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Prolog




"Geschichte der nächtlichen Welt(Lektion 1)",
Kapitel 2,
"Einführung in die Vampirgesellschaft",
Abschnitt 1

´In der Vampirgesellschaft gibt es einen König und eine Königin.
Immer das erstgeborene Kind des Königspaares, egal ob Junge oder Mädchen,
nicht so wie bei den Menschen,wird zum Nachfolger erklärt.
In beiden Fällen kann der Thronfolger den Thron besteigen, ohne vorher seinen/ihren Gefährten/in gefunden zu haben. Er kann auch alleine regieren,doch sobald der Gefährte gefunden ist wird automatisch eine Hochzeit geplant.
Soweit bekannt ist hat die Vampirkönigin Luna, mit ihrem Gefährten, einem mächtigen Hexer namens Arun, vor ihrem Tod keine Kinder hinterlassen. Daher geht das gesamte Erbe
an ihre jüngere Schwester Serena, die bisher ohne Gefährten ist und somit ihre vollständigen Kräfte noch nicht erhalten hat.
Gemeinhin gelten Vampire als unsterblich,aber da Lunas Gefährte im Zweikampf gegen den Werwolfkönig gefallen ist hat sie beschlossen Selbstmord zu begehen und hat sich mit einem
silbernen Dolch das Herz durchbohrt. Sie ist 5789 Jahre alt geworden. Seit dem Kampf der beiden Könige herrscht Feindschaft zwischen dem Volk der Vampire und den Werwölfen, jedoch kein Krieg, da Arun den Kampf freiwillig bestritten hat.
Die Vampire sind die einzige Art, welche ihre besondere Fähigkeit erst mit der "Vericomiti"(Gefärtenfindung)bekommen.
Ihre Gefährten können nur Mitglieder der 8 Milleniumsrassen sein, das gleiche gilt bei allen Arten. Keine Menschen.
Vampire müssen auch erst ab diesem Zeitpunkt Blut trinken, doch das nur von ihrem Gefährten, wenn auch mindestens einmal in der Woche, sonst verhungern sie.
Sollte ihr Gefährte sterben, verlieren sie zwar den Drang nach Blut, behalten aber ihre Kräfte. Einen neuen Gefährten gibt es nicht, auch wenn manche Nachtwesen sich nach dem Tod ihrer anderen Hälfte einen neuen Partner nehmen.´



Vorstrafen und andere Überraschungen (Grace)




Kennst du dieses mulmige Gefühl im Magen, wenn du in der Früh aufstehst und ganz genau weißt, dass an diesem Tag irgendetwas
Wichtiges in deinem Leben passieren wird und du dir noch nicht ganz sicher bist, was du davon halten sollst?
Na ja, genau dieses Gefühl raubt mir am Morgen des 07.03.2010 die Ruhe, die ich normalerweise um 7.00 Uhr verspüre und ich frage mich
unwillkürlich was an diesem Tag wohl anders ist. Die Tatsache, dass meine Mitbewohnerin und beste Freundin seit dem Kindergarten,
Judy, noch nicht wieder zuhause ist nachdem sie gestern die ganze Nacht mit ein paar Freunden den Geburtstag einer ihrer vielen Bekanntschaften gefeiert
hat wundert mich nicht, warscheinlich hat sie einfach bei einer anderen Freundin übernachtet um heute die Uni schwänzen zu können.


Schließlich weiß sie, ich würde keine Gnade zeigen und sie aus dem Bett schmeißen, trotz dem, dass sie übermüdet ist.
Auch schmeckt der Kaffee wie immer scheußlich, aber er macht wach. Also nichts besonderes bis jetzt. Nach einem Stück Toast schlüpfe
ich noch schnell in eine leichte schwarze Frühlingsjacke und mache mich dann auf den Weg zur Universität von New Orleans.
Die Fahrt mit meinem süßen blauen Pick-Up dauert nicht lang. Schnell hab ich einen Parkplatz gefunden und verschwinde in Richtung der ersten
Lesung in Wirtschaft. Bevor ich den Saal betrete ziehe ich mir meine Brille noch ein Stückchen weiter nach oben und streiche mit meiner Hand noch ein bisschen mehr von meinem schwarzen Wuschelkopf mit den lila Strähnchen(Judy hat mich förmlich gezwungen sie zu machen) ins Gesicht. Die Brille ist nicht echt, denn ich kann
vollkommen normal sehen, aber meine blau-violetten Augen sind zu auffällig und ich möchte keine Aufmerksamkeit erregen. Judy und ich studieren gemeinsam im ersten Semester Jura hier in New Orleans; ich freiwillig, sie von ihren Eltern gezwungen(Eigentlich muss sie nicht, da sie die Firma ihres Vaters erbt, aber im Jurastudium ist alles inbegriffen, was sie für die Leitung braucht, außerdem hat sie so eine Ausbildung in der Hinterhand). Flink betrete ich den Saal und mache mir während der Lesung genügend Notizen, damit ich zuhause dann alles noch einmal durchgehen kann, ohne etwas zu vergessen.
Die restlichen Stunden und die Mittagspause vergehen ohne besondere Vorkommnisse, sodass ich danach wieder ein wenig entspannt in meine kleine Wohnung fahre.
Doch das Gefühl will einfach nicht verschwinden. Als ich ankomme, werfe ich meinen Schlüsselbund in die kleine Schüssel an der Eingangstür und betrete das Wohnzimmer.
Jetzt wird es langsam merkwürdig, denn meine ABF sollte eigentlich vor dem Fernseher sitzen. Ich gehe auch in ihr Schlafzimmer und dursuche auch den Rest des
Apartments, doch sie ist nirgends aufzufinden. Langsam mache ich mir Sorgen, deshalb rufe ich sie auf ihrem Handy an. Nach ein paar Tönen springt die Mailbox an.
Nicht gut, gar nicht gut. Judy würde niemals ihr Handy irgendwo vergessen, vor allem nicht wenn ich nicht dabei bin. Sie weiß wie besorgt ich immer bin. Meine linke Augenbraue fängt an zu zucken. Eine dumme Angewohnheit, die ich Judys `la, la, la, ich mach gern Probleme`-Art zu verdanken habe.
So schnell ich kann hole ich Judys Notizbuch aus ihrem Nachttisch und rufe alle ihre Freunde an, mit denen sie gestern unterwegs war. Die können mir auch nicht weiterhelfen,
denn die meisten von ihnen sollen gestern um Mitternacht nach Hause gegangen sein und Judy sei noch im Club geblieben um einen `Drauf zu machen.`
Verzweifelt fahre ich mir durch die Haare und setzte mich anschließend an den Laptop um eine meiner Lieblingsforen zu öffnen:

