…eine Nacht wie Diese…
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....er ging zu seinem Auto, wie fast jeden Abend um diese Zeit
Der Parkplatz hinter der Klinik war trotz der großen Laternen nur spärlich beleuchtet und sie spendeten ein diffuses Licht. Sein alter grauer Volvo stand in einer Parkbox ziemlich weit hinten, weil am diesen Morgen nur noch wenige Plätze frei waren.
Jetzt,- es war wieder 22:00h geworden, stand er einsam dar, wie auf dem Präsentierteller, als wollte er sagen...seht her, ich bin wieder der Letzte, der abgeholt wird.
Ja, seit er zum Chefarzt der Chirurgie befördert worden war, gab es kaum einen Dienst, der wirklich wie vorgesehen endete,- und dann der höllischen Papierkrieg. Alles musste dokumentiert werden, damit man sich dreifach abgesichert in eine trügerische Geborgenheit der Gesetze begab.
Heute wollte er noch etwas trinken. Einfach nur abschalten und den Tag hinter sich lassen, denn der Dienst war hart gewesen.
Sechs Operationen am Morgen,- zwei künstliche Kniegelenke, eine komplizierte Radius-Fraktur, zwei Bandscheiben und eine TEP. Bei der letzten OP des Tages wäre eine alte Dame fast verstorben. Aber sein OP-Team war topfit und hatte adäquat reagiert.
Er konnte auch nach so vielen Berufsjahren immer noch nicht damit umgehen, dass es bei aller Sorgfalt und Konzentration bei der Arbeit, dennoch zu Krisensituationen während eines Eingriffs kam.
Obwohl er wusste, dass die Dame schon ein gesegnetes Alter hatte und jede Operation bei hochbetagten Menschen ein erhöhtes Risiko bedeutete, war er trotzdem unendlich froh, dass sie letztendlich die OP überstanden hatte. Nun würden die Kollegen auf der Intensiv-Station dafür sorgen, dass es ihr in ein paar Tagen schon wieder besser gehen würde.
Er fuhr vom Parkplatz und bog nach links ab, fuhr auf der Schillerstraße in nördliche Richtung bis zum Bahnhof, dann in die Rosenstraße und dort parkte den Wagen gegenüber von seine Lieblingskneipe, einem Irisch Pub.
Das Lokal war zu dieser Zeit nicht mehr so voll,- viele der Gäste, besonders Schüler, waren schon auf dem Weg nach Hause.
Er setzte sich auf einen Barhocker an den oberen der zwei Tresen und bestellte ein großes Bier.
Nun zündete sich eine Zigarette an, zog den Rauch ganz tief in seine Lungen und machte die Augen zu.
Er versuchte sich zu entspannen,- hörte auf die Musik, die aus der Box links oben von ihm kam. Es war der neue Song von den Foo Fighters, den er sich letzte Woche erst auf CD gekauft hatte.
Er drehte sich auf seinem Barhocker um 180° und schaute sich im Raum um. Der Pub war urgemütlich,- wirkte mit den dunklen Holztischen und Stühlen sehr rustikal. Auf den Tischen standen alte Flaschen mit brennenden weißen Kerzen und Halter mit der Speisekarte. Tischdecken gab es nicht,- waren seiner Meinung auch völlig überflüssig.
Wenn man drei Stufen in den unteren Bereich des großen Schankraumes hinunter ging, konnte man sich auch an großen Fässern das Bier servieren lassen. Dort stand eine kleine Gruppe von Männern, die sich lautstark über das gestrige Fußballspiel unterhielten. Es gab überall kleine Nischen mit alten Sitzmöbeln, wo sich vorzugsweise frischverliebte Paare niederließen.
Durch einen Torbogen ging man in den hinteren Schankraum, mit noch mehr Tischen und großen Bänken. Hier spielten auch regelmäßig irische Bands,- dann platzte der Laden fast aus allen Nähten......
Ah, da kam sein Bier...er leerte das Glas bis zur Hälfte mit dem ersten Zug. Er schloss wieder die Augen. Gott, tat das gut,-darauf hatte er sich schon seit Stunden gefreut.
