Mein Leben…Realität oder Einbildung? Diese Frage stellen sich viele Menschen. Aber gibt es darauf eine Antwort? Sicher… doch ich kenne sie nicht. Es hat mich nie gestört in einer Welt voller Lügen zu Leben. Wo die Realität nur ein Schein war. Eine Fassade, eine Grenze die man nicht überschreiten durfte. Dem Pfad zu folgen und die Augen zu verschließen, war die einzige Möglichkeit etwas zu erreichen….ist es nicht so?
Hallo, mein Name ist Maggie Valentine. Und ich bin anders.
Ich war ein normales Kind, durchschnittlich, gar Langweilich. In allem war ich weder gut, noch schlecht. Ich war… normal. Viele Leute erzählen dass sie in der Kindheit mal einen imaginären Freund gehabt haben. Ich hatte nie einen. Ich mochte keine Gesellschaft und brauchte auch keine Unterhaltung. Ich war gern allein. Ich mochte es zu lesen. Am besten erfundene Geschichten die nichts mit der Realität zu tun hatten. Sie rissen mich los von der Wirklichkeit und trugen mich in das weite Universum voller Wunder und Geheimnisse, sie brachten mich in meine eigene Welt. Das reale Leben war für mich nur vorrübergehend verfügbar. Ich ging in die Schule oder Arbeit und kehrte dann im meine Welt zurück. So verliefen 18 Jahre meines Lebens. Glücklich und Sorglos. Versteht mich nicht falsch ich hatte Freunde, aber ich unternahm nicht viel mit ihnen. Ich mochte sie und war auch ab und zu gern mit ihnen zusammen, aber der Gedanke zu lange von meiner Welt getrennt zu sein war erschreckend. Ich versperrte mich allen anderen gegenüber, war aggressiv und distanziert. Wenn ich beschäftigt war versuchte ich immer wieder eine freie Sekunde zu finden um in meine Welt zu flüchten. Mit jedem Jahr das verging versuchte ich mich immer weiter von der Realität zu lösen. Mich in die weiteste Ecke meiner Welt zu verkriechen. Doch es gab immer einen Grund wieder zurückzukehren. Drei Wochen nach meinem 18tem Geburtstag starben meine Eltern an einem Autounfall. Irgendein besoffener Fahrer rammte das Auto meiner Eltern und stieß es in einen Straßengraben. Ihre Eltern waren sofort tot, sie hatten keine Schmerzen
, meinte der Arzt mit dem lächerlichen Versuch mich dadurch zu trösten. An diesem Tag veränderte sich einiges. Ich fing nicht nur an die Welt um mich herum wahr zu nehmen, ich fing auch an die Menschen zu hassen. Sie dafür zu hassen wie sie waren und dafür was sie taten. Ich sah alles mit einem klaren Blick. unbeschmutzt von der trügerischen Realität und ihren Lügen.
Man sagt der schlimmste Gedanke den man haben kann ist der Gedanke über den Tod. Sei es nun sein eigener oder nicht. In der darauffolgenden Nacht habe ich gemerkt dass es weitaus schlimmere Gedanken geben kann.Der Gedanke zu Leben. Was daran schlimm sein soll leben zu wollen, könnte man sich fragen. Doch nicht ich war es die leben wollte, sondern sie…
An dem Todestag meiner Eltern tat ich es wieder. Ich flüchtete vor der Realität und vergrub mich in den Dunklen Gassen meiner Welt. Die Gassen die sonst hell erleuchtet waren, von dem Mondlicht, den ich so mochte. In dieser Nacht war es nicht da. Das Licht das mich beschützte. Ich lernte meine Welt neu kennen. Alles war dunkel und verlassen. Die Schatten, auf meiner Haut, fühlten sich so echt an, dass es mir schwer fiel zu armen. Sie umgaben mich. Es war fast schon so als würden sie mich berühren. Ich spürte ihren Atem. Ein kühler aber angenehmer Atem der meinem Herzschlag folgte. Es war erschreckend schön diese Nähe zu spüren. Die Nähe die niemals da war. Nicht hier. Alles war anders, doch das verrückte daran war, das ich mich nach wie vor wohl fühlte. Ich fürchtete mich nicht davor. Es erfüllte mich mit Frieden diese Dunkelheit zu spüren. Und die Dunkelheit wusste es. Sie wuchs und verformte sich. Tag für Tag, Nacht für Nacht. Je länger ich mich in meine Welt verkroch desto schneller verbreitete es sich. Eines Tages, als ich mal wieder die Schnauze voll hatte von den, von mir gehassten Menschen. Flüchtete ich wieder dorthin. Doch was ich entdeckte sollte mir nicht gefallen. Vorerst nicht. Ein Wesen. Ein Jemand oder etwas erschien in meiner Welt. In der Welt die nur mir gehören sollte. Wo niemand sonst Zutritt hatte. Es war eine Sie. Eine Frau, die mir kein bisschen ähnlich war. Sie war so… anders. Ihre Aura umgab die ganze Welt. Sie war genau so dunkel wie die Dunkelheit, die sie umgab. Einige Zeit starrten wir uns gegenseitig an ohne ein Wort zu wechseln. Was hätte ich den auch groß sagen können. Ich konnte sie nicht zwingen zu gehen, das spürte ich mit allen Teilen meines Körpers. Sie würde nicht gehen, doch das wollte ich auch nicht tun. Schließlich war es meine Welt, mein Leben. Leds endlich durchbrach sie die Barriere des Schweigens. Was ist dein Wunsch?
