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Kapitel.1.

Dr. Zorayas Schattenschwert saß alleine im Arztzimmer der chirurgischen Notaufnahme des Jeail University Hospitals, am großen weißen runden Tisch und ging ein paar Befunde durch, die gerade aus dem Labor gekommen waren. Durch die geöffnete Tür drangen die Geräusche des Stationsalltags zu ihm herein. Die eilenden Schritte der Ärzte und Schwestern auf dem Flur, hin und wieder das Stöhnen und Jammern eines Verletzten, die Stimme eines randalierenden Betrunkenen, der eine Schwester anbaggerte. Zorayas seufzte, stützte den Kopf in die Hände, fuhr sich sanft durchs schneeweiße Haar und schloss für einen Moment die Augen. Es war Freitagabend. Zu Beginn des Wochenendes war in der Notaufnahme immer viel zu tun, aber an diesem Freitag war es ganz besonders schlimm. Seit sieben Uhr morgens hatten sich Patienten und Rettungssanitäter die Klinke in die Hand gegeben. Zorayas und seine Kollegen hasteten schon den ganzen Tag im Laufschritt zwischen den Kabinen und Behandlungsräumen hin und her und mussten aufpassen, dabei nicht über die Patienten zu stolpern, die auf den Gängen auf eine Röntgenuntersuchung oder ihre weitere Behandlung warteten. Mittlerweile war es schon fast Mitternacht. Zorayas war seit siebzehn Stunden ohne Pause im Einsatz. Er war müde und erschöpft und hatte nur noch den Wunsch, ein heißes Bad zu nehmen und ins Bett zu gehen. Leider war daran noch lange nicht zu denken, acht Stunden Dienst hatte er noch vor sich, dabei fühlte der junge Arzt sich, als ob er nicht mal die nächste viertel Stunde überstehen konnte. So ein Tiefpunkt stellte sich bei jedem Nachtdienst ein, mal früher, mal später. Es kam nur darauf an, der Müdigkeit nicht nachzugeben. Zorayas setzte sich aufrecht hin, legte eine Hand auf seinem Bauch und konzentrierte sich auf die Atmung. Angeblich war das eine Technik, die überall sogar am Arbeitsplatz funktionierte. Er zählte bei jedem Atemzug langsam bis zehn und versuchte den Betrunkenen zu ignorieren, der sich lautstark gegen die Blutabnahme wehrte. Offenbar hielt der Betrunkene die Schwestern und Ärzte für Mitarbeiter des Geheimdienstes. Er öffnete die Augen und horchte in sich hinein. Fühlte er sich wieder fit? Naja, vielleicht etwas. Vermutlich hatten die Erfinder dieser Entspannungstechnik nicht an die Verhältnisse auf Notaufnahmen-Stationen gedacht. Der Arzt seufzte und wandte sich wieder den Befunden zu. Es waren die schlechtesten Blutwerte, die er jemals zu Gesicht bekommen hatte. Sie gehörten zu einer Neunzehnjährigen, die im Heroinrausch die Treppe am Hauptbahnhof hinuntergefallen war und sich dabei den Arm gebrochen hatte. Zorayas selbst hatte die Fraktur gerichtet und den Arm anschließend eingegipst. Aber hatte er der jungen Frau wirklich helfen können? Noch jetzt erschauerte er, wenn er an die Augen in diesem schmalen, totenbleichen Gesicht dachte, die trüben Augen einer Greisin, mit Skleren von der Farbe reifer Orangen. Obwohl eine stationäre Behandlung nötig gewesen wäre, hatte es Zorayas nicht geschafft die junge Frau zum Bleiben zu überreden. Der Gips war noch nicht einmal richtig durchgetrocknet, als sie wieder ging. Natürlich auf eigene Verantwortung, das hatte sie unterschreiben müssen. Die Klinik seines Vaters wollte schließlich nicht eine Strafanzeige wegen Fahrlässigkeit riskieren.

 

Zorayas schüttelte frustriert den Kopf. Er hatte alles getan, was er für die junge Frau tun konnte. Dennoch blieb das unangenehme Gefühl, in diesem Fall versagt zu haben zurück. Die Leber der jungen Frau konnten noch zwei, vielleicht drei Trips überstehen. Sie würde sich wieder mit Heroin versorgen und wahrscheinlich nicht einmal lange genug leben, um den Gips wieder abnehmen zu lassen. „Ich glaube, den kannst du brauchen Zory.“, erklang eine sanfte Frauenstimme. Wie aus heiterem Himmel stand plötzlich ein Becher mit dampfenden Kaffee vor Zorayas. Überrascht und dankbar sah er zu Shii auf. Die junge Schwester war für ihre Hilfsbereitschaft bekannt, und diesmal hatte sie geradezu hellseherische Fähigkeiten bewiesen. Der Arzt brauchte den Kaffee tatsächlich dringend. Und da kleine Gefälligkeiten zwischen Schwestern und Ärzten selten waren, wusste er diese Geste besonders zu schätzen. Er schloss die Augen, atmete den Duft ein und nippte vorsichtig am Kaffee. Er war heiß und stark, und obwohl es sich lediglich um irgendeine billige Marke handelte, in der alten Kaffeemaschine der Station gebrüht, entfaltete der Kaffee eine bessere Wirkung als entwickelte Entspannungsübung. Shii ließ sich auf den Drehstuhl fallen, der neben Zorayas stand und warf einen Blick auf die Befunde, während sie ihren braunen Zopf richtete. „Sind das die Laborwerte der Kleinen?“, fragte sie und sah zu Zorayas der nickte und den Becher abstellte: „Ja. Ihre Leber wird sich bald verabschieden. Und soll ich dir noch eine gute Nachricht sagen? Sie ist schwanger.“ Zorayas warf den Befund auf den Stapel im Ablagekorb. „Wir wissen ganz genau, dass dieses Mädchen in der nächsten Zeit an Leberversagen sterben wird, doch gegen ihren Willen können wir nichts tun, gar nichts. Wir können nur Wetten darauf abschließen, ob sie im Koma noch einmal zu uns gebracht wird oder gleich in die Gerichtsmedizin landet.“ Shii nickte, als sie Zorayas zu hörte und sprach: „Ja, das ist bitter. Aber weißt du, manchmal...“

 

In diesem Moment öffnete sich die Schwingtüren und mindestens ein Dutzend Männer stürmten in die Station. Die Luft war erfüllt von Hilferufen der Männer. Zorayas und Shii sprangen gleichzeitig auf, die Heroinsüchtige war vergessen. Messerstecherei? Schusswunden? Schwerverletzte?  ging es Zorayas blitzschnell durch den Kopf. Doch noch während er überlegte, ob auf der Intensivstation genügend freie Betten zur Verfügung standen, sah er, dass einer der Männer den Verletzten auf seinen Armen trug. Zorayas schnappte sich die noch einzige freie Liege und schob sie den weinenden und schreienden Leuten entgegen. „Legen Sie ihn hier hin.“, sagte er und griff gleichzeitig nach dem Handgelenk des Verletzten, um den Puls zu tasten. Er war schnell und schwach. „Was ist passiert?“, fragte Zorayas und sofort begannen alle Männer gleichzeitig zu reden. Für einen Moment stand Zorayas verwirrt da und hatte das Gefühl sich auf einem Basar zu befinden. Er spürte wie das Adrenalin seinen Puls allmählich anstiegen ließ. Hätte der Verletzte geweint, gejammert, geschrien, wäre Zorayas gelassen geblieben. Aber der Verletzte lag bleich und erschreckend still auf der Liege und gab trotz des Trubels um ihn herum kein Lebenszeichen von sich. Er reagierte nicht einmal, als Zorayas den dünnen Körper des Verletzten Mannes schnell abtastete, während Shii den Blutdruck maß. „Achtzig zu fünfundvierzig!“, rief sie und drückte Zorayas eine Dauerkanüle in die Hand. „Infusion?“, fragte sie laut und Zorayas nickte schnell. Die Schwester bahnte sich ihren Weg durch die Angehörigen oder Freunde, die weinten, als wäre der junge Mann bereits gestorben. Dabei war Zorayas sich nicht sicher, ob das nicht bald der Fall sein würde. Offensichtlich hatte der Verletzte einen Schock, warum und wodurch auch immer. Wertvolle Zeit verstrich und Zorayas wusste immer noch nicht was mit dem armen Mann los war. Er konnte sich noch nicht einmal an die Angaben erfahrener Rettungssanitäter verlassen, da die vermutlich Angehörigen den Herren selbst ins Krankenhaus gebracht hatten. Vom Darm-verschluss bis zum Schädel-Hirn Trauma war alles möglich. „Bitte, nur einer von euch.“, sprach Zorayas und versuchte seiner Stimme einen ruhigen und freundlichen Klang zu geben. „Wenn wir dem Herrn helfen sollen, dann müssen wir wissen was passiert ist. Also nochmal: Bitte nur einer von euch.“

 

Der Mann meldete sich zu Wort, der den Verletzten hineingetragen hatte: „Ich kann Ihnen genaue Angaben geben.“  Zorayas nickte: „Gut, was ist genau passiert?“, fragte der junge Arzt erleichtert nach und richtete seine Aufmerksamkeit wieder dem Patienten zu. Er hatte eine Wehne gefunden und schob dem Verletzten die Dauerkanüle in den Handrücken. Während Zorayas dem Schwarzhaarigen Blut abnahm, erzählte der Herr der ihn hineingetragen hatte in stockenden Worten, dass er den Schwarzhaarigen nach einer Feier nach Hause fahren wollte, doch dieser rutschte vor dem Auto auf dem Gehweg aus und stürzte. Und da der junge Mann nicht mehr aufstehen konnte, hatten sie ihn sofort ins Auto getragen und ins Krankenhaus gebracht. „Das übliche Notfalllabor.“, sagte Zorayas zu Shii, die in diesem Moment mit einem Infusionsständer kam. Er drückte ihr die Blutröhrchen in die Hand und schloss die Infusionslösung an. Er war erleichtert nun wusste er endlich wonach er zu suchen hatte. Und tatsächlich als er mit Shiis Hilfe die Hose des Mannes ausgezogen hatten, fiel ihm sofort das nach außen rotierte rechte Bein auf. „Schenkelfraktur?“, fragte Shii leise und Zorayas nickte: „Vermutlich.“ Der Arzt wandte sich an den Mann, der ihm Bericht gegeben hatte. „Ihr Freund hat sich wahrscheinlich das Bein gebrochen, außerdem hat er einen Schock erlitten. Deshalb haben wir ihn an den Tropf angeschlossen. Wir müssen jetzt ein paar Untersuchungen durchführen. Wir werden sein Blut untersuchen, das Bein röntgen und ein EKG machen lassen. Hat ihr Kumpel irgendwelche Erkrankungen? Zum Beispiel Asthma, Diabetes?“, fragte Zorayas, hob Zayns Augenlieder kurz an und leuchtete in Zayns Augen kurz mit seiner Stablampe. Der Herr schüttelte den Kopf bei Zorayas Frage: „Nein er ist doch jung und kerngesund.“ In diesem Moment kam wieder Leben in dem jungen Mann, er bewegte sich und stöhnte vor Schmerz. Shii pumpte erneut die Blutdruckmanschette auf. „Hundertzehn zu sechzig.“, sagte sie und die Erleichterung stand ihr deutlich in Gesicht geschrieben. Zorayas fiel ebenfalls ein Stein vom Herzen, der junge Mann stabilisierte sich wieder. Das Schlimmste war zunächst überstanden.

 

„Wie heißt ihr Freund?“, fragte Zorayas und sah den Herren wieder an, der den jungen Mann reingetragen hatte. „Zayn.“, antwortete er. Der junge verletzte Mann schlug die Augen auf und sah Zorayas an. Sein Blick war getrübt, bestimmt durch die Schmerzen. Zorayas nahm Zayns Hand. „Zayn, mein Name ist Dr. Schattenschwert. Wissen Sie was passiert ist?“, sprach Zorayas und Zayns Blick wanderte zwischen Zorayas und seinem Kumpel hin und her. Die Stimme des Verletzten war leise, aber Zorayas verstand trotzdem jedes Wort. Die Antwort war klar und nicht verwirrt: „Ich bin ausgerutscht und hingefallen nachdem ich mit Schulkollegen feiern war. Dann konnte ich nicht mehr aufstehen. Ich habe Schmerzen im Bein.“, sprach Zayn schmerzerfüllt und Zorayas nickte kurz als er dann nachfragte: „Haben Sie noch an anderen Stellen Schmerzen?“ Er sah Zayn an, der den Kopf schüttelte: „Nein, nur im Bein.“ Wieder nickte Zorayas und sah kurz überlegend auf das Bein von Zayn. „Sobald wir die Röntgenbilder haben kann ich dir etwas gegen die Schmerzen geben. Ich werde mich dafür einsetzen, dass es nicht zu lange dauert. Hast du was getrunken auch?“, erklärte Zorayas und sah freundlich zu Zayn, der seinen Kopf schwach verneinend schüttelte, dann blickte Zorayas zu Shii: „Kannst du schon mal die Personalien aufnehmen? Ich bringe ihn schon mal zum CT.“ Die Schwester nickte und der Freund, der Zayn rein getragen hatte fragte mit zittriger Stimme: „Wird er wieder?“ Zorayas sah kurz zu dem jungen Mann, verabreichte Zayn ein Schmerzmittel und erklärte: „Erst müssen wir ihn untersuchen, dann kann ich genaue Angaben machen.“ Der Mann nickte und Zorayas fuhr die Liege drei Türen weiter, reihte sie in die Schlange, der dort wartenden Patienten ein, füllte den Röntgenschein aus und klemmte diesen unter das Kopfende.

 

„Du brauchst keine Angst zu haben Zayn.“, sprach Zorayas, der Zayns Unsicherheit spürte. Ich bin die ganze Zeit bei dir. Er schob Zayn weiter in die Röntgenabteilung und zeigte dort der Fachärztin der Radiologie Abteilung den Schein. Diese nickte und führte den Chirurgen in den CT-Raum 1. „Zayn öffnete schwach seine Augen und sah zu seinem Arzt geschwächt. „Bitte geh nicht weg. Ich will nicht alleine dort sein.“ Zorayas, der seinen Patienten in den Untersuchungsraum schob lächelte aufmunternd, bevor er sanft sprach: „Nein, nein. Ich geh nicht weg. Keine Sorge. Ich bin die ganze Zeit über bei dir.“ Der Patient nickte langsam und sah zu Zorayas, der mit Hilfe von der Radiologin namens Jenna, Zayn auf die CT-Liege hob und ihn ordentlich hinlegten, sodass das Gerät Zayns betroffene Stelle röntgen kann. Dann nahm Zorayas sich einen speziellen blauen Mantel, der er sich anzog und Jenna schritt ins Nebenzimmer. „Du schaust lustig aus.“, sagte Zayn und hielt Zorayas Hand sanft fest. Der Arzt konnte die Angst, die von Zayn ausging deutlich spüren und er streichelte beruhigend Zayns Hand, bevor er mit sanfter Stimme sprach und zu Zayn sah: „Ja, das ist ein spezieller Mantel damit ich bei dir bleiben kann, während der gesamten Aufnahme.“ Der schwarzhaarige nickte langsam, aber zuckte dann stark zusammen, als er Jennas Stimme aus einem Lautsprecher höre, die „Bereit?“ Fragte. Zorayas hob seine Hand zum Zeichen, dass Jenna noch nicht starten sollte, er streichelte sanft Zayns Hand und sah Zayn in die ängstlichen violetten Augen. Wenn er diese Untersuchung schaffen möchte, muss er Zayn bringen still liegen zu bleiben. Er musste ihn also ablenken. „Du Zayn, hast du jemals schon mal das Meer gesehen?“, fragte der weißhaarige und sah Zayn mit seinen grauen Augen an, der seinen Kopf schüttelte. „Mach mal kurz deine Augen zu.“, sagte Zorayas und lächelte, sanft streichelte er Zayns Hand weiter und begann dann über das Meer zu erzählen. Er sprach über die sanften Wellen, das Wasser, den wundervollen Sonnenuntergang am Meer und während er weiter darüber sprach, konnte Zorayas sehen, wie sich Zayn allmählich entspannte und gab Jenna dann das Zeichen, dass die Untersuchung starten kann.

 

Nach der Untersuchung hatte Zorayas Zayn in ein freies Zimmer gebracht, Shii informierte gerade Zayns Freunde und führte diese zum Zimmer, während der Arzt wieder ins Arztzimmer zurückkehrte. Dort erblickte er einen jungen braunhaarigen Arzt sein namens Felix. Felix war derzeit als Student im praktischen Jahr in der Chirurgie tätig. Er war ziemlich ehrgeizig und nahm sogar an Nachtdiensten teil. Der Kampf um die einzig freie AiP-Stelle in der Chirurgie war hart und Zorayas hoffte, Felix würde sie bekommen. Er hatte es sich einfach verdient. „Was liegt an?“, fragte Zorayas lächelnd und setzte sich wieder an den weißen Tisch in der Mitte des Arztzimmers, das schlicht eingerichtet war, mit weißen Schränken und Theken, wo sich auch ein kleiner Wasserkocher mit sauberen Tassen befand. Er nahm einen großen Schluck von dem mittlerweile nur noch lauwarmen Kaffee, während er Felix zuhörte: „Fünfunddreißigjähriger Patient, gestürzt, frontale Kopfplatzwunde und Prellmarke. Keine Seitenzeichen, neurologisch weitgehend unauffällig. Er wirkt bewusstseinsgetrübt, was entweder durch den Sturz hervorgerufen sein kann oder aber durch ausgiebigen C2-Abuses.“ Felix kratzte sich am Kopf. „Du meinst, er ist besoffen?“, fragte Zorayas mit amüsiertem Lächeln. Felix redete immer, als würde er gerade einen Arztbrief diktieren. „Hast du ihn denn schon röntgen lassen?“, fragte Zorayas, verschränkte seine Arme und trat zu dem jungen PJ. „Ja“, antwortete Felix und klemmte zwei Bilder an den Leuchtkasten. „Schädel in zwei Ebenen, aber ich weiß nicht…“, sagte der junge Student nachdenklich und rieb sich das Kinn. Beim Blick auf die Röntgenbilder verstand Zorayas Felix Unsicherheit. Der Schädel war von mehreren geraden Linien durchzogen, die dort nicht hingehörten. Aber nichts davon war besorgniserregend, da es sich ohne Ausnahme um alte Frakturen handelte. Dann sah Zorayas den Namen auf den Röntgenbildern: Andreas Jakomitsch. Und Zorayas wusste sofort, warum ihm die Röntgenbilder so bekannt vorgekommen waren. Andreas war ein Obdachloser, der schon seit einigen Jahren zu den „Stammgästen“ der Notaufnahme gehörte. Besonders in der kalten Jahreszeit kam er oft mit Platzwunden, Schnittverletzungen, Knochenbrüche und weiteren Verletzungen. Als Zorayas einmal den Verdacht geäußert hatte, dass er sich die Verletzungen absichtlich zuführen würde, hatte Andreas gesagt: „Ach, Herr Doktor, wenn ich jetzt da draußen wäre, würde ich sicherlich erfrieren. Was ist dagegen schon ein bisschen Schmerz? Ich weiß doch, dass Sie Ihre Arbeit gut machen und ich bei Ihnen in den besten Händen bin.“ Daran dachte Zorayas, als er Felix erklärte, wie man eine alte von einer frischen Fraktur unterscheiden konnte. Es war noch nicht besonders kalt draußen, aber für die nächsten Tage war regnerisches Wetter und sogar Sturm angekündigt worden. Keine schöne Zeit um im Freien zu schlafen. Zorayas ging mit Felix zu Andreas, um ihn sich anzusehen. Es war zwar unwahrscheinlich, aber sie wollte sicher sein, dass Andreas nicht doch neurologische Ausfälle hatte, die auf eine Schädelblutung hindeuten könnten. Schon beim Öffnen des Vorhanges schlug Zorayas der Geruch on Alkohol und ungewaschener, wochenlang getragener Kleidung entgegen. Andreas Jakomitsch lag auf der Seite und schnarchte. Wie immer, wenn Zorayas ihn sah, konnte er sich nur schwer vorstellen, dass Andreas erst in den dreißiger Jahren war. Andreas sah aus wie fünfzig. „Hallo Andreas, hörst du mich?“, rief Zorayas zog sich Handschuhe an und drehte den Obdachlosen auf den Rücken. „Andreas“, rief er erneut und der Obdachlose grunzte ungehalten, als Zorayas Andreas Lider hob und ihm mit seiner Stablampe in die Augen leuchtete. Dann untersuchte er die Wunde. „Die Pupillenreaktion ist seitengleich, die Wundränder sind nicht ausgefranzt. Sobald ein Behandlungsraum frei wird, kannst du die Wunde säubern und nähen. Aber wir sollten ihn auf alle Fälle über Nacht hierbehalten und beobachten. Vielleicht steckt eine Alkoholvergiftung dahinter. Es ist selten, dass er so voll ist. Wahrscheinlich könntest du sogar ohne Lokale nähen.“ Ohne Lokale- das hieß so viel wie keine Spritze zur örtlichen Betäubung. Natürlich hätte Zorayas das auch sagen können. Aber erstens war es so kürzer und zweitens gehörte es einfach zum Job, das Jonglieren mit Begriffen, die wie eine Geheimsprache die Eingeweihten von den Außenseitern unterschieden. Das lernte man bereits im ersten Praktikum während des Studiums. Und man lernte es schnell, denn als Student wollte man vom ersten Semester an vor allem Dingen eines, dazugehören.

