Prolog
„Deine Haare sehen heute so geil aus!“, kreischte Gina mir ins Ohr, als ich mich noch total müde auf meinen Stuhl fallen ließ.
„Hey, Gigi! Meine Haare sehen aus wie immer“, sagte ich genervt.
„Skyler, deine Haare sehen total geil aus, oh da steht eine Strähne ab darf ich?“
„Wenn du meinst!“ Und schön stand sie auf und fing an an meinen blonden, leichtlockigem Haar, das mir auf den Rücken fiel, rumzuspielen.
„So, jetzt ist wieder alles ordentlich. Was haben wir jetzt eigentlich?“
Ich stöhnte genervt. Langsam sollte sie das aber wissen. Ich holte mir meinen Spiegel aus meiner Tasche um das Werk meiner besten Freundin zu betrachten. Aus dem Spiegel schaute mich ein wunderschönes, 16-jähriges Mädchen entgegen. Sie hatte reine Haut, eine grade Nase, und volle, sinnlich geschwungene Lippen und ihre großen mandelförmigen Augen waren mit langen, dichten Wimpern umrahmt. Ihre strahlend hellblauen Augen, die nur mit wenig Liedschatten und Wimperntusche hervorgehoben wurden, musterten mich aufmerksam und übersahen kein Detail. Ich machte den Spiegel zu und…
Der Spiegel wurde mir aus der Hand gerissen und ich schaute hoch. Der Unterricht hat doch noch gar nicht angefangen.
Ich sah in das Gesicht von Mailen, deren Lippen zu einem hämischen Grinsen verzogen waren. „Den brauchst du doch nicht, du kannst so lange wie du willst dich da drin anstarren, hässlich bleibt hässlich.“
Als ich aufsprang und nach meinem Spiegel griff sagte ich: „Gib ihn mir wieder.“
„Sonst was …? Fängst du dann an zu heulen?“
„Nein, ich-“
Der Neue
Weiter kam ich nicht, weil unser Mathelehrer, Herr Johnson, gerade den Raum betrat und mich unterbrach: „Mailen, gib Skyler ihre Sachen wieder und setz dich!“
Mailen drehte sich abrupt nach vorne, starrte Herrn Johnson, der noch in der Tür stand, einige Sekunden an und knallte meinen Spiegel auf meinen Tisch. Danach verzog sie sich auf ihren Platz, der glücklicherweise am anderen Ende des Raumes war.
Mr Johnson ging endlich weiter, ich wollte mich schon wieder meinen Mathesachen zuwenden, als mir auffiel das da noch jemand den Raum betreten hatte. Diesen Jemand hatte ich noch nie zuvor gesehen. ‚Er muss neu sein‘. Dieser Junge blieb neben Mr Johnson stehen und reichte ihm einen zerknüllten Zettel.
Mr Johnson deutete auf den Jungen, der ungefähr so alt war wie ich, neben sich und sagte: „Das ist Devin Wolfblood, er wird ab heute in diese Klasse gehen.“ Über das Wort „Wolfblood“ stolperte der Mann, jetzt wandte er sich an Devin. „Devin, setzt dich doch auf den freien Platz in der zweiten Reihe. Deine Tischnachbarin wird dir nach dem Unterricht die Schule zeigen.“ Herr Johnson deutete doch tatsächlich auf den Platz neben mir.
Der Junge nickte nur zur Bestätigung und kam auf mich zu. Er ließ sich auf den Platz neben mir fallen und drehte sich in meine Richtung, dabei präsentierte er seinen durchtrainierten Körper. Seine wunderschönen Lippen zu einem freundlichen Lächeln verzogen. Mir war vorher gar nicht aufgefallen wie sexy er aussieht, seine pechschwarzen Haare bildeten einen starken Kontrast zu seiner eher blassen Haut. Die gerade Nase passte perfekt in sein Gesicht und diese Augen… Wow. Sie waren von einem dunklen, aber immer noch strahlenden Blau und sie musterten mich neugierig. Es schien so als warteten sie auf etwas. Ich ließ meinen Blick zu seinen Lippen gleiten und sie bewegten sich.
Ich schloss für ein paar Sekunden meine Augen und als ich sie wieder öffnete, sah Devin mich immer noch abwartend an. „Hast du gerade etwas gesagt?“, fragte ich schüchtern und erwiderte das Lächeln.
„Ja, ich habe gesagt dass mein Name Devin Wolfblood ist und dich nach deinem Namen gefragt“, antwortete er mir mit seiner sinnlichen Stimme und klang auch etwas belustigt.
„Oh“ Ist das peinlich. „Skyler… Skyler Blackwood, meine Freunde nennen mich aber Sky.“
„Wenn du nicht möchtest brauchst du mir nicht die Schule zeigen, ich-“
„Das ist gar kein Problem, das mache ich gerne.“ Unterbrach ich Devin einfach: „Warum wechselst du mitten im-“
„Skyler, es ist schön das du dich mir Devin verstehst, aber nicht in meinem Unterricht“, harschte mich unser Mathelehrer an.
Denn Rest der Stunde beobachtete ich Devin aus dem Augenwinkel, er hatte die ganze Zeit über einen Ausdrucklosen Blick aufgesetzt und hatte sich nicht ein weiteres Mal zu mir umgedreht.
Als es endlich Klingelte sprangen einige der Schüler auf und verließen den Klassenraum, da wir aber zehnte Klasse waren und in den Pausen drin bleiben durften, blieb ich einfach sitzen.
Gina stürmte auf mich zu und begann sogleich aufgeregt zu plappern, was sie sagte bekam ich aber nicht mit, da meine gesamte Aufmerksamkeit dem Neuen galt. Dieser wurde auch schon von den ganzen Mädchen aus meiner Klasse umzingelt und mit Fragen bombardiert.
„Wie alt bist du?“, wollte eine wissen.
„Bist du in einer Beziehung?“, fragte eine andere.
„Was hat es mit deinem Nachnamen auf sich?“
„Wieso bist du in unsere Klasse gewechselt“
Und so weit…
„Wie können deine Eltern dich mitten im Schuljahr dazu zwingen die Schule zu wechseln?“, das war doch tatsächlich Mailen, die das fragte.
Devin sah auf und suchte ihren Blick. Er ballte die Hände zu Fäusten und das höfliche Lächeln wurde von einer Ausdrucklosen Miene verdreckt, doch in seinen Augen konnte man die Abscheu und den Hass Mailen gegenüber sehen. Er stand auf, sah Mailen immer noch an und sagte mit schneidender Stimme: „Meine Eltern sind vor neun ein halb Jahren gestorben“, nun wandte er den Blick von Mailen ab und wandte sich zu mir. Von dem Hass und der Abscheu war keine Spur mehr zu sehen. Devin kam auf mich zu und fragte mit sanfter Stimme: „Sky, könntest du mir vielleicht jetzt die Schule zeigen? Ich muss hier raus, bevor ich noch jemanden umbringe.“
Ich nickte nur, etwas eingeschüchtert von seiner Aussagte, welche er mit so ernster Stimme sagte, das man es einfach nur glauben musste, und stand auf. Gemeinsam verließen wir den Klassenraum und betraten den vollkommen überfüllten Flur. „Komm“, während ich dies sagte, ergriff ich sein Handgelenk, damit wir uns nicht verlieren würden und ging los.
Anfangs schien er noch etwas perplex durch diese plötzliche Berührung zu sein, deshalb musste ich ihn förmlich hinter mir her schleifen. Nach einiger Zeit störte es Devin anscheinend nicht mehr, weil er inzwischen neben mir her ging.
Als es wieder leere auf den Gängen wurde ließ ich ihn wieder los. Wir sprachen nicht viel, ich sagte nur etwas wenn ich ihm erklärte wo wir gerade waren oder welche Räume sich hier befanden. Als letztes zeigte ich ihm den Hof, er war relativ groß, es gab mehrere Bäume, ein Paar Rasenflächen, auf denen die jüngeren Fußball spielten, Basketballkörbe, Bänke, das was es eben auf allen Pausenhöfen gab. Ich führte Devin zu meiner Lieblings Stelle. „Hier gehe ich immer hin wenn ich alleine sein möchte oder einfach nur die Zeit rum kriegen möchte.“
Wir standen unter einem großen Baum an der Schulmauer, ich ließ mich am Fuß des Baumes auf den Boden sinken und bedeutete Devin es mir gleich zu tun. Dieser ließ sich neben mich auf den Boden fallen und durchbrach die Stille, die entstanden war indem er etwas fragte: „Wer war das Mädchen, das mich nach meinen Eltern gefragt hatte?“
„Mailen.“ Lautete meine etwas zu knappe Antwort.
„Was ist los? Du warst vorhin im Unterricht doch so gesprächig.“
Ich blickte kurz auf und traf seinen neugierigen Blick, der auf mir ruhte. Erwiderte jedoch nichts. Den Blick ließ ich als ich das merkte jedoch sofort wieder sinken.
„Habe ich dir angst gemach, als ich sagte ich müsse daraus, da ich sonst jemanden umbringen würde?“, wollte Devin wissen.
Ich nickte nur.
„Das brauchst du nicht, das war nicht ernst gemeint.“
„Du hast aber so ernst geklungen. Und der Ausdruck in deinen Augen… er war einfach nur ernst“, gab ich schüchtern zurück und hob langsam den Blick.
Devin sah mich fassungslos an, dann schüttelte er den Kopf: „Ich wollte dir auf keinen Fall Angst machen. Es tut mir Leid. Okay? Bitte hab keine Angst vor mir. Ich-“
„Okay.“
Er streckte seine Hand nach meiner aus. Da er nur ein T-Shirt trug konnte ich seinen sehnigen Arm betrachten, mein Blick fiel dabei auf eine lange Narbe, die sich über seinen gesamten rechten Arm zog. Erschrocken zog ich die Luft ein und Devin hielt in seiner Bewegung inne. „Was ist?“, wollte er leicht verunsichert wissen.
Ich starrte auf seinen Arm und folgte der Linie hoch bis zur Schulter, dort verschwand sie unter seinem Shirt. Ich lehnte mich etwas zu Devin hinüber und sah ihn besorgt an. Ich deutete auf seinen Ärmel und fragte: „Darf ich?“
„Nur zu“, antwortete er und ich hatte das Gefühl er wüsste nicht so genau was ich machen wollte.
Ich griff nach seinem Ärmel und schob ihn ein Stück nach oben. Die Narbe endete noch immer nicht, als ich den Ärmel noch ein Stück hochschieben wollte, lagen Devins Finger auf den meinen. Ich sah zu ihm. Er erwiderte meinen Blick und sagte zur Erklärung: „Du willst nicht sehn was weiter oben ist.“
„Wie ist das passiert, ich meine…“
„Ein blödes Missgeschick.“
Den Rest der Pause verbrachte ich damit von Devin zu erfahren was damals passiert ist, aber er wollte es mir einfach nicht sagen.
Die Restlichen Unterrichtsstunden verliefen ohne besondere Vorkommnisse.
Nach der letzten Stunde ging ich gemeinsam Gina, Devin und ein paar anderen Leuten aus der Schule zu der Bushaltestelle direkt vor dem Gebäude.
