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Extrakt, Resümee, Zusammenfassung


Resümee des Theaterstücks
„Dauernd Wald und nirgends Bier“
von
Angela Therese Bayer
(a.t.b@netcologne.de)




Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bell_telephone_magazine_(1922)_(14733423296).jpg?uselang=de


Beschreibung

Die Hauptfigur ist Maria, die zusammen mit fünf Mitgliedern ihrer Familie aus Sardinien in die USA auswandert. Schon nach wenigen Jahren haben sich die Maria und ihre Familie von einfa­chen Bauern­kindern zu gebildeten, wertvollen Mitgliedern der Gesellschaft hoch­gearbeitet, ge­hen wis­sen­schaftlich oder wirtschaftlich orientierten Berufen nach, sind an Technik und Fort­schritt inte­ressiert, und können sich einen mittleren bis gehobenen Lebens­standard leisten.

In der täglichen Lebensweise wird deutlich, wie wenig sich die Protagonisten wirklich für­ein­an­der interessieren, wie wenig sie sich zuhören und dass ihre Welt vor allem von Kopf und Mund geprägt ist, von Intellekt und Rhetorik, von Geldorientierung und dem Glauben an Technik und Fortschritt. Es wird deutlich, dass ihnen eine echte Nähe, ein Lebenssinn und eine gemeinsame Vision fehlen.

Sie machen zusammen einen Ausflug. Im Kontakt mit der Natur und den dort lebenden Geistern wird Maria deutlich, wie sinnlos ihr Leben und der technische Fortschritt sind, wenn nicht auch Nähe und Interesse füreinander dazukommen. Sie sehnt sich nach „Herz und Bauch“, nach tie­fen Gefühlen und Vertrauen in ihrem Leben.

Höhepunkt des Ausflugs sind der Auftritt einer Göttin, die im Fluss erscheint, und Marias an­schlie­ßender Ausbruch. Maria begegnet der Göttin, als sie sehr erschöpft ist von den sinn­ent­leer­ten Phrasen ihrer Gesellschaft und damit beginnt, an ihrer bisherigen Lebensführung zu zwei­feln. Danach bricht es aus ihr heraus und sie schreit in mehreren Varianten den Satz „Ihr seid immer noch die alten Affen“ in Anspielung auf ihre einfache, ländliche Herkunft.

Maria beginnt ihr Leben zu ändern, indem sie mit Giovanni redet und sich in ihren ersten Schrit­ten von ihrer restlichen Familie abgrenzt. Sie stößt damit auf Unverständnis, bleibt jedoch ihrer neu gefundenen Linie treu. Mit einem offenen Ende schließt das Stück.

Trotz des scheinbar ernsthaften Themas und dem dramatischen Verlauf ist das Stück eher hu­mo­ris­tisch, stellenweise situationskomisch aufgebaut. In schnellen, häufig überlagernd divergie­ren­den Dialogen wird die Entfremdung der Hauptpersonen deutlich. Das Auftauchen wort-wörtlich genommener, wissenschaftlicher Forschungen (Mikroben werden von Menschen darge­stellt) so­wie Anlehnungen an bekannte Parodien („Business Kasper“ von Bully Herbig) soll ein locker-unterhaltsamer Grundton erreicht werden.

Der Titel verdeutlicht des zivilisierten Menschen Gier und Abhängigkeit von Gesellschaftsdrogen in gän­giger Form. Hier schwingen Aussagen mit wie: „Natur ist ja nett und schön, aber wich­ti­ger ist Bier.“ bzw. „Ohne Bier wird mir mein freies Wochenende verleidet, da ich mich sonst nicht wirklich entspannen kann.“

Zusammenfassung

Die Eröffnungsszene „Urwald“ zeigt das Leben von Maria, ihrer Familie und Freunden auf dem Land. Maria ist pragmatisch, intelligent, fleißig. Ihre Familie besteht aus Giovanni, ihrem Mann, ihrem Sohn Johnny, ihrem Bruder Luigi, seiner Frau Berta und ihrem Cousin Howard. Giovanni ist gutmütig, Johnny schätzt das leichte Leben, amüsiert sich gerne und wetteifert mit Howard. „On­kel Luigi“ ist ein schlauer Kopf und etwas schrullig, Berta eher ein resoluter, ego­zentrischer Frau­entyp.

