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Wasserspiele

Draußen wurde es allmählich immer dunkler und die Straßenbeleuchtung hatte sich bereits eingeschaltet. Wenn er sein heutiges Vorhaben noch vor Shawns Rückkehr in die Tat umsetzen wollte, dann musste er sich beeilen.

Sam verlagerte die schwere Einkaufstüte von der linken in die rechte Hand und zog sein Schritttempo an. Nur noch zwei Häuserblocks trennten ihn von ihrer gemeinsamen Wohnung. In Gedanken ging er seinen Plan noch einmal durch. Heute war für ihn der Tag der Tage, und ein äußerst bedeutungsvoller für Verliebte. Welch ein Zeitpunkt würde sich besser für die vier berühmten Worte eignen, als der Valentinstag?

Seit sechs Jahren waren Shawn und er schon ein Paar. Bis sie jedoch zusammenkamen und zum ersten Mal küssten, hatte es lange gedauert. Wenn Shawn an diesen Abend zurückdachte, musste er unweigerlich schmunzeln. Es war Halloween gewesen. Sie beide waren auf eine der großen Uni-Partys eingeladen, die seine beste Freundin Kathy jedes Jahr veranstaltete. Shawn hatten die gleichen Fächer belegt wie er, aber sie hatten sich nie wirklich gemocht. Das war vielleicht zu nett daher gesagt. Eigentlich hatten sie sich nicht ausstehen können. Shawn wollte immer besser sein als Sam, während Sam Shawns arrogante Art abstoßend fand.

Diese schicksalhafte Nacht hatte jedoch alles verändert.

Wie es Kathys Art war, sollte jeder Gast verkleidet kommen. Sam entschied sich kurzerhand, als Zorro aufzukreuzen. Schwarze Hose, schwarzes Hemd, das er nur zur Hälfte zugeknöpft hatte, und nicht zu vergessen die verwegene Augenmaske. Sams Pendant tauchte als verführerischer Don Juan DeMarco, aus dem gleichnamigen Film auf, und raubte ihm noch in dieser Nacht all seine Vorurteile, die er jemals gegen Shawn gehegt hatte. Und umgekehrt war es ebenso gewesen.

Fünf Minuten später erreichte Sam endlich den Hauseingang und blickte nach oben. Für einen kurzen Moment fühlte er die Enttäuschung. Denn im Wohnzimmer brannte Licht. Das war das Aus für seine Überraschung. Dabei hatte er extra noch am Nachmittag mit Shawn telefoniert und nachgefragt, wann er Feierabend machte. Als aufstrebender Arzt in der Londoner Tierklinik kam es oft vor, dass Shawn Überstunden aufgehalst bekam, und mit diesen hatte er auch fest gerechnet. Während er, Sam, als Gerichtsmediziner mit vielen Kollegen zusammenarbeitete, die für ihn auch einspringen konnten. Und genau so ein Fall war eingetreten, als er vor zwei Stunden die Pathologie verlassen hatte.

Eilig schloss Sam die Tür zum Hauseingang auf, stürmte die Treppen in den zweiten Stock hinauf und blieb vor der Haustür zur Wohnung stehen. Leise Musik drang an sein Ohr. Ein wenig überrascht, aber umso neugieriger, öffnete er die Wohnungstür. Er stellte die Einkaufstüte ab und zog seine Jacke aus, die er einfach auf den Boden fallen ließ. Denn sein Blick richtete sich auf eine Reihe brennender Teelichter, die von roten und weißen Rosenblüten umrahmt waren. Mit klopfendem Herzen folgte er der Spur aus Lichtern direkt bis zum Badezimmer.

Seine Enttäuschung war vergessen und voller Vorfreude öffnete er die Tür. Aufgeregt wanderte sein Blick durch den kleinen Raum, der mit weißen Marmorfliesen ausgelegt war. Auf dem breiten Rand der eingebauten Eckbadewanne hatte Shawn ebenfalls eine Reihe brennender Teelichter aufgebaut. Auf dem Waschbeckenrand und auf dem Boden brannten ebenfalls Kerzen in verschiedenen Farben und Formen. Aus der Wanne, die mit dampfendem Wasser gefüllt war, schlug ihm der Duft von Vanille entgegen. Das Fenster neben ihm war mit einem dunkelblauen Samtvorhang bedeckt.

Romantischer hätte er es nicht arrangieren können, dachte Sam mit einem Lächeln auf den Lippen. Doch eine Person fehlte und machte das Bild unvollständig.

»Shawn?«, rief er leise.

Keine Antwort.

Verwirrt verließ er das Badzimmer und eilte in die Küche. Doch auch dort war sein Freund nicht. Nachdem er ihn auch im Schlafzimmer nicht vorfand, hatte er im Wohnzimmer endlich Glück.