Grace97

: Ich hab da mal ne Frage. Wenn eine Freundin von dir die ganze Nacht durch macht aber am nächsten Nachmittag weder Zuhause noch bei einem ihrer
Freunde ist und niemand weiß wo diese sich aufhält, nachdem sich alle nach dem Feiern getrennt haben,und sie auch nicht auf ihrem Handy zu erreichen ist,
wo vermutest du, befindet sie sich?
0Karla_9

:Also, rein theoretisch natürlich, hätte ich da drei Optionen. Die erste(und warscheinlichste) wäre, dass sie sich einen Typen geschnappt hat den sie erst an diesem Abend kennengelernt hat und mit zu ihm nach Hause ist.
Grace97

:Eher unwarscheinlich, da diese theoretische Freundin, zwar gern feiert, aber eigentlich nicht so viel trinkt und erst recht nicht mit irgendeinem
Kerl verschwindet und das, wenn denn, natürlich nicht ohne mich anzurufen.
0Karla_9

:Okay, die zweite Option wäre, sie hat ihr Handy verloren und war dann zu müde um mit dem Auto nach Hause zu fahren. Am nächsten
Tag bemerkt sie auch noch, dass ihr Sprit alle ist.
Grace97

:Auch eher nicht, da sie niemals ihr Handy verlieren würde und außerdem hätte sie inzwischen irgendeine Möglichkeit gefunden mich zu erreichen.
0Karla_9

:Wenn das so ist, hab ich nur noch die letzte und unwarscheinlichste Option und die ist schlicht und einfach, dass sie entführt worden ist.

Als ich diese Worte lese, läuft es mir kalt den Rücken runter. Judy ist eine reiche Erbin und noch dazu ziemlich unvorsichtig. Normalerweise würde ich
ja niemals auf eine solche Idee kommen, schließlich bin ich eigentlich kein panischer Mensch, doch Judy ist wie eine kleine Schwester für mich.
Auf einmal klingelt mein Handy und ich zucke bei dem schrillen Geräusch zusammen. So schnell wie ein Blitz klappe ich das kleine nervtötende Teil auf und presse es
an mein Ohr.
"Hallo?", frage ich zittrig."Grace", höre ich eine mir wohlbekannte Stimme am anderen Ende der Leitung und mir läuft ein erleichterter Schauer über den Rücken.
"Judy, verdammt noch mal wo bist du und warum weiß keiner deiner Freunde wo du bist? Ich hab mir solche Sorgen gema...", setzte ich gerade an zu sprechen als
Judy mich unterbricht:"Sorry Grace, ich hab..na ja..Mist gebaut. Und jetzt sitz ich hier auf dem Polizeirevier fest und die wollen wissen wer mein Anwalt ist."
"Wie bitte?", frage ich trocken mit meiner`sag mir alles sonst bring ich dich um`-Stimme in das Handy und denke bloß `Nicht schon wieder`.
"Du hast mich schon richtig verstanden. Ich hatte da ein paar Probleme im Club nachdem meine Freunde weg waren. Und du weißt, dass das hier nicht das erste in meinem Vorstrafenregister sein wird."
"Wieso rufst du nicht einfach deinen Vater an und lässt dir von ihm seine besten fünf Anwälte schicken? Er hilft dir doch immer aus der Patsche.", frage ich sie während ich meinen Notizblock und mit meinem Stift hervorkrame die ich immer in meiner hinteren Hosentasche stecken habe. Jetzt brauch ich sie um mir das wirklich wichtige später für den Gerichtssaal aufschreiben zu können, dass Judy mir über das Telefon noch vermitteln wird."Na wegen Tanja. Die Schlampe von dritter Stiefmutter hat meinem Vater eingeredet ich bräuchte mehr Disziplin und hat gemeint, er solle mir doch das Erbe streichen, wenn ich wieder vor einem Richter stehe. Das heißt, wenn ich bei ihm anrufe, bin ich mein Vermögen zusammen mit meiner gesamten Zukunft los." Ich nicke, als Zeichen dafür, das ich verstanden habe als mir klar wird, dass wir am Telefon sprechen und flüstere ein kurzes:"Kapiert."
"Und da du nun einmal Jura studierst, auch noch besser als ich, und du eine Lizenz hast jemanden zu vertreten solange derjenige einverstanden ist, brauch ich dringend deine Hilfe!" - "Okay", ich klappe meinen Block auf und kichere leise,"welche Schandtat hast du diesmal begangen?" Sie holt tief Luft am anderen Ende der Leitung, dann fängt sie an:"Eigentlich sind es ja Schandtaten

...?"murmelt sie und stoppt wohl, um meine Reaktion abzuschätzen doch ich sage nichts, runzele bloß die Stirn und sie fährt fort:"Nachdem die mich alleine gelassen hatten, nur weil sie schon müde waren, hab ich bis 4 Uhr morgens in diesem Club gefeiert und dann wollte mich dieses Arschloch von einem Türsteher doch tatsächlich aus dem Club schmeißen, hat noch nicht mal gefragt, ob ich freiwillig gehe und hat mich einfach grob weggezerrt. Daraufhin bin ich so wütend geworden, dass ich eine kleine Prügelei begonnen habe. Fünf Minuten später war die Polizei da und diese Polizistenschwein hat mir an den Arsch gefasst. Da hab ich ihm auch noch eine rein gehauen. Kaum dass ich mich versah, war ich in ner Zelle und die haben mir meine Rechte vorgelesen." Mir klappt der Mund offen und eine Weile starre ich nur vor mich hin, da ich das eben Gehörte erstmal verdauen muss. Sorgen, dass sich Judy verletzt hat, mache ich mir nicht. Die kämpft nämlich besser als so mancher Profi-Wrestler. Ich schlucke und frage:"Wann beginnt die Anhörung?" Sie klingt erleichtert, als sie meint:"In einer halben Stunde im Gerichtsgebäude am Stadtplatz. Danke, Grace."Dann legt sie auf und ich fahre mir aus Gewohnheit nervös durch die Haare. Eine halbe Stunde.Ich habe eine halbe Stunde. Scheiße