Er wollte gerade sein Glas wieder an den Mund führen, als er aus dem Augenwinkel sah, dass sich eine Person direkt auf ihn zubewegte. Er setzte das Glas wieder ab, drehte den Kopf und schaute in die schönsten blauen Augen, die er je gesehen hatte.
SIE hatte schulterlanges schwarzes Haar, volle dunkle Augenbrauen und ebenso dunkle dichte Wimpern, die ihre Augen perfekt zur Geltung brachten. Die Nase war klein und gerade, die Wangenknochen zeichneten sich leicht ab und gaben dem Oval ihres Gesichtes etwas Künstlerisches.
Sein erster Gedanke verglich ihre Gesichtszüge mit denen einer ägyptischen Königin. Ihre vollen Lippen, rot und seidig und wie zum Küssen gemacht, ließen unwillkürlich Bilder in seinem Kopf entstehen.
Viel weiter kam er mit seinen Überlegungen auch nicht, denn nun sprach dieses Wesen ausgerechnet IHN an....
" Hallo, ist hier noch ein Platz frei? Darf ich mich zu Dir setzten?" Er hörte diese Worte irgendwie durch einen Nebel;- es drang an sein Ohr, aber .....
"Hallo, darf ich .....mich setzen?" fragte sie noch einmal. Nun reagierte er. „Natürlich, klar hier ist noch alles frei....bitte."
Er versuchte ein Lächeln...es sollte einladend wirken,- hoffte er zumindest.
Sie setzte sich halb auf den Barhocker, bestellte ein Wasser und sah ihn an. Sie lächelte und fragte: “Bist Du allein hier? Das würde mich freuen,- dann wäre mein Abend gerettet.“
Er konnte gar nicht anders, als mit dem Kopf zu nicken und sie wieder und wieder anzuschauen.
Der Abend war auch für ihn mehr als gerettet.
Mit diesem Ausklang eines eigentlich miserablen Tages hätte er nicht im Traum gerechnet.
Sie unterhielten sich angeregt, lachten, tranken und die Stunden vergingen wie im Flug.
Der Pub wurde geschlossen,-letzte Runde.
„Was machen wir mit dem angebrochenen Abend," fragte sie. Was sollte er sagen,- spontan lag ihm auf den Lippen, sie einzuladen, mit ihm zu kommen; auf einen Drink oder zwei.
So gedacht, sprach SIE es auch schon aus und er staunte nicht schlecht.
Sie gingen, nachdem er gezahlt hatte,- natürlich hatte er es sich nicht nehmen lassen, auch ihre Getränke zu bezahlen, denn er wollte doch heute noch ein paar Pluspunkte bei IHR sammeln, zu seinem Auto.
Als sie die Straße überqueren wollten, blieb sie mit einem Absatz ihrer High Heels am Bordstein hängen und wäre fast gestolpert, hätte er nicht so beherzt zugegriffen und sie mit seinen Armen aufgefangen.
Sie richtete sich vor ihm auf, schlang wie zufällig ihren rechten Arm um seinen Hals und schaute ihm tief in die Augen. Er konnte sich diesem hypnotischen Blick nicht entziehen.
Dieses Blau, was ihn an das kristallklare Wasser einer Grotte in Portugal erinnerte, ließ ihn nicht los. Er ertrank förmlich in ihren Augen und nahm nichts anderes mehr wahr.
Er spürte diesen wundervollen weiblichen Körper so intensiv, dass er es kaum fassen konnte. Der Druck ihrer Brüste, die ihn leicht berührten, sendeten kleine Schauer durch seinen Körper und da, wo ihr Arm im Nacken seine Haut berührte, glaubte er zu verbrennen.
Alles um ihn herum wurde unscharf und er konnte nicht anders, als leicht seinen Kopf zu beugen, um sie zu küssen. Kurz bevor er ihre Lippen berührte, hauchte sie: „ Ich danke Dir“ und legte ihm ihren Finger auf seinen Mund.
Er öffnete ihr die Wagentür und sie glitt mit einer unglaublich fließenden Bewegung auf den Beifahrersitz seines Volvos.
Nachdem er mit zittrigen Händen den Motor gestartet hatte, fuhr er vorsichtig und mit so viel Konzentration, wie ihm unter diesen Umständen möglich war, aus der Parklücke heraus. Er lenke das Auto stadtauswärts in nördlicher Richtung und die Fahrzeit bis zu seiner Wohnung würde ungefähr zehn Minuten betragen.