„Fährst du auch mit dem Bus, Devin?“, fragte Gina.
Devin schüttelte den Kopf. „Nein, ich hab mein Auto auf dem Parkplatz stehen. Wie kommst du nach Hause, Sky?“ Wie er immer meinen Namen ausspricht.
„Ich geh heute zu Fuß“, gab ich als Antwort. „Ich warte immer noch bis Gigis Bus kommt und dann mach ich mich auf den Weg.“ Und noch während ich antwortete fingen auch schon die Jungs an Devin nach seinem Auto auszuquetschen. Dieser beantwortete brav jede einzelne Frage, ich verstand davon jedoch nicht viel, da ich keine Ahnung von Autos hatte.
Nach kurzer Zeit kam auch schon Ginas Bus. Ich verabschiedete mich von ihr und ging zusammen mit Devin zum Parkplatz.
„Was für ein Auto fährst du noch mal?“, wollte ich dann wissen.
„Einen Porsche Carrara GT.“ Gab er mir zu Antwort.
Ich sah ihn nur fragend an.
„Denn da“, er deutete auf ein weißes, ziemlich teuer aussehendes Auto.
„Das ist nicht dein Ernst.“
„Doch. Ich lebe seit kurzer Zeit wieder in einer Familie und die hat ziemlich viel Kohle. Also was solls“, sagte er schulterzuckend und zog den Schlüssel aus seiner Tasche.
„Darfst du den schon alleine fahren, ich meine du bist doch erst…“ wie alt war er noch mal.
„16. Ja ich darf schon alleine fahren.“
Als wir vor dem Wagen standen sagte ich: „Der sieht echt teuer aus.“
„Ist er euch. Soll ich dich nach Hause fahren?“
„Ich weiß nicht. Wir kennen uns doch erst seit heute.“
„Ja. Hmmm… Ich könnte auch ein Stalker sein.“
Wir brachen in schallendem Gelächter aus.
Auf einmal verstummte Devin und ich drehte mich in die Richtung in die er sah. Und ich sah in das Gesicht von Mailen, die direkt hinter mir gestanden haben muss, denn jetzt waren unsere Gesichter nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt. Ich stolperte ein paar Schritte zurück und wäre unsanft auf dem Boden gelandet, wenn Devin mich nicht aufgefangen hätte. Ich sah ihn dankbar an und als hätte er gespürt welche angst ich vor Mailen hatte, schob er sich zwischen uns, sodass ich jetzt direkt neben der Beifahrertür seines Wagens stand.
„Was willst du?“, zischte Devin Mailen an und gab mir unbemerkt den Autoschlüssel und zeigte mir so, dass er wollte, das ich einstieg. Erst wollte ich ihn nicht alleine lassen, weil er nicht wusste wozu Mailen fähig war, aber ich entschied mich doch dazu einzusteigen. Er wird schon mit ihr fertig, das hoffe ich zu mindestens.
Nachdem ich die Tür geschlossen hatte konnte ich nicht mehr hören was da draußen los war, ich traute mich aber auch nicht die Tür wieder zu öffnen. Also starrte ich wie in Trance auf meine Füße, die ich zu mir auf den Sitz gezogen hatte und machte mich so klein wie es mir möglich war. Ich hoffe Devin passiert nicht, das war mein einziger Gedanke.
Nach einigen Minuten ging die Fahrertür auf. Ich konnte einen kurzen erschrockenen Schrei nicht unterdrücken und ich rutschte aus Reflex in die entgegengesetzte Richtung.
„Schsch“, kam es von der Tür und Devin steckte den Kopf in den Innenraum des Porsches.
Ich war so erschrocken das ich nicht realisierte das es Devin war. Erst als er einstieg, mich vorsichtig zu sich rüber zog und mich in den Arm nahm, beruhigte sich meine Atmung wieder. Er flüsterte mir immer weiter beruhigende Worte zu bis er sich sicher war, das ich mich völlig beruhigt hatte. Er wollte mich los lassen doch ich klammerte mich noch einige Minuten an ihm fest. Dann ließ ich ihn jedoch los.
„Ist alles wieder in Ordnung mit dir?“, wollte Devin wissen.
„Du fragst mich jetzt nicht im Ernst ob alles in Ordnung mit mir ist?! DU warst derjenige von uns der gerade Mailen gegen über stand! Du weißt nicht wozu sie fähig ist, sie-“
„Wozu ist sie fähig?“
„Das wollte ich dir gerade sagen, der Letzte der sich mit ihr angelegt hat, den hat sie Krankenhaus reif geprügelt.“ Ich merkte dass ich total hysterisch war, war aber nicht in der Lage mich zu beruhigen.
„Schsch. Jetzt beruhig dich erst mal und bitte hör auf zu weinen.“ Devin klang gequält und nahm mich wieder in den Arm.
Erst als er sagte, dass ich weinte bemerkte ich es. Ich drückte ihn von mir weg und sah in unverwandt an. „Ich habe mir Sorgen gemacht, es wäre meine Schuld wenn dir etwas passiert wäre.“
„Nein, es wäre nicht deine sondern meine Schuld gewesen und außerdem wäre ich so oder so mit ihr aneinander geraten, das passiert mir immer. So und jetzt sagst du mir wo ich lang fahren muss um dich nach Hause zu bringen.“ Und damit war das Thema für ihn gegessen.
Ich erklärte Devin wo erlang fahren musste, während der ganzen Fahrt unterhielten wir uns, deshalb passte ich nicht genau auf wo wir lang fuhren und hätte zwei Mal fast vergessen zusagen das er hier abbiegen müsse.
Als er vor meinem Haus hielt fragte er noch: „Soll ich dich morgen früh abholen?“
„Nee, lass mal, ich geh ganz gern zu Fuß, trotzdem danke und danke das du mich nach Hause gefahren hast.“ Zum Dank umarmte ich ihn noch bevor ich ausstieg und ging dann zur Haustür. Devin wartete noch bis ich die Tür hinter mir geschlossen hatte, bevor er los fuhr.
„Hey, Mum“, sagte ich als ich die Küche betrat und nahm meine Mum kurz in den Arm.
„Wer war das eben, dein neuer Freund?“, neckte mich meine Mum. Von ihr hatte ich mein Aussehen, man sah ihr nicht ihr Alter an.
„Nein, Mum, was denkst du nur immer von mir? Das war Devin.“
„Wie heißt er weiter vielleicht kenne ich ja seine Eltern.“
„Wolfblood. Ich glaube aber nicht das du seine Eltern kennst denn sie sind als er fünf war gestorben und jetzt lebt er bei einer Pflegefamilie.“
„Das Essen ist fertig setz dich.“ Sagte sie und füllte etwas Essen auf meinen und ihren Teller, da Dad noch länger arbeiten würde. „Das tut mir Leid. Weißt du denn wie es passiert ist? Oder bei wem er jetzt lebt?“
„Weder noch.“
„Ist sonst noch etwas in der Schule passiert.“
„Abgesehen davon das Mailen wieder einmal zu kotzen war, nein nichts Besonderes.“
Als ich fertig mit essen war, stellte ich mein Geschirr in die Spülmaschine und ging hoch in mein Zimmer. Dort ließ ich mich auf meinem Drehstuhl nieder und begann meine Hausaufgaben zu machen, meine Gedanken schweiften jedoch immer wieder ab und landeten immer bei Devin. Deshalb gab ich es auf meine Hausaufgaben zu machen. Ich ging zu meinem Kleiderschrank und suchte mir eine Hotpans und ein Top heraus. Diese Sachen zog ich an und band meine Haare zu einem Zopf zusammen. Ich schnappte mir noch ein Paar flache Schuhe und lief die Treppe runter.
„Mum, ich geh noch eine Runde Joggen“, rief ich meiner Mum zu, nahm noch meinen Schlüssel und mein iPhone mit. Kaum war ich draußen stöpselte ich auch schon die Kopfhörer ein und hörte beim Laufen Musik. Ich begegnete niemanden, das lag wahrscheinlich an den Wegen die ich entlang lief, diese benutzte niemand außer mir. Nach etwa einer halben Stunde gelangte ich an mein Ziel, der Wald. Es ist so schon hier, ich liebe den Wald, ich weiß gar nicht warum ich ihn so liebe.
Ich schaltete die Musik aus und lief in den Wald, zu meiner Lieblings Stelle, eine kleine Lichtung, es waren nur noch ungefähr 100 Meter bis zu ihr, als ich ein bedrohliches Knurren hörte.
Ich blieb stehen und schaute mich in alle Richtungen um doch ich konnte den Ursprung dieses Geräusches nicht sehen. Also drehte ich mich noch einmal im Kreis. Ich kann mir das doch nicht eingebildet haben oder doch?
Und dann sah ich es oder besser ihn. Er trat aus dem Unterholz hervor und kam auf mich zu. Da stand ich nun und blickte einem schneeweißen Wolf entgegen. Ich wollte schreien, weglaufen egal was, aber mein Körper gehorchte mir nicht. Ich stand einfach nur da und starrte in seine dunkelblauen Augen.
Der Wolf bleckte die Zähne und kam langsam noch näher, er beäugte mich misstrauisch und schlich um mich herum, immer im Kreis. Der Wolf sah mir noch einmal direkt ins Gesicht machte kehrt und verschwand in Richtung der kleinen Lichtung.
Ich blieb noch einige Sekunden reglos stehen, dann riss ich mich aus der Starre und rannte los immer und immer weiter. Ich hatte den Wald schon längst verlassen und ich rannte einfach weiter. Das… Das kann nicht sein es gibt hier keine Wölfe und erst recht keine Weißen, und wie er mich angesehen hat, das ist nicht normal. Ich muss mir das-
Ich prallte gegen etwas Hartes und wollte einige Schritte zurück stolpern, doch ich wurde festgehalten. Also muss das eine Brust gewesen sein. Ich schaute hoch und sah direkt in Devins Gesicht, der mich besorgt musterte. Ich schlang meine Arme um seinen Oberkörper und verbarg mein Gesicht an seiner Brust.
„Schsch“, machte er zum dritten Mal an diesem Tag und ich weinte hemmungslos weiter. Er schlang seine Arme um mich und drückte mich fester an sich, so als habe er Angst ich könnte aus seinen Armen gerissen werden.
„Hey, es ist alles Gut“, versuchte er weiter mich zu beruhigen.
„Devin… lass mich nicht… allein, ich will nicht… allein sein. Bitte!“, schluchzte ich fast unverständlich an seiner Brust.
Er streichelte mir beruhigend den Rücken. „Keine Angst Sky, ich bleib solange bei dir wie du möchtest, Okay? Wenn du willst, dass ich gehe, gehe ich und wenn du willst, dass ich bleibe, dann bleibe ich. Hast du mich verstanden?“
Als Zeichen das ich ihn verstanden hatte nickte ich an seiner Brust und klammerte mich nur noch mehr an ihm fest. Wie eine Ertrinkende an einem Rettungsring.
„Komm ich bring dich nach Hause“, er wollte sich umdrehen, aber da ich mich an ihn klammerte gestaltete sich dies als schwierig.
