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Prolog

Es war finster wie in einem Grab in dem engen Stollen weit unter der Erde.

 

Die Männer arbeiteten hart und gönnten sich kaum Ruhepausen, um das Pensum zu erfüllen und ihren kläglichen Lohn dafür zu erhalten.

 

Das Erz war kostbar und darum blieb ihnen kaum keine Wahl, als hier unten zu arbeiten, bis zur Erschöpfung einen Gang nach dem anderen in den Berg zu treiben und das wertvolle Material aus dem Gestein herauszuschlagen.

 

Der Mann war hungrig und müde, sein Gesicht und die schäbige Kleidung von Schmutz und Staub bedeckt.

 

Er könnte sich eine kurze Pause und atmete durch. Im Licht der düsteren Laternen sah er zu den Kameraden hinüber.

 

Einer der Kumpels hieb den Pickel in das rote Gestein. Ein Felsbrocken mit einer schimmernden Substanz löste sich aus der Wand und er warf ihn zu den anderen auf dem großen Haufen.

 

Ein Grollen über ihnen verhieß nichts Gutes.

 

Ein großer Stein löste sich von der Decke des Stollens und verfehlte ihn nur knapp.

 

"Wir müssen sehen, dass wir in diesem Gang bald zum Ende kommen", sagte er zu den anderen, "der Berg ist instabil und wir haben schon so viele gute Männer verloren."

 

"Solange wir nicht mit leeren Händen aus dem Berg kommen, werden wir hier weitermachen müssen", antwortete ein anderer. Seine Stimme klang erschöpft und bitter.

 

Ein weiterer Felsbrocken stürzte auf sie herab und traf das Bein des Mannes, der vor Schmerzen laut aufschrie.

 

Ein Kumpel eilte ihm zu Hilfe. Das Bein sah nicht gut aus und Blut tränkte die Hose des Arbeiters.

 

"Halte durch! In einer Stunde ist die Schicht zu Ende und wir werden abgelöst!"

 

In diesem Moment wurde das Grollen im Berg lauter bis es sich in ein ohrenbetäubendes Getöse verwandelte.

 

"Wir müssen hier raus", schrie er laut, "sofort!"

 

Und dann stürzte der Berg über ihnen zusammen und es wurde dunkel um sie herum.

Aufbruch ins Unbekannte

Es war unerträglich heiß in der Stadt. Der Sommer war mit voller Kraft gekommen und die Sonne brannte unbarmherzig auf uns herunter.

 

Selbst im Schatten der Hochhäuser fand man keine Zuflucht mehr. Der Müll stank fürchterlich und wenn die Müllfahrzeuge mal wieder ein paar Wochen nicht ihre Runde gemacht hatten, war die Luft von einem penetranten Gestank erfüllt, den man kaum aushalten konnte.

 

Am besten blieb man zuhause, hielt die Türen und Fenster geschlossen und wartete geduldig, bis die Nacht einbrach und man sich wieder auf die Straße trauen konnte ohne mit einem Hitzschlag zusammenzubrechen.

 

Doch auch im Schatten der Dunkelheit war das Leben nicht sicher. Banden zogen durch die Straßen, suchten nach brauchbaren Dingen, die sie auf dem Schwarzmarkt für viel Geld verkaufen konnten, und machten Jagd auf alle, die durch ihr Äußeres vermuten ließen, das bei ihnen noch etwas zu holen war.

 

Die Hochhäuser ragten in den Himmel, wie scharfkantige Monolithen der Überlegenheit. Sie waren Symbole des Wohlstands und der Macht, doch sie wirkten gleichzeitig erdrückend und bedrohlich. In den oberen Stockwerken, fernab vom Boden, thronte eine privilegierte Elite, die den Reichtum der Welt anhäufte, während die Massen unten in der Enge und Dunkelheit lebten.

 

Viele Menschen hatten ihre Arbeit verloren, denn die Wirtschaft lag am Boden. Die wenigen großen Konzerne, die noch ein gutes Geschäft machten, hatten sich an der Not der Menschen noch bereichert und ihr Geld in die Entwicklung von Technologien investiert, die hier auf der Erde niemandem etwas nützten.

 

Auch ich war seit Monaten auf der Suche nach Arbeit. Vor dem Zusammenbruch hatte ich ein gutes Auskommen gehabt, mich um die Parkanlagen und die Dachgärten über den Penthäusern der Wolkenkratzer gekümmert.

 

Nun war das letzte Grün von Hitze und Trockenheit verdorrt. Die Grünflächen waren verschwunden, keine Bäume, keine Pflanzen konnten mehr im Freien überleben.

