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Kapitel 1:

 

Ein Vampir zu sein ist eine Sache, aber dann auch noch irgendeinen wildfremden Typen als Gefährten zu haben, ist ein riesen großes Problem. Meine Eltern wollten, dass ich auf diesen dummen Ball für Gefährten gehe. Für viele ist es eine Ehre Gefährtin zu sein, doch für mich war es die reinste Qual. Gefährtinnen gibt es nicht viele, da bestimmte Eigenschaften und Gene vorhanden sein müssen. Ich war sowieso anderes als die anderen meiner Gesellschaft: die Auserwählten. Mein Mal, das mich ausmachte, war anders, dieses Mahl hat es noch nie geben.

 

In meinem Mal waren alle wichtigen Eigenschaften aller übernatürlichen Völker vorhanden. Die wichtigen Völker waren Vampire, Werwölfe, also eigentlich die Gestaltwandler ( die wollen nicht Werwölfe genannt werden), Hexer und die Dämonen. Keiner wusste warum mein Mal so viele Eigenschaften der anderen Völker vereint hatte, doch alle wussten, dass ich besonders sein musste.

 

Wieder einmal musterte ich mich im Spiegel. Was war denn an mir besonders? Ich hatte normale schwarze Haare, normale blaue Augen und einen stinknormalen Körper. Also nichts an mir war besonders.

 

„ Ravia-Lavinia-Amara-Sepia komm sofort runter!“, brüllte meine Vater lauthals die zwei Stockwerke hoch in mein kleines Reich. Heute ist die Anprobe für das Ballkleid. Meine Mutter redete nur noch davon, wie schön ich darin aussehen werde. Mit dem letzten Blick in den Spiegel, drehte ich mich um und lief die Treppen hinunter, wo meine Eltern schon auf mich warteten. „Ravia, sträube dich doch nicht so dagegen.“, mahnte mich meine Mutter „Schon heute Abend lernst du deinen Gefährten kennen, deinen Seelenverwandten.

Dein Gegenstück, das was dich komplett macht.“

 

So ging es schon die ganze Woche, irgendwann hat sie ohne mein Wissen ein Kleid anfertigen lassen, da sie wusste, dass ich sowieso nicht mitkommen würde, um meine Maße nehmen zu lassen. Durch mein Schweigen gestraft, zogen meine Eltern ihre Köpfe ein und führten mich einfach nur zum Auto. Dort lehnte ich mich an das Fenster, um die vorbei fliegende Landschaft zu betrachten. Die Bäume, Felder und Häuser flogen nur so an mir vorbei, eine freie Welt in der ich gerne leben würde. Nicht in dieser bestimmenden Gesellschaft. Trotz meiner recht einflussreichen Familie, lernte ich nie den berühmten König und dessen Sohn kennen, was mich definitiv nicht störte.

 

Nach einer Weile kamen wir an dem Ballkleidladen an, in dem das besagte Kleidungsstück hing. Stöhnend stieg ich aus dem stickigen Wagen. Meine Eltern haben nicht mal auf mich gewartet, denn sie waren schon drin und wurden von der hibbeligen Verkäuferin umschwärmt. Genervt betrat ich nun auch den Laden, sofort wandten sich alle zu mir um. „Dies, Melinda, ist meine reizende Tochter Ravia-Lavinia-Amara-Sepia. Sie würde gerne das Kleid sehen und anprobieren.“, stellte mich mein Vater der Verkäuferin vor. Melinda wandte sich sofort um und holte eine schwarze Hülle aus einem anderen Raum. „Anziehn!“, befahl sie mir. Pah, was denkt sie denn, wer sie ist, um mir etwas zu befehlen? Gerade wollte ich Luft holen, um ihr meine Meinung zu sagen, als mein Vater mir einen strafenden Blick zuwarf. Geschlagen nahm ich ihr das Kleid ab und verschwand in einer der vielen Umkleiden.

