Oh, Mann ich will endlich einmal wieder einen Winter erleben. Durch Schnee stapfen, dass Knirschen des frisch gefallenen Schnee´s unter meinen Schuhen hören. Und genau den Wunsch kann ich mir erfüllen und viele mehr.
Leute! Ich. Habe. Den. Jackpot. Geknackt. Elf Millionen habe ich gewonnen. Bis jetzt habe ich das für mich behalten. Wem sollte ich das auch erzählen, meine letzte Beziehung ging in die Brüche, vor dem Gewinn. Für meine Verwandtschaft existiere ich nicht mehr, seit ich mich geoutet habe. Bei mir gibt es keinen besten Freund, auch der hatte plötzlich immer weniger Zeit, fadenscheinige Gründe, warum er nicht zur Verabredung gekommen war, häuften sich. Irgendwann habe ich es aufgegeben mich mit ihm zu verabreden, über mein Outing wollte er nicht mit mir sprechen.
Zu Hause war ich nur noch geduldet, irgendwann habe ich es nicht mehr ausgehalten und bin nach Berlin gezogen. Für jemanden vom Land, der aus einem Dorf mit_1500 Einwohnern kommt, ist das ein echter Kulturschock.
Meine Eltern waren insgeheim froh und sagten mir zum Abschied, ich müsse sie nicht unbedingt besuchen kommen. Wenn mir nach Kontakt wäre, könnte ich dann ja mal anrufen.
Das hat furchtbar wehgetan, obgleich es mich nicht wirklich überrascht hat. Denn Umarmungen gab es seit dem Tag des Outings nicht mehr, plötzlich war ich zu alt dafür geworden.
Der große Discounter, bei dem ich arbeitete, hatte intern eine Stelle als Abteilungsleiter ausgeschrieben und noch niemanden gefunden, ich hatte Glück und bekam die Stelle. Kein Wunder, da das viel mehr Arbeit und Verantwortung und am Ende des Monats nur unwesentlich mehr Geld auf dem Konto bedeutete
Mit der Wohnungssuche hatte ich weniger Glück, mir war nicht klar gewesen, in welch schwindelerregenden Höhen sich die Mieten bewegten. So bin ich dann letztendlich in eine WG gezogen. Frank, einer meiner Mitbewohner, hatte einen Freund, Martin, der kam jeden Dienstag schon zum Frühstück und die beiden unternahmen an dem Tag immer ein paar verrückte Sachen. Eines Tages war Frank verhindert und hatte vergessen Martin Bescheid zu sagen. Da stand er nun mit seiner Brötchentüte und klagte:-Was mache ich denn jetzt mit den ganzen Brötchen? Ich habe zehn Stück gekauft, wir wollten eine Wandertour machen und dass sollte unsere Verpflegung für die Tour sein.“ Hoffnungsvoll sah er mich an.- „Wieso bist du eigentlich noch hier, musst du nicht zur Arbeit? Du hast nicht zufällig frei und Lust, mit mir zu frühstücken?“
„So eine nette Einladung zum Frühstück habe ich auch noch nicht bekommen,"- antwortete ich grinsend. „Glück für dich und deine Brötchen, ja, ich habe frei und nehme diese kuriose Einladung gerne an. Okay, ein bisschen profitiere ich auch davon, ich hätte nur ein paar Scheiben Brot von vorgestern gehabt.“
„Wahnsinnig gütig von dir,-"konterte Martin. Als wir uns von unserem Lachanfall erholt hatten, deckten wir den Tisch und frühstücken ganz ausgedehnt,-Dabei erfuhr ich, dass Frank und Martin gar kein Paar waren, nur Freunde, manchmal Freunde plus, wenn beide ohne Beziehung waren.
Und wie selbstverständlich planten wir den Tag gemeinsam zu verbringen, wir wollten am Nachmittag den Tierpark erkunden und anschließend ins Kino, danach noch zu Danilo, da gab es die beste Pizza.
Aus diesem Tag einwickelte sich eine fast zweijährige Partnerschaft. Irgendwann bemerkten wir beide, dass wir nur noch aus Gewohnheit zusammen waren. Wir trennten uns, Gott sei Dank ohne großes Drama. Martin ist wieder in einer Beziehung, ich bin lieber alleine. Ich gönne es Martin, er strahlt vor Glück, manchmal beneide ich ihn ein wenig. Aber in mir hat sich der Gedanke breitgemacht dass dauerhaftes Glück für mich wohl nicht bestimmt ist.
Na ja, ich darf nicht undankbar sein, finanziell muss ich mir keine Sorgen mehr machen. Aber ich würde das Geld gegen eine erfüllende Liebe eintauschen. Noch schöner wäre natürlich, wenn ich einen lieben Partner finden würde, mit dem ich zusammen den Wohlstand genießen könnte.
Unsere WG trifft sich freitagsabends in dem irischen Pub der sich in der Nähe unserer Wohnung befindet. Bei dem letzten Treffen schwärmte der Wirt von seinem Urlaub, den er mit seinem ehemaligen Schulfreund gemacht hatte. Die beiden machen schon seit ihrer Jugend alle zwei Jahre Urlaub, zu dem sie ihre Frauen nicht überreden können.
Die beiden lieben den Norden und gehen dort auf Trekking-touren,- in diesem Jahr haben sie einen Winterurlaub gemacht und dabei einen Trip mit einem Schlittenhundegespann unternommen.
Diese Vorstellung gefällt mir sofort, das ist es. Seit Jahren verschlinge ich jede Dokumentation über Huskys und Schlittenhunde-rennen. Als ich den Wirt frage, wo genau er und sein Freund denn waren, hänseln meine WG- Mitbewohner mich.
„Mensch Rudi, wovon willst du das denn bezahlen, weißt du, was so ein Urlaub kostet?,-Du jammerst doch schon eine Woche vor dem Ersten, dass Ebbe auf deinem Konto ist.“
So, jetzt heißt es aufpassen, ich will nicht verraten, dass ich inzwischen Millionär bin, deswegen gehe ich auch immer noch weiter arbeiten und verhalte mich auch sonst unauffällig. Ich weiß noch nicht, wie ich mein Leben weiter gestalten soll. Von morgens sieben bis mittags um halb vier im Geschäft stehen, gehört aber definitiv nicht zu meinen Zukunftsplänen.