Devin drückte mich von sich weg und ich versuchte mich mit aller Kraft an ihm festzuklammern. Er beugte sich langsam runter und legte den einen Arm unter meine Schultern und den anderen unter meine Knie. Noch bevor ich reagieren konnte hatte er mich auch schon hochgehoben und sah nun zu mir hinab. Und ich sah zu ihm hinauf, nach ein paar Herzschlägen lehnte ich meinen Kopf an seine Brust, da es so aussah als würde er mich erst einmal nicht wieder runter lassen. Nach etwa zehn Minuten in denen Devin schon ein ganzes Stück zurück gelegt hatte, wurde es mir zu still. „Devin?“
„Hmmm…?“ Kam nur als Antwort.
„Könntest du mich runter lassen?“
„Erst wenn du mir sagst warum du geweint hast.“
„Das glaubst du mir eh nicht.“ Irgendwie finde ich ihn ja schon anziehend und er riecht so gut und… Hör auf damit Skyler du kennst ihn doch erst seit ein paar Stunden.
„Ich werde dir glauben, ich würde dir alles glauben, ich vertraue dir.“
„Okay, lach mich aber bitte nicht aus.“
„Ich verspreche es.“
„Ich war Joggen und bin deswegen in den Wald gelaufen und da war dann ein schneeweißer Wolf ich meine es gibt hier doch gar keine Wölfe.“
Devin zog ungläubig eine Augenbraue nach oben.
„Siehst du ich habe dir gesagt du glaubst mir nicht.“
„Ich glaube dir ja, das da ein Wolf war, ich bin bloß verwundert darüber das du der Meinung bist es gäbe hier keine Wölfe. Das ist alles.“
„Oh, wieso bist du dir so sicher, dass es hier welche gibt?“
Darauf antwortete er mir nicht. Devin, du verheimlichst mir doch etwas.
„Was hast du hier eigentlich gemacht?“, wollte ich nach einer Weile wissen.
„Ich habe mir etwas die Gegend angesehen.“
„Achso.“
„Ich hole dich morgen früh doch besser ab.“
„Aber-“
„Wiedersprech mir bitte nicht, ich habe jetzt keine Lust mit dir zu diskutieren.“
Ich murmelte nur etwas vor mich hin, als ich merkte das meine Augenlider, mit jedem Schritt den Devin tat, immer schwerer wurden, bis ich einschlief.
Ich schreckte aus dem Schlaf auf und befand mich in meinem Zimmer. Es war immer noch dunkel und ich suchte meine Uhr auf dem Nachttisch. Als ich sie fand nahm ich sie in die Hand und hielt sie mir vor mein Gesicht. Ich stöhnte genervt auf. Halb drei, na toll erst träume ich von diesem verdammten Wolf und dann ist es erst halb drei ich muss erst in vier Stunden aufstehen.
Ich stellte die Uhr zurück und drehte mich auf die andere Seite. Ich kann ja noch versuchen ein paar Stunden zu schlafen. Ich walzte mich noch drei Stunden unruhig von der einen auf die andere Seite. Als es dann halb sechs war stand ich auf und ging in das angrenzende Bad.
Hoffentlich fühle ich mich nach der Dusche etwas wacher.
Nachdem ich ausgiebig geduscht hatte, zog ich mich an und machte mich für die Schule fertig. Es war noch eine halbe Stunde bis ich los musste. Da fiel mir ein das ich die Hausaufgaben noch nicht fertig hatte, also setzte ich mich hin und begann mit meinen Hausaufgaben. Ich schaffte es nicht mich die ganze Zeit auf die Aufgaben zu konzentrieren, also schrieb ich einfach irgendeinen Müll auf und stopfte die Zettel in meine Tasche.
„Skyler, komm du musst los“, hörte ich meine Mum von unten rufen.
Ich nahm meine Tasche und rannte die Treppe runter und als ich an der Tür zum Wohnzimmer vorbei kam blieb ich wie angewurzelt stehen.
„Devin, was tust du hier?“, wollte ich völlig überrumpelt wissen.
Dieser stand von der Couch auf und kam auf mich zu. Er nahm mich in den Arm und flüsterte mir zu: „Dir auch einen guten Morgen und ich habe doch gesagt das ich dich abholen komme, schon vergessen?“
Ich schlang meine Arme um ihn und nuschelte: „Musst du mich daran erinnern, ich hatte es fast vergessen.“
„Das ich dich abholen wollte?“ Dies sagte er so ernst das wir beide nach einigen Sekunden anfingen zu lachen. Er nahm mich bei der Hand und meinte nur: „Komm wir müssen los, sonst kommen wir noch zu späht.“
„Okay, bis später Mum.“
Devin ging mit mir gemeinsam raus und er hielt mir ganz Gentlemanlike die Autotür auf. Die Fahrt zu Schule kam mir dieses Mal viel kürzer vor als das letzte Mal.
Auf dem Parkplatz der Schule stiegen wir aus und gingen gemeinsam zu unserem Klassenraum. Dort setzte Devin sich auf seinen Platz und ich mich auf seinen Tisch.
„Also...“, begann ich. „Was ist gestern Abend noch passiert nachdem ich eingeschlafen bin?“
„Verrate du mir erst mal was genau im Wald passiert ist“, wollte Devin von mir erfahren.
„Ich hab zuerst gefragt.“
„Nein, hast du nicht. Ich habe dich schon gestern gefragt und habe mich erst mal mit deiner Kurzfassung zufrieden gegeben. Also was ist passiert?“
Da ich wusste dass er nicht aufgeben würde, weil er wieder diesen toternsten Blick hatte, begann ich zu erzählen und ich ließ kein einziges Detail aus. Abgesehen von dem weshalb ich Joggen gegangen bin.
„So, jetzt weißt du was passiert ist jetzt will ich wissen was passiert ist“, verlangte ich jetzt eine Antwort von ihm.
„Also gut-“ Doch bevor er richtig anfangen konnte, stürmte auch schon Gigi auf uns zu und stürzte sich auf mich.
„Sky, da bist du ja. Ich habe dich schon über all gesucht“, fing sie sofort an los zu quasseln. Ich blickte Devin noch entschuldigend an, während meine beste Freundin mich vom Tisch zerrte und in Richtung ihres Platzes.
„Ich wollte dich schon gestern fragen was da zwischen euch läuft!?“, fing Gina gleich wieder an.
„Zwischen wem soll was laufen?“, fragte ich sie.
Sie sah mich fassungslos an. „Na, zwischen dir und Devin.“
„Was? Da läuft doch nichts.“
„Das sah eben aber anders aus.“
„Dann brauchst du halt ne Brille.“ Ich wollte gerade aufstehen als sie mich am Arm fest hielt.
„Ach, komm schon. Seit wann darf dich ein Neuer gleich am ersten Tag Sky nennen?“
„Seit dem dieser Neue Devin Wolfblood heißt.“
„Na, was haben wir denn da, unsere kleine Skyler. Ach wo ist denn unser Devin. Ah ja, nicht hier“, wie hätte man es anders erwarten können, natürlich war es Mailen.
Und kaum das sie zu Ende gesprochen hatte, stand auch schon Devin neben mir.
„Da ist er“, war meine Antwort und während ich das sagte deutete ich auf Devin.
„Mailen“, sagte Devin zuckersüß: „Du wolltest dich doch von Sky fernhalten?!“
Mailen zuckte beim Klang seiner Stimme zusammen und sah jetzt nicht mehr so angsteiflößend aus.
Mailen machte auf dem Absatz kehrt und verschwand auf ihren Platz. Genau in dem Moment betrat Mrs Smith die Klasse.
„So jetzt aber schnell auf eure Plätze“, verlangte sie von uns.
Ich folgte Devin zu unseren Plätzen auf dem Weg fragte er: „Was haben wir jetzt?“
„Englisch.“
„Na, super“, gab er von sich und der Sarkasmus war nicht zu überkören.
Nach ungefähr einer halben Stunde hielt ich es vor Neugier nicht mehr aus und schreib Devin einen Zettel auf dem stand: ‚Was war vorhin mit Mailen los?‘
Er las sich das Geschriebene schnell durch und schrieb etwas, dann gab er ihn mir wieder. Als ich lass was da stand starrte ich den Zettel fassungslos an. Devin hatte doch tatsächlich geschrieben, das er es mir ein andermal sagen würde, weil er keine Lust habe das alles aufzuschreiben.
Und ich schrieb wieder etwas darunter und zwar: ‚Ich will es aber jetzt wissen‘ und das jetzt hatte ich doppelt unterstrichen. Dann schob ich den Zettel unauffällig zu Devin. Als mich aber ein Räuspern innehalten ließ, schaute ich auf und sah direkt in das Gesicht unserer Englischlehrerin.
„Darf ich das mal haben?“, fragte sie und streckte ihre Hand nach dem Zettelchen aus. Ich zögerte kurz, legte dann aber doch den Zettel in ihre Hand.
Mrs Smith faltete das Stück Papier auf und las laut vor: „Was war vorhin eigentlich mit Mailen los? Das erzähle ich dir ein Ander mal, ich habe keine Lust das alles aufzuschreiben. Ich will es aber JETZT wissen.“ Sie machte eine kurze Pause und sprach dann weiter: „So wie es scheint will Skyler unbedingt wissen was vorhin mit Mailen los war, Devin willst du ihr nicht antworten?“
Ich blickte zwischen den beiden hin und her. Devin starrte Mrs Smith einfach nur an, diese senkte nach einer Zeit ihren Blick, da sie es anscheinend nicht aushielt, weiter in diese wunderschönen Augen zu blicken.
„Ich bin nicht verpflichtet ihnen auf diese Frage zu antworten“, das war Devin der da sprach. Wenn wir nicht schon vorher alle Blicke bei uns hatten, so hatten wir sie jetzt. Es hatte noch nie jemand so auf eine Frage von Mrs Smith geantwortet.
„Sag mal was erlaubst du dir eigentlich?“, harschte sie ihn jetzt an.
„Ich kenne meine Rechte als Schüler und ich weiß auch, dass Sie mir keine schlechte Note geben oder mich rauswerfen können, da die Frage die ich ihnen nicht beantwortet habe etwas persönliches ist“, antwortete Devin ganz sachlich und ruhig.
Darauf wusste Mrs Smith nichts mehr zu antworten und fuhr mit ihrem Unterricht fort.
Den Rest der Stunde starrte ich Devin einfach nur an. Als es dann endlich klingelte, stand ich auf und stellte mich direkt vor ihn. Ich sah ihn abwartend an, sagte jedoch nichts.
Devin stöhnte genervt auf: „Na gut. Ich schätze es ist wegen gestern als du in meinem Auto saßt und ich mich mit Mailen gestritten habe. Bist du jetzt zufrieden.“
„Naja, eigentlich nicht, aber du schuldest mir noch eine andere Erklärung.“
„Die da wäre…?“
„Was gestern passiert ist nach dem ich eingeschlafen bin.“
„Gut. Lass uns aber raus gehen.“
Ich folgte Devin nach draußen. Wir setzten uns unter inzwischen unseren Lieblings Baum.
