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1. Kapitel


Verschlafen rieb ich mir über die Augen. Die Nacht war mal wieder viel zu kurz gewesen.
Wie die Abende zuvor hatte ich es nicht geschafft, mich von meinem Buch 'Finding Sky' los zu reißen.Es schien so als wollte sich mein Körper für die vier Stunden Schlaf, die er nur bekommen hatte, nun rächen. Ich fühlte mich völlig kraftlos und total verspannt. Am liebsten hätte ich mich einfach wieder umgedreht und weiter geschlafen aber da mir ein Blick auf mein Radiowecker verriet, dass ich in zwei Stunden auf Arbeit sein musste, blieb mir nichts anderes übrig, mich aus meiner kuscheligen Decke zu schälen und auf zu stehen. Frisch geduscht mit einem Handtuch um meinem Körper gewickelt, trat ich aus dem Badezimmer. Barfuß tapste ich durch den schlicht eingerichteten dunklen Flur, in mein Zimmer zurück. Mein Handtuch ließ ich achtlos zu Boden fallen. Ich kniete vor meinem Kleiderschrank, wo ich mir aus einer Schublade Unterwäsche raus suchte und fing an mich anzuziehen. Gerade als ich dabei war in meine schwarze Röhrenjeans zu schlüpfen, klingelte es an der Haustür.

Mit einem Fluch auf den Lippen, knöpfte ich meine Hose rasch zu. Auf dem Weg aus meinem Zimmer schnappte ich mir schnell meine weiße Bluse von dem Haken an der Tür und streifte mir diese beim hinausgehen über. Zügig lief ich durch den Flur auf die Olivgrüne Wohnungstür zu. Eisiger Wind wehte mir entgegen, als ich diese öffnete. Ein paar mal ließ ich meine Augen über die wenig bewohnte Gegend hin und her schweifen, konnte jedoch niemanden entdecken. „Hmmmm komisch“ murmelte ich mit gerunzelter Stirn vor mich hin und wollte gerade in die Wohnung zurück gehen, als mein Blick an einem weißen Briefumschlag hängen blieb, welcher auf der Fußmatte lag. Bibbernd vor Kälte bückte ich mich und hob ihn auf. Ich riss den Umschlag auf, lehnte mich gegen den Schuhschrank und fing an zu lesen.


Pure Enttäuschung, machte sich in mir breit,
als ich Lainie-Sophie gelesen habe,
statt meinem Namen, der auf den Zettel hätte stehen müssen,
Ich fragte mich, wie konnte ich mich nur, in einem Menschen so sehr täuschen?
Wie konnte ich mich nur, in DIR so sehr täuschen?
Ich fühle wie mir das Blut in den Adern schießt,
meine Füße fingen an zu kribbeln, ganz langsam breitete sich das Kribbeln aus,
schlich durch meine Waden, kroch weiter empor zu meinen Schenkeln,
Stück für Stück schlängelte es weiter, grub sich tief in meinem Magen,
fraß sich wie Säure bis zu meinem Herzen empor,
schnürte mir die Kehle zu, schnaufend holte ich Luft,
meine Arme zitterten,
die Hände ballte ich zu Fäusten,
ich spannte die Muskeln an,
meine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen.
Ich war blind, blind.......

Erschrocken fuhr ich zusammen, steckte vor lauter Panik den Brief in meiner Hosentasche, als es erneut klingelte. Mit schreckgeweiteten Augen starrte ich sekundenlang die Tür vor mich an und holte ein paar mal tief Luft. Total aufgewühlt von den komischen Brief, fuhr ich mir verzweifelt durch die Haare und versuchte mich krampfhaft zu beruhigen.

Zu blöd aber auch, dass die Tür keinen verdammten Spion hat. Ganz tief durchatmen, ich schaffe das. Ist ja gar nichts passiert, außer das ich irgendeinen komischen Brief bekommen habe und ich nicht weiß von wem der ist, ist doch alles gut.Versuchte ich mir in Gedanken selber Mut zu zusprechen.

Ich holte noch einmal tief Luft, trat mit wackligen Beinen vor und bevor ich es mir noch einmal anders überlegen konnte, öffnete ich schwungvoll die Tür. „Hey La....“ Als meine beste Freundin mich erblickte stoppte sie mit ihrer überschwänglichen Begrüßung und schaute mit ihren Reh-braunen Augen mich fragend an. Ich räusperte mich „Hey Fibi“ und war erstaunt wie fröhlich das klang. „Was ist mit dir Lanie?Alles ok? Du siehst aus als hättest du ein Gespenst gesehen!“ , fragte sie besorgt drauf los. „Nichts ist los, was sollte auch sein?.... Alles in bester Ordnung“ , log ich sie an, denn hätte ich ihr von den Brief erzählt, den ich bekommen hatte, wäre sie total ausgeflippt, was ich ihr ja auch nicht verübeln konnte. Aber ich wollte daraus keine all zu große Sache machen. „Ich hab es einfach nicht geschafft mich von meinem Buch los zu reißen und fühle mich deshalb total ausgelaugt“ Sie verdrehte die Augen. „Das erklärt natürlich so einiges“ Tadelte sie schon halb und ich musste schmunzeln. „Ich werde dir jetzt erst mal einen starken Kaffee kochen Süße, damit du nachher auch schön fit bist für das Meeting und mir nicht mit den Kopf auf die Tischplatte knallst“, sagte sie und fing doch prompt an zu lachen. Gespielt boxte ich sie in die Seite und murmelte ein „Sehr witzig“ vor mich hin.