„Ja-ja, schon gut, man wird doch noch träumen dürfen.“ Das Lästern über meine Träumereien ist vorbei, als Bastian seufzend meint,-:"Ach ja, einmal auf die Malediven, das wäre mein Traum. Komisch, plötzlich rücken auch die anderen so nach und nach heraus, welche Traumziele sie so haben. Durchweg nicht mal eben so zu verwirklichen, weil zu teuer. Einen Augenblick lang überlege ich, ob ich ihnen nicht ihren Traumurlaub schenken soll, aber nein, das lasse ich besser sein. Das sind nette Bekannte und WG- Mitbewohner, wir verstehen uns gut, aber um sagen zu können, wir sind Freunde, reicht es nicht. Also schweige ich besser.
An diesem Wochenende nehmen meine Pläne Gestalt an. In der kommenden Woche plane ich meinen Winterurlaub. Für zwei Wochen buche ich eine Suite in einem Vier-sterne-hotel, das ungefähr zehn Minuten Fußweg vom Zentrum -Kirunas, der nördlichsten Stadt Schwedens, entfernt liegt. Das ist der erste Luxus, den ich mir gönne,- es ist ein merkwürdiges Gefühl, sich das leisten zu können. Den letzten Schritt habe ich auch bei meinem Arbeitgeber gemacht. Ich habe endlose Überstunden, die habe ich eingesetzt und gekündigt, so dass ich nicht mehr in den Betrieb muss. Mein Chef wollte verhandeln, bot mir einen dreiwöchigen Urlaub am Stück an,- jetzt ging das, was sonst unmöglich war. Vor zwei Jahren hatte ich zum ersten Mal einen Antrag gestellt auf zwei Wochen Urlaub, das war nicht möglich, im letzten Jahr auch nicht.-Jetzt sollte das plötzlich kein Problem mehr darstellen. Pah, dieses Arschloch, das war reine Schikane all die Jahre. Egal, darüber mache ich mir nun keine Gedanken mehr, verschwendete Energie.
Wir haben November, da liegt schon reichlich Schnee so hoch im Norden. Als Nächstes muss ich mir neue Winterkleidung kaufen, denn das, was ich hier im Winter trage, reicht dort nicht aus. Das würde in kürzester Zeit für heftige Erfrierungserscheinungen sorgen.
Die Anreise ist problemlos verlaufen, ich habe eingecheckt und bin total geflasht von dieser Luxussuite.
Der Page erklärt mir die Einrichtung des Zimmers und reicht mir die Schlüsselkarte mit den Worten:- Sollten Sie noch einen Wunsch haben, rufen Sie an der Rezeption an und fragen nach Bertil,:Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Aufenthalt.“
„Danke, sehr freundlich von Ihnen.“
Oh Mann, hier sehen selbst die Schlüssel-karten edel aus, dunkelbraun mit goldenen Blumenranken, die sich kunstvoll um den Namen des Hotels schlingen.
„Eine Frage habe ich noch, es soll hier in der Nähe einen Musher (so nennt man den Lenker eines Hundeschlittens) mit einem tollen Husky-Gespann geben, können Se mir den Kontakt zu dem Herrn herstellen?“-
„Ach ja, das ist Mats, der ist gut. Ja, ich werde ihm Bescheid geben. Kennen Sie sich aus und wissen Sie schon, was genau Sie unternehmen wollen?“
„Nein, ich habe noch keine Vorstellung, ich wollte hören, was er so im Angebot hat.“
Der Page grinst mich kurz frech an und meint geheimnisvoll,- „Oh, so einiges. Ich werde ihn morgen früh kontaktieren und gebe Ihnen dann Bescheid.“
Für meine Verhältnisse bin ich spät dran, ich habe bis kurz nach neun geschlafen. Beim Rasieren kam mir der Gedanke, den ich schon öfter hatte, aber mich nie getraut habe ihn umzusetzen.
Jetzt hier, wo mich niemand kennt, werde ich meine Vorstellung verwirklichen. Mal sehen, wie auf Zack dieser frech grinsende Page ist.
Keine fünf Minuten nach meinem Anruf an der Rezeption klopft es an meiner Zimmertür.
„Guten Morgen, Herr Krüger, haben Sie gut geschlafen,-? Was kann ich für Sie tun?“
„Guten Morgen, Bertil,:Können Sie mir ein paar Kosmetik-artikel besorgen und wenn ja, wie lange wird es dauern?“
„Grundsätzlich ja, was brauchen Sie denn?“
Scheinbar selbstsicher schwindele ich: „Leider habe ich mein gesamtes Make-up vergessen, haben Sie die Möglichkeit, mir hier im Ort etwas zu besorgen?“
Überrascht sieht er mich mit hochgezogenen Augenbrauen an, aber schnell hat er seine Mimik wieder unter Kontrolle. Er glaubt mir nicht, das kann ich ganz deutlich erkennen, aber das ist mir egal.
Ernst sehe ich ihn schweigend an, Bertil´-s Reaktion verstärkt meinen Vorsatz, mich zu schminken, nur noch, jetzt erst recht.
Als ich ihm dann meine Einkauf´-s-liste in die Hand drücke und er einen Blick darauf wirft, verschwinden seine Zweifel und er erkennt, dass ich genau weiß, was ich haben will.
„Ja, Herr Krüger, das sollte kein Problem sein, diese Dinge zu besorgen,-Ich denke, dass ich in längstens in einer halben Stunde zurück sein werde. Reicht Ihnen das?“
„Passt genau, haben Sie schon mit dem Hundeschlittenführer gesprochen?“
„Eh ja, habe ich, der hat heute Mittag hier in Kiruna zu tun und kommt dann ins Hotel, um mit Ihnen zu klären, ob und welche Tour Sie gerne unternehmen möchten.“
Bertil war tatsächlich nach einer halben Stunde zurück und hatte alles besorgt, was ich ihm aufgeschrieben hatte.
So ganz gelogen war das mit dem Make-up Vergessen nicht, ich habe mich zu Hause öfter geschminkt, allerdings immer nur dann, wenn ich alleine war und rausgegangen bin ich geschminkt natürlich auch nicht. Jetzt frage ich mich, warum eigentlich nicht?
Mein Arbeitgeber hätte mir wahrscheinlich direkt die Kündigung in die Hand gedrückt. Und priva,-? Hm, zu feige, aber das hört ab sofort auf!