Kaum das wir saßen begann Devin auch schon mit dem erzählen: „Nachdem du eingeschlafen bist habe ich dich nach Hause gebracht. Ich habe bei dir geklingelt und deine Mum hat aufgemacht. Zuerst war sie total erschrocken und wollte wissen was ich mit dir gemacht habe. Ich habe sie einfach unterbrochen und sie gebeten mir erst einmal rein zulassen, damit ich dich in dein Bett legen kann. Nachdem ich dich hingelegt habe bin ich deiner Mum ins Wohnzimmer gefolgt. Dort fing sie wieder an hysterisch zu werden, nachdem ich ihr versichert hatte das es dir gut ginge hat sie mich aussprächen lassen uns sich bei mir bedangt das ich dich nach Hause gebracht habe, allerdings habe ich das mit dem Wolf weggelassen. Ich war mir nicht sicher ob du willst, dass sie es erfährt. Dann hat sie mich nach Hause geschickt, da es doch schon relativ spät war. Und ich möchte das du mir eins versprichst, geh bitte erst mal nicht alleine in den Wald.“
Ich nickte nur und so verbrachten wir auch den Rest der Pause und den Rest des Tages.
Eine unbequeme Wahrheit
Wir verbrachten viel Zeit mit einander und hatten viel Spaß zusammen. Devin und ich trafen uns an jedem Nachmittag und so verging die Zeit. Es kam mir so vor als ob ich Devin schon mein ganzes Leben lang kannte, dabei waren es erst knapp zwei Wochen.
Es war Mittwoch.
„Devin, können wir heute ein bisschen spazieren gehen?“, wollte ich wissen.
„Wenn du das möchtest“, sprach er mit seiner sanften, tiefen Stimme und ich konnte das Lächeln, welches auf seinen Lippen lag, hören. Ich hatte ihm den Rücken zugekehrte und er schlang von hinten seine Arme um meine Taille.
„Ja, ich möchte jetzt spazieren gehen. Komm.“ Und mit diesen Worten gingen wir los.
Wir redeten die ganze Zeit über irgendeinen Blödsinn. Mir fiel gar nicht auf wo wir lang liefen, bis Devin stehen blieb. Ich sah zu ihm auf und konnte noch die Sehnsucht in seinem Blick sehen, bevor er wieder diese Ausdruckslose Maske aufsetzte.
„Willst du da wirklich rein?“, wollte er etwas verunsichert wissen.
Ich verstand nicht was er meinte, also blickte ich in die Richtung in die er sah. Der Wald.
„Ich habe diesen Ort geliebt, vor meiner Begegnung mit dem weißen Wolf“, kam es schon fast monoton von mir.
„Du hast mir versprochen da nicht mehr reinzugehen“, erinnerte er mich, ohne den Blick von dem Wald abzuwenden.
„Ich habe versprochen da nicht allein reinzugehen und jetzt bist du je da, los komm, ich muss einfach wieder in den Wald.“ Ich nahm ihn bei der Hand und zog ihn hinter mir her.
Nach einiger Zeit entspannte sich Devin immer noch nicht. „Was ist los? Hast du etwa Angst vor dem Wald?“, versuchte ich ihn zu necken und sah ihn an. Doch ich sah in seinem Gesicht nicht das war ich erwartet hätte, ich sah Sehnsucht, die er versuchte zu verbergen.
Ich wartete auf eine Antwort doch ich bekam keine.
„Devin, was ist los mit dir?“
Wieder keine Antwort.
„Devin, Devin!“, jetzt schrie ich ihn schon fast an und wedelte mit meinen Händen vor seinem Gesicht rum.
Er schloss für einige Sekunden die Augen und als er sie wieder öffnete drehte er sich zu mir.
Er schlang die Arme um mich und zog mich immer näher an sich ran. Er sah mir in die Augen. Ich wusste nicht was er als nächstes tun würde. Er beugte sich ganz langsam zu mir herab. Seine Lippen waren nur noch wenige Millimeter von den meinen entfernt. Devin hielt in seiner Bewegung inne und wartete auf meine Reaktion und was tat ich? Ich starrte ihn einfach nur an.
„Nein, ich habe keine Angst vor dem Wald und auch keine vor den Tieren die hier leben“, flüsterte er ganz nah an meinen Lippen.
Nun wartete ich darauf das er mich endlich Küsste, aber das tat er nicht. Es schien so als wolle er, dass ich den letzten Schritt mache und genau das tat ich. Ich schloss die Augen und überbrückte die letzten Millimeter. Der Kuss war sehr kurz, denn ich war diejenige die ihn beendete, da ich seine Reaktion sehen wollte. Devin stand da und dieser Kuss schien ihm zu kurz gewesen zu sein, denn schon lagen seine Lippen wieder auf meinen. Dieser Kuss dauerte wesentlich länger als der Erste und war voller Leichenschaft. Keiner von uns wollte den Kuss beenden.
Devin ließ die eine Hand in mein Haar und die andere über meinen Rücken gleiten. Ich vergrub eine Hand in seinen mittellangen, schwarzen, seidigen Haaren, die andere wanderte an seinem rechten Arm entlang hinauf zu seiner Schulter, entlang an seinem Hals bis sie schließlich auf seiner Wange liegen blieb.
Nach einiger Zeit, es kam mir vor wie Stunden, es waren dann aber doch eher Minuten, spürte ich wie meine rechte Hand, die immer noch auf Devins Wange lag, immer wärmer wurde, bis es irgendwann zu warm wurde und ich mich von Devins Lippen loste. Ich rang nach Atem und auch sein Atem ging etwas hektischer.
„Devin, komm mal her. Ich will was gucken.“ Das komm mal her hätte ich mir auch sparen können, er steht doch direkt vor mir.
Devin sah mich erwartungsvoll an und ich streckte eine Hand nach ihm aus. Nun sah er leicht verunsichert aus, weil er nicht zu wissen schien was ich vorhatte. Ich schob das Haar, das ihm über die Stirn hing beiseite und legte meine Hand auf seine Stirn. Ich kam mir dabei total dämlich vor und dann sah er mich auch noch so verständnislos an. Meine andere Hand legte ich auf meine Stirn und verglich die Temperaturen.
„Devin, du glühst ja“, ich sah ihn besorgt an.
„Nein, tu ich nicht“, log er.
„Komm, Devin“, ich ließ meine Hände sinken und nah Devin bei der Hand.
„Ach, komm schon Sky, ich bin kein kleines Kind mehr. Ich kann selbst auf mich aufpassen“, versuchte er mich umzustimmen.
„Nein, Devin, wenn du mit Fieber hier draußen rum läufst, dann kannst du nicht selbst auf dich aufpassen. Du gehörst ins Bett.“ Ich schleifte Devin ein ganzes Stück hinter mir her, bis er sich geschlagen gab und mir brav folgte.
Er ging den ganzen Weg schweigend neben mir, sind wir jetzt eigentlich zusammen oder war dann nur so ein Kuss? Egal das kann ich ihn fragen wenn es ihm wieder besser geht.
Bei Devi zu Hause war keine Menschenseele, das wunderte mich doch jedes Mal und er erklärte mir immer sie sein nie da.
Ich begleitete Devin noch in sein Zimmer, welches sehr groß, ordentlich und modern war. Ich wartete bis er sich auf sein Bett setzte und setzte mich neben ihn.
„Hey, sein nicht sauer auf mich. Ich möchte nur nicht, dass es dir schlecht geht, deshalb will ich, dass du dich hinlegst“, versuchte ich ihn weiter zu überreden erst einmal gesund zu werden.
Devin sah mich kurz an, dann ließ er sich der Länge nach auf sein Bett fallen.
„So ich habe mich hingelegt, darf ich jetzt wieder aufstehen?“, wollte er wissen.
„Nein, du bleibst liegen.“ Und so ging es den restlichen Tag über weiter.
Es war draußen schon dunkel als ich nach Hause ging. Dort sprang ich noch schnell unter die Dusche und ging danach schlafen.
Am nächsten Morgen wachte ich relativ früh auf, was zu Folge hatte, das ich auch noch eine halbe Stunde Zeit hatte. Ich setzte mich ins Wohnzimmer, wo auch meine Mum war.
„Schon so früh wach?“, fragte sie mich.
„Ja, irgendwie schon“, sagte ich.
„Kommt Devin dicht heute wieder abholen?“
„Nee, glaub nicht, gestern Abend ging es ihm nicht so gut. Er hatte Fieber.“
„Oh, das tut mir Leid, wenn du ihn das nächste Mal siehst, sagst du ihm bitte gute Besserung?“
„Klar, kann-“
Ich wurde von der Klingel unserer Tür unterbrochen.
Ich sprang auf und lief zur Tür. Als ich sie aufgemacht hatte, stand Devin vor mir und lächelte mich an. Ich dagegen funkte ihn böse an: „Was tust du hier? Du solltest heute zu Hause bleiben!“
„Es geht mir gut, guck“, er nahm meine Hand und legte sie auf seine Stirn. Er hatte recht, sie war gar nicht mehr warm.
Ich konnte ein auf quietschen nicht unterdrücken und sprang in seine Arme.
„Ich bin froh, dass es dir wieder gut geht“, nuschelte ich an seiner Brust.
Devin schob mich von sich weg und sah mich an, dann beugte er sich zu mir herab und küsste mich. Seine Zunge spielte liebevoll mit meiner.
Als mich ein Räuspern zusammen zucken ließ.
„Also meine junge Dame, rumknutschen zwischen Tür und Angel gibt es in diesem Haus nicht.“, sagte meine Mum streng und ich drehte mich zu ihr um. Sie fing an zu lachen und brachte noch hervor: „Ihr müsst schon reinkommen.“
Devin versuchte ein Lachen unter einem Hüsteln zu verbergen was ihm einigermaßen gelang.
Ich schnappte mir meine Schuhe und meine Tasche, drehte mich zu Devin und schob ihn zu seinem Auto.
„Ihr seid gemein“, jammerte ich.
„Du hättest auch gelacht, wenn du deinen Gesichtsausdruck gesehen hättest“, rechtfertigte sich Devin, währenddessen hielt er mir wie jeden Morgen die Beifahrertür auf und ich ließ mich auf meinen Sitz fallen. Devin stieg auf der anderen Seite ein und lehnte sich zu mir rüber um mich zu küssen, anfangs wollte ich nicht, weil ich immer noch sauer auf ihn war, aber ich konnte seinen verführerischen Lippen nicht wiederstehen. Ich lehnte mich auch zu ihm und küsste ihn, während ich das tat zog ich mich so eng wie möglich an ihn.
Devin löste sich wiederwillig von mir und sagte dann: „So jetzt reicht es aber, wir müssen los.“ Er drehte sich nach vorne und startete den Motor.
Während der ganzen Fahrt spürte ich noch seine Lippen auf meinen. Also sind wir jetzt zusammen.
Als wir an der Schule ankamen stiegen wir aus und gingen Hand in Hand zu unserer Klasse. Auf dem Weg dorthin spürte ich die ganze Zeit die hasserfüllten Blicke der Mädchen und die neidischen der Jungs. Devin ließ es sich nicht anmerken und ging einfach weiter.