Das Leben ist sehr schlicht. Ungeziefer und Armut bestimmen den Alltag. Träume von Wein zum Abendessen und jeden Tag Fleisch auf dem Teller werden ausgetauscht. Direkt darauf folgt die „Auswanderung“ und sie befinden sich nach der Schiffspassage im New York des 20-sten Jahr­hunderts. Sie empfinden vieles fremd und abstoßend, jedoch treibt sie ihre Sehnsucht nach Geld an und all den Gütern, die für sie ein gutes Leben ausmachen. Sie finden ihre schlichte Bleibe und richten sich ein und sind froh, den „Flöhen entflohen“ zu sein.

Zu Hause“ beschreibt das tagtägliche Leben einige Jahre nach dem Auswan­dern mit laut­star­ken Radioberichten und aufdringlicher Fernseh­werbung, die gerne in alltäglichen Situationen nachgesprochen wird. Maria macht den größten Teil des Haushalts, obwohl sie eine besser be­zahlte Stellung hat als ihr Mann. Er ist stolz auf seinen Sohn und dessen schulische Leistungen. Beiden haben Onkel Luigi und Cousin Howard als Vor­bild, die eine wissen­schaft­liche Karriere machen.

Bei der Arbeit“ ist zunächst Giovanni in einem Handelshaus mit Rohrpost und modernen Social-Collaboration-Systemen zu sehen. Er macht sich lustig über Kollegen und Geschäfts­partner, die in maßgeschneiderten Anzügen herumstehen, viel reden und sich wichtig fühlen. Er bezeichnet sie als „Business Casper“ ohne festzustellen, dass er selbst einer ist. Maria ist in ih­rem bio­che­mi­schen Labor auf der Jagd nach Mikroben, die sie mütterlich umsorgt und daher gute Zuchterfolge hat, was der Pharmakonzern für den sie arbeitet, gut honoriert.

Die Familie macht einen Sonntagsausflug mit dem Auto über Land in eine Gastwirtschaft und anschließendem „Picknick“, wie diese Szene heißt. In absurder Übertreibung überhäuft die Familie ihren Picknickplatz mit technischen Luxusgütern. Maria ist erschöpft und ärgerlich. Sie geht zum Fluss, begegnet dort der Göttin Minerva und versteht deren Botschaft „Ihr verkauft Jesus. Ihr verkauft für Geld, was ihr für Liebe haltet.“ nur zu gut. Sie be­ginnt nachzudenken, wird aufmerksam und beginnt, sowohl Dankbarkeit für das doch gute Leben, das sie mittlerwei­le führt, als auch Mitgefühl für andere zu empfinden.

Das „Wozu“ zeigt in reiner Dialogform weitere Absurditäten aus dem täglichen Leben, in dem fäkale Überreste zu Reinigungswatte aufbereitet, Atome ganz selbstverständlich gespalten und durch literarisch-theoretischen Stiluntersuchungen historische Tatsachen behauptet werden. In „Der Schrei“ befreit sich Maria. Sie beginnt, ihre Welt zu verändern.

Exzerpte

Auszug aus der Szene „Auswanderung“

Im Hintergrund ein großes Schiff. Im Vordergrund ein Hafen mit Pollern, Kisten, anderen Rei­sen­den. Es ist laut: Schiffshupen, Rufen, Klingeln, Wagen­hupen. Die kleine Gruppe Menschen ist bepackt: Jeder hat einen Sack auf dem Rücken. Sie bewegen sich durch Straßen und Häu­ser­­schluchten und suchen eine Adresse. Maria, die vorne­weg läuft, hat einen Zettel in der Hand. Alle sind müde, dennoch reden sie durcheinander.

