Cover

Blond, Sexy und Arrogant

  

    

 

 

 

 

                          

 

 

                           von JoAn Fox

Danksagung

Mein Dank geht vor allem an Bernd, Lektor/Korrektor, der sich mit meinen Fehlern herumschlagen musste.

Dankeschön Bernd.

 

Ohne meinen Sohn Michael würde dieses Buch nicht in den Verkauf gehen.

Danke Mighty.

 

Elvira und Giordana, euch danke ich für ein stetig offenes Ohr und euer Interesse an diese Geschichte.

 

Sissi, danke für Deine Hilfe.

Vorwort

 

Die Handlungen, Orte und  Begebenheiten dieses Buches sind frei erfunden.

 

Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder toten Personen oder Persönlichkeiten 

des öffentlichen Lebens, ebenso die Handlungen sind rein fiktiv, 

nicht beabsichtigt und rein zufällig. 

 

Der Inhalt dieses Buches sagt nichts über die sexuelle Orientierung des Covermodels aus.

 

Alle Rechte vorbehalten.

Nachdruck oder andere Verwertung, auch auszugsweise nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin.

 

Ebooks sind nicht übertragbar und dürfen nicht weiterveräußert werden.

Bitte respektieren Sie die Arbeit der Autorin und erwerben Sie eine legale Kopie.

                                       Danke.

Überhaupt nicht mein Typ

 

 

 

 

 

 

Heute Abend ist hier tote Hose.

Na ja, das stimmt so auch wieder nicht. Die Bar ist für einen Sonntagabend gut besucht. Es sind genug Kerle da. Gut aussehende Männer.

Angebote kriege ich auch genug. Der Club ist klasse, die Musik stimmt. Die Klientel ist auch okay.

Die Türsteher am Eingang kontrollieren jeden Gast genau. Personen, die durch aggressives Verhalten auffallen oder den Eindruck vermitteln, unter Drogen zu stehen, werden erst gar nicht reingelassen.

Trotzdem kommt es manchmal zu kleineren Auseinandersetzungen. Entweder durch Eifersüchteleien oder wenn jemand zu viel getrunken hat. Die sind aber meist durch das Personal oder Hunter, den Clubbesitzer, schnell behoben.

Gelangweilt sitze ich auf dem Barhocker am Tresen. Mit dem Rücken zum Barkeeper. Die Ellenbogen habe ich locker auf der Theke abgelegt. Meine Blicke schweifen durch die Bar und über die Tanzfläche.

Und wieder kommt ein Typ auf mich zu. Eddi. Dass ich ihn kenne, wäre zu viel gesagt. Zwei-, dreimal war ich mit ihm im Darkroom. Anschließend haben wir noch was zusammen getrunken und ein paar gute Gespräche geführt, er ist ein interessanter Gesprächspartner. Eddi sieht gut aus, hat ein liebes Lächeln, aber nein, heute habe ich kein Interesse. Noch bevor er mich erreicht, schüttele ich leicht mit dem Kopf. Mit einem Lächeln, aber enttäuscht wendet er sich ab. Meine Unzufriedenheit nervt mich selbst. Keine Ahnung, was mit mir los ist. Seit Jahren schon habe ich das Gefühl, dass mir etwas fehlt, ohne dass ich es in Worte fassen könnte. Heute ist es wieder mal besonders schlimm.

Ob ich allmählich Potenzstörungen kriege? Quatsch, das Verlangen ist da, der Orgasmus kommt immer, doch irgendetwas fehlt, wenn ich nur wüsste was.

Vielleicht brauche ich auch einfach Urlaub. Na ja, den habe ich bald, nur noch zwei Wochen. Die letzten Jahre waren nicht einfach. Zuerst das Studium, dann die wirklich anstrengende Zeit als Assistenzarzt. Und die Anfänge, als ich die Praxis von Dr. Berger übernommen habe, waren auch nicht ohne.

