Cover

Kleiner Leitfaden eines leidgeprüften Hobbyautors zum Thema: Wie schreibe ich ein Buch.



Vorwort

Das Baby auf dem Cover bin natürlich ich. Damals hatte ich aber noch sehr viel mehr Haare auf dem Kopf. Das Bild ist nun allerdings auch schon vierundfünfzig Jahre alt. Ich war, wie man unschwer sieht, nicht nur jung, sondern steckte voller Enthusiasmus und Vorfreude auf mein Leben, welches ich mir in den schönsten Farben ausmalte. Was wollte ich nicht alles beschicken und werden!

Doch besagtes Leben geht manchmal sehr seltsame Wege.
Vor achtzehn Jahren saß ich in der Praxis meiner Psychotherapeutin. Sie fragte mich, was ich denn gerne möchte. Ich erzählte ihr nach einigem Nachdenken, dass ich schon immer mal gerne ein Buch schreiben können wollte. Lapidare Antwort:„Und warum tun Sie es nicht?“

Entrüstet sah ich die Dame an. Als wenn das so einfach wäre! Für mich tat sich ein Abgrund auf.
Wie soll man denn so etwas anfangen?

Bücher lesen, ja. Aber selbst schreiben? Nein, dafür war ich nicht gut genug, so etwas traute ich mir erst gar nicht zu. Es vergingen wieder etliche Jahre. Ich wollte längst meine Lebensgeschichte mit dem transsexuellen Hintergrund mal zu Papier bringen und setzte auch immer wieder an, aber irgendwie blieb es nur bei dem Wunsch.

Dann stand eines Morgens die Polizei vor meiner Tür. Sie hätten einen Hausdurchsuchungsbefehl, denn ich stünde im Verdacht, ein nahegelegenes Geschäft ausgeraubt zu haben. Ich wähnte mich in einem falschen Film. Erwartete die versteckte Kamera sowie einige „Freunde“, die mich auf die Schippe nehmen wollten und sah mich bereits für den Rest meines Lebens unschuldig hinter Kerkermauern eingesperrt. Irgendwann haben sie dann gemerkt, dass sie den Falschen erwischt hatten.
Doch ich musste diesen Schock verarbeiten, nahm sieben Kilo ab und schrieb meinen ersten Roman.

Freudig und stolz schickte ich das Manuskript danach dem nächst besten Verlag zu, nicht ahnend, dass ich das besser nicht hätte tun sollen. Ein Verlag, der nur Autoren sucht und von denen viel Geld verlangt, ist kein guter Verlag! Ich hatte gottlob noch nichts unterschrieben. Trotzdem ließen die zunächst nicht locker, ich jedoch auch nicht und so war es dann irgendwann vorbei.

Seriöse Verlage verlegen Bücher. (Und finden sie natürlich auch wieder.) Eine Adresse, an die man sein Manuskript schicken darf, muss man auf solchen Websites mit der Lupe suchen. Ich fand tatsächlich einige und nach einem Jahr lagen alle Manuskripte wieder fein säuberlich bei mir zu Hause auf dem Schreibtisch.

Im Internet fand ich Schreibforen wie die Leselupe und dann später bookrix. Auf der Leselupe wurde ich das erste Mal mit der Kunst des Schreibens konfrontiert und war erstaunt, wie wenig ich davon doch wusste. Aber man war freundlich und half mir. Ich lernte und lernte. Irgendwann fand ich bookrix und konnte mein eigenes kleines Buch mit einem Cover auf Papier ausdrucken.

Dann kam der erste Wettbewerb. Ich wurde immer mutiger und übte am PC erst einmal mein Buch sauber und ordentlich zu gestalten. Versuchte auch so gut es nur ging Fehler zu vermeiden. Das Wunder geschah! Ich gewann den Wettbewerb für mein Bundesland.

Inzwischen hatte ich allerdings traurig realisiert, dass mich wohl kein seriöser Verlag will und wenn ich mir einen bod Verlag suche, mich wohl auch niemals einer mehr nehmen wird. Ich blieb bei Tredition, wo ich meinen Wettbewerb „Kurioses aus meinem Bundesland“ gewonnen hatte. Ich kann nicht sagen, dass die Bucherstellung am PC einfach war, trotz der Schablone. Deshalb versuchte ich es erst mit einem Kinderbuch. Als alles fertig vor mir lag, lud ich es hoch und drückte auf „Veröffentlichen“.

Das bange Warten begann. Nein, mein Buch war natürlich nicht zur Veröffentlichung freigegeben worden. Ich hatte alles linksbündig geschrieben, weil ich es schön fand und erfuhr nun, dass man ein Buch im Blocksatz fertigt. Die ersten sechs Seiten dürfen keine Seitenzahlen enthalten, aber ein Impressum mit der ISBN Nummer, die vom Verlag vergeben wird.