Johnny

Was tun mir meine Füße weh. Ja, mit dem Schiff fahren ist toll. Doch wenn man ankommt muss man laufen, laufen, laufen, laufen.

Howard

Ist das schön hier. So viele Häuser! Also mir gefällt es. Gut, es fehlt etwas frische Luft und Ausblick, aber hier ist richtig was los: Viele Menschen! Überall Geschäfte! Und Arbeit, Arbeit, Arbeit.

Maria

Jetzt sind wir aber bald da, ja?! Also die Adresse hier ist so komisch geschrieben, erst eine Ziffer, dann eine Zahl, dann ein Buchstabe. Was soll das denn sein?

Giovanni

Ist hier was los. So viele Menschen hab ich ja noch nie gesehen! Sie sind ja über­all. Ein Gewusel ist das. Und die kenne ich alle ja gar nicht. Und die mich auch nicht!

Berta

Na, wir sind wohl nicht die ersten hier. Die haben bestimmt alle mal klein ange­fangen. So wie wir. Klein und grau und geduckt und schwindelig vom Meer. Und dann: Wupp!

Luigi

Klein, groß. Das ist doch ganz egal. Ja, die Häuser, die sind alle groß. Dreißig Etagen haben die. Oder mehr! Aber die Menschen daneben, die sind alle klein. Wir sind klein. Die da drüben sind klein.

Howard

Das sag ich Euch, hier können wir richtig Geld verdienen. Es riecht nach Arbeit und Geld. Gutem Geld.

Johnny

Ich kann bald nicht mehr. Ich spüre meine Füße kaum noch. Erst dauernd rum­sitzen auf dem Schiff. Da sind meine Füße richtig weich geworden. Und nun kann ich kaum noch laufen.

Maria

Ah, jetzt hab ich es raus. Hier gibt es so viele Straße, dass die Namen für die Straßen ausgegangen sind! Da hat man sie einfach durchnummeriert, das ist der Trick.

Giovanni

Wir kennen uns alle nicht und doch sind wir in derselben Straße, teilen und den­selben Gehweg! Wie soll das gehen? Alles Fremde. Und ich bin auch ein Fremder. Ein Fremder unter Fremden. Oh, ich weiß nicht, ob das so gut ist.

Berta

Guck Dir den an, der hat eine goldene Uhr! Und der da drüben, ganz feine Sachen trägt der und erst die Schuhe! So sehen wir bald auch aus. Gemachte Leute.

Luigi, gehässig

Von wegen “gemachte Leute“. Klein sind sie! Wie wir! Nur etwas früher ange­kommen sind die! Das ist alles.

Maria

Also hier, 25E 96. Wir sind jetzt bei 23E. Dann ist es nicht mehr weit. Kommt! Wir haben es bald geschafft.

Berta

Wir haben viel Erfahrung, wir halten zusammen. Dann können wir uns auch bald so feine Sachen leisten.

Luigi, ägerlich

Die sind nicht „gemacht“. Die sind „früher“. Ja, früher sind die, das ist alles. Gib mir Vorsprung und ich bin auch ein gemachter Mann.




Auszug aus der Szene „Zu Hause“

Es könnte noch in etwa dieselbe, kleine Wohnung sein wie die Bleibe nach der Auswanderung, doch sehr verändert: Nur noch Maria, Giovanni und Johnny wohnen hier, es gibt eine ge­müt­li­che Sitzgruppe mit Fernsehen, die Küche ist nebenan. Insgesamt sind in der Wohnung viel mehr Möbel und Gegen­stän­de und vor allen Dingen elektrische Geräte: Radio, Fernseher, Elektro­herd, Geschirrspühlmaschine, Mikrowelle, Klimaanlage, Ventilator, Zentralheizung, usw.