Als wir in der Klasse ankamen stürmte Gigi wie auch jeden Morgen auf mich zu und textete mich zu.
Der Tag verging schnell und Gigi erzählte überall herum, das ich jetzt mit Devin Wolfblood zusammen war.
Es war Freitagabend, als ich lautlos durch den Wald streifte. Skyler war heute nicht in der Schule, hoffentlich geht es ihr bald besser.
Meine weißen Pfoten trugen mich in einer Geschwindigkeit über den Waldboden, die man sich kaum vorstellen kann, wenn man es nicht selbst erlebt hatte. Ich fühlte mich als würde ich fliegen, ich liebte dieses Gefühl.
Als ich gerade an einer kleinen Lichtung vorbeijagte, stieg mir ein unbekannter Geruch in die Nase. Ich blieb abrupt steh und hielt meine feine Nase in den Wind.
Was ich roch, das war so fremd für mich. Was ist das? Was riecht so anziehend?
Ich beschloss diesem Geruch zu folgen. Er führte mich auf die kleine Lichtung, bis auf die andere Seite. Ich schlich immer weiter.
Da hat sich doch gerade etwas bewegt.
Ich konnte in dem Gebüsch vor mir ein Paar hellblaue Augen sehen. Sie hatte mich aber noch nicht gesehen. Dieser jemand kam in meine Richtung. Ich werde mich wohl besser im Hintergrund halten.
Ich steuerte direkt auf ein Gebüsch zu, dabei ließ ich diese Augen aber nicht aus meinen Augen. Wer bist du? Na komm, zeig dich!
Aus der Hecke trat ein pechschwarzer Wolf. Aber er Bewegte sich anders, als all die Anderen, viel unsicherer, bereit bei dem kleinsten Geräusch davon zu jagen.
Dieser Wolf ist doch tatsächlich eine Wölfin und sie ist wie ich. Aber das kann nicht sein, ich habe doch alle überprüft. Es gibt hier außer mir keine Lugaru.
Ich stand auf und trat aus meinem Versteck. Sie drehte sich in meine Richtung. Vor Angst ganz steif. Sie war wunder schön. Ihr Fell glänzte. Ich trat ein Stück auf sie zu, doch sie hatte sich aus ihrer Starre gelöst und jagte nun davon.
Ich werde ihr nicht folgen. Sie wird zurück kommen müssen. Ich blickte der Wölfin noch nach, dann drehte ich mich um und machte es mir unter einem Baum bequem.
Ich muss dort eingeschlafen sein, denn als ich wieder meine Augen öffnete ging die Sonne schon wieder auf. Ich blickte mich um. Gut, mich hat kein Mensch gesehen.
Ich stand auf, streckte mich ausgiebig und marschierte los. Nach einigen Minuten bemerkte ich wieder diesen Geruch. Die Wölfin.
Ich folgte diesem Geruch ein weiteres Mal.
Er führte mich weit weg von der Lichtung, quer durch den Wald, bis hin zum Waldrand. Was will sie bloß hier? Es ist im Wald doch viel sicherer.
Irgendwann kam ich an einen Baum, dessen Stamm eine Höhle bildete. Ich ging noch ein Stück näher. Der Geruch er kam aus der Höhle, als ich eintrat sah ich sie. Sie hatte sich auf dem Boden zusammen gerollt. Man konnte ihre Angst und Unsicherheit schon fast riechen.
Ich ging noch etwas näher ran und betrachtete sie aufmerksam. Wie sie da so lag, ich hatte das dringende Bedürfnis mich einfach neben sie zu legen.
Ich stand noch einige Herzschläge unschlüssig da, dann gab ich dem Drang nach und legte mich ganz eng um sie. Ich hatte das Gefühl sie beschützen zu müssen.
Ich lag einige Stunden unbewegt neben ihr und wartete auf eine Reaktion. Als es schon fast Mittag war regte sich etwas in ihr. Sie fing an zu zitter. Dieses Zitter wurde immer stärker und stärker, bis sie davon aufwachte. Ich wusste, dass sie sich jetzt wieder in ihre menschliche Gestalt verwandeln würde. Ich blieb einfach neben ihr liegen, denn ich wusste welches Gefühl man hatte wenn man sich verwandelte, man fühlte ich als würde man zerbersten. Das waren jedes Mal unglaubliche Schmerzen, aber ich ertrug sie gern.
Ein Aufschrei riss mich aus meinen Gedanken. Er war so laut, zu laut für meine empfindlichen Ohren.
Ich erstarrte beinahe als ich in das Gesicht des Mädchens sah, das nun mit vor Angst geweiteten Augen vor mir saß.
Skyler! Nein, warum sie?
Sie wollte aufspringen und davon rennen. Doch ich war schneller und versperrte ihr den einzigen Fluchtweg. Sie ging immer weiter zurück, bis sie an der anderen Seite des hohlen Baumes ankam.
„Nein! Geh weg!“, schluchzte sie und ihr rannen bereits Tränen über die Wangen.
Okay, es tut mir leid Sky, aber ich muss dich ins kalte Wasser schmeißen. Und mit diesem Gedanken begann auch ich wieder meine menschliche Gestalt anzunehmen.
„Devin?“, sie wollte ihren Augen nicht trauen, als ich nun vor ihr stand. Ihre Knie gaben nach und sie sackte zu Boden. Ich wagte es nicht mich zu bewegen, aus Angst sie könnte jetzt Angst vor mir haben.
„Devin, was ist mit dir… da war doch eben noch ein weißer Wolf. Das kann doch nicht sein. Ich… Ich war gerade doch nicht etwa auch…?“, sie brach ab, weil sie verstand. Sky rappelte sich wieder auf und kam einige Schritte auf mich zu. Dann stürmte sie auf mich zu und warf mich zu Boden. Sie blieb auf mir liegen.
„Sprich mit mir Devin! Was bist du? Was bin ich? Was sind wir?“
„Lugaru“, war das einzige Wort das mir über die Lippen kam.
„Was… Was ist ein Lugaru?“, wollte sie unsicher wissen.
„Das was wir sind. Ich kann dir alles sagen was du wissen willst. Könntest du aber vorher von mir runter gehen?“
„Hmmm… Es ist aber gerade so gemütlich hier…“, und schon fing sie an zu lachen, das ist meine Sky. Ich schlang meine Arme um sie und küsste sie lange und leidenschaftlich.
Dieser Kuss dauerte lange, so kam es mir jedenfalls vor, bis ich mich widerwillig von meiner geliebten Sky löste. Sie sah mich an und ich konnte ihre Unsicherheit in ihren Augen sehen.
Ich war mir sicher, das Devin die Unsicherheit bemerkt hatte.
„Komm, wir sollten gehen. Wir sind in unserer menschlichen Gestalt im Wald nicht sicher“, flüsterte Devin an meinem Ohr.
„Gibt es dem etwas was uns gefährlich werden kann?“, fragte ich etwas unsicher.
„Ja.“
Als er antwortete sah er mich so ernst und gleichzeitig besorgt an, das ich auf stand und freiwillig den Wald verließ.
Devin hatte sein Porsche am Waldrand geparkt.
Jetzt saß ich also hier. In Devins Porsche. Devin starrte unaufhörlich auf die Straße und schwieg.
„Devin?“, meine Stimme war nur ein Flüstern.
„Hmmm…?“, machte er nur.
„Du… ich hab doch ein bisschen Angst davor… naja… davor was du bist, was ich bin, was wir sind.“
Nun sah er mich endlich an. „Du brauchst keine Angst zu haben. Alles wird gut. Alles ist gut.“
Und das war dann auch schon unser Gespräch für die Fahrt. Etwa 15 Minuten später, parkte Devin seinen Wagen vor der Garage des Hauses seiner Pflegefamilie.
„Ich weder dir alles sagen was ich weiß, aber du darfst keine Angst haben. Ich verspräche dir es wird alles gut. Du gewöhnst dich daran“, versuchte Devin mich zu beruhigen auf dem Weg in sein Zimmer.
Ich ergriff seine Hand und klammerte mich an ihr fest, ich habe einfach Angst davor mehr darüber… Stopp! Devin sagte ich solle keine Angst haben, also habe ich auch keine! Ich entspannte mich ein wenig und hörte auf Devins Hand zu zerquetschen.
„Setz dich“, sagte Devin bestimmend und deutete auch die Couch, welche in seinem riesigen Zimmer stand.
Ich setzte mich ohne zu protestieren und sah in Devins ernstes Gesicht. „Okay… ich will alles wissen.“
Devin seufzte, setzte sich neben mich, nahm meine Hände und sah mir in die Augen. „Wissen deine Eltern wo du bist?“
„Was hat das-“
„Es gibt viel was du wissen musst, deshalb.“
„Ja, ich habe ihnen gestern bevor ich in den Wald gelaufen bin, gesagt es ginge mir besser und dass ich zu dir gehe.“
„Sie haben dich einfach gehen lassen, obwohl du Krank warst?“
„Nein, ich bin einfach gegangen, ich habe gespürt, dass mit mir etwas nicht stimmt und irgendetwas in mir hat mir gesagt ich soll in den Wald gehen. Das habe ich dann ja auch getan.“
„Das war auch gut so und das was dir gesagt hat, dass du in den Wald gehen sollst, das, mein Liebling, nennt man Instinkt.“
„Seit wann nennst du mich Liebling?“
„Seit dem ich weiß, dass ich ein Lugaru bin und du keine Angst vor mir hast.“
„Ich vertraue dir.“ Ich drohte in seinen Augen zu versinken und senkte schnell den Blick.
Devin seufzte und nahm mein Kinn zwischen seinen Daumen und Zeigefinger und hob es an, so zwang er mich ihm wieder uns Gesicht zu sehen. Er gab mir einen flüchtigen Kuss, dann blickte er mich wieder ernst an. „Es gibt eine Menge, die du wissen musst. Wo soll ich bloß anfangen? Und jetzt sag nicht am Anfang, das weiß ich selbst.“
Anstatt etwas zu erwidern, schlang ich meine Arme um ihn und drückte ihn fest an mich.
Devin atmete einmal tief ein und dann wieder aus. „Also gut. Am Anfang.“ Er raufte sich sein pechschwarzes Haar. „Okay, wie die Lugaru entstanden sind, nun das kann ich dir nicht sagen, denn das weiß so genau niemand mehr. Ich kann dir einige Eigenschaften der Lugaru nennen oder wie das mit der Fellfarbe ist und ich werde dir von den anderen Wesen berichten, von denen die uns nichts anhaben können und von denen die uns sehr gefährlich werden können. Über die einzelnen Familien oder besser Rudel muss ich dir auch erzählen. Such dir aus womit ich anfangen soll.“
„Mmm… zuerst die Eigenschaften?“
„Okay, wenn du das möchtest. Also wir Lugaru, wir können uns verwandeln wie du ja bereits weißt. In unserer menschlichen Gestalt sind wir stärker, als die Menschen, aber du musst sehr auf deine Gefühle achten. Starke Emotionen führen oft zu einer Verwandlung, egal wie lange du schon ein Lugaru bist, ebenso führt Schmerz, ein Schmerz, welcher kaum noch auszuhalten ist, zu einer Verwandlung. In der Wolfsgestalt hallten wir größere Schmerzen aus. Mit der Zeit lernt man sich zu kontrollieren, aber es ist und bleibt schwer. Wir sind auch schneller als Menschen. Wenn wir in der Wolfsgestalt sind, sind wir schneller als jeder anderer Vierbeiner, das Gefühl ist einfach unglaublich.“ Er machte eine kurze Pause und sah dabei etwas verträumt aus. Er hatte seine Hand bereits sinken lassen und lehnte sich jetzt zurück an die Couch. Ich lehnte mich an ihn, weshalb er mir einen Arm um die Schulter legte. „“Wir können auch schneller sein als jedes andere Lebewesen auf dieser Welt und das muss schon was heißen. Sei froh das du noch nie einen Vampir hast rennen sehn und trotzdem sind wir schneller wenn wir wollen, aber… das solltest du nur in absoluter Not tun, denn es kostet sehr viel Kraft.“
„Hast du den schon einmal einen Vampir rennen sehen?“, jetzt sah ich ihn neugierig an.