Da kommt Hunter auf mich zu, der Besitzer des edlen Clubs. Er ist schon eine imposante Erscheinung, mit etwas über zwei Meter und einer Figur wie Arnie Schwarzenegger. Nur seine Gesichtszüge sind feiner, da denkt man dann eher an Ricky Martin. Er sieht heiß aus. Aber es knistert nicht zwischen uns.

Wenn ich hier bin, verlässt er meist für ein oder zwei Drinks sein Büro. Er kommt an die Bar und wir unterhalten uns ein wenig. Manchmal, wenn er mehr Zeit hat, setzen wir uns in die VIP-Lounge, die immer für ihn und seine privaten Gäste reserviert ist.

Seit etwas mehr als drei Jahren bin ich nun schon regelmäßiger Besucher in seiner Bar.

Zwischen Hunter und mir hat sich eine schöne Freundschaft entwickelt.

Vor Jahren kam er in meine Praxis, weil ihm jemand bei einer Rauferei in seinem Club in die Eier getreten hatte. An dem Wochenende hatte ich Notdienst.

Meine Praxis habe ich von einem Kollegen übernommen, der in den Ruhestand gegangen ist.

Ein Jahr haben wir die Praxis noch gemeinsam geführt. Jetzt lebt er mit seiner Frau am Bodensee und genießt seinen Ruhestand. „Hi Just, wie geht es dir? Du wirkst nicht so entspannt wie sonst. Ärger?“

Wie üblich bestellt er sich einen alkoholfreien Longdrink. Das macht er immer, wenn er noch zu arbeiten hat. „Hallo Hunter, nein, keinen Ärger. Irgendwie ist die Luft raus. Noch zwei Wochen, dann habe ich erst mal Urlaub. Gott sei Dank.“

 

„Wo geht’s denn hin, Malle?“ Er grinst mich herausfordernd an, weiß er doch genau, dass ich da auf keinen Fall hinfliegen werde.

„Ja sicher doch. Das war schon immer mein Traum. Zum Abschalten ist der Trubel genau richtig“, erwidere ich ironisch. „Nö, ich brauche ein bisschen Ruhe. Lesen, schwimmen und wandern – mal sehen, ich weiß noch nicht so recht wohin. Vielleicht miete ich mir ein Wohnmobil und sehe, wo es mich hin verschlägt. Oder ich fahre nach Schweden und miete mir dort eine Hütte. Du wirst es ja erfahren, wie üblich melde ich mich, wenn ich am Ziel angelangt bin.“

Während wir uns unterhalten, fällt mein Blick zum Eingang.

Wow-wow-wow, wer betritt denn da den Club? Was für eine Erscheinung. Der Typ ist locker mal über einen Meter neunzig, seine weizenblonden Haare hat er zu einem Zopf gebunden.

Einen knöchellangen, weißen Ledermantel trägt er offen. Drunter kommt ein schwarzes Hemd zum Vorschein. Eine schwarze Jeans und schwarze, bis zu den Waden reichende Stulpenstiefel runden das Bild ab.

Junge, Junge, der weiß, wie man einen Auftritt inszeniert. Ich schätze, er ist in etwa in meinem Alter.

Er bleibt an der Tür stehen und sieht zur Tanzfläche, dann zur Theke. Sein Blick bleibt einen Moment an mir hängen. Braune Augen mustern mich kurz, abfällig zieht er eine Augenbraue hoch. Dann streifen seine Blicke wieder forschend durch den Club.

Sexy, sehr sexy, aber so gar nicht mein Typ. Mir gefallen eher die Dunkelhaarigen. Und doch kann ich meinen Blick nicht von ihm abwenden. Er fasziniert mich. Warum?

Wie er mich angesehen hat, so überheblich und arrogant. Wie ist der denn drauf?

Sein Gang ähnelt dem eines Raubtiers, als er sich langsam auf uns zubewegt.