Es ist schon eine Weile her, dass ich mich geschminkt habe, deshalb brauche ich etwas länger. Aber als ich mich so im Spiegel betrachte, gefällt mir, was ich sehe. Da ein Schutz für die Lippen bei der trockenen Kälte sowieso angebracht ist, benutze ich auch noch den Fettstift, farblos, einen in Schwarz und einen in Lila hätte ich noch im Angebot.
Jetzt muss ich mich aber sputen, es ist inzwischen elf Uhr geworden, gleich kommt Matz, da sollte ich fertig sein mit meinem verspäteten Frühstück.
Als ich den Speisesaal betrete, kommt mir Bertil entgegen. Der bleibt wie erstarrt stehen, zum ersten Mal sehe ich, wie einem Menschen in Zeitlupe die Kinnlade runter klappt. „Oh wow, geil,! Ent-… ähm, entschuldigen Sie bitte, Herr Krüger, das war mehr als unangemessen.“
Ich pruste los, so hat noch keiner auf mich reagiert. „Schon gut, Bertil,- "Danke, ich nehme das mal als Kompliment.“
„Das war auch genau so gemeint.“
Seit einer Stunde sitze ich nun hier und warte auf Matz, -Das es ihm leidtäte, er sich verspäten würde, hat er mir ausrichten lassen.
Gut, dass ich ein geduldiger Mensch bin, außerdem ist es in dem Aufenthaltsraum vor dem Kaminfeuer echt gemütlich, der Sessel ist bequem,- Bei dem Komfort kann man es schon aushalten.
Gott! Das ist er doch wohl nicht, oder? Der Typ ist riesig, bestimmt ein Meter neunzig und somit locker fünfzehn Zentimeter größer als ich. Sein dunkler Bart ist voller Eiskristalle, einige dunkle Haarsträhnen haben sich unter dem Mützenrand hervor gearbeitet, er hat die unglaublichsten blauen Augen, die ich je sah, so blau wie das Meer.
Mit großen Schritten kommt er auf mich zu,-„Herr Krüger,-? Es tut mir leid, aber ich musste mit einem meiner Hunde zum Tierarzt, deshalb habe ich mich verspätet.“
„Oh je, ist es sehr ernst?“ Dass Tiere leiden, aus welchen Gründen auch immer, damit kann ich nur sehr schwer umgehen. Tiere, die darauf angewiesen sind, dass ihre Menschen sie artgerecht und anständig behandeln. Der Grund, weswegen ich Vegetarier geworden bin.
„Kajana, so heißt meine Hündin, hat nach einem traumatischen Erlebnis ein gestörtes Sozial-verhalten und fängt immer wieder Beißereien an. Zu allem Überfluss provoziert sie auch noch ständig meine Leithündin. Sie ist vor ein paar Monaten bei einem Husky-Rennen ausgebüxt und von einem Gespann überrollt worden, seitdem fühlt sie sich ständig angegriffen, beißt um sich, wenn ihr ein anderer Hund zu nahe kommt.- Sie hat ein paar unschöne Bisswunden, die aber nicht gefährlich sind. Ich werde sie vom Rudel trennen müssen, sie ist schon alleine im Zwinger, trotz Zaun kam es heute wieder zu einer Beißerei. Untereinander können sie ganz schön rabiat werden. Dem Menschen gegenüber sind Huskys Schmusetiere, wenn sie nicht durch brutale Menschenhand verdorben oder nicht art-gerecht gehalten werden. Das heißt, sie brauchen nicht zwingend Schnee und Eis, aber immer genügend Bewegung, und das bedeutet nicht einen kleinen Spaziergang durch den Park.
So, nun erst einmal genug davon. Sie wollen eine Tour buchen?“
„Ja, ich habe schon viele Dokumentationen über Huskys, Schlittenhunde-rennen und Urlaubstrips´mit diesen tollen Tieren gesehen und schon lange geplant, mal so etwas zu unternehmen,- Jetzt konnte ich es zeitlich einrichten und möchte es mit Ihrer Hilfe in die Tat umsetzen.“
„Okay, dann lassen Sie uns bei einem Kaffee und ein paar Waffeln mit heißen Kirschen einen Plan erstellen, wann es losgehen und wie das Ganze ablaufen soll.“
Während wir auf unsere Bestellung warten, fragt mich Matz, ob es in Ordnung ist, wenn wir zum Du übergehen,- das sei für unsere Tour einfacher. Damit habe ich kein Problem, im Gegenteil, das ist mir sogar lieber. Er nimmt seine Mütze ab, schüttelt kurz mit dem Kopf--und fährt mit beiden Händen durch seine Haare. Wenn er mit dieser Aktion seine Löwenmähne ordnen will, war das ein vergebliches Unterfangen Alarmstufe rot, die tollen blauen Augen, langen Haare und mit seiner Größe, genau der Typ Mann, auf den ich voll abfahre. Allerdings ist es mir bisher noch nicht gelungen, so einen super Kerl für mich zu interessieren. Ich bin das genaue Gegenteil, um einiges kleiner, grüne Augen mit beigen Sprenkeln, hi-hi, sieht lustig aus. Im Gegensatz zu Matz sind meine Haare blond.
Witzig, klischeehaft sollte Matz blond sein als Schwede und ich dunkelhaarig.
Als der Kaffee und die herrlich duftenden Waffeln vor uns stehen, nimmt er meine Tasse und gießt mir einen Kaffee ein. Die Kaffeekanne fasst einen Liter und ist somit für uns beide.
„Dankeschön,-" sage ich ein wenig verwirrt,- damit habe ich nicht gerechnet, er kommt ein bisschen rau rüber.
Matz bedient sich selbst und schiebt sich ein großes Stück Waffel mit Sahne und heißen Kirschen in den Mund.
„Waf haft du dir vorgeftellt,?“, fragt er und kaut dabei mit vollem Mund genüsslich auf seiner Waffel herum.