Sie schaute seitlich aus dem Fenster und sprach kein Wort. Er betrachtete ihr Profil und konnte immer noch nicht glauben, dass dieses wunderschöne weibliche Wesen neben ihm saß. Am liebsten hätte er sich jetzt gekniffen, um sich selbst zu bestätigen, dass er nicht träumte.
Jetzt drehte sie ihren Kopf zu ihm, schlang die Beine übereinander, wobei ihr enger, schwarzer Lederrock gefühlte zehn Zentimeter höher rutschte.
Wie sollte er bei dem Anblick nur unfallfrei bis nach Hause kommen, dachte er sich. „ Wie lange dauert es noch“, fragte sie leise in die Stille hinein. „Nicht mehr lange. Wir sind gleich da“, sagte er und lächelte sie unsicher an.
In seiner Wohnung angekommen, nahm sie einen Gin-Tonic und er sich ein Bier. Er legte eine CD in den Player, ohne groß zu suchen, denn eigentlich war das jetzt nicht seine Priorität.
Diese unglaublichen Augen ruhten die ganze Zeit auf ihm und beobachteten jede seiner Bewegungen. Er war sich dessen so spürbar bewusst und das erzeugte eine fast unerträgliche Nervosität in ihm.
Aber es war nicht nur das, was er spürte. Er musste pausenlos daran denken, wie er sie im Arm gehalten hatte und wie sehr sein Körper darauf reagierte.
Ein leichtes Lächeln spielte um ihre Lippen und sie sagte ganz sanft: „Komm, setzte Dich zu mir, Du bist viel zu weit weg“. Also ging er hinüber zu ihr und setzte sich neben sie auf das kleinen Ledersofa.
Ihre Körper berührten sich leicht und ohne Vorwarnung nahm sie sein Gesicht in ihre beiden Hände und küsste ihn.
Erst sanft und spielerisch, dann fordernd. Mit ihrer Zunge spielte sie; lockte ihn, verführte ihn, wie er es noch nie zuvor erlebt hatte.
Er vergaß alles um sich herum,- sah nur sie, spürte nur noch sie. Ihre Lippen tasteten sich immer weiter vor, glitten an der Außenseite seines Halses hinunter und sie kitzelte ihn mit ihrer Zunge.....feucht und erregend.
Er fühlte, wie er schwach wurde, wollte sich noch von ihr lösen, wenigstens für einen kurzen Moment die Kontrolle zurück gewinnen.
SIE sah ihn an,- ganz direkt, als sie spürte, dass er sich von ihr zurückzog. Leise und einschmeichelnd sagte sie: "Als wenn Du mir entkommen könntest. Ich bin die pure Versuchung für Dich. Meine Stimme verführt dich, selbst meinem Geruch ist unwiderstehlich und lässt dich nicht mehr los.“
Sie streichelte ganz sanft mit ihrem Finger über seine Lippen, während sie sprach. „ Wehre Dich nicht länger dagegen! Ich bin das, was du willst, was Du immer schon wolltest.“
Er konnte nicht reden, konnte nicht denken,- alles was sie mit ihm machte, verzauberte ihn.
Nun legte sie ihren Kopf an seine Schulter und flüsterte: „Lass mich dich mit mir nehmen in meine Welt,- wo es keinen Schlaf gibt, Du nicht älter wirst und wo wir uns ewig lieben werden."
Er sagt nichts, spürte ihren Atem an seinem Hals, sah sie nur an und gab sein wortloses Einverständnis. Noch einmal schaute sie ihm tief in die Augen.
Dann küsste sie seine Lippen, wanderte liebkosend seinen Hals entlang und er ließ sie gewähren.
Als sie zubiss und ihm zum ersten Mal sein Blut raubte, war es wie ein Rausch....nicht wirklich und doch Realität ...fast wie im Traum.....
Texte: Copyright by roxanne.works
Cover by Bookrix
Tag der Veröffentlichung: 17.06.2011
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Für Dich...geschrieben in einer Nacht, wo Du mir so unendlich fehltest...