Juliane, ein 17 jähriges Mädchen mit blonden Schulterlangen Haaren liegt auf der Straße. Die Polizei, zwei Krankenwagen, der Notarzt, ein Rettungshubschrauber und die Feuerwehr sind schon da.
Die Polizei sperrt gerade die Straße ab. Es hat einen Autounfall gegeben und Juliane ist dazwischen gekommen. Zwei Volkswagen sind gegeneinander gefahren. Den Fahrern geht es soweit gut. Ein junger Polizist schaut sich Juliana kurz an, die bewusstlos mit einer Platzwunde am Kopf etwas abseits liegt. Er lässt sie liegen und geht wieder. Der Fahrer von dem blauen VW wird gerade von einem Polizisten verhört. "Ich weiß nicht. Ich habe plötzlich die Kontrolle über den Wagen verlohren. Er ist auf die Gegenfahrbahn gefahren. Und dann war dieses Mädchen auf dem Zebrastreifen. Ich hoffe ich habe sie nicht erwischt!"
"Welches Mädchen?" fragt der Polizist.
"Na so ein blondes. Es hatte ein blaues Oberteil an, einen roten Rucksack auf dem Rücken und telefonierte."
"Sie bleiben hier." fordert der Polizist den PKW-fahrer auf. "Ulrich! Hast du ein Mädchen gesehen?"
"So ein blondes? Ja habe ich. Es liegt bewusstlos da drüben. Nur eine Platzwunde." Der Polizist flucht und eilt weiter zu dem Notarzt, der mit einem Handy telefoniert. "Lassen Sie das Handy. Dort hinten liegt ein Mädchen ohne Bewusstsein, aber mit Platzwunde." Der Notarzt drückt dem Polizisten das Handy in die Hand. Dann schnappt er sich seinen Assistenten und eilt mit ihm zu Juliane.
Juliane ist noch immer ohne Bewusstsein. "Kannst du mich hören? Hallo, hörst du mich?" fragt der Notarzt. Juliane stöhnt, regt sich aber nicht. Der Notarzt spricht sie weiter an. Dabei tastet er ihren Körper ab. Als er ihre Knie berührt schreit sie Schmerz erfüllt auf. Schnell lässt der Notarzt ihre Knie los. Der Assistent gibt ihr ein Schmerzmittel.
Juliane öffnet ihre Augen. "Ich bin Notarzt. Hast du Schmerzen?"
"Ja."
"Wo denn genau?"
"Überall. Im Brustkorb. Beine. Bauch. Kopf. Rücken."
"Wie heißt du?"
"Juliane Stroh."
"Gut Juliane. Versuche bitte dein Hände und Füße zu bewegen." Juliane kann ihre rechte Hand Schmerzensfrei bewegen. Ihre linke Hand schmerz etwas. Vielleicht ist das Handgelnk verletzt. Ihre Füße kann sie gar nicht bis kaum bewegen.
"Kannst du mir sagen was passiert ist?"
"Ich war auf dem Zebrastreifen und wollte auf die andere Seite. Da kam ein blaues Auto von rechts. Von links kam ein grünes. Ich bin irgendwie zwischen den beiden Motorhauben eingeklemmt worden. Das grüne Auto ist zurück gefahren. Ich konnte mich kaum halten. Das blaue ist schnell weiter gefahren. Ich bin auf die Motorhaube geflogen, an die Frontscheibe geknallt und über das Dach."
Der Assistent legt Juliane eine Halskrause an. "Ich werde dich jetzt abtasten. Sag bitte wenn dir etwas wehtut oder sich anders anfühlt." Der Notarzt tastet Juliane erneut von oben bis unten ab. Juliane hat an vielen Stellen Schmerzen.
Der Rettungsassistent holt sich einen Polizisten und jemanden von der Feuerwehr dazu. Zusammen mit dem Notarzt wird Juliane in die Trage des Rettungshubschraubers gelegt und festgeschnallt. Der Notarzt steigt mit ein. Dann fliegt der Hubschrauber zum nächsten Krankenhaus.
Am Rand des Landeplatzes von dem Hubschrauber stehen zwei Pfleger mit dem Gestell für eine Trage. Als der Hubschrauber landet, eilen sie mit geduckten Oberkörpern auf ihn zu. Einer der Pfleger öffnet die Tür. Der Notarzt schiebt von innen die Trage nach draußen, die Pfleger ziehen an ihr. Zu dritt bekommen sie die Trage auf das Gestell. Der Notarzt schließt die Tür. Dann eilen alle in das Innere des Gebäudes, wo sie im Schockraum auf das Notfallteam treffen. Dort klärt der Notarzt alle anwesenden auf.
Juliane wird von der Trage auf einen Tisch gelegt. Auf der einen Seite beugt sich eine Ärztin zu ihr. "Ich bin deine behandelnde Ärztin. Verträgst du bestimmte Medikamente nicht oder nimmst du regelmäßig Medikamente ein?"
"Nein." Die Ärztin nickt. Dann wendet sie sich einer Pflegerin zu. "Informieren Sie Dr. Hirsch, melden Sie uns beim CT und beim Röntgen an. Wir machen jetzt erstmal einen Ultraschall."
Sofort fängt die Ärztin an, Juliane zu untersuchen. Bei den Untersuchungen zeigt sich, dass Juliane ernste Verletzungen hat. Sie hat innere Blutungen, ein gebrochenes Handgelenk, ihre Beine hat es sehr erwischt, an ihre Wirbelsäule hat sie einige Prellungen und zwei Rippen sind gebrochen.
Juliane wird sofort in den OP gebracht.