 

Als ich die Hülle aufmachte, verschlug es mir den Atem. Dort war ein Traum von roter, flüssiger Seide, es war ohne Träger und fiel in vielen Schichten bis zum Boden. Immer wieder waren kleine Strasssteine eingearbeitet. Vorsichtig berührte ich den weichen Stoff. Schnell entkleidete ich mich und zog mir vorsichtig das Kleid an. Sofort schmiegte sich der weiche Stoff um meine Rundungen. „Komm raus, mein Kind“, hörte ich die Stimme meiner Mutter. Ich verließ mit vorsichtigen Schritten die Umkleide und drehte mich einmal im Kreis, sodass alle mich betrachten konnten. „Wunderschön“, hauchte meine Mutter total begeistert. „Wir nehmen es! Bringen Sie das Kleid bitte um 18 Uhr zu dieser Adresse“, teilte mein Vater der Verkäuferin mit, die mich sogleich wieder in die Umkleide schob.

 

Als ich wieder draußen war, wurde ich gleich zum Auto gebracht, da wir noch zum Haare machen mussten. „Schätzchen, du wirst so wunderschön aussehen“, säuselte Mum vor sich hin. Seit einer Woche drehte sich alles nur um diesen dummen Ball, ob ich dahin wollte oder nicht, interessierte keinen. Die Stylistin drehte derweil meine Haare zu kunstvollen Locken nach oben. Mit kleinen Klammern festigte sie sie, ließ aber eine lockige Strähne in mein Gesicht fallen. Während eine meine Haare machte, kümmerte sich eine Andere um mein Gesicht. Das hieß, sie schmierte Schminke auf meine von natur aus reine Haut. Die Wimpern um meine blauen Augen waren von Natur aus so dicht und schwarz, dass Wimperntusche unnötig war. Nach einer geschlagener Stunde war ich dann endlich fertig und wir konnten endlich nach Hause fahren.

Kapitel 2:

Um 19 Uhr begann der Ball, also musste ich nur noch in mein Kleid schlüpfen und schon wieder los. Auf dem Ball durften die Eltern nicht mit. Nur die Eltern der Prinzen waren dabei.

 

„So, Ravia, ich wünsche dir viel Spaß“, verabschiedete mich mein Vater. Selbstsicher betrat ich auf den viel zu hohen Schuhe den Ballsaal. Überall waren glückliche Mädchen, die nur so auf ihren Gefährten warteten, doch ich verzog mich in eine Ecke und betrachtete das Geschehen um mich herum. Ein Mann betrat das kleine Podest und fing eine Rede an.

 

„So meine Lieben, heute ist euer großer Tag gekommen.

Heute findet ihr eure Gefährten. Ich wünsche euch viel Erfolg. Lasst die Suche beginnen!“, einmal klatschte er in seine Hände. Es folgte ein Klatschen aller Anwesenden. Als der Applaus vorüber war, widmeten sich alle wieder ihrem eigentlichen Dasein. Am meisten fielen mir vier Jungs auf, sie standen genauso teilnahmslos da wie ich. Genau in dem Moment, als ich allen in die Augen sah, kamen sie auf mich zu. Mit schnellen Schritten waren sie bei mir. „Was...“, fing ich an, doch als sie mir ihre Hände auf meine Arme legten, fing mein Mal an zu leuchten. „What the Fuck?“, kreischte ich hysterisch auf. Auf den Gesichtern der Jungs legte sich ein verwirrter Ausdruck. „Das kann nicht sein“, keuchte einer der Jungs auf. „Was hat das Leuchten zu bedeuten?“, fragte ich sie verwirrt.

 

„Vater!“, schrie einer der Vier laut auf. Sofort eilten einige der älteren Männer auf uns zu. „Kann mir jemand sagen, was das bedeuten soll?“, fragte ich erneut. „Du hast deine Gefährten gefunden.“, beantwortete mir einer der Männer meine Frage. „Gefährten? Ich habe gedacht man kann nur einen haben?“

 

Gedankenversunken starrte ich auf die vielen Gäste, die ungerührt weiter tanzten, während wir uns zu sechst an einem der vielen Tische befanden, die mit zahlreichen Köstlichkeiten gedeckt waren. Seufzend sah ich in das Gesicht des Ältesten, der mit gerunzelter Stirn da saß. „Also, was meinen Sie damit, dass ich meine Gefährten gefunden hätte?“, fragte ich nervös und nestelte unruhig mit meinen Fingern herum.