Radio und Fernsehen laufen gleichzeitig. Beides wirkt wie ein gleichmäßiges Hinter­grund­rau­schen. Dennoch ist es inhaltlich wichtig um die Lebenseinstellung und den aktuellen Stand der Ent­wicklung der Menschheit darzustellen. Der Radio-Bericht über die Landung der Lande­einheit ei­ner Raumsonde auf einem Kometen überlagert sich mit der TV-Werbung für Mundspühlung.

Fernseh-Jingle aus dem Off

Die Erde hat Sie gern, denn Sie atmen modern.

Radiosprecher aus dem Off

Wie uns soeben bekannt wurde, meine Damen und Herren, sind wir gerade dabei, live mitzuerleben, wie ein Meilenstein in der Raum­forschungs­geschichte erreicht wird: Die Raumsonde ROSETTA nähert sich dem Kometen AFANASIJ, um dort die Landeeinheit SEHELNARTI abzusetzen. Ja, da sind schwierige Namen, hahaha.

Fernsehsprecher aus dem Off

Nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen sind Bakterienreste im Mund die Hauptursache für faulen Atem. Herr Professor Doktor Schrade erklärt Ihnen unser modernes Konzept für deren erfolgreiche Bekämpfung.

Radiosprecher aus dem Off

Das ist auch ein großer Durchbruch in der Menschheits­geschichte, meine Damen und Herren, denn es besteht die große Chance jetzt mal end­gültig zu erfahren, wo das Leben auf unserem Planeten überhaupt her kommt. Da kann ich nur sagen „Oh Rosetta, oh“.

Fernseh-Jingle aus dem Off

Ihre Frau hat Sie gern, denn Sie atmen modern.

Radiosprecher aus dem Off

Für die weniger raumforschungsbeflissenen unter Ihnen hier noch einige Fakten: Die Mission ROSETTA der zivilisierten Raumfahrtbehörde CSA soll die Ent­stehungs­geschichte unseres Sonnensystems erforschen, indem sie einen der ältesten und ursprünglichsten Himmelskörper untersucht, nämlich einen Kometen.

TV-Arzt Schrade

(mit tendenziell konserverativ-jovialem Unterton)

Liebe Menschheit! Bakterien im Darm sind gut, das wissen wir bereits. Wir wissen auch, dass Bakterien im Mund schlecht sind. Sie sind schlecht für Ihren Atem, denn sie machen ihn alt und faulig riechend. Sie sind schlecht für ihre Verdauung, denn sie verseuchen Ihr Essen. Und nicht zuletzt – und auch das sei erwähnt – sind sie schlecht für Ihr Sexual­leben.

Unsere Lösung hierfür sind speziell geformte Kügelchen, die sich im Mund zu einer Lösung verflüssigen. Durch diese moderne Lösung töten Sie erfolgreich die Bakterien in Ihrem Mund und all Ihre Probleme sind gelöst.

Radiosprecher aus dem Off

Die Mission besteht aus einem Orbiter und der Landeeinheit SEHELNARTI. Ein Orbiter ist eine Raumsonde, die einen Himmelskörper umkreist. Das Zivilisierte Zentrum für Weltraumfahrten CCST hatte wesentliche Anteile beim Bau von SEHELNARTI und betreibt das Landekontrollzentrum, das die schwierige und bisher noch nie gewagte Landung auf einem Kometen vorbereitet und betreut hat. Da sage ich doch noch einmal: „Oh, Rosetta, oh!“

Fernseh-Jingle aus dem Off

Schrade hat Sie gerne, denn Sie atmen modern.


Die Werbung läuft weiter im Hintergrund (z. B. aufgezeichnet und in einer Endlosschleife ab­lau­fend, oder andere, ähnliche, ggf. original mitgeschnittene Werbeblöcke). Maria läuft geschäftig zwi­schen Küche und Wohnzimmer hin und her. Sie packt einen Großeinkauf aus, bereitet Essen vor, deckt den Tisch, räumt auf, usw. Giovanni und Johnny sitzen auf der Couch und schauen Maria zu und warten darauf, dass sie fertig ist.