, ich habe bloß eine halbe Stunde

.
Fast so schnell wie Superwoman ziehe ich mir ein graues Kostüm an, hole meinen "speziellen" Aktenkoffer mit allen bisherigen Fällen von Judy und fahre, pardon rase

mit meinem Pick-Up den Weg zum Gerichtsgebäude entlang. Ich kann nur beten, dass ich nicht zu spät komme, denn in neun von zehn Fällen verliert der Mandant des Anwalts, der zu spät gekommen ist, den Fall. Ich spüre bereits, wie mir kalter Angstschweiß den Nacken runterläuft. Als ich am Gerichtsgebäude ankomme hüpfe ich die Treppen hinauf, wobei ich mir auf die Füße gucke, damit ich in den scheißhohen Schuhen nicht umknicke. Geradeso merke ich noch wie ich gegen jemanden renne und ich wäre auf den Boden gefallen, wenn mich dieser Jemand nicht in diesem Moment auffänge und ich in zwei wunderschöne strahlendblaue Augen gucken würde, bei deren Anblick ich mich fühle, wie Dreimal Erdbeereisbecher mit Sahne. Eigentlich bin ich ja nicht so der Typ für Liebe auf den ersten Blick, aber ich kann nicht bestreiten, dass dieser 1,85m- große muskelbepackte, gutaussehende Kerl mit den verwuschelten, hellbrauen Haaren mich auf eine gewisse Art fasziniert. In seinen Augen erkenne ich das Gleiche soeben geweckte Interesse und er sagt mir mit seiner rauen Stimme, die mir einen Schauer über den Rücken jagt:"Hallo, Schönheit. Ich hab im Moment leider keine Zeit, mich mit dir zu beschäftigen, aber wie wärs mit einem Nummernaustausch?" Ich nicke kurz, dann gebe ich ihm, noch immer in seinen Armen, mein Handy. Er tippt kurz darauf herum dann gibt er es mir wieder und lässt mich nur widerwillig wieder los, aber nicht ohne mir noch einen langen Blick zuzuwerfen, bevor er geht. Ein wenig wackelig auf den Beinen gehe ich, benebelt in Gedanken von diesem Mann, dessen Name ich nicht kenne aber von dem ich weiß, dass er derjenige ist vor dem mich mein mulmiges Gefühl heute morgen gewarnt hat, in das Gebäude direkt auf Judy zu, die neben dem Eingang, bewacht von zwei Polizisten, in einem Stück Stoff da steht, das mehr Hemd als Kleid ist. Freudig grinst sie mir aus durchdringend, grün-roten Augen entgegen, die noch von ihrem Schulterlangen, welligen, kastanienroten Haar unterstrichen werden. Schnell hakt sie sich bei mir ein und zieht mich zielstrebig auf eine große Holztür zu. Ich hole tief Luft und straffe meine Schultern, um mich zu voller Größe aufzurichten, bin aber immer noch ein wenig kleiner als Judy. Geschmeidig öffnet sich die Tür und wir treten ein."Wir sind eingetroffen", meine ich zu niemand bestimmten, während ich mich vorne an den Pult begebe."Hi Angela", meint Judy munter zur Richterin

. Ich schaue Judy kurz geschockt an, doch sie zuckt nur gleichgültig mit den Schultern als will sie sagen `was hast du denn gedacht?`. Ich entspanne mich auf meinem Stuhl, als die Richterin genau so lässig antwortet."Hi Judy. Freut mich dich zu sehen, auch wenn ich mir wünschte, es wäre nicht immer unter solchen Umständen." Sie klappt den dicken Ordner vor ihr auf, seufzt, und spricht dann in verändertem Tonfall:"Lasst die Verhandlung beginnen!"

Mal wieder angeklagt (Judy)




"Judy Michaels! Sie sind angeklagt wegen Beamtenbeleidigung, mehrfacher Körperverletzung und Trunkenheit am Steuer!" Angela steht da und blickt mich mit traurigem Gesicht an. Tja was solls.... Mich interessiert es sowieso nicht, was Leute von mir denken. Ich blicke zu Grace. Sie sieht aus als ob sie gleich sterben wird.
"Sei bitte vorsichtig! Ich sehe es kommen! Du wirst deine Freundin damit umbringen!"-"Ach sei still! Das war gerade das schärfste was sie je gemacht hat. Natürlich war es das! Ich hatte schließlich die Idee dazu..." Ich seufze. Mädchen[Liz] und Junge[Ed] streiten sich dauernd. Ed ist ein böses hinterhältiges Schwein, dass verdammt noch mal ziemlich nervig ist. Aber Liz ist ne dumme Tussi, die sich für was besseres hält. Wenn sie neben mir sitzen würden, würde ich sie für ein verliebtes Paar halten.(Ach ja für alle die es nicht verstanden haben: Liz und Ed sind meine Gedankenstimmen, die ich mir mit 11 Jahren ausgedacht habe. Aber irgendwie streiten sie sich immer noch wenn ich eine schwere Entscheidung zu treffen habe!) Während ich träume liest Gracie meine Vorbestrafungen vor. Nach dem 15 Eintrag sage ich plötzlich: "Okay ich glaube wir haben es kapiert! Ich bin gewalttätig

!" Aber Grace erzählt einfach weiter. "Grace....Graaace.....Graaaaaaaaaace," wispere ich. Mir ist sterbenslangweilig. Bei meiner ersten Anklage war ich nervös und zitterte wie verrückt, doch nach der 2 Anklage wurde ich immer ruhiger. Seit dem macht es mir nichts mehr aus vor Gericht zu sitzen. Nur meine doofe Stiefmutter musste mir alles verderben. Erst kürzte sie mir mein Taschengeld auf nur 10.000$, dann verbot sie mir nach Hawai zu fahren (Weil ich angeblich zu jung war...grrrr ich würde sie am liebsten totschlagen!) und jetzt darf ich nicht mehr vor Gericht gehen. Langsam sehe ich auf und denke mir, Gracie bring mich bitte nicht um! Denn meine liebe Freundin Angela fängt gerade an von meiner Tat zu erzählen:
"Die Angeklagte war um 4.00 in dem Club "Morage". Als ein Türsteher sie bat aus dem inzwischen geschlossenem Tanzbereich zu gehen, fing sie an ihn zu beschimpfen. Sie sagte, ich zitiere,:" Du bist fett, hässlich, riechst nach Käse und hast scheiß Haare. Ich muss keine Hellseherin sein um dir zu sagen, dass du als einsamer Penner an Alkoholkonsum sterben wirst." Dann fing die Angeklagte an auf den armen Mann einzuschlagen. Nachdem die Polizei eingetroffen war fing sie an zu schreien, sie seien "Scheiß Bullen". Schließlich lief sie zu einem Auto, setzte sich hinter das Steuer und fuhr los. Die Polizisten haben sie erst nach 3 Blocks fangen und in das Revier bringen können. Als sie jedoch auf der Polizeistation war, fing sie wieder an gewalttätig zu werden."
Damit schließt Angela ihren Bericht. Gracies Gesicht ist kalk weiß und sie sieht aus als ob sie gleich weinen würde. Doch dann fängt sie an zu reden. Nach einer halben Stunde sind die Richterin und die Geschworenen so fertig, dass ich nur eine Woche Anti-Agressionstraining auferlegt bekomme. Grace geht mit mir auf den Flur.
Ihre Brille ist auf die Nasenspitze gerutscht und sie sieht richtig kaputt aus. Jedoch sehe ich ein Funkeln in ihren Augen, dass da sonst nicht ist. Was kann das nur sein, denke ich mir verblüfft. "Sie ist verliebt! Was soll es denn sonst sein?" "Halt deine Fresse Liz", fauche ich. Grace sieht mich erstaunt an. Dann wird ihr sonst so weiches Gesicht hart. "Was fällt dir eigentlich ein, dich nicht bei mir zu melden? Ich bin fast gestorben vor Angst! Und dann auch noch die Sache mit der Polizei! Du bist so...." Plötzlich hört sie auf zu schimpfen, ihr Gesicht wird wieder weich und ihre Augen glänzen wieder. Sie stellt sich hinter mich und kichert leise. Ich sehe mich im Gang um und entdecke sie. Zwei schnuckelige Typen, mein neuester Fang. "It's showtime!" Langsam gehe ich auf die beiden zu. "Na ihr? Was machen den zwei so süße Typen an einem so finsteren Ort?" Die zwei schauen mich an und ich glotze zurück. Oh mein Gott! "Ehm....ihr erzählt es mir sicher gerne bei einem Kaffee. Meine Anwältin hat ein Auge auf einen von euch geworfen." Die beiden sagen immer noch nichts. Ach egal. Ich nehme die zwei süßen Typen, die sich sicher noch als Arschlöcher entpuppen werden, an den Händen und rufe: "Grace! Kommst du mal kurz!" Meine ABF kommt sofort angerannt und schaut mich mit großen Augen an. "Jungs! Das ist Grace, ich bin Judy und ihr seit zwei Jungs die uns jetzt sofort zum Kaffeetrinken einladen werden!" Grace will gerade etwas erwidern, als der kleinere der beiden, aber immer noch größere als ich, sagt: "Okay! Wir gehen jetzt zusammen Kaffee trinken. Mit dir wollte ich sowieso mal ausgehen!" Er schaut Grace an und sie schaut zurück. Verliebtes Paar! Der anderer Typ sieht mich mit seinen anders-aussehenden Augen an und lächelt. Ich lächele zurück. Und dann gehen wir los...

