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Mitten im Nirgendwo
Ich fuhr schon seit Stunden diesen endlosen, geraden Highway entlang, der irgendwo ganz hinten am Horizont zu enden schien. Alabama war heiß, trocken und ernüchternd schön. Diese endlose Weite, so viel Land in Überfluss, das sich zu beiden Seiten der Straße ausbreitete und mir das deutliche Gefühl vermittelte, klein und unbedeutend zu sein, hatte eine merkwürdige Wirkung auf mich. Ich war an unzähligen verlassenen Wohnwagen vorbeigekommen, die zum Durchrosten im Nirgendwo zurückgelassen worden waren und an einsamen Farmhäusern, die eingebettet in riesigen, gelben Kornfeldern, mir den Eindruck von Einsamkeit vermittelten. Die Namen auf den Straßenschildern waren verblichen und wiesen auf etwas hin, dass anscheinend in Anbetracht der Weite des Landes an Bedeutungslosigkeit gewonnen hatte.
Der glühende rote Sonnenball versank gerade hinter dem Horizont und färbte den Himmel in ein grandioses Orangerot ein. Sun-Set in Alabama, mitten im Niemandsland. Mir war seit mehr als einer halben Stunde kein Auto mehr begegnet und der letzte Hinweis auf Zivilisation in Form einer Farm oder eines Diners lag noch eine längere Zeit zurück.
Es wurde Zeit für mich, mir eine Bleibe für die Nacht zu suchen. Der Tag war lang, heiß, staubig und tierisch anstrengend gewesen. Mein Rücken schmerzte mich schon seit 150 Meilen und gab mir deutlich zu verstehen, dass es für meine angeschlagene Lendenwirbelsäule Zeit wurde, sich zu ausstrecken.
In der Ferne entdeckte ich die Leuchtreklame eines Motels. Ich war erleichtert und entspannte mich sofort. Im zweiten Gang und mit gedrosseltem Motor fuhr ich mit meinem Range Rover direkt bis vor das Gebäude. Über der blauen Holztür ein flackernder Neon-Schriftzug, der mir mitteilte, dass sich hier die Rezeption befand. Als ich mich aus dem Van schälte, wurde jede Bewegung von einem heftigen Stechen in meinem Rücken begleitet. Ich hatte so geschwollene Füße vom langen Sitzen, dass sie mir bei den ersten Schritten fast gänzlich die Mitarbeit verweigerten und ich mich fast auf meinen Allerwertesten gesetzt hätte. Aber das zirkulierende Blut belebte die Enden meiner Beine blitzartig und es setzte ein unangenehmes Kribbeln ein. Ok, ich war soweit und ging, zwar noch etwas staksig, auf den Eingang zu.

Der Raum, in dem ich mich befand, mach dem ich die Tür hinter mir wieder geschlossen hatte, war sicher nicht größer als acht Quadratmeter, spärlich erleuchtet und ziemlich gediegen eingerichtet. Die Wände waren gelb gestrichen und links in der Ecke des Raumes stand ein kleiner Cocktail-Sessel, der schon bessere Zeiten gesehen hatte. Hinter dem Tresen aus dunklem Holz, der übrigens nicht größer war, als meiner zu Hause in der Küche, kauerte ein Typ auf einem Stuhl und las. Er wirkte ungepflegt und unfreundlich. Der Eindruck wurde noch deutlicher, als er nicht im Mindesten Anstalten machte, mich nach meinen Wünschen zu fragen mich weiter ignorierte.
Er signalisierte mir mit jeder Geste" Du bist hier unerwünscht" und ich war froh, möglichst bald aus seinem Dunstkreis verschwinden zu können. Ich fragte ihn nach einem Zimmer für die Nacht und er schob mir wortlos das Gästebuch zu. Nachdem meine Daten aus dem Reisepass eingetragen waren, griff er hinter sich an das Schüsselbord und knallte mir den Zimmer-Schlüssel auf den Tresen. Ohne eine weitere Erklärung, wendete er sich wieder seiner Zeitung zu.
Ich erkundigte mich noch nach der ungefähren Lage des Zimmers und er nuschelte unwillig etwas von „ einfach rechts herum“ in seinen Fünftagebart.
Das Zimmer war ein schmuddeliger Traum in grün. Jedenfalls musste das vor Generationen mal der Farbton gewesen sein denn heute war an den Holzteilen nicht mehr viel von der Farbe übrig. Die grün-beige gestreiften Tapeten, die ebenfalls aus dieser Zeit stammen mussten, lösen sich an verschiedenen Stellen von den Wänden.
Der muffige, abgestandene Geruch, der das Zimmer erfüllte und mich beim Eintreten begrüßte, veranlasste nicht zum Durchatmen, sondern überzeugte mich davon, schleunigst das einzige Fenster zu öffnen, das sich in diesem Raum befand. Die Luft draußen hatte sich etwas abgekühlt und nun wehte ein angenehm lauwarmer Wind durch das geöffnete Fenster in den Raum.
Ich lehnte mich an die Fensterbank und schaute mich im Zimmer um. Die Mobiliar bestand aus einem kleinen quadratischen Holztisch mit zwei Stühlen und einer alten Stehlampe mit Messingfuß. Das Bettgestell war aus schwarz lackiertem Metall und wirkte in dem kleinen Raum riesig groß. Die Bettwäsche passte zu den Gardinen am Fenster und war verwaschen, aber sauber.
Auf einem kleinen Schild neben dem Bett stand: „ Drei Minuten Ganzkörpermassage für 1$“. Wahrscheinlich würde mich die Mechanik des Bettes so durchrütteln, dass ich danach Gleichgewichtsstörungen und ein leichtes Schleudertrauma hätte.
Dann besichtigte ich das Bad. Der winzige Raum roch ebenfalls muffig und hatte kein Fenster. Ein schmuddeliger hellgrüner Duschvorhang schlängelt sich von der Stange an der Decke bis fast zum Fußboden hinunter. Der Duschkopf tropfte in einer Tour und die Melodie des plopp, plopp, ploppppplopp, plopp klang monoton und nach einer Weile vertraut. Es gab keine Duschwanne, sondern der geflieste Bereich vertiefte sich in der Mitte und mündete in einem riesigen Abfluss, der mit einem Metallsieb abgedeckt war. An der Linken Wand, quasi hinter der Tür, befand sich das kleine Waschbecken und eine Stange für die Handtücher. Ein Blick in das WC, das über Eck eingebaut war, überzeugte mich schlagartig davon, dass ich dieses Bad nur im äußersten Notfall in Anspruch nehmen wollte.
Ich ging zurück, stellte mich ans Fenster und zündete mir eine Marlboro an, zog den Rauch tief in meine Lungen und schloss die Augen. Ich war so müde und wollte nur noch schlafen, meine Knochen taten mir weh, aber meine Gedanken hielten mich wach und gingen auf die Reise zu Dir. Ich vermisste Dich so sehr….genau jetzt in diesem Augenblick hätte ich Dich so gerne bei mir gehabt.
Mein Blick ging in die Ferne; vorbei an der blinkende Reklametafel am Eingang des Motels; geradewegs in das Dunkel der Nacht und meinen Gedanken gingen auf die Reise zu Dir....
The time for waiting is almost over, I include the houre until I see you again, to take you in my arms and finally feel you again.
Until then: love ya


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Texte: copyright by roxanne.works
Tag der Veröffentlichung: 03.07.2011

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