Mehrere Stunden später wacht sie auf. Julianes Kopf brummt und ihr ist schlecht. Um sie herum ist alles dunkel. Sie weiß nicht wo sie ist. Sie liegt. Lichter blinken und regelmäßigt piept es. Sie kann ihren Kopf bewegen. Ihre Beine fühlen sich an, als wären sie nicht da. Sie kann ihre linke Hand nicht bewegen. Mit ihrer rechten tastet sie um sich. Sie erfühlt etwas, dass sich wie eine Fernbedienung anfühlt. Sie findet einen Knopf und drückt. Nichts. Kein Licht erfüllt den Raum. Enttäuscht lässt sie die Fernbedienung aus ihrer Hand gleiten.
Ein Licht geht an, eine Tür öffnet sich und zwei Personen kommen durch den Türrahmen. Sofort wird bei Juliane Fieber gemessen und sie wird gefragt ob es ihr gut geht. "Mir ist schlecht und ich habe Kopfschmerzen."
Julianes Freundin betritt das Krankenhaus. Sie geht auf die Anmeldung zu und fragt nach Juliane Stroh. "Juliane liegt auf der Intensivstation. Wer bist du denn?"
"Ich bin Julianes beste Freundin. Wir haben telefoniert und dann ist etwas passiert. Aber ich weiß nicht was."
"Verstehe ..." Die Pflegerin an der Anmeldung beschreibt Julianes Freundin den Weg zu der ITS.
Unterwegs trifft sie auf die behandelnde Ärztin von Juliane. "Kann ich Ihnen helfen?"
"Ich suche Juliane Stroh."
"Ich werde Sie begleiten. Ich bin ihre behandelnde Ärztin."
Juliane liegt in einem Krankenbett als Julianes Freundin und die Ärztin kommen. Juliane ist sehr schwach. Als sich die Zimmertür öffnet dreht sie den Kopf leicht zur Seite und öffnet ihre Augen. Die Freundin kommt als erste herein und tritt zu ihr ans Bett. "Was ist passiert?" "Saskia" sagt Juliane und sieht dann zu der Ärztin. Diese erzählt Saskia was passiert ist.
Danach umarmt Saskia ihre Freundin. "Bin ich froh, dass du überlebt hast!" Juliane sieht ihre Freundin verständnisvoll an.
Saskia erzählt Juliane von ihren Sorgen. Da Juliane nicht dazwischen redet, hat Saskia eine Zuhörerin. Irgendwann schläft Juliane ein. Saskia bemerkt es und geht leise.
Juliane erholt sich sehr langsam von ihren Verletzungen. Sie muss noch solange auf der ITS bleiben, bis ihre schlimmsten Verletzungen fast verheilt sind. Dann wird sie auf die Station verlegt.
Als ihre Eltern hören, dass ihre Große verlegt worden ist, kommen ihre Eltern mit ihrer Schwester.
"Hallo." sagt Juliane. Sie lächelt. Ihre Schwester sieht sie neugierig an. "Was ist denn passiert?" Juliane erzählt von dem Autounfall. Ihr Vater sieht erschrocken aus dem Fenster. "Das die jungen Leute auch immer Unfälle bauen müssen." Juliane fragt, ob es etwas neues gibt. Ihre Mutter schüttelt den Kopf.
"Können wir raus gehen?" fragt Julianes Schwester.
"Nein, Lisa. Ich wurde heute morgen erst verlegt und wenn ich raus wollen würde, bräuchte ich einen Rollstuhl. Meine Beine hat es echt schlimm erwischt. ..." Lisa fällt ihr in den Text. "Dann gehen wir einfach fragen ob du einen Rollstuhl bekommst."
"Lisa warte. Ich möchte noch gar nicht raus. Ich weiß auch gar nicht ob es das richtige ist." Lisa sieht ihr verletzt in die Augen. Sie kann so etwas sehr gut. Sie trifft fasst immer die Pupillen des anderen. Dieser hat es dann schwer ihrem Blick standzuhalten oder auszuweichen. Juliane hat darin schon übung. Sie winkt ihre Schwester mit den Augen zu sich und flüstert ihr dann etwas ins Ohr. Lisa nickt daraufhin und verlässt das Zimmer.
Die beiden Eltern sehen Lisa hinterher und wenden sich dann an Juliane. Diese erklärt ihnen wohin und warum Lisa gegangen ist.
Als sich die Tür öffnet erscheint nicht Lisa sondern ein Pfleger. Er hat einige wenige Instrumente bei sich. "Könnten Sie bitte nach draußen vor die Tür gehen? Ich werde Sie wieder einlassen wenn ich mir Ihre Tochter angesehen habe." Der Vater nickt und nimmt seine Frau mit nach draußen.
"Wie fühlst du dich psychisch?" "Ganz gut. Aber ich habe knapp unter den Rippen Schmerzen." "Kannst du die Schmerzen beschreiben?" "Ich weiß nicht genau. Es ist so komisch ... Drückend, juckend aber irgendwie auch als wäre dort ein Loch." Der Pfleger sieht sie nachdenklich an. "Seid wann hast du diese Schmerzen?" Juliane schüttelt den Kopf. "Ich weiß nicht. Ich bemerke sie kaum."
Der Pfleger nickt ernst. Dann drückt er einen Knopf auf der Fernbedienung die neben Julianes Kopf liegt.
Draußen sprechen Julianes Eltern mit Lisa. "Ich weiß nicht. Ihre Augen sahen so komisch aus. Als sie mir mit ihren Augen bedeutet hat, zu ihr zu kommen bin ich zu ihr hingegangen. Sie hat sich total merkwürdig verhalten."
