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Wie alles begann,,,

Unsere Geschichte spielt im Jahre des Herrn 1450 im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation, wie Deutschland damals noch hieß. In Cölln – Berlin hatte Kardinal Fizzus der Erste das Sagen. Mit seiner Geliebten Lady Angela führte er ein hartes Regiment. Wer nicht seiner Meinung war, fand sich schnell im Kerker wieder, den er mit Sicherheit nicht mehr lebend verlassen würde. Er lebte in Saus und Braus, während das Volk bitterste Armut erleiden musste. Schlimmste Krankheiten breiteten sich in den Straßen aus und der Hunger tat sein Übriges, dass die Menschen starben wie die Fliegen. Etwas abgelegen in einem großen Wald lebte die Kräutersammlerin Eulalia mit ihrer Nichte Luna. Viele Leute aus der Stadt kamen zu ihnen, um ihre Krankheiten behandeln zu lassen. Denn ihr Wissen über Heilkräuter brachte ein wenig Linderung bei vielen ihrer Kunden. Auch Guenne von der Trauerweide war gerne und oft zu Gast, hatte er doch ein Auge auf die hübsche Luna geworfen. Die beiden gingen oft zusammen in den Wald, um nach neuen Heilpflanzen zu suchen. Eulalia schmunzelte immer, wenn sie die beiden im Dunkeln verschwinden sah, wusste sie doch, dass es beim Kräutersammeln nicht bleiben würde. Sie führten ein einfaches, aber glückliches Leben, doch waren sie Kardinal Fizzus ein Dorn im Auge. Er konnte es auf den Tod nicht leiden, dass man die beiden Frauen mehr mochte als ihn.

»Man hole mir den treuen Vasallen Gubinius«, befahl er. Kaum hatte er den Satz beendet, stand er auch schon vor ihm.

»Wie bist du so schnell? Ach, ist ja auch egal, geh in den Wald und erkunde, was diese Kräuterweiber dort treiben«, sagte er, und Gubinius eilte hinaus und schwang sich tollkühn auf seinen edlen Zossen. Er ritt zügig in Richtung Wald und erreichte recht bald die kleine, bescheidene Hütte, in der die beiden lebten. Mit einem gekonnten Satz sprang er vom Pferd und pochte an die alte Holztüre.

»Man möge mir öffnen«, sprach er. Vorsichtig wurde die Türe einen Spalt breit geöffnet und Eulalia lugte hindurch.

»Was kann ich für Euch tun, edler Herr?«, fragte sie.

»Mir ist es in den Fuß gefahren, so dass mich ein gar garstiger Schmerz plagt«, antwortete er.

Die Türe wurde durch ein lautes Knarren geöffnet und Eulalia bat ihn herein.

»Nehmt dort Platz und zieht euren Schuh aus, damit ich mir das ansehen kann.«

Gubinius,tat, was man ihm sagte. Als er Schuh und Strumpf ausgezogen hatte, rümpfte Eulalia die Nase. So einen üblen Gestank hatte sie lange nicht mehr in der Nase und dreckig waren seine Füße noch obendrein. Ihr wurde fast schwarz vor Augen, der Kerl muss sich vor einem Jahr das letzte Mal die Füße gewaschen haben. Eulalia betrachtete sich den Fuß widerwillig und stellte recht bald fest: »Guter Mann, ihr braucht neues Schuhwerk. Der Schuh, den ihr tragt, ist viel zu klein, kein Wunder, dass Sie Schmerzen haben.«

»Den Schuh hatte mir einst mein holderHerrPapa gekauft, als ich noch ein Jüngling war. Seit er von der Pest dahingerafft wurde, trage ich nun diese Schuhe«, sagte er mit trauriger Stimme.

Eulalia schmierte eine bräunliche Paste auf seinen Fuß und bat ihn, sich rasch wieder Strümpfe und Schuhe anzuziehen. Dann machte sich Gubinius wieder auf den Weg in die geheiligten Hallen, wo bereits Fizzus auf sein Erscheinen wartete.

Fröhlich singend und auf seiner Laute zupfend ritt Gubinius durch das Tor, sehnsüchtig erwartet von Kardinal Fizzus.

»Sprecht, edler Gubinius, was habt ihr zu berichten?«, sprach Fizzus.

»Nun ja, eure Eminenz, was soll ich sagen? Ich konnte keine Hexerei feststellen. Man gab mir eine heilende Paste für die schmerzenden Füße«, sagte Gubinius.

»Ha, na also, das muss eine Zauberpaste sein«, rief der Kardinal. »Ich hoffe, das Zeugs hilft auch gegen euren fürchterlichen Fußgeruch«, sagte Fizzus mit leicht verzogener Miene.

»Da würde eher ein Fußbad und frische Fußfinger, wie man die Socke damals noch nannte, helfen«, mischte sich Lady Angela ein.

»Nun denn, ihr könnt gehen«, forderte der Kardinal ihn auf und machte sich über den Fasan her, den er gerade genüsslich zu sich nahm.

Gubinius machte sich auf zu seiner schäbigen Behausung. Wie gerne hätte er jetzt ein Stück des köstlich mundenden Fasans gehabt, doch leider hatte er bloß ein wenig Käse, Tomaten und Pilze, die er auf ein Stück Teig legte, es durch den Ofen schob und es aß. Später wurde diese allzeit beliebte Speise von den Italienern übernommen, die sie Pizza nannten.

Bei Eulalia und Luna ging es gemütlich zu. Sie verarbeiteten ihre Kräuter zu einem heilenden Sud und brachten es unter die Leute, doch das Tête-à-tête mit Guenne von der Trauerweide blieb nicht ohne Folgen. Schon bald klagte Luna über Übelkeit und stopfte sich alles in sich hinein, was der Vorratsraum hergab. Für Eulalia stand es fest: Sie war schwanger, also würden sie bald zu dritt sein. Leider konnte Ritter Guenne nicht teilhaben an dieser Freude, er befand sich zurzeit auf einem Kreuzzug durch das Königreich Italien, um es sich untertan zu machen. Da er der einzige Teilnehmer war, konnte dieses Unterfangen eine Ewigkeit in Anspruch nehmen. Der Abschied der beiden fiel demnach recht tränenreich aus. Doch Eulalia würde das Kind schon schaukeln …

»Pressen, pressen«, rief sie Luna zu.

Diese lag schweißgebadet im Bett und schrie sich die Seele aus dem Leib.

»Ich kann schon das Köpfchen sehen«, strahlte Eulalia. »Gleich ist es vollbracht.«

Und siehe da, nach zwei Tagen und zwei Nächten hatte die kleine Jennyfer das Licht der Welt erblickt.

»Was für ein wunderschönes Kind«, strahlte Eulalia. »Sie wird sicher mal eine Prinzessin.«

Luna war völlig erschöpft und legte die Kleine stolz auf ihre Brust. Wenn das nur Guenne sehen könnte! Wie mag es ihm wohl ergehen, alleine in der Fremde unter diesen Barbaren?

Natürlich war auch Kardinal Fizzus nicht entgangen, dass es ein Kind gab im Häuschen am Waldesrand. Dieses wollte er sehen, um zu schauen, ob es vielleicht ein Hexenmal hat. Dann hätte er endlich was in der Hand, um den beiden Weibsbildern den Garaus zu machen.

»Man sattelt mir mein edles Ross!«, rief Kardinal Fizzus. »Mich dürstet es nach Wissen, wie es um das Balg im Walde steht.«

Roderich vom Gurkenfeld sattelte die Pferde und half dem Kardinal, sein klapperdürres Gestell aufs Pferd zu hieven. Dann machte sich die Eskorte auf den Weg in den dunklen Wald, wo friedlich das kleine Häuschen stand.

Eulalia und Luna saßen am Feuer und aßen das, was der Wald ihnen schenkte. Das kleine Baby schlief friedlich, eingehüllt in warme Decken.

»Nun?«, sprach Eulalia, »Hast Du denn einen Namen für das kleine Würmchen, Luna?«

»Ich habe lange hin und her überlegt und bin schließlich zu dem Entschluss gekommen, dass die kleine Jennyfer heißen soll.«

»Ein wunderschöner Name«, freute sich Eulalia, und fortan sollte sie diesen Namen tragen.

Man aß noch zu Ende, dann wollten sich die beiden aufmachen, um im Wald die köstlichsten Pilze zu suchen, denn am frühen Morgen konnte man die besten finden, doch da näherte sich auch schon Kardinal Fizzus mit seiner Horde dem Häuschen. Roderich sprang vom Pferd und pochte laut gegen die Türe, so dass diese fast aus den Angeln sprang. Erschrocken sprang Eulalia auf und öffnete die Türe.

»Wo ist das Teufelsbalg?«, brüllte er sie an.

Eulalia zuckte mit den Achseln.

»Ich weiß nicht, von wem ihr redet, edler Herr«, sprach sie.

Roderich schob sie barsch zur Seite und trat in das Häuschen ein. Luna hielt die Kleine fest im Arm, um ihr Schutz zu geben, doch der grobe Kerl riss sie ihr aus den Armen. Auch Fizzus war mittlerweile ins Haus gekommen, um zu sehen, ob das Kind ein Mal am Körper trug. Roderich riss der Kleinen die Decke runter und schaute überall nach, doch nicht der kleinste Fleck war zu sehen.

»Das gibt es doch nicht«, tobte Kardinal Fizzus. »Ich bin mir sicher, dass das des Teufels Balg ist. Greift euch das Hexenpack und nehmt sie mit. Das Balg lasst hier, sollen die Wölfe ihren Hunger an ihr stillen.«

Eulalia und Luna wurden gebunden und mussten hinter den Pferden herlaufen, die kleine Jennyfer ließ man zurück. Luna rief verzweifelt ihren Namen, doch sie konnte ihr nicht helfen.

»Wenn wir in meinen Gemäuern sind«, grinste Fizzus, »werde ich euch dem Feuer übergeben. Ich weiß, dass ihr Hexen seid, das werde ich beweisen.«

Sein höhnisches Lachen schallte durch den ganzen Wald. Bald wird sein Problem mit den beiden Weibsbildern gelöst sein.

Gubinius war von Haus aus ein Einzelgänger. Mit den Frauen hatte er abgeschworen, zu sehr wurde er enttäuscht. Und so lief er, so oft es ging, barfuß durch den Wald. Er liebte das weiche Moos unter seinen Füßen. Fröhlich an der Laute zupfend, hüpfte er singend durch den Wald. Da hörte er plötzlich ein Kind schreien. Für einen Moment hielt er inne. Hatte er sich getäuscht ? Doch, da war es wieder, es kam aus der Richtung, wo das Häuschen der beiden Kräutersammlerinnen stand. Eiligst machte er sich auf den Weg, auch in der Hoffnung, Luna zu treffen, die sein armes Herz doch immer wieder höher schlagen ließ.

Je näher er sich dem Häuschen näherte, umso lauter wurde das Schreien. Er lief noch schneller und als er das Ziel erreicht hatte, sah er die Türe offen stehen und trat kurz entschlossen ein. Dort lag das kleine Würmchen und schrie aus Leibeskräften. Außer der Kleinen konnte Gubinius niemanden erblicken. Er kratzte sich am Kinn und überlegte, was nun zu tun sei. Nahm er das Würmchen mit und die beiden kamen heim, wäre die Verzweiflung groß, doch ging er jetzt einfach fort und niemand käme, würde die Kleine vermutlich noch verhungern. Das konnte und wollte er nicht zulassen, er packte sich das kleine Bündel und legte sie auf seinen Arm, zum Dank gab es einen warmen Strahl von ihr.

»Igitt, auch das noch«, sagte Gubinius leicht säuerlich. »Das hat man nun von seiner Gutmütigkeit.«

Mit weit ausgestreckten Armen hielt er die Kleine von sich weg und machte sich so auf den Weg nach Hause. Was würde seine Frau Mama wohl sagen, wenn er das Kind anschleppte? Hatten sie doch gerade selbst genug, um über die Runden zu kommen. Doch diesmal würde er sich durchsetzen, das stand fest, und unterwegs überlegte er sich schon, was er ihr sagen würde.

Gubinius sang der kleinen Jennyfer ein gar fröhliches Lied vor, das sie wohl beruhigte, und so setzte er ohne Zwischenfälle seinen Weg fort, bis er vor der Türe seines Hauses stand. Er wollte gerade klopfen, als die Türe mit einem heftigen Ruck aufgerissen wurde.

»Wo kommst du jetzt her?«, keifte seine Mutter. »Ich, altes Weib, musste das Holz für den Ofen holen, während du dich wieder herumgetrieben hast. Was ist das da für ein Ding auf deinem Arm?«

»Ein kleines Baby«, sagte er.

»Wo hast du das Balg gefunden? Geh los und bring es wieder zurück, das gehört uns nicht und ich will das nicht hier haben«, brüllte sie ihn an.

»Nein, werte Frau Mama, das werde ich sicher nicht tun.«

»Was, du wagst es, mir zu widersprechen? Du bringst das Kind zum Fluss und ersäufst es dort und keine Widerrede, sonst kannst du gleich auch dort bleiben.«

Mit tief hängendem Kopf stapfte Gubinius in den Wald, das kleine Würmchen hielt er fest an sich gedrückt, bis er den Fluss erreichte. Er kniete sich nieder, um die Kleine ins kalte Wasser zu legen. Da sah er ein großes Seerosenblatt. Wenn schon ins Wasser, so dachte er, dann soll sie wenigstens eine kleine Chance haben. Er legte den kleinen Körper auf das Blatt, rollte sie aber vorher noch in sein warmes Wams ein, das seine Mutter einst für ihn fertigte. Dann ergriff er seine Laute und stimmte eines seiner neuesten Lieder an.

»Muss i denn, muss i denn zum Städtele hinaus«, Tränen rannen dabei über sein Gesicht. Er schaute dem Blatt mit der Kleinen drauf noch lange nach, bis es ganz aus seinem Sichtfeld verschwunden war. Schweren Schrittes ging er dann nach Hause.

Eulalia und Luna hockten frierend in einer der vielen Zellen, die Kardinal Fizzus erbauen ließ. Es gab bloß eine Tasse abgestandenes Wasser und einen Kanten alten Brotes zu essen. Das Brot musste man vor dem Verzehr auf den Boden schlagen, damit die Maden herausfielen. Doch Luna konnte eh keinen Bissen herunterbekommen, zu sehr waren ihre Gedanken bei ihrem Kind. Alle Versuche, sie zu trösten, scheiterten.

Kardinal Fizzus war außer sich, hatte man doch vergessen, das Balg mitzunehmen. Der Trupp, den er geschickt hatte um es zu suchen, kehrte erfolglos zurück.

»Ich lasse euch alle in den Kerker werfen«, tobte er. »Irgendwo muss das Teufelszeug doch stecken. Es muss jemand an sich genommen haben. Wenn ich den finde, lasse ich ihn in vier Stücke teilen!« Er raste vor Wut.

Gubinius, der alles mitanhörte, wurde ganz bleich. Hoffentlich hatte er auch keine Spuren hinterlassen, er wollte sich gleich noch mal auf den Weg machen, um auf Nummer sicher zu gehen.

Unterdessen trieb das Seerosenblatt mit der kleinen Jennyfer weiter Flussabwärts, bis es irgendwo im Strauchwerk hängen blieb. Zu dieser Zeit lustwandelte in Rom Papst Dennus der Warmherzige mit einer seiner Lustdamen am Ufer des Tiber entlang. Die beiden schäkerten zusammen und hüpften wie zwei junge Häschen Hand in Hand durch das Ufergras. Da erblickte Papst Dennus das Blatt mit dem Bündel darauf. Er nahm sich einen Stock und holte das Blatt so zu sich heran. Er ergriff das Bündel, öffnete es und seine Augen leuchteten, als er das kleine Hexlein in den Armen hielt.

»Man bringe meine Kutsche hierher«, befahl er, und sofort gab der Kutscher seinen Pferden das Kommando zum Laufen. Er stieg ein und machte sich augenblicklick auf den Weg zum Vatikan.

Es herrschte dort helle Aufregung, als er mit der Kleinen auftauchte. Alle rannten durcheinander und wussten nicht so recht, was man denn nun tun sollte. Nur Ordensschwester Angelius wusste Rat, hatte sie doch einen kleinen Bruder und wusste, was das Kleine jetzt nötig hatte. Nachdem sie ihr Fläschchen bekommen hatte, schlief sie tief und fest.

»Man stelle fest, wer das Kind dem tückischen Fluss ausgesetzt hat, und bringe mir den Übeltäter«, befahl Papst Dennus. »Er soll seiner gerechten Strafe nicht entgehen.«

Man durchsuchte die spärliche Kleidung des kleinen Mädchens und fand schließlich im Wams einen Zettel eingenäht: »Gubinius".

»Man schwärme aus und finde mir diesen Gubinius«, befahl Papst Dennus.

Sofort machte sich ein Trupp des Papstes auf den Weg und fragte die Bürger, ob man einen Mann dieses Namens kennen würde. Doch die meisten schüttelten nur den Kopf, bis man in die Nähe von Cölln kam. Dort war der Name bekannt und bald schon stand der Trupp vor dem Haus von Gubinius.

»Aufmachen«, sagte der Hauptmann mit lauter Stimme und hämmerte an die Türe. Gubinius’ Mütterlein öffnete sie zaghaft.

»Was ist euer Begehr, edler Herr?«, fragte sie.

»Lebt hier ein gewisser Gubinius?"

»Ja, das ist mein Sohn. Einen Moment, ich hole ihn herbei. Guuuuubiiiiniiiiiuuuusss«, brüllte die alte Krähe los. »Was hast du wieder angestellt? Man verlangt nach dir.«

Gubinius zuckte mit den Achseln, war er sich doch keiner Schuld bewusst. So trat er an die Türe und fragte, was denn nun eigentlich los sei.

»Hast du ein unschuldiges Kind dem Fluss ausgesetzt?«, fragte der Hauptmann, doch bevor er auch nur ein Wort sagen konnte, mischte sich die Alte ein.

»Du preisgekrönter Hammel, solltest das Balg doch im Fluss ertränken, kannst du nicht einmal was richtig machen?«, schrie sie ihn an.

Dem Hauptmann war die Sache sofort klar und er wusste sogleich, dass das alte Hutzelweib dahintersteckte und der treue Gubinius im Grunde das Kind gerettet hatte. Er ließ die Alte festnehmen und sich von Gubinius die ganze Geschichte erzählen. Dann ritten sie zusammen nach Rom, wo man dem Papst alles genau berichtete. Er sorgte dafür, dass Kardinal Fizzus seines Amtes enthoben wurde und dass Eulalia und Luna wieder auf freien Fuß kamen. Die Freude war groß, als Papst Dennus ihnen persönlich die kleine Jennyfer überreichte. Doch so ganz ungeschoren sollte Fizzus den beiden doch nicht davonkommen. Sie brauten einen Trank, den sie ihm heimlich unterschoben. Fizzus, der ihn zu sich nahm, war fortan eine missgelaunte Zitrone und auch Lady Angela kam nicht ohne Strafe davon, sie war einst stolze 1,78 m groß, doch nach dem Trunk schrumpfte sie auf 1,55 m zusammen, auch heute noch müssen ihre Nachkommen darunter leiden. So lebten dann alle drei Hexen glücklich und zufrieden. Als Jennyfer groß war, zog es sie hinaus in die Welt, um der Menschheit Gutes zu tun. Schließlich blieb sie in Hintersalatblatthausen hängen, wo heute noch eine Urururenkelin lebt und den Menschen nur Freude bringt.


Die kleine Hexe Jen und der blaue String

Die kleine Hexe Jen hatte große Wäsche. Es wurde auch allmählich mal Zeit, denn der Wäscheberg türmte sich schon meterhoch. Während die Maschine noch lief, bereitete sie schon mal ihr Mittagessen vor. Heute soll es ein Fliegenpilzsüppchen geben, nach dem Rezept von Tante Eulalia. Denn zu ihrer Freude hat sich die ganze Hexenschar zu Weihnachten quasi selbst eingeladen. Aber das machte der kleinen Hexe nichts, sie freute sich drüber.

Geschafft, die Wäsche ist fertig! Schnell schnappte sie sich einen Korb, warf alles dort hinein und trabte damit hinaus, wo auf der Wiese eine große Wäschespinne stand. Flugs hängte sie alles auf. Blusen, Röcke, Jeans, Handtücher sowie Bettzeugs und zwei große Fliegenpilze. Ganz unten im Korb lag ihr heißgeliebter blauer String. Ihn hatte sie natürlich von Hand gewaschen. Nichts sollte ihrem Lieblingsteil geschehen. Als sie ihn über die Leine legte, stellte sie fest, dass keine Klammern mehr da waren. Also legte sie ihn kurzerhand einfach über die Leine und trabte dann froh gelaunt ein Liedchen trällernd wieder ins Haus, um sich dem Süppchen zu widmen.

Sie legte Holz unter den großen Kupferkessel und zündete es an. Dann setzte sie sich, schlug ihr Hexenbuch auf und murmelte ein paar Zaubersprüche. Sogleich hüpften Zwiebeln, Tomaten, Kartoffeln, die sich übrigens selber schälten, sowie allerelei Gemüse wie von Geisterhand in den Topf. Zum Schluss noch die Kelle, die alles gut umrührte. So, dachte sie, das Essen kocht, jetzt mal fix nach den Pilzen schauen. Sie lief also wieder singend hinaus und zupfte die beiden Fliegenpilze von der Leine und lief wieder hinein, doch halt… moment, wo war ihr blauer String? Sie warf die Pilze in den Topf und rannte schnell zum Gartentor, da sah sie schon das Unheil, denn der neue Postbote Herr Freundlich hatte ihren String mitten im Gesicht. Der Wind hatte ihn wohl von der Leine geweht. Da er nichts mehr sah, fuhr er mit dem Postrad genau in den Wassergraben. Die kleine Hexe erschrak. Was hatte sie da bloss wieder angestellt? Sie lief zum Wassergraben und reichte dem fluchenden Herrn Freundlich ihre Hand. Er war klatschnass und konnte so unmöglich weiter die Post austragen. Also bat sie ihn ins Haus und erklärte ihm alles.

»Na, mein erster Tag fängt ja gut an«, grummelte er.

Sie legte seine nassen Sachen vor dem Kamin ab und reichte ihm eine warme Decke.

»Möchten Sie eine warme Suppe?«, fragte sie ihn.

»Och, da sage ich nicht nein«, grinste er.

Die kleine Hexe Jen reichte ihm einen großen Teller und Herr Freundlich löffelte ihn hastig aus.

»Hmm«, sagte er, »das war die beste Championsuppe die ich je hatte.«

»Das freut mich, dass sie ihnen geschmeckt hat«, lächelte die kleine Hexe, »die Fliegenpilze waren auch besonders gut dieses Jahr.«

»Fliegenpilze?«, stammelte Herr Freundlich, dann fiel er auch schon vom Stuhl.

Die kleine Hexe schlug sich mit der Hand vor die Stirn.

Menno, dachte sie, Menschen vertragen doch gar keine Fliegenpilze! Was hab ich nun schon wieder angestellt? Schnell braute sie einen Hexentrank und flösste ihm das Zeugs ein. Herr Freundlich hustete und sprang auf.

»Was zum Teufel haben sie vor? Wollten sie mich vergiften?«, fluchte er.