Eine Tür knallte und laute Schritte ertönten. „Müsst ihr immer solch einen Krach veranstalten? Ist ja nicht zum aushalten“, vernahm ich die tiefe Stimme von meinen Mitbewohner. „Guten Morgen Jayden“ schnurrte meine Freundin und strahlte ihn an, als er um die Ecke zur Küche geschlendert kam. „Guten Morgen Fibchen“ kam es von Jayden mit einem kleinen Schmunzeln auf den Lippen, er wusste das sie es hasste so genannt zu werden und gerade deshalb liebte er es um so mehr sie so zu nennen. Mit bösen Augen starrte sie ihn an, wandte dann jedoch ihre Aufmerksamkeit der Kaffeemaschine zu. „Hey Großer“ begrüßte ich ihn. „Hey Kleine“ erwiderte er und zog eine Augenbraue verdächtig nach oben als er mich ansah, besaß jedoch mehr Taktgefühl als meine Freundin und sprach mich nicht weiter drauf an. Erleichtert wandte ich mich mit einem „Ich geh dann mal ins Bad, um mich fertig zu machen“ um und verließ eilig die Küche. „Lanie beeil dich aber, nicht das wir zu spät zu Arbeit kommen“ schrie Fibi mir noch nach. 

Eingeschlossen im Bad, holte ich mit schnell klopfenden Herzen den Brief aus meine Hosentasche und setzte mich auf unseren weiß geflochtenen Wäschekorb. Ich atmete noch einmal tief durch, faltete den Zettel auseinander und las weiter.

Ich war blind, blind vor WUT,
die Wut brodelte heftig in mir,
mein Körper schrie danach sie raus zu lassen,
an Dich!!!!!
Du hast mein Leben zerstört,
hast mir meinen Traum kaputt gemacht,
dir einfach das genommen, wofür ich so hart gekämpft habe,
Und es gibt noch etwas, das ich dir sagen möchte,
es gibt noch was viel stärkeres als Wut
und das Lanie ist der Hass, purer Hass
auf Dich!!!!!!!
Denn dann wenn du nicht damit rechnest,
dann wirst du bitterböse auf den Boden knallen,
und mit nichts da stehen,
dafür sorge ich,
das ist ein VERSPRECHEN an DICH!!!!
Ich werde DICH bluten lassen
und darauf FREUE ich mich!!!!

Die Ellenbogen auf meinen Schenkeln gestützt, ließ ich meinen Kopf, in meine Hände sinken und schluckte beklommen. „Oh Gott, Oh Gott“ flüsterte ich mit belegter Stimme.


Ich besitze doch rein gar nichts, was ich hätte irgendwem weg nehmen können. Also was soll das ganze? Und vor allem, wer ist diese Person die das behauptet? Das interessiert mich am aller meisten, aber woher soll ich das bitteschön wissen, wenn ich doch noch nicht einmal weiß, was ich angestellt haben soll. „Lanie?“, rief Fibi und riss mich somit aus meinen Gedanken.
„Ja?“
„Bist du bald mal fertig?“
„Ja ich bin gleich soweit, gib mir noch 10 Minuten“
„Ok, aber keine Minute länger denn es ist gleich halb zehn“
„Ich beeile mich ja schon!“, antwortete ich genervt und hörte wie sich ihre Schritte entfernten.

Mein Kopf leicht zur Seite geneigt, kämmte ich mir meine langen blonden Haare durch, bis sie mir seidig glänzend über die Schultern fielen. Ich liebte es meine Haare offen zu tragen. Noch schnell ein bisschen Mascara und Kajal, wodurch meine graublauen Augen besonders hervor stachen und schon war ich fertig. Bevor ich das Bad verließ, steckte ich noch schnell den Brief in meine Waschtasche, damit ihn ja auch niemand fand. Solange es bei diesen einen bleiben würde, wovon ich ausging, würde ich niemanden etwas davon erzählen.

Zurück in der Küche, hielt meine Freundin mir eine dampfende Tasse Kaffee unter die Nase. „Danke Fibi, du bist die beste“, sagte ich ihr lächelnd und trank einen großen Schluck. „Ich weiß“ flötete sie mir entgegen. „So jetzt müssen wir, aber auch wirklich los!“ und riss mir doch glatt die Kaffeetasse aus der Hand. Empörend schaute ich sie an, gab mich aber geschlagen, stürmte schnell in meinem Zimmer und holte meine schwarze mit Strass Steinen besetzte Handtasche. „Ist Jayden schon los?“, fragte ich, griff mir meinen schwarzen Mantel von der Garderobe und zog mir meine Schwarzen Stiefel an. „Ja der ist schon weg“, murmelte sie. Ich schaute sie grinsend an. Sie zog eine Braue nach oben und fragte „Was grinst du so blöd?“ „Och, naja ich glaub du magst ihn“ Darauf fing auch sie an zu grinsen „Ich mag ihn ja auch, denn er ist ein super Kumpel und das weist du genauso gut wie ich. So und jetzt komm endlich!“, antwortete sie mir. „Bin schon da“, trällerte ich und wir beide verließen die Wohnung.