 

„So, wie ich es sagte“, meinte er und nahm ein Schluck Wasser aus dem Glas vor ihm. Genervt verdrehte ich die Augen. Ich hatte schon nicht besonders Lust auf EINEN Gefährten, von mehreren mal ganz zu schweigen! Ich hoffte wirklich, das Ganze war nur ein großes Missverständnis, was bei der ganzen leuchtendes-Mal-Geschichte leider ziemlich unwahrscheinlich war. „Ich weiß, was sie gesagt haben, aber was bedeutet das für mich?“, fragte ich forscher und lehnte mein Gesicht so gar nicht Ladylike auf meine Ellenbogen, die ich ungeschickt auf der Tischplatte platzierte. „Du hast vier Gefährten“ Schulterzuckend nippte er wieder an seinem Glas und stellte es mit einem leisen Klirren wieder auf den Tisch. Verwirrt sah ich in die Runde, wo ich auf genauso erschrockene Gesichter traf, die entweder mich oder den Mann vor mir anstarrten.

 

„Aber ich kann doch nicht einfach so vier Gefährten haben“, zischte ich aufgebracht und gab mir Mühe meine Stimme unter Kontrolle zu halten, was hörbar misslang. Einige der Gäste sahen verstohlen zu uns rüber und tuschelten aufgeregt miteinander. „Schscht!“, mahnend beugte sich der Mann weiter zu mir rüber. „Du solltest dich geehrt fühlen unsere Söhne als deine Seelenverwandten zu haben, immerhin sind sie Prinzen!“, murrte er verstimmt und bedachte mich mit einem mürrischen Grunzen.

 

Meine Augen weiteten sich schlagartig und verblüfft starrte ich die Vier der Reihe nach an. Prinzen? Na gut, kein Wunder, dass ich sie nicht erkannt habe, immerhin habe ich sie ja auch noch nie gesehen! Aber das ich nichts bemerkt hatte...Ich schüttelte den Kopf. Na super, ich hatte also vier Prinzen an den Hacken und die würde ich so schnell nicht loswerden! Ich sollte definitiv etwas unternehmen, denn hier lief etwas verdammt schief!

 

Kapitel 3:

 Kritisch beäugte ich sie aus dem Augenwinkel und musste feststellen, dass sie auf eine Art und Weise schon gut aussahen. Alle waren recht groß, doch da endete auch schon die Ähnlichkeit. Die Auswahl reichte von einem Schwarzhaarigen Emo, bis hin zu einem Jungen mit hell blondem Haar, das ihm verwuschelt vom Kopf stand. Die anderen Beiden hatten beide dunkel Braune Haare, der eine schulterlang, der andere stoppelkurz.

 

Ich seufzte tonlos und lehnte mich gegen die harte Holzlehne des Stuhles. Mein Kleid reichte weit bis über den Boden und der rote Stoff floss fließend über den frisch polierten Boden, der im Licht sanft glänzte, auf der Tanzfläche jedoch bereits dreckig erschien. So ein schönes Kleid, für einen eindeutig viel zu verwirrenden Abend. „Und wie soll das bitte ablaufen?“, fragte ich gereizt und verengte meine blauen Augen zu Schlitzen.

Alle sahen sich etwas ratlos an und zuckten unentschlossen mit den Schultern. 