Eine Ärztin kommt auf Julianes Zimmer zu. "Frau Doktor, können Sie uns sagen, warum unsere Tochter nicht raus gehen kann?" fragt der Vater. "Ihre Tochter hatte einen schweren Unfall. Wir können sie nicht gegen ihre Gefühle zwingen einer Physiotherapie zuzustimmen." "Gegen ihre Gefühle?" Die Ärztin sieht die Mutter kurz an. "Ich muss jetzt rein. Sie bleiben hier." Dann öffnet sie auch schon die Zimmertür und schließt sie hinter sich wieder.
Der Pfleger erzählt der Ärztin, was ihm Juliane bereits erzählt hatte. "Ich habe dich bereits beim CT und Röntgen angemeldet. Ich werde meine Kollegen hinzu ziehen müssen. Alleine komme ich hier nicht weiter. Jetzt werde ich aber bei dir einen Ultraschall machen. Sie nickt dem Pfleger zu. Dieser verlässt das Zimmer und kommt bald danach mit dem Ultraschallgerät zurück. Juliane schlägt die Decke zurück und nimmt dann ihr Oberteil hoch. Sie hat einen blau-weiß gestreiften Schlafanzug an.
Bei all den Untersuchungen, die Juliane über sich ergehen lassen musste, ist nichts neues bei raus gekommen.
Die Ärzte sind ratlos.
Gegen ihre Schmerzen entschließt sich Juliane nun doch noch dazu bei der Physiotherapie mitzumachen. Bei der Physiotherapie muss sie ihren Oberkörper trainieren, damit sich die Muskeln nicht zurück bilden, weil sie nicht genug Anforderung bekommen. Juliane macht so freudig mit, dass sie ihren Körper antreibt. Am ende der Woche wird sie in einen Rollstuhl gesetzt und bekommt die Aufforderug sich auch mal woanders zu bewegen.
Also rollt Juliane in den Klinikgarten. Dort zückt sie ihr Handy und gibt mühsam eine Nachricht an Saskia ein. Dann sendet sie diese ab. Nur eine viertel Stunde später kommt Saskia.
"Wie hast du es so schnell geschafft hierher zu kommen?"
"Ich war gerade auf dem Weg nachhause als ich deine SMS erhalten habe. Die Schule fällt heute aus, weil der Hausmeister etwas entdeckt hat, dass nicht in Ordnung ist. Nun wird das ganze Gebäude auf den Kopf gestellt. Und du? Warum bist du hier und nicht auf deinem Zimmer?"
"Ich habe mich nach dem Besuch meiner Familie dazu entschlossen, doch bei der Physiotherapie mitzumachen. Und ich habe mich offenbar sehr gut angestellt, weshalb ich heute nach draußen geschickt wurde. Was gibt es denn neues in der Schule?"
"Lass mich kurz nachdenken: Eigentlich nichts. Außer dass du in Mathe die Dreiecksberechnung verpasst hast, dass wir uns vor der gesamten Schule mit unseren Liedern aus Musik blamiert haben, nur weil du nicht die Alt-Stimme unterstützt hast. Wir waren im Kunstunterricht im Museum, in Deutsch haben wir ein neues Projelt, dem noch ein Name fehlt. In Biologie haben wir mit Mikroskopieren angefangen, in Informatik haben wir eine neue Lektion im programieren, in Geografie schwenzen immer ziehmlich viele, Sport ist so wie immer und wir bekommen jede Woche Besuch von entweder zwei Polizisten, der Feuerwehr, oder Ehrenamtlichen Helfern. Es geht das Gerücht um, dasss wir uns nächste Woche mit einem Schreiner unterhalten dürfen."
"Also gibt es wirklich nichts neues." sagt Juliane und lacht.
"Nein." stimmt ihr Saskia zu und schüttelt lachend den Kopf.
Als das Schuljahr fast zuende ist kommt Juliane eines Morgens in die Schule gerollt. Sofort wird sie mit Fragen bombadiert. Ruhig und gelassen beantwortet Juliane jede Einzelne.
"Wie lange warst du im Krankenhaus?"
"Das weißt du selber."
"Wie war es dort?"
"Ich enthalte mich."
"Du warst echt im Krankenhaus?"
"Ja."
"Hast du meine Mutter getroffen?"
"Keine Ahnung. Ich kenne sie nicht mal. Woher soll ich das also wissen?"
Juliane wird noch viel mehr gefragt. Sie rollt immer weiter, bis hin zu dem Chemieraum. "Es tut mir Leid, aber ich habe jetzt Unterricht." Wiederwillig gehen alle, die nicht in ihrer Klasse sind. Und das trifft auf alle zu. Alle Schüler gehen. Nur ein Lehrer bleibt stehen. Er ist Julianes Chemielehrer. Lächelnd sieht er sie an. Dann öffnet er die Tür und lässt Juliane rein. Drinnen ist bereits die halbe Klasse versammelt. Viele unterhalten sich mit anderen, andere lesen oder tippen auf ihren Handys herum. Juliane kann so etwas gar nicht leiden und schlüpft auch gleich zurück in ihre Rolle als Klassensprecherin. Saskia hatte ihr erzählt, dass niemand den Posten besetzt hätte während ihrer Abwesenheit. Darum konnte sich Juliane sicher sein, dass man auf sie hören würde. "Steckt eure Handys weg." Sofort werden die Handys ausgeschaltet und weg gesteckt. Einige landen in den Schultaschen und andere in den Hosentaschen oder Jackentaschen.