Fibi trat ordentlich aufs Gas, als sie einen freien Parkplatz entdeckte und ignorierte dabei gekonnt, dass schon jemand anderes die Parklücke für sich ausgesucht hatte. Mit quietschenden Reifen, konnte der mit dem schicken BMW, noch gerade so anhalten, aber Fibi, wäre nicht Fibi wenn sie die Chance nicht nutzen würde und sauste mit ihren kleinen grünen VW Käfer in die Lücke hinein. Lautes Hupen ertönte und der BMW sauste davon. „Wirklich verrückt, dass du mit dieser Masche immer wieder durchkommst“, stelle ich mit schüttelnden Kopf fest und stieg aus dem Auto aus. „Da siehst du mal was Jahrelanges Training alles so ausmacht!“, kam es stolz von ihr und eilte an meiner Seite.

Gemeinsam betraten wir, dass rote Backstein-Gebäude, in welchen, unsere Firma „Conveniently Homeshopping-Drake Wilson“ ihren Sitz hatte. Im Erdgeschoss gelang man zu den riesigen Lager, wo all unsere Artikel sich befanden, von Kleidung bis hin, zu diversen Designermöbeln und dort Versandfertig gemacht wurden. Die Bestellungen werden, in der ersten und zweiten Etage angenommen, betreut und weiter geleitet zu unseren Lager. Ganz oben befand sich die Chefetage, zu welcher wir gerade hoch gingen, als plötzlich hinter uns ein „Hey ihr zwei Hübschen“ ertönte. „Na du eine Hübsche“, sagten wir beide gleichzeitig, wie aus einem Mund und drehten uns zu unsere Freundin Sue um. „Seid ihr auch schon aufgeregt, wer denn nun der oder die neue Abteilungschef/in wird?“, fragte sie ganz hibbelig, mit glänzenden Augen. „Ja, aber nur wenn es heißt, das du unsere neue Chefin wirst“, gab Fibi grinsend von sich. Beide schauten mich an „Ich bin der gleichen Meinung wenn eine es verdient hat dann du“ ,antwortete ich ehrlich und Sue strahlte über das ganze Gesicht.

Oben in den Konferenzraum angekommen, welcher schon rappel voll war, suchten wir uns in der hintersten Ecke platz. Ganz vorne standen die zehn Anwärter für den neuen Posten. Meine Augen glitten über die zehn Kandidaten, stoppten jedoch an der letzten Person welche mir fröhlich zuwinkte. „Der steht total auf dich“, flüsterte mir Fibi zu und ich verdrehte die Augen. Zaghaft hob ich meine Hand und grüßte Mic zurück. Er war süß mit seinen strubbeligen braunen Haaren und seinen Knopfaugen, aber mehr war da nicht, von meiner Seite aus.

„Ich wünsche allen einen guten Morgen“, begrüßte uns unser Chef. Seine grauen Haare waren ordentlich zurück gekämmt und leichte Fältchen zierten sein Gesicht. Die Hände zusammen gefaltet, vor seinem etwas ründlichen Bauch stand er da und fing an zu sprechen.
„Seid knapp 30 Jahren führe ich nun dieses Unternehmen und bin stolz zu sehen, was wir gemeinsam geschaffen haben“ , er hielt kurz inne. „Jetzt ist es an der Zeit, für mich kürzer zu treten und ich bin froh dieses Gewissenhaft tun zu können, da ich ein mehr als geeigneten, kompetenten und führungsstarken Nachfolger, als Chef gefunden habe.“ Als Mister Wilson abermals mit seiner Rede stoppte, war überall Getuschel zu vernehmen, was aber sofort verstummte, als Mister Wilson fortfuhr. „Ihr neuer Chef ist Mister Stan Laton, leider ist dieser noch auf den Weg zu uns, weshalb Sie ihn erst später kennen lernen werden.“ „Kommen wir jetzt zu der Verkündung, wer ab heute der neue Abteilungschef sein wird. Ich weiß die Jahre über haben wir immer anhand einer Liste, wo sich eintragen konnte wer diesen Job wollte, entschieden wer es denn wird, diesmal ist dies aber nicht der Fall“ Entschuldigend sah er das enttäuschte Grüppchen an und überall waren entsetzte Gesichter zu sehen. „Mister Laton und ich haben sehr lange besprochen, wer dafür in frage kommen könnte und haben uns entschieden für Miss Young!“

Applaus brandete auf, während sich alle zu Fibi und meiner Wenigkeit umdrehten. Stocksteif stand ich da und suchte vergebens nach einem Fehler, in meinem Kopf der mir signalisierte, dass ich mich verhört hatte, fand jedoch keinen. „Ach du Schreck, ich werd bekloppt, meine kleine Lanie, ist meine Personalchefin. Danke Gott, das ich dass erleben darf“, schrie meine Freundin vor lauter Freude und umarmte mich heftig. „Herzlichen Glückwunsch, Lanie“ flüsterte sie mir ins Ohr. Ich brachte kein einziges Wort heraus, da ich einen fetten Kloß im Hals hatte. „Auch wenn ich enttäuscht bin, ich freue mich so für dich Süße“ kam Sue freudestrahlend auf mich zu und umarmte mich. „Miss Young, würden sie bitte mitkommen?“, bat mich Mister Wilson. Benommen ging ich auf ihn zu und ergriff die Hand, welche er mir hin hielt. „ Herzlichen Glückwunsch, Miss Young“, sagte er mit einem lächeln auf den Lippen und tätschelte mit der freien Hand meine Schulter. „Entschuldigen Sie, aber ich muss jetzt los, bitte nehmen Sie doch so lange in meinem Büro Platz und warten dort auf Mister Laton“. „Ok“ brachte ich krächzend heraus, wendete mich ab und lief ins Büro.