***

Love, Love, Love! I'm falling in Love!
Wir gehen also in das Lieblingscafe des kleineren (er heißt übrigens Jason Wildclaw). Der größere (Gabriel Wildclaw) setzt bloß einen wirklich abschreckenden Blick auf und murrt einige zustimmende Worte. Er schaut mich auf dem Weg an und ich werde rot. Als Jason sagt, dass wir endlich da sind, bin ich erleichtert. Gabriels stechenden Blick in meinem Rücken hätte ich nicht noch länger ertragen. (Ich hätte viel lieber, dass er mir in meine Augen schaut.) Wir setzen uns hin. Gabriel tritt Jason, als dieser sich neben Grace setzen will. Die beiden streiten daraufhin und ich frage Grace wieso die beiden sich so brüderlich benehmen. Meine ABF (allerbeste Freundin) sieht mich skeptisch an und sagt: "Weil sie Brüder sind! Du bist manchmal echt schwer von Begriff. Sind dir die gleichen Nachnamen noch nicht aufgefallen...?" Belustigt betrachten uns die beiden. Gabriel sieht mich an und ich werde rot, murmle etwas vor mich hin und gehe ziemlich schnell Richtung Klo. "Spiegel, Spiegel, Spiegel?! Verdammt wo ist der Abdeckstift? Wimperntusche, Kajal, Rouge....ah da bist du Abdeckstift!!! Du böser, böser Abdeckstift! Hast du dich vor Mama versteckt? Du musst keine Angst haben, ich werde dich nicht fressen. Aber ich werde dich töten MUAHAHAHA!!!! Fertig..." Nach diesem kleinen aber feinen Selbstgespräch gehe ich zurück an den Tisch. Jason starrt mich angestrengt an. "Schreist du eigentlich immer, während du dich schminkst? Man hat dich im ganzen Cafe gehört!"-"Nein! Nur wenn ein süßer Typ mit mir am Tisch sitzt. Und ich meine nicht dich, Jason..." Mit einem vielsagendem Blick sehe ich seinen Bruder an. Dieser schaut aber sehr abweisend zurück, steht auf und murrt:"Ich hole die Bedienung!" Ich sehe ihm nach und seufze. "Keine Sorge! Er mag dich!" Der Freund von Grace spricht zwar mit mir, blickt dabei jedoch immer nur auf Gracie. Die sitzt die ganze Zeit still da und schaut abwechselnd mich und Jason an. "Er mag dich wirklich!", unterstreicht er nochmal seine Worte."Das hoffe ich.", flüstere ich und fange mir damit schon den zweiten besorgten Blick von Grace ein.

Beobachtungen (Bodyguard der Wildclaw-Brüder)



Meine Sonnenbrille richtend, schiebe ich die Zeitung vor meinem Gesicht zurecht, bis ich genau durch das kleine Loch sehen kann. Wir observieren die Brüder bereits rund um die Uhr, seit sie geboren wurden; auf Geheiß von Matthew Wildclaw. Die Bekanntschaft mit den beiden Damen, die gerade bei ihnen am Tisch sitzen, haben sie heute durch Zufall gemacht. Deren Hintergründe werden im Moment untersucht. "Wächter 1 an Wächter 5. Wächter 1 an Wächter 5.", spreche ich in mein verstecktes Headset und sehe mich unauffällig nach dem großen Mann im schwarzen Anzug um. "Neuigkeiten, Wächter 1?", tönt es in mein Ohr."Nein, bis jetzt verhalten sich die Welpen ruhig. Und bei dir?" "Auch nichts." Durch meinen Zeitungsschutz sehe ich, wie Jason sich plötzlich zu der Frau neben sich hinunterbeugt, wobei sich ihre Beine berühren. Schockiert muss ich beobachten, wie er ihr eine Hand auf den Arm legt und ihr etwas zuflüstert. "Wächter 5, Wächter 5! Wir haben einen Notfall! Welpe 2 macht Annäherungsversuche gegenüber der


Schwarzhaarigen! Wolfsvater wird uns das nie verzeihen! Notfall-Plan aktivieren! Notfall-Plan aktivieren! Schick das Chamäleon! Ich wiederhole! Schick das verkleidete Chamäleon!"