 

„Wir können sie uns ja wohl schlecht teilen, oder?“, fing der Blonde an. Die anderen nickten zustimmend, nur der Schwarzhaarige blieb reglos. „Dann sollten wir entscheiden, wer sie bekommt“ Wieder vereinzeltes Nicken. Mein Mund ging empört auf und gleich darauf wieder zu. „Ich bin kein Stück Fleisch, über das man einfach so verhandeln kann!“, schrie ich wütend dazwischen und alle Augen lagen auf mir. Mit einem Wink gab der Älteste der Männer den Angestellten zu verstehen, dass die Musik lauter gestellt werden sollte und die Leute fingen wieder an zu tanzen. „Ich werde mir meine Gefähtin bestimmt nicht teilen“, kam es noch empörter von dem Langhaarigen, dessen grüne Augen ich sofort als die eines Hexers identifizierte.

 

„Seh ich genauso“, teilte der Blonde mit und verschränkte die Arme vor der Brust.

Einige der Männer sahen unruhig von mir zu den Jungen. Sie schienen nicht zu wissen, was sie von der Situation halten sollten. Ich schüttelte fassungslos den Kopf. Wie war ich bitte in diese Lage gekommen? Ich war ja noch nicht mal freiwillig hier! „Wir werden aber alle keine andere Gefährtin bekommen“, wand der Schwarzhaarige plötzlich ein. Es war das erste Mal, dass er sich zu Wort meldete. Seine Stimme war kalt und emotionslos, es schien ihn augenscheinlich nicht zu interessieren, doch in seinen dunklen, fast schwarzen Augen, sah ich die typische Neugier eines Dämons glänzen. Ich habe nie viel von diesen Geschöpfen gehalten, weil sie nur leere Hüllen mit der Gier nach Blut und Schmerzen waren. So hatte es mir jedenfalls Dad immer wieder eingetrichtert.

 

Keine besonders vertrauenserweckenden Wesen, doch bis jetzt war er der Erste seiner Art, den ich bewusst traf. Natürlich musste ich schon einige Dämonen bei Bällen oder Geschäftsessen meines Vaters getroffen haben, doch direkt danach zu fragen, war unhöflich und so konnte ich jedes mal nur raten, um welche Art es sich bei ihnen handelte. Den Prinzen jedoch, sah man ihre Abstammung mit dem bloßen Auge an. Der Braunhaarige mit den praktischen Stoppeln, war ein Gestaltwandler und der Blonde, seiner blassen Haut und den Reißzähnen nach zu urteilen, ein Vampir. Dieser knurrte bedrohlich auf und bleckte seine scharfen Beißer, die im Licht bedrohlich glänzten. Die Anderen reagierten sofort darauf und das war der Punkt, an dem die Väter eingriffen und ihren Söhnen Einhalt geboten. Ich hob überrascht eine Augenbraue und rutschte unruhig hin und her.

 

Das hier gleich ein Revierkampf ausbrechen würde, hätte ich jetzt echt nicht gedacht, schließlich war ich  nun wirklich nicht der Blickfang dieses Abends. Generell stempelten mich die Leute eher bei 'Durchschnittlich' ab und lenkten ihre Aufmerksamkeit lieber den Schönheiten dieser Welt zu. Aber gut, es ging hier um die 'Gefährtin', das Wesen der einen angeblich komplett machte, die zweite Hälfte, der Seelenverwandte. Wie konnte man diese Person, die man über alles liebte, teilen? Okay, klar das hier sah alles anders als nach Liebe aus, aber glaubt mir, ihr solltet mal diese Gefährten-Paare sehen: Sie können die Finger nicht voneinander lassen, kleben wie Kletten einander und wenn sich jemand dem Gefährten nähert bricht praktisch der kalte Krieg aus.

 

Also war Teilen meiner Meinung nach, eine ganz schlechte Idee! Andererseits hatte der Dämon recht: Sie würden alle keine andere bekommen! Ich fühlte mich hier echt wie das letzte Paar Schuhe beim Sommerschluss-Verkauf in Mitten von einer Horde Shopping-besessener Tussen! Kurz gesagt: echt beschissen!

