Schon lange lief Michelle mit ihrer Hündin Lilly durch den kleinen Park. Hier konnte die den ganzen Tag verbringen und das tat sie meistens auch, wenn ihr Vater mal wieder zu viel getrunken hatte.
Michelle war ein zartes Mädchen im Alter von 17 Jahren. Sie besuchte die 12. Klasse eines Gymnasiums. Sie war eine gute Schülerin, brachte immer nur gute Noten mit nach Hause. Doch für ihre Eltern, vorallem für ihren Vater, war sie aber nicht gut genug.
Immerwieder wurde ihr vorgehalten faul zu sein und sich nur draußen rum zutreiben.
Michelle traf sich täglich mit ihrem besten Kumpel Alexander. Nur er kannte die Situationen, die sich bei ihr zu Hause fast täglich abspielten.
Nach dem langen spazieren gehen setzte sie sie sich auf eine Parkbank und starrte in die Luft. Sie hing ihren Gedanken nach, so wie immer eigentlich wenn sie alleine war. Doch schnell wurde sie aus ihren Gedanken gerissen, als sich jemand neben sie setzte. Wie nicht anders zu erwarten war es ihr bester Kumpel. "Na, bist du wieder in deinen Gedanken versunken?" Kurz zuckte sie zusammen, grinste im nächsten Moment aber, als sie in das strahlende Gesicht ihres Kumpels blickte.
"Du kennst mich doch," antwortete sie nur darauf. Alexander erwiderte darauf nichts, sondern fing an die kleine Lilly zu streicheln. "Ist dein Vater wieder zu Hause?" fragte er dann, nachdem sie ein paar Minuten stillschweigend nebeneinander gesessen hatten.
Michelle nickte nur. Sie wussten beide, was heute Abend passierte, wenn Michelle nach Hause kam. "Du kannst auch bei mir übernachten. Meine Eltern haben nichts dagegen." Michelle schüttelte nur mit dem Kopf. Ihre Eltern wollten nicht, dass sie bei jemand anderen übernachte und schon gar nicht bei ihrem Kumpel. Sie konnten ihn nicht leiden, meinten, er wäre ein schlechter Umgang für ihre Tocher.
Michellte sehnte sich nach ihrem Geburtstag. Dann wurde sie endlich 18 und konnte tun und lassen was immer sie wollte. Ihr Kumpel hatte das 18. Lebensjahr bereits erreicht.
Es dämmerte bereits und beide machten sich auf den Heimweg. Nach kurzer Zeit mussten sie sich trennen da Alexander in der entgegengesetzten Richtung von Michelle wohnte. So machte sie sich allein, mit ihrer Hündin, auf den Weg nach Hause. Sie empfand ihr Elternhaus nicht mehr als ihr zu Hause. Es war viel mehr eine Art Gefängnis wo es nur Regeln und Verbote gab.
Endlich angekommen, schloss sie vorsichtig die Haustür auf und schloss sie ebenfalls wieder leise, als sie eingetreten war. Michelle wollte sich gerade in ihr Zimmer schleichen, als ihr Vater bereits zu schreien began. "Michelle! Komm sofort her!" Sie wusste nun was auf sie zukam, immerhin hatte ihr Vater wieder getrunken.
Nur langsam ging sie ins Wohnzimmer, blieb aber im Türrahmen stehen. "Komm gefälligst her, wenn ich mit dir reden will." Widerwillig ging sie auf ihren Vater zu. Dieser war bereits dunkelrot, vor Wut. "Wo warst du?" fragte er in einem barschen Ton. "Mit Lilly im Park." "Mit Lilly im Park also und wer war noch dabei?" Michelles Vater vertraute ihr nicht. "Mit niemandem. Nur Lilly und ich," log sie. Sofort erhob sich ihr Vater und gab ihr eine saftige Ohrfeige. "Du sollst mich nicht anlügen. Glaubst du ich weiß nicht, dass du wieder mit diesem Alexander zusammen warst." Ihr Vater wurde immer lauter und schrie sie am Ende nun an. Ihre Mutter hatte sich in die Küche zurück gezogen. Sie tat immer so, als ob sie diese Gespräche nicht mibekam. Sie stand eh auf der Seite ihres Mannes, aber nicht weil sie ihm Recht gab, sondern weil sie angst vor ihm hatte. Das konnte selbst sie nicht leugnen.