Werwolf?! (Grace)



Fasziniert schaue ich Jason an, während er wild mit den Händen gestikulierend erzählt, was für Streiche er Gabriel täglich spielt. Der Angesprochene verzieht das Gesicht mit jedem Wort mehr und vermiest Judy damit die Laune. Das liegt an einem ganz bestimmten Grund: Sie ist verliebt. In Gabriel. Das merkt jeder hier am Tisch, bis auf ihn. Ich seufze kurz auf und werfe ihr einen mitleidigen Blick zu. Jungs sind manchmal wirklich etwas schwer von Begriff. Jason unterbricht kurz seine Rede und beugt sich zu mir herunter; offensichtlich um mich aufzumuntern. Unsere Beine berühren sich, was mir einen Schauer über den Rücken jagt. Dann legt er mir eine Hand auf den Arm und flüstert in mein Ohr:"Mach dir keine Sorgen. Das wird schon mit den Beiden. Außerdem bist du viel süßer, wenn du lächelst." Mir schießt die Röte ins Gesicht; zum einen wegen seinem Atem auf meiner Haut und zum anderen wegen seiner Worte. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie der Kellner mit unserer Bestellung kommt. Fast wie in Zeitlupe, stolpert er über seine eigenen Füße und das gesamte Tablett entleert sich auf Jasons Hose. Dieser schreit auf, als sich mein Latte Macchiatto auf ihn ergießt, lässt von mir ab und springt auf. "Da oben will wohl jemand nicht, dass ich dir näher komme.", meint er dann schmunzelnd, während der Verursacher des Ganzen sich bei ihm entschuldigt und alles aufwischt. Ich weiß nicht warum, aber irgendwie sieht der Kellner zufrieden aus. Auf einmal fängt Gabriel an, wie wild zu lachen. Dann sagt er mit Tränen in den Augen:"Dieser Jemand heißt garantiert Matthew und ist zufälligerweise unser Vater..." Judy und ich schauen die Brüder verwirrt an, doch sie schweigen. Wenigstens ist Gabriel jetzt lockerer. Er unterhält sich fünf Minuten später angeregt mit Judy über die Vor- und Nachteile von Türstehern. Wie eine Idiotin grinsend, schaue ich Jason an und es wird doch noch ein ganz schönes Treffen.

***

Nach dem "Doppeldate", laden wir die Beiden noch nach Hause ein, aber sie meinen, sie hätten keine Zeit. Nervös stehe ich vor dem Cafe und gebe Jason dann zögerlich einen Kuss auf die Wange. Dieser grinst mich fröhlich an. Judy und Gabriel sind schon zu meinem Auto vorgegangen, um sich dort zu verabschieden. Jason hat sich auch schon umgedreht, doch da bleibt er stehen. Ihm ist offensichtlich noch was eingefallen. Über die Schulter fragt er: "Ach ja, zu welcher Rasse gehörst du eigentlich? Du kommst mir nicht vor, wie eine Werwölfin. Vielleicht sogar ein Mischlingsmädchen?" Häh? Was redet er da ? "Meinst du ein Onlinegame? Sorry, aber ich muss dich enttäuschen. Ich bin bei nichts angemeldet." Jetzt sieht er verwirrt aus. "Nein, nein, ich meine deine Rasse. Du hast sicher auch bemerkt, dass sich bei uns eine Vericomiti aufgebaut hat..." Plötzlich weiten sich seine Augen. "Du weißt wirklich nichts davon, hm?" Fast ein wenig traurig sieht er mich an. Es passt nicht zu ihm.
"Wovon?", reagiere ich schon leicht gereizt. "Vergiss es... Ich muss noch ein paar Dinge in Erfahrung bringen, bevor wir darüber reden.", murmelt er mehr zu sich selbst, als zu mir. Dann winkt Jason mir noch kurz zu; schon verschwindet er um die nächste Ecke. Den Mund verärgert aufgeklappt, starre ich ihm hinterher.

***

Mit verschränkten Armen und grimmigem Blick geradeaus schauend, mache ich mich auf den Weg zu meinem Pick-Up. Dort angelangt, bekomme ich gerade noch mit, wie Gabriel sich von Judys Lippen löst. Peinlich berührt schenkt er mir einen entschuldigenden Blick, während sie in der Zwischenzeit grinsend mit ihrer Hand irgendwo an seinem Hintern rumgrapscht. Dann küsst er Judy nochmal und entschwindet genau wie sein Bruder um die nächste Ecke. Meine Arme werden verschränkter, mein Blick grimmiger. Jetzt verenge ich auch noch meine Augen zu Schlitzen. Mein Misstrauen stellt gerade einen neuen Rekord auf. Aber da stimmt garantiert irgendwas nicht. Auch wenn ich die Brüder erst ein paar Stunden lang kenne, habe ich das Gefühl, dass Judy und ich das Recht haben, zu wissen, was vor sich geht. Nachdenklich am Kinn tippend betrachte ich Judy: "Es sah zwar nicht so aus, aber hat Gabriel dich zufälligerweise irgendwas Merkwürdiges gefragt?" Sie sieht mich überrascht an. "Jetzt, da du es sagst.. Ja, irgendein Scheiß, von wegen aus welcher Familie ich komme und ob ich vielleicht eine Elfe bin, weil meine grün-roten Augen so merkwürdig aussehen. Meine Augenfarbe ist übrigens sehr schön und einzigartig, nicht

merkwürdig." Ich nicke zustimmend. Die Farbe ist wirklich sehr hübsch. Weiter im Protokoll. "Aber als er angefangen hat über Werwölfe zu reden, habe ich angefangen ihn zu küssen. Und er ist ein ziemlich guter Küsser..." Verträumt fährt sie sich mit dem Finger über die Lippen. Ihren glasigen Blick ignorierend stelle ich ihr die nächste Frage: "Was, denkst du, hat das Ganze mit uns zu tun?"
"Möglicherweise haben sie mein Dateangebot nur angenommen, weil sie denken, dass wir auch der Gruppe von Leuten, nennen wir sie mal Sekte, angehören, von denen sie anscheinend die ganze Zeit reden. Vielleicht werden wir sogar in diesem Moment von der Sekte, die über Elfen und Werwölfe redet, beobachtet?" Sie zwinkert mir verschwörerisch zu und sieht sich beiläufig um. Dann fängt sie an wie wild zu kichern. Verzweifelt raufe ich mir die kurzen Haare. Bis jetzt war sie nur zweimal verliebt, doch nie so sehr. Und wenn sie verliebt ist, lässt sich nicht mehr vernünftig mit ihr reden. Fast wie im betrunkenen Zustand. Nicht, dass ich keine Gefühle für Jason hätte, mein Kopf bleibt aber trotzdem klar. Aufseufzend ziehe ich Judy zu meinem blauen Pick-Up und drücke sie in den Beifahrersitz. Sie registriert mich gar nicht. Wiederum seufzend, lasse ich mich ebenfalls in den Wagen sinken. Auf dem Weg nach Hause, durch den Verkehr von New Orleans, schläft Judy wie ein Baby.