 

Folglich war mir auch nicht gerade wohl zu Mute, als der Älteste (mittlerweile war er mir echt unsympathisch) dem Schwarzhaarigen Recht gab. „Vater, das kannst du doch nicht ernst meinen!“, schrie der blonde Vampir plötzlich und sah ihn entgeistert an. „Ich werde sie bestimmt nicht teilen!“ Der Angesprochene zuckt nur hilflos mit den Schultern. „Dave, was willst du sonst machen? Sie wurde für euch vier auserwählt. Ausgerechnet für Euch!“, entgegnete er verzweifelt. Was das 'ausgerechnet für euch' heißen sollte, wusste ich nun echt nicht. War ich vielleicht nicht gut genug für die feinen Herren? So weit sollte es noch kommen, dass sie sich auch noch über mich beschweren! Immerhin musste ich ab nun mit vier Gefährten leben, die sich von Natur aus nicht grade ansprechend finden.

 

Das größte Problem hatte ja wohl eindeutig ICH! „Was soll das denn bitte heißen? Bin ich vielleicht nicht gut genug?“, sagte ich pikiert. „Nein...“, setzt der alte Vampir an „Ich glaube, ihr habt da was falsch verstanden! Ihr seid vielleicht irgendwelche Möchte-gern-Prinzen, aber letztendlich sitzen wir hier alle im selben, beschissenen Boot“, zischte ich wütend, während der Dämon über meine Formulierung schmunzelte. „Gibt es da was zu lachen?“, fauchte ich ihn an. „Ja, sogar etwas sehr Hübsches, nämlich dich“, erwiderte er und machte mich damit kurz sprachlos. „Deine Schleimerei kannst du dir sonst wo hin stecken“, quiekte ich, endlich empört und verschränkte meine Arme. Einstimmiges Gelächter von den vier Jungs und ihren Vätern. Meine Show war wohl nicht ganz so überzeugend, dachte ich wütend und blitzte jeden von ihnen böse an.

 

Ich würde ihr Leben zur Hölle machen, das stand fest! Und wenn es das letzte war, was ich tat...“Ihr solltet eure Gefährtin nicht verärgern“, warnte ich sie und nippte an meinem Glas, um meine trockene Kehle zu befeuchten. Stoppelhaar hob skeptisch die Augenbraue und verzog seinen Mund zu einem verkniffenen Schmunzeln. Okay, es stand fest, ich war eindeutig nicht eindrucksvoll genug!

Ich raffte mein langes Kleid und erhob mich von dem unbequemen, hölzernen Stuhl, um mich der Tanzfläche zuzuwenden. Natürlich sah ich den Gästen nur dabei zu, mitmachen würde ich bei so einer Rumhoppserei sicherlich nicht. Es war einfach die Ablenkung, die ich gerade benötigte. Die vier Jungs diskutierten untereinander und auch die anderen Väter beteiligten sich an dem Gespräch.

Immer wieder hörte ich die Worte „Nicht teilen wollen“, „Einzige“, „Schicksal“ heraus, die sich mit einer Menge anderer Kram mischten. Ich seufzte leise. Ich wusste, dass ich nie hätte hier hingehen dürfen. Aber wie sagte man so schön? Jetzt konnte ich die Suppe selber auslöffeln! Seufzend drehte ich mich wieder zu der Männergesellschaft hinter mir und leckte nervös über meine trockenen Lippen.

Kapitel 4:

 So schnell wie möglich verließ ich den Raum, denn dieses scheiß Verhalten, wer mich bekommt, nervte mich tierisch. Wieso kann ich nicht normal sein wie alle anderen und nur einen Gefährten bekommen? Nein, ich muss ja gleich vier bekommen. Das Leben ist so dermaßen unfair. Gerade wollte ich meinen Auftritt perfekt machen und aus dem Raum stürmen, als mich mehrere Hände daran hinderten. „What the Fuck? Was macht ihr da? Lasst mich gehen, verdammte scheiße“, schrie ich meine Verfolger an. „Du kannst nicht gehen, Liebes. Es würde uns alle umbringen, wenn du dieses Gebäude verlässt.“, teilte mir der Blonde mit. „Nathan, wir müssen das jetzt regeln, ich werde schließlich meine Gefährtin nicht bis an mein Lebensende teilen, was sehr lang wäre.“ den wütenden Unterton in seiner Stimme konnte man garnicht überhören.