Dann schickte ich mein kleines Werk erneut ab.

Und diesmal stand der heiß ersehnte Satz in der E-Mail.

Als ich meine ersten Ponyhöfe in den Händen hielt, war ich stolz wie Nachbars Lumpi. Ich wurde immer mutiger. Der Roman erschien im Frühjahr 2010.
Allerdings noch ohne Lektor, denn den fand ich erst etwas später in der Nachbarschaft. Durch ihn, er ist pensionierter Deutschlehrer und ehemaliger Rektor eines Gymnasiums, lernte ich langsam aber sicher, weniger Fehler zu machen.

Inzwischen bin ich mit dem zweiten Band vom Ponyhof fertig. Ich arbeite immer noch zu schnell, versuche aber meine Neigung zur Perfektion zu nutzen und prüfe meine Werke sehr viel länger auf Vollständigkeit und Genauigkeit, bevor ich sie veröffentliche.


Hier ist also nun mein Versuch einen kleinen Leitfaden zu schreiben. Vielleicht ist das ja schon einigen von Euch eine Hilfe.




1. Legt Euch auf dem heimischen PC einen Ordner mit der Aufschrift Bücher oder Ähnliches an.

2. Danach schreibt Ihr alle Texte zunächst in ein Word Dokument. Schaltet die Rechtschreibprüfung ein und alles, was grün oder rot unterlegt ist, solltet Ihr erst einmal berichtigen. (rechte Maus, linke Maus, speichern)

3. Schreibt nur kurze Sätze. Die Kommaregeln vor dem „und“ lerne ich selbst gerade. Aber kaum einer kennt sie und von daher dürft Ihr gerne dieses kleine Wort „und“ verwenden. Kommata werden generell bei Relativsätzen gesetzt: Der Mann, der…, Die Frau, die…, Das Kind, das...

Einfache Merkregel: Immer wenn man „dieser/e, s, jener/e, s oder welcher/e, s für den Artikel der, die, das einsetzen kann, hat man so einen Relativsatz vor sich. Ansonsten, wenn man sich nicht sicher ist, nur kurze Sätze schreiben. Man schreibt ohnehin keine Satzungetüme.

Das mit s oder doppel s. Es gilt dasselbe. Beim Relativsatz s, sonst doppelt.


4. Substantive, also Hauptwörter, Eigennamen schreibt man mit einem großen Anfangsbuchstaben. Das Messer, der Hund, die Sau, das Auto…

5. Nehmt einfache gängige Schriftformen (z.B. Book Antiqua, Calibri). Schreibt die Überschrift fett und etwas größer – 14.
Für den Text gelten 11 oder 12. Aber schreibt den Text nicht fett und nicht kursiv, also schräg. Allenfalls einzelne Passagen, um sie abzusetzen, z.B., wenn jemand denkt oder träumt. Bitte möglichst keine Farben im Text!

6. Macht Absätze! Keiner kann einen eng aneinander geschriebenen Text lange lesen. Man kann verschiedene Zeiten und Episoden sehr schön mit einem * oder ** oder sogar*** abgrenzen. Darunter schreibt man dann weiter.

7. Der Word Text wird am Ende noch nicht so in der bookrix Vorlage erscheinen, wie er als Dokument auf dem PC ausgedruckt werden kann. Versucht trotzdem auf die Zwischenräume zu achten. Man kann durch Satzumstellungen vieles wieder ganz elegant zusammen schieben. Die breiten Räume zwischen den Worten sehen einfach entsetzlich aus.
Aber Ihr könnt das alles auch noch im bookrix verschönern und berichtigen.

8. Schreibt auch Euren Klappentext in die Word Vorlage. Die Rechtschreibprüfung ist zwar nicht die Beste, aber wenn Ihr nicht versehentlich Englisch einstellt, ist sie besser als gar keine. Zumindest werden Substantive groß geschrieben.

9. Lest Euch dann Euren Text noch einmal in Ruhe und zu verschiedenen Zeiten durch. Rom ist auch nicht an einem Tag erbaut worden. Eventuell wurde auch mal ein Wort vergessen. Und bitte macht am Ende Eurer Sätze einen Punkt. Danach schreibt man aber groß weiter. Nicht vergessen!

Wörtliche Rede: „Es ist heute wieder sehr kalt!“, rief er aus.