 

Er verließ die Kabine und zog die Vorhänge hinter sich zu. Zorayas streifte sich die Handschuhe von den Händen, warf sie in einen der Mülleimer und kehrte ins Arztzimmer zurück. Dr. Stefan Klee, einer der diensthabenden Anästhesisten, stand vor dem Leuchtkasten. Er trug keinen Kittel, sein kurzes dunkles Haar stand struppig zu allen Seiten ab und auf seiner Nase war deutlich die rote tiefe Kerbe sichtbar, die eine OP-Maske im Gesicht hinterlässt. Mit zur Seite geneigtem Kopf betrachtete er die Röntgenaufnahmen eines Hüftgelenks. „Ist das dein Patient, Zory?“, fragte er mit einem kurzen Blick über die Schulter. „Klassischer Schenkelhals.“, sprach Stefan und sah zu Zorayas, der sich neben Stefan stellte und die Röntgenaufnahmen betrachtete. Tatsächlich war die hässliche Bruchkante zwischen Hüftkopf und Oberschenkelknochen unübersehbar. „Und was nun?“, fragte Zorayas und strich sich durchs weiße Haar. „Endoprothese bei einem 22-jährigen können wir nicht machen.“, sagte Zorayas und Stefan kratzte sich am Kopf und zerzauste sein Haar dadurch noch mehr. „Keine kardialen oder pulmonalen Probleme? Diabetes?“, fragte Stefan nach und Zorayas schüttelte den Kopf, verschränkte seine Arme und antwortete: „Nichts dergleichen. Er ist zweiundzwanzig, Stefan. Wir müssen jetzt sofort rann, nicht erst morgen. Wie sieht es oben aus? Ist ein OP frei?“ Stefan zündete sich eine Zigarette an und blies den Rauch zur Decke. „In der Eins kann es noch eine Weile dauern. Aber in der Zwei haben sie gerade mit einer Appendektomie angefangen. Soweit ich weiß, ist bisher nichts weiter geplant. Du kannst also loslegen.“, sagte Stefan und sah wieder auf die Röntgenbilder. „Willst du ihn prämedizieren?“, fragte Zorayas und nahm sich seinen halbwarmen Kaffee. Stefan nickte lächelnd. „Klar doch. Ich wollte schon lange mal wieder mit dir im OP arbeiten.“, sagte Stefan und Zorayas nickte lächelnd, trank seinen Kaffee aus und sprach: „Dann würde ich jetzt die Zayns Freunde informieren. Wir treffen uns im OP.“ Stefan nickte und der junge Arzt warf den leeren Becher in den Mülleimer und huschte aus dem Arztzimmer.

 

Sorgfältig, mit schnellen geübten Bewegungen nähte Zorayas die Operationswunde zu. Die OP-Schwester überprüfte bereits die Tücher und Instrumente auf ihre Vollständigkeit, die Springer-Schwester räumte Wäsche weg, Stefan begann hinter den Vorhang mit der Ausleitung der Narkose. Die Operation war beendet. Zorayas gab die Pinzette und den Nadelhalter der Schwester und öffnete die Klammern, die die Tücher zusammenhielten, welche zum Abdecken des Operationsfeldes verwendet worden waren. Die Operation war glatt und ohne Zwischenfälle verlaufen. Der junge Herr hatte sich während der Narkose gut gehalten, die Schrauben ließen sich gut im Knochen platzieren und hatten beim Anziehen die beiden Knochenfragmente geradezu lehrbuchmäßig wieder aneinandergefügt. Zorayas zog sich die Handschuhe aus und ließ sich eine sterile Mullkompresse und zugeschnittenes Pflaster für den Verband geben. Er war fast schon traurig, dass es schon vorbei war. Er operierte leidenschaftlich gern und mochte die Atmosphäre im OP. Das klare weiße Licht der OP-Lampen, die dennoch niemals blendeten, die Geräusche von Beatmungsgeräten und EKG, deren gleichmäßiger Rhythmus sowohl beruhigend als auch anregte, der durchdringende Geruch von Desinfektionsmittel, das alles war Teil einer anderen, einer eigenen Welt, die nichts mit dem Stationsalltag gemein hatte. Hier im Operationstrakt war das Kernstück des Krankenhauses, das Allerheiligste. So sahen es zumindest diejenigen, die sich der Chirurgie verschrieben hatten. Hier galten feste Regeln, an denen jeder, von Hilfspfleger bis zum Chefarzt, akribisch festhielten. Ein OP-Pfleger hatte den OP mal mit dem höchsten Tempel einer Religion verglichen. Zutritt hatten nur die Gläubigen, die bereit waren sich den festen Ritualen zu beugen, besondere Kleidung anzulegen, Haupt und Gesicht zu verhüllen, Waschungen durchzuführen und niemals unter gar keinen Umständen gegen die Hierarchie zu verstoßen. Zorayas hatte damals über den Vergleich gelacht, doch manchmal gab er dem Pfleger Recht. Er trat vom OP-Tisch zurück, zog den blutverschmierten Kittel aus und warf ihn in den Wäschesack. „Gute Nacht alle miteinander!“, rief er den Schwestern zu. „Noch einen ruhigen Dienst.“ „Ach sehen wir sie heute gar nicht mehr, Herr Dr. Schattenschwert?“, fragte die OP-Schwester. Zorayas lächelte: „Das will ich doch hoffen.“ Er lachte und wusste natürlich, dass er gelogen hatte. Er hätte jederzeit drei Stunden Arbeit im OP einer Stunde auf Station vorgezogen. Er ging zu dem kleinen Tisch auf den das Diktiergerät lag. Das Diktieren des OP-Berichts dauerte keine fünf Minuten. Es war eine der lästigen Pflichten, die jedoch unweigerlich mit der Arbeit im OP zusammenhingen. Dann kehrte er zur Schleuse zurück. Er hatte es nicht eilig, wieder auf die Station zu kommen. Gemächlich schlenderte er den stillen nur spärlich beleuchteten Gang entlang und blickte durch die Fensterfront an seiner linken Seite nach draußen. Große, schwere Regentropfen hingen an den Fensterscheiben und spiegelte das Licht der Glühbirne wie kleine Kristalle. Wann mochte es geregnet haben? Um acht Uhr morgens? Zur Mittagszeit oder erst am Abend? Er hatte nichts davon mitbekommen. Jetzt schien der Regen aufgehört zu haben, aber immer noch trieben dichte Wolken über den nächtlichen Himmel und ließen vereinzelte Sterne hindurchschimmern. Zorayas zog fröstelnd die Schultern zusammen, ohne ersichtlichen Grund wurde ihm plötzlich kalt. Schnell berührte er den automatischen Öffner der OP-Schleuse und mit einem Zischen schwang die Stahltür beiseite.

 

Das grelle Neonlicht im inneren der Schleuse blendete ihn, und für einen Augenblick blieb Zorayas stehen, um sich an die Helligkeit zu gewöhnen. Er stellte die grünen OP-Clogs zu den anderen Schuhen auf das Regal, zog sich die Strümpfe, die nichts anderes als abgeschnittene Schläuche aus Verbandsmull waren, von den Füßen und warf sie zusammen mit OP-Haube und Mundschutz in den Abfalleimer. Als er sich das weite blaue Hemd über den Kopf zog, fiel etwas aus der Seitentasche und schlug hart am Boden auf. Zorayas zuckte zusammen und sah zu Boden. Auf dem Boden lag ein kleiner blau-schimmernder Gegenstand. Er war sich sicher, dass er nicht ihm gehörte. Das Ding hatte er noch nie zuvor gesehen. Außerdem steckte er niemals etwas in die Taschen der OP -Kleidung. Das hatte er sich abgewöhnt, als er während seines praktischen Jahres eine wertvolle Uhr in der Kitteltasche vergessen hatte. Er hob den kleinen Gegenstand auf und betrachtete ihn neugierig. Es war ein etwa walnussgroßer Stein, für seine Größe ungewöhnlich schwer, von einem klaren, strahlenden Blau. Eine Seite des Steins sah aus wie poliert, die andere war schroff und zerklüftet, als wäre er zerbrochen. Zorayas suchte den Boden ab, da er das fehlende Stück nicht fand, nahm er an, dass der Stein nicht erst beim Aufprall auf die Fliesen beschädigt worden war. Aber wie mochte dieser Stein in seiner Tasche gekommen sein? Ob Zayn ihm den Stein zugesteckt hatte? Zorayas hatte vor Beginn der OP noch mit Zayn gesprochen. Ein Gespräch vor der OP hatte meistens eine beruhigende Wirkung und Zayn war ihm auch dankbar dafür. Der Patient fühlte sich dadurch wichtig und ernst genommen und er als Chirurg, vergaß nie wer unter seinem Messer lag. Zayn hatte auf der Liege besonders verloren ausgesehen, während sich immer wieder neue vermummte Gestalten an ihm zu schaffen machten. Doch als Zorayas mit Zayn gesprochen hatte, hatte der schwarzhaarige gelächelt und sich mehrere Male bei Zorayas bedankt, dass er auf ihn aufpassen würde. Er fühlte sich sicher bei Zorayas. Während diesen paar Minuten musste Zayn ihm den Gegenstand in die Tasche geschoben haben. Vielleicht war es eine Art Glücksbringer. Der Arzt legte den Stein in der Mitte seiner flachen Hand und betrachtete ihn, er war wunderschön und Zorayas verlor sich einen Moment in das dunkle Blau. Plötzlich begann das Neonlicht an zu flackern und Zorayas blickte erschrocken auf. Schnell steckte er den Stein wieder in die Tasche und wartete kurz ab. Es dauerte nicht lange und das Licht hatte sich wieder beruhigt. Erleichtert atmete Zorayas aus und schritt den Gang weiter entlang Richtung Station. Sobald Zayn wach war, würde er nach dem jungen Herrn sehen um den Verband zu kontrollieren, sowie Zayn den Stein persönlich wieder zurück zu bringen. Doch nun musste der junge Arzt erstmal die restlichen Stunden seines Dienstes überstehen und schritt weiter zur Station zurück.

 

Zayn blinzelte, als er langsam zu sich kam. Der Schmerz war schwächer geworden und der junge Mann fand sich wieder in einem kleinen Einzelzimmer. „Zayn, da bist du ja wieder.“, sprach eine bekannte männliche Stimme und Zayn rieb sich die Augen um klar sehen zu können. „Die Besuchszeiten sind eigentlich schon längst vorbei, doch dein Arzt hat eine Ausnahme gemacht. Ich muss nur bald wieder gehen.“, sprach dieselbe Stimme und Zayn öffnete langsam seine Augen. Er erkannte einen braunhaarigen jungen Mann vor sich, der auf einem Stuhl neben dem Krankenbett von Zayn Platz genommen hatte. Sein blaues Shirt war zerknittert und seine Jeans trug Schlammspuren. „Wo bin ich, Zayla?“, fragte Zayn benommen und versuchte sich aufzurichten, doch sein Körper war viel zu geschwächt. „Im Krankenhaus. Dein Arzt hat dich operiert du hattest einen Schenkelhalsbruch.“  Der schwarzhaarige verstand kein Wort. Er erinnerte sich er war auf dem Weg zum Auto nach einer Feier und war gestürzt. Wie um alles in der Welt konnte ihm sowas nur passieren? Er war wohl vom Pech verfolgt. Mühevoll versuchte sich Zayn erneut aufzurichten und ein plötzlicher Schmerz schoss durch seinen Körper. Er keuchte auf und kniff die Augen zusammen. „Scheiße Zayn, du sollst dich doch nicht bewegen! Ich hol den Arzt. Mir scheiß egal ob die Besuchszeiten vorbei sind!“, rief Zayla und lief aus dem Zimmer. Zayn der nicht in der Lage war sich zu bewegen merkte wie ihm die Tränen kamen. Es tat so unglaublich weh, ihm war übel und er wollte am liebsten nach Hause. Zayla übertrieb wie immer, nur dank ihm war er jetzt in dieser Situation gewesen, immerhin hatte sein großer Bruder Zayla es ihm überhaupt erlaubt auf diese Feier zu gehen. Wenn dieser Arzt von vorhin ihn operiert hatte, er würde ihn umbringen. Trotz verschlossener Tür konnte Zayn das Quietschen von Gummisohlen auf dem Linoleum hören. Es dauerte nicht lange, da konnte der junge Mann Zaylas Stimme hören: „Ich weiß, ich hätte nicht einfach so zu Ihnen kommen sollen, doch meinem Bruder geht es miserabel.“ Zayn ließ sich wieder langsam ins Bett fallen und schloss seine Augen. Er hörte wie die Tür sich öffnete und er eilende Schritte wahrnahm. „Bitte helft ihm.“, sprach Zaylas besorgte Stimme und Zayn fluchte im Stillen. Er hatte keine Lust seine Augen wieder zu öffnen, er wollte nur seine Ruhe haben. „Zayn? Bist du wach?“, konnte er die vertraute Stimme des Arztes von vorhin hören und der junge Mann öffnete seine Augen. Sein müder Blick traf auf den grauen von dem weißhaarigen, der lächelte und Zayn kurz in die Augen leuchtete mit seiner Stablampe. „Hast du noch Schmerzen?“, fragte der Arzt und sah Zayn an, der erschöpft nickte. „Ja, etwas. Ich will nach Hause.“, sprach Zayn den letzten Satz flüsterte er und schloss seine Augen wieder. Mitfühlend sah Zorayas Zayn an und fragte: „Darf ich kurz nach der Wunde sehen?“ Zayn nickte schwach und Zorayas hob sanft die Decke hoch. Er schob vorsichtig das Hemd hoch und betrachtete kurz den Verband. Dann blickte er wieder zu Zayla und sprach: „Das wird wieder. Er ist nur erschöpft von der Operation. Er braucht nur Ruhe und Sie, sollten lieber jetzt nach Hause gehen.“, sprach Zorayas ernst und gab Zayn etwas Schmerzmittel. Dann verschränkte der Arzt seine Arme und sah ernst zu Zayla. Der junge Herr kratzte sich am Kopf und nickte schnell und Zayn, der von nichts mitbekam schlief tief und fest.

 

Zorayas seufzte erschöpft, sein Dienst war zu Ende. Er verabschiedete sich von den Schwestern und Kollegen, zog sich in der Umkleide um und schritt durch den Ausgang Richtung Parkplatz. Er machte sich Gedanken um Zayn, er hoffte sehr, dass der junge Mann sich erholte und nicht wie seine andere Patientin das Krankenhaus verlassen würde. Seine Kollegen und Kolleginnen würden die Visite in paar Stunden durchführen und mindestens morgen früh würde er wieder bei Zayn vorbeischauen können. Es war sechs Uhr morgens und Zorayas sehnte sich nach seinem Bett. Müde suchte er sein Auto. Als er es endlich fand, seufzte er erleichtert auf und stieg blitzschnell ein. Auch wenn er davor noch einen Kaffee getrunken hatte, der junge Mann fühlte sich, als hätte ihn ein Bus überfahren. Erschöpft ließ er sich in den Fahrersitz seines schwarzen Porsches gleiten und startete den Motor. Er hatte sein Bestes getan um Zayn zu helfen, das wusste er. Auch wenn sich Zorayas um den jungen Mann noch sorgte, er musste auch auf sich selber achten. Spätestens morgen würde er den jungen Mann wieder sehen, hoffte er. Der Gedanke, dass Zayn wie das Mädchen auch gehen würde, bereitete Zorayas Sorge. Er biss sich auf die Lippen und legte seine Hände auf das Steuer, schüttelte seinen Kopf und atmete tief ein und aus. „Erst mal ab nach Hause. Und ein warmes Bad.“, sprach Zorayas lächelnd und versuchte den Gedanken um Zayn abzuschütteln. Als er langsam seinen Wagen ausparkte, merkte der Herr wie er dringend Schlaf brauchte. Daher fuhr er so schnell er konnte nach Hause und freute sich bereits endlich auf ein warmes Bad, sowie ins Bett zu fallen und einfach mal durchzuschlafen. Während er die noch dunklen Straßen entlangfuhr, zuckte Zorayas plötzlich erschrocken zusammen. Der Stein, er hatte total vergessen ihn Zayn zurück zu geben. Er biss sich auf die Lippen und fluchte im Stillen. Jetzt umzudrehen und zurück zu fahren, wäre dumm. Da Zorayas nur noch fünf Minuten von seinem Haus entfernt war, rieb er sich kurz die Augen und sprach leise zu sich: „Morgen ist auch noch ein Tag. Sobald ich ausgeschlafen bin, fahr ich zur Klinik.“

Kapitel.2.

Nur mühsam unterdrückte Zorayas ein Gähnen, der eine Tag ruhe hatte ihm wohl doch nicht ausgereicht. Das Licht der blendfreien Lampe fiel auf das vor ihm liegende Operationsgebiet und die zitternden, feuchten Hände der Medizinstudentin, die ihm gegenüberstand. Der Schweiß hatte den Puder in den OP-Handschuhen zu weißen Klumpen verklebt, die sich als dünne Streifen unter dem Latex abzeichneten. Isana Schneider war Studentin im letzten Jahr der Ausbildung, im praktischen Jahr, eine sogenannte „Pjlerin“. Sie war gerade mit ihrer ersten Wundnaht beschäftigt. Und das bereits seit einigen Minuten. Zorayas verlagerte sein Gewicht auf das andere Bein und beobachtete die verzweifelten Bemühungen von ihr den Nadelhalter mit der gebogenen Nadel endlich unter Kontrolle zu bringen und nicht einfach in der offenen Wunde der Patientin zu verlieren. Dabei zog und zerrte sie gleichzeitig mit der Pinzette an der Oberhaut, als hätte sie einen Schiffstampen und nicht die pergamentdünne Bauchhaut einer Frau vor sich. Hoffentlich riss die Haut nicht ein. Einen Bikini würde die alte Dame bestimmt nicht mehr tragen, doch Wundheilungsstörungen könnte die Dame bestimmt nicht gebrauchen. „Der Einstichwinkel muss steiler sein.“, sagte Zorayas, als er es schließlich nicht mehr weiter aushielt, weiterhin untätig zuzusehen. Er hatte selbst einen PJ für den er zuständig war, doch dieser war viel geübter als die junge Frau. Zorayas nahm die heiße Hand der jungen Frau und führte sie. Dabei juckte es ihm in den Fingern Isana Schneider einfach Pinzette und Nadelhalter wegzunehmen und die Naht innerhalb kürzester Zeit selbst zu Ende zu bringen. Doch tapfer bezwang er seine Ungeduld. Er selbst hatte schließlich auch einmal, vor paar Jahren, seine erste Wundnaht an einem lebenden Patienten gemacht und dabei die Geduld des OP-Personals und seines Mentors auf eine harte Probe gestellt. „Siehst du, Isana? Wenn du die Nadel so hältst, geht sie durch die Haut wie ein Messer durch weiche Butter.“, sprach Zorayas. Die Pjlerin schaute auf und warf Zorayas einen verzweifelten Blick zu, ein stummes Flehen. Hinter den dicken Gläsern ihrer Brille hangen feine Wassertropfen. Weinte sie etwa? „Nein, Isana“, sagte Zorayas auf die unausgesprochene Frage und schüttelte den Kopf. Ihr jetzt aus Mitleid oder Ungeduld die unangenehme Aufgabe abzunehmen wäre genau der falsche Weg. Isana wäre für immer in der Chirurgie verloren. „Du hast die Naht begonnen und bringst sie auch selbstverständlich auch zu Ende.“, sagte Zorayas. Ein Hustenanfall des Anästhesisten ließ ihn aufblicken. „Es sei denn es kommt etwas dazwischen.“ Hinter dem grünen Vorhang der Anästhesie tauchte Stefans Gesicht auf. Seine Augen funkelten unternehmungslustig. Hoffentlich hatte Zorayas ihn nicht auf einen dummen Gedanken gebracht. Er selbst wünschte sich ja nichts sehnlicher herbei, als dass der OP-Saal wegen eines dringenden Notfalls schnellstens geräumt werden müsste. Während Isana ihren nicht besonders erfolgreichen Versuch, die Wunde zu nähen, fortsetzte, warf die OP-Schwester immer wieder verzweifelte Blicke auf die Uhr. Und Stefan fragte die Anästhesieschwester ob man eine Tischreservierung beim Chinesen wohl ohne Probleme von acht Uhr auf Mitternacht verschieben konnte, nur für den Fall, dass es heute länger dauern sollte. Zorayas versuchte diese Bemerkung zu ignorieren. Schmunzeln musste er trotzdem. Wenigstens konnte Isana es durch die OP-Maske nicht sehen. Das hätte ihr bestimmt den Rest gegeben. Zorayas seufzte und verlagerte erneut sein Gewicht. Ja es war spät. Ja die Wundnaht dauerte bereits viel zu lange. Ja, auch seine Mittagspause ging gerade den Bach runter. Wenn er nicht bald was zu essen bekommen würde, würde er sicherlich ein Loch in die Wagenwand ätzen. Und dann, endlich, geschah das Wunder. 

