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Religion und Politik


"Wenn eine Kultur sich am Ende befindet, ruft sie nach den Priestern" , Karl Kraus.


Ist Religion ein Aspekt der Politik, wird sie gar für politische Zwecke instrumentalisiert oder führt die Säkularisierung zur 'Verbannung' der Religion in den privaten Bereich? Oder ist es ganz anders, verwendet die Religion die Politik für ihre Zweck.

Was versteht man unter Politik? Religion kann politisch sein. Umgekehrt kann Politik religiös sein. So hat die Kirche seit jeher in der Weltgeschichte politisch agiert. Nur wer Ethik und Religion kritisch zu analysieren versteht, kann verantwortlich Politik gestalten Am Anfang standen zwei Schwerter, von Gott eingesetzt, um die Welt zu lenken: Die Worte des Lukas-Evangeliums dienten im Mittelalter sowohl dem Kaiser als auch dem Papst als Ausweis der Legitimität ihrer Herrschaft und als Argument im Streit um die Vormachtstellung. Was den Vorrang des einen, des Papstes, erweisen sollte (sacerdotium), sollte zugleich die Eigenständigkeit des anderen, des Kaisers, bestärken (regnum). Es war ein gewöhnliches Abhängigkeitsverhältnis. Der König, der zum Kaiser gekrönt wurde, musste dem Papst Treue schwören und ihn auch materiell unterstützen. Herrscher haben sich zu Göttern ernannt, Könige wurden zum Verteidiger der Christenheit, zum Kaiser, gekrönt, im Namen Allahs soll die Weltordnung zerstört werden. Es ist nicht selbstverständlich Religion und Politik als zwei getrennte, unterscheidbare Bereiche zu begreifen. Ausdruck für die wachsende Autorität der Kirche bleibt das Bild des büßenden Königs Heinrich IV. vor den Burgtoren in Canossa. Der päpstliche Bannspruch forderte die Unterwerfung des Saliers. Die deutsche Königswürde verlor ihre sakrale Aura.

Was ist Politik? Wenn ein Mullahregime ein Gesetz beschließt und dies selbst als die Umsetzung Gottes Willens begreift, ist das nun Politik oder Religion? Ohne eine begriffliche Trennung kann über das Verhältnis von Religion und Politik schlecht diskutiert werden. So findet Politik nur in einer Gesellschaft statt. Ein Einsiedler auf einer einsamen Insel kann nicht politisch, sehr wohl aber religiös handeln. Politik entsteht dort, wo mehrere Menschen interagieren und gemeinsame Interessen verwirklichen wollen, weil sie dazu allein nicht, oder nur ineffektiv, in der Lage sind, zum Beispiel die Mammutjagd) . Dazu werden Gewohnheiten, Regeln oder Gesetze - also Normen – herausgebildet, die diese gemeinsame Interessenverwirklichung ermöglichen. Politisch wird die Mammutjagd aber nicht durch die bloße Erstellung von Jagdregeln. Politik entsteht erst dann, wenn über diese Normen Uneinigkeit herrscht, wenn also eine Fraktion das Mammut mit Lanzen angreifen, die andere eine Falle bauen will, und die dritte die Mammutjagd insgesamt in Frage stellt und die weniger gefährliche Büffeljagd vorziehen würde. Politik ist definiert als der Prozess, der in einer solchen Situation zu einer Entscheidung führt. Es ist gleichgültig, ob dies nun ein demokratischer oder autokratischer Prozess ist. In jedem Fall müssen verschiedene Güter - in unserem Fall die möglichen Risiken für Leib und Leben und die mögliche Ausbeute – miteinander abgewogen und eine für alle verbindliche Entscheidung getroffen werden. Politik ist also ein Wertabwägungsprozess innerhalb einer Gesellschaft, der zur Erstellung einer für alle verbindlichen Norm führt. Die Politik entscheidet also, dass das Mammut letztlich beispielsweise durch Fallenstellen gejagt wird, auch gegen den Widerstand Andersdenkender.

Religiöse Führungs-Persönlichkeiten wie Papst Franziskus oder der Dalai Lama begeistern die Menschen. Warum? Das Religiöse fasziniert – und löst doch auch Unbehagen aus. Weil im Namen der Religion auch Bomben gezündet werden. Weil religiöser Absolutheitsanspruch und männliches Herrschaftsgebaren Demokratie und Freiheit zu bedrohen scheinen. Weil Radikalisierung im Namen einer Religion zur Gefahr geworden ist – und damit Frömmigkeit suspekt. Neben den Religionen existieren natürlich noch zahlreiche weitere Quellen politischer Ideen, wie die großen Ideologien Liberalismus, Sozialismus und andere. Auch Teilsysteme wie marktwirtschaftliche Theorien oder ökologische Ideologien haben zahlreiche wirkmächtige politische Ideen hervorgebracht. Besonders in korrupten, autoritären Systemen dürfen auch schlichte private Interessen nicht vergessen werden. Die banale Idee der persönlichen Bereicherung des Diktators oder dessen Clans führt in zahlreichen Staaten zu erstaunlich weitreichenden politischen Konsequenzen. In unserer Zeit wird Religion dazu verwendet um Hass gegenüber Andersgläubigen zu schüren. Mord und Totschlag sind die Folgen - und das alles im Namen des Herrn? Die Kirchen in Europa sind ziemlich leer, im Gegensatz zum südlichen Afrika, wo alle hundert Meter eine Kirche ist, und am Sonntag wird über Lautsprecher Konkurrenz gemacht. Die Kirche dürfte ein gutes Geschäft sein, denn alle Pastoren haben gutes und schönes Leben. Natürlich ist es ein gutes Geschäft und relativ einfach. Indoktrination, Gehirnwäsche, moralische Erpressung und Angstmache. Religion ist ein Milliarden-Geschäft mit der Furcht vor dem 'danach' – und sichert den Eliten die Macht. Und genau darum geht es:, Um die Macht "Die Grundlage irreligiöser Kritik ist: Der Mensch macht Religion, die Religion macht

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 29.12.2019
ISBN: 978-3-7487-2474-2

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