Ich möchte bemerken, dass die ganze Geschichte entfernt etwas mit Louis Braille zu tun hat. (Dem Erfinder der Blinden-,Punkt-, Brailleschrift.) Deshalb kommen in dieser Geschichte auch einige wenige Stellen von der Louis Braille Biographie vor. Diese wurde von Jakob Streit geschrieben und von dem Verlag „Freies Geistes Leben“ ausgegeben.
Viel Erfolg beim lesen!
Ich packe meinen Rucksack. Meine Freunde und ich wollten in den Wald gehen. Wir wollten uns die Natur ansehen.
Es kommen leider auch ein paar Große mit. Weil keiner von uns unsere Eltern mitnehmen wollte ─ mal abgesehen davon,dass ich meine nicht hätte mitnehmen können weil sie gerade im Ausland sind. Also nehmen Juliane, Sarah und Tom ihre großen Geschwister mit.
Julianes Bruder heißt Winzend und ist 16. Die Schwester von Sarah ist fast 16 und heißt Norah, Toms Bruder ist 17 und heißt Gabriel.
„Bist du soweit?“ Das ist meine Oma.
„Ja!“ Ich schultere meinen Rucksack und gehe zu meiner Oma. Dann steigen wir in ihr Auto und sie fährt mich zur Schule.
Während der Fahrt reden wir darüber was ich auf keinen Fall tun soll, dass sie mal einen ganzen Monat wandern war und was ich eingepackt habe.
„Tschüss, meine Große und hör auf dass was dir gesagt wird!“ „Mach ich Oma, danke!“ damit steige ich aus dem Auto und gehe hinter die Schule. Dort haben wir uns verabredet.
Die Schule ist ein schlichtes, Farben frohes Gebäude. Sie hat äußerlich die Struktur eines Quaders. Der Schulhof davor ist groß. Es gibt eine Tischtennis Platte und an einigen Stellen befinden sich Sitz- und Essmöglichkeiten.
Es sind alle da. Juliane, Tom, Winzend, Sarah, Gabriel, Norah und ich.
„Habt ihr alle das Geld für die Fahrkarte?“ fragt Norah. Winzend geht herum und sammelt es ein. Dann gehen wir zu der nächsten Bushaltestelle und fahren nach Natura Willhelmspfeife.
Natura Willhelmspfeife ist ein Naturpark. Ihr könnt ihn euch vorstellen wie den Naturpark in Hainichen.
Dort steigen wir aus und gehen zum Empfang. An der Kasse bleiben wir stehen. Gabriel fragt nach einer Karte.
Wir haben eine Karte auf der dass gesamte Gelände und Umgebung drauf sind, einen funktionierenden Kompass, Lampe und Ferngläser sowie Lupen und Taschenmesser.
Wir sind seid einer Stunde unterwegs.
„Maik, hast du Insektenspray dabei?“ flüstert mir Sarah zu. „Klar.“ flüstere ich zurück. Ich will gerade meinen Rucksack abnehmen als die großen auch mit flüstern anfangen. „Norah was hältst du davon wenn wir eine kleine Pause machen. Je weiter wir laufen um so wärmer wird es. Und es kommen mehr Insekten. Ich bin mir sicher das wir jemanden in der Gruppe haben der wie eine Blutbar wirkt.“ sagt Winzend.
Norah dreht sich zu uns um. „Hört mal her, wir werden jetzt eine kleine Pause machen. Dann könnt ihr euch bitte alle mit Insektenspray einsprühen."
Tom und ich klettern auf einen großen Stein.
Ich gebe Sarah mein Spray. Tom und ich sehen Sarah dabei zu wie sie erst das Schild des Sprays liest bevor sie den Deckel abnimmt, ihn auf den Stein legt und sich die Arme besprüht. Als sie fertig ist ich frage Tom ob er sich auch besprühen möchte. Tom sieht mich an. Dann klettert er zu Sarah und nimmt das Spray entgegen. Sarah kommt zu mir auf den Stein. Tom sprüht sich ein. „Danke Maik!“
„Jetzt musst du dich auch noch einsprühen.“ sagt Winzend, der uns beobachtet hat.
Ich nicke, klettere von dem Stein und nehme das Spray entgegen.
Norah und Gabriel kommen dazu. „Hört mal ihr drei. Wir gehen noch ein Stück weiter. Wir sind gleich wieder da. Ihr bleibt hier bei diesem Stein. Ist das klar?“ „Ja!“ sagen wir und die Großen gehen.
Tom und Sarah jubeln leise.
Ich nehme das Spray und sprühe meine Beine ein. Dann verteile ich es. „Jetzt noch die Arme ...“ murmele ich. Ich drücke den Sprühkopf „AU!“ Ich lasse die Flasche fallen und presse meine Hände auf die Augen. „AUA! DAS BRENNT!“ Ich fange an zu weinen. Aber was ich auch mache, es wird immer schlimmer.
Jemand zieht meine Hände von den Augen weg. Dann streichelt mich jemand. „Mach mal die Augen auf, Maik.“ Ich mache sie auf. Das Licht blendet. Tom spricht mit Winzend. „Mach mal weiter auf.“ sagt Gabriel. Ich mache meine Augen ganz weit auf. Doch das Licht brennt so doll in meinen Augen, dass ich sie wieder zu kneife. „Nein! Du musst deine Augen auf halten auch wenn es schwer fällt.“ Ich mache meine Augen wieder auf. Ich halte das nicht aus! Ich sehe immer verschwommener. Gabriel hat irgendetwas in seinen Händen. Ich erinnere mich an den Schwimm-Unterricht. Da wurde gesagt, dass man zwinkern soll wenn man Wasser in die Augen bekommen hat. Das mache ich jetzt.
Ich spüre was an meinen Augen.
„Sarah und ich haben dir nasse Taschentücher auf deine Augen gelegt.“ sagt mir Norah. Jetzt sehe ich nichts mehr. Winzend sagt, das Licht könnte alles nur noch schlimmer machen.
Eine Martinshorn kommt näher. Ich weine immer noch leise vor mich hin. Es tut so weh!
„Mein Bruder hat mir erzählt, dass sie sich die Arme mit Insektenspray besprühen wollte. Ich vermute, dass sie welches in ihre Augen bekommen hat.“ Das war Winzend. Mit wem redet er? „Wo ist die Flasche?“ fragt eine fremde Stimme. „Hier.“ Das war Norah. „Hat sich sonst noch jemand damit begesprüht?“ Wer ist das? Die Polizei? „Ja. Aber wir haben aufgepasst.“ Das war Tom. Jemand nimmt mir die Taschentücher von meinen Augen und lenkt mich so von dem Gespräch ab.
„Das sieht schlimm aus. Kannst du mal deine Augen ein wenig öffnen?“ Ich mache meine Augen wieder auf. Wie unangenehm! Jemand macht meine Augen noch weiter auf und leuchtet hinein. „Die Pupille reagiert verzögert. Wie heißt du?“ „Maik Bachmann“ sage ich. „Bachmann ... Der Name kommt mir bekannt vor.“
„Jakobus Bachmann? Ist das dein Vater?“ fragt eine andere Stimme. „Ja“ „Dann kennen wir ihn. Er leitet die Erste-Hilfe Kurse.“ „Sind Sie Notarzt?“ frage ich. „Ja, wie gut kannst du sehen?“ „Naja, ich sehe etwas verschwommen.“ Der Notarzt steht auf und geht zu seinen Kollegen. Dann kommt er wieder. „Wir nehmen dich mit. Aber du musst uns die Telefonnummer deiner Eltern geben.“ Ich nicke.
Mir wurde auf die Beine geholfen. Links und rechts hält mich jemand am Arm fest. Wir gehen irgendwohin.
Ich liege. Ich kann kaum etwas sehen. Aber das ist gerade nicht wichtig. Ich habe meine Augen geschlossen. Das macht es mir etwas erträglicher.
„Maik Bachmann. Sie hat sich scheinbar Insektenspray in ihre Augen gesprüht. Sie hat sich auch gleich ihre Hände drauf gepresst. Diese sind auch mit Insektenspray voll. Sie sieht verschwommen. Ihre Pupillen reagieren verzögert auf Licht Einfluss.“ Was ist los? Was machen die? Wo bin ich?
Ich glaube es geht weiter. „Wie alt bist du?“ fragt mich Jemand. „14“ nichts. „Was ist los und wo bin ich? Es macht mich verrückt, nicht zu wissen, wo ich mich befinde.“ „Du bist in der UHU-Klinik. Wir haben fünf sehr gute Augenärtzte die sich sehr gut mit dem Auge und dessen Krankheiten auskennen.“ „Wohin?“ fragt einer der Rettungsassistenten. „Gleich rechts“ sagt die Stimme.
Wenn ich doch nur wüsste was los ist.
„Kannst du aufstehen?“ Ich nicke. „Ok. Dann setze dich mal auf.“ Jemand nimmt mich am Arm und führt mich irgendwo hin. Ich öffne meine Augen einen Spalt. Ich kann nichts erkennen. »Dann kann ich sie auch geschlossen halten.«
Ich mache die Augen auf. Zumindest dachte ich, dass ich das tue. Aber um mich herum ist alles dunkel. Vielleicht ist es Nacht. Ich suche den Lichtschalter. Ich finde einen Knopf und drücke ihn. Aber nichts passiert. Ist in dieser Klinik denn kein Licht? „Hallo?“ frage ich leise in die Dunkelheit. „Ist hier noch Jemand?“ Nichts.
Eine Tür geht auf. Schritte? Ich drehe meinen Kopf nach links. Steht da Jemand? Warum brauchen meine Augen bloß solange um sich an diese Dunkelheit zu gewöhnen? „Ich hol mal Dr. Fisch.“ Dr. Fisch? Wer soll das sein?
„Guten Morgen!“ sagt eine fremde Stimme. „Wer sind Sie?“ frage ich. „Dr. Fisch. Ich hab mir gestern deine Augen angesehen.“ „Wie spät ist es?“ „9:30“ „Dann müsste es schon längst hell sein.“ „Es ist auch schon längst hell. Aber wir haben deine Augen behandelt und dir Augenklappen übergezogen, die du bitte auflassen sollst. Du musst deine Augen erst einmal schonen! Wir wissen noch nicht wie schlimm es ist.“
Eine Weile sagt Niemand etwas. „Ich gehe jetzt zum nächsten Patienten. Aber bevor ich gehe, möchte ich dir noch zeigen auf welchen Knopf du drücken musst, wenn etwas sein sollte.“ Er macht irgendetwas dann nimmt er meine Hand und führt sie an eine Art Fernbedienung. „Hier unten. Dieser große Knopf, mit der seltsamen Erhebung.“ Ich nicke.
Es klopft. Ich drehe meinen Kopf in die Richtung aus der das Klopfen kam.
Jemand streichelt mich. Wer ist das? „Na meine Große? Hast wohl nicht ganz aufgepasst.“ „Oma? Woher weißt du was passiert ist?“ „Dein Freund Tom hat angerufen. Der Flieger hat Verspätung. Deine Eltern kommen erst heute Abend in Deutschland an. Ich werde ihnen morgen Bescheid sagen.“ „Wie ist das Wetter draußen?“ „Blauer Himmel, mal ein Lüftchen, mal Wolken mal keine Wolken ...“ „Weißt du, ob ich mit dir nach draußen darf? Es ist wirklich blöd herum zu liegen und nicht zu wissen was um einen herum passiert.“ „Ich geh mal fragen. Aber du bleibst hier liegen. Ist das klar?“ „Wenn kein Arzt kommt und mich verschleppt, werde ich hier bleiben. Ich weiß sowieso nicht wo es lang geht.“ Oma geht.
„Nein, tut mir Leid Große. Du darfst noch nicht. Erst wenn klar ist wie lange du dieses Zeug tragen musst.“ „Das sind Augenklappen Oma.“ „Ich weiß, Opa hatte auch mal eine. Das sah schrecklich aus!“ „Opa hatte auch mal eine? Wann war denn das?“ „Das war vor fünf Jahren, als ihr in Spanien wart. Er hatte keine Brille auf .... Ich weiß nicht mehr was passiert ist. Ich war nicht dabei.“
Sie fingert an meiner Augenklappe herum! „Was machst du da?“ „Das sieht ja entsetzlich aus! Was hast du gemacht?“ Oma verunsichert mich. Was tut sie? Wovon redet sie?! „Dein Auge ist richtig entzündet!“ Soll ich jetzt vielleicht den Knopf drücken? Ich mach es einfach mal. Mit meinen Händen suche ich nach dem Notknopf, der mir vorhin gezeigt wurde. Ich hab ihn gefunden und drücke. Das Gefühl, leichten Drucks um meinem Kopf lässt nach.
„Au! Was machst du Oma?“ „Ich sehe mir dein Auge an. Es sieht überhaupt nicht gut aus. Total entzündet. Ich weiß nicht ob es wirklich hilft, was sie dir auf dein Auge gemacht haben.“
„Was machen Sie denn da?“ fragt Jemand. „Ich habe mir das Auge meiner Enkelin angesehen. Sind Sie sicher, dass das hilft?“ „Es lässt das Licht nicht an das verletzte Auge, aber nur solange wie die Augenklappe auf dem Auge bleibt.“ Oma macht weiter, obwohl jemand da ist. Au, verdammt was soll ich bloß tun?
„Was machen Sie da?“ fragt Jemand ganz anderes. „Ich habe mir doch Handschuhe angezogen, damit keine Keime in das Auge kommen.“ antwortet sie ausweichend. Ich zucke zusammen. Sie hat direkt hinein gefasst! „AU! Oma hör auf das tut weh!“ „Ach komm schon.“ sagt sie mit ruhiger Stimme.
„Sie hören sofort auf oder ich rufe die Polizei!“ Ist das Dr. Fisch? „Wer sind Sie denn überhaupt?“ fragt Oma. „Dr. Fisch, ich bin der behandelnde Arzt.“ Was ist das denn nur? Es schmerzt so sehr, dass ich mich nicht mehr auf das konzentrieren kann was ich denke!
Seit Omas Eingriff ist schon viel Zeit vergangen. Ich weiß nicht genau wieviel. Aber gestern hat mir Dr. Fisch erzählt, dass ich wohl zu den Blinden gehören würde. Das Auge wird nicht mehr so wie es vorher war. Ich werde auf jeden Fall solange bleiben, bis die Entzündung abgeklungen ist. Meine Sehnerven sind zu stark beschädigt worden. Meine Oma hat mit ihrem Eingriff nur das verheilen etwas verzögert.
Mir wurde ein Schmerzmittel verabreicht. Ich werde das noch einige Wochen regelmäßig nehmen müssen.
Oma hat fürs erste Hausverbot.
Meine Eltern waren noch nicht da.
„Hallo Maik.“ „Hallo Dr. Fisch.“ Ich kenne inzwischen seine Stimme. „Wie geht es dir? Hattest du heute schon Schmerzen oder noch nicht.“ „Nein ich hatte noch nicht wirklich Schmerzen.“ „Nicht wirklich?“ „Naja, so etwas was jeder mal hat. Einen Art Kuckuck.“ „Achso, na dann ist gut. Wir fangen morgen damit an, dich an deine neue Lebensweise zu gewöhnen.“ „Und womit fängt das an?“ „Ich werde dich dabei beobachten wie du isst und trinkst, was du verbessern könntest. Du lernst die Braille Schrift.“ Er macht eine kleine Pause.
„Sind deine Eltern zu Hause?“ „Ich weiß nicht genau. Oma hat gesagt sie wollte mit ihnen sprechen.“
„Ich muss auch mit ihnen sprechen. Du musst auf eine Blindenschule. Ich kenne eine gute. Mein Sohn unterrichtet dort.“ Ich lächele.
Es klopft und die Tür geht auf. „Hallo.“ „Hallo.“ Sind ... sind das meine Eltern? „Mama, Papa?“ „Ja, wir sind´s! Wie geht es dir? Oma hat gesagt, sie darf hier nicht rein. Weißt du warum?“ fragt Mama. „Mir geht es gut.“ Ich erzähle was Oma gemacht hat.
„Das war also der Grund warum Opa zu Onkel Willhelm gegangen ist.“ „Ihr wisst auch davon?“ „Opa hatte einen sehr viel kleineren Unfall als du!“
„Hat Dr. Fisch schon mit euch gesprochen?“ „Er hat angerufen. Wir haben abgemacht, dass wir 16:00 Uhr hier sind. Und damit wir noch ein bisschen Zeit haben mit dir zu reden, sind wir etwas früher gekommen.“ „Wie spät ist es jetzt?“ „15:45.“
„Habt ihr denn schon miteinander gesprochen?“ fragt Papa. „Ja, haben wir. Er hat gesagt wir fangen morgen an mich an mein neues Leben zu gewöhnen.“ „Klingt spannend! Wann wirst du entlassen?“ „Keine Ahnung. Aber ich bleibe auf jeden Fall bis die Entzündung verheilt ist.“ „Sehr vernünftig!“ antwortet Papa.
Wir reden über den Ausflug den ich mit meinen Freunden machen wollte und darüber wie ihr Urlaub war.
„Guten Tag, sind Sie die Eltern von Maik?“ Doktor Fisch ist da. Ich hab ihn gar nicht kommen hören. „Ja, sind wir.“ antwortet Mama. „Gut ..."
"Ich denke es ist vielleicht nicht schlecht wenn ich mit Ihnen und Maik spreche. Maik ist nervlich stabil.“ Mehrere Schritte entfernen sich und dann ist alles still.
Stühle werden geschoben. „Darf ich fragen wie Sie beide heißen? Es wird dann für uns alle leichter dem Gespräch zu folgen.“
„Mein Name ist Bachmann. Jakobus Bachmann. Einige Ihrer Kollegen müssten mich kennen.“ stellt sich Papa vor. „Dann kenne ich Sie noch nicht. Und sie?“ Ich nehme mal an er meint Mama. „Mein Name ist Frederike Bachmann. Wir haben zufällig den selben Nachnamen.“ „Das heißt Sie beide sind nicht verheiratet?“ „Nein, ist das schlimm?“ fragt Mama. Sie bekommt keine Antwort.