***


Wir stecken mit dem Auto an der Straßenkreuzung zu unserer Wohnung fest, weil irgendein betrunkener Depp einen Unfall gebaut hat, als ich aus dem Augenwinkel Jason und Gabriel erblicke, welche in dem Moment auf einen Club zugehen, der in einer dunklen Seitengasse liegt. Ich rüttle Judy wach, welche schon seit Beginn der Fahrt ununterbrochen `Gabriel, ich liebe dich`, vor sich hin murmelt. Genervt rüttle ich weiter, bis sie mit einem Brummen meine Hände wegschiebt und meint: “Ja, ja Mama, ich bin wach. Was willst du? Wir sind noch nicht da, oder?“
Ich drehe ihren Kopf in die Richtung von Gabriel. Bei dem Anblick der Beiden weiten sich ihre Augen. Als sie sieht, wo die Brüder gerade hineingehen, fallen sie ihr fast aus dem Kopf. Mit einem Griff holt sie ein paar Sachen unter ihrem Sitz hervor und drückt mir die Hälfte von ihnen mit einem `Anziehen! ` in die Hände. Als Antwort auf meinen fragenden Gesichtsausdruck, sagt sie nur: „Gabriel ist zwar der Erste mit dem ich es ernst meine, aber garantiert nicht der Erste, an dem ich je Interesse hatte. Und meistens war ich auch nicht die Einzige, die an diesen Typen interessiert war.“
Ich bekomme Gänsehaut. Ihr Blick ist dunkler, als der Nordpol in der sonnenfreien Saison. Zögerlich betrachte ich die Sachen, die ich immer noch halte. Perücke, Sonnenbrille, langer schwarzer Mantel. Dasselbe bei Judy. Offensichtlich waren die vielen Typen wirklich sehr beliebt, wenn sie schon Verkleidungen in ihrem Auto versteckt, um ihnen nach zu spionieren. Ein wenig tut sie mir Leid, da sie bis jetzt niemandem wirklich vertrauen konnte, außer mir und ihrem Vater. Seufzend ziehe ich mir die Verkleidung über, während ich darüber nachdenke, ob es mir mit dieser Methode gelingen wird herauszufinden, was die Brüder verbergen. Ich, versucht unauffällig, und Judy, drängelnd, gehen wir an der relativ langen Schlange vorbei zum Eingang, aus dem bereits laute Musik schallt, obwohl gerade erst die Sonne untergegangen ist. Mit dem Türsteher halten wir vor einem Problem, dass ich nicht miteingerechnet habe. Mit Schrecken denke ich an Judys letzten Vorfall, in den ein Türsteher verwickelt war und befeuchte nervös meine Lippen. Aber bevor irgendwas passieren kann, von dem ich weiß, dass es mir einen Herzstillstand bescheren würde, sagt Judy mit arroganter Stimme: „Wir sind hier mit Gabriel und Jason verabredet.“
Baff schaue ich sie an und schimpfe mich in Gedanken, nicht selbst darauf gekommen zu sein. Die Brüder sind ziemlich wahrscheinlich öfters hier. Mit einem Nicken und einem überraschten Blick in unsere Richtung, öffnet der Wandschrank von einem Mann die Absperrung. Die anderen Leute, welche bestimmt schon eine Ewigkeit warten, sehen uns empört an. Hüften schwingend, ein charmantes Lächeln aufgesetzt, das bestimmt schon viele Herzen gebrochen hat, nimmt Judy mich an der Hand und wir betreten den Club.
Die heiße, schwüle, vom Tanzen und Flirten hormongeschwängerte Luft schlägt uns entgegen. Bei dem Geruch von Schweiß, Zigarren und etwas Undefinierbarem muss ich husten. Mit einem kurzen Blick nehme ich meine Umgebung auf.
Abgedunkelte lila Neonlichter, ein paar bequem-aussehende schwarze Sofas und eine moderne, gut ausgestattete Bar, schon fühlt man sich gleich viel wohler. Der nicht zu laute Rock macht alles komplett.
Das ist erst mein zweites Mal in einem Club. Eigentlich habe ich mir damals geschworen, einmal und nie wieder. Grinsend schaut Judy mich an. Sie erinnert sich wohl gerade auch an meinen letzten Clubbesuch. Widerstandslos lasse ich mich von ihr durch die Menge ziehen, während ich mich nach den Brüdern umsehe. An der Bar angekommen, drückt sie mich auf einen Hocker und setzt sich daneben. Jetzt fällt mir auch auf, dass sich in diesem Club fast nur Männer befinden. Gutaussehende, muskelbepackte Männer. Seufzend bestelle ich mir eine Margerita und kippe sie in einem Zug runter. Judy schenkt mir einen anerkennenden Blick, als ich mir gleich die nächste bestelle. Diese fließt langsamer meine Kehle herunter. Resigniert sehe ich mich wieder um und umklammere mein leeres Glas krampfhaft. Rechts von mir flirtet Judy mit irgendeinem Typen, auch wenn sie in der Verkleidung nicht halb so gut wie sonst aussieht, sodass ich mich gezwungen fühle, sie am Mantel zu mir zu ziehen und ihr ins Ohr zu flüstern: „Wir sind hier, um was über die Brüder herauszufinden und hast du Gabriel schon wieder vergessen?“
„Ich füge mich doch bloß in die Menge ein um Infos zu bekommen“, erwidert sie gelassen. Genervt stöhne ich auf, als Judy den einen Typen zum Getränke holen schickt, damit sie gleich anfangen kann, mit einem anderen Mann zu flirten. Kurz darauf kommt Typ 1 mit zwei Bier zurück. Tss, tss, tss, kein Geschmack der Mann. Beim Anblick von Judys neuem Gesprächspartner lässt Typ 1 die ekelhaften Bierkrüge fallen und geht auf Typ 2 los. Die Beiden schlagen, sich auf dem Boden kugelnd, aufeinander ein. Ich nehme es gelassen. Sie sind nicht die Ersten, die sich um die jetzt gelangweilte Schönheit neben mir streiten. Gleichgültig schaue ich dem Treiben zu, als plötzlich etwas Unvorhergesehenes passiert. Und zwar wachsen den beiden Typen Fell, ihre Ohren werden spitzer, die Gesichter länger. Und plötzlich knurren sich zwei zerkratzte, graue, übergroße Wölfe an. Ich sehe mich geschockt im Laden um, doch niemand scheint überrascht. Verwirrt treffe ich auf Judys ebenfalls geschockten Blick. Dann fangen wir an zu schreien.