So, und nicht anders, ist das zu schreiben. Auch das Komma gehört dorthin, fragt bitte nicht, warum. Ich werde von dem pensionierten Direktor eines unserer hiesigen Gymnasien lektoriert und der gute Mann ist seines Zeichens natürlich Deutschlehrer. Allerdings habe ich jetzt mit über fünfzig Jahren soviel gelernt, wie während meiner ganzen eigenen Gymnasialzeit nicht. Oder ich habe damals nicht genug aufgepasst, bzw. gefehlt.

Wenn Wörtliche Rede nicht mit einem Fragezeichen oder Ausrufezeichen(s.o.) enden soll, setzt ihr aber nur die Anführungszeichen und dahinter gleich das Komma, keinen Punkt! ...und ich liebe dich auch", hauchte sie und schlang ihre Arme um seinen vor Erregung zitternden Körper.

10. Nächstes Thema: Zahlen schreibt man aus. Auch bei der Uhrzeit. Vier Jahre, sechs Uhr, vierzehn Euro usw.

11. All dies hier erhebt natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit, dass ginge viel zu weit. Es ist auch nur eine ganz kleine Hilfe, um die gröbsten Schnitzer zu vermeiden. Also, diese Angaben sind wie bei den Lottozahlen, ohne Gewähr. Ich bin kein Profi. Bei Fragen wenden Sie sich deshalb an Ihren Arzt oder Apotheker oder an einen ausgebildeten Lektor.
Ein Deutschlehrer tut es wahrscheinlich auch.



12. Es empfiehlt sich ein Duden, eine Sprachlehre und Wikepedia. Auch beim googeln kann man schon einiges Wissenswerte herausfinden.

13. Seid Ihr Euch sicher, dass Ihr Euren Text einigermaßen vernünftig lesbar erstellt habt, dann nehmt die Bucherstellung und kopiert ihn dort hinein.
Nicht ausschneiden, sonst ist er plötzlich weg. Mit rechts markieren, kopieren, einfügen. Jetzt beginnt auch erst die richtige Arbeit.

14. Überschrift erstellen, Klappentext einfügen, auf die richtige Rechtschreibung achten und Text in Vorlage zurechtrücken. Absätze machen. Vorsicht: Im Buch kann nachher alles ganz anders aussehen, meistens aber nicht besser!

15. Eben hat mir mein Word Programm gesagt, dass ich dass mit doppel s zu schreiben habe. Nobody ist perfekt!

16. Wenn Ihr dann glücklich Eure Bildchen fürs Cover hochgeladen und das selbige gespeichert habt, macht einen Probelauf. Aber nur für Euch sichtbar! Die Freigabe zur Veröffentlichung dauert noch sehr lange.

17. Jetzt schaut Euch Euer Werk an und seid schon einmal stolz darauf. Nun kommt nämlich die Hauptarbeit. Lest Euch alles Schritt für Schritt, Kapitel für Kapitel durch. Wohl dem, der nur zwölf oder dreizehn Seiten gepinselt hat!

18. Es geht jetzt immer wieder zurück in die Vorlage und erneut in die Bucherstellung.
Bis alles sauber und vernünftig zusammen geschoben ist, Absätze gemacht sind und das gesamte Bild stimmt. Eventuell muss man mal etwas rausnehmen, an anderer Stelle wieder einfügen, damit nicht zwei Worte auf der letzten Seite übrig bleiben. Auch das sieht doof aus. Für erfahrene Nutzer gibt es die Möglichkeit Bilder in den Text einzufügen. Aber da muss man sehr aufpassen. Die Seitenanfänge rutschen dann nämlich runter und man muss in die Vorlage zurück und na, Ihr wisst schon!

Neben Eurem Text könnt Ihr auch in der Minivorschau arbeiten. Die steht rechts neben der Buchvorlage. Es wird automatisch alles gespeichert. Allerdings benötigt man dazu gute Augen oder eine entsprechende Brille.

19. Erst wenn Euch Euer Buch wirklich gefällt und das kann Tage dauern, vielleicht Monate. Romane können Jahre in Anspruch nehmen. Erst dann drückt Ihr auf „sichtbar für alle“. Und auch, wenn Ihr Euren Text für einen Wettbewerb angemeldet habt, schaut immer wieder rein.
Euch fallen garantiert noch der eine oder andere Fehler oder etwas zur Verschönerung, ein Einzug, eine Leertaste usw. auf.

20. Denkt daran: Alles, was Ihr veröffentlicht, trägt Euren Stempel und ist gleichbedeutend mit E u r e r Visitenkarte!

PS.: Wenn man Passagen in Fremdsprachen schreibt, dann sollte man die zumindest hinsichtlich des betreffenden Textes auch beherrschen.
Möglicherweise kann nämlich auch der eine oder andere Leser Englisch oder Französisch, Spanisch, Russisch, na, Ihr wisst schon!