„Hm, hast du keine festgelegten Routen? Das dachte ich mir so und dass ich mir dann eine aussuchen kann.“
„Nein, die Tour stelle ich mit dem jeweiligen Kunden, individuell zusammen. Ich weiß ja nie, was ich dem einzelnen zumuten kann. Das zeigt sich dann in einem Gespräch wie diesem. Wenn du mir ein bisschen was über dich erzählst, kann ich in etwa abschätzen, wie groß die Tour werden-kann.“
„Okay, was möchtest du denn wissen?“ Was erzähle ich ihm nur,-? Verdammt, der Typ strahlt so eine Anziehungskraft aus. Mit einer an Arroganz grenzenden Seelenruhe sitzt er mir gegenüber und wartet, was ich ihm zu erzählen habe. Es rasen so viele Emotionen durch mich hindurch, dass ich nicht weiß, wie ich sie sortiert kriegen soll. Wut, Sehnsucht, Neugier und ja, Verlangen löst er in mir aus,- Was wird das hier? Mist, ich komm gerade nicht mehr klar.
Hm, was? Ach ja, er hatte mich gebeten, etwas von mir zu berichten. Ganz sicher werde ich ihm nichts von meinem Gewinn erzählen, das geht ihn nichts an.
„Ja also, ich arbeite im Einzelhandel bei einem großen Discounter in der Elektro-Abteilung. In meiner Freizeit bin ich mit meinen Freunden in verschiedenen Kletterparks unterwegs.“
Das war es auch schon, mehr muss er nicht wissen.
„Du gehst klettern?“,- fragt er mich irritiert, mustert mich, sein Blick bleibt an meinem Gesicht hängen.
„Ja, was stört dich daran?“ Ich muss mich beherrschen, ist er homophob? Dass ich nicht gerade wie ein Hetero aussehe und auch nicht so wirke, ist mir schon klar. Aber dann ist er der Falsche für mich und die Schlittentour.
„He, he, ganz ruhig, entschuldige, das ist keineswegs abwertend gemeint. Du machst auf mich nicht den Eindruck, als würdest du dich in schwindelerregenden Höhen wohlfühlen. Tut mir leid, das war blöd von mir.“
Nur mühsam kann ich meinen Ärger unterdrücken. „Lass uns mal etwas klar stellen, bevor wir in die Planung der Tour gehen. Es geht dich zwar nichts an, aber ich denke, du hast es schon erraten,- Ich bin schwul und wenn du damit ein Problem hast, sag es gleich, dann vergessen wir das Ganze.“
„Das dachte ich mir schon, dass du das so auffasst,- Nein, damit habe ich überhaupt kein Problem. Ansonsten müsste ich auch eines mit mir selbst haben.“
„Womit dann?“ Und plötzlich ist es mir klar. Ich trage eine Antifit-Hose und ein Hoodie -Sweatshirt,- Da ich mit meinen ein Meter zweiundsiebzig nicht sehr groß bin und meine Kleidung nicht viel von meinem Körperbau preisgibt sieht er natürlich nicht, wie durchtrainiert ich bin.
„Mach dir mal um meine Kondition keine Gedanken, die ist nicht so schlecht, wie du vielleicht glaubst. Das Einzige, was mir ein bisschen Sorgen bereitet, ist die Kälte, aber ich habe mich bei einem Outdoor-Ausstatter beraten lassen und mir, wie ich hoffe, die richtige Kleidung gekauft.
Wir haben ja kaum noch richtige Winter. Der Schnee, der bei uns fällt, reicht allenfalls für einen kleinen Schneemann.“
„Gut, dann lass uns das unter Missverständnis abhaken und zu unserer Tour kommen. Wenn du richtig beraten worden bist, müsste deine neue Kleidung der Kälte strotzen, wenn nicht, habe ich bestimmt etwas Passende für dich da. Nicht jeder, der so eine Tour bucht, kleidet sich wie du, dafür auch passend ein, ergo habe ich einiges an Kleidung zur Auswahl da. Also, das läuft in etwa so ab:- Gegen zehn Uhr würde ich dich morgen früh abholen, dann fahren wir zu meiner Zwingeranlage, die Fahrt dauert eine knappe halbe Stunde. Vor Ort spannen wir die Hunde ein und los geht´s " Gegen zwölf erreichen wir mein Camp, da stärken wir uns mit einem kräftigen Mittag-essen, anschließend geht es zurück zu meiner Hütte. Eigentlich wären wir mit zwei Gespannen unterwegs gewesen, aber die beiden anderen haben aus familiären Gründen abgesagt.
Wenn du magst, bekommst du anschließend eine Führung durch meine Zwinger-anlage. Danach würde ich dich zurückbringen, du wärst zwischen fünfzehn- und sechzehn Uhr wieder im Hotel.
Entspricht das in etwa deinen Vorstellungen?-“
„Das klingt sehr gut, ich freue mich schon. Was ist mit den Hunden, müssen die mich nicht kennenlernen? Kann ich sie anfassen oder muss ich vorsichtig darauf zugehen?“
„Wie ich anfangs schon sagte, es sind menschenfreundliche Tiere und meine sind sehr verschmust, wie die meisten Huskys die ich kenne. Mach dir keine Sorgen, es ist kein aggressiver dabei.“
Aufgeregt laufe ich vor dem Hotel auf und ab, pünktlich um zehn fährt Matz mit seinem Pick-up vor. Er hält an und steigt aus, mustert mich von oben bis unten, hebt den Daumen und meint:„Super, da gibt es nicht auszusetzen. Dein Berater wusste, worauf es ankommt. Jetzt hoffe ich nur, dass deine Unterwäsche auch auf unsere winterlichen Temperaturen abgestimmt ist."
Bei der Bemerkung wird mir ein wenig unwohl, denn die ist alles andere als sexy, dafür aber zweckmäßig.
„Die zeige ich dir ganz bestimmt nicht, aber keine Angst der Berater für meine Unterwäsche war derselbe wie der für mein Outfit.“
Lachend meint Matz, : „Keine Sorge, ich kann mir in etwa denken, wie sie aussieht und meine ist genauso wenig sexy wie deine.“
Hütte? Hatte Matz sein Zu-hause als Hütte bezeichnet?- Da steht ein, ich schätze mal, zweihundert- Quadratmeter Rundbohlen-Haus vor mir. Der Wahnsinn, wunderschön mit großen Fenstern, im Giebel einen großen Balkon. Schade, dass ich das nicht von innen zu sehen bekomme.
Als ich mich zu umdrehe, sehe ich, dass Matz mich beobachtet hat. Es ist mir ein bisschen peinlich.