Die weißen Löwen von Roy und Siegfried fallen mir ein, wahrscheinlich auch wegen des weißen Mantels.

Schön, stolz und gefährlich. Selbst für mich. Ähm, bitte? „Hm? Was hast du gesagt?“, frage ich Hunter, ohne mein Augenmerk von dem Typ abzuwenden. Hunter folgt meinem Blick und macht einen Aufschrei. „Erik! Erik Svensson, seit wann bist du hier?“

Hunter springt auf und läuft Erik entgegen. Sie umarmen sich und kommen zur Theke. „Erik, darf ich dir Justin vorstellen? Seit drei Jahren ein guter Freund von mir. Justin, das ist Erik, ich habe dir von ihm erzählt.“

Wir reichen uns die Hände und ich habe das Gefühl, ein Blitzschlag fährt durch meinen Körper. Was ist das denn jetzt? „Marius, holst du den Single Malt Reserva aus meinem Büro und bringst uns den in meine Lounge?“, bittet Hunter den Barkeeper. Wir haben uns gerade niedergelassen, da erscheint auch schon Marius mit dem edlen Getränk.

Grübelnd betrachte ich Erik von der Seite. Svensson, das erklärt die blonden Haare. Die sind also echt, nicht gefärbt. Klingt sehr nach Schweden, Norwegen oder Dänemark.

„Mensch Erik, schön, dass du wieder da bist. Diesmal bleibst du hoffentlich länger.“

„Mal sehen, was sich ergibt“, antwortet er vage mit einer Stimme, die mir sofort durch Mark und Bein geht.

„Hallo Justin, freut mich dich kennenzulernen“, wendet Erik sich mit einem forschenden Blick in meine Augen mir zu.

Ja, ja, erfreut mich kennenzulernen, wer’s glaubt bei der Musterung …

Hey, ich bin siebenunddreißig und eigentlich sehr redegewandt, doch im Moment bekomme ich nur ein „Guten Abend“ heraus. Zu allem Überfluss regt sich ausgerechnet jetzt was in meinem Schritt. Eben war ich noch gefrustet, habe mich gefragt, ob ich langsam Potenzstörungen kriege, und jetzt das. Diese Überlegungen kann ich getrost vergessen, verflixt noch mal, das hat mir gerade noch gefehlt, dass mein Körper auf diesen arroganten Arsch reagiert. Gut, dass ich mich heute Abend doch noch kurzfristig umentschieden habe und anstatt des hautengen T-Shirts mein schwarzes Hemd leger über meine knallenge Jeans trage. Sollte das noch doller werden, ist wenigstens mein Schritt verdeckt.

He, Justin! Hast du vergessen, dass er überhaupt nicht dein Typ ist?, frage ich mich im Stillen. Jetzt reiß dich mal zusammen. Blond, sexy, aber auch arrogant war deine Einschätzung, nachdem er dich mit diesem überheblichen Blick taxierte, als er den Club betrat.

Je öfter ich bemerke, wie er mich betrachtet, desto sicherer bin ich mir, dass er das auch ist, arrogant. Warum nur blickt er mich so herablassend an? Wir kennen uns doch gar nicht.

„Wie war’s? Und seit wann bist du hier? Mensch Erik, jetzt erzähl doch mal“, fordert Hunter ihn auf.

„Seit zwei Wochen bin zurück. Hunter, du weißt doch ganz genau, dass ich über meinen Job nicht reden kann und darf. Und bevor du jetzt lospolterst, dass ich mich nicht schon früher gemeldet habe, ich hatte in den letzten zwei Wochen etliche Sachen zu regeln und war abends froh, wenn ich mich auf meiner Couch langmachen konnte.“

„Erik, das weiß ich doch. Ich will auch nichts über deinen Job wissen. Du warst doch sicher nicht nur im Einsatz, oder? Ein bisschen Privatleben hattest du doch sicher. So einfach kommst du mir nicht davon. Zwei Wochen? Echt jetzt? Ein Anruf wäre nicht drin gewesen? Das kostet dich was, mein Freund“, droht Hunter gespielt sauer.