Die kleine Hexe entschuldigte sich tausendmal, doch Herr Freundlich hatte genug. Er nahm seine noch nassen Sachen und machte, dass er schleunigst davon kam. Ganz grün im Gesicht schwang er sich aufs Rad und fuhr davon.

 

Zwei Wochen später ging Herr Freundlich mit einigen seiner Kollegen auf den Weihnachtsmarkt um sich einen hinter die Binde zu kippen. Seine Kollegen shwärmten von einem Stand ganz besonders. Dort gibt es den besten Glühwein überhaupt, sagten sie. Als sie dort ankamen,sahen sie auch schon die nette junge Dame, die den Stand besaß. Herr Freundlich rieb sich die Augen sagte nur: »Oh,nein! Nicht die schon wieder!«,rannte davon und ward nie mehr gesehen.

 

 

Es brennt, es brennt!

Die kleine Hexe Jen und ihre Freundin die KatastroFee Avery waren im Wald um Kräuter und Pilze zu sammeln.Nach zwei Stunden kamen die beiden mit vollen Körben nach Hause.Die kleine Hexe öffnete die Tür zu ihrem Hexenhäuschen und beide legten ihre Beute stolz auf den Tisch.Ich mache schon mal den Ofen an,sagte die kleine KatastroFee und legte sogleich ein paar Holzscheite in den Ofen hinein.Dann holte sie ihren Feenzauberstab,murmelte ein paar Worte und das Feuer begann zu lodern.Toll machst du das,meinte Jen und nahm den Korb mit den Pilzen mit nach draussen,um sie auf der Leine zu trocknen.Avery half ihr fleißig dabei.Leider vergaßen die beiden die Zeit,bei einem köstlichen Hexentee,sowie ein paar selbstgehexte Kekse.Niemand dachte mehr an das Feuer im Ofen und auch nicht daran,das die kleine KatastroFee die Ofentüre offen ließ.Und so kam es,wie es kommen musste,im Hexenhäuschen brach Feuer aus.Rauch drang aus allen Fenstern bis endlich Jen das Feuer bemerkte.Verzweifelt rannte sie um ihr Häuschen und war den Tränen nahe.Gerade in diesem Moment schien Briefträger Freundlich der ehrenamtlich bei der Nicht ganz Freiwilligen Feuerwehr von Hintersalatblatthausen war.Schnell erkannte er die Situation und zückte rasch sein Handy um die Kollegen zu alarmieren.Jen und Avery hatten inzwischen ein paar Eimer mit Wasser genommen und sie schütteten es ins Feuer,was aber nicht viel brachte.Briefträger Freundlich half ihnen beherzt,todesmutig drang er ins Haus ein,um Jen´s geliebte Hausspinne Eulalia vor dem Feuertod zu retten.Oh,du mein Held,hauchte sie,als er wieder aus dem Haus kam mit Eulalia in seinen Händen.Endlich traf auch die Nicht ganz Freiwillige Feuerwehr ein,Herr Freundlich gab als Oberschlauchführer sofort Anweisungen was zu tun sei und in Null Komma Nix war der Brand unter Kontrolle.Als kleines Dankeschön gab es Pilzsuppe a la Jen mit Waldkräutern.Die gesammte Mannschaft einschliesslich Herrn Freundlich lagen danach 14 Tage mit massiven Magen und Darmproblemen flach.Die kleine Hexe Jen und ihre Freundin die kleine KatastroFee Avery machten sich unterdessen daran,das Hexenhäuschen wieder zu renovieren.

 

 

Die Warze

»Endlich!«, rief Oberschlauchführer Freundlich. Endlich ist es soweit! Das hiesige Feuerwehrfest stand vor der Türe. Das erste mal, dass er als Oberschlauchführer daran teil nimmt und zu allem Überfluss auch noch die Festrede hielt. Er hüpfte behände aus dem Bett, direkt in seine Schlappen, die wie immer ordentlich neben seinem Bett standen und von dort aus direkt ins Bad. Mit einem kühnen Satz sprang er unter die Dusche, denn er müffelte doch sehr, fand er. Danach noch einen raschen Blick in den Spiegel, dann könnte der Tag beginnen. Als er jedoch in den Spiegel schaute, erschrak er sehr. Was war das auf seiner Nase? Das war doch gestern Abend noch nicht da. Bei näherer Betrachtung kam er zu dem Entschluss, dass es eine Warze sein muss. So kann er unmöglich auf das Fest und schon gar nicht seine Rede halten! Ganz Hintersalatblatthausen würde ihn auslachen. Er sagte es ja nur ungern, aber nur die kleine Hexe, die ihm schon oft übel mitgespielt hatte, konnte ihm jetzt noch helfen.

 

Die kleine Hexe war wieder einmal damit beschäftigt ihre gesammelten Pilze auf die Wäscheleine zum trocknen aufzuhängen und wie immer sang sie ein gar fröhlich Liedchen vor sich hin. Ihr Häuschen war gerade frisch renoviert nach dem Brand und so erfreute sie sich ihres Daseins.

»Fräulein Hexe, liebes verehrtes Fräulein Hexe«, hörte sie plötzlich jemanden rufen. »Sie müssen mir helfen. Schauen sie nur, wie ich aussehe«, jammerte Herr Freundlich, der ja auch bekanntlich der hiesige Postbote war.

Die kleine Hexe trat nah an ihn heran und schaute sich das monströse Ding auf seiner Nase genau an.

»Heute Morgen war es noch recht klein, aber es wird immer größer«, sagte Herr Freundlich mit weinerlicher Stimme.

»Hmm«, sagte die kleine Hexe Jen, »das ist fürwahr ein Riesending auf ihrem Zinken. Ich schaue mal nach, was ich für Sie machen kann.«

Die Hexe verschwand ihrem Häuschen und wälzte ein paar besonders dicke Bücher über Warzen und Furunkel. Dann trat sie mit ernster Miene heraus und sagte fast feierlich: »Herr Oberschlauchführer, Sie haben Glück! Ich habe ein Mittel gefunden, das ihnen helfen wird! Allerdings muss ich die Kräuter erst besorgen«

»Mir ist alles recht, wenn nur das Ding von meiner Nase verschwinden tät«, winselte er.

Die kleine Hexe kritzelte ein paar Zeilen auf Papier knüllte es zusammen und band es ihrer Hausspinne Eulalia um den Hals.

»So, Spinnchen, lauf nur rasch zur KatastroFee Avery, sie soll dir die Kräuter mit geben«, rief sie ihr zu, dann krabbelte sie in den Wald um die Fee auf zu suchen.

Als sie ihr Ziel erreicht hatte, las die kleine Fee die Nachricht der Hexe Jen durch und stellte fest, dass die besagten Pflanzen nicht vorrätig waren. Sie schrieb alles auf den Zettel, befestigte ihn wieder an Eulalia und schickte sie wieder zurück. Herr Freundlich und die kleine Hexe warteten schon mit großer Ungeduld auf die Spinne. Als sie endlich aus dem Wald gekrabbelt kam und Jen die Botschaft von Avery verlas, war die Enttäuschung groß. Herr Freundlich war am Boden zerstört, doch die kleine Hexe wollte nicht aufgeben.

»Wenn wir die Kräuter nicht haben, dann...«, so sagte sie, »Werden wir sie halt suchen! Ha, das wäre doch gelacht, wenn wir aus ihnen nicht wieder einen halbwegs passabelen Menschen machen."

»Wissen sie was?«, sagte Herr Freundlich, »Ich werde sie bei der Suche begleiten.«

Die kleine Hexe war von seiner Idee so gar nicht begeistert, während sie nämlich durch den Wald liefen kaute er ihr ein Ohr ab. Er redete und redete sich seinen Mund fusselig. Hexe Jen hörte nach einer Weile gar nicht mehr hin und trällerte ein Liedchen vor sich hin.

»Es zogen auf sonnigen Wegen, drei lachende Hexen dahin.«

Als sie schon tief im Wald waren und die Bäume immer dichter beisammen standen, sah sie plötzlich die Pflanze ihrer Begierde.

»Da, da oben am Baum blüht sie«, rief sie Herrn Freundlich zu.

»Na, worauf warten Sie denn noch? Her mit dem Teil!«

Doch so sehr sie sich reckte und streckte, sie kam einfach nicht ran. Ärgerlich drehte sie sich zu ihm rum und fuhr ihn wütend an: »Vielleicht bewegt sich der Herr mal und klettert auf den Baum!«

Herr Freundlich sah die kleine Hexe beschämt an und wagte den ersten Versuch. Er machte dabei keine sonderlich gute Figur. Er klammerte sich wie ein Affe am Baum fest und rutschte langsam den Stamm herab. Die kleine Hexe musste lachen, als sie das Bild des Jammers sah. Sie merkte schnell, so wird das wohl nichts. Herr Freundlich zuckte verlegen mit den Schultern. Plötzlich sah sie auf einem Ast einen Uhu sitzen.

»Guten Morgen, Herr Uhu«, sagte sie freundlich. »Ach, wären Sie so nett und zupfen bitte für mich diese Pflanze ab?«

Der Uhu nickte und flog rüber zu der Pflanze, um sie sogleich abzuzupfen und ihr der kleinen Hexe zu überreichen.

»Danke, lieber Uhu«, lachte sie, nahm Herrn Freundlich an die Hand und begab sich mit ihm auf den Weg nach Hause.

»Sie sprechen mit Eulen, Fräulein Hexe?«, sagte Herr Freundlich verdutzt.

»Ja, das tue ich. Sie etwa nicht?«

Herr Freundlich schüttelte bloss den Kopf und zu ihrer Freude shwieg er den ganzen Heimweg.

 

Endlich! Da war das kleine Häuschen in dem Jen, die kleine freundliche Hexe, lebte und wirkte. Schnell huschte Herr Freundlich durch die Eingangstüre, um ja von niemandem entdeckt zu werden. Seine Warze war inzwischen wieder ein Stück gewachsen und aus ihr ragten dazu noch drei dicke Borsten. Er mochte gar nicht mehr in den Spiegel blicken, so sehr grämte er sich. Ihre Freundin die KatastroFee Avery war inzwischen eingetroffen und bereitete mit der kleinen Hexe den Sud vor um später die seltene Pflanze darin einzukochen. Ständig flatterte sie um die Nase von Herrn Freundlich herum. So ein Ding von einer Warze hatte sie bis dato noch nicht gesehen.

»Können Sie das bitte lassen? Sie machen mich ja völlig konfus«, sagte er leicht verärgert.

Kichernd flog sie davon und widmete sich wieder dem Sud. Die kleine Hexe saß in ihrem Schaukelstuhl und las aufmerksam im Hexenbuch ihrer Tante Hulda Pflaumenstein. Ab und an sah sie in den Kessel, rührte ein wenig darin herum und warf schliesslich die Pflanze hinein. Herr Freundlich lag auf der Couch und schnarchte, dass es ganz Hintersalatblatthausen mit bekam. Nach gut drei Stunden war die Pflanze verkocht und der Sud fertig. Avery weckte den Oberschlauchführer und die kleine Hexe begann damit seine Warze einzustreichen mit dem übelriechenden Gebräu.

»Sooo, das muss jetzt eine Stunde einwirken, dann sollte das Problem keines mehr sein.«

»Ihr Wort in Gottes Gehörgang«, sagte er ein wenig skeptisch, dann verließ er das Hexenhäuschen und schlich auf Umwegen nach Hause.

 

Am nächsten Tag machte sich Hexe Jen und die KatastroFee auf dem Weg zum Festplatz. Das große Spektakel wollten sie sich nicht entgehen lassen. Die Kapelle der Nicht-ganz-Freiwilligen Feuerwehr von Hintersalatblatthausen spielte schon zum Tanz und die Stimmung konnte nicht besser sein. Die beiden wollten gerade auf die Tanzfläche, als sich ihnen Herr Freundlich mit bösem Gesicht entgegen stellte.

»Sehen Sie sich das an, Frau Hexe!«, bölkte er los.

Die Hexe erschrak. Die Warze war weg, doch seine Nase sah aus, wie die von einem Ferkel.

»Das kommt Ihnen teuer zu stehen… grunz… ich mache sie persönlich... grunz… dafür verantwortlich … grunz«

Avery und Jen blickten sich an, dann brachen sie in ein schallendes Gelächter aus. Wutentbrannt stampfte Herr Freundlich nach Hause und ließ sich erstmal nicht mehr blicken. Die beiden Freundinnen hatten einen tollen Tag und als sie abends noch gemütlich bei einem Hexentrunk saßen, lachten sie beide immer noch laut, als sie an den armen Oberschlauchführer dachten.

»Ich mache sie persööönlich dafür verantwortlich«, sagte die kleine Hexe lachend.

 

 

 

Der Trompetenpilz

Gelangweilt hing die kleine Hexe ihren letzten Pilz auf die Wäscheleine um ihn zu trocknen. Wehmütig schaute sie ihm dabei zu, wie er sich im Wind hin und her bewegte. Sie langweilte sich, da der Oberschlauchführer, Briefträger und neuerdings auch Radiosprecher sich ein paar Wochen Urlaub gönnte. Durch den Stress, den er meist durch die kleine Hexe hatte, wenn das auch alles nur Missgeschicke waren, hatte er sich ein paar Wochen Erholung redlich verdient.

So beschloss sie, ihre beste Freundin die KatastroFee Avery zu besuchen. Lange hatten die beiden sich nicht mehr gesehen. Außerdem musste der Vorrat an Pilzen wieder aufgefrischt werden. Im Hexenbuch ihrer Tante las sie nämlich, dass der seltene Trompetenpilz für so manchen Hexenbräu sehr wichtig war. So packte sie einige Sachen zusammen, verabschiedete sich von ihrer Hausspinne Eulalia und hüpfte elegant auf ihren Besen, grummelte einige Zauberwörter und mit einem heftigen Ruck schoss der Besen mit ihr ab in die Höhe.

»Huiiiiiiiiiiiii«, lachte sie laut, als sie davon schoss und dicht über die Köpfe der Leute sauste.

Die Erwachsenen schimpften laut, was ihr denn einfalle, so riskant zu fliegen. Die Kinder lachten und winkten der kleinen Hexe freundlich zu. Gerne winkte sie ihnen zurück und lachte laut dabei. Rasch war das Dorf, in dem sie lebte, nicht mehr zu sehen. Sie flog über Wiesen, Seen und Wälder bis sie aus der Ferne schon das Häuschen von Avery erblicken konnte. Mit einem Ruck brachte sie ihren Besen zum stehen mitten in der Luft.

»Supi«, lachte sie, »die Bremsen funktionieren wie eine Eins.«

Avery flog vogelwild um das Dach ihres kleinen Häuschens herum und wirkte mal wieder völlig konfus. »Hey Avery« , rief Jen ihr freundlich zu.

Die Fee hielt kurz inne, dann rastete sie vor Freude völlig aus.

»Jen, Jen, ich glaub ich seh nicht recht, bist Du es wirklich?«

Das Wiedersehen fiel herzlich aus, man knuddelte und busselte sich ab, als wenn es kein Morgen gäbe. »Was flatterst Du eigentlich so wild herum?«, fragte die kleine Hexe.

»Ach die doofe Antenne fürs Fernsehgerät ärgert mich. Ich kann doch nicht gleichzeitig oben die Antenne richten und unten schauen, ob das Bild in Ordnung ist.«

»Warte nur, ich helfe Dir fix«, sagte die kleine Hexe und verschwand in Averys Häuschen.

Sie fummelte eine Weile auf dem Dach herum, es rumpelte und schepperte, dann rief Jen plötzlich: »Halt! So bleiben, nicht bewegen, das Bild ist jetzt sowas von klar.«

»Na prima«, hörte sie Averys Stimme sagen und sah sie direkt vor dem Fenster baumeln.

Sie rutschte mitsamt der Antenne vom Dach, blieb mit dem Fuß im Kabel hängen und schwang nun recht hilflos vor dem Fenster hin und her. Jen lachte bei dem Anblick, das war typisch KatastroFee! Sie befreite sie aus ihrer misslichen Lage und brachte dann die Antenne wieder aufs Dach.

Während eines gemütlichen Fernsehabend erzählte Jen der KatastroFee, dass sie Trompetenpilze sammeln möchte. Avery erschrak, denn sie mussten dazu in den dunklen Teil des Waldes, wo es von finsteren Gestalten nur so wimmelte. Sie erzählte schaurige Geschichten über den finsteren Wald, das beide erhebliche Mühen hatten um einzuschlafen.

Als der neue Morgen graute und die Sonne freundlich über Averys Haus aufging, machten die beiden sich auf den Weg in den dunklen Teil des Waldes. Die kleine Hexe auf ihrem Besen und Avery flog neben ihr her. Ihre kleinen Flügel kamen kaum mit, so fix flog Jen dem Wald entgegen. Noch fielen die Sonnenstrahlen auf den Waldboden, alles war hell und die Natur zeigte den beiden ihr schönstes Gesicht, doch plötzlich - wie eine Wand - erschien die unheimliche Dunkelheit vor ihnen.

Jen bremste ihren Besen ruckartig ab und grinste, die Inspektion hatte sich wirklich gelohnt, die Bremsen taten ihren Dienst. Avery, die in der Gegend herum sah, konnte nicht mehr rechtzeitig stoppen und knallte etwas unsanft gegen Jens Rücken. Sie zuckte mit den Schultern und grinste, sowas passierte ihr halt immer. Die zwei machten einen Schritt in den dunklen Teil des Waldes und alles war still. Kein Vogel sang mehr, nichts, alles totenstill. Die kleine Hexe trat wieder einen Schritt aus dem Wald und - zack - alles wieder normal. Die Vögel zwitscherten, die Sonne schien. Das machten die beiden noch ein paar mal und lachten sich schlapp dabei.

»So, nun Schluss mit lustig«, sagte Jen, »lass uns die Pilze sammeln gehen und dann nichts wie raus hier.«

Avery schlotterten vor Angst die Knie und auch der kleinen Hexe war nicht ganz wohl. Je tiefer sie in den Wald kamen, desto unheimlicher wurde er. Stimmengewirr war zu hören und überall flackerten kleine Lichter, die sofort wieder erloschen. Etwas roséfarbenes huschte an Jen vorbei und kniff ihr keck in den Hintern. Jen war erbost, besonders als sie sah, das Avery sich köstlich amüsierte. Umso lauter lachte die kleine Hexe, als es Avery selber erwischte. Das ganze wiederholte sich ein paar mal ,bis die kleine Hexe schlagartig um sich griff und ein kleines koboldartiges Wesen am Wickel hatte. Sie hatte roséfarbene Haare die wild auf ihrem Kopf wuchsen. Sie zappelte wie wild, doch Jen ließ sie nicht los. Schnell griff sie in ihre Tasche und holte ein Glas heraus in das sie das kleine Wesen stopfte, fix den Deckel drauf schraubte und da saß sie nun in der Falle und schmollte.

»Wer bist Du?«, fragte Jen.

Etwas trotzig antwortete das zottige Ding: »Ich bin die DäMone und das hier ist mein Wald.«

Die beiden lachten.

»Du willst ein Dämon sein?«

»Tss... lacht nur, ich werde euch verhexen, ihr werdet schon sehen«, schimpfte sie.

»Hey, hexen ist meine Aufgabe« polterte es aus der kleinen Hexe heraus. »Ich bin nämlich eine echte Hexe«, sagte sie nicht ganz ohne Stolz.

DäMone staunte, eine echte Hexe, hier in ihrem Wald, davon hatte sie immer geträumt.

»Und wer ist dieses kleine Flugdingsda?«, grinste DäMone.

»Ich bin die KatastroFee Avery«, sagte sie mit grollender Stimme.

DäMone konnte ihr Glück nicht fassen, eine echte Hexe und dazu noch eine Fee und das alles hier bei ihr in ihrem Reich. Die kleine Hexe öffnete den Deckel, denn die Luft wurde doch langsam knapp, dann drehte sie das Glas um und die DäMone plumpste aus dem Glas heraus. Sie schaute die beiden an und fragte nach ihrem Begehr. Jen erzählte ihr von den Trompetenpilzen und was sie damit vor hatte. Mone, wie die beiden sie ab jetzt nannten, zeigte ihnen den Platz wo sie wuchsen. Fleißig zupften sie Pilz um Pilz bis das Glas bis zum Rand voll war.

Avery nahm den Stängel eines der Pilze in den Mund und tutete kräftig hinein, ein heller Trompetenton kam dabei heraus. Die drei lachten und die kleine Hexe tat es Avery gleich und blies was das Zeugs hielt. DäMone tanzte dazu einen wilden Tanz und durch den dunklen Teil des Waldes hallte ein fröhliches Lachen. Mone begleitete die beiden noch bis zum Waldesrand, man umärmelte sich ganz dolle und versprach sich gegenseitig so rasch wie möglich zu besuchen. Dann verschwand sie wieder im dunklen Teil des Waldes. Jen und Avery hatten ihre Pilze und eine neue Freundin gefunden.

»Na«, lachte die kleine Hexe, »wenn sich dieser Ausflug mal nicht gelohnt hat .«

Trara, die Post ist da!

Die kleine Hexe hatte Besuch von ihrer neuen Freundin DäMone. Die beiden probierten die neuesten Rezepturen aus, um geheimnisvolle Kräuter daraus herzustellen. Jen wartete voller Ungeduld auf ein Päckchen aus Übersee. Darin sollte sich der höchst seltene „Grüngefächerte Nasendrüsling“ befinden. Dieser Pilz kann Zauberkräfte bewirken, wenn man ihn richtig anwendet. DäMone und die kleine Hexe konnten es kaum noch aushalten vor lauter Spannung.

War das nicht gerade das Quietschen vom Fahrrad ihres Postboten Herrn Freundlich? Er war aus dem Urlaub an der See zurück und seit einer Woche wieder im Dienst. »Der Pilz kommt«, rief sie freudig der DäMone zu und rannte wie wild auf das Gartentor zu, um es in Empfang zu nehmen. Und tatsächlich, da kam er! Postbote Freundlich radelte geradewegs auf ihr kleines Hexenhäuschen zu. Als er sie sah, winkte er freudig. Schnaufend hielt er an, stieg vom Rad und holte aus seinem Fahrradanhänger ein riesiges Paket. Die kleine Hexe staunte nicht schlecht, hatte sie den Pilz doch deutlich kleiner in Erinnerung. Herr Freundlich ließ es sich natürlich nicht nehmen, das Paket persönlich ins Haus zu tragen, denn zur Belohnung gab es ein Gläschen Kräuterschnaps, den sie selbst herstellte. Da konnte er nicht Nein sagen. Die DäMone kicherte, als sie ihn erblickte.

»Der ist aber ganz schön dick.«

Die kleine Hexe strafte sie mit einem bösen Blick.

»Er ist nicht dick, er ist höchstens ein bissi knuffig«, sagte sie mit ernster Stimme.

Die winzige DäMone kicherte aber munter weiter.

Als er das Paket auf den Boden abgestellt hatte, fragte er neugierig: »Was haben Sie denn da bestellt, Fräulein Jen?«

»Das ist ein höchst seltener Pilz, mit dem ich Zauberkräfte herstellen kann«, antwortete sie. »Wenn er in falsche Hände kommt, kann das verheerende Folgen haben«, fügte sie mit ernster Mine hinzu.