„Gefällt dir mein Heim?“
„Ja sehr, aber meinst du nicht, dass du mit der Bezeichnung Hütte ziemlich tief gestapelt hast?“
„Na ja, ein wenig vielleicht. Komm, lass uns zu den Zwingern gehen, die befinden sich hinter dem Haus. Du hörst ja, die Baby´s sind schon sehr aufgeregt. Die ich für unsere Tour vorgesehen habe, wollen dringend laufen, die anderen habe ich heute früh schon bewegt.“
Die Zwinger-anlage ist groß. Wow, da ist vielleicht was los,- Ein Gekläffe und Gejaule, Himmel, mit dieser Meute brauchst in kein Wohngebiet ziehen.
„So einen Radau machen sie nur, wenn Fütterung ansteht oder wenn sie eingespannt werden-“, erklärt mir Matz.
„Sobald ich das Kommando für den Start gebe, wirst du nichts mehr von ihnen hören.“
Der Schlitten steht schon parat,- Auf dem Schlitten ist eine feste Schale angebracht, die mit Decken aus Alpaka-wolle ausgelegt ist, darüber lässt sich eine, wie Matz mir mitteilt, atmungsaktive Plane mit Reißverschluss schließen.
An dem Schlitten ist mittig die sogenannte Hauptleine, davon gehen paarweise rechts und links je drei kürzere Leinen, die Zugleinen, ab. „Wir fahren mit einem Doppelgespann, ", erklärt mir Matz,-
als er sich durch einen Spalt der Zwinger-tür quetscht. Oh ja, die Hunde wollen nur noch eins, raus und laufen.
Matz leint jeden Husky einzeln an und macht sie mittels eines Karabinerhakens an O-Ringen, die im Gitter befestigt sind, fest. Dann bekommen die Hunde ein Geschirr angelegt und werden eingespannt. Der Schlitten ist mit zwei Schneeankern gesichert, so dass die Vierbeiner nicht direkt durchstarten können. Das ist ein unglaubliches Erlebnis, lautstark kläffend stellen sie sich immer wieder auf die Hinterbeine und zerren, sie wollen endlich los. Als alle eingespannt sind, geht Matz zu seinen Tieren, beruhigt sie und tatsächlich kehrt etwas Ruhe ein.
Inzwischen- sitze ich- aufgeregt auf dem Schlitten und kann es auch kaum erwarten, dass es endlich losgeht.
Matz nimmt die Schneeanker auf und dann kommt ein kurzes- „Go!“,
Unfassbar, mit welch einer Kraft die Tiere losstürmen,- Wenn so ein Gespann einmal durchgeht, dann war es das. Die holt man nie wieder ein, erst wenn sie ausgepowert sind, und das dauert,- bei einem frisch ausgeruhten Gespann, wie Matz mir erzählt. Wahnsinn, diese Fahrt, nur das Hecheln der Hunde ist zu hören, die weiße Schneepracht liegt unschuldig und unberührt vor uns. In der-- Nacht hatte es noch mal geschneit, ich frage mich, woher Matz weiß, wo er lang muss.
Irgendwann sehe ich in der Ferne Rauch aufsteigen und eine Hütte. „Siehst du da hinten den Rauch und die Hütte?,- Da ist unser Camp-“, ist das Einzige das nach, wie mir scheint, einer Ewigkeit gesprochen wird. Ich antworte mit nur einem knappen,- „Hmhm.-" Dieses Erlebnis ist für mich so fesselnd, dass jedes Wort nur störend ist, ich will nur genießen. Matz scheint das zu spüren, er schweigt jetzt auch wieder.
In dem Camp werden wir schon erwartet. Mit einem "Whoa"- kommt das Gespann zum Stehen
Eine Frau, kommt lächelnd auf mich zu, streckt mir ihre Hand entgegen. -"Hallo, ich bin Sanna, die ältere-Schwester von Matz und somit die Erwachsene von uns.“
„Ja, ja, red du nur, es sind gerade mal zwei Jahre und mit ein und dreißig denke ich, habe ich das erwachsenen Alter auch erreicht, du Verrückte,-" erwidert Matz und drückt seine Schwester liebevoll an sich. Schmunzelnd lausche ich dem Gefrotzel der Geschwister. Aha, Matz und ich sind gleich alt, gut zu wissen.
Für die Huskys liegen Strohhaufen bereit, Stake Out-Stangen mit Leinen sind in dem gefrorenen Boden eingeschlagen. Routiniert holt Matz nacheinander die Hunde aus dem Gespann und befestigt sie an den Leinen.
„Hilfst du uns den Hunden eine Schale mit Brühe zu geben?“, fragt mich Sanna.
„Ja, gerne, wenn ich das kann.“
„Du musst sie nur mit aus der Hütte holen, ich werde sie den Hunden dann geben, das ist alles“, sagt Matz grinsend.
Einen Moment stehen wir noch da und schauen zu, wie die Vierbeiner gierig ihre Zungen in die „Suppe“ tunken. Ehe wir´s uns versehen, sind die Näpfe auch schon leer. Sie lecken sich ihre Schnauzen ab, drehen sich ein paarmal im Kreis und lassen sich mit einem leisen Ächzen fallen.
Matz geht zu ihnen und kontrolliert ihre Pfoten, jeder Hund wird einmal kurz durchgeknuddelt, was sie sich offensichtlich gerne gefallen lassen. Es schön zu beobachten, wie Matz seine Tiere liebt. Habe ich ihn vorher bewundert, wie souverän er das Schlittengespann handelt, kommt jetzt noch ein Gefühl hinzu, das mich verwirrt. So liebevoll, wie er mit seinen Hunden umgeht, die Vorstellung, dass seine Hände so zärtlich über meinen Körper streicheln, wie er jetzt die Pelze der Hunde berührt-…
„Rudi! He, alles okay mit dir?“
„Hm, was?, Äh ja ja, alles okay. Ich komme.“
„Oookayyy“, meint er grinsend. Verdammter Mist, zwar ist die Winterkleidung dick, aber dass sich eine Beule in meinem Schritt gebildet hat, ist dennoch nicht zu übersehen, weil ich den Reißverschluss meiner Jacke geöffnet hatte, als wir ankamen.
„Ich helfe Sanna beim Tisch decken. Wenn du soweit bist, komm einfach rein. Unser Essen ist vegetarisch. Bertil hat mir erzählt, dass du Vegetarier bist, du kannst also bedenkenlos zugreifen.“
Als ich die Hütte betrete, höre ich noch, wie Sanna zu Matz sagt: „Doch, die Meldung ist vor einer Stunde reingekommen, deshalb sollte euer Aufenthalt auch nicht länger als geplant dauern.“
„Gibt´s Probleme, müssen wir früher los?“
„Na ja, Sanna sagt gerade, dass sie Bescheid bekommen hat, dass wir mit einer Schlecht wetter-front rechnen müssen,- Da ist es besser, dass wir planmäßig wieder zurückfahre."