„Nein Privatleben gab es so gut wie nicht. Das war diesmal echt knapp bemessen. Da gibt es nichts Aufregendes zu berichten. Ob du es glaubst oder nicht, das waren dreieinhalb Jahre ständig auf der Hut sein. Das war auch mein letzter Job, ich habe den Dienst quittiert. Mit achtunddreißig muss ich mir das nicht mehr antun. Mehr als zehn Jahre durch die Welt geschickt werden und permanent hoch konzentriert sein, um es mal vorsichtig auszudrücken, reicht mir wirklich.“

„Wirklich? Du hörst auf? Und hast du schon Pläne, was du machen willst?“, fragt Hunter ihn.

„Hmhm ja, Felix und ich planen uns selbstständig zu machen. Personenschutz und Detektei. Aber das wird noch ein Weilchen dauern. Wir müssen uns Räumlichkeiten suchen und überlegen, was wir alles an Equipment brauchen. Angefangen über Telefon, PC, Drucker, Kopierer und so weiter. Etwas Werbung werden wir auch machen, irgendwie müssen die Leute ja erfahren, dass es uns gibt. Aber das muss ja nicht überstürzt werden, ich bin ja gerade erst zurück. Bevor ich das vergesse, ich möchte dich einladen. Kurz bevor ich meinen Dienst quittiert habe, bin ich durch ein Gespräch mit einer Kollegin auf ein Haus aufmerksam gemacht geworden, das hier zum Verkauf stand. Um es kurz zu machen, ich habe es gekauft und nach meinen Vorstellungen umbauen lassen. Deshalb habe ich mich auch noch nicht bei dir gemeldet, da war viel zu organisieren und Papierkram zu erledigen. Am übernächsten Wochenende will ich eine kleine Einweihungsparty geben.“

Hunter fällt die Kinnlade herunter. „Du hast mal eben so ein Haus gekauft?“

Unbeeindruckt von Hunters Reaktion sieht Erik mich an und sagt: „Wenn du magst, komm mit.“

Sprachlos erwidere ich seinen Blick und nicke nur mit dem Kopf.

Was bitte schön ist das denn für eine Einladung? Und warum um Himmels willen habe ich dieser überhaupt zugestimmt.

Hunter hat mir zwar oft von Erik erzählt, aber nie, was er beruflich macht, nur von ihren Streifzügen durch die Bars. Oder von ihren Trekking-Urlauben. Wieso Dienst quittiert? Und warum kann er nicht über seinen ehemaligen Job reden? Äh … was?

Fragend schaue ich von einem zum anderen.

„Scheinbar hast du deinem Freund von mir erzählt, aber offensichtlich nicht, was ich beruflich gemacht habe, so verständnislos, wie er dreinschaut.“ Wieder diese überhebliche, arrogante Art.

„Justin, Erik hat fürs LKA gearbeitet und das ist auch schon alles, was ich dazu sagen kann. Du hast ja gehört, es ist etwas heikel. Mehr weiß ich auch nicht.“

„Und? Was machst du so, wenn du nicht gerade hier herumlümmelst?“, fragt mich der Kerl herablassend und provozierend zugleich.

Aha, es sieht so aus, dass er mich als leichtsinnig einstuft, das kenne ich schon, passiert mir leider öfter. Wegen meines Aussehens, wer gut aussieht, muss auch zwangsläufig ein Typ sein, der das Leben nicht so ernst nimmt. Nun gut. Kann er haben. Bei dieser provokanten Frage kann ich nicht anders, er bekommt die Antwort, die er braucht. „Mit modeln kann man gut verdienen“, antworte ich ihm leichthin. Das ist nicht ganz gelogen. Während meiner Studienzeit habe ich damit meinen Unterhalt verdient, aber das liegt ja nun auch schon ein paar Jahre zurück.