Herr Freundlich zog seine Hand blitzschnell zurück bei ihren Worten, obwohl sie ihn noch gar nicht ausgepackt hatte. Die winzige DäMone lag auf dem Boden und krümmte sich vor Lachen. Dann öffnete die kleine Hexe den Karton, der nach und nach kleiner wurde, bis sie endlich eine Schatulle fand, in der er sich befand. Ehrfürchtig öffnete sie die Schachtel, und da lag er, der „Grüngefächerte Nasendrüsling“. Bevor sie ihn allerdings herausnahm, stülpte sie sich ein paar Handschuhe über, denn er musste erst gekocht und getrocknet werden, bevor man ihn anfassen durfte.

»Und wegen dem Ding machen sie so einen Aufriss?«, sagte Herr Freundlich.

Die kleine Hexe und auch die DäMone schauten ihn grimmig an.

»Haben sie nichts mehr zu tun?«, fragte die DäMone ihn schnippisch.

Herr Freundlich schaute dumm aus der Wäsche, trank seinen Schnaps und verließ das Hexenhäuschen.

»So ein Pilzbanause«, maulte sie und trat wütend mit ihrem Fuß auf, während Jen den Pilz unter kaltem Wasser wusch und ihn dann nach Vorschrift kochte.

Als sie das alles erledigt hatte, ging sie nach draußen und hängte den Pilz auf die Leine zum Trocknen. Er musste noch einen ganzen Tag dort hängen, dann ging von ihm keine Gefahr mehr aus.

 

Die winzig kleine DäMone konnte es nicht lassen und begab sich nach draußen, wo der seltene Pilz verführerisch im Sommerwind flatterte. Zu gerne würde sie sich ein Stückchen davon abbeißen, bevor die Zauberkräfte nicht mehr wirken. Sie versuchte verzweifelt, an der Wäschespinne hochzukrabbeln, doch sie rutschte immer wieder ab. Fast wollte sie schon aufgeben, da entdeckte sie Eulalia, die Hausspinne der kleinen Hexe. Fix sprang sie auf ihren Rücken und im Handumdrehen war sie auf der Leine. Geschickt balancierte sie dort drüber und gelangte so zu dem Pilz ihrer Begierde. Sie schaute schnell, ob die kleine Hexe sie nicht sah, und biss herzhaft ein Stück aus dem „Grüngefächerten Nasendrüsling“.

 

Briefträger Freundlich, der sein Tagwerk erledigt hatte und fröhlich pfeifend nach Hause fuhr, traute seinen Augen nicht, als er einen Blick auf die Wäschespinne warf. Da hockte doch dieses kleine Biest und knabberte an dem Pilz herum. Hatte die kleine Hexe nicht vor diesem Ding gewarnt? Er machte eine Vollbremsung, stieg vom Rad und ging schleunigst zu der Wäschespinne.

»So, hab ich dich erwischt«, maulte er die kleine DäMone an.

Er griff sie mit zwei Fingern und hielt sie direkt vor sein Gesicht. Sie zappelte und fluchte, doch dem Griff von Herrn Freundlich konnte sie nicht entkommen. Plötzlich zuckte ihr ganzer Körper. Sie wurde grün, rot, blau und schließlich violett. Herr Freundlich erschrak bei dem Anblick, doch weiter kam er nicht mehr. Die kleine DäMone holte aus und ihre Faust traf ihn mitten ins Gesicht. Postbote Freundlich wurde nach hinten geschleudert und landete im Teich der kleinen Hexe.

 

»Was ist denn hier los?«, polterte Jen, die den armen Postboten noch an ihrem Küchenfenster vorbeifliegen sah.

Die kleine DäMone stand ganz bedröppelt da und schaute zu Boden. Die Hexe Jen rannte fix zum Teich und fischte Herrn Freundlich heraus. Er fluchte wie ein Droschkenkutscher und erzählte der kleinen Hexe, was geschehen war. Jen wurde puterrot vor Zorn, ließ Herrn Freundlich los, der sogleich wieder in den Teich sauste, und schnappte sich die kleine DäMone.

»So, Fräulein, was hab ich dir über den Pilz erzählt?«, maulte sie und ging mit ihr ins Haus.

Sie kochte einen großen Topf mit Haferschleim nach Art des Hauses und stopfte das ekelige Zeugs in die kleine DäMone, so dass ihre Zauberkräfte wirkungslos wurden. Der arme Herr Freundlich, inzwischen nun endlich raus aus dem Teich, bekam einen Kräuterschnaps und einen großen Löffel Lebertran, damit er sich nicht erkälten würde. Wieder einmal entschuldigte sich die kleine Hexe tausendmal bei ihm und versprach hoch und heilig, dass so etwas nicht mehr vorkommen würde.

 

 

Die Zuckerwatte

Als die kleine Hexe ihre Einkäufe im Ort erledigt hatte, erblickte sie ein Plakat, das sie in höchste Freude versetzte.

»Endlich«, rief sie so laut, dass alle Leute sich nach ihr umschauten.

Der Grund für ihre Freude war die Ankündigung der großen Hintersalatblatthausener Frühlingskirmes. Schnell rannte sie nach Hause, um sich ihre Hausspinne zu schnappen, ihr eine Nachricht auf den Rücken zu kleben und sie zur KatastroFee Avery zu schicken. »Das wird eine Freude«, lachte sie und tanzte vergnügt auf ihrer Wiese.

 

Avery war schon früh da. Die kleine Hexe konnte sich noch nicht recht entscheiden, was sie denn nun anziehen solle, schließlich wollte sie ja am Abend beim Tanz die Schönste sein. Nach langem Hin und Her entschied sie sich für ein pinkes Sommerkleidchen, das ihre Figur recht betonte.

Die KatastroFee hob den Daumen und lachte: »Ja, so kannst Du gehen. Die Jungs werden sich um dich reißen.«

Man wartete noch auf die winzig kleine DäMone. Sie kannte sowas nicht und war gespannt wie ein Regenschirm, was es dort alles zu erleben gab. Und als sie endlich erschien, marschierten die drei lustiger Dinge in den Ort.

Auf dem Rummelplatz herrschte schon buntes Treiben, Karussells drehten sich, Kinder rannten lachend kreuz und quer herum, aus dem Festzelt ertönte laute Blasmusik, Gläser klirrten und alle lachten und tanzten. Die kleine DäMone war begeistert! So etwas hatte sie noch nie erlebt. Sie flog von einem Stand zum anderen, fuhr auf diversen Karussells mit und konnte von allem nicht genug bekommen. Die Hexe Jen sowie KatastroFee Avery gönnten sich eine meterlange Bratwurst, die sie mit Genuss verspeisten. Natürlich durfte auch Herr Freundlich, der Briefträger und Oberschlauchführer der nicht-ganz-freiwilligen Feuerwehr von Hintersalatblatthausen, nicht fehlen. Nach einer großen Pommes mit reichlich Majo ging er geradewegs auf den Stand mit der Zuckerwatte zu und kaufte sich auch sogleich eine. Wie von einem Magneten angezogen raste die kleine DäMone auf Herrn Freundlich zu, der gerade herzhaft in seine Watte biss. Sie sah zu verlockend aus, und so sauste sie direkt in die süße Wolke hinein. Und da saß sie nun in der Falle! Sie klebte fest. So sehr sie auch daran zerrte und zappelte, sie konnte sich nicht befreien. Avery, die das Ganze beobachtet hatte, erschrak, denn just in diesem Augenblick biss Herr Freundlich abermals in die Zuckerwatte, und zwar genau dort, wo sich die kleine DäMone befand.

»Oh je«, jammerte die DäMone und schon war sie im Mund vom Oberschlauchführer verschwunden.

Dann rutschte sie die Speiseröhre entlang direkt in seinen Darm.

»Pfui Teufel, das stinkt ja hier«, maulte sie.

Da hockte sie nun in der dunklen, stinkenden Höhle. Wäre sie bloß nicht so gierig gewesen, dann wäre das alles nicht passiert.

Die kleine Hexe und Avery rannten auf Herrn Freundlich zu, packten ihn an der Kehle und riefen: »Spucken Sie sofort die kleine DäMone wieder aus!«

Der arme Freundlich wusste gar nicht, wie ihm geschah. Nach und nach erzählten die beiden ihm, was geschehen war. Herr Freundlich war entsetzt und natürlich sofort zur Rettung der Kleinen bereit. Das verstünde sich von selbst, erklärte er den beiden. Die kleine Hexe Jen hatte auch schon das passende Rezept. Sie nahm Herrn Freundlich mit zu sich nach Hause und gab ihm einen Sud aus Abführpilzen. Herr Freundlich nahm einen großen Schluck und nach kurzer Zeit grummelte es in seinem Bauch.

»Oha, jetzt aber fix aufs Klo«, bekam er noch so gerade heraus.

Avery und Jen lauschten vor der Badezimmertüre. Es grummelte und rumpelte, eine übelriechende Duftwolke kam unter der Türe hindurch, sodass die beiden sich die Nase zuhalten mussten. Dann gab es ein Krachen und ein lautes Stöhnen, alles flutschte ihm hinten raus. Auch die kleine DäMone wurde durch den Darm nach draußen gespült und plumpste in ein Sieb, das die kleine Hexe zur Sicherheit über den Abfluss gelegt hatte. Kreidebleich stand Herr Freundlich vor dem Klo, aus dem die kleine DäMone mit größter Mühe krabbelte.

»Mann, sehe ich heute wieder beschissen aus«, sagte sie zu sich selber.

Die kleine Hexe und Avery sahen sich an und mussten plötzlich so laut lachen, dass sich selbst Herr Freundlich vor Lachen nicht mehr halten konnte.

Nach der gründlichen Reinigung der kleinen DäMone, beschloss man, noch mal zum Festplatz zu gehen. Im Zelt war die Stimmung auf dem Siedepunkt und die kleine Hexe tanzte sich an diesem Abend die Füße wund. Aber der erste Tanz gehörte dem Oberschlauchführer. Den hatte er sich redlich verdient.

 

 

Das Weihnachtspäckchen

Schnaufend und stöhnend näherte sich der Paketbote Freundlich dem Häuschen der kleinen Hexe Jen. Jeden Tag schleppte er mehrere Pakete zu ihr hin. Kaum klopfte er an ihre Türe, rannte sie freudestrahlend auf ihn zu, bat ihn herein und bot ihm gleich einen Kräutertee an, nach Art des Hauses. Gerne nahm Herr Freundlich die Einladung an und knabberte genüsslich ihre Kekse die sie ihm ebenfalls dazu stellte. »Ich packe noch fix ein paar Geschenke ein, die können sie dann gleich mitnehmen.«

Ihre beste Freundin, die KatastroFee Avery, war emsig dabei, Pakete zu verschließen und sie hübsch mit Geschenkpapier einzuwickeln. Dann noch ein Schleifchen drum und fertig war das Paket. Das wiederholte sich noch ein paar Mal, denn ihre Hexenverwandtschaft war recht groß. Auch die winzig kleine DäMone war mit dabei, doch hatte sie nur wieder Unfug im Sinn. Neugierig, wie sie war, krabbelte sie an einem der Pakete hoch und schaute, was da wohl drin sei. Sie stellte sich auf den Rand, verlor den Halt und plumpste in das Päckchen, das Gott sei Dank mit Holzwolle ausgepolstert war. So landete sie recht weich und schaute sich erstmal um. Avery schnappte sich das Paket, verklebte es, wickelte es in Geschenkpapier ein, noch das Schleifchen drum und fertig! Ab zu den anderen.

»So, wir wären so weit«, sagte Jen.

Herr Freundlich erhob sich, packte alle Pakete in einen großen Sack und machte sich auf den Weg zum Postamt.

Die kleine DäMone war so damit beschäftigt, nach dem Inhalt zu suchen, dass sie gar nicht merkte, was mit ihr geschah. Sie öffnete eine der Verpackungen und knabberte fröhlich am Lebkuchen, der sich dort drinnen befand. Dann ging es weiter mit Spekulatius und dann noch Dominosteine. Die kleine DäMone war in kürzester Zeit kugelrund und ließ sich ermattet in die Holzwolle fallen, wo sie rasch einschlief.

 

Unterdessen suchten die KatastroFee Avery und die kleine Hexe Jen verzweifelt das ganze Haus nach ihr ab. Doch nichts - sie war spurlos verschwunden. Da die beiden die DäMone ja inzwischen gut kannten, vermuteten sie, dass sie in einem der Pakete steckte, also machten sie sich auf den Weg ins Postamt. Es war kurz vor Feierabend, als sie dort eintrafen. Herr Freundlich wollte schon gehen, da stürmten die beiden herein. Sie erklärten ihm die Lage und auch seinem Vorgesetzten, der dann beschloss, alle Päckchen zu öffnen, bis man die kleine DäMone endlich fand. Das gab ein Chaos! Überall lag Weihnachtspapier herum und die Schleifchen flogen nur so durch die Gegend. Bis auf eines hatte man alle geöffnet, aber keine Spur von der DäMone. Die kleine Hexe schnappte sich das letzte Paket, öffnete es, und da lag sie. Schlief selig und hielt sich ihr dickes Bäuchlein fest. Die kleine Hexe schüttelte heftig das Paket, so dass sie herauskugelte, sich verdutzt umsah und schelmisch grinste.

»Na, da haben wir ja die Ausreißerin«, lachte der Leiter des Postamtes. »Herr Freundlich, Sie kümmern sich darum, dass das hier wieder alles in Ordnung kommt.« Herr Freundlich zog ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter, doch die kleine Hexe sorgte dafür, dass auch die DäMone ordentlich mithalf, das Chaos wieder zu beseitigen. Zum Dank lud ihn die kleine Hexe Jen zu einer deftigen Pilzpfanne ein, die sich gewaschen hatte. Die kleine DäMone saß auf dem Tellerrand und schaute grinsend zu, bis sie den Halt verlor und schwupps auf seinem Löffel landete.

»Haaalt!«, schrie Jen, »Nicht schon wieder. Das hatten wir erst neulich.«

 

 

Das Weinfest

In den kleinen Dörfchen, in dem die kleine Hexe Jen lebte, ist das Highlight des Jahres sicher das alljährliche Weinfest. Doch dieses Mal musste es ohne die kleine Hexe stattfinden. Sie und ihre beste Freundin, die KatastroFee Avery, hatten sich beim Nacktbaden im See eine schlimme Erkältung zugezogen. Da sie der winzig kleinen DäMone aber versprochen hatten, ihr das alles mal zu zeigen, baten sie den Oberschlauchführer und Ortsbriefträger Herrn Freundlich, sie doch auf das Fest zu begleiten. Alleine wollten sie die kleine DäMone nicht gehen lassen, denn sie wussten, dass sie wieder irgendeinen Unfug anstellen würde.

Pünktlich um 12 Uhr stand Herr Freundlich wie aus dem Ei gepellt vor dem kleinen Hexenhäuschen und holte die kleine DäMone ab. Hexe Jen hatte sie nett zurechtgemacht, so dass man sie durchaus vorzeigen konnte.

»Passen Sie ja gut auf die Kleine auf«, mahnte die Hexe Jen.

»Keine Sorge, ich werde das Kind schon schaukeln«, grinste Herr Freundlich.

Dann nahm er die DäMone an der Hand und lief eiligst zum Festplatz, wo schon allerlei Trubel herrschte.

 

Überall gab es Stände, an denen man den besten Wein des Landes verköstigen konnte, Fressbuden mit Köstlichkeiten, dass einem das Wasser im Munde zerfloss. Und für die Kleinen jede Menge Karussells. An einem blieb Herr Freundlich stehen, setzte die kleine DäMone in einen Polizeiwagen, gab dem Karussellbetreiber 100 Euro und sagte ihm, er solle sie so lange fahren lassen, bis er wiederkäme. Herr Freundlich blieb noch eine Weile stehen, bis sich das Karussell zu drehen begann, winkte der DäMone noch einmal zu und machte sich schleunigst auf den Weg zum Weinstand.

Er steuerte direkt auf den ersten Stand zu. Der Verkäufer fragte ihn, wie viele Wertmarken er denn möchte. Da der liebe Herr Freundlich als streng gläubiger Bacchusjünger bekannt war, fackelte er nicht lange und kaufte gleich die ganze Trommel. Er trank ein Glas nach dem anderen. Er konnte sich kaum noch auf den Beinen halten und merkte gar nicht, wie die Zeit verging. Bis ihn der Karussellbetreiber auf die Schulter klopfte und ihm die kleine DäMone zurückbrachte. Sie war ganz grün im Gesicht vom vielen im Kreis fahren und musste sich auch prompt übergeben. Direkt auf seine neuen Lackschuhe. Irgendwie schaffte es Herr Freundlich sich auf den Beinen zu halten und torkelte zusammen mit der kleinen DäMone heimwärts zum Häuschen der kleinen Hexe. Als sie die beiden kommen sah, gab es ein Riesengebrüll. Herr Freundlich bekam ordentlich was mit dem Besen übergezogen und zog wie ein geprügelter Hund ab. Die kleine DäMone musste sich noch diverse Male übergeben, bevor sie von der kleinen Hexe Jen ins Bett gesteckt wurde.

 

 

Vermisst

Herr Freundlich, der liebenswerte, wenn auch tollpatschige Postbote von Hintersalatblatthausen, schaute traurig auf den Postkasten der kleinen Hexe. Über- und übervoll mit Briefen, doch niemand, der sie herausnimmt. Dabei freute sich die kleine Hexe immer über Post und wenn es auch bloß Werbung war. Doch seit Monaten nichts, bald bekommt er keinen Brief mehr in den Kasten. Und auch rund um ihr kleines Hexenhäuschen wuchert Unkraut, wohin man auch sieht und ihr schöner heiliger Rasen schießt mächtig in die Höhe. Was hatte sie immer ein Palaver um ihren Rasen gemacht. Jeder Grashalm war exakt gleich lang, da legte sie großen Wert drauf. Im Hexen Journal belegte sie regelmäßig den ersten Platz. Wenn die Jury ihren Rasen jetzt sehen würde. Ohweia, dachte Herr Freundlich still.

Neugierig, wie er nun mal war, betrat er das Anwesen der kleinen Hexe und wagte einen Blick durchs Fenster, doch konnte er niemanden sehen. Natürlich machte er sich Sorgen. Wo mag sie sein? Was ist bloß geschehen? Sie hätte ihm doch Bescheid gegeben, wenn sie auf Reisen gegangen wäre. Draußen auf dem Tisch, wo er so manches mal mit der kleinen Hexe saß und ein Gläschen von ihrem köstlichen Pilzschnaps trank, erblickte er eine Tasse Kaffee, die noch dampfte. Als er hineinschaute, sah er, dass dort ein Pfefferminzblatt schwamm, auf dem die klitzekleine DäMone lag und sich von der Sonne bräunen ließ.

»Was machst du da?«, maulte er die DäMone an. »Willst Du nicht mal den Rasen mähen? Der hat es bitter nötig!«

Doch die kleine DäMone streckte ihm kackendreist ihren Mittelfinger entgegen.

»Also so eine Frechheit!«, polterte er los. »Das werde ich der lieben Hexe Jen erzählen.«

Sprach’s und marschierte Richtung Gartentor.

»Hm«, dachte die klitzekleine DäMone, »eigentlich hat der Kerl ja Recht. Hier sieht es aus wie bei Hempels unterm Sofa.« Der Rasen seit Monaten nicht gemäht, die getrockneten Pilze hingen ebenfalls schon etliche Zeit über der Leine; längst sind sie vertrocknet und nicht mehr verwendbar. Und wie es in der Stube aussah... so konnte es nicht bleiben! Also beschloss sie, das Ganze zu ändern. Auch die kleine DäMone vermisste die Hexe doch sehr, war sie einfach ohne ein Wort verschwunden. Das nahm sie ihr übel, aber wenn sie wiederkäme, sollte sie in ihre gewohnte Stube zurückkehren, sauber und ordentlich, wie sie es liebte.

Da es mittlerweile schon Herbst war und der Rasen über und über mit Laub bedeckt war, hatte sie eine Handvoll zu tun. Da sie sehr klein war, konnte sie es kaum bewältigen. Während sie im Schweiße ihrer Füße am Schuften war, betrat Briefträger Freundlich das Anwesen. Er hatte die kleine DäMone ackern sehen und beschlossen ihr zu helfen.

»Hey DäMone«, rief er und zeigte stolz auf seine neueste Erfindung.

»Wow, was ist das denn für ein Hammerteil?«, staunte die DäMone.

»Ich nenne es Rasenmählaubaufsammelmaschine«, strahlte er stolz und setzte sich sogleich auf das Ding und legte los.

Die kleine DäMone hatte einen diebischen Spaß und hüpfte wie wild umher. Ruckzuck war das Laub entfernt und der Rasen auf seine gewohnte Länge. Die kleine DäMone hätte nach ihrer Rechnung 128 Jahre und drei Monate für diese Arbeit benötigt.

»Mensch Freundlich«, sagte sie grinsend, »Du bist ja gar nicht so ein Piesepampel wie ich dachte.«

Herr Freundlich schaute kurz ein wenig streng, dann lachte er und setzte sich draußen an den Gartentisch und genoss einen kühlen Pilzdrink, den ihm die kleine DäMone kredenzte.

»So, jetzt kann die kleine Hexe wiederkommen«, sagte er ein wenig bedröppelt.

»Tja, schön wäre es«, fügte die kleine DäMone noch hinzu.

 

Zitrus Maximus

Noch immer quoll der Postkasten der kleinen Hexe über, sodass kaum noch ein Brief hineinging. Der Postzusteller Freundlich ärgerte sich darüber sehr. Wozu ist denn wohl die kleine DäMone da? Doch das faule Luder bewegte sich nicht.

»Der werde ich jetzt mal den Marsch blasen«, dachte sich Herr Freundlich, öffnete die Gartenpforte und trat ein.

Hinterm Hexenhäuschen hörte er ein sonores Brummen. Neugierig, wie er nun mal war, ging er ums Haus und traute seinen Augen kaum. Über den feinsten englischen Rasen der kleinen Hexe Jen, drehte gemächlich ein Mähroboter seine Kreise. Das wäre ja nun wahrlich kein Grund zum Ärgern, doch auf dem Roboter lag die kleine DäMone lässig mit einem Longdrink und nagte an einem Sandwich. Sie ließ sich die spätherbstliche Sonne auf den Pelz brennen und ihre Beine baumelten links und rechts vom Roboter herunter.

»Ja, das schlägt doch dem Fass den Boden aus!«, maulte Herr Freundlich und schritt eiligen Ganges auf die kleine DäMone zu.

Er räusperte sich so, dass die DäMone auf ihn aufmerksam wurde.

»Ja bist denn Du des Wahnsinns?«, schnauzte er sie an.

Doch die kleine DäMone grinste ihn bloß feist an.

»Willst du etwa mit deinen Beinen in das Schneidewerk des Roboters kommen?«, mahnte er.

Die kleine DäMone streckte ihm die Zunge raus und sagte keck: »Nööö, dann wären ja meine neuen Tätowierungen futsch, die waren teuer.«

Herr Freundlich war außer sich vor Wut. Da meinte er es gut, doch dieses undankbare Ding machte sich nur lustig über ihn.

»Wird Zeit, dass das Fräulein Hexe wiederkommt und hier wieder Disziplin herrscht. Tsss, für Tätowationen hat sie Zeit, aber bloß nicht mal den Postkasten leeren, das ist zu viel verlangt. Na, wenn die Hexe Jen wieder da ist, werde ich ihr aber allerhand erzählen«, grummelte er in sich hinein.