Michelle stand regungslos da und hielt sich ihre schmerzende Wange. Ihr Vater setzte sich wieder und ging seiner Lieblingsbeschäftigung nach. Fernsehen und ein kühles Bier trinken.
So endete es immer. Zuerst schrie ihr Vater sie an, dann knallte er ihr eine oder schupste sie gegen die Wand oder den Türrahmen und danach war alles Friede, Freude, Eierkuchen.
Wie Michelle ihre Eltern doch hasste. Ihren Vater, der nichts anderes konnte außer schreien und schlagen und ihre Mutter, die alles gekonnt ignorierte.
Nach dieser Aktion handelte Michelle sich drei Wochen Hausarrest ein.
Die drei Wochen vergingen und Michelle freute sich auf den folgenden Tag.
In den drei Wochen konnte sie Alexander natürlich nicht treffen. Ab und zu schafften sie es zu telefonieren, dies konnte aber auch nur heimlich passieren.
Michelle saß wie jeden Abend an ihrem Fenster und starrte in die Ferne. Wie gerne würde sie einfach ihre Sachen packen und abhauen. Oft hatte sie mit dem Gedanken gespielt. Doch es hätte nichts genützt. Die Polizei hätte sie gefunden und zu ihren Eltern zurück gebracht. Doch bald war sie frei.
Michelle schaute auf die Uhr. "Noch zwei Stunden," sprach sie mit sich selber. Ihre Sachen hatte sie bereits gepackt.
Genau um Mitternacht wollte Alexander auf sie warten. Sie wollten zusammen weg. Wohin wusste sie nicht, einfach nur weg. Warum sie weg wollte, war ihr klar, aber warum Alexander sie begleiten wollte, war ihr schleierhaft. Er hatte alles was sie sich wünschte. Eine Familie die ihn über alles liebte.
Sie hatte ihm mal erzählt, dass sie abhauen wollte, sobald sie 18 war. Und seit diesem Tat an, hatte er sich entschlossen mit ihr mit zugehen. Nach dem Grund hatte sie ihn nie gefragt, doch dies wollte sie nun nachholen. Sie wollte wissen, warum er von zu Hause abhauen wollte, wenn er doch schon alles hatte.
Es war nun 23.58 Uhr. Michelle schaute ein letztes Mal aus dem Fenster und zum Horizont. Es war das letzte Mal, dass sie ihn so sah.
Sie schloss das Fenster, schnappte sich ihren Koffer und verließ das Haus. Sie hinterließ keine Nachricht.
Draußen wartete Alexander bereits. Als sie bei ihm ankam, schlug die Kirchturmuhr Mitternacht. "Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag." Er zog sie in eine Umarmung und reichte ihr dann eine längliche Schachtel. Michelle öffnete sie und holte eine silberne Kette heraus. Als sie laß, was auf dem Anhänger stand wusst sie warum er sie begleiten wollte.
Michelle war glücklich. Wahrscheinlich die glücklichste Person auf der Welt, denn sie fühlte genauso. Doch verdrängte sie ihre Gefühle immer erfolgreich. "Danke. Genau das habe ich mir immer gewünscht." Alexander legte ihr die Kette um und gab ihr dann einen Kuss. Endlich hatte sie jemanden, der sie über alles liebte.
Gemeinsam und Hand in Hand machten sie sich auf den Weg. Ließen ihr altes Leben zurück und fingen ein neues an.
Endlich konnte Michelle die Welt hinter dem Horizont kennenlernen.
Tag der Veröffentlichung: 10.04.2009
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