 

Die Tür des OPs ging auf und Dr. Thomas Hammerfaust kam herein. „Ich wollte doch mal nachsehen, welche ausgewöhnliche Operation euch im OP festhält.“, sagte er und trat mit schnellen Schritten an den OP-Tisch. Er warf einen kurzen Blick über Isanas Schulter auf die Wunde. „Nein, wahrhaftig eine Leistenhernie. Eine der letzten wahren Herausforderungen in der Chirurgie. Sagt nur Bescheid, wenn ihr Hilfe braucht. Ich stelle sofort ein zweites OP-Team zusammen. Hoffentlich habt ihr Fotos gemacht um diese medizinische Sensation zu dokumentieren. Wer weiß, vielleicht springt sogar ein Artikel dabei heraus.“, sprach Thomas amüsiert. Isana Schneider war dunkelrot im Gesicht geworden, und jetzt hingen wirklich Tränen hinter ihren Brillengläsern. Zorayas wurde sauer. Er hätte Thomas ins Gesicht schlagen können. „Wenn du keine konstruktiven Vorschläge hast oder helfen möchtest, solltest du lieber die Klappe halten und verschwinden, Thomas. Oder hast du gerade nichts zu tun?“, zischte Zorayas. Thomas grinste bei Zorayas Worten. „Nichts wirklich Wichtiges. Nur ein paar Leben retten.“, entgegnete Thomas. „Glaubt ihr eigentlich, dass ihr den OP für heute gemietet habt? Hier findet nicht der Kurs für Kunststickerei statt. Macht endlich, dass ihr mit eurer Hernie hier fertig werdet und hier raus kommt. Abgesehen von einem Schwerverletzten, der so schnell wie möglich operiert werden muss, haben wir nämlich noch ein volles Programm.“ Dann rauschte Thomas davon und mit einem lauten Knall fiel die Tür hinter ihm ins Schloss. Wütend sah Zorayas ihm nach. Dieser eingebildete arroganter Kerl. In diesem Moment trafen sich ihre Blicke durch die Scheiben im Waschraum. Thomas zwinkerte und dann winkte er Zorayas sogar fröhlich zu. „Dieser elender Mistkerl.“, dachte Zorayas und spürte wie sich sein Zorn in Nichts auslöste. Thomas Methoden waren natürlich brutal erniedrigend, trotzdem musste sich Zorayas eingestehen, dass er tief im Inneren Thomas für sein Auftauchen dankbar war. „Es ist wohl besser, wenn ich jetzt weiter mache.“, sagte Zorayas und streckte seine Hände aus. Widerspruchslos gab Isana ihm den Nadelhalter und die Pinzette. Vielleicht war sie noch erleichterter als alle anderen hier im OP. Schnell und routiniert reihte Zorayas Knoten um Knoten aneinander, bis die Wunde aussah wie eine Schnur mit in gleichmäßig aufgereihten Abständen aufgereihten, kleinen rot-blauen geränderten Perlen. Es waren nicht einmal zwei Minuten vergangen, als er bereits die Tuchklemmen lockerte, die sterile Mullkompresse auf die Wunde legte und das Pflaster draufklebte. Die OP war beendet. Endlich. Während er und Isana ihre Handschuhe auszogen und sich die grünen Kittel auszogen und in den Mülleimer warfen, begann Stefan mit der Ausleitung der Narkose. „Danke.“, sagte Isana leise. Ihr Gesicht unter der Maske war hochrot, ihre Stirn schweißnass. Sie nahm ihre Brille ab und wischte sie mit dem Zipfel des OP-Hemdes trocken. Ihre Hände zitterten immer noch. Sie schämte sich, das war unverkennbar. „Es tut mir leid, dass ich mich so ungeschickt angestellt habe, Zorayas. Ich...“, sprach sie, doch Zorayas unterbrach sie: „Ganz egal, was Thomas gesagt hat. Es muss dir überhaupt nicht leidtun. Du und Keylam lernt noch.“, erwiderte Zorayas freundlich. „Ganz egal was Thomas gesagt hat. Für dich war es immerhin das erste Mal. Spätestens, wenn du für ein paar Wochen in die Notaufnahme kommst, wirst du sehr oft Gelegenheit haben Platzwunden zu nähen. Und dann wirst du es können.“, sprach Zorayas ihr Mut zu. Isana nickte zwar, doch ihre resignierte Körperhaltung sprach Bände. Sie war total frustriert und Zorayas konnte es ihr noch nicht einmal verdenken.

 

„Was soll ich jetzt tun?“, fragte sie und Zorayas warf einen Blick auf die große Wanduhr, die an der Stirnseite des Ganges hing. Es war viertel nach zwei. Zu spät für das Mittagessen. Die Personalkantine schloss gerade in diesen Minuten ihre Pforten. Blieb also höchstens ein Snack beim Imbiss um die Ecke. „Hast du schon gegessen?“, fragte Zorayas und verschränkte seine Arme. Isana nickte schnell und Zorayas fuhr fort: „Dann sei bitte so lieb und geh wieder auf die Station. Karma wartet bestimmt auf dich. Ich werde noch den OP-Bericht diktieren und den Bogen für die Verwaltung ausfüllen. In einer viertel Stunde komm ich nach, kannst du das bitte auch Lukas sagen, wenn du ihn siehst?“ Isana nickte und Zorayas sah der schnell davongehenden Studentin hinterher. Er konnte sich lebhaft vorstellen, welche schweren Schaden das Selbstbewusstsein der jungen Dame gerade erlitten hatte. Diese Niederlage musste sie als angehende junge Ärztin erst einmal verkraften. Und das beste Mittel dafür war immer noch die Arbeit am Patienten. Bestimmt würde Karma ihr genug Arbeit geben. Nachdem Zorayas in der Schreibecke den Bericht in das dort bereitliegende Diktaphon gesprochen hatte, stieß Zorayas die Tür zum Aufenthaltsraum auf. Er nahm die OP-Maske ab und wischte sich mit dem Ärmel über das Gesicht. „Du brauchst dich nicht dafür zu bedanken, Zory.“, sagte Thomas. Er saß lässig mit ausgestreckten Beinen auf einen der uralten Stühle, einen Plastikbecher mit einer dampfenden Flüssigkeit vor sich, und grinste breit. „Tatsächlich?“, fragte Zorayas und drückte auf die Taste des Kaffeeautomaten. Er war die Taste „Schwarz“, die einzige Möglichkeit, dieses künstliche Gebräu das, abgesehen von der Farbe keine weitere Ähnlichkeit mit Kaffee hatte zu ertragen. Er wollte gerade beginnen Thomas einen Vortrag über Kollegialität und Fairness zu halten, über Einfühlungsvermögen und Lehrauftrag, doch er sah ein, dass es keinen Sinn hatte. Außerdem, hatte Zorayas selbst denn nicht selbst verzweifelt versucht nach einer Ausrede gesucht? „Trotzdem danke. Wenn du uns nicht gerettet hättest, würden wir vermutlich noch heute Abend am Tisch stehen.“, sprach Zorayas und fischte den heißen Plastikbecher aus der Öffnung am Automaten und ließ sich gegenüber von Thomas auf einen Stuhl sinken. „Ich habe mich gewundert, Zory, weshalb du für so eine ganz banale Leistenhernie über eine Stunde brauchst. Und als ich dann die Pjlerin da herumwerkeln sah, wurde mir alles klar. Du hättest doch lieber deinen PJ mitnehmen sollen.“, sagte Thomas amüsiert und machte dann ein strenges Gesicht. „Mensch Zory, du hast ein viel zu gutes Herz.“, sagte Thomas. Zorayas seufzte: „Ach, rede doch keinen Quatsch.“, erwiderte Zorayas und nippte an seinen Kaffee. Das Zeug schmeckte kaum besser, aber es war wenigstens heiß. Dann beugte sich der junge Arzt über den dreiseitigen Fragebogen. Drei Seiten mit Fragen wie „Grund der Operation, Komplikationen,“ und vieles mehr. Natürlich musste alles maschinell lesbar sein und sorgfältig mit einem eigens bereiten Bleistift ausgefüllt werden. Die Chirurgen hatten schließlich sonst nichts zu tun. Werden eben ihre Pausen kürzer. „Die halbe Stunde Nahtunterricht solltest du lieber verschweigen.“, sprach Thomas und tippte auf einen der Bögen. „Das würde den Erbsenzählern bestimmt nicht gefallen. Das ist nämlich alles andere als wirtschaftlich.“, sagte Thomas und grinste. Zorayas kaute nachdenklich auf seiner Unterlippe. „Ich schreibe es unter „Verschiedenes. Immerhin sind wir ein akademisches Lehrkrankenhaus. Wenn wir nicht bereit sind die Studenten vernünftig auszubilden, können wir auch nicht mit fähigen AiPlern rechnen, die ihre Arbeit gut und zügig erledigen. Das müssten doch sogar diese Wirtschaftsprüfer doch einsehen.“, sprach Zorayas etwas genervt und Thomas schmunzelte: „Aber bedenke, Zory. Nicht jeder ist auserwählt.“ Thomas schnipste ungerührt die Asche seiner Zigarette in den bereits randvollen Aschenbecher. „Darin gebe ich den Erbsenzählern übrigens Recht. Man muss Prioritäten setzen und entscheiden bei wem sich die Mühe lohnt. Bei Keylam zum Beispiel lohnt es sich. Schade, dass er heute nicht Dienst hat. Aber ob es sich bei Isana lohnt?“, sprach Thomas und Zorayas sah von seinem Fragebogen auf und lächelte nur. „Und woran willst du das erkennen, dass mein PJ geeignet ist?“, fragt der weißhaarige. Thomas kniff ein Auge zu und inhalierte tief. „Frag mal, woran ein Gärtner sein keimendes Saatgut vom Unkraut unterscheidet. Ich erkenne es eben. Das sind bestimmte Merkmale: Ausdauer, Kreativität, Improvisationstalent, Geschicklichkeit, Humor, hoher IQ...“, sprach Thomas doch Zorayas unterbrach seine Aufzählung: „Du hast Zynismus und Arroganz vergessen.“ Doch Thomas achtete nicht auf seinen Kollegen. „Wer diese Eigenschaften besitzt hat das Zeug zum Chirurgen. Alle anderen…“, er machte eine ausladende Geste. Zorayas ließ den Bleistift los und verschränkte seine Arme. „Und Isana?“, fragte er. Thomas schüttelte den Kopf: „Eindeutig Unkraut, weg damit. Überlass sie den Internisten, Neurologen oder Psychiatern. Da ist sie vermutlich gut aufgehoben. Versteh mich bitte nicht falsch, ich behaupte nicht, dass sie dumm ist. Aber in der Chirurgie hat diese Frau nichts verloren.“ Insgeheim gab Zorayas Thomas Recht. Isana war sanft und einfühlsam. Sie schien sich lieber mit den Patienten zu unterhalten, als manuell an ihnen zu arbeiten. Keine gute Voraussetzung für ein operatives Fach. Trotzdem wollte er sich nicht geschlagen geben. „Ich sage dir, Zory. Du bist Chirurg. Durch und durch. Und das merkt man einfach. Sogar bei der allerersten Naht. So etwas ist angeboren.“ Zorayas musste lachen: „Soll ich mich jetzt etwa geschmeichelt fühlen? Das ist ziemlich...“ Das Läuten des Telefons, das hinter Thomas hing unterbrach Zorayas. Lässig angelte Thomas nach dem Hörer: „Hammerfaust“, nuschelte er und musste den Hörer plötzlich von sich weghalten. Eine panische Stimme erklang und Zorayas wusste von wem. Es war Zayla: „Bitte schicken sie Dr. Schattenschwert her und zwar schnell!! Zayn will springen! Ich kann ihn nicht umstimmen!“

 

Sofort sprangen Zorayas und Thomas auf und liefen wie ein Blitz aus dem Arztzimmer. „In welchen Raum ist er?!“, rief Thomas. Zorayas, der an Schwestern und Ärzten vorbei huschte rief zurück: „Zimmer 805!“ Thomas sprang zu Zorayas und rief: „Geh zu ihm ich hol den Sicherheitsdienst, für den Fall, dass du nicht fertig wirst mit ihm.“ Der junge Arzt nickte und er und Thomas trennten sich. Zorayas musste sich beeilen, wenn Zayn wirklich springen würde, könnte er es sich niemals verzeihen. Als seine Füße quietschend vor der Tür Halt machten konnte er Zaylas laute ängstliche Stimme aus dem Zimmer hören: „Zayn mach keinen Scheiß, Bruder. Du bist vor zwei Tagen operiert worden!“ Eine Weile herrschte Stille, und als Zorayas seine Hand an der Türklinke legte rief Zayns geschwächte Stimme: „Lass mich! Mein Leben macht so oder so keinen Sinn! Du weißt das doch. Diese Feier war ein Fehler. Alles läuft schief bei mir!“ Der junge Arzt riss die Tür auf, er konnte nicht länger warten und lief in das Zimmer. Erschrocken drehte sich Zayla zu Zorayas um und rief: „Gott sei Dank sind Sie hier!“ Doch Zorayas beachtete Zayla nicht weiter, sondern schritt zum Balkon, wo er Zayn am Balkonrand stehen sah, er hatte seine Arme ausgestreckt und war wohl tatsächlich bereit zum Springen. „Zayn, ich bin es Zorayas.“, sprach der Arzt und trat vorsichtig näher. Er wollte verhindern, dass Zayn sprang. Wenn er sich auf Zayn stürzen würde und ihn vom Balkon zerren würde, würde der junge Patient erst recht springen. „Ich will nicht mehr.“, sagte Zayn mit geschwächter zittriger Stimme. Zayla wollte auf den Balkon stürmen, doch der Arzt hob seine Hand und bedeutete den Herren zu warten und ihm die Sache zu überlassen. Langsam ging der weißhaarige näher zu Zayn. Der sanfte Wind ließ seinen Kittel etwas tanzen und der Arzt verschränkte seine Arme, als er am Balkon etwas entfernt von Zayn stand und seinen Parienten betrachtete, der am gesamten Körper zitterte. „Zayn.“, sprach der Arzt sanft den Namen des Patienten und der junge Mann drehte sein mit Tränen überströmtes Gesicht zu seinem Arzt. „Wieso willst du das genau?“, Zorayas seine Stimme klang sanft und einfühlsam und sie schien auf Zayn eine besondere Wirkung zu haben. Der junge Mann zitterte stärker und sah seinen Arzt einfach nur an, der seine Hand Zayn reichte und Zayn zu nickte. „Komm runter und lass uns reden. Nur wir beide. Ich bin für dich da.“, sprach er sanft und sah Zayn in die verängstigten Augen. Sein Patient schniefte und sah abwechselnd und gleichzeitig verängstigt von Zorayas Hand in Zorayas graue Augen. Der junge Mann wusste nicht warum, doch er verlor sich sofort in diesen und schluckte. Langsam stieg der schwarzhaarige hinab und nahm Zorayas Hand etwas zögernd. Der Arzt lächelte, anscheinend schienen seine Worte zu Wirken. Sein Patient kam auf Zorayas zu und zitterte am gesamten Körper und Zorayas streichelte sanft den Handrücken von Zayn um ihn zu beruhigen. Zayla atmete erleichtert aus und gerade als Zorayas wieder etwas sagen wollte, schwang die Zimmertür auf und Thomas stürmte mit drei schwarz gekleideten Beamten des Sicherheitsdienstes des Krankenhauses hinein. Sprachlos sah er zu Zorayas, der Zayns Hand sanft weiter streichelte, da sich Zayn an Zorayas Hand ängstlich klammerte und anfing zu zittern. Das Gesicht des Patienten war bleich und ausdruckslos. Er hatte eindeutig Angst, die stand Zayn in seinen Augen geschrieben.

 

Besorgt sah Zorayas seinen Patienten an, der ängstlich weiter seinen Arzt in die Augen blickte. Er stand unsicher auf den Beinen und sein gesamter Körper zitterte immer noch. Schnell scheuchte Thomas, die Sicherheitsleute raus und begab sich ebenfalls hinaus. „Komm mit. Ich will dich gerne nochmal ansehen, wenn du erlaubst.“, sprach Zorayas freundlich und lächelte aufmunternd. Zayn nickte schwach, wieso um alles in der Welt konnte er nicht springen? Waren es die Schuldgefühle seinen Bruder allein zu lassen? Er wäre sofort gesprungen, das wusste er, doch etwas hielt ihn ab die ganze Zeit. Bevor Zayla den Arzt rief, hatte dieser mit Zayn gerauft und ihn versucht zurück zu zerren. Der junge Patient hatte geschrien, als er einen stechenden Schmerz in der Hüfte spürte, doch er hatte es schließlich doch noch geschafft sich von seinem Bruder zu befreien und zum Balkon sich schwer atmend zu kämpfen. Er wollte springen, er wollte es so gerne, doch brachte es einfach nicht hinter sich. Immer wieder hatte er eine Stimme gehört die ihm zu rief „SPRING“, aber der schwarzhaarige konnte es einfach nicht. Besonders dann nicht als sein Arzt hineinstürmte und anfing auf ihn einzureden. Wieso nur war er runter gestiegen? War es der Klang der Stimme seines Arztes gewesen, die Zayn beruhigt hatte? Er wusste es nicht, er stieg nur sofort hinab und nahm Zorayas Hand. Die Berührung hatte sein Herz ruhiger werden lassen und nun folgte er Zorayas vorsichtig zu einem Rollstuhl. „Setzt dich da rein. Ich fahr dich zum Behandlungsraum. Du solltest den Knochen noch nicht so stark belasten.“, erklang Zorayas Stimme und riss Zayn aus seinen Gedanken. Zorayas seufzte er konnte es selbst immer noch nicht ganz glauben, dass er gerade einen Selbstmordversuch verhindert hatte nur mit paar Worten. Der weißhaarige lächelte und half Zayn vorsichtig in den Stuhl. Als sein Patient im Stuhl saß, schob er diesen an den wartenden Thomas vor der Tür vorbei, der Zayn und Zorayas ansah. „Ich schau in mir nochmal an. Hoffentlich hat sich die Naht nicht gelöst.“, sagte Zorayas und Zayla lief zu den weißhaarigen sah zu seinem jüngeren Bruder und fragte mit zittriger Stimme: „Dürfte ich mitkommen bitte?“ Als Zorayas in die traurigen und ängstlichen Augen des jungen Mannes sah, nickte er und schob den Rollstuhl an Thomas vorbei, der grummelte, blickte zu den Beamten des Sicherheitsdienstes und sprach: „Sorry Jungs. Mein Kollege hat es wohl geschafft. Trotzdem danke für eure Hilfe.“ Die Beamten nickten und wandten sich von Thomas ab, der sich den Nacken rieb, schweiß rannte seine Stirn entlang, sein Herz pochte wie wild. Als er tief ein und ausatmete, ging er Zorayas nach, der den Patienten in einen der freien Behandlungsräume schob. Die schwarze Liege war mit einem langen Papier bedeckt auf dieses sich die Patienten drauflegen konnten. Vorsichtig half Zorayas Zayn auf die Liege und verlagerte den jungen Herren nach rechts um die Wunde besser betrachten zu können. Der Arzt zischte, als er das Pflaster erblickte, die Naht war wohl aufgeplatzt und hatte das weiße Pflaster mit Blut getränkt. „Ist alles in Ordnung?“, fragte die ängstliche Stimme von Zayla und Zayn grummelte genervt als Zorayas einen Stuhl zur Liege schob, sich auf diesen setzte und den schiebbaren kleinen Kasten zu sich schob. Gerade als er antworten wollte, ertönte Zayns genervte Stimme: „Das ist alles deine Schuld, du Idiot...“ Zayn neigte seinen Kopf und zuckte kurz zusammen, als er den traurigen Blick seines Bruders auf sich ruhen spürte. Die schroffe Antwort tat dem jungen Herren leid und er schluckte. „Das muss ich wieder nähen.“, sprach Zorayas und seufzte, er stand auf und schnappte sich den Hörer, dann wählte er die Nummer des Schwesternzimmers und fragte nach Shii nach, ob sie ihm kurz behilflich sein konnte dabei. Zayn beobachtete Zorayas ganz genau und seine Wut auf seinem Bruder war auf einmal verschwunden.  Er mochte es irgendwie wie Zorayas sich um ihn kümmerte. Er war nicht wie die anderen Ärzte, die einen Patienten von Arzt zu Arzt weiter reichten, da sie nicht mit ihm fertig werden konnten. In dem Moment sah Zorayas zu Zayn und Zayn zuckte zusammen vor Schreck. Hatte er seinen Arzt die ganze Zeit angestarrt ohne es zu merken? Wie peinlich. Zayn schluckte und sah schnell weg, er wollte sich nicht noch mehr in unangenehme Situationen bringen. Er hatte jetzt schon ein schlechtes Gewissen, da er Zorayas mehr Arbeit gemacht hatte.  