Hunter wirft mir einen fragenden Blick zu. Leicht schüttle ich in Hunters Richtung mit dem Kopf, signalisiere ihm so, meine Aussage nicht zu kommentieren.

„Hmhm, so was Ähnliches dachte ich mir schon“, gibt er herablassend von sich.

„Soo-ho? Du bist gut, wie kommst du darauf? Ach ja, du warst ja ermittelnder Beamter. Womit habe ich mich verraten?“, frage ich ihn.

„Bei deinem Aussehen und so gelangweilt, wie du da eben an der Theke gesessen hast, lag …“

„Ähm, Erik, da …“, wirft Hunter ein.

„Hey, Hunter, dein Freund ist gut. Gratuliere, wie schnell er mich doch charakterisieren konnte“, unterbreche ich Hunter. Soll Erik ruhig glauben, dass ich gedankenlos und oberflächlich durchs Leben schlendere. Mit diesem Vorurteil haben Models oft zu kämpfen. Dieser arrogante Arsch. Ach, was rege ich mich eigentlich auf? Der kann mich mal.

„Chef“, ruft da Marius, der Barkeeper. „Entschuldige, Chef, aber es gibt Probleme draußen, Bert braucht dich da.“

Bert ist einer der Sicherheitskräfte des Clubs.

„Entschuldigt mich bitte, ich bin so schnell es geht wieder bei euch.“ Und schon ist Hunter verschwunden.

Gut, dass Hunter weggerufen wird. So kann er nicht mehr klarstellen, wie falsch doch sein Freund liegt. Der Blödmann soll doch glauben, was er will. Gutes Aussehen ist nicht immer ein Segen. Schon oft bin ich deswegen für oberflächlich gehalten worden.

Doof nur, dass ich bei den Blicken, mit denen er mich mustert, unruhig werde. Warum nur? Schnell leere ich das Glas mit dem Rest des guten Whiskys, stehe auf und verabschiede mich mit den Worten: „Erstaunlich, wie rasch du Menschen charakterisieren kannst. Na, bei deinem Job ist es wohl auch wichtig, Leute schnell einschätzen zu können. Ciao, man sieht sich.“

Ohne eine Antwort abzuwarten, verlasse ich den Club.

 

Draußen steht Hunter und unterhält sich mit Bert. Sieht so aus, als hätten er und Bert das Problem, was immer es auch war, gelöst.

„Du gehst schon?“, fragt mich Hunter. „Justin, sei nicht sauer. Erik ist ein prima Kerl, wirklich, er ist sonst nicht so. Was ihn eben geritten hat, weiß ich auch nicht.“

„Hunter, ich bitte dich, belass es dabei und sage Erik nicht, dass ich Arzt bin und meine eigene Praxis habe. Lass ihn glauben, dass ich das oberflächliche Model bin. Das ist eine Sache zwischen Erik und mir. Leider passiert mir so was nicht zum ersten Mal. Lass das seine und meine Sache sein. Du sitzt zwischen zwei Stühlen, da wir beide deine Freunde sind. Und sag ihm doch genau das, sollte er noch irgendeinen Kommentar abgeben, er wird das bestimmt akzeptieren.“

„Ach Just, es tut mir so leid. Sieh mal, er hat dich doch auch zu seiner Einweihungsparty eingeladen. Das hätte er niemals getan, wenn er dich nicht leiden könnte. Das nächste Treffen verläuft bestimmt besser. Wie du schon sagtest, ihr seid beide meine Freunde und tatsächlich wünsche ich mir, dass ihr euch zumindest toleriert. Lass mich das doch richtigstellen.“

„Das nennst du eine Einladung? Nein, ich war dumm genug sie anzunehmen. Nun denn, da werde ich auch mit klarkommen. Du musst nichts klarstellen, Hunter, lass es einfach“, bitte ich meinen Freund eindringlich. „Erik bekommt das, was er glaubt zu sehen; ein leichtsinniges, gedankenloses Model. Du weißt, dass ich mit Modeln mein Studium finanziert habe, sollte also nicht so schwer für mich sein, ihm genau das zu zeigen.“

 

Erik

 

Verdammt, was ist nur in mich gefahren? Wieso habe ich Justin so blöde angemacht? Und warum um alles in der Welt habe ich ihn zu meiner Einweihungsparty eingeladen?