Sanna hat vegetarische Köttbullar in Rahmsoße mit Pasta gekocht, köstlich. So richtig genießen kann ich das leckere Gericht aber nicht. Ich mache mir ein bisschen Sorgen um das Wetter.
Matz, der neben mir sitzt, legt seine Hand auf meinen Oberschenkel, drückt leicht zu und sagt beruhigend: „Mach dir keine Sorgen, ich bring dich sicher wieder zum Hotel zurück.“ Kann der etwa hellsehen?
Ein Schauer jagt durch meinen Körper, die Wärme seiner Hand dringt sogar durch meine dicke Winterhose. Himmel, mir wird ganz heiß und ich spüre, wie ich rot anlaufe. Ein schneller Blick zu Matz, der mir zuzwinkert, macht es nicht besser, im Gegenteil. Super, jetzt kriege ich zu allem Überfluss auch noch einen Ständer, na klasse. „Mach mir keine Sorgen,"-nuschele ich und blicke dabei auf meinen Teller. Schnell schiebe ich mir eine Gabel mit den leckeren Fleischbällchen in den Mund und nuschele in Sanna´s Richtung: „Übrigens sehr lecker, die vegetarischen Köttbullar.“
„Dankeschön, Rudi,- Kochst du gerne? Dann gebe ich dir das Rezept.“
„Ja super, ich habe erst vor Kurzem mit dem Kochen angefangen und es macht mir Spaß,.“
Matz steht auf und sagt: „Rudi wir sollten uns startklar machen, mir ist lieber, wir brechen etwas früher auf.“
„Okay, was ist mit dir, Sanna?, Sollen wir nicht noch helfen abspülen? Und bleibst du hier?“
„Danke für dein Angebot, Rudi. Nein, ich bleibe nicht hier, hinter der Hütte steht mein Schneemobil.
Mach dir um mich keine Gedanken, ich komme schon klar.“
Wir sind bei Matz angekommen, das Wetter hat gut gehalten. Von einem Schneesturm oder Nebel ist nichts auszumachen.
Ich konnte Matz beim Versorgen der Hunde helfen. Jetzt müssen sie noch eine Weile warten, bis sie ihr Futter bekommen könnten.
„Soll ich dich sofort zum Hotel fahren oder trinken wir noch einen Kaffee und wenn du Lust hast, können wir anschließend zusammen die Hunde füttern.“
„Oh ja, gerne,"- sage ich mit viel zu viel Enthusiasmus. Egal, ich bin von den Tieren total begeistert, Sie sind wunderschön, ihr Fell ist so schön weich und dick. Sie haben wunderschöne braune Augen, manche haben sogar blaue, zwei haben unterschiedliche Augenfarben, ein braunes und ein blaues, faszinierend.
Der heiße Tee tut gut, auf Kaffee hatte ich keine Lust und als Matz mir sein Teesortiment zeigt, halte ich mich lieber daran, einen Schwarztee mit getrockneten Moltebeeren. Mmh, wirklich gut. Wir sitzen am Kamin und genießen schweigend unseren Tee. Matz hat noch einen Teller mit ein paar selbstgebackenen Keksen bereitgestellt.
Das Nächste, was ich bewusst wahr-nehme, ist, dass es plötzlich hell wird in dem Kaminzimmer. Oh mein Gott, wie peinlich, ich bin eingeschlafen. Mein Blick schweift zum Fenster-und ich sehe …,- nichts, denn die Jalousien sind runter-gelassen.
„Oh Mann, wie spät ist es und warum hast du mich nicht geweckt?“
„Es ist zehn nach sieben, ich wollte dich nicht wecken, Du hast so tief geschlafen und sahst so süß aus. Sei bitte nicht sauer. Du bist nicht der Erste, der nach so einer Tour wie abgeschaltet ist. Das ungewohnte Erlebnis mit den Hunden, die frische Luft und du bist nicht an diese Temperaturen gewöhnt, das schlaucht.
Inzwischen hat sich das Wetter so verschlechtert, dass wir ohne Risiko nicht mehr bis zum Hotel kommen.
Ich habe ein sehr schönes Gästezimmer, da kannst du es dir bequem machen. Da ich hier immer wieder mal Gäste beherberge, weil das Wetter sich plötzlich verschlechtert hat und sie nicht zurückkönnen, habe ich auch entsprechende Hygiene-artikel wie Reisezahnputz-set´s Einwegrasierer, Duschgel und Shampoo sowieso, vorrätig. Und für dich habe ich sogar Ersatz kleidung. Mein Neffe hat in etwa deine Figur und lässt für Notfälle immer zwei bis drei komplette Outfit´s hier.“
Oh, nein, nein, nein, dass geht nicht. Leicht panisch springe ich von dem Sessel hoch, auf dem ich eingeschlafen war, laufe zur Tür, reiße sie auf und schon fegt mir eisiger Wind und Schnee entgegen. Schnell drücke ich die Tür wieder zu. Matz weckt Gefühle und Fantasien in mir, ich hatte ja keine Ahnung, das solche Emotionen in mir stecken. Wenn ich jetzt hier schlafe, was wird das?
Noch immer stehe ich mit dem Rücken zu Matz und starre auf die geschlossene Tür.
Eine Hand legt sich sanft auf meine Schulter,- „Hey Rudi, ist der Gedanke denn so schrecklich für dich, hier zu schlafen? Ich konnte doch nicht ahnen, dass du so panisch reagierst, sonst hätte ich dich doch geweckt. Ich dachte wir …, ähm, du und ich …,- Ach, vergiss es.“ Er klingt so traurig, Oh Gott, ob er auch- …
Langsam drehe ich mich zu ihm um und frage ihn: „Was, was dachtest du, bitte sag mir ganz ehrlich, was du gedacht hast?,“
„In dem Hotel, als wir uns getroffen haben. Als ich dich sah. Du sahst so süß aus. Mit deinen langen blonden Locken,- deinem Augen-Makeup Ich, ach Scheiße …
Ich brauche nur einen Augenblick, um zu begreifen, was er da hektisch und ohne lange nach-zu denken herunter-rattert.