„Ich habe mit Maik das Thema heute Morgen angesprochen. Es geht darum, dass sie ... sie wird nichts mehr sehen können.“ Er muss falsch angefangen haben. Aber ... dass ich nicht mehr sehen können werde, ist schon ein kleiner Schreck.
„Ich habe in Halim meinen Sohn. Er ist dort Lehrer an einer Blindenschule ...“ Ich setze mich auf.
„Das heißt ...“ setzt Papa an. „Sie wollen uns sagen, dass Maik nach ihrer Entlassung eine Blindenschule besuchen sollte.“
„Ich verstehe Sie. Es ist das Beste für Maik, wenn sie ohne große Schwierigkeiten dazu lernt.“ Jemand atmet aus.
„Mein Sohn hilft Kindern wie Erwachsenen, die erst seid kurzem blind sind. Wir können nicht jeden in die erste Klasse stecken, nicht, dass es zu viele würden, aber ... Maik ist nach den Sommerferien in der neunten Klasse. Sie müsste einen Stundenplan bekommen ... Nein, lassen wir das. Das ist zu weit hergeholt. Wir sollten uns auf das Hier und Jetzt konzentrieren. Und darauf was in den nächsten Wochen sein wird.“
Ich weiß nicht wie lange meine Eltern mit Dr. Fisch gesprochen haben, aber irgendwann bin ich dann müde geworden und muss wohl eingeschlafen sein. Denn als ich aufwachte, klapperte es neben mir.
Ich habe einen Mitpatienten bekommen. Ich weiß nicht ob es ein Junge oder ein Mädchen ist, denn wir haben noch kein Wort miteinander gesprochen.
Meine Eltern kommen alle zwei Wochen für eine halbe Stunde.
Wir haben angefangen mich an die Dunkelheit um mich herum zu gewöhnen. Essen und trinken kann ich schon sehr gut. Aber das ist nicht schwer. Ich habe auch schon im Dunkel-Restaurants gegessen.
Nachher gehen Frau Zipp und ich nach draußen.
Montag bin ich durch das Zimmer gegangen.
Dienstag sind wir bis zu den Toiletten gegangen und wieder zurück.
Mittwoch sind wir bis zu dem Ärztezimmer und dem Fahrstuhl gegangen.
Gestern haben wir dann Dr. Fisch überrascht. Meine Stunde hat etwas später angefangen weil Frau Zipp noch zum Zahnarzt musste. Dr. Fisch war auf dem Weg zur Visite. Und Frau Zipp meinte sie könnte mir mal die ganze Etage zeigen. Das hat sie auch gemacht. Auf dem Rückweg waren wir gerade bei dem Fahrstuhl angekommen als sich die Türen öffneten. „Guten Tag!“ sagte Frau Zipp freundlich. „Guten Tag.“ Murmelte Dr. Fisch. Dann hörte es sich an, als sei er erschrocken. „Maik! Frau Zipp! Was machen Sie hier?“ Er war total aus dem Häuschen und ich habe ihm gesagt wir waren gerade auf dem Weg zurück als die Tür des Fahrstuhls auf ging und wir warteten, dass Jemand heraus kommt.
Es war sehr lustig!
Ich sitze auf dem Bett und warte darauf endlich hinaus gehen zu dürfen. Ich zähle die Sekunden. „5012, 5013, 5014, 5015, 5016...“ Ich vergesse weiter zu zählen. Eine fremde Stimme spricht zu mir. „Verzeihung. Ich wollte dich nicht erschrecken. Aber kannst du mir sagen wo die Toiletten sind?“ Es ist eine leise Stimme. Ich drehe mich nach hinten um. Ich habe nicht erwartet etwas zu sehen. „Bist du... Bist du seit...“ Ich weiß einfach nicht was ich sagen soll! Dann fasse ich mich. „Ich kann es dir nicht sagen, aber ich kann es dir zeigen, wenn du mir dafür hilfst.“ „Was muss ich tun, damit du mir hilfst?“ „Kannst du schreiben?“ Stille. Es vergeht etwas Zeit. „Was soll ich schreiben?“ „Schreib, dass ich dir zeige wo die Toiletten sind.“ Es hört sich an als würde die fremde Stimme schreiben.
„Wir können los.“ Ich nicke. Dann ziehe ich mir meine Hausschuhe an und nehme die leise Stimme an die Hand. Zusammen verlassen wir das Zimmer und treten auf den Flur. Ich gehe nach rechts. Mit der linken Hand halte ich die fremde Person fest und mit der rechten taste ich die Wand entlang.
Die 5. Tür. Von hier aus 23 Schritte, dann sind wir da. „Danke.“ Flüstert die Stimme wieder. Dann bin ich allein.
„Nanu, Maik, was machst du denn hier?“ Das ist die Stimme von Frau Zipp. „Ich habe Jemandem gezeigt wo die Toiletten sind.“
„Dann können wir uns erst einmal auf den Weg zu deinem Zimmer machen. Ich habe gerade die Nummer vergessen... Weißt du noch wo es lang geht?“ „Ja!“ sage ich entschlossen und gehe voran.
Wir sind angekommen. „Ach ja, Richtig. Dann gehen wir von hier aus nach draußen.“ Hat sie mich eben reingelegt?
Wir gehen weiter geradeaus. „Willst du versuchen die Treppe runter zu steigen oder wollen wir den Fahrstuhl nehmen?“ „Können wir auf dem Rückweg die Treppe nehmen?“ „Können wir auch machen.“ Wir steigen in den Fahrstuhl und Frau Zipp legt meine Finger auf den Knopf, auf den ich drücken soll. Ich drücke. Die Türen schließen sich und der Fahrstuhl bewegt sich. Es ist ein lustiges Gefühl.
Der Fahrstuhl hält an und wir verlassen ihn. „Jetzt nach rechts.“ Ich drehe mich nach rechts und gehe los.
„Halt!“ Ich bleibe stehen. „Was ist?“ „Du wärst fast gegen die Wand gerannt! Ich werde Dr. Fisch fragen ob du einen Blindenstock haben darfst.“ Wir gehen weiter. Frau Zipp nimmt meine Hand. „Nicht, dass du mir verloren gehst.“
„Wo sind wir?“ frage ich. „Gleich da.“ kommt die Antwort.
„So, dann taste mal nach der Türklinke.“ Ich taste an der Scheibe entlang. Ich habe die Klinke gefunden und drücke sie herunter. Die Tür geht auf.
Wir gehen nach draußen. Ah! Frisch Luft! „Komm, setzen wir uns.“ Ich taste nach einer Sitzmöglichkeit und setze mich.
Ich spüre die milde wärme in meinem Gesicht, ein leichtes Lüftchen weht und es riecht nicht überall nach Desinfektionsmittel! Um mich herum höre ich vereinzelt Stimmen. Sind noch andere Patienten hier? Oder haben vielleicht einige der Ärzte ein kleines Dienstgespräch?
Wir haben eine Weile die Natur genossen, ohne das eine von uns beiden ein Wort gesagt hat. „Oh, deine Stunde ist fast um! Am besten wir machen uns auf den Rückweg. Vielleicht kannst du nächste Woche mit deinen Eltern mal raus gehen.“ Wir stehen auf. Ich habe mir genau gemerkt wo wir entlang gegangen sind.
Ich suche erneut die Türklinke, finde sie und drücke sie herunter. Weil wir es eilig haben nimmt Frau Zipp mich an der Hand und macht sämtliche Türen auf.
Das ist der Fahrstuhl! Schade. Ich wollte eigentlich die Treppe nehmen...
„Da sind wir.“ Ich gehe in das Zimmer und setze mich auf das Bett. „War es schön draußen?“ flüstert eine leise Stimme. „Ja.“ sage ich. „Wie heißt du?“ frage ich. „Maik.“ „Ja?“ frage ich. Dann fällt mir etwas auf. „Moment, du heißt Maik?“ „Ja, aber das ist kein Grund mich auszulachen!“ sagt die Stimme leicht gekränkt. „Tu ich nicht. Aber ich heiße auch Maik.“
„Ich bin ein Junge. Ich habe eine leichte Stimmbandentzündung. Aber es wird wieder besser!“ Ich muss lächeln. „Schön.“ gebe ich zur Antwort. Dann muss ich mich nicht davor fürchten über Unterwäsche zu reden.
Ich mag seine Stimme.
Maik und ich unterhalten uns. Um uns herum ist alles Stockdunkel. Aber das macht mir nichts aus. Warum auch?
Meine Augen verheilen gut. Maik stolpert immer über meine Füße. Ich frage ihn warum er immer stolpert. Dann sagt er mir, er wäre noch nie in einem Dunkelraum gewesen und fände es so fantastisch, dass er nicht anders kann als bei jedem zweiten Schritt zu stolpern. Ich Lache freundlich. Er lacht auch mit.
„Was ist denn so lustig?“ „Was?“ ich setze mich Kerzengerade auf! Der Traum ist verschwunden. Aber er wahr sehr lustig! „Was?“ frage ich noch einmal. „Du hast mich geweckt. Du hast ein schönes lachen!“ „Ist es denn schon hell?“
„Die Sonne geht gerade auf. Der Himmel am Horizont ist rosa und geht dann in ein helles blau über. Die Sonne glüht golden. Es gibt keine Wolken. Nur Streifen von Flugzeugen. Ein Sonnenstrahl fällt auf dein schönes braunes Haar und tönt einige Strähnen in ein blasses Gold. Sie steigt immer weiter auf. ...“ Maik erzählt immer weiter. Dann, noch während er weiter erzählt nimmt er meine Hand. Ich stehe auf und folge ihm. Frische Luft! Wir müssen an einem Fenster sein. Er nimmt meinen Arm und sagt mir, meine Hand sei die Sonne und mein Arm der Weg dorthin. „... sie ist fast vollständig. Jetzt ist sie komplett! Das Gold verliert sich und sie strahlt uns zu.“ Wir stehen noch eine Weile am geöffneten Fenster. Maik lässt meinen Arm sanft los und ich nehme ihn wieder herunter.
Dann höre ich Schritte. „Jemand kommt.“ sage ich. Und die Stimmung, die eben noch zwischen uns lag, ist nur noch schwach zu spüren. Maik weicht von meiner Seite. Dann komme auch ich, als ich höre dass die Schritte vor der Tür halt gemacht haben. Ich gehe zurück zu meinem Bett und setze mich. Die Schritte entfernen sich wieder. Was ist los? Wollte die Person nicht hier hinein?
Während ich noch überlege warum niemand kommt
„Guten Morgen!“ sagen zwei unterschiedliche Stimmen.
Die eine Stimme gehört Dr. Fisch.
„Ich sehe, du bist bereits wach, Maik. Ich wollte mit dir über die Ergebnisse dieser Woche sprechen. Frau Zipp wird auch gleich kommen.“ Er macht eine Pause. Die andere Stimme scheint auch einem Arzt zu gehören. Aber das geht mich nichts an! Ich wende mich wieder Dr. Fisch zu.
„Guten Morgen, Dr. Fisch, guten Morgen Maik.“ Frau Zipp ist da.
Es dauert ein bisschen, dann sagt Dr. Fisch „Maik, was würdest du davon halten wenn du dich anziehst und schon mal auf den Flur gehst?“ Ich nicke. „Wir beiden werden nach draußen gehen und die Unterlagen holen. Ich hab sie liegen lassen. Warte auf uns Maik.“ „Mache ich.“
Die Türe geht leise zu. Ich ziehe mich um, stehe auf, taste nach meiner Haarbürste und kämme mir die Haare. Dann gehe ich vor die Tür.
Ich musste einige Minuten warten aber dann kommen Frau Zipp und Dr. Fisch.
Wir haben uns in eine schattige Ecke gesetzt wie mir Frau Zipp gesagt hat. Dort können wir in ruhe reden.
„Frau Zipp hat mir erzählt, dass du in den Übungen sehr gut voran kommst. Du scheinst auch einen guten Orientierungssinn zu haben. Was als blinder Mensch sehr Vorteilhaft sein kann. Frau Zipp, gehen wir noch einmal die Woche durch...“ Dr. Fisch fragt sie wie es am Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag und gestern war.
„... Im Gesamten würde ich sagen, Maik, hatte am Montag noch ihre Schwierigkeiten sich Problemlos anzuziehen und mir zu folgen. Aber von Tag zu Tag wurde es immer besser. Gestern wäre sie mir fast gegen die Wand gerannt, aber wie soll sie spüren, dass da eine Wand ist?“ schließt Frau Zipp ab. „Es ist durchaus möglich. Einige Menschen können spüren wenn etwas vor ihnen ist und gehen sofort langsamer.“ erklärt Dr. Fisch.
„Und was soll ich nächste Woche machen?“ frage ich vorsichtig.“ Wieder muss ich ein wenig warten. „Nächste Woche werden wir mit dir neben dem Erkunden deiner Umgebung einen Hörtest machen. Das heißt, wir werden dich genau abfragen was du hörst. Frau Zipp bekommt dann von mir eine Liste in die sie schreibt, was du wo hörst.“ Ich hör erst mal nix. „Das heißt für dich aber auch, dass du in Begleitung raus gehen darfst.“ Meint er das ernst? Ich darf raus? Ich darf zusammen mit meinen Eltern raus und muss nicht mehr warten bis Frau Zipp kommt? Ist das Cool! Das ist richtig toll! In mir jubelt es. „Das ist schön.“ sagt Frau Zipp. „Was ist schön?“ frage ich. „Das du dich freust! Es ist dir anzusehen.“ Oh.
„Sie können sie jetzt untersuchen. Ich bin mit Maik fertig. Ich habe zu ihm gesagt, dass ich ihn morgen entlassen kann. Er hat sogar gefragt, ob er wieder kommen darf wenn er Gesund ist.“ „Toller Junge!“ antwortet Dr. Fisch. „Danke Emanuel.“ „Komm“ sagt Frau Zipp und tippt mich an. Ich stehe auf. Schritte entfernen sich. „Ach Maik, bevor ich es vergesse, hier.“ Er drückt mir irgendetwas längliches in die Hand. „Was ist das?“ frage ich. „Das ist ein Blindenstock. Wenn du mit deinen Eltern raus gehst nimmst du ihn mit.“ Wir gehen wieder zurück.
Ein komisches Gefühl mit so einem Blindenstock zu laufen. Es ist aber auch eine große Hilfe!
„Hallo Maik! Dr. Fisch hat zu uns gesagt, dass wir dich hier finden und im Schwesternzimmer Bescheid sagen sollen wenn du raus gehen möchtest.“ Das ist Mama. „Hallo Mama. Wen hast du mit gebracht?“ „Mich.“ Wer ist Mich? „Dr. Fisch hat gesagt, wir sollen dich erst mal raten lassen. Du sollst dein Gehör ausbilden. Deshalb ist Papa auch heute nicht mit.“ „Schlingel! Das musst du ihr doch nicht gleich verraten.“ „Thomas?“ „Ja. Mama, sie hat seit einem Jahr nichts mehr von mir gelesen, seit fünf Monaten nichts mehr von mir gesehen und seit sechs Monaten nichts mehr von mir gehört. In Spanien war sie auch nicht mit.“ „Schon gut Junge, schon gut.“
„Hattest du schon mit Jemandem dein Zimmer teilen müssen?“ fragt Thomas. „Ja. Aber Maik ist vor 2 Stunden entlassen worden.“ „Ich geh mal zu deinem Arzt, ich will ihn etwas fragen.“ sagt Mama. Ich lausche noch ein bisschen.
„Habt ihr über Unterwäsche gequatscht?“ fragt Thomas. „Würde ich mit dir über Unterwäsche quatschen?“ frage ich zurück.
„Wollen wir raus?“ frage ich. „Gerne!“ sagt Thomas. „Gut, dann gehen wir mal zum Schwesternzimmer. Aber du musst mir ein bisschen helfen. Ich bin mir nicht ganz sicher, wo es ist.“ „Na klar.“ sagt Thomas.
Ich nehme den Blindenstock und zusammen verlassen wir das Zimmer.
„Andere Richtung. Von dort sind wir gekommen. Und da war definitiv kein Schwesternzimmer.“ Ich gehe in die andere Richtung. Und taste die Wände ab.
„Du hast dich schon richtig an das Blindenleben gewöhnt.“ sagt Thomas. Ich antworte nicht. Noch nicht. Ich muss mich darauf konzentrieren wo wir lang gehen.
Hier ist ein Türrahmen, hier ist eine Tür und... hier ist das Schild! „Was steht da?“ frage ich.“ „Herrentoilette.“ „Was?“ Ich gehe weiter.
„Und was steht hier?“ „Ärzte Zimmer.“ Hier sind wir auch falsch.
„Und... was steht hier?“ frage ich vorsichtig. „Soll ich dir das wirklich vorlesen?“ fragt Thomas. Scheint was längeres zu sein.
Ich bin verwirrt. Ich glaube ich habe mich verlaufen. Oh nein!
Das Ende des Flurs. Ich taste mich an der Wand lang und frage Thomas noch einige Male.
„Das kann nicht sein! Wir sind den ganzen Flur abgelaufen. Aber nirgendwo ist das Schwesternzimmer. Ich glaube das war ein schlechter Witz! Ich gehe zurück in mein Zimmer.“ Ich renne los. „Halt!“ Thomas ruft mir halb laut hinter her.
Thomas murmelt irgendetwas. Dann werde ich aufgehalten. „Jetzt bleib doch mal stehen. Du bist am Schwesternzimmer vorbei gerannt.“ Thomas geht mit mir ein Stück zurück. „Willst du immer noch in dein Zimmer?“ Ich schüttele den Kopf. Dann klopfen wir.
„Hallo. Sucht ihr Jemanden?“ fragt Jemand den ich nicht kenne. „Ich suche niemanden. Ich wollte nur Bescheid sagen, dass ich mit meinem Bruder Thomas raus gehen wollte.“ „Kannst du mir noch deinen Namen sagen?“ „Maik Bachmann.“ „Dann musst du mir noch sagen in welchem Zimmer du bist.“ „Zimmer 157“ antwortet Thomas. „Danke, Dann könnt ihr los.“
Wir haben uns auf eine Bank gesetzt und ich erzähle Thomas was ich bisher gemacht habe und wie es ist, wenn man nichts sehen kann.