Aber stimmt es denn nicht? Mein letzter Freund, Markus, war auch so ein Schönling und der Fremdgänger schlechthin. Als ich erst einmal begriffen hatte, was wirklich lief, erfuhr ich mehr und mehr von dem, was er alles hinter meinem Rücken trieb. Mein Privatleben war in den letzten Jahren eine einzige Katastrophe. Weswegen ich Hunter auch nichts davon erzählt habe. Er muss nicht wissen, dass mich die Untreue meines Freundes an den Rand des Erträglichen gebracht hat. Fast hätte es mich mein Leben gekostet, für einen Augenblick war ich deswegen in einer brisanten Situation unaufmerksam, war in Gedanken versunken, als eine scheinbar harmlose Situation umschlug.

So ein verfluchter Mist. Wie Justin mich angeblickt hat. So geschockt, so verletzt.

Ach was, das war nur verletzter Stolz.

 

Hunter ist zurück und lässt sich mit einem Ächzen in den Sessel der Lounge fallen und sieht mich fragend an. „Was? Was willst du von mir?“, frage ich ihn schon fast aggressiv, weil ich genau weiß, dass ich mich blöd verhalten habe, und er legt gerade einen Finger in die Wunde.

„Du hast nicht das Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben, Erik?“, will er eindringlich von mir wissen?

„Pah, was denn? Weil ich sofort den Leichtsinn und die Oberflächlichkeit deines Models erkannt habe?“

„Oh, oh, Erik, wenn du dafür nicht mal bezahlen musst. Seit wann urteilst du so schnell über Menschen? Bist du so sicher, dass dein Eindruck stimmt? Und er ist nicht mein Model, sondern ein guter Freund und ich bitte dich ihn als solchen zu behandeln.“

„Ja, ja, ich habe verstanden, er ist dein Freund und ich werde ihn respektieren. Glaube mir, ich habe Erfahrung mit solchen Typen und weiß genau, wie hohl sie innen sind. Narzisstisch und unberechenbar. Sie belügen und betrügen dich.“

„Erik, ich weiß nicht, was dir passiert ist, aber lass nicht zu, dass du so ungerecht und hart erscheinst wie jetzt gerade. Du verletzt letztendlich nur dich selbst. Wie ich dich kenne, nagt es jetzt schon an dir und du weißt ganz genau, dass dein Verhalten falsch war.“

„Hunter, sollen wir nun über mein angeblich schlechtes Verhalten diskutieren oder wollen wir Wiedersehen feiern?“

 

Wir haben uns fürs Feiern entschieden.

Ahh, mein Kopf. Wie bin ich nach Hause gekommen? Mein Mund fühlt sich an, als hätte eine Maus darin genächtigt und vergessen ihren Pelz mitzunehmen, als sie gegangen ist. Zähne putzen, ich muss dieses ekelige Gefühl in meinem Mund loswerden. Ganz langsam schäle ich mich aus dem Bett. Oh Mann, mein Kopf.

Meine Zähne habe ich gleich zweimal geputzt. Jetzt duschen. Oh ja. Danach entscheide ich, ob ich eine Tablette einwerfe oder nicht.

Tief seufzend schließe ich meine Augen und lehne mich an die Fliesen meiner Dusche und lasse mich von dem warmen Wasser berieseln. Verdammt noch mal, und wessen Bild sehe ich? Justins. Er versetzt mich in Aufruhr. So heftig habe ich noch nie auf einen Kerl reagiert.

