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Prolog

Mitten in der Wüste eines weit entfernten Planeten stand ein Mann in einem vornehmen Nadelstreifenanzug und wirkte recht deplatziert in dieser fremden Umgebung.

 

Schweiß rann ihm vom Gesicht und immer wieder bearbeitete er die Tasten seines Smartphones und seufzte frustriert, wenn es wieder einmal nicht funktioniert hatte.

 

Vor ihm stand ein futuristisches Gestell, in das er all seine Hoffnung setzte. Wenn er es nur endlich schaffen würde, das blöde Ding in Gang zu setzen, um endlich von diesem furchtbaren Ort verschwinden zu können!

 

Eine Gruppe farbiger Wilder stand in einem Kreis
um ihn herum und wirkte bedrohlich. Was sie wohl mit ihm anstellen würden, wenn er nicht bald hier verschwand?!

 

Pure Angst stand in sein Gesicht und seine Hände zitterten, als er es noch einmal versuchte, doch das blöde Ding funktionierte einfach nicht richtig! Er würde mit diesen durchgeknallten Physikern ein ernstes Wörtchen reden, wenn er endlich zurück auf der Erde war!

 

Noch ein Versuch - wieder nichts.

 

Und dann passiert das, was er die ganze Zeit befürchtet hatte und ihm die Gewissheit gab, dass er endgültig verloren hatte: Auf seinem Smartphone erschien ein Warnhinweis, der ihm sagte, dass sein Schicksal nun endgültig besiegelt war:

 

Der Ladezustand ihres Mobilgeräts hat einen kritischen Level erreicht.
Bitte aktivieren Sie den Energiesparmodus
und schließen Sie Ihr Telefon an die Stromversorgung an!

Fragen über Fragen

Das war mörderisch heiß im Labor. Für die meisten Studierenden an der Uni waren die Vorlesungen vorbei und sie zogen ins Freibad. Manche hatten ein Lehrbuch oder ein Vorlesungsmanuskript mitgenommen, doch auch die Erfrischung im Freibad hielt nicht lange an und die wenigsten warfen mehr als nur einen kurzen Blick in ihre Bücher.

 

Mir war es Recht. Für mich bedeutete die vorlesungsfreie Zeit, dass ich endlich dazu kam, im Versuchslabor ein paar Dinge vorzubereiten und mich mit meinem Forschungsprojekt zu beschäftigen.

 

Meine Freundin Maren seufzte nur, als ich ihr sagte, dass ich mich lieber mit der Physik beschäftigte, als im Freibad nach einem Stehplatz zu suchen.

 

"Hast du nichts Besseres vor, Ronja?" fragte sie mich, "alle sind um diese Jahreszeit im Freibad. Du hast auch mal eine Pause verdient. Schnapp dir einen heißen Bikini, leg dich in die Sonne und chille, such dir einen süßen Kerl und genieße das Leben!"

 

Ich verdrehte die Augen. Maren war immer auf ihren Spaß und sie war immer von irgendwelchen Jungs umgeben. Aber sie hatte gut reden - sie hatte in Elektrotechnik promoviert und konnte immer pünktlich Feierabend machen, ohne sich Arbeit mit nach Hause nehmen zu müssen.

 

Auch was Jungs anging, waren Maren und ich sehr verschieden. Sie stand auf die obercoolen, die mit einem flotten Spruch versuchten, die Mädels zu beeindrucken, während ich wohl einen Hang zu etwas schrägen Typen hatte.

 

Dass ich als Frau in einem naturwissenschaftlichen Fach so weit gekommen war, hatte mich viel Schweiß und Geduld gekostet. Zum Glück hatte ich schon während des Studiums Seminare und Übungen gehalten und hatte dadurch einen der begehrten Jobs in der Forschung bekommen.

 

Auf meinem Schreibtisch im Labor stand ein hoher Stapel Bücher. Darüber hinaus hatte ich über unser Netzwerk Zugriff auf die wichtigsten Veröffentlichungen zu den letzten Ergebnissen der Grundlagenforschung, die sich mit der Anwendung der Systemtheorie für die Simulation quantenmechanischer Effekte beschäftigten.

 

Keine leichte Literatur für einen heißen Sommertag. Ich sah meine Notizen durch und suchte im Netz nach Antworten, die meine Theorie bestätigen konnten und bewiesen, dass die Herleitung der Formel, die ich als Grundlage dafür postuliert hatte, korrekt war.

 

Auf dieser Formel basierte meine ganze Theorie. Sollte sie sich auch mathematisch nicht korrekt ableiten lassen, war meine Theorie zwar interessant, könnte vielleicht sogar in einem der Webportale, wo die Ergebnisse unzähliger Forschungsprojekte zu lesen waren, doch sie hatte sonst keinen Nutzen für die Weiterentwicklung der Physik.

 

Von einer möglichen technischen Verwertung und Fördergeldern aus der Industrie ganz zu schweigen. Viele ähnliche Theorien waren schon im Vorfeld gescheitert, und das Institut benötigte dringend die Budgets von Unternehmen, die mit Zuschüssen die Forschungen unterstützten und später den Transfer der Resultate in die Industrie übernahmen.

 

Ich las meine Aufzeichnungen noch einmal durch und notierte mir die wichtigsten Fragen.

 

Wie konnte ich die erforderliche Menge an Plasma erzeugen?

 

Welche Energiemenge benötigte ich dazu?