„Und wie war es bei dir in Kenia?“ „Super! Es war genau das was ich wollte.“
Soll ich noch etwas zu ihm sagen? „Thomas, wie findest du es hier draußen eigentlich. Wie sieht es hier aus?“ „Naja, ich finde, dass es überall gleich aussieht. Hier ist ein Bankkreuz mit Dach, an manchen Stellen lockere Steine, für Rollstuhlfahrer gibt es einen extra einen gepflasterten Weg und hier stehen noch einige Bäume, Grasbüschel und vereinzelt auch Blumentöpfe. Achja, alles zusammen ist nicht überdacht.“ „Du bist also nicht so richtig begeistert davon?“ frage ich ihn halb enttäuscht. „Pass auf Maik, du weißt, dass jeder seine eigene Meinung hat. Wir beide betrachten diese Umgebung aus 2 verschiedenen Perspektiven.“ Das gibt zu denken. Aber gutso, dann habe ich wieder etwas mit dem ich mich beschäftigen kann.
„Komm, wir sollten wieder zurück gehen.“ sagt Thomas. „Ja, ist gut.“ antworte ich.
Irgendwann bleibe ich stehen. Hier ist der Fahrstuhl. Vielleicht kann ich Thomas dazu überreden die Treppe zu nehmen.
„Hast du etwas dagegen wenn wir die Treppe nehmen?“ fragt Thomas mich. Ich bin erst mal einen Moment überrascht. „Nein, überhaupt nicht.“ sage ich.
Dann führt Thomas mich zu der Treppe.
Ich steige Stufe um Stufe nach oben.
„Gleich sind wir da.“ sagt Thomas.
„Warum machst du eigentlich so große Schritte. Wir haben die Treppe seid 5 Schritten verlassen.“
„Thomas, warum wolltest du eigentlich die Treppe nehmen? Nicht, dass ich etwas dagegen hätte, nein, im Gegenteil...“ „Mir wird von Fahrstühlen immer etwas schlecht. Ich musste zwar noch nicht brechen, aber ich will es auch nicht übertreiben.“ antwortet mir Thomas.
„So ihr beiden, ich habe endlich mit deinem Arzt gesprochen. Was haltet ihr beiden davon wenn wir raus gehen?“ Ach richtig, ich sollte vielleicht sagen, dass ich wieder da bin. „Warte mal Mama, Thomas und ich sind gleich wieder zurück.“
„Da sind wir, Maik.“ Ich nicke und trete ein. „Ich wollte nur sagen, dass ich wieder da bin.“ „Das ist gut Maik, dann kannst du auch gleich zum Ärzte Zimmer gehen und dort auf mich warten. Ich komme gleich nach.“ Ich gehe zurück auf den Flur und schließe die Tür hinter mir zu. War das eben Dr. Fisch?
„Ich bring dich noch zu dem Ärztezimmer, dann geh ich zu Mama.“ sagt Thomas.
„So, dann sag ich dir schon mal Tschüss.“ „Tschüss Thomas. Schön, dass du da warst.“ Thomas entfernt sich.
„Dann komm mal, Maik.“ Ich folge Dr. Fisch. Der Weg ist ein wenig seltsam. Erst geht es nach links, dann nach rechts, geradeaus, ein Stück zurück...
Jetzt bin ich raus gekommen. Also wo hat es angefangen? Oh, jetzt bin ich irgendwo gegen gelaufen. „Maik, wo bleibst du? Warte, ich nehme dich an die Hand.“ Dr. Fisch nimmt meine Hand.
„Stimmt irgendetwas nicht?“ „Ich habe versucht mir den Weg zu merken.“ „Der Weg ist eigentlich ganz einfach. Aber ich muss dich um Tische, Stühle und Kollegen führen.“
Jemand klopft. „Ja?“ fragt eine dumpfe Stimme. „Dr. Fisch hier.“ „Kommen Sie rein.“sagt die dumpfe Stimme wieder.
„Ich möchte mit Maik einen Sehtest machen.“
Wir gehen weiter.
„Setz dich.“ sagt Dr. Fisch und lässt meine Hand los. Ich setze mich. „Du musst mir einige Fragen beantworten. Ich habe von meinem Chef einige Formulare bekommen, die ich für dich ausfüllen muss.“ „Ok. Aber was haben Fragen und Formulare mit einem Sehtest zu tun?“ „Das wirst du gleich erfahren.“
„Bereit?“ „Ja.“
„Wie lautet dein vollständiger Name?“ „Maik Bachmann“ „Kannst du mir deinen Vor -und Nachnamen buchstabieren?“ „Wie?“ „Mit ganzen Wörtern.“ „München, Amsterdam, Ilmenau, Köln.
Berlin, Amsterdam, Cottbus, Hamburg, München, Amsterdam, Nürnberg, Nürnberg.“
„Jetzt bitte dein Alter.“ „zehn“ „Dein Geburtsjahr?“ „2002“ „Kennst du den Wochentag?“ „Montag“
„Ich brauche deine Größe.“ „Weiß ich nicht genau. Irgendwas über 150 cm.“ „Dann messen wir mal nach.“ Ich stehe auf und Dr. Fisch nimmt mich an der Hand. „Stell dich ganz gerade an diese Wand. Ja. Füße ran, genau. Kopf auch, Ja so.“
„Fertig. Darfst dich wieder setzen.“ Wir setzen uns wieder.
„Kennst du dein Gewicht?“ „35,2 Kg“ Er fragt mich noch eine geschlagene Stunde aus.
Dann unterbreche ich ihn. „Sie haben etwas von einem Sehtest erzählt. Wollten Sie etwas bestimmtes wissen?“ „Ach ja, der Sehtest. Stimmt ich wollte etwas bestimmtes wissen.Wie siehst du auf deinen Augen?“ Ich muss einen Moment überlegen und prüfen. „Auf dem einen Auge sehe ich gar nichts. Auf dem anderen ist es einfach nur dunkel.“
Es hört sich an, als würde Dr. Fisch Blätter zusammen räumen. „Maik, ich glaube die Formulare werden wir ein andermal fertig ausfüllen. Ich bringe dich jetzt raus und dann gehst du zurück in dein Zimmer.“
Ich stehe auf und folge Dr. Fisch. „Warte mal. Das ist der Dienstplan für morgen. Den muss ich mir mal ansehen.“ Ich warte.
„Ah, da bin ich ja... Gut, gehen wir weiter.“
„So Maik, von hier findest du alleine den Weg zurück.“ Ich nicke und gehe los.
Ich bin schon einige Schritte gegangen, aber erst jetzt geht die Türe zu.
„Hallo Maik. Mein Name ist Gertrude Pfaff. Ich bin im Gesundheitsamt angestellt. Kannst mich gern Gertrude nennen.“ Sie schüttelt mir sehr aufgeregt die Hand.
„Entschuldigen Sie, ich will nicht unhöflich sein, aber könnten Sie bitte meine Hand loslassen?“ „Oh, Natürlich, Natürlich.“ Die Frau scheint sehr aufgeregt zu sein.
„Da bin ich wieder. Ich habe die Formulare dabei. Frau Pfuff, bitte...“ sagt Frau Zipp. „Meine Name ist Pfaff, nicht Pfuff!“ „Schon gut Frau Gertrude. Also sehen Sie. Könnten Sie das bitte machen? Maik soll dann erraten was Sie tun.“ sagt Frau Zipp. Ich lausche gespannt.
Ein leises quietschen. „Tut mir Leid, aber so feine Ohren habe ich wirklich nicht.“ „Hast du gar nichts gehört?“ fragt Frau Zipp. „Doch ein leises Quietschen.“ „Frau Zipp ich hätte da mal eine Frage: Soll ich sofort sagen was ich höre?“ „Das wäre gar nicht so dumm.“ antwortet Frau Zipp. „Dann würde ich sagen, Sie schreiben etwas auf.“ „Sehr richtig!“ sagt Frau Pfiff.
Ich werde von Frau Zipp und Dr. Fisch in einen Raum geführt. Wir befinden uns eine Etage tiefer. Dr. Fisch will einen Hörtest machen.
„Setz diese Kopfhörer mal auf.“ Mir werden Kopfhörer gegeben. Ich befühle sie erst, dann setze ich sie auf.
„Maik, ich werde ein Programm öffnen in dem sich verschiedene Töne befinden. Frau Zipp wird dir gleich etwas geben, auf dem sich ein Knopf befindet. Sobald du etwas hörst, drückst du auf diesen Knopf?“ Erklärt mir Dr. Fisch.
Mir wird etwas gegeben auf dem sich ein Hügel mit Delle befindet. „Bereit?“ fragt Dr. Fisch. „Ja“ antworte ich.
Ich drücke jedes mal wenn ich mir sicher bin, dass ich etwas gehört habe..
„Du bist flink. Du scheinst ein gutes Gehör zu haben. Jetzt werden wir deine Aufgabe etwas verändern. Du behältst die Kopfhörer auf. Ich spiele wieder verschiedenes ab und du musst mir sagen was es ist.“ sagt Dr. Fisch. „Gut.“
„Sirene ... Feueralarm ... Kinder ... Live Konzert ... Zahnbohrer ... Kenne ich nicht. ... ADAC ... Notruf ...“ „Na fast“ sagt Dr. Fisch.
Ich muss mir noch weitere zehn anhören. Dann hören wir auf.
„Nicht, dass du mir umfällst, weil dein Gleichgewichtssinn verrückt spielt.“ sagt Dr. Fisch. Frau Zipp bringt mich zurück in mein Zimmer.
„Pass auf Maik.“ Irgendetwas stimmt nicht. Mir ist schwindelig.
„Setz dich Maik.“ Ich setze mich. „Hier.“ Sie gibt mir ein Glas. Ich trinke. „Besser?“ Ich nicke. „Ja“ sage ich. „Leg dich noch ein bisschen hin. Visite ist heute Abend das nächste mal.“ Ich verabschiede mich von Frau Zipp. Dann ziehe ich meine Schuhe aus.
Ich lege mich hin. Oh, ist mir schwindelig! Alles dreht sich.
„Maik, Maik.“ Wer ist das? „Maik, kannst du mich hören?“ „Dr. Fisch?“ murmle ich. „Ja.“ Ich setze mich Kerzengerade hin. „Na na. Vorsicht!“ sagt Dr. Fisch.
Ich merke, dass mir warm ist. Ich atme tief durch. „Geht es wieder?“ „Ja.“
„Ist etwas passiert?“ frage ich als ich mich wieder gesammelt habe. „Frau Zipp hat mir erzählt dir wäre scheinbar etwas schwindelig. Sie hätte zu dir gesagt du sollst dich mal hinlegen.“ „Wie spät ist es denn?“ „Halb 8. Du hast ziemlich wirres Zeug geredet. Ich dachte ich wecke dich besser.“ „Ach ja, richtig. Ich bin in einen Halbschlaf gesunken....“ Ich breche ab als ich bemerke, dass Dr. Fisch schreibt und ich nicht gedacht habe sondern drauflos geredet habe.
„Dass kommt vermutlich von dem Hörtest. Ich wollte dir eigentlich sagen, dass ich dich nächste Woche entlassen kann.“ „Sind Sie sicher?“ „Ja.“
Dr. Fisch untersucht mich noch ein bisschen und fragt mich noch einige Dinge.
Zum Schluss sagt er: „Die Schwester hat dein Essen stehen gelassen. Du kannst also noch essen.“Ich nicke.
Die Tür geht auf. Dann geht sie wieder zu. Ich warte ein wenig. Dann suche ich das Essen.
Eine Woche später. Meine Eltern helfen mir meine Sachen zu packen. Wir gehen zu dem Ärztezimmer und fragen nach Dr. Fisch.
Papa klopft an eine Tür. „Ja!“ „Ah, Sie sind schon fertig. Schließen Sie bitte die Tür. Und dann setzen Sie sich.“ Höre ich Dr. Fisch sagen.
Wir setzen uns.
„Guten Tag Herr Bachmann.“ „Guten Tag, Herr Fisch.“ „Guten Tag Frau Bachmann.“ „Guten Tag Herr Fisch.“
„Maik hat sich tapfer geschlagen. Sie darf den Blindenstock mitnehmen. Wir waren mit Maik noch nicht im öffentlichen Verkehr. Nur im Klinikgelände wie sie vielleicht wissen. ...“ Dr. Fisch sagt meinen Eltern und mir, was wir alles beachten müssen. Dann soll ich auf den Flur gehen weil Dr. Fisch unter 6 Augen mit meinen Eltern sprechen möchte.
Ich gehe auf den Flur. Dort setze ich mich auf den nächsten Stuhl.
„Gut Maik, dann erst einmal Tschüss!“ „Tschüss, Dr. Fisch.“ Wir geben uns die Hände. Dann gehen wir.
Thomas und Papa fahren mich nach Perk. Dort befindet sich die Blindenschule von der Dr. Fisch gesprochen hat.
„Wir sind da. Alle raus.“ Einer der beiden stellt den Motor ab. Dann schnallt sich der Beifahrer ab. Ich schnalle mich auch ab.
Ich öffne vorsichtig die Autotür. Ich schlängele mich aus dem Auto und mache die Tür wieder zu. „Hier.“ Thomas gibt mir den Blindenstock. Ich nehme ihn. Einer der beiden nimmt mich an der Hand.
„So wo jetzt lang?“ fragt Papa. „Keine Ahnung.“ sagt Thomas. „Wo sind wir?“ frage ich. „In der Schule.“ sagen Papa und Thomas.
„Nichts sagen.“ sage ich. „Dein Gehör ist noch nicht so fein ausgeprägt.“ sagt Thomas. „Pssst!“ sage ich.
Ich konzentriere mich auf meine Umgebung. „Ich höre Stimmen.“ „Und von wo?“ fragt Thomas. „Keine Ahnung.“ sage ich.
„Laufen wir doch einfach alles ab.“ schlägt Papa vor. Etwas anderes bleibt uns nicht übrig. Thomas und ich folgen.
„5.Klasse. Hier sind wir falsch.“ sagt Papa.
Einige Türen weiter sagt Thomas „Ich wusste gar nicht, dass eine Schule so groß sein kann.“ „Dr. Fisch hätte uns einen Plan mitgeben sollen.“ sage ich.“ „Hast du Dr. Fisch gesagt?“ fragt Jemand hinter uns. „Ja.“ sage ich und drehe mich in die Richtung aus der die Stimme kam. „Wer sind Sie?“fragt Papa.
„Ich bin Lehrer. Meine Name ist Fisch. Ich helfe den neuen Schülern sich in der Blindenwelt zurecht zu finden und kümmere mich um Externe.“ „Ich glaube Dr. Fisch hat mir von Ihnen erzählt.“ sage ich. „Von wo kennst du ihn?“ fragt Herr Fisch. „Ich war eine Zeit lang in der UHU-Klinik bei Willhelmspfeife.“
„Wir haben einen Termin.“ sagt Papa. „Darf ich Ihren Namen erfahren?“ fragt Herr Fisch. „Bachmann.“ sagt Papa.
„Kommen Sie mit.“ Wir folgen.
Der hat es ganz schön eilig!
„Setzen Sie sich. Ich werde den Leiter dieser Schule holen.“ Herr Fisch entfernt sich.
„Der ist doch in deinem alter Thomas.“ sagt Papa als Herr Fisch außer Hörweite ist. „Mag sein. Aber ich bin noch 2 Jahre bei der Tafel.“
Wir warten.
„Guten Tag. Mein Name ist Britte Twerz. Ich leite die achte Klasse.“ „Bachmann.“ stellt sich Papa vor. „Thomas. Ich bin ihr Bruder.“ „Und du?“die Frau tippt mich an. „Ich bin Maik.“
„Entschuldigung. Ich hatte damit gerechnet, dass sie genau dann kommen, wenn die Schüler Pause haben.“ sagt eine fremde Stimme. „Wir wussten nicht, dass wir...“ fängt Papa an. „Überhaupt nicht schlimm. Im Gegenteil. Jetzt haben unsere Praktikanten auch mal Aufgaben.“ redet Jemand dazwischen.
„Ich weiß nicht ob ich mich schon vorgestellt habe. Peter Vogel.“ „Maik“ sage ich ohne nach zu denken. „Ach du.“ Was dagegen?
„Hast du dich schon vorgestellt?“ „Moritz Fisch.“
„Haben Sie Maik`s Akte mit?“ „Ja.“ sagt Papa. Ich mache meinen Rucksack auf. „Darf ich vorlesen?“ „Ist das die von Dr. Fisch?“ frage ich. „Das ist die Akte aus der UHU-Klinik.“
„Ich will aber nicht, dass sie alles lesen!“ „Ich lese nur was für uns relevant ist.“
„ Name: Maik Bachmann
Erblindet mit: 14 Jahren
Geburtsjahr: 1999
Geschlecht: weiblich
Krankheit: Auf einem Auge komplett erblindet, das andere Auge ist fast blind.
Allergien: keine
Empfohlen an: Die Blindenschule für Erblindete Menschen. Schulleiter ist P. Vogel
Empfohlen von: Der UHU-Klinik aus Willhelmspfeife. Verantwortlicher Arzt Dr. Fisch.“
Niemand sagt etwas. „Stimmt das soweit?“ „Ja.“ Sagen wir.
„Moritz, Sie machen eine Kopie. Das Original kommt wieder in ihre Akte.“ Jemand steht auf.
„Habe ich Sie am Telefon richtig verstanden, Sie möchten Ihre Tochter an unsere Schule schicken.“ „Ja, Sie haben mich richtig verstanden. Maik`s Arzt hat Sie uns Empfohlen.“ sagt Papa.
Das Gespräch geht weiter.
Zum Schluss einigen wir uns darauf, dass ich nach den nächsten Ferien kommen soll. „Ich werde Ihnen einen Stundenplan schicken. Die Probezeit ist von diesem Tage an bis zum letzten Tag vor den nächsten Ferien. Dann entscheiden wir ob wir Maik nehmen wollen.“
Wir verabschieden uns und fahren wieder nach hause.
4 Wochen später bringt mich Thomas zu der Schule. Ich habe nur einen Rucksack mit. In dem Rucksack sind meine ganzen Sachen.