 

„Oh Gott, wie tragisch“, jammerte ich ihn nach „Ich will jetzt nach Hause, entweder ihr kommt mit oder verreckt, mir doch egal“ Schwungvoll entriss ich mich den Armen, die sich wie Schraubstöcke um mein Handgelenkt gelegt hatten. „Wir kommen mit“, beschloss der Emotyp. Ach, schön dass er auch mal wieder etwas von sich gibt.

 

„Na gut, dann los“, lachte ich und rannte in übermenschlicher Geschwindigkeit los. Die Jungs hatten Mühe mitzuhalten, denn eine meiner Gaben war die Geschwindigkeit. Vor meiner Haustür stoppte ich dann. „Wieder Zuhause“, schrie ich in das große Haus, damit meine Eltern von meiner Ankunft erfuhren.

„Ach, Schatz, so schnell? Hast du denn deinen Gefährten gefunden?“, wollte mein Vater gleich wissen. „Genaugenommen habe ich vier Gefährten, die gerade dumm vor der Tür stehen.“, murrte ich und riss die Tür auf. „Wie schnell bist du eigentlich?“, fluchte der Typ mit den schulterlangen braunen Haaren.

 

„Oh, etwas zu schnell für dich? Lappen“ Das Lappen murmelte ich nur noch, aber ich wusste genau, dass er mich verstanden hat an, seinem ziemlich wütenden Gesichtsausdruck. „Meine Hoheiten“, kam es nun von meinem Dad, der sich ziemlich nah am Boden aufhielt. Tiefer ging die Verbeugung wohl nicht mehr. „Ravia, verbeug dich gefälligst“, fuhr mein Dad mich an. “Ähm ne, sicherlich nicht, ich bin doch nicht ihr Depp vom Dienst“, pamte ich zurück und lief in mein Zimmer hoch, verfolgt wurde ich natürlich von meinen vier Hunden, die meinen Vater einfach stehen ließen so wie er war. Müde fiel ich auf mein Bett, das meinen Fall abschwächte.

 

„Müsst ihr so dumm rumstehen? Sucht euch lieber einen Platz zum Schlafen“, mumelte ich müde. Keine Sekunde später lagen alle in meinem Bett, es herrschte Platzmangel, sodass ich mich einfach über alle drüber legte. „Nacht Deppen, meine Deppen“, flüsterte ich im Halbschlaf, bevor ich weg war. 

Kapitel 5:

Ehrlich gesagt, wusste ich nicht, was genau mich geweckt hatte. Ich schwankte zwischen dem lautstarken Gepolter, das von einem am Boden liegenden Dave verursacht worden war, und den drei Knien, die sich schmerzhaft in meine Seite bohrten. Mein Bett war definitiv zu klein für uns Fünf! Der Blonde richtete sich wütend und deutlich übernächtigt auf, um uns vier Verbliebenen böse anzufunkeln. Warum ich den Blick ebenfalls abbekam, war mir dabei allerdings schleierhaft. Der Emo fuhr sich sichtlich gelangweilt durch das Haar und versuchte das Wirrwarr auf dem Kopf zu bändigen. Ich glaube es wurde wirklich Zeit, dass die restlichen drei auch ihre Namen preisgaben, denn so konnte es unmöglich weitergehen, da würde das Chaos in meinem hübschen Schädel ja noch schlimmer werden!

 

„Okay, auch wenn ich 'Deppen' als Bezeichnung ganz passend finde, wäre es nett, wenn ich eure Namen wüsste“, murmelte ich und wischte mir einmal kräftig über die Augen, um mein noch verschwommenes Sichtfeld zu klären. Ein jammerndes Grunzen aus der Ecke zog die Aufmerksamkeit aller auf sich. Der Werwandler lag zusammengerollt da und gab schmatzende Geräusche von sich. Ein zufriedenes Seufzen und dann drückende Stille. Meine Mundwinkel zogen sich zögernd nach oben und meine Lippen pressten sich panisch aufeinander, bis ich es einfach nicht mehr aushielt und schallend anfing zu lachen.