Giovanni

Und … was macht Ihr gerade so in der Schule?

Johnny

Oooch … Die Mathelehrerin ist krank geworden und der Vertretungs­lehrer ist‘ne echte Lusche!

Giovanni

Na, na, na! So redest Du nicht über einen Lehrer! … Außerdem meine ich, was Ihr INHALTLICH so macht. Du weißt doch: Bildung ist wichtig! Bildung ist alles!

Johnny, gelangweilt

Ja, ja, Bildung ist alles.

Giovanni

Ja, alles. Und was läuft nun also so in Mathe?

Johnny

Zuletzt hatten wir Integralrechnung. War ganz ok. Nur hab ich keinen Schimmer, wozu das gut ist. Kriegen wir mit Integralrechnung den Fern­seher zum laufen oder eine Rakete in’s All geschossen?

Giovanni, wie aus einem Schulbuch auswändig gelernt

Na, na, na. Die Integralrechnung ist neben der Differentialrechnung der wichtigste Zweig der mathematischen Disziplin der Analysis. Sie ist aus dem Problem der Flächen- und Volumenberechnung entstanden. Das Integral ist ein Oberbegriff für das unbestimmte und das be­stimmte Integral. Klar, das braucht man für alles.

Johnny, grinsend

Aha, die anale Ysis …

Giovanni

Ja, ja, mach Dich nur lustig. Und dann, wenn Du in die Forschung gehst, und den ganzen Kram brauchst? Was dann, heh?

Johnny

Ja, Paps, Du hast ja recht. Ich bin gut in Mathe und Physik und könnte in die Forschung gehen wie Onkel Luigi. Was ich nur nicht ver­stehe: Wie hängt das eigentlich zusammen? Also: Wie genau hilft mir die Analysis dabei, den richtigen Werkstoff für eine neue Rakete zu finden oder andere Probleme zu lösen?

Giovanni

Also das ist ganz einfach – und Du hast Recht, wenn Du Deinen Ver­tretungs­lehrer als Lusche bezeichnet, wenn er Euch das nicht vermitteln kann - …

Giovanni stottert und zögert

Also …

Giovanni denkt schaft nach, dann:

Das kann Dir vermutlich Onkel Howard besser erklären … Aber wenn Du zum Beispiel einen bestimmten Werkstoff brauchst, der belastbar ist, starke Temparatur­schwankungen aushält, ohne sich zu verformen und ohne brüchig zu werden, und dabei doch wenig Gewicht hat …

Johnny

… so was wie Pregreg meinst Du?

Giovanni

Ja, so was meine ich. Also, Du willst eine Rakete oder Raumsonde oder irgend­sowas damit bauen, oder ich meine, Teile daraus, dann musst Du exakt berechnen können, wieviel Du davon brauchst.

Johnny

Ja, und vor allen Dingen, wenn ich Pregreg backen will brauche ich auch das Werkzeug also die Negativform dafür. Auch das berechne ich dann ganz genau.

Giovanni, etwas überfordert

Ja, genau. Ganz genau berechnest Du das. Und dafür gibt es eben die Ana … ähm, die Analysis.

 

Giovanni und Johnny erheben sich auf Maria’s Aufforderung hin nur mühsam und gehen in Richtung Badezimmer.

Giovanni, leise zu Johnny

Mmmmist. Dass die auch so schlau ist. Denn leider hat sie Recht. Seit ich die Schrade-Kügelchen nehme, hab ich viel weniger Blähnungen.

Johnny, lachend

Ache, find’st’De?

Giovanni, lachend, knufft Johnny

Du, hör blos auf, Du!!!

Giovanni und Johnny sind vor dem Bad angekommen. Giovanni tritt ein und holt eine breite Plastik­flasche mit Kügelchen heraus.