„Maik?“ „Ja?“ „Ich bleibe noch ein halbes Jahr in Deutschland. Dann fliege ich nach Monte Negro. Ich will dort einem Tierschutzverband beitreten. Wenn du etwas brauchst, dann ruf einfach an. Ich komme am Wochenende zu dir.“ Gespannt höre ich zu was Thomas mir zu sagen hat. Als er nichts mehr sagt, merke ich, dass er fertig ist. „Gut mache ich.“
„Wo sind wir?“ frage ich Thomas. „Wir sind auf einer Autobahn. Sie hat 4 Spuren. Der Verkehr ist gelockert. Hinter uns fährt ein LKW und vor uns fährt jemand mit einem leeren Pferdehänger.“
„Wir sind da.“ Ich höre wie Thomas sich abschnallt. Ich schnalle mich auch ab. „Warte, ich mach dir Tür auf. Du musst an der Straßenseite aussteigen.“ Thomas steigt aus. „Kannst raus.“ Ich steige aus und gehe nach hinten zum Kofferraum. „Wo ist mein Rucksack?“ „Hier.“ Ich mache den Kofferraum zu. Thomas nimmt mich an der Hand und führt mich. „Ich habe nicht direkt an der Schule geparkt.“ „Verstehe.“
Wir gehen los und ich gehe mit Thomas noch einmal die Regeln durch.
„Hallo!“ Ich drehe mich um. „Hallo?“ „Hey, hast du deine rechte Hand frei?“ „Ja“ Jemand tastet nach meiner Hand. „Ich bin Natja. Du scheint neu zu sein.“ „Ja. Ich bin Maik.“ „Und ist der andere dein Vater?“ „Nein, das ist mein Bruder.“ „In welche Klasse gehst du?“ fragt Natja. Ich bin noch in der achten Klasse.“ „Klasse! Ich auch. Dann kommen wir nach den Sommerferien zusammen in die neunte.Klasse.“ „Ich zeige euch wo ihr lang müsst.“ „Wir müssen zu Moritz Fisch.“ sagt Thomas. „Wir müssen alle nach den Ferien in die Sporthalle. Wir nehmen unsere Sachen mit.“ sagt uns Natja.
„Hallo, ihr 3. Natja, gehst du schon mal vor?“ „Wir sehen uns später.“ Meine rechte Hand wird frei. „Natja, hat euch bestimmt schon etwas erzählt.“
Ich nicke. „Thomas, es tut mir Leid, aber Sie müssen gehen. Ich werde mit Maik in die Sporthalle gehen. Wir reden dort über allgemeine Veränderungen.“ „Ist in Ordnung Herr Fisch. Ich hätte noch etwas. Ich möchte gerne meine Zeit nutzen und am Wochenende vorbei schauen.“ sagt Thomas. „Wir melden uns wenn Maik etwas braucht.“ sagt Herr Fisch.
„Maik, wir müssen gehen. Auf Wiedersehen, Thomas.“ „Auf Wiedersehen Herr Fisch. Tschüss Maik.“ „Tschüss Thomas.“ Ich merke wie mir Tränen in die Augen steigen. Herr Fisch legt mir eine Hand auf die Schultern. Dann gehen wir zusammen los. „Misch dich einfach unter die Leute. Du versperrst Niemandem die Sicht.“
„Schüler, Lehrer, Praktikanten und Gäste! Ich freue mich, dass ihr alle hier, vor mir steht. Mein Name ist Peter Vogel. Ich bin euer Schulleiter. Frau Kreuz, bitte sagen Sie uns wer nicht kommen kann.“
„ Die Klassenlehrerin der Klasse 3c kommt morgen. Sie musste eine große Umleitung nehmen. Jonas Poll kommt heute Abend. Er bekommt heute seinen Verband ab. Susann Limos habe ich in die Krankenstation gelegt, sie wurde angefahren. Es ist nichts schlimmes. Sie kann heute Mittag in den Unterricht kommen. Sonst fehlt Niemand.“ sagt eine Frauenstimme.
„Mein Name ist Fisch. Wir haben bis zu den Sommerferien eine neue Probe Schülerin. Sie wird die erste Klasse besuchen, wenn diese praktisches Schreiben und lesen hat. Zum weiteren, geht sie in die achte Klasse. Sie wird in den Fächern Geografie, Mathe und Sport mitmachen. Ihr Name ist Maik Bachmann. Mortimer du wirst ihr helfen. Ich werde dir einen Plan geben.“
„Ja.“ kommt es leise von irgendwo.
„Im Erdgeschoss tauscht Robert aus Zimmer 5 mit Anton aus Zimmer 7.
Im 2 Stock werden Bianca, Marianne, Tanja, Ronja und Sabine aus Zimmer 35 in Zimmer 300 im Westblock umziehen. Wir müssen renovieren. Tina geht in Zimmer 12. Maik, zieht in Zimmer 60 in Bett 3.“
„Danke. Ihr bekommt eure Stundenpläne von euren Klassenlehrern. Maik Bachmann du wartest hier und ich gebe dir deinen Stundenplan. Wir fangen 10:00 Uhr an.“
Ich warte während die anderen Schüler und Lehrer die Halle verlassen.
„Das ist Mortimer. Er ist einer unserer Praktikanten. Es ist ganz einfach Mortimer. Du musst Maik zwischen den Stunden in denen sie die Klassen wechseln muss, zu der anderen Klasse lotsen. Verstanden?“ „Nein.“ sage ich. „Pass auf, Maik. Wenn du z.b. in Klasse acht Sport hattest aber als nächstes zum praktischen schreiben in die erste Klasse musst, dann bring ich dich da hin.“ „Verstanden.“ „Du bekommst noch ein Blindenarmband. Damit wissen wir Lehrer und Praktikanten, dass du neu bist. Bringt erst mal deine Sachen auf das Zimmer.“ Wir gehen aus der Halle. Mortimer beschreibt mir genau wo wir lang gehen. „Jetzt gehen wir durch den Hof. ...“
„Hier ist Zimmer 60. Ich klopf mal. Hallo, Jemand zuhause?“ „Ja, komm rein.“ Wir gehen rein. „Hier. Leg da deinen Rucksack drauf. Ich helfe dir noch beim auspacken wenn du willst.“ Thomas hat mir beim einpacken geholfen, dann kann er mir auch beim auspacken helfen. „Ok“ Ich betaste meinen Rucksack und öffne ihn. Dann hole ich meine Sachen raus. Mortimer nimmt sie mir aus der Hand und verstaut sie in meinem Schrankfach.
„Sehen wir mal auf deinen Stundenplan. Du hat jetzt mit der achten Klasse Sport. Nehmen wir also deine Sportsachen und dann gehen wir wieder in die Sporthalle.“
Wir joggen durch die Flure. Mortimer hält mich an meiner Hand. Er zieht mich mal ein Stück in die eine Richtung, mal sagt er mir, wo wir uns befinden.
„Wir sind da. Geh in die Mädchen Umkleide und lass dir von den Mädchen helfen. Ich bin ein gut erzogener Junge. Ich gehe nicht mit dir in eine Mädchen Umkleide wenn es nicht sein muss.“ Ich nicke. Mortimer lässt meine Hand los. Dann gehe ich vorsichtig nach vorn. Hinter mir geht die Tür leise zu. „Hallo?“ frage ich. „Hallo.“ Antwortet mir eine andere Mädchenstimme. „Kann mir jemand helfen?“ frage ich die Mädchenstimme. „Taste dich an der Wand entlang.“ sagt das Mädchen. Ich taste nach der Wand. Dann laufe ich an der Wand entlang. Hier ist etwas. Ich glaube hier kann ich mich setzen. Ich taste. Nein, hier liegen noch keine Anziehsachen. Ich setze mich und ziehe mich um.
„Ist Maik schon da?“ fragt jemand. „Ja, ich glaube sie ist schon da. Ich habe vorhin jemandem geholfen.“ „Maik?“ „Ja?“ „Ich bin es, Natja. Wir haben uns vor der Schule kennengelernt.“ Ach, Natja. „Kannst du mich bei Sport führen?“ frage ich. „Klar kann ich machen. Wir müssen aber um Erlaubnis fragen.“
Es klopft. „Los komm Maik. Wir müssen in die Halle.“ „Wo bist du Natja?“ „Hier.“ Ganz dicht neben mir höre ich Natjas Stimme. „Gib mir deine Hand.“ Ich taste mich an Natja entlang. „Ich hab dich.“ sage ich.
Natja zieht mich.
„Da sind wir.“ „Wir müssen darauf warten, was wir gesagt bekommen.“
„Hallo Natja. Schön, dass du dich mit Maik so gut verstehst. Rede erst mal mit deinem Partner ob es für ihn Inordnung ist, dass du diese Woche mit Maik Sport machst. Ihr könnt auch gerne zu dritt Sport machen.“ „Ok, mache ich.“ Schritte entfernen sich. „Maik, ich bin dein Sportlehrer Herr Schmidt.“
„Herr Schmidt? Ich möchte mit Ihnen reden.“ „Ah, Tom. Komm her, Junge.“ Schritte nähern sich.
Direkt neben uns bleibt jemand stehen. „Wo ist Maik?“ „Ich bin hier.“ sage ich. Jemand tastet an meinem Körper. Dann klammert sich eine Hand an meinen Arm. „Hallo, ich bin Tom. Natja und ich machen zusammen Sport. Natja hat mir erzählt, dass du die neue bist. Sie hat dich schon ein bisschen kennengelernt. Du scheinst eine freundliche Person zu sein. Wir können es gerne mal zu dritt ausprobieren.“ „Ok. Bist du Tom?“ „Ja, bin ich.“ „Na, wenn ihr euch so gut versteht dann können wir anfangen. Anne?“ „Ja?“ „Hast du deinen Partner schon gefunden?“ „Ja.“ Antworten 2 Stimmen. „Ihr beiden könnt euch setzen.“ Herr Schmidt entfernt sich wenige Schritte.
„Bernd, wo ist deine Partnerin?“ „Johanna!“ „Hier!“ „Komm mal zu mir!“ „Ihr dürft euch setzen.
Herr Schmidt spricht immer einen Schüler oder eine Schülerin an und fragt wo die Partner sind. Wenn sich dann beide getroffen haben, dürfen sie sich setzen.
„Tom!“ „Hier!“ „Maik!“ „Hier!“ Natja kommt zu uns gerannt. „Da seid ihr.“ „Auch ihr 3 dürft euch setzen.“ Herr Schmidt und eine Frau flüstern. „Das ist Frau Twerz.“
„Die Jungen stehen auf. Lauft zur nächsten Wand.“ Tom steht auf. Und läuft weg.
„Joggt eine Runde. Dann sucht ihr eure Gruppen. Denkt dran: erster Schritt einatmen, zweiter und dritter Schritt ausatmen.“
Viele Schritte rennen los. Tom seine Schritte entfernen sich. Andere Schritte kommen näher. Werden lauter und wieder leiser. So geht es immer weiter.
Tom setzt sich wieder zu uns. „Maik, lasst euch Zeit, ihr müsst euer eigenes Tempo joggen.“ sagt Tom. „Ok.“ Es laufen noch einige wenige. „Johanna, wo steckst du?“ fragt Jemand. „Unter dir.“
„Mädchen, steht auf.“ Natja und ich stehen auf. „Lauft an die Wände.“ Natja und ich suchen eine Wand. „Hier ist eine. Am besten du gehst an die Wand.“ Natja und ich tauschen die Plätze. Ich halte meine Hand an die Wand. Natja lässt meine Hand los.
„Ihr joggt eine Runde. Hände immer an der Wand lassen. Nach einer Runde sucht ihr ebenfalls eure Partner. Denkt dran: erster Schritt einatmen, zweiter und dritter Schritt ausatmen.“ „Ich laufe vor dir.“ Sagt mir Natja. Dann joggen wir los.
Ich halte meine Hand immer an der Wand.
Ich halte den vorgegebenen Atem Rhythmus ein.
Ich schließe die Augen obwohl ich dann genauso wenig wie mit geöffneten Augen sehen kann. Ich konzentriere mich auf die Wand, auf den Rhythmus in dem ich atmen soll und auf Natja.
Natja bleibt stehen. Sie nimmt meine Hand und ich folge ihr.
„Gar nicht so einfach diesen Rhythmus einzuhalten.“ sagt Natja als wir wieder sitzen. „Wie fandest du die Runde Maik?“ fragt mich Tom. „Es war sehr schön! Ich war seid einer Ewigkeit nicht mehr richtig joggen. Und blind macht es doppelt so viel Spaß.“
„Ich werde nun einige von euren Gruppen aufrufen. Die von euch die aufgerufen wurden stellen sich auf. Natja, Tom und Maik. Boris und Vanessa. Johanna und Bernd. Anne und Torben. Susanne und Leoni. ...“ zählt Herr Schmidt auf.
Wir stehen schon also kann ich meine Frage stellen. „Ihr habt auch Gruppen in denen 2 Mädchen oder 2 Jungen drin sind?“ „Wir haben zu wenig Jungen um jedem Mädchen einen zu geben.“ antwortet mir Tom.
„Die eben aufgerufenen Gruppen versuchen sich zu finden. Ihr gebt euch jeder eine Hand, sodass ihr eine große Kette bildet.“ setzt Herr Schmidt seine Rede fort.
Tom und Natja fassen mich jeder an einer Hand. „Du entscheidest wo wir hin gehen Maik.“ sagt mir Tom. Ich gehe einfach geradeaus. Nach wenigen Schritten bleibe ich stehen und höre auf andere Schritte. Es scheinen auch andere auf diese Idee gekommen zu sein. Denn kaum Jemand bewegt sich. Also laufe ich auf gut Glück los. „Könnt ihr für mich fühlen?“ frage ich Natja und Tom. „Klar machen wir.“ antwortet mir Natja.
„Ich habe Jemanden.“ sagt Tom. „Tom?“ „Ah, Bernd.“ „Moment, Tom. Ich gebe dir mal Johanna. Sonst laufen wir in 2 verschiedene Richtungen.“
Nachdem wir unser kleines Problem gelöst haben, suchen wir zu fünft weiter. Wir erwischen noch 2 Paare. Die restlichen Paare erwischen uns.
„Sehr gut. Alle die in einer Kette stehen sind die Fänger. Ihr dürft euch nicht loslassen. Die von euch die sitzen, müssen weglaufen. Die jeweiligen Partner fassen sich auch an den Händen. Ihr bildet keine Kette! Ihr lauft gemeinsam weg. Die große Kette muss versuchen die einzelnen Paare zu umstellen. Ihr habt zehn Minuten Zeit. Auf die...“ neben mir gehen Natja und Tom runter. Ich versuche es ihnen nach zu machen. „Plätze...“ „linkes Bein vor“ flüstert Natja. Ich hocke mich richtig hin und mache mein linkes Bein vor. „fertig...“ „In geduckte Position gehen.“ flüstert Tom. Ich richte mich auf, sodass ich meinen Rücken waagerecht halte, mein linkes Bein noch immer etwas weiter vorne steht und mein Kopf auch geduckt ist. „Los!“ Wir rennen alle los.
Ein pfeifen. Endlich. Ich kann nicht mehr. „Anna und Norbert sind noch frei. Die sitzenden haben jeder einen Punkt.“
Wir spielen noch einige Spiele dann nimmt mich Frau Twerz zur Seite. „Maik, du musst dich jetzt wieder umziehen. Mortimer holt dich gleich ab.“ Frau Twerz bringt mich zu der Umkleide. „Bis nachher.“ sagt sie. Ich nicke. Dann gehe ich rein und suche meine Sachen.
Ich habe mich umgezogen und warte im Flur auf Mortimer. „Maik, komm wir müssen uns beeilen. Herr Fisch hat mir gesagt ich soll versuchen mit dir pünktlich zu sein. Mit meinen Sportsachen im einen Arm und Mortimer an der anderen Hand rennen wir zum nächsten Unterricht.
„Was hab ich jetzt eigentlich?“ frage ich Mortimer im rennen. „Praktisches lesen.“
„Ruhe!“ Das war nicht Mortimer, das klang wie Herr Fisch. „Gib mir deine Sachen.“ sagt mir Mortimer. Ich gebe Mortimer meine Sportsachen. „Hier, dein Buch. Und jetzt nichts wie rein.“ Mortimer schiebt mich sanft nach vorn.
Jemand fast mich an der Hand und geht mit mir ein Stück weiter. „Setz dich.“ Ich setze mich.
„Wer bist du?“ „Maik. Ich bin bis zu den Ferien in der achten Klasse.“ „Ich bin Marcel.“
„Legt eure Bücher auf die Tische.“ Ich lege mein Buch vor mich auf den Tisch, den ich dort vermute.
„Jetzt stellt euch hinter eure Sitzplätze.“ Herr Fisch hört sich ganz schön streng an. Er gibt klare Befehle. Wir singen 2 Lieder.
Dann holt er einen Schüler an die Tafel. „Erkläre uns nochmal wie unsere Tafeln funktionieren.“ sagt Herr Fisch zu dem Schüler. „Wir schreiben in Blindenschrift. Die Lehrer kleben etwas an die Tafel. Auf den äußeren Flügeln ist das Alphabet und die Zahlen 0 – 9.“ „Danke Paul.“ Der Schüler geht wieder auf seinen Platz.
„Marcel komm doch bitte mit Maik nach vorn.“ Marcel und ich stehen auf. Marcel nimmt mich etwas zögerlich am Arm und zeigt mir wie wir von unserem Platz aus nach vorne kommen.
„Maik, erzähl uns doch bitte wie sehende Menschen die Tafeln nutzen und wie die Schultafeln in einer normalen Schule aussehen.“ Ich weiß nicht in welcher Richtung die Klasse sitzt und in welcher Richtung ich stehe, aber ich fange einfach mal an.
„Sehende Schüler und Lehrer haben eine Tafelfläche von ca. ein Meter Höhe und vier Meter breite. Die Tafeln sind unterschiedlich gefärbt. Entweder sie sind grün oder sie sind schwarz.
Die Tafeln der ersten Klassen haben an den äußeren Flügeln noch Linien oder Kästchen, damit es die Erstklässler leichter beim lesen und schreiben haben. Die großen haben dann einfarbige Tafeln. Es wird dann einfach mit weißer oder bunter Kreide auf die Tafeln geschrieben.“ „Danke Maik und Marcel.“ Marcel nimmt mich wieder am Arm und wir gehen zurück.