 

Wie konnte ich das Plasma in einem experimentellen Aufbau kontrollieren, dass es sich nicht mit der Umgebung vermischte und ungenutzt verpuffte?

 

Benötigte ich am Ende Antimaterie, um die Energie dafür herzustellen?

 

Welchen Einfluss hatten Umgebungstemperatur, Luftdruck und andere Umweltfaktoren und wie konnte ich die unbekannten Parameter meiner Formel ermitteln?

 

Fragen über Fragen, deren Antworten darüber entschieden, ob das Ergebnis von Mühe und Fleiß meiner Arbeit nur für einen kurzen Artikel in einem der Blätter reichte oder ob ich damit die Physik grundlegend verändern konnte, so wie Einsteins Relativitätstheorie zu einem fundamentalen Wandel in der Atomphysik geführt hatte und Technologien wie Atomenergie erst ermöglicht hatten.

 

Okay, sich mit Einstein zu vergleichen, war vermessen. Dennoch war er für jeden Physiker in großes Vorbild und seine Vorgehensweise, um eine neue naturwissenschaftliche Theorie zu entwickeln, zu beweisen und weiterzuentwickeln, hatten wir von Grund auf studiert und verinnerlicht.

 

Es gab noch eine Menge zu tun, bevor ich meine Ergebnisse dokumentieren konnte - an eine Veröffentlichung wollte ich noch lange nicht denken, dazu benötigte ich noch viel mehr Antworten.

 

Aber notierte alle meine Überlegungen gewissenhaft und setzte meine Recherchen fort.

 

Ich öffnete meinen Internetbrowser und öffnete ein Technologieforum, in dem sich viele Physiker, Ingenieure und Naturwissenschaftler aus verschiedenen Disziplinen trafen, um neue Theorien zu diskutieren, ihr Wissen zu teilen und einander bei Recherchen zu unterstützen.

 

Eine Stunde lang durchsuchte ich das Forum, markierte die wichtigsten Themen und überflog einige Diskussionen in der Hoffnung, Antworten zu finden.

 

Ein paar Anhaltspunkte fand ich dort und ich ergänzte meine Notizen.

 

Ein Typ, der sich Pedro nannte, schien sich mit ähnlichen Themen zu beschäftigen. Ich schickte ihm eine Freundschaftsanfrage. Es könnte auf jeden Fall nicht schaden, sich mit Gleichgesinnten zu vernetzen.

 

Zuletzt schrieb ich meine Fragen in eines der Diskussionsthemen, bevor ich beschloss, für heute Feierabend zu machen.

Eine fantastische Idee

Die erste Antwort auf meine Fragen bekam ich wenig später in dem Forum.

 

Das Plasma kannst du mit einem Magnetfeld kontrollieren.

Du brauchst nur ein starkes Magnetfeld

und alles bleibt, wo es sein soll.

 

Das war ein Hinweis, der mich weiterbrachte. Ein elektromagnetisches Feld zu erzeugen sollte kein ernsthaftes Problem darstellen, obwohl ich mir nicht sicher war, wie stark es für die Plasmamenge, die ich benötigte, sein musste.

 

Dazu benötigte ich eigentlich nur eine Spule, die aus einem Magnetkern bestand, um den ich Draht wickelte. Wenn Strom durch den Draht floss, hatte ich einen Elektromagneten, den ich verwenden konnte.

 

Ich begann ein kleines Brainstorming, skizzierte die Form einer Vorrichtung, die um das Plasma herum angeordnet war.

 

Schnell waren meine Notizen mit Zeichnungen, Stichwörtern und noch mehr Fragen gefüllt. Ich hatte einen vielversprechenden Ansatz und je länger ich darüber nachdachte, desto deutlicher wurde mir, dass ich meine Theorie am besten mit einem Experiment bestätigen konnte. Außerdem bekam ich dadurch einen klaren Kopf und würde die ganzen theoretischen Betrachtungen später nachholen.

 

Ich hing mir eine Zeichnung an das Whiteboard, das zwei Helmholtzspulen zeigte, die das Plasma zusammenhielten. So könnte es funktionieren.

 

Versonnen sah ich mir die Zeichnung an. Irgendwie erinnerten mich die beiden Spulen an einen Film, den ich neulich gesehen hatte.

 

Wenn ich die Spulen groß genug machen würde, so dass man durch sie hindurchgehen konnte, wären sie die optimale Form für ein Portal, mit dem man in eine andere Welt oder ein paralleles Universum reisen könnte.

 

Ronja, jetzt bist du völlig durchgeknallt, sagte ich zu mir, du siehst dir zu viele fantastische Filme an und verlierst die Realität und die Grenzen physikalischer Machbarkeit vollkommen aus den Augen.

 

Bleib auf dem Boden, Ronja, sagte ich zu mir, diese Idee ist vollkommen krass!

 

Aber war das nicht genau der Grund, warum ich das Brainstorming machte? Von den absurdesten Ideen musste ich nur die vollkommen unmöglichen ausschließen und konnte damit arbeiten.

 

Also schön, machen wir weiter. Ein Portal, mit dem man wie in einem Science Fiction hindurchgehen konnte, um irgendwo anders zu landen - an einem anderen Ort, in einer anderen Welt oder in einem parallelen Universum - das wäre eine echte Herausforderung, aber nicht unmöglich, wenn meine Formel nicht einen gravierenden Rechenfehler

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Cover: Ekaterina Belinskaya (Pexels)
Tag der Veröffentlichung: 12.06.2023
ISBN: 978-3-7554-4431-2

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