Der Chemieraum hat in der Mitte statt Stufen Rampen. Diese nutzt Juliane um zu einem freien Platz zu rollen.
Der Unterricht beginnt und Juliane passt besonders auf, weil sie so viel verpasst hat.
Danach hat Juliane noch neben den Pausen und Schülergesprächen Deutsch, zwei Freistunden weil sie Sport nicht mitmachen kann, Mathematik, Physik, Sozialkunde und Informatik.
Nach der Schule rollt sie nicht nachhause, sondern in den Park.
Juliane lässt ihre Beine in das Wasser gleiten. Das Wasser hat keine Temperatur. Juliane bleibt sitzen. Sie denkt an nichts und genießst einfach nur den schönen Tag.
Ohne es zu merken holt sie einen Block mit karrierten Blättern aus ihren Schulsachen und ihren Füller. Dann schreibt sie drauf los.
Testament
Das Wasser hat keine Temperatur. Der Himmel ist teilweise bewölkt, es herrschen angenehme Temperaturen und die Sonne scheint.
Lisa ich habe dich sehr gern. Versprich mir so zu bleiben wie du bist.
Saskia es ist schön, dass ich dich kennengelernt habe. Bitte bringe diesen Rollstuhl zurück. Er ist für mich wie eine Schranke, die mir den Weg in die Freiheit versperrt.
Mama du willst doch immer wissen wie es in der Schule läuft. Ich schenke dir alle meine Schulsachen.
Papa, besorg dir einen echten Hund und kümmere dich gut um ihn! Ich habe keine Allergie gegen Hundehaare, ich habe eine Hundephobie.
Frau Doktor Schein ist eine sehr gute Ärztin. Ich muss sie einfach weiter empfehlen. DANKE, dass Sie diesen Beruf gewählt haben.
Ich überweise mein gesamtes bares Spargeld an die Klinik Felsenfest.
Mein Bankkonto soll euch geöffnet werden: Für Schulden die noch beglichen werden müssen.
Jacko bitte verkaufe alle meine Möbel zu guten Preisen. Der Erlös ist für dich.
Meine Spielsachen sollen an Kinderheime verteilt werden.
Meine Anziehsachen bekommen die Obdachlosen.
Ich möchte nur behalten was ich an mir trage.
Alles was noch übrig geblieben ist, sollen sich meine Klassenkameraden untereinander aufteilen.
Ich habe euch alle sehr Lieb!
Juliane Stroh, 17 Jahre
18. Juni 2015 Donnerstag
Juliane reist das Blatt aus ihrem Block und faltet es zu einem Brief. Diesen legt sie in ihr Hausaufgabenheft. Den Füller steckt sie in ihre Hosentasche. Dann legt sie sich auf den Rücken und schließt die Augen.
Es wird kälter, ein leichter Wind weht, Spaziergänger kommen und gehen und es wird dunkel.
Gegen 19 Uhr als es schon zu dämmern anfängt, kommt ein Pärchen sehr nah an Juliane vorbei spaziert. Die Frau streift den Rollstuhl und hält an. "Was ist?" Ihr Freund ist stehen geblieben und blickt seine Freundin an.
"Komm doch mal her. Hier steht ein Rollstuhl. Aber es sitzt niemand in ihm."
"Was?" Der Freund tritt zu seiner Freundin und sieht von dem Rollstuhl zu dem Fluss. "Da liegt etwas ... Oder Jemand?" Die Beiden sehen sich an und eilen an dem Rollstuhl vorbei zum Fluss. "Es ist ein Mensch!" ruft die Frau aus. Sie fühlt den Puls. "Nichts. Sie ist auch ganz kalt." Entsetzt sieht sie ihn an. Doch er zückt bereits sein Handy. "Hallo? Mein Name ist Anton Steck. Meine Freundin und ich haben im Leisenpark eine Tote gefunden. Ihre Füße hängen im Fluss. Sie liegt auf dem Rücken im Gras, ihre Augen sind geschlossen und nur zwei Meter hinter ihr steht ein Rollstuhl. ... Ja machen wir." Anton legt auf. "Ich habe die Polizei verständigt. Sie schicken jemanden vorbei. Wir sollen hier warten und nichts anfassen oder verändern." Die Freundin nickt. "O Gott! Das hätte ich nicht gedacht!"
Als die Polizei kommt, klingelt ein Handy. Keinem der Lebenden gehört es. Das Klingeln kommt aus dem Rucksack der vermutlichen Toten. Einer der Polizisten nimmt den Anruf entgegen. "Guten Abend mein Name ist Hengst, mit wem spreche ich? ... Mit Frau Stroh? Können Sie bitte in den Park kommen? ... Ja, vielleicht. ... Gut, bis dann." Herr Hengst legt auf und steckt das Handy wieder in den Rucksack. "Vielleicht war das eben die Mutter. Sie bringt ihren Mann mit."
"Erzählen Sie uns bitte ganz genau wie Sie das Mädchen gefunden haben." fordert der andere Polizist Anton und seine Freundin auf. Die Beiden berichten abwechselnd.
Die Eltern kommen wirklich zusammen. Sie fahren Fahrrad, haben ihre Lichter an und Helme auf. Als sie absteigen, lassen sie die Lichter an.
Die Polizisten gehen auf die Beiden zu. "Haben Sie Kinder?"
"Ja, wir haben zwei Töchter; Juliane und Sarah."
Einer der Polizisten nickt. "Folgen Sie uns bitte." Die Polizisten gehen den Eltern voran zu Juliane. Dort bleiben sie stehen. "Kennen Sie diese junge Frau?" fragt Hengst. Julianes Mutter bleibt erstarrt stehen. Der Vater eilt zu seiner Tochter, neben die er sich kniet. "Juliane was ist passiert? Juliane!" entsetzt blickt er zu den Polizisten hin. "Sie ist doch nicht etwa ..."