Werwolf?! 2 (Jason)



Eine Stunde zuvor:


Leicht verspannt gehe ich durch dunkle Seitengassen und versteckte Abzweigungen, auf der Suche nach meinem Bruder. Normalerweise werde ich nicht so schnell unruhig, was mir umso mehr Sorgen bereitet, denn auch wenn Grace meine Gefährtin ist, sollte sie nicht schon jetzt eine solche Wirkung auf mich haben. Plötzlich fängt mein Handy an zu klingeln und Royal Republics „Good to be bad“ schallt durch die Nacht. Mit einem charmanten: „Ja? Jason dran.“ (Es könnte schließlich eine meiner Stalker-Ex-Freundinnen sein, die an meine Handynummer gekommen ist) begrüße ich mein Gegenüber. „Wir müssen uns sofort mit Matthew treffen! Es gibt ein Problem!“, brüllt Gabriel gestresst ins Handy. Leicht genervt stecke ich mir einen Finger in mein, von seinem Geschrei schmerzendes, Ohr. Er ist eigentlich auch nicht so schnell aus der Ruhe zu bringen. Jedenfalls war er das bevor Judy kam. Jetzt regt Gabriel sich die ganze Zeit über Kleinigkeiten auf. Frauen, denke ich bloß erschöpft, kennst sie vielleicht knapp 10 Stunden und schon steht deine Welt Kopf!
„Klar, klar, was ist los?“ Ich höre ein Seufzen am anderen Ende der Leitung, dann antwortet Gabriel ruhiger: „Du hast sicher auch schon mitgekriegt, dass unsere Frauen nicht mehr über Werwölfe oder eine der anderen 8 Milleniumsrassen wissen als gewöhnliche Menschen. Doch das ist unmöglich, zum einen, weil ihre Eltern auch zu uns gehören müssen. Zum anderen, falls ihre Eltern tot sind, hätte unsere Regierung sie an eine Familie ihrer Art in Pflege geben sollen. Am Merkwürdigsten ist allerdings, dass alle Beide keine Ahnung von ihrer Abstammung haben. Einmal kann ja ein fast unmöglicher Zufall sein, aber gleich zweimal…?! Ich denke unser Vater weiß mehr darüber, er ist schließlich das Oberhaupt der Werwölfe und ein Milleniumskönig.“
Logisch. „Weißt du überhaupt wo er ist?“
„Ja, ich habe seine Sekretärin angerufen. Er geht gerade seinen Geschäften im „Mandy`s“ nach. Treffen wir uns gleich an der Kreuzung vor dem Club?“ Das „Mandy`s“ ist nach unserer Mutter Amanda benannt. Sie und Dad leiten die Werwolfbar zusammen. „Klar, bin in einer halben Stunde da. Kann mich mitten in der Stadt schließlich nicht verwandeln und dann im Vollspeed hin rasen.“ Gabriel schnaubt verächtlich. „Grace färbt offensichtlich auf dich ab. Du zeigst endlich ein bisschen Verantwortungsbewusstsein.“ Grinsend meine ich bloß: „Das Kompliment kann ich nur zurückgeben. Du warst früher auch nicht so schlagfertig. Respekt!“ Vor mich hin pfeifend klappe ich das Handy zu und mache mich auf den Weg zum Club.

***

Gabriel wartet an der Kreuzung schon ungeduldig mit dem Fuß trippelnd auf mich. Nach einem schadenfrohen Blick in seine Richtung, marschieren wir auf Gregor zu. Er ist täglich damit beschäftigt den Haufen von Sterblichen zu verscheuchen, der in den Club will. Es sind nämlich nur Werwölfe oder andere Milleniumsrassen erlaubt, auch wenn Vampire nicht gern gesehen werden. Gregor riecht uns schon von weitem und öffnet die Absperrung. Irgendwie fühle ich mich beobachtet. Ich werfe Gabriel einen fragenden Blick zu und er nickt unauffällig. Zielstrebig gehen wir an dem bulligen Mann vorbei ins stickige Innere des Clubs. Während wir uns durch die Massen zur Hintertür drängeln, werden wir von allen Seiten begrüßt. Von den einen freundlich, von den anderen respektvoll. Schließlich trifft man nicht alle Tage auf die Werwolfsprinzen. Wir öffnen die Tür, auf der „Nur für Mitarbeiter“ steht und treten in einen kühlen, nach Papier riechenden Raum ein.
Ein schwarzhaariger Mann sitzt gebeugt hinter einem Schreibtisch und sieht sich verschiedene Geschäftsunterlagen an. „Hey Dad.“, begrüße ich meinen Vater. Von Gabriel kommt nur ein kühles „Matthew“. Die Beiden haben sich noch nie gut verstanden. Dad sieht überrascht auf.
„Hey, was verschafft mir die Ehre?“, fragt er lächelnd und deutet auf die beiden Stühle vor dem Schreibtisch. Wir setzten uns und Gabriel erleutert die Situation in ein paar Sätzen, lässt aber geschickt die Tatsache weg, dass Judy und Grace unsere Gefährtinnen sind.
„Puh“, seufzt Dad auf und lehnt sich in seinem Drehstuhl zurück, „ich hab zwar schon von euren Bodyguards gehört, dass ihr heute zwei Frauen kennengelernt habt, aber dass die Sache so ernst ist, hätte ich ehrlich nicht gedacht.“ Mistkerl. Er ist also wirklich an dem scheiß heißen, versschütteten Latte Machiatto auf meiner Hose Schuld gewesen. „ Jetzt brauch ich erst mal dringend ein wenig Koffein. Ihr auch?“ Wir nicken kurz und er ruft seiner Sekretärin Kristen durch die Tür zu, sie solle uns drei Kaffee´s bringen. Es herrscht Schweigen, bis sie fünf Minuten später mit den Getränken kommt. Kristen ist heiß und unwillkürlich, vergleiche ich sie mit Grace. In meinen Augen schneidet Kristen wesentlich schlechter ab. Seufzend massiere ich meinen Nasenrücken. Ich habe die Leute, welche mit ihren Gefährten zusammen sind nie wirklich verstanden. Ich meine, wie kann man sich lebenslang an bloß eine Person binden? Aber jetzt wird mir klar, dass man ab dem Moment, in dem die Vericomiti einsetzt, eine permanente, rosarote Brille auf der Nase trägt. Doch so sehr sich mein Verstand auch dagegen ausspricht, macht es mir nicht wirklich etwas aus. In Ruhe trinken wir die Kaffee´s aus, während unser Vater nachdenkt. Als wir fertig sind, setzt er zu sprechen an: „Ich habe da eine Vermutung, die aber nur ein Bluttest endgültig beweisen kann. Sie könnten die Urenkel von…“ Er wird in seinem Satz von einem Kreischen unterbrochen, welches aus dem Club zu kommen scheint. So schnell wir können, machen mein Bruder, Dad und ich uns auf den Weg zur Quelle des Kreischens. Als wir dort ankommen, erstarre nicht nur ich überrascht. „Grace, Judy? Scheiße, was macht ihr hier?!“ Die Beiden drehen sich bei meiner Stimme um. Dann zeigen unsere Frauen gleichzeitig auf zwei knurrende Werwölfe. Carlos und Diego. Ich hätte es wissen müssen. Halt mal. Meine Augen weiten sich. Shit. Ich gehe auf Grace zu und nehme sie in den Arm. Gabriel macht das Gleiche bei Judy. Dann ziehen wir unsere Gefährtinnen in Dads Büro, wo Kristen bereits mit zwei Wodka dasteht. Wir drücken die Mädchen in die Stühle und sie kippen den Alkohol in einem Zug herunter. Dad schließt gerade die Tür hinter uns und schickt dann Kristen raus, damit sie draußen alles regelt. Er kommt näher und betrachtet Grace und Judy. In seinen Augen liegt Überraschung und Schmerz. „Diese Ähnlichkeit…“, murmelt er fast unhörbar vor sich hin. Gabriel wirft ihm einen wütenden Blick zu. Offensichtlich hat er es auch gehört. „Ähnlichkeit mit wem?!“, knurrt er. Daraufhin erwidert Dad ernst: „Die Ähnlichkeit zwischen diesen Mädchen und dem verstorbenen Herrscherpaar der Vampire.“