 

„Tut mir leid.“, sprach Zayn traurig und sah zu Zorayas, der den Hörer wieder zurücklegte und zu Zayn zurück ging. „Ich wollte Ihnen nicht mehr Arbeit machen.“, sprach Zayn mit zittriger Stimme und beobachtete Zorayas, der sich Handschuhe anzog und aus dem Schiebkasten die nötigen Sachen wie Nadel und Pinzette rausholte. „Du machst mir doch keine Arbeit, Zayn.“, sagte der Arzt freundlich, lächelte und legte alles auf einem kleinen Tischchen bereit. Zayn seufzte, er hatte wirklich Glück gehabt Zorayas als seinem Arzt zu bekommen. Ein anderer Arzt hätte ihn wohl schon längst in eine Anstalt verwiesen. Plötzlich klopfte es an der Tür und die braunhaarige junge Frau trat hinein. „Hallo Zayn. Wie geht es dir?“, fragte die Krankenschwester namens Shii freundlich, die einen Kittel und Mundschutz bei sich hatte. Sie schritt zu Zorayas und reichte die Sachen dem Arzt. Zayn seufzte, sah zu Shii, die ihm ein freundliches Lächeln schenkte und antwortete etwas sauer: „Beschissen.“ Mitfühlend sah Shii ihn an und half Zorayas mit Sterilen Tüchern rundherum das Behandlungsgebiet am Körper zu bedecken und zu befestigen, wobei der behandelte Bereich frei blieb. Plötzlich begann Zayn zu zittern, als er auf das kleine Tischchen schielte. Sein Atem verschnellerte sich und er spürte wie es ihm eiskalt den Rücken runterlief. „Es wird alles gut, Zayn.“, konnte der junge Mann Zorayas Stimme hören und er sah den jungen Arzt an, der bereits mit Mundschutz und grünem Hemd bereitstand. „Keine Spritze!“, rief Zayn ängstlich und sah abwechselnd von Shii zu Zorayas hin und her. Das Medizinpersonal sah sich kurz an, dann seufzte Zorayas, sah Zayn freundlich an und fragte nach: „Bist du dir sicher, dass du ohne Lokale genäht werden willst? Es tut nicht einmal weh.“ Shii lächelte, schritt zu Zayn, der sich an der Liege festkrallte, sein Gesicht war kreidebleich und sie nahm sanft Zayns Hand und drückte diese beruhigend. Als Zayn Shii ansah, die freundlich lächelte sprach sie: „Glaub mir, Zorayas ist einer unserer Dr. Painless. Wenn wer es schmerzlos machen kann, dann er. Nur müssen wir dir dafür eine kleine Betäubung geben. Es tut auch wirklich gar nicht weh. Als ich mir mal eine Kopfplatzwunde geholt hatte, war Zorayas es, der die Wunde genäht hatte. Ich habe überhaupt nichts gespürt. Nur einen mini Pikser.“ Zayn sah Shii eine Weile an und wollte gerade etwas sagen, doch da zog Zorayas den grünen Vorhang zu und Zayn spürte einen kleinen Piks. Der Patient zischte genervt und sah sich um. Am liebsten würde er sehen, was nun gemacht wurde, doch er traute sich nicht sich zu rühren. Er spürte gar nichts, haben sie vielleicht seinen Körper gelähmt? Shii die Zayns Hand losgelassen hatte, stand nun hinter Zorayas und assistierte ihm so gut sie konnte. Wollten die beiden Zayn etwa verarschen? „Was macht ihr da?“, sprach Zayn ängstlich, und konnte gerade noch in Zorayas Gesicht schauen, der Vorhang war nämlich nicht ganz so hoch. „Ich wechsle nur den Verband.“, erklärte Zorayas mit seiner ruhigen Stimme und nähte mit schnellen Bewegungen die offene Wunde zu, dann legte er Pinzette und Nadel zur Seite. Es waren nicht einmal drei Minuten vergangen, als Zorayas bereits die Tuchklemmen lockerte, die sterile Mullkompresse auf die Wunde legte und das Pflaster draufklebte, dann schob er den Vorhang zur Seite und strich sich die Handschuhe ab. „Alles erledigt.“, sprach Zorayas freundlich und nahm den Mundschutz ab und zog sich das Hemd aus, beides zusammen warf der junge Arzt wieder in den Wäschekorb. Er stand nun wie gewohnt vor Zayn in seinen weißen Kittel und lächelte. Zayn der verwirrt blinzelte, sah hinunter und erkannte tatsächlich ein frisches Pflaster. Er schluckte, er hatte ja wirklich kaum etwas gespürt. Zorayas und Shii hatten ihn abgelenkt und reingelegt. „Das war nicht nett.“, sprach Zayn und verschränkte die Arme, während der Arzt amüsiert schmunzelte. „In vierzehn Tagen muss ich die Nähte ziehen. Bis dahin erhol dich bitte und bleib im Bett für paar Tage, damit sich der Knochen ebenfalls erholen kann.“, ermahnte Zorayas Zayn und sah ernst zu seinem Patienten, der schnell nickte und schluckte. Shii half Zayn wieder auf den Rollstuhl und sah kurz zu Zorayas. „Ich bring ihn wieder aufs Zimmer, wenn du erlaubst.“, sagte die Krankenschwester und der Arzt nickte zustimmend. Zayn sah zu Zorayas mit großen Augen und ließ den Arzt nicht aus seinem Blickfeld. Es faszinierte ihn, wie sein Arzt mit ihm umging. Er fühlte sich sicher und konnte seinen Blick nicht von Zorayas abwenden. Zayn interessierte es nicht einmal, als sein Bruder Zayla neben Zayn eine Standpauke hielt, sondern sah weiter Zorayas an, der Zayn nachsah und lächelte.

 

Als Zorayas wieder ins Arztzimmer zurückkehrte begegnete er Thomas, der nachdenklich am Stuhl neben dem Telefon saß. „Zory, dir ist klar, dass dein Patient eingewiesen werden muss? Er stellt eine Gefahr für die anderen dar.“, sprach Thomas ernst, kratzte sich am Hals und beobachtete seinen Kollegen, der zur schmuddeligen Kaffeemaschine schritt um sich einen Kaffee zu machen. Er drückte wortlos auf die Taste „Schwarz“ und seufzte laut nach einer Weile. „Nein, Thomas.“, sprach Zorayas und sah dem Gebräu zu, wie dieses langsam den Plastikbecher füllte. „Wir müssen das tun, Zorayas. Sowohl zu seiner, als auch zu unserer und die Sicherheit der anderen Patienten, Lucian oder dein Vater werden uns sonst eine Standpauke halten.“, sagte Thomas ernst und legte seine Beine hoch auf den Tisch. Zorayas schloss seine Augen und versuchte ruhig ein und auszuatmen. Am liebsten würde er Thomas eine reinhauen. Er würde nicht zu lassen, dass Zayn eingewiesen werden würde. Sol und Lucian, die Krankenhaus Direktor und Stellvertretender Direktor waren würden das bestimmt auch verstehen, zumindest hoffte es Zorayas. Er erinnerte sich an die ängstlichen Augen des jungen Mannes und fuhr sich durchs Haar. So etwas würde Zayn nur noch mehr zerstören oder ihn vielleicht zu einem wirklichen Selbstmordversuch führen, der noch schlimmer ausgehen würde. „Verschweige bitte, das was war. Besonders vor meinen Vater und Lucian.“, sprach Zorayas ernst und nahm den Kaffeebecher, aus dem Behälter, an sich, als er sich gegenüber von Thomas niederließ. Geschockt blickte der Arzt seinen jungen Kollegen an und knirschte mit den Zähnen. „Zorayas, wir müssen das tun. Er stellt eine Gefahr dar.“, sprach Thomas ernst und schnaufte. Zorayas eiskalter Blick richtete sich auf Thomas und der Herr verstummte, bei dem Blick des jungen Arztes. „Ich kümmere mich darum, verstanden? Nur wir haben das mitbekommen. Als du und die Beamten rein kamt war Zayn schon lange wieder unten. Von dem her kann man uns nichts vorlegen.“, erklärte Zorayas und nippte an seinem Kaffee. Er brachte es nicht übers Herz bei Zayn mit einer Einweisung anzukommen. Das nahm er erst als Option, wenn er wirklich keine andere Wahl hatte und ihm gar nicht mehr helfen konnte. „Überlass meinen Patienten mir, Thomas.“, sagte Zorayas ernst und lächelte. „Wenn dann bekomm ich Ärger und nicht du.“, sprach der junge Arzt erhob sich, sah auf die Uhr und schritt aus dem Arztzimmer ohne Thomas weiter zu beachten, der seufzte und als Zorayas weg war langsam nickte. Dies zu verheimlichen wird nicht so leicht werden, doch er tat Zorayas den Gefallen. Ausnahmsweise...

 

Nachdenklich schritt Zorayas den Gang entlang, es war schon spät und vor der Röntgenvisite wollte Zorayas nochmal nach Zayn sehen. Es war gerade Zeit fürs Abendessen und Zorayas merkte wie ihm der Magen knurrte. Er hatte den ganzen Tag nichts gegessen. Doch er wollte sich erkundigen, wie es Zayn geht zuerst, ob dieser noch Schmerzmittel bräuchte, bevor er dann in den endlich nach der Röntgenvisite in den Feierabend gehen würde. Bei seinem Weg begrüßte er die Schwestern, die ihm freundlich zu winkten und dann anfingen hinter seinem Rücken zu tuscheln. Zorayas lächelte, als er hinter sich sah, und die zwei jungen Krankenschwestern schnell ins Schwesternzimmer rechts huschten, damit der junge Arzt nicht dessen roten Gesichter sehen konnte. Er hatte es nicht eilig am liebsten würde er die Röntgenvisite verpassen oder einfach schwänzen und sagen er hätte sich um einen Notfall kümmern müssen. Als er wieder nach vorne sah kam ihm eine junge braunhaarige Pflegerin entgegen. Ihr Haar war hochgesteckt und ihre eisblauen Augen sahen verzweifelt zu Zimmer 805, sie trug ein Abendessen auf dem Tablett und seufzte. „Unfassbar.“, sprach sie genervt und schritt zu Zorayas, der stehen blieb und die Dame verwundert ansah. „Was ist passiert, Nina?“, fragte er und wartete bis die Frau bei ihm ankam. Sie legte das Tablett auf einen kleinen Tisch am Rand des Flures ab und sprach: „Dieser Patient will einfach nichts essen. Egal was ich mache, er lässt sich nicht überreden.“ Sie blickte Zorayas an und seufzte, als dieser lächelte und das Tablett an sich nahm. „Das kannst du mir überlassen. Ich bring ihn schon irgendwie dazu.“, sprach der Arzt und zwinkerte Nina zu, die errötete, nickte und schnell ins Schwesternzimmer eilte. Zorayas seufzte, schritt zu Zayns Zimmer und klopfte kurz an, dann öffnete er mit seinem Unterarm die Tür und trat hinein. „Schönen guten Abend.“, sprach Zorayas und trat in Zayns Zimmer. Der junge Herr lag im Bett, zugedeckt und sah Zorayas mit unschuldigen Augen an. Die Fenster waren geöffnet und frische Luft drang durch das Zimmer. Die grellen Lichter der Leuchtstoffröhre über Zayn erleuchtete das gesamte Zimmer. Als der junge Patient das Tablett in Zorayas Armen wieder erkannte schluckte er und rieb sich nervös die Hände unter der Decke. Der Arzt stellte das Tablett auf dem Tischchen neben Zayn ab und sah seinen Patienten streng an. „Was sollte das werden? Ist dir klar, dass du Essen musst bevor ich dir die Medikamente geben kann?“, sprach er leicht verärgert und schritt zur Infusion mit Kochsalzlösung. Er kontrollierte den Tropf kurz, dann blickte er wieder zu Zayn und verschränkte seine Arme. „Oder willst du dir die Magenschleimhaut wegätzen und eine innere Blutung riskieren? Dann musst du notoperiert werden und diese OP werde ich nicht durchführen.“, sprach Zorayas ernst und sah Zayn mit seinen eiskalten Augen an. Der schwarzhaarige schluckte und nickte schnell, bevor er mit trockener Stimme sprach: „Tut mir leid.“ Er sah Zorayas an, der eiskalte Blick des Arztes ließ ihn erschauern und er schnappte sich schnell das bedeckte Tablett. Er hob den Deckel hoch und fand eine warme Nudelsuppe sowie ein Laib Brot mit Käse vor sich. Eine Tasse mit Kamillentee und ein Glas Wasser. Das alles sollte er tatsächlich runter bekommen?  Er warf einen kurzen Blick zu seinem Arzt wieder, der ernst nickte und langsam nahm Zayn den Löffel und begann langsam die Suppe zu essen. Aufmerksam beobachtete sein Arzt ihn und Zayn fiel es schwer zu schlucken. „Langsam“, sprach Zorayas und sah Zayn mitfühlend an. Ihm tat es leid, dass er so schroff zu Zayn gewesen war, doch er wollte nicht, dass Zayn starb. Zayn seufzte, als er nach einer Weile die Suppe aufgegessen hatte und sah unsicher zu seinem Arzt. „Reicht es, wenn ich nur die Suppe esse?“, fragte der Patient unsicher und nahm einen Schluck vom Tee zu sich, der lauwarm geworden war. „Das halbe Brot mindestens.“, sprach Zorayas streng und sah Zayn mit hochgezogener Augenbraue an, als dieser sich auf die Lippen biss und seinen Blick von Zorayas auf die Brotscheibe richtete. „Muss das sein?“, fragte Zayn leise und der Arzt nickte ernst. Er durfte was Zayn anging nicht nachgeben. Er war schon gnädig genug gewesen, dass er nur das halbe Brot verlangte. Zayn schluckte hob die Brotscheibe mit der Käsescheibe darauf auf und sah es eine Weile an. Sein gesamter Magen drehte sich um und Zayn biss sich auf die Lippen. Er merkte wie ihn langsam die Suppe wieder hochkam und biss die Zähne zusammen. „Nur ein halbes Brot.“, sagte Zayn immer wieder im Stillen zu sich und führte langsam das Käsebrot zu seinem Mund. Er wollte nicht mehr essen, wieso nur zwang man ihn so viel zu essen? Er biss ab und begann mühevoll zu kauen. Er kniff die Augen zusammen und schluckte vorsichtig Bissen für Bissen hinunter. Es fiel ihm schwer und Zayn kämpfe mit den Tränen. „Das machst du sehr gut, Zayn.“, konnte der Patient die Stimme des Arztes hören und öffnete seine tränenden Augen wieder. Er sah zu Zorayas, der ihn aufmunternd zu nickte und Zayn zwang sich noch einmal abzubeißen. Während Zayn wieder anfing zu kauen zitterten seine Hände, er hielt mühevoll die Tasse Tee fest, Angst davor den Tee zu verschütten und führte die Tasse langsam zu seinem Mund und nahm paar Schlucke zu sich. Als er mit zittrigen Händen die Tasse abstellte beobachtete er Zorayas der aus seiner Tasche ein Fläschchen rausholte und zur Infusion schritt. Er füllte die durchsichtige Flüssigkeit in eine Spritze auf, schritt zu Zayn, nahm dessen Arm vorsichtig mit der Dauerkanüle und verabreichte Zayn langsam die Flüssigkeit. Neugierig blickte Zayn seinen Arzt an, der aufmerksam und langsam die Injektion spritze. Er kannte Ärzte die sofort alles auf einmal reinspritzten, daraufhin hatte Zayn meistens starke Schmerzen am Arm, Hämatome und übergab sich vor Schwindelgefühl. Aber Zorayas war nicht so, er nahm sich Zeit und ließ sich nicht hetzten. Zayn spürte wenig und zog auch nicht seine Hand zurück, sondern wartete geduldig, bis Zorayas die Flüssigkeit komplett gespritzt hatte. „Morgen werden die Schwestern und mein Kollege zur Morgenvisite vorbeikommen und dir Blut abnehmen.“, erklärte Zorayas und sah zu Zayn, als er die Spritze in den Müll warf und den Tropf wieder kontrollierte. Zayn sah auf seine Hände und flüsterte leise: „Könnt das Ihr nicht machen? Viele von ihnen sind so grob zu mir und ich fürchte mich vor Spritzen.“ Überrascht sah Zorayas zu dem schwarzhaarigen, der unsicher seinen Arzt anblickte und Zorayas nickte wenig später und sprach: „Natürlich, kann ich das machen. Wenn das dir die Angst nimmt. Um 7 Uhr bin ich dann bei dir mit meinen PJ.“ Zayns Gesicht hellte sich auf und er lächelte fröhlich, als sich Zorayas von Zayn verabschiedete nahm Zayn die restliche Brotscheibe, verabschiedete sich ebenfalls und wünschte Zorayas eine Gute Nacht, während er das restliche Brot aß und lächelnd zum Fenster sah.