Na, da werde ich ihm mal den Mund stopfen und tue etwas, das noch nie getan habe, zumindest nicht nach einem so kurzen Kennenlernen. Normalerweise halte ich mich erst einmal zurück, aber hier schaltet mein Gehirn ab. Kein Wunder, denn bei seinem süßen Gestotter ist direkt alles Blut gegen Süden gerauscht, ergo, Gehirn unterversorgt. Ich schlinge meine Hände um seinen Nacken, ziehe ihn zu mir herunter und drücke ihm meine Lippen auf seinen weichen, süßen Mund. Meine Zunge stupst vorsichtig gegen seine Lippen, ich bekomme umgehend Einlass. Der Kuss, der so zart begann, wird schnell leidenschaftlich. Ich presse mich an Matz, seine Hände landen auf meinem Hintern, er knetet meine Backen und hebt mich hoch, sofort umschlingen meine Beine seine Hüften. Wie das endet, ist so klar, wir sind beide hart.
Langsam lässt Matz mich an sich herab rutschen und beendet somit automatisch unseren Kuss, zärtlich sieht er mich an und nimmt meine Hand- „Komm, lass uns duschen gehen, ich möchte dich einschäumen, streicheln, küssen und … wir werden sehen“, meint er schmunzelnd.
Aufstöhnend folge ich ihm in sein Badezimmer, "Oh wow, dass ist ja geil.“
Das Bad ist atemberaubend schön, die Fußbodenfliesen sind im Sanddesign. Der Anblick der Fliesen suggeriert einem, dass man gleich auf Sand tritt, man wundert sich, dass man festen Boden unter den Füßen hat. Um Badewanne und Toilette sind die Wände in Felsstruktur gehalten. Die Dusche mit Platz für drei bis vier Personen,- ist im gleichen Farbton wie der Boden und die Felsstrukturfliesen an der Wanne. Nur sind die Fliesen glatt, dadurch wirkt das Ganze nicht zu unruhig.
Wir ziehen uns nicht gegenseitig aus, für solche Spielchen ist jetzt keine Zeit. Schnell liegen zwei Wäschehaufen vor der Dusche. Matz stellt das Wasser an und reguliert die Temperatur, zeitgleich treten wir unter das wohltuenden Prasseln der Regendusche. Einen Moment schließe ich meine Augen und recke mein Gesicht dem erfrischenden Nass entgegen.
Ein Klicken und schon spüre ich seine Hände auf meinen Schultern, sanft fahren sie an meiner Wirbelsäule entlang, bis zu meinem Hintern. Aufstöhnend drücke ich mich ihm entgegen, aber das ignoriert er. Stattdessen streicht er zärtlich an den Seiten nach oben, das macht mich noch verrückter, ahhh. Verdammt nochmal ich bin so was von geil und er spielt hierum.--
„Matz, bitte, mach.“
„Ja, tu ich doch.“ Ich kann quasi hören, dass er grinst, er spielt mit mir.
Mit einem Ruck drehe ich mich um, schnappe mir das Duschgel, drücke mir etwas Gel auf die Hand und fange an mich zügig einzuschäumen. Zum Schluss meinen Schwanz und meine Eier, da lasse ich mir mehr Zeit und erst jetzt widme ich Matz wieder mehr Aufmerksamkeit.--
Regungslos steht er schmunzelnd da und beobachtet mein Tun. Oh Jesus, wie peinlich ist das denn? Ich bin ausgehungert nach Sex, nach Berührungen und nach Liebe, nach seinen Berührungen, nach Sex mit ihm und nach seiner Liebe. Dabei kenne ich ihn doch gerade mal einen Tag, aber mir wird jetzt bewusst, dass ich mich sofort in ihn verliebt habe.
Verlegen nehme ich gerade die Fußbodenfliesen genauer in Augenschein. Matz tritt näher an mich heran, legt seinen Zeigefinger unter mein Kinn und hebt es sachte an, Er sieht mir in die Augen und sagt: „He Bebe, nicht, du musst dich nicht schämen, Mir gefällt es sehr, dass du so auf mich reagierst," Er drückt mir einen sanften Kuss auf die Lippen. "Und jetzt, nimm die Finger von deinem Schwanz, der und dein Arsch gehören mir, jedenfalls für diese Nacht, und wenn es nach mir geht, auch noch viel länger. Und ich bestimme das Tempo, okay?“
Mehr als ein Nicken gelingt mir nicht, seine plötzliche Dominanz gibt mir den letzten Rest, bis eben wusste ich nicht, dass ich darauf abfahre. Der schafft mich. Wenn er nur auf ein Abenteuer-aus ist, bin ich am Arsch. Matz drückt mir das Duschgel in die Hand und sagt: „So, Süßer, ich bin dran. Wasch mich, überall.“ Natürlich, nichts lieber als das. Er hat einen wunderschönen, geraden Schwanz, natürlich kümmere ich mich auch um seine Hoden und um seinen Hintern, als ich aber das Spiel vertiefen will, schiebt er mich beiseite, stellt sich mitten unter den Duschkopf und spült sich seelenruhig ab. Was bitte soll das denn? Bevor ich jedoch protestieren kann, zieht er mich zu sich.
Matz ist wohl der Meinung, dass ich bei mir nicht gründlich genug war, zumindest was meinen Schwanz und meinen Arsch betrifft. Intensiv kümmert er sich noch mal um meine Erektion und um meine Hoden. Er legt seine Hände auf meine Hüften, küsst mich, dieses Mal wild und leidenschaftlich dann dreht er mich um, „Spreiz deine Beine, stütze dich mit den Unterarmen an die Wand- und lege deinen Kopf auf deine Unterarme. Vertraue mir, ich werde dir nicht wehtun Darling. Ich kann gar nicht anders, als seine Anweisungen befolgen. Wieder vernehme ich das Klicken der Duschgelflasche und schon wird mein Hintern geknetet, seine Finger fahren durch meine Spalte rauf und runter. Ein Finger umkreist meinen Eingang, wieder und wieder. Ich strecke ihm meinen Arsch entgegen. „Matz, bitte, bitte, bitte- …
„Bitte was, Rudi? Sag mir, was- soll ich für dich tun, hm?“
„Fick mich endlich.“
„Oh nein, nicht ohne-…
Matz vervollständigt den Satz nicht, stattdessen schiebt er zwei Finger in mich rein und verharrt sofort, um meine Reaktion zu testen. Auf-keuchend halte ich den Atem an,verflixt, das war doch, uff … , viel.