Fragte sie mich spontan und starrte mich mit ihren durchbohrenden Augen an. Ich will dass du verschwindest
. Sagte ich obwohl ich wusste dass sie es nicht tun würde. Warum sollte ich gehen? du hast mich erschaffen. Du bist diejenige die wollte dass ich existiere, und jetzt willst du dass ich gehe?
Sie sagte es mit einer Überzeugung, die man nicht so schnell abwehren konnte. Plötzlich war mir alles klar. Sie war es. Sie war es die mich die ganze zeit umgab, die mich beschützte. Nur wegen ihr entstand diese Welt.
So begann die Geschichte die bald enden sollte. Ein Jahr verging in der Verzweiflungsvollen Realität und der neu entstandenen Welt, die sie bewohnte. Es kam bald die Zeit, wo ihr es nicht ausreichte in dieser Welt zu sein. Sie fühlte sich eingesperrt und wollte raus. Ich verstand nicht was sie meinte, doch ich sollte es bald rausfinden. In der einen Nacht erzählte sie mir wie sie dieser Welt entfliehen konnte. Durch mich, durch meinen Körper. Solange ich es zulasse könne sie nach draußen.
Ich ließ es zu. Ich werde niemals das Gefühl der Befreiung vergessen als ich meinen Körper verließ. Ich bin mir nicht sicher was dort geschah doch es war mir auch egal. Sie übernahm für eine Nacht meinen Körper und ich kehrte morgens wieder zurück. Ich fühlte mich besser. So als hätte ich die Last die mein leben lang auf mir lastete abgeworfen. Ein paar stunden danach verstand ich warum.
Ich bereitete mich für die Arbeit vor, als es plötzlich klingelte. Ich öffnete die Tür und war erstaunt dort die Polizei zu sehen. Was führt sie zu mir?
fragte ich gelassen, ohne jeglichen Verdacht zu schöpfen. Missis Valentine, wir müssen wissen, was sie heute Nacht zwischen 1:00 und 3:00 Uhr getan haben.
Ihre Frage war recht ungewöhnlich, doch ich antwortete. Ich habe geschlafen, wie jeder normale Bürger es tut.
Meine Antwort war sogar für mich überraschend sarkastisch. Wieso? Was ist denn passiert Officer?
- Heute Nacht wurde der Fahrer umgebracht, der in den Unfall ihrer Eltern verwickelt war.
Die Stimme des Mannes war recht drohend, wahrscheinlich weil der Sarkasmus sich nicht nur auf diesen einen Satz beschränkte. Das tut mit aber leid für den armen Mann. Nun wenn das alles gewesen ist werde ich sie zur Tür begleiten.
- Wir müssen sie leider festnehmen Missis Valentine. Wir haben Spuren gefunden, die belegen dass sie der Täter sein könnten.
Einerseits war ich schockiert, andererseits erleichtert. Ich wusste nicht warum, doch dann begriff ich es. Es war sie. Sie war der Täter. Doch warum? Um diese Frage zu beantworten musste ich wieder zurück in meine Welt. Bei nächst bester Gelegenheit kehrte ich dorthin zurück. Doch die Antwort die ich erhielt war die gleiche die sie mir immer gab, wenn ich sie nach etwas fragte. Ich tu alles nur zu deinem eigenem wohl.
Ich habe erst jetzt verstanden was sie damit meinte. Mein Wohl war mein Wille. Meine innersten Wünsche und Bedürfnisse. Sie erfüllte sie durch mich. Sie tat das, was ich mich nie getraut hätte zu tun. Sie ging sogar über Leichen. Je mehr ich darüber nachdachte desto verwirrender wurde es für mich. Wie konnte jemand…etwas das nicht existiert, zumindest nicht in der realen Welt, zu solchen taten fähig sein. Wie war es möglich? Ich bereute nicht ihre Tat im Gegenteil ich war ihr dankbar für das was sie für mich getan hat. Doch ich wollte nicht für etwas ins Gefängnis kommen was ich theoretisch nicht zu verantworten hatte. Ich war verzweifelt. Was hätte ich tun können. Nichts! Ich versuchte ihnen alles zu erklären, es ihnen klar zu machen. Doch es war zwecklos. Schizophrenie, war die Diagnose des Arztes. Gespaltene Persönlichkeit?…lächerlich. Wie erwartet hielten sie mich für verrückt und steckten mich in die Klapse.
Nun bin ich hier. Bereits seid einem Jahr sitze ich hier und starre ein und dieselbe Wand an. Dies werde ich wahrscheinlich auch morgen tun… und übermorgen. Ich werde es solange tun bis sie es nicht aushält eingesperrt zu sein. Dann werde ich sie frei lassen. Freilassen auf all die die mir das angetan haben. Doch bis es soweit ist… werde ich warten. Warten, auf den Dämon der in mir schlummert, und der nun ein Teil von mir ist . Ein Teil der erschreckenden Realität.
Tag der Veröffentlichung: 17.02.2011
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