Alptraum!!!! Wie ein böser Alptraum fühlte es sich an, es war aber leider keiner. Ich war glücklich mit meinem Job, als Telefonisten gewesen, ich wollte keinen neuen und schon gar nicht, als Chefin. Was haben die sich bloß dabei gedacht, es gab doch genug Interessenten, die diesen Job wollten und ich nahm ihn einfach irgendjemanden weg, der besser dafür geeignet wäre..... Ich hielt inne in meinen Gedanken. „Der Brief“, nuschelte ich mit weit aufgerissenen Augen vor mich hin.

Mein ganzer Körper spannte sich an, als laute Männerstimmen erklangen und die Tür zum Büro aufgerissen wurde. Schnell bemühte ich mich um Fassung, versuchte die Gedanken, welche in meinem Kopf wild umher wirbelten, ganz weit weg zu packen, dafür hatte ich später noch genug Zeit, um mich mit diesen auseinander zu setzten. Leichtes scharen war zu hören, als ich mich von dem Stuhl, auf den ich gesessen hatte, erhob. Mit einem hoffentlich, glaubhaften Lächeln auf den Lippen, schaute ich auf. Vor mir standen zwei Männer, die mich freundlich anlächelten. „Miss Young....“, fing der linke an zu sprechen, doch ich unterbrach ihn. „Entschuldigen Sie Mister, aber bevor Sie etwas sagen würde ich nur kurz gerne etwas los werden“ Ein leises klicken erklang, ich achtete jedoch nicht weiter darauf und sprach weiter. „Vielen Dank, dass Sie mich zur Chefin gewählt haben, doch ich glaube es ist nicht richtig, da ich glaube, dass dort draußen Menschen sitzen, die es verdienen diesen Job zu bekommen und......“ Ich brach den Satz ab, als hinter meinen Rücken ein Räuspern erklang. „Es hat alles seine Richtigkeit, so wie es ist, Miss Young“, hörte ich ein Mann mit tiefer Stimme, hinter mir sagen und drehte mich zu ihn um. „Stan Laton“, stellte er sich mit einem lächeln vor, seine braunen Augen starrten mich, jedoch unfreundlich an. Er war größer als ich, weshalb ich leicht nach oben schauen musste, um ihn anzusehen. Mister Laton wandte den Blick von mir ab und verabschiedete die beiden Männer.

Er lehnte sich an Mister Wilsons Schreibtisch und verschränkte die Arme vor seiner Brust, wodurch er sehr breit wirkte. „Anstatt so undankbar zu sein, sollten Sie doch eher froh sein, dass Ihnen solch eine Chance geboten wird“, spuckte er mir die Worte, mit ärgerlicher Stimme entgegen. Ich merkte wie sich Zornes falten auf meiner Stirn bildeten und ich lachte böse auf. „Wie bitte? Worüber soll ich mich denn Ihrer Meinung nach freuen, etwa darüber, dass da draußen enttäuschte Menschen sitzen, denen Hoffnung gemacht wurde, auf einen Job den keiner von Ihnen bekommen hatte?“, fragte ich mit hysterischer Stimme. Er öffnete seinen Mund, um etwas zu erwidern, doch ich kam Ihn zuvor. „Lassen Sie uns das ein anderes mal besprechen, ich melde mich bei Ihnen“ sagte ich schroff und bevor ich noch platzen würde vor Wut, verließ ich Fluchtartig das Büro. Da heute das Meeting gewesen war, befand sich niemand weiteres mehr im Gebäude. Ich atmete die frische Luft von Denver ein, als ich raus kam und ging nach Hause.

Mit wummernden Herzen, stand ich wie vom Blitz getroffen da, als ich den weißen Briefumschlag entdeckte, welcher genauso da lag, wie der von heute Morgen. Mit dem weißen Umschlag in der Hand betrat ich das Haus und ging zu meinem Zimmer. Ich starrte auf den Brief in meiner Hand und öffnete meine Tür. Ein lauter Schrei entwich meiner Kehle, als ein heftiger Schlag auf meiner Schläfe traf. Ich sah nur noch Sterne, weshalb ich ins taumeln geriet und mit meiner linken Schulter, gegen etwas hartem knallte. Vor Schmerz stöhnte ich laut auf und verlor das Bewusstsein.

2. Kapitel

 Leicht benommen, öffnete ich meine Augen, kniff sie jedoch gleich wieder zu, da die Sonne direkt auf mein Gesicht schien. Langsam, Stück für Stück öffnete ich sie erneut, bis ich mich an das grelle Licht gewöhnt hatte. Mein Kopf dröhnte wie verrückt. Um den Schmerz etwas zu lindern, massierte ich mir meine Schläfen mit den Fingerspitzen, hielt jedoch unvermittelt inne, als mir klar wurde, weshalb ich dieses verdammte Hämmern in meinem Schädel hatte. „Oh Gott, irgendjemand hat mir eins vor die Rübe gehauen“, flüstere ich mit ängstlicher Stimme und mir wurde noch etwas anderes bewusst. Ich lag nicht auf den Boden wo ich zusammen gesackt bin, sondern in meinem Bett. Mir wurde ganz mulmig zu mute, da ich nicht wusste was passiert war. „Wie zum Teufel konnte derjenige überhaupt ins Haus kommen“, fragte ich mich verzweifelt denn außer mir, war Jayden der einzige, der einen Schlüssel zu unserer Wohnung besaß und dieser kam Montags immer erst um sechs Uhr nach Hause. Um mir ganz sicher zu sein, blickte ich auf meinem Wecker, doch wie ich schon vermutet hatte, zeigte mir dieser an, dass es erst kurz nach halb vier war. „Hoffentlich ist die Person nicht mehr im Haus“, nuschelte ich mit belegter Stimme.