Dann verließ er das Grundstück wieder.

 

Er war gerade dabei, die Türe zu schließen, da hielt eine elegante Limousine vor dem Anwesen. Staunend blieb er einen Moment stehen, denn seine Neugierde war einfach zu groß. Er wollte doch wissen, wer in Hintersalatblatthausen sich einen solchen Wagen leisten konnte. Schließlich wollte er ja was im Dorf zu tratschen haben. Der Chauffeur stieg aus und öffnete die Türe. Er traute seinen Augen nicht, als plötzlich die kleine Hexe Jen aus dem Wagen stieg! Er musste schlucken, so überrascht war er. Es war eine große Freude in ihm, als er sie endlich wiedersah. Auch wenn er doch manchmal übel unter ihr zu leiden hatte. Kaum hatte sie den Wagen verlassen, stieg noch jemand aus. Eine kleine gelbe Gestalt mit dürren Armen und Beinen, seine gelbe Farbe war schon am Verblassen. Entweder hatte er zu lange in der Sonne gelegen oder dieser Typ war steinalt.

Herr Freundlich riss die Gartentüre auf und sagte freudestrahlend: »Frau Hexe, da sind sie ja wieder! Ich, ähm, also wir haben uns große Sorgen gemacht.«

Die kleine Hexe lächelte und sagte: »Nun, bin ich ja wieder da.«

Sie schaute sich um und war zufrieden. Die kleine DäMone hatte wohl alles getan, damit ihr Zuhause ordentlich geblieben ist. Durch die Stimmen angelockt, tapste sie noch immer ein Sandwich futternd heran. Beim Anblick der kleinen Hexe Jen ließ sie es fallen und rannte freudig auf sie zu. Eine lange Umarmung war Pflicht, am liebsten hätte sie die Hexe Jen gar nimmer losgelassen.

»Na, sind das etwa Tränen, Fräulein DäMone?«, grinste Herr Freundlich.

»Ach Quatsch«, antwortete sie, »ich hatte wohl zu viel Chili auf meinem Sandwich.«

Dann musterte sie diese kleine gelbe Gestalt. Er trug einen Panama-Hut und einen weißen Nadelstreifenanzug. Seine Arme und Beine waren spindeldürr. Ein komischer Kauz, dachte sie, was der wohl hier will und wer das wohl sein mag?

Man brachte das Gepäck ins Hexenhäuschen und machte es sich gemütlich bei einem edlen Gläschen Hintertupfinger Jungfernhäutchen.

»So, meine Lieben«, sagte die kleine Hexe, »es wird Zeit, dass ich Euch meinen Begleiter vorstelle.«

Alle waren gespannt, wer denn nun dieser gelbe Kerl ist.

»Das ist der große«, weiter kam die Hexe nicht.

Die kleine DäMone musste laut lachen.

»Wenn der groß ist, was bin ich dann?«

Sie zog sich einen bösen Blick der Hexe zu und sagte ab jetzt besser nichts mehr. »So, nun noch einmal und hoffentlich ohne Unterbrechung«, sagte sie mit ärgerlicher Stimme. »Das ist der große Zitrus Maximus, eine weitgereiste und belesene Zitrone. Er hat mir auf meiner Suche nach der KatastroFee treu zur Seite gestanden, doch leider konnten wir sie nicht ausfindig machen.«

Traurig senkte sie ihren Kopf. Jetzt wussten auch alle, warum sie so lange verschwunden war.

»Der große Zitrus Maximus wird eine Zeitlang Gast in meinem Hause sein«, fügte sie noch dazu.

Die kleine DäMone stemmte beide Arme in die Hüften und grummelte: »Na, das kann ja heiter werden.«

 

 

Der Prahler

Die kleine DäMone hatte es sich im Garten gemütlich gemacht. Sie lag in der Sonne und ließ sich von ihr bescheinen. Eine gut gekühlte Pilzlimonade, die niemand besser machen konnte als die Hexe Jen, stand auf dem Tisch neben ihr. Dazu knabberte sie ein paar Pilzchips, die ebenfalls aus der Hand der Meisterin entstanden waren. Lässig schob sie ihre Sonnenbrille auf die Augen und träumte vor sich hin, als ganz plötzlich ein dunkler Schatten über ihr Gesicht fuhr. Sie schob ihre Brille wieder hoch und vor ihr stand dieser kleine gelbe Fiesling mit einem diabolischen Grinsen im Gesicht.

»Sollst du nicht den Garten pflegen?«, raunte er sie an.

Doch die kleine DäMone ließ sich nicht aus ihrer stoischen Ruhe bringen, streckte ihm die Zunge raus und meinte nur keck: »Nööö«

»Na warte, du Biest«, grummelte er, »Dich werde ich schon noch los, dann bin ich hier der Chef im Hexenhaus.«

Voller Wut im Bauch stampfte er mit seinen kleinen gelben Füßchen los in Richtung Hexenhäuschen, wo die kleine Hexe gerade mal wieder Besuch von Briefträger Freundlich hatte.

Als er das Haus betrat, saßen die beiden bei einer Tasse feinsten Hexentees zusammen und nagten an ihren frisch aus dem Backofen gekommenen Pilzmakronen. Da konnte Briefträger Freundlich gar nicht Nein sagen. Und überhaupt sagte er nie Nein bei den vielen Leckereien, die es bei der kleinen Hexe ständig gab.

»Der ist auch schon wieder da«, murmelte die Zitrone, als er den ungebetenen Gast erblickte.

Dann aber setzte er sein gespieltes Grinsen auf und hockte sich dazu. Um sich interessant zu machen, plauderte er auch gleich los.

»Hab ich euch eigentlich je die Geschichte erzählt, als ich beim Langlauf den finnischen Star Gunde Gieskaanen um Längen schlug?«

Die beiden schüttelten den Kopf. Und dann legte die Zitrone los und log, dass sich die Balken in dem altehrwürdigen Hexenhäuschen nur so bogen. Herr Freundlich, der von Natur aus recht leichtgläubig war, bekam vor lauter Staunen den Mund nicht mehr zu.

»Das ist ja unglaublich, werte Zitrone«, sagte er. »Was Sie alles zu erzählen haben, geht ja auf keine Kuhhaut.«

Die kleine DäMone, die heimlich am Fenster stand und lauschte, schüttelte bloß mit ihrem Kopf. Dass dieser Einfallspinsel Freundlich alles glaubte, konnte sie ja verstehen, aber die kleine Hexe sollte da doch viel schlauer sein.

 

Einen Tag später, der Briefträger Freundlich, die kleine DäMone und Hexe Jen saßen gerade beim Frühstück, als die Zitrone ins Haus trat.

»Da seht, was ich im Walde für uns geschossen habe«, sagte er triumphierend und hielt stolz einen Hasen in die Höhe.

»Mensch«, sagte Herr Freundlich, »was für ein Prachtexemplar.«

Die kleine DäMone kratzte sich am Kinn und sagte schließlich: »Wieso hat er denn schon das Fell abgezogen?«

Die Zitrone kam in Bedrängnis, doch meinte er ganz dreist, er hätte ihn erschossen, als er gerade beim Baden war. Die Hexe Jen nahm den Hasen und legte ihn vorsorglich schon mal in den Hexenkessel, um ihn später ihren Freunden schmackhaft zu servieren. Dann nahm sie die kleine DäMone zur Seite und schaute sie wieder mal mit ihrem berühmten Blick an, den die DäMone nur zu gut kannte.

»Mir gefällt nicht, wie du unseren Gast ständig bloßstellen willst. Er ist in meinem Haus willkommen, merke dir das!«

Ups, das hatte gesessen, doch wer die kleine DäMone kannte, der wusste nur zu gut, dass sie nicht eher Ruhe gab, bis sie diesen Prahler zur Strecke gebracht hatte.

 

 

Das Hexenbuch

Briefzusteller Freundlich, der wieder einmal einen ganzen Sack voller Fanpost zum Hexenhäuschen bringen musste, betrat freudig das Grundstück der kleinen Hexe Jen. Er war schon voller Vorfreude auf einen ihrer schmackhaften Pilzburger, die er so liebte. Doch was musste Briefträger Freundlich da sehen? Die kleine DäMone war gerade dabei, zu versuchen, auf das Fenstersims zu krabbeln, um zu sehen, was sich im Hexenhäuschen abspielte. Ihre Zunge hing aus dem Mund, bei der Anstrengung, das Sims zu erreichen, da wurde sie von hinten gepackt und in die Höhe gezogen. Sie zappelte wie wild, doch alle Mühe war vergebens. Wütend blickte sie in das Gesicht von Herrn Freundlich.

»Na, hör mal«, sagte er, »sowas macht man nicht, man spioniert doch nicht hier rum, du kleines neugieriges Biest!«

»Was gibt es denn da so Spannendes zu sehen?«, fragte er dann doch von Neugier geplagt.

»Das wollte ich ja gerade heraus finden«, maulte die DäMone ihn an.

Dann erzählte sie ihm, dass die kleine Hexe im Wald sei um frische Pilze und Moose zu sammeln und der gelbe Sonderling sei nun alleine im Häuschen.

»Ich glaube ja, er führt was im Schilde«, fuhr sie fort.

»Ach, du siehst Gespenster. Ich finde ihn sehr sympathisch, ein sehr belesener und weit gereister Geselle«, meinte Herr Freundlich und ließ die kleine DäMone wieder zum Boden herab.

»Lasst euch nur alle von ihm blenden, ihr werdet schon sehen«, schimpfte sie lauthals und machte sich davon.

Jetzt wollte es Herr Freundlich aber wissen und warf einen Blick durchs Fenster, was er vorher noch der kleinen DäMone verwehrt hatte. Zuerst konnte er niemanden erblicken. Als er gerade im Begriff war zu gehen, sah er die gelbe Zitrone ins Zimmer kommen. Zitrus Maximus wühlte eilig in den Sachen der kleinen Hexe herum und fluchte wie ein Bierkutscher, als er nicht das fand, wonach er allen Anschein nach suchte. Herr Freundlich kratzte sich verwundert am Kinn und grübelte. Sollte die winzig kleine DäMone doch am Ende recht behalten? Er sollte ihr auf alle Fälle von diesem Vorfall berichten.

Er lief zum Gartentürchen und schwang seinen massigen Körper auf sein Dienstrad, um damit in den Wald zu radeln.

»Na, doch nicht mehr so sicher, was den gelben Miesling betrifft«, hörte er plötzlich eine Stimme sagen.

Er fiel fast vom Rad, so erschrocken war er. Es war natürlich die kleine DäMone die dort auf der Klingel saß und ihn frech angrinste. Herr Freundlich musste kleinlaut zugeben, dass er sich auch nicht mehr so sicher war, nachdem, was er beobachten konnte. Die kleine Hexe war unterdessen dabei, fleißig Pilze zu sammeln. Das tat sie voller Freude und ein lustiges Liedchen trällerte sie auch noch dabei.

»Ihr lieben Pilzlein hüpft in meinen Korb rein«, sang sie fröhlich.

Ihre liebreizende Stimme klang durch den ganzen Wald und so war es für die kleine DäMone und Herrn Freundlich nicht sehr schwer sie rasch ausfindig zu machen. Sie war doch gar sehr überrascht die beiden hier im Walde anzutreffen und schaute sehr verwunderlich drein. Ohne langes Drumherum erzählte der Briefträger, was er durchs Fenster erspähen konnte. Die kleine Hexe grübelte nach, was er wohl da suchen wollte? Doch dann schoss es ihr durch den Kopf: Das Hexenbuch von Tante Eulalia! Sie erschrak. Wenn ihm das in die Hände fiel, wäre sie in der Hexeninnung unten durch und müsste ihren Zauberstab auf ewig an den Nagel hängen. Sie ließ den Kopf hängen bei dem furchtbaren Gedanken.

»Machen Sie sich keine Sorgen, Fräulein Hexe«, sagte Herr Freundlich mit seiner samtweichen Stimme, »Wir lassen Sie nicht im Stich.«

Da waren er und die kleine DäMone sich einig.

»Wir legen dem gelben Ganoven schon das Handwerk.«

 

 

Dr. Allwissend

Seit Tagen plagt sich die kleine Hexe mit massiven Rückenproblemen herum. Mit schmerzverzerrtem Gesicht läuft sie durchs Hexenhäuschen, keine Arbeit mag ihr so richtig Spaß machen. Die kleine DäMone versuchte alles, was in ihrer Macht stand, um der Hexe zu helfen, doch alle Hausmittelchen, die sie so kannte, versagten.

Wie jeden Morgen betrat auch dieses Mal Briefzusteller Freundlich das Anwesen der Hexe. Er bemerkte gleich, dass was nicht stimmte, kam sie ihm doch sonst immer lächelnd mit einem schmackhaften Pilzcocktail oder einem Kaffee entgegen. Als er ins Häuschen trat, hockte Jen auf ihrem Hexenstuhl, den sie einst von Tante Eulalia geerbt hatte, und konnte sich kaum rühren. Besorgt fragte er, ob es sich hierbei um einen Hexenschuss handeln könne.

»Glauben Sie, Herr Freundlich, wir schießen auf unsere eigenen Leute«, sagte die kleine Hexe mit schmerzverzerrtem Gesicht.

Herr Freundlich rieb sich am Kinn, so als ob er überlegen wollte, was es noch für Gründe haben könnte.

»Ich muss im Hexenbuch nachschlagen«, sagte die kleine Hexe.

Sofort machte sich die DäMone auf den Weg, das Buch aus dem Regal zu ziehen, doch Zitrus Maximus kam ihr zuvor. Er schnippte die recht kleine DäMone einfach mit seinem langen dürren Finger weg. Und sofort griff er nach dem Buch, das man nicht gleich als solches erkennen konnte. Doch weil die DäMone es greifen wollte, wusste er nun, welches das magische Zauberbuch nun ist. Die kleine DäMone rappelte sich wieder hoch, nachdem sie unsanft auf dem Boden gelandet war und stemmte wutschnaufend ihre Arme in die Hüften. Der gelbe Widerling unterdessen erzählte, wem und wo und wann er mit seinem Wissen schon alles helfen konnte. Herr Freundlich war beeindruckt und hing förmlich an seinen gelben Lippen. Die kleine DäMone platzte fast vor Wut.

»So ein Dödel«, dachte sie. Er wollte ihr doch helfen, dem Fiesling das Handwerk zu legen und jetzt ?..…

Nachdem er so manche tolle Geschichte vom Stapel gelassen hatte, beschloss er, der kleinen Hexe eine Massage zu verpassen. Das hatte er ja auch schließlich schon beim Kaiser von China erfolgreich praktiziert. Die kleine Hexe war einverstanden und begab sich in ihr Schlafzimmer. Herr Freundlich und die kleine DäMone trotteten hinterher.

»Halt!«, sagte die Zitrone, »Bis hierher und nicht weiter! Ich brauche Ruhe und Inspiration.«

Dann knallte er den beiden die Türe vor der Nase zu. Die beiden schauten sich verblüfft an und wussten keinen Rat, um den gelben Schädling loszuwerden. Die kleine Hexe machte ihren Oberkörper frei und legte sich mit gequältem Gesicht aufs Bett. Kaum lag sie da spürte sie schon die kleinen kalten Hände der Südfrucht auf ihrem Rücken. Die kleinen dürren Fingerchen taten wahre Wunder und das warme wohltuende Öl, was er benutzte, ebenfalls. Der Zitrone gefiel die Massage sehr, hatte er doch ein Auge auf die Hexe geworfen. Er grinste, weil er wusste, dass der Briefträger Freundlich jetzt vor der Türe stand und vor Neid fast zerplatzte. Sein Plan lief gut, bald gehörte ihm das mächtige Zauberbuch und die kleine Hexe nimmt er sich noch dazu.

 

 

Ein böser Traum

Die kleine Hexe, der gelbe Zitrus Maximus und die winzig kleine DäMone hatten am Abend ordentlich gefeiert und dabei das eine oder andere Pilzlikörchen zu viel getrunken, Der Hexe Jen wurde dermaßen übel, dass sie beschloss schon mal ins Bett zu gehen, während Maximus mit der DäMone noch einen nach dem anderen kippten. Nur mit Mühe gelangte Jen die Treppen hoch zu ihrem Schlafgemach. Ohne sich zu entkleiden, warf sie sich aufs Bett und schlief sofort ein. Die listige Zitrone schüttete den Pilzlikör anstatt in sich lieber in den Gummibaum, der direkt hinter ihm stand. So behielt er einen klaren Kopf, während die DäMone immer dichter wurde.

»Ups, alle«, lallte sie und deutete dabei auf die leere Flasche Likör.

»Mooooment, ich weiß wo noch mehr Fusel ist«, sagte sie und torkelte in Richtung Keller, wo die kleine Hexe ihre Schätze aufbewahrte.

Nach einer Weile kam sie wieder hervor und hielt grinsend eine Flasche von Tante Eulalias Hintersalatblatthausener Jungfernhäutchen in der Hand.

»Das ist was ganz spezielles, wenn das die kleine Hexe sieht, killt sie mich auf der Stelle«, stammelte sie.

Was soll ich euch sagen, auch dieser edle Tropfen war im kürzester Zeit vernichtet und die kleine DäMone nun endlich sternhagelvoll. Endlich hatte es der gelbe Widerling geschafft. Er holte ein Pendel aus seiner Schale hervor und hielt es der DäMone vors Gesicht.

»Sag mir, wo das Hexenbuch ist. Sag es mir geschwind«, das wiederholte er ein paar Mal, bis die kleine DäMone in seinem teuflischen Bann war.

»Das weiß nur der Briefträger Freundlich«, antwortete sie automatisch. »Nur er und die kleine Hexe Jen, wissen um die Magie dieses Buches.«

»Verdammt«, fluchte der Gelbe und packte die DäMone und steckte sie in den Firlefanzknast, so nannte die kleine Hexe das Glas, in das sie die DäMone steckte, wenn sie mal wieder frech war. Die DäMone klopfte mit ihren kleinen Fäusten gegen die Glaswand, doch ohne jeden Erfolg, dann legte er den Deckel drauf und sie saß in der Falle.

»Wenn Du nicht mit mir zusammen arbeitest, verwandle ich Dich in eine Weintraube und zerbeiße dich genüsslich«, lachte der Gelbe höhnisch.

Am nächsten Morgen lauerte die gelbe Frucht schon sehnsüchtig auf den Postboten der wie immer pünktlich um 8 Uhr vor dem Haus der kleinen Hexe stand, um ihr die Post zu bringen. Die Hexe Jen war bereits fleißig und hing einige Pilze an ihrer Wäschespinne auf, wo sie sie trocknen ließ. Früh am Morgen war sie schon im finsteren Wald gewesen um die besten zu erwischen.

»Gelb Gelb Gelb sind alle meine Farben, Gelb Gelb Gelb ist alles was ich hab«, sang sie gut gelaunt dabei und bemerkte gar nicht den Postboten. Das nutzte der gelbe Schädling aus und lotste Herrn Freundlich gleich ins Haus.

»Setzen sie sich« sagte er kackfreundlich und reichte ihm eine frisch gebrühte Tasse Kaffee und ein reichhaltiges Frühstück dazu.

Gefräßig, wie Herr Freundlich nun mal war, stopfte er alles genüsslich in sich hinein.

»Sagen Sie, Herr Freundlich, wo befindet sich das Hexenbuch? Die Hexe Jen bat mich, es ihr nach draußen zu bringen«, sagte er mit einem scheinheiligen Unterton.

»Das hat sie auf dem Dachboden in einer alten Truhe versteckt«, sagte Herr Freundlich schmatzend und wischte sich die Erdbeermarmelade aus den Mundwinkeln, nahm noch fix einen großen Schluck Kaffee und machte sich wieder auf den Weg.

»Grüßen Sie mir das verehrte Fräulein Hexe«, lachte er und schwang sich mühsam auf sein Dienstrad.

»Was für ein Dummkopf«, grinste die Zitrone und hielt dabei das Glas mit der DäMone vor sein höhnisch grinsendes Gesicht. Dann stellte er das Glas mitten in die pralle Morgensonne.

»Ich hoffe, es wird dir nicht zu heiß«, sagte er und machte sich auf den Weg zum Dachboden.

Die kleine DäMone hämmerte wie wild mit ihren Fäustchen gegen die dicke Glaswand, doch alle Mühe war vergebens. Sie schaffte es nicht. Auch der Versuch, an der Wand hoch zu krabbeln, scheiterte. Sie rutschte immer wieder ab. So ergab sie sich schließlich in ihr Schicksal und hockte sich entkräftet auf den Boden des Glases. Sollte der Firlefanzknast ihr Ende sein?

Der gelbe Widerling machte sich grinsend auf zum Dachboden. Fix lief er mit seinen spindeldürren Beinen die Stufen empor, um zum Hexenbuch zu gelangen. Hastig durchsuchte er alles, bis er auf eine alte Truhe stieß, die seine Neugierde weckte.

»Da muss es drin sein«, sagte er zu sich selber und versuchte, sogleich die Truhe zu öffnen. Doch so sehr er es auch versuchte, die Truhe ließ sich keinen Spalt öffnen.

»So ein elender Katzendreck«, fluchte Maximus und bekam vor lauter Wut eine knallrote Schale, so dass man ihn für eine Tomate halten konnte.

Wutentbrannt verließ er den Dachboden wieder. Die kleine DäMone, die sein Missgeschick bemerkte, schnitt Grimassen, um ihn noch weiter auf 180 zu bringen.

»Na warte, dir reiß ich die Beine aus, wenn ich das Buch erst habe«, sagte er zornig und machte sich auf den Weg nach draußen, wo die kleine Hexe immer noch fröhlich singend ihre Pilze zum Trocknen aufhing.

»Ähm Fräulein Hexe?«, sagte er mit kackfreundlicher Stimme.

»Ich störe Sie ja nur ungerne bei Ihrer wichtigen Arbeit, aber hätten Sie ein klitzekleines Sekündchen Zeit für den lieben Zitrus?", grinste er höhnisch.

»Aber für Sie doch immer, werter Maximus«, sagte die kleine Hexe in ihrer liebenswürdigen Art.

Arglos folgte sie dem gelben Schädling ins Haus. Kaum hatten sie es betreten, da fiel er Fiesling über die arme Hexe her, riss sie zu Boden und band ihr Arme und Beine zusammen. Die kleine DäMone, die aus ihrem Glasgefängnis alles mitansehen musste, schäumte vor Wut.

»So, Schluss mit lustig!«, sagte die Zitrone. »Ich will das Hexenbuch, aber sofort, sonst reiße ich der DäMone die Beine aus!«

»Der blufft nur«, rief die DäMone, auch wenn sie niemand hören konnte.

Doch dann näherte der Gelbe sich dem Glas, öffnete den Deckel und griff beherzt hinein. Kampflos wollte sich die Kleine nicht ergeben und biss der Zitrone in die dürren Finger. Für einen Menschen wäre dieser Biss nicht schmerzhaft gewesen, doch die Zitrone jaulte laut auf und ließ sie gleich wieder ins Glas fallen.

»Lassen Sie sofort die kleine DäMone los!«, brüllte ihn die Hexe Jen an.