Ich schiebe das Gefühl weg, das sich an schleichen wollte. Ich habe jetzt keine Zeit mich ablenken zu lassen. Ich muss mich auf den Unterricht konzentrieren.
„Öffnet eure Bücher.“ Ich öffne mein Buch so normal wie immer. Ich bin neugierig wie es ist. Jemand weiter hinten scheint sein Buch in der Mitte aufgeschlagen zu haben.
„Blättert auf Seite zehn.“ Ich blättere vor. Aber ich habe überhaupt keine Ahnung wie ich Seite zehn erkennen soll. Während ich blättere fällt mir auch auf, dass diese Buchseiten viel dicker sind als andere.
„Wo stehen die Seitenzahlen?“ frage ich Marcel. „Es ist etwas kompliziert. Warte einen Moment.“ Ich warte. Es fühlt sich an wie eine Ewigkeit. „Ich werde es dir Erklären. Blätter mal eine Seite nach vorn.“ Ich habe schon etwas geblättert.“ gestehe ich Marcel. „Die Seitenzahlen auf der rechten Seite stehen immer rechts unten. Die Seitenzahlen der linken Seite stehen immer in der Mitte. Es braucht bei jedem unterschiedlich viel Zeit bis man sich eingefühlt hat. Manche bekommen es gar nicht hin.“ Ich versuche die zehn zu finden. Aber ich kann diese ganzen Hügel einfach nicht auseinander halten. „Kannst du mir zeigen wo Seite zehn ist?“ frage ich Marcel. Marcel zieht mein Buch unter meinen Händen weg. Er schiebt es mir sofort zurück. „Was ist?“ frage ich. „Du bist schon auf Seite zehn.“ Es klingt als wollte er noch etwas hinzu fügen. Aber er sagt nichts mehr.
„Nora, fange doch bitte mit lesen an.“ fordert Herr Fisch ein Mädchen auf. „Als Saal las...“ fing das Mädchen an zu lesen. „Danke Nora. Lukas, den 2. Satz bitte.“ „Och schade.“ „Mach dich nicht über Nora lustig.“ tadelt Herr Fisch.
„Saal, Las, Atlas...“ „Sehr gut.“ sagt Herr Fisch überrascht.
Herr Fisch fordert noch einige Schüler zum lesen auf. Ich versuche mitzuhalten und lasse meine Finger über die Hügel gleiten. Ich hoffe ich werde noch lernen wie man liest.
„Macht eure Bücher zu. Es wird in wenigen Minuten klingeln. Bleibt aber bitte noch sitzen. Ich habe noch Fragen.“ sagt Herr Fisch. „Hoffentlich nicht, ob ich meine Hausaufgaben gemacht hab.“ flüstert Marcel leise.
„Maik wir machen nachher einen Rundgang durch die Schule. Würdest du uns begleiten wollen?“ Einen Rundgang? „Wann ist dieser Rundgang?“ frage ich. „In 2 Unterrichtsstunden. Ich würde Mortimer Bescheid sagen und Frau Twerz um Erlaubnis bitten.“ Die Schule kennen lernen ist keine schlechte Idee. „Ja.“ antworte ich.
Es klingelt. „Ihr dürft gehen.“ Es wird etwas lauter. Ich bleibe noch kurz sitzen. Dann stehe ich auf. „Herr Fisch?“ frage ich. Aber ich bekomme keine Antwort. Mit der Hoffnung die Tür zu finden, mache ich mich auf den Weg.
Tische, Stühle... aber nirgendwo eine Tür. Es hilft nichts. Ich sollte nicht so viel umher kurven. Besser wenn ich erst mal die nächste Wand suche.
Ich bemühe mich geradeaus zu laufen.
Erst remple ich noch hin und wieder einen Tisch oder einen Stuhl an. Dann kommt lang gar nichts.
Ich habe immer mal das Gefühl fast gegen etwas zu laufen. Aber ich laufe nirgendwo gegen.
Wie lang ist dieser Raum?
Eine Treppe. Hier ist eine Treppe? Dann bin ich schon längst aus dem Klassenzimmer gegangen! Aber wo bin ich? Ich könnte weiter geradeaus laufen. Irgendwo werde ich schon landen.
Ein Bett. Bin ich in meinem Zimmer gelandet? Ich laufe die Betten ab. Ich suche meine Sachen.
Hier liegt etwas. Papier. Ist das ein Stundenplan? Ist das mein Stundenplan?
Ich befühle dieses Papier genauer. Das muss ein Stundenplan sein! Ich befühle ihn noch genauer.
Hier stehen richtige Buchstaben. Ich konzentriere mich nur auf die Buchstaben. „Maik“ sage ich ohne es zu merken. „Das ist mein Stundenplan. Super! Vielleicht kann ich heraus finden was genau hier steht...
„Da bist du ja!“ Ich schrecke auf. „Was?“ „Maik, was machst du hier oben? Ich hätte dich hier zuletzt erwartet!“ Jetzt fällt es mir wieder ein! Ich habe gerade Blindenschrift gelesen. „Ich wollte auch aus dem Klassenzimmer gehen. Ich wollte Herrn Fisch fragen ob er weiß was ich als nächstes habe. Aber er war nicht da. Da bin ich losgegangen.“ „Du hättest doch vor dem Klassenraum warten können.“ sagt mir Mortimer. „Tut mir Leid. Ich habe erst gemerkt, dass ich den Klassenraum schon längst verlassen habe, als ich vor einer Treppe stand.“ „Wie bist du zu dieser Treppe gekommen?“ fragt mich Mortimer. Er klingt nicht mehr besorgt oder aufgebracht. Eher interessiert.
Ich erzähle ihm alles. Denn er möchte alles wissen. Jedes kleinste Detail.
„Wir müssen sofort zu Herrn Fisch oder Frau Twerz!“ sagt Mortimer ganz entschlossen. „Warum?“ frage ich. Aber Mortimer scheint mich nicht gehört zu haben. Er nimmt mir den Stundenplan aus der Hand dann nimmt er meine Hand und eilt mit mir den Flur entlang. Ich habe das Gefühl, dass ich vor kurzem erst hier war!
„Sascha! Du musst mir helfen. Weißt du wo Frau Twerz oder Herr Fisch ist?“ „Was ist denn los?“ „Du weißt doch noch was uns Herr Vogel über den Orientierungssinn erzählt hat.“ „Klar!“ „Sie hat einen sehr guten. Also weißt du wo die beiden sind?“ „Haben Unterricht.“ „Und wo?“ keine Antwort. „Verdammt!“ schimpft Mortimer. „Geh doch zu seinem Vater.“ sagt der andere. „Wessen Vater?“ sagt Mortimer. „Na der von Herrn Fisch.“ „Stimmt.“ sage ich. „Sein Vater ist Arzt an der UHU-Klinik.“ „Den kenne ich gar nicht.“ sagt Mortimer. „Dann geh halt zu deiner Mutter. Die ist da doch auch. Ich muss jetzt jedenfalls los.“ Der andere entfernt sich. „Meine Mutter ist Chef Ärztin.“ klärt Mortimer mich auf.
Er rennt nicht gleich weiter. „Darf ich mal wissen was hier los ist? Du rennst durch die Schule und sagst mir nicht was los ist. Das ist echt irritierend!“ sage ich zu Mortimer. „Sorry. Aber Herr Fisch hat uns letzte Woche etwas über sein Fachgebiet erzählt. Weißt du welches?“ „Ja. Aber...“ Mortimer unterbricht mich. „Naja. Und dann war da noch Herr Schmidt und eine Frau. Ich glaube sie ist Professorin. Die beiden haben uns etwas über den Orientierungssinn erzählt. Es gibt welche wie dich. Die haben einen sehr guten Orientierungssinn. Das heißt, ohne es zu merken hast du den Weg zurück gefunden.“ Ich habe das Gefühl Mortimer sieht mich an. „Herr Fisch hat zu uns gesagt wir müssen sofort Bescheid sagen wenn uns das bei einem der Erstklässler auffällt. Du bist zwar keiner, aber du bist neu. Du bist noch kein Jahr blind. Wenn ich das richtig verstanden habe.“
„Wie spät ist es?“ „Warum?“ „Herr Fisch hat mich gefragt ob ich mit durch die Schule gehen würde. Er sagte er wollte mit dir reden.“ „Er hat mit mir geredet. Willst du wirklich eine Freistunde dafür verwenden? Jeder andere Schüler freut sich über eine Freistunde.“ „Ja ich will. Es ist gut wenn ich erfahre wo ich mich die nächsten Wochen aufhalte.“ „Schon gut. Dann komm. Wir müssen deinen Blindenstock holen.“ „Was warum denn?“ „Herr Fisch hat mich gebeten ihn mitzubringen.“
Wir gehen wieder zurück. Kurz vor einer Treppe bleibt Mortimer stehen. Wir gehen wieder ein Stückchen zurück. „Du wartest hier. Und nicht weglaufen!“ „Ist gut.“ Mortimer entfernt sich und ich lehne mich an eine Wand an.
„Da bin ich wieder.“ Er nimmt mich an der Hand und wir gehen...
Ich gebe es sofort wieder auf, mir den Weg zu merken.
Mortimer rennt mit mir durch die Schule. Erst in die eine Richtung, dann in die andere Richtung, immer kreuz und quer.
„Wo genau wollen wir eigentlich hin?“ frage ich Mortimer als wir etwas langsamer werden. „In den Hof.“ antwortet er mir.
Während unserem Lauf habe ich genug Zeit über verschiedenes nachzudenken. Dabei fällt mir etwas auf.
„Wir laufen doch jetzt zu Herrn Fisch richtig?“ fange ich an. „Ja.“ „Du wolltest doch zu ihm.“ rede ich weiter. „Du hast recht. Ich verstehe, was du mir sagen willst.“ schnauft mir Mortimer zurück. Er scheint kein großes Talent zu haben während dem rennen auch noch zu reden.
„Musstet ihr denn so rennen, Mortimer? Ich hätte eigentlich nichts dagegen wenn Maik noch auf den Beinen halten kann.“ sagt Herr Fisch in einem freundlichen Ton. „Ich verstehe Sie Herr Fisch. Aber wir waren spät dran.“ „Deine Uhr geht vor Mortimer. Ihr habt noch zehn Minuten.“ sagt Herr Fisch lachend. „Was?“ frage ich. „Setzt euch erstnal.“ Ich setze mich.
„Du nicht Mortimer?“ „Nein Herr Fisch. Ich muss mit Ihnen reden.“ „Über was denn?“ „Über Maik.“ Herr Fisch sagt darauf nichts.
Mortimer erzählt Herr Fisch wo er mich überall gesucht hat und wo er mich gefunden hat. Anschließend vordert er mich auf, meinen Teil dazu beizutragen.
„Das ist interessant. Ich werde mit Frau Twerz reden. Wir werden das in ihre Akte schreiben. Danke Mortimer. Maik hat den restlichen Tag frei. Das heißt du hast deine Arbeit getan und kannst gehen.“ Mortimer verabschiedet sich von uns beiden dann geht er.
Ich bin mit Herr Fisch allein. Aber das bleibt nicht lange so. Wenige Minuten später kommt die erst Klasse und der Rundgang beginnt.
„Hier ist der Speisesaal. Ihr müsstet ihn eigentlich fast alle kennen. Ich werde euch nach dieser Stunde hierhin zurück bringen damit ihr zu Mittag essen könnt. Heute Abend, halb 7 werdet ihr hier zu Abend essen. Ihr habt eine bestimmte Ordnung. Maik, Frau Twerz wird dich darüber aufklären wo du sitzen wirst.“ sagt Herr Fisch.
„Was machen Sie denn schon hier? Mittag ist in einer dreiviertel Stunde, das müssten Sie eigentlich wissen Moritz!“ sagt eine aufgeregte Stimme. „Natürlich. Ich wollte mit den Kleinen nur eine Runde durch die Schule drehen. Sie müssten eigentlich auch wissen, dass ich das mit jeder Ersten Klasse mache. Kommt, wir gehen.“ Ich folge der Klasse und wir verlassen den Speisesaal.
„Das hier ist der Jungen Waschraum. Wir gehen weiter.“
„Das hier ist der Mädchen Waschraum. Wir gehen weiter.“
Herr Fisch geht mit uns durch den ganzen unteren Flur. Er lässt keine Türe aus.
„Und das hier, ist der Klassenraum jeder Ersten Klasse.“ „Sind wir im Kreis gelaufen?“ fragt Jemand. „Nein.“ antwortet Herr Fisch. „Wir haben noch einige Minuten. Die ganze Klasse mir nach.“ Wir laufen Herrn Fisch hinterher. Er geht mit uns einige Treppen hoch. Zwischendurch bleiben wir stehen. Es werden einige Schüler in die Zimmer geschickt. Diese sollen dann ihre Blindenstöcke auf ihr Bett legen. Danach sollen sie wieder kommen und sich an den Händen fassen.
„Ganz oben ist Niemand von uns.“ sagt eine ungeduldige Schülerin. „Doch, Maik.“ „Ja Toll...“ Herr Fisch unterbricht die kleine Diskussion. „Doch es wohnen 2 Schüler in dieser Etage. Wir gehen alle nach oben.“ Damit war das Gespräch zu ende. Wir gehen weiter.
Hier war doch mein Zimmer...
„Geh hinein Jonas. Leg deinen Blindenstock auf dein Bett und komm hinterher zurück.“
„Jetzt nimm eine freie Hand. Wir müssen noch Maik abliefern.“ Jemand stöhnt.
„Maik, wir sehen uns.“ sagt Herr Fisch zu mir und legt mir eine Hand auf die Schulter. Dann nimmt er seine Hand wieder runter. „Kommt“ sagt er. Die Klasse geht.
„Hallo Maik.“ „Frau Twerz?“ frage ich. „Ja. Herr Fisch wollte sich mit der Ersten Klasse den unteren Flur ansehen. Ich habe gesagt, dass ich es völlig Inordnung finde wenn du mitgehst.“ Ich nicke. „Aber was machen Sie hier?“ frage ich. „Es muss doch einen Grund geben.“ „Das stimmt.“ sagt Frau Twerz. „Ich bin auf Mortimer getroffen. Er sollte mir erzählen wie der erste Tag nach den Ferien aus seiner Sicht war. Dabei hat er mir auch von dir erzählt. Aber deshalb komme ich nachher noch mal zu dir. Ich wollte dich eigentlich darüber aufklären wo du sitzt.“ Frau Twerz sagt mir, dass neue Schüler zusammen an einem extra Tisch sitzen. Also muss ich zu den Praktikanten.“ Ich nicke. Dann gehe ich zusammen mit Frau Twerz zum Speisesaal.
„Komm, ich nehme dich an die Hand.“ „Nicht nötig.“ sage ich.
Ich laufe neben Frau Twerz nach unten. Es geht wie von selbst.
„Hier ist dein Platz. Du würdest mir einen Gefallen tun, wenn du nach dem Essen wieder auf dein Zimmer gehst und dort auf mich wartest.“
Das Essen ist gut. Ein Praktikant hat gescherzt es würde Bier geben aber als ich daran gerochen habe hat es nicht nach Bier gerochen. Als ich dann auch einen Schluck getrunken habe hat sich heraus gestellt, dass es sich um Schorle handelt.
„Was machst du jetzt?“ „Ich nehme mein Skatebord und drehe eine Runde. Du?“ Die Praktikanten unterhalten sich darüber was sie machen. Ich versuche mich auf meine Umgebung zu konzentrieren. Am Nebentisch unterhalten sich auch welche. „... Ich möchte hoch.“ „Ich auch. Aber Johannes braucht nun mal eine Ewigkeit bis er fertig ist.“
„Maik, willst du noch etwas essen?“ Mortimer lenkt mich ab. „Nein. Wieso?“ „Dann können wir aufstehen.“ „Aha, gut.“ antworte ich. „Mort, weißt du wohin wir die Teller aufräumen sollen?“ „Nein weiß ich nicht. Stellen wir doch einfach alles zusammen.“
Ich mache was Mortimer sagt und gebe meinen Teller ab. Dann stehe ich auf.
Ich gehe einfach los. Über was will Frau Twerz wohl mit mir reden?
„Hallo Maik. Tut mir Leid, dass du solange warten musstest. Aber ich hatte noch ein Gespräch mit Herrn Fisch.“ „Schon gut.“ Ich überlege ob ich noch etwas hinzu fügen sollte, aber ich lasse es.
„Morimer sagt, er hätte nicht richtig auf die Uhr gesehen. Er sagte er gebe zu, dass er für einen Moment eingenickt war. Als er aufwachte dachte er, er hätte verschlafen und hat angefangen dich zu suchen. Du warst nicht bei der ersten Klasse. Dann ist er durch die Schule gelaufen. Er war überrascht, dass du in deinem Zimmer warst.
Herr Fisch und Mortimer haben miteinander gesprochen. Beide sind der selben Meinung. Du scheinst einen sehr guten Orientierungssinn zu haben. Nun ist die Frage ob wir Herrn Fisch seinen Vater darüber unterrichten und dich in eine spezielle Gruppe schicken.“ „ Was hat das mit Dr. Fisch zu tun?“ frage ich Frau Twerz.“ „Er muss es in deine Krankenakte schreiben.“ antwortet mir Frau Twerz.
Wir sprechen noch lange weiter. Über verschiedene Themen.
Zuletzt fragt mich Frau Twerz wie ich meinen ersten Tag bisher fand. „Sehr spannend!“ sage ich und überlege was ich hinzufügen könnte.
Nach der ersten Woche Schule ist Thomas vorbeigekommen. Wir haben uns viel erzählt.
Es ist bereits die hälfte der Zeit um. Ich verstehe mich mit meinen neuen Klassenkameraden gut. Frau Twerz hat mit Dr. Fisch und meinen Eltern gesprochen. Sollte ich in dieser Schule bleiben, werde ich in eine Spezielle Gruppe geschickt. Die Lehrer machen dort mit uns verschiedene Übungen um unseren Orientierungssinn zu trainieren.