Umständlich wühlte ich mich aus meine ein gemurmelten Decke und stand auf. Etwas wackelig auf den Beinen, ging ich so leise wie möglich auf meine Tür zu und blieb kurz davor stehen. Nervös rieb ich meine Daumen an den jeweiligen Zeigefinger und lauschte ob irgendwo Geräusche im Haus zu hören waren. Adrenalin schoss durch meinem Körper, als plötzlich ein Klacken ertönte. Ich hielt den Atem an und hörte wie sich eilige Schritte meinem Zimmer näherten. Vor lauter Panik, fing mein Körper an zu zittern. Die Schritte stoppten und als ich sah wie die Türklinke nach unten gedrückt wurde, holte ich ein paar mal tief Luft.

In den Moment als die Tür aufgerissen wurde, löste ich mich aus meine Starre und wich hastig ein paar Schritte zurück. Wie festgefroren starrte ich den großen Mann an, der mein Zimmer betrat. Als er mich sah, hielt er augenblicklich inne in seiner Bewegung. Erleichtert musterten mich seine dunkelbraunen Augen, während mir vor lauter Fassungslosigkeit die Kinnlade runter klappte. „Lai......“, fing er an zu sprechen, hielt jedoch inne und fixierte mit gerunzelter Stirn, einen Punkt neben meinen Kopf. Erst da fiel mir wieder ein, dass ich vorhin, um mich verteidigen zu können, meine Hand zur Faust geballt hatte und diese zum Schlag bereit, immer noch neben meinem Kopf schwebte. Durch die vielen Piercings, welche sein Gesicht zierten, sah er alles andere als freundlich aus und die schwarzen kurz geschorenen Haare, wodurch sein kantiges Gesicht noch mehr hervor gehoben wurde, tat sein übriges, aber da ich wusste, dass er mir niemals was antun könnte, ließ ich meine Faust sinken. „Lanie es wäre toll wenn du mal was sagen könntest, denn du machst mich total irre mit deinen großen Kulleraugen, die mich anstarren, als wäre ich ein Geist“, sagte er mit einem schiefen lächeln, wobei er mit seinen Händen vor mein Gesicht hin und her wedelte. „Nicki“, hauchte ich und die Angst wich aus meinem Körper, was sich so anfühlte als würde mir ein riesiger Stein vom Herzen fallen. „Du... du.....“, fing ich an zu stottern, da ich nicht so recht wusste, was ich von dem ganzen halten sollte.

Um meine Gedanken zu sortieren, schüttelte ich den Kopf und als ich mich wieder einigermaßen gefasst hatte, begann ich erneut zu sprechen. „Was war passiert? Ich weiß das du mir nicht einfach so eine rein hauen würdest. Aber ich weiß das du es warst denn wenn nicht du wer sonst? Also warum hast du das gemacht?“, fragte ich drauf los, wobei ich es nicht ganz verhindern konnte und ein vorwurfsvoller Ton in meiner Stimme mit schwang. „Es war ein Versehen Lanie und es tut mir wirklich leid. Als du rein gekommen bist, war ich gerade dabei mir meine Jacke auszuziehen und hab dich voll mit den Ellenbogen getroffen“, erwiderte er zerknirscht und blickte mich entschuldigend an. „Ohhhh Ok, tja würde mal sagen, zur falschen Zeit am falschen Ort“, stellte ich fest und pure Erleichterung durchströmte mich, denn es war alles nur ein blödes Missgeschick und nicht irgendein blöder Einbrecher oder so.

Wo das nun endlich geklärt war, kam riesige Freude in mir auf, darüber dass er hier bei mir war und Tränen kullerten unaufhaltsam meine Wangen hinunter. Mit einem fetten Strahlen im Gesicht, sprang ich auf ihn zu und umarmte ihn heftig. Er umfasste meinen Rücken mit seinen starken Händen, hob mich hoch und drehte sich mit mir im Kreis. „Hab dich vermisst Schwesterherz“, sagte er mit seiner tiefen Stimme. „Ich dich auch Nicki“, erwiderte ich glücklich. „Aber kannst du mich bitte wieder runter lassen denn mein Kopf fängt von der ganzen Dreherei voll zu brummen an“, fragte ich ihn. „Klar“, kam es von Nick, wobei ich Sorge aus seiner Stimme heraus hören konnte. Sofort hörte er sich auf zu drehen und stellte mich auf den Boden. „Sorry Lanie, ich hab dich echt ganz schön erwischt“, sagte er mit einem entschuldigenden Blick und wischte mir mit seinen Fingern, die Tränen vom Gesicht. „Entschuldige dich lieber dafür, das du mir solch eine Angst eingejagt hast“, sagte ich mit gespielt ernster Stimme. „Lass uns in die Stube gehen, dort können wir ein wenig Quatschen, aber vorher koche ich uns noch einen starken Kaffee“, gab ich lächelnd von mir und küsste ihn auf die Wange. „Ok, aber bitte tu mir ein gefallen, verwechsle nicht wieder den Zucker mit Salz“, kam es mit verzogenen Mundwinkel von ihm. Bilder schossen durch meinen Kopf, wie er damals angeekelt sein Gesicht verzogen hatte und so schnell er konnte zum Klo gesprintet ist, um die eklige Brühe aus zu spucken. Ich fing an zu lachen denn die Erinnerung an seiner Grimasse war einfach herrlich. „Nicht witzig“ brummte er, pikste mir in die Seite und ging an mir vorbei. Ein schrilles „Ahhhh“, entfuhr mir, da ich ziemlich empfindlich an dieser Stelle war und diesmal musste mein Bruder lachen.