Mama! Hilfe! (Judy)



Wieso habe ich eigentlich immer nur so wenig Glück mit dem männlichen Geschlecht? "Weil du eine schwarze Aura hast?"-"Liz! Halt die Fresse!" Meine innere Stimme nervt gewaltig. Mist, schon wieder laut. Mein Kopf dröhnt. Schon wieder ein besorgtes Gesicht. Diesmal ist es Gabriels und nicht das von Grace. "Wollt ihr mich eigentlich verarschen?! Ich soll euch tatsächlich glauben, dass wir irgendwas sind, was wir nicht sein wollen?" Grace starrte geradeaus, sturr in Jasons Augen. "Darf ich raten? Ihr sagt jetzt, dass wir nun zu viel wissen und ihr uns jetzt umbringen müsst?" Was ist nur mit ihr los? Normalerweise bin ich diejenige, die solche Sachen von sich gibt, aber jetzt bin ich total verwirrt und Grace lässt ihre ganze Wut über den Scheiß-Tag heraus. So war sie das letzte Mal, als ich mir einen Ring angesteckt habe und der Finger dann so angeschwollen ist, dass wir den Ring im Krankenhaus aufschneiden mussten. Wieder ein lauter Gedanke... "Judy, ist alles in Ordnung? Du siehst leicht verwirrt aus!" Gabriels Blick wird sanft. "Ja, ja alles klar. Aber sagt mir kurz: sind wir beide jetzt Vampire und müssten wir dann nicht eigentlich Blut saugen?"
Schweigen.
Unbehagliches Schweigen.
Ein gutaussehender Mann tritt hervor und kommt genau auf mich zu. Die gleichen Augen wie Jason, die gleichen Gesichtszüge wie Gabriel. Ihr Vater. "Hallo! Ich bin Matthew Wildclaw, aber nennt mich ruhig Matthew. Ich bin der Besitzer dieser Bar und möchte euch darauf aufmerksam machen, dass ihr, falls meine Vermutung richtig ist, unsere Feinde seit. Aber um dies herauszufinden, müsstet ihr uns etwas Blut abgeben. Für einen Bluttest!" Gabriel nimmt mich an der Hand und zieht mich vom Stuhl hoch. "Es reicht Matthew! Judy? Soll ich dich und Grace nach Hause fahren?" - "Ehm...Ja...Danke. Grace?" - "Ja bitte!" Sie knirscht mit den Zähnen und fährt sich durchs Haar. "Wartet! Bevor ihr fahrt, möchte ich euch dieses Buch mitgeben. Nachdem ihr es gelesen habt, werdet ihr höchstwahrscheinlich eure Meinung ändern, was einen Bluttest anbelangt", wirft Matthew ein und drückt mir ein staubbedecktes, in dickes Leder eingebundenes Buch in die Hände. Auf dem Umschlag steht in großen Goldlettern `Geschichte der nächtlichen Welt (Lektion 1)`. "Da steht alles drin, was ihr über unsere bzw. eure Art wissen müsst. Noch was", er kramt in seinem Jackett herum und überreicht mir dann eine kleine weiße Karte, "hier steht meine Handynummer plus Adresse drauf. Ruft mich unbedingt an!" Ich nicke bloß kurz und hieve den dicken Schmöker in Gabriels Arme. Dann verlassen wir vier stillschweigend den Club.

***
Die Brüder sind still. Zu still. Die Stille weckt mich aus meinem tranceartigen Zustand, den ich angenommen habe, als Matthew uns sagte, dass wir höchst wahrescheinlich Vampire seien. OMG!!! Darf ich überhaupt "Oh mein Gott" sagen? Schließlich sagt man, Vampire gehören in die Hölle oder so! Während ich meinen verrückten Gedanken nachgehe, nähern wir uns unserem Appartment. Schon öffnet Gracie die Autotür und ninmmt das Buch. "Kommt ihr noch mit hoch", will ich von Gabriel wissen. "Nein, wir müssen noch etwas klären. Wir melden uns!" Das Auto fährt los und wir sehen ihnen nach. Meine ABF zieht mich die Treppe hinauf, drückt mich durch die Tür und ruft:"Das ist mir zu viel... Weck mich morgen in der Früh. Ich bin fertig, du kannst das Buch ja schon mal lesen." Mit diesen Worten verschwindet sie durch ihre Zimmertür und lässt mich alleine im Flur stehen.
"Na was solls! Komm Büchlein, jetzt wirst du gelesen!", sage ich zu mir und schmeiße das Buch aufs Sofa. Dann lese ich.

Mama! Hilfe! 2 (Gabriel)



"Vampire! Das gibts nicht! Nein das kann es nicht geben. Und dann auch noch zwei, die nicht wissen wer oder was sie sind!"-"Gabriel, beruhige dich!"-"Nein ich werde mich nicht beruhigen. Matthew hat alles vermasselt. Wieso ist er nur mein Vater! Er ist Schuld an allem! Endlich haben wir unser Veri comiti hinter uns und dann... Dann erzählt er uns die beiden seien Vampire!"-"Aber das ist doch nicht seine Schuld! Bieg ab! Du hast die Abbiegung fast verpasst. Wenn du dich nicht beruhigen kannst, fahre ich halt. Ich will das nächste Mal nicht dein Anwalt sein."

Mein Vater ist schon ein komischer Kauz: Über 500 Jahre alt und doch so blöd, dass er zwei armen kleinen Mädchen Angst einjagen muss. Er wusste ganz genau, dass er den Mädels nicht tun darf, ohne die Vampire zu verärgern. Wahrscheinlich hat er sich danach auch noch darüber lustig gemacht. "Ich bringe ihn um!"-"Nein, wirst du nicht", antwortet mein Bruder. Jason, der beste Bruder den man sich vorstellen kann, aber wirklich unernst! Ich atme tief ein und aus.

Impressum

Texte: Alle Figuren und Rechte bis auf die des Covers gehören mir und Jaspis allein
Tag der Veröffentlichung: 13.10.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für Julia M., das Bindeglied(und die Vernünftigste) in unserem BFF-Trio das dafür sorgt, dass wir nicht in Schwierigkeiten geraten und uns die Köpfe einschlägt wenn wir es doch tun

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