 

Zorayas saß zusammen mit seinen Kollegen der chirurgischen Abteilung in einem kleinen mit dichten Vorhängen abgedunkelten Raum. Das milchige weiße Licht eines Leuchtkastens ergoss sich über die Köpfe der Ärzte. Es war still, so still, dass man einschlafen konnte, wenn man nicht aufpasste. Und selbst die unbequemen wackeligen Plastikstühle, auf denen die Chirurgen so dicht nebeneinander saßen, dass sie sich beinahe an den Schulterblättern berührten, konnte daran nichts ändern. Sie alle waren zur täglichen Besprechung der Röntgenbilder zusammen gekommen und morgen früh vor der Visite würde dies wieder anliegen. Röntgenvisite, allein das Wort provozierte ein Gähnen. Zorayas streckte seine Beine aus und versuchte eine bequeme Sitzposition zu finden. Es war bereits nach 20 Uhr. Offiziell hatte er eigentlich seit über einer halben Stunde Feierabend.  Zorayas unterdrückte ein Gähnen, er wollte endlich nach Hause, sich auf sein Sofa setzten, ein bisschen fernsehen und dann ins Bett gehen. Stattdessen saß er hier und sah sich Röntgenbilder an, die ihn überhaupt nicht interessierten. Die Röntgenvisite verzögerte nicht nur den wohlverdienten Feierabend, auch für jene Kollege, die noch ihren Nachtdienst antreten mussten, war sie ein Ärgernis, eine lähmende Unterbrechung des Tagesablaufes. Anschließend brauchte es mehr als nur eine Tasse starken Kaffee, um wieder wach zu werden und sich auf die Arbeit konzentrieren zu können. Unter den fast zwei Dutzend Ärzte gab es wohl nur einen, der diese Veranstaltung zu genießen schien, der Chef der Radiologie selbst. Der kleine rundliche Mann mit dem grauen Haarkranz und der großen Brille behandelte die Röntgenbilder, als wären es Kunstwerke von unschätzbarem Wert. Sorgfältig und behutsam hängte er eines nach dem anderen auf, wartete geduldig auf die dazugehörige Patientengeschichte, um dann eine detaillierte, langatmige Schilderung des Befundes zu liefern. Immer wieder hob er die Feinheiten und die Details der Aufnahmetechnik hervor. Und wenn eine Aufnahme besonders gelungen war oder er gar Bilder vom neuem Magnetresonanztomographen zeigen durfte, geriet der kleine Mann regelrecht in Ekstase. Dann begannen seine Augen hinter den dicken Brillengläsern zu funkeln, der Drehstuhl drehte sich ausgelassen von links nach rechts, und seine sonst eher träge Stimme überschlug sich vor Begeisterung über die Fortschritte der Medizin. Leider stand er mit dieser Begeisterung alleine. Die Chirurgen hatten kein Interesse an den raffinierten technischen Details, und der Blick für die Ästhetik der Radiologie fehlte ihnen ganz. Sie waren mit einfachen, knappen Antworten zufrieden. Sie wollten Aussagen, die ihnen zum Beispiel die Entscheidung erleichtern konnten, ob ein Patient operiert werden musste oder nicht. Für umständliche Erklärungen der „Fotografien“ hatten sie keine Zeit. In den Augen der Radiologen waren Chirurgen dagegen nichts anderes als grobschlächtige, ungebildete Handwerker, denen das Gefühl für die wesentlichen und wichtigen Inhalte der Medizin fehlte. Allerdings war die Meinung über den Kollegen aus der radiologischen Abteilung ebenso wenig schmeichelhaft, bis auf Jenna. Doch selbst die längste Röntgenvisite hatte irgendwann ein Ende. Der Radiologe war fertig und befreite die Chirurgen von dieser lästigen, ungeliebten Pflichtveranstaltung. Erschöpft erhob sich Zorayas, er hatte das Gefühl als hätte er Bleikugeln an den Beinen gebunden. „Endlich vorbei.“, sprach Zorayas überglücklich mit müder Stimme zu Sirius, der neben ihm gesessen hatte. „Ach“, erwiderte Sirius, „, so schlimm war das nicht. Der MR-Befund vom Knie des Fußballspielers war doch sehr interessant.“ Zorayas zuckte zusammen. „Findest du?“, fragte der weißhaarige und strich sich durch sein weißes Haar. „Ich kann mich nicht daran erinnern, dass überhaupt ein Befund erhoben wurde.“, sagte Zorayas und Sirius lächelte: „Doch, da war eine leichte Signalerhebung im Bereich des rechten Meniskus- Vorderhorns und...“ Zorayas seufzte und unterbrach den begeisterten Arzt bevor Sirius weit ausholen konnte: „Schön und gut.“ Jeder Pjler musste vier Monate in der inneren Medizin, vier Monate in der Chirurgie und vier Monate in der Fachrichtung seiner Wahl arbeiten, bevor er die letzte Prüfung, das dritte Staatsexamen ablegen konnte. Zorayas wusste, dass Sirius sich für die Radiologie und Psychiatrie entschieden hatte. Daher auch die Begeisterung für den Bilderreigen. Natürlich verteidigte Sirius auch sein Wahlfach, und sicherlich wusste er mehr über alle Untersuchungsmethoden, als Zorayas jemals wissen würde. Aber unter keinen Umständen konnte Zorayas noch mehr radiologische Details ertragen, nicht jetzt, nicht so kurz nach der Röntgenvisite. „Es wird Zeit, dass ich nach Hause komme.“, dachte Zorayas, und trat in die Notaufnahme. Er verabschiedete sich von den entgegen kommenden Ärzten und schritt Richtung Umkleidekabine, wo er sich schnell umzog. Dann verließ er das Krankenhaus und fuhr in seinen wohl verdienten Feierabend.

 

Zayn grummelte, er drehte sich hin und her und versuchte verzweifelt Schlaf zu finden. Hätte Zorayas ihm nicht noch ein Schlafmittel geben können? Er stöhnte genervt auf, sah zu dem schiebbaren Tischchen neben seinem Bett und schnappte sich sein Lieblingsbuch. Eine Liebesgeschichte über zwei Männer, die sich aus dem Nichts kennen gelernt hatten, eine enge Freundschaft bildeten und unzertrennlich wurden. Das Ende der Geschichte zerriss Zayn jedes Mal das Herz, trotzdem las er es immer wieder. Es half ihn sich abzulenken, auch wenn es nicht viel war. Als er anfing zu lesen dachte er wieder an Zorayas. Würde sich sein Arzt wirklich an das Versprechen halten und morgen wieder hier sein? Er fürchtete sich vor den anderen Ärzten. Sie waren ihm alle unsympathisch und Zayn wusste, dass einer von ihnen ihn früher oder später zwangseinweisen lassen würde. Er zog die Decke über seinen Kopf und begann zu zittern. Er hoffte von ganzen Herzen, dass Zorayas dies nie zulassen würde. Klar, der Herr war nur sein Arzt, doch Zayn hatte zu ihm eine Art Vertrauen, die er sonst bei niemanden hatte. Er fühlte sich sicher und ernst genommen. Er war sich sicher, dass sein Arzt dies nie zulassen würde. Oder vielleicht doch? Der Gedanke Zorayas vor sich stehen zu sehen, der Zayn sanft versuchte zu erklären, dass er ihn abgeben würde und er das Formular zu Zayns eigenen besten unterschreiben sollte, ließ Zayn erschaudern. Er biss sich auf die Lippen, als er ins Krankenhaus kam, hatte sein Bruder gelogen um dies zu verhindern. Zayn hatte mitgespielt, doch sein Arzt war bestimmt nicht dumm. Er wusste bestimmt, dass dies gelogen war, doch er hatte nichts dazu geäußert, sondern sich um Zayns Gesundheit zuerst gekümmert und ihn operiert. Das schlechte Gewissen plagte den jungen Mann, die Angst in eine psychiatrische Anstalt zu kommen zerfraß ihn. Er wollte das nicht, er wollte einfach nur nach Hause, wieso waren alle nur so grausam zu ihm und warum hing er hier an einem seidenen Faden. Er wusste er musste sich den Ärzten fügen, besonders heute, wo er so starke Schmerzen hatte und sein Bruder der Operation zustimmte. Wenn es nach Zayn ginge, hätte er einfach verrecken können. Er hätte sich sogar gefreut und gejubelt. Doch dieser Wunsch blieb ihm verwehrt und er lag nun hier und wendete das Buch hin und her. Dann öffnete er das Buch und fing an zu lesen. Schlafen konnte er so oder so nicht, das einzige wovor er sich in Acht nehmen musste, waren die Nachtschwestern. Sonst konnte er in Ruhe lesen, bis Zorayas morgen früh wieder bei ihm war.

 

Zayn saß im Bett und zitterte, was hatte er nur getan, er kratzte sich den linken Arm und schluckte schwer. Es schmerzte, es stach, es zog, er wollte, dass es aufhörte. Es tat so stark weh, wie lange musste er diese Schmerzen nur ertragen? Plötzlich ging die Tür auf und Zayn zuckte erschrocken zusammen. Der Patient hob die Decke und versteckte sich hinter dieser. Seine Augen fixierten die geöffnete Tür und der verängstigte junge Mann erblickte einen weißhaarigen Herren, mit grauen Augen, im weißen Kittel. Er war sein Arzt, der ins Zimmer trat und Zayn besorgt ansah. „Guten Morgen.“, grüßte der Doktor freundlich und schritt zu Zayns Bett. Die rote Mappe, die er bei sich getragen hatte, hatte der Zorayas aufgeschlagen und blätterte die Papiere durch. Hinter Zorayas stand ein schwarzhaariger junget Arzt, der Zayn ebenfalls grüßte. Der Patient zitterte und es lief ihm eiskalt den Rücken hinunter. Wusste sein Arzt etwa Bescheid? „Das ist Keylam mein PJ. Wie war die Nacht?“, fragte Zorayas freundlich und sah zu Zayn, dem plötzlich die Tränen kamen, er neigte die Decke langsam und sah zu Boden. „Ich habe Schmerzen.“, nuschelte Zayn und umklammerte fest die Decke. Aufmerksam sah der weißhaarige seinen Patienten an, schritt zu Zayn, Keylam trat ebenfalls zum Bett und sah mit Zorayas besorgt auf Zayn. „Wo hast du genau Schmerzen?“, fragte der Arzt sanft und Zayn sah auf. Dicke Tränen kullerten aus seinen Augen und Zorayas tat der Anblick dieses Mannes leid. „Am Arm.“, antwortete Zayn leise mit zittriger Stimme und zuckte kurz zusammen, als Keylam sich vorbeugte um den Ärmel hochzukrempeln. „Darf ich?“, fragte der junge Arzt sanft und der schwarzhaarige schüttelte schnell den Kopf, zog seine Hand schnell zurück und versteckte diese unter der Decke. Immer mehr Tränen kullerten aus Zayns Augen und er versteckte sein Gesicht unter der Decke schnell, damit Zorayas ihn nicht weinen sehen konnte. Zorayas seufzte, schritt zum Desinfektionsgerät, dass an der Wand hing, rieb sich seine Hände mit Desinfektionsmittel ein und zog sich Handschuhe an. „Wenn ich dir helfen soll Zayn, muss ich wissen was los ist und es mir anschauen.“, sprach Zorayas und sah zu Keylam, der wieder zu Zayn ans Bett trat. „Ich bin ganz vorsichtig.“, sagte Keylam ein und sah zu Zayn, der unsicher unter der Decke hervor sah. „Es geht schon.“, sprach Zayn mit rauer Stimme, neigte die Decke, hielt sich den Arm und wich Zorayas Blick aus, der voller Sorge war. „Mir geht es gut.“, legte Zayn ein und schluckte schwer. Erneut kullerten Tränen aus Zayns Augen und Zorayas nahm gegenüber von Zayn, auf Zayns Bett Platz und sah den jungen Mann an, der seinen Kopf wieder geneigt hatte. „Lass mich dir doch bitte helfen Zayn. Du brauchst auch keine Angst zu haben.“, sprach der Arzt sanft und der junge Herr sah auf. Eine Weile sah er Zorayas an. Als dem jungen Mann wieder die Tränen kamen, sah er schnell erneut zu Boden. „Geh bitte raus, Keylam.“, sprach Zorayas und Keylam nickte und ging besorgt aus dem Zimmer. Als die Tür sich schloss fragte Zorayas sanft: „Sind es Schnittwunden?“ Auf seine Frage fing Zayn an stark zu zittern. Er hatte eindeutig Angst und dies bestätigte die Aussage der Krankenschwester von vorhin. „Also ja“, sagte Zorayas sanft und schluckte. Tausend Gedanken schossen dem Mediziner durch den Kopf. „, wenn es wirklich Schnittwunden sind, Zayn, muss ich schauen wie tief diese sind. Wenn du die nicht behandeln lässt, läufst du Gefahr eine Sepsis zu bekommen.“ Zayn schluckte, um ehrlich zu sein, wäre es ihm Recht. Er hatte nichts dagegen zu sterben. Er wünschte es sich. Er wollte nicht mehr hier sein. Zorayas Stimme unterbrach die Gedanken des jungen Mannes: „Bitte Zayn. Lass mich deinen Arm untersuchen und behandeln.“ Zayn schluckte er rutschte wie von selbst zum Bettrand und krempelte langsam seinen Ärmel hoch. Die Stimmen in seinem Kopf schrien „Nein“, doch es kümmerte ihn nicht. Er hatte ein Gefühl der Sicherheit. Er zuckte zusammen, als der Stoff vertrocknetes Blut wegriss und schloss seine Augen schmerzhaft. „Was hast du getan Zayn?“, konnte er Zorayas Stimme hören, die schockiert klang.  Zayn schämte sich so sehr, er traute sich nicht mal mehr seinem Arzt in die Augen zu sehen. „Die müssen gereinigt und genäht werden.“, sprach die ernste Stimme von Zorayas, der den Arm aufmerksam untersuchte. Zayn zuckte zusammen, hatte Zorayas gerade „genäht werden“ gesagt? Blitzschnell zog der Patient den Arm zurück, krempelte schnell den Ärmel runter und verzog dabei das Gesicht vor Schmerz als der Stoff an die Wunden rieb. „Bitte Zayn. Ich will dir wirklich nicht weh tun. Du kannst mir voll und ganz vertrauen.“, sagte Zorayas und Zayn schluckte, sah seinem Arzt in die grauen Augen und merkte wie sein schneller Puls sich langsam beruhigte. Er wusste er konnte Zorayas vertrauen, er würde Zayn nie weh tun.

Kapitel.3.

Vorsichtig und mit schnellen Bewegungen nähte Zorayas Zayns Wunden zu. Der junge Patient seufzte als er Zorayas dabei beobachtete und der Nadel zu sah, wie diese in seine Haut eindrang. Aufmerksam sah Keylam seinen Mentor zu und langsam bildeten sich blaue Kügelchen. Zayn merkte, wie ihm langsam das Abendessen hochkam. Medizin war eindeutig nichts für ihn. Er würde nie eine Nadel oder gar ein Skalpell auf wen anderen benutzen, er konnte nicht verstehen wie Keylam sich sowas ansehen konnte. Für sowas hätte der junge Mann viel zu viel Angst die andere Person zu verletzen. Der schwarz haarige erinnerte sich an seinen aller ersten Krankenhausaufenthalt. Er war erst elf Jahre alt gewesen, als man ihm die Mandeln raus operiert hatte. Er war jetzt 21, vor gut 10 Jahren hatte sich bestimmt vieles in der Medizin geändert. Trotzdem dachte Zayn auch an das Herz der Menschen. sein Arzt damals war so grob zu ihm gewesen, jedes Mal, wenn er Zayns Verband wechseln musste, hatte er seine schlechte Laune an Zayn ausgelassen. Er hatte den Verband einfach so weggerissen und dabei jedes Mal die Nacht beschädigt. Schmerzen hatten ihn geplagt, doch das medizinische Personal hatte sich einen Dreck um ihn geschert. Ihnen war sogar egal, wenn er das Essen nicht gegessen hatte, oder sich im Bad selbstverletzt hatte. Der junge Mann hatte sich gefühlt wie ein Boxsack, der immer wieder gehauen wurde und dann achtlos in eine Ecke geworfen wurde, doch sein jetziger Arzt war anders. Er sorgte sich um Zayn, schaffte es jedes Mal Zayn zu beruhigen ohne jegliche Beruhigungsmittel anwenden zu müssen und dies schätze Zayn sehr. Er hatte sich noch nie so ernst genommen gefühlt. Er fühlte sich schlecht Zorayas Arbeit gemacht zu haben, eigentlich sollte Zorayas PJ die Wunde zu nähen, doch Zayn wollte dies nicht. Die Schuldgefühle überfluteten den schwarz haarigen, sodass der junge Herr schnell seinen Kopf neigte und mit aller Kraft versuchte seine Tränen zurück zu halten. Sein Arzt konnte anderen Menschen in der Zeit helfen, Leben retten, doch stattdessen saßen er und Keylam vor Zayn und nähten Zayns Schnittwunden. So sanft, dass Zayn nicht einmal das ziehen vom Faden gespürt hatte, als Zorayas die Knoten gemacht hatte.

 

So einen Umgang hatte Zayn nicht verdient. Er sah auf und schluckte schwer. Keylam war gerade dabei Kompressen und Pflaster auf die genähten Stellen zu tun, da konnte es Zayn nicht länger aushalten. Sein Magen rebellierte immer stärker und er hielt sich schnell die unverletzte Hand vor dem Mund. Zorayas zuckte zusammen bei Zayns Mimik, stand schnell auf, öffnete schnell den Schrank hinter sich und reichte Zayn schnell eine Nierenschale. Schnell beugte sich der Patient über die Schale und übergab sich. Sein Körper zitterte stark und der junge Herr übergab sich ein weiteres Mal. „Du Armer.“, sprach Zorayas mitfühlend und streichelte Zayn beruhigend den Rücken. Ein weiteres Mal übergab sich der junge Mann und Keylam reichte Zorayas eine neue Nierenschale, bevor Zayn sich übergab. Der gesamte Körper von Zayn zitterte und der Patient tränte. „Tut mir leid.“, flüsterte Zayn mit geschwächter Stimme und sah erst abwechselnd von Keylam zu Zorayas und dann zu Boden. Zorayas seufzte, streichelte Zayn nochmals sanft den Rücken und bat Zayn tief durch die Nase ein und durch den Mund auszuatmen. Der Patient tat wie gesagt und merkte wie sich sein Magen langsam beruhigte, und Keylam reichte Zayn ein Glas Wasser. „Hier trink etwas.“, sprach der PJ sanft und Zayn nahm zittrig dankend das Glas an. „Das ist alles eigentlich nur deine Schuld“, zischte Zayn und sah sauer zu Zorayas. „Immerhin hast du mich ja gezwungen etwas zu essen.“, sagte Zayn wütend und versuchte seinen schnellen Atem zu beruhigen. Der Mediziner sah seinen Patienten eine Weile an und Zayn tat es fast schon leid, so einen Schroffen Ton gehabt zu haben. Der schwarz haarige neigte seinen Kopf und nuschelte: „Verzeihung. Ich habe es nicht so gemeint.“ Zorayas lächelte warm, und sah zu Keylam, der nickte und seine Stablampe aus der Kitteltasche nahm, sowie ein dünnes Holzstäbchen raus holte aus der kleinen Schublade des Kastens. Zayn grummelte und der PJ sagte sanft: „Mach dir keinen Kopf, Zayn. Ich und Zorayas haben schlimmeres erlebt, glaub mir. Darf ich nur mal kurz in deinem Mund schauen?“ Der Patient nickte öffnete seinen Mund weit und streckte seine Zunge raus. Diese drückte Keylam mit dem Stäbchen etwas nach unten und leuchtete in Zayns Mund. Am liebsten würde Zayn sich nochmal übergeben. Er hasste diese Untersuchungen, doch ohne Widerspruch gab er sich dieser hin, hielt es tapfer aus und schielte zu Zorayas, der aufmerksam beobachtete was sein junger Schützling machte. Aufmerksam sah dieser sich Zayns Rachen an, dann zog er das Stäbchen zurück und Zayn schloss seinen Mund erleichtert wieder. „Wie oft übergibst du dich am Tag?“, fragte Keylam und steckte die Stablampe in seinen Kittel. Zayn schluckte. Sollte er die Wahrheit sagen? Verunsichert sah er von Zorayas zu Keylam und Zorayas nickte sanft Zayn zu, um ihn mit zu geben, zu sprechen. „Immer nachdem ich gegessen habe.“, sprach Zayn leise und kratzte sich am Oberarm nervös. Der junge Arzt nickte, und Zorayas nahm sanft Zayns Hände und streichelt beruhigend Zayns Handrücken. „Das würde auch erklären, warum dein Hals so Wund ist.“, sprach Zorayas besorgt und seufzte. Er warf einen kurzen Blick in die Nierenschale und Zayn schluckte. Würde Zorayas ihn doch der Psychiatrie überlassen? Allein der Gedanke daran ließ Zayn erschaudern. Er biss sich auf die Lippen und sah den weißhaarigen an, der seinen Blick wieder auf Zayn richtete, die Nierenschale entsorgt und sich die Handschuhe auszog. „Was passiert jetzt mit mir?“, fragte Zayn verängstigt und krallt sich an die Liege. Er wollte nicht weg, er wollte hier bleiben bei Zorayas. Der Arzt, der Zayn aufmerksam beobachtete und die Nervosität seines Patienten mitbekam, lächelte warm und antwortete beruhigend: „Zuerst bringen wir dich zurück auf dein Zimmer. Dann hängt dich Keylam am Tropf an, denn du brauchst Flüssigkeit. Vielleicht schaffst du es auch etwas zu schlafen. Dann sehen wir morgen früh wieder.“ Langsam nickte Zayn bei Zorayas Worten. Keine Klapse? Oder hatte sich Zayn nur verhört? Er ließ seinen Blick nicht von Zorayas, der in Zayns Mappe paar Sachen schrieb und Keylam, der den Rollstuhl zu Zayn hinschob und Zayn in diesen vorsichtig rein half. Zayn schluckte, als Zorayas ihn aus dem Behandlungsraum schob mit Keylam. Er musste sich verhört haben, da war er sich sicher. Ängstlich krallt sich Zayn in den Rollstuhl, doch sein Arzt schob Zayn tatsächlich nur in Zayns Zimmer. Als er die Tür des Zimmers hinter sich und Zayn schloss, schob Keylam Zayn zum Bett, dann legte er seine Arme wieder um Zayn. Ängstlich klammerte sich Zayn an Zorayas PJ und ließ sich ins Bett helfen. Die gewohnten weißen Wände des Zimmers, die roten Fensterrahmen, der kastanienbraune Tisch vor Zayns Bett etwas entfernt, sowie die nussbraunen Schränke kamen ihn vertraut vor. Er war tatsächlich in seinem Zimmer in der Chirurgie. „Danke.“, sprach Zayn leise und deckte sich zu, während Zorayas zu seinem Patienten trat, während Keylam Zayn an die Infusion anhängt und den Tropffluss einstellte. „Keine Ursache, Kleiner. Versuch dich etwas zu erholen. Ich weiß es ist schwer, doch du brauchst deinen Schlaf.“, sprach Zorayas sanft und sah zu Zayn, der langsam nickte und sich ordentlich zu deckte. Hinter der weißen Decke sah er zu Zorayas und sagte mit leiser Stimme: „Was ist mit dir? Du brauchst doch auch deinen Schlaf und Keylam auch.“ Der Arzt schmunzelte, es war süß wie Zayn sich auch um ihn sorgte, er sah seinen Patienten an, und dann zu seinem PJ, der von der Infusion abließ und Zorayas sprach: „Ich und Keylam haben heute Nachtschicht. Wir hatten schon unseren Schlaf.“ Der Arzt zwinkerte Zayn zu und der junge Patient wurde auf einen Schlag rot und versteckte blitzschnell sein rotes Gesicht unter der Decke. „Schlaf gut, Zayn. Wir sehen uns morgen früh zur Morgenvisite.“, könnte der schwarzhaarige Keylams Stimme hören und er sah unter der Decke schnell hervor. Sein Arzt schritt mit Keylam zur Tür und Zayn rief schnell ihm ebenfalls eine Gute Nacht zu. Wie gern hätte er Zorayas hier gehabt, seine Anwesenheit beruhigte ihn, selbst zusammen mit Zorayas PJ und Zayn legte traurig seinen Kopf auf das Kopfkissen, schloss seine Augen und versuchte angestrengt etwas zu schlafen. Morgen würde er Zorayas wieder sehen. Er lächelte als er an seinen Arzt dachte, schloss seine Augen und zum ersten Mal in seinem Leben fand der junge Mann etwas Schlaf.