Bevor ich ihm hinterher ging, hob ich noch schnell meinen Mantel und die darunter liegende Handtasche vom Boden auf. Gerade wollte ich mich wieder aufrecht hin stellen, verharrte jedoch in der Bewegung, da etwas weißes zum Vorschein kam. „Verdammt, den hatte ich total verdrängt“, fluchte ich und hob den Briefumschlag auf. Mit zusammen gebissenen Zähnen, betrachtete ich ihn kurz. „Das kann warten“, brabbelte ich vor mich hin und packte den Brief in meine Tasche, welche ich auf meinen Stuhl ablegte. Den Mantel hängte ich über meine Stuhllehne und verließ mein Zimmer.

 Schnell trank ich einen großen Schluck Kaffee, um den ekligen Geschmack los zu werden, welcher von der eben eingenommen Tablette zurück geblieben war. Seufzend ließ ich mich auf unsere große cremefarbenen Couch sinken. Den Kopf auf der Lehne unseres Sofas gelehnt, streckte ich meine Beine, welche ich auf den vor mir stehenden Hocker ablegte und starrte an die Decke. „Was für ein verrückter Tag“, nuschelte ich erschöpft von den vielen Ereignissen, vor mich hin und schloss meine Augen. Ein Teil von mir konnte immer noch nicht so ganz glauben, dass Nick wirklich hier war, doch das Geklimper, welches aus der Küche kam, signalisierte mir das dem so war. Leicht den Kopf nach links gedreht, öffnete ich meine Augen wieder und blickte in unsere offene Wohnküche, wo er wild umher wirbelte. Bevor ich noch einschlafen würde, nahm ich meine Tasse vom Glastisch, rappelte mich umständlich auf und ging hinüber, wo ich mich auf einen von unseren weißen Barhockern nieder ließ.

Nick machte uns gerade Sandwichs, wobei mir schon das Wasser im Munde zusammen lief denn zu einem schmeckte seine Kreation einfach köstlich und zum anderem hatte ich einen Bärenhunger, da ich heute noch nichts gegessen hatte. „Nun Brüderchen, wie ist es dir so ergangen in den letzten Jahren?“, wollte ich wissen denn es war ungefähr vier Jahre her, wo wir uns das letzte mal gesehen hatten. Er musste damals aus mir unbekannten Gründen fort gehen, was mir ziemlich schwer gefallen ist, da wir eine richtig enge Bindung hatten, doch anscheinend reichte dies nicht aus denn ich wusste ja bis heute nicht was damals vorgefallen war. Das einzige was ich wusste, war das er sich nicht gerade in rosigen Kreisen bewegt hatte, was ich auch so manches mal am eigenen Leib erfahren musste, aber dies wird ja wohl kaum der einzige Grund gewesen sein, weshalb er so plötzlich abtauchen musste. Über der Schulter warf er mir ein gequälten Blick zu.

„Willst du die Wahrheit oder soll ich lieber lügen?“, stellte er mir mit ernsten Ton eine gegen Frage.

„Die Wahrheit“, murmelte ich darauf hin zurück. „Hab ich mir schon gedacht“, seufzte er. „Ich kann und werde dir noch nicht alles erzählen, du wirst es noch früh genug erfahren“, stellte er fest und als er mein nicken registrierte, wendete er sich wieder unser Essen zu. Auch dann wenn ich nicht genickt hätte und stattdessen verlangt hätte alles von ihm zu erfahren, würde er mir trotzdem nicht mehr erzählen denn wenn Nick was sagt dann beharrt er auch darauf. „Du weißt am besten in was für Kreise ich mich damals aufgehalten habe Lanie und an dem Tag als ich dich verlassen musste habe ich was Unverzeihliches getan, etwas das ich niemals mehr rückgängig machen kann.“ Er holte kurz Luft um dann weiter zu sprechen „Doch zu der Zeit war ich echt ein Arschloch und hab mich einfach vom Acker gemacht, anstatt es irgendwie gut zu machen. Auch wenn man es sich nicht vorstellen kann, bin ich noch mehr, als ich es eh schon war, in der Drogenszene abgerutscht und in noch viel schlimmeren Kreisen als ich es vorher war. Tja und dann war ich ein niemand, wurde Obdachlos und ab da an stellte ich fest, dass es so definitiv nicht weiter gehen konnte und habe versucht mein Leben in den Griff zu kriegen“, endete er und ich war Sprachlos über das gesagte.