Seufzend umfasse ich meinen Schwanz, der unbedingt beachtet werden will. Die Vorstellung von Justin, wie er meinen Ständer in den Mund nimmt, sorgt für schnelle Erlösung. Es wird Zeit, dass ich mir wieder mal einen Sub zum Spielen suche. Denn ich bin dominant und damit könnte Justin bestimmt nichts anfangen. So ein Model lässt sich bestimmt nicht dominieren, die wollen verhätschelt werden.

Während ich mich nach dem Duschen abtrockne, überlege ich, was ich doch für ein Glück hatte, dieses Haus zu finden.

Die Kollegin, die wusste, dass ich ein Haus suche, hat mich sofort angerufen und mir Bilder von diesem Anwesen auf mein Handy geschickt. Es ist ziemlich groß, aber es hat mir so gefallen, dass ich es einfach haben musste.

Es ist modern, hat neben einem großen Wohnzimmer ein Luxusbad, ein Büro, ein Schlafzimmer und eine Küche im Erdgeschoss, in der ersten Etage gibt es drei Gästezimmer und zwei Bäder.

 

Ursprünglich waren es vier Gästezimmer. Eines habe ich mir als Spielzimmer mit separater Dusche und Toilette umbauen lassen. Mir reichen drei Gästezimmer. Alles in allem sind es etwas über zweihundert Quadratmeter Wohnfläche.

Das Haus hat einiges an Ausstattung, was mir wichtig ist. Dazu gehört eine große Terrasse mit anschließendem Garten, ein Teich, in dem wunderschöne Kois träge ihre Runden drehen. Sie zu beobachten ist sehr beruhigend, deswegen habe ich die gerne mit übernommen. Neben der überdachten Terrasse wurde ein Wintergarten angebaut, in dem sich ein Whirlpool mit genügend Platz für vier Personen befindet. Der ist auch vom Wohnzimmer bequem zu erreichen, allerdings verdeckt da eine Wand aus großen Pflanzen die Sicht auf den Pool. Zusätzlich befindet sich im Keller ein Schwimmbad, in dem ich morgens meine Bahnen ziehen kann. Und ein Fitnessraum, den ich nach einer Beratung mit einem guten Trainer eingerichtet habe.

Ziemlich viel Luxus. Dank meinem Onkel Johannes, der mich zu seinem Alleinerben gemacht hat, kann ich mir das erlauben. Sogar einen Haushälter habe ich schon, einen Mann für alle Fälle, Claude. Nein! Nicht fürs Bett. Aber er kocht sehr gut, beherrscht mehrere Sprachen fließend und ist außerdem mein Chauffeur, sollte ich einen brauchen.

Der Freund und Anwalt meines Onkels von der Kanzlei Richmann & Sohn hat mich an seinen Sohn John verwiesen, als ich ihm mein Leid klagte, wie schwer es für einen schwulen Mann sei, eine zuverlässige Reinigungskraft zu finden. John, selbst auch schwul, hat aus einer Bierlaune heraus seinen Freunden versprochen, eine Reinigungsfirma zu gründen. Diese Agentur beschäftigt homosexuelle Männer und die arbeiten auch nur für Männer. Inzwischen vermittelt die Agentur nicht nur Reinigungskräfte, sondern auch Chauffeure, Bodyguards, Köche und Butler.

Johns Freunde hatten wohl genau wie ich Probleme mit der holden Weiblichkeit.

Die Schnepfen haben zu Beginn als Putzfee behauptet, keinerlei Probleme damit zu haben, dass ihre Bosse am anderen Ufer fischen. Kaum dass sie nach einer Party klar Schiff machen sollten, waren sie plötzlich verhindert oder verschwanden ohne eine Erklärung. Einige hatten noch nette Ausreden, weswegen sie nicht mehr kommen konnten. Andere sagten klipp und klar: „Für Perverse arbeite ich nicht.“

Nun gut, gebrauchte Kondome und Papierkörbe voller dreckiger Tücher sind jetzt auch nicht unbedingt ein Highlight, aber so ist das eben, wenn schwule Single-Männer heiße Partys feiern.