„Wenn ich dir alles andere über Lugaru gesagt habe, werde ich dir von meinen bisherigen Leben erzählen.“
Ich stöhnte genervt und ließ mich wieder an seine Brust sinken.
„Ich weiß, ich weiß, ich bin gemein und blöd, aber mein Leben ist unwichtig, es hat erst seit dem eine Bedeutung seit ich dich kenne.“
„Ja, du bist gemein, aber blöd bist du nicht. Und ich glaube dir nicht das dein Leben unwichtig ist.“
Devin lachte ohne Humor auf, küsste mich auf den Schopf und fuhr fort: „Wir können uns von menschlicher Nahrung ernähren oder wir gehen wie ein Wolf auf die Jagt. Ein Lugaru braucht weniger Schlaf als ein Mensch, wir schlafen etwa eine Stunde am Tag, das hängt aber von unserem Alter ab. Das mit dem Alter läuft auch etwas anders. Wenn wir nie richtig Glücklich sind, sterben wir genauso wie ein Mensch im Alter von ungefähr 80 Jahren, es sei denn wir werden vorher umgebracht. Es gibt viele Möglichkeiten einen Lugaru umzubringen, aber es sind nur wenige stark genug. Wenn wir in unserem Leben glücklich sind, ich meine so richtig glücklich, dass wir das Gefühl haben egal was passiert, abgesehen von dem Grund weshalb wir so Glücklich sind, alles wird wieder gut, dann hören wir auf zu altern.“ Devin streichelte mir den Oberarm.
„Ich glaube dann werde ich immer 16 bleiben oder merkt man es wenn man nicht mehr altert?“
„Nein, man merkt es erst wenn man in dem Spiegel sieht und man eigentlich schon viel älter sein müsste. Warum glaubst du, du musstest immer 16 bleiben?“
„Wegen dir! Ich war in meinem Leben noch nie so glücklich wie jetzt. Okay… ich muss es dir jetzt einfach sagen.“
„Was musst du mir sagen?“
„Ich… Ich…“
„Du…?“
Ich drehte mich zu ihm und sah ihm in die Augen, ich lehnte mich immer weiter zu ihm rüber bis unsere Gesichter nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt waren. „Devin, mein Schatz, ich … ich liebe dich.“
Devin sah mich erst perplex an, er hatte nicht mit meinem Geständnis gerechnet. Dann lächelte er mich an. „Sky, ich liebe dich auch.“ Er überbrückte die wenigen Zentimeter und legte seine Lippen sanft auf meine.
Nach etwa einer halben Stunde wildem rumgeknutschte löste Devin sich widerwillig von mir. „Also.“ Er versuchte seinen Atem wieder zu beruhigen. „Die anderen Wesen, es gibt viele, aber nur wenige können uns gefährlich werden. Zum einen sind da die Drachen, die Menschen wissen nichts von ihnen oder von anderen Wesen, ich kann nicht verstehen wie die Menschen uns nicht bemerken können, Werwölfe und die Vampire. Die anderen Wesen sind nicht in der Lage einen Lugaru zu töten Am gefährlichsten sind die Vampire, die Drachen sind auch gefährlich ja, aber sie sind schwerfällig und nicht gerade schlau, das gefährliche an ihnen ist ihre Kraft und das Feuer das sie speien, es gibt aber nicht mehr viele von ihnen. Die Werwölfe, ja wie kann man sie beschreiben, sie unterscheiden sich in einigen Dingen von uns, sie folgen nur ihren Instinkten, töten alles was bei drei nicht auf dem Baum ist, obwohl… das töten sie dann auch. Sie sind einfach nur ekelhaft und sie ernähren sich von Menschenblut, Vampirblut oder von unserem Blut. Die Vampire sind die schlimmsten, sie haben nicht nur Kraft und sind schnell, nein, sie folgen ihren Instinkten und sie sind gerissen. Außerdem sind sie hinter unserem Blut her, also lass dich niemals von einem beißen. Wenn ein Vampir von einem Lugaru trinkt übernimmt der Vampir alle Fähigkeiten eines Lugarus, die Fähigkeit sich in einen Wolf zu verwandeln, einfach alles, selbst unser Schmerzempfinden, dazu komme ich noch“ Er machte eine Pause, die wohl bedeutete, dass das Thema beendet war.
„Wie verständigen wir und eigentlich in unserer Wolfsgestalt? Ich meine sprächen können wir ja nicht.“
„Das ist etwas kompliziert, ich weiß nicht wie wir das machen, aber wenn wir jetzt zum Beispiel in der Wolfsgestalt wären und ich dir etwas sagen will muss ich es denken und zulassen das du meine Gedanken hörst, wenn ich aber nicht will das du etwas hörst, dann hörst du es auch nicht.“
„Okay, wie läuft das mit den Rudeln?“
„Das ist eigentlich ganz einfach. Es sind einzelne Familien. Ich sollte zum Wolfblood-Rudel gehören. Aber meine Eltern starben bevor es so weit war und ich habe gelernt alleine klar zu kommen. Das Alphatier des Rudels ist meistens des älteste Männchen, also nicht das das am spätesten Glücklich war, sondern dass das am längsten lebt. Die Rudel können aber nicht zu groß werden, sie dezimieren sich selbst. Ich weiß das hört sich jetzt barbarisch an, aber es ist nun mal so, deshalb bin ich froh nicht zu einem Rudel zu gehören.“
„Die Fellfarbe?“
Er atmete einmal tief ein und sah mir dann in die Augen. „Die Fellfarbe. Also das ist so nehmen wir dich, mich und einen grauen oder braunen Wolf. Es ist von der Fellfarbe abhängig wie viel oder ob wir Schmerz empfinden-“
„Das verstehe ich nicht.“
„Hör zu dann verstehst du es. Die braunen und grauen Wölfe empfinden einen normalen Schmerz und je dunkler sie sind umso weniger empfinden sie-“
„Heißt, dass etwa da ich keinen Schmerz empfinde?“
„Genau, und umso heller man ist desto stärker ist der Schmerz.“
„Das heiß du…“
Er nickte nur zur Bestätigung. „Es gibt und gab einen anderen Lugaru der ein so reines Weiß hatte wie ich. Es kommt sehr selten vor das sehr dunkle und sehr helle Lugaru geboren werden, die meisten sterben schon vorher oder werden nach der Geburt vom Rudel umgebracht, sie können es sich nicht leisten es schwaches Mitglied zu haben.“
„Deine Eltern haben es geschafft dich vor dem Rudel zu beschützen?“
„Ich wäre nicht hier wenn sie sich nicht vom Rudel abgewandt hätten, meine Mutter hätte gar nicht schwanger von meinem Vater sein dürfen. Dad war nicht das Alphatier und das Alphatier hätte es ihnen erlauben müssen, hat es aber nicht. Deshalb sind sie gegangen.“
Ich konnte den Schmerz in seiner Stimme hören, als er von seinen Eltern sprach. Ich nahm ihn tröstend in den Arm. Devin erwiderte meine Umarmung so als hätte er Angst zu zerfallen. „Das mit deinem Arm, du weißt schon die Narbe, die sich über deinen gesamten rechten Arm bis rauf zur Schulter zieht, das muss ziemlich weh getan haben, zumal du auch noch weiß bist“, nuschelte ich an seiner Brust.
Er schob mich langsam von sich weg und sah mich an. Der Schmerz spiegelte sich in seinen Augen wider, das war Antwort genug. Ich wollte ihn schon wieder in den Arm nehmen als er den Kopf schüttelte und einfach sein T-Shirt aus zog. Ich zog scharf die Luft ein als mein Blick auf seinen nackten Oberkörper fiel. „Wie…?“ war das einzige was ich rausbrachte. Die Narbe war an seiner Schulter nicht zu Ende sie verlief über sein Schlüsselbein, hinab am Brustbein, über die linke Hälfte seines Brustkorbes und verschwand auf seinem Rücken weshalb ich das Ende nicht sehen konnte.
„Bei einem Angreif.“
„Wer…?“
„Vampire.“
„Haben sie dafür bezahlt?“
„Nein.“
„Das werden sie.“
„Nicht nur dafür.“
„Was haben sie noch getan?“
„Diese Mistkerle, diese verdammten Wichser, sie haben meine Eltern umgebracht und ich… ich konnte ihnen nicht helfen. Ich musste zusehen wie meine Eltern sterben nur weil mein Körper mir verboten hatte mich auch nur einen Zentimeter zu bewegen, weil ich bluten auf dem Boden lag.“
„Schsch…“, ich nah Devin fest in den Arm zog mich so eng es ging an ihn, ich konnte seinen Schmerz in seiner Stimme hören und in seinen Augen sehen. „Es ist alles gut, es ist vorbei. Was ist passiert?“
„Ich war damals 6. Meine Eltern und ich waren gerade in unserer Wolfsgestalt in einem Wald unterwegs. Ich bin gerade mit Dad über eine Lichtung getobt, als meine Mum angefangen hat zu Knurren. Dad ist wie angewurzelt stehen geblieben und ich… ich habe nicht verstanden was los war. Ich habe nicht verstanden, dass es so gefährlich war, ich glaubte es sei ein Spiel. Dad hat sich vor mich gestellt und vor Mum. Dann ging alles ganz schnell. Es sprangen mehrere Vampire aus dem Unterholz und griffen meine Eltern an. Einen jedoch sahen sie nicht. Dieser kam von hinten. Ich habe damals schon keinen Schmerz gezeigt, weshalb ich auch nicht angefangen habe zu schreien oder zu weinen, als mich dieser Bastard aufgeschlitzt hat. Ich habe getan was in meiner Macht stand. Mum und Dad hatten den Vampiren schwer zugesetzt, ihnen ging es aber auch nicht mehr besonders gut. Der Vampir der mich angegriffen hatte, ließ von mir ab und stürzte auf meine Eltern zu. Und ich musste zusehen. Was danach geschah weiß ich nicht. Ich verlor das Bewusstsein. Dann nächste an das ich mich erinnere sind höllische Schmerzen und das ich in einem Bett gelegen habe, in einer Art Krankenhaus für Lugaru. Manchmal spüre ich den Schmerz von vor neun Jahren noch genauso deutlich wie an dem Tag als meine Eltern starben.“
Ich drückte mich immer fester an Devin und fing an zu weinen. Nicht nur so ein bisschen sondern so richtig wasserfallartig.
