Als der Postbote an ihr kleines Hexenhäuschen pochte hüpfte die kleine Hexe Jen vor lauter Freude in die Höhe.
»Endlich«, rief sie, »das muss mein neuer Besen sein, den ich mir bei Amazon bestellt habe.«
Freudig öffnete sie die Türe und der Postbote überreichte ihr ein längliches Päckchen. Sie knallte die Türe zu und riss ungeduldig das Paket auf. Ihre Augen glänzten, als sie ihn sah, ihren neuen Besen! Das Beste, was es derzeit auf dem Markt gab. Wie schön glatt er sich anfühlte und wie er glänzte. Schnell las sie die Bedienungsanweisung durch, die so einfach war, dass selbst eine blonde Hexe das schnell verstand. »Sie brauchen nur einen Namen für ihren Besen in das Bedienfeld eingeben und schon kann es los gehen«, las sie laut vor. »Hm«, grübelte sie, »wie könnte ich ihn denn bloß nennen ? … Ich hab es«, lachte sie laut, »Holterdipolter soll er heißen.«
Fix tippte sie den Namen ein und begab sich nach draußen, wo sie mit dem Probeflug begann. Sie schwang sich schnell auf den Besen, murmelte einen Hexenspruch und dann hob Holterdipolter ab.
»Huiiiiiiiiiiiii«, lachte sie, »das macht einen Heidenspaß!«
Rasend schnell gewann der Besen an Höhe. Sie flog nach links, dann wieder nach rechts, drehte ein paar Loopings und setze dann wieder sicher zur Landung an. Sie legte ihn sorgsam beiseite und begab sich zur Ruhe, denn sie hatte sich vorgenommen, schon morgen einen Langstreckenflug zu unternehmen.
Am nächsten Morgen packte sie ihren Proviant zusammen, schnallte ihren kleinen Rucksack um und ab ging die Post. Holterdipolter lag prima in der Luft, kaum Vibrationen. Er war sein Geld wert, das wusste sie sofort. Sie überflog Wälder, Felder und Seen,winkte den Leuten zu, die zu ihr aufschauten und die Menschen winkten ihr freundlich zurück. Nach einer Weile erreichte sie die Berge. Mächtig stiegen sie vor ihr in die Höhe. Jen lachte und genoss wie der Wind mit ihren Haaren spielte.
Nicht weit davon entfernt in einem kleinen Ort in Tirol lebte die kleine Bibi. Sie war ein fröhliches Kind mit zwei langen schwarzen Zöpfen, an denen der freche Nachbarsjunge Horst Freundlich zu gerne zog. Bibi konnte das gar nicht leiden und hatte jedesmal Angst ihm zu begegnen. Doch da die beiden in die selbe Klasse gingen war das leider unvermeidlich. So auch an diesem Morgen. Bibi lief am See entlang und plötzlich tauchte Horsti auf. Er nahm einen Stein und warf nach ihr. Bibi weinte, als der Stein sie am Bein traf, dann lief er auf sie zu und zog ihr kräftig an ihren Zöpfchen.
Das darf doch nicht wahr sein, dachte sich die kleine Hexe und stürzte sich im Tiefflug auf den etwas pummeligen Schmuddel Horst, wie ihn alle nannten. Wie aus dem Nichts bohrte sich der Besen in Horstis Hinterteil, hob ihn in die Luft und flog mit ihm davon. Voller Angst drehte er sich um und sah in Jens lachendes Gesicht. Als sie genau über dem See waren, murmelte sie einen Hexenspruch und Horst fiel mit einem lauten Plumps ins Wasser. Die kleine Hexe hätte beinahe vor Lachen das Gleichgewicht verloren, winkte Bibi noch einmal zu und verschwand in den Wolken. Die kleine Bibi rief ihr noch nach: »Vielen Dank, kleine Hexe!« und setzte fröhlich ihren Schulweg fort. Horst hingegen war fortan ein wahrer Gentleman, der nie mehr an Bibis Zöpfen zog.
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Texte: Vanessa Moonlight
Bildmaterialien: Dörte Müller
Tag der Veröffentlichung: 02.06.2024
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Für meine Krabbe
Und einen riesigen Dank an Dörte Müller für schönen Bilder.