 

Stattdessen erstreckten sich endlose Straßenschluchten, durchzogen von einem Gewirr aus Autobahnen und Schienensystemen. Der Lärm der Maschinen und Fahrzeuge füllte die Luft, dröhnte in Ohren und erstickte jede Form von Stille.

 

Die Umweltverschmutzung war allgegenwärtig. Dichte Smogwolken hingen über den Häusern, ließen die Sonne nur noch als blasses Abbild ihrer selbst erscheinen. Jeder Atemzug fühlte sich an wie ein Zug von giftigem Rauch, die Lungen erfüllte und mich husten ließ.

 

In den besseren Gegenden huschten die Menschen gehetzt vorbei, ihre Gesichter ohne Ausdruck, ihre Augen leer. Sie waren Sklaven der modernen Zeit, gefangen in einem Netz aus Technologie und Konsum. Ihr Streben nach Fortschritt hatte sie von den einfachen Freuden des Lebens entfremdet. Die natürliche Schönheit unserer Welt war einem künstlichen Glanz gewichen, der von den blendenden Werbetafeln und Neonlichtern der Werbung erzeugt wurde.

 

Wie jede Woche quälte ich mich wie Tausende von Arbeitsuchende zum Arbeitsamt und warteten in langen Schlangen darauf, wenigsten für ein paar Stunden Arbeit zu finden, um sich die nächste Mahlzeit leisten zu können.

 

Längst hatte ich die Hoffnung aufgegeben, eine geeignete Stelle zu finden, doch für Landschaftsgärtner war einfach kein Bedarf.

 

Doch an diesem Tag änderte sich alles. Als ich endlich an der Reihe war und dem leicht genervten Herrn der Arbeitsvermittlung die Frage stellte, ob denn inzwischen Stellen als Gärtner frei geworden waren, sah er mich groß an.

 

"Sind Sie ortsunabhängig?" fragte er mich.

 

"Na ja, bis jetzt habe ich noch nie mobil gearbeitet", antwortete ich überrascht.

 

"Die Firma 'Terra 2' sucht verzweifelt nach Mitarbeitern mit Ihrer Qualifikation und Erfahrung", erklärte er mir, "es geht um ein Landentwicklungsprojekt auf Onrion. Die Bezahlung ist überdurchschnittlich, Sie könnten dieses Elend hinter sich lassen und noch einmal ganz von vorne anfangen."

 

"Onrion? Wo liegt denn Onrion"? fragte ich ratlos. In Geographie kannte ich mich eigentlich ganz gut aus, doch Onrion sagte mir nichts. Vermutlich irgendeine Kleinstadt in der Provinz.

 

 

"Der Planet Onrion liegt im zwischen Castor und Pollux", erklärte er mir, "er hat ideale Bedingungen für eine Besiedlung. Es handelt sich um ein Landentwicklungsprojekt der interstellaren Föderation. Humanoide, Aliens und intelligente Roboter arbeiten dort zusammen, aber die kreativen Aufgaben will die Föderation nicht den Aliens oder Androiden überlassen."

 

Jetzt musste ich schlucken. Das war keine leichte Entscheidung. Ich würde mein ganzes Leben hinter mir lassen und ins Ungewisse starten, ohne zu wissen, was mich dort erwartete.

 

Aber es war eine Chance, dem Gestank der Stadt zu entkommen und noch einmal von vorne anzufangen.

 

Und ich hatte hier niemanden, bis auf eine Handvoll Freunde. Seit sich Richard, dieser Vollpfosten von mir getrennt hatte, lebte ich alleine.

 

Es war eine Gelegenheit und ich hatte keine bessere Idee, was ich tun sollte.

 

"Wann kann ich anfangen?" fragte ich kurz entschlossen.

 

 

 

"In sechs Wochen", antwortete der Sachbearbeiter, "der Flug geht nächste Woche Dienstag. Das erste Ziel ist die Raumstation T3R6X, wo Sie auf die Reise durch den Hyperraum vorbereitet werden. Von dort startet der Transporter von 'Terra 2' zehn Tage später. Wenn Sie hier unterschreiben, erhalten Sie morgen das Informationspaket und den Vertrag, und Sie können Ihre Sachen packen."

 

"Prima", antwortete ich, "wie ist das Klima dort?"

 

"Traumhaft", antwortete er, "ich wäre froh, wenn ich auch dort leben könnte. Aber nehmen Sie nicht zu viel mit - es ist für alles gesorgt."

 

"Wunderbar", lächelte ich, "dann war meine Jobsuche endlich doch erfolgreich."

 

"Ich gratuliere Ihnen und wünsche Ihnen viel Glück!"

 

* * *

 

Ich löste meinen Haushalt auf und packte ein paar Habseligkeiten und Erinnerungsstücke in einen Koffer. Viel war es nicht und die meisten Sachen aus meiner Wohnung gab ich meinen Freunden.

