„Willkommen zu den 27. Olympischen Tierspielen, diesmal gehalten an einem der schönsten Flecken der Erde. Ja, meine Damen und Herren, wir befinden uns in Brasilien, am Amazonas, einer der längsten Flüsse der Welt“, brüllte der Tukan vom Himmel herab. Unter ihm befanden sich jede Menge Tiere, die aus allen möglichen Teilen Südamerikas angereist waren, um sich dieses Ereignis nicht entgehen zu lassen.
Es war das einzige Event, wo Jaguar und Hirsch ungestört neben einander schlafen können, ohne sich Sorgen machen zu müssen, gefressen zu werden.
Es war schon immer eine Abmachung gewesen, dass Raubtiere ihr eigentliches Abendessen während dieser zwei Wochen in Frieden zu lassen haben.
Während sich die farbenfrohen Aras für den Nussknack-Wettkampf aufwärmen, reihen sich die Flussdelfine für den Schwimmwettbewerb auf. Laut kreischend gibt ein bunter Papagei das Startkommando und die Delfine schießen los. Ameisen und Kolibris feuern die schnellen Schwimmer an. Zwar bemerken einige Kolibris, wie sie eine Anakonda hungrig anstarrt, fürchten sich aber nicht.
Oberhalb des Geschehens hängen ein paar Faultiere in den Baumkronen und genießen den guten Ausblick, sofern sie nicht gerade schlafen.
Für die Moskitos sind diese Tage eine wahre Tortur. So viel Frischfleisch war in der Nähe und trotzdem ist es ihnen verboten irgendwas auszusaugen. Also liegen sie die meiste Zeit herum und nehmen höchstens an dem „Summ-Bewerb“ teil, sofern ihnen nicht die Energie ausgeht.
Ähnlich ergeht es den Ameisenbären, die sich bemühen den vielen Ameisen und Termiten, die sich hier in Scharen tummeln, aus dem Weg zu gehen. Denn ein Verstoß, das wissen alle Tiere, könnte bedeuten von den Spielen ewig ausgeschlossen zu werden. Einfach aus dem Prinzip heraus, dass sich alle an dieses Gesetz halten müssen und es sowieso nur alle vier Jahr vorkommt.
Die Fischotter quietschten vergnügt als der Favorit des Delfin-Schwimmwettbewerbes das Ziel erreichte. Mittlerweile waren auch die Aras am Start. Ziel war es, eine Nuss so schnell wie möglich zu knacken und dann anschließend zu fressen.
Die Preise sind bei den einzelnen Wettkämpfen sehr unterschiedlich. Entweder gibt es nach den Spielen etwas zu fressen, ein Territorium zugesprochen oder sonst irgendwas als Gewinn. Es hängt sehr stark von der Tierart ab.
Für alle nachtaktiven Tiere gibt es auch extra Wettrennen, die erst nach Einbruch der Dunkelheit stattfinden. Nur sehr wenige tagaktive Tiere wohnen diesen bei, dafür allerdings die Nachtaffen, die Glühwürmchen oder die Fledermäuse. Untertags haben diese aber auch nicht besonders viel Schlaf, wenn die übrigen Tiere jede Menge Wirbel bei den anderen sportlichen Aktivitäten veranstalten. Hin und wieder sieht man eine verschlafene Eule die durch die Tiermenge torkelt. Denn auch im schlaftrunkenen Zustand wissen die Eulen, dass man das Fliegen besser lassen sollte. Vor allem wenn die Falken ihre Flugwettkämpfe abhalten. Es kam schon vor, dass so manche unvorsichtige Eule oder Fledermaus in einen Falken gekracht war.
Die beliebteste Sportart ist aber der Frosch-Weitsprungbewerb. Das lassen sich nicht einmal die Faultiere entgehen, die sich an den Wettbewerbsort heranschleppen. Die Gürteltiere spitzten die Ohren, die Delfine schwimmen ans Ufer, die Lamas hören zu spucken auf und die Meerschweinchen lassen das lästige Fiepen sein. Alle lauschen nur auf das regelmäßige Aufklatschen der glitschigen Frösche. Und wenn einer in der Ziellinie ist, geht der Krach erst richtig los.
Nach so einem anstrengenden Tag ruhen sich die meisten Tiere aus. Einige bleiben für die olympischen Nachtspiele, aber spätestens im Morgengrauen legen sich auch diese schlafen. Bis dann schließlich ein weiterer Tag der olympischen Tierspiele anbricht.
Tag der Veröffentlichung: 02.05.2010
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