Giovanni

Also ich ein Schluck und Du ein Schluck.

Johnny

Nennt man das bei Kügelchen echt „Schluck“.

Giovanni hat schon einen „Schluck“ Kügelchen im Mund und nuschelt.

Giovanni

Na, wie denn sonst.

Johnny

Das weiß ich auch nicht.

Johnny nimmt auch einen „Schluck“ und nuschelt nun auch.

Johnny

Hey, das ist aber cool so zu reden.

Giovanni

Ja, echt, mit diesen Schrade-Dingern geht fast alles.

Sie blähen die Backen und scheinen die Kügelchen zu verteilen. Dann wirkt es so, als hätten sie Flüssigkeit im Mund.

Johnny

Komm, lass uns weitermachen. Mal schauen, wer zuerst was „verliert“.

Giovanni

Was meinst Du?

Johnny

Lass uns singen oder was aufsagen, während wir die Schrade-Spühlung machen. Und wer zuerst spuckt hat verloren.

Giovanni

Ach Quatsch, wer zuerst spuckt hat GEWONNEN.

Johnny

Ha! Das ist einfach.

Johnny spuckt einen kleinen Tropfen zu Giovanni. Dieser springt zur Seite.

Giovanni

Höh!

Johnny

Gewonnen!

Giovanni

Ah, ich verstehe.

Giovanni spuckt jetzt auch ein bisschen aus in Richtung Johnny. Dieser juchzt auf – soweit das mit halbvollem Mund möglich ist - und spuckt wieder zurück. Giovanni und Johnny werden immer alberner.

Johnny, beginnt zu singen

Schrade hat uns gern, denn wir putzen modern.

Giovanni, fällt mit ein

Schrade hat uns gern, denn wir putzen modern.

Johnny und Giovanni zusammen

Maria hat uns gern, denn wir putzen modern.

Giovanni und Johnny müssen nun beide sehr lachen und verschlucken sich fast.

Giovanni

Jetzt aber raus mit dem Zeug, das reicht.

Sie gehen beide ins Badezimmer. Spuck- und Spühlgeräusche sind zu hören.




Auszug aus der Szene „Bei der Arbeit“

Maria ist im Vordergrund und eine Mikrobe im Hintergrund auf der Bühne.

Maria zum Publikum

Meine Arbeit ist so spannend. Ich finde Mikroben, die für uns Menschen nützlich sind. Sie begleiten uns schon seit Jahrmillionen, denn sie verdauen unser Essen im Endstadium. Ohne sie könnten wir Mineralien und Vitamine überhaupt nicht aufschließen und aufnehmen. Oh, schauen Sie da, da ist schon wieder eine!

Die Mikrobe kaut etwas und füttert sich selbst mit Essen aus der Hand, schaut sich ängstlich um, er­blickt Maria, die mit einem Kescher auf sie zukommt. Die Mikrobe lässt ihr Essen fallen und rennt davon. Maria hinter ihr her. Eine andere Mikrobe betritt die Bühne und weiß noch nichts von der wilden Jagd, ist selbst dabei zu essen und kaut genüsslich vor sich hin. Maria sieht ein, dass sie die erste Mikrobe nicht erwischt, erblickt die zweite und fängt diese.

Maria zur Mikrobe

Hab ich Dich!

Maria zum Publikum

Ja, so ist das häufig bei meiner Arbeit. Die eine entwischt mir, die andere krieg‘ ich.

Maria zur Mikrobe

So, mein Schätzchen, nun bekommst Du erst mal was Leckeres zu essen und zu trinken und ruhst Dich aus. Und morgen fangen wir dann mit der Arbeit an.

Mikrobe schaut ängstlich und ungläubig. Als ihr ein großen Topf Spaghetti und ein Glas Wein hingestellt wird, bekommt sie ganz große Augen und kann nicht widerstehen. Sie isst herzhaft und gierig. Danach ist sie satt, rund, zufrieden und schläfrig. Maria führt sie in ein Bettchen. Die Mikrobe kuschelt sich zurecht und schläft schnell ein. Maria deckt sie liebevoll zu.