Eine tolle Idee, das mit der Agentur Man for Man. Wenn auch heute noch in Johns Freundeskreis spaßeshalber darum gestritten wird, wer die Idee zuerst hatte. Jedenfalls hat John es durchgezogen und der Laden boomt.

 

Claude hat alles in Ordnung gehalten und mich mit einem tollen Abendessen an meinem ersten Abend in meinem neuen Zuhause empfangen. Bis heute weiß ich nicht, woher er meine Vorliebe für Antipasti kannte, ich hatte es ihm jedenfalls noch nicht erzählt. „Das gehört zu meinem Job“, sagte er geheimnisvoll lächelnd. Das glaube ich zwar nicht, aber es zeigte mir, dass ich mit Claude den richtigen Mann für meinen Haushalt gefunden habe. Alles ist blitzsauber und gepflegt.

Bei seinem Vorstellungsgespräch habe ich Claude gefragt, ob er gebunden ist und es Schwierigkeiten geben könnte mit einem Partner, wenn ich mal ganz spontan seine Hilfe an einem Samstag oder Sonntag benötige. Das kommt eher selten vor, aber besser ich fragte ihn direkt, als dass wir später Probleme bekommen. Außerdem habe ich ihm gleich von meinen Neigungen erzählt. Schließlich will ich mich in meinem eigenen Hause nicht verstecken müssen und mein Spielzimmer abschließen.

„Nein, keine Sorge. Mir reicht es erst einmal, ich fühle mich im Moment als Single ganz wohl. Außerdem, wen und wie Sie lieben, geht mich nichts an.“ Bei der Gelegenheit berichtete er mir von seinem ehemaligen Partner, der ihn belogen und betrogen hat mit einem zehn Jahre jüngeren.

„Autsch, das tut mir leid. Das kenne ich, so ähnlich war es bei mir auch.“

Als schwuler Mann einen Haushälter mit gleichen Präferenzen zu haben, erleichtert den Alltag ungemein. Sollte ich zum Beispiel feuchte Träume haben, muss ich mir bei Claude nicht überlegen, ob ich mein Bett besser selbst abziehe. Der macht mein Bett frisch, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, warum das wohl passiert ist und was ich dabei gedacht und gefühlt habe. Der weiß, es passiert – Punkt.

Claude hat heute seinen freien Tag. Da ich mir denken konnte, dass der Abend so verläuft, wie er verlaufen ist, habe ich ihm freigegeben, da ich heute sowieso den ganzen Tag außer Haus sein werde. Nachdem ich gefrühstückt habe, treffe ich mich eh mit Felix und wir werden wohl den ganzen Tag unterwegs sein.

Auf der anderen Seite meines Hauses, hinter den Garagen, steht noch ein kleines Gartenhäuschen. Das sollte als Gästehaus dienen. Mit voller Innenausstattung, einem Bad mit Dusche und separater Toilette. Ein Schlafzimmer, einen Wohnraum und eine Küche gibt es auch. Alles in allem fünfundsiebzig Quadratmeter. Es hat eine kleine Terrasse und ein Stück Rasen gehört dazu. Nicht sehr groß, aber mit Grillplatz und für eine Sitzecke reicht es auch noch.

Claude hat erzählt, dass er sich in der Nähe eine Wohnung suchen wird, wenn er die Stelle bei mir bekommt. Ansonsten fährt er täglich fast zwei Stunden, morgens eine Stunde wie auch abends. Je nach Verkehrslage ist er noch länger unterwegs.

Nachdem ich ihm die Arbeitsbedingungen erläutert

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: JoAn Fox
Cover: pixabay
Lektorat: Bernd
Korrektorat: Bernd
Tag der Veröffentlichung: 09.03.2021
ISBN: 978-3-7487-7788-5

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