Doch der Widerling lief jetzt zur Höchstform auf, packte sich das Glas und stellte es auf den Ofen, der schon ordentlich vorgeheizt war. Die kleine Hexe erschrak bei dem Anblick. Das konnte sie nicht geschehen lassen und rief verzweifelt: »Halt! Stop! Ich verrate ihnen, wie Sie die Truhe öffnen können.«

»Ha, ha, endlich bin ich meinem Ziel nahe«, grinste der Widerling höhnisch.

»Holen Sie zuerst die kleine DäMone aus dem Glas, sonst können Sie sich das Hexenbuch abschminken«, brüllte ihn die Hexe zornig an.

Nur sehr zögernd folgte der gelbe Unhold der Aufforderung, doch gab er letztendlich nach. Wenn er erst das Buch hätte, so dachte er, dann könne er immer noch entscheiden, was er mit den beiden anstellen könnte. Die kleine DäMone war schon mächtig ins Schwitzen gekommen und sah es nicht ungern, dass die Zitrone das Glas von der Herdplatte schob.

Herr Freundlich, der auch an diesem Morgen die Post austrug, stieg fröhlich pfeifend vom Rad und kramte die Post heraus, die für die Hexe Jen bestimmt war. Dann schritt er durch das Gartentörchen und latschte auf das Hexenhäuschen zu. Neugierig, wie er von Natur aus war, warf er einen Blick durchs Fenster. Hatte er doch schon mal dabei die kleine Hexe fast nackt erblicken können, als sie aus dem Bad kam. Doch was er dieses Mal zu sehen bekam, erfreute ihn so gar nicht. Der gelbe Mistkerl bedrohte die Hexe sowie die kleine DäMone. Da musste er handeln. Obwohl er es der DäMone ein wenig gönnte, war sie doch immer so rotzfrech zu ihm.

Hexe Jen hatte inzwischen die Truhe nach unten geschleppt und versuchte sich daran zu erinnern, wie der Zauberspruch denn noch lautete, doch in der Aufregung hatte sie ihn glatt vergessen.

»Haferbrei und Spiegelei dreimal schwarzer Kater!«

Die Truhe öffnete sich nicht. Die kleine Hexe versuchte noch etliche andere Zauberformeln, doch keine war die richtige.

Die gelbe Zitrone wurde allmählich ungeduldig und schnauzte die Hexe an: »Du hast noch einen Versuch, dann schmort die DäMone.«

Die kleine Hexe konzentrierte sich und sprach ihre letzte Zauberformel.

»Burger, Pizza, Spiegelei - Hexenbuch sei endlich frei.«

Es herrschte Stille, dann sprangen die Verschlüsse der Truhe auf. Erleichtert setzte sich die Hexe Jen in ihren blauen Ohrensessel. Auch die kleine DäMone musste sich erstmal setzen und rutschte am Glasrand entlang, bis sie auf dem Boden ankam. Weil dieser schon recht heiß war, sprang sie mit einem lauten Schrei wieder auf und hielt sich ihren Hintern fest. Diesen Moment nutzte der wackere Postler, um sich mit einem wilden Schrei auf die Zitrone zu stürzen, die gerade im Begriff war, sich das Buch zu schnappen. Er war völlig überrumpelt und ließ es sofort wieder fallen. Es kam zu einem spannenden Kampf zwischen Postbote und der Zitrone. Der Gelbe war schnell und wendig, Postbote Freundlich dagegen bräsig und langsam. Jeder war mit einem Küchenmesser bewaffnet und man fuchtelte sich damit gegenseitig vor der Nase herum.

Diesen Moment nutzte die Hexe. Sie ergriff ihr langes Brotmesser und schlug zu. Die Zitrone wurde in zwei Hälften geteilt. Und aus den Hälften kullerte eine kleine Brombeere, die sich verdutzt umschaute. Die Hexe Jen und Herr Freundlich sahen sich ungläubig an. Die große Zitrone war in Wirklichkeit eine Brombeere, die sich nur als Zitrone ausgegeben hatte. Herr Freundlich fackelte nicht lange, schnappte sich die Beere und stopfte sie sich in den Mund. Die kleine Hexe musste laut lachen und schaute ihn aus verliebten Kalbsaugen an. Sie kam auf ihn zu und zog ihn an sich ran, dann näherte sich ihr Mund dem seinen......

»Aufstehen Waldemar, Dein Dienst fängt gleich an«, sagte Mutter Freundlich zu ihm.

Er schaute sich ungläubig um... Hatte er das alles bloß geträumt?

ENDE


P.S.

»Ähm... hallo, könnte mich vielleicht jemand mal aus diesem verdammten Glas holen?! Ich brauche Salbe. Mein Poppes brennt«, maulte die kleine DäMone.

 

Der TÜV und andere Katastrophen

Das kleine Hexenhäuschen wurde friedlich von der Sonne beschienen und die kleine Hexe war wie immer damit beschäftigt, neue Formeln und Rezepte zu testen. Auch die kleine DäMone tat das, was sie immer machte, nämlich nichts oder dummes Zeugs. Und auch der Postzusteller Herr Freundlich brachte wie immer, so auch an diesem Tage, die vielen Fanbriefe zum Hexenhäuschen. Er liebte seinen Job, denn beim Metzger bekam er immer ein Stück Wurst für lau, beim Bäcker immer eine Semmel und bei der Hexe Jen stets einen Pilzlikör, den er besonders liebte.

Die kleine DäMone hockte auf dem Eingangstürchen und fragte ihn voller Neugierde: »Naaa, was für mich dabei?«

»Nö, alles für das verehrte Fräulein Hexe«, sagte Herr Freundlich.

Er stellte sein Rad an die Wand und warf einen Blick auf den Besen der Hexe. Dabei fiel ihm auf, dass die TÜV-Plakette abgelaufen war. Das musste er sofort dem Fräulein Hexe mitteilen. Nicht, dass sie noch Ärger deswegen bekäme. Sie kam gerade mit einem Fläschchen Pilzlikör aus dem Haus, als er ihr die Nachricht überbrachte.

»Ach, du liebe Güte«, sagte sie mit bedrückter Stimme, »das habe ich total verschwitzt, ich muss da gleich hin, sonst entzieht mir der örtliche Hexenbesenverein noch die Fluglizenz.«

Gesagt, getan. Flugs schwang sie sich auf ihren Besen und verschwand in Richtung Hintersalatblatthausener Innenstadt, wo sich der TÜV befand.


Die kleine DäMone unterdessen hatte die prima Idee, sich nützlich zu machen, was nicht immer, besonders in ihrem Fall, eine gute Idee war. Sie wusste, dass die kleine Hexe immer um diese Zeit in den Wald ging, um frische Pilze zu suchen, die sie für Likör, ihrem legendären Süppchen oder einem leckeren Ragout verarbeiten wollte. Also schnappte sie sich kurzerhand ihr Körbchen und stiefelte in den Wald. Sie zupfte fröhlich die Pilze aus dem Boden, grad wie es ihr gefiel, und schon bald hatte sie den ganzen Korb bis oben hin voll, so dass sie ihn kaum noch schleppen konnte.

Die kleine Hexe, inzwischen am Ziel angekommen, gab mit ängstlichem Blick ihren Besen zur Inspektion dem Besenmeister Sander in die Hände. Er warf ein prüfendes Auge auf das gute Stück und meinte mit strengem Blick: »Die Plakette ist aber schon gut drei Monate abgelaufen, eigentlich muss ich das melden.«

»Ach, guter Mann«, sagte die kleine Hexe zaghaft und öffnete fix noch einen Knopf ihrer Bluse, »können Sie nicht ein Auge zudrücken? Ich hatte so viel um die Ohren, dass ich das glatt vergessen hatte.«

Der Besenmeister hatte nur noch den Blick für das Dekolleté der Hexe und nickte wortlos. Er schaute sich ihren Besen von allen Seiten an, prüfte dies und das, und dann der erlösende Satz.

»Alles in Ordnung, Fräulein Hexe, Sie bekommen die neue Plakette.«

Die kleine Hexe war erleichtert und bedankte sich tausendmal, dann schwang sie sich elegant auf ihren Besen, ihr Minirock rutschte dabei hoch und gab einen herrlichen Blick auf ihre schlanken Beine frei. Besenmeister Sander stieß einen Pfiff bei diesem Anblick aus. Dann verschwand sie auch wieder in den sommerlichen Nachmittagshimmel.


Die kleine DäMone hatte in der Zwischenzeit alle ihre Pilze verarbeitet und gönnte sich in ihrem Ohrensessel ein klitzekleines Päuschen. Dabei bemerkte sie gar nicht, dass der Postbote Freundlich das Haus erneut betrat. Er hatte seine Runde beendet und wie immer gönnte er sich einen Absacker bei der Hexe auf seinem Weg nach Hause. Da die Hexe nicht da war, die DäMone lauthals am Schnarchen war, ging er zum Schrank und kredenzte sich ein Gläschen. Er wusste ja, wo alles stand. Kaum hatte er das Glas geleert, da wurde ihm übel. Sein Gesicht lief blau an und wechselte dann in ein neongrün, bevor er schließlich steingrau wurde. Herr Freundlich öffnete den obersten Knopf seines Hemdes und japste nach Luft. Genau in diesem Moment flog die Hexe Jen herbei und sah bereits im Anflug, dass da was nicht stimmte. Der Postbote war bereits zur Seite weggekippt - es wurde Zeit zu handeln. Fix rannte sie zum Hexenschrank, griff ein kleines Fläschchen, das ihr mal Tante Eulalia geschenkt hatte und flößte es Herrn Freundlich ein. Dieser öffnte sofort danach die Augen und schaute sich verdutzt um. Die kleine Hexe war erleichtert, das war knapp und hätte ins Auge gehen können. Die Hexe Jen entschuldigte sich vielmals für diesen Zwischenfall und Herr Freundlich marschierte auf wackligen Beinen nach Hause.

Die kleine DäMone, die durch den Lärm erwachte, beichtete der kleinen Hexe alles und wurde wieder mal in das Glas gesteckt, wo sie über Nacht über ihre Missetaten nachdenken konnte.

 

Der (Alp) Traumurlaub

Herr Freundlich freute sich, wie immer wenn er Feierabend hatte, auf sein wohlverdientes Mittagessen. Mama Freundlich kochte aber auch zu gut, besonders ihre mit Kohl gefüllten Kohlrouladen. Sie hatte ihren Sohn auf Diät gesetzt, hatte er doch in letzter Zeit arg zugenommen. Dem lieben Herrn Freundlich kam der Kohl schon aus den Ohren, aber der Hunger triebs rein. Zuhause angekommen stellte er sorgsam sein Dienstrad in den Keller und wuchtete sich die Treppen zu ihrer Wohnung hoch, wobei er das Gefühl hatte, es würde jeden Tag eine Stufe mehr. Oben angekommen schnaufte er erstmal durch, bevor er die Türe öffnete und eintrat.

»Mahlzeit Mama, ich bin da«, sagte er mit schwerer Stimme.

»Ich hab es gehört, mein Jung«, antwortete sie. »Wasch Dir die Hände und komm zu Tisch, Essen ist fertig!«

Herr Freundlich hatte es nicht leicht, denn was Mama sagte, war Gesetz. Also latschte er zuerst ins Bad, wusch sich Hände und Gesicht und begab sich dann zu Tisch. Mama Freundlich legte ihm noch ein Kleckertuch um den Hals, dann kam das Essen.

»Puh, schon wieder Kohl«, maulte er.

»Guck Dich mal an. Wird Zeit, dass Du abnimmst, Dich schaut ja kein Mädchen an«, gab sie ihm als Antwort.

»Dem Fräulein Hexe gefalle ich so, wie ich bin«, sagte er.

»Das ist kein Umgang für Dich, hab ich Dir schon zig mal gesagt, so und nun iss, sonst wirds kalt.«

Nach dem er den Teller ratzeputz leer gegessen hatte, lehnte er sich zurück und genoss Mamas Pudding, der ausnahmsweise mal keinen Kohl enthielt. Mama Freundlich schaute zufrieden auf den leeren Teller und knallte ihm einen Brief auf den Tisch.

»Der ist für dich Junge.«

»Hm, was mag das denn sein?«, grübelte er, doch Mama nahm ihm die Vorfreude.

»Du hast beim Preisrätsel eine Reise gewonnen!«, antwortete sie.

»Schon mal was vom Briefgeheimnis gehört, Mama?«, sagte er verärgert.

»Ich bin Deine Mutter und darf das, basta!«, war ihre Antwort.

Herr Freundlich holte das Schreiben heraus und las es aufmerksam durch.

»Mensch Mama, ich habe eine Reise mit dem Traumschiff gewonnen«, strahlte er.

»Mit dem Silbereisen als Kapitän? Soweit kommts noch. Den Kerl mag ich nicht. Da gehst Du mir nicht an Bord, wer weiß wo der Dich hin schippert.«

»Mensch Mama, der ist doch bloß Schauspieler, in echt ist da ein richtiger Kapitän.«

Nachdem er seiner Mama das alles mühsam erklärt hatte und ihr damit alle Illusionen raubte, gab sie schließlich ihr OK.

»Wen nimmst du denn da so mit?«, fragte sie mal vorsichtig bei ihm an.

»Ich denke, dass ich das Fräulein Hexe fragen werde«, sagte er.

Falsche Antwort! Mama Freundlich war den ganzen Tag schlecht gelaunt und schickte ihren Sohn ohne Abendessen ins Bett, was sowas wie die Höchststrafe für ihn war.


Am nächsten Morgen machte er sich mit knurrenden Magen auf den Weg zum Hexenhäuschen, wo die kleine DäMone gerade dabei war ihr neues Reittier auszutesten. Die Hexe Jen hatte sich eine Katze zugelegt und an ihrem Fell klammerte sich die DäMone fest und trieb das arme Tier kreuz und quer über das Grundstück. Gerade als Herr Freundlich das Anwesen betrat, huschte sie durch seine Beine, so dass er sich erstmal lang machte und den größten Teil seiner Briefe über den Rasen verteilte. Fluchend hob er sie auf und schwor der kleinen DäMone übelste Rache. Seine ganze Wut war vergessen, als die Hexe Jen aus ihrem Häuschen trat und ihn mit einem Pilzlikörchen begrüßte. Ihr strahlendes Lächeln ließ alle aufgestauten Aggressionen im Nu verschwinden. Sie setzten sich zu einem kleinen Plausch auf die Bank vorm Haus.

Nachdem der Likör sein Inneres erwärmt hatte legte er los: »Liebes Fräulein Hexe, ganz besonders liebes Fräulein Hexe, ich hätte da mal ein Anliegen. Ich habe beim Preisrätsel eine Traumschiffreise gewonnen und wollte Sie nun fragen, ob Sie vielleicht, eventuell diese Reise mit mir, also wir beide...«

»Ja, wollen wir!«, fiel ihm die kleine DäMone ins Wort.

»Wer hat Dich denn gefragt? Du bleibst natürlich hier!«, sagte Herr Freundlich verärgert.

»Also, Herr Freundlich, das überrascht mich aber jetzt. Ich wollte immer schon mal eine Schiffsreise machen«, sagte die kleine Hexe ein bisschen verlegen. »Ich würde mich sehr darüber freuen.«

Herr Freundlich strahlte über das ganze Gesicht. Er würde mit seiner heimlich Angebeteten eine Reise über alle sieben Meere machen. Nur wie bringt er das bloß Mama Freundlich bei?


Endlich, Herr Freundlich hüpfte gut gelaunt aus seinem Bett, riss sich den FC Bayern Schlafanzug vom Leib und sprang fix unter die Dusche. Gleich war es soweit, die Reise konnte beginnen. Die Leute vom Preisrätsel wollten einen Wagen schicken der sie direkt zum Traumschiff bringen sollte. Frisch geduscht, gekämmt und parfümiert begab sich Herr Freundlich nach unten, wo bereits seine Mama auf ihn wartete. Um einen größeren Konflikt aus dem Wege zu gehen, musste er Mama mitnehmen, lief er doch sonst Gefahr enterbt zu werden.

»Ich hab uns lecker Kohlrouladen gemacht und Bütterkes eingepackt«, strahlte Mama Freundlich übers ganze Gesicht.

»Mama, wir sind auf dem Traumschiff, da gibt es alles was man sich nur wünschen kann«, antwortete er. »Und wenn ich noch eine Kohlroulade essen, schwebe ich vermutlich über den Boden, bei all den Gasen die sich im Gedärm bilden.«

»Pappalapapp, du wirst mir noch dankbar sein, Junge. So und nun trag die Koffer raus, Kapitän Silbereisen, wartet sicher schon auf uns.«

Herr Freundlich wollte noch was dazu sagen, ließ es aber dann doch besser bleiben.


Im Hexenhäuschen herrschte unterdessen entspannte Ruhe. Die kleine Hexe hatte bereits am Vortag alles sorgfältig gepackt, trank in Ruhe noch ein Pilzlikörchen und wartete geduldig auf den Wagen, der sie abholen sollte.

»So, Fräulein«, sagte sie mit strenger Stimme zur kleinen DäMone, »Du machst mir hier keinen Kummer. Nicht dass, wenn ich wieder komme, hier alles in Schutt und Asche liegt. Und hetze die Katze nicht den ganzen Tag durch die Gegend.«

Die kleine DäMone nickte brav und dachte überhaupt nicht daran hier alleine zurück zu bleiben. Ihre geringe Größe konnte von großem Nutzen für sie sein.


Herr und Mama Freundlich standen noch eine Weile vor dem Haus, als endlich der Kleinbus vorfuhr. Der Fahrer, ein hagerer Typ mit buschigem Bart und wirr vom Kopf stehenden Haaren, sprang heraus, setzte seine Chauffeurmütze auf und packte alle Koffer in den Wagen.

»Na, das nenne ich mal Service!«, strahlte Mama Freundlich.

»Mein Name ist Fizzy Puschmuck und ich heiße Sie im Namen der Reederei herzlich Willkommen!", sagte der Fahrer. »Wir fahren jetzt noch zum Hexenhäuschen und dann geht es auch gleich los zum Schiff.«

Bei dem Wort Hexenhäuschen verschlechterte sich die Laune von Mama Freundlich deutlich. Dass diese Person mitkam, missfiel ihr sehr. Was hatte ihr armer Waldemar doch unter ihr schon leiden müssen.

Die kleine Hexe stand vor dem Tor ihres Häuschens und hielt Ausschau nach dem Wagen. Endlich tauchte er in der Ferne auf. Die Hexe sprang vor Freude in die Luft. Diesen Moment machte sich die kleine DäMone zunutze. Sie hüpfte in die Tragetasche und verkroch sich im Kulturbeutel der Hexe. Das hätte geklappt. Freudig rieb sie ihre kleinen Hände und freute sich auf Sonne, Strand und Palmen.

Als der Wagen hielt, sprang Fizzy wieder aus dem Wagen, setzte seine Mütze auf und nahm auch das Gepäck der kleinen Hexe, dann fuhren sie los. Jen begrüßte Herr und Mama Freundlich mit einem bezaubernden Lächeln. Herr Freundlich grinste strahlend zurück, nur von Mama Freundlich gab es einen mürrischen Blick. Viel wurde während der Fahrt nicht gesprochen, jeder ging seinen Gedanken nach und ließ die Landschaft an sich vorüber gleiten.

Man war gut eine Stunde unterwegs, als Fizzy plötzlich sagte: »So, meine sehr verehrten Damen und Herren, gleich haben wir unser Ziel erreicht. Meine Frau Mamsi hat extra einen kleinen Imbiss für sie vorbereitet.«

Alle sahen sich verwundert an. Hier sollte das Traumschiff anlegen? Wo ist denn die See, wo so ein Pott anlegen kann, dachten sie. Der Wagen hielt und Fizzy führte die Gruppe eine Anhöhe hinauf. Als sie diese erreicht hatten und hinunter blickten, trauten sie ihren Augen nicht. Dort lag ein alter Kahn der schon bessere Zeiten gesehen hatte. Sollte das ihr Traumschiff sein? Vor dem Schiff stand eine Frau, die freudig mit einem Pfannenwender winkte und laut "Huhu" grölte.

»Du lieber Gott, in was für einen Schlamassel hast Du uns da wieder rein geritten, Junge«, jammerte Mama Freundlich.

Als die kleine Gruppe den Hügel herunter schritt, packte sie die Panik. Von nahem sah der Pott noch weitaus schlimmer aus, als aus der Ferne. Mamsi Puschmuck schritt freudig Herrn Freundlich zu und sagte: »Sie müssen der Glückspilz sein, der mit uns eine Traumreise über den Scharmützelsee gewonnen hat.«

Glückspilz, dachte er sich, als ob das auf mich zu treffen würde. Mamsi reichte unterdessen jedem eine ihrer berühmten unter den Achseln gedrehten Fleischbällchen, dazu ein undefinierbarer Dip. Sie sah schon ein wenig sonderbar aus mit ihrer Kittelschürze und den bunten Gummistiefeln, als ob sie gerade von der Kartoffelernte käme.

»So, meine Lieben«, sagte der Chauffeur, der kurz seine Mütze nach außen klappte, die sich sodann in eine Kapitänsmütze verwandelte, »Ich begrüße sie auf das Herzlichste an Bord der Kaiserin Sisi! Meine Name ist Friedhelm Igidius Zebulon Puschmuck, kurz Fizzy für meine Freunde.«

Dann reichte er jedem ein Glas und schüttete ordentlich aus seiner Pulle ein.

»Prost, meine lieben Freunde! Auf eine unvergessliche Reise über den Scharmützelsee und seine unerforschten Nebenarme.«

Alle hoben das Glas und hauten sich das Zeug in den Kopf. Alle, bis auf der alten Seebären Fizzy verzogen sogleich ihre Gesichter und begannen zu husten.

»Ich denke, die Damen möchten gerne ihre Kabinen sehen, um sich ein wenig frisch zu machen. Unser Sohn Baldrian wird ihr Gepäck auf die Kabinen bringen.«

Wie aufs Stichwort schlurfte ein junger Mann auf sie zu, dem man glatt beim Laufen die Schuhe hätte besohlen können, packte sich das Gepäck und die kleine Hexe, sowie Mama Freundlich folgten ihm.

»Für Sie, lieber Herr Freundlich, habe ich was ganz spezielles. Sie bekommen unsere Deluxe Hängematte direkt am Bug unseres Traumschiffes«, sagte Fizzy.

Herr Freundlich glaubte kaum was er da hören musste. Er sollte in einer Hängematte nächtigen? Und wo sollte er sich ankleiden oder duschen? Ihn übermannte die blanke Panik und er wollte nur noch nach Hause. Wie sehr sehnte er sich jetzt schon nach Mamas Kohldiät. Morgens Kohlsuppe, Mittags Kohlrouladen gefüllt mit Kohl, am Nachmittag Kaffee mit Kohl und am Abend einen leichten Krautsalat. Anstatt diese fürchterlichen Fleischbällchen von Mamsi Puschmuck.

»Wer weiß, was die uns noch in ihrer Hexenküche servieren würde?«, dachte er voller Schaudern.

»So, Herr Freundlich, ich darf Sie doch bitten mir beim Ablegen zu helfen?«, sagte Admiral Puschuck, wie er sich doch gerne selber nannte.

