Vor drei Monaten schossen die ersten Bomben von Israel auf mein Heimatland, den Libanon. Fast jede Stunden ging die Alarmglocke los und meine Familie und ich flohen von Panik erfüllt in den Keller unseres Hauses. Meine kleine Schwester fing immer an zu weinen und fürchtete so sehr um ihr Leben, dass sie bereits zweimal in Ohnmacht gefallen war.
Meine Tante und meine Mutter mussten meine Schwester so gut es ging beruhigen und besänftigen.
Und fast jedes Mal hatte sich diese blöde Alarmglocke geirrt.
Fatima, so heißt meine Schwester, hatte, nachdem wir aus dem Keller herausgekrochen waren, immer einen Freudentanz aufgeführt. Ich, im Gegenteil immer in mein Zimmer, das ich mit meinem Hund, Herkules, teilte.
Herkules ist ein riesiger Mischlingsrüde, den ich auf der Straße gefunden hatte. Er war abgemagert und hatte fürchterlich gewinselt, und überhaupt, Herkules war noch ein Welpe und er bevorzugte noch Milch.
So nahm ich ihn mit nach Hause, und nun it er riesengroß, aber trotzdem mein bester Freund.
Der Libanon ist ein sehr schönes Land und ich fragte mich die ganze Zeit, warum Libanon und Israel Krieg führten.
Jedes Mal, wenn ich meine Mutter danach fragte, hatte sie immer dieselbe lahme Antwort: "Nein, Nadia, du bist noch viel zu klein um das zu verstehen!"
Das hatte mich immer zur Weißglut gebracht, denn so klein war ich damals nun wieder auch nicht, immerhin war ich schon acht. Und wenn schon hin und wieder die Fetzen flogen, konnte man sich vorstellen, dass ein acht-jährige nach eine Erklärung gesucht hatte.
Eines Tages passierte dann das Schreckliche. Wie gewohnt ging die Alarmglocke los. Ich pfiff Herkules zu mir und wir gingen gemeinsam in den Keller.
Wie (fast) immer hatte ich keine Angst, denn ich vermutete, dass die Alarmglocke sich wiedr geirrt hatte. Aber dieses Mal hatte ich mich geirrt.
Plötzlich ertönte ein lauter Knall, auf einmal stürmten Soldaten in unseren Keller.
Wie ich später erfahren sollte, waren sie im Auftrag der UNO, aber das konnte ich ja vorher nicht wissen.
Für mich waren alle uniformierte, bewaffnete Soldaten, Feinde.
Sie schrein: "Raus hier, wenn ihr noch leben wollt!" Meine Familie und ich ergriffen die Flucht. Wir liefen auf die Straße und wir rannten so schnell, dass ich das Gefühl hatte, als ob unsere Sohlen glühten. Herkules rannte mit uns. Hinter mir hatte ich viele Schüsse und Schreie gehört, aber ich achtete nicht auf diesen Lärm, sondern nur auf meine Familie, meine Hund und letztendlich auch auf mich.
Nachdem wir eine halbe Stunde gelaufen waren, verfielen wir im Schritt. Mein tränenverschmiertes Gesicht blickte in Richtung Dorf, dorthin, wo ich geboren worden war nd dorthin, wo unser riesiges Haus stand.
Meine Eltern sahen sehr schockiert aus, was mich eigentlich überhaupt nicht wunderte.
Ich sah gerade noch wie eine Bombe in unser Dorf krachte und eine Staubwolke hinterließ, als mich meine Mutter am Arm packte und mich wegzerrte.
Wir marschierten einen Tag und eine Nacht. Als wir dann doch noch endlich ins nächste Dorf kamen, war ich so erschöpft, dass ich am liebsten einfach umgefallen wäre.
Doch wir erfuhren, dass ausgerechnet und glücklicherweise genau in diesem Dorf errichtet war.
Jemand beschrieb uns den Weg und wir marschierten los. Als wir dort ankamen, wurden wir von der Hilfsorganisation sehr herzlich empfangen. Wir bekamen ein sehr geräumiges Zelt zugeteilt. Ich hatte bis jetzt noch nie so wunderbar geschlafen wie in der Nacht.
Am nächsten Tag erfuhr ich die schreckliche Nachricht. Mein Onkel sagte zu mir sanft: "Unser Haus ist zerstört, aber mach dir keine Sorgenm wir werden wieder alles aufbauen. Außerdem gibt es hier ein Schulzelt, und..."
Er brach ab, denn er sah, dass mir die Tränen hochstiegen.
Jetzt, drei Monate später, wohne ich mit meiner Familie und Herkules in einem kleinen Haus am Meer, und uns geht es gut.
Ich bin überglücklich, dass die Worte meines Onkels jetzt genau drei Monatn danach wahr geworden sind.
Tag der Veröffentlichung: 05.08.2009
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