"Es tut uns Leid. Ein junges Pärchen hat sie gefunden." Der Vater steht auf und umarmt seine Frau. Diese starrt erschrocken auf ihre Tochter. Dann löst sie sich von ihrem Mann und geht auf sie zu. Hengst will sie aufhalten, "Lass sie." sagt sein Kollege. Hengst lässt sie. Als die Mutter bei Juliane angekommen ist, bleibt sie mit gesenktem Kopf stehen. Sie verzieht den Mund, die ersten Tränen kommen aus ihren Augen. Dann fällt sie ihrer Tochter um den Hals.
Ein Telefon klingelt. Es ist das von Julianes Vater. Der Vater entfernt sich ein paar Schritte von dem Schauplatz und nimmt dann ab. "Stroh hier, wie kann ich helfen? ... Frau Doktor! Was ist mit meiner Tochter?" Die Mutter schaut erschrocken auf. "Verstehe. Haben Sie gerade Dienst? ... Nein? Passen Sie auf: Dann kommen Sie doch bitte in den Park. Ich habe eine brennende Frage an Sie. ... Ok, warten Sie, ich mache mal eben laut." Julianes Vater nimmt das Handy vom Ohr, kommt zurück und drückt auf einen Knopf. Hengst nähert sich dem Handy und auch die Mutter steht auf und kommt zu ihrem Mann. "Ihre Tochter ist heute Morgen aus dem Krankenhaus abgehauen. Nach der Visite ist sie vermutlich mit dem Rollstuhl und ihrem Schulrucksack fort gerollt."
"Woher wissen Sie das so genau?" fragt der Vater laut.
"Eime halbe Stunde nach der Visite ist die Physiotherapeutin gekommen und hat das Zimmer leer vorgefunden. Sie hat auf dem Klo nachgesehen, draußem, sie hat auch einige Kollegen gefragt, ob sie sie gesehen haben. Keiner der Kollegen hat sie gesehen. Aber ein anderer Patient hat zufällig mitbekommen, dass sie gesucht wird und meinte zu der Physiotherapeutin, sie gesehen zu haben. Sie haben sich sogar unterhalten. Sie hat etwas gemurmelt von wichtig und dass sie heute entlassen wurde. Er hat ihr skeptisch hinterher gesehen und dann angefangen herauszufinden wer sie ist und wer sie behandelt. Aber das hatte bis eben gedauert, weil der Patinet auch noch Termine hatte."
"Hatte Juliane noch ernste Verletzungen?"
"Ich habe mir alle ihre Untersuchungsergebnisse angesehen. Ja, sie hat noch eine sehr Lebensbedrohliche Verletzung. Diese ist aber so klein, dass meine Kollegen und ich sie nicht erkannt haben." Die Ärztin legt auf, es tutet. Auch der Vater legt auf. "Dann wissen wir jetzt also was passiert ist." sagt Hengst. "Das verstehe ich nicht." sagt die Mutter und geht zu Julianes Rucksack.
Es ist inzwischen schon dunkel geworden. "Entschuldigen Sie" eine Frau tritt ins Licht. Alle außer der Mutter sehen zu ihr. "Können Sie mir sagen wo ... Ach da sind sie ja. Dann kann ich Ihnen jetzt den Rest erzählen." Scheinbar hat die Ärztin Juliane noch nicht bemerkt. "Ich habe diese Verletzung erst kurz vor Dienstende gefunden. Als ich gegangen bin, hat mich der Patient gefunden von dem ich Ihnen erzählt habe. Er hat mir alles erzählt. Ich habe ihm gedankt und sofort die Klinik verlassen. Ich wollte die Polizei aufsuchen. Aber dann habe ich gedacht, ich rufe Sie an und Sie haben mir gesagt ich solle in den Park kommen. Also jetzt bin ich hier, weiß aber nicht warum."
Die Mutter kramt noch immer in Julianes Rucksack herum. Der Inhalt eines Faches liegt bereits auf der Wiese. Eine Fahrradlampe flackert und erlischt. Der Vater geht zu seinem Fahrrad und wechselt die Batterien aus. Die Polizisten sehen die Ärztin an und führen sie zu Juliane. Die Ärztin betrachtet Juliane genau. "Sie scheint es gewusst zu haben." "Die Mutter sieht auf. "Und da können Sie so ruhig bleiben?!" Sie springt mit einem Brief in der Hand auf sie zu. Einer der Polizisten hindert sie daran, indem er sie festhält. Hengst bemerkt den Brief und nimmt ihn aus ihrer Hand. Er sieht ihn von beiden Seiten an. "Kein Absender, kein Empfänger." "Was?" Der Vater kommt auf Hengst zu. Dieser gibt ihm den Brief. Stroh öffnet den Brief. "Birgit lass von der Frau Doktor ab. Der Brief ist von Juliane." Birgit hört auf, sich gegen den Polizisten zu wehren und dieser lässt sie frei. Alle stellen sich um den Vater. Nach kurzem zögern fügt er hinzu "Es ist ihr Testament. Sie hat es heute geschrieben." Er sieht kurz auf und ließt dann vor.
"Wo bin ich?" Juliane ist ganz ohne Körper. Um sie herum ist alles weiß.
