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Und auch das geschah!

 

Da ich nicht weiß, ob wir auch zwei Geschichten zum Wettbewerb einreichen dürfen, so tue ich es hiermit einfach. Das Buch kann ja jederzeit wieder herausgenommen werden.

 

Genau gesagt sind es sogar zwei Erlebnisse, die mir gerade noch eingefallen sind und die ich euch deshalb nicht vorenthalten möchte.

 

Die eine betrifft mich selbst. Ich fuhr als Jugendlicher mit einer Gruppe Arbeitskollegen aus dem Beamtenbund auf Bildungsreise nach Berlin. Als die älteren jungen Leute am Abend noch auf ein Bier in die sogenannten Künstlerkneipen zogen, schloss ich mich gerne an. Wie das Lokal hieß, weiß ich heute nicht mehr. Aber überall an den Wänden konnte man Fotos von Prominenten sehen und die Autogramme darunter lesen. Gegen drei Uhr nachts rief plötzlich jemand von unserem Tisch: „Schaut mal, sind das nicht Dieter Hallervorden, Kurt Schmidtchen und Rotraut Schindler?“ Und richtig, die drei saßen zwei Tische neben uns. Eine der Finanzanwärterrinnen spazierte sofort mutig hinüber und sprach sie an. Wir erhielten dann alle auf einem Bierdeckel von ihnen ein Autogramm. Den Deckel besitze ich heute noch!

Ob der Beamtenbund solches im Blickwinkel gehabt hatte, als er seinerzeit die günstigen Bildungsreisen für seine jugendlichen Auszubildenden anbot, möchte ich natürlich nicht beurteilen.

 

Die zweite Geschichte spielt teilweise in Berlin. Die andere Hälfte trug sich in Hörnum auf Sylt zu. Das Erlebnis wurde meinem Vater zuteil. Dieser war Zollbeamter von Beruf und wir lebten zwischen 1958 und 1966 in Hörnum an der Südspitze der Urlaubsinsel für die Schönen und Reichen. Vater musste natürlich die in den Hafen einlaufenden Yachten kontrollieren. Da blieb die Begegnung mit Prominenten nicht aus. Als er einmal das Boot von Axel Springer betrat (dem Herausgeber der Bildzeitung, wie wir alle wissen-deshalb die Brücke nach Berlin), wurde er von diesem sehr freundlich begrüßt. Herr Springer sen. bot meinem Vater ein Bier an und erzählte beiläufig, dass das Glas, welches er ihm gerade reichen wollte, 20 DM kostete. Das geschah Anfang der 60er Jahre und zwanzig Mark war die Monatsmiete für unsere Vierzimmer Zollwohnung. Mein Vater verdiente zu der Zeit knapp 140 Mark im Monat. Davon musste meine Mutter die Oma und auch meinen Bruder und mich ernähren. Vater lachte und meinte, dann würde er lieber aus der Flasche trinken, denn, wenn das Glas auf den Boden fiele, bekäme er wohl wegen des Schadensersatzes großen Ärger mit seiner Frau. Beide hatten daraufhin herzhaft gelacht und Vater erzählte immer wieder begeistert von der Natürlichkeit und Freundlichkeit des Herrn Springer sen.

Das gehörte nämlich nicht ohne weiteres zum Promileben dazu. Als einmal ein Englischer Lord mit seiner Yacht in den kleinen Hörnumer Hafen einlief, da verhandelte Vater ausschließlich mit dessen Butler, welcher ihm die Zollpapiere aushändigte. Den Lord hatte er zwar auch gesehen, doch dieser ihn nicht: Er schaute, wie Vater meinte, schlicht durch ihn hindurch und nahm keinerlei Notiz von dem Zöllner aus dem einfachen Volk. Auch das möchte ich nicht kommentieren!

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 13.07.2014

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Beitrag zum Promiwettbewerb

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