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Umweltschutz ist doof!

Oder doch nicht?


Gedanken eines dreizehnjährigen Schülers


Hi, ich bin Flemming.
Mein Alter: 13 Jahre
Meine Hobbys: Fußball, Skateboardfahren und Mädchen

Ich spiele in der C-Jugend unseres Dorfvereins. Die meisten Jungs in unserem Dorf sind in der Fußballsparte. Wenn ich mal nicht auf dem Sportplatz bin, fahre ich auf meinem Skateboard oder träume von Angelina. Angelina ist eine heiße Braut. Sie ist schon fünfzehn und geht in die achte Klasse.
Alle Jungs in meiner Schule sind verrückt nach ihr. Gestern hat sie mich auf dem Schulhof angelächelt. Leute, mir wurde heiß und kalt zur selben Zeit!




Apropos Schule. Im Augenblick sitze in der selbigen auf meinem Platz und warte darauf, dass unser Direx endlich das Thema für die Deutscharbeit an die Tafel schreibt. Er rödelt in seiner Tasche herum und kommt nicht zu Potte.

Nicht, dass ich mich darüber freue, jetzt zwei Stunden Deutsch schreiben zu dürfen.
Auf gar keinen Fall!
Es gibt wirklich etwas Besseres: mit Angelina durch den Wald spazieren, vielleicht. Ihr duftendes blondes Haar riechen, ihre Hand streicheln und dann…



Lena schaut gerade zu mir hinüber. Ich glaube, ich lächle mal kurz zurück. Sie sieht süß aus, aber sie ist etwas zu jung für mich. Wir kennen uns schon aus dem Kindergarten.
Vielleicht sollte ich trotzdem mal mit ihr durch den Wald…


Da, na endlich! Konnte auch Zeit werden. Und wir haben doch nur zwei Stunden für den Aufsatz!


Äh? Häh? Was schreibt der denn da an die Tafel?


„Meine Gedanken zum Umweltschutz“

Hat der sie vielleicht noch alle? Unser Direx scheint plötzlich völlig verrückt geworden zu sein.

Die anderen

blicken auch schon ganz hilflos. Tim zuckt entnervt mit den Achseln.

Was ist das denn für ein blödes Thema!
Was soll ich dazu bloß schreiben?
Och, Leute! 'Ne Fünf in Deutsch hätte mir gerade noch gefehlt. Die würde sich neben der Fünf in Mathe sicher gut machen. Ob Mum und Dad das auch lustig finden werden?

Umweltschutz?
Gestern machte Mum einen fürchterlichen Aufstand, weil ich die beiden Batterien aus meiner Taschenlampe im Mülleimer entsorgt hatte.

„Die gehören in den Sondermüll! Hast du noch nie etwas von Umweltschutz gehört? Was lernt ihr denn

heute eigentlich in der Schule?“

Hey, Mum, reg dich ab.
Wir schreiben gerade‘ne Deutscharbeit darüber und dein liebster und einziger Sohn ist auf dem besten Wege, sich wieder eine Fünf einzuhandeln!

Ja, Lena, Süße, ich weiß auch nicht mehr als du! Dieses Lächeln!
Ich sollte sie wirklich mal zum Eisessen einladen. Aber wenn ich wieder eine Arbeit verhaue, kürzt mir Mum sicher das Taschengeld!

Gestern, ja!
Einen Augenblick später fuhren wir dann zusammen mit Dad in die Stadt zum Baumarkt. Der Zaun muss gestrichen werden und unsere Garage soll auch wieder etwas Farbe sehen. Meine kleine Schwester hat sich als Malerin betätigt und ihre gesammelten Werke aus Filzstift zieren jetzt die rechte Garagenwand. Ich find’s gar nicht so schlecht für eine Vierjährige, beim nächsten Mal schenke ich ihr eine Spraydose. Dann kann sie schon mal mit echten Graffitis üben!

Als Dad die Farb- und Lackeimer in den Einkaufswagen

stellte, ging Mas Keiferei gleich wieder von vorne los.

„Die tragen doch nicht das Umweltsiegel, so ein Müll kommt mir nicht ins Haus!“

Mein alter Herr hatte es nur gut gemeint, schließlich waren die Farben im Angebot und meine Mutter jammert ständig herum, dass wir Kinder zu viel Geld kosten und alle sparen müssen.
Wie dem auch sei, gegen Mama ist kein Kraut gewachsen.
Er musste alles wieder zurückbringen und das ‚Richtige‘ kaufen.
Aber Dad blieb trotzdem ganz cool. Als alles eingekauft war, fuhren wir noch zum Autohändler.

