberkörper, bis dieser ebenfalls gesäubert ist, leckt den Bauch, stößt seine Zunge in meinen Bauchnabel. Kurz lässt er von mir ab, spreizt meine Beine und kniet sich dazwischen. Von neuem beginnt er mich zu lecken, fährt über meine Leiste, holt sich die Mousse von meinem Oberschenkel, auf der anderen Seite leckt er sich wieder nach oben. Als er sich meiner Härte zuwendet bin ich so heiß das nicht mehr viel fehlt bis ich komme.
Erst beseitigt er die Mousse vom Schaft, leckt alles komplett sauber, dann fährt er langsam über die Eichel. Ich stöhne auf und schon schließen sich seine Lippen um meinen Schwanz und nimmt ihn tief in den Mund. Meine Hände wühlen in seinem Haar und ich spüre, dass ich es nicht mehr lange aushalte. Als er anfängt meine Rosette zu massieren und vorsichtig einen Finger einführt, Bäume ich mich auf und ergieße mich in seinen Mund. Atemlos lasse ich mich wieder auf das Bett sinken. Seine Hand streicht beruhigend über meinen Bauch, während er weiter mit seinem Finger in mich stößt, einen zweiten dazu nimmt und mich zärtlich weitet. Er zieht seine Finger aus meinem Loch, die gleich darauf mit Gleitgel benetzt noch mal kurz in mich gleiten.
Ein Rascheln verrät mir das er sich vorbereitet und schon ist er über mir und gibt mir einen zärtlichen Kuss. Wir schauen uns tief in die Augen und er dringt langsam in mich ein bis er komplett in mir versunken ist. Mühsam hält er sich zurück, damit ich mich an ihn gewöhnen kann. Kurz bewege ich mein Becken, will dass er endlich anfängt. Lächelnd zieht er sich zurück, um gleich darauf zu zustoßen. Beide stöhnen wir auf und unsere Lippen finden sich zu einem stürmischen Kuss. Immer schneller treibt er sich in mich und der nächste Orgasmus überrollt mich und mit einem Schrei ergieße ich mich zwischen uns. Nach zwei weiteren Stößen folgt er mir und sackt anschließend auf mir zusammen. „Ich liebe dich“, flüstere ich in sein Ohr und halte ihn fest in meinen Armen.
Matt hebt er seinen Kopf und schenkt mir ein atemberaubendes Lächeln. „Ich liebe dich auch“, haucht er und wir versinken in einem zärtlichen Kuss. Nach einer Weile entsorgt er das Kondom neben dem Bett, zieht die Decke über uns und wir schlafen erschöpft fest aneinander gekuschelt ein. Gegen Mitternacht wache ich auf, schleiche mich aus dem Bett und als ich wieder ins Schlafzimmer zurückkehre schaut mich Danilo aus verschlafenen Augen an. „Was ist los?“, fragt er irritiert.
„Nichts, mein Schatz. Ich habe mir nur einen Mitternachtsimbiss geholt“, flüstere ich ihm zu und zeige ihm das Schälchen Mousse auChocolat. Ein Grinsen breitet sich auf seinem Gesicht aus und er schlägt die Bettdecke zurück. „Ich stehe zur Verfügung“, meint er lächelnd und ich muss sagen so gut hat mir eine Mousse noch nie geschmeckt.
***
Drei Monate später stehe ich zwischen gepackten Umzugskartons in meiner Wohnung. Sunny hilft mir die zerbrechlichen Teile in Zeitungspapier einzuwickeln und sicher zu verstauen.
Ich bin ihr unendlich dankbar, dass sie ´den Stein ins Rollen gebracht hat´, wie sie immer stolz betont. Danilo und ich haben auch schon zusammen ein Dankeschönessen für sie gekocht und jetzt beneidet sie mich noch mehr um den heißen Typen, hat sie schmunzelnd gemeint.
„Ich bin da Schatz“, schallt es durch den Flur und schon steht mein Traummann im Türrahmen mit einem Lächeln, was mir ein Kribbeln durch den Körper schickt. Langsam schlender ich auf ihn zu, schlinge meine Arme um seinen Hals und stehle mir eine Kuss, der allerdings ein wenig stürmischer ausfällt als geplant, als Danilo mich seinerseits fest umarmt um ihm nicht ausweichen zu können.
„Och jetzt ist aber gut, ihr Turteltauben, erst die Arbeit, dann das Vergnügen“, kommt es grinsend von Sunny, „die anderen müssten auch gleich kommen.“ So wie sie es gesagt hat klingelt es auch schon an der Tür und ich schäle mich aus seinen Armen um die fleißigen Helfer rein zulassen.
Drei unsere Kumpel haben sich bereit erklärt beim Umzug zu helfen, zwei Stunden später sind die wenigen Möbel die ich mitnehme und die Kartons im Auto verstaut. Nachdem wir alles zu Danilo´s Wohnung gefahren und erst mal im Keller verstaut haben, gibt es noch ein selbstgemachtes Essen und natürlich auch reichlich zu trinken. Gegen Mitternacht machen sich alle auf den Weg und wir sind endlich allein.
„So … die Arbeit ist erledigt“, meine ich grinsend zu meinem Schatz und gehe Richtung Schlafzimmer. Er folgt mir gemächlich und erwidert ebenfalls grinsend, „Da würde ich sagen … wir kümmern uns jetzt um das Vergnügen.“ Leise fällt die Schlafzimmertür ins Schloss.
ENDE
Texte: Micaela S.
Bildmaterialien: Rainer Sturm/pixelio.de, S. Licht
Tag der Veröffentlichung: 17.01.2014
Alle Rechte vorbehalten