Ich bin auf dem Weg durch die Schule. „Hallo, bist du Maik?“ „Ja bin ich.“ „Super! Ich hab gehört du hast gute Chancen in meine Gruppe zu kommen. Gefällt dir diese Schule?“ Ich überlege. „Ja.“ „Wow. Ich hoffe du schaffst es.“ „Was schaffe ich?“ „Die Probezeit.“ Ich muss lächeln.
„Wollen wir Freunde werden?“ „Weiß nicht. Ich glaube ich würde mich gerne mit dir befreunden. Aber dann würde ich gerne wissen wie du heißt.“ „Johann.“ „Gut Johann. Gib mir deine Hand.“ Wir geben uns die Hände. Dann lassen wir wieder los. So plötzlich wie er gekommen war ist er wieder weg.
„Ein komischer Kauz!“ sage ich zu mir selbst.
Eine Woche vor den Ferien kommen meine Eltern.
Meine Eltern und ich sollen Frau Twerz folgen.
„Das ist also dein Klassenraum.“ sagt Mama. „Ja, noch genau eine Woche. Dann nicht mehr.“ sagt Frau Twerz.
„Setzen Sie sich doch bitte.“ sagt Frau Twerz zu meinen Eltern. „Du kannst dich auch setzen Maik.“ Ich bleibe stehen.
„Maik war bisher eine gute Schülerin. Sie versteht sich gut mit ihrer neuen Klasse...“ Frau Twerz erzählt meinen Eltern was sie mitbekommen hat. „... Wir könnten uns deshalb gut vorstellen Maik aufzunehmen.“ „Nun wenn es ihr hier gut gefällt dann sind wir damit einverstanden.“ sagt mein Vater. „Wir hatten uns jede Woche an einem Abend hingesetzt und haben darüber gesprochen was wir davon halten wenn sie bleiben würde...“ sagt meine Mutter.
„Wie gefällt es dir bei uns Maik?“ fragt Frau Twerz mich. „Mir gefällt es hier sehr gut. Ich habe auch schon einige Male hin und her überlegt. Ich könnte es mir vorstellen hier zu lernen.“
Wir unterhalten uns über die Konsequenzen.
„Super! Dann ist es also abgemacht. Maik wird nächstes Jahr hier zur Schule gehen. Ihr Zeugnis muss sie dieses Jahr aber an ihrer anderen Schule abholen. Sie können Maik gleich mitnehmen. Die letzte Woche vor den Ferien ist für alle Schüler und Lehrer die Qual. Wir sehen uns nächstes Jahr wieder.“ Wir verabschieden uns. Dann gehe ich mit meinen Eltern auf mein Zimmer. Wir packen meine Sachen. Dann gehen wir und fahren nach hause.
Noch am selben Abend lasse ich mir von meinen Eltern die Handynummer von Thomas geben.
„Hallo?“ „Thomas?“ „Ja, Thomas hier. Wer ruft mich an?“ „Thomas, ich bin es Maik!“ „Maik! Wo bist du?“ „Ich bin wieder zuhause.“ „Was? Du hättest doch noch eine Woche? Wurdest du nicht genommen?“ „Doch. Ich wurde früher entlassen. Thomas, ich bin nächstes Jahr richtig dabei!“ „Super gemacht! Du ich muss jetzt auflegen. Ich befinde mich in einem Flugzeug.“ Es tutet. Thomas hat aufgelegt.
„Was hat er gesagt?“ fragt mich Mama. „Er hatte es sehr eilig. Er sitzt im Flugzeug und findet es Super.“
2 Stunden später gehe ich in mein Zimmer.
„Ruf an wenn du Schluss hast.“ Mama hat mich zur Schule gefahren.
Ich gehe einfach los. „Maik!“ Das war doch Sarah. „Maik!“ Und das war Winzend. „Sarah? Winzend?“ „Hey Maik. Wir haben dich schon vermisst.“ Sagt Sarah. „Ein paar aus der Klasse meinen du würdest schwänzen.“ sagt Winzend. „Die haben doch nicht mehr alle! Warum soll ich denn schwänzen? Was anderes. Können wir zusammen gehen?“ „Klar.“ sagen Sarah und Winzend zu gleich.
Auf dem Weg in die Klasse frage ich die beiden was die anderen gemacht haben während ich nicht da war.
„Da fällt mir etwas ein. Können wir nochmal ins Lehrerzimmer?“ „Ungern.“ „Bitte. Ich finde den Weg sonst nicht.“ „Ich gehe schon mal vor.“ Sarah löst sich von meiner linken Seite.
„Dann gehen wir mal.“
Zusammen mit Winzend gehe ich zum Lehrerzimmer. „Was wollt ihr denn hier?“ fragt uns die Sekretärin. Niemand mag sie. Aber sie macht ihre Arbeit gut. „Ich muss einen Brief von meinen Eltern abgeben.“ sage ich. „Du kannst ihn mir geben.“ Ich zeige ihr den Brief. „Ich kann ihn deinem Klassenlehrer geben. Aber das könntest du auch selber machen.“ „Wo ist er denn?“ „Auf dem Weg in die Klasse.“ „Danke. Schönen Tag noch.“
Winzend und ich machen uns auf den Weg in die Klasse.
„Hallo Maik. Wie geht es dir?“ „Danke gut. Ich habe hier einen Brief von meinen Eltern.“ „Was steht denn drin?“ „Keine Ahnung.“ „Warst du heute noch nicht neugierig? Du liest doch sonst immer was deine Eltern schreiben.“ „Ich kann nicht. Würden Sie ihn bitte sofort lesen?“ „Natürlich.“ Es raschelt. Ich bleibe stehen und warte bis mein Lehrer fertig gelesen hat.
„Das ist hart. Aber deine Eltern haben eine gute Entscheidung getroffen. Du würdest dich hier wirklich nicht mehr wohl fühlen. Du darfst dich zwischen Sarah und Winzend setzen.. David kommt heute später. Wenn es dir nichts ausmacht, werde ich es nachher der Klasse erzählen.“ Ich nicke und gehe auf meinen Platz. Ich weiß noch ganz genau wo es lang geht.
„Winzend?“ „Ja?“ „Sitzt David wirklich zwischen euch?“ „Ja.“ „Ich darf mich an seinen Platz setzen.“ „Super! Komm ich zeige dir welche Seite.“ Winzend führt mich. „Danke.“
„Setzt euch bitte auf eure Plätze! Ich habe noch sehr viel zu vergeben bevor ihr alle eure Zeugnisse bekommt.“ Die Klasse stöhnt auf.
„... Den Stundenplan für nächstes Schuljahr. Sarah komm vor und teile ihn aus. Auf jedem Stundenplan steht der Name. Maik ihren legst du auf meinen Tisch.“ Sarah steht auf und geht vor.
„Dann habe ich hier noch ein paar Sachen zu verteilen. Eine Rosa Brotbüchse.“ „Die gehört meiner kleinen Schwester. Ich werde sie mitnehmen.“ „Hier Mani. Ein grün-braunes Regenkap.“ „Das könnte meines sein.“ rufe ich. „Maik? Sicher?“ „Nein. Könnte ich es bitte befühlen?“ Ich bekomme es und betaste es gründlich. „Ja, es ist meines.“ „Na wenn dass so ist...“ Es gibt noch sehr viel zu verteilen.
Es klopft. „David komm rein.“ sagt unser Lehrer laut.
„Maik, du sitzt auf dem falschen Platz.“ „Nein. Ich sollte hier hin. Umso besser. Dann kann ich noch ein letztes Mal in diesem Schuljahr auf meinen alten Platz.“
Wir sind mitten in der Zeugnis Ausgabe. „Maik Bachmann. Komm bitte vor.“ Er klingt nicht mehr so fröhlich wie bei den anderen. „Was hat er denn?“ Einen Tisch vor uns wird spekuliert. Ich gehe nach vorn.
„Maik komm her. Gib mir deine Hand.“ Ich strecke meine Hand dorthin wo ich seine vermute.
„Maik. Wir haben uns alle sehr über die Zeit gefreut die du in dieser Schule verbracht hast. Die Kollegen werde deine Spontanität sehr vermissen. Und es wird ein Loch in der Klasse bleiben. So eine freundliche Schülerin hatte ich noch nie in meiner Klasse.“ Mir wird etwas in die Hand gedrückt. „Dein Zeugnis. Deine Eltern werden es dir bestimmt vorlesen.“ Ich tue so als würde ich in die Klasse blicken. Fast niemand weiß was passiert ist.
„Liebe Klasse. Wir haben alle Monate in denen Maik nicht anwesend war unrecht behalten.“ Ich werde angetippt. „Sag es ihnen.“ Ich nicke. Ich drehe mich nun ganz der Klasse zu. Ich kann noch immer keinen sehen.
„Ich war mit 2 aus der Klasse zum Wandern verabredet. In einer einer Pause, haben wir uns alle 3 mit Insektenspray eingesprüht. Ich habe nicht aufgepasst und habe auf den Sprühknopf gedrückt. Ich habe es in mein Auge bekommen.“ Ich höre auf. Ich höre das jemand jemanden tröstet. Ich habe einen bestimmten Verdacht.
„Maik, war lange in der UHU-Klinik. Sie ist erblindet. Aus diesem Grund ist sie mit ihren Eltern zu einer Blindenschule gegangen. Sie hat dort 5 Wochen Probezeit gehabt und wurde genommen. Es ist für sie besser so. Wir werden nächstes Jahr nicht mit ihr Unterricht haben.“ „Warum haben Sie uns das nicht früher gesagt.“ Das war unser Klassensprecher. „Ich habe es eben erst erfahren. Du kannst dich setzen.“ er drückt mich sanft in den Rücken. Ich gehe wieder zu meinem Platz.
Ich warte darauf abgeholt zu werden. Ich will so schnell wie möglich hier weg.
„Stimmt es?“ Sarah hat sich mir genähert. „Ja es stimmt. Tut mir Leid. Aber ich hatte nicht den Mut mit euch zu reden. Und noch etwas. Ich habe dass total vergessen.“ „Schon gut. Ich hätte keinen Test mehr schreiben können.“ „Ruf mich vor dem nächsten Deutsch Test an.“ „Mache ich.“ Es hupt. „Da ist dein Vater. Tschüss Maik.“ „Tschüss Sarah.“ Ich gehe. Ich drehe mich nicht zurück. Ich gehe nur nach vorn.
„Wie war es?“ „Ihr dürft mir das Zeugnis vorlesen.“ Mehr sage ich nicht.
Ich streife mit Blindenstock in der Hand durch die Stadt. Es ist die zweite Ferienwoche. Meine Eltern müssen Arbeiten. Ich brauche frische Luft und Ablenkung.
„Hallo wir kennen uns doch.“ Jemand tippt mich an der Schulter. Ich kenne diese Stimme nicht. „Wer sind Sie?“ „Maik. Wir haben uns in der UHU-Klinik kennengelernt. Du hast mit mir im selben Zimmer gelegen. Wir sind Namensvettern.“
„Maik. Du warst das mit dem Sonnenaufgang. Jeden Morgen wenn ich aufstehe denke ich an diesen einen Satz.:
Ein Sonnenstrahl fällt auf dein schönes braunes Haar und tönt einige Strähnen in ein blasses Gold.
Dazu höre ich deine entzündete Stimme. Die du hattest.“ Maik lacht. „Wo wolltest du hin?“ „Ich habe kein festes Ziel.“ „Dann komm doch mit mir.“ „Gerne.“
„Was machst du wenn die Ferien zu ende sind?“ „Ich gehe auf eine Blindenschule in Perk. Dort arbeitet der Sohn von dem Arzt der mich behandelt hat.“ „Gefällt es dir dort?“ „Ja, es gefällt mir dort. Ich habe sehr viele Leute kennengelernt.“ „Schön, dass es dir dort gefällt.“
Wir gehen weiter ohne etwas zu sagen.
„Mal ein anderes Thema Maik. Hast du schon einen Freund?“ „Ich habe in meiner ehemaligen Schule einen guten Freund. Aber einen Freund fürs Leben... Nein.“ Maik schweigt darauf hin.
„Darf ich dich in ein Café einladen?“ „Darfst du. In welches denn?“ „In das Oleò.“ „Da war ich noch nie. Ist es sehr teuer?“ „Nein.“ „Dann komm ich mit.“
Maik nimmt mich an einem Arm. Er führt mich zu dem Café. Glaube ich.
„Da sind wir. Geh vor!“ Ich gehe vor. „Guten Tag die Dame.“ „Hallo.“ Wer war das?! „Danke.“ sagt hinter mir Maik.
„Setz dich.“ Ich suche den Stuhl und setze mich dann. „Darf ich den Blindenstock nehmen? Sie bekommen ihn wieder wenn Sie gehen.“ Ich weiß nicht was ich sagen soll. „Ja bitte.“ Maik hat für mich gesprochen.
Als wir die Karten bekommen haben liest Maik mir vor. Wir wählen beide das selbe Eis. „Und was möchtest du nun?“ Maik will wissen was ich trinken möchte. „Erst mal nichts.“ sage ich. „Dann bestelle ich jetzt.“ Er kann schnipsen? „Mein Herr? Zwei mal das Chokair und eine Cola.“ „Für wen?“ „Für mich. Sie ist noch unentschlossen.“
Wir haben vor einer Weile unsere Eis bekommen ich habe dann auch eine Spezi bestellt.
„Was wolltest du eigentlich? Es hat doch bestimmt einen Grund wegen diesem Café.“ „Ja es stimmt.“ Maik klingt, als würde er sich über diese Frage freuen. „Ich wollte dich etwas fragen. Für diese Frage gibt es in dieser Stadt keinen besseren Platz.“ Was wollte er denn nun? „Maik, ich liebe dich seit wir in der Klinik zum allerersten Mal miteinander gesprochen haben.“ Ich bin sprachlos! Ich bin mir sicher, dass ich meinen Mund auf habe aber das ist mir egal! Ich fühle wie wärme in mir aufsteigt. Deshalb diese edlen Reden...
Mir steigen Tränen in die Augen. Ich schließe meinen Mund zu einem lächeln. Er liebt mich.
Es klingt als wollte er etwas sagen. Aber er sagt nichts. Ich kann es nicht verhindern. Zwei Tränen suchen den Weg aus meinen blinden Augen.
„Maik. Es tut mir Leid! Ich wollte dich nicht kränken. Ich dachte...“ „Du bist süß.“
Jetzt hat es ihm bestimmt die Sprache verschlagen.
Wir essen schweigend auf. Meine Spezi ist noch immer voll.
„Stell deine Frage.“ „Ich weiß nicht ob das der richtige Zeitpunkt ist.“ „Doch ist es. Für deine Frage ist es der richtige Zeitpunkt.“
„Maik wir trafen uns in der UHU-Klinik in Willhelmspfeife.
Wir lagen auf einem Zimmer.
Du hast mir von deinen Sorgen berichtet.
Du hast mit deinen Ohren einen Sonnenaufgang erlebt.
Ein Liebhaber der Natur und des Lebens.
Eine Person wie dich gibt es kein zweites Mal.
Willst du mich als Freund?“
Muss ich jetzt mit - Ja ich will - antworten?
„Maik als Freund nehme ich dich gerne an.
Als Brieffreunde können wir schreiben wenn wir uns auf eine Schriftart einigen.
Als Hier und Da Freunde können wir uns treffen.
Ist es ein Geheimnis oder nicht?
Ich nehme dich an.“
Jemand umarmt mich sehr unerwartet. Ein tolles Gefühl. Ich wünsche meinen Freunden auch so ein Glück.
Ich warte darauf, dass die Ferien zu Ende gehen. Ich habe Maik versprochen Monatlich einen Brief an seine Adresse zu schreiben. In Blindenschrift wollte er ihn. Ich habe zu ihm gesagt ich muss erst lernen. Damit war er einverstanden. Er schickt in seinen Ferien einen Brief an meine Adresse.
„Maik. Versinke nicht in deinen Gedanken. Komm mit ins Wasser.“
Ich bin mit meinen Eltern ins Ausland geflogen. Laut Papa befinden wir uns an einer Küste.
Endlich das Ende der Ferien naht. Wir packen fleißig. Ich habe zusammen mit meinen Eltern eine Packliste erstellt.
Morgen wollen wir meine Schulsachen besorgen.
„Maik Telefon!“ „Ich komme!“ Ich laufe die Treppen runter. „Hier.“
„Hallo hier ist Maik Bachmann. Wer spricht?“ „Winzend.“ „Winzend. Wie Geht`s?“ „Danke gut. Ich wollte dir nur viel Spaß in deiner neuen Schule wünschen. Ich komme mit meinen Eltern erst Sonntag 22:30 Uhr wieder zurück.“ „Danke Winzend. Sag dem nächsten Klassensprecher, mit Freundlichkeit kommt man weiter.“ „Mach ich. Tschüss!“ „Tschüss!“ Ich lege auf.
„... Gut machen wir. Danke.“ „Wer war es?“ „Es war jemand aus deiner Schule. Wir sollen morgen früh 6:30 Uhr vor der Tür stehen. Maik wird abgeholt.“
„Helft ihr mir?“ „Ja Maik. Wir helfen dir. Wir haben eine Abmachung mit der Schule. In den Ferien kommst du zu uns. Herr Fisch hat gesagt, dass das in dem ersten Jahr das beste ist.“
Wir stehen vor der Tür und warten.
„Ich hör was. Hört sich an wie etwas großes.“ „Hast recht Maik. Es ist ein Minibus.“ „Guten Morgen! Sind Sie Familie Bachmann?“ „Ja sind wir.“ sagt Papa.
„Kommt auf die andere Seite des Busses. Maik setzt sich in die Mitte der letzten Reihe und Sie legen ihre Sachen hinten in die linke Ecke.“ „Komm Maik, ich bring dich zu deinem Platz.“ Papa nimmt mich am Arm und geht mit mir zu meinem Platz.
„Schnall dich an.“ Ich habe mich gesetzt und schnalle mich an. „Tschüss Maik.“ sagen meine Eltern zu gleich. Dann geht eine Tür zu und ich habe keine Zeit auch Tschüss zu sagen.
Es fühlt sich an, als würden wir weiterfahren.
Wir bleiben noch zwei mal stehen.