Tageswechsel.

Maria weckt die Mikrobe auf. Die Mikrobe ist wieder etwas verunsichert, auch weil sie sich erst wieder orientieren muss und sich an das Geschehen des Vortages erinnert. Maria stellt die Mikrobe mitten in den Raum, vermisst sie, wiegt sie, riecht an ihr und macht andere Tests (z. B. Thermometer in den „Mund“, Hautabstrich mit Pipette, das in ein Reagenzglas gesteckt wird, aus dem direkt ein weißer Rauch qualmt).

Währenddessen blickt die Mikrobe irritiert und ungläubig drein, lässt aber mit sich geschehen. Einmal versucht sie sich davon zu schlei­chen, als Maria sich ihrem Protokollblock widmet und ihre Testergebnisse notiert. Doch Maria ist schneller und fängt die Mikrobe wieder ein. Maria arbeitet wissenschaftlich und zeichnet alles genau auf. Sie überblickt ihre Aufzeichnungen, ist zufrieden mit den Ergebnissen und kommt wieder auf die Mikrobe zu.

Maria

So, meine Liebe. Du bist genau richtig.

Die Mikrobe lächelt schüchtern.

Maria

Von Deiner Sorte brauche ich noch mehr. Darum möchte ich von Dir, dass Du Dich vermehrst.

Die Mikrobe schaut als hätte sie nicht richtig verstanden.

Maria

Ja, ich meine es ernst. Mehr von Dir! Mach Dich viele!

Die Mikrobe schüttelt den Kopf und macht ein piepsiges, verneinendes Geräusch dazu.

Maria (mütterlich)

Doch, doch. Dann bekommst Du nochmal so leckere Spaghetti wie gestern und alle anderen auch.

Die Mikrobe lächelt zögernd und nickt schließlich. Dann konzentriert sie sich, schaut ganz ernst, strengt sich etwas an (ein bisschen, wie auf dem Klo) und mit einem Plopp-Geräusch tritt hinter ihr ein gleiches Modell von ihr hervor. Das wiederholt sich dreimal. Nun gibt es diese Mikrobe vier mal. Maria schaut die ganze Zeit wohlwollend zu, nickt, beobachtet mit Lupe und anderen Ge­räten das Geschehen, macht sich Aufzeichnungen. Dann tätschelt sie die Mikrobe, was diese aller­dings ihrer Gestik und Mimik zufolge nicht gerne mag.

Maria

Das hast Du fein gemacht.

Maria holt einen großen Topf Spaghetti und verteilt den Inhalt auf vier Teller; die Mikroben schauen ungläubig und gierig. Maria verteilt die Teller an die vier Mikroben

Maria

Ja, ja, das ist für Euch. Haut `rein!

Die Mikroben Futter genüsslich und gierig ihre Spaghetti.

Epilog

Dieses Stück, obwohl aus einer Urlaubslaune heraus entstanden, führte mich zu meiner schrift­stel­le­ri­schen Arbeit von heute. Es freut mich sehr, wenn Ihnen der kleine Auszug daraus gefallen hat und Sie mir Ihre Kritik, Meinung, Verbesserungsvorschläge usw. mitteilen möchten.

Noch mehr freut es mich, wenn Sie Interesse am gesamten Stück haben, dass ich Ihnen gerne für ein klei­nes Endgeld zuschicke. Und ganz besonders freut es mich natürlich, wenn Sie eine Aufführung anstreben.

Ihre Nachrichten nehme ich gerne an unter a.t.b@netcologne.de.

gez. Angela Therese Bayer im September 2015

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Impressum

Tag der Veröffentlichung: 08.10.2015

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Es ist das zweite Theaterstück von ATB.

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