 

Ein Wagen erwartete mich am Tag meiner Abreise vor dem Haus. Der Fahrer verstaute meinen Koffer und rümpfte die Nase.

 

"Das war früher keine schlechte Gegend", erinnerte er sich, "doch davon ist kaum noch etwas zu sehen."

 

Der Flug mit dem Shuttle zur Raumstation unterschied sich nicht sehr von den Flügen auf der Erde. Nur die Ausstattung war komfortabler, doch ich hatte mir bisher noch nie einen der teuren Flüge in den gehobeneren Klassen leisten können. Und natürlich war die Aussicht gigantisch. Durch die runden Fenster sah die Erde faszinierend aus und wurde schnell kleiner.

 

Nach wenigen Stunden Flug erreichten wir die Raumstation - ein majestätisches Gebilde aus Stahl und Technologie, das im unendlichen Weltraum schwebte. Die Außenhülle der Raumstation schimmerte silbern im sanften Licht der Sterne.

 

Als ich durch die gewaltigen Schleusentore trat, wurde ich von einer beeindruckenden Atmosphäre empfangen. Überall um mich herum herrschte geschäftiges Treiben. Menschen in futuristischen Anzügen und Astronautenuniformen eilten an mir vorbei, während Hologramme und Bildschirme wichtige Informationen und Daten präsentierten.

 

In der großen Halle am Eingang erwartete uns Thorsten Kandinsky, der Projektleiter von 'Terra 2' und begrüßte uns.

 

"Willkommen auf T3R6X", sagte er zu uns in ruhigem, leicht überheblichem Ton und musterte die Neuankömmlinge kritisch, "unsere Androiden werden Sie gleich in Ihr Quartier begleiten. Wir treffen uns um 1600 Erdzeit zu einer ersten Lagebesprechung."

 

Einer der Roboter kam zu mir und seine synthetische Stimme klang viel sympathischer.

 

"Bitte folgen Sie mir. Ich bringe Sie in Ihr Quartier und zeige Ihnen die wichtigsten Einrichtungen der Station. Solange Sie sich auf T3R6X aufhalten, wohnen Sie auf Deck B in Apartment B23."

 

Der Hauptkorridor der Raumstation erstreckte sich in zwei Richtungen, und ich konnte die gewaltige Länge der Station nur erahnen. Die Wände reflektierten das gedämpfte Licht der Deckenbeleuchtung. Hier und da waren Gemälde und Fotografien angebracht, um den Raum etwas Farbe und Leben zu verleihen.

 

Wir passierten verschiedene Sektionen der Raumstation. Es gab Labore, in denen Wissenschaftler Experimente durchführten, um neue Erkenntnisse über das Universum zu gewinnen. In den Wohnbereichen konnte man das leise Summen von Unterhaltungssystemen und das Lachen von Menschen hören, die sich nach ihrem langen Arbeitstag entspannten.

 

Die Kantine der Raumstation war ein geschäftiger Ort, an dem Menschen aus allen Ecken der Galaxie zusammenkamen, um zu essen, sich auszutauschen und ihre Erfahrungen zu teilen. Der Geruch von frisch zubereitetem Essen erfüllte die Luft, während die Köche ihre kulinarischen Kreationen präsentierten.

 

Die zentralen Kontrollräume waren das Herzstück der Raumstation. Hier saßen Experten vor einem riesigen Kontrollpult und überwachten sämtliche Systeme und Abläufe. Die Bildschirme zeigten Datenströme, Karten des Weltraums und Livebilder von entfernten Planeten und Galaxien.

 

Die Aussichtsplattformen waren der Höhepunkt des Rundgangs. Von hier aus hatte man einen atemberaubenden Blick auf die Weiten des Universums. Die riesigen Fenster gaben den Blick frei auf die funkelnden Sterne, die majestätischen Planeten und die unendliche Dunkelheit des Weltraums. Es war ein Gefühl von Frieden und Ehrfurcht zugleich.

 

Die Raumstation war ein Meisterwerk der Technik und der Menschheit. Ein Symbol für die Menschheit, die sich über die Grenzen der Erde hinauswagte, um das Unbekannte zu erkunden und neue Horizonte zu erschließen. Es war ein Ort der Zusammenarbeit, des Fortschritts und der endlosen Möglichkeiten. In dieser atemberaubenden Umgebung fühlte ich mich privilegiert, Teil einer so bedeutenden Mission zu sein.

 

 

Maschinen des Wandels

Ich traf den Rest der Crew im Space Center der Raumstation

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Bildmaterialien: Jenni Eales
Cover: Jenni Eales
Tag der Veröffentlichung: 03.08.2023
ISBN: 978-3-7554-4864-8

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