„Warum weinst du denn jetzt?“, fragte Devin mit Besorgnis in der Stimme und strich mir behutsam über den Rücken.
„Es… es ist so grausam“, schluchzte ich.
„Es ist okay, es ich jetzt beinahe 10 Jahre her. Es-“
„Devin, es ist für dich nicht okay, hörst du. Du hast dich eben nicht gesehen als du das alles erzählt hast, ja du hast deine Mimik unter Kontrolle, in deinem Gesicht hat man keinerlei Schmerz gesehen, aber in deinen Augen einen umso größeren. Devin du kannst deine Gefühle nicht verbergen wenn ich dir in die Augen sehe.“ Darauf wusste er nichts zu sagen, er hielt mich einfach fest oder besser gesagt hielt der sich AN mir fest.
Nach einer Weile durchbrach Devin das Schweigen. „Ich muss dir noch was sagen.“
„Und was?“
„Vor ein paar Tagen, da hast du mich nachhause geschliffen, weil du der Ansicht warst ich hätte Fiber, das lag daran weil mein Körper gemerkt hat das es bald einen neugeborenen Lugaru geben wird. Ich wusste nur nicht das du das sein wirst.“ Er machte eine kleine Pause. „Ich geh jetzt noch schnell Duschen wenn du willst kannst du heute bei mir schlafen.“
Ich hatte gar nicht gemerkt, dass es schon so spät war. „Gern. Ich ruf nur schnell zuhause an, damit Mum Bescheid weiß.“
Eine Begegnung mit tödlichen Folgen
Die Zeit verging schnell. Die Monate zogen nur so an mir vorbei. Aber alles was für mich zählte war Devin. Er hat mir alle erklärt was ich wissen muss. Eben alles was ich wissen muss um als Lugaru zu überleben. Er hat mir geholfen das mit der Verwandlung zu kontrollieren, mir gezeigt wie ich richtig jagen gehe – auch wenn ich das irgendwie abstoßen fand – und er hat mich auch mit seinem Auto fahren lassen – wie er sagte aber nur für Notfälle – ja, es war eine sehr schöne Zeit. Was hätte ich nur ohne dich gemacht, Devin?
Die Sommerferien haben gestern erst angefangen und schon liege ich hier mit Devin im Wald in unserer Wolfsgestalt. Er lag ganz ruhig neben mir, als würde er schlafen, doch ich wusste ganz genau, dass er es nicht tat.
„Woran denkst du?“, hörte ich wieder einmal Devins Worte in meinem Kopf.
„Daran das ich noch vor kurzem nichts von der Existenz solcher Wesen gewusst habe und jetzt bin ich selbst eins“, gab ich ihm als Antwort und ich wusste, dass niemand außer ihm meine Worte gehört hat.
Wir lagen noch eine Weile dort und keiner von uns bewegte sich auch nur einen Millimeter von der Stelle.
„Du, Devin?“, fragte ich in Gedanken.
„Ja?“, hörte ich Devins sinnliche, männliche Stimme in meinem Kopf.
„Meine Mum mag dich nicht besonders.“
„Gibt es einen bestimmten Grund dafür?“, er klang völlig gelassen.
„Stört dich das gar nicht?“
„Sollte es mich stören?“
„Naja ich wunder mich nur.“
„Um ehrlich zu sein, ist mir so ziemlich alles egal, solange es dir gut geht und ich bei dir sein kann.“
Jetzt blickte ich auf und sah ihn an. „Ich habe mich mit Mum oft gestritten, sie ist der Meinung ich verbringe zu viel Zeit mit dir.“
Jetzt hob auch Devin den Kopf und sah mir in die Augen. „Soll das etwa heißen, du willst weniger Zeit mit mir verbringen?“
„Nein“, dachte ich und Devin schmiegte sich noch etwas enger an mich. „Das soll heißen, dass ich mich mit meiner Mum streite und das es mir am Arsch vorbeigeht was sie denkt und das war noch nie so.“
„Hast du auch schon mal in einem Streit daran gedacht deiner Mum zu zeigen was du bist?“
„Ja, ich habe sogar schon daran gedacht sie umzubringen, weil sie mir verbieten wollte dich zu sehen. Das hört sich jetzt wahrscheinlich total irre an.“
„Das ist ganz normal.“
„Wie meinst du das?“
„Naja, wenn ein Lugaru den gefunden hat den er wirklich liebt, dann ist ihm alles andere egal, selbst das Rudel beziehungsweise die Familie. Meine Welt dreht sich nur noch um dich, wenn ich mich entscheiden musste würde ich immer dich wählen.“
„Auch wenn du deine Eltern widerbekommen würdest?“
„Ich würde keine Sekunde überlegen.“
Plötzlich hob Devin deinen Kopf und spitzte die Ohren.
„Was ist los?“, wollte ich wissen.
Doch ehe Devin antwortete, sprang er auf und kurz darauf war ein ohrenbetäubendes Geräusch zu hören. Devin quietschte schmerzerfüllt auf und ich sprang auf. Ich blickte in die Richtung in die Devin blickte und suchte die Umgebung nach dem ab was das Geräusch erzeugt hatte.
Ich fuhr zu Devin herum, als mir der Geruch von Blut in die Nase stieg. „Devin…?“
Doch er war nicht in der Lage mir zu antworten, er starrte einfach nur in die Umgebung. Ich ließ meinen Blick über seinen Körper gleiten und mein Blick fiel auf die Stelle, die diesen Blutgeruch verströmte.
„Devin, du blutest…“, sagte ich in Gedanken und konnte meinen Blick nicht von deinem rechten Hinterbein abwenden. Das Blut, welches aus seiner Wunde strömte, hatte sein weißes Fell blutrot gefärbt.
„Sky…“, ich hörte den Schmerz in seiner Stimme. „Du musst verschwinden.“
„Nein, du wirst mitkommen!“
„Nein, du wirst dich verstecken, ich bin nicht schnell genug.“
„Wer sollte denn schneller sein als ein Lugaru?“
„Du bist schneller, ich aber nicht, nicht wenn ich angeschossen bin.“
„Wer hat dich angeschossen, Devin, wer?“
„Das war ein Vampir, ich weiß auch nicht warum sie ein Gewehr zur Jagt nehmen sie kommen auch ohne aus, aber egal. Los geh jetzt.“
„NEIN, DEVIN!!! ICH WERDE DICH NICHT ALLEIN LASSEN. DU WÄRST SCHUTZLOS!!!“, ich hatte gar nicht gemerkt das ich angefangen hatte zu schreien.
„Skyler, ich bitte dich, geh! Sie wollen nicht mich, mit meinem Blut können sie nichts anfangen, sie wollen deins. Hast du das etwa schon vergessen?“
Da fielen mir Devins Worte von vor ein paar Monaten wieder ein. „Devin…?“, ich war mir sicher, dass er die Verzweiflung in meiner Stimme hörte.
„Sky, ich flehe dich an, bitte geh. Ich könnte mir nie verzeihen wenn dir etwas zustößt. Bitte tu mir das nicht an und versteck dich. Bitte.“
Ich überlegte etwas, aber als ich Devins Gesichtsausdruck sah, entschied ich mich sofort. „Okay, aber wenn ich sehe, dass du nicht klar kommst, helfe ich dir!!! Und keine Wiederrede!!!“
„Gut, jetzt geh. Sie sind gleich da!“
Ich kehrte Devin den Rücken zu und versteckte mich im Unterholz.
„Gut, dass du schwarz bist, mich würde man immer sehen“, hörte ich Devins Stimme.
Und dann sah ich sie es waren fünf Vampire. Sie kamen in normaler Geschwindigkeit auf Devin zu, dieser bleckte nur die Zähne. Er zeigte keinerlei Angst. Ich wüsste nicht ob ich das gekonnt hätte.
„Devin, sei vorsichtig. Es sind so viele“, zu mehr war ich in dem Moment nicht im Stande.
„Keine Sorge, ich pack das“, kam es von Devin. Die Vampire schlichen um ihn herum und Devin stand einfach regungslos da.
„Hey Leute, irgendwoher kenne ich diesen Wolf“, sagte einer der Vampire.
„Jetzt, Alter, wo du es sagst, mir kommt der Geruch seines Blutes auch bekannt vor“, sagte ein anderer.
„Ah, jetzt fällt es mir wieder ein, vor ein paar Jahren, da haben wir doch zwei Lugaru getötet, die hatten doch ein Junges gehabt. Ich hätte nie gedacht, dass wir den wieder finden“, das war wider der erste.
Devins Knurren wurde immer lauter. „Diese Bastarde haben meine Eltern umgebracht“, ertönte Devins Stimme in meinem Kopf.
„Devin, sein um Gottes Willen vorsichtig“, dachte ich.
„Hey Wölfchen, von dir wollen wir gar nichts. Wir wollen was von dem Wolf der bis eben noch bei dir war, wie gemein von ihm dich einfach deinem Schicksal zu überlassen, bist ja auch angeschossen. Also wo ist jetzt dein kleiner Freund?“, fragte ganz zuckersüß einer der Vampire.
Doch Devin dachte nicht einmal dran es ihnen zu sagen beziehungsweise zu zeigen sie konnten seine Gedanken ja nicht hören.
Anscheinend dauerte es den Vampiren zu lange, denn dann ging alles plötzlich ganz schnell. Ich konnte ihren Bewegungen kaum folgen. Es ging etwa zehn Minuten so, bis dann nur noch einer der Vampire stand, er hatte keinen einzigen Kratzer, während Devin schwer Atmend vor ihm stand und aus mehreren tiefen Wunden blutete.
„Devin, ich kann dir helfen“, versuchte ich es noch einmal.
„Nein“, kam auch prompt die Antwort.
Devin machte einen Schritt auf den Vampir zu, hielt dann jedoch inne. „Scheiße!“, hörte ich ihn fluchen. „Wieso muss das ausgerechnet jetzt anfangen so verflucht weh zu tun?“
„Devin, ich helfe dir jetzt, ob du willst oder nicht.“
„Sky, nein, ich schaff das“, versuchte ich sie von ihrem Vorhaben abzubringen.
„Devin, ich habe deine Gedanken gehört-“
„Welche?“
„Du hast dich gefragt, warum es ausgerechnet jetzt so weh tun muss.“
„Das solltest du gar nicht hören“, antwortete ich ihr und fixierte dabei den noch lebenden Vampir. „Der Vampir da, der ist nicht normal, der hätte schon längst tot sein müssen.“
Ich hörte wie es hinter mir raschelte, wagte es jedoch nicht mich umzudrehen, aus Angst der Vampir würde diese Chance ausnutzen, dann hätte er leichtes Spiel. Das hatte er auch schon jetzt. Es fiel mir schwer auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Die Schmerzen waren unerträglich, ich wollte nicht das Sky etwas passiert, also machte ich noch einen Schritt auf den Vampire zu und bereute es auch sofort, der Schmerz stieg ins unermessliche. Schwarze Flecke tanzten mir vor Augen. Dann schritt Sky elegant und anmutig an mir vorbei.