Mit zwei Tellern beladen kam er zu mir rüber, stellte meinen mir direkt vor die Nase und setzte sich mir gegenüber. Total aufgewühlt blickte er drein, als würde er das schreckliche was er erlebt hatte noch einmal durch leben. Mein Bruder versuchte ein lächeln auf zu setzten, was ihm jedoch nicht so recht gelingen wollte. „Nun schau nicht so Lanie, mir geht es ja wieder besser, ich will dich auch gar nicht damit belasten, aber du hast mich gefragt und ich will dir nicht irgendetwas vor gaukeln.“, versuchte er mich vergeblich auf zu muntern, doch ich ging nicht weiter drauf ein, stattdessen fragte ich „Obdachlos........ Wieso hast du dich denn nicht gemeldet? Wir hätten dir doch bestimmt helfen können. Oder du........“ Ich stoppte kurz, doch dann nahm ich all meinen Mut zusammen und sprach es aus. „Oder du hättest unsere Eltern fragen können, sie hätten dir auf jeden Fall helfen können“, sprach ich eilig damit er mir nicht ins Wort fallen konnte. Seine Augen verengten sich zu schlitzen. „Unsere Eltern, dass kann ja wohl nicht dein Ernst sein, selbst wenn ich bei lebendigen Leibe begraben werden würde und sie mir daraus helfen könnten, würde ich sie eher noch anspucken, als mir von denen helfen zu lassen.“, schrie er mit Wut verzehrter Stimme und ich zuckte zusammen. War ja klar das er so reagiert, teilweise konnte ich ihm es auch nicht verübeln denn er wurde echt mies von ihnen behandelt. Schnell verdrängte ich die Bilder von früher aus meinen Kopf denn ich wollte nicht jetzt an die Qualvolle Zeit erinnert werden.

„Es tut mir leid....... ich.... wollte nicht in alten Wunden rum graben, aber.... Obdachlos ist wirklich übel und ich......“ Nick fiel mir ins Wort „Ist schon gut Lanie, ich nehme es dir nicht krumm denn ich weiß das du es nur gut meinst. Ich hab die Zeit ja hinter mir also lass uns bitte das Thema wechseln ja?“, sagte er, wobei seine Stimme wieder ruhiger wurde. All die angesammelten Fragen, welche mir schon auf der Zunge lagen, schluckte ich runter und nickte zustimmend. „Und du Schwesterherz, was hast du so die Zeit über gemacht, gibt es irgendeinen Mann an deiner Seite?“, wechselte er das Thema und biss von seinem riesigen Sandwich ab. „Ich arbeite nach wie vor bei Conveniently Homeshopping-Drake Wilson, naja wobei das Wilson wohl jetzt eher nicht mehr stimmt, da wir seit heute einen neuen Chef haben, der eine ganz spezielle Art hat, mit seinen Mitarbeitern um zu gehen, aber ist ja auch egal. Fibi und ich sind nach wie vor unzertrennbar und der einzige erwähnenswerte Mann an meiner Seite ist Jayden. Wir wohnen seid zwei Jahren zusammen und er ist ein super Kumpel. Sonst suche ich vergeblich noch nach den Richtigen“, zählte ich ihn Kurzfassung, das wichtigste auf. Ja gut der Brief wäre vielleicht auch wichtig, denn mittlerweile waren es ja zwei, aber Nick ist definitiv der falsche Ansprechpartner, er würde total ausflippen und darauf kann ich gut und gerne verzichten.

Mir entging nicht wie er mich ansah, als ich ihm von Jayden erzählte. Anscheinend passte ihn dies ganz und gar nicht denn die beiden kannten sich von früher und das nicht gerade positiv. Aber auch darüber wusste ich nichts genaues denn so wie mein Bruder darüber schwieg, machte auch mein Mitbewohner diesbezüglich dicht. „Freut mich das du immer noch in dem Unternehmen arbeitest und bei Gelegenheit musst du mir mal deinen Chef vorstellen dann kann ich ihn mir mal unter die Lupe nehmen.“, grinste er mich breit an und aß sein Essen weiter. Ich hatte so dollen Hunger, dass ich während Nick gesprochen hatte, schon fast die Hälfte verdrückt hatte. „Hmm und was Jayden angeht, bin ich ja echt gespannt was aus den so geworden ist und vor allem wie er auf mich reagiert“, murmelte er und schob seinen fast leeren Teller bei Seite. „Oh Gott ich bin voll satt“, meinte er und rieb sich über seinen Bauch. „Ja ich bin auch gespannt, wie er reagieren wird wenn er dich sieht“, erwiderte ich und stellte ebenfalls meinen Teller beiseite.

„Lanie, kannst du mir bitte ein Handtuch geben, ich muss erst mal duschen und mich dann aufs Ohr legen wenn das ok ist?“ „Ja klar kein Problem, ich hol dir schnell eins und wenn du fertig bist kannst du dich bei mir hin legen und dich aus pennen. Ich wollte eh noch ein bisschen raus gehen und die Seele baumeln lassen.“, zwinkerte ich ihm zu, erhob mich vom Hocker und ging ins Badezimmer. Mein Bruder folgte mir und hockte sich auf den geschlossen Klodeckel, wobei er sich umschaute. „Schicke Wohnung die ihr habt, echt nicht schlecht“, meinte er bewundernd. Gerade als ich ihm das Handtuch reichte, fiel mir noch etwas ein. „Sag mal, wie bist du eigentlich hier rein gekommen“, fragte ich neugierig und malte mir schon das schlimmste aus. Ein überhebliches lächeln glitt über seine Lippen, als er mir antwortete. „Zuerst hab ich geklingelt aber es war ja keiner da, also wollte ich dann ins Hotel in Denver, doch dann fiel mir wieder von früher ein, dass du ja immer einen Schlüssel draußen versteckt hattest, da du dich ja immer aussperrst.....“, lachte er „Tja und ich wurde dann ja auch schnell im Blumenkübel fündig“, berichtete er mir stolz und auch ich musste lachen.