Und da konnte er gleich bei Mama punkten. Katalysator, wenig CO2-Ausstoß, beste Euro-Norm, eben ein besonders umweltfreundliches Auto!

Zähneknirschend musste sie ihm recht geben.

Ja, das ist mein Vater. Er hatte sie mit ihren eigenen Waffen geschlagen!

Was gibt’s denn noch außerhalb der Familie zum Umweltschutz?
Na, der Regenwald in Brasilien muss geschützt werden, damit wir auf der Erde genug frische Luft zum Atmen behalten. Pflanzen assimilieren! Hatten wir gerade in Bio.

Mit Licht, Kohlenstoffdioxid und Wasser produziert die Pflanze mittels eines grünen Farbstoffs, den man Chlorophyll nennt, Zucker und Stärke.


Dabei wird Sauerstoff frei und den brauchen wir zum Atmen. Man sagt dazu auch Photosynthese. Also in Bio habe ich eine Zwei, da macht mir so leicht keiner etwas vor.

Die Industriebetriebe müssen unbedingt auf der ganzen Welt ihren CO2-Ausstoß verringern. Kohlenstoffdioxid ist ein farbloses und geruchloses Gas, das sich am Boden sammelt, weil es schwerer als Luft ist. Solange es in verdünnter Form vorkommt, ist es für den Menschen nicht gefährlich.

Aber es wird zu viel Öl und Kohle verbrannt und auch

beim Autofahren entsteht Kohlenstoffdioxid. So steigt sein Anteil in der Luft stetig an.
Es absorbiert, also saugt, viel Wärme auf und trägt dazu bei, dass es in unserer Atmosphäre immer wärmer wird. Deshalb wird es auch Treibhausgas genannt.

Selbst in der Limo ist es drin. Dadurch sprudeln Cola und Brause so lustig.
Und sogar in Omas Abführzäpfchen ist CO2. Wenn es sich im Hintern auflöst, wird der Darm gedehnt und sie kann wieder aufs Klo gehen.

Als ich das zu Hause erzählte, wurde Oma erst einmal böse. Sie dachte nämlich, ich wollte sie nur veräppeln! Aber Dad war wie immer auf meiner Seite und hat es ihr noch einmal ausführlich erklärt. Wir Männer halten in unserer Familie eben gut zusammen.

Hey, da hab ich ja schon eine ganze Menge für die Deutscharbeit. Den Regenwald und die Luft kann ich nur schwer selbst schützen. Das müssen die Politiker mit ihren Gesetzen machen. Unsere Bundeskanzlerin fährt ja auch immer zur Klimakonferenz.
Und ich muss nachher die Partei wählen, die sich

dafür einsetzt. Aber das dauert noch fünf Jahre.
Bis ich wählen darf, meine ich.

Kann ich denn vorher noch selbst etwas für den Umweltschutz tun?

Na klar, auf Mum hören und die gebrauchten Batterien ins Kaufhaus zurückbringen und in die extra dafür vorgesehene Pappschachtel werfen.

Papier und Cola-Dosen gehören in den Mülleimer und nicht auf die Erde oder ins Gebüsch.
Nur Apfelgehäuse verrotten.

Die sind biologisch abbaubar.

Und im Wald nimmt man seinen Müll wieder mit nach Hause und entsorgt ihn dort, wie es sich für einen guten Umweltschützer gehört. Vielleicht kann ich damit auch bei Angelina punkten? Oder soll ich es doch vielleicht mal mit Lena versuchen?

Auf jeden Fall sollte ich jetzt langsam anfangen, meine Gedanken aufzuschreiben, bevor die zwei Stunden herum sind. Lena lächelt schon wieder.
Hab jetzt keine Zeit, Süße!
Wenn ich eine Eins schreibe, bekomme ich zehn Euro extra Taschengeld und dann gehen wir beide in die Eisdiele.

Umweltschutz ist doch gar nicht so doof, wie ich erst dachte.


Impressum

Tag der Veröffentlichung: 14.09.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Zum Wettbewerb "Umweltschutz"

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