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Melly stand beim Check-In, am Flughafen Sydney und starrte dem weg rollenden Gepäck hinterher.
"Melly, MEEEELLYYY!", hörte sie ihre Mutter rufen. "Wo bist du denn?" - "Hier bin ich. Hier bin ich, Mama!" Melly wedelte mit den Armen um ihre Mutter auf sich aufmerksam zu machen. "Melly!" Mellys Mutter, Jaqueline, nimmt ihre Tochter an die Hand. "Wo steckst du denn bloß?" Melly wirft ihre Haare in den Nacken. "Bin meinen Gedanken nachgehangen." Jaqueline blickte sie nachdenklich an. "Melly, wir haben das hundert Mal durchbesprochen." - "Ja, ich weiß Mama. Es ist nur, dass ich das hier alles vermissen werde." - "Ja, natürlich. Ich doch auch. Doch wir müssen nach Zürich und das weißt du." - "Ich sage nicht unbedingt etwas dagegen. Aber..." Mellys Blick glitt an den Wilkommenstafeln in der Vorhalle von Sydneys Flughafen. Willkommen ist wahrscheinlich das falsche Wort. Eher Auf Wiedersehen und auf ein baldiges Wiederkommen. Aber Melly wusste es konnte Jahre dauern bis sie wieder genug Geld für einen Flug nach Australien zusammenkratzen konnten. Die Rolltreppe stieg langsam weiter. Ihre beste Freundin, Emma, hatte sich bereits von ihr verabschiedet. Schon gestern gab es im Hotel von Emmas Vaters eine Abschiedparty mit ein paar Gästen, viel Essen und guter Musik. Es war sehr schön gewesen mit allen, die ihr lieb und teuer waren vereint zu sein. Aber jetzt, es war Jahre her, seitdem sie das letzte Mal in Zürich war. Zürich...Das war ihre Geburtsstadt, aber mehr nicht. Ihre Heimat war Sydney, New South Wales, Australien. Hier waren ihre Freunde, ihr Haus, ein Teil ihrer Familie. Ihre Großeltern waren vor wenigen Jahren ebenfalls nach Sydney ausgewandert. Es war das reinste Paradies. Die pulsierende Großstadt und die vielen Sandstrände. Wie sehr wird sie diesen Ort vermissen. Doch die finanzielle Lage ihrer Familie, zumindest die ihrer Eltern sah nicht gerade rosig aus und ihr Vater hoffte im weit entfernten Zürich sein Glück als Architeckt zu versuchen. In Sydney gab es einfach zu wenig Aufträge für ihn.
Melly war eine gute Schülerin auf der "Victoria's School", zielstrebig und sehr lernwillig gewesen.
Es war hart alles auf einer Insel zurückzulassen. Einer Insel, die ihr mehr bedeutete, als andere dieser Welt. Viel von der Welt gesehen, hatte sie allerdings nicht. Außer einer Reise auf die Insel Tasmanien und einen Urlaub nach Neuseeland war sie noch nie wirklich im Ausland gewesen. Ja, klar sie war in Zürich geboren und ihre Eltern waren Schweizer, aber an die Schweiz konnte sie sich nicht mehr erinnern.
Plötzlich entdeckte Melly, inmitten einer Gruppe Japanern, eine winkende, rufende Gestalt. Diese Person schrie eindeutig Mellys Namen und das aus Leibes Kräften. Sie hätte es wissen müssen.
Emma. Melly war fast an das Obere der Rolltreppe angelangt. So bald sie oben, sprang sie mit wenigen Sätzen und zu den Treppen und rannte hinunter, wo Emma sie schon mit offenen Armen empfing.
"Ich wollte dir noch ein letztes Mal Auf Wiedersehen sagen", schluchzte Emma. "Ist ja gut", versuchte Melly sie zu beruhigen. "Sie wollte keine Ruhe geben bis wir hier her gefahren sind", sagte Emmas Mutter, die sich bereits durch die Menge gekämpft hatte. Jaqueline war inzwischen auch schon nachgekommen und begrüßte die beiden. "Das ist aber nett, dass ihr euch noch einmal verabschieden wollt", meinte Mellys Mutter. "Tja, schließlich werden uns bald mehr als 15 000 Kilometer von einander trennen", antwortete Emmas Mutter. Emma rannen Tränen über die Wangen. "Melly, komm irgendwann wieder, ja?" Ihre Augen sahen Melly flehend an. "Versprochen?" Melly seufzte. "Natürlich komme ich irgendwann wieder. Nur wann?" - "Das reicht mir schon. Schreibst du mir?" - "Na, sicher. Du hast doch meine E-mail Adresse?" - "Ja, hab' ich." Jaqueline legte ihre Hand auf Mellys Schulter. "Liebling, unser Flug geht bald. Wir müssen gehen." - "Ciao, Melly. Bis bald oder bis irgendwann." - "Ja, bis irgendwann". Die Mädchen umarmten sich noch einmal und zog Jaqueline Melly erneut zur Rolltreppe. Emma und ihre Mutter winkten heftig weiter, das auch kräftig erwidert wurde.
"Ich werde sie so vermissen", flüsterte Melly und kämpfte gegen die Tränen. "Wir müssen jetzt zu Papa und zu unserem Flugzeug. Wer hat den gesagt, dass es in Zürich keine Freundinnen gibt?"

Das Flugzeug erhob sich majestätisch in die Luft und überquerte Sydneys Skyline. Das letzte Mal für lange, lange Zeit, das wusste Melly. Aber bis bald oder bis irgendwann, hatte Emma gesagt. Hoffentlich Bis bald!

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Tag der Veröffentlichung: 22.01.2009

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