Er musterte mich neugierig „Du bist eine wirklich hübsche Schwester geworden auch wenn du für deine 22 Jahre nicht gerade groß bist, aber dafür echt eine Augenweide“ Ich merkte wie ich rot anlief denn ich konnte nicht wirklich gut mit Komplimenten umgehen, aber vielleicht lag es ja auch daran, dass ich noch nicht als zu viele bekommen hatte. Ein fettes grinsen erschien auf Nicks Gesicht, welches er krampfhaft versuchte zu unterdrücken. Skeptisch zog ich eine Augenbraue hoch. Er räusperte sich „Naja und dieses kleine Ding da an deiner Schläfe, tut dein Aussehen auch kein Abbruch“, meinte er und zeigte mit seinen Finger auf meinen Kopf. Mit meinen Fingern Strich ich über die Stelle auf welche er zeigte und mir schwante Böses. Ruckartig drehte ich mich um und schaute im Spiegel. „Nicklas“, schrie ich hysterisch, wobei ich ihn mit Absicht beim vollen Namen ansprach, so wusste er, dass ich ihn das auf jeden Fall krum nahm. Ungefähr in der Größe von einem Tischtennisball, zierte ein in Blau Violett Farbener Bluterguss meine Schläfe. „Oh Gott, jetzt denken alle, ich wurde verprügelt“, jammerte ich und sah im Spiegel, wie sich mein Bruder schuldbewusst kleiner machte. Doch ich versuchte mich zu beruhigen denn ich wusste schon, wie ich es ihm heim zahlen würde und dabei musste ich mir ein fieses grinsen verkneifen. „Naja muss ich mich ein bisschen mehr Schminken, so ich werde jetzt los, bevor es ganz dunkel draußen wird.“, verkündete ich ihm und umarmte meinen Bruder noch mal. „Ist echt schön das du wieder da bist“ „Ja finde ich auch“, kam es von ihn und er drückte mich noch mal feste. Schnell suchte ich meine Sachen aus meinem Zimmer zusammen und ging nach draußen.

 

Stan's Sicht

Die Abenddämmerung setzte ein und umhüllte Denver. Von bunten Lichtreklamen wurden die Gebäude erhellt, was phantastisch aussah und die Stadt glänzen ließ. Vereinzelte dunkle Wolken, schoben sich langsam vor den hellblauen Himmel, welcher perfekt von der untergehenden Sonne abgerundet wurde und ein unbeschreibliches Panorama bildete. Den Arm schräg am Fensterrahmen gestützt und die Stirn an meiner Hand gelehnt, stand ich nun schon eine ganze Weile so da und beobachtete dieses atemberaubende Schauspiel der Farben.

Gut durchdacht und durchtrieben, der Plan ist brillant Stan. Hallten die Worte von meinem Kumpel Lukas mir immer und immer wieder durch den Kopf. Doch mit jeder Sekunde die verstrich, zweifelte ich immer mehr an seinen Worten. Aber ich schmiedete schon eisern ein neuen Plan denn eins stand fest, egal wie und wenn ich über Leichen gehen musste, ich würde ihn eiskalt durchziehen und mir von niemanden dazwischen funken lassen. Denn auch diesmal würde ich das bekommen was ich wollte.

Schrilles Piepen, welches mir signalisierte das der Drucker fertig war, riss mich aus meinen Plänen für mein vorhaben. Ich stemmte mich vom Rahmen ab und drehte mich zu den neben mir stehenden Drucker um. Sorgfältig entnahm ich die warmen Blätter und heftete sie in den bereit gelegten Ordner. Das klacken der Tür erklang und ich drehte mich zu Lukas um, welcher gerade mit zwei Bier in der Hand den Raum betrat. „Na Boss wie lief es heute, an deinem ersten Tag als Chef?“, fragte er mich, kam lächelnd auf mich zu und drückte mir eines der Biere in die Hand. „Anders, als erwartet“, brummte ich wobei ich die Flasche mit einem Feuerzeug öffnete, welches er mir hinhielt. Er grinste verdächtigt, öffnete ebenfalls sein Getränk und Prostete mir zu. Lukas setzte sich auf meinen Schreibtischstuhl und trank einen tiefen Schluck. „Lass mich raten, Miss Young hat dir den Tag anders gestaltet als geplant“ Mit mahlenden Unterkiefer nickte ich. „War mir schon klar, als ich sie mit Markus im Empfang genommen hatte, wusste ich sie ist anders, als all die anderen Frauen“, teilte er mir seine Meinung über sie mit. „Wie wahr aber das sollte kein lang anhaltendes Problem da stellen.“, erwiderte ich bissig. „Hmm da bin ich mir nicht so sicher, das wird bestimmt noch ein lustiges Schauspiel zwischen euch“ meinte er grinsend, vorauf hin er einen bösen Blick von mir erntete „Um dich vom Gegenteil zu überzeugen, werde ich gleich heute Abend zeigen, dass sie bei mir mit dieser Schiene die sie fährt, bei mir nichts erreichen wird und das wird alles andere als lustig.“, versprach ich ihm im schroffen Tonfall und hakte dieses Gespräch erst einmal für heute ab. „Ok wenn du das sagst dann lass uns jetzt aber auch los denn du hast ja noch so einiges zu erledigen“, meinte er und wir machten uns auf den Weg zum Hotel.

Miss Young wird sich noch um gucken wenn sie erst ein mal merkt, dass ich so bin wie ich heute war und nicht weil sie meint das Gespräch zu beenden, dass ich dann netter zu ihr bin, da hat sie sich gewaltig geschnitten........ 

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Texte: liegen bei mir
Bildmaterialien: Google
Tag der Veröffentlichung: 01.03.2013

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