Kapitel.4.

Erschrocken riss Zayn seine Augen auf. Wie ein Blitz richtete er sich auf und sah sich ängstlich im Zimmer um. Die Sonne ging gerade auf und schenkte ihr Licht über die Welt, als Zayn seine Hand auf sein Herz legte und versuchte tief ein und auszuatmen. Er schloss seine Augen und konzentrierte sich ganz auf seine Atmung. Der stechende Geruch von Desinfektionsmittel stach Zayn in die Nase, eilende Schritte waren in den Gängen zu hören, Stimmen von Ärzten, die sich etwas zu riefen. Wie spät war es denn, dass jetzt schon so ein Trubel los ging? Vorsicht stand Zayn auf, er nahm die bereit gestellten Krücken, stützte sich an diesen ab und stand auf. Der junge Herr wusste, er durfte noch nicht aufstehen, doch er wollte unbedingt frische Luft schnappen gehen und diese Schönheit des Sonnenaufgangs genießen. Bald würden eine Schwester und ein Arzt zu ihm kommen bestimmt wegen der Morgenvisite. Insgeheim hoffte Zayn, dass es Zorayas sein würde, der die Morgenvisite machte, doch sein Bauchgefühl sagte Zayn, dass es nicht sein Arzt heute sein wird. Der Gedanke daran ließ Zayn erschaudern. Die Erinnerungen von grobem Umgang, schimpfenden Schwestern, die Zayns Panikattacken nicht ernst nahmen, sowie ein Arzt der Zayn weh tun würde, wenn dieser ihm die Medikamente spritzen würde, ließen Zayns Atem schneller werden. Er legte seine eine Hand schützend auf den Zugang und bedeckte diesen. Er würde keinen anderen Arzt an sich rann lassen, niemals. Selbst wenn es der ärztliche Direktor persönlich wäre, würde er sich nie von einem anderen Arzt untersuchen lassen. Zayns Blick wanderte auf sein Handy, dass auf den kleinen weißen Tischchen neben Zayns Bett lag. Schnell nahm er dieses an sich und blickte auf das Display um die Uhrzeit zu erfahren. Es war gerade erst sieben Uhr morgens. Er hatte noch fünfzehn Minuten Zeit den Sonnenaufgang zu genießen, bevor er sich der Visite stellen musste. Sein Herz hämmerte heftig gegen seine Brust und Zayn schluckte schwer. Die Angst und Panik zerfraßen den jungen Mann. Wenn es ihm jetzt schon so erging wie sollte er nur die Visite durchstehen? Schnell entsperrte Zayn sein Handy, ließ sich wieder ins Bett fallen und klickte auf den Kontaktbutton. Dort scrollt er runter bis er den Kontakt „Nervtötender Bastard“ fand.

 

Schnell atmend rief er diesen Kontakt an und es dauerte nicht lange bis Zayn die besorgte Stimme seines älteren Bruders hörte: „Bruder, alles ok?“ Der schnelle Atem von Zayn war hörbar und Zayla rief besorgt: „Haben die dir etwas angetan?! Was ist los Zayn?“ Der schwarz haarige schluckte schwer, dann begann der Patient mit schwacher Stimme zu flüstern. „Zayla, ich habe Angst. Ich habe Angst vor der Visite.“ Im Hintergrund konnte Zayn hören wie Teller aufeinandergestapelt wurden. Stimmen drängten zu Zayn vor, lachende Stimmen. Hatte er gerade etwa Zayla bei der Arbeit gestört? Sein Bruder arbeitete als Kellner, wenn Zayla nun wegen Zayn Probleme mit seinem Chef bekommen würde, er würde sich das nie verzeihen. „Mach dir keine Sorgen, Brüderchen. Ich bin mir sicher, dass Zorayas die Morgenvisite machen wird. Vor Zorayas hast du ja nicht so Angst, was ich gemerkt habe.“, konnte der Jüngere die Stimme seines Bruders hören und Zayn schluckte schwer. Wenn sein Bruder das sagte, musste es wohl so sein. Sein Bruder hatte sich nie geirrt und allein Zaylas Stimme zu hören beruhigte Zayn etwas. „Du, Kleiner. Ich muss jetzt los, sonst bekomme ich Probleme mit meinem Chef. Ich ruf dich an, sobald ich Pause habe und mach dir keine Sorgen. Ich bin mir sicher es wird gut gehen.“, sprach Zayla und als Zayn zustimmte und merkte wie sein schneller Atem langsam wieder ruhiger wurde, verabschiedete er sich von Zayla und lag auf. 7:13 zeigte die Uhr an und Zayn merkte wie sein Arm anfing zu jucken. Er kratzte sich diesen nervös, wo sich der Zugang befand, deckte sich zu und schluckte schwer. Zayn hatte nicht einmal genug Zeit gehabt seine Gedanken zu ordnen, als er ein Klopfen an seiner Tür vernahm. Zayns Blick wanderte zur Tür und er zog die Decke über den Kopf schnell, als diese sich öffnete und ein Arzt hineintrat. Zayn schluckte Als er hervor sah und den Arzt erblickt, der nicht Zorayas war, sondern ein braunhaariger Herr.

 

„Guten Morgen. Ich bin Dr. Thomas Hammerfaust. Aber das weißt Du bestimmt schon.“, grüßte der Arzt leicht genervt und trat zu Zayn ins Zimmer. Ihm folgte ein junger blondhaariger Herr, der laut seiner Kleidung ein Krankenpfleger sein musste. Sein schmales Gesicht zeigte ein Lächeln, doch Zayn traute dem nicht. Der Patient zitterte am gesamten Körper und versteckte sich mehr unter der Decke. Er wollte nicht von diesem Arzt untersucht werden. Wieso musste es ausgerechnet Thomas sein? „Lass es hinter uns bringen.“, sprach Thomas und ging zum Desinfektionsgerät, desinfiziert seine Hände, zog sich Handschuhe an und zog die Decke von Zayn weg. Der junge Mann hatte Mühe die Decke fest zu halten. Er war sowieso schon geschwächt, da er noch kein Frühstück erhalten hatte. Die Decke schwang zur Seite und Zayn packte blitzschnell seinen eigenen Arm mit dem Zugang und bedeckte diesen. Niemals würde er zulassen, dass dieser Mistkerl ihn untersuchte, er, der mit Beamten des Sicherheitsdienstes rein gestürmt wäre und weiß Gott was getan hätte, wenn Dr. Schattenschwert nicht zuerst hier gewesen wäre. „Gib mir bitte deinen Arm. Ich muss den Zugang wechseln und dir Blut abnehmen.“, sprach Thomas ernst und sah zu Zayn, der ängstlich verneinend seinen Kopf schüttelte. Thomas, der seine Augen zusammen kniff vor Ärger, verschränkte seine Arme und zischte genervt: „Wir können es entweder auf die sanfte Tour oder harte Tour machen. Was ist dir lieber hm?“ Die blauen Augen von Thomas sprühten Funken und schienen Zayn förmlich zu durchbohren. Schnell neigte der schwarzhaarige seinen Kopf, er zitterte am gesamten Körper und versuchte sich ganz klein zu machen. Er wollte das nicht. Wieso musste es Thomas sein? Zayn schnappte schnell nach Luft und biss die Zähne zusammen, er kämpfte mit sich selbst um seine Tränen zurück zu halten. Thomas der wenig beeindruckt davon schien, sah zu seinem Pfleger und nickte zu Zayn. Der Krankenpfleger nickte, Schritt zu Zayn und packte Zayns Arm. „Nein!“, schrie Zayn und versuchte sich los zu reißen, er versuchte den Pfleger zu treten, doch er war zu schwach und spürte einen stechenden Schmerz in seiner Hüfte, als er versuchte zu einem Tritt auszuholen. Tränen überkamen Zayn und der junge Herr spürte wie ihm die Luft wegblieb als er zu Thomas sah, der die Spritze zur Blutabnahme auspackte sowie einen neuen Zugang. „Halt einfach still und es ist schnell vorbei.“, sprach Thomas grummelnd und setze die Spritze an Zayns Haut an. Der Patient schrie aus voller Kehle und zog mit aller Kraft seinen Arm zurück. Der Griff des Pflegers löste sich, doch dieser packte Zayns Arms wieder, drückte Zayn mit seiner anderen Hand ins Bett und hielt Thomas Zayns Arm hin, damit dieser fortfahren konnte. Ein stechender Schmerz schoss durch Zayns Körper, wie Blitze, hatte sich die Naht etwa gelöst? Der schwarz haarige keuchte vor Anstrengungen und Schmerz. Er war nicht stark genug um sich wehren zu können. Der Pfleger hatte Zayn komplett unter Kontrolle, Tränen kullerten aus Zayns Augen und er begann zu flehen, dass sie ihn loslassen sollten, da er starke Schmerzen hatte, doch das medizinische Personal hörten nicht.

 

Der Patient zitterte, er konnte nichts tun. Gar nichts. Er war ihnen quasi ausgesetzt. Gerade als Thomas die Spritze wieder ansetzen wollte schwang die Zimmertür auf und Zayn erkannte eine ihm bekannte Stimme: „Thomas was soll das werden?! Lasst meinen Patienten los! SOFORT!“ Das Wort sofort schrie der Mann und Thomas der zusammenzuckte und die Spritze fallen ließ wich zurück und zischte genervt. Der Pfleger ließ Zayn los, der vor Schmerzen leise wimmert und seine Augen fest zusammenkniff. Der Patient konnte Schritte vernehmen und vorsichtig öffnete Zayn seine Augen. Vor Zayns Bett etwas entfernt neben der Tür stand ein weißhaariger junger Mann mit einem Schwarzhaarigen, der zischte. „Ihr seid Ärzte! So benimmt man sich nicht!“, rief der schwarzhaarige, der wütend zu dem Pfleger schritt. Es war Keylam Zorayas PJ. Zayn atmete erleichtert aus, als er Keylam sah. Er wusste, wo Keylam war, war auch Zorayas. Als er zu den weißhaarigen blickte zuckte er zusammen, als er seinen Arzt Zorayas erblickte. Die grauen Augen des Arztes sprühten Funken. Zayn konnte nicht anders als vor Erleichterung seinen Tränen freien Lauf zu lassen. Wut stand Zorayas ins Gesicht geschrieben, er Schritt zu Thomas, packte den Arzt am Kragen und sprach mit bebender Stimme: „Fass meinen Patienten nie wieder an hast du verstanden?! Verschwinde, sonst sorge ich dafür, dass du es bereuen wirst!“ Thomas grinste er wollte gerade antworten, doch Zorayas hob seine Hand zeigte auf die Tür und rief mit lauter vor Zorn erfüllter Stimme: „Verschwinde aus dem Zimmer! Sofort!“ Thomas lachte, Schritt zur Tür ohne ein Wort zu sagen, sondern lachte einfach weiter. Sein Pfleger wurde von Keylam grob rausgeschoben und dieser folgte Thomas stillschweigend.  Zorayas, der seinen Kopf schüttelte zischte genervt: „Unfassbar.“ Dann schritt der Arzt zu Zayn. Der Blick des jungen Arztes war voller Sorge, während Keylam die Tür schloss.  „Alles ist gut. Tut mir leid, ich bin zu spät gekommen, sonst wäre Thomas nicht bei dir gewesen. Haben sie dir weh getan?“, sprach Zorayas besorgt und sanft streichelte Zorayas, Zayn eine Strähne zurück und sah in Zayns verweintes Gesicht, der Patient richtete sich vorsichtig auf, klammerte sich verängstigt an Zorayas Arm und umarmte diesen so fest er konnte. Tränen flossen Zayns Wangen entlang und der Patient begann erneut stark zu weinen.

 

Es dauerte eine Weile um Zayn zu beruhigen. Es war wie ein endloser Kampf und der Arzt sowie sein PJ seufzten während beide überlegten, was sie machen konnte um Zayn zu helfen. Der schwarzhaarige zitterte, atmete schnell und klammerte sich weiter verängstigt an Zorayas rechten Arm, als hätte er Angst, dass der weißhaarige Arzt gehen würde. „Es ist alles gut, Zayn. Du bist in Sicherheit. Es tut mir leid, was passiert ist.“, sprach Zorayas mit sanfter Stimme und streichelt sanft Zayn durchs Haar um ihn zu beruhigen, dann nickte er zu Zayn und sah zu Keylam, der vorsichtig zu Zayn ging unter Zayns Hemd fuhr und ihn am Rücken zuerst abhörte. Der Patient schnieft, doch Zorayas sein Streicheln beruhigte Zayn tatsächlich, da Keylam, Zorayas das Zeichen gab, dass Zayn langsam runterkam und sich beruhigte. Sanft setzte Keylam Zayn, der kurz zusammenzuckte, den Atemschlauch auf, damit Zayn besser Luft bekam und blickte besorgt auf den jungen Patienten. Erstaunt sah der junge Mann zu Zorayas, da er sich nun endgültig beruhigt hatte. Der Arzt lächelte aufmunternd und streichelte Zayn sanft weiter durchs Haar. Der Schwarzhaarige hatte aufgehört zu zittern, sein schneller Atem beruhigte sich langsam ebenfalls, als der junge Herr seinem Arzt in die grauen Augen blickte spürte er wie sein schneller Atem Langsam ruhiger wurde. „Mein Arm tut weh...“, nuschelte Zayn leise und begann wieder zu zittern. Seinen Kopf hatte Zayn geneigt. Sein Arzt hörte auf Zayn zu streicheln, löste sich sanft von Zayn. Er sah seinen Patienten an, der seinen eigenen Arm hielt und nicht aufsah. Der Zugang war weggerissen worden und lag achtlos am Boden und Keylam hob vorsichtig den Zugang auf und schüttelte seinen Kopf. Wut überkam Zorayas, als er den Zugang sah, der vorhin neben Zayns Bett lag. Anscheinend hatten Thomas und sein Pfleger Rafael diesen rausgerissen, als sie versucht hatten Zayns Arm fest zu halten. Den Arm schmückt nun eine tiefe blutende Wunde, da die Vene verletzt wurde. Der weißhaarige zischte, als er wieder an Thomas dachte. Er ließ Zayn sanft los, erhob sich desinfizierte seine Hände, zog sich Handschuhe an und sah zu Zayn. Dieser lag verängstigt zusammen gekauert im Bett und hielt sich instinktiv die Armbeuge. Sanft versuchte Keylam auf Zayn einzureden, damit er seinen Arm wegnahm von der verwundeten Armbeuge und schien Erfolg zu haben. Schnell holte Zorayas einen verpackten Tupfer aus seiner Kitteltasche, schritt zu Zayn und desinfizierte sanft die Stelle. Sein Patient zuckte zusammen und schloss seine Augen, Keylam versuchte Zayn beruhigend zu reden und Zorayas tat es leid, dass Zayn wegen Thomas zu leiden hatte. Der besorgte Blick des Arztes blieb auf Zayns Haut, wo sich ein dunkel violettes Hämatom dabei war abzubilden. Wenn Zayn eine Phlebitis bekommen würde dadurch. Zorayas würde Himmel und Erde daransetzen, dass Thomas nicht nur leiden würde, sondern auch entlassen werden würde und in keinem anderen Krankenhaus genommen werden würde. Er hoffte sehr, dass der Pfleger Zayn nicht mit schmutzigen Händen oder schmutzigen Handschuhen angefasst hatte, sonst würde sich seine Befürchtung bestätigen. Auch wenn dies ziemlich absurd klang. Thomas und Rafael müssten auf sowas doch mindestens geachtet haben. Tränen füllten Zayns Augen erneut, die der schwarzhaarige Arzt sanft wegwischte und der Patient neigte seinen Kopf während der weißhaarige Arzt Zayns Arm verarztete. Zayn würde die Menschen nie verstehen, wieso sie alle so waren. Die Unwissenheit über diese Sache und viele anderen Sachen zerstörten Zayn, er fragte sich oft wieso er in dieser grausamen Welt voller Verrat, Betrug, Grausamkeiten und Idiotismus leben musste. Wem kümmerte es schon, wenn er sich das Leben nehmen würde? Zayn biss sich auf die Lippen. Er sah hoch in Zorayas grau Augen, der Arzt war gerade dabei eine neue Kanüle auszupacken, nahm sanft Zayns anderen Arm desinfizierte diesen, suchte eine Vene und führte diesen in Zayns unverletzten Arm ein. Erneut zuckte Zayn kurz zusammen, doch es war halb so schlimm wie der Schmerz auf der verletzen Hand. „Danke.“, sprach Zayn flüsternd und sah zu den beiden Arzte und dann blickte er auf seinen verbundenen Arm. Schnell wischte sich Zayn die Tränen weg, doch es bildeten sich sofort wieder neue. „Es wird alles wieder gut. Niemand wird dir sowas mehr antun.“, sagte Keylam sanft und sah besorgt zu Zayn. Mitfühlend sah Zorayas zu seinem Patienten, warf Handschuhe, Tupfer und Verpackungen weg und setzt sich gegenüber von Zayn aufs Bett. „Tut mir leid, Kleiner.“, sprach Zorayas sanft und sah Zayn in die Augen, der aufsah und seinen Oberarm kratzte. „Nicht.“, sagte Zorayas sanft und nahm Zayns Hände in seine. Beruhigend streichelte er Zayns Handrücken und dem Patienten lief ein Schauer durch den Rücken. Wieso fühlte er sich sowohl bei Zorayas? „Darf Keylam mal nach der Hüfte sehen? Nicht, dass sich die Naht gelöst hat oder die Hüfte was abbekommen hat. Hast du starke Schmerzen?“, fragte Zorayas und streichelte sanft Zayns Hand weiter. Dieser sah auf und nickte schnell, er hasste es Zorayas und Keylam Arbeit zu machen. Das hatten seine Ärzte nicht verdient. „Tut mir leid.“, sprach Zayn, der seinen Pullover vorsichtig auszog und sich wieder aufs Bett lag und seinen Oberarm über seine Augen legte. Er wollte zum einen nicht, dass Zorayas ihn weinen sah und zum anderen wollte er seinen eigenen Blick vor den Narben die seinen ganzen Körper schmückten, abwenden. Er konnte hören. Wie einer seiner Ärzte seine Hände desinfizierte und sich Handschuhe anzog. „Alles wird gut.“, versuchte der Keylam erneut Zayn zu beruhigen und entfernte vorsichtig das Pflaster. Aufmerksam sah Zorayas zu und Zayn biss die Zähne zusammen, als der Kleber an seiner Haut zog. Einen lauter Seufzer konnte Zayn vernehmen, dass anscheinend nichts Gutes verhieß. Vorsicht nahm Zayn seinen Arm weg und sah auf sich hinab. Auf seiner Hüfte zeichnete sich eine blutende Wunde. Die Naht war aufgeplatzt und das entfernte Pflaster, welches in einer kleinen Metallschale lag war blutgetränkt. Der Patient schlucke und sah die beiden Mediziner ängstlich an. „Das müssen wir neu nähen und röntgen müssen wir es auch. Ich will ausschließen, dass wieder etwas gebrochen ist.“, sagte Zorayas und sah in Zayns verweintes Gesicht. „Muss ich wieder operiert werden?“, fragte Zayn mit ängstlicher Stimme und biss sich nervös auf die Nägel, Zorayas seufzte, sah auf die Wunde die Keylam sanft säuberte und der weißhaarige sprach: „Das kann ich so leider nicht sagen. Dafür benötige ich die Röntgenaufnahmen.“ Zayn nickte und beobachtete Keylam, der die Wunde mit einem Pflaster versorgte und sein Handy aus der Kitteltasche zog. Aufmerksam beobachtet Zayn ihn, der Schmerz war vergessen. Der schwarzhaarige Arzt wählte eine Nummer, hielt das Handy an sein eigenes Ohr und lächelte Zayn aufmunternd an, während er wartete, dass jemand rann ging.

