Mit der Volljährigkeit kommt auch die Verantwortung, wie man so schön sagt. Man fühlt sich wie der König der Welt und denkt, so alt wie man nun halt ist, schafft man alles alleine und braucht keine Hilfe, keine Ratschläge. Wie gerne hätte ich auf meine Mutter gehört, als sie sagte, das Mädchen sei merkwürdig, sie möge sie nicht. Ich war allerdings stur und stolz, ich war achtzehn! Endlich die wohlverdiente Freiheit! Ich wollte reisen, ich wollte erleben, ich wollte alleine sein und selbst entscheiden. Und nun konnte ich es auch endlich tun. Doch reisen konnte ich zu der Zeit natürlich nicht. Ich ging noch zur Schule und sonst hatte ich auch kaum Geld, noch Erfahrung mit irgendetwas. Also beließ ich es erst einmal bei einem Traum und widmete mich der Schule, meinen Interessen und Hobbys.
Spätsommer 2007 kam ich dann in die 10. Klasse der städtischen Realschule. Wir waren nur 12 Schüler, vier Mädchen, achts Jungen. Ich war zu der Zeit noch 17, im Winter würde ich 18 werden. Ich freute mich unbeschreiblich und konnte es kaum erwarten, so wie wahrscheinlich jeder in dem Alter. Jedenfalls waren meine Klassenkameraden größtenteils jünger als ich, ich gehörte zu den ältesten, neben mir, waren noch zwei andere einmal durchgefallen.
Ich war schüchtern und setzte mich kurzerhand neben eines der anderen Mädchen, reden tat ich erstmals nicht, bis ich mich dazu durchgerungen bekam, ein leises ''Hallo'' abzugeben. Und tatsächlich antwortete sie, wahrscheinlich genauso erleichtert wie ich. Es war ein unbeschreiblich gutes Gefühl, das ich da hatte, mich aber kaum mehr erinnern kann.
Weder hatte ich geglaubt, das ich so schnell eine Freundin finden würde, noch, dass ich ihr so schnell vertrauen würde. Ihr müsst wissen, ich war und bin sehr misstrauisch gegenüber anderen Menschen, deswegen war es vornherein klar - ich änderte mich langsam. Ich hatte mich unnahbar gefühlt, meine Gefühle waren es nicht wert gefühlt zu werden, meine Gedanken nicht wert ausgesprochen zu werden. Also wurde ich ganz schnell das stille und schüchterne Mädchen. So wie jedes Jahr eigentlich. Und auch wenn ich nicht noch mehr Zugang zu meiner Klasse wollte, zog mich die erste Kameradin zu den anderen. Ich blieb auf Abstand aber mit den zwei anderen Mädchen freundete ich mich an.
Es hielt ein ganzes, halbes Jahr lang.
Ich war geblendet von der unerwünschten Liebe und schwärmte vor mich hin, was das Zeug hielt, brach alle meine Regeln während meine Gefühle förmlich aus mir herausplatzen. Dies war wohl mein größter Fehler überhaupt - ich sprach und vertraute.
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Bildmaterialien: Sandra A.
Tag der Veröffentlichung: 03.09.2014
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