 

Der gebräunte, zusammengekauerte Körper regte sich, bis so etwas wie ein „ 'eit lis“ ertönte. Ich hob ungläubig die Augenbrauen und gluckste belustigt vor mich hin. Der Hexer stimmte mit ein, die andern Beiden guckten nur von einem zum andern. Ich schlang die Bettdecke, von der ich sowieso nur einen Zipfel bekommen hatte, etwas enger an mich, um mein Lachen zu ersticken. Glückte er kläglich...Tja, tut mir ja leid!

 

Seufzend atmete ich tief durch und sah die Jungs erwartungsvoll an, die meine Frage jedoch schon vergessen zu haben schienen. „Also: Eure Namen?“ „Ich bin Dave“, erklärte eben dieser unnötigerweise und lächelte mich charmant an. Die Schleimspur war ja schon echt Lebensgefährlich! „Lucas“, der Dämon grummelte es eher, war er denn kein Morgenmensch? Okay, Mensch schon mal gar nicht, aber 'Morgendämon' hörte sich falsch an, also... Jedenfalls war es ein merkwürdig normaler Name, unauffällig, im Gegensatz zu meinem. Seufzend wand ich mich mit fragendem Blick an den Hexer, der von allen am meisten Humor zu haben schien.

 

„Ich bin Aaron, aber du, Schönheit“, er hob gespielt charmant die Augenbrauen,“ hast uns noch gar nicht deinen Namen verraten“ Mein Lächeln wurde eine Spur breiter und ich spitzte nachdenklich meine Unterlippe. „ Ravia-Lavinia-Amara-Sepia, aber ich denke es reicht, wenn ihr mich Ravia nennt, ist einfacher“, die drei, die unter den Lebenden weilten, nickten und ich warf einen skeptischen Blich auf den noch schlafenden Werwandler. Sollte ich ihn wecken? Ich glaube, dass würde eher nach hinten losgehen.

 

„Weiß jemand, wie er“, ich deutete auf den schnarchenden Körper,“ heißt?“ „Ist das dein Ernst? Ich dachte, das wäre nur ein Scherz gewesen“, kam es überrascht und auch ein wenig erzürnt von Dave. „Was?“, fragte ich dümmlich. „Ich glaube, sie weiß es wirklich nicht“. Lucas Augen leuchteten vor lauter Schalk und ich kam mir wieder wie ein naives achtjähriges Mädchen vor, das den letzten Keks aus der Dose geklaut hat und nun eine Standpauke von ihrem Daddy bekam. „Du weißt wirklich nicht, wer wir sind. Also klar, du hast es ja schon gestern gesagt, aber du hast ja noch nicht mal von uns gehört“, wiederholte der Vampir, eher für sich selbst. Ich schüttelte bestätigend den Kopf. Er verschränkte die Arme, deutlich erschrocken darüber, dass jemand ihn nicht mit Namen kannte.

 

Aber es war ja wohl mehr als deutlich gewesen, dass ich nicht einen von ihnen kannte, Klar, ich hatte schon von ihnen gehört, aber es hatte mich nie interessiert. Warum auch? War ja nicht so als wäre ich Stammgast bei denen! „Er heißt Rafael“, kam es von dem Schwarzhaarigen, der unser Gespräch eher gelangweilt weiterverfolgt hat. Geht doch, wenigstens einer, der nicht auf einem Egotripp ist! „Meint ihr, wir sollten Rafael“, ich zog den Namen extra in die Länge,“ aufwecken sollen? Nicht dass er noch das Frühstück verpasst“, nachdenklich schürzte ich die Lippen und zupfte an meinem Haar, das nach der Nacht wahrscheinlich wie ein Vogelnest aussah. Und das in der Gegenwart von vier Prinzen, na wunderbar, Mum wird sich freuen.