Das war die Gelegenheit. Er war von Bord gegangen um die Leinen loszumachen. Was wäre, wenn er einfach abhauen würde? Weg von diesem Ort des Grauens, ab ins nächste Mc Dennis Restaurant, weg von den sonderbaren Puschmucks. Aber was würde dann aus Mama und der kleinen Hexe? Er würde sie schutzlos diesen Seeräubern überlassen. Sie würden vermutlich auf eine der zahllosen Inseln an Eingeborene verkauft und er würde sie nie wieder sehen. Nein, das konnte und wollte er nicht zulassen! Er hatte sie in dieses Dilemma gebracht, also wird er sie wie ein Held die ganze Reise beschützen, so wahr ihm Gott helfe.

Also machte er die Leinen los, sprang gekonnt wieder an Bord und schon legte die Kaiserin Sisi ab. Jetzt saßen sie in der Falle, dachte er sich und schaute wehmütig auf das sich immer weiter entfernende Ufer. Kapitän Puschmuck ließ das Horn ertönen und die Reise begann.

Baldrian hatte es tatsächlich geschafft die beiden Frauen in ihre Kabine zu bringen - für den recht kurzen Weg hatte er gefühlt eine halbe Stunde benötigt.

»Ich dachte schon, wir kommen nie ans Ziel«, stöhnte Mama Freundlich.

»Und wo ist meine Kabine?«, fragte die kleine Hexe.

»Auch hier«, gab Baldrian zur Antwort.

Die beiden Frauen schauten sich ein wenig verdutzt an. Damit hätten sie wohl nicht gerechnet, sich auch noch eine Kabine teilen zu müssen. Baldrian stellte das Gepäck ab und trabte gemütlich zurück an Deck. Mama Freundlich war alles andere als erfreut darüber mit dieser Person, wie sie die kleine Hexe immer nannte, sich das Bett zu teilen. Die Hexe Jen unterdessen sah es von der heiteren Seite und dachte sich, was kann jetzt noch passieren?, öffnete ihre Reisetasche und holte grinsend eine Flasche ihres Pilzlikörchens heraus. Diese Gelegenheit nutzte die kleine DäMone um endlich aus dieser doofen Tasche zu kommen. Unbemerkt huschte sie durch die Türe um das Schiff zu erkunden.

»Wie wäre es mit einem kleinen Schlückchen Likör, Mama Freundlich?«, sagte die Hexe.

»Ich glaube, das brauche ich auf den Schreck jetzt auch«, gab sie zur Antwort.

Hexe Jen schenkte beiden ordentlich ein und reichte ein Glas Mama Freundlich, die das Glas auch gleich mit einem Schluck leerte.

»Oha, ein edles Tröpfchen, werte Frau Hexe«, grinste sie und reichte ihr das Glas rüber, um es wieder zu befüllen, was die Hexe Jen auch gerne tat.

Nach einer halben Stunde und etliche Gläschen Pilzlikör sah die Welt für Mama Freundlich schon wieder ganz anders aus.

»Also wissen Sie, Frau Hexe, Sie sind doch eine recht patente Frau«, lallte sie. »Ich dachte immer, Sie wären nicht gut für meinen Waldi, doch da habe ich mich wohl getäuscht. Prost, Fräulein Hexe und sag Gerlinde zu mir.«

Dann fiel sie nach hinten und fing schon bald an zu sägen. Das kann ja heiter werden, dachte sich die Hexe Jen.

Unterdessen schlich die kleine DäMone durchs Schiff und kam schließlich in die Kombüse, wo Mamsi Puschmuck das Essen vorbereitete. Ab und an griff sie in einen ihrer Gummistiefel und holte einen Flachmann heraus, aus dem sie einen kräftigen Schluck nahm und einen Schluck ins Essen spuckte. Die kleine DäMone nahm sich vor, ihr Essen doch lieber selbst zu besorgen. Wer weiß, was diese Giftmischerin sich hier noch alles zusammen braute?


Herr Freundlich hatte an Deck seine Hängematte ausgerichtet, sich seines Hemdes entledigt und ließ sich seinen Oberkörper von der Sonne braun brutzeln. Er war stolz auf seinen Sixpack im Speckmantel, den er durch hartes Training erlangt hatte. Das Training bestand daraus, möglichst viele Dreikäsehochs zu vertilgen, was ihm auch problemlos gelang. Sein Hausarzt riet ihm allerdings dringend zu einer Diät, doch hier an Bord war er fern von allen Ärzten und er fühlte sich so langsam wohl. Was für Abenteuer wohl draußen auf hoher See auf ihn warteten? Er sah sich schon mit riesigen Seeschlangen kämpfen und den weißen Hai mit bloßer Faust erledigen. Als er Moby Dick gerade an der Angel hatte, kitzelte ihn was an der Nase. Er schreckte hoch und auf seinem Bauch hockte die kleine DäMone, die ihn mit einer Feder aus seinen Träumen riss. Rotzfrech streckte sie ihm die Zunge raus und machte sich fix aus dem Staub.

Herr Freundlich sprang aus der Hängematte um sie zu erwischen und landete prompt auf den Bauch.

»Na warte. du Biest, wenn ich dich erwische!«, zischte er wütend hinter ihr her, gerade als Mamsi Puschmuck mit einem kleinen Imbiss das Deck betrat.

»Es gibt flambierte Miesmuscheln im Kräuterschnapssud«, sagte sie.

Da konnte Herr Freundlich doch nicht Nein sagen und kippte sich gleich zwei davon hinter die Binde. Es dauerte keine halbe Stunde, da hing er über der Reling und fütterte die Fische. Mamsi und Fizzy grinsten sich an und sagten beide bloß: »Landratten, nix gutes gewöhnt.«

Dass die kleine DäMone sich auch an Bord gemogelt hatte, missfiel Herrn Freundlich ganz gehörig. Jetzt war es definitiv mit seiner Ruhe vorbei, falls es die jemals gegeben hat. Er schaute hinter jeder Ecke nach, ob sie dort irgendwo auf ihn lauerte, um ihm einen Streich zu spielen. Mit dem Rücken an die Wand gelehnt. saß er an Deck und plauderte mit Admiral Puschmuck über Fische. Immer mal wieder einen flüchtigen Blick nach allen Seiten werfend, doch die Luft war rein. Keine DäMone in Sichtweite.

»Was gibt es denn heute schönes zu futtern?«, fragte er Fizzy, der sich gerade entspannt sein Pfeifchen anzündete.

»Oh, heute macht Mamsi Fisch nach Art des Hauses«, grinste er schelmisch.

»Na, das klingt doch prima. Was gibts denn für einen Fisch?"

»Den, den Du aus dem Wasser holst«, lachte Fizzy und drückte dem verdutzten Herrn Freundlich eine Angel in die Hand. Dann stand er auf und begab sich zum Ruder des Schiffes.

Da saß er nun, mit einem Gerät in der Hand, das er noch nie in seinem Leben benutzt hatte. Er hasste angeln. Aber wenn er nichts fängt, dann heißt es Kohldampf schieben. Da aber Herr Freundlich seit neuestem auch noch Infaulenzer ist, schnappte er sich sein Handy, um seinen Followerm zu zeigen, wie man gekonnt einen Riesenfisch aus dem Wasser zieht. Als er das Glas mit den Würmern greifen wollte, hockte sie plötzlich da, wie aus dem Nichts...die kleine DäMone.

»Haaaa, hast du mich erschreckt«, keifte er sie an. Doch sie grinste nur und schaute zu, was er nun vor hatte. »Wo hast du wieder gesteckt, du kleines Biest?«

»Ich habe das Schiff gesteuert, während Du und Fizzy geredet habt«, sagte sie nicht ganz ohne Stolz in ihrer Stimme.

»Was, der Kerl hat dir unser Leben anvertraut?«, sagte er entsetzt und wurde leichenblass.

»Ist doch nichts passiert und jetzt gib mir dein Handy. Och filme dich beim Angeln.«

Herr Freundlich gab ihr sein Handy nur zögerlich, doch wie sonst sollte er seinen ersten Fang der Menschheit präsentieren?


Mama Freundlich und die kleine Hexe haben sich, dem Pilzlikör sei Dank, ganz gut arrangiert und beschlossen nun ein Sonnenbad auf dem Deck zu nehmen. Die kleine Hexe im sexy Bikini, genau wie Mama Freundlich, die allerdings nicht ganz so eine gute Figur machte. Es wurde eine Decke ausgebreitet und man machte es sich bequem bei einem Gläschen Pilzlikör. Da Mamsi Puschmuck nichts zu tun hatte, solange der Fisch nicht da war, hüpfte sie in ihren blauweiß gestreiften Badeanzug, den sie noch von ihrer Großmutter hatte, und stampfte mit ihren Gummistiefeln an Deck um sich ebenfalls ein wenig zu sonnen. Die Damen tranken Likör, kicherten dabei und schauten Waldemar beim Versuch, was zu fangen, zu.

Admiral Fizzy stoppte die Maschine und ließ den Anker zu Wasser. Dann legte er sich, nur noch mit einem knappen Badebüxcken bekleidet, aus dem das Seegras schon aus den Seiten heraus quoll, ebenfalls zu den Damen dazu. Mama Freundlich rümpfte bei dem Anblick ihre Nase. Die kleine Hexe lag auf dem Bauch und hatte sich ihres BHs entledigt was den ollen Puschmuck dazu veranlasste immer mal wieder einen Blick zu riskieren. Das wiederum brachte ihm einen Nackenschlag allererster Güte von Mamsi ein.

Jetzt herrschte Stille, man hätte eine Feder aufs Wasser fallen hören. Das Gewässer lag ruhig da, keine Welle, nichts, als plötzlich ein Schrei die Stille durch brach.

»Ich hab einen!«, bölkte Herr Freundlich.

Die kleine DäMone, die bereits eingenickt war, ließ vor Schreck das Handy fallen, hob es rasch auf und hielt drauf.

»Das muss ein Riesenbiest sein«, rief er Fizzy zu, der ihm sofort zur Hilfe eilte.

Der Kampf auf Leben und Tod dauerte satte 15 Minuten, dann hatten sie den Brocken an Land gezogen. Mamsi rannte in die Küche und kurbelte den alten Ofen an. Stolz hielt er den Fisch in die Höhe.

»Hast du alles drauf?« fragte er die kleine DäMone.

»Klar doch, das Video wird der Renner, du wirst bestimmt Infaulenzer des Jahres.«

Dann machte er sich auf den Weg zu Mamsi in die Kombüse, doch gerade in diesem Moment wurde die kleine Hexe wach, die von diesem dramatischen Kampf gar nichts mit bekommen hatte, erhob sich und vergaß, dass sie keinen BH trug.

Herr Freundlich hatte nur noch Augen für sie, übersah dabei einen Eimer über den er stolperte und fiel im hohen Bogen aufs Gesicht, dabei entglitt ihm der glitschige Fisch und flog zurück ins Wasser.

»Ich hab alles drauf«, lachte die kleine DäMone.

Mamsi Puschmuck, die das Malheur mitansah, rief enttäuscht: »Platz nehmen zum Essen, es gibt Thunfisch aus der Dose!«

Da die kleine DäMone das Video sofort ins Netz gestellt hatte, schossen die Likes bis zum Abend in die Höhe und seine Followerzahlen stiegen auf sage und schreibe 10 an.


Endlich war es soweit! Der erste Landausflug stand an und alle waren doch recht froh, mal von dem alten Kahn herunter zu kommen. Kotzburg an der Göbel hieß das Ausflugsziel. Besonders Herr Freundlich freute sich schon auf den Trip, mochte er doch Ritter schon seit seiner Kindheit. Aber nicht nur die Ritter waren es, die sein Interesse weckten, besonders den opulenten Ritterschmaus den es im Anschluss gab war sehr verführerisch. Auch Admiral Puschmuck war darauf erpicht eiligst von Bord zu kommen, stand doch heute Mamsis legendärer Blumenkohlauflauf auf dem Speiseplan. Ein Gemüse, das nicht ganz so nach seinem Geschmack war.

Wie man es von Fizzy gewohnt war steuerte er die "Kaiserin Sissi" zielsicher in den Hafen. Das ein oder andere Ruderboot, das ihm dabei in die Quere kam, musste halt dran glauben. Deshalb herrschte auch immer große Panik, wenn die Fischer sein Schiff kommen sahen, sodass sie schleunigst das Weite suchten. Baldrian sprang als erster von Bord um das Schiff fest zu machen. Das geschah in einer solchen Langsamkeit, dass man glaubte, er bewege sich in Zeitlupe. Die kleine DäMone die an Deck herum lungerte beobachtete das ganz fasziniert.

»Der muss doch von einem Faultier abstammen«, dachte sie sich und lachte sich fast tot.

Herr Freundlich hatte sich für den Ausflug herausgeputzt wie ein Pfau. Er trug eine knielange Khakihose und dazu ein knallbuntes Hawaiihemd, sein Kopf zierte eine Kappe seines Lieblingsvereines SV Borussia Hintersalatblatthausen 1808. Als wenn das nicht schon genug wäre, trug er noch eine übergroße coole Sonnenbrille. Die kleine DäMone lachte sich bei seinem Anblick schlappt, selbst Mama Freundlich musste schmunzeln bei seinem Aussehen. Nur die kleine Hexe hatte keine Lust, sie wollte sich dieses olle Zeugs nicht anschauen und freute sich stattdessen auf Mamsis Blumenkohl.

Die kleine Reisegruppe wurde bereits ungeduldig vom Burgherren Freiherr Johann Baker von Sander zu Sander erwartet. Freudig reichte er jedem die Hand und verfrachtete sie allesamt in seinen alten klapprigen Kleinbus. Der Freiherr hielt noch kurz eine Ansprache, dann schob er eine Kassette rein und die fröhliche Fahrt zur Kotzburg konnte beginnen. Nur gut, dass die Reise recht kurz war, denn nach der fünften Wiederholung von "Mir san´s die alten Rittersleut" hatte man so langsam den Kaffee auf. Am Ziel angekommen hüpften alle aus den Wagen und der Burgherr begann mit seiner Führung. Geduldig latschte die ganze Gruppe hinter ihm her, durch unzählige Räume, Keller und Verließe, man schaute Bilder der Ahnen, alte Wappen und Fahnen, zig Rüstungen, selbst der Nachttopf von der Frau Gemahlin wurde jedem unter die Nase gehalten. Herr Freundlich wurde allmählich ungeduldig, sein Magen hing ihm schon in den Kniekehlen und Admiral Fizzy hatte so einen Kohldampf, dass er schon zu fantasieren begann, wie er sich über Mamsis Blumenkohl hermachte.

Die kleine DäMone hatte unterdessen im Kellertrakt des Schlosses neue Freunde gefunden. Sie flog mit einer Fledermaus durch das Kellerfenster hinaus bis hoch zu den Türmen, die die Burg umzäunten. Sie hatte mega Spaß und lachte vor Vergnügen. Endlich war es dann auch für die Gruppe soweit. Freiherr von Sander zu Sander lud zum großen Ritterschmaus. Wie die Wilden stürzten sich alle auf die gebratenen Hühnchen, man goss sich den Wein in großen Kelchen ein und ließ ihn genüsslich die Kehle herunter rinnen. Die Knochen warf man, wie in guter alter Ritterzeit, hinter sich und auch so manch ein Kelch flog gegen die Wand, je höher der Pegel stieg. Herr Freundlich hatte den Kanal schon reichlich voll. Er trank noch einen Becher Wein, rülpste dabei wie ein Ferkel und fiel dann mit dem Stuhl nach hinten, wo er auch liegen blieb. Auch Mama Freundlich war voll wie eine Strandhaubitze und schlief mit dem Kopf auf dem Tisch liegend ein. Nur Admiral Puschmuck hielt noch wacker das Ruder in der Hand. Er wusste, heute war er Mamsis Blumenkohl noch entkommen, doch schon morgen war er fällig. Mamsi ließ nichts verkommen, was heute nicht gegessen wird, kommt morgen auf den Tisch, das war ihre Devise. Sollte er es wagen und sich weigern, griff sie kurzerhand zu einem ihrer Pfannenwender. Die hatte sie ihm oft genug über den Schädel gezogen. Er trank noch eine Weile, dann klappte auch er zusammen und schlief, dass ein Auge das andere nicht sah.

Freiherr Sander zu Sander rieb sich grinsend die Hände. die ganze Bande war voll und schlief ihren Rausch aus. Jetzt war seine Zeit gekommen um die Schlafenden auszurauben. Doch hatte er nicht bemerkt, dass die kleine DäMone, auf dem Rücken der Fledermaus sitzend, alles beobachtet hatte. Gegen den grobschlächtigen Kerl konnte sie nichts ausrichten, also gab sie der Fledermaus die Sporen und flog zurück zum Schiff, auf dem ja noch die kleine Hexe und Mamsi Puschmuck waren.

Die beiden Damen waren gerade dabei sich Mamsis Blumenkohl einzuverleiben, als die kleine DäMone mitsamt der Fledermaus durchs Kombüsenfenster schoss. Die Zwei schreckten hoch und rissen vor Schreck die Tischdecke mitsamt dem Essen herunter.

»Duuuuuu«, schäumte die kleine Hexe vor Wut, »Wenn Du jetzt keine gute Ausrede für das hier hast, wanderst du sofort ins Firlefanzglas!«

Die kleine DäMone rappelte sich auf und erzählte, was sich auf der Burg zugetragen hatte. Mamsi stemmte ihre Arme in die Hüften und schnaufte: »Ich hole fix noch ein paar meiner Pfannenwender und dann zeig ich dem Kerl mal, wo der Frosch die Locken hat!«

Die kleine Hexe Jen schnappte sich ihren Besen und wartete darauf, dass Mamsi wiederkam. Diese hatte sich einen Gurt mit ihren besten Pfannenwendern um die Hüfte geschnallt und schwang sich ebenfalls gekonnt auf den Besen.

»Halten Sie sich gut fest, gleich geht es los!«

Kaum ausgesprochen, katapultierte sie der Besen raketengleich in den Himmel. Mamsi hatte alle Mühe nicht herunter zu fallen, denn der Flugstil der Hexe Jen war doch gewöhnungsbedürftig. Die kleine DäMone und ihr Flugtier blieben den beiden dicht auf den Fersen. Es dauerte nicht lange und dann kam die Burg in Sicht. Die kleine Hexe drehte noch ein paar Kurven bevor sie sicher den Besen zur Landung brachte. Sie ließ erst Mamsi absteigen, die ein wenig wackelig auf den Beinen war, sich aber dann schnell vom Flug erholte. Auch die kleine DäMone war gut gelandet und zeigte den beiden wo es lang ging. Freiherr Sander zu Sander war gerade dabei dem Admiral seine goldene Taschenuhr zu entwenden, da stürmte Mamsi Puschmuck in den Saal. Wie eine Furie schwang soe dabei den größten und besten Pfannenwender, den sie hatte.

»Nimm deine schmierigen Griffel von meinem Fizzy!«, bölkte sie los.

Dann holte sie aus und Freiherr Sander sah nur noch Sterne. Ein gekonnter Treffer knockte ihn komplett aus. Die eiligst herbei gerufene Polizei nahm den feinen Herr Sander zu Sander fest und buchtete ihn sogleich ein. Nach einem kurzen Check im örtlichen Krankenhaus wurde die ganze Truppe wieder entlassen. Am Abend saß man froh gelaunt bei Blumenkohl und Bier an Deck der "Kaiserin Sissi" und feierte die drei Heldinnen bis in den frühen Morgen.

Der Wahlkampf

Nachdem sich unsere Protagonisten von ihrem Urlaub auf hoher See erholt hatten, ging jeder wieder seinen gewohnten Tagesablauf nach. Die kleine Hexe machte sich eifrig daran ihren inzwischen sehr begehrten Pilzlikör herzustellen. Den ganzen Tag war sie im Wald und hatte ordentlich Pilze gesammelt, die sie trocknete und dann fröhlich in den brodelnden Kupferkessel warf. Während der Abwesenheit der Hexe, machte es sich die kleine DäMone auf dem Saugroboter bequem. Sie hatte sich einen Drink gemixt und biss herzhaft in eine mit Pilzwurst belegte Kniffte. Dabei las sie das neueste aus dem Hintersalatblatthausener Käseblatt. Kaum hatte sie die Zeitung aufgeschlagen, da blieb ihr fast das Brot im Halse stecken. Was musste die DäMone da lesen? Der Oberschlauchführer und Postzusteller Herr Freundlich kandidiert für das Bürgermeisteramt.

»Das schlägt doch dem Fass den Boden aus«, dachte sie sich und beschloss dringend was dagegen zu tun.

Als die kleine Hexe aus dem Walde kam, rannte die DäMone ihr aufgeregt entgegen und hielt ihr das Blatt direkt unter ihre Nase.

»Da, lies nur, das müssen wir verhindern!«, stammelte sie völlig außer Atem.

Die Hexe Jen überflog den Text kurz, knüddelte die Zeitung wütend zusammen und warf sie zu Boden.

»Was will dieser Kerl denn noch alles machen? Wenn der Bürgermeister wird, sind die Besenhalter vor dem Bahnhof Geschichte.«

Die kleine Hexe und ihre Kolleginnen hatten sich schon öfter beschwert, dass es keine Halterungen für ihre Besen gäbe, weder vor dem Bahnhof, noch sonst wo.

»Du musst Dich auch aufstellen lassen!«, meinte die DäMone. »Deine Chancen stehen gut.«

»Du hast recht, ich gehe gleich los und gebe meine Kandidatur bekannt.«

Herr Freundlich unterdessen war guter Dinge und glaubte die Wahl schon so gut wie sicher in der Tasche zu haben. So betrat er bestens gelaunt ins Bürgermeisteramt, um die letzten Formalitäten zu erledigen. Heinrich Schluderjahn, der scheidende Amtsinhaber, saß in seinem Büro, als Herr Freundlich das selbige betrat.

»Hallo Heini, ich denke, Du kannst der Presse mitteilen, das der neue Bürgermeister Freundlich heißen wird«, lachte er.

»Nicht so eilig, ich habe eben eine zweite Bewerbung für den Posten bekommen«, antwortet er.

Herr Freundlich fiel die Kinnlade herunter. Damit hätte er nicht gerechnet!

»Wer zum Kuckuck ist das?«, maulte er herum.

»Tja, Du wirst staunen. Es ist die sehr beliebte Hexe Jen!«

Herr Freundlich musste sich setzen. Das war zu viel. Mit allem hatte er gerechnet, aber das riss ihm den Boden unter den Füßen weg.

»Jetzt brauch ich einen Schnaps«, jappste er.

»Aber sicher doch. Hier einen schönen Pilzlikör für Dich«, grinste Heinrich Schluderjahn.

Gerne hatte er bei der kleinen Hexe ein Gläschen getrunken, manchmal sogar so viel, dass er seinen Namen nicht mehr kannte, doch dieses mal lehnte er entschlossen ab. Das Gebräu der Konkurrenz konnte und wollte er nicht mehr trinken.

Er stand auf und sagte in einem fast feierlichen Ton: »Wenn sie den Kampf will, soll sie ihn haben, wenn es sein muss, bis aufs Messer!«

Mit zornesrotem Gesicht machte sich Herr Freundlich auf den Weg nach Hause. Jetzt brauchte er dringend Trost von Mama Freundlich und ihren Pfannkuchen, die er so liebte.

»Na, mein Junge, hast Du alles auf dem Amt erledigt?«, begrüßte sie ihn freudig.