„Na? Vielleicht doch erst vorbereiten und dann ficken? Sei nicht so gierig, mein Schatz, du bekommst ja alles, was du brauchst und was du dir von mir wünscht.“
Langsam schiebt er seine Finger tiefer in mich, wartet einen Moment und zieht sie wieder zurück, schiebt sie wieder tief in mich rein und raus, rein-raus, er erhöht das Tempo.
Oh ja, gleich …
Matz entzieht mir seine wunderbar stimulierenden Finger, gerade will ich mich beschweren, da höre ich ein Knistern. Ah, ja, natürlich ein Kondom. Meine Güte, bin ich denn echt so weggetreten? Daran hätte ich jetzt nicht gedacht, gut, dass er die Kontrolle hat. Es wird kühl an meinem Loch, als er Gel darauf gibt. Und dann fühle ich, wie er seine Eichel ansetzt und sich ohne innezuhalten mit gleichmäßigem Druck in mich schiebt, bis er ganz tief in mir ist. Er presst sich an mich, umschlingt meine Taille , legt seinen Kopf auf meine Schulter und flüstert: „Das stelle ich mir vor, seit ich dich in dem Hotel gesehen habe.“ Langsam, ganz langsam fängt er an sich zu bewegen, ich will einen schnelleren Rhythmus aufnehmen,- Matz steht still und hält mich fest, „Sagte ich nicht, ich bestimme das Tempo?“ Aufstöhnend verharre ich, „Oh Mann Matz, bitte, …
„In der nächsten Runde kannst du das Tempo vorgeben, jetzt lass mich, bitte.“
„Okay, ich warte, was du mir gibst.“
Ich bekomme einen wunderbar liebevollen und doch leidenschaftlichen Kuss.
Und dann legt er los, oh wow, damit habe ich nicht gerechnet. Ich dachte, es wird ein sanfter und bedächtiger Fick, weit gefehlt. Wahrscheinlich war genau das seine Absicht, mich glauben und fühlen zu lassen, dass es ein behäbiger und sachter Fick wird. Damit hat er mich, ich werde noch härter, wenn das überhaupt möglich ist.
Matz vögelt mich durch, als gäbe es kein Morgen. Wer stöhnt da so laut? Er, ich, wir beide, egal. Ich spüre, wie mein Orgasmus sich aufbaut, meine Hoden ziehen sich zusammen,- Als Matz nach meinem Ständer greifen will, um mich über die Klippe zu stoßen, spritze ich schon mit einem Aufschrei mein Sperma gegen die Fliesen, fast zeitgleich kommt Matz mit mir.
Gut, dass Matz mich noch immer hält, ich habe das Gefühl, meine Beine knicken weg.
An die kühlen Fliesen gelehnt versuche ich meinen Atem wieder zu regulieren, Matz hält mich noch immer umschlungen. „Sag mal, Rudi … uhm, passiert dir das öfter, dass du beim Bumsen ohne Stimulation von außen kommst?“
Noch immer etwas atemlos drehe ich mich zu ihm um und antworte: „Nein, das war das erste Mal. Ich habe davon gehört, aber nicht geglaubt, dass es möglich ist. Das war der unglaublichste Orgasmus, den ich je hatte.“
Das Ganze liegt jetzt anderthalb Jahre zurück. Den Rest meines Urlaubes habe ich bei Matz verbracht. Er hat mich alles über Huskys gelehrt, wie die Tiere eingespannt werden können. Ich hatte ja keine Ahnung, dass es verschiedene Arten gibt, sie einzuspannen. Welche Leinen, welche Karabiner, wann, wie viel und welches Futter sie bekommen sollen, usw, usw. Von wegen Hunde anleinen und los, so einfach geht das nicht! Er hat mir alles beigebracht, was man wissen muss, um die Tiere und sich heil und gesund zum jeweiligen Ziel zu bringen. Das Wichtigste ist die Liebe zu den Huskys aber das ist das Einfachste von allem. Sie sehen nicht nur wunderschön aus, nein sie sind auch unglaublich lieb und verschmust. Natürlich gibt es Ausnahmen, aber dann ist der Mensch schuld. Wenn ich so ein Tier, dass das Laufen so-zu-sagen im Blut hat, in eine Sechzig- oder auch Achtzig-Quadratmeter-Wohnung packe ohne ausreichende Bewegung und Beschäftigung, muss ich mich nicht wundern, wenn es irgendwann durchdreht. Eigentlich gilt das für alle Hunde, egal ob groß oder klein, sie brauchen Bewegung und Zuwendung. Warum sonst halte ich sie mir?
Wir machen alles gemeinsam, inzwischen habe ich vier eigene Huskys. Das Grundstück, das Matz besitzt, ist riesig. Gerade sind zwei kleine Gästehäuser fertig geworden, das Camp haben wir vergrößern lassen und nun bieten wir auch Touren mit drei Gespannen an. Sanna hat mit ihrer Frau die Bewirtschaftung des Camps übernommen und Olé, der Sohn von Sanna, übernimmt das dritte Gespann.
Das ist jetzt mein Leben mit Matz und ich liebe es. Der Sex mit ihm ist berauschend, er weiß genau, was er tun muss, um mich von null auf hundertachtzig zu kriegen. So wie jetzt, wir haben Sommer, ich sitze mit einer Tasse Kaffee auf unserer Terrasse und Matz kommt langsam mit lüsternen Blicken auf mich zu. Oh mein Gott, er streichelt seine schon recht prächtige Beule und zieht bedächtig den Reißverschluss seiner Jeans herunter. Ich kann ihn nur anstarren, er bleibt vor mir stehen, nimmt meine Tasse, und stellt sie auf dem Terrassen-tisch ab und fragt mit heiserer Stimme, „Naaa, möchtest du ihn auspacken und ihn in deinem Mund willkommen heißen?“
Der macht mich fertig, Oh Mann, na was glaubt er wohl, werde ich tun-…
Ach ja, nur ganz kurz noch, der Termin steht. Ja, genau in vier Wochen wird geheiratet.
Ende
Texte: JoAn Fox
Tag der Veröffentlichung: 13.01.2021
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