Mitten im Zimmer stand Shawn. Seine kurzen blonden Haare waren absichtlich verwuschelt, so wie Sam es an ihm liebte. Er trug eine ausgewaschene Bluejeans, sein Oberkörper war frei. In diesem anzüglichen Aufzug konnte Sam das Tattoo bestaunen, welches Shawns Brust verzierte. Es handelte sich um einen knienden Engel, dessen Flügel zum Flug ausgebreitet waren.

»Du bist schon zu Hause«, stellte Sam fest und schritt langsam auf ihn zu.

Während er sich näherte, blickten sich beide tief in die Augen. Saphirblau traf auf Smaragdgrün. Shawns Augen funkelten und sprachen eine Sprache, die nur sie beiden verstanden.

»Und du bist zu früh«, antwortete Shawn leise und schenkte ihm ein schiefes Grinsen. »Dann muss ich wohl schnell improvisieren.«

»Musst du das?«, hauchte Sam ihm entgegen, als er vor ihm stand, und ihn begierig mit beiden Armen umschlang.

Nur wenige Sekunden später trafen ihre Lippen aufeinander. Sam drang mit der Zunge in Shawns geöffneten Mund und ein wildes Zungenspiel ließ sie für einen Moment alles um sich herum vergessen.

Keuchend lösten sie sich aus dem Kuss und Shawn zog Sam hinüber zum Couchtisch, auf dem ein silberner Kübel mit Eis und einer gekühlten Champagnerflasche darin stand. Zwei Gläser warteten darauf gefüllt zu werden. Aber es war nicht das Arrangement, welches Sam zum Staunen brachte, sondern ein Stück gefaltetes Stück Pergament, das Shawn ihm in die Hand drückte.

»Bevor du es liest, warte noch einen kurzen Augenblick«, raunte er Sam ins Ohr.

Sams Körper reagierte beim sanften Streicheln von Shawns Atmen automatisch, der ihm beim Rückzug bewusst in den Nacken blies. Ein wohliges Kribbeln erfasste seinen Körper und es fiel ihm schwer, nicht sofort über seinen Freund herzufallen. Doch der war längst mit dem Öffnen der Champagnerflasche beschäftigt. Der Korken knallte, dann schwappte ein wenig der perligen Flüssigkeit auf den Boden, bis er den Champagner in die beiden Gläser füllte und die Flasche zurückstellte. Er nahm die Gläser und zwinkerte Sam zu.

»Jetzt darfst du es lesen … ich warte auf dich.«

Hin- und hergerissen zwischen Neugier und Shawn einfach zu folgen, seufzte Sam und entfaltete das Pergament.

»Wenn du das Paradies suchst, folge den Rosen«, las er lautlos und grinste.

Er legte das beschriebene Pergament auf den Tisch und drehte sich um. Sam war erstaunt, als er die Rosenblüten auf dem Boden entdeckte. Die waren ihm zuvor gar nicht aufgefallen. Womöglich, weil er nur Augen und Ohren für Shawn gehabt hatte.

Sofort wusste er, wohin die Rosenspur führte und er war nur zu gerne bereit ihr zu folgen. Diese Überraschung war Shawn zu hundert Prozent gelungen.

Zwei Minuten später stand Sam vor der angelehnten Badezimmertür und roch den verführerischen Vanilleduft. Auf dem Weg hierher hatte er sich seines Hemdes und seiner Jeans entledigt, sowie der Schuhe und Strümpfe. Nun trug er nur noch seine schwarzen engen Boxershorts. Mit schneller schlagendem Herzen und lustvoller Erregung öffnete er die Tür und huschte hinein. Im ersten Moment sah er nur Nebel, bis dieser sich ein wenig lichtete und sein Blick zur Badewanne wanderte. Shawn lag mit einem seligen Schmunzeln im warmen Wasser und beobachtete ihn. Die Champagnergläser hatte er auf dem breiten Wannenrand hinter sich abgestellt.

»Bin ich hier richtig?«, fragte Sam frech grinsend und kam näher. »Ich soll hier das Paradies finden.«

»Hier sind Sie genau richtig«, antworte Shawn mit einem lasziven Unterton in der Stimme.

»Wenn das so ist, habe ich gegen ein warmes Bad nichts einzuwenden.«

»Dann tun Sie sich keinen Zwang an. Ihr persönlicher Masseur steht Ihnen zur freien Verfügung und ist im Preis inbegriffen.«

Das war für ihn das Stichwort und er entledigte sich auch des letzten Kleidungsstückes. Dabei ließ er Shawn nicht aus den Augen und genoss sein erwartungsvolles Mienenspiel, als er schließlich nackt zu ihm in die Wanne stieg.