 

„Nein, Werwandler sind unausstehlich, wenn man sie zu früh weckt. Lass ihn schlafen“. Aaron zwinkerte mir verschwörerisch zu, woraufhin ich am liebsten spöttisch meine Augenbrauen angehoben hätte, doch ich riss mich gerade noch so zusammen. Irgendwo hat die Erziehung meiner Eltern also doch gefruchtet. „Wollen wir nach unten gehen?“ Ich nahm schon den Geruch von frischen Brötchen wahr und ich brauchte unbedingt etwas zum Essen. Die Drei stimmten zu und so stürmten wir, mal mit mehr, mal mit weniger Begeisterung, die Treppe hinunter. Im Essenssaal war wieder reichlich aufgedeckt worden und meine Eltern sahen bedröppelt und überrascht zu meinen neusten Accessoires, die sich hinter mir in eine Reihe gestellt hatten. „Liebling, das..“, stotterte Mum und die Tasse in ihrer Hand schwappte gefährlich. Mein Dad war das deutlich gefasster, oder auch nicht.... Jedenfalls hatte er sich von seinem Stuhl erhoben und sich so tief verbeugt, das man einen guten Ausblick auf seinen Hintern hatte, den ich lieber nicht gehabt hätte.

 

„Was für ein erfreulicher Besuch. Wollen Sie etwas essen, trinken..?“, erwartungsvoll sah er die Jungs an, die stumm nickten. „Setzen Sie sich doch“, er deutete auf die zahlreichen unbesetzten Stühle. Als die drei sich setzten, nahm mein Vater mich hastig zur Seite und blickte hektisch drein. „Was hast du denn jetzt wieder angestellt? Hast du ihre Limousine zerstochen oder ihren Fahrer abgefüllt, oder...Oh Gott, sag mir nicht, dass du..?“ Ich unterbrach ihn mit einem empörten Schnauben. „Erstens hätten die Vollidioten da drüben sicherlich eine neue Limousine und bestimmt auch einen neuen Fahrer bekommen, wenn sie nur mit dem Finger geschnippst hätten und Zweitens sind sie mir praktisch aufgehalst worden. Frag mich nicht warum, aber ich werde in Zukunft wohl kaum einen Schritt ohne die Vier machen können, denn ich bin nun offiziell die Gefährtin von allen“ mit einem langgezogenem Seufzen machte ich meiner Unzufriedenheit kund.

 

Das war aber auch ne Scheiße, in die ich wiedermal reingestolpert bin. „Du bist was? Aber...ich...du?“ Wahrscheinlich fehlten ihm die Worte, denn die nächsten Minuten brachte er nicht mehr als unzusammenhängendes Gestammel zu Stande. Ich zuckte genervt mit den Schultern und blickte sehnsuchtsvoll zu den dampfenden Brötchen, die Mum nervös und mit zitternden Händen für die Prinzen schnitt, sich tausendmal nach ihrem Befinden erkundigte oder um Verzeihung bettelte, wenn ein Krümel seinen Weg auf das Hemd des einen oder andern fand. „Ravia!“, die Stimme von Dad schreckte mich aus meinen Tagträumen. Etwas bedeppert sah ich zu ihm. „Wie ist das möglich?“ „Ähm, keine Ahnung, ist nun mal so, kann ich jetzt bitte etwas essen?

Ich habe schon seit gestern Abend nix mehr gegessen und“, ich ließ den Satz in der Luft hängen und stürzte mich auf den erst besten Platz, um mir endlich ein Bissen reinzuhauen, als er abgehackte nickte. Verstört murmelnd kam auch er zurück zum Tisch und klammerte sich panisch an die Hand meiner Mutter, die gar nicht wusste zu wem sie zuerst schauen sollte.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 22.09.2013

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Dieses Buch widme wir ähhm jaaa keine Ahnung einfach euch okay :DDD

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