»Ach liebste Mama«, seufzte er. »Stell Dir vor, die Hexe Jen möchte das Amt auch bekleiden.«

»Das ist eine sehr patente junge Frau, die macht ihren Weg. Also streng dich an, wenn Du den Posten haben willst«, sprach sie und trank genüsslich ein Glas feinsten Pilzlikör, den sie seit der Schiffsreise sehr zu schätzen gelernt hatte.

Herr Freundlich stopfte sich frustriert 10 Pfannkuchen rein und legte sich in sein Bett, das mit seiner geliebten FC Bayern Bettwäsche überzogen war. Mama Freundlich kam noch mal zu ihm herein und brachte ihm ein Glas heiße Milch.

»So, mein Bubilein, das trinkst Du schön und dann gehst Du gestärkt in den Wahlkampf.«

Sie drückte ihm noch einen dicken Kuss auf die Stirn und ging. Das Licht musste sie anlassen, fürchtete er sich doch so im Dunkeln.

Natürlich blieb das Ereignis auch der hiesigen Presse nicht verborgen. Der Chefredakteur vom Hintersalatblatthausener Käseblättchen schickte die allseits beliebte Reporterin Remi Pfannwend ins Rennen, die für ihre Reportagen weit über die Grenzen des Landes bekannt war. Sofort machte sie sich auf den Weg zum Hexenhäuschen, um ein Interview mit der Hexe zu führen. Diese war wieder mal damit beschäftigt, neuen Pilzlikör zu produzieren, als Remi eintraf.

»Hallo Fräulein Hexe, hätten Sie Zeit für ein Gespräch?«, fragte Remi.

»Aber sicher doch, ich muss nur fix den Sud zum köcheln bringen«, antwortete die kleine Hexe.

Dann bat sie Remi Pfannwend doch Platz zu nehmen und bot ihr natürlich ein Glas ihres Pilzlikörchens an. Auch die DäMone nahm Platz und war gespannt auf ihre Fragen.

»Na, wer bist du denn, du bist ja putzig«, sagte Remi zur DäMone.

»Ich bin die Managerin von der kleinen Hexe«, sagte sie leicht zornig und verschränkte dabei ihre Arme.

Remi schaute ein wenig verdutzt, als sie die Kleine musterte.

»Nun gut«, fuhr sie fort. »Wie sieht denn nun Ihr Wahlprogramm aus? Was wollen Sie den Bürgern und Bürgerinnen sagen?«, wollte Remi wissen.

Die kleine Hexe kramte eine lange Liste aus ihrer Tasche und begann Punkt für Punkt die Liste abzuarbeiten. Remi lauschte aufmerksam und trank dabei ein Likörchen nach dem anderen. Die kleine DäMone sorgte schon dafür, dass ihr Glas nicht leer wurde. Und so kam es, dass sie erst gegen Einbruch der Dunkelheit nach Hause torkelte. Unterwegs kam sie an einem Wahlplakat vorbei, das den dicken Kopf von Postzusteller Freundlich zeigte, mit der Aufschrift "Diesem Mann können Sie vertrauen". Remi grinste, holte einen Edding aus der Handtasche und strich einige Buchstaben weg und ersetzte sie gegen neue.

"Diesen Mann können Sie verhauen", lallte sie, lachte laut und bewegte sich immer an der Wand entlang nach Hause. Sie knallte mehrmals zu Boden, rappelte sich wieder auf und schaffte es dann schlussendlich nach Hause, wo sie sich mit vollen Klamotten ins Bett fallen ließ.

»Mensch, das Zeugs hat es aber in sich«, sagte sie noch zu sich selbst, dann überkam sie der Schlaf, der bis in den späten Nachmittag dauerte.

Am Samstagmorgen baute jeder der beiden Kontrahenten ihren Wahlstand auf. Herr Freundlich hatte tief in seine Privatschatulle gegriffen und ein Programm aufgeboten, das seines gleichen suchte. Die Feuerwehrkapelle, wo er als erster Tubist kräftig ins Horn tutete, spielte zünftige Märsche zur Unterhaltung der Schaulustigen, dann schmückten die Hintersalatblatthausener Bordsteinschwalben, ein vom ihm handverlesener Mädelschor, das bunte Programm mit allseits bekannten Volkslieder aus. Besonders der Klassiker "Wer recht mit Freundlich wandern will" fand großen Anklang beim Publikum. Doch als ob das nicht schon genug wäre, nein, Herr Freundlich setzte noch einen oben drauf.

Zur besten Mittagszeit betrat Mamsi Puschmuck die Bühne, nein, keine Angst, sie wollte nicht singen, sie hat es sich nicht nehmen lassen, die absolute Lieblingsband von ihr und Herrn Freundlich anzusagen.

»Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich bin so glücklich ihnen heute die Gringos präsentieren zu dürfen«, sagte sie und strahlte dabei über alle Backen, dann fuhr sie fort. »Und nun Applaus für die einzigartigen Gringos, der lauwarme Eierlikör für ihre Ohren!«

Tosender Beifall kam auf, als die beiden alten Zausel auf die Bühne kamen. Sie schmetterten einen Hit nach dem anderen. Herr Freundlich und auch Mamsi hakten sich unter und grölten mit, was das Zeugs hielt. Als die Stimmung auf dem Siedepunkt war, brachten sie ihren aktuellen Nummer Eins Hit "Frauen haben keine Bärte, hat Opa Heinz gesagt". Da war niemand mehr zu halten.

Die kleine DäMone hielt sich krampfhaft die Ohren zu und dachte, dass der Tod doch manchmal eine Erlösung sein konnte. Die kleine Hexe Jen hatte in der Zwischenzeit ihre Kessel aufgestellt und braute bis sie glühten. Pilzlikör, der Renner in ihrem Sortiment, ging weg wie warme Semmeln, doch auch ihre neuen Sorten Blumenkohllikör oder auch das Latte Pilz Aroma fand großen Anklang. Dass die Leute bei ihr Schlange standen passte Herr Freundlich mal so gar nicht und schaute grummelig in ihre Richtung. Doch die kleine Hexe schickte ihm ein freundliches lächeln zu. Mamsi Puschmuck konnte weniger trumpfen mit ihren unter den Achseln gedrehten Frikadellen, da blieb noch so einiges über. Während die Kessel der kleinen Hexe ratzeputz blank waren. Am Ende des Tages kam Herr Freundlich zu ihr rüber und reichte ihr die Hand.

»Ich denke wir haben uns beide wacker geschlagen. Einigen wir uns auf Unentschieden«, grinste er.

Die kleine Hexe nickte und gab ihm die Hand, dann meinte sie aber: »Morgen beim großen Wettlauf, werde ich Dich sicher schlagen.«

»Das werden wir noch sehen«, sagte Herr Freundlich und machte sich auf den Weg nach Hause.

Admiral Puschmuck der sich ganz klar auf die Seite der kleinen Hexe geschlagen hatte, war ganz überrascht, wie gut doch Blumenkohl in flüssiger Form schmeckte, wo er das Dreckzeugs so sehr hasste. Die kleine DäMone legte sich, als sie zu Hause waren, wieder auf ihren Saugroboter und erholte sich erstmal von den unsäglichen Geplärre der Gringos.

Am Sonntagmorgen erwachte auch die rasende Reporterin Remi Pfannwend wieder aus ihrem Pilzlikör-Koma. Ihr Schädel brummte noch ziemlich, doch ein Sprung unter die Dusche sollte ihr Linderung bringen. Schnell schlüpfte sie in ihre Kleidung, denn sie durfte auf keinen Fall den Start des Wettlaufes verpassen zwischen den beiden Bürgermeisteramtskandidaten.

Unter Außerachtlassung sämtlicher Verkehrsregeln schaffte sie es noch pünktlich dort zu sein. Als ersten schnappte sie sich Herrn Freundlich, der ihr gerne für ein Interview Rede und Antwort stand.

»Herr Freundlich, wie hoch sind ihre Chancen diesen Lauf zu gewinnen?«, fragte sie ihn.

»Nun, gute Frau«, antwortete er. »Von Laufen kann hier keine Rede sein, es handelt sich hier um ein Hochgeschwindigkeitsrennen. Ich, für meine Person, sehe mich schon nach wenigen Metern recht weit vorne. Der Sieg meinerseits ist also nur reine Formsache», sagte er hochnäsig.

Sie bedankte sich bei Herrn Freundlich für das Gespräch und ging dann rüber zur kleinen Hexe, die noch ein paar Dehnübungen machte.

»Hallo Fräulein Jen«, sagte sie. »Haben sie noch ein paar Minuten für mich?«

»Klar«, sagte sie freudig lächelnd.

»Wie stehen Ihre Chancen auf einen Sieg?«

»Nun ja, schauen Sie sich den Hefekloß doch nur an. Wenn er das Ziel erreicht, fresse ich meinen Besen und der war echt teuer.«

Remi grinste, bedankte sich und machte sich auf zum Startplatz, wo bereits die DäMone mit der Startpistole wartete.

Als erster erschien Herr Freundlich. In seinem hautengen rosa Dress sah er zum sSchießen aus, ein Relikt aus der Aerobic-Zeit, lässig das Schweißband um die Stirn und als wenn das nicht schon genug wäre, trug er an den Waden von seiner Mama selbst gestrickte Stulpen. So manch ein Zuschauer konnte sich ein Lachen kaum verkneifen.

Dann betrat die kleine Hexe den Ort des Geschehens. Sie sah in ihrer Leggins, die sich eng an ihren Körper schmiegte, sehr sexy aus. Auch ihr Oberteil betonte extrem ihre weiblichen Rundungen. Bei dem Anblick musste selbst Herr Freundlich schlucken.

Endlich war es soweit. Die beiden nahmen die Startposition ein und die kleine DäMone gab das Kommando.

»Auf die Plätze, fertig.....los!«

Die DäMone drückte ab und durch den Rückschlag flog sie meilenweit nach hinten.

Herr Freundlich rannte sofort los und übernahm die Spitze, die kleine Hexe konnte aber rasch aufschließen und lief lässig neben ihm her. Immer wieder warf Herr Freundlich einen Blick zur Seite, doch sie war immer da, so sehr er auch lief. Der Schweiß rann ihm in Strömen von der Stirn, sein Atem ging immer schneller. Die kleine Hexe hatte nun schon einen satten Vorsprung. Herr Freundlich wurde immer langsamer, er bekam Seitenstechen, es wurde ihm ganz schwummerig, dann sackte er zusammen. Die Hexe Jen blieb sofort stehen und lief eiligst zurück um ihm Erste Hilfe zu leisten. Sie kniete sich neben ihn und gab ihm einen Schluck aus ihrer Wasserflasche. Er schenkte ihr einen dankbaren Blick.

»Wie lange sind wir denn schon gelaufen?«, fragte er mit schwacher Stimme.

Die Hexe schaute auf ihre Uhr und sagte zu ihm: »Das waren jetzt gut 3 Minuten.«

»Ach … doch so lange schon...«, dann wurde er ohnmächtig.

Der Krankenwagen, der rasch gerufen wurde, brachte ihn ins nächste Hospital, wo man ihn schnell wieder auf die Beine brachte. Zu seinem Ärgernis musste er sich das Zimmer mit der kleinen DäMone teilen, die sich beim Flug den Arm gebrochen hatte.

Ein paar Tage mit der nervigen DäMone hatten Herrn Freundlich den aller letzten Nerv geraubt, so war er froh, dass der Arzt sein OK zur Entlassung gab. Die kleine DäMone musste zur ihrem Leidwesen noch ein paar Tage länger bleiben. Herr Freundlich packte rasch seine sieben Sachen zusammen und machte, dass er eiligst zur Tür raus kam. Das allerdings nicht, ohne der DäMone noch einmal die Zunge heraus zu strecken.

Natürlich ließ es sich Remi Pfannwend nicht nehmen, ihm aufzulauern, als er das Hospital verließ.

»Herr Freundlich, schnell ein paar Fragen fürs Hintersalatblatthausener TV«, sagte Remi.

Herr Freundlich ließ sich dazu nicht lange bitten und sein dicker Wasserkopf füllte den ganzen Bildschirm aus.

»Wie sieht denn nun Ihr Wahlprogramm aus und was sagen Sie dazu, dass die Hexe Jen mit etlichen Stimmen vorne liegt?«

Herr Freundlich blickt traurig in die Kamera.

»Nun ja, ich werde alles versuchen unser kleines Städtchen so schön wie möglich zu machen. Spielplätze für unsere Kinder, eine Disco für die Dorfjugend und ich werde für mehr Rechte eintreten für unsere lieben Hexengemeinde.«

Die kleine Hexe schaute, während sie einen neuen Kessel mit Pilzlikör ansetzte, gebannt auf den Bildschirm und sah, dass es ihm ernst war, dieses Amt zu bekleiden. Eigentlich war es ihr gar nicht wichtig Bürgermeisterin zu werden, es ging ihr doch bloß darum zu zeigen, dass eine Hexe alles schaffen kann, was sie sich vornimmt. Dann holte sie sich ein Gläschen aus dem Schrank und prostete sich selber zu. Später flog sie noch fix zum Krankenhaus und holte die kleine DäMone ab. Die Ärzte machten drei Kreuzzeichen, dass sie dieses kleine Luder endlich los waren.

Die Tage bis zur Bekanntgabe des Wahlergebnisses verliefen ereignislos. Herr Freundlich trug weiter die Post aus oder betätige sich als Oberschlauchführer der nicht-ganz-freiwilligen Feuerwehr. Die kleine Hexe stellte fleißig ihren Likör her und versuchte sich auch neuerdings an die Herstellung von Hintersalatblatthausener Qualitätsweinen. Bei der Verköstigung des Weines mit der kleinen DäMone konnte es dann schon mal spät werden.

Dann war es endlich soweit, der Tag der Wahrheit war gekommen. Im Rathaus herrschte reges Treiben. Remi Pfannwend, die fürs Fernsehen und dem Käseblättchen gleichzeitig tätig war, hatte alle Hände voll zu tun. Ein Wirrwarr von Stimmen herrschte im Rathaus, bis eine Glocke ertönte und es plötzlich totenstill wurde. Der Altbürgermeister betrat die Bühne. Er nahm das Blatt mit den Ergebnissen zur Hand, räusperte sich und schob seine Brille nach oben, die ihm auf die Nase gerutscht war. Herr Freundlich und die kleine Hexe saßen ganz vorne in der ersten Reihe und lauschten aufgeregt, was da jetzt wohl kommen würde. Die kleine DäMone hatte Jen vorsorglich ins Firlefanzglas gesteckt, wo sie keinen Unsinn machen konnte.

»Meine sehr verehrten Damen und Herren« begann der scheidende Bürgermeister, »Ich habe nun die große Freude, das Ergebnis der Wahl zu verkünden. Auf Herrn Freundlich fielen 366 Stimmen.«

Applaus kam auf und Mamsi Puschmuck pfiff so laut sie konnte und rief ständig: »Bravo, Bravo!«

»Auf die kleine Hexe Jen fielen 620 Stimmen«, sagte der Bürgermeister mit feierlicher Stimme.

Das Ergebnis ging im tosenden Applaus unter, die Feuerwehrkapelle spielte spontan „Die alten Kameraden“ und der Jubel war einzigartig. Dann betrat die Hexe ein wenig gerührt das Podest und hielt eine flammende Rede.

»Liebe Gemeinde, liebe Hexen, lieber Herr Freundlich. Ich bin gerührt, die Wahl doch so deutlich gewonnen zu haben, doch habe ich gemerkt, dass unser lieber Herr Freundlich mit seinem ganzen Herzblut bei der Sache war. Ich bin mir sicher, dass niemand so gut die Geschäfte weiterführen könnte, wie er. Und darum nehme ich die Wahl nicht an.«

Absolute Stille herrschte für einen Augenblick, dann stand Herr Freundlich auf und applaudierte und immer mehr schlossen sich ihm an. Herr Freundlich hatte Tränen in den Augen und trank noch an diesem Abend Brüderschaft mit allen Hexen aus der Gemeinde.

Die Stadt von Welt

EIN MANN MIT VISIONEN stand mit großen Lettern auf einem Plakat geschrieben, das man jetzt neuerdings überall in Hintersalatblatthausen sehen konnte. Darunter der dicke Wasserkopp von Bürgermeister Freundlich. Die kleine DäMone ließ es sich natürlich nicht nehmen, ihm auf jedem Plakat, was ihr vor die Linse kam, einen hübschen Bart zu verpassen.

Die kleine Hexe beobachtete unterdessen seit geraumer Zeit, dass sich Landvermesser vor ihrem kleinen Häuschen aufhielten, was ihr ein wenig Sorge bereitete. Und als kurz darauf noch eine große Tafel aufgestellt wurde, auf der zu lesen war, dass die Gemeinde hier eine Schnellstraße bauen würde, hatte sie genug und machte sich fix auf den Weg ins Bürgermeisteramt.

Herr Freundlich und der griechische milliardenschwere Baulöwe Kosta Kakalakis, kurz KK genannt, waren gerade dabei sich die Pläne für die neue Autobahn anzusehen, als ohne Anmeldung die kleine Hexe in die Besprechung platzte.

»Was geht hier eigentlich vor, was hat das alles zu bedeuten?«, sagte sie mit leicht zorniger Stimme. Herr Freundlich zuckte zusammen, wusste er doch, wenn sie so auftrat, dass es meist nicht gut endet für ihn.

»Erst einmal einen schönen guten Morgen, liebe Frau Hexe«, antwortete Herr Freundlich äußerst schleimig, »Was kann ich denn schönes für sie tun?«

»Ich möchte wissen, was diese Leute vor meinem Häuschen machen?«

»Sicher haben Sie schon von der neuen Schnellstraße gehört? Sie wird direkt durch ihr Grundstück führen. Natürlich werden Sie entschädigt«, sagte Herr Freundlich.

Der kleinen Hexe fiel alles aus dem Gesicht, als sie das hörte. Ihr kleines Häuschen sollte einer Autobahn weichen? Das könnte ihm so passen!

»Sie sind wohl von allen guten Geistern verlassen?!«, schrie sie ihn an. »Mein Häuschen bleibt da, wo es ist und ihre Autobahn können Sie sich sonstwohin stecken!«

Sprach sie, drehte sich um und knallte die Türe hinter sich zu.

Herr Freundlich war diese Situation recht peinlich vor dem Baulöwen, doch dieser lachte nur und sagte: »Ganz schön Ttmperamentvoll, die junge Dame, aber ich bin noch mit jedem fertig geworden.«

Er grinste höhnisch.



Zuhause angekommen trommelte die kleine Hexe sofort den Hexengemeinderat zusammen um zu besprechen, was zu tun sei. Alle kamen ohne Ausnahme herbei. Sie schwangen sich auf ihre Besen und im Nu, konnte die Hexenkonferenz beginnen. Natürlich durfte auch die kleine DäMone nicht fehlen.

»Liebe Hexen, wie ihr wisst, soll mein kleines Häuschen einer Autobahn weichen!«

Sofort kam Gemurmel auf und alles redete wild durcheinander.

»Das lassen wir auf keinen Fall zu! Dieses Häuschen stand hier schon, da gab es Hintersalatblatthausen überhaupt noch gar nicht. Meine Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Urgroßtante Eulalia hatte es damals im Schweiße ihrer Füße errichtet und seitdem zu einem beliebten Treffpunkt für uns Hexen gemacht«, sagte die kleine Hexe.

Alle standen auf und klatschten wie wild und gaben der Hexe Jen vollkommen recht. Hier wird keine Straße gebaut, das würde man mit allen Mitteln zu verhindern wissen, schwor man sich. Es gab noch reichlich Pilzlikör, dann schwangen sich alle auf ihre Besen und flogen davon.

Die kleine Hexe Jen saß in ihrem blauen Ohrensessel und nippte nachdenklich an ihrem Pilzlikörchen.

»Was ist, wenn wir es nicht schaffen und man mir mein Zuhause nimmt?«, sagte sie leise zu sich selbst.

»Dann wird dieser eingebildete Fatzke seines Lebens nicht mehr froh«, antwortete die kleine DäMone mit kämpferischer Stimme und strich der kleinen Hexe tröstend über ihren Kopf.


Herr Freundlich hatte den Bau der Autobahn beantragt und Berlin gab ihm die Zusage dafür.

»Bushaltestellen in der Sahara, Radwanderwege in der Antarktis, überall schmeißen wir sinnlos Steuergelder aus dem Fenster, warum nicht auch für eine Autobahn durch Hintersalatblatthausen?«, gab man ihm als Begründung für den Zuschuss an.

Bürgermeister Freundlich las das mit Freuden und sah schon vor seinem geistigen Auge, wie aus dem Kuhdorf eine Stadt von Welt wurde.

Hoher Besuch

Bürgermeister Freundlich tigerte nervös hin und her, so dass die teure Auslegeware in seinem Büro allmählich anfing Schaden zu nehmen. Immer und immer wieder las er seine Rede vor, die er halten wollte, wenn der Bundeskasper Holz seiner kleinen aufstrebenden Gemeinde einen Besuch abstatten wird. Anlässlich des Baus der neuen Schnellstraße hatte sich hoher Besuch angemeldet. Herr Freundlich war nervös und ließ das Dorf schmücken, der Kinderchor "Die Dreckspatzen" übte beinahe jeden Tag und sogar in der Nacht hörte man vereinzelt einige der Blagen noch singen. Er selbst ließ es sich nicht nehmen um in der Blaskapelle der nicht-ganz-freiwilligen Feuerwehr die Tuba zu spielen. Nur die Gemeinde der Hexen war so gar nicht zum Feiern aufgelegt. Hexe Jen, die Vorsitzende war, berief jeden Tag ein Hexen-Meeting zusammen, um zu überlegen, wie man den Bau noch verhindern konnte. Man diskutierte und grübelte, doch wirklich was zählbares kam nicht zustande.

 

Dann war endlich der große Tag gekommen. Eine fette schwarze Limousine fuhr vor dem Bürgermeisteramt vor. Herr Freundlich hatte extra einen roten Teppich auslegen lassen, der bis in sein Büro führte. Die Blaskapelle legte gleich mit einem flotten Marsch los und „Die Dreckspatzen“ sangen aus vollen Kehlen dazu. Ganz Hintersalatblatthausen war gekommen, um den Bundeskasper willkommen zu heißen. Ganz Hintersalatblatthausen? - Nein, bis auf die Hexengemeinde, sie hockten im Hexenhäuschen und machten sich bereit für das, was kommen sollte.

 

Der Fahrer stieg aus, ging um den Wagen herum und öffnete die Türe. Herr Freundlich stand auf der obersten Stufe zum Eingang seines Regierungssitzes und fieberte dem großen Moment entgegen. Dann war es soweit, dämlich grinsend, wie man ihn kannte, stieg Bundeskanzler Holz aus dem Wagen und winkte in die jubelnde Menge. Zur Überraschung aller hatte er noch die bunte Außenministerin Lena Anna Bockbier mitgebracht, die sich ebenfalls grinsend der Menge zeigte und jedem die Hand reichte, ob er nun wollte oder nicht. Die kleine DäMone reichte ihr höhnisch grinsend die Hand, hatte sie doch in der Innenfläche ein Kaugummi geklebt, das sie nun feierlich an Frau Bockbier weiterreichte.

»Also sowas unverschämtes«, maulte Lena Anna, doch die DäMone war längst wieder in der Menge verschwunden.