Halt! Etwas ganz Wichtiges. Über Absatz in der Word Vorlage und auch im bookrix sind vier kleine Kästchen, die da heißen: linksbündig, rechtsbündig, zentriert und ganz rechts Blocksatz. Diesen solltet Ihr nehmen.
Alles markieren, auf Blocksatz und erledigt. Allerdings können sich dann die Wortabstände wieder verändert haben. Vorsichtshalber sollte man, wenn man den Blocksatz zu spät einstellt, alles noch einmal durchsehen.

Ihr seht, es ist ganz einfach, ein gutes Buch zu schreiben! Viel Spaß dabei.



Die Erstellung dieses Textes hat jetzt drei Tage benötigt. Gut Ding will einfach Weile haben. Ich hoffe, die Fehler halten sich in Grenzen und bin für jeden Tipp dankbar.

Und Gott sprach, lächle und sei froh, es hätte schlimmer kommen können. Und ich lächelte und war froh und es kam schlimmer!




21. Es geht weiter. Mir fällt laufend noch etwas Neues ein und ich werde dann einfach weiterschreiben.
...bis auf Weiteres...
Ich hoffe, ich höre Weiteres von dir. In diesem Fall wird weiteres zum Substantiv und man schreibt es dann groß.

22. Wenn Ihr in eurer Textvorlage auf bookrix Berichtigungen vorgenommen habt, dann vergesst nicht, am Schluss alles noch einmal zu markieren, kopieren und alle Änderungen mitsamt Text erneut in die Word Vorlage zurück zu kopieren.
Sonst habt Ihr nachher nur die bookrix Vorlage und keine Sicherungskopie mehr.

23. Man kann sein Word Dokument dann entweder auf einem kleinen USB Stick abspeichern oder auf eine CD schreiben. Mit Ashampoo geht das ganz einfach. CDs gibts beim Herrn Albrecht recht günstig. Programme kann man bei Chip online finden, immer auf freeware achten und nie die Adresse angeben, sonst wirds teuer. Da fallen auch Profis rein.

24. Eine andere elegante Lösung Daten zu sichern:
Schickt Euch selbst eine E-Mail mit dem Anhang Eurer Word Datei. Wer noch ein zusätzliches Notebook besitzt, kann sich auch dort alles zur Sicherheit abspeichern. Natürlich kann man sich seine Texte auch ausdrucken.

25. Etwas, das von Euch aufgeschrieben und auch noch veröffentlicht wurde, kann man Euch nicht mehr klauen. Es gibt in Deutschland ein Urheberrecht. Allerdings solltet Ihr bei Gesprächen mit der besten Freundin in der Disco oder am Handy vorsichtig sein und der Dame nicht von Eurer neuesten Romanidee erzählen. Sonst kann es sein, dass sie sich hinsetzt und etwas über das Thema schreibt. Diesen Ideenklau könnt Ihr nur sehr schwer beweisen.

26. Wer jetzt immer noch nicht ruhig schlafen kann, hat noch zwei weitere Möglichkeiten. (weitere bezieht sich in diesem Fall auf das Substantiv "die Möglichkeiten" und wird deswegen klein geschrieben)

a.) Man druckt seinen Text komplett aus und schreibt das Erstellungsdatum, seinen Namen und seine Unterschrift auf einen extra Zettel. Das Ganze tütet man ein und hinterlegt bei einem Rechtsanwalt. Der versiegelt es dann möglicherweise noch vor Euren Augen.

b.) Man kann sich auch für ganz wenig Geld bei Herrn Kloppenburg oder in einem Schreibwarenladen selbst eine Stange Siegelwachs kaufen.
Vorgang wie eben: Werk ausdrucken, Zettel schreiben, in den Umschlag damit. Zukleben und auf die Lasche heißes Siegelwachs tropfen lassen. Man kann die Stange in eine Kerze halten. Vorsicht, es wird heiß und tropft schnell. Also nicht das beste Sonntagskleid dazu anziehen!
Den Umschlag adressiert man dann an sich selbst, bringt ihn zur Post und schickt ihn sich selber zu. Dann packt man ihn zu Hause irgendwohin, wo man ihn sicher wähnt. Das Siegel dürft Ihr natürlich nicht mehr brechen.

27. Neueste Nachricht:
Du schreibt man genau wie Euch und Ihr in der Briefanrede nicht mehr groß, sondern darf es sich aussuchen. Allerdings sollte man sich in einem einzigen Brief auch für eine von beiden Varianten entscheiden, sonst sieht es ziemlich doof aus.

Impressum

Texte: alle Rechte beim Autor
Tag der Veröffentlichung: 19.11.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für alle großen und kleinen Autoren und solche, die es gestern, heute und übermorgen mal werden wollen

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