Wir sind wieder stehen geblieben. „Alles aussteigen. Aber nach System. Erst die erste Reihe von ganz außen nach innen. Dann die zweite und dritte Reihe. Ihr wartet draußen. Ich muss euch euer Gepäck geben.“
Jemand tippt mich an. „Du kannst aussteigen.“ Ich schnalle mich ab und stehe auf. Dann tippe ich die Person neben mir an. „Du kannst auch kommen.“ Dann taste ich mich zur Tür und steige aus. Ich gehe entlang des Busses nach hinten.
Der Busfahrer beschreibt jedes einzelne Gepäckstück. Wir nehmen unsere dann jeweils entgegen. Wenn wir unsere Rucksäcke oder Koffer haben müssen wir auf die anderen warten.
Wir gehen in der Gruppe in die Sporthalle.
„Guten Morgen. Es sind alle Schüler da. Es fehlt nur eine Lehrerin. Wir werden für ein paar Tage ohne unsere Biologie Lehrerin auskommen.
Ihr geht alle in eure Klassenräume. In euren Klassenräumen bekommt ihr dann eure Stundenpläne. Einen Schönen Tag euch allen!“
Wir werden entlassen und gehen. Ich weiß wieder überhaupt nicht wo ich hin gehen muss. „Ist hier Jemand aus der fünften Klasse in der Nähe?“ rufe ich. „Ich bin aus der fünften Klasse. Folge meiner Stimme.“ Ruft Jemand. Ich folge der Stimme.
„Hallo. Wer bist du?“ fragt mich Jemand. „Maik Bachmann.“ „Ach Maik. Ich erinnere mich an dich. Komm, gehen wir.“ Wir nehmen uns an der Hand. „Kannst du mir sagen wie du heißt, ich hab es vergessen.“ frage ich. „Bernd.“
Wir werden langsamer. „Hallo.“ sagt ein Schüler. „Du gehst nach ganz links nach vorne in die erste Reihe.“ sagt eine Frauenstimme. Klang wie Frau Twerz.
„Guten Morgen Maik.“ „Guten Morgen.“ sage ich einfach. „Du sitzt in der Vorletzten Reihe, an Tisch zwei von rechts auf dem rechten Platz. Kannst du dir das merken?“ Ich brauche ein wenig bis ich alles im Kopf habe. „Ja.“ Ich gehe los. Ich taste mich an Tischen entlang. Das muss die letzte Reihe sein.
Ich gehe auf die andere Seite des Tisches. Hier drüben sind auch Tische. Ich taste mich an der anderen Tischreihe entlang. „Entschuldigung.“ Da war Jemand.
Oh, die Reihe ist schon zu ende. Ich gehe zurück. An dem ersten Tisch bin ich vorbei. Das ist der zweite Tisch. Dieser Platz ist noch unbesetzt. Ich nehme meine Rucksack von den Schultern und stelle ihn neben dem Tisch ab. Dann setze ich mich.
Nach und nach kommen auch noch andere. Ich werde des öfteren betastet.
„Maik? Bist du das?“ fragt mich Jemand. „Ja.“ „Ah, gut. Wir sitzen nebeneinander. Frau Twerz hat gesagt, ich soll dich in der vorletzten Reihe suchen. Du hättest vorhin auch ein bisschen gebraucht bis du dir die Wegbeschreibung zu deinem Platz gemerkt hast.“ „Wer bist du?“ frage ich. „Boris. Wir haben uns noch nicht soviel unterhalten.“ „Stimmt.“ sage ich.
„Guten Morgen, euch allen. Ich hoffe ihr hattet spannende Ferien.“ Frau Twerz hat mit reden angefangen. „Wir werden uns in den nächsten zwei Stunden den Stundenplan ansehen, etwas aus dem letzten Jahr wiederholen, und ich werde immer ein paar von euch auffordern etwas zu erzählen.“ Frau Twerz sagt für einen Moment nichts.
„Fangen wir also mit euren Ferien an. Natja, wie waren denn deine Ferien?“ „Meine Ferien waren fast so wie letztes Jahr. Nur ist dieses Jahr niemand aus der Familie krank geworden.“ sagt Natja. Ich glaube sie sitzt vor mir.
„Bernd habt ihr euch in den Ferien etwas historisches angesehen?“ „Nein. Wir waren dieses Jahr zuhause. Ich wollte nicht ins Museum gehen. Ich finde es dort langweilig. Außerdem flüstern dann die Leute über mich und denken ich würde nicht hören was sie sagen.“ „Das ist nicht sehr freundlich. Aber solange du nicht richtig geärgert wurdest, ist noch alles gut. Danke euch beiden. Steht ihr bitte alle auf?“ Stühle werden gerückt. Boris und ich stehen auch auf. Ich bleibe zwischen Tisch und Stuhl stehen.
„Maik, würdest du mir bitte sagen welches Lied dir als erstes einfällt?“ Ich bin etwas überrascht. Aber lange muss ich nicht überlegen. „Das Rennsteig Lied.“ „Das ist hier nicht so bekannt. Hattet ihr das in deiner alten Schule gelernt?“ „Nein. Ich habe mir vor zwei Jahren mit meinem Bruder auf einem Volksfest etwas ältere und neuere Lieder angehört. Da kam das gleich als erstes.“ „Aha. Wer von euch kennt denn das Rennsteig Lied noch? Hebt doch bitte eure Arme. … Maik, kannst du das Rennsteig Lied singen?“ „Ja.“ sage ich. „Dann sing es uns doch einfach mal vor. Aus der Klasse kann es Niemand singen. Und ich kenne nur den Refrain. Da könnte ich dich unterstützen.“ Ich sage erst mal gar nichts. „Kommt ein bisschen plötzlich oder?“ fragt mich Boris. Ich überlege wie der Text ging.
„Ich wandre ja so gerne am Rennsteig durch das Land,
den Beutel auf dem Rücken, die Klampfe in der Hand.
Ich bin ein lust`ger Wandersmann, so völlig unbeschwert.
Mein Lied erklingt durch Busch und Tann, das jeder gerne hört.“ Die erste Strophe singe ich alleine. Bei dem Refrain steigt Frau Twerz mit ein.
„Diesen Weg auf den Höh`n bin ich oft gegangen
Vöglein sangen Lieder. Bin ich weit in der Welt,
habe ich verlangen, Thüringer Wald nur nach dir.“ Auch zwei stimmig klingt es gut.
„Durch Buchen, Fichten, Tannen, so schreit` ich in den Tag,
begegne vielen Freunden, sie sind von meinem Schlag.
Ich jodle lustig in das Tal, das Echo bringt`s zurück.
Den Rennseig gibt’s ja nur einmal und nur ein Wanderglück.“
Es klingt so toll. Das singen macht mir auch spaß. Ich singe das ganze Lied. Bei dem Refrain begleitet mich Frau Twerz wieder. Dann singe ich alleine weiter:
„An silberklaren Bächen sich manches Mühlrad dreht,
da rast` ich, wenn die Sonne so glutrot untergeht.
Ich bleib`so lang es mir gefällt, und ruf es allen zu:
Am schönsten Plätzchen dieser Welt, da find` ich meine Ruh`.“
Frau Twerz und ich singen noch einmal den Refrain.
„Das war doch sehr schön. Jonas, sag uns doch bitte noch ein Lied. Welches fällt dir als erstes ein?“
Hinter mir sagt Jonas „Sattelite“ „Kennt noch Jemand von euch das Lied und könnte es singen?“ Ich kenne Sattelite, aber ich kann nur eine Zeile und von der weiß ich noch nicht mal wo sie im Lied vorkommt. „Schön,das sind doch schon viel mehr als eben. Jonas die halbe Klasse wird mit dir singen.“ „Wohl eher ohne mich. Ich kann das Lied überhaupt nicht. Meine Mutter schwärmt mir das nur seit 2 Wochen vor.“ „Achso. Dann hör gut zu.“
Es fangen einige mit singen an. Boris neben mir summt mit.
„ ... Love I god is bad for you …“
Die Klasse hört auf zu singen und Boris hört auf zu summen.
„Setzt euch. Ich werde euch die Stundenpläne geben.“
Ich habe das Gefühl, das Jemand neben mir steht. Vielleicht Frau Twerz.
Sie geht weiter.Was hat sie gemacht? Hat sie den Stundenplan auf den Tisch gelegt? Ich taste auf dem Tisch nach dem neuen Stundenplan. Ich fühle etwas glattes. Das muss er sein. Ich befühle ihn genauer.
„Was ist das?“ frage ich. „Was?“ fragt mich Boris. „Hier. Hier sind so kleine Hügel.“ „Auf dem Stundenplan?“ „Ja.“ „Das ist Blindenschrift, Maik.“
„Ihr habt alle einen Stundenplan vor euch liegen. Ich werde euch die neue Gruppeneinteilung vorlesen. Ihr merkt euch bitte gut, in welchen Gruppen ihr seid.
Gruppe A:
Bernd Ton
Susanne Foss
Anne Rose
Johanna Kurz
Boris Maria
Vanessa Klein
Torben Wicht
Leoni Wilke
Tom Schier.“
Frau Twerz macht eine kleine Pause.
„Gruppe B:
Jonas Schmidt
Michael Klemm
Maria Schäfer
Maik Bachmann
Luise Frei
Paul Bauer
Lorenz Veilchen
Lisa Mutter
Milli Schönberg.“
Frau Twerz macht wieder eine Pause.
„Ich werde euch jetzt fragen in welchen Gruppen ihr seid. Vor dem Ende der Stunde werde ich euch dann noch einmal beim verlassen des Raumes fragen.
Anne?“ „A“
„Bernd?“ „A“
„Boris?“ „A“
„Johanna? „A“
„Jonas?“ „A“ „Du bist in Gruppe B.“
„Leoni?“ „B“ „Gruppe A“ „Mein ich doch.“
„Lorenz?“ „B“
„Luise?“ „B“
„Lisa?“ „B“
„Michael?“ „B“
„Maik?“ „B“
„Maria?“ „B“
„Milli?“ „B“
„Paul?“ „B“
„Susanne?“ „A“
„Torben?“ „A“
„Tom?“ „A“
„Vanessa?“ „A“
„Maria, lies uns doch bitte vor was ihr Montags habt.“
„Geografie, Geografie, Pause, Deutsch, Französisch, Pause, Gruppe A: Hausaufgaben Zeit, Wandern, Gruppe B: Geschichte, Frei.“ „Danke Maria. Ich werde euch mal eure Unterrichts-und Pausenzeiten vorlesen.
Ihr habt von 8:15.-9:00 die erste Unterrichtsstunde. Dann habt ihr fünf Minuten Pause. In der Zeit könnt ihr etwas trinken und aufs Klo gehen. Eure zweite Unterrichtsstunde geht von 9:05 – 9:50. Dann ist von 9:50 – 10:20 Pause. Ihr geht Raus. Es sei denn ihr seid etwas kränklich. Dann geht ihr in den Flur in dem ihr als nächstes Unterricht habt und macht dort Pause.
10:25 – 11:05 habt ihr die dritte Stunde. Dann habt ihr 11:10 – 11:55 die nächste Stunde. Ihr habt dann von 11:55 bis 12:45 alle Pause.
Die letzten beiden Stunden gehen von 12:50 – 13:35 und 13:40 – 14:25 Uhr.“ Es klopft. Ich drehe mich in die Richtung von der ich denke wo die Tür ist. „Torben?“ fragt Frau Twerz. „Warum hat Gruppe B am Montag früher Schluss?“ „Das hat einen Grund. In dieser Stunde ist die Nachhilfe Gruppe für die Klassen 1, 2, 4, 5, 7, 9, und 10. Weil in diesen Klassen Personen sind, die dort hin müssen.“ Es klopft wieder. Dieses mal drehe ich mich nicht um. „Natja?“ „Wer ist denn von uns in dieser Nachhilfe Gruppe?“ „In der Gruppe sind am Montag aus Gruppe B Maik Bachmann, Lorenz Veilchen, Michael Klemm und Milli Schönberg. Maik du bist dort drin weil du lesen lernen musst – mehr als die anderen. Lorenz, du bist da drin weil du Feinfühliger werden musst und Michael du musst dein Gehör trainieren. Milli du wurdest von Herrn Fisch ausgewählt um den anderen zu helfen. Es gibt aus jeder Klasse einen Schüler oder eine Schülerin die diese Aufgabe übernehmen sollen.
Paul, liest du uns den Dienstag vor?“
„Gruppe A: Sport, Freistunde, Gruppe B: Freistunde, Sport, Alle zusammen: Pause, Geschichte, Mathematik, Deutsch, Pause“ Er sagt eine Weile nichts. Dann fragt er „Warum sind hier erst 2 Spalten und dann 3?“ „Das kläre ich gleich. Lies erst mal weiter.“ antwortet Frau Twerz. Paul liest weiter. „Spalte eins: Schwimmen, Schluss, Spalte zwei: Wandern, Schwimmen, Schluss, Spalte drei: Orientierungsgruppe, Schluss.“
„Dieses Jahr habt ihr Sport in Gruppen. Aus diesem Grund gibt es auch andere Gruppen in Sport. In der Freistunde könnt ihr noch Hausaufgaben nach holen, mit den Eltern telefonieren, oder ihr macht etwas anderes.
Das Hauptthema in Geschichte wird Louis Braille sein. Ihr bekommt einen tieferen Einblick in sein Leben. In Mathematik werdet ihr euch mit den verschiedenen Gleichungssystemen beschäftigen. Was ihr in Deutsch macht weiß ich gerade nicht.
Dann habt ihr - wie Paul schon richtig vorgelesen hat – in zwei bzw. drei Gruppen. Spalte eins ist erst Gruppe A und Gruppe B, in Spalte zwei befinden sich Gruppen wo zur gleichen Zeit mehrere Klassen zusammen haben. Natürlich gibt es hier einige Ausgewählte Schüler. Spalte eins und zwei wurden in der einen Zeile zusammen gezogen.
Also Gruppe A hat dann zusammen mit Gruppe B Schwimmen. Ihr hattet Montag eine Stunde mehr, deshalb habt ihr Dienstag eine weniger.
Gruppe B, ihr habt – wie schon erwähnt mit Gruppe A – Schwimmen. Danach geht ihr Wandern. Bitte nehmt euch warme Mützen mit. Ich möchte nicht, dass einer von euch eine Ohrenentzündung bekommt. Das trifft auf ALLE zu.“ „Ja!“ sagen alle laut. Ich hab es nur vor mich hin gemurmelt.
„Machen wir weiter mit der letzten Spalte. Hier haben wir ausgewählte Schüler der einzelnen Klassen mit drin. Ich werde euch vorlesen wer alles an dieser Gruppe mit teil nimmt.“ Frau Twerz räuspert sich. Es klingelt. „Oh. Fünf Minuten Pause. Trinkt etwas, geht aus Klo oder vertretet euch hier die Beine.“
Es werden Stühle geschoben. Ich nutze die Gelegenheit um mich hier genauer durch zu fühlen.
Wir sitzen wieder und Frau Twerz räuspert sich erneut. Dieses mal klingelt es nicht.
„In der Orientierungsgruppe sind aus den Klassen:
1
Arnold Forschheim, Susanne Kobold
2
Andreas Marthaler
3
Johannes Kobold
4
Klaus Bond
5
Die ganze Klasse
8
Jutta Riemann, Leonie Klausel, Marion Teig, Torsten Klein
9
Maik Bachmann
10
Alle außer Rüdiger Heil.“
Ich bin auch in dieser Gruppe. Ich habe doch letztes Jahr mit jemandem gesprochen der in dieser Gruppe ist. Johann, oder so ähnlich.
„Ich werde euch den restlichen Stundenplan selbst erklären. Wir haben nur noch diese Stunde.
Mittwoch habt ihr gleich zu Anfang getrennt Unterricht. Diesen Mittwoch ist in der ersten Stunde AG Wahl. Nächste Woche kann ich euch dazu mehr sagen. In der zweiten Stunde hat Gruppe A Musik und Gruppe B Geografie. Dann habt ihr Pause. In der ersten Stunde nach der Pause habt ihr alle zusammen Handarbeit. Dann hat Gruppe B Werken und Gruppe A Tonarbeit. Danach hat Gruppe A Französisch und Gruppe B Latein. Mittagspause für alle. Alle zusammen habt ihr dann Mathematik. Fragen?“ Frau Twerz hat den ganzen Mittwoch vorgelesen. Ich brauche einen Moment bis ich begriffen habe, dass sie mit der Frage uns meint. Ich scheine aber nicht die einzige zu sein der es so geht. Denn nach und nach sagen einige „Nein.“
Frau Twerz liest weiter.
„Donnerstag habt ihr Morgens eine Freistunde. Gruppe A hat Geografie, Pause, Doppelstunde Grammatik, Deutsch, Pause, Französisch, AG – auch das werde ich euch später noch einmal erläutern – Kunst und Tonbearbeitung.
Gruppe B hat Deutsch, Pause, Französisch, Doppelstunde Werken, Pause, Grammatik, AG und Kunst.“
„Frau Twerz ich habe mitgelesen. Donnerstag gibt es auch 3 Spalten.“ „Natja, ich habe gesagt, dass ich euch das später noch einmal erläutern werde. Hat noch jemand eine Frage?
Also nicht.
Am Freitag habt ihr zusammen: Doppelstunde Sport, Pause, Doppelstunde Theater, einige ausgewählte Schüler haben Nachhilfe. Ich werde am Freitag zu euch in die erste Sportstunde kommen und euch sagen wer in dieser Gruppe ist.“ „Da bin ich bestimmt mit drin.“ flüstere ich zu Boris.
„Also ich wiederhole noch mal für Nachzügler: Ihr habt nach der Pause Deutsch, und Französisch. Dann habt ihr wieder Pause. Jetzt werde ich euch noch eure Materialen aushändigen und euch erzählen was ihr in Geografie habt.“
Frau Twerz teilt uns Hefte, und einige andere Blätter aus. Ich bekomme noch etwas zum Schreiben. Ich glaube ich muss nachher in Deutsch fragen wie die Materialien heißen und wofür sie sind.