Der Bundeskasper schritt auf Herrn Freundlich zu und man reichte sich lächelnd die Hände. Remi Pfanwend machte ein Foto nach dem anderen für das Hintersalatblatthausener Käseblättchen. Sie fotografierte die beiden in allen Lagen und freute sich über jedes gelungene Foto.

Mit blumigen Worten begrüßte nun der Bürgermeister, den hohen Besuch.

»Lieber Herr Bundeskasper, liebe Außenministerin. Ich, nein, wir freuen uns sehr, Sie hier in unserem kleinen Städtchen begrüßen zu dürfen. Ich, ähm, nein, wir sind sicher, dass die Gelder, die Sie für die neue Schnellstraße locker gemacht haben, ebenso gut angelegt sind wie Ihre Bushaltestellen in der Sahara, oder die Radwanderwege in der Arktis.«

Tosender Beifall kam auf, die Blaskapelle spielte wieder einen Marsch und „Die Dreckspatzen“ sangen zum wiederholten Male "Hoch auf dem gelben Wagen".

Herr Freundlich wandte sich an seine Sekretärin Bibi Rammelhuber und flüsterte ihr ins Ohr: »Können denn diese Saublagen nicht mal was anderes singen?«

Dann begab man sich ins Bürgermeisteramt, wo man fürstlich speiste und reichlich trank.Natürlich ließ es sich auch die bunte Außenministerin nicht nehmen, noch ein paar Worte ans Volk zu richten.

»Liebe Hinterhausener Salatblätter, ich bin gerührt, ja teilweise sogar geschüttelt von diesem tollen Empfang. So wurde ich ja nicht mal in der 100.000 km entfernten Ostkokaine begrüßt. Daher verspreche ich Ihnen allen, dass wir noch dieses Jahr, also in 560 Tagen, die Schnellstraße fertig haben werden!«

»Setz Dich, Du hohle Nuss«, fuhr Bundeskasper Holz seine Ministerin an. »Den Stuss kann sich ja keiner mehr mitanhören. Was sollen die bloß von uns denken?«

Nach dem kleinen Fauxpas setzte man den Schmaus fort und beschloss, sich danach auf den Weg zur Baustelle zu machen. Irgendwie kam in Bürgermeister Freundlich ein Gefühl des Unbehagens auf. Sollte er recht behalten?

Wer andern eine Grube gräbt…

Die Hexengemeinde wartete darauf, dass der Bürgermeister mit seinem Gast zur Besichtigung der Baustelle zu ihnen kam. Natürlich waren sie vorbereitet und natürlich haben sie alles getan, dass der Bundeskasper diesen Besuch nicht so schnell vergessen würde. In der Nacht hatten die wackeren Hexen, so wie auch die kleine DäMone, fleißig einen langen Graben geschaufelt, den sie mit übel riechender Gülle bis zum Rand gefüllt hatten, dann sorgsam einen roten Teppich darüber gelegt. Nach getaner Arbeit gönnte man sich noch das ein oder andere Pilzlikörchen und legte sich dann fröhlich hin zum Schlafen.

 

Herr Freundlich, der Bundeskasper, sowie die bunte Außenministerin saßen in der Limousine und winkten der johlenden Menge zu. Bürgermeister Freundlich, der die Nacht kaum geschlafen hatte, machte drei Kreuzzeichen, wenn dieser Tag endlich vorüber sei, ohne, dass was Schlimmes geschehen würde. Er kannte seine Hexengemeinde nur zu gut und wusste, dass sie das alte Hexenhäuschen niemals kampflos den Baumaschinen überlassen würden. So fuhr er mit einem Grummeln im Magen zur kleinen Hexe Jen.

 

Die kleine DäMone hockte im alten Eichenbaum, der vor dem Häuschen stand und beobachtete die vor ihr liegende Straße. Fast wäre sie noch vor Müdigkeit vom Baum geplumpst, aber das konnte sie soeben noch verhindern. Dann endlich sah sie den Convoy auf sich zukommen. Sofort blies sie in ihr kleines Horn und alle Hexen nahmen ihre Positionen ein. Man reihte sich am Zaun auf, schwenkte fröhlich lachend ein paar Fähnchen hin und her und einige der Hexen sangen sogar zur Begrüßung ein fröhliches Liedchen. Das alles machte Bürgermeister Freundlich recht stutzig, doch machte er gute Miene zum bösen Spiel.

 

Der Wagen stoppte und der Fahrer öffnete die Türe, so dass der Bundeskasper und seine Begleitung der Limousine entsteigen konnten. Breit grinsend winkte er den Hexen zu und schüttelte jeder von ihnen die Hand. Die kleine Hexe Jen trat hervor und hielt eine kleine Ansprache.

»Lieber Herr Bundeskasper, lieber Herr Bürgermeister, es ist uns Hexen eine große Ehre, Sie heute hier begrüßen zu dürfen. Wir können unser Glück gar nicht fassen, dass unser Häuschen, das hier seit hunderten von Jahren steht, nun einer Schnellstraße weichen soll. Möge daher die neue Straße sein, wie die alten Jungfern in unserem Ort: Allzeit bereit, aber von niemandem verlangt!«

Der Bundeskanzler stutzte. Was meinte die Hexe Jen nur mit ihren Worten? Beifall kam auf und die Gemeinde ließ ihre Vorsitzende hoch leben.

Dann kam aus der Menge die kleine DäMone hervor und bat die Herrschaften doch näherzutreten, schließlich habe man weder Kosten noch Mühen gescheut und extra einen roten Teppich auslegen lassen. Das ließen sich die Herrschaften nicht zweimal sagen und latschten drauf los. Der Bundeskasper war der erste, der in die Gülle flog. Frau Bockbier, die ihn noch rausziehen wollte, landete als nächste im Graben. Am Ende standen alle bis zum Hals in der übel riechenden Pampe.

»Das ist einfach empörend, was hier abgeht!«, maulte Bundeskasper Holz. »Sowas ist mir in meiner ganzen Amtszeit noch nicht unter gekommen!«

Verdreckt von oben bis unten stiegen sie in die Limousine und fuhren davon, Richtung Berlin. Herr Freundlich durfte den ganzen Weg nach Hause laufen, denn niemand wollte den armen Kerl mitnehmen.

 

Die Hexen feierten noch bis in den Morgen ihren Sieg und tanzten beseelt vom Pilzlikör lachend ums Feuer. Die kleine DäMone hatte es sich auf ihrem Mähroboter bequem gemacht, trank ein Gläschen Hintersalatblatthausener Hexentritt und kam aus dem Grinsen nicht mehr raus.

Der Ball ist rund

Herr Freundlich konnte sein Glück gar nicht fassen. Seine Altherren-Mannschaft "FC Löschwasser 1899" hatte es zum ersten Mal geschafft und steht im Finale um den Kreisliga-Pokal zu gewinnen. Er malte sich schon in bunten Farben aus, was dann alles kommen würde. Man wäre beim DFB Pokal dabei, vielleicht gegen die Bayern! Er geriet richtig ins Schwärmen dabei.

»Wissen wir denn schon wer unser Gegner sein wird?«, fragte er neugierig seine Sekretärin Frau Engel.

»Ja, der Sieger vom anderen Spiel ist soeben ermittelt worden«, antwortete sie.

»Nun spannen sie mich mal nicht länger auf die Folter....wer isses?«

»Der 1.FC Hexenschuss 1318 e.V.«, sagte sie.

Bürgermeister Freundlich fiel die Kinnlade herunter. Ausgerechnet die Hexen! Sie haben ihm schon oft übel mitgespielt. Doch dieses Mal wird er es ihnen schon zeigen. Er war zum Kampf bereit.

Die kleine Hexe Jen nahm den Gegner gelassen hin. Sie saß am Spielfeldrand, trank einen Pilzlikör und sah zu, wie die kleine DäMone die Hexen übers Spielfeld scheuchte. Das sah alles sehr locker aus, die Hexenschar lachte und spielte sich die Bälle spielerisch zu und jeder Schuss aufs Tor saß.

»Mädels«, rief die kleine Hexe, »Schluss für heute, lasst uns den Tag mit einem Likörchen beenden!«

Da sagte keine der Damen nein, auch die kleine DäMone spuckte nicht rein und nahm sich gleich zwei Gläser.

Bürgermeister Freundlich war unterdessen auch nicht untätig gewesen und hatte einen Spion zum Trainingsplatz der Hexen geschickt. Dieser kam mit keinen guten Nachrichten zurück.

»Die Hexen sind in unschlagbarer Form, dagegen sehen wir aus wie hinkende Schildkröten.«

»Ich hatte es geahnt, aber wir werden trainieren bis zum Tode, wenn es sein muss!«, maulte er.


Das war schon ein Bild des Jammers. Die Feuerwehrtruppe marschierte geschlossen auf den Platz, jeder von ihnen hatte eine Bierplauze, die seinesgleichen suchte. Auch Bürgermeister Freundlich schob eine ordentliche Kugel vor sich her.

»Leute, wir haben drei Monate Zeit was an unserem Aussehen zu ändern. Ich erwarte eiserne Disziplin, so dass am Ende ein glanzvoller Sieg steht«, sagte er mit lauter Stimme.

Die Begeisterung hielt sich schwer in Grenzen und nach einer 15 minütigen Trainingseinheit lagen fast alle wie tot auf dem Rasen. So manch einer schnappte nach Luft, wie ein Fisch auf dem Trockenen.

»Jetzt erst mal ein kühles Helles«, stöhnte einer seiner Sportsfreunde.

»Ich geb Dir gleich ein kühles Helles! Wasser wird gesoffen, bis es euch aus den Ohren kommt«, brüllte Freundlich herum.

Wie geprügelte Hunde schlichen sie vom Platz und tranken widerwillig im Vereinsheim das ihnen verordnete Wasser.

Auch die kleine Hexe hatte einen Späher ausgesandt und dieser berichtete was sie gesehen hatte. Die kleine DäMone konnte sich vor Lachen kaum halten, auch die andere Hexenschar hielten sich vor Lachen den Bauch. Vor denen musste man sich wahrlich nicht fürchten. Doch die kleine Hexe Jen warnte vor zu großer Überheblichkeit, kannte sie Bürgermeister Freundlich nur zu gut und wusste, dass er immer versuchte, ans Ziel zu kommen - mit nicht immer fairen Mitteln.

Wie immer täuschte sich die kleine Hexe nicht. Bürgermeister Freundlich ließ kurzerhand den Platz sperren, weil der erst kürzlich verlegte Rasen ganz plötzlich einige Schäden aufwies. Die kleine DäMone tobte vor Wut und hätte, wenn er anwesend gewesen wäre, ihm alle Nasenhaare einzeln herausgerissen.

Doch die schlaue Hexe wusste wie immer Rat. Man verlegte im Handumdrehen den Platz in ihren Garten. Dort war jede Menge Wiesenfläche, wo man ungestört kicken konnte.

»So ein Mist«, maulte Herr Freundlich, »Diese elende Hexenbrut weiß sich doch immer zu helfen!«

Frau Engel, seine Sekretärin, konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen und biss herzhaft in eine ihrer Stullen.

Herr Freundlich und seine Truppe konnten den Hexen nicht das Wasser reichen. Das war im klar, also musste er sich was einfallen lassen, um den Sieg davon zu tragen. Da das Spiel schon übermorgen stattfinden sollte, blieb ihm nicht mehr allzu viel Zeit, einen Plan zu schmieden. Er lief auf und ab, hin und her, kreuz und quer, bis, ja bis er einen Plan hatte. Er beschloss heimlich ins Hexenhäuschen einzubrechen. Er kannte sich dort ja bestens aus und wusste wo die Hexe Jen ihren Pilzfusel gelagert hatte. Er war überzeugt, dass jede Hexe vor dem Spiel sich ein Gläschen gönnen würde. Er wusste auch, aus langen Gesprächen mit der kleinen Hexe, dass die Rezeptur auf keinen Fall verändert werden durfte, weil man die Folgen dann nicht absehen konnte. Er schlüpfte in sein hautenges Batman-Kostüm und begab sich direkt auf den Weg zum Hexenhäuschen. Unter einem Stück Rasen befand sich der Zweitschlüssel. Den griff er sich und trat vorsichtig ein. Alles war ruhig, die Hexe schlummerte friedlich in ihrem blauen Lehnstuhl, auch die kleine DäMone schlief und sägte was das Zeugs hielt.

Da stand er, der Kupferkessel! Dort drin befand sich der Pilzlikör. Rasch schlich er zum Kessel und tröpfelte ein wenig Essig in den Bottich. Sofort fing das Gebräu an zu blubbern, und die Farbe änderte sich. Herr Freundlich kramte in den Taschen seines Kostüms und fand noch einen alten Schmelzkäse. Diesen warf er auch noch gleich mit rein. Dann machte er sich wieder schleunigst aus dem Staub.


Am Morgen des Spiels trafen sich alle Hexen vor dem Häuschen und nahmen einen kräftigen Schluck Pilzlikör zu sich. Dieser hatte sich wieder beruhigt und seine alte Farbe angenommen, so dass niemand was merkte.

Das kleine Hintersalatblatthausener Stadion war rappelvoll. Kein Platz war mehr frei und Bürgermeister Freundlich ließ sich schon feiern, als ob sie schon gewonnen hätten. Remi Pfannwend, die rasende Reporterin vom hiesigen Käseblättchen, führte noch einige Interviews und begab sich dann auf den Reporterplatz, von wo aus sie das ganze Spielfeld überblicken konnte. Die robuste Feuerwehrtruppe lief schon locker auf dem Spielfeld ein. Die Menge applaudierte brav, doch als die Hexen in ihren engen figurbetonten Trikots aufliefen, toste der Beifall auf. Selbst Herr Freundlich bekam Stielaugen. Die hatten schon alle sexy Körper. Wenn er seine Truppe da so ansah - auweia.

Die sexy Hexen waren auch reizend anzusehen, da konnte man schon mal das Spiel vergessen. Doch für Bürgermeister Freundlich gab es nur ein Ziel...siegen oder untergehen. Im Sturm hatte die kleine DäMone zwei gestandene Harzer Brockenhexen aufgestellt, die dem Namen Brocken mehr als verdient hatten. Hulda Pflaumenstein war stattliche 2 Meter groß und wog locker an die 130 kg, was bei ihrer Größe nicht so auffiel. Und die andere, Wilma Wiesenklee, stand ihrer Teamkollegin was Größe und Gewicht betraf in nichts nach. Mit großer Freude sah Herr Freundlich, dass alle Hexen vor dem Anpfiff nochmal einen kräftigen Schluck Pilzlikör zu sich nahmen. Er selbst stand im Tor, wurde er doch in seiner Jugend wegen seiner Wendigkeit "Die Katze auf dem heißen Blechdach" genannt. Von einer geschmeidigen Katze hatte seine Figur mittlerweile nicht mehr viel. Doch ein Tor würde die Hexenschar ihm keins in den Kasten legen.

Dann ging es endlich los, die Hexen spielten sich gekonnt den Ball zu, umspielten ihre Gegner wie Slalomstangen und bekamen regen Beifall von den Tribünen. Die kleine DäMone saß entspannt auf ihrem Trainerstuhl und schaute dem regen Treiben zu. Die Truppe von Bürgermeister Freundlich bekam kaum einen Stich und Wirkung zeigte der manipulierte Zaubertrank auch noch keinen. Remi Pfannwend kommentierte das Spiel mit glühenden Worten.

»Von links rauscht eine der Hexen heran, ich glaube ... das ist Hulda Pflaumenstein ... sie gibt Heinz Mustermann einen Stoß … dieser lässt sich sofort fallen und Hulda sieht die gelbe Karte!«

Sofort rennt die Erste Hilfe Hexe auf den Platz und flößt Heinz Mustermann einen Schluck ein, dieser springt sofort wieder auf, um gleich wieder hinzufallen. Das Zeugs schmeckte einfach zu gut.

Es geht nun weiter. Schon eine halbe Stunde herum und noch immer kein Tor. Die Torfrau der Hexen hatte noch nicht einen Ball halten müssen. Auch Herr Freundlich war recht beschäftigungslos geblieben. Außer einem Schuss von Wilma Wiesenklee, den er gekonnt parierte, war nichts passiert. Die ersten 45 Minuten vergingen ereignislos. In der Halbzeitpause tranken die Hexen ordentlich vom Pilzlikör und fühlten sich plötzlich, als hätten sie Superkräfte. Lange vor den Herren waren sie wieder auf dem Platz und zauberten mit dem Ball, dass einem Hören und Sehen verging.

Weiter ging es. Der Pfiff ertönte und die zweite Hälfte konnte beginnen. Sofort übernahmen die Hexen das Spiel. Sie zeigten nun ein ganz anderes Gesicht. Es wurde gedribbelt, der Ball berührte phasenweise nicht mal mehr den Rasen. Der Feuerwehrtruppe fiel die Kinnlade nach unten.

»Hier ist wieder Remi Pfannwend, live aus dem Stadion! Auf dem Rasen tut sich was, die Hexen wirbeln mit dem Ball, dass es eine Augenweide ist", legte Remi los. »Wilma Wiesenklee legt sich den Ball zurecht ... sie wird kaum angegriffen ... dann rüber zu Hulda Pflaumenstein ... die fackelt nicht lange und zieht ab! … Meine Fresse, was für ein Pfund!! Keeper Freundlich kann noch so eben die Arme hochreißen und das Leder über die Latte lenken!«

Remi geriet richtig in Rage.

Die Hexen dominierten das Spiel nach Belieben. Nicht einen Torschuss brachten die Herren zusammen, dafür ließen die sich immer öfter fallen, um einen Schnaps zu ergattern.

Die Nachspielzeit lief schon - es sollten noch 8 Minuten nachgespielt werden, wegen der vielen Unterbrechungen - da stürmte plötzlich Hulda Pflaumenstein auf Keeper Freundlich zu. Er blieb eiskalt und sah die Maschine auf sich zukommen.

»Du kriegst keinen Ball in meinen Kasten rein«, grinste er, dann zog Hulda ab.

Herr Freundlich sprang hoch und der Ball knallte volles Rohr in seine Familienjuwelen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht blieb er liegen. Der Ball kullerte neben ihm zu Boden und blieb kurz vor der Torlinie liegen. Hulda trat breit grinsend auf ihn zu und kickte den Ball in aller Seelenruhe über die Linie ins Tor. Das ganze Stadion sprang auf und jubelte. Die kleine Hexe und die DäMone lagen sich in den Armen und feierten diesen großen Sieg. Die Hexen spielen im nächsten Jahr im DFB Pokal! Wer hätte das gedacht?

Warum der Pilzlikör keine Wirkung zeigte, sollte Herr Freundlich erst Monate später erfahren. Er hätte nicht den Käse in den Kessel werfen sollen, denn dieser neutralisierte den Essig und verlieh den Hexen noch mal einen zusätzlichen Energieschub.

 

Wie alles zu Ende ging...

Die kleine Hexe Jen packte eiligst ihre sieben Sachen und wollte so schnell wie möglich ihr geliebtes Hexenhäuschen verlassen. Seitdem der Postbote und Oberschlauchfführer der nicht-ganz- freiwilligen Feuerwehr von Hintersalatblatthausen zum Bürgermeister ernannt worden war, war nichts mehr wie früher. Aus dem finsteren Wald ragten scheußliche Windräder und ihre geliebten Leuchtpilze wuchsen dort schon lange nicht mehr. Im Ort schossen dafür Hochhäuser wie Pilze aus dem Boden. Das war nicht das kleine Dorf, wo sie sich wohl fühlte und gerne gelebt hatte. Ein wenig schwer ums Herz war ihr doch, als sie die Türe abschloss und sich auf ihren Besen "Holterdipolter" schwang. Ein letztes mal überflog sie den Ort, der einst ihr Zuhause war. Das kleine Hexenhäuschen wurde immer kleiner und kleiner, bis es am Ende verschwand.

 

Fast zur selben Zeit packte auch Bürgermeister Freundlich seine Sachen. Er fühlte sich schon seit längerem zu Höherem berufen, war er doch der Meinung, dieses Provinzkaff hätte ihn gar nicht verdient. Ihn zog es in die große Welt.

»Berlin, ich komme!«, sagte er im Stillen zu sich und grinste dabei. »Fräulein Engel, Sie sind mir dafür verantwortlich, dass meine Akten sicher nach Berlin in den Reichstag kommen. Ich möchte dort nicht lange nach irgendwas suchen«, maulte er herum

Fräulein Engel standen die Tränen in den Augen. Ständig maulte er sie an, nie ein freundliches Wort, egal wie sehr sie sich auch bemühte. Ihr reichte es allmählich, was genug ist, ist genug.

»Stecken Sie sich Ihre dämlichen Akten doch sonst wo hin!«, schrie sie ihn an. »Ich kündige, jawohl!«, sagte sie fest entschlossen, nahm ihre Handtasche und knallte so laut es ging die Türe hinter sich zu.

»Na sowas, wie finde ich denn das?«, sagte er völlig baff. »Die kommt schon wieder. Wo will das Dummchen denn auch sonst hin? Bei mir hatte sie es doch gut... sowas Undankbares«, fuhr er fort.

Doch Fräulein Engel kam nicht mehr zurück. Sie hatte eine Stelle in einem Kino im Nachbarort angenommen und machte dort das beste Popcorn, was man je gegessen hatte.

Herr Freundlich hingegen machte sich bereit für die große Fahrt nach Berlin, von wo aus er die Geschicke dieser Welt leiten wollte, wenn er erst Bundeskanzler würde. Vor seinem Büro wartete auch schon Remi Pfannwend, die rasende Reporterin. Auch sie war ein letztes Mal für das "Hintersalatlatthauser Schmierblatt" tätig. Sie hatte es satt und wollte sich nur noch der Zucht von Hunden widmen. Sie ließ ihre Freunde zurück, die sie alle sehr vermissten. Herr Freundlich erklärte mit großen Worten, welche Taten er in Berlin verbringen wollte und lobte sich selbst bis in den Himmel. Remi zeichnete das Gespräch auf, lieferte alles ab und machte sich auf den Weg in ihr neues Leben.

Herr Freundlich wartete auf seine Limousine, die ihn nach Berlin bringen sollte. Noch einmal zog sein Leben hier an ihm vorbei. Als er als junger Briefträger begann, der gerne bei der kleinen Hexe Halt machte, um dort ihren Likör und ihre schmackhaften Gerichte zu kosten. Auch wenn ihr dabei so einiges daneben ging und er darunter leiden musste; am Ende wurde alles wieder gut. Das zauberte ihm dann auch ein leichtes Lächeln auf seine Lippen. Sie und vor allem diese verflixte DäMone haben es ihm nicht immer leicht gemacht. Doch das alles ist Geschichte. Wie er noch so an alte Zeiten dachte, fuhr sein Wagen vor. Die Türe öffnete sich und eine kleine Person mit fuchsroten wirren Haaren stieg aus und öffnete galant die Wagentüre.

»Wenn Sie bitte einsteigen wollen, Herr Bürgermeister«, lachte die kleine DäMone.

 

ENDE

Impressum

Texte: Vanessa Moonlight
Bildmaterialien: AI-generated Content
Cover: Bearbeitung: Fizzy Lemon
Tag der Veröffentlichung: 11.04.2025

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für die Krabbe, die DäMone, Remi und die Bergziege

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