Glühwürmchen
Die Luft und das Feuer – die Elemente, die sich im Kreis gegenüber stehen waren stets Konkurrenten. Das Feuer nahm der Luft den Sauerstoff, verbrauchte sie – der Wind blies Feuer, so lange es noch schwach war aus, wenn er es fand.
Zu der gleichen Zeit erschuf die Göttin kleine Wesen – Käfer, weder von den Ilyea, noch von den Elementen besonders beachtet. Die kleinen Wesen leuchteten in allen Farben – prächtig anzusehen, doch sie dankten es ihr nicht. Mit ihrem leuchtendem Gelb, Blau oder Rot mussten sie sich stets, bei jeder Tageszeit verstecken, waren sie doch leichte Beute für Vögel, die auf den Boden und in die Bäume hinabstießen und sie verschlangen. Sie waren so nirgens sicher.
Die Göttin sagte dem Feuer und der Luft, dass sie sich versöhnen müssen, sonst gäbe es eines Tages ein großes Unglück.
Beide Elemente, die Warnung der Göttin im Sinn, machten sich auf den Weg. Erstickten sich gegenseitig, fachten sich gegenseitig an. Wie sollten sie etwas finden, was sie vereint?
Als ein heftiger Windstoß der Luft durch die Wipfel eines Baumes fuhr, wirbelte er einen kleinen Schwarm der bunten Käfer auf. Das Feuer hielt Inne – von den Farben dieser Wesen fasziniert, denn es waren alle Farben, die auch in ihm vorkamen, wenn es aufloderte. Gelb, wenn gerade entflammte, blau, wenn es am heißesten war und rot, wenn es wieder erlosch.
Die Käfer waren gefangen in dem Strudel, sie gerieten in Panik, denn sie kannten die Elemente nicht und alles, was sie in ihren kleinen Köpfen hatten war, sich wieder vor den Vögeln zu verstecken.
Das Feuer und die Luft jedoch hatten das gleiche im Sinn. Sie selber konnten sich nie einander nähern ohne sich gegenseitig zu zerstören – in diesen kleinen Wesen jedoch konnten sie sich vereinen.
Die Luft berührte die Käfer und gab ihnen vier durchsichtige Flügel, die es ihnen erlaubte sehr schnell und flink zu fliegen.
Dann berührte das Feuer die Käfer und gab jedem von ihnen eine kleine Flamme in ihr Inneres. Diese Flamme erschuf Ruß an ihrem Äußeren und färbte ihren Rücken schwarz, sodass sie nurnoch von unten in allen Farben leuchteten. Dann entließ der Wind die Käfer wieder in die Freiheit.
Diese versteckten sich zuerst, wie sie es gewohnt waren, doch bald erfuhren sie, dass dies nicht mehr nötig war. Sie waren nun unsichtbar für ihre Feinde, die immer von oben kamen. Flogen sie, konnte ein Vogel sie von oben nicht sehen und alles was unter ihnen war, konnten sie beobachten.
Das Feuer und die Luft trennten sich, zufrieden, dem Willen der Göttin entsprochen zu haben.
Sie erschufen gemeinsam ein Kind von Feuer und Luft – für die Ilyea und die anderen Wesen schienen sie unwichtig, für die Elemente jedoch waren sie Auszeichnung und Warnung zugleich.
Sollten die Käfer jemals von der Erde verschwinden, ist die Katastrophe, welche vorerst gebannt scheint wieder greifbar.
Die kleinen, so unwichtig scheinenden Käfer müssen beide Elemente immer daran erinnern, dass sie sich im Zaum halten müssen.
Tag der Veröffentlichung: 03.06.2013
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Widmung:
Für Jennie Jäger, die mich nach sieben Monaten zum schreiben gebracht hat. Mal eben. So 10 Minuten lang. Aber immerhin!