Juliane ist nicht. Aber irgendwie ist sie eben doch. Sie sucht nach anderen Seelen. "Hallo? Ich bin Juliane Stroh!" ruft sie. Niemand antwortet. "Wo ist mein Körper? Wo bin ich?" Keine Antwort. Juliane bemerkt, dass sie nur denkt verzweifelt zu sein. Eigentlich ist sie ruhig. Aber ihre Gedanken zittern.
"Ich verstehe das nicht. Warum ist hier alles unendlich und weiß?" Die Gandanken bewegen sich im Kreis.
In dem vielen endlosen weiß hat sich eine deutliche Kreisspur entwickelt. Die Kreisspur verändert sich immer weiter. Aber wie ist nicht deutlich. Plötzlich hört der Kreis auf, zu sein. Er verschwindet wieder, ist aber noch immer da.
"Ich hab es! Ich bin irgendwo im Nirgendwo!" Zustimmendes Gemurmel ertönt von überalll her. Ein Geist in einer seltsamen nicht erdennahen Form erscheint. Mit ihm noch viele andere. "Du hast recht." Dröhnt eine tiefe Stimme. Alles erzittert. "Du bist irgendwo im Nirgendwo. Aber du hast auch unrecht. Du bist nicht Juliane. Nicht dein Körper ist verschwunden. Der Körper des Mädchens hat deinen Geist gebraucht. Du bist Neu ich kann es spüren. Das Erdendasein von dem du kommt ist nun vorbei. Es war dein erstes Leben. Nun stehst du vor der Entscheidung wo du als nächstes hin willst."
Julianes Geist löst sich auf in nichts und kehrt als ein glibbriges Gebilde zurück. "Was ist das?" "Du. Du bist neu. Juliane hatte ihr Ich noch nicht gefunden. Du bleibst so, bis du dich entschieden hast."
Die Familie sitzt zusammen. Der Vater liest vor, was auf die Familie zutrifft. "Lisa, ich habe dich sehr gern. Versprich mir so zu bleiben wie du bist. Mama, du willst doch immer wissen wie es in der Schule läuft. Ich schenke dir alle meine Schulsachen. Papa, besorg dir einen echten Hund und kümmere dich gut um ihn! Ich habe keine Allergie gegen Hundehaare, ich habe eine Hundephobie. Ich möchte nur behalten, was ich an mir trage." Er blickt auf.
Die Familie sitzt in Julianes Zimmerhälfte auf dem sauberen Fußboden. Juliane hatte die Gewohnheit aufzuräumen sobald auch nur in einem Teil des Zimmers Sachen lagen die dort nicht hingehörten. Hinterher war das ganze Zimmer sauber. An einer Wand steht das Bett, am Fußende des Bettes stehen ein Eck-Schreibtisch und ein Stuhl. An dem Kopfende des Bettes steht ein kleiner Tisch mit einer Lampe, einem Buch, dem Wecker und einem einfachen Radio. An der gegenüberligenden Wand von dem Bett stehen ein Bücherregel und ein CD-Schrank. Die Wände sind rot angestrichen.
Lisa verspricht, bei dem Begräbnis, Juliane das Versprechen zu geben.
Dann steht die Mutter auf und kramt Julianes Schulsachen aus dem Bücherregal und von dem Schreibtisch. Sie legt alles auf den Fußboden, verschwindet aus dem Zimmer, kommt dann mit einer Umzugskiste wieder und räumt alle Schulsachen dort hinein.
Der Vater berät sich mit seiner Familie. Anschließend machen sich alle auf den Weg in ein Tierheim, um sich dort einen Hund auszusuchen. Sie fahren zu einer Tierhandlung und holen alles, was der kleine Welpe fürs erste brauchen wird.
Am nächsten Tag geht der Vater ins Krankenhaus ─ der Welpe ist zuhause geblieben ─ und sucht dort den Chef und Frau Doktort Schein auf. Dort liest er wieder alle betreffenden Stellen aus dem Testament vor. "Frau Doktor Schein ist eine sehr gute Ärztin. Ich muss sie einfach weiter empfehlen. DANKE, dass Sie diesen Beruf gewählt haben! Ich überweise mein gesamtes bares Spargeld an die Klinik Felsenfest." Der Vater übergibt das Bargeld dem Chef und verlässt dann die Klinik wieder.
Sein nächster Halt ist Saskia. "Saskia es ist schön, dass ich dich kennen gelernt habe. Bitte bringe diesen Rollstuhl zurück. Er ist für mich wie eine Schranke, die mir den Weg in die Freiheit versperrt." Saskia nickt und holt den Rollstuhl von der Polizei ab, um ihn in die Klinik zu bringen.
"Jacko, bitte verkaufe alle meine Möbel zu guten Preisen. Der Erlös ist für dich." "Ich werde ihren Wunsch erfüllen. Ich kann aber fühestens kommenden Samstag."
Das restliche Testament wird in den folgenden Wochen und Monaten eingelöst. Zum Schluss kommt ein Bild von Juliane in einen Bilderrahmen und wird im Flur aufgehangen.
Julianes halbfester Glibbergeist befindet sich unter anderen Geistern. "Darf ich nochmal zur Erde bevor ich mir einen neuen Körper suche? Ich möchte zu meiner Familie und meinen Freunden." Dem Geist wird es erlaubt und sofort wird ihm der Weg zur Erde gezeigt.
Auf der Erde sind alle mit den letzten Vorbereitungen für das Begräbnis von Julianes Körper beschäftigt. Der Geist lässt seine Gefühle frei und kann den leeren Körper erspüren. Der Körper liegt in einem Sarg, welcher in einen Ofen geschoben und verbrannt wird.
Die Asche wird in eine Urne gefüllt.