Kapitel.5.

Zayn schluckte schwer, während er Zorayas nachsah, der aus dem Zimmer ging und wenig später mit einem Rollstuhl wieder kam. Keylam hatte mit den Ärzten aus der Radiologie gesprochen uns einen Röntgentermin sofort bekommen. Es faszinierte Zayn, dass Zorayas und Keylam alles bekamen, wonach sie verlangten selbst dieser komische Arzt namens Hammerfaust war ohne Widerspruch aus dem Zimmer gegangen. Konnte es sein, dass Zorayas eine sehr hohe Position hatte in seinem jungen Alter? Plötzlich schmerzte Zayns Arm wieder, seine Hüfte tat ihm wieder weh und erst jetzt merkte Zayn wie stark die Schmerzen wirklich waren und er vergaß seine Gedanken um Zorayas und dessen PJ, und konzentrierte sich auf den widerlichen Schmerz. Vorsichtig half diesmal Zorayas seinem Patienten aus dem Bett, dieser klammerte sich an Zorayas, als hätte er Angst, dass Zorayas ihn fallen lassen würde und bekam Tränen. Er wollte nicht nochmal operiert werden. Wieso mussten solche Sachen immer nur ihm passieren? Wieso kam Zorayas nur zu spät, dann hätte dies verhindert werden können. Zayn sah kurz zu seinem Arzt auf, der die Sicherung des Rollstuhls löste und Zayn neigte seinen Kopf. Wenn er sich vielleicht nicht so gewährt hätte, hätte er sich und vor allem Zorayas und Keylam diese Arbeit ersparen können. Der Patient biss sich auf die Lippen und fluchte im Inneren, während er nach vorne schnell sah. Langsam schob Keylam den Rollstuhl aus dem Zimmer und Zorayas ging neben Zayn. Im weiß-beigen Gang eilten Schwestern und Ärzte hin und her, manche riefen sich paar Sätze zu, Patient saßen rechts in einer kleinen Ecke auf Stühlen und warteten wohl geduldig auf ihre Untersuchungen. Zayn seufzt und sah vorsichtig zu Zorayas, der mit Keylam sprach, als sie Zayn den Gang entlang an die vielen wartenden Patienten vorbei schoben. Zorayas könnte diesen armen Geschöpfen bestimmt helfen, doch stattdessen kümmerte er sich mal wieder um Zayn. Wenn er ein so hoher Arzt war, konnte Zorayas diesen Menschen ganz bestimmt helfen, da war sich Zayn so sicher wie noch nie. Immerhin hatte Zorayas nicht nur viel Einfluss, was er gesehen hatte, sondern auch das Herz, was vielen Ärzten fehlte. Schuldgefühle überkamen den jungen Mann und er sah zum grauen Linolboden. Zayn hatte so einen guten Arzt und seinen PJ nicht verdient. Wäre er doch nur gesprungen damals und hätte nicht auf Zorayas gehört, würden die anderen Patienten Zorayas Hilfe bestimmt bekommen. „Tut mir leid.“, nuschelte Zayn leise und begann seine eigenen Hände zu kneten. Verwundert sah Zorayas zu dem schwarzhaarigen, der zu Boden sah und anfing zu zittern. „Dir muss doch nichts leidtun, Zayn.“, sprach der Arzt sanft und nahm sanft Zayns Hand in seine. Zayn schluckte schwer, und atmete tief ein und aus, als Keylam mit Zayn vor der Lifttür stehen blieb. Er drückte auf den rot umrandeten silbernen Liftknopf und verschränkt seine Arme. Der Patient sah langsam auf, sein Herz hämmerte vor Nervosität doppelt so schnell und der junge Mann biss sich auf die Lippen. Dann blickte der junge Mann zu seiner Linken. Sein und der Blick des Arztes trafen sich und Zayn merkte wie sein schnelles Herz ruhiger wurde langsam, durch Zorayas Streicheln. Sein Arzt lächelte warm und Zayn schluckte, er hatte Angst und anscheinend schien Zorayas dies zu bemerken. Er wusste genau wie er Zayn zu beruhigen schaffte, er war eindeutig was Besonderes und Zayn dankte nochmal im Stillen, dass er diesen jungen Mann als Arzt zugeteilt bekommen hatte und nicht so jemanden wie Thomas. Der Gedanke an Thomas ließ Zayn erschaudern, was hatte er Dr. Hammerfaust nur getan, dass dieser so grob zu ihm war, oder war dieser Arzt grob zu jedem? Vielleicht hatte Thomas Probleme mit sich selbst und ließ dies an die Patienten aus. Zayn schluckte, als die Lifttüren sich öffneten und Keylam seinen Patienten zusammen mit Zorayas in den Lift schob. Aber zurück zu Thomas. Er verstand einfach nicht das Motiv dahinter. Es konnte alles Mögliche sein. Liebeskummer? Sehnsucht geliebt zu werden? Misserfolge in der Arbeit? Zayn blinzelt, als sich die Lifttüren schlossen. Irgendwie faszinierte ihn Thomas. Wonach strebte dieser Arzt nur? Irgendwann würde Zayn dahinterkommen. Vielleicht wusste ja Zorayas etwas mehr oder Keylam. Der schwarz haarige Patient sah auf zu seinen Ärzten. Zorayas sah auf seine silberne Armbanduhr und biss sich auf die Lippen. Der schwarzhaarige Arzt bemerkte Zayns Blick auf sich und brach die Stille: „Was ist los, Zayn?“ Zayn zuckte zusammen, das war seine Chance. Er musste es unbedingt wissen. „Ist Thomas zu jedem so grob?“, fragte Zayn vorsichtig und wartete gespannt auf die Antwort der Doktoren. Dieser holte tief Luft und sah zu Zorayas, der nickte und sprach: „Ja, ist er. Wir wissen selber nicht warum. Er arbeitet mit Patienten wie als wären sie Ware am Fließband. Selbst die Radiologen scherzen über ihn und meinen, er sei eine Inlandtaipan.“, erklärte Zorayas und schmunzelte. Er selbst fand den Vergleich nicht schlecht. Thomas war ziemlich grob zu den Patienten und ihn tat jeder Patient meistens leid, wenn sie Thomas zugeteilt waren. Doch hier und da zeigte Thomas auch Herz, doch dies war selten. Zayn nickte langsam und sah nachdenklich zu Boden. Das beantwortete seine Fragen allerdings nicht. Sollte er mehr Fragen stellen? Er überlegt kurz sah zu der Stockwerkanzeige auf, die von 5 auf 6 sich änderte. Bei 7 hielt der Lift an und Zayn schluckte. Bald würde sich herausstellen ob er nochmal operiert werden musste oder nicht. Er hoffte von ganzem Herzen, dass er sich eine weitere Operation ersparen könnte. Der junge Herr biss die Zähne zusammen, als diesmal Zorayas Zayn in die Abteilung schob. Hier war es ruhiger als in der Chirurgie und Zayn sah sich neugierig um. Diese Abteilung war kleiner als die Chirurgie. Die grauen Wände und der dunkelgraue Linolenboden passten überhaupt nicht zusammen. Es ließ die Abteilung dunkel erscheinen und machte Zayn etwas Angst. Wieso konnte man ihn nicht Standard röntgen lassen, dann hätte er nicht extra in diese Abteilung gehen müssen. Er verstand aber zum einen auch nicht wieso CT, MRT und das Standard Röntgen getrennt waren. Der Organisator der Abteilung hatte wohl einen Teilbereich vergessen zu inkludieren. Anders konnte es sich Zayn nicht erklären. Als Zorayas ihn die Abteilung zum Pult entlang schob und den Röntgenschein ausfüllte, merkte Zayn wie ihn unwohl wurde. Er fühlte sich nicht sicher und die Angst zeigte sich deutlich. Wenn sie ein MRT machen würden, dass würde Zayn nicht aushalten. Die Vorstellung in dieses enge Gehäuse zu sein ließ Zayn erschaudern und er begann etwas zu zittern. Zum anderen hoffte er auch, dass es nicht Mark sein wird, der diese radiologische Untersuchung durchführt. „Du brauchst keine Angst zu haben, Zayn.“, sprach Keylam sanft und kniete sich runter, sodass er zu Zayn sehen konnte. „Ich bin mir sicher ich und Zorayas sind die ganze Zeit über bei dir.“, sagte Keylam und Zayn nickte langsam. Keylams Worte schienen Zayn etwas zu beruhigen und der Patient dachte wieder an den Radiologen Mark. Er mochte Mark nicht, allein seine Art machte Zayn wütend genug. „Mark kommt gleich, dann können wir das schnell hinter uns bringen und Gewissheit haben.“, riss Zorayas Stimme Zayn aus seinen Gedanken und der Patient sah auf. Der weißhaarige steckte gerade den Röntgenschein ein und Zayn fluchte leise, als er wieder nach vorne sah und nickte. „Geht in Ordnung.“, sagte Zayn, obwohl er am liebsten geschrien hätte „bitte nicht“, doch dann dachte er wie viel Zorayas und Keylam schon für ihn getan hatte und Zayn grummelte, als Zorayas ihn weiterschob und neben ihm Zorayas PJ ging. Er hatte keine andere Wahl. Er musste das durchstehen für Zorayas und Keylam und vor allem für sich selbst.

 

Nervös sah sich Zayn um, was würde auf ihn nur zu kommen? Gerade als Zayn sich zu Zorayas umdrehte und seinem Arzt fragen wollte, zuckte er zusammen. Eine tiefe Stimme ertönte laut und der junge Patient drehte sich von Zorayas weg und sah nach vorne in den langen Gang. Als der blondhaarige Herr näherkam, grummelte Zayn genervt und verschränkte seine Arme. Der Herr trug wie Zorayas auch einen weißen Kittel und als der Herr lächelnd vor Zayn stehen blieb konnte Zayn am Namensschild dessen Namen erfahren: Mark Kauz. Was für ein dämlicher Name das nur war. Zayn musste sich ein Lachen verkneifen und hielt sich die Hand vor dem Mund, damit niemand sehen konnte, dass Zayn lachte. „Hier.“, sprach Zorayas ernst und reichte Mark den Röntgenschein. Dieser nickte, sah sich den Schein an und las diesen kurz durch. Neugierig sah Zayn zu seinen Ärzten. Anscheinend möchten beide Mark nicht, dass konnte Zayn klar an Zorayas Stimme und an Keylams Blick erkennen. Zorayas klang genervt nicht entspannt und beruhigend wie sonst. „Dann lass uns mal zum MRT gehen.“, sprach Mark lächelnd und ging hinter Zayn. Dieser zuckte zusammen, als er das Wort MRT hörte. Er schluckte und sah zu Boden, als Mark Zayn weiter den Gang entlang schob. Nervös begann Zayn unauffällig seine Hände zu reiben. Die Nervosität wurde immer größerer. Sollte er sagen, dass er unter Klaustrophobie litt? Nein, lieber nicht. Er wollte Zorayas nicht noch mehr Umstände machen. Er würde das durchstehen. Überzeugt von sich selbst sah Zayn nach vorne und verschränkte seine Arme. Neben ihn rechts ging Zorayas, der sich mit Mark gerade unterhielt, links ging Keylam der aufmerksam zuhörte. Zorayas erzählte Mark gerade wie Thomas mit Zayn umgegangen hatte und der Radiologe schüttelte nur seinen Kopf, doch er sprach kein Wort. Es dauerte nicht lange, bis die vier einen Raum erreichten mit der dunkelblauen Aufschrift „Magnetresonanztomographie- MRT“. Der schwarz haarige Patient schluckte, als Zorayas die Tür öffnete und Mark Zayn in den Raum schob. Im weiß-beigen Raum befand sich eine große Röhre, vor der Röhre konnte Zayn eine Liege erkennen. Zayn lief es eiskalt den Rücken runter, als er sich umsah und ein großes Glasfenster erkannte mit zwei schwarzen Sitzstühlen. „So Zayn“, sprach Mark, der vor der weißen Liege stehen blieb, „hier legst du dich bitte hin und dann können wir schon anfangen.“ Zayn nickte langsam und schluckte. Vorsichtig half Keylam Zayn auf die Liege, Zorayas lächelte und Zayn schluckte den dicken Kloß in seinen Hals hinunter. Zorayas Lächeln beruhigte ihn und der Patient sah wieder zu Mark, der Zayns Hand sanft nahm und an Zayns Zeigefinger den Pulsoxymeter anbrachte. Unsicher drehte Zayn seinen Kopf etwas und sah zu dem kleinen Gerät an seinem Finger. „Was ist das?“, fragte Zayn unsicher und wackelte nervös mit seinen Füßen. „Damit messen wir deine Pulsfrequenz und die Sauerstoffsättigung.“, erklärte Keylam sanft, bevor Mark dem Patienten überhaupt antworten konnte. Zorayas streichelte beruhigend Zayns Hand und Zayn atmete tief ein und aus um sich zu beruhigen. Der Radiologe nickte zustimmend, sah zu Zayn hinab und sagte: „Wir sehen uns gleich wieder.“, sprach Mark und spritze Zayn vorsichtig das Kontrastmittel durch den venösen Zugang. Der Patient zuckte zusammen und funkelte Mark finster an, der weiter dämlich lächelte. Wie gern hätte Zayn ihn in die Fresse gehauen, gerade als Zayn weiter im Stillen fluchen wollte, fuhr die Liege langsam in die enge Röhre und Zayn schluckte schwer. Er versuchte mit aller Kraft still da zu liegen, die Ärzte verschwanden in den Nebenraum und nahmen auf den Stühlen Platz. Der Patient biss sich auf die Lippen und versuchte so still wie nur möglich zu liegen. Im MRT durfte leider kein Arzt dabei sein, das wusste Zayn. Er musste es also durchstehen. Tapfer versuchte Zayn durch zu halten, doch der Patient merkte wie er nach paar Minuten immer unruhiger wurde, sein Atem verschnellerte sich, als die Untersuchung begann und er begann stark zu zittern.

 

Aufmerksam beobachteten Zorayas, Keylam und Mark die Bildgebung des Gerätes. Einzelne Bilder blendeten sich ein und stellten langsam die Aufnahme zusammen. Wenn Organe verletzt worden waren durch den Stoß würden es die Ärzte durch diese Methode sehen, doch das warnende Piepsen des Computers, welches die Herzfrequenz maß, ließen die Ärzte aufschauen. Schnell sah der weißhaarige auf den Bildschirm und zuckte zusammen. „Mark brich sofort ab...“, sprach Zorayas ernst und sah zu Mark der eine Augenbraue hob und seine Arme verschränkte und antwortete: „Wir haben es doch gleich geschafft. Das legt sich wieder. Das hält er aus.“ Zorayas zischte wütend und erhob sich. Immer höher schoss Zayns Herzfrequenz, doch dies schien Mark wohl nicht zu kümmern. „Abbrechen hat Zorayas gesagt!“, rief Keylam, den die Gefahr einer so hohen Frequenz auch bewusst war. „Er ist tachykardisch, Mark. Damit ist nicht zu spaßen, wenn es zu einer ventrikulären Tachykardie kommt!“, rief Zorayas zornig und lief zur Tür. Mark hob seine Hände gab immer wieder ein OK von sich und brach die Untersuchung sofort ab, da er wusste es hatte keinen Sinn. Außerdem, wollte der Radiologe nicht das Spezialteam rufen und seine Schuld eingestehen. Wenn Zayn reanimiert werden musste. Er grummelte und sah Zorayas nach, während Keylam auch Mark einredete, wie verantwortungslos dies sei. Schnell eilte der Arzt zur Liege und schob die Liege so schnell er konnte raus aus der Röhre, die langsam aufhörte sich zu drehen. Als er Zayn erblickte brach es ihm das Herz. Zayn lag mit verweintem Gesicht vor ihm, Angst zeichnete sein Gesicht, dicke Tränen kullerten aus Zayns Augen und der Patient richtete sich schnell auf, klammerte sich ängstlich an Zorayas Arm und umarmte diesen, bevor er laut zu weinen anfing. „Es tut mir leid!“, rief Zayn schnell atmend und versteckte seinen Kopf zittrig in Zorayas Arm. Besorgt sah Zorayas auf seinen Patienten und sprach sanft immer wieder zu Zayn, dass alles gut ist, und Zayn keine Schuld trug. Sanft streichelte Zorayas Zayn durchs Haar um ihn zu beruhigen und fluchte im Stillen über sich selber und Mark. Er wollte nicht, dass Zayn so litt. Es war seine Schuld, dass er Zayn diese Untersuchung angetan hatte. Sanft streichelte Zorayas Zayn weiter durchs Haar und sah aufmerksam zu Zayn hinab. Der junge Mann zitterte am gesamten Körper, sein Gesicht war bleich und seine Atmung schnell. Vorsichtig nahm Zorayas sanft das Handgelenk des jungen Mannes, legte Zeigefinger und Mittelfinger auf die Innenseite des Handgelenks unterhalb des Daumens und zählt nun 30 Sekunden lang leise die Schläge. Zayns schneller Herzschlag schien sich langsam zu beruhigen und Zorayas atmete erleichtert auf. Ein lebensbedrohliches Kammerflimmern hätte ihn gerade noch gefehlt und auf Marks Unterstützung konnte er bestimmt nicht rechnen, das wusste er. „Durch die Nase tief ein und durch den Mund auszuatmen, Zayn.“, erklang Zorayas sanfte Stimme und Zayn merke wie die darauffolgenden tröstenden Worte von Zorayas und das sanfte streichelt ihn beruhigen. Er war wieder in Sicherheit. Nach paar Minuten erhob sich Mark und Schritt ins Untersuchungszimmer mit Keylam. „Könnten wir fortfahren?“, konnten der Chirurg und Zayn Marks genervt Stimme hören. Sofort drehte Zorayas seinen Kopf zu Mark und warf ihn einen finsteren Blick zu, dabei streichelte er sanft Zayn weiter durchs Haar, der seinen Kopf an Zorayas Arm ängstlich weiter versteckte. Sofort begann Zayn bei Marks Worten zu zittern und Zorayas zischte wütend: „Ich sagte wir brechen ab, Mark.“ Der Radiologe zuckte zusammen, als er Zorayas eiskalt grauen Blick begegnete und nickte schnell. Eine Weile herrschte Stille und der Chirurg konzentrierte sich nun komplett auf Zayn. „Dann macht, dass ihr hier rauskommt.“, sprach Mark genervt und wandte sich ab. „Immerhin warten andere Patienten auch auf eine Untersuchung.“ Keylam zischte und sah besorgt zu Zayn und Zorayas biss sich vor Wut auf die Lippen und sah Mark wütend nach, der den MRT – Raum verließ

Kapitel.6.