Beide saßen sich eine Zeit lang einfach nur gegenüber und versanken in den glänzenden Augen des anderen. Doch dann konnte Sam sich nicht mehr länger zurückhalten. Er wollte den Mann seines Herzens in sich spüren, jeden Zentimeter Haut und Muskeln fühlen und eins mit ihm sein.

Als hätte Shawn seine Gedanken gelesen schloss er genießerisch die Augen und lehnte sich entspannt zurück. Wie ein Aal glitt der schwarzhaarige Sam auf den Blonden zu und schmiegte sich liebevoll an ihn. Dabei begann seine rechte Hand nach unten zu wandern, wo er Shawn immer wieder reizend über die Innenschenkel streichelte, die er mit einem leisen Stöhnen quittierte. Dabei wurden ihre ohnehin schon angeregten Körper von einer unbändigen Welle der Lust erfasst und Shawn ließ sich noch weiter zurückfallen.

»Entspann dich«, murmelte Sam und begann an Shawns Hals zu knabbern, zu küssen und schließlich auch zu beißen, wobei seinem Liebsten immer wieder ein leises Keuchen entwich.

Sam wusste genau, was sein blonder Lustknabe wollte und nach was er sich sehnte. Doch plötzlich war es nicht er, der den ersten Schritt tat, sondern Shawn, der beide Arme fest um ihn schlang und ihm zuerst zarte, dann immer wildere, heiße Küsse in sein Gesicht hauchte. Shawns Zunge begann mit Sams Zunge zu spielen und beide spürten, wie das Feuer ihrer Leidenschaft intensiver wurde. Shawns Hände streichelten ungezügelt über Sams Schultern, Rücken und über die Brust. Gierig leckte er über die erregten Brustwarzen, liebkoste sie und biss hinein, was Sam mit einem lustvollen Seufzen beantwortete.

Das war genau das, was beide wollten.

Sam ließ seine Hände erneut zwischen Shawns Schenkel gleiten, der augenblicklich in atemloser Spannung zusammenzuckte und aufstöhnte. Sam spürte rasch, wie dessen Glied steif wurde und schmunzelte. Shawns Finger blieben indes nicht untätig und strichen über den Rücken seines Liebsten bis hinunter zu dessen Hintern. Er fing an ihn zu kneten und zu kneifen.

Tief seufzend nahm Sam Shawns Penis lustvoll in die Hand. Dies steigerte unweigerlich ihre Leidenschaft und vor allem Shawn fühlte seine Libido immer stärker in sich aufwallen. Sofort nahm er seine Hände und zog Sams Pobacken weit auseinander. Sein Zeigefinger wanderte zu dem empfindlichen Muskelring, wo er sofort zu spielen anfing. Er stupste ihn immer wieder an und begann ihn mit der Fingerspitze zu stimulieren.

Sam keuchte und stöhnte hemmungslos, als Shawn seinen Eingang immer stärker zu massieren begann. Im Gegenzug streichelte und knetete er das steife Glied seines Partners. Wiederholt strichen seine Finger wie unbewusst über die Eichel, kreisten über die empfindliche Spitze, nur um dann die Finger schnell zurückzuziehen und den enttäuschten Seufzer mit einem gierigen Zungenkuss zu ersticken.

Nicht mehr lange und Sam würde sich nicht mehr zurückhalten können. Er wollte Shawn in sich spüren. Sofort und auf der Stelle.

Das brodelnde Feuer ihrer Leidenschaft erfasste sie nun gänzlich und ein heißkalter Schauer jagte durch ihre erhitzen Körper. Sie fieberten mit hungrigen Küssen auf ihre Vereinigung hin, bis Sam ein Stück nach oben rückte und dann auf Shawns Hüfte saß.

Es dauerte nur wenige Augenblicke und schon drang Shawn in ihn ein, wobei er ein tiefes und wohliges Knurren ausstieß. Sam spürte nicht nur seinen Liebsten in sich eindringen, sondern auch er wurde dabei von einer flammenden Gier ausgefüllt. Und dann packte ihn Shawn an der Hüfte, um zu verhindern, dass er sich im wilden Rhythmus bewegen konnte. Wenn schon genießen, dann so wie Shawn es wollte.

Langsam, und zwar sehr langsam hob Shawn seinen Liebesgespielen an, was ihm ein entzücktes Seufzen entlockte. Denn gleich darauf zog er ihn wieder auf sein steifes Glied zurück und belohnte Sam mit einem lüsternen Schrei, was Sam mit geschlossenen Augen und einem breiten Grinsen zur Kenntnis nahm.

»Ich will mehr«, flüsterte Sam mit anrüchiger Stimme und spürte ein loderndes Feuer durch seine Adern rauschen.