Julianes Freunde helfen den Eltern mit dem Testament.
In einer Kirche versammeln sich alle Angehörigen. Ein Pfarrer erzählt von Julianes Leben; wann und wo sie geboren wurde und von allen wichtigen Ereignissen. Dann wird auf einer Orgel gespielt und alle gehen auf den Friedhof hinter der Kirche. Die Urne wird getragen.
Auf dem Friedhof gibt es ein offenes Grab. Dort wird die Urne hinein gelassen. Neben dem Grab steht ein Ständer mit zwei Schüsseln: Die eine enthällt Erde und die andere Blätter. Juliane hatte Blätter, die vom Baum gefallen sind, sehr gemocht.
Nacheinander treten ihre Angehörigen an das Grab. Als Saskia an der Reihe ist, verspricht sie so zu blieben wie sie ist aber nur wo es das Leben zulässt.
Danach spricht der Pfarrer noch einige Worte und die Gesellschaft löst sich teilweise auf.
Eines Morgens erwacht die Geistin und beschließt, sich in Form eines Regentropfens auf den Weg zu machen. Sie möchte sich einen neuen Körper suchen.
Aus einer Wolke heraus verlässt sie zusammen mit vielen anderen Regentropfen das Nirgendwo. Während des fallens kommt sie der Erde immer näher.
Sie möchte versuchen sich ganz in das Wesen eines Regentropfens einzufinden. Da kommt ein anderer Regentropfen zu ihr. Die Zeit scheint still zu stehen. "Wenn du das tust, löst du dich endgültig von dem Mädchen." Die Regentröpfin überlegt. Dann löst sie sich von dem Regentropfengeist, der sie festgehalten hat. Die Zeit läuft wieder und sie fällt zusammen mit anderen Regentropfen zur Erde.
Die Regentröpfin wird von einem Luftzug erfasst.
Auf der Erde stürmt es. Äste werden zu Gefahren und auch einige Baumkronen biegen sich sehr in dem Wind. Einige Fußgänger die noch draußen unterwegs sind, versuchen schnell in das Innere eines Gebäudes zu kommen. Busse und Züge werden in große Hallen gefahren. Autofahrer, Fahrradfahrer und andere Kraftzeugfahrer fahren in Garagen oder nachhause. Auf der Erde ist durch den schweren - und vielen Regen kaum etwas zu sehen.
Ein Ast knackt. Dort drauf fällt die Regentröpfin. Noch weiß sie wer sie ist.
Jemand kommt vorbei, stolpert über den Ast und während des aufrappelns nimmt die Person einige Regentropfen mit ─ auch die Regentröpfin.
Die Regentröpfin klebt nun an dem Hosenbein. Das Hosenbein ist schon ganz nass und dreckig weshalb es für die frischen Regentropfen nicht schwer ist, sich festzuhalten.
Die Person fällt noch zwei mal hin. Dabei kommen Blätter, kleine Steine, Wassertropfen aus Pfützen mit. Als die Person angekommen ist, schaut sie an sich herunter und flucht. Dann sieht sie sich um und zieht die Hose aus. Sie wringt sie aus. Dann zieht sie die Hose wieder an und geht in das Haus.
Es geht in den ersten Stock. Vor einer Tür wird Halt gemacht. Ein Schlüssel wird gezogen und die Türe aufgeschlossen. Der Schlüssel wird rausgezogen. Hinein, Türe zu, alle nassen Sachen ausziehen und zum trocknen aufhängen. Beim Hose ausziehen fasst die Person dorthin, wo die Regentröpfin ist. Sie nimmt sie mit ihrer Hand mit.
Die Unterwäsche ausziehen. Die Regentröpfin ist kurz davor runter zufallen. Die Person steigt in eine Duschkabine und zieht mit der anderen Hand die Tür zu. Die Hand der Regentröpfin verändert ihre Position. Die Regentröpfin gleitet die Hand entlang. Sie wird von vielen Wassertropfen überrascht. Diese erfassen sie und sie wird in den Abfluss gespült.
Saskia steht unter der Dusche. Sie ist föllig durchnässt nach hause gekommen. Sie hatte sich mit Lisa im Kino verabredet. Die beiden haben zusammen einen Film gesehen. Er war sehr schön. Als die beiden Mädchen nach dem Film das Kino verlassen hatten wehte heftiger Wind. Saskia hat Lisa nach hause gebracht. Lisa hatte Saskia noch gefragt, ob sie nicht bleiben wolle, bis sich der Sturm etwas gelegt habe. Saskia lehnte dankend ab und machte sich auf den Weg nach hause. Plötzlich fing es an zu schütten. Es regnet in strömen. Erschrocken über den Platzregen rutschte Saskia aus und viel in einen nassen Sandkasten. Sie hat über den Spielplatz abgekürzt. Auf dem Weg ist dann auch noch eine Ast direkt vor ihr runtergefallen. Sie hat einen zu großen Schritt gemacht und ist dann auch noch über diesen Ast gefallen. Hoffentlich hat sie sich nicht verletzt.
Saskia steigt aus der Dusche. Sie geht in ihr Zimmer und zieht sich ihren blauen Schlafanzug an. Sie möchte nur noch in ihr Bett.
Am nächsten Morgen klingelt halb sieben der Wecker. Saskia drückt ihn aus und richtet sich auf. Im Bad hängen noch immer ihre Sachen. Ihre blaue Jeans von gestern ist total verdreckt. Ihre Regenjacke sieht auch nicht besser aus. Und ihre Schuhe wird sie heute nicht anziehen können.