Ein rothaariger Mann betrat das Arztzimmer und schritt zu dem runden weißen Tisch in der Mitte, wo sonst die Ärzte saßen und Patientenakten durch gingen oder die Dienstpläne checkten. Manchmal tranken die Ärzte auch Kaffee oder Tee zusammen und unterhielten sich kurz. Wie immer war das Arztzimmer nicht leer. Beim Tisch saß ein schwarzhaariger junger Arzt mit braunen Augen, der gerade paar Laborbefunde durch ging und nachdenklich an einer Soletti Stange knabberte. Der rothaarige schmunzelt. Es war Nathan Lee, ein Arzt aus Korea, der durch seinem Bruder Haru eine Stelle als Chirurg bekommen hatte, seit er aus Korea hergezogen war. „Na, alles gut, Nathan?“, sprach der rothaarige und schritt zur schmuddeligen schwarzen Kaffeemaschine hinter dem Koreaner.  Nathan sah auf, blickte zu Karma und nickte bevor er kalt antwortete: „Ja, ist nur ein schwieriger Fall, Karma.“ Der Rothaarige schmunzelte. Er wusste, dass Nathan ihn nicht leiden konnte, da dieser genauso talentiert war wie er selbst. Doch Karma konnte nichts dafür, dass er ein ausgezeichneter Herz-Thorax Chirurg war. Immerhin steckten viel Arbeit, Mühe und Zeit dahinter. Als der Rothaarige an seine Studienzeit dachte musste er lächeln. Er hatte Zorayas im letzten Semester kennen gelernt seitdem waren die beiden beste Freunde und arbeiteten sogar im selben Krankenhaus in derselben Abteilung. Nichtsdestotrotz leiteten die beiden verschiedene OP-Teams und ihre neuste „Konkurrenz“ war Nathan Lee. Ebenso ein Spitzenchirurg, doch Karma und Zorayas führten zusammen in der Anzahl erfolgreicher Operationen. Wenn man eine Rangliste aufstellen würde, würden ganz klar Karma und Zorayas auf Platz. 1 stehen. Doch so etwas war nicht wirklich relevant gewesen. Wichtig war das Leben was zu retten war und die beiden Ärzte griffen sich hier und da unter die Arme und halfen aus. Eine Wahrheit die selbst Nathan nach kürzester Zeit bewusst wurde, nichtsdestotrotz waren er und Karma trotzdem miteinander verfeindet. Man könnte fast schon sagen, dass die beiden wie Feuer und Eis waren. „Soll ich mal einen Blick drauf werfen?“, fragte Karma, der den Wasserkocher mit Wasser aus der Leitung füllte und diesen hinstellt um sich einen Tee zu kochen. Nathan schüttelte seinen Kopf verneinend und grummelte genervt. Er hasste es Hilfe anzunehmen, erst recht von Karma, dass würde Nathans Stolz verletzen. Der rothaarige nickte, richtete seine Gold umrandete schmale Brille und schmunzelte, Nathan war ziemlich stur und eigen, doch zu den Patienten war er lieb wie sonst was. Etwas was Karma nie erwartet hätte, da Nathan ihm hier und da wie ein Dämon vorkam im Arztzimmer. „Morgen!“, ertönte eine fröhliche Männerstimme und sowohl Karma als auch Nathan sahen zur offenen Tür. Vor ihnen Schritt ein schwarzhaariger junger Mann rein, in seiner rechten Hand trug er eine der roten Akten, die er zufrieden ins Regal räumte. Seine goldenen Augen strahlten Freude aus. „Wieso denn so fröhlich, Eryx?“, fragte Karma amüsiert und musste lächeln. Eryx war Neurochirurg und hatte gerade eine Operation an einer jungen Frau hinter sich die einen Gehirntumor hatte, der entfernt werden musste. „Wir haben es geschafft den Tumor zu entfernen. Jetzt muss sich die junge Frau nur noch erholen. Die Operationen machen mich so glücklich, besonders wenn man nachher die fröhlichen Gesichter der Patienten und Angehörigen sieht.“, sprach der Neurochirurg glücklich und legte die Mappe zurück in den Mappen-Schrank zu den anderen. Karma wusste genau was Eryx meinte und schenkte sich vorsichtig heißes Wasser in die bereit gestellte Teetasse ein. Allein die fröhlichen Gesichter der Patienten und der Dank von ihnen machte ihm Freude, doch waren nicht alle Patienten gleich. Es gab auch viele Schattenseiten als Arzt. Oft glaubten Patienten, dass Ärzte wie Götter wären und verlangten Wunder. Wie z. B Krebs innerhalb eines Tages zu heilen, was ziemlich absurd klang und viel Nerven und Zureden kostete. Meistens standen nur die Angehörigen im Weg und Karma hasste es besonders, wenn sie ihm bei seiner Arbeit behinderten. Eine weitere Schattenseite war der Tod eines Patienten, oft trifft es den Arzt ebenso sehr diesen Menschen verloren zu haben, einen Menschen, der dem Arzt blind vertraut hat oder unter seinem Messer lag. „Das ist super, Eryx.“, lobte Karma seinen Kollegen, der lächelte und sich zu den beiden an den Tisch setzte. „Und was war bei euch so los?“, fragte Eryx und lächelte, wieder während er einen Apfel aus seinem Rucksack nahm und diesen anfing zu essen. Karma seufzte, setzte sich neben Nathan, der anfing genervt zu grummeln. „Nicht viel. Notaufnahme halt. Stressig wie immer. Bin froh für den Rest des Tages wieder in der Chirurgie zu sein. Da war eine junge Patientin in der Notaufnahme, die hat sich tatsächlich ein in Alkohol getunkter Tampon eingeführt. “, erzählte Karma leicht geschockt und trank langsam etwas von seinem Tee. „Die Jugend von heute bringt mich wirklich zum Staunen. Sie liegt jetzt auf Intensiv, da sie mehrere Male ohnmächtig wurde und ihr Kreislauf nicht stabil blieb. Keine Sorge aber, sie ist stabil. Ich werde nachher sowieso kurz nach ihr heute sehen. “, sprach Karma und sah in die schockieren Gesichter von Eryx und Nathan. Es wunderte ihm nicht, dass die beiden schockiert waren. Er und die Krankenschwester Shii, die mit Karma zusammen Dienst in der Notaufnahme hatte, waren genauso schockiert zu Beginn, als sie die Ursache für den erhöhten Alkoholwert im Blut erfuhren.

 

Nachdenklich ging Zorayas aus dem Zimmer, jedoch ohne Keylam, dieser wollte noch etwas bei Zayn bleiben. Es hatte nämlich eine Weile gedauert Zayn zu beruhigen und ihn zu überreden doch zu bleiben. Zayn wollte sofort nach Hause mit der Begründung jedem hier nur eine Last zu sein, besonders für Zorayas, doch sein Arzt hatte ihm widersprochen und versichert, dass sein Patient ihm keine Arbeit mache. Letztendlich war es Zorayas gelungen dem schwarzhaarigen zu überzeugen hier zu bleiben und sich einem CT zu unterziehen. Bis die Untersuchung starten konnte musste aber Zayn eine Weile warten. Zorayas musste die Untersuchung erst einmal anmelden und den Röntgenschein ausfüllen dafür. Während der Mediziner Richtung Arztzimmer schritt, zog er sein Handy aus der Kitteltasche und rief in der Radiologie an. Es dauerte nicht lange bis eine junge Frau rann ging: „Jenna hier. Was gibt’s?“ Erleichtert atmete Zorayas aus, er war froh nicht Mark an der Leitung bekommen zu haben. „Ich brauch ein CT für Patient 108.“, sagte der Mediziner ernst, der den Gang entlang ging und die Schwestern mit einer Handbewegung begrüßte. „OK. Warte kurz ich schau kurz im Plan.“, sagte die Frauenstimme und der Arzt konnte Rascheln von Blättern hören. Anscheinend hatte Jenna den Plan verlegt. Sie war ziemlich schusselig und Zorayas schmunzelt. „Wieder den Plan verlegt?“, fragte er amüsiert und betrat das Arztzimmer. Jenna lachte verlegen doch dann legte sie ein, dass das CT um 14 Uhr frei sein sollte und Zorayas seinen Patienten zu ihr bringen könne. Der Arzt bedankte sich bei Jenna schnell und legte auf. Als er sich dem Arztzimmer näherte konnte er lautes Lachen hören. Er kannte diese Stimme. Es war Karma, der sich wohl mal wieder über jemanden lustig machte. Zorayas konnte nicht anders als lächeln, als er die Tür öffnete, sah er Karma, der wie eine Ente watschelte und paar Grimassen zog. Zorayas wusste sofort über wen sich sein bester Freund lustig machte. „Der arme Mark.“, sagte der weißhaarige und trat ein. Nathan, der sonst immer ernst war krümmt sich vor Lachen und Eryx haute lachend am Tisch mit der Faust. Karma lächelte amüsiert, richtete seine Brille und sah zu Zorayas, der sich gegenüber von Eryx und Nathan an den Tisch setzte, Zayns Krankenakte auf den Tisch lag und leise mit lachte. „So arm ist er bestimmt nicht.“, sagte Karma und setzte sich neben Zorayas, der sich zurück lehnte am Stuhl. Es überraschte ihn überhaupt nicht, dass seine Freunde sich über Mark lustig machten. Das machte immerhin schon das ganze Krankenhaus. Nachdenklich sah Zorayas auf die Krankenakte und verschränkte seine Arme. Was konnte er nur tun um Zayn ordentlich zu helfen? Karma, der Zorayas nachdenklichen Blick bemerkte, seufzte und fragte besorgt: „Alles in Ordnung?“ Der weißhaarige sah zu seinem besten Freund und auch Nathan und Eryx sahen neugierig und besorgt zu Zorayas. Dieser seufzte laut, richtete such auf, stützte seinen linken Ellbogen am Tisch ab und zog die Mappe zu sich, als er anfing von seinem neuen Patient Zayn zu erzählen. „Der arme.“, sagte Nathan, als Zorayas geendet hatte und kratzt sich am Kopf. „Versuch doch nochmals mit seinem Bruder zu reden. Vielleicht erfährst du paar Sachen, die dir mit Zayn weiterhelfen könnten.“, schlug Nathan vor und sah zu Eryx, der zustimmend nickte. „Da hat er nicht Unrecht.“, sagte Eryx und trank seinen Kaffee, den er sich vorhin zubereitet hatte. Als Zorayas zu Karma sah, nickte dieser zustimmend und lächelte. Nathan hatte Recht, wenn er besser Zayn helfen wollte musste er mehr wissen. Nicht nur die medizinische Vorgeschichte. Er wollte Zayn immerhin nicht nur im medizinischen Sinn helfen, sondern auch psychisch. Sonst würde Zorayas seinen Patienten schnell verlieren und dieser würde in die Psychiatrie enden, wenn paar bestimmte Kollegen mitbekamen, dass es Zayn nicht wirklich besser ging. Zorayas biss sich auf Lippen und nickte langsam. Wenigstens konnte er sich auf seine Freunde verlassen. Eines musste Zorayas aber immer noch erledigen. Er erhob sich und kratzte sich am Kopf. „Entschuldigt mich, ich muss kurz Sol anrufen.“, sagte Zorayas und ging aus dem Arztzimmer. Seine Freunde riefen ihn ein bis nachher zu und lästerten weiter über Mark.

 

Sol war der Chef des Krankenhauses und Zorayas Vater, doch sein Sohn fürchtete sich etwas Sol von diesem ungewöhnlichen Fall zu berichten. Er hatte große Angst um Zayn, auch wenn er sich sicher war, dass sein Vater ihm zuhören würde, eine gewisse Angst hatte Zorayas dabei trotzdem. Erneut nahm Zorayas sein Handy und rief nun seinen Vater an, während er nervös auf und ab ging im leeren Gang und darauf wartete, dass dieser rann gehen würde. „Sol Schattenschwert hier.“, ertönte die tiefe Stimme des Krankenhausdirektors und Zorayas schluckte, schritt den Gang entlang und lehnte sich an der Glaswand an. „Vater, ich bin es Zorayas. Hättest du vielleicht kurz Zeit?“, fragte Zorayas und stieß sich von der Glaswand ab. Nervös spielte er mit seinem Stethoskop in der Kitteltasche und ging langsam den freien Gang aus Glas entlang, die zum zweiten Teil des Krankenhauses führte, wo sich die Gynäkologie, Urologie und die Kinderabteilung sich befanden. Insgesamt bestand das Krankenhaus aus vier Häusern, verbunden mit Übergängen aus Glas, die man durchgehen konnte. Jedes Haus hatte verschiedene Abteilungen. „Natürlich habe ich Zeit. Was brauchst du, mein Sohn?“, fragte Sol und klang leicht besorgt, als er Zorayas unsichere Stimme hörte. Der Arzt ging weiter langsam den Gang entlang, während er seinem Vater über Zayn berichtete und erklärte, wie Thomas mit Zayn umging. „Thomas hat was?!“, erklang Sols schockierte Stimme. „Vater nicht aufregen. Um Thomas habe ich mich schon gekümmert. Das Einzige was ich brauche, ist, dass du nicht das Formular einer Einweisung unterschreibst bezüglich Zayn. Das ist mir sehr wichtig. Wenn Zayn eingewiesen wird in eine andere Klinik oder Psychiatrie würde es ihn zerstören, Vater.“, erklärte Zorayas und fuhr sich durchs Haar, während er stehen blieb und auf den großen Garten des Krankenhauses blickte, der sich unter ihm erstreckte. „Ich verstehe“, sagte Sol sanft „, ich achte darauf, dass Zayn bei dir bleibt. Aber Zorayas, wenn er dir zu viel wird, wende dich bitte an Lucian, ja? Er ist eigentlich euer Stationsleiter und sollte davon auch erfahren. Ruf ihn bitte auch an diesbezüglich, oder erzähle ihm davon, wenn du ihn siehst.“ Zorayas stimmte zu und sagte, dass er dies machen würde, dann bedankte er sich bei Sol, und legte auf. Während dem Gespräch war Zorayas durch den Gang gegangen und hatte dies nicht bemerkt. Nun befand er sich in der Kinderabteilung. Jetzt wo er schon hier war, könnte er auch nach seinem jüngeren Bruder Jack sehen, der dort als Kinderarzt tätig ist.

Kapitel.7.

 

Schon als Zorayas die bunt geschmückte Kinderabteilung betrat, kamen ihn spielende Kinder entgegen. Einer war als Arzt verkleidet und lief einem kleinen schwarzhaarigem Mädchen nach, dass laut rief, dass sie keine Spritze haben wolle. Der Chirurg schmunzelte, als er den beiden Kindern nachsah, die Richtung einem offenen Behandlungsraum liefen. „Bruder?“, ertönte eine bekannte Stimme hinter Zorayas und der Chirurg drehte sich um. Vor ihm stand ein weißhaariger junger Mann, mit violetten Augen. Er trug einen Arztkittel, und in dessen linken Kitteltasche konnte Zorayas das hellblaue Stethoskop erkennen. „Hey Brüderchen, wie geht’s dir?“, sprach Zorayas und umarmte Jack kurz, der lächelte und zu seinem älteren Bruder sah. „Gut und dir? Brauchst du etwas?“, fragte Jack und kratze sich am Kopf. Zorayas wollte gerade antworten, doch plötzlich konnte man einen lauten Schrei aus dem einen freien Behandlungsraum, wo die Kinder reinliefen, hören. Beide Geschwister zuckten zusammen und liefen sofort in den Behandlungsraum. Jack sah geschockt zu Boden, vor ihm lag das Mädchen, was Zorayas vorhin gesehen hatte. Über ihr sah besorgt der der kleine Junge, der als Arzt verkleidet war. Das Mädchen hielt sich den Arm, der verbunden war. Tränen fielen aus ihren Augen, die sie schnell versuchte weg zu wischen. „Oh Gott, Elise was ist passiert?“, fragte Jack besorgt und hob das kleine Mädchen vorsichtig hoch, die sich den Arm hielt und mit tränenden Augen zu Jack sah. „Ich... und Markus haben gespielt, dann… bin ich von der Liege gefallen.“, begann Elise stockend zu erzählen und sah zu Jack, mit ängstlichen Augen, als würde sie befürchten, dass er gleich mit ihr schimpfen würde. Jack, der beruhigend auf sie einredete, dass sie keine Angst haben müsse und sie sanft hinlegte auf die Liege, sah entschuldigend zu Zorayas kurz, der sich niedergekniet hatte und sich um den kleinen Jungen kümmerte. Die Blicke der Brüder trafen sich kurz und Zorayas lächelte aufmunternd, damit Jack sich keinen Kopf um ihn und den Jungen machte. Der Kinderarzt sah zu dem jungen Mädchen, dass sich die Tränen wegwischte und er fragte sanft: „Wo tut es denn sehr stark weh?“ Elise schluckte und zeigte auf ihren rechten Ellenbogen, vorsichtig sah sich Jack den Ellenbogen der Kleinen an und tastete diesen sanft ab. Elise zuckte zusammen vor Schmerz und sofort liefen ihr Tränen die Wangen entlang. „Weißt du was, Elise? Kennst du schon Jennas Raumschiff?“, fragte Jack sanft um die Kleine abzulenken. Dies schien zu wirken und das Mädchen vergaß ihren Schmerz anscheinend und sah verwundert zu Jack. „Raumschiff?“, fragte sie mit staunen in ihrer Stimme und der Arzt nickte. „Oh ja, ein richtig großes Raumschiff. Du hast mir doch erzählt, dass du Astronautin werden möchtest. Sollen wir mal zum Raumschiff gehen?“, fragte Jack, sah zu ihr und lächelte sanft. Elise nickte sofort und rief ein lautes Ja und Markus, der alles mitgehört hatte, wandte sich von Zorayas schnell ab und zupfte an Jacks Kittel. „Darf ich auch mit?“, fragte der Junge begeistert und Zorayas schmunzelte, als er seinen Bruder beobachtete, der zu Markus lächelnd sah und zustimmend nickte, bevor er sprach: „Natürlich aber dann muss Schwester Aesha auch mitkommen. Immerhin ist sie mein erster Offizier des großen Raumschiffes.“

 

Zorayas erhob sich und lächelte. Ihn erstaunte es immer wieder wie gut sein Bruder mit Kindern umgehen konnte, auch wenn Jack immer wieder sagte, dass er Kinder hasste, so ganz konnte Zorayas dies nicht glauben. Die Geduld und Zeit, die Jack seinen kleinen Patienten schenkte, schätze jeder. Sowohl die Eltern als auch die kleinen Patienten, die Jack über alles liebten. Einmal hatte mal ein kleiner Junge Jack gebeten, dass er ihn adoptiert, der Kinderarzt hatte gelacht und gesagt, dass er auch, wenn er den Kleinen nicht adoptieren kann, immer für den kleinen Jungen da sein wird, und dies hatte der Patient sehr geschätzt. Der kleine Junge kam heute immer noch ins Krankenhaus, seit er vor einer Woche, nach einer Mandel-OP entlassen wurde, um Jack zu sehen. Und der Kinderarzt nahm sich auch gerne Zeit für den Kleinen, der Jack aufgeregt über seinen ersten Schultag erzählte, seinen Eltern und vieles mehr. Man könnte fast schon sagen, dass der kleine Junge sehr an Jack hängte, kein Wunder, Zorayas kleiner Bruder hatte auch ein großes Herz für seinen Patienten und nahm sich auch die Zeit für die Kleinen. Wenn sie ihn brauchten war er sofort zur Stelle, natürlich nur, wenn er nicht gerade als Notarzt unterwegs war, sondern in der Kinderstation. Jack Schattenschwert war nämlich nicht nur einer der besten Kinderärzte, sondern auch einer der besten Notärzte und die anderen Sanitäter freuten sich immer, wenn sie mit Jack zusammenarbeiten durften. Sie nannten ihn sogar Chef, was auch nicht so ganz falsch ist, da der Kinderarzt das Notarztteam teilweise mit leitete mit Dr. Daniel Soul zusammen. „Also, wenn ihr Startklar seid, dann machen wir uns auf den Weg zum Raumschiff, hm?“, sagte Jack, der den Arm der kleinen vorsichtig versorgte mit einem Verband, damit dieser nicht zu viel bewegt wurde. Die Kinder jubelten und der Kinderarzt hob das kleine Mädchen zu sich, als er fertig war, sah zu Zorayas und lächelte. „Zorayas, geben Sie uns die Starterlaubnis zum Raumschiff zu gehen?“, fragte Jack und die Kinder sahen mit großen erwartungsvollen Augen zum Chirurgen, der lächelte und nickte. „Natürlich. Aber vergesst nicht vorsichtig zu sein im Raumschiff.“, sprach der Chirurg und lächelte. Markus nickte und sah zu Zorayas, der kleine Junge rief ein lautes Versprochen und als Jack an Zorayas vorbeischritt, mit der Kleinen im Arm und Markus, der sich an Jacks Kittel festhielt, lächelte der Jüngere und sah kurz zu seinem älteren Bruder bevor er mit den Kleinen endgültig aus Zorayas Sichtfeld verschwand.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 19.07.2020

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für Jacki, der den Charakter Zorayas zu sehr liebt und er mit einem seiner Träume mir erst die Idee dazu brauchte. thank you ❤️

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