„Es ist okay, Devin. Ich mach das“, sagte Sky zu mir und wie auf Stichwort gaben meine Beine nach und ich sackte zu Boden, verlor jedoch nicht das Bewusstsein.
Sky hatte nicht mit dieser Reaktion gerechnet und drehte nun ihren Kopf in meine Richtung.
„Sky… deine Augen… wie ist das möglich…“, mehr bekam ich nicht zusammen, den ihre Augen raubten mir den Atem. Sie waren weiß und ich wusste ganz genau was das ist. „Ich muss dir da noch etwas sagten Sky.“
„Ja, aber nicht jetzt, jetzt muss ich mich erst einmal um das Schwein da kümmern“, Skyler drehte sich wider zu dem Vampir. „Versuch bei Bewusstsein zu bleiben.“
„Natürlich.“
Dann ging alles furchtbar schnell, zu schnell für meine Augen, die durch den hohen Blutverlust mich alles nur noch verschwommen wahrnehmen ließen. Wenige Augenblicke später lag der Vampir am Boden und Skyler drehte sich zu mir. „Devin, du musst aufstehen. Du musst in deine menschliche Gestalt, bitte Devin.“ Ihr liefen einzelne Tränen über ihre Wolfsschnauze und ihre Augen färbten sich wieder blau.
„Sky, ich muss dir das erklä-“, setzte ich an, doch Sky fiel mir einfach ins Wort.
„Nein, zuerst musst du hier weg und gesund werden.“
„Okay, dann halt später.“ Ich stemmte mühsam meinen Körper hoch und sah Sky in die Augen. Dann schloss ich meine und war bereit den Schmerz erneut wachsen zu lassen. Es dauerte länger als sonst, da sich mein Körper weigerte die menschliche Gestalt anzunehmen, da der Wolf einiges mehr aushielt, aber ich gab nicht auf. Nach einer gefühlten Ewigkeit, spürte ich wie sich meine Gestalt veränderte und die Schmerzen immer weiter zu nahmen. Ich öffnete meine Augen wieder und sah in das Gesicht von Skyler, die ebenfalls ihre menschliche Gestalt angenommen hatte.
Es war grausam ihn so zu sehen. Er sah mich einfach an und dann schwankte er, er drohte zu Boden zu gehen, ich stürze auf ihn zu und konnte ihn grade noch so vor einem Sturz bewahren.
Devin keuchte schmerzhaft auf und da sah ich erst das gesamte Ausmaß. Ich hatte ihm vorher nur ins Gesicht gesehen. Auf seinem Oberkörper befanden sich lange, blutige Wunden. Und auf einer befand sich meine Hand. Ich wollte sie wegziehen, aber hätte ich das getan, hätte ich Devin nicht mehr stützen können.
„Tut mir Leid“, brachte ich schluchzend über die Lippen.
„Ist nicht so schlimm“, kam es von Devin mit brüchiger Stimme. Sein Atem ging unregelmäßig und stockend.
„Komm, ich fahr dich in das nächste Krankenhaus.“
Und so machten wir uns auf den Weg zu Devins Porsche der am Waldrand stand. Der Weg kam mir so unendlich lang vor.
Einmal sind wir beinahe gestürzt, doch Devin hatte es noch rechtzeitig geschafft sein Gewicht abzufangen und musste dafür erneute Schmerzen einstecken. Dann erreichten wir endlich seinen Wagen.
Ich öffnete schnell die Wagentür und ließ Devin auf den Beifahrersitz gleiten, dabei stieß er wieder ein schmerzhaftes Keuchen aus.
„Schsch… es wird alles gut, ich verspräche es dir“, versuchte ich ihn zu beruhigen.
Devins Augen waren nur noch leicht geöffnet, als er seine sinnlichen Lippen öffnete um zu antworten.
„Nein, Devin. Du brauchst deine Kraft, hörst du. Aber wo muss ich dich eigentlich hinfahren?“
„Navi… unter L…“ Seine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern.
Ich rannte um den Porsche und stieg hinter das Steuer. Hektisch suchte ich das Navi und suchte die Adresse unter L. „Lugaru Klinik“ Ich startete den Motor und war Devin dankbar, dass er mir das Fahren beigebracht hatte. Dann fuhr ich mit quietschenden Reifen los und achtete nicht auf die Geschwindigkeitsbegrenzungen. Während der Fahrt sprach ich die ganze Zeit beruhigend auf Devin ein. Wir waren schon 10 Minuten unterwegs und das Navie zeigte an, das es nur noch 2 Minuten dauern würde. Devins Kopf kippte zur Seite.
„Nein, Devin! Komm schon! Mach die Augen auf! Wir sind gleich da!“ Doch ich ließ es bleiben, als ich merkte, dass ich keine Chance hatte, stattdessen gab ich noch mehr Gas und erreichte unser Ziel nach wenigen Sekunden.
Ich parkte direkt vor dem großen Gebäude und riss die Wagentür auf.
„Ich brauch Hilfe! Bitte! Ich brauch ganz schnell Hilfe!“, rief ich als ich um den Porsche rannte und die Beifahrertür öffnete.
„Wie kann ich ihnen helfen?“, fragte mich eine freundliche Stimme.
Ich drehte mich ruckartig zu ihrem Uhrsprung und blickte in das Gesicht einer Krankenschwester. „Devin… er…“, schluchzte ich und trat einen Schritt zur Seite, damit sie Devin sehen konnte.
Sie zog scharf die Luft ein und rief: „Adam, komm schnell mit einer Trage her. Hier ist ein Notfallpatient! Viktoria, geh rein und sag Dr. Thomson das er eine Notfall-OP durchführen muss.“
Danach ging alles ganz schnell. Einige Sanitäter kamen und legten Devin vorsichtig auf eine Trage und liefen mit ihm in das Gebäude. Ich lief hinter ihnen her. Devin wurde sofort in einen OP gebracht und ich musste in einem Warteraum platznehmen. Und dort wartete ich, versuchte die Zeit tot zu schlagen und weinte. Eine Schwester versuchte mich zu beruhigen aber es gelang ihr nicht. Nach einiger Zeit klingelte mein Handy und ich nahm an: „Ja?“
„Hey Schatz. Wo bist du? Es ist schon dunkel.“
„Mum, ich denke nicht das ich heute nach Hause komme.“
„Bist du schon wieder bei Devin?“
„Mum, ich musste Devin ins Krankenhaus fahren, da komme ich garantiert nicht nach Hause und ich will mich auch nicht mit dir streiten.“
„Oh, Schatz, was ist den passiert? Und ich wollte mich auch nur mit dir aussprächen, ich habe überreagiert.“
„Ist schon okay. Es ging alles so schnell-“
„Wer gehört zu Devin Wolfblood?“, fragte eine Krankenschwester.
„Mum, ich muss jetzt Schluss machen. Bye.“ Und schon hatte ich aufgelegt.
Ich sprang auf und eilte zu der Schwester. Sie bedeutete mir ihr zu folgen und brachte mich zu einer Tür.
„Mr Wolfblood ist stabile, Sie brauchen sich also keine Sorgen machen“, sagte sie während sie die Tür öffnete.
Ich konnte meinen Augen kaum trauen. Da lag er. Ohne Bewusstsein. An einige Geräte angeschlossen. Es sah so schwach aus. Sein rechtes Bein lag in einer Schiene, auf seinem Kiefer befanden sich ein großer Bluterguss und mehrere tiefe Schnittwunden und unter seiner Krankenhausbekleidung lugte ein schneeweißer Verband hervor.
Mich flossen erneut Tränen über meine Wangen. „Wann wacht er wieder auf?“
„Es tut mir leid, aber ich darf Ihnen keine näheren Auskünfte geben“, sagte die Schwester und sah mich entschuldigend und mitfühlend an.
„Okay“, war das einzige was ich sagte und setzte mich auf einen Stuhl den neben Devins Bett stand.
Ich nahm seine Hand in meine und hörte wie die Tür leise geschlossen wurde.
„Devin, bitte, wach auf. Du kannst mich doch nicht einfach allein lassen“, flehte ich, doch er regte sich nicht.
So verbrachte ich die nächsten Stunden, irgendwann muss ich eingeschlafen sein, denn ich wachte von einem leichten Druck auf meinem Hinterkopf auf.
Als ich meine Augen müde öffnete, wanderte mein Blick hoch zu Devins Gesicht und ich konnte in seine blauen Augen sehen.
„Devin…“, stieß ich hervor und war schlagartig wach.
„Hey, ich wollte dich nicht wecken.“ Seine Stimme war noch etwas brüchig und klang so schwach.
„Ich hab mir solche Sorgen um dich gemach. Wie geht es dir?“
„Es geht. Du brauchst dir aber keine Sorgen um mich zu machen.“
„Ich hatte Angst du würdest mich allein lassen.“
„So denkst du also von mir? Ich würde dich nie, hörst du NIE, allein lassen.“
„Du weißt doch noch was mit dir passiert ist, bevor du den Vampir getötet hast? Das was mit dir passiert ist, ist eine sehr selten vorkommende Fähigkeit, sie wird immer an aktiv, wenn du etwas beschützen willst was du sehr liebst.“
Eine Schwester unterbrach unser Gespräch: „Mr Wolfblood, schon das sie aufgewacht sind. Sie werden noch ein paar Tage hier bleiben müssen. Sie haben neben ein paar Prellungen, Blutergüssen und teilweise tiefer Schnittwunden, eine Oberschenkelfraktur, diese entstand vermutlich als sie angeschossen wurden und die Kugel ihren Knochen traf. Das problematischste war aber ihr hoher Blutverlust, aber das konnten wir in den Griff bekommen. Ich werde sie jetzt wieder allein lassen.“ Und schon was sie weg.
„Devin, du solltest noch etwas schlafen. Du siehst echt müde aus.“ Ich strich ihm behutsam über die Wange. Er schloss bereitwillig die Augen und war auch sofort eingeschlafen.
Devin konnte bald wieder nach Hause. Seine Pflegefamilie interessierte sich nicht großartig für ihn, aber wie er sagte, habe er sie deswegen ausgesucht um seine Ruhe zu haben und sein Geheimnis zu bewahren. Anfangs verdonnerte ich ihn dazu im Bett zu bleiben und es ging ihm immer besser. Kurz nach Ende der Ferien wurde ihm die Schiene abgenommen und das einzige was noch an den Vorfall erinnerte, wahren die Narben die zurück blieben.
Das war es erst mal von den beiden.
Ich wede den Text aber zur gegebenen Zeit noch einmal überarbeiten, da er noch einige grawierende Schrei- und Gramatigfehler beinhaltet.
Liebe Grüße Rudi
Texte: Ich entschuldige mich schon mal für die Fehler.
Die Rechte dieser Geschichte liegen bei mir, sie ist frei erfunden.
Das Cover stammt von Google
Tag der Veröffentlichung: 02.10.2010
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Ich widme dieses Buch sunnyday, weil sie mich dazu gebracht hat es zu schreiben.