Sie sieht in den Spiegel. Sie hat sich irgendwo das Kinn aufgeschürft. Das hat sie gar nicht mitbekommen. Dann sieht sie ihre Hände an. Auch die Hände sind etwas aufgeschürft. Sie putzt sich die Zähne, kämmt sich die Haare, geht aufs Klo und zurück in ihr Zimmer.
Dort zieht sie ihren Schlafanzug aus. Und sieht sich ihre Knie an. Warum klebt auf ihrem linken Knie ein Pflaster. Ach ja, in der Nacht ist sie aufgewacht, weil sie schmerzen in ihrem Knie hat. Sie hatte die Wunde auf ihrem Knie als Platzwunde diagnostiziert und ein Pflaster drauf geklebt. Ihrem anderen Knie geht es scheinbar gut. Was ist mit ihren Ellenbogen? Nichts. Super!
Saskia verlässt mit ihrem Rucksack das Haus. Heute nimmt sie keine Tasche mit. Sie hat sich und ihrem Rucksack Regenschutz mitgenommen. Außerdem hat sie sich ihr Verbandszeug mitgenommen, dass sie eigentlich nur dabei hat, wenn sie Fahrrad fährt.
Zu Fuß geht sie durch die Stadt bis zur Schule. Eigentlich braucht sie für ihren Schulweg eine halbe Stunde. Aber heute braucht sie eine dreiviertel Stunde weil sie schmerzen in ihren Knien hat. Nach der Schule sollte sie besser einen Arzt besuchen. Sie zückt ihr altes Handy. Es ist wirklich sehr alt. Es hat sogar noch eine Antenne. Aber zum telefonieren reicht es. Sie wählt die Nummer ihres Arztes. Sie telefoniert mit der Sprechstundenhilfe. Heute Nachmittag um vier kann sie kommen.
Vor der Schule laufen viele Schüler und Lehrer gemeinsam in das Innere. Saskia sieht Lisa und eine Freundin in der Menge. "Was ist denn hier los? Ich dachte ich wäre zu spät."
"Heute mal nicht. Der Direktor hat mit einigen Lehrern diskutiert. Es ging darum, ob heute Schule ist oder nicht. Es wurde sowohl den Lehrern als auch den Schülern freigelassen, wer heute kommt."
"Wenn ich das gewusst hätte, wäre ich zuhause geblieben." Lisa und ihre Freundin blicken Saskia verständnisvoll an. Dann trennen sich die Wege der Mädchen.
Es geht zügig den Abfluss hinab. Immer mehr Wassertropfen kommen durch den Abfluss. Zusammen bilden sie einen Wasserstrahl. Die Regentröpfin wird an den Rand gedrängt.
Etwa eine halbe Stunde fließt sie mit dem Strahl mit. Doch dann löst sie sich plötzlich von den anderen.
Eines der Rohre hat ein Leck. Daran sind einige Wasser- und Regentropfen hängen geblieben. Weil immer mehr nach kommen, braucht es nicht viel Zeit, bis die Regentröpfin zusammen mit den anderen Regentropfen hinab fällt und in einem Eimer landet, der schon sehr voll ist. Fast läuft er über.
In dem Eimer ist außer Wasser noch Seife.
Schwere Schritte hallen in dem Raum wieder indem der Eimer steht, der schon kurz davor ist, überzulaufen. Scheppernd wird ein leerer Blecheimer, neben den vollen gestellt. Der volle Eimer wird angehoben. Dabei schwappt etwas Wasser raus. Der leere Eimer wird mit einem Fuß an die Stelle unter dem Rohr geschoben und schon geht die Reise weiter.
Lange geht es durch einen dunklen Gang. An der Decke entlang verlaufen Gasrohre und Wasserrohre. Der Boden scheint aus Gips zu sein.
Schließlich hört der Gang apruppt auf. Der Eimer wird abgestellt, ein stöhnen. Dann Schlüssel, eine Türe wird aufgeschlossen. Hinter der Tür ist es sehr hell. Der Schlüssel wird aus dem Schloss gezogen, der Eimer wieder hoch genommen. Draußen wird die Türe zu gezogen.
Auf dieser Seite führt eine Treppe nach oben. Oben geht es ins freie.
Der Eimer mit den Regentropfen wird in ein großes Fass geschüttet. Die Regentröpfin jedoch nicht. Denn sie ist bei der ─ für Regentropfen verhältnismäßig langen Reise ─ schon über den Rand hinaus getreten und fällt nun von der Eimerwand nach unten.
Vor der Unterseite der Tonne steht ein Korb mit Waldgut.
Als der Eimer wieder leer ist, wird er gegen das Waldgut getauscht. Das Waldgut wird in einen Korb eines Fahrrades gestellt und los geht die Fahrt. In dem Korb befindet sich sehr viel Holz, eine Tannen- und Kiefernzapfen und Gemüse.
Im Wald angekommen, hält das Fahrrad an. Der Fahrradständer wid ausgeklappt und mit dem Schloss wierden der vordere Reifen und das Gestell umschlossen. Dann wird der Wadgut-Korb aus dem Fahrradkorb genommen und alles Waldgut wird ferteilt. Bei der Fahrt wurde die Regentröpfin auf etwas Gemüse geweht.
Ein Haase kommt vorbeit gehoppelt. Er nähert sich einer Möhre und fängt an sie anzunagen. Er frisst sie auf bis nichts mehr von ihr übrig ist.
Aber wo ist die Regentröpfin abgeblieben?
Drei Monate später bekommt eine Häsin sechs Junghaasen. Einer von ihnen war mal die Regentröpfin.
Tag der Veröffentlichung: 30.10.2014
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