Shawn klammerte sich mit seinen Armen fest um den Körper seines Liebsten. Er presste sich fest an ihn und versenkte sich immer wieder tief in ihn. Shawn spürte dabei die warme Enge, welche seine Lust weiter anfachte. Für ihn existierten nur noch dieser willige und attraktive Körper auf ihm und die gierige, animalische Leidenschaft in seinem eigenen. Liebevoll und dennoch stürmisch zog er Sams Gesicht näher an seines und begann ihn zu lecken, zu küssen und zu knabbern. Und von diesem Moment an gab es für beide kein Halten mehr. Shawn stieß immer wieder zu.

Genussvoll näherten sie sich ihrem Höhepunkt. In lustvollen rhythmischen Bewegungen gaben sie sich ihrer lodernden Gier hin, während Shawn immer und immer wieder Sams empfindlichsten Punkt traf.

»Ich ... ich komme«, stöhnte Sam nach etlichen Minuten der rauschenden Leidenschaft, öffnete die Lider und sah mit seinen funkelnden, saphirblauen Augen in die glänzenden, smaragdgrünen Augen seines Liebsten.

Sam krallte sich an den muskulösen Armen von Shawn fest und dieser spürte, wie sich die Muskeln um sein Glied zusammenzogen. Dann fühlte er, dass er seinen eigenen Höhepunkt nicht mehr länger zurückhalten konnte. Ein letzter tiefer Stoß in die willige Enge und Shawn ergoss seinen Samen in den Mann, den er über alle Maßen liebte.

Stöhnend lag Sam auf seinem Liebsten und genoss das erschöpfende Glücksgefühl, das sich in seinem ganzen Körper ausbreitete. Ein letztes Mal berührten sich ihre Lippen zu einem wilden Zungenspiel, bis sie befriedigt und aneinander gekuschelt im warmen Wasser lagen, und die Nähe ihrer erhitzten Körper genossen.

»Ich liebe dich, mein Zorro«, flüsterte Shawn nach einigen Minuten.

»Ich liebe dich, mein Don Juan«, wisperte Sam.

»Dann wird es Zeit meiner Überraschung noch den letzten Schliff zu verpassen«, sagte Shawn mit einem geheimnisvollen Grinsen und löste sich von Sam, um nach den Champagnergläsern zu greifen, die immer noch auf dem Badewannenrand standen. Eines davon reichte er an Sam weiter. »Lass uns anstoßen.«

Und das taten sie, als Sam auf einmal etwas Hartes und Rundes im Mund spürte. Vorsichtig nahm er den goldenen Ring zwischen die Fingerspitzen und hielt ihn in das dämmrige Kerzenlicht. Sein Herz machte vor Freude einen Hüpfer.

»Wie du weißt«, begann Shawn, »liebe ich dich. Jeden Tag ein Stückchen mehr. Jede Stunde ohne dich ist eine verlorene Stunde. Ich möchte mit dir auf eine Art verbunden sein, die etwas ganz besonders für uns beide ist. Daher möchte ich dich fragen … willst du mich heiraten?«

Wie vom Donner gerührt blickte Sam auf den Ring, dann in die wundervollsten smaragdgrünen Augen, die er kannte. Im selben Augenblick flatterte eine wilde Schmetterlingsinvasion durch seinen Körper und vollführten Saltos. Er spürte, wie eine vorwitzige Träne seine Wange herunter rann und Shawn sie zärtlich wegküsste.

»Du … du bist mein Ein und Alles«, flüsterte Sam. »Weißt du eigentlich, dass ich heute Abend genau dasselbe vorhatte? Ich meine, nicht die Sache mit der Badewanne, aber ich wollte dich fragen.«

Shawn kicherte. »Ich weiß. Kathy hat es mir verraten, als ich ihr von meinen Plänen erzählte.«

Sam lachte. Das erklärte natürlich alles.

»Und wie lautet deine Antwort?«

»Du bist die Hälfte in meinem Leben, die mich erst zu einem richtigen Menschen macht«, hauchte Sam ihm zu und räusperte sich, um dann mit gefestigter Stimme weiterzusprechen. »Nichts täte ich lieber, als der Welt zu zeigen, dass du mein Mann bist. Ja, ich will dich heiraten.«

Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, fielen die Gläser ungeachtet ins Wasser und Shawn steckte Sam den goldenen Ring an den Ringfinger. Ihre Lippen trafen sich und beide versanken in einen alles verlangenden, feurigen und leidenschaftlichen Kuss.

 

 

THE END

 

 

Mehr über die Autorin findet ihr auf
www.madisonclark.jimdo.com

Impressum

Texte: Madison Clark
Bildmaterialien: www.123rf.com
Cover: Madison Clark
Satz: Madison Clark
Tag der Veröffentlichung: 22.02.2014

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