„Lisa?“ fragt Frau Twerz. „Wo haben wir heute?“ fragt Lisa.„Das kann ich euch sofort sagen... Geografie werdet ihr in jedem Fall hier haben. Deutsch und Französisch werdet ihr auch hier haben.
Gruppe A hat die Hausaufgaben Zeit in ihren Zimmern oder irgendwo anders auf dem Schulgelände – nur nicht in Klassenräumen oder dort wo gerade geschlossener Unterricht stattfindet. Zum Wandern trefft ihr euch am Haupteingang.
Gruppe B hat Geschichte hier. Dann habt ihr frei. Macht was ihr wollt, aber wenn ihr das Schulgelände verlassen wollt, dann tragt euch entweder in die Liste ein oder sagt einem der Lehrer Bescheid.
Maik, du gehst bitte mit Begleitung.
Das war`s! Zusammen packen und raus!“ Es klingelt.
Wir packen unsere Sachen zusammen. Ich stehe auf und taste um mich herum. „Ja?“ fragt Jemand. „Boris?“ frage ich. „Nein, Paul.“ „Achso. Wo gehst du jetzt hin?“ „Auf`s Klo. Aber ich kann dich auf den Hof bringen.“ „Danke.“ Ich nehme meine Sachen und folge Paul.
„So hier ist der Hof.“ „Danke Paul.“ Paul lässt mich alleine und ich gehe vorsichtig weiter. Hier geht es runter. Ich glaube, das sind Stufen.
Ich habe die Treppe hinter mir.
Ich glaube, ich bin gegen etwas gelaufen. „Hallo, wer bist du denn?“ fragt eine tiefe Stimme. „Maik Bachmann. Und Sie?“ „Pfeil.“ „Hallo. Entschuldigung, aber ich wusste nicht, dass da jemand steht.“ „Schon gut. Bist du neu?“ „Ja. Ich habe hier letztes Schuljahr vor den Ferien Probezeit gehabt.“ „Nun ich unterrichte Deutsch und Latein. In welche Klasse gehst du?“ „In die neunte“ „Ach dann habe ich heute mit dir.“ Ich denke einen Moment nach. „Können Sie mir sagen wo ich hin gehen könnte? Ich bin mir nicht ganz sicher wie die Lage des Hofes ist.“ „Pass auf ich zeige dir eine nette Ecke, nahe der Tür.“ Ich bedanke mich.
Ich folge Herrn Pfeil. Er führt mich. Ich gehe ihm hinterher und konzentriere mich auf seine Schritte. Herr Pfeil sagt leicht amüsiert „Da sind wir. Ich muss wieder zurück um den anderen Schülern zu zeigen welchen Weg sie gehen dürfen.“ sagt er mit leicht amüsierter Stimme. Ich bedanke mich noch einmal. Als er weg ist, befühle ich meine nähere Umgebung genauer.
Es klingelt laut. Ich halte mir kurz die Ohren. Dann stehe ich auf und gehe in die Richtung von der ich denke, das sie richtig ist um wieder ins Gebäude zu kommen.
Eine Tür, eine Klinke, wo ist das Schild?
„Na klar. Die Nummer ist natürlich auf Blindenschrift geschrieben.“ fluche ich halb laut. „Maik?“ erschrocken drehe ich mich um. Dann fällt mir ein, das die Person die mich angesprochen hat, wahrscheinlich auch blind ist. „Ja?“ „Alles klar?“ „Jein. Ich weiß nicht was auf diesem Schild steht.“ „Lass mich mal fühlen.“ Ich gehe einen Schritt zur Seite damit das Mädchen das Schild befühlen kann.
„Du bist richtig Maik.“ Langsam dämmert es bei mir. „Natja?“ frage ich. „Ja! Hallo.“ sagt sie erfreut. Wir warten.
Nach und nach kommen die anderen.
Es klingelt. „Mit wem haben wir dieses Jahr eigentlich Deutsch?“ fragt Jemand. „Weiß nicht.“ sagt Jemand anderes. „Ich glaube mit Herrn Pfeil.“ sage ich. „Ach so.“ sagen die beiden Stimmen.
„Um was geht es?“ Das ist Herr Pfeil.
„Wir haben uns nur gerade gefragt mit wem wir dieses Schuljahr Deutsch haben.“ „Das werdet ihr gleich hören. Und jetzt macht bitte den Weg frei, ich möchte die Tür auf schließen.“ Natja und ich gehen wenige Schritte zur Seite.
„Bevor ich euch herein lasse möchte ich etwas klar stellen. Ihr habt von Frau Twerz einen Sitzpan für diesen Raum bekommen. Wenn also Jemand von euch mit Jemandem den Platz tauschen muss, dann bleibt das so.“
Ich gehe einfach in den Raum und laufe drauf los. Als ich sitze hoffe ich, das ich auf dem richtigen Platz sitze.
„Maik bist du schon da?“ „Ja bin ich. Warum fragst du?“ „Weil ich mich am Tisch geirrt habe. Die sollten mich auch mal in die Orientierungsgruppe schicken.“ Ich glaube das ist Boris.
„Ruhe!“ sagt Herr Pfeil kurz und laut.
Nach 10 Sekunden sind alle Still.
„Ich freue mich sehr auch euch dieses Jahr zu unterrichten. Wir werden diese Stunde erst einmal einige Vorbereitungen treffen.“ Herr Pfeil legt eine kurze Pause ein.
„Fangen wir also mit euren Namen an. Ich werde durch die Reihen gehen und euch nach euren Namen fragen. Ihr nennt mir dann bitte eure Vollständigen Namen.“
Herr Pfeil geht los. Hinter uns nennt ihm jeder seinen Namen.
Ich glaube, er ist in unserer Reihe angekommen.
„Dein Name?“ „Boris Maria“
Mich tippt Jemand an der Schulter. Ich zucke zusammen. „Hast du mir deinen Namen schon genannt?“ „Maik Bachmann“ Er geht weiter.
Nach einer Weile hat er alle unsere Namen und steht wieder vorne.
„So, ich habe jetzt eure Namen. Ich habe einige Fragen an euch.
Wer von euch kann gar nicht lesen?“
Ich melde mich. Hoffentlich kann er sehen. „Maik Bachmann?“ Ich nicke. „Wer von euch kann noch keine Blindenschrift lesen?“ Ich melde mich wieder. Er wiederholt meinen Namen.
„Ich möchte, dass sich alle melden die die Blindenschrift nicht vollständig beherrschen. Maik Bachmann und Michael Klemm.“
Herr Pfeil stellt noch viele andere Fragen.
„Ich teile euch einige Bücher und Hefte aus die ihr für dieses Jahr braucht.“ Während Herr Pfeil die Hefte und Bücher austeilt, spricht er weiter.
„In dem dünnen Buch stehen die Grammatik Regeln der Deutschen Sprache. Das dicke Buch beinhaltet den Stoff, den ich in den nächsten Wochen mit euch behandeln werde. Ach Maik, was dich betrifft, bei dir komme ich gleich nochmal vorbei. Du bekommst eine Spezialausgabe in Form von einem Buch. In dem Buch steht das Alphabet und der Stoff den du für den Anfang brauchst.“ Herr Pfeil geht wieder nach vorne und holt das Buch von dem er mir erzählt hat. „Ach das hatte ich vergessen. Du bekommst noch ein Schreib-Übheft. Hat dir Frau Twerz die Schreibmaterialien gegeben?“ „Ja.“ „Gut. Ich erkläre sie dir.“ Herr Pfeil erklärt mir wie und wann ich sie benutzen muss.
„Die Stunde ist fast zu Ende. Aufstehen.“ Ich stehe auf. „ Auf Wiedersehen Klasse neun!“ „Auf Wiedersehen Herr Pfeil!“ „Setzen.“ Ich setze mich wieder und packe alles ein. Ich beschließe sitzen zu bleiben.
„Maik? Ich bin es Tom. Wir haben uns letztes Schuljahr in Sport kennengelernt.“ „Hallo Tom. Woher weißt du wo ich sitze?“ „Ich musste nur zuhören von wo deine Stimme kam.“ Ich muss lächeln.
Tom und ich unterhalten uns.
„Setzen!“ sagt eine fremde Stimme. „Wir sprechen uns nachher.“ sagt Tom. Neben mir setzt sich Jemand. Es ist alles still.
„Heute rede ich mit euch Deutsch. Bei der nächsten Französisch Stunde unterhalten wir uns wieder auf Französisch und Deutsch.
Jonas, Boris, ihr sitzt falsch. Tauscht eure Plätze.“ Neben mir steht Jemand auf, war wohl Jonas. Boris setzt sich neben mich.
„Fahren wir also fort. Wer braucht ein neues Vokabelheft?“ Ich melde mich. „Arme runter. Ich habe mir eure Namen aufgeschrieben. Maik bekommt von mir Lehrbuch eins und Lehrbuch drei. Die anderen bekommen nur Lehrbuch drei.“
Ich melde mich.
„Maik?“ „Entschuldigen Sie, aber wie heißen Sie?“ „Mein Name ist Rober Fang. Ich unterrichte Französisch und Französisch Nachhilfe.“ Ich nicke. „O.K. Danke.“
Herr Fang macht mit dem Unterricht weiter.
Es klingelt. „Auf!“ Wir stellen uns hin. Ich warte darauf, das er oder die anderen etwas sagen. Aber niemand sagt etwas.
Eine Tür geht zu, um mich herum hört es sich so an als würden alle ihre Sachen einpacken. Ich beschließe, meine Sachen ebenfalls einzupacken.
„Maik?“ Klingt als hätte Tom mich gerufen. „Ja?“ rufe ich zurück. „Maik wollen wir zusammen zum Essen gehen?“ „Wenn du weißt wo es lang geht, dann gehe ich gerne mit dir zum Essen.“ Sage ich nach kurzer Überlegung. Tom nimmt mich an die Hand und führt. Ich bin inzwischen geübt darin geführt zu werden. Deshalb fällt es mir nicht schwer nur einen halben Schritt hinter Tom zu laufen.
„Da sind wir. Willst du vor mich oder hinter mich?“ Ich überlege einen kleinen Moment. „Weiß nicht, wie es dir passt.“
„Gut, dann nehme ich dich direkt hinter mich. Und lass keinen zwischen uns. Nicht, das wir uns verlieren.“
„Name?“ fragt eine fremde Stimme. Mich stupst Jemand am Arm. „Maik Bachmann.“ „Klasse?“ „neun“ „Gruppe?“ „B“ „Bist du Vegetarier oder Veganer?“ „Nein.“ Was sind Veganer? „Hier ist deine Portion. Nimm bitte alles. Wenn du nicht alles willst, gib es einem Mitschüler von dir.“ Ich fange mit tasten an.
Hier steht etwas. Ich befühle es mir genauer und nehme es schließlich in die Hand. Ich drehe mich um und gehe wenige Schritte weiter.
„Tom?“ „Maik ich bin hier, folge meiner Stimme.“ Die Stimme war sehr nah bei mir. Ich gehe in die Richtung aus der Toms Stimme kam.
„Tom?“ „Ich bin neben dir. Such und einen freien Tisch.
Ich stelle meine Sachen ab und setze mich.
Ich stehe wieder vor dem Klasseraum und warte, dass die anderen kommen. Tom hat mich daran erinnert, dass er jetzt Hausaufgaben Zeit hat, und wir deshalb im Klassenzimmer Geschichte haben.
Ich stehe vor dem Klassenzimmer. Die Tür ist verschlossen. „Maik richtig?“ „Ja.“ Wer ist das? „Erkennst du mich an meiner Stimme?“ „Nein. So gut kenne ich mich hier noch nicht aus.“ „Wir hatten gerade Französisch.“ „Herr Fang“ murmele ich.
„Ah, da kommen die anderen.“ Herr Fang schließt die Tür auf. Ich folge ihm und suche meinen Platz.
„Ich werde euch noch weitere Materialien austeilen. Jetzt bekommt ihr erst mal die Biographie von Johann Wolfgang von Goethe.“
Ich bekomme ein Buch. Ich schlage es auf und stelle erneut fest, dass die Seiten dieses Buches dicker sind als gewöhnliche Seiten.
„Wir werden heute nur Theorie machen. Bei der nächsten Geschichtsstunde schreiben wir.“
„Michael lies bitte die Überschrift auf Seite 3. Die anderen verfolgen den Verlauf.“
Michael beginnt mit lesen. Ich versuche mit zu halten aber ich finde den Punkt nicht. Also höre ich genau zu.
Diese Aufgabe ist zum Verzweifeln. Ich gebe auf.
Nach einander ruft Herr Fang auch die anderen auf.
Zum Schluss sagt Herr Fang „Ich lese den letzten Satz.“
„Maik ich hoffe du hast aufgepasst, denn du darfst das gelesene zusammen fassen bzw. nach erzählen.
Ich habe so gut aufgepasst, dass ich den ganzen Text wieder holen kann. Inklusive den Namen die vorlesen sollten.
„Es wird gleich klingeln. Die Nachhilfe Gruppe befindet sich heute in der ersten Klasse.“
Ich stehe auf und packe meine Sachen zusammen.
Als ich meine Sachen schultere, klingelt es.
Ich gehe zusammen mit den anderen auf den Gang. Hier steht eine kleine Gruppe. „Maik, bist du auch da?“ „Ja.“ antworte ich. Ich weiß zwar nicht wer mich eben angesprochen hat, aber ich folge.
Alle aus der Nachhilfe Gruppe sitzen in der ersten Klasse an Tischen – vermute ich mal – und warten auf Herrn Fisch.
Die Tür geht auf und wieder zu.
„Willkommen zu der ersten Stunde der Nachhilfe Gruppe. Heute widmen wir uns dem größten Problem. Dem lesen und schreiben von Blindenschrift. Sonst mache ich das eher selten. Aber wir haben hier eine Schülerin die diese Kunst kaum beherrscht. Wenn ich mal von den Schülern aus der ersten Klasse absehe.“
Herr Fisch hat es sich in den Kopf gesetzt mir das schreiben und lesen beizubringen. Er und die anderen bringen es mir sehr gründlich bei.
Am Ende dieser Stunde kann ich die Buchstaben A und L schreiben. Lesen kann ich sie noch nicht. Ich stolpere jedes mal. Herr Fisch hat mir eine Hausaufgabe aufgegeben die ich bis zu der nächsten Nachhilfe Stunde machen soll. Die anderen haben die Aufgabe mich zu unterstützen und mir noch mehr Buchstaben beizubringen.
Ich sitze auf meinem Bett und überlege ob ich mich hin legen soll oder nicht. „War das ein Tag heute.“ sage ich halblaut. Ich bin etwas müde. Diese vielen Bücher und diese Konfrontationen...
Ich habe mich schon sehr gut an meine neue Schule gewöhnt. Wenn wir Freistunden haben gehe ich zur ersten Klasse und mache dort im Unterricht mit. Ich finde, dass es mit hilft.
In den Nachhilfe Stunden sind wir sogar schon so weit, dass ich denen aus der ersten Klasse helfen kann.
Die erste Stunde in der Orientierungsgruppe war erst mal nur Besprechung. Wir haben uns gegenseitig vorgestellt und haben besprochen was wir in der nächsten Stunde tun werden, warum es die Orientierungsgruppe überhaupt gibt und noch viele andere Themen.
In Deutsch oder Geschichte werde ich manchmal dran genommen um einen einfach geschriebenen Text vor zu lesen.
In der letzten Sportstunde haben wir Basketball gespielt.
Es ist nicht mehr lang hin bis zu den Herbstferien. Ich bin schon ganz zappelig deshalb.
Ich sitze gerade an einem Brief an Maik. Er wollte, dass ich ihm einen Brief schreibe. Das tue ich jetzt. Die Nahhilfe Gruppe fällt heute aus.
Ich habe vergessen was ich schreiben wollte. Ich lese noch einmal den Satz Anfang „... kam mal.
Maik“ Es ist wirklich nicht einfach wenn man nicht alle Buchstaben schreiben kann.
Ich lege den Brief in mein Buch. Dann gehe ich nach unten zum Klassenraum.
Ich klopfe an die Tür des Klassenraumes. „Ja?“ fragt Frau Twerz. „Ich bin es Maik!“ rufe ich durch die Tür. Ich höre Schritte. Ich stelle mich neben die Tür damit ich sie nicht wieder gegen den Kopf bekomme.
„Woher wusstest du das ich hier bin?“ „Als ich vorhin hoch gegangen bin, habe ich gehört wie Jemand so etwas sagte.“ antworte ich. „Dann komm mal rein.“ Ich folge Frau Twerz nach drinnen. Sie schließt die Tür.
„Was wolltest du denn von mir?“ „Ich habe gerade einen Brief an jemanden geschrieben. Den wollte ich verschicken.“
Frau Twerz sagt nichts. Ich nehme an sie überlegt. „Ist aus deiner Klasse Jemand da?“ „Ich weiß nicht genau, oben war niemand.“ „Dann geh erst mal wieder auf euer Zimmer. Ich bin mir noch nicht sicher ob ich dich wirklich schon alleine zur Post gehen lassen kann und möchte.“
Ich stehe auf und gehe wieder auf unser Zimmer.
Es sind nur noch wenige Schritte dann bin ich bei der Tür zu unserem Zimmer angekommen. Da höre ich Stimmen. Ich bleibe stehen und lausche. Die Stimmen kommen aus diesem Zimmer. Ich schleiche mich ein wenig näher. Ich bleibe wieder stehen. Es ist alles still. Da fällt mir ein, das ich mir nicht anhören muss über was die Personen in dem Zimmer reden. Also beschließe ich normal weiter zu gehen.
Ich gehe in das Zimmer und setze mich auf mein Bett.
„Nein warum denn?“ flüstert eine Stimme. „Weil es nun einmal besser ist.“ flüstert eine andere Stimme.
„Entschuldigung“ sage ich in normaler Lautstärke „Könnte vielleicht Jemand von euch mit mir zur Post?“ Keine Antwort.
Ich finde mich mit dem Gedanken ab, dass niemand mit mir zur Post kommen will und ich mich noch etwas gedulden muss.
„Wir gehen mit dir zur Post. Wer ist dein Klassenlehrer?“ Überrascht höre ich auf. „Frau Twerz“ antworte ich.
Tag der Veröffentlichung: 17.06.2014
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